Nora Capatâna: Das Wortspiel und seine Übersetzung ... - Reviste
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80 <strong>Nora</strong> Cãpãþânã<br />
Umstände möglich ist. In seltenen Fällen gibt es <strong>Wortspiel</strong>parallelen<br />
in zwei Sprachen <strong>und</strong> selten können alle Deutungsmöglichkeiten<br />
<strong>und</strong> – schichten in der Zielsprache gerettet werden. Gleichwohl<br />
sollte der Übersetzer, ähnlich wie im Falle der<br />
Metaphernübertragung, bestrebt sein, eine Abschwächung der<br />
ästhetischen Qualität des Originals durch Streichung von rhetorisch<br />
<strong>und</strong> stilistisch relevanten Elementen zu vermeiden <strong>und</strong> die stilistische<br />
Wirkung der spielerischen Sprachverwendung im Original auch in<br />
der Übertragung nachzuvollziehen. In Ermangelung morphologischer,<br />
lexikalischer bzw. syntaktischer Äquivalenzen in der Zielsprache ist<br />
man oft gezwungen, auf andere Sprachspieltypen als im Original<br />
auszuweichen. Wichtig ist jedoch, dass die sprachspielerische<br />
Intentionalität der Vorlage bewahrt wird. Diese Auffassung vertritt<br />
auch Grassegger, indem er es als übersetzerischen Erfolg betrachtet,<br />
dass ein ausgangssprachliches Sprachspiel überhaupt in der<br />
Zielsprache wiedererscheint, wenn auch als anderer Typus. Die<br />
Invariante einer derartigen Übertragung ist offenbar nicht die<br />
spezifische Form oder der Inhalt, sondern der Spielgedanke, zu<br />
dessen Gunsten man sich mit einer oft nur parivalenten inhaltlichen<br />
Translation begnügt.<br />
(Grassegger 1985:100)<br />
Zwecks Erhaltung der Intentionsäquivalenz bietet sich, laut Hatim<br />
<strong>und</strong> Mason (zit. bei Gledhill 2004: 170) das Verfahren der „kreativen<br />
Umsetzung”: „creative transposition” an, das sich im Einfügen von<br />
zielsprachlichen, im Originaltext nicht vorhandenen <strong>Wortspiel</strong>en<br />
niederschlägt. Der Übersetzer steht vor der Alternative, vom Original<br />
angeregt ebenfalls <strong>seine</strong> eigenen <strong>Wortspiel</strong>e zu kreieren, oder den<br />
ausgangssprachlichen Text wörtlich in die Zielsprache zu übersetzen<br />
auf die Gefahr hin, dass er den Leser erst einmal nur verwirren<br />
oder langweilen wird. Oft kommt man ohne eine Erklärung in der<br />
Fußnote nicht aus, wenn man die in der Zielsprache nicht<br />
rekonstruierbaren <strong>Wortspiel</strong>e nicht einfach tilgen möchte: