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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 1
Hauke Ohlendorf, Wuppertal, Creatix-Gründer<br />
Grußwort<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
mit der kostenfreien Erstausgabe des Magazins „C.R.E.A.T.I.X“ erreicht Sie ein Werk von<br />
Kreativen für Kreative; ein Kind der Facebook-Gruppe C.R.E.A.T.I.V.O, welche mit heutigem<br />
Tageshöchststand 1.470 Mitglieder zählt.<br />
Aus dem Mitgliederpool haben sich Autor(en)INNEN zusammengefunden, die in der<br />
kommenden Zeit für abwechslungsreiche Inhalte sorgen werden, um damit den<br />
Interessierten eine breit gefächerte Palette aus allen erdenklichen Kreativbereichen zu<br />
bieten.<br />
In unserer Terminologie haben wir bewusst darauf verzichtet, das Themenspektrum mit<br />
dem Titel „Kunst“ zu überschreiben, denn Kunst ist nicht immer nur kreativ und Kreatives<br />
nicht ausschließlich Kunst. Wir möchten gerne alle Mitmenschen erreichen, die sowohl<br />
professionell als auch nur aus reinem „Spaß an der Freude“ Dinge erschaffen, gleich ob<br />
diese aus der allg. bildenden Kunst, Schauspiel, Film, Tanz, Musik, Gesang, Töpferei, dem<br />
Stricken, Sticken, Häkeln, Patchworken, Weberei, oder sonst einer schönen Kreativ-<br />
Betätigung stammen. Keine Richtung ist zu gering, um in diesem Medium nicht ihr Echo<br />
zu finden – heute wie morgen.<br />
Damit wir wirklich allen Ansprüchen genügen, haben wir die Türen aufgestellt und mit der<br />
Einladung versehen: „Komm' herein und beteilige Dich, Du bist immer willkommen!“<br />
C.R.E.A.T.I.X soll aus einer Vielfalt heraus leben, die nicht nur von allen aktiven MitgestalterINNEN<br />
verliehen wird, sondern auch von Tipps und Ratschlägen des gesamten<br />
Umfeldes. Wer sich also berufen fühlt, ein eigenes Thema zu erarbeiten und uns für die<br />
nächste Ausgabe zur Veröffentlichung zur Verfügung zu stellen, soll mit offenen Armen<br />
empfangen sein. Formatierte Vorlageseiten schicken wir gerne per Email heute noch zu.<br />
Machen wir uns also gemeinsam auf den Weg, schöne Dinge die uns fesseln und unsere<br />
Welt verzaubern, hier mit Gleichgesinnten zu teilen! Das gesamte <strong>CREATIX</strong>-Team freut<br />
sich auf eine tolle gemeinsame Zeit!<br />
Bei der nun folgenden Lektüre der Erstausgabe wünsche ich viel Freude, Ihr / Euer<br />
Hauke Ohlendorf<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 2
IN SACHEN AUFRUFHÄUFIGKEIT DES MAGAZINS<br />
Die Erstauflage erreichte eine bisherige Zahl an Aufrufen in Höhe von 5.440, dies ist der<br />
Stand vom 07.08.2013. Durch Hochladen einer ergänzten Ausgabe und Löschung der<br />
alten, befindet sich heute der Zählerstand wieder auf null.<br />
Wer das Interesse an „creativ3XL“, ehemals „<strong>CREATIX</strong>“ in Zahlen bewerten möchte, möge<br />
der neuen Klickzahl bitte weitere 5.440 hinzurechnen, um ein korrektes Ergebnis zu<br />
erhalten.<br />
Auf diesem Wege danke ich allen inzwischen schon hier gewesenen LESERinnen und<br />
freue mich auf weiterhin gute Gemeinsamkeit.<br />
Mit freundschaftlichen Grüßen<br />
Hauke Ohlendorf<br />
der Herausgeber<br />
Bildschirmkopie vom heutigen Tage, dem 07.08.2013
INHALT<br />
Seite(n)<br />
01 Titelseite<br />
02 Grußwort<br />
03 Inhaltsangabe<br />
04 – 05 Vorstellung der Künstlerin Gabriele Springer<br />
06 – 44 Bildstrecke zur CREATIVA 2013 in Dortmund<br />
45 – 55 Schauspielkunst: Der prämierte Schauspieler<br />
Till – Florian Beyerbach, ein Profil,<br />
Gesamtmaterial wurde gestellt von T.-F. Beyerbach ©<br />
56 – 70 Gedichte von Hauke Ohlendorf<br />
Haiku im 5/7/5- Vers, Intermezzi differenti / Ungereimtheiten<br />
Morgennebel in Athman / نامثع, ein Gedichtfragment<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
71 – 72 „URSTROM“, Vorstellung des Werkes von Rüdiger Heins aus Bingen<br />
Vier Theaterstücke vom Diesseits ins Jenseits<br />
73 – 142 WAR OF TYPE CRAFT – Semesterabschlussarbeiten des<br />
Erstsemesters 2012/2013, Design Medien Kommunikation<br />
an der FH Dortmund, University of Applied Sciences and Arts<br />
143 Titelseite „Mein Niedersachsen – meine Hildesheimer Börde“<br />
Ein geschriebenes Geburtstagspräsent<br />
144 - 156 Der Kompromissblechkuchen – eine Kurzerzählung, von H. Ohlendorf<br />
157 - 159 De Biuer und die Duiwel, Volksmärchen in Mundart der Hildesheimer Börde<br />
ergänzend ins Hochdeutsche übertragen von H. Ohlendorf<br />
160 - 161 „Wo ein Wille ist“, Krimiauszug, Autorin: Anne Saalen<br />
162 - 163 Einladung von „Atelier Maltopf“ zu Wuppertal<br />
164 - 186 Teufel, Gott & harte Drogen,<br />
von Dolph Rouhen O' Kea / Titelbild H. Ohlendorf<br />
187 Marion Costazza – Neuwirth lädt ein<br />
188 - 189 Krönender Abschluss: Experimentelle Malerei von Andrea Thierbach -<br />
eine Empfehlung!<br />
190 Nachwort<br />
191 - 192 Impressum und Disclaimer am Ende dieser Ausgabe!<br />
COVERGESTALTUNG des Magazins von H. Ohlendorf, Wuppertal<br />
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Malen … pure Leidenschaft<br />
Kontakt:<br />
kuenstlerin@gabriele-springer.de<br />
www.gabriele-springer.de<br />
Der Mensch interessiert mich am meisten, denn er hat zwei Gesichter. Eins<br />
für sich, das Andere für die Außenwelt. Das für „ Sich „ ist für mich spannend<br />
herauszufinden. Was Sich hinter dem „ Sich „ bewegt, gefühlt und gelebt wird.<br />
Sich auseinandersetzen mit der Psyche, der Seele des Menschen.<br />
Spannend.<br />
Psyche stammt aus dem Altgriechischen und bedeutet „Atem-Hauch“.<br />
Diesen winzigen Atem-Hauch versuche ich in meinen Bildern einzufangen.<br />
Denn die Psyche macht einen Menschen lebendig, unverwechselbar, eigen,<br />
anders als andere. Sie umfasst alles, was wir fühlen, was wir denken, was wir<br />
wahrnehmen, wie wir es erleben und verarbeiten.<br />
Die Psyche - die Seele - beeinflusst unser ganzes Leben.<br />
Gabriele Springer<br />
„Malen“<br />
Die Nahrung meiner Seele<br />
Meine Sucht<br />
Mein Fieber<br />
Meine Leidenschaft<br />
Meine Bilder sind meine Biografie<br />
Das war so<br />
Das ist so<br />
Und, wird auch immer so bleiben<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/<br />
4
„Ohne Worte Nr.1“<br />
Mischtechnik auf Papier<br />
28,5 cm x 21,0 cm<br />
„Ohne Worte Nr. 21“<br />
Mischtechnik auf Papier<br />
30 cm x 40 cm<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/<br />
5
CREATIVA 2013<br />
ein Messebericht von Hauke Ohlendorf<br />
(17. März 2013)<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Auf 30.000 m² Fläche bot die beliebte Messe ihren Besuchern mit 732 Ausstellern aus<br />
insgesamt 16 Ländern eine breitgefächerte Auswahl altbewährter sowie innovativer<br />
Produkte. Das Publikum honorierte dies mit regem Interesse und so konnten die<br />
Veranstalter nach heutiger Verabschiedung der letzten Gäste rund 78.000 Besucher<br />
bilanzieren.<br />
Ein schönes wie erfolgreiches Ereignis ging somit zu Ende. Für all diejenigen, die es nicht<br />
nach Dortmund schafften, gibt <strong>CREATIX</strong> im Nachfolgenden eine kleine Rückschau auf<br />
Europa's größte Kreativmesse.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 6
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Die Universität Osnabrück lädt auf ihren Stand ein<br />
Umgang mit Textilien nicht nur als Hobby, sondern Hobby als Beruf.<br />
Ein Studienzweig stellt sich vor<br />
Alltagsgegenstände einfallsreich umgewidmet - der Sitzkoffer als Koffersitz<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 7
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Wer sie noch nicht kennt, bekommt sie eben heute zu Gesicht: "Schmuckbakterien"<br />
Näheres erklärt das nachfolgende Text-Bild<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 8
www.uni-osnabrück.de<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 9
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www.uni-osnabrück.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 10
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www.uni-osnabrück.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 11
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Auch die Universität Paderborn wartet "textil" auf. Seid umhäkelt Ihr Massen!<br />
http://www.uni-paderborn.de/<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 12
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http://www.uni-paderborn.de/<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 13
Das gute alte "Durchrubbeln" neu erdacht und kultiviert<br />
Man nehme eine kleine Auswahl an Stiften zur Hand................<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 14
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
.............lege diverse Matritzenblöcke unter und rubbele nach allen Regeln der Kunst übers<br />
Papier<br />
gediegene Holzobjekte und - Buchstaben der Fa. Sufuri aus Stockheim www.sufuri.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 15
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Alles Tolle aus Wolle; hier vom Schwarzen Schaf www.stricken-macht-gluecklich.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 16
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Von Alters her immer schon von Praxisgebrauch bis Hobby eingesetzt, das nie langweilig<br />
werdende Kreativmaterial Wolle. www.stricken-macht-gluecklich.de<br />
Großtrend mit steigenden Verkaufszahlen, Gestaltungszubehöre für SCHNIPPSEL-<br />
BÜCHER, zu Neudeutsch SCRAPBOOKS. Kein Album mehr ohne Individualdekor!!<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 17
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Die CREATIVA - unerschöpflicher Fundus an Utensilien für eine stetig wachsende<br />
Gemeinde von SCRAPBOOKERinnen http://scrapbookforever.de/<br />
Manchem ist es nicht nur große Liebe, sondern inzwischen auch Verdienst wie bei<br />
Ausstellerin Silke Klein. SCRAPBOOK forever! Ein Beweis wie eng schönes<br />
Hobby und Arbeit manchmal beieinander liegen können.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 18
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Scrapbook-Bedarf – ein ganzer Planet für sich www.scrapbook-onlineshop.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 19
Planten en Textiel<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 20
Wo die Welt kreativ ist, darf BOESNER nicht fehlen. Hier selbstverständlich<br />
wieder im Rahmen der aktiven Kunst.<br />
http://www.boesner.com/<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 21
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Vorführungen für Gartenfreund(e)INNEN. Die angebotene Zuschauerbestuhlung<br />
wurde niemals leer<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 22
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Quadratologo ließ lieber "selber machen"; während die Eltern sich umsahen,<br />
waren die Kinder mehr als versorgt und gingen selbstvergessen zur Sache.<br />
www.quadratologo.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 23
Ambiente kreativ für daheim - interessantes Leuchtwerk<br />
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THEATER TOTAL! Der Schauspielernachwuchs zeigt sich und seine Gastspieldaten<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 24
www.theatertotal.de<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 25
Für ein gutes Schauspiel reicht manchmal eine Leiter als Utensil<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 26
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2013 wieder sehr gefragt: fertige Stickarbeiten & Selbstmacher-Angebote<br />
Niemand kommt um die Auslagen eines tüchtigen Goldschmiedes herum und sei es nur zum<br />
Schauen<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 27
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Gadgets, Raumschmuck, Tand & Schönes. Für jeden Geschmack etwas.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 28
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Fotografiefreundlicher Stand / „FARBENMIX“ bietet Taschen mit Pfiff und viele Tipps zum<br />
Selbermachen.<br />
Die Homepage von FARBENMIX bietet zudem noch tausende toller Hinweise, Kniffe<br />
und Anleitungen. Nicht verpassen und mal reinschauen bei http://www.farbenmix.de/<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 29
motiva SPIELZEIT e. V. - eine sympathische Begegnung<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Der Verein präsentierte sich auf großer Fläche und mit vielen engagierten Mitgliedern groß<br />
wie klein. Im gesamten Messeareal des Clubs boten sich Spiele sowohl für die<br />
Geschicklichkeit, das Gemüt als auch den Verstand. Im Jahre 2009 wurde „motiva<br />
Spielzeit“ in Bramsche bei Osnabrück gegründet. Dort wird nach Kräften das schöne alte<br />
Kulturgut des Spiels gefördert. Selbst altgediente Spiele-Hasen kamen beim Betrachten<br />
des abwechslungs- wie ideenreichen Angebotes nicht aus dem Staunen.<br />
Nicht nur auf der CREATIVA, sondern auch bei vielen anderen Gelegenheiten präsentiert<br />
„motiva SPIELZEIT e. V.“ seine Ideen dort, wo sie gebraucht werden: in Kindergärten und<br />
Schulen, auf Spielemessen, bei Schulleitern, Pädagogen, Therapeuten u. v. m.. Eine Liste<br />
mit aktuellen Terminen lässt sich jederzeit aus dem Internet abrufen.<br />
http://motivaspielzeit.de/<br />
Informieren Sie sich dort unbedingt auch über das Angebot an Vorträgen und Praxisseminaren.<br />
Alles wissenswerte zu diesem tollen Verein finden sie auf dessen Web-Seiten.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 30
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 31
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 32
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 33
Tonbausteine, ein natürliches Produkt für das haptische Erleben<br />
BAUEN MIT KLEINEN TONSTEINEN - WIE IN ECHT<br />
Ein Produkt, das man guten Gewissens empfehlen darf.<br />
Mehr dazu unter nachfolgend aufgeführtem Link<br />
http://www.bausteinzeit.de/<br />
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https://www.facebook.com/groups/creatix/ 34
Spiele sind und bleiben Publikumsmagnet<br />
Streng den Kopf mal wieder an!<br />
http://www.constantin-jean-clau.de/<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 35
KRIMI TOTAL<br />
Spiele und Krimis für die eigenen Dinnerpartys<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Beispiel für den berauschend KRIMI-DINNER-ABENDE in Eigenregie – schöne Idee<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 36
Das Krimispielbuch – Einführung<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
"Kugeln statt Blumen" ist eine Kriminalgeschichte, in der Sie selbst die Ermittlungen leiten. Sie<br />
sind Teil der Geburtstagsgesellschaft in der Villa Dossberg, dem Ort des Geschehens.<br />
In der Person der Clara Neufeld bestimmen Sie über die Abfolge der Nachforschungen, verhören<br />
Verdächtige und untersuchen den Tatort.<br />
Folgen Sie Ihrem kriminalistischen Spürsinn und lassen Sie sich von den zwielichtigen Personen,<br />
die sich in der Villa aufhalten, nicht auf eine falsche Fährte locken.<br />
So funktioniert es<br />
In "Kugeln statt Blumen" übernehmen Sie selbst die Ermittlungen. Sie lesen das Buch nicht von der<br />
ersten bis zur letzten Seite, sondern entscheiden selbst, welche Passagen Sie in jedem Kapitel lesen.<br />
Dazu finden Sie am Ende jeden Kapitels eine Übersicht der möglichen Ermittlungsschritte. Dies<br />
sind Untersuchungen der verschiedenen Räume und Befragungen der verdächtigen Personen. Jeden<br />
Schritt, den Sie unternehmen, dokumentieren Sie in der Übersicht "Gelesene Textpassagen".<br />
Mit jedem Kapitel schreitet die Zeit in unserem Krimispielbuch voran. Dinge verändern sich,<br />
Personen reagieren anders. Also überlegen Sie gut und gehen Sie clever vor, um den Kriminalfall zu<br />
lösen.<br />
Am Ende werden Sie anhand Ihrer Lösung und der dafür benötigten Schritte erfahren, wie gut Sie<br />
bei Ihren Ermittlungen vorgegangen sind.<br />
Natürlich können Sie nach der Lösung das Buch auch Seite für Seite von vorn bis hinten lesen, denn<br />
Sie werden die eine oder andere Nebenhandlung sowie einige nett verpackte "Nieten" vermutlich<br />
nicht gelesen haben.<br />
Viel Spaß!<br />
Leseprobe<br />
Wir haben für Sie einen kleinen Auszug (Inhaltsverezichnis und Prolog) als Leseprobe breitgestellt.<br />
»http://www.krimitotal.de/kugeln_statt_blumen/leseprobe.php<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 37
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Mitglieder des Verbandes Europäischer Puppenkünstler und einige ihrer Werke<br />
http://www.puppenkunst-vep.de/<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 38
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 39
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 40
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Ca. 5 – 6 Puppen können die KünstlerINNEN mithilfe selbst erstellter Negativformen<br />
anfertigen. Zu Unikaten werden diese Geschöpfe dann durch die Einmaligkeit der speziell<br />
für sie gefertigten Bekleidung. Jede Puppe ist somit ein Wertstück künstlerischen<br />
Schaffens in einmaliger Ausführung.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 41
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
IDEAR OLÉ! Stets neue Produkte, innovativ und praktisch für Alltag, Haus und Freizeit.<br />
www.idear.biz<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 42
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Unter anderem bot IDEAR Küchenreibe-Teller in gebranntem Ton & original spanischen Designs<br />
Gebrauchskunst!<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 43
Die Patchworkgilde durfte ebenfalls nicht fehlen<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Die Technik des Patchworks begann in der Zeitrechnung bereits vor Christi Geburt im<br />
Orient und in Zentralasien. Das älteste bekannte Stück ist ein Bahrtuch, das 1000 v. Chr.<br />
in Ägypten aus der Haut von Gazellen gefertigt wurde. Aus dem Mittelmeerraum<br />
stammend verbreitete sich die textile Technik in Europa vom 11. bis zum 13. Jahrhundert<br />
durch die Kreuzzüge. Danach hatten englische Frauen und amerikanische Siedlerinnen<br />
einen großen Anteil an der Weiterentwicklung des Patchworks bis hin zum Quilt. Im<br />
Patchwork werden kleine oder größere Stücke aus Filz, Leder, Pelz, Gewebe aus Seide,<br />
Leinen, Baumwolle u.a. zu einer größeren Fläche zusammengenäht werden. Die Stoffteile<br />
werden aneinander oder aufeinander genäht. Text-Quelle: http://de.wikipedia.org/wiki/Patchwork<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 44
Tagebuch eines Wahnsinnigen<br />
Synopsis<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Till Florian Beyerbach / Inszenierung<br />
Bäno Axionov<br />
Gogol-Preis 2012<br />
Durch die ungewöhnliche und mitreißende Darstellung des<br />
von Bäno Axionov zusammengestellten und inszenierten<br />
Stücks, erhält Till Florian Beyerbach, trotz starker russischer<br />
Konkurrenz den begehrten Gogol-Preis für sein<br />
Spiel. Die Jury des internationalen Solofestivals in Moskau<br />
überzeugte er mit seiner Interpretation des von unglücklicher<br />
Liebe und starren Hierarchien in den Wahnsinn<br />
Getriebenen.<br />
Dieses Theaterstück, das den Titel eines Werkes von Nikolai Gogol trägt, ist berührend,<br />
komisch und verstörend zugleich. Es basiert auf eben diesem Werk von Gogol, enthält<br />
aber auch Elemente von Anton Tschechows „Krankenzimmer Nr. 6“ und Gedichte<br />
unterschiedlichster europäischer Autoren.<br />
Der Regisseur Bäno Axionov hat als gebürtiger Russe einen ganz eigenen Blick auf zwei<br />
der großen russischen Dramatiker und seine Handschrift prägt diese Inszenierung. Er hat<br />
die Texte übergangslos miteinander verwoben und trotz, oder vielleicht gerade wegen der<br />
Zeitspanne, die die beiden Original-Stücke trennt, eine Textgrundlage geschaffen, die<br />
zeitlos gültig ist. Die eingebundenen Gedichte europäischer Lyriker greifen das Leiden an<br />
aussichtslosen Krankheiten wie auch an unerfüllter Liebe auf und weisen durch den<br />
Vortrag in der Muttersprache auf die Universalität des Themas hin.<br />
Der Zuschauer taucht ein in die Welt eines alters- und namenlosen Mannes, der uns als<br />
leidenschaftlich Liebender begegnet. In einem System, das nur ein Oben und Unten kennt,<br />
sind die Menschen nur Rädchen im Weltgetriebe oder eine Variable der Märkte. Hier bietet<br />
nur die Liebe Zuflucht und die Hoffnung auf ihre Erfüllung ist die einzige Chance, um auch<br />
gesellschaftliche Anerkennung zu erlangen. Unser Protagonist will sich nicht mit der<br />
Unerreichbarkeit seiner höhergestellten „Geliebten“ abfinden und sinnt komisch und<br />
trickreich auf Wege, IHR zu begegnen und mehr über SIE zu erfahren.<br />
So zeigt er sich nur gering erstaunt, als er der Unterhaltung zweier Hunde lauscht und von<br />
einem Briefwechsel zwischen den beiden erfährt. Da einer der beiden das snobistische<br />
Schoßhündchen seiner Angebeteten ist, bringt er den Briefwechsel an sich, um mehr über<br />
das Leben an IHRER Seite zu erfahren. Neben vielen mehr oder weniger bedeutsamen,<br />
aber sehr amüsanten Begebenheiten aus dem dekadenten Hunde-Leben in einem<br />
wohlhabenden Haushalt, erfährt er doch einiges aus dem Leben der Unerreichbaren.<br />
