Karriere in Baden-Württemberg - Süddeutsche.de
Karriere in Baden-Württemberg - Süddeutsche.de
Karriere in Baden-Württemberg - Süddeutsche.de
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
V2/12 KARRIERE IN BADEN-WÜRTTEMBERG SONDERSEITEN DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG Samstag/Sonntag, 14./15. Juli 2012, Nr. 161<br />
Patente<br />
im Tagestakt<br />
Die Stärken <strong>de</strong>s Südwestens? Fleiß, Experimentierfreu<strong>de</strong>,<br />
schlanke Strukturen. Tüftlerklitschen stiegen zu<br />
Traditionsunternehmen auf. Das setzt sich bis heute fort<br />
VON MAX HÄGLER<br />
Ja doch, es stimmt schon. <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
ist das Autoland <strong>de</strong>r Republik.<br />
Audi, Daimler und Porsche bauen<br />
ihre Wagen hier und preisen sie ohne je<strong>de</strong>s<br />
Un<strong>de</strong>rstatementals PS-starke„Premium“-<br />
Klasse. Voith, ZF, Mahle, Bosch und an<strong>de</strong>re<br />
liefern die Bauteile dafür – Konzerne und<br />
Traditionsunternehmen mit jeweils Zehntausen<strong>de</strong>nMitarbeiternundMilliar<strong>de</strong>numsätzen.<br />
Vom ABS-System über Getriebe<br />
und Motoren bis zur Zentralverriegelung,<br />
<strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist alles zu bekommen,<br />
und die hiesigen Masch<strong>in</strong>enbauer<br />
liefern gleich noch die Anlagen, um das <strong>in</strong><br />
großer Serie und <strong>in</strong> perfekter Präzision zu<br />
fertigen.<br />
Sie wollten Effizientes schaffen –<br />
getrieben von Pietismus, <strong>de</strong>r<br />
die Arbeit zum Mittelpunkt macht<br />
Am 29. August 1885 mel<strong>de</strong>te Gottlieb<br />
Daimler das erste Straßenfahrzeug mit<br />
Benz<strong>in</strong>motorzumPatentan–<strong>de</strong>n„Reitwagen“.HeuteheißtesvonWirtschaftsm<strong>in</strong>ister<br />
Nils Schmid (SPD): „Wir haben Benz<strong>in</strong><br />
imBlut,dasprägtuns.“DievonDaimlerbegrün<strong>de</strong>te<br />
Branche trägt entschei<strong>de</strong>nd zu<br />
<strong>de</strong>r Quasi-Vollbeschäftigung bei: 3,7 Prozentbeträgt<br />
dieArbeitslosenquote, <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> ist e<strong>in</strong>e <strong>de</strong>r stärksten Wirtschaftsregionen<br />
Europas. E<strong>in</strong>e Sache <strong>de</strong>s<br />
Benz<strong>in</strong>s und <strong>de</strong>r Mechanik, aber nicht nur.<br />
An<strong>de</strong>re Bereiche gew<strong>in</strong>nen an Be<strong>de</strong>utung,<br />
selbst im Automobilbereich. „Wir bewegenunsbei<strong>de</strong>rAutotechnikimmerstärker<br />
<strong>in</strong> Richtung Software und Elektronik“,<br />
sagt Tanja Holtmann. Das liegt am Trend<br />
h<strong>in</strong> zu stromgetriebenen Autos, aber auch<br />
an <strong>de</strong>m ganzen Drumherum. Die 41-Jährige<br />
hat Elektrotechnik studiert und ist zuständig<br />
für Fahrassistenzsysteme bei<br />
Bosch. Sie arbeitet nicht mit Öl und <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Werkstatt, son<strong>de</strong>rn mit <strong>de</strong>m iPad: Per F<strong>in</strong>gerstriche<strong>in</strong>Autoe<strong>in</strong>parken,dasistgera<strong>de</strong><br />
e<strong>in</strong> Projekt. O<strong>de</strong>r per Sensoren Parklücken<br />
o<strong>de</strong>r Straßenglätte erkennen und an alle<br />
Wagen im Karree schicken. Regeln, Steu-<br />
SAP bei Accenture – Dynamik<br />
bei Aufgaben und Aufstieg<br />
Von <strong>de</strong>m E<strong>in</strong>stiegsprogramm „Jump<br />
Start“ schwärmt Andreas Heussler,<br />
Delivery Lead bei Accenture, heute noch.<br />
Das Programm schulte ihn <strong>in</strong> SAP und<br />
er konnte diese Fähigkeiten sofort bei<br />
se<strong>in</strong>en Kun<strong>de</strong>n e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen. Das hat ihn<br />
bee<strong>in</strong>druckt. „Die Firma <strong>in</strong>vestiert <strong>in</strong> dich<br />
und das gibt man später gerne zurück“,<br />
sagt er heute.<br />
Knapp sieben Jahre später verantwortet<br />
Andreas Heussler das Application<br />
Management <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Branchen Chemie,<br />
Energie und Versorgung im <strong>de</strong>utschsprachigen<br />
Raum. Er gehört zu e<strong>in</strong>em<br />
<strong>de</strong>r weltweit größten SAP-Expertenteams<br />
und lernt im Rahmen se<strong>in</strong>er Projektarbeit<br />
e<strong>in</strong>drucksvolle und komplexe SAP-Programme<br />
kennen. Diese Dynamik bei <strong>de</strong>r<br />
Arbeit gibt ihm die Chance, sich laufend<br />
berufl ich und persönlich weiterzuent-<br />
Wir la<strong>de</strong>n Sie e<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> Unternehmen<br />
kennenzulernen, das Ihnen mehr Chancen,<br />
Herausfor<strong>de</strong>rungen und Zufrie<strong>de</strong>nheit<br />
bietet. E<strong>in</strong> Unternehmen, das auf<br />
Teamwork und Zusammenarbeit setzt.<br />
accenture.<strong>de</strong>/karriere<br />
ern, Vernetzen. Das alles geht weit über das<br />
Gasgeben und Abbremsen <strong>de</strong>r Benz<strong>in</strong>kutschen<br />
h<strong>in</strong>aus. Früher war Bosch e<strong>in</strong> Zündspulenhersteller,heutemachtdasStuttgarter<br />
Unternehmen 50 Milliar<strong>de</strong>n Euro Umsatz,<br />
ist <strong>de</strong>r weltgrößte Automobilzulieferer,<br />
hat 300 000 Mitarbeiter – und e<strong>in</strong>e<br />
neue Leiti<strong>de</strong>e: Das „Internet <strong>de</strong>r D<strong>in</strong>ge“<br />
will Bosch mitaufbauen. Passend dazu<br />
kann <strong>de</strong>r technikverrückte Kun<strong>de</strong> nebenan<br />
bei Daimler ganz regulär e<strong>in</strong> Auto kaufen,bei<strong>de</strong>mSirispricht,<strong>de</strong>rhilfsbereiteGesprächscomputer<br />
von Apple.<br />
„Gefragt s<strong>in</strong>d künftig Leute für die technische<br />
Entwicklung und für das Managen<br />
von Informationen“, das ist die Qu<strong>in</strong>tessenzvonJuttaGentsch,Aka<strong>de</strong>mischeBerater<strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r Arbeitsagentur Stuttgart. Insgesamt<br />
ist das Stellenangebot im Südwesten<br />
für Masch<strong>in</strong>enbauer, Fe<strong>in</strong>werkstechniker,<br />
Ingenieure,Mathematikersogutwie<strong>in</strong>wenigen<br />
Regionen Deutschlands sonst.<br />
Das Fundament haben vor Jahrzehnten<br />
die ganz großen schwäbischen Tüftler gelegt,<br />
<strong>de</strong>ren Namen heute noch kl<strong>in</strong>gen: Robert<br />
Bosch, Gottlieb Daimler, Carl und Bertha<br />
Benz, Graf Zeppel<strong>in</strong>. Sie wollten schaffen,<br />
vor allem Effizientes – oft getrieben<br />
von Pietismus, <strong>de</strong>r die Arbeit <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Mittelpunkt<strong>de</strong>sLebensrückt.FleißigeAngestellte<br />
zwischen Bo<strong>de</strong>nsee und <strong>de</strong>r Kurpfalz<br />
pflegten dieses Vermächtnis und bauten<br />
darauf auf. So wur<strong>de</strong>n aus frühen Tüftlerunternehmenmit<strong>de</strong>rZeitTraditionsunternehmen.<br />
Mitunter mel<strong>de</strong>n sie im Wocheno<strong>de</strong>r<br />
sogar Tagestakt Patente an und s<strong>in</strong>d<br />
<strong>in</strong> ihren Segmenten weltweite Marktführer.<br />
Schlanke Strukturen helfen dabei:<br />
Wenn e<strong>in</strong> Unternehmen <strong>in</strong> Familienbesitz<br />
ist o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>er Stiftung gehört, wie oft <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong>,<br />
dann entschei<strong>de</strong>t e<strong>in</strong><br />
kle<strong>in</strong>er Kreis – und ke<strong>in</strong> Managergremium,dasverängstigtdieanstehen<strong>de</strong>nQuartalsberichte<br />
im Blick hat.<br />
Abgerissen ist das mit <strong>de</strong>r Tüftelei nie.<br />
HansLiebherrließsich 1949<strong>de</strong>nerstenzerlegbaren<br />
Drehkran patentieren. Mart<strong>in</strong><br />
Herrenknechthataus se<strong>in</strong>emIngenieurbüro<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>n 1970er Jahren e<strong>in</strong>en Betrieb für<br />
Tunnelbohrmasch<strong>in</strong>en gemacht. Se<strong>in</strong>e gewaltigen<br />
Geräte haben vor Kurzem das<br />
Andreas Heussler, Delivery Lead bei Accenture<br />
wickeln. Dazu reizt es ihn, das globale<br />
Know-how von Accenture mit <strong>de</strong>m<br />
lokalen Marktwissen se<strong>in</strong>er Kun<strong>de</strong>n zu<br />
komb<strong>in</strong>ieren.<br />
Motor für Innovation <strong>in</strong><br />
Süd<strong>de</strong>utschland<br />
Accenture arbeitet seit mehr als 30<br />
Jahren mit SAP zusammen und hat e<strong>in</strong>e<br />
globale Allianz mit <strong>de</strong>m Software-Riesen<br />
geschlossen. Diese enge Zusammenarbeit<br />
ist für Andreas Heussler sehr reizvoll. Sie<br />
Es läuft: Um Wirtschaft und Arbeitsmarkt muss sich <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> vorerst ke<strong>in</strong>e Gedanken machen. Es herrscht dort im Grun<strong>de</strong> Vollbeschäftigung, dafür sorgen Traditionsunternehmen<br />
wie Daimler o<strong>de</strong>r ZF, aber auch jüngere Konzerne wie SAP mit Zehntausen<strong>de</strong>n Mitarbeitern und Milliar<strong>de</strong>numsätzen. FOTOS: DAPD, DPA, LAIF<br />
Gotthard-Massiv durchstochen. E<strong>in</strong> Viertel<br />
<strong>de</strong>r <strong>de</strong>utschen Patentanmeldungen<br />
stammt aus <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong>, das mit<br />
Bayern um <strong>de</strong>n ersten Platz r<strong>in</strong>gt.<br />
Und es geht weiter – im Großen wie im<br />
Kle<strong>in</strong>en: Mittlerweile versuchen sich gera<strong>de</strong>dievielenjungenMigrantenimSüdwesten<br />
mit ganz eigenen I<strong>de</strong>en und knüpfen<br />
nichtnuran<strong>de</strong>naltenStärken, diegewohntenStrukturenan.AlexejSwerdlowistsoe<strong>in</strong>er.<br />
Als Jugendlicher kam er mit se<strong>in</strong>en Eltern<br />
aus Usbekistan nach Deutschland, absolvierteerstdieRealschule,danndasGymnasium,studierteInformatiksowieIngenieurwissenschaften<br />
– und machte sich vor<br />
e<strong>in</strong>e<strong>in</strong>halb Jahren selbständig. Opasca hat<br />
er se<strong>in</strong> Unternehmen getauft. Es entwi-<br />
ist e<strong>in</strong> Schlüssel für die erfolgreiche Bereitstellung<br />
von SAP-Dienstleistungen<br />
und -Lösungen bei vielen Unternehmen<br />
auf <strong>de</strong>r ganzen Welt. Dazu können <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n spezialisierten Innovation Centern<br />
von Accenture Design, Entwicklung und<br />
Industrialisierung von SAP-Lösungen<br />
<strong>de</strong>r nächsten Generation sehr rasch erfolgen.<br />
Der im Raum Stuttgart geborene Andreas<br />
Heussler, <strong>de</strong>r noch heute mit se<strong>in</strong>er<br />
Familie <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Region lebt, freut sich<br />
beson<strong>de</strong>rs über die Eröffnung e<strong>in</strong>es<br />
Accenture-Büros <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Schwabenmetropole.<br />
„E<strong>in</strong> Büro <strong>in</strong> Stuttgart habe ich<br />
mir immer gewünscht. Das verkürzt<br />
Fahrwege und hilft me<strong>in</strong>er persönlichen<br />
Work-Life-Balance ebenso wie die Option,<br />
auch mal Home-Offi ce machen zu<br />
können.“ So kann er selbst se<strong>in</strong>e lokale<br />
Verbun<strong>de</strong>nheit mit <strong>de</strong>r Arbeit für globale<br />
Kun<strong>de</strong>n verknüpfen.<br />
© 2012 Accenture. All rights reserved.<br />
ckeltSicherheitssystemefürBestrahlungslabors <strong>in</strong> Kl<strong>in</strong>iken. Sensoren erkennen,<br />
wenn sich Unbefugte im Raum aufhalten –<br />
undverh<strong>in</strong><strong>de</strong>rngefährlicheStrahlenunfälle.<br />
Se<strong>in</strong>e Firma möglich gemacht hat e<strong>in</strong>e<br />
geschickteAbfolgevonExistenzgrün<strong>de</strong>r<strong>in</strong>itiativen.ImNovember2010gabese<strong>in</strong>eerste<br />
Unterstützung durch das Exist-Programm<br />
<strong>de</strong>s Bun<strong>de</strong>s, und daran schloss sich<br />
die Unterstützung durch das ba<strong>de</strong>n-württembergischeProgramm„JungeInnovatoren“<br />
an: Für bis zu zwei Jahre wer<strong>de</strong>n dabei<br />
Stu<strong>de</strong>nten o<strong>de</strong>r Absolventen als Wissenschaftliche<br />
Mitarbeiter angestellt, können<br />
die Hochschul<strong>in</strong>frastruktur nutzen – und<br />
<strong>in</strong>diesemgeschütztenRahmene<strong>in</strong>e eigene<br />
Firma zum Leben erwecken. Mittlerweile<br />
Grüne Jobchancen<br />
Am 9. Mai 2011 unterzeichneten <strong>de</strong>r Grüne<br />
W<strong>in</strong>fried Kretschmann und Nils Schmid<br />
von <strong>de</strong>r SPD <strong>de</strong>n 88 Seiten umfassen<strong>de</strong>n<br />
