mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...
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qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />
Methode s<strong>in</strong>d zeitsparend – die K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen<br />
können wichtige Punkte nachlesen. Der/die<br />
Mediator<strong>in</strong> muss <strong>in</strong> diesem Gespräch Kompetenz<br />
<strong>und</strong> methodische Sicherheit ausstrahlen.<br />
er/sie muss als jemand „rüberkommen”, der/die<br />
weiß, wovon er/sie redet <strong>und</strong> der/die versteht,<br />
was ihm/ihr erzählt wird. <strong>in</strong>haltliche vorträge über<br />
die Methode der Mediation s<strong>in</strong>d hier eher kontraproduktiv.<br />
Der abteilungsleiter (im Beispiel) muss<br />
den e<strong>in</strong>druck <strong>und</strong> die Sicherheit gew<strong>in</strong>nen, dass<br />
er die Konfliktbearbeitung an den Mediator delegieren<br />
kann, denn damit gibt er auch e<strong>in</strong> Stück<br />
se<strong>in</strong>er Macht ab.<br />
Fall 2<br />
In diesem Fall ist das Gespräch mit dem Firmen<strong>in</strong>haber<br />
Herrn W. recht kurz. In dem ersten Telefonat<br />
hatte der Mediator herausgestellt, dass<br />
das Mandat für die Mediation ausschließlich von<br />
den MediandInnen erteilt werden kann. Daher<br />
hatte man e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> für dieses Treffen ausgesucht,<br />
bei dem zuerst das Gespräch mit Herr W.<br />
geführt <strong>und</strong> im Anschluss daran e<strong>in</strong> Treffen mit<br />
den MediandInnen stattf<strong>in</strong>den sollte.<br />
Herr von W gibt dem Mediator zu verstehen,<br />
dass es ihm eigentlich egal sei, welches Verfahren<br />
angewendet werden würde, die Hauptsache<br />
„Sie kriegen diesen Konflikt da weg. Die blockieren<br />
mir noch die ganze company.” Entsprechend<br />
kurz geriet die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Methode<br />
der Mediation. Allerd<strong>in</strong>gs ergeben sich e<strong>in</strong>ige<br />
Differenzen im Gespräch, als die Frage der<br />
Vertraulichkeit auf den Tisch kommt: Herr W.<br />
führt aus, dass die Firma <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Phase<br />
der Expansion sei <strong>und</strong> er sehen müsse, wer von<br />
se<strong>in</strong>em TopTeam – diejenigen, die <strong>in</strong> diesen<br />
Konflikt verstrickt s<strong>in</strong>d – für höhere Aufgaben<br />
qualifiziert sei. Mittelfristig müsse er die Leitung<br />
umbauen <strong>und</strong> der Mediator könne doch aus<br />
se<strong>in</strong>er Erfahrung mit den MitarbeiterInnen entsprechende<br />
H<strong>in</strong>weise geben. Der Mediator<br />
macht deutlich, dass er bei e<strong>in</strong>er Mediation<br />
die Vertraulichkeit h<strong>und</strong>ertprozentig sicherstellen<br />
müsse: Vertraulichkeit ist e<strong>in</strong>e wesentliche<br />
Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass die MitarbeiterInnen über<br />
ihre Anliegen, Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse sprechen<br />
können. Nur auf dieser Gr<strong>und</strong>lage ist e<strong>in</strong>e<br />
erfolgreiche Mediation möglich. Daher ist die<br />
Vertraulichkeit unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung<br />
<strong>und</strong> er würde diese den MitarbeiterInnen zusichern.<br />
Der Mediator hat den E<strong>in</strong>druck, e<strong>in</strong>e<br />
deutliche Irritation des Firmen<strong>in</strong>habers zu spüren.<br />
Er bekommt e<strong>in</strong> eher gebrummtes „Okay” für<br />
diese Entscheidung. In dem vorliegenden<br />
Fall begnügt sich der Mediator damit.<br />
Es kann darüber h<strong>in</strong>aus hilfreich se<strong>in</strong>, die Irritation<br />
oder das Dilemma des Auftraggebers zu<br />
benennen: „Für Sie ist es wichtig, den Konflikt<br />
zu lösen <strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise für die zukünftige Besetzung<br />
zu erhalten. Was die Lösung des Konfliktes<br />
angeht, das kann die Mediation leisten.<br />
Das zweite würde ich eher im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />
Assessments sehen.”<br />
nach diesen persönlichen Gesprächen muss<br />
e<strong>in</strong>e entscheidung des auftraggebers erfolgen.<br />
Während im zweiten Fall die entscheidung durch<br />
den <strong>in</strong>haber für die Mediation <strong>und</strong> den Mediator<br />
sofort fiel, war im ersten Fall das Gespräch<br />
mit dem abteilungsleiter zugleich e<strong>in</strong> auswahlgespräch.<br />
Der abteilungsleiter hat noch zwei<br />
weitere term<strong>in</strong>e mit anderen Mediator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />
entscheidet sich erst dann, wem er den auftrag<br />
erteilt. Der Kontakt mit den Mediand<strong>in</strong>nen ist erst<br />
danach möglich.<br />
Schließlich erfolgt die Auftragserteilung seitens<br />
des Abteilungsleiters. Erst jetzt hat der Mediator<br />
grünes Licht, die Sichtweise der MediandInnen<br />
kennen zu lernen, ihre Bereitschaft zu prüfen,<br />
ihr Vertrauen zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> das Mandat von<br />
ihnen zu erhalten.<br />
Die erste Begegnung mit den MediandInnen<br />
Im Anschluss an die ersten Gespräche kommt<br />
es zu e<strong>in</strong>em Treffen des Mediators mit den Konfliktbeteiligten.<br />
In beiden Fällen steht im Vordergr<strong>und</strong>,<br />
sich gegenseitig kennen zu lernen. Die<br />
Initiatoren für die Mediation, der Abteilungsleiter<br />
bzw. der Unternehmer s<strong>in</strong>d an diesen Gesprächen<br />
nicht beteiligt.<br />
Fall 1<br />
Der Mediator trifft die Konfliktparteien zu E<strong>in</strong>zelgesprächen<br />
mit dem Ziel, ihre Sicht des Konfliktes<br />
kennen zu lernen. Durch die Art der Darstellung<br />
des Abteilungsleiters ist der Mediator höchst<br />
aufmerksam <strong>und</strong> prüft kritisch, ob die Mediation<br />
„verschrieben” ist oder die Konfliktparteien<br />
selbst bereit s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />
Gespräch um e<strong>in</strong>e Lösung des Konflikts zu bemühen.<br />
Die E<strong>in</strong>zelgespräche dienen auch dazu,<br />
dass die Medianden den Mediator kennen lernen<br />
<strong>und</strong> ihrerseits e<strong>in</strong>e Entscheidung für oder<br />
gegen e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit treffen. Ebenso<br />
muss der Mediator klären, ob der Konflikt für<br />
e<strong>in</strong>e Mediation geeignet ist <strong>und</strong> er mit den<br />
Konfliktparteien arbeiten will <strong>und</strong> kann.<br />
Spektrum der Mediation 23/2006