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Die Auswirkungen der Hippotherapie bei Patienten mit Infantiler ...

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<strong>Die</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong><br />

Cerebralparese und <strong>der</strong> Symptomatik Spastik in <strong>der</strong> Unteren Extre<strong>mit</strong>ät<br />

Eine Literaturstudie<br />

Diplomar<strong>bei</strong>t eingereicht durch<br />

Thurner Victoria<br />

Zur Erlangung <strong>der</strong><br />

Berufsbezeichnung<br />

12.12.2007 Physiotherapeut


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Thurner Victoria Seite 2


Erklärung:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Ich erkläre hier<strong>mit</strong> ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Diplomar<strong>bei</strong>t selbst<br />

verfasst habe und die aus fremden Quellen direkt o<strong>der</strong> indirekt übernommenen<br />

Gedanken als solche gekennzeichnet habe.<br />

<strong>Die</strong> gegenständige Ar<strong>bei</strong>t wurde bisher noch keinen an<strong>der</strong>en Prüfungsgremien<br />

vorgelegt und keinerlei Veröffentlichung zugeführt.<br />

Innsbruck, 12.12.2007 Victoria Thurner<br />

Thurner Victoria Seite 3


Vorwort:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Das Thema <strong>Hippotherapie</strong> hat mich schon vor meiner Ausbildung zur<br />

Physiotherapeutin interessiert. Meine Leidenschaft zum Reiten und infolge auch zu<br />

den Pferden hat mich dazu inspiriert, über das Thema <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> zu<br />

schreiben.<br />

Mein beson<strong>der</strong>er Dank gilt meinen Betreuerinnen Katrin Biasi und Barbara<br />

Scharfetter, die mich <strong>bei</strong>m Erstellen meiner Ar<strong>bei</strong>t sehr unterstützt und immer ein<br />

offenes Ohr für meine Fragen und Problemstellungen hatten.<br />

Des Weiteren möchte ich mich ganz herzlich <strong>bei</strong> meinen Eltern bedanken, die mir<br />

diese Ausbildung ermöglicht haben. Auch sie waren immer für mich da und haben<br />

mich auch in schwierigen Situationen immer wie<strong>der</strong> ermutigt. Auch möchte ich mich<br />

<strong>bei</strong> Georg für seine Geduld in schwierigen Phasen und als eine psychische Stütze<br />

und Berater in Sachen Technik, sowie <strong>bei</strong> meiner Schwester Stefanie, die mir <strong>bei</strong><br />

<strong>der</strong> Literaturbeschaffung als auch <strong>bei</strong>m Korrekturlesen geholfen hat, bedanken.<br />

Auch <strong>bei</strong> allen an<strong>der</strong>e, die mich immer unterstützt, aufgebaut und für mich da waren,<br />

gilt meine beson<strong>der</strong>e Dank.<br />

Vielen Dank!<br />

Thurner Victoria Seite 4


Abstract:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

<strong>Die</strong>se Literaturstudie beschäftigt sich <strong>mit</strong> den <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong><br />

<strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Zerepralparese und <strong>der</strong> Symptomatik Spastik in <strong>der</strong> Unteren<br />

Extre<strong>mit</strong>ät. Da<strong>bei</strong> wird beson<strong>der</strong>en Wert darauf gelegt, ob die Spastizität in den<br />

Adduktoren verringert werden kann, ob sich das Erscheinungsbild eines <strong>Patienten</strong><br />

<strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese verbessern kann und ob die <strong>Hippotherapie</strong> eine<br />

effiziente und wirksame Therapiemethode <strong>bei</strong> diesem Krankheitsbild darstellt.<br />

<strong>Die</strong> Literaturrecherche erfolgte über die Datenbanken Pubmed, Medline und Pedro<br />

und <strong>bei</strong>nhaltete folgende Stichwörter:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Hippotherapy<br />

Horseback riding<br />

Therapeutisches Reiten<br />

Infantile Cerebralparese<br />

Cerebral palsy<br />

Insgesamt wurden dann 5 Studien zur genaueren Betrachtung herangezogen,<br />

nämlich jene von Debuse, Benda, Müller, Rausch und Zahradka. Alle Studien weisen<br />

positive Ergebnisse bezüglich <strong>der</strong> Tonussituation in den Adduktoren vor. Allerdings<br />

sind alle 5 Studien von relativ schwacher Qualität, was wie<strong>der</strong>um die Aussagekraft<br />

<strong>der</strong> Studien verringert. Trotzdem wirft die Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse ein positives<br />

Bild auf die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> und so<strong>mit</strong> konnten alle Fragen positiv<br />

beantwortet werden.<br />

Thurner Victoria Seite 5


Abstract:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

This study, mainly based on literature, deals with the impacts of hippotherapy . The<br />

research alludes to patients with infantile cerebral palsy and the pathology in lower<br />

extre<strong>mit</strong>y. Attention was turned on lowering spasticity in adductor, advancing a<br />

cerebral palsy patient’s appearance and if hippotherapy exposes to be an efficient<br />

and effective method of therapy within this clinical picture. Research in literature was<br />

un<strong>der</strong>taken with the help of the following databases: Pubmed, Medline and Pedro.<br />

The research adhered to the exclusive catchwords:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Hippotherapy<br />

Horseback riding<br />

Therapeutisches Reiten<br />

Infantile Cerebralparese<br />

Cerebral palsy<br />

A total of 5 studies were taken for further investigations, that is to say those of<br />

Debuse, Benda, Müller, Rausch and Zahradka. All studies come up with positive<br />

results concerning muscle tone in adductor. Ad<strong>mit</strong>tedly, all of these studies exhibit<br />

kinds of comparative weak quality. This may possibly reduce significance in studies.<br />

Anyway, the result’s analysis possesses a very positive illustration of the impacts of<br />

hippotherapy and the total of all questions could be answered in a positive manner.<br />

Thurner Victoria Seite 6


Inhaltsverzeichnis<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

1. Einleitung: .................................................................................................................................................... 8<br />

1.1. Fragestellung:..................................................................................................................................... 8<br />

1.2. Krankheitsbild Infantile Cerebralparese:.......................................................................................... 9<br />

1.2.1 Definition:......................................................................................................................................... 9<br />

1.2.2 Ätiologie:.......................................................................................................................................... 9<br />

1.2.3 Klinisches Erscheinungsbild: ......................................................................................................... 11<br />

1.2.4 Klassifizierung/ Formen: ................................................................................................................ 12<br />

1.2.5 Diagnosestellung: .......................................................................................................................... 13<br />

1.2.6 Prävalenz:...................................................................................................................................... 16<br />

1.3. Spastizität: ........................................................................................................................................ 16<br />

1.4. <strong>Hippotherapie</strong>: .................................................................................................................................. 17<br />

1.3.1 Definition <strong>Hippotherapie</strong>: ............................................................................................................... 18<br />

1.3.2 Behandlungsansätze: .................................................................................................................... 18<br />

1.3.3 Wirkungsmechanismen: : .............................................................................................................. 19<br />

1.3.4 Wirkfaktoren:.................................................................................................................................. 22<br />

1.3.5 <strong>Auswirkungen</strong> auf den <strong>Patienten</strong>: .................................................................................................. 23<br />

1.3.6 Indikationen: .................................................................................................................................. 25<br />

1.3.7 Kontraindikationen: ........................................................................................................................ 26<br />

2. Material und Methoden:............................................................................................................................. 27<br />

2.1. Das Therapiepferd:........................................................................................................................... 27<br />

2.1.1 Voraussetzungen........................................................................................................................... 28<br />

2.1.2 Ausbildung:.................................................................................................................................... 29<br />

2.2. Wer darf <strong>Hippotherapie</strong> durchführen:............................................................................................. 30<br />

2.2.1 Ausbildung:.................................................................................................................................... 30<br />

2.2.2 Team: ............................................................................................................................................ 30<br />

2.3. <strong>Hippotherapie</strong> und ICP:.................................................................................................................... 31<br />

2.3.1 Literaturrecherche:......................................................................................................................... 34<br />

2.3.2 Literaturanalyse: ............................................................................................................................ 38<br />

3. Ergebnisse: ................................................................................................................................................ 43<br />

4. Diskussion:................................................................................................................................................. 44<br />

5. Zusammenfassung: ................................................................................................................................... 48<br />

6. Literaturverzeichnis:.................................................................................................................................. 49<br />

7. Abbildungsverzeichnis:............................................................................................................................. 52<br />

8. Anhang: ...................................................................................................................................................... 53<br />

Thurner Victoria Seite 7


1. Einleitung:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Das erste Kapitel befasst sich inhaltlich <strong>mit</strong> dem Krankheitsbild <strong>der</strong> Infantilen<br />

Cerebralparese. Definition, Ursache und die verschiedenen Formen <strong>der</strong><br />

Cerebralparese werden erläutert und vorgestellt und dienen als Grundlage für die<br />

weitere Ar<strong>bei</strong>t, um zu verstehen und zu erklären warum <strong>Hippotherapie</strong> angewandt<br />

wird und warum diese spezielle Therapie überhaupt wirken kann.<br />

Im Rahmen des zweiten Kapitels wird näher auf die allgemeine Bedeutung und<br />

Wichtigkeit <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> eingegangen.<br />

Weiters wird dann im Dritten und in den folgenden Kapiteln über <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong><br />

Cerebralparetikern <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Symptomatik Spastik in <strong>der</strong> Unteren Extre<strong>mit</strong>ät<br />

geschrieben. Es soll genau erklärt werden, ob, wie, warum und in welcher Weise sich<br />

die Symptomatik <strong>bei</strong> Anwendung <strong>der</strong> Therapie verbessert, und warum <strong>Hippotherapie</strong><br />

<strong>bei</strong> diesem Krankheitsbild eine sehr effiziente Therapiemethode darstellt. <strong>Die</strong><br />

Recherche nach <strong>der</strong> Literatur, die für diese Ar<strong>bei</strong>t verwendet wurde, wird genau<br />

dokumentiert, und anschließend analysiert. Am Ende werden dann die Ergebnisse<br />

<strong>der</strong> gesamten Ar<strong>bei</strong>t diskutiert und zusammengefasst.<br />

1.1. Fragestellung:<br />

• Hat die <strong>Hippotherapie</strong> <strong>Auswirkungen</strong> auf das Erscheinungsbild <strong>der</strong> Infantilen<br />

Cerebralparese?<br />

• Ist es generell möglich, durch hippotherapeutische Behandlung<br />

cerebralparetischer <strong>Patienten</strong> eine Besserung <strong>der</strong> Spastizität in <strong>der</strong> Unteren<br />

Extre<strong>mit</strong>ät, speziell den Adduktoren, zu erhalten?<br />

• Stellt die <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese eine<br />

effiziente und wirkungsvolle, aber auch sinnvolle Therapiemaßnahme dar?<br />

Thurner Victoria Seite 8


<strong>Hippotherapie</strong><br />

1.2. Krankheitsbild Infantile Cerebralparese:<br />

1.2.1 Definition:<br />

„Eine Zerebralparese ist eine chronische Störung <strong>der</strong> Bewegung (Motorik) und<br />

Haltung, die Folge einer pränatal entstandenen o<strong>der</strong> peri- bzw. postnatal<br />

erworbenen, nichtprogressiven Schädigung des sich entwickelnden Gehirns<br />

ist.“ 1<br />

Das heißt, dass durch eine Läsion im Zentralen Nervensystem, die vor, nach o<strong>der</strong><br />

während <strong>der</strong> Geburt entstanden ist, verschiedenste Störungen <strong>der</strong> Haltung als auch<br />

<strong>der</strong> Bewegung auftreten können.<br />

1.2.2 Ätiologie:<br />

Wenn ein Kind geboren wird, passen sich seine lebenswichtigen Organe wie Herz<br />

o<strong>der</strong> Lunge sofort den neuen Bedingungen an. An<strong>der</strong>e Systeme wie Statik o<strong>der</strong><br />

Motorik unterliegen in ihrer Entwicklung <strong>der</strong> Reifung des Zentralen Nervensystems. 2<br />

Das Zentrale Nervensystem unterliegt in seiner voranschreitenden Reifung vielen<br />

komplizierten, da<strong>bei</strong> aber sehr wichtigen Ereignissen, die durch genetisch festgelegte<br />

Muster vorbestimmt sind. Aufgrund dieser komplizierten Vorgänge kann es zu<br />

verschiedensten Störungen kommen.<br />

Eine Störung ist die Infantile Cerebralparese. <strong>Die</strong> Infantile Cerebralparese ist ein<br />

Symptomkomplex, <strong>der</strong> verschiedene Bewegungsstörungen und Körperfehlhaltungen<br />

in einem Begriff vereint. Zeitlich gibt es 3 grobe Abschnitte, in denen es zur<br />

Entstehung <strong>der</strong> Cerebralparese kommen kann: 3<br />

• Pränatal<br />

• Perinatal<br />

• Postnatal<br />

1 Hopf, H.Ch.( Hrsg.) Neurologie in Praxis und Klinik 1992, S. 1.84<br />

2 Siehe: Flehming, I , Normale Entwicklung des Säugling und ihre Abweichung 2001; S. 9-11<br />

3 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: URL :<br />

http://www.orthopaedic-aachen.de/klinikum/de/html/cerebralparese.html [Stand: 29.6.2007]<br />

Thurner Victoria Seite 9


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Pränatal:<br />

Pränatal entstandene Schäden sind alle Schäden, die vor <strong>der</strong> Geburt entstehen. <strong>Die</strong><br />

Häufigkeit liegt hier <strong>bei</strong> etwa 20%. Folgende Faktoren können ausschlaggebend für<br />

pränatal entstandene Schäden sein:<br />

• Hypoxie<br />

• Intoxikationen<br />

• Stoffwechselstörungen<br />

• Infektionskrankheiten <strong>der</strong> Mutter, wie z.B. Röteln<br />

• Plazentainsuffizienz<br />

• Genetische Störungen<br />

Perinatal:<br />

Während <strong>der</strong> Geburt liegt die Wahrscheinlichkeit einer Schädigung <strong>bei</strong> bis zu 60%.<br />

Komplikationen die zu perinatalen Schädigungen führen, können sein::<br />

• Frühgeburten o<strong>der</strong> Risikogeburten <strong>mit</strong> Sauerstoffmangel<br />

• Geburtstraumatische Schädigungen<br />

• Nabelschnurverlegungen<br />

• Ablösung <strong>der</strong> Plazenta<br />

Postnatal:<br />

In ca. 20% <strong>der</strong> Fälle kann es nach <strong>der</strong> Geburt zu Schädigungen kommen.<br />

Verursacher für Postnatal erworbene Cerebralparesen können sein:<br />

• Thrombosen, Embolien<br />

• Blutgruppenunverträglichkeit<br />

• Hirnhautentzündung<br />

• Schädel- Hirntrauma<br />

Thurner Victoria Seite 10


<strong>Hippotherapie</strong><br />

1.2.3 Klinisches Erscheinungsbild:<br />

Je nach Sitz <strong>der</strong> Läsion, ob Kortex, Stammganglien o<strong>der</strong> Kleinhirn, 4 kommt es zu den<br />

verschiedensten Symptomen, die in jedem einzelnen Krankheitsfall unterschiedlich<br />

stark ausgeprägt sind. Deswegen ist jedes Krankheitsbild in sich individuell und<br />

einzigartig.<br />

Mit dem Begriff „Parese“ gehen verschiedene Problematiken einher, die das<br />

Krankheitsbild <strong>der</strong> Cerebralparese prägen: 5<br />

• Muskuläre Problematik:<br />

Störung <strong>der</strong> Kraft<br />

Störung <strong>der</strong> Kontraktion<br />

Störung des Muskeltonus<br />

• Bewegungsproblematik:<br />

Störung <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Bewegung<br />

Störung des Bewegungsziels/ Bewegungsplanung<br />

Störung <strong>der</strong> Bewegung in <strong>der</strong> zeitlichen Dimension<br />