Koalitionsvertrag.Somitwardieerstegrünrote<br />
Lan<strong>de</strong>sregierung Deutschlands entstan<strong>de</strong>n,<br />
und: Kretschmann wur<strong>de</strong> zum<br />
ersten grünen M<strong>in</strong>isterpräsi<strong>de</strong>nten gewählt.<br />
Se<strong>in</strong>e grüne Ges<strong>in</strong>nung zeigt sich<br />
<strong>de</strong>utlichan <strong>de</strong>nInhalten <strong>de</strong>sKoalitionsvertrags.ÖkologischeundsozialeMo<strong>de</strong>rnisierung<br />
sollen „wirtschaftliche Dynamik“<br />
br<strong>in</strong>gen und für <strong>de</strong>n „Erhalt <strong>de</strong>r natürlichen<br />
Lebensgrundlagen“ sorgen. Das rotgrüne<br />
Duo will <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> zum<br />
Musterländlee<strong>in</strong>er„zukunftsfähigenEnergieversorgung“machen,wegvon<strong>de</strong>rAtomenergie,<br />
h<strong>in</strong> zu erneuerbaren Energien, die<br />
bis 2020 <strong>de</strong>utlich mehr zur Stromerzeugung<br />
beitragen sollen. Das könnte positive<br />
Auswirkungen auf die Beschäftigten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Energiebranche haben.<br />
Bei<strong>de</strong>rStromerzeugungmittelsregenerativer<br />
Energien liegt<strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
bisher im Bun<strong>de</strong>sdurchschnitt, bei <strong>de</strong>n<br />
Beschäftigten bef<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich das Bun<strong>de</strong>sland<br />
<strong>de</strong>utlich unter <strong>de</strong>m Durchschnitt.<br />
Nach Angaben <strong>de</strong>r Agentur für Erneuerbare<br />
Energien zählt die Branche bun<strong>de</strong>sweit<br />
370 000 Beschäftigte und <strong>de</strong>ckt rund 17<br />
Prozent <strong>de</strong>s <strong>de</strong>utschen Stromverbrauchs.<br />
In <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> liegt <strong>de</strong>r Anteil an<br />
<strong>de</strong>r Stromerzeugung aktuell bei 16,6 Prozent,<br />
und die Beschäftigtenzahl lag 2008<br />
bei 20 000, teilt das M<strong>in</strong>isterium für Um-<br />
welt, Klima und Energiewirtschaft <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> mit. Diese Zahl verteilt sich<br />
laut M<strong>in</strong>isterium auf Photovoltaik (8500),<br />
W<strong>in</strong>dkraft (4000), Wasserkraft (1600) und<br />
Biomasse (5500). „Wir sehen schon, dass<br />
<strong>de</strong>r Bedarf an Beschäftigten steigt. Die erneuerbarenEnergiens<strong>in</strong><strong>de</strong><strong>in</strong>egroßeChance<br />
für unser Bun<strong>de</strong>sland, die Region <strong>de</strong>r<br />
Tüftler und Erf<strong>in</strong><strong>de</strong>r“, sagt e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>isteriumssprecher.<br />
Auch Fakten sprechen für e<strong>in</strong>en Anstieg<br />
bei <strong>de</strong>n Beschäftigten, <strong>de</strong>nn die Anzahl <strong>de</strong>r<br />
Unternehmen<strong>de</strong>rErneuerbaren-Energien-<br />
Branche ist <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> von<br />
2500 im Jahr 2009 auf 3100 im Jahr 2010<br />
gestiegen. Und die haben Arbeitsplätze geschaffen.<br />
„Ten<strong>de</strong>nziell wird <strong>de</strong>r Anstieg bei<br />
<strong>de</strong>n Beschäftigten weitergehen“, prognostiziert<br />
Peter Bickel, zuständig für das Thema<br />
Beschäftigungseffekte <strong>in</strong> <strong>de</strong>n erneuerbaren<br />
Energien im Zentrum für Sonnenenergie-<br />
und Wasserstoff-Forschung <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
(ZSW). Bun<strong>de</strong>sweit sollen<br />
bis 2020 zwischen 80 000 und 180 000<br />
neue Stellen durch die erneuerbaren Energien<br />
entstehen. „<strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
wird e<strong>in</strong>en guten Anteil daran haben“,<br />
me<strong>in</strong>t Bickel.<br />
Dessen Arbeitgeber,dasZSW,wur<strong>de</strong>bereits<br />
1988 vom Land <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
ist <strong>de</strong>r 31 Jahre alte Swerdlow nach Mannheim<br />
umgezogen und hat bereits zehn se<strong>in</strong>er<br />
jeweils 50 000 Euro teuren Systeme<br />
verkauft. Und er istnichtmehr alle<strong>in</strong>e: „Vor<br />
fünf Jahren, als ich studierte, war alles ruhig,<br />
jetzt hat sich e<strong>in</strong> buntes Netzwerk entwickelt<br />
<strong>in</strong> Mannheim und im ganzen<br />
Land“, sagt <strong>de</strong>r junge Grün<strong>de</strong>r.<br />
Diese kle<strong>in</strong>en Hightech-Firmen, die<br />
zehn Jahre nach <strong>de</strong>m Platzen <strong>de</strong>r Internetblase<br />
wie<strong>de</strong>r hochkommen, treffen auf e<strong>in</strong>e<br />
Automobil- und Masch<strong>in</strong>enbaubranche,die<strong>in</strong>zwischenebenselbstimmerdigitaler<br />
arbeitet. Und sie treffen auf e<strong>in</strong> Land,<br />
das im Schatten <strong>de</strong>r Auto<strong>in</strong>dustrie mit<br />
Computern viel Geld verdient: Die Größten<br />
<strong>de</strong>r IT-Branche s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-Württem-<br />
zusammenmitUniversitäten,Forschungse<strong>in</strong>richtungen<br />
und Unternehmen als Stiftunggegrün<strong>de</strong>tmit<strong>de</strong>mZiel,klimafreundliche<br />
Technologien für erneuerbare Energien<br />
zu erforschen. Forschung und Entwicklungs<strong>in</strong><strong>de</strong><strong>in</strong>wichtigesGebiet<strong>de</strong>rjungen<br />
Branche. Alle<strong>in</strong> das Fraunhofer Institut<br />
für Solare Energiesysteme <strong>in</strong> Freiburg<br />
hat 1000 Mitarbeiter.<br />
Steigen<strong>de</strong> Nachfrage wird es nach Me<strong>in</strong>ung<br />
von Bickel vor allem nach Ingenieuren<br />
und Facharbeitern geben: „Insgesamt<br />
schafftdieBranche qualifizierteJobs.“Entstehen<br />
wer<strong>de</strong>n die vor allem bei Zulieferern:HäufigstammenGetriebeo<strong>de</strong>rSensoren<br />
aus <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong>. Bei <strong>de</strong>r Photovoltaik<br />
ist das Ländle ganz vorne dabei,<br />
wenn es um die Entwicklung und HerstellungvonAnlagengeht,mit<strong>de</strong>nenSolarmodule<br />
produziert wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r bei Wechselrichtern.Solchewer<strong>de</strong>nanje<strong>de</strong>rSolaranlage<br />
gebraucht: Sie wan<strong>de</strong>ln Gleich- <strong>in</strong> netzkonformenWechselstromum.„Nachunseren<br />
Berechnungen entstehen durch erneuerbare<br />
Energien mehr Arbeitsplätze, als <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r konventionellen Energieerzeugung<br />
wegfallen, etwa <strong>in</strong> Atom- o<strong>de</strong>r Kohlekraftwerken“,<br />
sagt Bickel.<br />
Die EnBW Energie <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
istdasdrittgrößte<strong>de</strong>utscheEnergieversorgungsunternehmen.<br />
Mit se<strong>in</strong>en 20 000<br />
Mitarbeitern ist es <strong>de</strong>r größte Arbeitgeber<br />
<strong>de</strong>r Energiebranche im Bun<strong>de</strong>sland. Die<br />
EnBW erzeugt Strom <strong>in</strong> Kernkraftwerken,<br />
konventionellen Kraftwerken und aus erneuerbaren<br />
Energien. Vor drei Jahren wur<strong>de</strong><br />
die EnBW Erneuerbare Energien GmbH<br />
gegrün<strong>de</strong>t, heute hat diese Gesellschaft<br />
170 Mitarbeiter. Deren Geschäftsführer<br />
DirkGüsewellsiehtzwargrundsätzlichProbleme,<br />
fachlich geeignetes Personal zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n.<br />
„Von Vorteil ist jedoch, dass wir auch<br />
aus an<strong>de</strong>ren Bereichen <strong>de</strong>s Konzerns, etwa<br />
<strong>de</strong>r konventionellen Energieerzeugung,<br />
Mitarbeiterrekrutieren.AufexterneExper-<br />
berg ansässig. Der Datenbankkonzern SAP<br />
sitzt<strong>in</strong><strong>de</strong>rKurpfalz,IBMhatse<strong>in</strong>eDeutschlandzentrale<strong>in</strong>Schwaben,genauso<br />
wieHP.<br />
Be<strong>in</strong>ahe 100 000 Menschen arbeiten im<br />
Süd-West-Softwarecluster, das Experten<br />
vom Nor<strong>de</strong>n <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong>s bis<br />
nach Rhe<strong>in</strong>land-Pfalz und Hessen zieht.<br />
DasFundamentiste<strong>in</strong>e<strong>in</strong>ternationalsichtbare<br />
Forschungslandschaft: Tüb<strong>in</strong>gen,<br />
Konstanz und Hei<strong>de</strong>lberg s<strong>in</strong>d Elite-Unis;<br />
für die Computertüftler ist das Karlsruher<br />
Institut für Technologie (KIT) e<strong>in</strong> beson<strong>de</strong>rs<br />
wichtiger Standort, e<strong>in</strong> Zusammenschluss<strong>de</strong>rUnimitaußeruniversitärenE<strong>in</strong>richtungen.<br />
Auch Swerdlow hat hier studiert;beimHerumbastelnmite<strong>in</strong>emRoboter<br />
kam ihm die Geschäftsi<strong>de</strong>e.<br />
M<strong>in</strong>isterpräsi<strong>de</strong>nt Kretschmann strebt e<strong>in</strong> Musterländle für regenerative Energien an<br />
Forschung und Entwicklung<br />
s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> wichtiges Gebiet<br />
<strong>de</strong>r jungen Branche<br />
ten können wir allerd<strong>in</strong>gs nicht ganz verzichten.“<br />
Bis 2020 will die EnBW <strong>de</strong>n Anteil<br />
<strong>de</strong>r erneuerbaren Energien auf 20 Prozent<br />
verdoppeln. Daher f<strong>in</strong><strong>de</strong>t e<strong>in</strong> Umbau im<br />
Konzern statt: vermehrt h<strong>in</strong> zu W<strong>in</strong>d-Offund<br />
-Onshore, Sonne und Biomasse. Güsewell<br />
hat vor allem Bedarf an Ingenieuren<br />
für Planung und Bau <strong>de</strong>r Anlagen. „Dafür<br />
brauchen wir Projekt<strong>in</strong>genieure aus <strong>de</strong>m<br />
Masch<strong>in</strong>enbau und <strong>de</strong>r Elektrotechnik sowie<br />
Bau<strong>in</strong>genieure und Architekten“, sagt<br />
er. „H<strong>in</strong>zu kommen Experten aus Spezialdiszipl<strong>in</strong>en,<br />
beispielsweise für W<strong>in</strong><strong>de</strong>rtragsprognosen.“<br />
Beim Ausbau <strong>de</strong>r W<strong>in</strong><strong>de</strong>nergie<br />
steht <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
im Län<strong>de</strong>rvergleich ganz h<strong>in</strong>ten<br />
„Atomausstieg und Energiewen<strong>de</strong> waren<br />
unsere beherrschen<strong>de</strong>n Themen, und<br />
esistunsgelungen,Weichenzustellen“,bilanzierte<br />
Franz Untersteller Mitte August<br />
2011 die ersten 100 Tage <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Funktion<br />
als M<strong>in</strong>ister für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft<br />
von <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong>.<br />
Um dieEnergiewen<strong>de</strong>imLandzügigvoranzubr<strong>in</strong>gen,<br />
sei bereits e<strong>in</strong>e Reihe an Vorhaben<br />
auf <strong>de</strong>n Weg gebracht wor<strong>de</strong>n, allen<br />
vorandasneueLan<strong>de</strong>splanungsgesetz.Ohne<br />
e<strong>in</strong>en Ausbau dieser Energieformsei die<br />
Energiewen<strong>de</strong>nichtzuschaffen.BeimAusbau<br />
<strong>de</strong>r W<strong>in</strong><strong>de</strong>nergie steht <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
im Län<strong>de</strong>rvergleich ganz h<strong>in</strong>ten:<br />
Mitnuracht neuenAnlagen seien<strong>in</strong><strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<br />
<strong>Württemberg</strong> 2010 sogar weniger als im<br />
StadtstaatBremeno<strong>de</strong>rimSaarlandaufgestelltwor<strong>de</strong>n,so<strong>de</strong>rBun<strong>de</strong>sverbandW<strong>in</strong><strong>de</strong>nergie.<br />
Das neue Lan<strong>de</strong>splanungsgesetz<br />
soll fürmehrundleichtereGenehmigungsverfahren<br />
für W<strong>in</strong>drä<strong>de</strong>r sorgen, im Mai<br />
trat es <strong>in</strong> Kraft. Das könnte regionalen Planungsbüros<br />
und Bauunternehmen mehr<br />
Aufträge bescheren. PETER ILG<br />
W<strong>in</strong>drad <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Weizenfeld bei Konstanz: Nach Ansicht <strong>de</strong>r regieren<strong>de</strong>n Grünen<br />
gibt es davon viel zu wenige im Land. Das soll sich än<strong>de</strong>rn. FOTO: IMAGO/IMAGEBROKER
Samstag/Sonntag, 14./15. Juli 2012, Nr. 161 SONDERSEITEN DER SÜDDEUTSCHEN ZEITUNG KARRIERE IN BADEN-WÜRTTEMBERG V2/13<br />
Skalpelle<br />
von<br />
<strong>de</strong>r Alb<br />
Im kle<strong>in</strong>en Tuttl<strong>in</strong>gen haben<br />
300 Hersteller, Zulieferer<br />
und Dienstleister <strong>in</strong> Sachen<br />
Mediz<strong>in</strong>technik ihren Sitz<br />
VON JULIANE LUTZ<br />
Geschmeidig liegt das Städtchen im<br />
Tal <strong>de</strong>r oberen Donau, dah<strong>in</strong>ter die<br />
Ausläufer <strong>de</strong>r Schwäbischen Alb.<br />
Auf <strong>de</strong>n ersten Blick sche<strong>in</strong>t Tuttl<strong>in</strong>gen e<strong>in</strong>e<br />
