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Moderne Museumsbauten - "Kunstwerke" oder "Funktionsbauten"

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Freiherr-Vom-Stein-Schule,<br />

Hessisch Lichtenau<br />

Fach Kunst<br />

Fachlehrer: Herr Möller<br />

<strong>M<strong>oder</strong>ne</strong> <strong>Museumsbauten</strong> –<br />

„Kunstwerke“ <strong>oder</strong> „Funktionsbauten“<br />

-Lea Steinbock-<br />

Hessisch Lichtenau, den 15. April 2012


Inhaltsverzeichnis<br />

1. Vorwort…………………………………………………………………………....…2<br />

2. Einführung in die Problematik…………………………….….……….…….……...3<br />

3. Das Museum als Institution……………………………………….………….……..4<br />

3.1 Allgemeine Geschichte des Museums……………………………..….…4<br />

3.2 Veränderung vom Funktionsbau zum eigenem Kunstwerk…...................5<br />

4. Die Museen………………………………………………………………..…….…...6<br />

4.1 Das Guggenheim Museum, Bilbao………………………………..……..6<br />

4.1.1 Frank O. Gehry…………………………………………………………..9<br />

4.1.2 Dekonstruktivismus…………………………………………………….10<br />

4.2 Die Neue Nationalgalerie, Berlin……………………….………………11<br />

4.2.1 Mies van der Rohe……………………………………………………...12<br />

4.2.2 Klassische <strong>M<strong>oder</strong>ne</strong>…………………………………………………….13<br />

5. Die Unterschiede der beiden Museen………………………………………………13<br />

6. Diskussion………………………………………………………….………………14<br />

7. Nachwort……………………………………………….……………….………….16<br />

8. Literaturverzeichnis………………………………….……………………………..18<br />

9. Abbildungen…………………………………………..……………………………19<br />

10. Internetquellen……………………………………….…………………………….20<br />

1


1 Vorwort<br />

Jeder von uns war schon einmal in einem Museum und hat eine ungefähre Vorstellung<br />

davon, wie ein Museumsbau aussieht. Doch oft ist uns nicht bewusst, welches<br />

Architekturkonzept dem zugrunde liegt und welche Funktionen das erfüllen will. Als<br />

ich begonnen habe, mich mit der Themenauswahl für meine Jahresarbeit zu<br />

beschäftigen, entschied ich mich zunächst dafür, im Fach Kunst zu schreiben, da dieses<br />

meinen Interessen im besonderen Maße entspricht.<br />

Da ich zunächst keine klare Themenvorstellung hatte und mich schon seit längerem für<br />

Architektur im Allgemeinen interessiere, fand ich unter Absprache mit meinem Lehrer,<br />

Herr Möller, das Thema: „<strong>M<strong>oder</strong>ne</strong> <strong>Museumsbauten</strong> - „Kunstwerk“ <strong>oder</strong><br />

„ Funktionsbau“ “.<br />

Dieses Thema gefällt mir besonders gut, da es ein für mich unbekanntes Feld ist und ich<br />

mir davon erhoffe viele interessante neue Dinge zu erfahren.<br />

Zunächst werde ich mich mit der Frage beschäftigen, wie sich der Museumsbau in den<br />

letzten Jahren entwickelt und verändert hat. Anhand von Beispielen werde ich die<br />

Funktionsverschiebung bei zwei m<strong>oder</strong>nen Museen aufzeigen.<br />

Schwerpunktmäßig werde ich die Problematik der Ansprüche an den Museumsbau in<br />

der Vergangenheit und in der Gegenwart behandeln und die Veränderung der<br />

Funktionen untersuchen. Meine Leitfrage dabei bezieht sich darauf, ob Museen eher<br />

ihrer Anforderung als Funktionsbau gerecht werden sollten, um die Vergangenheit zu<br />

zeigen <strong>oder</strong> ob die Architektur des Museumsgebäudes ein eigenes Kunstwerk darstellen<br />

kann. Auf der einen Seite werde ich das Guggenheim Museum in Bilbao vorstellen und<br />

den Bau dem der Neuen Nationalgalerie Berlin gegenüberstellen. Hierbei werde ich vor<br />

allem auf die wichtigsten Daten, die Architektur der Bauwerke und die Frage, ob sie<br />

Kunstwerke <strong>oder</strong> Funktionsbauten sind, eingehen.<br />

Meine eigene Meinung werde ich anhand einer Diskussion darüber einbringen, ob die<br />

Ausstellungsstücke in dem Museum wichtiger sind als die Architektur des Bauwerkes.<br />

Zum Ende meiner Jahresarbeit möchte ich eine klare Vorstellung davon haben, wie die<br />

Architektur eines Museumsbaus aussehen soll und welche Vor- und Nachteile es hat, ein<br />

Museum als Kunstwerk <strong>oder</strong> als Funktionsbau zu gestalten. Ich möchte einen Überblick<br />

darüber bekommen, wie sich die Museumsarchitektur dahingehend verändert hat, dass<br />

sie seine Inhalte nur umrahmen aber nicht erdrücken sollte.<br />

2


2 Einführung in die Problematik<br />

„Seit die ersten eigentlichen Museumsgebäude errichtet wurden, besteht<br />

Uneinigkeit darüber, ob sie aktive <strong>oder</strong> passive Behälter, Hintergrund <strong>oder</strong><br />

Vordergrund für die ausgestellten Werke bilden sollten“ 1<br />

Die Veränderungen in der Museumsarchitektur seit den neunziger Jahren des vorigen<br />

Jahrhunderts spiegeln deutlich den Konflikt zwischen Gegenwart und Vergangenheit<br />

wieder. Die Funktionen eines Museumsbaus haben sich verschoben. Es wird viel mehr<br />

Wert darauf gelegt, eine große Besuchermenge anzulocken und ihnen eine zufrieden<br />

stellende Performance bieten zu können. 2 Dabei kann man diese neuen Museen<br />

einerseits mit abgeschmackten Begriffen wie „Tourismusmagnet“ <strong>oder</strong> „Junkspace“<br />

<strong>oder</strong> auf der anderen Seite als lebendig und aufregend bezeichnen. 3 Im Gegensatz dazu<br />

ist das alte „Museum als Hort der Kultur klassisch angelegt, konservativ und alt“ 4 .<br />

Die beiden Bauweisen unterscheiden sich besonders in ihrer Funktion. Bei klassischen<br />

Bauten steht eher die Ausstellung der Kunstwerke innerhalb des Museums im<br />

Vordergrund. Im Gegensatz dazu ist die Architektur der neuen Museen darauf angelegt,<br />

dass sie mit Hilfe von Innovation und auffälligen Details den Zuschauer anziehen soll.<br />

Hierbei handelt es sich meistens schon um ein eigenes Kunstwerk, dadurch kann die<br />

Aufmerksamkeit auf die eigentliche Ausstellung in den Schatten gestellt werden. Die<br />

aufgezeigte Veränderung in der Museumsarchitektur entwickelte sich auch durch die<br />

Finanzierungslücken der Museen. Die Inhaber versuchten, ihre finanziellen Nöte auch<br />

dadurch zu beheben, mit spektakulären <strong>Museumsbauten</strong> möglichst viele Besucher<br />

anzuziehen. Die hier geschilderte Dreiecksbeziehung Architektur, Kunst und<br />

Besucherzahl ist ein zentraler Punkt dieser Arbeit. 5<br />

Die oben aufgezeigte Veränderung in der Museumsarchitektur soll anhand von zwei<br />

Beispielen bestehender Bauwerke aufgezeigt werden. Hierbei habe ich mich einerseits<br />

für das Guggenheim Museum in Bilbao, welches ein sehr m<strong>oder</strong>nes, dekonstruktives<br />

Bauwerk ist, und die Neue Nationalgalerie in Berlin, die ein sehr schlichter und<br />

funktionaler Bau ist, entschieden. Anhand der Kontrastierung der beiden Museen sollen<br />

die für die jeweilige Richtung spezifischen Merkmale in Kapitel (4) besonders deutlich<br />

1<br />

Newhouse, Viktoria: Wege zu einem neuen Museum.Ostfieldern-Ruit:Verlag Gerd Hatje 1998, S. 220<br />

2<br />

Vgl. ebd., S.11<br />

3<br />

Vgl.Zeige r, Mimi: Museen heute. München:KnesebeckGmbH & Co. Verlags KG, S. 14<br />

4<br />

Ebd., S. 9<br />

5<br />

Lampugnani, Vittorio Magnano: The Architectures of Art - The Museums of the 1990s, in: Museums for<br />

a New Millenium, hrsg. von: Lampugnani, Vittorio Magnago. PrestelVerlag, 2. Auflage 2001<br />

3


werden. Hierbei soll herausgestellt werden und die Frage untersucht werden, was einen<br />

Museumsbau zu einem Funktionsbau <strong>oder</strong> zu einem Kunstwerk macht.<br />

3 Das Museum als Institution<br />

„Das Museum setzt Sammeln voraus, eine Tätigkeit, die als universelles<br />

Phänomen so alt ist wie die Menschheit. Als eine besondere Variante der<br />

Sammlung ist das Museum eine Zusammenstellung von Natur- <strong>oder</strong><br />

Kunstgegenständen im weitesten Sinne, die vorübergehend <strong>oder</strong> endgültig aus<br />

dem Kreislauf ökonomischer Aktivitäten herausgenommen, besonders<br />

geschützt und in einem eigens dafür eingerichteten, abgeschlossenen Ort zur<br />

Schau gestellt werden“ 6<br />

Um die Geschichte des Museumsbaus näher betrachten zu können sollte man zunächst<br />

wissen, was die ursprüngliche Bedeutung des Begriffs Museum ist.<br />

Der Begriff Museum kam erstmals in der Antike auf, in der er für Schulen der<br />

Dichtkunst und Philosophie stand. Später assoziierte man ihn dann mit<br />

Forschungsstätten, die auch mit Sammlungen wie großen Bibliotheken verbunden<br />

waren. Der heutige Begriff Museum, der für ein Gebäude zur Aufbewahrung und<br />

Präsentation von Sammlungen steht, entstand erst im 19. Jahrhundert. 7<br />

3.1 Allgemeine Geschichte des Museums<br />

In der allgemeinen Geschichte des Museums beziehe ich mich nur auf den Teil ab der<br />

Renaissance, doch schon vorher gab es museumsartige Einrichtungen. In der<br />

Renaissance bezog sich der Begriff Museum auf Privatsammlungen von Kunstwerken,<br />

als auch von völkerkundlichen und naturkundlichen Gegenständen. Sie wurden zum<br />

Repräsentationszweck willkürlich auf kleinem Raum aneinandergereiht und waren nur<br />

für eine geringe Menge von Menschen aus der höheren Bildungsschicht zugänglich 8 .<br />

Diese Kunstkammern wurden im 18. Jahrhundert mit der Emanzipation des Bürgertums<br />

öffentlich gemacht. Daraufhin entstand die Idee aus diesen fürstlichen Sammlungen<br />

größere Museen für ein breites Publikum zu schaffen. 9<br />

Viktoria Newhouse beschreibt in ihrem Buch „Wege zu einem neuem Museum“<br />

6<br />

Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur 2004.<br />

S. 13<br />

7<br />

Vgl. ebd.<br />

8<br />

Vgl. Newhouse, Viktoria: Wege zu einem neuen Museum.Ostfieldern-Ruit:Verlag Gerd Hatje1998, S. 9<br />

9<br />

Vgl. Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur<br />

2004, S. 13<br />

4


Museen im 19. Jahrhundert als ein Produkt der Aufklärung, sie galten als ein<br />

Bildungsort für Künstler und Kunstliebhaber, aber auch als ein Ort des Vergnügens 10 .<br />

Gemälde wurden aus den Palästen und ihrem Ursprungsort entfernt, um in eigens für sie<br />

entworfenen Räumen ausgestellt zu werden. Dies lies die lebendige Erfahrung eines<br />

Gemäldes, wie sie in seinem Ursprungsort war, nicht mehr zu. Die klassischen Bauten<br />

waren einfach und funktional, um ihre Ausstellungsstücke möglichst optimal zu<br />

präsentieren. 11<br />

Im spätem 20. Jahrhundert entfernten sich die Museen von einem „Hort des<br />

Bewahrens“ 12 . Mit dem Beginn von Wanderausstellungen veränderte sich die<br />

Architektur hin zu einer offeneren Raumgestaltung, um der Ausstellung von<br />

verschiedenartigen Exponaten gerecht werden zu können. Zum Ende des 20.<br />

Jahrhunderts verschob sich vor allem die Funktion der Museen von einer Institution der<br />

Bildung hin zu einer kulturellen Attraktion. 13 Auf die daraus resultierenden<br />

Veränderungen werde ich im folgenden Abschnitt näher eingehen.<br />

3.2 Veränderung vom Funktionsbau zum eigenen Kunstwerk im 20. Jahrhundert.<br />

„Die neuen Museen greifen - jedes auf seine Weise – immer wiederkehrende<br />

Themen auf: verzerrte, unregelmäßige Geometrien, Verzicht auf Hierarchien in<br />

einem geschlossenem Ganzen, Verlagerung des Tragwerks.“ 14<br />

Zu Beginn der öffentlichen Museen stand die Funktion der Belehrung zu Zeiten der<br />

Aufklärung im 19. Jahrhundert im Vordergrund. Kunstwerke wurden aus den Palästen in<br />

extra für ihre Ausstellung angelegte Museumsräume gebracht. 15 Wie bereits erwähnt,<br />

änderte sich dieses im späten 20. Jahrhundert. Die extra für die Kunstwerke<br />

geschaffenen, gegliederten Räume wurden zu offenen, wandelnden Museumsräumen,<br />

um verändert eine Anpassungsfähigkeit für die aufkommenden Wanderausstellungen<br />

herzustellen. Generell kann man dies als Wendepunkt in der Museumsarchitektur<br />

bezeichnen. Parallel dazu verschob sich auch die Funktion von Museumsbauwerken,<br />

welche aufgrund von Geldnöten die Aufmerksamkeit auf sich ziehen sollten, um den<br />

10<br />

Vgl. Newhouse, Viktoria: Wege zu eine m neuen Museum.Ostfieldern-Ruit:Verlag Gerd Hatje1998, S. 9<br />

11<br />

Vgl. Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur<br />

2004, S. 14<br />

12<br />

Zeige r, Mimi: MuseenHeute, München:Knesebeck GmbH & Co. Verlags KG, S. 10<br />

13<br />

Vgl. Forster, Kurt W.: The museum as civic catalyst, In: Four Museums (2004), S. 61<br />

14<br />

Newhouse, Viktoria: Wege zu eine m neuen Museum. Ostfieldern-Ruit:Verlag Gerd Hatje1998, S. 225<br />

15<br />

Vgl. Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur<br />

2004, S. 13 f.<br />

5


Umsatz der Museen zu steigern. 16 Um das Ziel zu erreichen, „ nach außen seine<br />

Relevanz als kulturelle Adresse und nach innen seine Bedeutung als größtes und<br />

skulpturales Werk (…) zu vermitteln“ 17 , veränderte sich die Museumsarchitektur. Neben<br />

der Raumgestaltung mithilfe von Lichtprojektionen als Event wurden auch<br />

Museumsshops, Restaurants und andere das Publikum unterhaltende Räume<br />

eingerichtet. Das Museum kam nun nicht nur der Funktion der Ausstellung von<br />

Kunstwerken, sondern auch der Unterhaltung und Bespaßung der Menschen nach. Die<br />

Bauwerke wurden architektonisch immer auffälliger und somit oft zum eigenen<br />

Kunstwerk. Die Details richten sich nach dem Standort der Kunstrichtung der<br />

ausgestellten Werke und die Bauwerke weisen aufgrund der vielen unterschiedlichen<br />

Innovationen keine klar kategorisierbaren Merkmale auf. 18 Für Architekten bietet der<br />

Museumsbau in der heutigen Zeit eine der einzigen Möglichkeiten experimentelle,<br />

neuartige und besondere Bauwerke zu erschaffen.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass sich durch die Verschiebung der Funktionen von<br />

Museen auch ihre Bauweise stark verändert hat. 19<br />

4 Die Museen<br />

Im nächsten Kapitel werden das Guggenheim Museum in Bilbao, Spanien und die Neue<br />

Nationalgalerie in Berlin miteinander verglichen. Ich entschied mich für diese beiden<br />

Museen, weil man an ihnen sehr prägnant die Unterschiede der einzelnen Baustile sieht.<br />

4.1 Das Guggenheim Museum in Bilbao<br />

„Das Museum ist zum eigenständigen Kunstwerk geworden, hebt sich ab von<br />

allem Bestehenden und fasziniert durch seine plastischen Formen, die sich<br />

durch die Verkleidung mit Titanplatten im Licht verändern.“ 20<br />

Das im Oktober 1997 eröffnete Guggenheim Museum für m<strong>oder</strong>ne Kunst in Bilbao,<br />

Spanien wurde von Frank O. Gehry für die Solomon R. Stiftung entworfen 21 . Die<br />

16<br />

Vgl. Forster, Kurt W.: The museum as civic catalyst, In: Four Museums (2004), S. 61<br />

17<br />

Zeiger, Mimi: Museen Heute, München: KnesebeckGmbH & Co. Verlags KG. S. 12<br />

18<br />

Vgl. Barthelmeß, Stephan: Das postm<strong>oder</strong>ne Museum als Erscheinungsform von Architektur, München:<br />

tuduv – Verlag, 1988. S. 15 ff.<br />

19<br />

Vgl. Forster, Kurt W.: The museum as civic catalyst, In: Four Museums (2004), S. 61<br />

20<br />

Kohler, Marianne: Frank Gehry – der Architekt, der Museen zu Kunst macht. 28.09.2010. Online im<br />

Internet :http://blog.bazonline.ch/sweethome/index.php/6051/frank-gehry-%E2%80%93-ein-architektder-museen-zu-kunst-machte/<br />

[Stand 13. April 2012]<br />

21<br />

Vgl. Guggenheim Bilbao: History of the Guggenheim Museum Bilbao, o. J. Online im Internet:<br />

6


Architektur zeichnet sich durch eine geschwungene, immer wieder durchbrochene und<br />

zergliederte, aus Titanelementen bestehende Oberfläche aus, in allen Standardwerken<br />

der Architekturtheorie wird das Guggenheim Museum in Bilbao als Paradebeispiel des<br />

Dekonstruktivismus besprochen. Die aufwändige Oberflächengestaltung gelang Gehry<br />

nur mit einem aus dem Flugzeugbau übernommenen Computerprogramm namens<br />

Catia. Durch diese sehr dünnen und leicht gewellten Titanplatten wirkt die Oberfläche<br />

lebendig. In dem Buch „Entwurfsatlas Museumsbau“ von Paul von Naredi-Rainer wird<br />

das Guggenheim Museum in Bilbao als ein „ kaum beschreibbares vielgestaltiges<br />

Gebilde, das sein Aussehen ständig zu verändern scheint“ 22 beschrieben.<br />

Das Museum hat drei verschiedene Raumtypen. Der erste Typ ist die Schiffgalerie, sie<br />

ist bei weitem der größte Raum und erstreckt sich tunnelförmig über 130 Meter.<br />

Veränderungen der Deckenhöhen und gekrümmte Strebebalken lassen die Größe des<br />

Raumes weniger einschüchternd erscheinen, wie viele andere Architekten es bei<br />

Betrachtung der Pläne vermutet hätten.<br />

Abb. 1: Außenansicht<br />

des Guggenheim<br />

Museums in Bilbao.<br />

http://www.guggenheim-bilbao.es/secciones/el_museo/historia.php?idioma=en, download:<br />

guggenheim_pdf_hostoria.pdf [Stand 05. April, 2012]<br />

22<br />

Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur 2004,<br />

S. 219<br />

7


Abb. 2: Schiffsgalerie im<br />

Guggenheim Museum<br />

Bilbao. Im Vordergrund einer<br />

der gekrümmten<br />

Strebebalken.<br />

Die meisten Galerien zählen zu dem zweiten Raumtyp. Es sind quadratische,<br />

aneinandergereihte und durch ein klassisches Oberlicht beleuchtete Galerien, die für die<br />

klassischen Meister des frühen 20. Jahrhunderts bestimmt sind. Damit dieses Oberlicht<br />

auch in die Galerien der unteren Etage gelingen kann, befinden sich an der Decke<br />

quadratische Öffnungen, die das Licht in die darunter liegenden Galerien weitergeben.<br />

Abb. 3: Eine der klassischen,<br />

quadratischen Galerien des<br />

Museums. An der Decke ist die<br />

Öffnung für das Oberlicht zu<br />

sehen.<br />

Als dritter Raumtyp werden die sieben frei geformten, ausdrucksstarken<br />

Ausstellungsräume bezeichnet, die für die zeitgenössischen Künstler bestimmt sind.<br />

Jeder dieser Räume ist unterschiedlich und für die Kunstwerke, die sie aufnehmen<br />

sollen, gestaltet.<br />

Den Hauptpunkt des Museums soll das gläserne, über 50 Meter hohe Atrium darstellen,<br />

um den herum die Galerien angeordnet sind und sie miteinander verbindet. Direkt<br />

hinter dem Haupteingang lässt es sehr viel Licht einfallen. Die „stählernen Brücken,<br />

8


schwebende Stege und gläserne Aufzüge“ 23 lassen einen Ausblick auf Bilbao und den<br />

neben dem Museum fließenden Fluss zu. 24<br />

4.1.1 Frank O. Gehry<br />

Abb. 4: Auf dieser Abbildung<br />

ist das lichtdurchflutete Atrium<br />

mit seinen „stählernen<br />

Brücken“ zu sehen.<br />

Der kanadische Architekt Frank Owen Gehry wurde am 28. Februar 1929 in Toronto<br />

geboren und wird als einer der bedeutsamsten Architekten der Gegenwart bezeichnet.<br />

Er studierte Architektur an der University of Southern California und ein weiteres Jahr<br />

an der Harvard Graduate School of Design in Cambridge. Seit 1962 betreibt er ein<br />

eigenes Architekturbüro in Los Angeles unter dem Namen Frank O. Gehry &<br />

Associates. Bis Ende der 1970er Jahre baute Gehry konventionell, dann errang er<br />

internationale Anerkennung mit seinen dekonstruktivistischen Bauten wie etwa das<br />

Aerospace Museum, 1984 in Kalifornien. 25<br />

23<br />

Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur 2004,<br />

S. 220<br />

24<br />

Vgl. Newhouse, Viktoria: Wege zu eine m neuen Museum. Ostfieldern - Ruit: Verlag Gerd Hatje1998,<br />

S.253<br />

25<br />

Vgl. Frank Gehry, o. J. Online im Internet: http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Gehry [Stand<br />

12.04.2012]<br />

9


Das Guggenheim Museum in Bilbao und der neue Zollhof in Düsseldorf zählen zu<br />

seinen bekanntesten Werken. 26<br />

Sein dekonstruktivistischer Stil zeichnet sich seitdem durch seine abgewinkelten<br />

Ebenen, gebogenen und fließenden Formen und der gebrochenen Geometrien aus. Seine<br />

Bauten wirken sehr futuristisch und werden im Übergang der Postm<strong>oder</strong>ne zum<br />

Dekonstruktivismus angeordnet.<br />

4.1.2 Dekonstruktivismus<br />

Abb. 5: Das Aerospace<br />

Museum in Kalifornien.<br />

„Gehrys Methode der Dekonstruktion ist gelegentlich recht wörtlich zu<br />

verstehen, da er imstande ist, eine bestehendes Gebäude in Stücke zu<br />

zerschlagen, Teile eigener Arbeiten unvollendet zu lassen und, wie im Falle<br />

seiner zerfallenden Pappmöbel, aus rauhen, sich auflösenden Oberflächen eine<br />

ästhetische Tugend zu machen.“ 27<br />

Frank Gehry begründete mit dem Umbau seines eigenen Wohnhauses 1978 diesen<br />

neuen Architekturstil, der weiterhin 1988 in der Ausstellung „Deconstructivist<br />

Architecture“ in New York inszeniert wurde. Der Dekonstruktivismus ist eine<br />

architektonische Stilrichtung, die die vorliegenden Strukturen offenlegen und sie<br />

aufbrechen will, ihre Instabilität zeigen und die neu geschaffenen Konstruktionen<br />

ästhetisch wirken lassen will. 28<br />

26 Vgl. ebd.<br />

27 Jencks, Charles: Architektur heute. Stuttgart: Klett-Cotta, 1988, S. 250<br />

28 Vgl. Dekonstruktivismus (Architektur) , o.J. Online im Internet:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Dekonstruktivismus_%28Architektur%29 [Stand 13. 04. 2012]<br />

10


4.2 Die neue Nationalgalerie Berlin<br />

Abb. 6: Eine Außenansicht der Neuen Nationalgalerie Berlin<br />

auf der man die schwebende Wirkung des Daches sehr gut<br />

erkennen kann.<br />

Die neue Nationalgalerie in Westberlin wurde zwischen 1965-68 von der Stiftung<br />

Preußischer Kulturbesitz bauen lassen und von Ludwig Mies van der Rohe aus Chicago<br />

entworfen. Es sollte eine Galerie für Gemälde und Skulpturen des 19. und 20.<br />

Jahrhundert entstehen. 29<br />

Paul von Naredi-Rainer beschreibt das Museum folgendermaßen: „auf einem<br />

Granitsockel erhebt sich ein quadratische, allseitig verglaste Halle als Hauptgeschoß mit<br />

einem völlig offenem Raum.“ 30 Auf einem 50 x 50 Meter großen Granitsockel setzt der<br />

quadratische Glas- und Stahlpavillon auf. Sehr auffällig an diesem Pavillon ist das<br />

Stahldach, welches in einem starken Kontrast zu den gläsernen Wänden und den<br />

hellgrauen gepflasterten Pflastersteinen steht. Das Dach ragt weit über die Wände<br />

hinaus und steht auf 8 Stahlsockeln, die aber nicht an den Ecken platziert worden sind.<br />

29<br />

Vgl. Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau. Basel: Birkhäuser – Verlag für Architektur<br />

2004, S. 198<br />

30<br />

Vgl. ebd.<br />

11


Jeweils 2 Sockel stehen an den Seiten des Daches, welches dadurch schwebend auf der<br />

Konstruktion zu liegen scheint wie man in Abbildung sechs erkennen kann. 31 Aufgrund<br />

dieser außen liegenden Dachstützen bleibt der Hauptraum eine große stützenfreie Halle,<br />

die nur von zwei Versorgungskernen und zwei symmetrisch liegenden Treppen<br />

strukturiert wird. Diese führen von der Hauptebene ins Untergeschoß in dem weitere<br />

Ausstellungsräume vorhanden sind und von welchen man in den Skulpturengarten<br />

gelangen kann. Der Garten steht für Balance und Gleichgewicht, das zwischen kleinen<br />

Sträuchern und Bäumen, Wasserbecken, Steinbänken und Skulpturen entstehen soll. 32<br />

Die offene, klare und schlicht gestaltete Hauptebene lassen eine große Anpassung- und<br />

Wandlungsfähigkeit zu. Die Neue Nationalgalerie wird oftmals als Ikone des m<strong>oder</strong>nen<br />

Klassizismus bezeichnet.<br />

4.2.1 Ludwig Mies van der Rohe<br />

„Weniger ist mehr“ 33<br />

Abb. 7: Der Skulpturen<br />

der Neuen<br />

Nationalgalerie Berlin<br />

Der deutsch-amerikanische Architekt Ludwig Mies van der Rohe wurde 1886 in Aachen<br />

geboren. Er erlernte ein Handwerk und schon früh fielen seine Talente zum Zeichnen<br />

auf. 1905 ging er mit neunzehn Jahren nach Berlin und arbeitete dort in einem<br />

Innenarchitekturbüro für Bruno Paul. Danach arbeitete er mit Peter Behrens zusammen,<br />

31<br />

Vgl. Jäger, Joachim: Neue Nationalgalerie Berlin Mies van der Rohem. Hatje Cantz, S. 16<br />

32<br />

Vgl. ebd., S. 25<br />

33<br />

Weniger ist mehr-Ludwig Mies van der Rohe.27.03.12 : Online im Internet<br />

http://www.welt.de/kultur/article13948285/Weniger-ist-mehr-Ludwig-Mies-van-der-Rohe.ht ml [Stand 13.<br />

April 2012]<br />

12


is er 1912 sein eigens Architektenbüro in Berlin eröffnete. 34<br />

Das Seagram-Building in New York, 1958, der Barcelona-Pavillon, 1929 und die Neue<br />

Nationalgalerie Berlin, 1968 zählen zu seinen bekanntesten Bauten.<br />

Van der Rohe zählt zu den bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts und sein Ziel<br />

war es, die Zweckmäßigkeit mit der Ästhetik möglichst ideal zu verbinden.<br />

4.2.2 Klassiche <strong>M<strong>oder</strong>ne</strong><br />

Die neue Nationalgalerie zählt man zu dem Stil der klassischen <strong>M<strong>oder</strong>ne</strong>, diese fasst<br />

mehrere architektonische Strömungen zusammen und hat sich zu Beginn des 20.<br />

Jahrhunderts entwickelt. Ihre Grundlagen beruhen auf 3 Leitsätzen:<br />

„Form follows funktion“ von Louis Sullivan. Dieser Leitsatz bedeutet, dass die<br />

Form der Funktion folgt und somit die Funktion des Gebäudes im Vordergrund<br />

steht. 35<br />

„Less is more“ von Mies van der Rohe bezieht sich auf die asketische<br />

Schlichtheit, die für diesen architektonischen Stil bezeichnend ist. Sie beschreibt<br />

die Architektur als Beschränkung auf das Wesentliche. 36<br />

„Ornament und Verbrechen“ von Adolf Gigerl beschreibt die Sinnlosigkeit von<br />

ornamentalen Verzierungen als menschliche Kraftersparnis und hohe<br />

Kulturentwicklung. Maßgeblich ist außerdem, dass der Mensch nur die bildende<br />

Kunst wirklich braucht. 37<br />

In dieser Baukunst wurden überwiegend Stahl, Glas und Beton als bewehrte<br />

Baumaterialen verwendet. 38<br />

5 Die Unterschiede der beiden Museen<br />

In diesem Kapitel werde ich die architektonischen Unterschiede der beiden Museen<br />

vergleichen und diese darstellen. Während die Neue Nationalgalerie mit ihrer schlichten<br />

und klassischen Architektur einen Universalraum bietet, der den Ausstellungen sehr<br />

34<br />

Ludwig mies van der rohe (1886-1969), o. J. Online im Internet:<br />

http://www.designboom.com/portrait/ mies/bg.html [Stand 13. April 2012]<br />

35<br />

Vgl. <strong>M<strong>oder</strong>ne</strong> (Architektur) o. J. Online im Internet:<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>M<strong>oder</strong>ne</strong>_%28Architektur%29 [Stand 13.04.2012]<br />

36<br />

Vgl. ebd. [Stand 13.04.2012]<br />

37<br />

Vgl. ebd. [Stand 13.04.2012]<br />

38<br />

Vgl. Klassische <strong>M<strong>oder</strong>ne</strong> o. J. Online im Internet:<br />

http://www.architekt.de/Architekturstil/klassische_m<strong>oder</strong>ne.php [Stand 13.04.2012]<br />

13


entgegen kommen und sich ihnen anpassen kann, ist dies bei dem Guggenheim Museum<br />

in Bilbao nur begrenzt möglich.<br />

Während sich die Architektur des Guggenheim Museums durch eine aufwändige und<br />

lebendige Oberflächenstruktur auszeichnet, welche ihre Gesamtwirkung sehr imposant<br />

und kaum beschreibbar machen lässt, setzt die Architektur der Neuen Nationalgalerie in<br />

Berlin eher auf klare Strukturen und einen m<strong>oder</strong>nen Klassizismus, der aber gerade<br />

durch das schwebend wirkende Dach interessant und anziehend wirkt<br />

Die vielen verschiedenartigen, oftmals dekonstruktivistischen Räume mit ihren<br />

unregelmäßigen Geometrien des Guggenheim Museums stehen im starken Kontrast zu<br />

der offenen Raumstruktur der neuen Nationalgalerie, die ihren Ausstellungsstücken<br />

optimalste Wirkungsfreiheit garantieren will. Anhand der oben beschriebenen Merkmale<br />

lässt sich klar belegen, dass die Architektur des Guggenheim Museum ein m<strong>oder</strong>nes<br />

Kunstwerk darstellt, während die neue National Galerie Berlin eher im klassischen<br />

Sinne gestaltet ist. Bezieht man diese Erkenntnis auf die Funktionen der Bauwerke, lässt<br />

sich daraus ableiten, dass diese sich ebenfalls stark unterscheiden. Die Bauweise des<br />

Guggenheim Museums zielt darauf ab Besucher zu beeindrucken, anzuziehen und die<br />

Stadt Bilbao zu repräsentieren, während bei der Neuen Nationalgalerie die Darstellung<br />

der Kunstwerke im Vordergrund steht.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass Funktion, Bauweise und Wirkung der beiden<br />

Museen stark voneinander abweichen und sie sich gegenseitig bedingen.<br />

6 Diskussion<br />

Ziel dieser Arbeit ist die Untersuchung der These, dass die Museumsarchitektur ihren<br />

Inhalt, die Kunstwerke, nur umrahmen und darstellen, aber nicht erdrücken soll.<br />

Im folgenden Kapitel möchte ich nun zeigen, wie diese These gerechtfertigt werden<br />

kann, und ob die Architektur der Museen im Allgemeinen eher künstlerisch <strong>oder</strong><br />

funktional beschaffen sein sollte.<br />

Der Grund, wofür Museen gebaut werden, dass Zeigen von Kunst, darf durch die<br />

Museumsarchitektur nicht verloren gehen. Museen werden geschaffen, um der<br />

Öffentlichkeit etwas Großartiges präsentieren zu können und es für nachfolgende<br />

Generationen zu bewahren. Durch die immer imposanter werdenden Architekturen der<br />

Bauten, Gestaltung der Museumgalerien und die Lichtführungen in den Museen wird<br />

die Wirkung derer selbst zu einem Event und es besteht die Gefahr, dass die<br />

Wahrnehmung der Kunstgegenstände verloren gehen kann. Dieses ist ein Nachteil der<br />

14


neuen Museen, welche mehr Kunstwerk als Funktionsbau sind. Ihre Funktion ist es,<br />

Publikum anzuziehen und Aufsehen zu erregen. Die Architektur und die Funktion<br />

können möglicherweise die eigentlichen Kunstwerke in den Schatten stellen, das<br />

Gleichgewicht der in Kapitel zwei beschriebenen Dreiecksbeziehung ist möglicherweise<br />

nicht mehr gewährleistet. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Guggenheim Museum in<br />

Bilbao, welches ich nicht in erster Linie wegen der ausgestellten Werke sondern wegen<br />

der imposanten und auffälligen Bauweise besuchen würde. Ein klarer Vorteil von dieser<br />

Bauweise ist jedoch, dass solche Museen Publikumsmagnete sind und dadurch eventuell<br />

nicht in finanzielle Nöte kommen können.<br />

Die Frage ist nun, ob die eigentliche Funktion dadurch nicht zu weit in den Schatten<br />

gestellt wird.<br />

Viele kulturelle Einrichtungen nutzen ihre Architektur, um sich öffentlich zu<br />

repräsentieren und ihren Kundenstamm auszudehnen, doch sie überdecken damit ihre<br />

eigentliche Bestimmung. Koolhas beschreibt dies wie in Kapitel 2 zitiert mit „Museen<br />

sind scheinheiliger Junkspace“ und vergleicht sie mit kommerziellen Einrichtungen wie<br />

Einkaufszentren <strong>oder</strong> Flughäfen.<br />

Auf der anderen Seite leiden viele klassische Museen unter Geldnöten, weil staatliche<br />

Mittel für Kulturelles gekürzt werden und sie mehr Besucher anziehen müssen, um zu<br />

überleben. Die Tradition des Sammeln und Wahrens geht oftmals verloren und Museen<br />

werden durch die Zunahme der Wanderausstellungen nur noch zu einer Zwischenstation<br />

der Kunst.<br />

Daraus entsteht das Dilemma in der oben beschriebenen Dreiecksbeziehung, in der die<br />

Museen stehen. Sie müssen Architektur, Kunst und Besucherzahl in ein Gleichgewicht<br />

bringen. Die klassischen Funktionsbauten, wie die Neue Nationalgalerie in Berlin,<br />

locken die Zuschauer mit ihrem Angebot und nicht durch ihre Bauweise. Das<br />

Guggenheim Museum in Bilbao lockt hauptsächlich durch seine Architektur, dabei<br />

spielen die Wanderausstellungen eine untergeordnete Rolle.<br />

Meiner Meinung nach sollte trotz allen Vorteilen der m<strong>oder</strong>nen Museen mit ihrer<br />

künstlerischen Bauweise die eigentliche Funktion, das Präsentieren der Kunstwerke,<br />

nicht untergeordnet werden. Ich würde mir wünschen, dass Museen ästhetische<br />

Bauwerke sind, die funktional und passend zu den Ausstellungsstücken gebaut sind.<br />

Ein Gleichgewicht zwischen den Komponenten: Bedürfnisse der Besucher, Architektur<br />

und den Kunstwerken sollte sich einstellen. Für mich ist dieses bei dem Bau der<br />

15


Fondation Beyeler in Riehen bei Basel sehr gut gelungen. 39 Die Architektur ist vor<br />

allem funktional, erscheint dennoch ansprechend und die Werke stehen im Vordergrund.<br />

Es ist ein funktionales Bauwerk, das die Ausstellungsstücke nicht in den Hintergrund<br />

stellt und trotzdem Besucher anzieht, d.h. es bietet das gewünschte Gleichgewicht<br />

zwischen den Komponenten.<br />

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ich der These, die Museumsarchitektur soll<br />

ihren Inhalt, die Kunstwerke, nur umrahmen und darstellen, aber nicht erdrücken, voll<br />

und ganz zustimme und ich es durchaus für möglich halte, dass dies erreicht werden<br />

kann. Ich würde mich nicht für bzw. gegen „Kunstwerk“ <strong>oder</strong> „Funktionsbau“<br />

entscheiden, sondern eine angemessene Kombination in der Museumsarchitektur<br />

bevorzugen.<br />

7 Nachwort<br />

Abb. 8: Die Außenansicht<br />

der Fondation Beyeler<br />

Die Architektur der Museen auf der ganzen Welt ist vielfältig, faszinierend und ein<br />

weites Themenfeld. In meiner Jahresarbeit habe ich einen kleinen Themenkomplex<br />

bearbeitet, die Bauweise der neuen Museen und der klassischen Bauwerke.<br />

Mit meiner Themenwahl bin ich sehr zufrieden, da ich dieses mir vorher unbekannte<br />

Feld erschließen konnte und viele neue und interessante Fakten kennengelernt habe.<br />

Ich habe nachvollzogen, wie und aus welchen Gründen sich die klassische Bauweise zur<br />

m<strong>oder</strong>nen weiterentwickelt hat und dass die Museen oft mit finanziellen Nöten zu tun<br />

haben und um Besucher kämpfen.<br />

Die wesentlichen Unterschiede zwischen der funktionalen und der aufwändigen,<br />

39 Vgl. Noe, Ulrike: Fondation Beyeler in Riehen bei Basel, o.J. Online im Internet: http://www.khi.uniheidelberg.de/projekte/neueabt/museumsfuehrer/beyeler.htm<br />

[Stand 13.04.2012]<br />

16


künstlerischen Bauweise wurden herausgearbeitet und Vor- sowie Nachteile<br />

gegeneinander abgewogen.<br />

Meiner anfänglichen These, dass die Architektur die Ausstellungsstücke nicht in den<br />

Hintergrund stellen sollte, stimme ich nach wie vor zu. Die Problematik habe ich<br />

anhand der Beispiele vom Guggenheim Museum in Bilbao und der Neuen<br />

Nationalgalerie dargestellt und nachvollziehen können. Mir ist nun klar, wie ein<br />

Museumsbau aussehen sollte. Ein Gleichgewicht zwischen den Komponenten<br />

Besucherbedürfnisse, Architektur und der Präsentation der Werke sollte gegeben sein.<br />