• Wahrnehmungsproblematik:<br />

Wechselbeziehung von Wahrnehmung und Bewegung<br />

• Psychische Problematik:<br />

Intentionsparese<br />

Das grundsätzliche Erscheinungsbild <strong>der</strong> Infantilen Cerebralparese ist durch das<br />

Zusammenwirken dieser verschiedenen Störungen geprägt. Je<strong>der</strong> einzelne Patient<br />

weist diese Störungen auf, jedoch in unterschiedlicher und individueller Ausprägung.<br />

4 Siehe: URL: http://de.geocities.com/kin<strong>der</strong>physiotherapie/ICP.html [Stand: 22.8.2007]<br />

5 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Ferrari, A; Infantile Zerebralparese 1998; S. 16-22<br />

Thurner Victoria Seite 11


1.2.4 Klassifizierung/ Formen: 6<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

<strong>Die</strong> Klassifikation <strong>der</strong> Infantilen Cerebralparese erweist sich schon seit jeher als sehr<br />

schwierig. Aus dem Werk „ Infantile Zerebralparese“ von Ferrari (1998) geht hervor,<br />

dass Little die Infantile Cerebralparese 1861 zum ersten Mal beschrieben hat.<br />

Aufbauend auf die Ar<strong>bei</strong>t von Little begann Osler ( 1889 ), die Symptome von rund<br />

150 Kin<strong>der</strong>n zu kategorisieren. Auch Freud (1897) erstellte eine Klassifikation, in <strong>der</strong><br />

die klinischen Bil<strong>der</strong> den anatomischen Hirnstörungen zugeordnet wurden. Da aber<br />

die verschiedenen Krankheitsbil<strong>der</strong> meistens ineinan<strong>der</strong> übergehen und daher<br />

Mischformen sehr häufig sind, stießen diese Klassifikationsmodelle schon bald an<br />

ihre Grenzen.<br />

Heutzutage gilt das Klassifikationsmodell, das auf den Vorschlag des Little-Club von<br />

1959 und <strong>der</strong> International Cerebral Palsy im Jahr 1969 basiert und von Hagberg und<br />

Bobath in den Jahren 1975/76 weiterentwickelt und verwendet wurde. Ferrari<br />

beschreibt dieses Modell wie folgt:<br />

• Spastische Tetraparese<br />

• Spastische Diplegie<br />

• Spastische Hemiplegie<br />

• Ataktische Formen<br />

• Dystone Formen<br />

• Athetotische Formen<br />

Anhand <strong>der</strong> folgenden Tabelle soll das jeweilige Erscheinungsbild bezüglich <strong>der</strong><br />

vorherrschenden Symptome erklärt werden.<br />

6 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Ferrari, A; Infantile Zerebralparese 1998, S. 3-9<br />

Thurner Victoria Seite 12


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Tabelle 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ferrari, A 1998, S. 9-10<br />

1.2.5 Diagnosestellung:<br />

Aufgrund <strong>der</strong> vielen Erscheinungsbil<strong>der</strong> und verschiedenen<br />

Ausprägungsmöglichkeiten <strong>der</strong> Infantilen Cerebralparese und aufgrund <strong>der</strong> teilweise<br />

zum Zeitpunkt <strong>der</strong> Geburt geringfügig bemerkbaren Symptome, ist es äußerst<br />

schwierig, einem Kind die Diagnose infantile Cerebralparese zuzuschreiben.<br />

Trotzdem müssen ab dem Tag <strong>der</strong> Geburt bestimmte Testverfahren und<br />

Beobachtungen angestellt werden, um dann eine Diagnosestellung gewährleisten zu<br />

können.<br />

1.2.5.1 Apgar- Score:<br />

Der Apgar Score ist <strong>der</strong> erste Test, dem ein Neugeborenes Kind im Zuge <strong>der</strong><br />

Erstuntersuchung unterzogen wird. Wie in <strong>der</strong> freien Enzyklopädie Wikipedia<br />

festgehalten ist, wurde <strong>der</strong> Apgar Score von <strong>der</strong> amerikanischen Anästhesistin<br />

Virginia Apgar 1963 zum ersten Mal vorgestellt und auch nach ihr benannt. Der Test<br />

bezieht sich, wie die Anfangsbuchstaben schon vermuten lassen auf Atmung, Puls,<br />

Grundtonus, Aussehen und Reflexe des Neugeborenen. Er wird <strong>bei</strong> jedem Kind<br />

routinemäßig 1, 5 und 10 Minuten nach <strong>der</strong> Geburt durchgeführt und beurteilt den<br />

Allgemeinzustand eines Neugeborenen.<br />

Thurner Victoria Seite 13


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Insgesamt vergibt dieser Index maximal 10 Punkte, von denen nach spätestens 5<br />

Minuten mindestens 8 Punkte erreicht sein sollten. Wenn weniger als 8 Punkte<br />

erreicht werden, kann dies auf neurologische Schäden hinweisen.<br />

Im Anhang befindet sich eine Tabelle, die Kriterien und Punktvergabe des Apgar<br />

Scores anführt.<br />

1.2.5.2 Reflexverhalten:<br />

Direkt nach <strong>der</strong> Geburt werden auch die Reflexe des neugeborenen Kindes<br />

überprüft. Da auch das zentrale Nervensystem bestimmte Entwicklungsschritte<br />

macht, verän<strong>der</strong>t sich auch das Reflexverhalten <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>. Flehming schreibt in<br />

ihrem Buch „In <strong>der</strong> Reihenfolge, wie sich einzelne Hirnanteile entwickeln, beginnt<br />

auch das Gehirn zu ar<strong>bei</strong>ten… Mit zunehmendem Alter werden diese pri<strong>mit</strong>iven<br />

Verhaltensmuster gehemmt… Am deutlichsten kann dieser Prozess am Auftreten<br />

und verschwinden von Reflexen und Reaktionen im Zusammenspiel <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

normalen motorischen Entwicklung gezeigt werden.“ 7 <strong>Die</strong> ursprünglich angeborenen<br />

und für das Überleben wichtigen pri<strong>mit</strong>iven Reflexe werden also <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Zeit von<br />

Haltungs- und Stellreaktionen abgelöst, die von höheren Zentren reguliert werden.<br />

Wenn diese Entwicklung nicht o<strong>der</strong> nur teilweise stattfindet, kann das ein Hinweis auf<br />

Hirnschäden sein. 8<br />

In <strong>der</strong> folgenden Abbildung sind Reflexe und Reaktionen anhand ihres zeitlichen<br />

Auftretens und Verschwindens innerhalb <strong>der</strong> ersten 12 Monate dargestellt.<br />

Abbildung 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hopf.H.Ch. 1992, S. 1.94<br />

7 Flehming, I: Normale Entwicklung des Säuglings und ihre Abweichung, 2001; S. 12<br />

8 Siehe URL: http://www.reckhaus.info/adhskissreflex/inpp-reflexe.htm [Stand: 29.8.2007]<br />

Thurner Victoria Seite 14


<strong>Hippotherapie</strong><br />

1.2.5.3 Meilensteine <strong>der</strong> Entwicklung:<br />

„Meilensteine sind Aktivitäten, die ein normales Kind in bestimmten chronologischen<br />

Stadien erreicht. Sie sind isoliert und aus dem Zusammenhang einer vielseitigen<br />

Entwicklung herausgenommen. Sie werden benutzt, um den motorischen und<br />

geistigen Fortschritt des Kindes zu testen und haben ihren Wert <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Feststellung<br />

<strong>der</strong> Diagnose motorischer und geistiger Retardierung, beson<strong>der</strong>s <strong>bei</strong> den Fällen, wo<br />

man keine Zeichen pathologischer Abweichungen findet.“ 9<br />

Bobath teilt diese Meilensteine nun in bestimmten Altersstufen, in denen diese<br />

wichtigen Fähigkeiten erworben sein sollten, um das Kind auf weitere sich<br />

entwickelnde Fähigkeiten vorzubereiten. 10<br />

Mit dem Wissen <strong>der</strong> Entwicklung des gesunden Kindes, kann man dann die<br />

pri<strong>mit</strong>iven und abnormen Muster cerebralparetischer Kin<strong>der</strong> den Stadien <strong>der</strong><br />

Entwicklung zuordnen, um dann weiterführende abnorme Entwicklungen<br />

abzufangen. 11 Außerdem dienen sie in gewisser Weise auch als Orientierung zur<br />

Therapieplanung.<br />

1.2.5.4 Grenzsteine <strong>der</strong> Entwicklung 12 :<br />

Das Prinzip <strong>der</strong> Grenzsteine basiert auf den Grundlagen <strong>der</strong> Meilensteine <strong>der</strong><br />

Entwicklung. Es besagt, dass jede zu erlernende Fähigkeit einen genau definierten<br />

Zeitpunkt besitzt, zu dem 90- 95 % aller gesunden Kin<strong>der</strong> diese spätestens erworben<br />

haben sollten. <strong>Die</strong> so genannten „Knotenpunkte“ dienen dazu, diese Fähigkeiten zu<br />

überprüfen und <strong>bei</strong> Auffälligkeiten <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en Testverfahren, wie z.B. Entwicklungs-<br />

Screening nach Denver, abzuklären.<br />

9<br />

Bobath B, <strong>Die</strong> motorische Entwicklung <strong>bei</strong> Zerebralparesen 2005, S. 4<br />

10<br />

Siehe Bobath B, <strong>Die</strong> motorische Entwicklung <strong>bei</strong> Zerebralparesen 2005, S. 4<br />

11<br />

Siehe Bobath B, <strong>Die</strong> motorische Entwicklung <strong>bei</strong> Zerebralparesen 2005, S. 15-20<br />

12<br />

<strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Michaelis R; Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie, S.<br />

62-63<br />

Thurner Victoria Seite 15


1.2.6 Prävalenz:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Grundsätzlich beträgt die Häufigkeit <strong>der</strong> Neugeborenen <strong>mit</strong> infantiler Cerebralparese<br />

2-3 Kin<strong>der</strong> auf 1000 Lebendgeburten. In Europa erfasst das „Surveillance of cerebral<br />

palsy in Europe“, das als Netzwerk in 8 Län<strong>der</strong>n Europas alle Daten<br />

cerebralparetischer Kin<strong>der</strong> zusammenfasst, 300 000 Geburten pro Jahr. Wenn man<br />

allerdings die Erkrankungen im Zusammenhang <strong>mit</strong> dem Geburtsgewicht betrachtet,<br />

sieht man eine sich vermin<strong>der</strong>nde Tendenz aufgrund <strong>der</strong> Verbesserungen in<br />

Geburtshilfe und Neonatologie. 13<br />

1.3. Spastizität:<br />

Da diese Ar<strong>bei</strong>t auf die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong> Spastizität abzielt,<br />

behandelt <strong>der</strong> folgende Abschnitt die Entstehung und das Erscheinungsbild <strong>der</strong><br />

Spastik. Da<strong>bei</strong> soll eine bessere Vorstellung <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> im Zusammenhang<br />

<strong>mit</strong> diesem Krankheitsbild entstehen, um die Wirkung dieser Therapieform<br />

nachvollziehen zu können.<br />

Spastizität ist ein geschwindigkeitsabhängiger Wi<strong>der</strong>stand gegen passive<br />

Muskeldehnung, <strong>mit</strong> dem Störungen <strong>der</strong> Feinmotorik, Pathologische Reflexe und<br />

gesteigerte Muskeleigenreflexe einhergehen. Da<strong>bei</strong> kommt es zu dem so genannten<br />

Taschenmässerphänomen, das besagt, dass die zuerst plötzlich auftretende<br />

Tonuserhöhung <strong>bei</strong> anhalten<strong>der</strong> Dehnung nachlassen kann. 14 Laut Penfield und<br />

Rasmuson, die den Homunculus entdeckt haben 15 , liegt <strong>der</strong> motorische Cortex im<br />

Gyrus praecentralis und das ist <strong>der</strong> eigentliche Entstehungsort <strong>der</strong> Spastizität.<br />

Ausgangspunkt ist das Zentralen Nervensystem, dem eine Störung des ersten<br />

motorischen Neurons zugrunde liegt.<br />

Voraussetzung für Bewegung ist eine funktionierende Einheit zwischen afferenten<br />

und efferenten Fasern, sowie ein harmonisches Zusammenspiel zwischen Agonist<br />

13 Siehe Maurer, U: Ursachen <strong>der</strong> Zerebralparese und klassische Behandlungsmöglichkeiten. In: Wiener<br />

Medizinische Wochenschrift 2002; 152; 14-18<br />

14 Siehe: Ar<strong>bei</strong>tsskriptum PT Neurologie<br />

15 Siehe: Ar<strong>bei</strong>tsskriptum Perfetti, 1. Teil, S.4<br />

Thurner Victoria Seite 16


<strong>Hippotherapie</strong><br />

und Antagonist, und eine funktionierende Weiterleitung <strong>der</strong> Impulse aus dem Gehirn.<br />

Bei <strong>der</strong> Infantilen Cerebralparese ist dies aber aufgrund <strong>der</strong> Läsion nicht mehr<br />

möglich. 16 Dadurch kann eine korrekte Bewegung nicht mehr ausgeführt werden. Will<br />

man Spastizität behandeln, ar<strong>bei</strong>tet man <strong>mit</strong> Methoden, die auf neurophysiologsichen<br />

Grundlagen basieren, wie zum Beispiel das Bobath Konzept, Vojta o<strong>der</strong> die<br />

<strong>Hippotherapie</strong>.<br />

1.4. <strong>Hippotherapie</strong>: 17<br />

„ Das Paradies <strong>der</strong> Erde liegt auf dem Rücken <strong>der</strong> Pferde, in <strong>der</strong> Gesundheit des<br />

Leibes und am Herzen des Weibes“. 18<br />

Der Wert des Reitens in <strong>der</strong> Medizin wurde schon früh erkannt. So wurden schon auf<br />

Bildtafeln im Mittelalter einzelne Übungen <strong>mit</strong> dem Pferd dargestellt. Nächsten<br />

Aufzeichnungen zu folgen erwähnte Merkurialis 1569 in seinem Werk „De arte<br />

gymnastica“ in einem eigenen Kapitel positive Wirkungen des Reitens. Des Weiteren<br />

sollen auch Galen, Sueton, Cardanus, Borgia o<strong>der</strong> Boerhave Fürsprecher von<br />

gesundheitsför<strong>der</strong>nden Übungen <strong>mit</strong> dem Pferd gewesen sein. Ein weiterer<br />

bekannter Freund des Reitens war Goethe, <strong>der</strong> bis zu seinem 55. Lebensjahr täglich<br />

geritten sein soll. Im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t wurde das Reiten in den Heilplan <strong>der</strong> Medizin<br />

aufgenommen und dadurch wurden immer mehr Ar<strong>bei</strong>ten zu diesem Thema erstellt.<br />

Im 20. Jahrhun<strong>der</strong>t sah man das Reiten nicht mehr nur als gesundheitsför<strong>der</strong>nd und<br />

gesundheitserhaltend an, son<strong>der</strong>n man sah es jetzt mehr als ganzheitliches Konzept,<br />

als eine Verbindung zwischen Mensch, Pferd und Medizin.<br />

Das wahrscheinlich bekannteste Beispiel einer erfolgreichen Therapie <strong>mit</strong> dem Pferd,<br />

ist Lis Hartl, die <strong>mit</strong> den Folgen einer schweren Poliomyelitis zu kämpfen hatte und<br />

16<br />

Siehe: Flehming I, 2001; S. 90<br />

17<br />

<strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Riede, D; Therapeutisches Reiten in <strong>der</strong> Krankengymnastik,<br />

1986; S. 38.70<br />

18<br />

URL: http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_friedrich_martin_von_bodenstedt_thema_glueck_zitat_10386.html<br />

[Stand: 18.11. 2007 ]<br />

Thurner Victoria Seite 17


<strong>Hippotherapie</strong><br />

trotzdem <strong>bei</strong> den olympischen Spielen 1952 und 1956 die Silbermedaille in <strong>der</strong><br />

Disziplin Dressur errang.<br />

In Paris erfolgte 1974 <strong>der</strong> erste internationale Kongress unter dem<br />

Namen„Rehabilitation durch Reiten“. <strong>Die</strong>sem Kongress folgen noch heute weitere<br />

Kongresse, und im Laufe <strong>der</strong> Zeit wurde Reiten als therapeutisches Mittel immer<br />

angesehener. In Österreich wurde 1977 das Kuratorium für Therapeutisches Reiten<br />

gegründet, und es folgte eine streng eingehaltene Einteilung des Therapeutischen<br />

Reitens in:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Heilpädagogisches Reiten und Voltigieren<br />

Behin<strong>der</strong>tenreiten<br />

1.3.1 Definition <strong>Hippotherapie</strong>:<br />

„<strong>Hippotherapie</strong> ist <strong>der</strong> rein medizinische Einsatz des Pferdes zur Ergänzung<br />

und Erweiterung <strong>der</strong> üblichen Physiotherapie auf neurophysiologischer<br />

Grundlage.“ 19<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> wird <strong>der</strong> Patient grundsätzlich in <strong>der</strong> Gangart Schritt geführt.<br />

Er wird von einem Pferdeführer, einem Begleiter/Helfer und einem<br />

Physiotherapeuten begleitet. Der Patient wirkt da<strong>bei</strong> aber nicht aktiv auf das Pferd<br />

ein, son<strong>der</strong>n wird nur über die von dem Pferd ausgesandten Impulse stimuliert und<br />

folglich wird <strong>der</strong> Patient in seiner Ihm möglichen Art und Weise reagieren.<br />

1.3.2 Behandlungsansätze:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> gibt es mehrere Behandlungsansätze, die nur über das Pferd<br />

erreicht werden können. Ingrid Strauß teilt diese Behandlungsansätze in ihrer Ar<strong>bei</strong>t<br />

„Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> im Katalog physiotherapeutischer<br />

19<br />

Frey, R; Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten<br />

2004; S: 5<br />

Thurner Victoria Seite 18


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Behandlungskonzepte“, die im Son<strong>der</strong>heft des deutschen Kuratoriums für<br />

Therapeutischen Reitens 2004 veröffentlicht wurde, folgen<strong>der</strong>maßen ein:<br />

• Neuromotorischer Ansatz:<br />

Rumpfbalance<br />

Tonusregulierung<br />

Gleichgewicht und Koordination<br />

Rhythmus<br />

Symmetrie<br />

Mobilisation von Gelenken<br />

• Sensomotorischer Ansatz:<br />

Körperwahrnehmung<br />

• Psychomotorischer Ansatz:<br />

Körpervertrauen<br />

• Soziomotorischer Ansatz:<br />

Ganzheitsbehandlung<br />

1.3.3 Wirkungsmechanismen: :<br />

„Bewegung lässt sich nur über Bewegung lernen und gestörte Bewegung lässt<br />

sich über befundgerechtes Einwirken, Bewegen korrigieren und stimulieren.“ 20<br />

<strong>Die</strong> Bewegungsstimulation ist Behandlungsgrundlage <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. Im<br />

Durchschnitt wirken 110 dreidimensionale Schwingungen pro Minute auf den Körper<br />

ein, die dem physiologischen Bewegungsablauf des Menschen <strong>bei</strong>m Gehen sehr<br />

ähnlich sind. Laut Riede, <strong>der</strong> in seinem Buch Therapeutisches Reiten, das 1986<br />

veröffentlich wurde, beschrieb Quellmalz 1735 solche Schwingungen zum ersten<br />

Mal. Zwischen 1970 und 1980 wurden dann mehrere Versuche unternommen, diese<br />

Schwingungen zu messen. In seinem Buch veröffentlicht Riede 1986 seine<br />

20 Strauß I; Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> im Katalog physiotherapeutischer Behandlungskonzepte. In:<br />

Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reitens 2004; S. 14<br />

Thurner Victoria Seite 19


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Untersuchung zur Beschleunigungs- und Schwingungsmessung. <strong>Die</strong> Ergebnisse<br />

dieser Untersuchung bestätigten damals erstmalig die vom Pfer<strong>der</strong>ücken<br />

ausgehenden dreidimensionalen Schwingungen.<br />

Als Basis jeglicher weiterlaufenden Bewegungen nimmt das Becken des <strong>Patienten</strong><br />

diese Schwingungen auf und je nach Stellung des Beckens, vom<br />

Bewegungsausmaß <strong>der</strong> Wirbelsäule <strong>der</strong> Hüften und natürlich auch vom<br />

Bewegungsausmaß des Pferdes abhängig, entstehen Rotationsbewegungen,<br />

Lateralflexion, Flexion und Extensionsbewegungen, die je nach Problematik des<br />

<strong>Patienten</strong> erwünscht und da<strong>mit</strong> forciert werden. <strong>Die</strong>se Bewegungen entstehen nicht<br />

nur in <strong>der</strong> Wirbelsäule, son<strong>der</strong>n auch in <strong>der</strong> Hüfte, den Beinen und im<br />

Schultergürtel. 21<br />

<strong>Die</strong> Grundgangart in <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> ist <strong>der</strong> Schritt. Um die Wirkmechanismen<br />

verstehen zu können, ist es von Vorteil, die Schrittfolge <strong>der</strong> Beine zu kennen. Der<br />

Schritt ist ein Viertakt und hat acht Phasen. <strong>Die</strong> Fußsetzung erfolgt jeweils auf <strong>der</strong><br />

gleichen Seite, aber nicht zur gleichen Zeit. Da<strong>bei</strong> wechselt sich jeweils ein<br />

Drei<strong>bei</strong>nstand <strong>mit</strong> einem Zwei<strong>bei</strong>nstand lateral o<strong>der</strong> diagonal ab. <strong>Die</strong> Fußfolge fängt<br />

<strong>mit</strong> hinten rechts an, geht weiter zu vorne rechts, hinten links und endet <strong>mit</strong> vorne<br />

links. 22 Um diese komplizierte, aber dennoch wichtige Abfolge des Schritts zu<br />

verstehen und da<strong>mit</strong> auch die <strong>Auswirkungen</strong>, die Übertragungen <strong>der</strong> Bewegung von<br />

Pferd auf Mensch zu verstehen, befindet sich im Anhang eine Abbildung zu diesem<br />

Thema.<br />

Um den größtmöglichen therapeutischen Effekt zu erlangen, muss das Pferd<br />

möglichst weit <strong>mit</strong> seiner Hinterhand nach vorne treten, es muss sozusagen<br />

Untertreten. Dadurch senkt sich die Kruppe, die vom Kreuz<strong>bei</strong>n bis zum Ansatz des<br />

Schweifes reicht, auf <strong>der</strong> gleichen Seite. Durch dieses Absenken auf <strong>der</strong> rechten und<br />

folglich auch auf <strong>der</strong> linken Seite, kommt es <strong>bei</strong>m <strong>Patienten</strong> zu einer Seit- zu Seit-<br />

Bewegung um die Sagittotransversale Achse. Dadurch kommt es in <strong>der</strong> Hüfte zu<br />

einer Ab- und Adduktionsbewegung und in <strong>der</strong> Wirbelsäule zu einer Lateralflexion.<br />

Durch die entstehende Schubkraft, wenn das Pferd Abfußt, also das erste Bein vom<br />

Boden hebt, kommt es <strong>bei</strong>m Reiter zu einer Rückwärtsbewegung. Wenn das Pferd<br />

21<br />

Siehe: Frey, R; Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches<br />

Reiten 2004; S: 5<br />

22<br />

Siehe: Strauß, I; <strong>Hippotherapie</strong> 2000; S. 30<br />

Thurner Victoria Seite 20


<strong>Hippotherapie</strong><br />

anhält, bewirkt die Bremskraft eine Vorwärtsbewegung des Reiters. Geht das Pferd<br />

also im Schritt, wirken auch hier Schub- und Bremskraft auf den Reiter, wenn auch in<br />

geringerem Maße und bewirken eine Vor- Zurück Bewegung um die<br />

Frontotransversale Achse. Das Becken bewegt sich so<strong>mit</strong> nach dorsal und ventral,<br />

die Hüfte kommt in Extension und Flexion und die Wirbelsäule muss sich aufrichten<br />

und wi<strong>der</strong>lagern. Der schwingende Rücken des Pferdes, <strong>der</strong> durch das<br />

physiologische Bewegen <strong>der</strong> Beine und durch den physiologischen Ausgleich <strong>der</strong><br />

Wirbelsäulenkrümmungen entsteht und so<strong>mit</strong> zu einer Senkung und Anhebung des<br />

Rückens führt, bewirkt <strong>bei</strong>m Reiter eine Hoch-Tief Bewegung in <strong>der</strong><br />

Körperlängsachse, da<strong>bei</strong> kommt die Wirbelsäule abwechselnd in eine leichte<br />

Traktion und Kompression. Das diagonale Abstützen <strong>der</strong> Beine führt <strong>bei</strong>m Reiter zu<br />

Rotationsbewegungen und diagonalen Bewegungsmustern in <strong>der</strong> Hüfte, <strong>der</strong><br />

Wirbelsäule und dem Rumpf. 23<br />

Abbildung 2: URL: http://www.hippotherapie-nord.de/static/html/hippotherapie.htm<br />

[Stand: 2.12.2007]<br />

Wie schon Myriam Rehle in ihrer Ar<strong>bei</strong>t „<strong>Die</strong> Bewegung des Pferdes als<br />

Therapiemöglichkeit“ erklärte, gibt es keine an<strong>der</strong>e Therapiemethode, die eine<br />

ähnliche Stimulation für Becken- und Rumpfaktivität bietet und da<strong>mit</strong> dem natürlichen<br />

23 Siehe: Strauß, I; <strong>Hippotherapie</strong> 2000; S. 30ff<br />

Thurner Victoria Seite 21


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Gang des Menschen so ähnlich ist. <strong>Die</strong>se Aktivitäten, vom Becken ausgehend, dann<br />

weiterlaufend in die Hüfte, Lendenwirbelsäule, Brustwirbelsäule und dadurch<br />

entstehende Rumpfbewegungen werden <strong>bei</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> subcortikal und<br />

automatisch stimuliert und dadurch gebahnt. Das Bild eines reitenden <strong>Patienten</strong>,<br />

ergibt das gleiche Bild wie das eines gehenden Menschen. <strong>Die</strong> Beinar<strong>bei</strong>t übernimmt<br />

wie es Strauß in ihrem Buch „ <strong>Hippotherapie</strong>“ nicht treffen<strong>der</strong> ausdrücken konnte,<br />

das Pferd.<br />

Neben den ganzen motorischen Wirkprinzipien, die schon eingehend erläutert<br />

wurden, dürfen die sensorischen Wirkprinzipien nicht außer Acht gelassen werden.<br />

Über das Pferd hat man die Möglichkeit, alle Sinnessysteme, also das taktile, das<br />

vestibuläre und das kinästhetische System zu erreichen, sowie Sehen, Hören und<br />

Riechen. Zusammenfassend kann man so<strong>mit</strong> sagen, dass das Pferd als<br />

ganzheitliches „Therapie<strong>mit</strong>tel“ gesehen werden kann, das ganzheitliche<br />

<strong>Auswirkungen</strong> auf den <strong>Patienten</strong> hat und so<strong>mit</strong> durch an<strong>der</strong>e Therapieverfahren nicht<br />

so leicht zu ersetzen ist.<br />

1.3.4 Wirkfaktoren: 24<br />

Allgemein kann gesagt werden, dass die Wirkfaktoren <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> in 3<br />

Teilbereiche unterteilt werden können:<br />

Physikalische Wirkfaktoren<br />

Physiologische Wirkfaktoren<br />

Psychische Wirkfaktoren<br />

In <strong>der</strong> folgenden Tabelle werden die 3 Faktoren übersichtsmäßig aufgelistet:<br />

24 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Ölsböck,L; <strong>Die</strong> Wertigkeit <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> in <strong>der</strong><br />

Behandlung cerebralparetischer und mehrfachbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für<br />

Therapeutisches Reiten 2004; S. 36 ff<br />

Thurner Victoria Seite 22


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Tabelle 2 : Eigene Darstellung in Anlehnung an Ölsböck L, 2004; S. 37-38<br />

<strong>Die</strong> physikalischen Faktoren sind unter an<strong>der</strong>em abhängig von <strong>der</strong> Größe des<br />

Pferdes und <strong>der</strong> Geschwindigkeit, ob auf gera<strong>der</strong> o<strong>der</strong> gebogener Linie gegangen<br />

wird und ob mehrere Halt- beziehungsweise Anreitevorgänge durchgeführt werden.<br />

Durch den Kontakt <strong>mit</strong> dem Pferd, die im Vergleich <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Temperatur des<br />

Menschen um ca. 1° höhere Körpertemperatur des Pferdes und die verschiedenen<br />

Sinneseindrücke kommt es zu obig genannten physiologischen Wirkfaktoren. Des<br />

Weiteren kann als zusätzlich positiver Aspekt <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> beobachtet werden,<br />

dass Pferd und Mensch versuchen, aufeinan<strong>der</strong> zu reagieren, aufeinan<strong>der</strong><br />

einzugehen. Da<strong>bei</strong> kann man die anfängliche Zeit als „Phase des Kennen-Lernens,<br />

des gegenseitigen Beschnupperns“ bezeichnen. Wenn diese Zeit vorüber ist, dann<br />

besteht eine Verbindung, eine Art Beziehung zwischen Mensch und Pferd im besten<br />

Fall herrscht gegenseitiges Vertrauen. Und gerade dieses Vertrauen, das sich auf<br />

Jemanden verlassen können, ist für cerebralparetische Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en Leben schon<br />

von zahlreichen negativen Erfahrungen und allzu viel Frustration geprägt ist, von<br />

enormer Wichtigkeit.<br />

1.3.5 <strong>Auswirkungen</strong> auf den <strong>Patienten</strong>:<br />

Wenn man sich rückblickend noch einmal die Meilensteine <strong>der</strong> kindlichen<br />

Entwicklung ins Gedächtnis ruft, weiß man, dass es ein langer Weg für ein Kind ist,<br />

bis es endlich Gehen kann. Das Gehen erfor<strong>der</strong>t viele vorausgegangene<br />

Thurner Victoria Seite 23


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Entwicklungsschritte, um es erst zu ermöglichen. Zuerst muss ein Kind lernen, den<br />

Kopf zu heben, es muss lernen zu kriechen und zu krabbeln, zu sitzen und dann zu<br />

laufen. Voraussetzung dafür ist Kontrolle des Kopfes und Balance im Rumpf, die sich<br />

<strong>mit</strong> dem durchlaufen dieser Schritte erst entwickelt. Da ein Kind <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong><br />

Cerebralparese meist nicht alle diese notwendigen Meilensteine <strong>der</strong> Entwicklung<br />

auch durchläuft, schließen sich daraus an<strong>der</strong>e Probleme wie zum Beispiel Skoliosen<br />

o<strong>der</strong> Hüftproblematiken. Strauß nennt das einen „ Circulus vitiosus“, einen<br />

Teufelskreis.<br />

Durch die hippotherapeutische Behandlung besteht die einmalige Gelegenheit,<br />

diesen Teufelskreis zu durchbrechen. Rumpfbalance kann im Gangmuster ohne<br />

Miteinbeziehung <strong>der</strong> Beine trainiert o<strong>der</strong> forciert werden. Da<strong>bei</strong> wird <strong>der</strong> Patient in<br />

einem einmaligen Rhythmus bewegt, und durch dieses Bewegt werden können<br />

Störungen in <strong>der</strong> Entwicklung beeinflusst werden. Da diese Bewegung immer den<br />

ganzen Körper betrifft, wird auch eine permanente vestibuläre Stimulation erreicht.<br />

Und durch die Interaktion Mensch- Pferd kann auch die Psyche des Menschen<br />

positiv beeinflusst werden. Das bedeutet es können nicht nur motorische, son<strong>der</strong>n<br />

auch sensomotorische und natürlich auch psychomotorische Erfolge durch die<br />

Therapie erzielt werden.<br />

Um Muskelaktivitäten zu korrigieren o<strong>der</strong> zu verbessern, ist eine Regulation des<br />

Tonus Grundvoraussetzung. Wie <strong>Patienten</strong>berichte und Messergebnisse bestätigen,<br />

ist eine Senkung des Tonus ein wesentlicher Erfolgsfaktorl <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. Keine<br />

manuelle Technik kann einen Hypertonen Muskel in dieser Weise und vor allem nicht<br />

für einen längeren Zeitraum senken. <strong>Die</strong>se Tonusregulierung wirkt sich auch auf die<br />

Wirbelsäule aus. <strong>Die</strong> Gelenke werden zentriert und dadurch kann eine<br />

physiologische Haltung <strong>der</strong> Wirbelsäule erreicht werden. Da<strong>bei</strong> muss man natürlich<br />

immer die Grundsituation des <strong>Patienten</strong> sehen. Wenn ein Patient eine starke<br />

Skoliose hat, kann auch die <strong>Hippotherapie</strong> keine physiologische und gerade Haltung<br />

<strong>der</strong> Wirbelsäule bewirken, aber sie kann sie zumindest für eine Zeit lang verbessern,<br />

und versuchen, sie an ihrem Fortschreiten zu hin<strong>der</strong>n.<br />

<strong>Die</strong> folgende Auflistung bietet eine Zusammenfassung <strong>der</strong> <strong>Auswirkungen</strong> auf den<br />

<strong>Patienten</strong> durch Anwendung <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>:<br />

Thurner Victoria Seite 24


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Abbildung 3: Eigene Darstellung in Anlehnung an Strauß I, 2000; S. 54-55<br />

1.3.6 Indikationen: 25<br />

Grundsätzlich kann man die ganze Bandbreite <strong>der</strong> Krankheiten, die eine Indikation<br />

für die <strong>Hippotherapie</strong> darstellen, in Neurologische und Orthopädische Erkrankungen<br />

einteilen:<br />

Neurologische Erkrankungen:<br />

• Infantile Cerebralparese<br />

• Multiple Sklerose<br />

• Schädel- Hirn- Trauma<br />

• Apoplexie<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

• Torticollis spasmodicus<br />

• Querschnittlähmung<br />

• Entwicklungsbedingte Nervenerkrankungen<br />

• Posttraumatische Nervenerkrankungen<br />

• Postentzündliche Nervenerkrankungen<br />

• Degenerative Nervenerkrankungen<br />

Rumpfbalance<br />

Gangschulung<br />

Tonusregulierung<br />

Rhythmus<br />

Symmetrie<br />

Wirbelsäulenhaltung<br />

Sensomotorik und Psychomotorik<br />

25 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Strauß I, <strong>Hippotherapie</strong> 2000; S. 58 ff ; Riede, D;<br />

Therapeutisches Reiten 1986; S. 79ff; Meregillano, G; Hippotherapy. In:Phys Med Rehabil Clin N Am 15<br />

(2004); S. 847<br />

Thurner Victoria Seite 25


<strong>Hippotherapie</strong><br />

<strong>Die</strong>se Erkrankungen führen bestimmte Erscheinungsbil<strong>der</strong> <strong>mit</strong> sich, wie<br />

<strong>bei</strong>spielsweise Spastik, Ataxien o<strong>der</strong> assoziierte Reaktionen. <strong>Die</strong> <strong>Hippotherapie</strong> kann<br />

Spastik lin<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> im besten Fall sogar auflösen, Ataktische Bewegungen können<br />

kontrolliert werden und Assoziierte Reaktionen können ausbleiben.<br />

Außerdem können diese Erkrankungen orthopädische Folgeschäden bedingen. Aber<br />

nicht nur als Folgeerscheinung son<strong>der</strong>n auch als allein stehendes Krankheitsbild<br />

stellen Orthopädische Erkrankungen eine Indikation für die <strong>Hippotherapie</strong> dar.<br />

Orthopädische Erkrankungen:<br />

• Fehlhaltungen <strong>der</strong> Wirbelsäule<br />

• Hüfterkrankungen<br />

• Gelenkskontrakturen, Gelenksfehlstellungen<br />

• Lumbago<br />

• Bewegungsarmut<br />

• Fehlende o<strong>der</strong> vermin<strong>der</strong>te Bewegungsplanung<br />

• Gleichgewichtsstörungen<br />

1.3.7 Kontraindikationen: 25<br />

• Osteoporose<br />

• Atlantoaxiale Instabilität <strong>bei</strong> Mongoloismus<br />

• Hüftluxationen<br />

• Coxarthrose<br />

• Akute Arthritis<br />

• Unauflösbare Spastik<br />

• Überfor<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Bewegungstoleranz <strong>mit</strong> Verstärkung <strong>der</strong> neurologischen<br />

Symptomatk<br />

• Fehlende Rumpfbalance im Sitz<br />

• Fehlende Kopfkontrolle<br />

• Wenn keine Besserung in Sicht o<strong>der</strong> grundsätzlich zu erwarten ist<br />

• Fehlende Motivierbarkeit<br />

Thurner Victoria Seite 26


• Pferdehaarallergie<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

• Absolut unkontrollierbare Reaktionen<br />

• Angst<br />

• Herz- Kreislaufinsuffizienz<br />

• Hypertonie<br />

• Emboliegefahr<br />

• Nicht einstellbare Anfallsleiden<br />

2. Material und Methoden:<br />

Im folgenden Kapitel werden die hohen Anfor<strong>der</strong>ungen an das Pferd als<br />

„Therapie<strong>mit</strong>tel“ beschrieben. Es soll dadurch deutlich gemacht werden, dass man es<br />

<strong>mit</strong> einem lebenden Wesen zu tun hat und deswegen sorgfältig <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Auswahl des<br />

Pferdes sowie <strong>der</strong> Ausbildung als Therapiepferd umgegangen werden muss. Werden<br />

in dieser Hinsicht Fehler gemacht o<strong>der</strong> inkonsequentes Verhalten an den Tag gelegt,<br />

kann es dadurch zu einer Gefahr für den <strong>Patienten</strong> sowie Therapeut, Helfer o<strong>der</strong><br />

Longenführer werden.<br />

2.1. Das Therapiepferd:<br />

<strong>Die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen an ein Therapiepferd sind sehr hoch und nicht jedes Pferd ist<br />

dafür geeignet. Da das Pferd in <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> <strong>der</strong> Hauptakteur ist und so<strong>mit</strong> die<br />

Ursache und <strong>der</strong> Ursprung für den Erfolg <strong>der</strong> Therapie darstellt, sollte man <strong>bei</strong> <strong>der</strong><br />

Auswahl eines solchen Pferdes auf hohe und gute Qualität achten.<br />

Thurner Victoria Seite 27


2.1.1 Voraussetzungen 26<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Es gibt zwei Anfor<strong>der</strong>ungsbereiche an das Pferd:<br />

den Charakter<br />

das Exterieur<br />

Grundsätzlich kann man sagen, dass <strong>der</strong> Charakter eines Pferdes zuverlässig und<br />

gehorsam sein muss. Es soll nicht scheu sein und den Menschen gegenüber<br />

freundlich sein, es soll Vertrauen den Menschen gegenüber haben und aufmerksam<br />

<strong>mit</strong>ar<strong>bei</strong>ten sowie starke Nerven besitzen. Wenn ein Pferd diese<br />

Charaktereigenschaften nicht o<strong>der</strong> nur teilweise besitzt, kann das Pferd zum Beispiel<br />

<strong>bei</strong> einer Verän<strong>der</strong>ung am Reitplatz o<strong>der</strong> <strong>bei</strong> einem vor<strong>bei</strong>laufendem Kind<br />

erschrecken und da<strong>mit</strong> den <strong>Patienten</strong> in Gefahr bringen. O<strong>der</strong> es ist auch möglich,<br />

dass das Pferd aus Unwillen den Menschen o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t gegenüber böse und<br />

aggressiv auftritt, und zu Beißen o<strong>der</strong> Schlagen anfängt. Da ein Pferd aber ein<br />

lebendes Wesen ist und so<strong>mit</strong> auch seinen eigenen Willen besitzt, ist es von<br />

beson<strong>der</strong>er Wichtigkeit von Anfang an <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Auswahl des Therapiepferdes auf<br />

diese Charaktereigenschaften zu achten, um ein grundsätzlich braves und<br />

verlässliches Pferd zu haben.<br />

Auch die Anfor<strong>der</strong>ungen an das Exterieur sind hoch, sollten aber <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Auswahl<br />

des Pferdes nicht aus finanziellen Gründen in den Hintergrund gestellt werden. Auf<br />

jeden Fall muss das Pferd gesund sein. Es darf we<strong>der</strong> Probleme <strong>mit</strong> den Beinen, <strong>mit</strong><br />

dem Rücken o<strong>der</strong> <strong>mit</strong> Inneren Organen haben. Es soll angenehm zu sitzen sein und<br />

eine raumgreifende, taktreine, da<strong>bei</strong> aber ruhige, also nicht zu schwungvolle<br />

Bewegung besitzen. Grundsätzlich sagt man, dass das Pferd ein Stockmaß<br />

zwischen 1,40m und 1,60m haben sollte, schon allein um dem Therapeuten, <strong>der</strong><br />

während <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> ständig neben dem Pferd geht, die Ar<strong>bei</strong>t nicht allzu<br />

erschweren. Außerdem sind eine schräge Schulter, eine lange Fesselung und ein<br />

nicht zu kurzer o<strong>der</strong> tief angesetzter Hals <strong>mit</strong> genügend Ganaschenfreiheit von<br />

26 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Wanzek-Blaul, D; Auswahl, Ausbildung und Einsatz des<br />

Pferdes in <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2004;<br />

S. 46ff<br />

Thurner Victoria Seite 28


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Vorteil, um korrekt durch das Genick gehen zu können, und so<strong>mit</strong> einen einwandfrei<br />

schwingenden Rücken zu erhalten, <strong>der</strong> die Impulse an den <strong>Patienten</strong> weiterleitet.<br />

2.1.2 Ausbildung: 26<br />

Am Anfang steht die Grundausbildung. Eine reiterliche Ausbildung <strong>der</strong> Klasse E ist<br />

mindeste Voraussetzung für das Pferd. Auf dieser Grundlage wird dann aufgebaut.<br />

Das Pferd muss lernen, in je<strong>der</strong> Situation geduldig zu stehen, muss den <strong>Patienten</strong><br />

immer geduldig auf- und absteigen lassen, egal wie lange es dauert, es muss<br />

fremde Gegenstände wie Rollstuhl und Gehhilfen akzeptieren, darf sich nicht vor<br />

lauten Geräuschen o<strong>der</strong> plötzlichen Bewegungen erschrecken und darf vor sich<br />

än<strong>der</strong>nden Bodenverhältnissen nicht zurückschrecken.<br />

Dann kommt die Spezialausbildung. Das Pferd muss lernen, am Langzügel zu gehen<br />

und da<strong>bei</strong> alle Kommandos auszuführen, die sonst <strong>der</strong> Reiter o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Longenführer<br />

in <strong>der</strong> Mitte von ihm verlangt.<br />

Wenn das Pferd all diese Ausbildungsschritte vollzogen hat, ist es bereit für den<br />

Einsatz. Doch auch wenn die Ausbildung abgeschlossen ist, muss an einem Pferd<br />

immer wie<strong>der</strong> gear<strong>bei</strong>tet werden, teilweise zur Korrektur aber auch um Neues zu<br />

erlernen.<br />

Neben <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t an <strong>der</strong> Longe sollte das Pferd auch fachmännisch geritten werden,<br />

um einen Ausgleich zur Therapiear<strong>bei</strong>t herzustellen, aber auch um es geschmeidig<br />

und durchlässig zu halten. Außerdem wäre es von bedeutendem Vorteil für das<br />

Pferd, wenn für genügend Abwechslung gesorgt wird, um den Alltag eines<br />

Therapiepferdes nicht zu eintönig zu gestalten. Denn nur ein zufriedenes und<br />

ausgeglichenes Pferd kann ein gutes Therapiepferd sein.<br />

Thurner Victoria Seite 29


<strong>Hippotherapie</strong><br />

2.2. Wer darf <strong>Hippotherapie</strong> durchführen: 27<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hippotherapie</strong> darf ausschließlich von einem Physiotherapeuten <strong>mit</strong><br />

Zusatzausbildung zum Hippotherapeuten durchgeführt werden. <strong>Die</strong>se<br />

Zusatzausbildung wird durch einen zweiteiligen Kurs sowie einschlägige<br />

Berufserfahrung gewährleistet.<br />

2.2.1 Ausbildung:<br />

Um die Ausbildung zum Hippotherapeuten absolvieren zu können, stellt die<br />

abgeschlossene Berufsausbildung zum Physiotherapeuten eine Voraussetzung dar.<br />

Der Kurs für die <strong>Hippotherapie</strong>ausbildung besteht aus zwei Teilen. Um zu diesem<br />

Kurs <strong>mit</strong> insgesamt 130 Stunden zugelassen zu werden, ist eine Zusatzausbildung<br />

durch einen Bobath- o<strong>der</strong> Vojta Kurs zu absolvieren, o<strong>der</strong> man muss mindestens<br />

eine zweijährige berufliche Erfahrung <strong>mit</strong> neurologischen <strong>Patienten</strong> vorweisen<br />

können. Darüber hinaus sollte <strong>der</strong> Physiotherapeut über Kenntnisse in <strong>der</strong><br />

Funktionellen Bewegungslehre verfügen. Als reiterliche Voraussetzungen sind <strong>der</strong><br />

Reiterpass und Kenntnisse in <strong>der</strong> Longenar<strong>bei</strong>t <strong>mit</strong>zubringen.<br />

Am Ende des zweiten Teils wird dem Anwärter eine Prüfung von einem Beauftragten<br />

des Kuratoriums für Therapeutisches Reiten abgenommen.<br />

2.2.2 Team:<br />

Eine erfolgreiche <strong>Hippotherapie</strong> setzt ein funktionierendes Team voraus. <strong>Die</strong><br />

folgende Abbildung zeigt die Zusammensetzung und Ar<strong>bei</strong>tsweise eines Teams rund<br />

um eine erfolgreiche hippotherapeutische Ar<strong>bei</strong>t:<br />

27 <strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: URL:<br />

http://www.behindscreen.com/oktr/hippotherapie/index.htm [ Stand: 10.11.2007]<br />

Thurner Victoria Seite 30


2.3. <strong>Hippotherapie</strong> und ICP:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

HIPPO-<br />

THERAPIE<br />

Abbildung 4: Eigene Darstellung<br />

<strong>Die</strong> infantile Cerebralparese ist eine absolute und unbestrittene Indikation für die<br />

<strong>Hippotherapie</strong>. Auf dem internationalen Kongress „Rehabilitation durch Reiten“ 1976<br />

in Basel wurde von dem Neuroorthopäden Baumann die <strong>Hippotherapie</strong> als Indikation<br />

<strong>bei</strong> cerebralen Bewegungsstörungen folgen<strong>der</strong>maßen zusammengefasst:<br />

„Bei kritischer Indikationsstellung und entsprechen<strong>der</strong> Auswahl <strong>der</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong><br />

zerebraler Bewegungsstörung ist die <strong>Hippotherapie</strong>, wenn sie von entsprechend<br />

qualifizierten Fachkräften durchgeführt wird, als Behandlungsmethode<br />

konkurrenzlos“. 28<br />

Als eine sensomotorische Störung ist ein wichtiger, wenn nicht sogar <strong>der</strong> wichtigste<br />

Therapiefaktor, den <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese ein normales, ein<br />

möglichst physiologisches Erfahren von Bewegung zu ver<strong>mit</strong>teln. Wie Riede in<br />

seinem Buch Therapeutisches Reiten bemerkte: „In je<strong>der</strong> sensomotorischen<br />

28<br />

Baumann, J.U: Subjekt-Objekt, Basel 1976, zitiert nach Riede, D: Therapeutisches Reiten in <strong>der</strong><br />

Krankengymnastik 1986; S. 60<br />

Thurner Victoria Seite 31


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Bewegungsstörung ist etwas Normales, das gesucht, gefunden und geweckt<br />

beziehungsweise aktiviert werden muß.“ 29<br />

Als ein neurophysiologisches Behandlungskonzept versucht die <strong>Hippotherapie</strong> dort<br />

einzugreifen, wo das grundsätzliche Problem <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Infantilen Cerebralparese liegt:<br />

eine Störung im Funktionskreis zwischen den afferenten und efferenten Bahnen, die<br />

die Informationen zum jeweiligen Erfolgsorgan bringen.<br />

Das oberste Ziel in <strong>der</strong> Behandlung cerebralparetischer <strong>Patienten</strong>, ist die Erhaltung<br />

beziehungsweise das Erreichen einer gewissen Selbständigkeit <strong>der</strong> Betroffenen.<br />

Da<strong>mit</strong> verbunden sind soweit wie möglich physiologische Bewegungsabläufe. Um<br />

solche Bewegungsabläufe zu forcieren, zu trainieren, zu verbessern und dadurch<br />

bahnen zu können, sind direkte Stimulationen in dem dafür vorhandenen Zentrum im<br />

Zentralen Nervensystem nötig. Für Bewegungen ist <strong>der</strong> so genannte motorische<br />

Cortex zuständig, dort sind alle Bewegungen repräsentiert. Je nach Komplexität ist<br />

die Bewegung öfter o<strong>der</strong> weniger oft repräsentiert. Um jetzt bestimmte Bewegungen<br />

zu bahnen, sind Informationen nötig. Solche Informationen sind nur über Bewegung<br />

möglich, doch Bewegung ist nur <strong>mit</strong> Informationen möglich 30 . Ein kleiner<br />

Teufelskreis, den die <strong>Hippotherapie</strong> zu unterbrechen versucht. Nehmen wir als<br />

Beispiel die Abduktion in <strong>der</strong> Hüfte. Bei <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> bekommt ein Patient in<br />

einer Behandlung so viele propriozeptive und sensomotorische Informationen für<br />

diese Bewegung, wie über normale Physiotherapie kaum erreicht werden kann.<br />

Dadurch bekommt das Zentrale Nervensystem beziehungsweise <strong>der</strong> motorische<br />

Cortex die nötigen Informationen, die es braucht, um eine Bahnung <strong>der</strong> Bewegung<br />

zu erhalten und so<strong>mit</strong> eine Verbesserung für den <strong>Patienten</strong> zu bewirken. 31 Der<br />

Bereich, in dem das Repräsentationsfeld für diese bestimmte Bewegungen liegt, wird<br />

so<strong>mit</strong> aktiviert, dadurch stimuliert und als Resultat für den <strong>Patienten</strong> ersichtlich, eine<br />

Verbesserung <strong>der</strong> Abduktionsfähigkeit erreicht.<br />

Der größte Effekt <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> liegt schon in <strong>der</strong> Ausgangsstellung, dem<br />

Reitsitz. Bei <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> spastischer Komponente in <strong>der</strong> Unteren Extre<strong>mit</strong>ät ist<br />

durch die immer anhaltende hohe Spannung <strong>der</strong> Ischifemoralen Muskulatur das<br />

Becken meist nach dorsal gekippt. Das hat eine Verstärkung <strong>der</strong> Kyphose in <strong>der</strong><br />

29 Riede, D: Therapeutisches Reiten in <strong>der</strong> Krankengymnastik 1986; S. 150<br />

30 Siehe: Ar<strong>bei</strong>tsskriptum Perfetti; Wopfner, S; 2007<br />

31 Siehe: Ölsböck, L; <strong>Die</strong> Wertigkeit <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> in <strong>der</strong> Behandlung cerebralparetischer und<br />

mehrfachbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für Therapeutisches Reiten 2004; S. 38<br />

Thurner Victoria Seite 32


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Brustwirbelsäule, sowie eine verstärkte Hüftflexion zur Folge. Wenn allerdings <strong>der</strong><br />

Patient auf dem Pferd sitzt, kommt es durch die vorherrschende Hüftflexion, die aber<br />

maximal 90° beträgt, und die Hüftabduktion, als eine ständige Dehnung <strong>der</strong><br />

Adduktoren, verbunden <strong>mit</strong> den dreidimensionalen Schwingungen des<br />

Pfer<strong>der</strong>ückens, zu einer Lockerung <strong>der</strong> Beckenbeweglichkeit und dadurch zu einer<br />

besseren Kippung des Beckens nach ventral, beziehungsweise zu einer neutralen<br />

Einstellung des Beckens. <strong>Die</strong>s hat unter an<strong>der</strong>em eine verbesserte Aufrichtung zur<br />

Folge. Durch die nötige Abduktion in <strong>der</strong> Hüfte und durch die nicht zu verachtende<br />

Wirkung <strong>der</strong> um 1° höheren Körpertemperatur des Pferdes, kommt es zu einer<br />

Entspannung in den Adduktoren und in den Hüftflexoren, sowie an<strong>der</strong>en hypertonen<br />

Muskeln. <strong>Die</strong>se Entspannung bedeutet für die <strong>Patienten</strong> nicht nur bessere<br />

Gehmöglichkeit o<strong>der</strong> bessere Lage des Hüftkopfes und dadurch verringerte<br />

Gefahren einer Hüftluxation, son<strong>der</strong>n es hat neben all den orthopädischen<br />

beziehungsweise funktionellen und motorischen Effekten auch eine große<br />

pflegerische und hygienische Notwendigkeit.<br />

Natürlich gibt es in <strong>der</strong> Behandlung <strong>mit</strong> dem Pferd noch an<strong>der</strong>e Wirkfaktoren, welche<br />

für cerebralparetische <strong>Patienten</strong> von Bedeutung sind, doch in Anbetracht <strong>der</strong><br />

Fragestellung dieser Ar<strong>bei</strong>t, sind die oben besprochenen Faktoren bezüglich <strong>der</strong><br />

<strong>Auswirkungen</strong> auf die Adduktoren von höherer Relevanz.<br />

Eine grundsätzliche Voraussetzung um eine <strong>Hippotherapie</strong> überhaupt durchführen zu<br />

können, ist die Verordnung eines Arztes. Außerdem muss entwe<strong>der</strong> <strong>der</strong> Patient<br />

selbst einverstanden beziehungsweise eine Einverständniserklärung <strong>der</strong> Eltern<br />

vorliegen und jegliche Versicherungsfragen wie <strong>bei</strong>spielsweise Unfallversicherung,<br />

müssen abgeklärt sein. Als nächstes muss wie am Anfang je<strong>der</strong> normalen<br />

Physiotherapie, eine Befundaufnahme gemacht werden. Nur dadurch ist eine<br />

erfolgreiche, und individuell auf die Bedürfnisse des <strong>Patienten</strong> abgestimmte Therapie<br />

erreichbar. Des Weiteren wird natürliche eine aktuelle Therapiedokumentation<br />

geführt, um Fortschritte o<strong>der</strong> eventuelle Verschlechterungen zu beobachten.<br />

Grundsätzlich kann man sagen, dass eine <strong>Hippotherapie</strong>einheit zwischen 20 und 30<br />

Minuten dauert. Je nach Schweregrad <strong>der</strong> Erkrankung und den motorischen sowie<br />

cognitiven Möglichkeiten des <strong>Patienten</strong>, reicht es als therapeutisches Mittel aus,<br />

wenn <strong>der</strong> Patient einfach nur auf dem Pferd sitzt und die Schwingungen aufnimmt,<br />

die so<strong>mit</strong> <strong>der</strong> dem <strong>Patienten</strong> angemessenen Art und Weise beantwortet und<br />

Thurner Victoria Seite 33


<strong>Hippotherapie</strong><br />

verar<strong>bei</strong>tet werden. Bei <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> besseren motorischen sowie kognitiven<br />

Fähigkeiten, kann man die Wirkung <strong>mit</strong> Übungen wie zum Beispiel das Einnehmen<br />

verschiedener Sitzpositionen (vorwärts, seitlich, rückwärts,…) o<strong>der</strong> durch das<br />

Zuhandennehmen verschiedener Hilfs<strong>mit</strong>tel (Bälle o<strong>der</strong> Stäbe,…) verstärken und<br />

optimieren.<br />

<strong>Die</strong> speziellen Behandlungsziele <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese<br />

sind: 32<br />

• Normalisierung des Muskeltonus, sowohl Erhöhung des Hypotonen als auch<br />

Herabsetzen des Hypertonen<br />

• Hemmung pathologischer Bewegungsmuster<br />

• Bahnung normaler Stell-, Stütz- und Gleichgewichtsreaktionen<br />

• För<strong>der</strong>ung sensomotorischer Wahrnehmung<br />

• Stimulation <strong>der</strong> Rumpfkontrolle<br />

• Entspannung <strong>der</strong> Adduktoren<br />

• Besserung von Kondition, Leistungsfähigkeit und Ausdauer<br />

2.3.1 Literaturrecherche:<br />

<strong>Die</strong> <strong>Hippotherapie</strong> ist als eine physiotherapeutische Maßnahme sehr gut „erforscht“.<br />

Kaum eine an<strong>der</strong>e physiotherapeutische Methode hat so viele Studien, die sich <strong>mit</strong><br />

<strong>der</strong> Wirksamkeit beschäftigen. 33 Trotzdem war in dieser Ar<strong>bei</strong>t die Suche nach<br />

passen<strong>der</strong> und vor allem aussagekräftiger Literatur nicht immer einfach.<br />

<strong>Die</strong> Fragestellung in dieser Ar<strong>bei</strong>t war auf ein sehr konkretes Symptom in einem sehr<br />

variierenden Krankheitsbild gestellt. Allein das ist ein Grund, warum sich die<br />

Literaturrecherche als teilweise schwierig erwiesen hat. Lei<strong>der</strong> ist es nicht möglich<br />

gewesen alle Ar<strong>bei</strong>ten, die relevant für dieses Thema erschienen, auch zu erhalten.<br />

<strong>Die</strong> Ar<strong>bei</strong>t von Bausenwein, die elektromyographische Untersuchungen <strong>bei</strong> Infantilen<br />

Cerebralparetikern durchführte, war nicht erhältlich.<br />

32<br />

<strong>Die</strong> folgenden Ausführungen beziehen sich auf: Riede, D: Therapeutisches Reiten in <strong>der</strong> Krankengymnastik<br />

1986; S. 152<br />

33<br />

Siehe: Strauß, I; <strong>Hippotherapie</strong>- Neurophysiologische Behandlung <strong>mit</strong> und auf dem Pferd 2000; S. 53<br />

Thurner Victoria Seite 34


<strong>Hippotherapie</strong><br />

<strong>Die</strong> Literaturrecherche erfolgte über das Internet in den bekanntesten medizinischen<br />

physiotherapeutischen Datenbanken Medline, Pubmed und Pedro. <strong>Die</strong> verwendeten<br />

Stichworte waren hippotherapy, <strong>Hippotherapie</strong>, therapeutisches Reiten, horseback<br />

riding, Infantile Cerebralparese und cerebral palsy.<br />

In <strong>der</strong> Datenbank Medline wurden unter dem Suchbegriff „hippotherapy“ 31 Titel<br />

gefunden. Mit dem Stichwort „<strong>Hippotherapie</strong>“ wurden 7 Artikel gefunden. Der<br />

Suchbegriff „ Therapeutisches Reiten“ brachte 7 Treffer.<br />

„Horseback riding“ als Stichwort brachte <strong>mit</strong> 100 die meisten Ergebnisse, allerdings<br />

waren nur wenige von Relevanz für diese Ar<strong>bei</strong>t. Kombinierte Stichworte wie<br />

„Hippotherapy“ und „cerebral palsy“ o<strong>der</strong> „<strong>Hippotherapie</strong>“ und „Infantile<br />

Cerebralparese“ o<strong>der</strong> „Therapeutisches Reiten“ und „Infantile Cerebralparese“<br />

brachten keine Treffer.<br />

<strong>Die</strong> Datenbank Pubmed brachte ähnliche Erfolge. Mit dem Stichwort „hippotherapy“<br />

erfasste die Literatursuche 32 Artikel. „Therapeutisches Reiten“ brachte nur 3 Treffer.<br />

Der Suchbegriff „<strong>Hippotherapie</strong>“ erbrachte keinerlei Treffer. Mit dem Suchbegriff<br />

„horseback riding“ allerdings, brachte diese Datenbank 103 Artikel.<br />

<strong>Die</strong> physiotherapeutische Evidenzdatenbank Pedro lieferte insgesamt die wenigsten<br />

Ergebnisse. <strong>Die</strong> Suchbegriffe „<strong>Hippotherapie</strong>“ und „Therapeutisches Reiten“ brachten<br />

<strong>bei</strong>de keine Ergebnisse. „Hippotherapy“ und „horseback riding“ brachten jeweils 3<br />

Treffer. Auch hier brachten kombinierte Suchbegriffe keine weiteren Ergebnisse.<br />

Weiters erfolgte die Literatursuche über die Suchmaschine Google und Google<br />

Scholar. Außerdem wurde die Literatursuche über die Universitätsbibliotheken<br />

Innsbruck und daraus resultierenden Fernbestellungen o<strong>der</strong> Literaturbestellungen<br />

über die Universitätsbibliothek Wien sowie über den Literaturbestellservice Subito,<br />

ausgeweitet.<br />

Außerdem wurden für die Literaturrecherche folgende Kriterien festgelegt:<br />

Einschlusskriterien:<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die über <strong>Hippotherapie</strong> und Infantile Cerebralparese berichten<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die über <strong>Hippotherapie</strong> im Allgemeinen berichten<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die über die Infantile Cerebralparese berichten<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die in Deutsch o<strong>der</strong> Englisch geschrieben wurden<br />

Thurner Victoria Seite 35


<strong>Hippotherapie</strong><br />

• Alle Ergebnisse im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>Hippotherapie</strong> und <strong>Infantiler</strong><br />

Cerebralparese, speziell aber über Tonusän<strong>der</strong>ungen in den Adduktoren<br />

Ausschlusskriterien:<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die in einer an<strong>der</strong>en Sprache als Deutsch o<strong>der</strong> Englisch<br />

geschrieben wurden<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die sich <strong>mit</strong> quantitativen Messungen wie zum Beispiel <strong>der</strong> Gross<br />

Motor Function Measure Test o<strong>der</strong> ähnlichem beschäftigen<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die zwar die <strong>Hippotherapie</strong>, dafür aber ein an<strong>der</strong>es Krankheitsbild<br />

wie zum Beispiel Multiple Sklerose, behandelt<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die über einen Literaturbestelldienst, Bibliotheken o<strong>der</strong> Fernleihe zu<br />

bekommen waren<br />

• Ar<strong>bei</strong>ten, die sich <strong>mit</strong> Heilpädagogischem Reiten o<strong>der</strong> Behin<strong>der</strong>tenreiten<br />

beschäftigen<br />

Zusammenfassend ergaben sich aus dieser Literaturrecherche, die am 18.6.2007<br />

durchgeführt wurde, folgende Ergebnisse:<br />

Tabelle 3: Eigene Darstellung<br />

Thurner Victoria Seite 36


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Des Weiteren wurde durch das Lesen <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t von Gehrts die Studien von<br />

Zahradka und Müller als wichtig empfunden und in diese Ar<strong>bei</strong>t <strong>mit</strong> aufgenommen.<br />

<strong>Die</strong> Ar<strong>bei</strong>t von Rausch ging aus dem Literaturverzeichnis des Buches<br />

Therapeutisches Reiten von Riede hervor.<br />

Zusammenfassend ergeben sich so<strong>mit</strong> 5 Studien, die für diese Ar<strong>bei</strong>t als relevant<br />

empfunden wurden und daher anschließend in <strong>der</strong> Literaturanalyse eingehend<br />

besprochen werden.<br />

Thurner Victoria Seite 37


2.3.2 Literaturanalyse:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

„An exploration of German and British physiotherapists´ view on the effects of<br />

hippotherapy and their measurement”<br />

Dorothee´ Debuse, Colin Chandler, Catherine Gibb; 2000<br />

Tabelle 4: Eigene Darstellung<br />

Methode Ergebnisse<br />

• Befragung von<br />

Endresultat<br />

Physiotherapeuten aus<br />

Großbritannien: 12 71%<br />

Deutschland und<br />

Großbritannien <strong>mit</strong><br />

Deutschland: 36 68 %<br />

abgeschlossener Ausbildung In Bezug auf die Fragestellung dieser<br />

zum Hippo-therapeuten in 6 Diplomar<strong>bei</strong>t sind nur die Ergebnisse<br />

Teilbereichen:<br />

bezüglich einer Verän<strong>der</strong>ung des<br />

Muskeltonus relevant:<br />

A: <strong>Die</strong> Möglichkeiten, Umgebung und<br />

Pferde<br />

B: <strong>Patienten</strong>gut, ihre Betrachtung und<br />

Behandlung<br />

C: <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> Cererbralparese; das<br />

Assessment und Behandlung und die<br />

Erwartungen bezüglich den<br />

<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> auf<br />

dieses <strong>Patienten</strong>gut<br />

D: <strong>Die</strong> Finanzierung des angebotenen<br />

<strong>Hippotherapie</strong> Programms<br />

E: Der Physiotherapeut, die Ar<strong>bei</strong>t und<br />

Hintergrundwissen<br />

F: <strong>Die</strong> Zukunft <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong><br />

Deutschland:<br />

55,6% sagten, dass die Regulierung<br />

des Muskeltonus <strong>der</strong> wichtigste Effekt<br />

<strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> ist, gefolgt von<br />

verbesserter Rumpf- und<br />

Haltungskontrolle ( 22,2%)<br />

Großbritannien:<br />

Regulierung des Muskeltonus und<br />

psychische <strong>Auswirkungen</strong> stehen <strong>mit</strong><br />

jeweils 25% an erster Stelle gefolgt von<br />

verbessertem Gleichgewicht und<br />

Haltungskontrolle (16,7%)<br />

Außerdem sagten viele Therapeuten in<br />

Form einer freien Antwortmöglichkeit,<br />

dass es keine vergleichbare<br />

physiotherapeutische Maßnahme gibt,<br />

die den Tonus auf diese Art und Weise<br />

positiv beeinflussen kann.<br />

Thurner Victoria Seite 38


<strong>Hippotherapie</strong><br />

„Improvements in muscle Symmetry in Children with Cerebral Palsy After<br />

Equine- Assisted Therapy (Hippotherapy)“<br />

William Benda,. Nancy H. McGibbon and Kathryn L. Grant, 2003<br />

Methode<br />

• Prä- und Posttest <strong>mit</strong><br />

Kontrollgruppe<br />

• Elektromyographische Messung<br />

<strong>der</strong> Muskelaktivität des Rumpfes<br />

und <strong>der</strong> Oberschenkel während<br />

dem Stehen, Gehen und Sitzen<br />

vor und nach 8 minütiger<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

• Kontrollgruppe: ebenfalls<br />

elektromyographische Messungen<br />

des Rumpfes und des<br />

Oberschenkels während dem<br />

Stehen, Gehen und Sitzen vor<br />

und nach dem Sitzen auf einem<br />

statischen, sich nicht<br />

bewegenzden Fass für ebenfalls 8<br />

Minuten, während ein Pferdevideo<br />

abgespielt wurde<br />

15 Kin<strong>der</strong> zwischen 4 und 12 Jahren <strong>mit</strong><br />

spastischer Cerebralparese; 7 Kin<strong>der</strong> in<br />

<strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> Gruppe und die<br />

restlichen 8 in <strong>der</strong> Kontrollgruppe am<br />

Fass<br />

Tabelle 5: Eigene Darstellung<br />

Ergebnisse<br />

Der Unterschied zwischen linker und<br />

rechter Seite wurde in Microvolt<br />

angegeben. Aus diesen zwei Werten<br />

resultierte dann <strong>der</strong> absolute Asymetrie-<br />

Wert. <strong>Die</strong>ser Wert diente als Grundlage,<br />

um die Verbesserung nach <strong>der</strong><br />

<strong>Hippotherapie</strong> zu messen.<br />

<strong>Die</strong> Auswertung <strong>der</strong> Ergebnisse zeigte<br />

eine deutliche Abnahme des Muskeltonus<br />

in den Oberschenkeln.<br />

Der Beste Wert war 97,7% <strong>bei</strong> einem<br />

Kind nach <strong>Hippotherapie</strong> <strong>mit</strong> den größten<br />

Asymmetrien in den Adduktoren.<br />

Um die Ergebnisse zu veranschaulichen,<br />

befindet sich im Anhang eine Abbildung<br />

<strong>mit</strong> den Auswertungen des Tests.<br />

Thurner Victoria Seite 39


<strong>Hippotherapie</strong><br />

„Versuche zur Objektivierung von Reittherapierfolgen <strong>bei</strong> Infantilen<br />

Cerebralparetikern“<br />

Reinhold Traugott Friedrich Müller; 1979<br />

Methode<br />

• Prä- und Posttest Versuch nach 20<br />

Minuten <strong>Hippotherapie</strong><br />

• 10 Kin<strong>der</strong> zwischen 4 und 15 Jahren<br />

<strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese, davon<br />

eine Versuchsperson <strong>mit</strong> Athetose<br />

und eine Person <strong>mit</strong> Spastik nach<br />

Unfallgeschehen<br />

• eine gesunde Vergleichsperson<br />

• Kontrollgruppe auf einer Rolle <strong>mit</strong><br />

1,50 m Länge und 70 cm<br />

Durchmesser<br />

• Eine mechanisches Reflexgerät<br />

testet unter konstant bleibenden<br />

Bedingungen den<br />

Patellarsehnenreflex, <strong>der</strong> dann<br />

<strong>mit</strong>tells Oberflächenelektroden<br />

elektromyographisch beschrieben<br />

wurde<br />

Tabelle 6: Eigene Darstellung<br />

Ergebnisse<br />

Insgesamt liegen 880 Reflexmessungen<br />

nach <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>, 290<br />

Reflexmessungen nach <strong>der</strong> Therapie auf <strong>der</strong><br />

Rolle und 30 von gesunden<br />

Versuchspersonen vor<br />

Bei <strong>der</strong> Person <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Athetose und <strong>der</strong><br />

Spastik nach Unfall zeigten sich keine<br />

messbaren Unterschiede<br />

Bei den an<strong>der</strong>en Versuchspersonen zeigte<br />

sich nach <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> eine zum Teil<br />

deutliche Verringerung <strong>der</strong><br />

Reflexerregbarkeit <strong>mit</strong> einer<br />

Irrtumswahrscheinlichkeit von 2% /nach<br />

Berechnungen durch das Wilcoxon<br />

Testverfahren)<br />

Bei <strong>der</strong> Therapie auf <strong>der</strong> Rolle konnten keine<br />

signifikanten Unterschiede berechnet und<br />

gemessen werden.<br />

Auch <strong>bei</strong> <strong>der</strong> gesunden Versuchsperson<br />

wurden keine Unterschiede vor und nach <strong>der</strong><br />

Reittherapie gemessen.<br />

Zum besseren Verständnis befindet sich<br />

eine Abbildung im Anhang.<br />

Thurner Victoria Seite 40


<strong>Hippotherapie</strong><br />

„Reiten als Therapie <strong>bei</strong> spastisch gelähmten Kin<strong>der</strong>n“<br />

Reinhard Rausch, 1973<br />

Methode<br />

• Prä- und Posttest Design<br />

• Vor, direkt nach dem Reiten und<br />

einen Tag später wurde die<br />

Hüftabduktionsfähigkeit <strong>mit</strong>tels<br />

Maßband im Stand, Langsitz, Sitz<br />

und Liegen aktiv und passiv<br />

gemessen, anhand des<br />

Knieabstandes, Knöchelabstandes<br />

und <strong>der</strong> Schrittlänge<br />

• Über einen Zeitraum von ca. 14<br />

Monaten erhielten 4 Kin<strong>der</strong> zwischen<br />

11 und 15 Jahren 1x wöchentlich für<br />

10 Minuten die Reittherapie<br />

Tabelle 7: Eigene Darstellung<br />

Ergebnisse<br />

Bei allen Kin<strong>der</strong>n wurde eine Besserung <strong>der</strong><br />

Abduktionsfähigkeit <strong>der</strong> Hüfte festgestellt<br />

Da<strong>bei</strong> war <strong>der</strong> Wert direkt nach <strong>der</strong> Therapie<br />

etwas höher als <strong>der</strong> Wert am nächsten Tag,<br />

aber trotzdem <strong>bei</strong>de höher als <strong>der</strong> Wert vor<br />

<strong>der</strong> Therapie<br />

Als Beispiel befinden sich im Anhang zwei<br />

Diagramme zur Veranschaulichung.<br />

Thurner Victoria Seite 41


<strong>Hippotherapie</strong><br />

„Versuche zur Objektivierung von <strong>Hippotherapie</strong>erfolgen <strong>bei</strong> Infantilen<br />

Cerebralparetikern“<br />

Zahradka, 1993<br />

Methode<br />

Insgesamt dauerten die Untersuchungen 4<br />

Jahre; Unterteilung in 4 Etappen<br />

• Ersten 2 Muskeltonus<br />

• An<strong>der</strong>en 2 Motorische<br />

Koordination, gemessen nach einem<br />

Motoriktest von Heipertz- Hengst ( für diese<br />

Ar<strong>bei</strong>t weniger relevant)<br />

1. Etappe: 1987:<br />

• Prä- und Posttestdesign <strong>mit</strong><br />

Kontrollgruppe<br />

• 18 Kin<strong>der</strong> wurden in 3 Abteilungen<br />

unterteilt<br />

• 1x wöchentlich für 15 Minuten<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

• Über einen Zeitraum von 2 Monaten<br />

• Messung des Abstandes <strong>der</strong><br />

Femurkondylen<br />

<strong>bei</strong> maximaler Abduktion in Rückenlage vor<br />

und nach dem Reiten<br />

2.Etappe: 1988<br />

• Prä- und Posttestdesign<br />

• 12 Kin<strong>der</strong> wurden in 2 Gruppen<br />

unterteilt; alle <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Diagnose<br />

Diparese<br />

Tabelle 8: Eigene Darstellung<br />

Ergebnisse<br />

Etappe 1:<br />

Es wurden eindeutige Messergebnisse und<br />

so<strong>mit</strong> eine Verbesserung <strong>der</strong><br />

Abduktionsfähigkeit und <strong>der</strong> Tonussituation in<br />

den Adduktoren<br />

Der Durchschnittliche Wert <strong>der</strong><br />

Vergrößerung beträgt 8, 6 cm<br />

<strong>Die</strong> einzelnen Werte <strong>der</strong> Messung sind im<br />

Anhang aufgelistet<br />

2. Etappe:<br />

Auch hier wurden eindeutige Ergebnisse<br />

bezüglich <strong>der</strong> Verbesserung <strong>der</strong><br />

Tonussituation in den Adduktoren und da<strong>mit</strong><br />

verbunden eine verbesserte Abduktion<br />

Da<strong>bei</strong> zeigte die Gruppe <strong>mit</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Hippotherapie</strong> eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>mit</strong><br />

statistischer Relevanz, welche die Gruppe<br />

auf <strong>der</strong> Rolle durch die erhaltenen<br />

Ergebnisse nicht erreichte<br />

<strong>Die</strong> genauen Angaben befinden sich im<br />

Anhang<br />

Thurner Victoria Seite 42


• Reitgruppe; erhielt 1x wöchentlich für<br />

15 Minuten <strong>Hippotherapie</strong><br />

• Kontrollgruppe auf Rolle; erhielt 1x<br />

wöchentlich für 15 Minuten Therapie<br />

auf <strong>der</strong> Rolle<br />

Messung des Abstandes <strong>der</strong> Femurkondylen<br />

<strong>bei</strong> maximaler Abduktion vor und nach <strong>der</strong><br />

Behandlung in Rückenlage vor und nach<br />

dem Reiten beziehungsweise <strong>der</strong> Therapie<br />

auf <strong>der</strong> Rolle<br />

3. Ergebnisse:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

<strong>Die</strong> beson<strong>der</strong>en Wirkfaktoren <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>, die in dieser Ar<strong>bei</strong>t schon<br />

ausführlich beschrieben worden sind, wurden durch die für diese Ar<strong>bei</strong>t verwendeten<br />

Studien bestätigt. Anhand <strong>der</strong> vorliegenden Ar<strong>bei</strong>ten wurden <strong>mit</strong>tels Fragebogen,<br />

elektromyographischen Messungen und Messung <strong>der</strong> Abduktionsfähigkeit <strong>mit</strong>tels<br />

Maßband, die positive Auswirkung <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> festgestellt.<br />

So<strong>mit</strong> kann die Frage, ob durch die hippotherapeutische Behandlung<br />

cerebralparetischer <strong>Patienten</strong> eine Besserung <strong>der</strong> Spastizität in <strong>der</strong> Unteren<br />

Extre<strong>mit</strong>ät, speziell den Adduktoren zu erhalten ist, <strong>mit</strong> Ja beantwortet werden. <strong>Die</strong><br />

Messergebnisse aus den Studien von Müller, Benda, Rausch, Zahradka und auch<br />

die Auswertung <strong>der</strong> Umfrage von Debuse zeigen eindeutige und positive Ergebnisse<br />

bezüglich <strong>der</strong> verbesserten, niedrigeren Tonussituation <strong>der</strong> Adduktoren.<br />

<strong>Die</strong> Frage, ob die <strong>Hippotherapie</strong> positive <strong>Auswirkungen</strong> auf das Erscheinungsbild <strong>der</strong><br />

Infantilen Cerebralparese hat, kann auch <strong>mit</strong> Ja beantwortet werden. Durch eine<br />

Besserung <strong>der</strong> Spastizität in den Adduktoren kommt es zu einer vermehrten<br />

Abduktion in <strong>der</strong> Hüfte und daraus folgend einer geringeren Innenrotation <strong>der</strong> Hüfte,<br />

<strong>mit</strong> einer verbesserten Stellung <strong>der</strong> Kniegelenke und <strong>der</strong> Sprunggelenke resultierend.<br />

Durch die Verbesserung dieser Komponenten hat <strong>der</strong> Patient eine grundsätzlich<br />

bessere Hüftsituation, wodurch Kontrakturen und eventuellen Luxationen vorgebeugt<br />

Thurner Victoria Seite 43


<strong>Hippotherapie</strong><br />

werden kann. Wenn <strong>der</strong> Patient gehfähig ist, wird dadurch ein verbessertes Gangbild<br />

trainiert und erreicht. Aus diesen Ergebnissen heraus beantwortet sich auch die<br />

letzte Frage, ob die <strong>Hippotherapie</strong> <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> infantiler Cerebralparese eine<br />

effiziente und wirkungsvoll aber auch sinnvolle Therapiemaßnahme ist, <strong>mit</strong> Ja. Durch<br />

die Schwingungen, die das Pferd auf den <strong>Patienten</strong> überträgt, ergibt sich eine<br />

einzigartige Behandlungsmöglichkeit. <strong>Die</strong> Bewegungen des Pferdes werden<br />

subcortikal und automatisch stimuliert und dadurch gebahnt. Keine durch den<br />