Leider auch die Kunde, dass ein Regierungsmitglied sehr aussichtsreich um die Hand der<br />
Schönen wirbt. Damit bestätigt sich sein Verdacht, dass es nur der zu etwas bringt, der<br />
einen Titel oder eine hochrangige Position vorzuweisen hat. Er träumt von einem besseren<br />
Leben als General oder gar Minister. Positionen, die er eigentlich verabscheut.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 45
Tschechow-Preis 2010<br />
Fortsetzung Synopsis<br />
Rückblick<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Ein solcher Posten würde den Zugang zu seiner Angebeteten<br />
ermöglichen, aber auch endlich der bisher verkannten noblen<br />
Gesinnung und Schöngeistigkeit der eigenen Person einen<br />
passenden Rahmen geben. Ein Aufstieg aus eigener Kraft<br />
aber, allein durch Arbeit und Fleiß, ist nicht zu bewältigen und<br />
so führt ihn die Aussichtslosigkeit dieses Unterfangens Schritt<br />
für Schritt auf den Abgrund des Wahnsinns zu.<br />
Als er zudem erfährt, dass der spanische Thronfolger<br />
gesucht wird, bestätigt dies seinen Verdacht, zu Höherem<br />
bestimmt zu sein, und er lebt fortan als Ferdinand VIII. von<br />
Spanien. Diese Weigerung, die Realität anzuerkennen, bringt<br />
ihn selbst dazu, auch noch die erniedrigende Behandlung in<br />
der Psychiatrie als geheimen Inthronisationsritus zu deuten.<br />
Zu spät, erst im Sterben, erkennt er, dass er es nicht<br />
geschafft hat über sich selbst hinauszuwachsen und dass<br />
sein Tod die Welt gleichgültig zurück lässt.<br />
2010 - 2012 verschiedene Gastspiele (einige Kritiken sind beigefügt)<br />
2011 Gründung des KaBAx-Ensemble zur weiteren Vermarktung des Stücks<br />
17.09.2010<br />
Das KaBAx-Ensemble nach der Preisverleihung in Moskau<br />
Verleihung des Tschechow-Preises durch die Jury des internationalen<br />
Tschechow-Theaterfestivals Taganrog<br />
17.07. 2010<br />
Aufführung im Rahmen des Tschechow Jahres in Badenweiler<br />
unter der Federführung von Heinz Setzer, Direktor des Literaturmuseums<br />
„Tschechow Salon“<br />
03.04.2010<br />
Premiere der Inszenierung am Badischen Staatstheater Karlsruhe<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 46
Das Ensemble<br />
Schauspiel<br />
Till Florian Beyerbach<br />
lebt bei Stuttgart, ausgebildeter Schauspieler und Sprecher an der Akademie<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
für darstellende Kunst Ulm (Prüfung 2003) und bei „International Voice“ Er ist bekannt aus<br />
Theater (u.a. Ulm, Ingolstadt, Badisches Staatstheater, Kammertheater,<br />
Karlsruhe) und Fernsehen (u.a. ARD, ZDF, SWR, Sat.1)<br />
Regie<br />
Bäno Axionov<br />
Öffentlichkeitsarbeit / Technik<br />
Rüdiger Kapust<br />
lebt in Karlsruhe, ist im russischsprachigen Raum durch seine Rollen als<br />
Schauspieler und seine Inszenierungen für Theater, Kino und Fernsehen<br />
bekannt. Bei dieser deutsch-russischen Produktion hat er es geschafft eine<br />
Kommunikation zu finden, die alle Sprachbarrieren überwindet.<br />
geboren in Hamburg, lebt seit 2000 in Hessen. Ausgebildeter<br />
Technikinformatiker. Arbeitet fürs Fernsehen im Bereich der<br />
Multimedia - und Studiotechnik.<br />
Sänger und Gitarrist.<br />
Ihr Ansprechpartner für Buchung und Öffentlichkeitsarbeit<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 47
Einige Kritiken<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Lydia Oleynik, 17. Oktober 2012<br />
Auf dem Fünften Moscow International Performing Arts Festival<br />
„Solo“ traten 17 Solo-Künstler aus Russland, Deutschland,<br />
Frankreich, Italien, Spanien, Polen, Australien und Kirgisistan<br />
gegeneinander an. Jeder dieser Auftritte fand sehr großes<br />
Interesse beim Publikum.<br />
Die am Ende geführten Diskussionen über die Einzelleistungen zwischen Publikum,<br />
Kritikern und Teilnehmern waren lebhaft und engagiert.<br />
Hier die bekanntesten Namen: Pippo Delbano und Danio Manfredini (Italien), Dany<br />
Laban (Frankreich), Alex Devotchenko, und ihre Band, Eugene Grishkovets (Russland)<br />
und andere.<br />
Besonders hervorheben möchte ich heute „The Diary of a Madman“ von N. V. Gogol<br />
und A. P. Tschechow. Der deutschen Beitrag wurde von vielen Theaterwissenschaftlern<br />
interessiert verfolgt. Die Darbietung war die brillanteste des Moskauer Festivals.<br />
90 Minuten ohne Unterbrechung, tauchte das Publikum in ein ambivalentes Spiel ein.<br />
Der Stoff, emotional und voller Höhepunkte, zog die Zuschauer in seinen Bann. Dies<br />
war dem großen Regisseur aus Moldawien, Bäno Axionov, zu verdanken. Er verband<br />
Gogols „Erinnerungen eines Wahnsinnigen“ mit Tschechows „Krankenzimmer Nr.6“<br />
wodurch plötzlich ein vollkommen neuen Blickwinkel auf die Geschichte geschaffen<br />
wurde. Der Regisseur selber spielt einen Arzt, welcher mit seinen stechenden, kalten<br />
Augen sowohl den „Patienten“ als auch das Publikum im Blick behielt, alles genau<br />
beobachtend.<br />
Charmant, naiv, großspurig, elegant, tragigkomisch und leidenschaftlich in der Liebe<br />
zur Tochter seines Direktors spielte Till Florian Beyerbach den Wahnsinnigen und<br />
beherrschte die Bühne!<br />
Von Anfang an war es unmöglich, auch nur eine Sekunde dem Spiel zu entkommen.<br />
Der Schauspieler fesselte das Publikum. Selbst diejenigen unter den Zuschauer, die<br />
kein Deutsch verstanden, konnten sich ihm nicht entziehen. Vom Traum zur<br />
Zwangsjacke, aus der Poesie in den Wahnsinn, von der Liebe bis zum Tod, zwischen<br />
Himmel und Erde, kraftvoll und spannend – dieser Schauspieler lebte das Leben<br />
dieser tragischen Figur!<br />
Und die aus den Tiefen seines Herzens sprudelnden Gefühle wurden untermalt von<br />
den Melodien des Spaniers Joaquin Rodruigez und betonten die Tiefe seiner Erfahrung<br />
und später dann den Ruf in die geheimnisvolle königliche Burg in Spanien (Musical<br />
Arrangement Arthur Aksenov). Im deutschen Spiel wurde aus Gogol´s Axenti Ivanovich<br />
Poprishchin ein moderner, deutscher Beamter. Und obwohl nicht jeder deutsch<br />
verstand, so verstand man das Spiel und erkannte den tieferen Sinn. Die Gefühle –<br />
Freude, Depression, Schmerz, wurden so vermittelt, dass man mitfühlen konnte. Und<br />
lange nach der Aufführung steht einem das Bild des Schauspielers noch vor Augen.<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Die Preisverleihung des Nikolai-Gogol-Preises an Till Florian Beyerbach durch die<br />
berühmte Theaterkritikerin Nina Karpova und ihre Wertschätzung des brillianten<br />
Schauspiels von Regisseur Bäno Axionov, bestätigt meine Meinung.<br />
Kommentare zu der Leistung:<br />
Ilya Kononov, 16. Oktober 2012, um 20.05 Uhr Prächtiges Schauspiel. Die<br />
Deutschen haben gezeigt, was echtes Theater ist und und wie man Gogol spielt. „The<br />
Diary of a Madman“ - Regisseur Bäno Axionov - Till Florian Beyerbach hält den Gogol<br />
Preis verdient in seinen Händen.<br />
Nicholas Worlds, 17. Oktober 2012. Ich hatte Glück. Ich sah dieses wunderbare<br />
Schauspiel. Der Saal war voll. Till spielte großartig. Ein großer Künstler. Nun, da ist<br />
noch der Regisseur, unser Regisseur! Axionov! Ein „Hoch“ auf ihn.<br />
Olga Kotova, 17. Oktober 2012. Ein wunderbares Fest. Hervorragende Leistungen.<br />
Und „The Diary of a Madman“ von den Deutschen - super! Bäno Axionov – Till Florian<br />
Beyerbach - die Stars!<br />
Neue Wetzlarer Zeitung 28.09.2012<br />
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Mein Theater, das sind Schmerz und Anspannung…<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Eine der Besonderheiten des VII. Internationalen Theaterfestivals in Taganrog sind die<br />
strahlenden, erstklassigen Regisseure. Es ist ein großes Glück für einen Schauspieler,<br />
wenn er auf seinem Weg einem echten Regisseur begegnet, der in seiner künstlerischen<br />
Schmiede genug Talent, Erfahrung und Professionalität besitzt.<br />
In diesen Reihen des intellektuellen Theaters ist auch Bäno Axionov, staatlich anerkannter<br />
Künstler Moldaviens, unser Landsmann der ehemaligen Sowjetunion. Momentan lebt er in<br />
der deutschen Stadt Karlsruhe. Axionov inszeniert seine Stücke basierend auf der<br />
russischen Klassik speziell für ein deutsches Publikum, welches die russische Klassik<br />
einigermaßen gut kennt. Wie aus der Situation erkenntlich wird, wollte der Regisseur, der<br />
sich plötzlich außerhalb seiner Heimat wiederfand, seinen über alles geliebten Beruf nicht<br />
aufgeben. Er schaffte es sein Schiff in den stürmischen Ozean des absurden Theaters zu<br />
navigieren. Dorthin, wo es keine geografischen und zeitlichen Grenzen gibt. Seine Stücke<br />
beschäftigen sich mit universellen menschlichen Problemen.<br />
Man wurde auch beim Theaterstück „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ nicht gelangweilt,<br />
Angst hatte man jedoch. Stellen sie sich vor, sie sitzen im Theater und bekommen von<br />
irgendwoher musternde Blicke von Menschen in weißen Kitteln zugeworfen. Später<br />
kommen die Kittelträger auf die Bühne und ihr Anführer tritt vor, auch gekleidet wie ein<br />
Mediziner. Er bekommt von seinen Assistenten irgendwas gesagt. Und plötzlich<br />
Gänsehaut. Neben ihnen wird unter Schreien ein junger Mann weggezerrt. Und plötzlich<br />
schießt einem ein merkwürdiger Gedanke durch den Kopf: „Wo bin ich eigentlich, im<br />
Theater oder im Krankenzimmer Nr. 6?“<br />
Das Solostück des Badischen Staatstheaters aus Deutschland in Zusammenarbeit mit<br />
dem Studentischen Kulturzentrum Karlsruhe „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ wurde auf<br />
Deutsch aufgeführt. Zum ersten Mal in Taganrog. Der Regisseur Bäno Axionov war<br />
gleichzeitig Autor dieser Interpretation der gleichnamigen Erzählung nach Gogol. Er<br />
kombinierte sie mit Tschechows Geschichte „Krankenzimmer Nr. 6“. Die Handlung wurde<br />
nach Deutschland umgesiedelt. In den Stoff der Prosa wurden Gedichte, philosophische<br />
und literarische Abschweifungen der Originalsprache eingeflochten. Heine, Puschkin,<br />
Bodler, von Platen, Hölderlin, Rilke, Kafka, Überlegungen zum Leben, zum Leid, zu<br />
Lastern.<br />
Und es gab viel Liebe. Unerwiderte, unverstandene und verratene Liebe. Die Hauptrolle<br />
übernahm der junge deutsche Schauspieler Till Florian Beyerbach. Er spielte plastisch, mit<br />
viel innerer Dynamik und verfügt über darstellerische Technik auf einem hohen Niveau. Till<br />
hat ein unglaublich gutes Gehör, was ihm ermöglichte das Stück auf Englisch, Französisch<br />
und Hebräisch zu spielen und ein türkisches Volkslied zu singen. Wie sich herausgestellt<br />
hat schlug der Regisseur Till vor, seine Rolle aus einem hell erleuchteten „Gestern“ in ein<br />
düsteres „Morgen“ zu schicken. Der Schauspieler wurde vor die Aufgabe gestellt, die<br />
inneren menschlichen Dynamiken ganz ohne Hilfsmittel darzustellen.<br />
Auf einem schwarzen Vorhang hängen unbeschriebene Blätter in der Form eines<br />
Dreiecks. Blätter auf dem Boden und einem Tisch, welcher sich kurzzeitig auch in ein Bett<br />
und den Ort einer Exekution verwandelt. Der Held schreibt Briefe an Sophie, deren Kleider<br />
„eher an Luft erinnern“.<br />
Aber die beschriebenen Blätter bleiben leer. All die wunderbaren Gefühle bleiben in<br />
seinem Herzen. Niemand kann sie berühren, kaputt machen, oder mit Füßen treten. Aber<br />
wo befindet sich der Held?<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Wie ist er her gekommen? Um ihn herum Menschen in weißen Kitteln, ein Käfig, eine<br />
Falle, eine Grabkammer. Wie gern würde er ausbrechen! Ein Schrei ertönt: „Zurück!“ Er ist<br />
eingemauert. Wie heißt es bei Tschechow? „Solange es Gefängnisse und Irrenhäuser gibt,<br />
muss jemand darin sitzen.“<br />
„Also bin ich ein Idiot und leide an der menschlichen Dummheit.“ Und bei Gogol? „Ich bin<br />
eine Null, nichts weiter.“ Durch die Groteske, die ausgewählten Trugbilder des Regisseurs<br />
und des Hauptdarstellers werden wir Zeugen der tiefsten menschlichen Leiden. Es ist eine<br />
ironische Darstellung des Lebens, aber auch Poesie und Schönheit. Die ganze Welt wird,<br />
komprimiert im Krankenzimmer Nr. 6, erzählt. Auch der Darsteller komprimiert sich,<br />
dessen Held zum Schluss gebrochen auf dem Boden liegt. Die ungeschriebenen Blätter<br />
voller Leidenschaft werden von den Sanitätern über dem leblosen Körper des Helden<br />
zusammengekehrt. Man könnte meinen anderthalb Stunden von Till Florian Beyerbachs<br />
Leben gehen vorbei, in denen er an der Grenze zum Menschenmöglichen lebte. Doch wie<br />
viel wurde in diesen Minuten gewonnen!<br />
27.09.2010 Neue Taganroger Zeitung von N. Ivanova / Aus dem Russischen von<br />
Alexander Tsukernyk<br />
Im Rahmen des Festivals „Tschechows Heimat“ wurde unseren Theaterliebhabern ein<br />
wunderbares Geschenk gemacht – das Solostück „Tagebuch eines Wahnsinnigen“, das in<br />
der deutschen Sprache aufgeführt wurde.<br />
Das Stück ist eine groteske Inszenierung zweier Erzählungen: „Tagebuch eines<br />
Wahnsinnigen“ von N. Gogol und „Krankenzimmer Nr. 6“ von A. Tschechow. Unter der<br />
meisterhaften Leitung von Bäno Axionov sind diese zwei Stücke zu einer organischen<br />
szenischen Darstellung verschmolzen.<br />
Die Originaltexte von N. Gogol wurden in die psychologische, dramatische und eine<br />
unglaublich deprimierende Atmosphäre der psychiatrischen Einrichtung aus<br />
„Krankenzimmer Nr. 6“ eingefügt.<br />
Der Darsteller und gleichzeitig einzige Held der ganzen Handlung war Till Florian<br />
Beyerbach. Er spielte die Rolle des unbedeutenden Edelmannes Poprishchin, der den<br />
Posten eines Beraters inne hat. Eines Menschen, der auf der Suche nach einem ihm<br />
würdigen und gut bezahlten Arbeitsfeld ist und der bis über beide Ohren in die Tochter<br />
seines Chefs Sophie verliebt ist. Die psychische Anspannung, unter welcher der Held<br />
leidet, wird mit Gedichten von Rainer Maria Rilke und Heinrich Heine untermalt. Vor allem<br />
„Die Lorelei“ von Heinrich Heine lässt uns die näher kommende persönliche Katastrophe<br />
von Poprishchin spüren. In ihr zerbricht ein Fischer mit seinem Schiff an den küstennahen<br />
Riffen, weil er von der himmelsgleichen Schönheit einer jungen Frau angezogen wird, die<br />
auf einem Felsen sitzt.<br />
Und alles begann mit einem unbedeutenden Gespräch. Poprishchin belauschte zwei<br />
Hunde, die sich auf der Straße über ihre Besitzerinnen unterhielten. Über Sophie und ihre<br />
Freundin. Als nächstes fängt der Held Briefe ab, die die Hunde seines Schwarms<br />
austauschen. Und diese Briefe, welche das Privatleben seines Schwarms detailliert<br />
beschreiben, erschüttern schlussendlich die Psyche des Helden. Die Folge – eine<br />
gespaltene Persönlichkeit und die Selbsternennung zum König von Spanien, der auf seine<br />
Inthronisation wartet. Im Moment der „Inthronisation“ tauchen auf der Bühne Sanitäter auf,<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
die Poprishchin für Inquisitoren hält. Sie stecken ihn in eine Zwangsjacke. „Der König von<br />
Spanien“ hält ein so unverschämtes Verhalten nicht aus und stirbt auf der Bühne. Die<br />
Sanitäter scheint das nicht zu kümmern. Mit unbeteiligten Gesichtern fegen sie alle seine<br />
Briefe und Aufzeichnungen von der Bühne.<br />
In den 90 Minuten (ohne Pause) spielte der 29 jährige Till Florian Beyerbach allein ein<br />
ganzes Leben voller Kontraste: Minuten des unendlichen Glücks, der Liebe, Freude und<br />
Minuten der Wut, der Enttäuschung und Verachtung. Man kann es nicht in Worte fassen,<br />
genau wie man die Atmosphäre nicht in Worte fassen kann, in der die Handlung spielte.<br />
Am Zuschauereingang wurden die Gäste von Menschen in weißen Kitteln begrüßt (von<br />
denselben, die später mit ernster Miene auf der Bühne spazierten). Ungewöhnlich war,<br />
dass der Darsteller immer wieder in die Zuschauerreihen kam. Eine große Überraschung<br />
war es neben ihm zu sitzen. Doch nicht nur deshalb war „Tagebuch eines Wahnsinnigen“,<br />
- ein Solostück – das beste Theaterstück, das ich je gesehen habe…<br />
23. Juli 2010 Badische Zeitung von: Heinz Setzer<br />
Dramatische Hochspannung<br />
Tagebuch eines Wahnsinnigen – grandios-groteske Inszenierung beim Tschechow-<br />
Theaterfestival in Badenweiler.<br />
BADENWEILER (BZ). Wie unter Bann erlebte das Publikum das dramatisch-groteske<br />
Geschehen des „Tagebuchs eines Wahnsinnigen“, das Bäno Axionov, russischer<br />
Regisseur von der „Insel“, der Filiale des Badischen Staatstheaters Karlsruhe, anlässlich<br />
des 150. Geburtstags des russischen Schriftstellers und Dramatikers Anton Tschechow<br />
inszeniert und zum „Deutsch-russischen Tschechow-Theaterfestival“ nach Badenweiler<br />
gebracht hatte.<br />
Indem Axionov die fantastische Erzählung „Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen“ (1835)<br />
von Nikolaj Gogol mit der wohl düstersten Erzählung Tschechows, „Krankenzimmer Nr. 6“<br />
(1892), zu einer neuen szenisch-textlichen Einheit verschmolzen hat, ist ihm eine<br />
theatralische Meisterleistung gelungen. Dabei folgt Axionov weitgehend der Textvorlage<br />
Gogols, doch die dramatische Situation ist die eines Protokolls aus der psychiatrischen<br />
Abteilung Nr. 6.<br />
Von dem Helden Poprischtschin in vielen Stimmungslagen wiederholt vorgetragene<br />
Gedichte von Rilke und Heine, vor allem die Strophen der „Loreley“, in denen die Schiffer,<br />
vom Anblick der Schönen verzaubert, von den Wellen verschlungen werden, schufen<br />
poetische Zäsuren, welche die sich nähernde Katastrophe noch eindringlicher werden<br />
ließen. Leidet Poprischtschin doch als ein im Rang niedriger und mittelloser, aber dennoch<br />
talentierter Beamter, gleichermaßen unter der Missachtung seiner Kollegen wie seines<br />
Amtschefs, in dessen Tochter Sophia er sich zu seinem Unglück verliebt.<br />
Einblicke in die Intimsphäre Sophias erlangt Poprischtschin, als er in sich steigerndem<br />
Wahn glaubt, den Briefwechsel des Hündchens seiner Angebeteten – seit E.T.A.<br />
Hoffmanns Kater Murr ein romantisches Motiv – geraubt zu haben und darin lesen zu<br />
können. Aus den chaotischen Papierbergen seines Tagebuchs und der<br />
Hundekorrespondenz, welche die ganze Bühne bedeckten, fantasiert Poprischtschin sich<br />
das Familienleben seines Direktors und sein eigenes Schicksal zusammen.<br />
Nicht nur Tschechows realistische Erfahrung als Bezirksarzt führt hier zu scharfer Kritik an<br />
der Gesellschaft und ihren Heilmethoden, auch der ein halbes Jahrhundert ältere Text<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Gogols zieht unbarmherzig gegen die Gnadenlosigkeit einer Zeit vom Leder, die<br />
gesellschaftlichen Stand und Finanzkapital zu zentralen Werten erhoben hat.<br />
Als Sophia einen reichen Staatsrat heiratet, kompensiert Poprischtschin seine<br />
Verzweiflung durch eine Bewusstseinsspaltung – von nun an erwartet er als neuer König<br />
von Spanien seine Inthronisierung. Doch die vermeintlichen Krönungsrituale erweisen sich<br />
als entwürdigende psychiatrische Behandlung des Irrenarztes.<br />
Eine immense Herausforderung für den 29-jährigen Hauptdarsteller Till Florian Beyerbach,<br />
der er in grandioser Weise gerecht wurde. Beyerbach schuf eine unglaubliche<br />
Bühnenpräsenz – 90 Minuten ohne Pause dramatische Hochspannung. Mimik, Gestik und<br />
Sprache changierten von der feinsten inneren Regung über unterdrückte Wollust bis zum<br />
Wutgetobe – ein Verwandlungsreichtum, der keine Kulissen benötigte, um stets neue<br />
Szenen zu erschaffen. Wie auf Kommando riss es nach dem Schlusstableau das<br />
Publikum in die Höhe, um standing ovations zu spenden.<br />
Dass die zur Badenweiler Tschechow-Woche angereiste Kulturbürgermeisterin von<br />
Tschechows Heimatstadt Taganrog, Lisaweta Lipowenko, das Theater mit diesem Stück<br />
zum "Internationalen Tschechow-Theaterfestival" für September nach Südrussland einlud,<br />
bedeutet eine grenzüberschreitende Anerkennung, die diese Inszenierung wahrlich<br />
verdient.<br />
06. April 2010 Badische Neueste Nachrichten von Peter Kohl<br />
Zwischen König und Zwangsjacke<br />
Eindrucksvolle Premiere: „Tagebuch eines Wahnsinnigen“ im Insel-Theater<br />
Auf dem Boden liegen weiße, unbeschriebene Blätter, sie kleben auch an der Wand im<br />
Hintergrund. Der namenlose Titelheld aus Nikolai Gogols groteskem Monolog „Tagebuch<br />
eines Wahnsinnigen“ liest daraus Botschaften und Nachrichten, die kein anderer<br />
wahrnimmt, schreibt Briefe darauf, die nur er lesen kann. Es ist die angemessene<br />
Endstation der Schreibstubenexistenz eines kleinen Beamten, der im Wahn die Grenzen<br />
seines engen, beschränkten Daseins überschreitet.<br />
Es ist eine komische und zugleich tragische Gestalt, die Gogol da geschaffen hat. Das<br />
studentische Kulturzentrum an der Uni Karlsruhe brachte sie in Zusammenarbeit mit dem<br />
Badischen Staatstheater auf die Bühne der Insel. Mitglieder des Jugendclubs des<br />
Badischen Staatstheaters und der interkulturellen Theatergruppe Cumpania wirkten mit an<br />
Produktion und Technik und traten auch als Nebendarsteller-(innen) in Erscheinung, wobei<br />
sie allerdings als weißgekleidete Wärter zu beiden Seiten der Bühne nicht mehr zu tun<br />