Zusammenfassend ist zu sagen, dass ich einen Überblick über das gesamte Thema<br />

gewinnen konnte und viel Spaß und Freude bei der Recherche hatte. Meine Leitfragen,<br />

welche ich mir vor Verfassen der Arbeit gestellt habe, konnte ich beantworten und somit<br />

bin ich zum Ende meiner Jahresarbeit sehr zufrieden mit dem Ergebnis.<br />

17


8 Literaturverzeichnis<br />

Barthelmeß, Stepahn: Das postm<strong>oder</strong>ne Museum als Erscheinungsform von Architektur,<br />

Die Bauaufgabe des museums im Spannungsfeld von <strong>M<strong>oder</strong>ne</strong> und Postm<strong>oder</strong>ne, hrsg.<br />

von: tuduv- Verlagsgesellschaft, München 1988<br />

Forster, Kurt W.: The museum as civic catalyst, in: Four Museum, hrsg. von: Scarpa,<br />

Carlo; Gehry, Frank; Moneo, Rafael; Tesar, Heinz, Edition Axel Menges, 1. Auflage,<br />

Stuttgart/London, 2004<br />

Jencks, Charles: Architektur heute, hrsg. von: Ernst Klett Verlag, Stuttgart 1988<br />

Lanpugnani, Vittorio Magnago: Museums for a new Millenium, hrsg. von: Prestel<br />

Verlag, Munich – London – New York, 1999<br />

Newhouse, Victoria: Wege zu einem neuen Museum, Museumsarchitektur im 20.<br />

Jahrhundert, hrsg. von: Verlag Gerd Hatje, Ostfildern-Ruit 1998<br />

Ragheb, J. Fiona: Frank Gehry, Architect, hrsg. von: The Solomon R. Guggenheim<br />

Foundation, New York 2001<br />

Von Naredi-Rainer, Paul: Entwurfsatlas Museumsbau, hrsg. von: Birkhäuser – Verlag<br />

für Architektur, Basel 2004<br />

Zeiger, Mimi: Museen Heute, hrsg. von: Knesebeck GmbH & Co, München 2006<br />

18


9 Abbildungen<br />

Abb. Deckblatt: http://www.monstersandcritics.de/archiv/item.php/Sketches-of-Frank-<br />

Gehry/856/imagescreen/5<br />

Abb.1: http://www.erco.com/projects/museum/guggenheim-museum-909/de/intro-1.php<br />

Abb.2: http://www.erco.com/projects/museum/guggenheim-museum-909/de/intro-1.php<br />

Abb.3 http://www.erco.com/projects/museum/guggenheim-museum-909/de/intro-1.php<br />

Abb.4: http://cryptome.org/jya/bilbao3.jpg<br />

Abb.5:http://www.google.de/imgres?um=1&hl=de&client=firefox-<br />

a&sa=N&rls=org.mozilla:de:official&biw=881&bih=849&tbm=isch&tbnid=rMOu2zm<br />

SrMqWQM:&imgrefurl=http://www.you-are-<br />

here.com/los_angeles/aerospace.html&docid=QvoL7viRlVol3M&imgurl=http://www.y<br />

ou-are-here.com/los_angeles/aerospace.jpg&w=690&h=520&ei=26KKT-<br />

n8BYrLtAaSh53nCw&zoom=1&iact=hc&vpx=107&vpy=162&dur=50&hovh=195&h<br />

ovw=259&tx=114&ty=95&sig=117286080048278887552&page=1&tbnh=160&tbnw=<br />

192&start=0&ndsp=14&ved=1t:429,r:0,s:0,i:66<br />

Abb.6:http://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/a/a8/Neue_Nationalgalerie_Ber<br />

lin.jpg<br />

Abb.7:http://www.google.de/imgres?um=1&hl=de&sa=N&biw=881&bih=849&tbm=is<br />

ch&tbnid=sUEUbvHt88mmCM:&imgrefurl=http://vilmoskoerte.wordpress.com/2007/0<br />

9/14/skulpturengarten-der-neuen-nationalgalerie-in-<br />

berlin/&docid=4dQhPc80t5O5TM&imgurl=http://vilmoskoerte.files.wordpress.com/20<br />

07/09/skulpturengarten_neue_nationalgalerie_7.jpg%253Fw%253D600&w=478&h=35<br />

9&ei=iaSKT7-<br />

PNczRsga72sDwCw&zoom=1&iact=hc&vpx=549&vpy=163&dur=450&hovh=145&h<br />

ovw=225&tx=190&ty=78&sig=117286080048278887552&page=1&tbnh=145&tbnw=<br />

225&start=0&ndsp=13&ved=1t:429,r:2,s:0,i:70<br />

Abb.8: http://www.khi.uni-heidelberg.de/projekte/neueabt/museumsfuehrer/beyeler.htm<br />

19


10 Internetquellen<br />

http://blog.bazonline.ch/sweethome/index.php/6051/frank-gehry-<br />

%E2%80%93-ein-architekt-der-museen-zu-kunst-machte/,Stand<br />

13.04.2012<br />

http://www.guggenheim-<br />

bilbao.es/secciones/el_museo/historia.php?idioma=en , Stand 05.04.2012<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Frank_Gehry , Stand 12.04.2012<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Dekonstruktivismus_%28Architektur%29,<br />

Stand 13. 04. 2012<br />

http://www.welt.de/kultur/article13948285/Weniger-ist-mehr-Ludwig-<br />

Mies-van-der-Rohe.html, Stand 13. April 2012<br />

http://www.designboom.com/portrait/mies/bg.html, Stand 13. April 2012<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/<strong>M<strong>oder</strong>ne</strong>_%28Architektur%29 , Stand<br />

13.04.2012<br />

http://www.architekt.de/Architekturstil/klassische_m<strong>oder</strong>ne.php , Stand<br />

13.04.2012<br />

http://www.khi.uniheidelberg.de/projekte/neueabt/museumsfuehrer/beyeler.htm<br />

, Stand<br />

13.04.2012<br />

20

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