Therapeuten manuelle ausgeführte Technik kann eine Bewegung so bahnen, wie die<br />

<strong>Hippotherapie</strong>. Keine Dehnung und Entspannung <strong>der</strong> Muskulatur hat einen solchen<br />

Erfolg, als durch die <strong>Hippotherapie</strong> erreichbar ist.<br />

Bezüglich <strong>der</strong> wissenschaftlichen Aussagekraft dieser Studien treten allerdings<br />

immer wie<strong>der</strong> Probleme auf. Zu geringe Probandenzahlen, keine Langzeitwirkungen<br />

o<strong>der</strong> nicht standardisierte Messverfahren o<strong>der</strong> Therapiemaßnahmen sind<br />

problematisch, wenn man von diesen Ergebnissen ausgehend, wissenschaftliche<br />

Erkenntnisse o<strong>der</strong> Schlüsse bezüglich <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> schließen<br />

will. Trotzdem sind die Ergebnisse <strong>der</strong> Studien in gewissem Maß aussagekräftig, und<br />

für diese Ar<strong>bei</strong>t von Bedeutung.<br />

Also kann zusammenfassend gesagt werden, dass das Ergebnis dieser<br />

Literaturstudie, bezüglich den <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> auf die Spastizität als<br />

positiv zu sehen ist, und daher gesehen die <strong>Hippotherapie</strong> eine sehr effektive<br />

Therapiemaßnahme <strong>bei</strong> <strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese ist.<br />

4. Diskussion:<br />

Laut Strauß, gibt es keine an<strong>der</strong>e physiotherapeutische Maßnahme, die so<br />

eingehend untersucht und erforscht ist, wie die <strong>Hippotherapie</strong> 34 . Bei <strong>der</strong> Analyse <strong>der</strong><br />

Studien, die dann für diese Ar<strong>bei</strong>t ausgesucht wurden, ergab sich ein positives<br />

Allgemeinbild <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. Allerdings geben alle Studien Grund zur kritischen<br />

Betrachtung. Das grundsätzliche Problem <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Analyse, <strong>der</strong> in dieser Ar<strong>bei</strong>t<br />

verwendeten Studien liegt allerdings darin, dass zwar alle auf das gleiche Thema<br />

abzielen, wenn es auch nicht immer <strong>der</strong> Hauptgrund für die Untersuchungen ist, aber<br />

34 Strauß, I: <strong>Hippotherapie</strong>- neurophysiologische Behandlung <strong>mit</strong> und auf dem Pferd, 2000; S. 53<br />

Thurner Victoria Seite 44


<strong>Hippotherapie</strong><br />

keine Studie <strong>mit</strong> <strong>der</strong> an<strong>der</strong>en vergleichbar ist. Alle Studien verwenden<br />

unterschiedliche Messverfahren beziehungsweise Untersuchungsmethoden. Wenn<br />

man die Studien untereinan<strong>der</strong> vergleichen könnte, wäre die Aussagekraft<br />

bedeutend größer. Auch einzeln gesehen, geben die Studien Grund zu<br />

Verbesserungen. So wurden in <strong>der</strong> Studie von Müller keine genauen Angaben zu <strong>der</strong><br />

gesunden Vergleichsperson gemacht, kein Alter, kein Geschlecht und auch kein<br />

genauer Ablauf <strong>der</strong> Therapie. Außerdem wurden auch keine genauen Angaben zu<br />

<strong>der</strong> Kontrollgruppe gemacht. Erst aus den Ergebnissen <strong>der</strong> Rolle im Anhang <strong>der</strong><br />

Studie wurde ersichtlich, wer an <strong>der</strong> Kontrollgruppe teilnahm. Allerdings wurde nicht<br />

erwähnt, wie lange die Therapie auf <strong>der</strong> Rolle dauerte. Ein weiterer Faktor, <strong>der</strong> das<br />

Ergebnis etwas abschwächen kann, ist die Tatsache, dass die <strong>Patienten</strong>, wenn sie<br />

dazu in <strong>der</strong> Lage waren, traben und sogar teilweise galoppieren durften. Das war<br />

auch <strong>der</strong> Fall in <strong>der</strong> Studie von Rausch. Auch er verwendete nicht nur die Gangart<br />

Schritt, wie es in <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> normalerweise üblich ist, son<strong>der</strong>n auch Trab und<br />

Galopp. Zur Verteidigung kann man sagen, dass die Studie von Rausch 1974<br />

geschrieben wurde, und die Einteilung in <strong>Hippotherapie</strong>, Heilpädagogisches Reiten<br />

und Behin<strong>der</strong>tenreiten erst 1977 eingeführt, und so<strong>mit</strong> eine Trennung dieser<br />

Bereiche vollzogen wurde. Positiv <strong>bei</strong> <strong>der</strong> Studie von Rausch ist allerdings, dass alle<br />

<strong>Patienten</strong> ein sehr ähnliches Krankheitsbild aufweisen, und darum die Ergebnisse<br />

gut <strong>mit</strong>einan<strong>der</strong> vergleichbar sind. Was aber in dieser Studie fehlt, ist eine<br />

Kontrollgruppe. Erst eine Kontrollgruppe kann alternative Einflussfaktoren<br />

ausschließen. 35 Des Weiteren wurde nicht erwähnt, wie die <strong>Patienten</strong> eingeteilt<br />

wurden, die Frage <strong>der</strong> Randomisierung ist also lückenhaft. Das gleiche Problem hat<br />

die Studie von Zahradka. Auch hier wurde in <strong>bei</strong>den Etappen nicht erwähnt, wie die<br />

<strong>Patienten</strong> in die Gruppen eingeteilt wurden. Es wurde auch nicht erwähnt, ob die<br />

Untersucher sowie die Therapeuten verblindet waren. Positiv allerdings war, dass<br />

Zahradka in <strong>der</strong> zweiten Etappe zumindest eine Kontrollgruppe hatte und die<br />

<strong>Patienten</strong> alle ein ähnliches Krankheitsbild hatten, auch wenn es nicht näher<br />

beschrieben wurde. Trotz all dieser „Verbesserungsvorschläge“ haben alle Studien<br />

35 Siehe URL:<br />

http://www.psychotherapie.uniwuerzburg.de/lehre/download/vorl07_forschungsmethodik_faller_ss07.pdf<br />

[ Stand: 4.12.2007]<br />

Thurner Victoria Seite 45


<strong>Hippotherapie</strong><br />

aussagekräftige Untersuchungsergebnisse, die <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> aufgrund ihrer<br />

Wirkung die Anerkennung zugestehen.<br />

Auch an<strong>der</strong>e Studien, die zwar nicht direkt in dieser Ar<strong>bei</strong>t diskutiert wurden, weil sie<br />

zum Teil nur quantitative Aussagen lieferten, zeigen alle ein positives Bild <strong>der</strong><br />

<strong>Hippotherapie</strong>. So wird in <strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t von Sni<strong>der</strong>, die Frage, ob <strong>Hippotherapie</strong><br />

effektiver ist, als keine Behandlung, eine Placebo Behandlung o<strong>der</strong> eine an<strong>der</strong>e<br />

Therapiemethode bezüglich <strong>der</strong> <strong>Auswirkungen</strong> auf Körperfunktionen und Strukturen,<br />

<strong>mit</strong>tels Level of Evidence <strong>mit</strong> 2a bewertet. <strong>Die</strong> Studie von Hammer, die sich<br />

allerdings <strong>mit</strong> Multiple Sklerosen beschäftigt, zeigt auch positive <strong>Auswirkungen</strong> auf<br />

Spastizität. <strong>Die</strong> Abbildung dazu befindet sich im Anhang.<br />

Aufgrund <strong>der</strong> in dieser Ar<strong>bei</strong>t erbrachten Ergebnisse bezüglich <strong>der</strong> Wirksamkeit <strong>der</strong><br />

<strong>Hippotherapie</strong>, ist <strong>bei</strong> vielen <strong>Patienten</strong> die <strong>Hippotherapie</strong> als beste Therapie <strong>der</strong> Wahl<br />

zu sehen. Natürlich sollte immer <strong>der</strong> Patient entscheiden, denn wenn <strong>der</strong> Patient<br />

diese Therapie als nicht geeignet sieht, o<strong>der</strong> er diese Therapie einfach nicht will, wird<br />

sie auch nicht die erwünschten Ergebnisse bringen. Das heißt, man sollte immer in<br />

Absprache <strong>mit</strong> dem <strong>Patienten</strong> beziehungsweise den Angehörigen, die möglichen<br />

Therapiemaßnahmen genau durchgehen und über die Erfolgsaussichten<br />

wahrheitsgemäß berichten, um von Anfang an schon abzuklären, ob diese<br />

Therapieform die richtige für diesen <strong>Patienten</strong> ist. Da<strong>bei</strong> soll aber im Fall <strong>der</strong><br />

<strong>Hippotherapie</strong> nie vergessen werden, dass, wenn sie auch sehr positive Ergebnisse<br />

bringen kann, auch sie keine Wun<strong>der</strong> bewirken kann, denn das Grundproblem des<br />

<strong>Patienten</strong> bleibt das gleiche: eine Schädigung im Zentralen Nervensystem.<br />

Eine ganz an<strong>der</strong>e Frage ist, ob die <strong>Hippotherapie</strong> die Therapie <strong>der</strong> Wahl <strong>bei</strong><br />

<strong>Patienten</strong> <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese bezüglich <strong>der</strong> Kosten ist. Sprechen die<br />

Kosten für eine solche Therapie o<strong>der</strong> dagegen? Da die <strong>Hippotherapie</strong> sicher eine<br />

Therapiemaßnahme, die einige Kosten <strong>mit</strong> sich bringt, soll hier<strong>mit</strong> auch <strong>der</strong><br />

wirtschaftliche Aspekt, ob die <strong>Hippotherapie</strong> eine in Bezug auf die Kosten effektive<br />

Therapiemaßnahme ist, diskutiert werden.<br />

Anfragen <strong>bei</strong> Krankenkassen ergaben folgende Kostenübernahmen:<br />

Thurner Victoria Seite 46


Versicherung<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Tabelle 9: Eigene Darstellung<br />

Therapieeinheit<br />

Kostenübernahme<br />

SVA 20-25 Minuten 21,80 Euro<br />

Eisenbahner und Bergbau Keine Angabe 24,98 Euro<br />

BVA Keine Angabe 47,64 Euro<br />

Bauern<br />

TGKK<br />

30 Minuten<br />

Maximal 20 Einheiten<br />

Pro Jahr<br />

Vertragspartner:<br />

20 Minuten<br />

30 Minuten<br />

Rückerstattung:<br />

14,54 Euro<br />

23,95 Euro<br />

36,73 Euro<br />

80% des Gesamtbetrages<br />

Wenn man nun den Grundsatz einer <strong>Hippotherapie</strong>einheit zwischen 40 und 60 Euro<br />

betrachtet, kommen so<strong>mit</strong> auf den <strong>Patienten</strong> erhebliche Kosten zu. Vergleicht man<br />

diese Kosten <strong>mit</strong> einer an<strong>der</strong>en physiotherapeutischen Maßnahme die <strong>bei</strong> <strong>Infantiler</strong><br />

Cerepralparese in Frage kommt, also alle neurophysiologischen<br />

Behandlungsmaßnahmen, sieht man, dass die <strong>Hippotherapie</strong> teurer ist. Bei <strong>der</strong><br />

Tiroler Gebietskrankenkasse <strong>bei</strong>spielsweise wird <strong>bei</strong> Vertragspartnern ein<br />

Behandlungsblock bewilligt, für den alle Kosten die Krankenkasse übernimmt. Wenn<br />

<strong>der</strong> Therapeut allerdings kein Vertragspartner <strong>der</strong> Tiroler Gebietskrankenkasse ist,<br />

wird für eine solche Therapiemaßnahme, wie zum Beispiel eine Bobath Therapie, ein<br />

ähnlicher Satz wie für die <strong>Hippotherapie</strong> berechnet. Das heißt, dass die<br />

<strong>Hippotherapie</strong> verglichen <strong>mit</strong> an<strong>der</strong>en vergleichbaren physiotherapeutischen<br />

Maßnahmen zwar etwas teurer ist, aber aufgrund ihrer Wirksamkeit auch sehr<br />

erfolgreich.<br />

Grund dafür sind im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Therapiemethoden hohe Kosten in <strong>der</strong><br />

Anschaffung und natürlich in <strong>der</strong> Erhaltung. Eine Möglichkeit, Kosten zu senken,<br />

wäre die Einrichtung größerer Einrichtungen speziell für <strong>Hippotherapie</strong>. Dadurch<br />

fallen die gesamten Kosten für <strong>bei</strong>spielsweise 2 Pferde nicht auf einen Therapeuten,<br />

son<strong>der</strong>n man hat mehrere Therapeuten und mehrere Pferde und die Kosten werden<br />

Thurner Victoria Seite 47


<strong>Hippotherapie</strong><br />

aufgeteilt und sogar verkleinert. Interessant wäre es sicher auch, wenn man<br />

eventuell die 3 Teilbereiche des Therapeutischen Reitens in einem Stall vereinen<br />

könnte und dadurch bestimmte För<strong>der</strong>ungen und Unterstützungen erhalten könnte.<br />

Auch dann wäre die <strong>Hippotherapie</strong> möglicherweise billiger.<br />

Wenn allerdings die Gesundheit an erster Stelle steht, sind Kosten meistens<br />

zweitrangig. Sind die Kosten im Rahmen des Möglichen, versucht je<strong>der</strong>, das<br />

bestmögliche herauszuholen, um die besten Erfolge zu erzielen. Also ist die<br />

Entscheidung <strong>der</strong> Wirtschaftlichkeit im Fall <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> eine individuell für<br />

jeden <strong>Patienten</strong> gestellte Frage, die nur <strong>der</strong> Patient selbst beziehungsweise die<br />

Angehörigen entscheiden können.<br />

5. Zusammenfassung:<br />

In dieser Literaturstudie wurde die vorhandene und erhältliche Literatur über<br />

<strong>Hippotherapie</strong> im Zusammenhang <strong>mit</strong> <strong>Infantiler</strong> Cerebralparese und <strong>der</strong> Symptomatik<br />

Spastik in den Adduktoren gesucht und analysiert. Da<strong>bei</strong> wurde im Voranschreiten<br />

<strong>der</strong> Ar<strong>bei</strong>t immer deutlicher, dass es zwar einige Ar<strong>bei</strong>ten zu diesem Thema gibt,<br />

davon aber nur wenige zu verwenden sind. Der Grund dafür ist wahrscheinlich die<br />

Fragestellung dieser Ar<strong>bei</strong>t, bezogen auf ein konkretes Symptom. Trotzdem waren<br />

die dann gefundenen und relevanten Ar<strong>bei</strong>ten aussagekräftig für diese Ar<strong>bei</strong>t und<br />

konnten meine Fragestellung positiv beantworten. So<strong>mit</strong> kann zusammenfassend<br />

gesagt werden, dass die Ar<strong>bei</strong>t ein Erfolg bezüglich <strong>der</strong> Ergebnisse ist, und so<strong>mit</strong> die<br />

<strong>Hippotherapie</strong> als eine effiziente und wirkungsvolle Therapiemethode <strong>bei</strong> <strong>Infantiler</strong><br />

Cerebralparese <strong>mit</strong> <strong>der</strong> Symptomatik Spastik in <strong>der</strong> Unteren Extre<strong>mit</strong>ät ausweist.<br />