hatten, als den Wahnsinnigen gelegentlich zur Ordnung zu rufen und zurückzuweisen,<br />
wenn er aus seinem Areal ausbrechen wollte.<br />
Die Bühne beherrschte eindeutig Till Florian Beyerbach. Der Profischauspieler, der auch<br />
schon Gastrollen am Badischen Staatstheater gespielt hat, lieferte eine darstellerische<br />
Tour de Force. Über 90 Minuten gab er textsicher den Monolog des sich in immer<br />
absurdere Vorstellungen hineinsteigernden Beamten, mimisch und gestisch exakt<br />
zeichnete er die emotionalen Bewegungen des zwischen Selbstüberschätzung und<br />
Selbsterniedrigung, Wunschvorstellungen und Alpträumen schwankenden Charakters<br />
nach. Mal fegte er unablässig über die Bühne, mal verschanzte er sich hinter einem Tisch<br />
( neben einem Stuhl das einzige Bühnenrequisit), mal kritzelte er mit einem Blatt, das er<br />
zu einem Federkiel geformt hatte, imaginäre Worte auf ein Blatt Papier.<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Eine getriebene gehetzte Seele, ein unruhiger Geist, den vor allem zwei Dinge umtreiben,<br />
seine niedrige Stellung, die ihn zum Spielball und Dienstboten seiner Vorgesetzten macht<br />
und die unerfüllbare Liebe zur Tochter des Direktors, der er sich nicht einmal zu<br />
offenbaren getraut. Es ist eine Wahnsinnsvorstellung des gebürtigen Karlsruhers im<br />
kargen, aber stimmigen Rahmen der Inszenierung von Regisseur Bäno Axionov. Der<br />
gebürtige Weißrusse kann als Schauspieler und Regisseur auf vierzig Jahre<br />
Theatererfahrung zurückblicken. Ein kluger Einfall war es, den Gogol-Text mit ein paar<br />
Passagen aus Tschechows Erzählung „Krankenzimmer Nr. 6“ anzureichern. Tschechow<br />
wusste wie Gogol, wie schmal der Grat zwischen Normalität und Irresein ist. So lässt er<br />
den Insassen einer Irrenanstalt feststellen: „ je niederer ein Organismus, desto<br />
unempfindlicher ist er auch, um so schwächer reagiert er auf einen Reiz; je höher er ist,<br />
desto empfänglicher ist er und umso energischer reagiert er auf die Wirklichkeit.“<br />
Auch Gogols Wahnsinniger ist empfindsam, intelligent und fantasievoll, das zeigt sich<br />
selbst noch in seiner letzten Allmachtsfantasie, in der er sich als König von Spanien<br />
vorstellt. Da erhält auch die verjazzte Version von Rodrigos „Concerto de Aranjuez“ die als<br />
atmosphärisch suggestive Begleitmusik immer wieder eingespielt wurde, auf einmal eine<br />
höhere symbolische Bedeutung; Aranjuez ist die Frühjahrsresidenz des spanischen<br />
Königs. Den Wahnsinnigen erwartet freilich nicht der Königsthron, sondern die<br />
Zwangsjacke. Am Ende gab es lauten, lang anhaltenden Beifall für das tolle Stück<br />
Plakat zum Stück (Vorlage kann zur Verfügung gestellt werden)<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 54
Haben Sie Interesse an einer Aufführung in Ihrem Haus?<br />
Gerne gastieren wir mit unserem Solostück auch bei Ihnen.<br />
Bitte nehmen Sie bei Interesse Kontakt auf zu<br />
Rüdiger Kapust<br />
E–Mail: ruediger-kapust@t-online.de<br />
Handy: +49-171 270 3638)<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Sie möchten einen ersten Eindruck gewinnen? Gerne schicken wir Ihnen einen Mitschnitt<br />
auf DVD zu – oder Sie gehen auf unsere Homepage und schauen sich das Demo dort an:<br />
Kommen wir zur notwendigen Ausstattung für einen Auftritt:<br />
Das Stück ist sehr schlicht gehalten was das Bühnenbild betrifft:<br />
ein Tisch, ein Stuhl, ein Besen und weißes Papier. Ist also wirklich überall spielbar.<br />
Was den Ton betrifft haben wir komplettes Equipment das wir mitbringen.<br />
http://kabax.de<br />
Das Licht ist von einfachster Grundausstattung :<br />
es gibt eine Grundstimmung aus weißem Licht (ohne Farbfilter) also einmal Bühne hell und dann für das<br />
Ende noch ein Spot. Das wars. Das Lichtequipement müsste vor Ort vorhanden sein.<br />
Dieses Stück lebt vom Spiel nicht von der Technik, darum ist die Ausstattung bewusst spartanisch gehalten.<br />
Kontakt:<br />
Till Florian Beyerbach<br />
Friedrichstr.27<br />
D-73033 Göppingen<br />
Tel: +49-7161-3541315 IM WEB<br />
Mob: +49-177-73 22 461<br />
Schauspieler Sprecher www.TillFlorianBeyerbach.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 55
Ausgewählte Gedichte<br />
von Hauke Ohlendorf<br />
ハウケ Ohlendorf<br />
による詩を集めた<br />
فرودنلهوا اهبتك دئاصق تعمجHauke<br />
Hauke Ohlendorf alias FARUK – ABID<br />
دباع قوراف<br />
April – Oktober 2012<br />
Einige Haikus (Verssilbenfolge 5 / 7 / 5)<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Wegen der Gediegenheit der japanischen Schrift und zugleich als Hommage an des Ursprungsland des<br />
Haiku, werden die nachfolgenden Verse jeweils auch in japanischer Schrift wiedergegeben.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 56
Gelpetal<br />
Eisbach kristallklar<br />
Morgenkühle leichter Luft<br />
sanft schmiegt Frau'nhaarmoos<br />
黄色バレー<br />
アイスバッハクリスタルクリア<br />
冷たい朝の空 気 が が容易 容 易<br />
優しく抱擁女性の 髪 の の苔 苔<br />
Unberührter See<br />
Krähe zupft den Halm<br />
streicht die Brise durch das Nest<br />
langsam wiegt das Gras<br />
自然のままの湖<br />
カラスは 茎を を引っ張る 引 っ 張 る<br />
風が 巣 を を掃引 掃 引<br />
ゆっくりと草を量る<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 57
Flimmern<br />
Dürre, Hitze lähmt<br />
Zyklone tanzen im Kreis<br />
sandig kratzt der Hals<br />
ちらつき<br />
干ばつ、熱麻痺<br />
輪になって踊っサイクロン<br />
砂浜は首を 掻 く<br />
Wehmut<br />
Blick zum Firmament<br />
Universum das uns trennt<br />
Deine Seele nah<br />
物悲しいこと<br />
大空に目を向ける<br />
私たちを分離する宇宙<br />
あなたの魂に近い<br />
Verlassen<br />
Kreuz am Wegesrand<br />
nur warten noch die Minen<br />
Schneewind schneidet scharf<br />
残す<br />
道端を渡る<br />
ただ地雷を待つ<br />
鋭いカッティング雪風<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 58
Savannenabend<br />
Steppenwölfe Sang<br />
Grille schwingt an hohem Ast<br />
Sonnenuntergang<br />
サバンナの夜<br />
コヨーテ テ·サンス<br />
高い道路上のグリルスイング<br />
夕日<br />
Bosnien<br />
Dunkles Wolkenland<br />
Nachbaresel steht im Schlamm<br />
Wäsche weht im Wind<br />
ボスニア<br />
暗い雲の 国<br />
近隣のロバは泥の中に立っている<br />
洗濯物が風に吹かれて<br />
Sternenhimmel<br />
Beduinenzelt<br />
Tabaksrauch der Nargileh<br />
Kamele im Sand<br />
星空<br />
ベドウィンのテント<br />
タバコ水ギセルを吸う<br />
砂のラクダ<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 59
Stille Einkehr<br />
Vater Frost klopft an<br />
Laub das durch die Seele weht<br />
heißer Tee im Glas<br />
穏やかな反射<br />
父霜がノックしている<br />
魂を介してその葉が吹く<br />
グラスの中で熱いお茶<br />
Abschiedslied<br />
Sammlung hoch droben<br />
Kraniche zieh'n aus dem Land<br />
freudiges Gekräh'<br />
お別れソング<br />
空中コレクション<br />
全 国 ククレ レ ー ンンダ ダ ー ト<br />
カラス' 楽しい'<br />
Auf dem Wanderwege zum Nachtquartier<br />
Fernes Licht uns lockt<br />
flinke Schatten vor dem Mond<br />
Herbergskatenrauch<br />
夜四半期のトレイルで<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 60
遠くの光は、私たちを魅了<br />
月面上の 軽 快 快な影 な 影<br />
ホステルケイトの煙<br />
Jahresbeginn<br />
Hände tief hinein<br />
Schneeschmelz tanzt von Stein zu Stein<br />
Schöpfung neu ersteht<br />
初め<br />
奥深くまで手<br />
雪解けは石から石に踊っている<br />
作成が再び上昇<br />
Rast in der Steiermark<br />
Hundemädchen schnaubt<br />
rasten wir im Wiesengrund<br />
Kräuterduft ein Hauch<br />
スティリアの休息<br />
女の子の犬が嗅ぐ<br />
私たちは芝生エリアで休む<br />
ハーブ ブの香りがほのかな香り<br />
の 香 り が ほ の か な 香 り<br />
Ramsau in der Steiermark<br />
Abendrot im Tal<br />
Milchkannenklang – Bauernhof<br />
oben der Pirol<br />
スティリアのラムサウ<br />
谷の夕日<br />
ミルク缶の音 - ファーム ム<br />
コウライウグイス上記<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 61
Paris I<br />
Großstadtluft weht um<br />
Baskenmütze schief am Kopf<br />
Maler an der Seine<br />
パリ<br />
吹き付けによる都市大 気<br />
頭の上にバスクベレ ー 斜 斜めに め に<br />
セーヌ ヌ川の 川 の 画家 家<br />
Paris II<br />
Vent soufflant partout<br />
cosmopolitaine ton air<br />
peintres de la seine<br />
パリ II<br />
どこでも吹く風<br />
あなたの 国際 際的な空 的 な 空 気<br />
画家· セーヌ ヌ<br />
Kalter Ostermorgen<br />
Ostersonntag früh<br />
Morgensonnenglanz im Schnee<br />
Feuer im Kamin<br />
寒いイー ススタ タ ー の の朝 朝<br />
復活祭の日曜日の朝<br />
雪の朝の太陽の輝き<br />
暖 炉 の の火 火<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 62
Mittagszeit in Kabul<br />
Minarett kein Ruf<br />
Männer nippen ihren Cay<br />
Katzen dösen faul<br />
カブール ルの正午 の 正 午<br />
ミナレットない評判を<br />
彼らのケイを 飲 み み男性 男 性<br />
猫はなまけてうとうと<br />
Gaunerstück<br />
Dorfschänkenbengel<br />
Gartenzaun liegt hinter ihm<br />
kracht der Apfelbiss<br />
ローグ グピピ ースス<br />
村のパブベンゲル<br />
彼の後ろの庭のフェンス<br />
りんごの一口をクラッシュ<br />
Ausklang<br />
Sonne – leuchtend' Laub<br />
Blattwerk deckt den Sommer zu<br />
raschelt jeder Schritt<br />
フィナーレ レ<br />
日 - 明るい'葉<br />
葉は、夏カバー<br />
それは、すべてのステップをクラックル<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 63
Meditation I<br />
Hoch auf schroffem Fels<br />
Universum strömt ins Herz<br />
fühl' den tiefen Grund<br />
瞑想私<br />
急な上に高<br />
宇宙は心 臓 に に流れ 流 れ 込 む<br />
" 深層地下水を感じる<br />
Melancholische Symphonie<br />
Rauschen vom Waldesrand<br />
monotones Tropfkonzert<br />
glucksende Pfützen<br />
メランコリックシンフォニー<br />
林 縁 か からのノイズ<br />
ら の ノ イ ズ<br />
単調なドリップコンサート<br />
ゴボゴボ水たまり<br />
Sie<br />
Lang ist sie davon<br />
träume mich dorthin zu ihr<br />
kehr' nie mehr zurück<br />
ソフィ ー私 私<br />
長い彼女が離れている<br />
彼女に私をそこに夢を見る<br />
トラフィックは決して 戻ら らない な い<br />
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Kreuzung<br />
Neonreklame<br />
Blinken auf nassem Asphalt<br />
einsam meine Stadt<br />
交差点<br />
ネオンサイン<br />
ぬれたアスファルトの上に点滅<br />
私の孤 独 な な街 街<br />
Bemühen<br />
Traumwelt ist ein Hort<br />
entgehe dem Einerlei<br />
was heißt schon „real“?<br />
尽力<br />
ドリーム ムワ ワ ールルドは天 ド は 天 国で です す<br />
単調さを逃れる<br />
" 本 当 の の" 何をするのでしょうか<br />
Sie II<br />
Ohne Sie herrscht Tod<br />
die sinnlose Existenz<br />
Atmen ohne Grund<br />
ソ フィー II<br />
あなたなしでは、死がある<br />
無意味な存在<br />
理由なしで呼吸する<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
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UNGEREIMTHEITEN<br />
Wanderpause<br />
an kanadischem WK I & WK II - Friedhof<br />
bei CAMBRAI / FRANCE<br />
Weidenblätter segeln<br />
Bronzeengels schwerer Blick, gesenkt auf Marmorplatten<br />
Namenszug in kaltem Stein,<br />
Rattentunnel offensteh'n,<br />
zieh'n ins morsche Fundament<br />
Weidenblätter segeln<br />
Eichhorn blickt in bunte Kronen,<br />
was lebt ist wert - was tot noch werter?<br />
Selbst Herzbewahrung rettet nichts<br />
Schwert, es sammelt ein<br />
Weidenblätter segeln<br />
Verbundenheit<br />
Jahrzehnte Müh' und Plage<br />
in falt'ge Haut graviert<br />
gemischte Züge gütigen Gesichts<br />
lehnt hin sich zu dem Weibe er<br />
strickend sie am Ofen sitzt<br />
die Lippen rühren an ihr Ohr<br />
und flüsternd weht sein Hauch<br />
wollt' keine and're je als Dich<br />
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INTERMEZZI DIFFERENTI<br />
diverse poesie d'azzardo de Hauke Ohlendorf<br />
*******************************************<br />
Dorfnacht<br />
Schummrig' Licht<br />
alter Gassenfunzel Mückenfest<br />
gedämpfte Sicht<br />
Sommertage letzter Rest<br />
schwirrend feiert sich der Schwarm<br />
Dunkelheit die Schatten frisst<br />
im langen Gassenarm<br />
Rascheln aus dem Dachgenist<br />
Kirchturmuhr schlägt drei<br />
gurrt eine Taub' in halbem Schlafe<br />
nickt auf der Gaube wieder ei'<br />
selbst im Baum der müde Rave<br />
Oberfenster lechzen<br />
ganz aufgestellt nach lauer Luft<br />
vor Wärme doch die Balken ächzen<br />
schwer zieht schon der Backhausduft<br />
Am Dorfweiher<br />
Schatten - s'muss der Karpfen sein<br />
Luftzug streift wie Samt die Haut<br />
des Wassers Decke zittert fein<br />
Grille windet sich zur Braut<br />
Schatten - ah ihm fehlt's an Luft<br />
schwimmt bei der Hitze höherwärts<br />
Blase sanft im Licht verpufft<br />
kristallklar's Flimmern so wie Erz<br />
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Schatten - was er da so treibt<br />
Duft von frischgemähtem Heu<br />
klar dass er nicht unten bleibt<br />
Ziegenblick gesenkt und scheu<br />
Schatten - diesmal ganz weit oben<br />
bei Hitze drängt's ihn immer hoch<br />
dörflich Farbwelt lichtverwoben<br />
gut dass ich mich hier verkroch<br />
Schatten - nun will ich es seh'n<br />
lehn' vorsichtig zum Teichesrand<br />
beobacht' listig das Gescheh'n<br />
stütz meinen Kopf auf eine Hand<br />
Schatten - haut's mich hinten über<br />
wem kann ich sagen, was ich sah<br />
der jungen Teichfrau Augenlider<br />
gesenkt herab und das so nah<br />
Schatten - schwimmt an mich heran<br />
blinzelt irgendwie ergeben<br />
spricht: komm rein und werd' mein Mann<br />
sollst Dir's noch heute überlegen<br />
Schatten - zieht die Wand herauf<br />
Grollen, Blitze, Donnerkrach<br />
zügig ich nach Hauselauf<br />
küsst' mich doch der Regen wach<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Ausschnitt aus einem Bild von H. Ohlendorf<br />
Morgennebel in Athman / نامثع<br />
ein Gedichtfragment von Hauke Ohlendorf<br />
Frau reich' mir einen frischen Çay<br />
aus Morgenschwaden kehr ich heim<br />
vor Stunden zog ich ab allein<br />
die Kampfgefährten nicht dabei<br />
Damaskus blutet, seine Kinder<br />
sterben nicht für's Himmelreich<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 68
ob Moslem, Christ, sie sind nun gleich<br />
bedrückt vom Menschenschinder<br />
Wind bläst durch die Straßen Staub<br />
Wucht der Wut, was bleibt ist Wunde<br />
Muezin schweig', zur Morgenstunde<br />
Gerechtigkeit, ist Allah taub?<br />
Anadil, gieß' Wasser in die Messingschüssel<br />
Du bist und bleibst mir Nachtigall<br />
der letzte Trost und Sonnenstrahl<br />
Liebe ist des wahren Lebens Schlüssel<br />
Amara, Königreich der Sarazenen<br />
selbst Kreuzes Ritter suchten hier<br />
und fanden höllisches Quartier<br />
die Väter trotzen ihren Plänen<br />
nun ist's der eigene Tyrann<br />
der erst uns Hoffnungsträger war<br />
doch bleibt er jeden Ruhmes bar<br />
metzelt Freunde, Mann für Mann<br />
Karem, mein Sohn, versteck's Gewehr<br />
bevor die üblen Hunde kommen<br />
in einer Stund', ich hab vernommen<br />
rückt an das Militär<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 69
Hör', der Tag im Dorf beginnt<br />
will gleich nach dem Felde sehen<br />
wo unsere Tabakpflanzen stehen<br />
bevor der letzte Schatz verrinnt<br />
habt acht solange fort ich bin<br />
im Dorf gibt es Verräter<br />
Assad's verderbte Täter<br />
die geben ihre Nachbarn hin<br />
Miled, Mohammed und auch ich<br />
da Faden schwarz, weiß, grau sich gleichen<br />
zur Präfektur heut' nächtens schleichen<br />
gerichtet sind die Fernrohrstrich<br />
im Keller hörten wir sie schreien<br />
unsel'ge Opfer der Tortur<br />
wir gaben uns den einen Schwur<br />
sie heut' noch zu befreien<br />
Allah, ich werf' mich vor Dich hin<br />
schenk' Kraft und Mut in uns'rer Not<br />
dem Übel aus uns'rer Hand den Tod<br />
soll sein der Handlung Sinn<br />
© Hauke Ohlendorf alias FARUK - ABID<br />
دباع قوراف<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
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Einige Pressestimmen:<br />
Neuerscheinung<br />
BUCHVORSTELLUNG<br />
U R S T R O M<br />
von Rüdiger Heins<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
»Die vier Theaterstücke von Rüdiger Heins gelten Menschen am Rande der Gesellschaft, seien<br />
dies nun Frauen aus einer islamischen Kultur, Strassenkinder, Tyrannen einer längst vergangenen<br />
Epoche oder gar Mystikerinnen, wie eine Hildegard von Bingen. Immer geht es dabei letztlich um<br />
die Vision einer menschlicheren Welt.<br />
Der Autor spielt virtuos mit den verschiedensten szenischen Formen: vom lyrischen Drama über<br />
das epische Theater und das Dokumentarstück bis hin zum postdramatischen Theater unserer<br />
Tage, in dem Musik und Tanz gleichrangig neben den Text treten.<br />
Das ist bestes postmodernes Theater, wie wir es so nur noch von Christoph Marthaler her<br />
kennen.«<br />
(Prof. Dr. Mario Andreotti, Dozent für neuere deutsche Literatur und Sachbuchautor)<br />
* * * * * *<br />
»Das alles erzählt Rüdiger Heins in seinem Stück ganz unaufgeregt. Das sich andere aufregen<br />
könnten, nimmt er in Kauf. Mutig, zumal sein intelligentes Stück nun zufällig in eine heiße Debatte<br />
geraten ist, um Äußerungen Thilo Sarrazins zur Integrationspolitik.«<br />
(Susanne Böhmer, SWR 2)<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 71
* * * * * *<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
»Rüdiger Heins bringt Brennpunkthemen auf die Bühne, wie sonst nur wenige. Deswegen schätze<br />
ich seine künstlerische Arbeitsweise sehr. Außerdem besitzt er den Mut, den man für diese Arbeit<br />
braucht! Die Themen, die er aufgreift, beschäftigen mich auch. Der Unterschied besteht darin,<br />
dass er die Empathie hat, aus sozialen Themen literarische Kulissen zu bauen. Das bewundere<br />
ich an ihm.«<br />
(Günter Wallraff, Köln)<br />
»Im URSTROM hat der Schriftsteller Rüdiger Heins vier Theaterstücke in Szene gesetzt, die vom<br />
Gilgamesch-Epos über die Mystikerin Hildegard von Bingen bis in die heutige Zeit mit ihren<br />
Wirrnissen reichen. Ihm geht es um die Menschen am Rande der Gesellschaft, egal ob es um<br />
Frauen aus der islamischen Kultur, oder Straßenkinder geht.<br />
Er schaut hinter die Kulissen einer Gesellschaft, die nicht gerade menschlich mit am Rande<br />
lebenden Jugendlichen umgeht und im Drogenkonsum das suchen, was ihnen zu fehlen scheint,<br />
der aber kein Ersatz für entgangene Sehnsüchte nach Liebe und Geborgenheit sein kann. Die<br />
Erwachsenenwelt reagiert meist mit Ablehnung und entzieht sich der Verantwortung, in dem sie<br />
regelrechten Menschenrechtsverletzungen, die täglich auf der Straße passieren freien Lauf lässt.<br />
Durch dieses Stück: 'Fee: Ich bin ein Straßenkind', geht der Autor auf die Problematik aus Sicht<br />
der Betroffenen ein und zeigt die vertrackten Situationen der Straßenkinder in reichen Deutschland<br />
auf, die nicht zu den 'normalen Kulissen' der Gesellschaft gehören<br />
In 'Allahs heilige Töchter' geht es um die Befreiung der Frauen aus der Gefangenschaft ihrer<br />
Männer, die ihren Töchtern die Ehemänner aussuchen, obwohl im Koran derartige Praktiken<br />
nirgends zu finden sind. Es geht um die Einschränkung der Freiheit mit rabiaten Mitteln, die bis zur<br />
Freiheitsberaubung und den Ausstoß aus dem Familienverband führen kann. 'Die Rechte der<br />
Frauen sind geheiligt. Seht zu, dass Frauen bezüglich der ihnen zustehenden Rechte gesichert<br />
sind.' So hat es der Prophet Mohammed verkündet. Nur die Praxis sieht anders aus. Viele junge<br />
islamische Frauen werden gezwungen Männer zu heiraten, die sie nicht lieben, weil der Vater und<br />
der Familienverband es anders bestimmen. Rüdiger Heins dramatisiert die Geschichte einer<br />
jungen Marrokanerin, die versucht der Familientradition zu entkommen und dabei in<br />
beängstigende Situationen gerät.<br />
Um ein Fazit zu ziehen, diese vier Theaterstücke werden virtuos in verschiedensten szenischen<br />
Formen dargestellt, die vom lyrischen Drama bis zum Dokumentarstück reichen. Es ist richtig, was<br />
Prof. Dr. Mario Andreotti, er ist Dozent für neuere deutsche Literatur und Sachbuchautor über<br />
diese Stücke schreibt: 'Das ist bestes postmodernes Theater, wie wir es so nur noch von Christoph<br />
Marthaler her kennen.' «<br />
(Fritz Reutemann, Poet)<br />
Mehr Information zu Rüdiger Heins<br />
http://www.ruedigerheins.de/ http://de.wikipedia.org/wiki/Rudiger_Heins<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 72
Vorstellung der Abschlussarbeiten des Erstsemesters<br />
„Design Medien Kommunikation“ (Grundstudium)<br />
Fachhochschule Dortmund<br />
University of Applied Sciences and Arts<br />
Mittwoch,den 6. Februar 2013<br />
WAR OF TYPECRAFT –<br />
DIE TYPOGRAFISCHE SCHIESSBUDE<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Im Filmstudio der FH Dortmund / Designgebäude fiel gegen 18:00 h der<br />
Startschuss zur illustren Vorführung von 30 Buden mit besonders zugeschnittenem<br />
Darbietungscharakter. Unter dem Motto KRIEG DES TYPOGRAFIE<br />
- HANDWERKS oder DIE TYPOGRAFISCHE SCHIESSBUDE, präsentierten rund<br />
70 Studentinnen und Studenten ihre interaktiven Installationen, rund um das<br />
Thema Typografie.<br />
Den Professoren, Lars Harmsen & Alexander Branczyk, war Ihr Spaß an den<br />
vielen kreativen Umsetzungen der durch sie gestellten Aufgabe deutlich<br />
anzusehen. So fanden sie sich immer wieder in regen Gesprächen mit ihren<br />
Studierenden und Besuchern dieses anregenden Ereignisses.<br />
In gelockerter Atmosphäre durfte nach Leibeskräften geworfen, geschossen,<br />
gegessen, kreiert und zerstört werden.<br />
Ein Bericht von Hauke Ohlendorf / Wuppertal<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
In interdisziplinarischer Zusammenarbeit mit Studierenden anderer Fachbereiche<br />
wurden binnen weniger Wochen umfassende Installationen geschaffen, die<br />
Besucherinnnen und Besucher der Ausstellung zum Anfassen, Begreifen wie Mitmachen<br />
einluden.<br />
Ein halbes Jahr lang hatte man sich mit Gestaltung, Design und Typografie befasst;<br />
nun folgte die Umsetzung in Form von teils skurilen aber nicht minder<br />
interessanten, kirmesnahen Buden. Je ausgefallener die Ideen, desto besser -<br />
und Ausgefallenes gab es reichlich.<br />