Kle<strong>in</strong>stadt zu se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>de</strong>r das Leben vor<br />
sich h<strong>in</strong>plätschert. Doch das täuscht. Täglich<br />
pen<strong>de</strong>ln 12 000 Menschen <strong>in</strong> die<br />
34 000-E<strong>in</strong>wohner-Geme<strong>in</strong><strong>de</strong>. Von <strong>de</strong>n etwa<br />
400 Mediz<strong>in</strong>technik-Unternehmen im<br />
Landkreis Tuttl<strong>in</strong>gen s<strong>in</strong>d alle<strong>in</strong> 310 <strong>in</strong> <strong>de</strong>r<br />
Stadt mit <strong>de</strong>m schachbrettartigen Grundriss<br />
angesie<strong>de</strong>lt. Darunter bef<strong>in</strong><strong>de</strong>n sich bekannte<br />
Namen. Karl Storz gehört zu <strong>de</strong>n<br />
führen<strong>de</strong>n Herstellern im Bereich Endoskopie<br />
und <strong>in</strong>tegrierte Operationssaalsysteme,<br />
die Berchtold GmbH ist weltweit Technologieführer<br />
im Segment <strong>de</strong>r OP-Lampen,<br />
und Aesculap steht für Implantate sowie<br />
chirurgische Instrumente für offene<br />
und m<strong>in</strong>imal<strong>in</strong>vasive Zugänge. „Selbst die<br />
ganz Großen <strong>de</strong>r Branche wie Johnson &<br />
Johnson haben über Beteiligungen e<strong>in</strong><br />
Standbe<strong>in</strong> bei uns“, sagt Oberbürgermeister<br />
Michael Beck. Das kle<strong>in</strong>e Tuttl<strong>in</strong>gen gilt<br />
als Weltzentrum <strong>de</strong>r Mediz<strong>in</strong>technik.<br />
In e<strong>in</strong>er Branche, die boomt und selbst<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>n vergangenen Krisenjahren nicht e<strong>in</strong>brach,<br />
ist die Nachfrage nach Fachkräften<br />
größer als das Angebot. „Wir suchen dr<strong>in</strong>gend<br />
nach qualifizierten Leuten“, sagt<br />
dann auch Beck. Stefan Ahlhaus, Personalleiter<br />
bei <strong>de</strong>r Karl Storz GmbH & Co. KG, bestätigt<br />
das: „Im Moment s<strong>in</strong>d bei uns etwa<br />
50 Stellen nicht besetzt.“ Im Familienunternehmen,<br />
das von <strong>de</strong>r Tochter <strong>de</strong>s<br />
Firmengrün<strong>de</strong>rs, Sybill Storz, geleitet<br />
wird, benötigt man Ingenieure, die <strong>in</strong> Fe<strong>in</strong>werkmechanik<br />
ausgebil<strong>de</strong>t s<strong>in</strong>d o<strong>de</strong>r sich<br />
auf Optikberechnung spezialisiert haben.<br />
Auch Stellen für kaufmännische Nachwuchskräfte,<br />
Hard- und Softwareentwickler<br />
s<strong>in</strong>d zu besetzen. Letztere seien beson<strong>de</strong>rs<br />
schwierig zu f<strong>in</strong><strong>de</strong>n, da sie bereits von<br />
„unmoralischen“ Angeboten woan<strong>de</strong>rs h<strong>in</strong>gelockt<br />
wür<strong>de</strong>n, beschwert sich Ahlhaus.<br />
Der Jungbusch hat e<strong>in</strong>e bewegte Geschichte,<br />
e<strong>in</strong>st war er e<strong>in</strong>es <strong>de</strong>r prächtigsten Viertel<br />
<strong>in</strong> Mannheim. Hier lebten die Ree<strong>de</strong>r<br />
und die Kapitäne, aber auch die Hafenarbeiter,<br />
die seit Mitte <strong>de</strong>s 19. Jahrhun<strong>de</strong>rts<br />
durch die B<strong>in</strong>nenschifffahrt auf Rhe<strong>in</strong> und<br />
Neckar zu Wohlstand kamen. Stattliche<br />
Grün<strong>de</strong>rzeitbauten säumen seither die Hafenstraße.<br />
In <strong>de</strong>r Beilstraße er<strong>in</strong>nert e<strong>in</strong><br />
bronzenes Denkmal an diese glückliche<br />
Epoche: <strong>de</strong>r „Sackträger“, <strong>de</strong>r gebeugt und<br />
<strong>de</strong>nnoch stolz Getrei<strong>de</strong> zur Verladung<br />
schleppt. Doch als <strong>in</strong> <strong>de</strong>n 1950er Jahren im<br />
Hafen Masch<strong>in</strong>en nach und nach die Arbeiter<br />
verdrängten, begann <strong>de</strong>r Nie<strong>de</strong>rgang<br />
<strong>de</strong>s Stadtteils.<br />
Wer heute vom Luisenr<strong>in</strong>g abfährt <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>n Jungbusch, sieht Fabrikbrachen, heruntergekommene<br />
Fassa<strong>de</strong>n und Rotlicht-<br />
Lä<strong>de</strong>n – e<strong>in</strong>en sozialen Brennpunkt. Er<br />
sieht aber auch e<strong>in</strong>en mächtigen, mo<strong>de</strong>rnen<br />
Kubus, an <strong>de</strong>m <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Dunkelheit riesige<br />
Buchstaben leuchten: „Popaka<strong>de</strong>mie“.<br />
Mannheim ist e<strong>in</strong>e Erf<strong>in</strong><strong>de</strong>rstadt, hier baute<br />
Karl Drais 1817 das erste Laufrad, hier<br />
rollte 1886 das erste Automobil <strong>de</strong>s Carl<br />
Benz über die Straßen, hier konstruierte<br />
<strong>de</strong>r Ingenieur Fritz Huber 1921 <strong>de</strong>n ersten<br />
Traktor. Und ausgerechnet im Jungbusch<br />
hat die ehemalige Resi<strong>de</strong>nz- und Industriestadt<br />
Mannheim damit begonnen, sich<br />
selbst neu zu erf<strong>in</strong><strong>de</strong>n. Mannheim will so etwas<br />
wie e<strong>in</strong>e Musikstadt wer<strong>de</strong>n.<br />
Musiker, aber auch Künstler und Kreative<br />
an<strong>de</strong>rer Sparten, gelten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r mit<br />
315 000 E<strong>in</strong>wohnern zweitgrößten Stadt<br />
<strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong>s nicht als entbehrlicher<br />
Luxus, son<strong>de</strong>rn als Wirtschaftsmotoren.<br />
Seit e<strong>in</strong>em guten Jahrzehnt setzt<br />
Mannheim massiv auf die Kreativbranchen,<br />
die Stadt beschäftigt e<strong>in</strong>e „Popbeauftragte“<br />
– und im Jungbusch schlägt das<br />
Herz <strong>de</strong>r Szene. 2003 öffnete die Popaka<strong>de</strong>mie,<br />
die erste und bisher e<strong>in</strong>zige staatliche<br />
Blick über Tuttl<strong>in</strong>gen: Unter <strong>de</strong>n heimeligen<br />
roten Dächern verbergen sich Weltmarktführer,<br />
Firmen wie Aesculap etwa<br />
(Mitte) o<strong>de</strong>r Karl Storz (unten).<br />
FOTOS: INTERFOTO/IMAGEBROKER, AESCULAP, KARL STORZ<br />
Künstler trifft Kaufmann<br />
Hochschule für Popmusik <strong>in</strong> Deutschland.<br />
2004 kam gleich daneben <strong>de</strong>r Musikpark<br />
dazu, e<strong>in</strong> Existenzgrün<strong>de</strong>rzentrum, das<br />
nicht nur Musiker, son<strong>de</strong>rn auch Designer,<br />
