Nora Capatâna: Das Wortspiel und seine Übersetzung ... - Reviste
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60 <strong>Nora</strong> Cãpãþânã<br />
Zielsprache hinüberzuretten. Solche äußerst hilfreichen Hinweise<br />
bieten unter anderen Rudolf Zimmer, der in <strong>seine</strong>r Habilitationsschrift<br />
Probleme der <strong>Übersetzung</strong> formbetonter Sprache (1981) die<br />
Möglichkeiten zur <strong>Wortspiel</strong>wiedergabe anhand einer übersetzungskritischen<br />
Betrachtung von 5 Rabelais-<strong>Übersetzung</strong>en ins<br />
Deutsche untersucht <strong>und</strong> Frank Heibert in <strong>seine</strong>r schon erwähnten<br />
Abhandlung über das <strong>Wortspiel</strong> als Stilmittel <strong>und</strong> dessen <strong>Übersetzung</strong>.<br />
Da es, um mit Levý zu sprechen, bei der <strong>Übersetzung</strong> Situationen<br />
gibt,<br />
die es nicht gestatten, alle Werte der Vorlage zu erfassen, [muss<br />
der Übersetzer] dann entscheiden, welche Qualitäten des Werks<br />
die wichtigsten sind <strong>und</strong> welche man eher vermissen kann. Zu<br />
einem Teil besteht die Problematik der Glaubwürdigkeit des<br />
Übersetzens darin, dass die relative Wichtigkeit der Werte in einem<br />
Werk erkannt wird. Als ein sehr einfaches <strong>und</strong> anschauliches<br />
Beispiel kann hier das <strong>Wortspiel</strong> angeführt werden.<br />
(Levý 1969: 103)<br />
Zur Veranschaulichung wählt der tschechische <strong>Übersetzung</strong>stheoretiker<br />
allerdings ein Beispiel, das genau genommen<br />
kein <strong>Wortspiel</strong> ist, nämlich Christian Morgensterns Gedicht <strong>Das</strong><br />
ästhetische Wiesel <strong>und</strong> weist anhand der englischen Version von<br />
Max Knight darauf hin, dass die Bewahrung des Reimspiels in der<br />
<strong>Übersetzung</strong> bedeutender ist als die genaue Wiedergabe von<br />
zoologischen <strong>und</strong> topographischen Details, fügt doch Morgenstern<br />
selbst hinzu:<br />
„<strong>Das</strong> raffinierte Tier<br />
Tat’s um des Reimes Willen“. (ebda)<br />
Es leuchtet ein, dass auch bei der <strong>Wortspiel</strong>übertragung eine<br />
Äquivalenzhierarchie aufgestellt werden muss. Zur Bestimmung der<br />
Forderungen, die an den zu gestaltenden ZS-Text gestellt werden,<br />
ist hier, wie bei jedem übersetzerischen Unternehmen auch, zunächst<br />
eine AS- Textanalyse vonnöten. Im Falle der Sprachspiele sollte sie