06.08.2013 Aufrufe

Thesenpapier: Geschlecht und Gesundheit - Heinrich-Heine ...

Thesenpapier: Geschlecht und Gesundheit - Heinrich-Heine ...

Thesenpapier: Geschlecht und Gesundheit - Heinrich-Heine ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

<strong>Heinrich</strong>-<strong>Heine</strong>-Universität Düsseldorf - Soziologie - Sommersemester 2003 Seite 1 / 2<br />

HK/HS: Soziologie der Medizin<br />

Dozent: Dr. Olaf v. d. Knesebeck<br />

Referentin: Judith Hoffmann (Matr.-Nr. 1150027)<br />

Sitzung: 24.07.2003<br />

<strong>Thesenpapier</strong>: <strong>Geschlecht</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit<br />

Frauen <strong>und</strong> Männer oder Wer stirbt früher <strong>und</strong> warum?<br />

<strong>Geschlecht</strong>sspezifische Unterschiede in Bezug auf Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Lebensdauer.<br />

Frauen leben im Durchschnitt länger als Männer - aber war das schon immer so?<br />

Gründe für die möglicherweise einstige Übersterblichkeit von Frauen in der Vergangenheit<br />

• Müttersterblichkeit (Schwangerschaften waren häufiger <strong>und</strong> riskanter als heute)<br />

• Sohnespräferenz (Bevorzugung bzgl. Ernährung sowie medizinischer & emotionaler Fürsorge)<br />

• Mehrfachbelastung der Frauen in Agrargesellschaften (harte Feldarbeit, Mutter, Hausarbeit)<br />

Geringere Lebenserwartung der Frauen hängt vom Modernisierungsgrad der Gesellschaft ab.<br />

Aber: Annahmen basieren auf Grabsteininschriften, Familienrekonstruktionsdaten,<br />

paläodemographische Untersuchungen (archäologische Skelett- <strong>und</strong> Leichenf<strong>und</strong>e)<br />

Lebenserwartung als Indikator – Vergleich Männer <strong>und</strong> Frauen<br />

• Deutschland: (74,78 / 80,82) – Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt für 1998/2000<br />

• Länder, in denen Frauen eine deutlich höhere Lebenserwartung haben als Männer*<br />

Russische Föderation (59/72), Kasachstan (58/71), Weißrussland (63/75), Ukraine (62/74),<br />

Litauen (66/77), Estland (65/76), Lettland (65/76)<br />

• Länder, in denen Männer eine höhere Lebenserwartung haben als Frauen*<br />

Swasiland (47/44), Simbabwe (43/40), Nepal (59/58), Namibia (50/49), Afghanistan (47/45),<br />

Sambia (41/40)<br />

• Industrieländer* (72/79), Entwicklungsländer* (63/66), Entwicklungsl. ohne China* (61/64)<br />

*durchschnittliche Lebenserwartung bei der Geburt in Jahren (m/w) - Quelle: DSW-Datenreport 2003<br />

Quelle: (2)<br />

Quelle: (2)<br />

Das Ausmaß der männlichen Übersterblichkeit vergrößert sich mit der Höhe der Lebenserwartung.<br />

• Trendwende: In der BRD <strong>und</strong> den meisten anderen Industrieländern beginnt sich der Unterschied seit<br />

Anfang der 1980er wieder langsam zu verringern.<br />

• Ob es sich hierbei um eine Langzeitveränderung in der Entwicklung der Lebenserwartung handelt,<br />

wird kontrovers diskutiert.<br />

Paradox: Lebenserwartung <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit - Frauen leben länger, leiden aber mehr.<br />

• Werden von der Lebenserwartung die Jahre mit ges<strong>und</strong>heitlichen Beeinträchtigungen abgezogen,<br />

zeigt sich, dass Frauen in westlichen Industrieländern trotz höherer Lebenserwartung genauso viele<br />

Jahre bei guter Ges<strong>und</strong>heit zu erwarten haben wie Männer (ca. 60 Jahre).<br />

Theorien <strong>und</strong> Erklärungsansätze für die <strong>Geschlecht</strong>sunterschiede in Morbidität <strong>und</strong> Mortalität in<br />

westlichen Industrieländern<br />

• Frauen haben eine um etwa sieben Jahre höhere Lebenserwartung.<br />

• Die Zahl der bei guter Ges<strong>und</strong>heit verbrachten Lebensjahre ist für beide <strong>Geschlecht</strong>er annähernd gleich.<br />

• Die Übersterblichkeit der Männer vor dem 65. Lebensjahr geht vor allem auf verhaltensbedingte<br />

Todesursachen zurück (Unfälle, Herzinfarkt, Leberzirrhose, Lungenkrebs, Suizid).