Grafiker, Maler o<strong>de</strong>r Fotografen unterstützt.<br />
200 Menschen arbeiten dort <strong>de</strong>rzeit<br />
<strong>in</strong> 60 Unternehmen mit e<strong>in</strong>em Gesamtumsatz<br />
von 25 Millionen Euro. Auch <strong>in</strong> <strong>de</strong>n H<strong>in</strong>terhöfen<br />
<strong>de</strong>r Gegend f<strong>in</strong><strong>de</strong>t man <strong>in</strong>zwischen<br />
Ateliers, viele Kulturschaffen<strong>de</strong> wohnen<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Nachbarschaft und schlagen<br />
sich die Nächte <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Onkel-Otto-Bar um<br />
die Ohren, die stan<strong>de</strong>sgemäß e<strong>in</strong>st e<strong>in</strong> Bor<strong>de</strong>ll<br />
war. Der Jungbusch, hoffen die Mannheimer,<br />
könnte vom Problemviertel zur<br />
multikulturellen Kreativoase wer<strong>de</strong>n.<br />
„E<strong>in</strong> großer Vorteil dieses Netzwerks<br />
s<strong>in</strong>d die kurzen Wege“, sagt Max Micus,<br />
<strong>de</strong>r Sprecher <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie. Wenn e<strong>in</strong><br />
Stu<strong>de</strong>nt <strong>de</strong>r Hochschule e<strong>in</strong> Album mache,<br />
das von e<strong>in</strong>er Firma im Musikpark produziert<br />
wer<strong>de</strong>, „dann f<strong>in</strong><strong>de</strong>t sich quasi im gleichen<br />
Gebäu<strong>de</strong> noch jemand, <strong>de</strong>r e<strong>in</strong> Cover<br />
gestalten o<strong>de</strong>r die Werbung übernehmen<br />
kann“. Diese praktische Nähe gehöre ebenso<br />
zum „Mannheimer Mo<strong>de</strong>ll“ von Kreativwirtschaft<br />
wie <strong>de</strong>r Leitgedanke, „das Künstlerische<br />
und das Kaufmännische zusammenzubr<strong>in</strong>gen“,<br />
sagt Micus. In <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie<br />
treffen also Welten aufe<strong>in</strong>an<strong>de</strong>r: das<br />
Rebellische <strong>de</strong>r Musik und die Ordnung<br />
<strong>de</strong>r Universität, <strong>de</strong>r Traum von e<strong>in</strong>er großen<br />
<strong>Karriere</strong> und die harte Arbeit, die dafür<br />
nötig ist.<br />
Aus <strong>de</strong>n Proberäumen <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie<br />
dr<strong>in</strong>gen an e<strong>in</strong>em strahlen<strong>de</strong>n Sommertag<br />
schöne bis schräge Töne, zum Beispiel e<strong>in</strong>e<br />
ziemlich tollkühne Version von He<strong>in</strong>z Ru-<br />
Bei <strong>de</strong>m mit 3229 Mitarbeitern größten<br />
Brötchengeber Tuttl<strong>in</strong>gens, Aesculap, s<strong>in</strong>d<br />
Naturwissenschaftler und Ingenieure gefragt.<br />
„Vor allem aus <strong>de</strong>n Bereichen Masch<strong>in</strong>enbau<br />
und Mediz<strong>in</strong>technik“, ergänzt Norbert<br />
Feldhaus, Personalchef bei Aesculap.<br />
Um <strong>de</strong>m chronischen Personalmangel<br />
Abhilfe zu schaffen und geeignete Leute<br />
heranzuziehen, bauten Stadt und Landkreis<br />
e<strong>in</strong>en eigenen Hochschulcampus. An<br />
<strong>de</strong>r 2009 eröffneten Außenstelle <strong>de</strong>r Hochschule<br />
Furtwangen wer<strong>de</strong>n Mediz<strong>in</strong>technik,<br />
Mechatronik, Werkstofftechnik, Simulationstechnik,<br />
Masch<strong>in</strong>enbau sowie <strong>de</strong>r<br />
MBA „Medical Devices“ angeboten.<br />
Ram<strong>in</strong> Vahdat studiert im 6. Semester<br />
Mediz<strong>in</strong>technik. Der Wiesba<strong>de</strong>ner wollte<br />
zuerst nach Gießen gehen, entschied sich<br />
dann doch für Tuttl<strong>in</strong>gen. „Mich reizte,<br />
dass man hier sehr praxisnah studieren<br />
kann“,sagt<strong>de</strong>r25-Jährige.Praxisnahbe<strong>de</strong>utet<br />
beispielsweise, dass auch Experten<br />
aus <strong>de</strong>r Industrie Vorlesungen halten.<br />
Und für die Wahlfächer schlagen Unternehmen<br />
aus <strong>de</strong>r Region, die <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em För<strong>de</strong>rvere<strong>in</strong><br />
vertreten s<strong>in</strong>d und <strong>de</strong>n Campus f<strong>in</strong>anziell<br />
unterstützen, Themen vor, <strong>in</strong> <strong>de</strong>nen<br />
sie Trends o<strong>de</strong>r Entwicklungsbedarf<br />
sehen. Mit <strong>de</strong>r Wahl <strong>de</strong>s Studienorts ist Vahdat<br />
zufrie<strong>de</strong>n, und selbst <strong>de</strong>m Kle<strong>in</strong>stadtleben<br />
kann er positive Seiten abgew<strong>in</strong>nen:<br />
„Ist das Freizeitangebot nicht so groß, studiert<br />
man eben mehr.“ Nach <strong>de</strong>m Studium<br />
<strong>de</strong>r Mediz<strong>in</strong>technik will Vahdat woan<strong>de</strong>rs<br />
e<strong>in</strong>en Master dranhängen. Dass er danach<br />
nach Tuttl<strong>in</strong>gen zurückkehrt, sei gut möglich.<br />
„Wer <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mediz<strong>in</strong>technik <strong>Karriere</strong><br />
Die Popaka<strong>de</strong>mie Mannheim ist Deutschlands e<strong>in</strong>zige staatliche Hochschule für Popmusik<br />
Das Ziel <strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie? Gutes<br />
Handwerk beibr<strong>in</strong>gen, „damit<br />
nachher ke<strong>in</strong>er Taxi fahren muss“<br />
Stu<strong>de</strong>nten <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie <strong>in</strong> Aktion: Auch wenn es so aussehen mag – Glamour<br />
ist nicht das Ziel, betont <strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r Hochschule. FOTO: POPAKADEMIE<br />
dolf Kunzes „De<strong>in</strong> ist me<strong>in</strong> ganzes Herz“.<br />
E<strong>in</strong>e Etage höher wummern die Bässe. Die<br />
Sonne taucht die Mensa im vierten Stock <strong>in</strong><br />
gleißend weißes Licht, beim Essen blicken<br />
die Stu<strong>de</strong>nten h<strong>in</strong>unter auf <strong>de</strong>n glitzern<strong>de</strong>n<br />
Neckar und die Kräne und Conta<strong>in</strong>er<br />
<strong>de</strong>s Hafens. E<strong>in</strong> mögliches Missverständnis<br />
will Micus sofort aufklären: „An <strong>de</strong>r<br />
Popaka<strong>de</strong>mie wer<strong>de</strong>n nicht zwangsläufig<br />
Popstars ausgebil<strong>de</strong>t“ – je<strong>de</strong>nfalls nicht<br />
die, die man aus <strong>de</strong>n e<strong>in</strong>schlägigen Cast<strong>in</strong>gshows<br />