Verschaffen Sie sich einen eigenen Eindruck! Die nachfolgende Bildstrecke gibt<br />
Einblicke in das Geschehen.<br />
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U<br />
M<br />
B<br />
R<br />
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A<br />
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F I N<br />
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Damals zu Hildesheim<br />
Mein Niedersachsen – meine Hildesheimer Börde<br />
HILDESHEIM<br />
Umgestülpter Zuckerhut / Künstler: Hermann Ribbentrop<br />
Gebäude 1945 zerstört bei Luftangriff durch die Alliierten - der<br />
Zuckerhut ging mitsamt Hildesheim unter im Feuersturm<br />
Bildquelle (offiziell) Wikipedia /<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
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Der Kompromiss-Blechkuchen<br />
Hauke Ohlendorf, März 2012<br />
Eine Geburtstagserzählung als Geschenk zum zwanzigsten Geburtstage<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Dein Vorfahre, sprich Großvater, entstammt dem Norden unserer geliebten<br />
Republik, genau gesagt einem kleinen Dorfe in der HILDESHEIMER BÖRDE,<br />
namens XXXXX.<br />
Als in seiner Kindheit und Jugend die Dorfbäcker noch einen Handwerksberuf<br />
ausübten, bei dem die meisten Tätigkeiten nicht am Laufband und mit sackweise<br />
vorgefertigten Groß-Backmischungen erfolgten bzw. von ausgeklügelten<br />
Maschinen und Geräten unterstützt wurden, da verlangte die Profession<br />
anstrengende Handarbeit. Im abschließenden Vorgang fanden alle Erzeugnisse<br />
ihre krönende Vervollkommnung in großen Steinbacköfen alter Bauart, die noch mit<br />
Festbrennstoffen beheizt werden mussten. Es wurde nach altnorddeutscher<br />
Handwerkskunst mit Muße gearbeitet – selbst die Lehrlinge hatten bereits nach<br />
wenigen Wochen begriffen, dass aus allem nicht „Rechtes“ wurde, wenn man nicht<br />
voll bei der Sache war, also sein Bestes gab, um hernach der Kundschaft stets<br />
gleichbleibend gute Waren vorweisen zu können.<br />
Bäcker sein, hieß nicht nur zu ungewöhnlicher Tageszeit seiner Beschäftigung<br />
nachgehen zu müssen, sondern zum Teil auch an Wochenenden und Feiertagen zu<br />
rackern, wenn zu allem Übrigen noch zusätzlich Konditoreiprodukte für bürgerliche<br />
Sonntagsgaumenfreuden in den Verkaufsvitrinen ausliegen sollten.<br />
- ☼ -<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 144
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Ja, nun steht die Verbindung zum eigentlichen Thema, denn Ich hatte doch<br />
versprochen, das Geheimnis des Kompromiss-Blechkuchens zu lüften. Also nehme<br />
ich Dich nun mit auf eine erneute kleine Reise in die Vergangenheit.<br />
Wenn in der Früh die letzten Samstagmorgenbackwaren zum Abkühlen aus der<br />
Gluthitze gezogen waren, hatten die Bäcker sich in der heißen Arbeitsstube bereits<br />
einen großen Teil der Nacht um die Ohren geschlagen. Im Dorfe gingen jetzt immer<br />
mehr Lichter an. Meister Bäcker sowie Gesellen und Lehrlinge strebten allmählich<br />
dem Bette zu. Während der Rest der Welt nach und nach seine Augen öffnete,<br />
nahmen die Handwerker noch vor der eigentlichen Ruhe das traditionell<br />
gemeinsame Landbäckerfrühstück zu sich.<br />
Die Metzgerfrau von der anderen Straßenseite hatte für alle Hungrigen das nötige<br />
„Drunter und Drüber“ herübergebracht und im Gegenzug ganz backfrisches<br />
Rustikalbrot mit heim genommen, selbstverständlich nebst der Brötchen, die auch<br />
bei Familie Metzger morgens niemals fehlen durften.<br />
Frau Bäckerin war ebenfalls schon lange auf den Beinen, hatte die Gänse, die<br />
beiden eigenen Kühe, die Ziegen und die Hauhner, sprich Hühner, für den Tag mit<br />
Futter sowie Wasser versorgt, anschließend in der Küche eingedeckt und<br />
aufgetischt. In dem geräumigen, liebevoll schwarz/weiß gekachelten, urigen Raum<br />
bullerte der Holzküchenherd vor sich hin mit zwei dicken Pfeifkesseln obenauf. Der<br />
eine enthielt bereits aufgegossenen Kaffee, der hier für den Meister heiß gehalten<br />
wurde, der andere Früchtetee für die Gesellen und Lehrlinge. Letztere vertrugen<br />
vor dem Bette keinen Kaffee, der Meister hingegen schon, ganz im Gegenteil<br />
brauchte er ihn geradezu, um überhaupt in den Schlaf zu kommen.<br />
Auf dem großen dunklen Buchenholztisch, an dem spielend bis zu 14 Leute haben<br />
Platz finden können, stand die große vasenförmige Henkel-Glaskanne mit jener<br />
erhitzten Milch, die Frau Bäckerin schon um viere in der Früh den Eutern ihrer<br />
"schwarzbunten" holstein-friesischen Damen Emma & Gerda entlockt hatte.<br />
Daneben der kunstvoll geflochtene Korb mit gekochten Eiern, die heute früh erst<br />
aus dem Stall geholt waren. Ein frisches, dickes Ziertuch lag oben über, um zu<br />
schnelles Auskühlen zu verhindern. Der Meister hatte den Lehrsöhnen damals<br />
schon an ihren ersten Arbeitstagen die künftigen Stammplätze der Lehrlinge<br />
zugewiesenen. Diese waren so ausgerichtet, dass die Jungen unweigerlich zum<br />
alten gußeisernen Herd mit umlaufender Metallreling hinüber schauten, wo sich ihr<br />
Blicke zumeist beim Wechselspiel der orange bis hellrot blinkenden Bröckchen im<br />
offenen Glutkasten und in den Flammen verfingen. Durch das soeben von der<br />
Bäckerin frisch aufgelegte Holz loderten die feurigen Irrwische etwas länger auf, um<br />
dann sanft züngelnd durch die noch teils geöffnete Oberklappe nach außen zu<br />
streichen. Aus dieser Klappe entwichen zu gleicher Zeit immer wieder dünne,<br />
weißbläuliche Rauchfahnen, die inzwischen als Bestandteil des Duftgemisches aus<br />
frischem Kaffee, knackigen Brötchen und heißer Milch die ganze Küche mit einer<br />
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beruhigenden Luftwürze füllten. Kein Wunder, dass gerade die jüngeren beiden<br />
unter ihnen vom unregelmäßigen, leisen Knacken des brennenden Holzes<br />
unbemerkt einzunicken drohten, waren sie doch die harte Nachtarbeit noch immer<br />
nicht so recht gewohnt. Sie hatten arge Mühe sich dies nicht anmerken zu lassen.<br />
Bei Ole Harms hingegen, der bereits kurz vor der Gesellenprüfung stand, welche er<br />
kommenden Monat an der altehrwürdigen Kammer zu Hildesheim abzulegen hatte,<br />
war schon eine gewisse Konstitution festzustellen wie sie beim Meister und den<br />
Gesellen zu finden war. Er schien angesichts des herrlich hergerichteten Tisches<br />
sogar unter allen noch der Munterste.<br />
Die Küchentür zum hinteren Teil des Verkaufsraumes stand ebenso offen wie die<br />
Tür der Backstube, welche absichtlich dorthin offen gehalten wurde, damit beide<br />
Räume ihre arômatisch- lieblich duftschwangere Warmluft mit jener des<br />
Kundenbereichs austauschen konnten.<br />
Von hinterwärts zog der frische Feuer- und Kaffeeduft ein, von seiten der typische,<br />
leicht feuchtehaltig Backwarendunst, der jedem der eine freie Nase besaß sofort<br />
das Wasser im Munde zusammentrieb – eine preiswerte aber sehr wirksame<br />
Methode zur Unterstützung der Frage: „Darf's noch etwas mehr sein?“, um<br />
solcherart ganz unaufdringlich die frühen Kundinnen zum Kaufe der einen oder<br />
anderen zusätzlichen Backware zu verleiten. Was nicht einmal die Gesellen<br />
wussten war, dass sogar das Sich-beim-Essen-Zuschauen-lassen eine kleine<br />
Verkaufslist des Meisters darstellte, ausgerichtet darauf, der Kundschaft einen<br />
subtilen Fingerzeig zu geben auf deren eigene alsbaldige, Frühstücksgenüsse und<br />
um zugleich von seiner gesamten Bäcker-Belegschaft einen vertrauten sowie<br />
nahbaren Eindruck zu schaffen. Zudem sah er sich auf solche Weise in der Lage,<br />
zwischendurch hören und beobachten zu können, ob der Verkauf seinen Direktiven<br />
gemäß anlief, denn gleich würde die Ladentür geöffnet werden und die Lehrtöchter<br />
hätten sich um die Erfüllung aller Kundenwünsche sogleich zu bemühen.<br />
Wer sich zu dieser morgendlichen Stunde dort aufhielt wurde mit einem Blick durch<br />
die Küchentür gewahr, wie sich redlich abgearbeitete Bäcker bei Tische bemühten,<br />
ihre Augen offen zu halten, dennoch aber die Zähne genussvoll in das rustikale<br />
Mahl einschlugen. Ab und an folgte ein stiller Grußaustausch zwischen Laden und<br />
Küche, verbunden mit den Wünschen für eine „gesegnete Mahlzeit“ an die Adresse<br />
der Handwerkerrunde, obschon diese zumeist mit sich selbst befasst war.<br />
So also begab sich jeden Morgen das gleiche Ritual einer typisch norddeutschen<br />
Männer-gemeinschaft, die Nacht für Nacht Arbeitsplätze und Aufgaben auf engstem<br />
Raume miteinander teilte. Man verständigte sich durch Blicke, eben so wie es auch<br />
bei der Arbeit nicht anders üblich war. Hier wechselten momentan deutlichere<br />
Informationen den Mann, als dies während der freundlich oberflächlich gehaltenen<br />
Gespräche der Fall war, die man des Nachmittags beim Umgraben des<br />
Gartenbodens oder in ähnlichen Momenten an der Hecke mit zufällig Vorbei-<br />
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gehenden auszutauschen pflegte. Lediglich ein Grummeln des Dankes verließ die<br />
Kauenden, wenn ein Kollege dem anderen das Milchglas ungefragt wieder befüllte.<br />
- ☼ -<br />
Es war zumeist gegen Klocka sechse, wenn die Hausfrauen der Umgebung ihre<br />
zweirädrigen Bollerwagen hinter sich herziehend, die leichte Anhöhe hinauftrabten,<br />
an der alten Wassermühle vorbei, deren Grund sogleich hinter dem Schilf des<br />
Baches begann. Ihre Köpfe waren von stilvoll geflochtenen und aufgesteckten<br />
blonden Haaren geziert, welche wiederum vor dem Winde von schneeweißen<br />
Schuten geschützt wurden. Stets waren sie in ihre Haushaltsschürzen "gewickelt".<br />
Die gesamte Straßenbreite einnehmend, zu dritt oder viert nebeneinander her, ging<br />
es voran. Zu so früher Stunde tauschten auch sie sich bereits aus - in dem ihnen<br />
eigenen, regionaltypischen "PLATT" rege plappernd, ganz ihrer morgendlichen<br />
Mitteilungslust freien Lauf lassend. Ein vollkommender Gegensatz zu den<br />
Ereignissen in Bäckers Küche. Hier der Auftakt, dort der Ausklang, beides jeweils<br />
erfüllt von seiner eigenen besonderen Stimmung.<br />
Soeben hatte Frau Bäckerin den oberen Teil der eichenen Außentür zum Hinterhof<br />
geöffnet, dabei bewusst nur die obere Hälfte aufgestellt, um vierbeinigem Geziefer das<br />
Eindringen zu verwehren. Kaum dass die erste kühle Morgenluft in die Arbeitsstube<br />
strömte, quietschte bereits das eiserne Hoftor; der Damenkonvoi betrat den Hof. Die<br />
mitgezogenen Bollerwagen bewegten sich auf das backsteinrote Bäckerhaus zu, um an<br />
der Außenwand des Gebäudes aufgereiht zu werden.<br />
Noch war der freundlichen Morgengruß unter den Damen nicht ganz ausgesprochen, griff<br />
die Bäckerin in gewohnter Manier, mit ausgestreckten Armen dem ersten Backbrett<br />
entgegen, hob es in die warme Stube hinein und schob dessen Teigauflage vom<br />
eingemehlten Brett in den von der Nachtarbeit noch heißen Backofen hinein, nicht jedoch<br />
ohne zuvor ein kleines Metallschildchen in den Teig zu stecken. Dies erfolgte, um den Teig<br />
auf solche Weise zu markieren und die richtige Rückgabe der fertigen Kuchen später<br />
garantieren zu können. Auf etlichen dieser Schilder waren kaum mehr Namensgravuren zu<br />
erkennen, schließlich verwendete man sie schon in der neunten oder gar zehnten<br />
Generation. Von der Bäckerin bis zu den Damen des Kundinnenkreises hätte dennoch<br />
jede unter ihnen mit verbundenen Auges herausgefunden, welche Schilder zu welcher<br />
Familie gehörten. Nun folgte Backbrett auf Backbrett, Teig auf Teig, bis endlich die<br />
schwere eiserne Luke des Ofens verriegelt werden konnte.<br />
Frau Bäckerin trat nun heraus, schloss schnell wieder beide Eichentürhälften hinter sich.<br />
Wie sich bald anhand der laufenden Gespräche herausstellen sollte, befanden sich einige<br />
der Damen inhaltlich schon in der Ernte- und Einmachzeit. Aktuell ging es wieder einmal<br />
darum, untereinander abzusprechen, welchen zeitlichen Weg die Utensilien für's<br />
Einkochen durch das Dorf nehmen sollten. Schlau wie man war, hatten sich immer gleich<br />
mehrere Familien die Requisiten für das arbeitsintensive Küchenereignis gemeinsam<br />
gekauft.<br />
Nicht selten waren diese Familien untereinander verwandt. Hierbei handelte es sich in<br />
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solchen Dingen häufig um weibliche Verwandschaftsbande. Da bestanden Austausch-,<br />
Hilfs- und Arbeitsgemeinschaften in erster Linie unter Schwestern, Cousinen,<br />
Großcousinen, Schwägerinnen und so fort. Man half ich in allen Belangen, die zur<br />
Bewältigung der jahreszeitlich bedingten Großverarbeitungen notwendig waren. Zeitpunkt<br />
und Rhythmus hingen von der Reife des Erntegutes ab und so war es der Garten der das<br />
Pensum bestimmte.<br />
Auch wenn in der Küche eines jeden Hauses nur die Hausfrau ausgewiesene<br />
Hoheitsrechte besaß und ihr nicht einmal der Ehegatte zürnen durfte, wenn sie ihn<br />
deutlich und bestimmt des Raumes verwies, so mussten die Gemeinschaftsarbeiterinnen<br />
z. B. beim Einmachen einander zügig zur Hand gehen, damit alsbald wieder Platz fürs<br />
Kochen war. Auch bei den Bauern war gerade „Kampagne“, was bedeutete, die Männer<br />
waren entweder alle zu Felde oder in den umliegenden Betrieben in irgendeiner Form mit<br />
der einzubringenden Ernte befasst.<br />
Die ersten Männer, von welchen nicht wenige in der nahegelegenen Zuckerfabrik tätig<br />
waren, standen bereits um halber sieben mit knurrenden Mägen im Bade und wuschen<br />
sich den Schmutz von den Fingern, dem sie im Umgange mit Maschinen und Aggregaten<br />
ausgesetzt waren. Diese mussten nun vollauf und störungsfrei funktionieren, um jener<br />
Massen von Zuckerrüben Herr zu werden, die von den Bauern in nicht mehr enden<br />
wollenden Traktorenschlangen angeliefert wurden und die sich an der Nutzfahrzeugwaage<br />
am Eingang stauten.<br />
Belegschaftsbild von der Zuckerfabrik in XXXX Hier findet sich auch Dein Ur-Großvater, ob Du ihn<br />
wohl entdeckst?<br />
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So rutschte jeder von Ihnen zunächst auf die heimische Eckbank. Bei einem frisch<br />
geöffneten Härke- oder Wolters-Bräu war stets nur Zeit, die Tageszeitung kurz zu<br />
überfliegen, denn nach wenigen Minuten riefen die kräftigen und vitaminreichen<br />
Mahlzeiten auf dem Tische dampfend zur Messer-, Gabel- und Löffelattacke auf.<br />
Unter der Woche aß man in der Küche; die lange Tafel des Wohnzimmers und dieser<br />
Raum gar selbst waren ausschließlich den Sonntagsereignissen vorbehalten sowie Zeiten<br />
des Empfanges von besonderem Besuch. Lediglich wenn Großvater des samstages ganz<br />
geschafft von der Gartenarbeit zum Essen erschien, kam es mal vor, dass er nach dem<br />
Mahl und vor dem wiedereinsetzenden Damen-Trubel in der Küche, mit seinem neuesten<br />
Wild West Roman in „die gute Stube“ flüchtete. Dort saß er dann mit seiner Lektüre im<br />
großen, breiten, schon leicht abgewetzten Ohrensessel, wo er zumeist nach einer Weile<br />
einschlief, um die gelesenen Geschichten in der Traumwelt zu Ende zu phantasieren.<br />
Grundsätzlich nickte er nämlich mit seitlich herabgerutschter Brille beim Lesen ein und<br />
erst der Ruf zum Nachmittagskaffee bereitete seinem Wilden Westen ein jähes, aber<br />
dennoch angenehmes Ende.<br />
Wie alles übrige im Landleben, war auch das Abendmahl ein von den eigenen Eltern<br />
schon übernommenes Ritual, welches mit fester Bestandteil all jener Abläufe war, die der<br />
Familie Ruhe und Ausgeglichenheit verliehen. Hierzu gehörte selbstverständlich, dass<br />
man sich in allen weiteren Lebensbelangen ebenfalls ritualisierte. Man unterwarf sich<br />
solchen Abläufen, ohne jemals nach dem 'Warum' zu fragen oder zu murren, denn jeder<br />
spürte tief in sich, dass alles genau so sein musste wie es war und keinesfalls anders.<br />
Hierzu gehörte insbesondere, dass der eigene Garten nach all den Erfordernissen, so wie<br />
sie gerade vor der Hand lagen, bestellt wurde, um damit die ureigenste Form heimischen<br />
Glücks zu erarbeiten.<br />
Ganz rechts Deine Ur-Urgroßmutter bei einer kurzen Gartenarbeitspause für den Fotografen<br />
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Der Nutzgarten lag nicht einfach dort draußen vor dem Hause, nein das Haus war es das<br />
mitten zwischen Nutz- und Ziergarten stand. Solch kleine, abweichende Perspektiven und<br />
Assoziationen ergaben auf ihre ganz und gar eigene Art, eine vollkommen andere Lebens-<br />
weise, als man sie in den Städten kannte.<br />
Blick aus Deiner Urgroßeltern „GUTEN STUBE“. Hier siehst Du in etwa ein Achtel des Grundstückes.<br />
So besaß auf dem Lande jede Familie einen stattlichen Garten, der dazu gereichte, die<br />
Familie, anverwandte Kranke und die "Alten" des Dorfes, ganzjährig mit Obst und Gemüse<br />
zu versorgen. Hinzu kamen die hoch umfriedeten Geflügelgärten, zumeist hinter dem<br />
Hause, in welchen sich nicht selten auch die Holz- und Fahrradschuppen befanden. Die<br />
eigenen Schweine und manchmal auch Milchkühe befanden sich in eigens dafür<br />
errichteten rot backsteinernen Anbauten seitlich am Wohnhause sowohl von außen als<br />
auch durch eine innere Verbindungstür erreichbar. Im Dorfe war jede Familie quasi<br />
vollkommen eigenständig und somit langfristig unabhängig von Kriegs- wie<br />
Wirtschaftswirren oder sonstigen Ereignissen, die zu Versorgungsengpässen hätten<br />
führen können.<br />
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Was fehlte, wurde in Krisenzeiten untereinander im Tauschhandel ausgeglichen, eine<br />
klingende Währung in Form von Geld war in solchen Enklaven eigentlich nur etwas für den<br />
Erwerb der von außerhalb dringend benötigten technischen Güter, von Stecklingen,<br />
Saatgut, u. ä., was man nicht selbst zu erzeugen im Stande war.<br />
Für das gesamte Jahr war der Haushalt bestens versorgt, so auch für den Winter. Da<br />
schlummerten z. B. die Möhren im etwa 10 Grad gleichmäßig kühlen Keller in ihren<br />
Sandbetten, nicht weit von sauber aufgereihten Äpfeln und zum Trocknen ausgelegten<br />
Walnüssen, während das Sommer-/Herbst-Einmachgut Glas für Glas aus seinem<br />
Schlummer geholt wurde und vornehmlich an den Wochenenden zur erquicklichen<br />
Erweiterung des Mittagsmahles beitrug.<br />
Kein Tag ohne Gartenarbeit – hier: kurze Pause<br />
Somit gab es also ganzjährig etwas zu puhlen, zu knacken, einzukochen, zu schlachten,<br />
zu schreddern, stets eng bei einander hockend oder stehend. An den Freitag- und<br />
Samstagnachmittagen traf man sich zum Handarbeitskaffeekranz, Dienstag- und<br />
Donnerstagabend beim Pfaffen in der Gemeinde zur Sangesrunde, Montag- und<br />
Mitttwochabend verschwanden die körperlich jung gebliebenen unter ihnen zu Handball,<br />
Feldhockey, Gymnastik, und so fort. So manche ältere Dame im Alter zwischen 60 und 70<br />
war nicht nur im Sommer beim Kraut-Hacken auf dem Felde dabei, sondern auch bei der<br />
wöchentlichen Gymnastik.<br />
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Streitigkeiten gab es soweit zurückzudenken ist (unter verheirateten) Damen auf solche<br />
Art im Dorfe nie. Das zeitweilige Aufeinander-los-gehen überließ man den jungen Puten,<br />
die sich ab und an in Liebesdingen gegenseitig in die langen Haare griffen.<br />
- ☼ -<br />
Während unsere weibliche Dorfrunde am Bäckerhaus nun ihre Termine festgelegt hatte,<br />
nicht ohne dabei die eine oder andere schreckliche Neuigkeit darüber loszuwerden, in<br />
welchem Dorf es neulich gebrannt hatte oder wer gerade in unsittlich neuzeitlicher Manier<br />
mit wem fremd ging, war es Zeit geworden, dass sich Frau Bäckerin in die Backstube<br />
zurück begab und einen Blick in die Ofenluken warf.<br />
Nun da sie mit Kennerinnenblick wohlwollend feststellte, dass die Teige den gewünschten<br />
Bräunungsgrad exakt erreicht hatten, zog sie auch schon einen davon mit dem breiten<br />
Holz heraus, ließ ihn dann auf eines der bereits auf den Arbeitsbänken aufgereihten und<br />
markierten Backbretter der betreffenden Familie ab. Nachdem sämtliche Backbretter auf<br />
die wartenden Bollerwagen verteilt und wieder mit schützenden Tüchern abgedeckt waren,<br />
kassierte Frau Bäckerin den kleinen Obulus von ein paar Groschen je ausgebackenem<br />
Teig und warf dann das Geld in die Gemeindespendendose, in welcher für gemeinsame<br />
Ausflüge in den Vogelpark Walsrode oder zum Blauen See/Hannover, gesammelt wurde.<br />
Eine typische Verhandlungsszene unter Bauern. Der Dritte und der Vierte von links sind sich<br />
gerade Handelseinig geworden und bekräftigen das per Handschlag. Dieser Handel war damit verbindlich<br />
besiegelt und nur bei Betrug anfechtbar. Eine Zeit, in der ein Handschlag noch etwas galt.<br />
- ☼ -<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 152
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Eine halbe Stunde später bullerte in jeder heimischen Küche der Holz- und Kohleherd.<br />
Wenn nach einer Weile der Wassserkessel pflichtschuldig zu pfeifen begann, folgte das<br />
Aufgießenn des Kaffee's durch den guten alten Porzellanfilterhalter in die Kanne, die<br />