• Frauen sind unzufriedener mit ihrem Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>und</strong> leiden häufiger unter psychischen<br />

Krankheiten <strong>und</strong> psychosomatischen Beschwerden.<br />

• Das Risiko für Männer von lebensbedrohlichen Krankheiten befallen zu werden ist höher, während<br />

entgegen Frauen eher an nicht bedrohlichen, akuten <strong>und</strong> chronischen Krankheiten leiden.<br />

• Frauen <strong>und</strong> Männer leiden also unter jeweils spezifischen Ges<strong>und</strong>heitsproblemen.<br />

Wo liegen mögliche Ursachen? – soziale <strong>und</strong> biologische Determinanten<br />

• Unterscheidung zwischen biologischem (sex) <strong>und</strong> sozialem (gender) <strong>Geschlecht</strong> (Lois M. Verbrugge)<br />

• biologisch orientierte Erklärungen: Frauen sind aufgr<strong>und</strong> biologischer bzw. genetischer Faktoren<br />

resistenter als Männer.<br />

• verhaltens- <strong>und</strong> umweltorientierte Erklärungen: Männer verhalten sich weniger ges<strong>und</strong>heitsbewusst<br />

<strong>und</strong> sind mehr umweltspezifischen Risiken ausgesetzt als Frauen.<br />

• Kohorteneffekt: Deutlich erhöhte Männerübersterblichkeit der 1930-1945 geborenen Jahrgänge.<br />

Multikausale Zusammenhänge.<br />

Fazit:<br />

Quellen: (1) <strong>und</strong> (2)<br />

Während die Wissenschaftler der Vergangenheit die Faktoren für die geschlechtsspezifische<br />

Sterblichkeitsunterschiede ausschließlich in einer der beiden Kategorien suchten, ist man sich heute darüber<br />

im Klaren, dass die verantwortlichen Ursachen für dieses Phänomen in einem multikausalen Zusammenhang<br />

zu finden sind.<br />

Literatur / Quellenangaben:<br />

(1) Kolip, Petra (1998): Frauen <strong>und</strong> Männer. In: Schwartz, F. W. et al. (Hrsg.): Das Public Health Buch. München: Urban &<br />

Schwarzenberg, S. 506-516.<br />

(2) Luy, Marc (2002): Die geschlechtsspezifischen Sterblichkeitsunterschiede - Zeit für eine Zwischenbilanz. Zeitschrift für<br />

Gerontologie <strong>und</strong> Geriatrie 35: 412-129.<br />

(3) Mascheswky-Schneider, Ulrike et al. (2003): <strong>Geschlecht</strong> <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit. in Hurrelmann, K. <strong>und</strong> Laaser, U. (Hrsg.): Handbuch<br />

Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften. Weinheim: Juventa, S. 357-270.<br />

(4) Deutsche Stiftung Weltbevölkerung (Hrsg.) (2003): DSW-Datenreport. Soziale <strong>und</strong> demographische Daten zur<br />

Weltbevölkerung, in: http://www.weltbevoelkerung.de/pdfs/dswdatenreport03.pdf, eingesehen am 20.07.2003<br />

(5) Statistisches B<strong>und</strong>esamt Deutschland: Durchschnittliche weitere Lebenserwartung (20.11.2002)<br />

in: http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoetab3.htm, eingesehen am 23.07.2003<br />

(6) Statistisches B<strong>und</strong>esamt Deutschland: Alterspyramide, Uebersicht (20.11.2002)<br />

in: http://www.destatis.de/basis/d/bevoe/bevoegra2.htm, eingesehen am 23.07.2003

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!