im Fernsehen kennt. Zu echter Prom<strong>in</strong>enz<br />
ist <strong>in</strong> <strong>de</strong>n neun Jahren seit Gründung<br />
ke<strong>in</strong> Absolvent gekommen, viele aber<br />
zu guten Jobs und fachlicher Anerkennung:<br />
E<strong>in</strong>er, Konstant<strong>in</strong> Gropper, betreibt<br />
das Indieband-Projekt Get Well Soon, e<strong>in</strong><br />
an<strong>de</strong>rer macht Musik für Til-Schweiger-<br />
Filme. Die Lie<strong>de</strong>rmacher<strong>in</strong> Johanna Zeul<br />
hat sich e<strong>in</strong>e treue Fangeme<strong>in</strong><strong>de</strong> ersungen,<br />
genau wie die Glamrockband My Baby<br />
Wants To Eat Your Pussy.<br />
Glamour sei nicht das Ziel, sagt Udo Dahmen,<br />
<strong>de</strong>r Geschäftsführer <strong>de</strong>r Hochschule,<br />
e<strong>in</strong> Drummer, <strong>de</strong>r mit St<strong>in</strong>g und N<strong>in</strong>a Hagen<br />
spielte. Das Ziel sollte erst mal gutes<br />
Handwerk se<strong>in</strong>, „damit nachher ke<strong>in</strong>er Taxi<br />
fahren muss“. Deshalb entwickelten die<br />
Abgänger <strong>de</strong>s Studiums „Popmusik<strong>de</strong>sign“<br />
eben nicht nur ihr musikalisches Talent,<br />
son<strong>de</strong>rn erhielten auch das unternehmerische<br />
und psychologische Rüstzeug,<br />
um sich auf <strong>de</strong>m Markt zu behaupten. Wer<br />
Popmusik<strong>de</strong>sign studiert, kann später Musiker<br />
wer<strong>de</strong>n o<strong>de</strong>r Produzent. Wer sich für<br />
<strong>de</strong>n zweiten, noch stärker an <strong>de</strong>r wirtschaftlichen<br />
Seite orientierten Studiengang<br />
<strong>de</strong>r Aka<strong>de</strong>mie entschei<strong>de</strong>t, für „Musikbus<strong>in</strong>ess“,<br />
kann h<strong>in</strong>terher als Manager<br />
für e<strong>in</strong>e Plattenfirma arbeiten o<strong>de</strong>r e<strong>in</strong>e<br />
Konzertagentur leiten. In bei<strong>de</strong>n Fächern<br />
können die Stu<strong>de</strong>nten nach sechs Semestern<br />
e<strong>in</strong>en Bachelor erwerben; seit Kurzem<br />
können sie nach weiteren vier Semestern<br />
noch e<strong>in</strong>en Master <strong>in</strong> „Popular Music“<br />
o<strong>de</strong>r „Music and Creative Industries“<br />
draufsetzen.<br />
Für die 60 Bachelor-Studienplätze gibt<br />
es je<strong>de</strong>s Semester etwa 600 Bewerber, die<br />
bei <strong>de</strong>r Aufnahmeprüfung 15 M<strong>in</strong>uten vors<strong>in</strong>gen<br />
o<strong>de</strong>r -spielen müssen. Wer das übersteht,<br />
darf von Gastdozenten wie Udo L<strong>in</strong><strong>de</strong>nberg,<br />
Smudo o<strong>de</strong>r <strong>de</strong>m früheren Universal-Deutschland-Chef<br />
Tim Renner lernen<br />
und die Lehrbeauftragten selbstverständlich<br />
duzen – irgen<strong>de</strong>twas muss ja an<strong>de</strong>rs<br />
se<strong>in</strong> als an e<strong>in</strong>er normalen Uni. Regelmäßig<br />
unterrichtet an <strong>de</strong>r Popaka<strong>de</strong>mie auch Xavier<br />
Naidoo, <strong>de</strong>r Soulsänger hat schon die<br />
Ansiedlung <strong>de</strong>r Hochschule wesentlich mitbetrieben.<br />
Naidoo ist e<strong>in</strong> beson<strong>de</strong>rs stolzer<br />
Sohn Mannheims, e<strong>in</strong> echter Lokalpatriot,<br />
<strong>de</strong>r längst schon e<strong>in</strong> weiteres Großprojekt<br />
<strong>in</strong> <strong>de</strong>r Mache hat: In e<strong>in</strong>er verlassenen US-<br />
Kaserne will er e<strong>in</strong> riesiges, europaweit e<strong>in</strong>maliges<br />
Produktionszentrum e<strong>in</strong>richten,<br />
mit Konzerthallen, Fernsehstudios und Probebühnen.<br />
Mannheims Traum von <strong>de</strong>r Musikstadt<br />
könnte damit endgültig Wirklichkeit<br />
wer<strong>de</strong>n. ROMAN DEININGER<br />
machen will, muss hierher“, me<strong>in</strong>t Vahdat.<br />
Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d viele Hochschulabsolventen<br />
gefragter Fachrichtungen und junge<br />
Hochqualifizierte nicht bereit, <strong>in</strong> die schwäbische<br />
Prov<strong>in</strong>z zu gehen. Trendbarometern<br />
zufolge zieht es sie zu Konzernen <strong>in</strong> die<br />
großen Städte. „Großstadtmenschen können<br />
wir natürlich nicht überzeugen, ihre<br />
Zelte <strong>in</strong> Tuttl<strong>in</strong>gen aufzuschlagen“, sagt<br />
Personalchef Stefan Ahlhaus von Karl<br />
Storz. Doch trotz <strong>de</strong>s herrschen<strong>de</strong>n Fachkräftemangels<br />
bekomme man aufgrund<br />
<strong>de</strong>s guten Namens genügend gute Leute,<br />
Großstadtmenschen s<strong>in</strong>d<br />
schwer davon zu überzeugen,<br />
hier ihre Zelte aufzuschlagen<br />
die oft aus <strong>de</strong>r Region stammten, sich <strong>in</strong><br />
<strong>de</strong>r ländlichen Gegend zwischen Bo<strong>de</strong>nsee,<br />
Schwarzwald, Stuttgart und Zürich<br />
wohlfühlten und dort bleiben wollten. „Unser<br />
Plus ist auch, dass die Entscheidungswege<br />
kurz s<strong>in</strong>d und <strong>de</strong>r E<strong>in</strong>zelne direkt E<strong>in</strong>fluss<br />
nehmen kann“, sagt Ahlhaus. Wenn<br />
heute e<strong>in</strong> Entwicklungs<strong>in</strong>genieur Firmenchef<strong>in</strong><br />
Sybill Storz e<strong>in</strong>en gut begrün<strong>de</strong>ten<br />
Vorschlag mache, könne er morgen loslegen.<br />
In e<strong>in</strong>em Konzern sei das unmöglich.<br />
„Wer von woan<strong>de</strong>rs kommt und e<strong>in</strong> paar<br />
Jahre hier ist, sieht die Vorzüge“, beobachtet<br />
Oberbürgermeister Beck. „In e<strong>in</strong>er großen<br />
Stadt steckt man ständig im Stau, hier<br />
nicht. Und die Grundstückspreise s<strong>in</strong>d <strong>in</strong><br />
Tuttl<strong>in</strong>gen wesentlich niedriger als im Ballungsraum<br />
Stuttgart.“ Außer<strong>de</strong>m sei die<br />
Landschaft reizvoll. „In e<strong>in</strong>er halben Stun<strong>de</strong><br />
s<strong>in</strong>d Sie am Bo<strong>de</strong>nsee und <strong>in</strong> knapp zwei<br />
Stun<strong>de</strong>n am Arlberg“, schwärmt Beck.<br />
Von Tuttl<strong>in</strong>gen aus kommt man auch<br />
recht schnell <strong>in</strong> <strong>de</strong>n Rest <strong>de</strong>r Welt. Aesculap<br />
etwa hat 60 Standorte im Ausland. Jobrotationsprogramme<br />
ermöglichen es Angestellten,<br />
diese kennenzulernen. „Mitarbeiter,<br />