alsbald mit einem Wärmeisolierungsmäntelchen versehen, ihren Platz erst dann auf dem<br />
Tisch einnnahm, wenn alle versammelten Erwachsenen ihre Tasse des heißen<br />
Muntermachers in Händen hielten. Für durch den Kaffeeduft neugierig gewordene Kinder,<br />
die ab und an ebenfalls danach verlangten, gab es nur ein seelig-machendes Liedchen<br />
von Carl Gottlieb Hering zur Antwort, welches wohl die meisten älteren LeserInnen noch<br />
kennen werden:<br />
"C-a-f-f-e-e, trink nicht so viel Kaffee! Nichts für Kinder ist der Türkentrank, schwächt die<br />
Nerven, macht dich blass und krank. Sei doch kein Muselman, der ihn nicht lassen kann!"<br />
Schon hatten die lieben Kleinen wieder etwas anderes im Kopfe als den<br />
Muselmanentrank, denn nun durften sie ausnahmsweise bei Tisch, wenn auch nur einmal,<br />
etwas singen. Gereicht wurde an solchen Morgenden frische Brötchen, eine ländliche<br />
Auswahl vieler Aufschnitte, Aufstriche und Beläge, Quark sowie frische Milch vom Bauern<br />
nebenan oder gar von den eigenen Kühen. Der soeben erst leicht angekühlte Hefekuchen<br />
stapelte sich ebenfalls schon auf einem Teller in der Tischmitte.<br />
Jeder der mochte, durfte sich bereits schon zum Frühstück mit den Fingern (welch<br />
unglaubliches Ding) ein Stück des Kuchens greifen. Dieser war zu solchem Zwecke in<br />
schmale, etwa eineinhalb Tassenhöhen lange Streifen geschnitten, damit man ihn in<br />
Milch, Kakao, Kaffee tunken konnte, wodurch sich des Streifens geschmackliche<br />
Qualitäten gerade für Kinder enorm wandeln ließen, ja geradezu zum Experimentieren<br />
einluden und damit - im kleinen Rahmen - auch zum Herumsau-Igeln, was aus gutem<br />
Grunde die Kinder enorm herausforderte.<br />
- ☼ -<br />
Die Blechkuchen waren von den Dorffrauen im Morgengrauen zubereitet, mehrfach<br />
geknetet und "gehen gelassen". Was, wenn man's richtig macht, eigentlich einen recht<br />
lockeren, beim Backen gut aufgehenden Teig beschert.<br />
Da diese armen, von CO2 aufgeblasenen Kameraden aber eher zur empfindliche Garde<br />
gehören, nutzte es nur bedingt, die Teige mit Küchentüchern für den Transport durch's<br />
Dorf zum Bäcker zu schützen. Eher konnte dieses nur eine Art Schutz vor<br />
heranfliegendem Schmutz sein. Dank der ihm transportbedingt bescherten kühlen<br />
Luftzüge, der Bollerwagenrumpelei sowie der schnell voranschreitenden Abkühlung, gab<br />
Freund Hefeteig stets das Schauspielstück „Die schreckhafte Mimose“ und verzog sich<br />
wieder dahin woher er gekommen war, nämlich in sich zusammen. Wenn er dann in<br />
Bäckers Backofen bei etwa 180 Grad Restwärme ausgebacken wurde, erreichte er<br />
insgesamt eine recht dichte Konsistenz und damit eine nur geringe Höhe.<br />
Dies, wie ich nun anmerken darf, sehr zur Freude einers jeden, der gerne etwas zum<br />
Stippen haben wollte, denn ein verdichteter Teig saugt sich nicht so sehr mit Flüssigkeit<br />
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voll und fällt daher beim Herausziehen aus Tasse oder aus dem Glase nicht als<br />
Matschklumpen auseinander, womöglich dies gerade noch kurz vor Einführen in die<br />
Kautaschen, was fortwährende Wischtätigkeit an Röcken und Hosen bedeutet hätte.<br />
So hat sich eben auch der „platte Teig“ im „PLATTEN LANDE“ mancherorten durchgesetzt<br />
und bis heute erhalten.<br />
Dein Großvadder also liebt diesen Kuchen enorm und fordert stets nichts anderes als<br />
genau diesen platten. Vor allem möchte er jenen haben, der nicht mit "gestifteten"<br />
Mandelsplittern wie ein Bienenstich belegt ist, sondern dieser muss eine Aufstrich haben,<br />
der aus einer sehr genau abgemessenen Menge an Kondensmilch, gelöster guter Butter<br />
und Zucker besteht.<br />
Zweite Forderung ist, dass vor dem Ausbacken mit dem Rücken eines Esslöffels<br />
unregelmäßige Vertiefungen in den Teig gedrückt werden, damit sich hierin<br />
Aufstrichpfützchen bilden, welche natürlich nach dem Kuchenauskühlen als Dellen mit<br />
leicht ausgehärtetem Aufstrich bestehen, jedoch immer noch etwas weich sind.<br />
Die dritte Forderung lautet, dass die erhabenen Hügelketten des Kuchens mittelbraun<br />
ausgebacken werden, wobei die ausgewogene Aufstrichkonsistenz dafür sorgt, dass hier<br />
bei 180 °C Backtemperatur eine leckere, nicht zu dichte Crème-Karamellschicht ensteht.<br />
Voilá, dies war Teil A des Geheimnisses um den Kompromiss-Blechkuchen. Nun Teil B und<br />
damit die vollständige Auflösung!<br />
Da wir in der NRW-Region und nicht auf'm platten Lande leben, kennen die Menschen<br />
diesen verdellten, seltsam ausgebacken erscheinenden Kuchen hier nicht. Wenn man sich<br />
als Vater und alleinstehender Hausmann noch vor einigen Jahren vor die Aufgabe gestellt<br />
sah, die damaligen Grundschulklassen der Töchter an Kindergeburtstagen mit etwas<br />
Besonderem zu versorgen, dann dachte einer wie ich natürlich an Blechkuchen, denn so<br />
drei Bleche waren da schnell gemacht und mengenmäßig immer ausreichend - zwei<br />
Bleche für die Kinder und einige Streifen für die verehrte Lehrer-Innenschaft, so war die<br />
rechte Einteilung.<br />
Lieferte ich nun in unserer Region einen platten Hefekuchen, würden etliche der<br />
VerkosterInnen nicht zu unrecht Missmut hegen, wenn sie in einen der von Großvadder so<br />
geliebten "platten Kauken" uneingeweicht bissen. So habe ich – wie ihr wohl noch wisst -<br />
natürlich stets die gut aufgegangene Variante des Teiges gebacken und dies als<br />
Bienenstich. Den konnte man zur Not auch mal aufschneiden und mit Pudding-Füllung<br />
versehen. Über die Jahre habt Ihr Euch an den fluffigen Bienenstich gewöhnt.<br />
Seit Euer Großvater mit uns das schützende Dach teilt, stellt sich nun jedes mal wieder die<br />
Frage nach fluffig oder platt. Also schließe ich stets einen Kompromiss und treffe mich mit<br />
mir selbst auf der halben Ausbackhöhe. Eine solche möglichst genau zu erreichen, bedarf<br />
allerdings einiges an Aufmerksamkeit in Sachen Vorteig, Gärung, Knet-Intensität und<br />
-Dauer, sonst gifft dat nex, wa?<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Die Jugend des noch jungen Jahrhunderts im Deutschen Reiche. Rechts befindet sich Deine Urgroßmutter,<br />
also die Mutter Deines Großvaters (sie war Jahrgang 1908). Die linke Dame deucht mich, eine ihrer<br />
Cousinen zu sein, so habe ich es zumindest in Erinnerung, von Deiner Urgroßmutter in den 70ern erfahren<br />
zu haben. Zwei hoffnungsvoll Blickende, der erste Weltkrieg war schon vorbei. Jetzt konnte alles ja nur noch<br />
besser werden – wie man sich täuscht im Leben. Alt sind sie trotzdem geworden.<br />
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Sou is dat niu!<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Ohne Kompromiss-Blechkauken kommen wir bei Tische nicht gemeinsam zurande!<br />
Auf den nachfolgenden Seiten findest Du noch ein Volksmärchen im Pladdütsch der<br />
Hildesheimer Börde inklusive einer von mir gefertigten Übertragung ins Hochdeutsche, zu<br />
Deinem schnelleren Verständnis. Es wird Dir sicher auffallen, wie nah viele Worte dem<br />
Englischen, Schwedischen und Holländischen sind.<br />
Viel Spaß beim Lesen, Verstehen & Vergleichen!<br />
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Dei Biuer und die Duiwel<br />
Der Bauer und der Teufel<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Var veelen Jahren is emal en Biuer ewäsen, dän söine Schuine was slecht, un niu woll hei<br />
giern ne nöie biuen. „Biuen is ne Bärenlust, wer't nich emaket hat, hat't nich ewußt!“, sä söine<br />
Friu.<br />
Ühren Kierl fähle dat Beste, wat taun Biun nödig hat; hei härr nein Geld genaug. Ohne Geld<br />
hält dat aver swar, en Miurer oder Timmermann te kröigen. Hei härr allerlei Wäge vergeblich<br />
emaket. Die eine Biumester härr düt un die andere dat intewenn'n. Da satt hei eines Abends<br />
in der Stiuveun härr en Kopp in baien Hännen. Hei gruivele an söinen Schuinenbiu erumme<br />
un fund neinen Iutwäg. Söin Kopp brumme von dän veelen Nadenken.<br />
Up einmal slaug hei mitt'r Fiust up'n Disch. „Sau“, reip hei, :niu ist't genaug! Ne Schuine mot<br />
ik hävven, un wenn se der Diuwel biut!“<br />
In'n nächsten Ugenblicke stund die Duiwel all var öhne. „Höir bin ik, watt wutt diu von mik?“,<br />
fraug hei dän Biuern.<br />
Dei härr sik nichlütjig varjaagt. „Dat hat ja hille gahn! Aver helpen kannst diu mik ja ok nich“,<br />
sä die Biure. „<br />
Dat kummter up an. Böi mik is alles möglich!“, sä de Diuwel.<br />
„Nä, denn hüre tau. Kannst diu mik noch up der Eern ne nöie Schuin biuen? Ik will et dik<br />
betahlen wat recht is!“.<br />
Vor vielen Jahren ist einmal ein Bauer gewesen, dessen Scheune war nicht mehr in Ordnung,<br />
und nun wollte er sich eine neue bauen. „Bauen ist eine Bärenlust, wer's nicht gemacht hat,<br />
hat weiß auch nicht Bescheid!“, sagt seine Frau. Ihrem Kerl fehlte das Beste, was er zum<br />
Bauen nötig hat; er hat kein Geld genug. Ohne Geld fällt es aber schwer, einen Maurer oder<br />
Zimmermann zu kriegen. So hat er er allerlei Wege vergeblich gemacht. Der eine Baumeister<br />
hat dies und der andere das einzuwenden. Da saß er eines Abends auf der Stube und hatte<br />
den Kopf in beiden Händen. Er grübelte an seinem Scheunenbau herum und fand keinen<br />
Ausweg. Sein Kopf brummte von dem vielen Nachdenken.<br />
Auf einmal schlug er mit der Faust auf den Tisch. „So“, rief er, „nun ist genug! Eine Scheune<br />
muss ich haben, und wenn sie der Teufel baut!“<br />
Im nächsten Augenblick stand der Teufel (leibhaftig) vor ihm. „Hier bin ich, was willst Du von<br />
mir?“, frug er den Bauern.<br />
Der hat sich nicht gerade wenig erschrocken. „Das ist ja mal schnell gegangen! Aber helfen<br />
kannst Du mir ja auch nicht“, sagt der Bauer. „<br />
Das kommt darauf an. Bei mir ist alles möglich!“, sagte der Teufel.<br />
„Na, dann höre zu! Kannst Du mir noch auf Erden eine neue Scheune bauen? Ich will Dir<br />
bezahlen was recht ist!“<br />
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Fortsetzung Platt<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
„Och“, lache die Duiwel, „wenn et wöir nix is! Hüre tau: Döin Geld kannst diu beholen, da härve<br />
ik genaug von! Ik biue dik bet margen freuh taun iersten Hahnenschröi die Schuine duurt hin,<br />
un diu verschriffst mik dafar döine Sääle!“.<br />
„Un nein Geld wutt diu hävven?“. „Diu hürst ja, nich einen Pennig! Niu overlägge dik dat<br />
Wark!“, sä die Diuwel.<br />
Watt gifft es da noch te överläggen? Her damidde! Ik unnerschröive!“, reip die Biuer un schreiv<br />
söinen Namen unner dat Papöir, wat de Duiwel ohne varheilt.<br />
Ar sei naan Avendbro noch een betten in der Stiuve seiten, gung butten up'n Howwe en<br />
Ramuren umme, dat die Biuersfriu et Fenster opmake.<br />
„Nu niu! Wat is denn da los? Da sind ja an die hundert Miurer un Timmerlui an'n Warke! Wat<br />
schall denn dat beduien? Wöi hät doch gar nein Geld taun Biuen!“, reip sei varwundert.<br />
„Dat briuket wöi ok nich. Da üsch de Minschen nich helpen wüllt, hävve ik en Duiwel bestellt.<br />
Margen freuh staiht duurt ne nöie Schuine!“, sä die Biuer.<br />
„Un ganz varummesüß? Dat kan ik nich glöven!“, twöiwele söine Friu. „Diu hast dik doch woll<br />
nich dafar varkofft?“.<br />
„Dat hat nix tesäggen, Mudder. Wenn hei bet Margen freuh sei Schuine fertig hat, iehr die<br />
Hahne taun ierstenmale kraiht, kriggt hei möine Sääle. Diu glövst doch woll nich, dat hei bet<br />
dahin mit dem Biuen fertig is!?“.<br />
Fortsetzung Hochdeutsch<br />
„Och, lachte der Teufel, „wenn es weiter nichts ist. Höre zu: Dein Geld kannst Du behalten, da<br />
habe ich genug von! Ich baue Dir bis morgen früh zum ersten Hahnenschrei Deine Scheune<br />
dort hin, und Du verschaffst mir Deine Seele!“.<br />
„Und kein Geld willst Du haben?“. „Du hörst ja, nicht einen Pfennig! Nun überlege Dir dieses<br />
Vorhaben!“, sagte der Teufel.<br />
„Was gibt es da noch zu überlegen! Her damit! Ich unterschreibe!“, rief der Bauer und schrieb<br />
seinen Namen unter das Papier, was der Teufel ihm hinhielt. Als sie nach dem Abendbrote noch<br />
ein wenig in der Stube saßen, da ging draußen auf dem Hofe ein Rumoren los, so dass die<br />
Bauersfrau das Fenster aufmachte.<br />
„ Na nu! Was ist denn da los? Da sind ja an die hundert Maurer und Zimmerleute am Werke!<br />
Was soll ich denn davon halten? Er hat doch gar kein Geld zum Bauen!“, rief sie verwundert.<br />
„Das brauchen wir auch nicht. Da uns die Menschen nicht helfen wollen, habe ich den Teufel<br />
bestellt. Morgen früh steht da eine neue Scheune!“, sagte der Bauer.<br />
„Und ganz für umsonst? Das kann ich nicht glauben!“, zweifelte seine Frau. „Du hast Dich doch<br />
wohl nicht dafür verkauft?“.<br />
„Das hat nichts zu sagen, Mutter. Wenn er bis morgen früh die Scheune fertig hat, ehe der<br />
Hahn zum ersten Male kräht, kriegt er meine Seele. Du glaubst doch wohl nicht, dass er bis<br />
dahin mit Bauen fertig ist!?<br />
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Fortsetzung Platt<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Da slaug söine Friu de Hänne overn Koppe tehope. „O, diu hillige Einfalt! Da hast siu dik aver<br />
schöne wat ineplöcket, diu Sluiernpruil diu! Wo würe dik aver jetz woll gahn, wenn döine Friu<br />
nich kleuker würe! Lägg dik man in Bädde, ikk will die Sake woll in den Riege bringen“, sä sei<br />
tau ühren Kierl un make et sik in'n Lehnstaule an'n Fenster gemuitlich.<br />
Unner däme gung die Arbait da budden wisse wöier. Dat Daak wuurt da glöik fix un fertig<br />
eroverestülpet, un niu wören se all dabböi un miuren dän Gevel tau.<br />
Et wuurt all schämmerig. Da stund die Friu an'n fenster up und gung löise dür die Waschköke<br />
hin naan Hauhnerwöiwen. „Ksch! Ksch!“, make se da löise, un die Hahne dee dä ühr dän<br />
Gefallen:<br />
Hei wake up un kraih sau liut wöi hei könn. Un alle Hahnens in der Naverschopp hraihen midde!<br />
Butten up'n Howwe wuurt dat jetz aver en Bärenspektakel! Di Duiwel fliuche un schimpe, dat hei<br />
sau anefuehrt was! Et fählen bloß noch twei Spann in'n Gevel, sauwöit härr hei die Schuine<br />
fertig!<br />
Die baien Spann sind denn ok open ebleven. Sau ofte wöi se die Biuer taumaken laaten hat,<br />
sau ofte wuren se ok nachts wier upretten. Da hat hei se dann far de Iulen openlaaten.Dei<br />
fleiget da niu taur Nacht iut un in. (Volksmärchen)<br />
Fortsetzung Hochdeutsch<br />
Da schlug seine Frau die Hände über'm Kopfe zusammen. „Oh du heilige Einfalt! Da hast Du<br />
Dir aber schön was eingebrockt, Du Schluderer Du! Wie würde es Dir das jetzt wohl gehen,<br />
wenn Deine Frau nicht klüger wäre! Leg' Dich man ins Bette, ich will Deine Sache wohl in die<br />
Reihe bringen“, sagte sie zu ihrem Kerl und machte es sich im Lehnstuhl am Fenster<br />
gemütlich.<br />
Unterdessen ging die Arbeit da draußen tüchtig weiter. Das Dach wurde gleich fix und fertig<br />
oben übergestülpt, und nun waren sie alle dabei und mauerten den Giebel zu.<br />
Es wurde dämmerig. Da stand die Frau am Fenster auf und ging leise durch die Waschküche<br />
hin zum Hühnerstall. „Ksch! Ksch!“, machte sie da leise, und der Hahn tat ihr den Gefallen:<br />
Er wachte auf und krähte so laut wie er konnte. Und alle Hähne in der Nachbarschaft krähten<br />
mit!<br />
Draußen auf dem Hofe wurde das jetzt aber ein Bärenspektakel! Der Teufel fluchte und<br />
schimpfte, das er so angeführt worden ist (= betrogen worden ist)! Es fehlten nur noch zwei<br />
Spanne im Giebel, soweit hatte er die Scheune fertig.<br />
Die beiden Spanne sind dann auch offen geblieben. So oft wie der Bauer sie wieder hat<br />
zumachen lassen, so oft wurden sie auch nachts wieder aufgerissen. Da hat er sie dann für die<br />
Eulen offen gelassen. Die fliegen da nun zur Nacht (= nächtens) ein und aus.<br />
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K R I M I<br />
Inhalt:<br />
Anne Saalen ist<br />
das Pseudonym<br />
einer deutschen<br />
Schriftstellerin, die<br />
unter ihrem Real-<br />
namen bei zahl-<br />
reichen Verlagen<br />
veröffentlicht hat.<br />
Endlich ist Mutter tot. Langzeit-Single<br />
Vera nimmt ihr Leben neu in die Hand.<br />
Nach Berlin gereist, erwartet sie im Haus<br />
ihres Schwagers gleich die erste<br />
Katastrophe:<br />
Die Schwester ist betrunken die Treppe<br />
hinuntergestürzt. Ein Unfall behauptet<br />
Simon, aber Vera hat da ihre Zweifel. Um<br />
Simon für sich einzunehmen, macht sie eine<br />
Falschaussage. Als ein paar Tage später<br />
eine Unbekannte auftaucht und Veras<br />
Schwager erschießen will, ist das erst der<br />
Angang von Ereignissen, die Vera immer<br />
tiefer in einen Strudel aus Lügen, Intrigen<br />
und Mord ziehen.<br />
Leseprobe:<br />
1. Prolog<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Zielstrebig steuert sie die hinterste Ecke<br />
des Gartens an und parkt dich im Schatten<br />
der drei großen Rhododendronbüsche. Ob<br />
du willst oder nicht! Wie immer gibt sie sich<br />
fürsorglich, aber dir kann sie nichts<br />
vormachen. Sie hat das alles geplant, von<br />
Anfang an. Und ihre Mutter – die hat sie<br />
bestimmt auch auf dem Gewissen.<br />
Du spürst, wie die Wut in dir hochkriecht<br />
und sich in deiner Kehle zu einem zähen<br />
Klumpen ballt. Was du auch tust, wohin du<br />
auch blickst, immer ist SIE da. Selbst wenn<br />
du die Augen schließt, siehst du sie vor dir:<br />
Vera.<br />
2.1 Es gibt kein Entkommen<br />
Mit Iris hatte ich nicht gerechnet. Und erst<br />
recht nicht mit Simon. Ich hatte sogar noch<br />
überlegt, ob ich meine Schwester<br />
überhaupt davon in Kenntnis setzen sollte.<br />
Wer hatte sich denn vor zwanzig Jahren,<br />
kurz nach Vaters unrühmlichem Abgang,<br />
aus dem Staub gemacht und sich seitdem<br />
nicht mehr hier blicken lassen? In der<br />
ersten Zeit rief sie noch an:<br />
Weihnachten und zu Mutters Geburtstag,<br />
meinen pflegte sie mit schöner Regelmäßigkeit<br />
zu vergessen. Später dann reduzierte<br />
sie den Kontakt auf die obligatorischen<br />
Karten.<br />
Einen Tag vor der Beerdigung raffte ich<br />
mich schließlich auf und griff zum Telefon.<br />
Ich konnte halt nicht aus meiner Haut.<br />
Pflichtbewusst bis in die Haarspitzen.<br />
„Das fällt dir aber früh ein“, war ihr<br />
einziger Kommentar. Nicht einen Ton der<br />
Bestürzung, des Bedauerns. Es interessierte<br />
sie nicht mal, wie es passiert war. Eigent-<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 160
lich hatte ich sie ja fragen wollen, ob wir uns<br />
die Kosten nicht teilen könnten. Die<br />
Beerdigung war nicht gerade billig, auch<br />
wenn ich ges-part hatte, wo ich konnte.<br />
Aber nach der Reaktion fragte ich nur:<br />
„Was ist? Kommst du?“<br />
„Mal sehen“, antwortete sie und legte auf.<br />
In meinen Ohren war das ein glattes Nein.<br />
Und jetzt stand sie vor mir. Mit Simon! Die<br />
beiden nickten mir unter ihrem winzigen<br />
Schirm grüßend zu, und zu dritt machten wir<br />
uns daran, dem Pfarrer und den Sargträgern<br />
durch den strömenden Regen zu<br />
folgen. Ich musterte Simon verstohlen von<br />
der Seite. Er sah immer noch unverschämt<br />
gut aus, fast so gut wie mein Lieblingsschauspieler<br />
Alain Delon.<br />
Die Sargträger ließen den Sarg vorsichtig<br />
in die Grube hinab. Der Pfarrer sprach mit<br />
einer seltsam hohen Fistelstimme ein paar<br />
Worte, von denen ich nicht allzu viel<br />
mitbekam, schwenkte den Weihwasserwedel<br />
und segnete abschließend mit ausholenden<br />
Bewegungen das Grab. Wie<br />
selbstverständlich stöckelte Iris an Simons<br />
Arm als Erste nach vorne und verharrte mit<br />
andächtig gesenktem Haupt vor dem Grab.<br />
Keine Ahnung, was das Theater sollte.<br />
Ob sie etwa Abbitte leistete für all die Jahre,<br />
in denen sie sich einen Dreck darum<br />
geschert hatte, wie es Mutter und mir<br />
ergangen war?<br />
Wohl kaum. Meine Schwester hat nie auch<br />
nur einen Gedanken an Andere<br />
verschwendet.<br />
Jetzt bekreuzigte sie sich und ließ eine<br />
Schaufel Erde in die Grube rieseln. Simon<br />
versuchte vergeblich, den kleinen Schirm so<br />
zu halten, dass keiner von beiden im Regen<br />
stand. Iris hängte sich wieder an seinen<br />
Arm, machte kehrt und warf mir einen<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
aufforderden Blick zu. Artig trabte ich los<br />
und kam prompt auf dem aufgeweichten<br />
Lehmboden ins Rutschen. Simon packte<br />
geistesgegenwärtig meinen Arm und hielt<br />
mich fest.<br />
„Um ein Haar", sagte er mit seiner atemberaubenden<br />
Stimme und sah mir in die<br />
Augen – ich spürte, wie mir die Röte ins<br />
Gesicht stieg.<br />
Verlegen hauchte ich ein „Danke“ und<br />
tappte mit brennenden Wangen weiter bis<br />
zum Grab. Eine Windböe fuhr heimtückisch<br />
unter meinen Schirm und stülpte ihn um.<br />
Regentropfen klatschten mir ins Gesicht<br />
und liefen eiskalt in meinen Mantelkragen,<br />
während ich mich mit dem Schirmgestänge<br />
abmühte. Dieses Sauwetter könnte gut und<br />
gerne von Mutter persönlich als eine Art<br />
Post-Mortem-Schikane in Szene gesetzt<br />
worden sein. Das würde ihr ähnlich sehen.<br />
Link zum KRIMI bei amazon<br />
http://url9.de/zRu<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 161