Thurner Victoria Seite 48


6. Literaturverzeichnis:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Ar<strong>bei</strong>tsskriptum: PT Neurologie; Köchl, G. 2006<br />

Ar<strong>bei</strong>tsskriptum: PT Perfetti; Wopfner- Oberleit, S. 2007<br />

Benda, W; Improvements in muscle symmetrie in children with cerebral palsy after<br />

equine assisted therapy ( hippotherapy). In: Journal of Alternative and<br />

Complementary Medicine<br />

Bobath, B; <strong>Die</strong> motorische Entwicklung <strong>bei</strong> Zerebralparesen. Stuttgart, New York:<br />

Thieme Verlag , 6. unverän<strong>der</strong>te Auflage; 2005<br />

Debuse, D; An exploration of German and British physiotherapists´ views on the<br />

effects of hippotherapy and their measurement. In: Physiotherapy Theory and<br />

Practice, 21 (4), 2005<br />

Ferrari, A/ Cioni, G ( Hrsg.); Infantile Zerebralparese- Spontaner Verlauf und<br />

Orientierungshilfen für die Rehabilitation. Berlin: Springer Verlag 1998<br />

Flehming, I; Normale Entwicklung des Säuglings und ihre Abweichungen-<br />

Früherkennung und Frühbehandlung. Stuttgart, New York: Thieme Verlag, 6.<br />

unverän<strong>der</strong>te Auflage, 2001<br />

Frey, R; Grundlagen <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums<br />

für Therapeutisches Reiten, 2004<br />

Hammer, A; Evaluation of therapeutic riding (Sweden)/ hippotherapy (United States).<br />

A single-subject experimental design study replicated in eleven patients with multiple<br />

sclerosis. In: Physiotherapy Theory and Practice 21(1); 2005<br />

Hopf, H.Ch./ Poeck, V./ Schliach, H. ( Hrsg); Neurologie in Praxis und Klinik.<br />

Stuttgart, New York: Thieme Verlag, Band II, 1992<br />

Thurner Victoria Seite 49


<strong>Hippotherapie</strong><br />

http://www.orthopaedic-aachen.de/klinikum/de/html/cerebralparese.html<br />

[Stand: 29.6.2007]<br />

http://de.geocities.com/kin<strong>der</strong>physiotherapie/ICP.html<br />

[Stand: 22.8.2007]<br />

http://www.reckhaus.info/adhskissreflex/inpp-reflexe.htm<br />

[Stand: 29.8.2007]<br />

http://www.gutzitiert.de/zitat_autor_friedrich_martin_von_bodenstedt_thema_glueck_<br />

zitat_10386.html [Stand: 18.11. 2007]<br />

http://www.behindscreen.com/oktr/hippotherapie/index.htm<br />

[Stand: 10.11.2007]<br />

http://www.psychotherapie.uniwuerzburg.de/lehre/download/vorl07_forschungsmetho<br />

dik_faller_ss07.pdf [Stand: 4.12.2007]<br />

http://de.wikipedia.org/wiki/Apgar-Score<br />

[Stand: 29.8.2007]<br />

Maurer, U; Ursachen <strong>der</strong> Zerebralparese und klassische Behandlungsmöglichkeiten.<br />

In: Wiener Medizinische Wochenschrift 1 / 2, 2002<br />

Meregillano, G; Hippotherapy. In: Physical Medicine and Rehabilitation Clinics of<br />

North America 15, 2004<br />

Michaelis, R; Entwicklungsneurologie und Neuropädiatrie- Grundlagen und<br />

diagnostische Strategien. Stuttgart, New York: Thieme Verlag, 2. überar<strong>bei</strong>tete und<br />

erweiterte Auflage, 1999<br />

Thurner Victoria Seite 50


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Müller, R; Versuche zur Objektivierung von Reittherapieerfolgen <strong>bei</strong> infantilen<br />

Cerebralparetikern. Med. Diss. Nürnberg, 1979<br />

Rausch, R; Reiten als Therapie <strong>bei</strong> spastisch gelähmten Kin<strong>der</strong>n. Med. Diss.<br />

Göttingen, 1973<br />

Rehle, M; <strong>Die</strong> Bewegung des Pferdes als Therapiemöglichkeit. In: Krankengymnastik<br />

11(43), 1991<br />

Riede, D; Therapeutisches Reiten in <strong>der</strong> Krankengymnastik- Behnadlungsmethode<br />

im Rahmen einer komplexen Bewegungstherapie. München: Pflaum Verlag, 1986<br />

Ölsböck, L; <strong>Die</strong> Wertigkeit <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> in <strong>der</strong> Behandlung cerebralparetischer<br />

und mehrfachbehin<strong>der</strong>ter Kin<strong>der</strong>. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für<br />

Therapeutisches Reiten, 2004<br />

Sni<strong>der</strong>, L; Horseback Riding as Therapy for children with Cerebral Palsy- is There<br />

Evidence of Its Effectiveness? In: Physical and Occupational Therapy in Pediatrics<br />

27(2), 2007<br />

Strauß, I; <strong>Hippotherapie</strong>- Neurophysiologische Behandlung <strong>mit</strong> und auf dem Pferd.<br />

Stuttgart: Hippokrates Verlag, 3. Auflage, 2000<br />

Strauß, I; Stellenwert <strong>der</strong> <strong>Hippotherapie</strong> im Katalog physiotherapeutische<br />

Behandlungskonzepte. In: Son<strong>der</strong>heft des Deutschen Kuratoriums für<br />

Therapeutisches Reiten, 2004<br />

Zahradka, L: Versuche zur Objektivierung von <strong>Hippotherapie</strong>erfolgen <strong>bei</strong> infantilen<br />

Cerebralparetikern. In: Therapeutisches Reiten 1( 20), 1993<br />

Thurner Victoria Seite 51


7. Abbildungsverzeichnis:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Tabelle 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an Ferrari, A 1998, S. 9-10 ............................................. 13<br />

Abbildung 1: Eigene Darstellung in Anlehnung an Hopf.H.Ch. 1992, S. 1.94 ...................................... 14<br />

Abbildung 2: URL: http://www.hippotherapie-nord.de/static/html/hippotherapie.htm............................ 21<br />

[Stand: 2.12.2007] ................................................................................................................................. 21<br />

Tabelle 2 : Eigene Darstellung in Anlehnung an Ölsböck L, 2004; S. 37-38 ........................................ 23<br />

Abbildung 3: Eigene Darstellung in Anlehnung an Strauß I, 2000; S. 54-55 ........................................ 25<br />

Abbildung 4: Eigene Darstellung........................................................................................................... 31<br />

Tabelle 3: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 36<br />

Tabelle 4: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 38<br />

Tabelle 5: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 39<br />

Tabelle 6: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 40<br />

Tabelle 7: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 41<br />

Tabelle 8: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 42<br />

Tabelle 9: Eigene Darstellung ............................................................................................................... 47<br />

Tabelle 10:modifiziert nach URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Apgar-Score [Stand: 29.8.2007].......... 53<br />

Abbildung 5: Strauß, I; 2000; S: 33 ....................................................................................................... 55<br />

Tabelle 11: Eigene Darstellung in Anlehnung an Benda, W. 2003; S. 822........................................... 56<br />

Tabelle 12: Eigene Darstellung in Anlehnung an Benda, W. 2003; S. 823........................................... 56<br />

Abbildung 6: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Müller, R. 1979; ; S. 73´........................................ 57<br />

Abbildung 7: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Müller,R. 1979; S. 72............................................ 57<br />

Abbildung 8: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rausch, R; 1973; S. 18 ......................................... 58<br />

Abbildung 9: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rausch, R; 1973; S. 16 ......................................... 58<br />

Tabelle 13: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zahradka, L. 1993; S: 9 ........................................... 59<br />

Tabelle 14: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zahradka, L. 1993; S. 10 ......................................... 59<br />

Tabelle 15: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zahradka, L. 1993; S.10 .......................................... 60<br />

Abbildung 10: Hammer,A; 2005 Seite 69.............................................................................................. 60<br />

Thurner Victoria Seite 52


8. Anhang:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Apgar Score:<br />

Tabelle 10:modifiziert nach URL: http://de.wikipedia.org/wiki/Apgar-Score [Stand: 29.8.2007]<br />

3. Monat:<br />

Meilensteine <strong>der</strong> motorischen Entwicklung:<br />

• Zunehmende Streckung <strong>der</strong> Beine und des Rumpfs<br />

• Ansätze zur symmetrischen Orientierung; Orientierung zur Mittellinie<br />

• Verbessertes Kopfheben in Bauchlage<br />

• Unterarmstütz<br />

• Beuge- Abduktions Muster<br />

• In Rückenlage Kopf in Mittellinie<br />

• Anfangendes Hochziehen in den Stand, da<strong>bei</strong> geht aber <strong>der</strong> Kopf in<br />

Verlängerung des Rumpfes <strong>mit</strong><br />

• Unterstützter Sitz, da<strong>bei</strong> aber kontrollierte Kopfhaltung<br />

5. Monat:<br />

• Zunahme <strong>der</strong> Streckung<br />

• Zunahme <strong>der</strong> Symmetrie<br />

• Selbständiges Heben des Kopfes in Bauchlage<br />

• „Schwimmbewegungen“ in Bauchlage, da<strong>bei</strong> sind die Beine vom Boden<br />

abgehoben<br />

Thurner Victoria Seite 53


<strong>Hippotherapie</strong><br />

• In Bauchlage Stütz auf gestreckte Arme und beginnendes Greifen<br />

• In Rückenlage beginnendes Hochziehen<br />

• In Rückenlage beginnende „ Brückenaktivität“<br />

• In Rückenlage kommen die Hände in <strong>der</strong> Mittellinie zusammen<br />

• Anfangendes Heben des Kopfes in Rückenlage<br />

• Sitz <strong>mit</strong> Unterstützung, wo<strong>bei</strong> das Kind sich nach hinten wirft; Fehlende<br />

Rumpfbalance<br />

• Landau- Reaktion, Schutzreaktionen als Vorbereitung zum Strecken gegen<br />

die Schwerkraft<br />

• Erste Gleichgewichtsreaktionen in Rücken- und Bauchlage<br />

• Kann stehen wenn es unterstützt wird und übernimmt da<strong>bei</strong> langsam Gewicht<br />

auf die noch adduzierten Beine<br />

6. Monat:<br />

• Gute Kopfkontrolle in Rücken- und Bauchlage<br />

• In Bauchlage vollständige Streckung und Stütz auf die Arme und greifen nach<br />

Spielzeug<br />

• Fuß zu Mund<br />

• Hochziehen zum Sitz <strong>mit</strong> gestreckten Beinen und hebt Kopf von <strong>der</strong> Unterlage<br />

• Im Sitz Stützfunktion <strong>der</strong> Arme nach vorne, kann aber noch leicht nach hinten<br />

fallen<br />

• Aber kurzzeitiges sitzen ohne Unterstützung <strong>mit</strong> fehlen<strong>der</strong> Rumpfbalance<br />

• Im Stand Gewichtsübernahme auf stark abduzierte Beine<br />

7-8 Monat:<br />

• Drehen um die eigene Körperachse; beginnende Rumpfrotation<br />

• Gleichgewichtsreaktionen und beginnende Rumpfbalance im Sitzen<br />

• Freies Sitzen <strong>mit</strong> und ohne Abstützen <strong>der</strong> Arme<br />

• Hochziehen zum Stand<br />

• Kommt aus Bauchlage in den Sitz<br />

• In Bauchlage dreht es sich um sich selbst ( Pivoting)<br />

Thurner Victoria Seite 54


9.-10. Monat:<br />

• Beginnendes Krabbeln<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

• Kann sich um sich selbst drehen ( Pivoting)<br />

• Kann sich im sitzen vorwärts schieben<br />

• Beginnende Stützfunktion <strong>der</strong> Arme nach hinten<br />

• Gehen <strong>mit</strong> Halten an <strong>bei</strong>den Händen o<strong>der</strong> Abstützen an Möbeln <strong>mit</strong> großer<br />

Unterstützungsfläche; fehlendes Gleichgewicht<br />

• Pivoting im Sitz<br />

• Kommt vom Sitz zum Kriechen und umgekehrt<br />

<strong>Die</strong> Schrittfolge des Pferdes:<br />

Abbildung 5: Strauß, I; 2000; S: 33<br />

Thurner Victoria Seite 55


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Studie Benda et al: Improvements in muscle symmetrie in<br />

children with Cerebral Palsy After Equine-Assisted Therapy (Hippotherapy):<br />

Berechnung des Asymmetrie Wertes:<br />

Tabelle 11: Eigene Darstellung in Anlehnung an Benda, W. 2003; S. 822<br />

Berechnung <strong>der</strong> prozentuellen Verbesserung:<br />

Tabelle 12: Eigene Darstellung in Anlehnung an Benda, W. 2003; S. 823<br />

Thurner Victoria Seite 56


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Studie von Müller: Versuche zur Objektivierung von<br />

Reittherapieerfolgen <strong>bei</strong> infantilen Cerebralparetikern; 1979<br />

Beispiel anhand <strong>der</strong> Werte von zwei <strong>Patienten</strong>:<br />

Reflexerregbarkeit<br />

Abbildung 6: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Müller, R. 1979; ; S. 73´<br />

Reflexerregbarkeit<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

3,5<br />

3<br />

2,5<br />

2<br />

1,5<br />

1<br />

0,5<br />

0<br />

Patient 1<br />

Patient 2<br />

Abbildung 7: Eigene Darstellung in Anlehnung an: Müller,R. 1979; S. 72<br />

Thurner Victoria Seite 57<br />

vor<br />

nach<br />

vor<br />

nach


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Studien von Rausch: Reiten als Therapie <strong>bei</strong> spastisch<br />

gelähmten Kin<strong>der</strong>n; 1973<br />

Messung des Knieabstandes in Zentimetern, sitzend:<br />

cm<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17<br />

Messungen<br />

Abbildung 8: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rausch, R; 1973; S. 18<br />

Messung des Knieabstandes in Zentimetern, stehend:<br />

cm<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

1 3 5 7 9 11 13 15 17 19 21 23 25 27 29 31 33 35<br />

Messungen<br />

vorher<br />

nachher<br />

1 Tag später<br />

vorher<br />

nachher<br />

1 Tag später<br />

Abbildung 9: Eigene Darstellung in Anlehnung an Rausch, R; 1973; S. 16<br />

Thurner Victoria Seite 58


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Studie Zahradka: Versuche zur Objektivierung von<br />

<strong>Hippotherapie</strong>erfolgen <strong>bei</strong> Infantilen Cerebralparetikern; 1993<br />

1. Etappe:<br />

2. Etappe:<br />

Reitgruppe:<br />

Tabelle 13: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zahradka, L. 1993; S: 9<br />

Tabelle 14: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zahradka, L. 1993; S. 10<br />

Thurner Victoria Seite 59


Kontrollgruppe:<br />

<strong>Hippotherapie</strong><br />

Tabelle 15: Eigene Darstellung in Anlehnung an Zahradka, L. 1993; S.10<br />

Ergebnisse aus <strong>der</strong> Studie von Hammer: Evaluation of therapeutic riding<br />

(Sweden)/ hippotherapy (United States). A single-subject experimental design<br />

study replicated in eleven patients with multiple sclerosis, 2005<br />

Abbildung 10: Hammer,A; 2005 Seite 69<br />

Phase A1: 3-5 Wochen: Phase <strong>der</strong> ersten Messungen<br />

Phase B: 10-11 Wochen: Behandlungsphase<br />

Phase A2: 3-4 Wochen: Phase <strong>der</strong> Endmessungen<br />

Angaben evaluiert anhand <strong>der</strong> Ashworth Skala; Messungen einmal wöchentlich<br />

Thurner Victoria Seite 60


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Thurner Victoria Seite 61


<strong>Hippotherapie</strong><br />

Thurner Victoria Seite 62

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