Nora Capatâna: Das Wortspiel und seine Übersetzung ... - Reviste
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<strong>Das</strong> <strong>Wortspiel</strong> <strong>und</strong> <strong>seine</strong> <strong>Übersetzung</strong><br />
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als Stilmittelanalyse durchgeführt werden, da, wie Levý betonte, in<br />
literarischen Werken gerade Stilmittel Funktionen <strong>und</strong> Werte tragen,<br />
die in der Hierarchie der Äquivalenzforderungen gewichtiger sind<br />
als die denotative Bedeutung:<br />
<strong>Das</strong> literarische Werk ist ein System von sprachlichen Zeichen,<br />
von denen einige neben ihrer konkreten denotativen Bedeutung<br />
noch eine allgemeinere Aussagefunktion höherer Ordnung haben<br />
[...] Die einzelnen <strong>Wortspiel</strong>e sind das Symptom einer bestimmten<br />
Stilhaltung, also haben sie wieder die Funktion eines Komplexes<br />
höherer Ordnung. (Levý 1969: 105)<br />
Bei der <strong>Übersetzung</strong> von Sprachspielen ist die Nachbildung der<br />
formalen Elemente, die zu bestimmten Effekten eingesetzt werden,<br />
der getreuen Wiedergabe von Inhalten übergeordnet. „[...] Die Form<br />
muss dort gewahrt werden, wo sie Trägerin des semantischen<br />
(stilistischen, expressiven) Wertes ist. [...] Entscheidend ist hier immer<br />
die Funktion des Sprachmittels im Stilbereich der höheren Ordnung”<br />
(ebda:108).<br />
Diese Auffasssung teilt auch Grassegger: „Sprachspiele werden<br />
als formbetonte Texte betrachtet, in denen die Relevanz der formalstilistischen<br />
Ebene im übersetzerischen Konfliktfall vor der Relevanz<br />
der Inhaltsebene anzusetzen ist“ (Grassegger 1985: 43).<br />
Dementsprechend erscheinen unter den fünf Kollerschen<br />
Äquivalenzforderungen die konnotative, die formale <strong>und</strong> die<br />
pragmatische Äquivalenz als prioritär im Sinne der Erzielung einer<br />
dem AS-Text analogen ästhetischen Wirkung.<br />
Als konkrete Vorgehensweise schlägt Frank Heibert zunächst<br />
eine Analyse des zu übersetzenden <strong>Wortspiel</strong>s auf den drei<br />
Untersuchungsebenen Syntax, Semantik <strong>und</strong> Pragmatik vor. (Heibert<br />
1993: 170). Die AS-Textanalyse, die jedem <strong>Übersetzung</strong>sakt<br />
vorangehen sollte, bestimmt die Merkmale des jeweiligen <strong>Wortspiel</strong>s,<br />
indem sie den drei genannten Hauptebenen der <strong>Wortspiel</strong>betrachtung<br />
folgt: Technik, Inhalt <strong>und</strong> Funktion. Bei der Untersuchung der