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
W I R S E H E N U N S I M A T E L I E R M A L T O P F !<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 162
Ich möchte es nicht versäumen, Euch ganz<br />
herzlich<br />
zur WoGA<br />
(Wochenende der offenen Galerien und Ateliers)<br />
Wir sind<br />
am 20.10. von 14.00 Uhr - 20.00 Uhr<br />
und am 21.10. von 12.00 Uhr - 18.00 Uhr<br />
W O G A<br />
einzuladen.<br />
im Atelier und versüßen Euch den Besuch mit<br />
Gebäck und Glühwein.<br />
Atelier Maltopf – Christiane Schnabel<br />
Königsberger Str. 1<br />
42277 Wuppertal<br />
0202-6480793<br />
Mit mir stellen Ariane Wolf, Monika Irlenbusch<br />
und Birgit Sträter aus. Es gibt Bilder, Perlenschmuck,<br />
genähtes, Deko und viele kreative<br />
Überraschungen zu sehen. Im Haus und im<br />
Umkreis von 500m, öffnen noch weitere 25<br />
Künstler ihre Tür.<br />
Es freuen sich:<br />
Christiane, Ariane, Monika und Birgit<br />
Weitere Info auf:<br />
www.maltopf.de<br />
Ihr könnt Euch aber auch gerne bei Facebook<br />
eintragen, dann ist die „Getränkevorsorge“<br />
besser zu planen.<br />
http://www.facebook.com/events/1053<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Eine Liste der ebenfalls ausstellenden Künstlerinnen & Künstler findet sich unter dem<br />
nachfolgenden Link<br />
http://www.wogawuppertal.de<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 163
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 164
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 165
1 9 6 8<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Dieses Jahr versprach schon sehr frühzeitig turbulent zu werden. Die Nordvietnamesen<br />
gaben am 30. Januar den Auftakt. Vietcong-Verbände und nordvietnamesische Truppen<br />
starteten zu Beginn ihres Neujahrsfestes (Tet) eine Großoffensive, die den späteren<br />
militärischen Rückzug der USA aus Vietnam erzwingen würde.<br />
Breschnew scheuchte die seine Truppen in die CSSR zum "Prager Frühling", weil ihm<br />
Reformen Dubceks nicht in den Kram passten. Die Tschechen wurden mit Zwangsmitteln<br />
wieder eingeschworen.<br />
Weniger auffällig ging hingegen die Gründung der Roten Armee Fraktion, kurz RAF<br />
genannt, vonstatten. Die nächsten 15 Jahre sollte dieser politisch motivierte Killer-Club<br />
dem Deutschen Staat die Hölle heiß machen. Am 2. April setzten Aktivisten zwei<br />
Frankfurter Kaufhäuser in Brand. Mit von der Partie waren Andreas Baader und Gudrun<br />
Ensslin, die zwei Tage später festgenommen werden konnten und 3 Jahre Haft erhielten.<br />
Am 4. April wurde der Menschenrechtler Martin Luther King in Memphis ermordet, weil<br />
seine Lehren wie Aktivitäten einigen nicht so ganz in den Kram passten.<br />
Als am 11. Mai Pariser Studenten die Sorbonne besetzten und damit etwa 10.000<br />
Polizisten auf den Plan riefen, waren die folgenden Straßenschlachten kaum vermeidlich.<br />
"Sous les pavés la plage – unterm Pflaster liegt der Strand!“<br />
Deutsche Studenten standen ihren französischen Kollegen in nichts nach. Auch in<br />
Deutschland wurden Reformen gefordert. Ein weiteres Jahr großer Studentenunruhen war<br />
im Gange.<br />
Am 18. Februar kam es in West-Berlin zu Studentenprotesten gegen die US-Beteiligung<br />
am Vietnam-Krieg.<br />
Am 11. April wurde Rudi Dutschke, Vorstandsmitglied des Sozialistischen Studentenbundes<br />
(SDS), in West-Berlin von einem jungen Arbeiter angeschossen und schwer<br />
verletzt. Der Anschlag auf Rudi Dutschke führte zu einer Großzahl blutiger Auseinandersetzungen<br />
mit der Polizei. Vor allem bei den Protesten gegen das Verlagshaus Axel<br />
Springer, wobei es am 12. April zu harten Ausschreitungen kam.<br />
Eine Generation machte sich auf den Weg gegen den scheinbar wiederkehrenden<br />
Nationalsozialismus.<br />
Nicht allein die Medien ließen in neuester Zeit immer wieder Kritik an der amerikanischen<br />
Kriegsführung in Vietnam laut werden. Auch auf den Straßen zeigte sich, dass er deutsche<br />
Bürger, vor allem die studierende Jugend nicht nur Kenntnis hiervon nahm, sondern dass<br />
man tatsächlich eine eigene Meinung dazu vertrat und diese war nicht unbedingt USfreundlich.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 166
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Der kriegsmüde Bürger konzentrierte sich hauptsächlich auf das Wiedererstehen einer<br />
gesunden Volkswirtschaft. Aufbau war weiterhin angesagt. Sparen, sparen und nochmals<br />
sparen. Für das eigene Geschäft, das eigene kleine Haus oder sei es nur für den großen<br />
Urlaub auf der damals so genannten Putzfraueninsel, dem Sonnenparadies „MALLE“.<br />
23 Nachkriegsjahre waren bereits verlebt, die Flüchtlinge aus den Ostgebieten<br />
weitestgehend untergebracht, auch wenn einige in ländlichen Gebieten immer noch in<br />
Notbaracken hausten, um sich weiterhin von den Eingeborenen wie Pack behandeln<br />
lassen zu müssen. „Junge, geh' da nich' hin, das sind Flüchtlinge!“.<br />
Das Volk hatte sich einen Wahlspruch aufs Banner geschrieben: Alles nur für unsere<br />
Kinder! Denen soll es doch mal besser gehen als uns!<br />
Mit dieser Ideologie gelangte die rücksichtslose Ausbeutung unseres Planeten auf höheres<br />
"Niveau “ . Hier ist die Rede von den Leuten die sich im Namen ihrer Kinder die Taschen voll<br />
machten und ein exquisites Leben anstrebten. Geburtenstarke Jahrgänge sorgten nicht<br />
nur für übervolle Klassenräume, nein sie versprachen unter anderem die Absicherung der<br />
Rente. Genau die ALLES-NUR-FÜR-UNSERE-KINDER-LEUTE" würden es sein, die sich<br />
später in den Ruhestand zurückzogen, um hinter sich die Türe zuzuschlagen, ohne die<br />
wirtschaftlichen und politischen Weichen für die Nachfolgenerationen so zu stellen, dass<br />
auch ihnen noch eine gesicherte und angemessene Rente zukommen konnte. Aber es<br />
ging ja erst mal aufwärts. Der Tanz um das goldene Kalb, das Bruttosozialprodukt war in<br />
vollem Gange.<br />
In vollem Gange war ebenfalls die Revolte der Jugend. Hardliner und Mitläufer ließen sich<br />
noch nicht gut unterscheiden. Man trug lange Haare, wild gemusterte Kleidung,<br />
abgefahrene Peace-Zeichen aller Art und übte sich in neuen Lebensformen. Die ersten<br />
Kommunen entstanden. Man verkündete die freie, ungebundene, ungezwungene Liebe<br />
ausgerechnet zu einer Zeit, in der Papst Paul VI seinen getreuen Katholiken mit der<br />
Enzyklika "Humanae vitae" wieder einmal versuchte das Mittelalter nahe zu bringen. Sein<br />
Slogan:<br />
Alle Aktivitäten um die Fortpflanzung haben nur gottgewollt zu erfolgen. Das bedeutete für<br />
gläubige Katholiken das Verbot der Antibabypille ex cathedra.<br />
Wie dem auch sei, dieser Sommer schien jedenfalls, wenn auch nicht vom Wetter, so doch<br />
immer noch von Seiten der Ereignisse her, heiß zu werden und dies nicht nur in Bezug auf<br />
die wilden Aktionen der "GROSSEN", die uns Achtjährigen Barmer Bengeln immer wieder<br />
mit Che-Guevara- und Ho~Ho~Ho~Chi~Minh~Rufen auf die Nerven gingen.<br />
Das einzig coole an einem Teil der Älteren war zumindest, dass man bei Ihnen daheim<br />
stets etwas Rauchbares sowie die neuesten Sounds von Jimmy Hendrix, den Rolling<br />
Stones und den Beatles zu hören bekam. In solchen Dingen hielten wir uns längst für reif<br />
genug, um mitreden und mitrauchen zu können. Die Erwachsenenwelt unterschätzte uns<br />
völlig und das war häufig unser Vorteil.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 167
Feuerprobe<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Bereits vor Beginn der großen Ferien, saßen wir Schüler der Klasse 3 a, der Wuppertaler<br />
Grundschule Germanenstraße im Unterricht und dämmerten dem Klingeln entgegen.<br />
Selbst die sonst so übereifrigen Mädchen, ließen ihre Pinsel gelangweilt im Wasserglas<br />
klingeln. Irgendwie würde die letzte Schulstunde schon noch herumgehen.<br />
Alle hofften darauf, dass die für übermorgen anstehenden großen Ferien nicht nur sechs<br />
Wochen Freizeit brächten, mit süßem Nichtstun und großen, weltbewegenden<br />
Abenteuern, sondern auch, dass wir hernach in einen Klassenraum würden übersiedeln<br />
können, der uns nicht täglich von morgens bis mittags röstete, wenn die Sonne mittags<br />
auch nur einmal für 10 Minuten aus dem Himmel blinzelte.<br />
''Eh, Rubi, leih mir mal dein Taschenmesser, sagte ich, "Willy der Idiot hat mir schon wieder<br />
den Schnürsenkel am Tischbein festgebunden und ich kriege den Knoten nicht auf!" In<br />
diesem Moment dröhnte die Schulglocke zum Schluss der sechsten Stunde. Frei, endlich<br />
frei! Die Hitze hatte zwar in den meisten Klassenräumen nicht ausgereicht, um ein<br />
allgemeines "Hitzefrei" zu bescheren, aber zumindest waren die Lehrer so gnadenvoll und<br />
erließen uns für heute die Hausaufgaben.<br />
Die ganze Klasse war bereits aus dem Raum. Nur ich säbelte mit Rubi's stumpfem Messer<br />
an meinem Senkel herum und er wartete ungeduldig, dass er seinen Käseschaber endlich<br />
wiederbekam.<br />
"Sag mal, Dolph, treffen wir uns nach dem Essen wieder im Mühlengraben oder ist heute<br />
der Feldherrenhügel angesagt?“<br />
"Mensch Rubi, du hast gestern wohl gepennt, was? Wir haben zwar entschieden, dass der<br />
Feldherrenhügel nur noch am Wochenende genutzt wird, wenn wir die Sonntagskluft<br />
anhaben und uns nicht einsauen dürfen! Jetzt müssen wir aber wieder hoch, weil wir noch<br />
nicht wissen, wie wir künftig auf das IMO-Gelände gehen - reden wir gleich drüber."<br />
Aus unserer Schülerschaft an der „Germanenpenne“ leiteten wir unseren Gruppennamen<br />
ab. Wir waren die Germanen und unser Feldherrenhügel bis dato ein für seine Zwecke<br />
und aus heutiger Sicht gesehen, völlig unmöglich gelegener Kinderspielplatz, der sich an<br />
einem so extremen Steilhang befand, dass der zur Straße Bredde hin befindliche, untere<br />
Teil mit einer dicken Holzbohlenwand gegen Steinschlag abgesichert werden musste. Es<br />
sollten die unten marschierenden Passanten nicht unversehens einen von uns<br />
losgetretenen Felsbrocken an die Knochen bekommen.<br />
Das Gelände erstreckte sich zwischen Bredde und Eintracht-/Gemotstraße. Klar, hatten<br />
die Verantwortlichen, den auf einem Zwischenplateau angelegten Sandkasten mit einem<br />
verzinkten Zaun abgegrenzt, aber der lud wegen seiner geringen Höhe gerade dazu ein,<br />
mit einem vielfach geübten Handgriff und anschließendem Ganzkörperschwung darüber<br />
hinweg zu sausen, um dann im Dickicht der Hagebuttensträucher zu geheimen Treffen zu<br />
verschwinden. Dort wurden alle groß angelegten Vorhaben und Strategien bei einer<br />
geklauten Zigarette besprochen, die germanenmäßig zwischen den Bandenmitgliedern<br />
kreiste.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 168
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Also gut, ich werde dann mal sehen, ob mein Alter die Kippen wieder versteckt hat. Wenn<br />
ich welche zu packen bekomme, bringe ich welche mit in den Mühlengraben", meinte<br />
Rubi.<br />
"Einverstanden!" So wanderten wir vom Schulgelände aus die Germanenstraße hinunter<br />
zur Bredde, wo wir uns für die nächste Stunde voneinander verabschiedeten.<br />
Das IMO-Gelände am kleinen Werth sollte einen Neubau erhalten, In Vorbereitung der<br />
anstehenden Bauarbeiten, hatte man bereits vor Monaten einen über zwei Meter hohen<br />
Zaun entlang der Straße gezogen. Es war unmöglich, an sicherer Stelle unbeobachtet<br />
hinüber zu gelangen, geschweige denn, ohne Probleme durch das Tor zu schlendern.<br />
Unglücklicherweise befand sich hinter diesem neuen Zaun unsere eigentliche<br />
Tagungsstätte. Wollten wir auf das Gelände gelangen, musste ein Umweg in Kauf<br />
genommen werden. So hatten wir einen zehnminütigen Gang Richtung Barmen Zentrum<br />
vor uns. Erst hinter den gewerblichen Schulen II gab es eine Stahlleiter, die von der<br />
Bachstraße aus in den Mühlengraben führte.<br />
Der Mühlengraben war eine unterirdische Regenwasserkanalisation, deren begehbare<br />
Röhre sich an verschiedenen Stellen öffnete, unter freiem Himmel verlief, um dann wieder<br />
im nächsten finsteren Röhrenabschnitt zu verschwinden. Diesen nutzten wir für unseren<br />
unsichtbaren Verkehr unter wie hinter Grundstücken des Stadtteils, um an Orte zu<br />
gelangen, deren Zugang einem normalerweise verwehrt blieb.<br />
Kaum waren wir dort angekommen, musste alles wie am Schnürchen laufen, denn die<br />
Erwachsenenwelt liebte es seinerzeit noch überaus, sich zu sehr in unsere Dinge<br />
einzumischen. Im Mühlengraben hatten wir ja offiziell nichts zu suchen und wo hin die<br />
erwähnte Leiter führte, wusste eben jeder.<br />
Der Einstieg war bestens geübt. Ich stand diesmal Schmiere; Rubi verschwand nach<br />
unten und düste bereits außer Sichtweite. Erst dann folgte ich ihm nach.<br />
Der Regenwasserkanal war aus roten Backsteinen im Oval gefertigt. Beidseitig neben der<br />
Rinne, in der das sommerlich mickrige Rinnsal dahinplätscherte, befanden sich erhöhte<br />
Abmauerungen, die wohl als Gehwege für die Wartungsleute der Stadt dienten. Rubi<br />
trottete auf dem linken Absatz, ich gegenüber auf dem rechten. Es ging dem<br />
Gruppentreffpunkt entgegen. Der Mühlengraben entwickelte sich zu einer immer<br />
dunkleren, geschlossenen Röhre in der man gerade noch so einigermaßen aufrecht gehen<br />
konnte – mit jedem Schritt kamen wir ein Stück tiefer in die Finsternis.<br />
"Mensch, zünd mal ne Fluppe an!"<br />
"Nee, ich hab' keine. Gerade als ich am Wohnzimmerschrank rumfingern wollte, kam<br />
meine Olle rein. Konnte gerade noch abhauen, bevor es was auf die Ohren gegeben<br />
hätte. Die wusste gleich, was ich wollte."<br />
"Mist, na ja, mal sehen, was die anderen so abgreifen konnten. Meine Eltern rauchen nicht<br />
und die Besucherpackung wird bereits seit Wochen vermisst. Mein Oller hat mich da<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 169
schon schwer ins Gebet genommen."<br />
"Schitt, da sind schon wieder Ratten! Los Dolphi durchladen!", flüsterte Rubi.“<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Lautlos zogen wir unsere Waffen, die wir für einige Groschen in der Tierhandlung<br />
erstanden hatten und als Standardausrüstung am Gürtel der kurzen Lederhose trugen.<br />
Edle Kunststoffrohre von einem halben Meter Länge, durch die garantiert auch alle<br />
standardgroßen Erbsen passten, ohne Ladehemmung zu verursachen - zumeist<br />
wenigstens. Die Linke glitt in die Jackentasche, in der sich ausgeleert mind. 4 kleine<br />
Packungen Erbsen zu je 40 Pfennig die Einheit befanden. Unsere Münder füllten sich. In<br />
alt-geübter Manier führten wir die Rohre an den Mund. Schwer zu sehen, was da abging,<br />
so im Halbdunkel. Aber Tatsache, da hinten bewegte sich etwas. Diese verfluchten Ratten.<br />
Willy hatte uns erzählt, wie erst neulich ein Elberfelder von so einem Biest erwischt<br />
worden sein sollte. Der hatte sich am Wupperufer mit Kumpels vergnügt. Mit glänzenden<br />
Augen hatte Willy geschildert, wie jenem die fetteste aller Ratten, die man je gesehen<br />
haben soll, aus dem Stand an die Kehle gesprungen war, um ihm den Hals zu zerfetzen.<br />
Klar, dass er noch an Ort und Stelle abkratzen musste. Na egal, war eh nur ein<br />
Elberfelder!<br />
Unweigerlich zogen wir die Köpfe ein und näherten uns mit verhaltenen Schritten. Rubi<br />
gab mir einen Fingerzeig. In diesem Augenblick feuerten wir, was die Rohre hergaben.<br />
Statt des zu erwartenden Quiekens, brandete uns Kampfgeschrei entgegen und das<br />
Jammern der Idioten, die wir da wohl an den nackten Beinen getroffen hatten. Ein<br />
ohrenbetäubendes Krakeelen hallte im Wettstreit mit seinen eigenen Echos durch die<br />
Röhre. Da kamen uns keine Ratten entgegen, sondern ein Trupp der Wikinger-Gruppe. Mit<br />
diesen Säcken lagen wir schon ewig im Clinch, wo wir uns über den Weg liefen gabs<br />
Krawall.<br />
"Mist, Alter, die sind in der Überzahl, das sind doch die Heinis aus der Wikingerstraße,<br />
denen Paule neulich eins in die scheele Fresse gehauen hat!? Los Mann, Rückzug!"<br />
"Wir sind doch schon fast am Ziel, die anderen müssten uns eigentlich hören. Los, bis zum<br />
nächsten Einstieg zurück und dabei Signal geben!", erwiderte ich.<br />
Zwei weitere meiner Erbsensalven hielten uns die Angreifer erst einmal vom Halse. Die<br />
Trillerpfeifen raus und schwer losgepfiffen, in der Hoffnung, dass uns der eigene Trupp<br />
irgendwie vernahm. War das nun ein Echo oder kam da tatsächlich eine Antwort?<br />
"Jau, Alter, die anderen kommen! Getz gibbet für die Weichpupen was auf den Sack!“<br />
Schon konnten wir das Japsen unserer Kumpels vernehmen. Das Klicken von den<br />
Wänden abprallender Erbsen zeigte uns an, dass der zwischen unseren beiden Trupps<br />
eingekesselte Feind gut unter Beschuss lag. Auch wir gingen nun zum Sturm über. Laden<br />
schießen, laden schießen, was soviel bedeutete wie: Klappe auf, Erbsen rein, Erbsensalve<br />
durchpusten, Klappe auf, nächste Ladung. Dann ging es einer gegen den anderen. In dem<br />
Gewühle musste man acht geben, nicht die eigenen Leute zu erwischen oder sich die<br />
Rübe an der Decke zu stoßen.<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 170
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Nach fünf Minuten herrschte Ruhe. Na ja, beinahe wenigstens, denn Willy stand mitten in<br />
der Plörre und klopfte noch tüchtig auf einem Gegner herum, der just in diesem Moment<br />
der Länge nach saftig in' s Wasser schlug. Die Wikinger ergaben sich. Dank bester<br />
Bewaffnung hatten die Germanen wieder einmal einen Sieg auf ihrer Seite und der Feind<br />
wurde zum Treffpunkt geschleift. Fünf der Vögel hatten wir eingesackt und es wurde Zeit,<br />
ihnen ein feldmäßiges Standgericht zu bescheren. Jetzt stand es nicht mehr fünf gegen<br />
zwei, sondern elf gegen fünf. Kriegsglück!<br />
Wir kamen hinter dem IMO-Gelände an. Hier war der Himmel endlich wieder zu sehen.<br />
"Los an die Wand mit den Fötten!", rief André. "Halt, erst werden einmal die Taschen<br />
durchsucht!", bestimmte Willy. Je zwei Germanen hielten einen Wikinger fest, während<br />
Willy erhaben an den Gefangenen vorbei schritt. Ruby flüsterte mir zu: „Guck ma, eyh, er<br />
nu wieder. Willy als General, ha, der guckt auch zuviel Kriegsfilme wa?<br />
"Los, Name! " , brüllte Willy den ersten an. Zögerlich gab dieser Antwort: "Keks!"<br />
"Wie Keks? Große Klappe, du Krampe? Ich geb' dir gleich noch mal eine auf den Keks,<br />
mal sehen, wer dann hier noch die Moppe aufreißt! "<br />
„Der heißt wirklich Keks, zumindest nennen wir ihn so.", gab der Knabe zu seiner rechten<br />
von sich.<br />
"Aha, mein Schnuckel, da bist du also ein kleiner Weichkeks, Dann lass' den lieben Onkel<br />
Willy direkt mal in deine Taschen gucken. Haste Kippen bei oder Kohle?"<br />
Keks wurde von seinen Bewachern sogleich in einen festeren Arrestationsgriff genommen,<br />
denn dieser begann sich nun zu winden wie ein Aal, als Willy seine Taschen leerte. Nichts,<br />
einfach gar nichts Brauchbares war da zu finden. Ein paar verseuchte Rotzfahnen, acht<br />
Murmeln und ein angemampftes Brötchen aus der Jackentasche.<br />
"Hör mal, Blödmann, wieso trägst du bei der Hitze eine Jacke. Um euren Hausmüll<br />
spazieren zu tragen, oder was?"<br />
„Ihr habt doch auch Jacken an!"<br />
"Pass mal auf Freundchen, wir benötigen die Taschen unserer Jacken als Arsenal für die<br />
Munition, mit der ihr vorhin 'Bekanntschaft gemacht habt. Schicke Flecken haste da<br />
übrigens an den Beinen, was? Mach' hier den Lauten und du kannst gleich noch mal ' ne<br />
Kostprobe haben - direkt aus der Nähe. Unsere Einsatzkleidung geht euch einen feuchten<br />
Käse an, klar? Wofür Ihr Eure Lappen anhabt würde ich gerne mal wissen. Außer Dreck ist<br />
da doch gar nichts drin.<br />
Auch die Überprüfung der anderen Gefangenen brachte kein zufriedenstellendes<br />
Ergebnis.<br />
"So ihr Jammerlappen, da wolltet ihr also zwei unserer Kollegen überfallen und habt nichts<br />
in der Tasche, was man als akzeptable Reparation anerkennen könnte. Dann bleibt euch<br />
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<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
keine Wahl. Ich habe da eine nette Idee, wie ihr die Sache wieder geregelt bekommt.<br />
Wenn ihr nicht mitmacht, setzt es was und ihr verbringt die Nacht gefesselt in diesem<br />
Rattenloch." Verständnislose Blicke auf der Gegenseite.<br />
"Klar, meine Herren. Wir benötigen Zigaretten für unsere heutige Sitzung und ihr habt nun<br />
die Ehre, diese Kippen zu beschaffen. "<br />
"Wir haben aber doch kein Moos."<br />
"Sag mal, willst du mich verscheißern? Kippen kaufen, wo kommst denn Du her? 11 Lullen<br />
kosten eine Mark. Heißt hier einer Krösus?<br />
Wer kauft denn Kippen? Außerdem ist das Risiko zu groß, dass uns einer beim Automaten<br />
drauf kommt! Siehst Du da oben die Mauerkante? Eigentlich wollten wir hier unten warten,<br />
bis die Baustelle dicht macht, um dann abzuräumen. Aber von mir aus kann es schon jetzt<br />
losgehen. Einer von euch klettert rüber, stratzt quer übers Gelände zum Bauwagen,<br />
schlängelt sich rein und filzt die Jacken der Maurer durch. Rückmarschtaugliche<br />
Beutemenge liegt bei 2 Packungen.“<br />
Beifälliges Raunen ging durch unseren Verein. Wie war Willy nur auf die Idee gekommen,<br />
die Haut dieser Schwachmaten zu riskieren, anstatt der unseren? Wenn das mal keine<br />
korrekte Form der Wiedergutmachung war. Unsere Anerkennung war ihm sicher und Ruby<br />
raunte:<br />
„Eins muss man ihm echt lassen, er quatscht zwar manchmal ganz schon bräsiges Zeug,<br />
aber seine Einfälle sind immer astzackig“.<br />
Nicht umsonst war Willy, der bereits eine Klasse weiter war als wir, unser Commandante,<br />
quasi unser Hinterhof-Che-Guevara. So durfte ihn aber keiner nennen. Zippe war es mal<br />
raus gerutscht und er hatte sich gleich eine von Willy eingefangen.<br />
"So Freunde, ihr könnt jetzt einen von euch ausgucken, der gehen soll. 2 Minuten habt ihr<br />
Zeit. Wenn ihr bis dahin zu keinem Ergebnis gelangt seid, bestimme ich einen, klar?"<br />
"Ich, ich mach ’ s", kam es kleinlaut. "So und wer bist du?"", fragte Willy. "Ich bin Klaus-<br />
Dieter, aber so nennt mich hier keiner, alle sagen nur KlauDi."<br />
" Aha, du bist dann also KlauDia."<br />
"Nee, KlauDi."<br />
"Gut KlauDia, dann mach' dich mal zum Sprung fertig. Deine Kumpels werden sich jetzt<br />
bücken und dir ein gescheites Podest bauen. Du kraxelst auf die Rücken und schwingst<br />
dich rüber. Kennst Du die Baustelle?" - "Nö!"<br />
"Wenn du rüber bist über die Mauer hier, liegt links der Neubau. Da kaspern noch einige<br />
Maurer rum. In etwa 15 Metern Entfernung rechts, da steht die Baubude auf Stelzen. Du<br />
jagst rüber, schnatterst die Treppe hoch und beginnst mit dem Filzen. Die Jacken hängen<br />
bei der Affenhitze jetzt eh alle in der Bude am Haken. Wenn du Bier oder Fusel<br />
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siehst........packen und mitbringen! Kapiert?"<br />
"Ja!"<br />
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"Zuallererst duckst Du dich hinter dem Stapel Eisenmatten, der gleich hinter der Mauer<br />
hier liegt! Da sieht dich kein Schwein, du kannst aber alles beobachten Und pass auf, der<br />
Polier düst immer zwischen Rohbau und Baracke hin und her. Warte bis du ihn siehst und<br />
er im Neubau verschwindet! Zähl dann langsam bis 5 und leg los."<br />
"Was ist, wenn der Polier in der Baracke rumhängt und gar nicht erst raus kommt?"<br />
"Das ist dann p. P.!"<br />
"Was?"<br />
"Na, persönliches Pech. Dann gibst du tüchtig Gas im Rückwärtsgang und zeigst mal 'nen<br />
derben Sprung über diese Mauer hier. Aber vergiss nicht vorher zu grölen, damit wir dich<br />
gebührend in Empfang nehmen und Dir runter helfen können. Geht die Sache schief,<br />
machen wir uns durch die Röhre in Richtung Wupper. Kein Ausstieg an der Bachstraße!<br />
Sammelpunkt an der Wupper am Alten Markt. Los jetzt!"<br />
Zwei der Schnarchbeutel bückten sich und KlauDia schwang sich hinauf. Ein Satz und er<br />
war drüben. Stille. Die Gefangenen machten mehr als dämliche Gesichter. Wohl eher aus<br />
Unsicherheit darüber, was da noch auf sie zukommen mochte als aus echter Blödheit.<br />
Andere Schule, anderer Wohnblock, schlechtere Bewaffnung, das war nun ihr Problem.<br />
Jedenfalls waren sie nicht feige.<br />
Nach 10 Minuten gab' s Tumult "Los, noch mal bücken! Los, los, ich muss sehen was da<br />
abgeht! " , rief Willy. "Scheeeeiße, die haben KlauDi am Wickel Der Polier und zwei von<br />
diesen Zementgriffeln. KlauDi wird gerade schwer gebeutelt. Dolph komm', wir gehen da<br />
rüber. Den können wir nicht hängen lassen. Du setzt die Mischmaschine außer Gefecht<br />
und machst Rabatz, Ich lasse mir was einfallen. Der Rest verdünnisiert sich zügig zum<br />
Alten Markt. Ab jetzt!"<br />
Wir turnten über die Rücken der anderen und somit über die Mühlengrabenmauer auf den<br />
Bauplatz. Ich hastete die zehn Meter zur Mischmaschine und steckte eine herumliegende<br />
Muniereisenstange in die Zahnräder des Trommelkranzes. Ohrenbetäubendes Knirschen<br />
war die Folge. Die Maschine stand; Lediglich der Motor brummte unaufhörlich, begann zu<br />
stinken. Mit einem Kalkstein schlug ich unaufhörlich auf die Trommel ein. Inzwischen war<br />
Willy an der Baubaracke, unter der jede Menge geleerte Zement- und Kalksäcke lagen<br />
Durch den Krach aufgeschreckt, ließen die Zementgriffel KlauDi los. Im Stechschritt<br />
kamen sie auf mich zu. Nur der Polier stand wie angewurzelt da und hielt KlauDi noch am<br />
Schlafittchen fest. Fast hatten sie mich erreicht. Ich drehte mich um, rannte zur Mauer und<br />
sprang hinauf. Während ich über die genügend breite Mauerkante zum anderen<br />
Grundstücksende balancierte, wurden Rufe laut: "Feuer, Feuer, Feuer!" Einer der<br />
Zementgriffel wendete seinen Blick nach hinten, übersah dabei eine vom Boden leicht<br />
hochstehende Muniereisenstange und legte sich erst einmal gepflegt der vollen Länge<br />
nach auf die Schnörre. Ein Lachen war mir bei diesem Anblick leider nicht mehr zu<br />
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verkneifen.<br />
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Ich nutzte die Zeit, in der ein Maurerkollege ihm aufhalf, um ebenfalls quer über den<br />
Bauplatz zur gegenüber liegenden Seite zu düsen, wo Willy stand, der sich bereits zum<br />
Baustellentor an der Straßenseite vorgearbeitet hatte. Neben ihm stand KlauDi.<br />
"Wo ist der Polier?"', fragte ich.<br />
Willy zeigte mit dem Finger unter die Baubude, welche man aus Platzmangel auf ein<br />
Podest gebaut hatte, sodass der Durchgang unter dieser frei war.<br />
Ausgerechnet mit seiner Juppe versuchte der Polier das ausgebrochene Feuer<br />
einzudämmen, indem er danach schlug. Kollegen waren inzwischen hinzugekommen, um<br />
ihm zu helfen. Willy grinste und hielt uns sein Feuerzeug unter die Nasen. „Habe denen<br />
erst einmal unter der Baubude etwas eingeheizt und den Berg leerer Zementsäcke<br />
angefackelt; die ha'm getz zu tun“.<br />
Bravo, für uns interessierte sich also erst einmal niemand mehr. Trotzdem, wie lange das<br />
noch so bleiben würde, war ungewiss. Gemütlich schlenderten wir durch das Tor auf den<br />
Bürgersteig des "Kleinen Werth " und behielten dieses Tempo bis zum "Rauen Werth"<br />
schick unauffällig bei. An der Kreuzung endlich angekommen, schossen wir links um die<br />
Ecke und beschleunigten auf Dauerlauftempo.<br />
Entlang der Wupper an Berliner Straße und Höhne, gelangten wir zum Schwebebahnhof<br />
"Alter Markt". Im Vorplatzbereich des Schwebebahnhofes gab es eine mehrere Meter<br />
breite, ovale Öffnung, durch die man in die Wupper hinunter spucken konnte. Genau an<br />
dieser Stelle mündete die Regenwasserröhre durch die sich die anderen vorarbeiten<br />
sollten. Da wir überirdisch, trotz unserer Showeinlage auf dem IMO-Gelände, schneller<br />
waren, als die anderen, dauerte es noch gut zehn Minuten, bis sich der Rest des Vereins<br />
in der Mündungsöffnung zeigte.<br />
"He, ihr Pappnasen, raus aus der Röhre und schleicht die Wupper lang. Wir treffen uns<br />
dann auf der anderen Seite der Kreuzungsbrücke. Da ist unser Abstieg sicherer als hier!";<br />
lautete Willy' s Anweisung.<br />
Großes Gejohle empfing uns. Auch die Alten Gegner von heute Nachmittag machten<br />
keinen Hehl aus ihrer Freude darüber, dass alles gut gegangen war - vor allem, dass<br />
KlauDi nicht bei der Polente gelandet war. Hier, so richtig im Hellen, war von Feindschaft<br />
keine große Rede mehr. Willy meinte dann: „Eyh, ihr Wikinger-Nasen! Wollt ihr nicht bei<br />
uns mitmachen? Wir wären dann eine nicht zu verachtende Truppe. Und bei uns ist jeden<br />
Tag was Neues los. Also? Was sagt ihr dazu?“, wandte er sich an uns.<br />
Die Entscheidungen waren schnell getroffen und da jeder einverstanden waren, hatte sich<br />
unser Verein schlagartig auf 16 Leute vergrößert. Für adäquate Bewaffnung der neuen<br />
Mitglieder musste noch umgehend gesorgt werden. Den Rest des frühen Abends<br />
verbrachten wir also damit, das Wupperufer nach alten Pfandflaschen abzugrasen. Durch<br />
die sommerliche Wetterlage, waren breite Streifen des Wupperufers frei. Das zahlte sich<br />
für uns aus. Jeder hatte im Schnitt 2 Bier- und eine Sprudelflasche ergattert. Nachdem wir<br />
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uns vom alten Seifert, der Krämerseele vom Edeka, einen dicken Rüffel abgeholt hatten,<br />
aus welcher Jauchegrube wohl solche Dreckspullen hervorkämen, rückte er das<br />
Pfandgeld dennoch bereitwillig an uns aus. Für die Bewaffnung der neuen Kämpfer<br />
standen uns somit 11,70 Mark zur Verfügung. Vor der Tür warf Willy einen Apfel in die Luft.<br />
Zippe meinte: „Wann haste'n den gekauft, Alter?“.<br />
„Das war für die große Moppe vom ollen Seifert, von wegen de Pullen und Jauchegrube<br />
und so. Weiß gar nicht was der will. Er kriegt die Kohle doch auch wieder; muss'er doch<br />
nicht behalten die Kannen, oder? Zur „Belohnung“ habe ich ihm halt diesen Appel hier<br />
abgezogen.“<br />
Während Willy's Erklärung hatte der Apfel ein paar Umdrehungen an dessen T-Shirt<br />
gemacht.<br />
„So, der ist jetzt sauber. Immer nur kleine Bisse, damit jeder watt von hat. Ich mache den<br />
ersten!“<br />
Willy knabberte sich eine Kante heraus, dann machte die Frucht ihre Runde. Es reichte<br />
zwar doch nicht für alle, aber ich glaube, die letzten waren dann auch echt nicht mehr<br />
erpicht darauf, von der Sabberkitsche zu futtern.<br />
Nachdem wir sechs DM für die Blasrohre der fünf Neuen investiert und 10 Tüten Munition<br />
beschafft hatten, verblieben uns noch eine Mark und siebzig. Feierlich zogen wir trotz aller<br />
Risiken ausnahmsweise eine Elfer-Packung LUX am Automaten. So klang der Tag<br />
schließlich in den Hagebutten des Feldherrenhügels einvernehmlich aus. Es war eine<br />
zünftige Sitzung und wir fassten den einstimmigen Beschluss, dass der Mühlengraben erst<br />
einmal zu meiden wäre. Der gute alte Feldherrenhügel blieb also in vollen Ehren.<br />
Weniger feierlich wurde es, als ich den Wohnungsschlüssel in das Schloss steckte, der an<br />
einen langen Schnürsenkel geknotet um den Hals baumelte Da ich aus Faulheit den<br />
Schlüssel beim Aufschließen nie abnahm, fand ich mich heute umgehend in der Falle , als<br />
sich die Tür von innen selbsttätig öffnete<br />
Ah, der Herr Sohn!<br />
Mein Kopf folgte der sich weiter öffnenden Tür. Hing ich doch mit dem Halse an das<br />
Türschloss angeknüpft, zu keiner großartigen Rückwärtsbewegung mehr fähig. Mit der<br />
immer weiter nach innen gezogenen Wohnungstür wanderte ich nun wie am Angelhaken<br />
schrittweise in unsere heimische Bude.<br />
"Na, haben wir heute kein Abendessen mehr nötig. Haben Ihro Gnaden bereits<br />
anderweitig zu Abend getafelt? Deine Schwestern liegen schon im Bett. Wo kommst du<br />
jetzt erst her? Sag mal, du stinkst nach Qualm, Freundchen."<br />
In dieser misslichen Position ereilte mich noch vor dem gänzlichen Betreten der Wohnung<br />
das Schicksal, mit dem Hausschuh des Vaters ernsthaftere Bekanntschaft zu schließen.<br />
Wobei es mir schwer fiel, zu sagen, was sich eigentlich unangenehmer ausnahm, die<br />
Prügel oder die Tatsache, dass der rothaarige Häbbäät gerade doof grinsend die Treppe<br />
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hinaufkam - ausgerechnet jener Dumpfbeutel, dem ich gestern noch gedroht hatte, ihm<br />
den verlängerten Rücken weich treten zu wollen - falls ich ihn zu fassen bekäme.<br />
Da grüßt dieser Sack mich noch ganz dreist und wünscht mir einen angenehmen Abend.<br />
„Na warte, Häbbäät. Bald kratzen sie auch an deinem Lack!“<br />
Gut, morgen wäre dann ja wohl ein anderer, besserer Tag!<br />
Zubbelhaken<br />
Das Schuljahreszeugnis war akzeptabel ausgefallen. An der Heimatfront drohten also<br />
keine Gefahren. Die drei und vier Jahre jüngeren Schwestern saßen bereits zu Tisch, als<br />
ich die Küche betrat. Wortlos legte ich mein Zeugnisheft neben Mutters Teller und<br />
verschwand im Bad. Bei meiner Rückkehr, geriet ich unversehens in eine dieser mir<br />
höchst unangenehmen Umarmungen, die mir zeigen sollte, was Muttern von meinen Noten<br />
hielt. Als sich die Klammerung löste, nutzte ich sogleich die Gunst der Stunde:<br />
"Mutter, hast du nicht 'ne Mark für mich? Wir wollen heute den Ferienbeginn feiern. Na ja,<br />
und da bringt halt jeder etwas mit.“<br />
"Mein Junge, du weißt doch, dass wir sparen müssen. Wir wollen bald unser Haus im<br />
Grünen bauen Da ist nicht viel Geld zum Verschleudern übrig. Ich kann euch ein paar<br />
Zuckerbrote schmieren. Die nimmste mit. Heute Abend bekommst Du von Vater ja dein<br />
Zeugnisgeld, aber ich möchte da nicht vorgreifen."<br />
Zuckerbrote, Na toll! Wenn die Ärmste wüsste, wofür wir das Geld benötigten. Mit einer<br />
Ration Zuckerbroten anzuschlürfen würde mich der vollen Lächerlichkeit bei den Kumpels<br />
preisgeben. Es war wohl das Beste, nicht weiter zu bestehen, sonst fände ich mich gleich<br />
mit einem gut gemeinten 10er-Pack Stullen auf der Straße wieder, Stullen die außer mir<br />
wohl keiner würde futtern wollen.<br />
Das Mittagsmahl war schnell herunter geschlungen. " Ich bin dann draußen."<br />
"Aber komm nicht wieder so spät, wenn die Laternen angehen, bist du wieder zurück!"<br />
"Ja, jaaajaa, bis dann!"<br />
Einige Knaben lungerten bereits in den, Hagebutten. Willy, Zintu, Hippe, Schorsch, Galle<br />
und Schacky hockten beieinander. Eine gewisse Aufregung war nicht zu verkennen.<br />
"Was' n los?", fragte ich, als ich meinen Stammplatz einnahm. Zintu schob mir den Glimmstengel<br />
in den Mund, „Zieh erst mal! Alter! Kuddel geht' s dreckig, der liegt im Kranken.haus".<br />
Galle ergänzte: "Die Heckenpenner aus der Färberstraße haben sich gestern Abend noch<br />
vor der Haustür den Kuddel gekrallt. "<br />
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"Und?"<br />
"Dann haben Sie ihn hier raufgeschleppt. “<br />
"Mensch, lass Dir doch nicht alles aus der Nase zieh'n, red' mal Klartext!"<br />
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Hippe wurde da schon konkreter:<br />
"Also, der lange Maschewski, den kennste doch; der aus der Achten, der und seine beiden<br />
älteren Brüder ham Kuddel da vorne mit Bindfäden am Klettergerüst angebunden. So und<br />
dann ham se ihn mit Fusel abgefüllt. Als er nicht zu Hause aufgetaucht ist, hat seine<br />
Mutter bei Schacky nachgefragt.<br />
"Mohh", meinte Schacky, "bei der Suche sind wir dann auch hier rauf.<br />
Da hing Kuddel schon ganz weggetreten. Der hat echt nix mehr mitgekriegt, eyh. Ein<br />
Rentner ist dann unten bei Kranzner innen Laden und hat die Pickel gerufen. Als die<br />
anturnten, war gleich der Krankenwagen mit dabei. Aber der ist vonner Eintrachtstraße<br />
hier nicht runtergekommen, also der Krankenwagen, ne? Du weißt ja, wegen der<br />
beschissenen Ecke mit den Pinnen in der Mitte da hinten. Die mussten ihn los schneiden<br />
und den ganzen Weg bis auffe Straße tragen. Seine Mutter ist gleich mitgefahren. Heute<br />
Mittag hat seine Mutter mir erzählt, dass sie ihm den Magen auspumpen mussten. Fast<br />
wär er abgenippelt, Alkoohooolvergiftuuung!",<br />
zog er das letzte Wort dramatisch in die Länge und machte dabei eine bedeutsame<br />
Handbewegung und die Miene eines Chefarztes.<br />
"Das war aber noch nicht altes. Diese Scheiß-Maschewskis hatten Luftpistolen dabei. Die<br />
haben sie mit Bleikugeln aus der Gardinenbordüre gefüllt. Dann wollten sie testen, was so<br />
eine Lederhose aushält und haben auf seine Buxe geschossen, aber nicht immer<br />
getroffen. Zweimal hat er was an die Beine bekommen und einmal in den Rücken. Eine<br />
Kugel ist sogar unter die Haut........die mussten se raus operieren.“<br />
"Also was macht unser Verein heute? Fällt die Feier wohl aus, was?"<br />
"Ja, da hat heute keiner mehr Lust'n drauf. Wir warten noch auf Echse, Schralle und<br />
Wichtig. Wichtig hat nur nach der Schule erzählt, dass nachher wieder die Kippenverteiler<br />
unterwegs sind. Er meinte, wir sollten die Chance nicht ungenutzt verstreichen lassen. Nur<br />
konnte er noch nicht sagen, ob er es schafft, zum Hügel zu kommen. Er hat 'nen saftigen<br />
Zeugnis-Fünfer in Rechnen eingeheimst. Das riecht nach Hausarrest und Zwangsübungen<br />
mit Vattern, meinte er."<br />
"Armes Schwein."<br />
Wenn, er in 10 Minuten nicht da ist, wird er nicht mehr kommen, dann legen wir alleine los/<br />
meinte Schacky.“<br />
"Also in 10 Minuten dann. Ich bin mal eben zu Hause, die Jacke und die neuen Drähte<br />
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holen. Wenn sich Wichtig noch blicken lässt...............bringt ihn mit zur Gernotstraße/Ecke<br />
Bredde. Da iss gleich Treffpunkt. Ich verteile dann die Haken."<br />
Zustimmendes Raunen im Gesträuch.<br />
Wichtig war nicht mehr aufgetaucht, Schralle und Echse auch nicht. Bei denen schien der<br />
Haussegen ebenfalls schief zu hängen. Willy verteilte an jeden die neuen, besseren<br />
Zubbelhaken, wie wir sie nannten. Sein Bruder hatte sie nach unserer Vorgabe in der<br />
Lehrwerkstatt der Wuppertaler Stadtwerke AG gefertigt - unabdingbare Werkzeuge für<br />
unsere Sammelaktion. Sobald die Werbeverteiler mit den Zigarettenproben auftauchten,<br />
würde es losgehen. Jede Probepackung enthielt 3 Kippen. Manchmal hatten die Burschen<br />
mehrere Marken dabei. Das hieß in diesem Falle, es wurden - bei 3 - 4 Ziggy-Marken - in<br />
jeden Briefkasten 9 - 12 Kippen gesteckt. Unsere Aufgabe war es, unter Einsatz der<br />
Zubbelhaken, so schnell und professionell wie möglich dafür zu sorgen, dass dieser<br />
Werbemüll wieder aus dem Briefkasten kam und in unseren Kapuzen landete.<br />
Für den vernunftbegabten Betrachter waren wir eine idiotische Treppe. Mitten im Sommer<br />
rannte unser Verein durch die Barmer Straßen und trug Regenjacken. Aus unserer<br />
eigenen Sicht war es wiederum unmöglich, alle einsatznotwendigen Utensilien bei sich zu<br />
führen, ohne den Stauraum der Jackentaschen,<br />
Eine dreiviertel Stunde später war Bescherung. Rubi und Keks, die zwischenzeitlich noch<br />
hinzugestoßen waren, klingelten im ersten Mietshaus. Mit todernster Miene riefen Sie<br />
durch das Treppenhaus nach oben: "Kommt Willy raus?"<br />
"Wieso, ich denke der ist bei euch?", kam die Antwort von Willy's Mutter.<br />
"Nööö, aber wir gehen mal sehen, wo er steckt."<br />
Rubi schloss die Haustür mit lautem Knall von außen. Keks, der sich innen hinter der<br />
Kellereingangstür versteckt hatte, öffnete uns wieder, sobald die Luft im Treppenhaus rein<br />
war.<br />
Alles drängte hinein. Jetzt musste es sehr schnell gehen, bevor sich jemand von den<br />
Mietern blicken ließ. Hier gab es 8 Briefkästen. Fachgerecht wurden die<br />
Zigarettenpackungen herausgezubbelt und nach hinten in die Kapuze gestopft - ein<br />
ungeheures Gedränge! Wir waren einfach, zu viele. So fertig, nichts wie raus!<br />
"Die erste Aktion ist ja gut gelaufen“, meinte Willy, "wir sind nur zu viele. Besser geht ’ s,<br />
wenn wir zwei Gruppen bilden. Jede Gruppe nimmt sich eine Straßenseite zur Brust<br />
Wenn's Ärger gibt, ist der Feldherrenhügel Treffpunkt."<br />
Nun ging unser Einsatz effektiver von der Hand. Unter den verschiedensten Vorwänden<br />
verschafften wir uns Zutritt zu den Häusern. Nach der fünften Hütte trafen wir die andere<br />
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Gruppe, die wie wir geradewegs wieder auf die Straße tappte. Willy machte eine<br />
Handbewegung, die uns bedeutete: "Kommt mal rüber!'"<br />
"Wie viel habt ihr?"<br />
Schralle antwortete: "Die Kapuzen sind voll, eigentlich können wir aufhören."<br />
"Neee, Jungs, jede Gruppe macht noch eine Bude klar, dann geht' s zum Hügel!" Der Chef<br />
hatte gesprochen. Na denn mal los.<br />
Auch im letzten Haus schienen wir so weit durch zu sein. Nur Zintu knösterte noch in<br />
einem Briefkasten herum, als sich die Wohnungstür der rechten Hochparterrewohnung<br />
öffnete.<br />
"Kacke, Don Parmesello, der alte Erz-Itaker!", flüsterte Schralle, "Zintu, Abgang! "<br />
Zintu häkelte nervös im Kasten herum. Sein Zubbeldraht hatte sich irgendwie verklemmt.<br />
"Mensch, lass den Haken und komm!"<br />
Ich riss die Haustür auf. Schralle düste nach draußen, Zintu wollte folgen, da hielt der<br />
inzwischen herangekommene Olivenmeister ihn am Ärmel fest."<br />
"Hee, Junga, wasse du maachst? Klaue Briefe aus unsere Kaste? Komme mit, ich rufe<br />
Polizei"<br />
"Was denn? Ich habe nichts gemacht! Ich habb da nur einen Draht im Briefkasten stecken<br />
sehen und wollte gucken, was das ist."<br />
"Ja, ja. Du mir kannst vill erzähl. Zeig mal Taschen!"<br />
Zintu kroste den gesamten Ramsch aus der Hose, den er so bei sich trug.<br />
"Ich auch gucke deine Jacke"<br />
Zintu zog die Taschen mit den Fingern auseinander. Außer Erbsen und 'nen<br />
Taschenmesser habe ich nichts dabei. Wenn ich die Taschen gätz leer mache, dann<br />
fliegen die ganzen Erbsen durch das Treppenhaus. Wollen sie. das?"<br />
"Schon gut Junga. Aber was ihr macht hierr in die Hause?"<br />
"Wir waren oben bei Frau Hıyar-Turşusu, Mutters Hallamück abgeben.<br />
"Was ist Hallamück?“<br />
"Können' se essen. Hallamück, das ist eine Spezialität aus Wuppertal. Kennen ' se nich'?<br />
"Neee, ich nix kenne Hallamück!'"<br />