die wir för<strong>de</strong>rn möchten, wer<strong>de</strong>n bei Interesse<br />
schnell <strong>in</strong>s Ausland entsandt und können<br />
nach <strong>de</strong>r Rückkehr recht bald aufsteigen<br />
und beispielsweise Abteilungsleiter<br />
wer<strong>de</strong>n“, sagt Personalchef Feldhaus. Olaf<br />
Hegemann etwa. Für <strong>de</strong>n Berl<strong>in</strong>er Masch<strong>in</strong>enbau<strong>in</strong>genieur<br />
war neben se<strong>in</strong>er Aufgabe<br />
die Internationalität von Aesculap entschei<strong>de</strong>nd.<br />
Vor fünf Jahren f<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Applikationsabteilung<br />
an, e<strong>in</strong>er Schnittstelle<br />
zwischen Entwicklung und Anwen<strong>de</strong>rn.<br />
Nach drei Jahren g<strong>in</strong>g er <strong>in</strong> die US-Nie<strong>de</strong>rlassung<br />
und arbeitete dort im Market<strong>in</strong>g.<br />
Heute leitet <strong>de</strong>r 34-Jährige die AbteilungForschung&EntwicklungEndoskopie/Neurochirurgie.<br />
Se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach<br />
bietet Tuttl<strong>in</strong>gen für technisch gut ausgebil<strong>de</strong>te<br />
Leute Möglichkeiten, die es an an<strong>de</strong>ren<br />
Orten nicht gibt. Mit 29 Jahren von Berl<strong>in</strong><br />
nach Tuttl<strong>in</strong>gen zu ziehen sei für ihn jedoch<br />
e<strong>in</strong>e Umstellung gewesen. Wer Kneipenkultur,<br />
Theater und Oper suche, müsse<br />
eben Wege nach Stuttgart o<strong>de</strong>r Zürich <strong>in</strong><br />
Kauf nehmen. Dafür fän<strong>de</strong>n die Freizeitaktivitäten<br />
mehr <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Natur statt, und Orte<br />
wie <strong>de</strong>r Bo<strong>de</strong>nsee seien es wert, ent<strong>de</strong>ckt<br />
zu wer<strong>de</strong>n. „Man muss sich auf das Leben<br />
hier e<strong>in</strong>lassen, dann macht es auch Spaß“,<br />
sagt Hegemann.<br />
Überall<br />
was zu tun<br />
Arbeitslosenzahlen bleiben<br />
weiter auf niedrigstem Niveau<br />
Die Erholung <strong>de</strong>s ba<strong>de</strong>n-württembergischen<br />
Arbeitsmarkts hat sich im Juni fortgesetzt.<br />
Im Vergleich zum Vormonat Mai<br />
g<strong>in</strong>g die Zahl <strong>de</strong>r Arbeitslosen um 2500 Personen<br />
o<strong>de</strong>r gut e<strong>in</strong>em Prozent zurück. Mit<br />
213 013 Personen ohne Job hat die Arbeitslosigkeit<br />
im Land erneut <strong>de</strong>n niedrigsten<br />
Wert seit 20 Jahren erreicht. Im Vergleich<br />
zum Vorjahresmonat waren 4200 Menschen<br />
(-1,9 Prozent) weniger ohne Arbeit.<br />
Sorge bereitet Arbeitsm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Katr<strong>in</strong><br />
Altpeter (SPD) „e<strong>in</strong> Trend h<strong>in</strong> zu zeitlich befristeten<br />
Arbeitsverträgen“. Vor wenigen<br />
Tagen vom Statistischen Lan<strong>de</strong>samt veröffentlichte<br />
Daten machten <strong>de</strong>utlich, dass<br />
mittlerweile je<strong>de</strong>s zehnte Arbeitsverhältnis<br />
im Land befristet sei, erklärte Altpeter.<br />
Vor allem Frauen, Jugendliche und Menschen<br />
ohne berufliche Qualifikation seien<br />
überdurchschnittlich häufig davon betroffen.<br />
Fast e<strong>in</strong> Drittel <strong>de</strong>r abhängig Erwerbstätigen<br />
unter 30 Jahren haben laut <strong>de</strong>r Untersuchung<br />
nur noch e<strong>in</strong>en befristeten Arbeitsvertrag.<br />
„Für die Menschen im Land<br />
ist nicht nachvollziehbar, dass sie von vielen<br />
Unternehmen ke<strong>in</strong>en unbefristeten Arbeitsvertrag<br />
angeboten bekommen“, kritisierte<br />
Altpeter. „Überall lesen sie, dass die<br />
Unternehmen hän<strong>de</strong>r<strong>in</strong>gend qualifizierte<br />
Mitarbeiter suchen. Sie selbst will aber<br />
kaum jemand unbefristet e<strong>in</strong>stellen.“ SZ<br />
Fleißige<br />
Schüler<br />
<strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> ist bun<strong>de</strong>sweit das<br />
Land mit <strong>de</strong>n wenigsten Schulabgängern<br />
ohne e<strong>in</strong> Abschlusszeugnis. Laut e<strong>in</strong>er Studie<br />
<strong>de</strong>s Caritatsverbands verließen 2009<br />
dort 5,95 Prozent <strong>de</strong>r Jugendlichen die<br />
Schule ohne m<strong>in</strong><strong>de</strong>stens e<strong>in</strong>en Hauptschulabschluss.<br />
Auf <strong>de</strong>m zweiten Platz folgt Bayern<br />
mit 5,97 Prozent. Das beste ost<strong>de</strong>utsche<br />
Bun<strong>de</strong>sland war Thür<strong>in</strong>gen (9,45 Prozent).<br />
Bun<strong>de</strong>sweit betrug <strong>de</strong>r Durchschnitt<br />
7,2 Prozent. Die meisten Schulabgänger ohne<br />
Abschluss hatte Mecklenburg-Vorpommern<br />
mit 16,2 Prozent. DAPD<br />
<strong>Karriere</strong> <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
Verantwortlich: Werner Schmidt<br />
Redaktion: Viola Schenz<br />
Gestaltung: Kather<strong>in</strong> Baka<br />
Anzeigen: Jürgen Maukner<br />
Für uns die Frau<br />
m<strong>in</strong>t-frauen-bw.<strong>de</strong><br />
BW-jetzt.<strong>de</strong><br />
facebook.com/BWjetzt<br />
@BWjetzt<br />
<strong>de</strong>r Zukunft:<br />
das IT-Girl.<br />
Sie <strong>de</strong>nken bei IT-Girls an Hotelerb<strong>in</strong>nen<br />
mit rosa Brille? Wir <strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> nicht:<br />
Unsere IT-Girls arbeiten <strong>in</strong> <strong>de</strong>r Informationstechnologie.<br />
Für diese Trendsetter<strong>in</strong>nen sieht die Zukunft auch<br />
ohne rosa Brille rosig aus: Denn <strong>in</strong> unseren Unter -<br />
nehmen und Universitäten s<strong>in</strong>d IT-Girls ganz groß<br />
<strong>in</strong> Mo<strong>de</strong>. Apropos Mo<strong>de</strong>, wissen Sie, was bei Frauen<br />
<strong>in</strong> <strong>Ba<strong>de</strong>n</strong>-<strong>Württemberg</strong> absolut angesagt ist? MINT.<br />
Mit <strong>de</strong>r Lan<strong>de</strong>s<strong>in</strong>itiative „Frauen <strong>in</strong> MINT-Berufen“<br />
begeistern wir immer mehr Frauen und Mädchen für<br />
Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und<br />
Technik. Gezielte För<strong>de</strong>rung von Frauen: nur e<strong>in</strong><br />
Grund, jetzt umzuziehen. Viele weitere gute Grün<strong>de</strong><br />
f<strong>in</strong><strong>de</strong>n Sie unter www.BW-jetzt.<strong>de</strong>