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" Da haben sie aber was verpasst. Das bekommen sie bei jedem guten Bäcker, Gehen s'e<br />
ma' rüber zum Bäcker Dinkeling, der hat Hallamücks in allen Größen. Eine kleine Mütze<br />
Senf drauf und los geht das lecker Festessen. Kann ich jetzt gehen?"<br />
"Ja, ja. Haute abb Jungans. Komisch, Hallamück!!?? Ich noch nix gehört. Nachher ich<br />
gehe mal frage bei die Bäckere, muss ich soweso no hohle die Brote."<br />
Ouff, auch diesmal kamen wir erneut davon. In den Hagebutten warfen alle ihre<br />
Beutestücke zusammen. Ein schicker Berg Lullen stapelte sich da. Eine schon vor<br />
Monaten eigens eingebuddelte Lebkuchen-Blechkiste wurde freigelegt, der Deckel aufgestellt<br />
und das Sammelsurium hineingestopft. Gestopft war der richtige Ausdruck. Es waren<br />
soviel Probepackungen, dass die „Schatztruhe“ kaum alles fassen konnte.<br />
5 Packungen passten nicht mehr. Wir beschlossen die 15 nicht mehr verstaufähigen<br />
Kippen vor Ort wegzuschmoken. Während dieser Zeit strengten wir gemeinsame<br />
Überlegungen an, wie derartige Vorfälle von heute Nachmittag vermieden werden<br />
könnten. Letztendlich blieb es beim Beschluss: „Restrisiko iss imma!“<br />
Rolltreppenroulette<br />
Jedes Mitglied der Vereinigung hatte seine Rollschuhe ausgezogen und das Paar mit einem<br />
Riemen zusammengebunden. So verschnürt, baumelten die Bündel an den Schultern<br />
ihrer Besitzer. Man befand sich im „Wulle“, jenem altehrwürdigen Kaufhaus mit richtigem<br />
Namen Woolworth im Werth, wo man am Fuße der abwärts tragenden Rolltreppe zusammengekommen<br />
war, um sich nun auf die anstehenden Wettdurchgänge dieser Woche vorzubereiten.<br />
„Los, Jungs!“, sagte Schrader, „auf hell oder dunkel setzen ist'n Groschen auf Farbe und<br />
Muster ein halber oder ne Schachtel Streichhölzer, alles andere, also „Kasper“ 1 en Groschen<br />
und 2 Kippen. Freirunde und aussetzen ist nicht.<br />
Kaum hatte Schrader, der diesmal damit dran war, die Rolle des Buchmachers zu übernehmen,<br />
die Einsätze eingesammelt, ging es auch schon los. „Es kommt eine, los, da<br />
kommt eine! Meine Herren, Ihre Ansage!“<br />
„Hell, hell, dunkel, gelb, geblümt, rot......!“ Langsam rollte uns das Wettergebnis entgegen.<br />
Alle schauten in verschiedene Richtungen und taten extrem locker, als warte man hier auf<br />
einen Kollegen. Nur der „Spielmacher“ beugte sich sachte nach vorn, ließ absichtlich eine<br />
Münze vor den Rolltreppenabsatz fallen und während er sich ans Aufheben machte, drehte<br />
er wie zufällig den Kopf in Richtung Rolltreppe hinauf. „Ja, entfuhr es seinem Mund, ja,<br />
ich hab's! Hell und mit dicken Blumen!“<br />
Wie wunderbar doch diese Minirockmode war! Zunächst ließen wir die junge Schlüpferträgerin<br />
entschwinden, bevor es darum ging, die Gewinne zu verteilen. Hell und geblümt<br />
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also, na bravo, ich hatte auf dunkel getippt, ging somit also leer aus. Jetzt kamen erst einmal<br />
nur olle Schateken, die sich an diesem heißen Tage gekleidet hatten wie die Mädel<br />
vom ollen Mustafa im Rauen Werth. Scheibenkleister!<br />
Als wir allmählich die Nerven zu verlieren begannen, rief Schrader erneut: „Meine Herren,<br />
Ihre Ansage, es ist soweit, los, los, Ansage!“<br />
„Muster, grün, gelb, Kasper................!“ Totenstille! Da kam Bürzels älteste Schwester Roswitha.<br />
Kacke Alter, wir müssen um die Ecke. Was ist, wenn ihr Bruder die Klappe nicht<br />
halten konnte und sie schon weiß, was wir hier immer so treiben!?<br />
„Mal locker, Männer. Nicht aufregen sondern abwarten.“<br />
Die nächste Runde begann und Schrader ließ erneut seinen Pfennig fallen. Doch diesmal<br />
schien er ein Rückenproblem zu haben. Kaum dass Roswitha im unteren Rolltreppendrittel<br />
angekommen war und Schrader die Birne zum Prüfblick nach rechts gedreht hatte, blieb<br />
er stocksteif hocken und rührte sich nicht mehr.<br />
„Verdammt Alter, gib Gas, die überrollt dich gleich, eyh!“, keine Regung. „Sag mal, pennst<br />
Du?“, und da war Roswitha schon heran.<br />
Klatsch, sauste ihre Hand in Schraders Moppe. „Du kleine Sau, sag mal, geht’s dir nicht<br />
gut?“<br />
Klatsch, kam die nächste in sein Mondgesicht gefahren. Zwei von uns zogen ihn aus dem<br />
Gefechtsfeld. Mit langen Schritten hasteten wir in den hinteren Erdgeschoss-Bereich des<br />
Kaufhauses. Mensch, du Affe, wir hatten doch gesagt, das geht in die Hose. Wieso biste<br />
denn nich' aufgestanden? Und was ist nun mit unserer Wette? Was hatte sie an?<br />
Schrader lugte aus seinen Augen, als habe er nicht mehr alle Tassen im Schrank.<br />
Dann: „Wer hat eben Kasper gesagt?“.<br />
„Na Zintu war's!“. „Zintu, Du hast den Pott geknackt.“<br />
„Wieso, getz sag schon, was hatte sie an?“.<br />
Wir trauten unseren Ohren nicht. Nun war vollkommen klar wieso „Der Unparteiische“ unter<br />
plötzlichen Lähmungserscheinungen zu leiden schien. Alle hingen ihren Gedanken<br />
nach und versuchten sich das „Nicht-Selbst-Gesehene“ vorzustellen, außer Boxer, der war<br />
wie immer schon einen Schritt weiter als alle anderen und fragte: „....u, u, u, u, und, hat sie<br />
schon Haare?“<br />
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Rachefeldzug<br />
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Am Folgetag hatten sich einige noch immer nicht so ganz vom kollektiven „Schrecken“ erholt.<br />
Die Schmutzbeutel unter uns stellten noch immer ihre schauerlichsten, präpubertären<br />
Fantasien zur Diskussion, während Schrader die ganze Zeit unbeteiligt mit dem Blasrohr<br />
Zielübungen machte und dabei versuchte die Blumenkästen des obersten Balkones der alten<br />
Hexe Malusevic zu treffen, die uns immer wieder mal beim Gießen von ihrem „Rednerpodest“<br />
herab als unverschämte Rasselbande bezeichnete und bemüht war so viele von<br />
uns mit Blumenwasser zu überschwenken, wie es nur ging. Im Gegenzug legten wir ihr immer<br />
wieder einen Erbsenteppich auf dem Balkonboden aus oder spielten Erbsenklopfen<br />
an ihren Fensterscheiben.<br />
„Käse, mir ist die Munition ausgegangen“, meinte Schrader und schwenkte dabei die Spucke<br />
aus seinem Rohr. „Habt ihr noch welche?“.<br />
Jeder kramte in den Tiefen seines Ozelots. Nix, also und wenn, dann nur noch verdächtig<br />
wenig. Einen länger andauernden Kampf würden wir gegen die unzähligen unserer Revierfeinde<br />
nicht so ohne weiteres durchstehen und auf Nahkampf hatte im gegebenen Falle<br />
keiner Bock. Man musste sich diese Clowns schon mit Erbsengewalt vom Kragen halten;<br />
irgendwie musste also Nachschub her.<br />
„Ja und, watt machemer nu?“.<br />
Schralle meinte, wir könnten ja wieder Flaschenpfand einsammeln, nur wer hatte Lust darauf,<br />
ausgerechnet jetzt in der sengenden Hitze im Gestrüpp rumzufischen, um dabei womöglich<br />
noch in Heckenpenner- oder Hundekacke zu latschen. Boxer stöhnte sich einen<br />
ab:<br />
„Viel lieber säße ich jetzt in irgendeinem kühlen Keller inner Waschküche und würde 'ne<br />
Fluppe schmoken.<br />
„Warte, mal, warte. Das ist überhaupt die Idee!“, entfuhr es Zintu. „Hast Du eben Keller gesagt?<br />
Das ist die Lösung, wir dürfen uns nur nicht dabei erwischen lassen.“<br />
„Wobei nicht erwischen lassen?“, erwiderte Boxer. „Ich verstehe nur Bahnhof. Das wäre ja<br />
wohl nicht unsere erste Sommersitzung mit Kippen inner Waschküche, oder?“<br />
„Nein, jetzt quatsch' hier nicht lange rum und hör' doch erst mal zu! Wir machen den warmen<br />
Öffner 2 . Pollux klingelt und du Boxer gehst wie immer rein, fragst bei Mutter Färber<br />
ganz lieblich nach, ob Söhnchen da ist, tust dann so als ob du gehen würdest, lässt die<br />
Haustür ins Schloss fallen und versteckst dich in der Kellereingangsnische. Nachdem Du<br />
uns allen die Hütte aufgemacht hast, kommt mein Klövken ins Spiel. Sollte die Kellertür<br />
verschlossen sein mache ich die kalte Tour 3 , wir gurken nach unten, Willi steht am Fuß der<br />
Treppe Schmiere und sperrt die Ohren auf.“<br />
„Mann, Mann, Mann, Zintu, getz laber hier nicht zähflüssig rum, komm' mal zu Potte. Du<br />
willst irgendwo rein und das auf die Tour wie immer. Ich penne gleich ein; watt haste nun<br />
vor?“, moserte Schralle, „ich penn' gleich ein.“<br />
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„Jo, Herr Geheimrat, immer watt zu kacken, ne? Also wir in den Keller von Bremers. Mit<br />
dem Vogel haben wir doch eh noch 'ne Rechnung offen, nachdem er uns bei der Polente<br />
die Sache mit dem Wiesenbrand am Bahndamm in die Schuhe geschoben hat. So, und<br />
Rache ist Blutwurst. Hippe und Gerd stellen sich ganz unauffällig draußen an die Hauswand,<br />
genau vor die Kellerfenster oder noch besser, ihr geht davor in die Hocke, damit<br />
deckt ihr sie ab und keiner sieht was wir da tun. Wenn wir im Keller sind, öffnet der Lange<br />
das Fenster“, dabei deutete er mit dem Spuckrohr auf mich, „und wir schieben Euch zwei<br />
bis drei Kästen Leergut raus auf die Straße. Ihr nehmt einen in eure Mitte und jeweils<br />
einen an die freie Hand - dann wird sofort abgedampft. Wir kommen wie immer nach und<br />
treffen Euch auf dem Hof hinterm Büro vom Reifenhändler, ne?<br />
Alles lief prima, Gerd und Hippe bezogen Posten, der warme Öffner klappte mal wieder allerbestens,<br />
Willi stand am Treppenfuß mit aufgesperrten Ohren und geübte Finger hatten<br />
binnen einer Minute den Bremer'schen Keller geknackt. Den Flügelgriff des Fensters zu<br />
drehen war dann schon etwas schwieriger. Hatte das lausige Ding über die Jahre doch bereits<br />
massig Rost angesetzt. Schrader wühlte in der Werkzeugecke. Da, ich hab' 'nen dicken<br />
Hammer gefunden. Unwillkürlich zogen alle den Kopf ein und verdrehen die Augen,<br />
als Schrader das erste Mal auf den Flügelgriff wichste. Bamm, bamm, bamm. Von draußen<br />
presste sich eine Nase an die verstaubte, milchige Fensterscheibe, es meldete sich<br />
Hippe:<br />
„Ihr Flachköppe da drin“, zischelte er, „die Fußgänger gucken schon blöde. Macht mal<br />
halblang. Da könnt ihr ja gleich 'ne Sprengladung anbringen, seid ihr scheel?“<br />
„Mensch dreh Dich um und halt' die Fresse, ich bin ja gleich soweit!“. Noch fünf weitere<br />
Schläge bollerten durch die Kellerwände und verteilten sich als Körperschall durchs ganze<br />
Haus.<br />
Geschafft, das Fenster ließ sich öffnen. Zu zweit schoben Schrader und ich zwei Bier- und<br />
einen Wasserkasten durchs Fenster an die Sonne. „Los, wech Jungs – bis gleich!“ Die<br />
beiden trabten ab.<br />
Plötzlich wurde es im Kellergang laut. Wildes Altherren-Gemosere drang heran und Willi<br />
kam zu uns gelaufen:<br />
„ Lasst mich rein, wir sitzen in der Falle, ausgerechnet der olle Bremer selbst steht oben<br />
auf dem Treppenabsatz und krakelte rum. An dem kommen wir jetzt nicht mehr vorbei.“<br />
„Gut meinte Schrader, der weiß von nix Bescheid. Wir schieben den Gelsenkirchener 4 vor<br />
die Kellertür, dann hauen wir durchs Fenster ab. Aber vorher pisse ich dem Penner noch<br />
mal saftig in die Kartoffelkiste.“<br />
„Mach watte willst, Du bist doch bekloppt. Schieben wir erst mal den Gelsi vor und dann<br />
raus aus der Bude, bevor er noch seine Alte auf die Straße schickt.“<br />
„Haha, seine Alte auf die Straße schickt, hahaha!“<br />
„Du olle Sau, doch nicht so, ich meine bevor die hier am Kellerfenster die Fettfresse einschiebt<br />
und unseren Rückzug plättet, Mann!“<br />
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Der Schrank stand gerade eben dort wohin er sollte, da ballerte es auch schon von der anderen<br />
Seite. „He, ihr linkes Gesocks, ihr Hottentotten, ich rufe die Schupos, sowatt wie ihr<br />
gehört in die Besserungsanstalt. Macht die Rutte auf, sonst trete ich die Tür ein!“<br />
„Klar Opa, ist ja nur Deine Tür!“, antwortete Schrader laut und dann leise zu uns, „Macht,<br />
dass ihr jetzt raus kommt, mit den ganzen Farbdosen und Werkzeugen im Schrank, ist das<br />
Dingen für ihn zu schwer, um es mal einfach so weg zu schieben.“<br />
Ich machte geübt Gockelstiege 5 , die Mannschaft begann auszubooten. Anschließend<br />
machte Schrader Gockelstiege für mich, denn er wollte partout seine Idee in die Tat umsetzen.<br />
„Mache D'r nich inne Böxx, ihr zieht mich gleich raus. Stelle mir das Brett hier zur Hilfe<br />
noch eben schräg unters Fenster, dann muss et gehen.“<br />
Unter dem Gepolter des ollen Bermer schob sich der Schrank schon verdächtig weit in<br />
den Raum. Schrader hatte in aller Seelenruhe seinen Pesekel ausgepackt und strullte, wie<br />
vom Fenster unschwer erkennbar war, saftig in Bremers überlagerte Frühkartoffeln. Kaum<br />
hatte Schrader ihn wieder in den Hosenstall gepackt, tat es einen Ruck am Schrank.<br />
Schrader stieg der Schrecken in die Glieder. Mit einem Satz hastete er ans Fenster.<br />
„Los, los“, streckte er uns die Arme entgegen, „treckt watt datt Zeuch hergibt!“<br />
In diesem Moment tat es zwei Schläge. Beim ersten krachte das als Aufstiegshilfe gedachte<br />
Brett mitten entzwei, beim zweiten verzog Schrader das Gesicht und jammerte: „Mann,<br />
gebt Gas, der Penner vertrimmt mir den Arsch!“<br />
Inzwischen hatte Bremer es in seinen Keller hinein geschafft sich wohl einen Gegenstand<br />
geschnappt und trommelte damit auf den vier Buchstaben unseres wertgeschätzten Kumpels<br />
herum. In seiner Vergeltungswut schien Bremer gar nicht erst auf die Idee zu kommen,<br />
Schrader zu packen und in den Keller zurückzuziehen, sondern ballerte ihm seine<br />
vier Buchstaben nach allen Regeln der Kunst durch, bis wir ihn endlich auf der Straße hatten.<br />
Bei dieser Aktion war er dann mit den kurzlederbehosten Beinen noch über den Fenstereisenrahmen<br />
geschürft und einen halben Meter über den Gehsteigbelag. Mann, sah der<br />
vielleicht Scheiße aus.<br />
„Ich kenne euch, ich kenne euch, ihr asoziales Pack, wartet nur, dass ich raus komme und<br />
euch an den Ohren auf die Wache schleife!“, brüllte es aus dem Keller.<br />
Schrader griff in seinen Ozelot, zog sein Sturmfeuerzeug und entzündete eine ganze Matte<br />
Silvesterzieskes (kleine zu Matten gebundene Knaller), die er mit schnellem Wurf in den Keller<br />
schleuderte.<br />
„Ja, ja, dann komm Du mal, aber erst nach dem Tanz!“ .<br />
Bremer spukte nun dort unten wild gestikulierend durch den düsteren Raum und haschte<br />
nach der Zieskesmatte, die jetzt wohl kreuz und quer durch die Bude knatterte. Bremer<br />
war beschäftigt; während er im Keller Brandwache halten musste, machten wir uns davon,<br />
um den übrigen Verein zu treffen.<br />
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Dort angekommen stellten wir fest, dass die Beute nicht ausschließlich aus Leergut bestand.<br />
Die Bierkästen waren noch nicht ganz geleert und etliche Kroken* grinsten uns entgegen.<br />
Zehn volle Flaschen besten Bremme Exports wurden auf den Feldherrenhügel geschleppt<br />
und bis auf drei im Versteck vergraben. Dann spülten wir erst einmal das jüngste<br />
Erlebnis herunter und sogen 'ne gemeinsame Fluppe durch. Eine Flasche des Bieres ging<br />
allein für Schraders Wundreinigung drauf.<br />
Wie geht die Sache weiter? Kriminelles Potenzial auf entwicklungsfähigem Niveau? Schöne<br />
Früchtchen tummeln sich da in den 60-ern im Wuppertaler Stadtteil Barmen, oder?<br />
Bleibt diese nichts respektierende Truppe bis ins Erwachsenenalter beisammen oder gehen<br />
sie getrennt in eine mehr als fragwürdige Zukunft?<br />
In vielerlei Hinsicht sollten die 70-er für manch einen dieser Burschen noch den besonderen<br />
Schub in mehr als zweifelhafte Richtungen mit sich bringen. Die heimliche Suche nach<br />
dem Sinn des Seins einerseits, andererseits die Flucht in Scheinwelten, beherrscht von<br />
Drogen, Gewalt, Liebe, Verrat, der ganzen Palette an Dreckigkeiten, die eine zunehmend<br />
verkommener werdende Gesellschaft für die aus dem Rahmen Gefallenen zu bieten hat.<br />
Willkommen in der Hölle der Gefühle, in der Hoffnungslosigkeit eines Teils jener Generation.<br />
Möchte jemand wissen, was aus ihnen wurde?<br />
Wenn es Sie interessiert, dann geben Sie bitte eine kleine Rückmeldung. Die auszugsweise<br />
gebotenen Seiten waren nicht für eine Veröffentlichung geschrieben. Teilen Sie mit, ob<br />
Sie vom weiteren Lebensverlauf des Dolph lesen mögen.<br />
Richten sie Ihre Meldungen und Kommentare bitte an<br />
*Kroke = Kronkorken<br />
author.rouhen.o-kea@gmx.eu<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 185
1 Kasper war nichts anderes als die Bezeichnung für das, was in Spielen „Joker“ hieß<br />
2 Als „warmer Öffner wurde der Versuch bezeichnet, sich über ein lebendes Wesen unter diversen<br />
Gaukeleien, Tricks und Täuschungshandlungen , Zugang zu Gebäuden und / oder Räumlichkeiten zu<br />
verschaffen<br />
3 Die kalte Tour oder der kalte Öffner war das Gegenstück zu warmen Öffner. Hier bediente man sich der<br />
selbst gebauten Dietriche und Werkzeuge wie z. B. „Schweizer Multifunktionsmesser“, um ans/ins Ziel<br />
zu gelangen, wenn die warme Tour nicht möglich war. Einbruch könnte man es auch nennen.<br />
4 Nackriegsschrankmodell, extreme Leichtbauweise wegen nachkriegsbedingter Materialengpässe in<br />
Hohlbauweise erstellt. Die geschwungene Form und die zumeist an der Hinterwand eingesetzte Scheibe<br />
mit Hinterglas-Marmorimitat brachten ihm den Spitznamen „Gelsenkirchener Barock“ ein.<br />
5 Gockelstiege bedeutete nichts anderes als Hühnerleiter, wobei einer die Finger beider Hände verzahnt<br />
ineinander schob, die Arme weit nach unten ausstreckte und die Handflächen nach oben drehte, so dass<br />
ein anderer in diese von Händen gebildete Schlaufe treten und diese als Quasi-Leiterstufe nutzen konnte
Ausstellungsankündigung<br />
Einladung zur Ausstellung von Marion Costazza-Neuwirth<br />
im Rahmen einer Gemeinschaftsausstellung<br />
des 6. Aprilfestivals von „Kunst Ost“ 2013 auf<br />
SCHLOSS FREIBERG<br />
Ludersdorf bei Gleisdorf/Steiermark/Austria<br />
am Freitag 19. April 2013, 19 Uhr<br />
Öffnungszeiten und Dauer der Ausstellung;<br />
Freitag, 19. April, 19.00 Uhr Vernissage<br />
Samstag, 20. April, 9.00 - 17.00 Uhr<br />
Sonntag, 21. April , 9.00 - 17.00 Uhr<br />
Weitere Information finden Sie auf:<br />
www.marion-costazza-neuwirth.at<br />
www.schlossfreiberg.at<br />
Text: Marion Costazza - Neuwirth<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 187
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Experimentelle Malerei und Objektkunst<br />
Andrea Thierbach<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 188
“Sinnesmensch2”, Tuschearbeit<br />
www.andreathierbach-kunst.de<br />
“island of soul”, Tuschearbeit “Weib” Specksteinobjekt<br />
Flipart Fotobuch Acrylbild “open_mind” Stuhldesign<br />
bei amazon.de<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
https://www.facebook.com/groups/creatix/ 189
Ein Wort zum Schluss<br />
Liebe Freundinnen und Freunde des Kreativen,<br />
<strong>CREATIX</strong> 1 / 13<br />
Wuppertal, den 30.03.2013<br />
die Erstausgabe von C.R.E.A.T.I.X ist sicher noch nicht das Non Plus Ultra in Sachen<br />
Inhalt und Layout. Es handelt sich hierbei in erster Linie um den Versuch, ein allgemein<br />
zugängliches Medium daraufhin abzuklopfen, ob es für regelmäßig wiederkehrende<br />
Gemeinschaftsarbeiten taugt und ob es möglich ist, Informationen für Interessierte dauerhaft<br />
zur Verfügung zu stellen.<br />
Hinsichtlich der hier verwendeten Tools und Programme ist besonders darauf geachtet<br />
worden, dass sie als Open Source Mittel allesamt kostenfrei verfügbar waren und trotzdem<br />
erträgliche Ergebnisse erbrachten.<br />
Mit Sicherheit wird es Anfang Juli die nächste C.R.E.A.T.I.X geben, dann auch wieder vorwiegend<br />
als Retrospektive auf ein durchlaufenes (zweites) Jahresquartal. Ebenso sicher<br />
werden sich bis dahin neue Einfälle sowie weitere Tools gefunden haben, um sophistizierter<br />
an die Sache gehen zu können.<br />
Es war wichtig, überhaupt erst einmal loszulegen, denn nicht umsonst heißt es:<br />
>>>> Es gibt nichts Gutes, außer man tut es.
Impressum<br />
Angaben zu journalistisch-redaktionell gestalteten Angeboten<br />
Verantwortlicher Herausgeber<br />
Hauke Ohlendorf<br />
Cronenberger Straße 388<br />
42349 Wuppertal<br />
BRD / Germany / RFA<br />
creatix@gmx.eu<br />
Tel. (02.02) 40.87.58 – 1<br />
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dass z. B. keine Urheberrechtsverletzungen durch ihren/seinen Beitrag entstehen. Die Namen und<br />
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werden im Falle einer sich ergebenden Notwendigkeit umgehend in an dieser Stelle eingegepflegt.<br />
Register und Registernummer<br />
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Es ist keine Umsatzsteueridentifikationsnummer nach § 27 a des<br />
Umsatzsteuergesetzes erforderlich, da sämtliche Ausgaben der<br />
<strong>CREATIX</strong> kostenlos sind und die Distribution nicht kommerziell<br />
erfolgt<br />
Bezeichnung der berufsrechtlichen Regelungen / deren Zugänglichkeit:<br />
aktuell nicht erforderlich<br />
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Der obige, leicht abgewandelte Text stammt von der Quelle: Disclaimer von Rechtsanwalt Sören Siebert<br />
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