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mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...

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»<br />

Dr. Andreas Novak,<br />

Change Management<br />

Mediation,<br />

Zertifizierter Tra<strong>in</strong>er <strong>und</strong><br />

Master Tra<strong>in</strong>er für<br />

Die sechs Hüte<br />

des Denkens®,<br />

Zusammen mit<br />

Detlev Bern<strong>in</strong>g Träger des<br />

1. Innovationspreises<br />

des BM,<br />

Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Auftragsklärung für die Mediation<br />

<strong>in</strong> Unternehmen. Zwei Praxisbeispiele<br />

In diesem Beitrag berichten wir von Erfahrungen<br />

mit Auftragsklärungsgesprächen<br />

bei Anfragen für Mediation <strong>in</strong> Unternehmen.<br />

Und auch hier gilt: Es beg<strong>in</strong>nt, bevor<br />

es beg<strong>in</strong>nt. Die ersten Schritte e<strong>in</strong>er Mediation<br />

s<strong>in</strong>d unserer Erfahrung nach ausschlaggebend<br />

für Erfolg oder Misserfolg. Anhand<br />

von zwei Praxisbeispielen zeigen wir, was<br />

zur Auftragsklärung <strong>in</strong> der Mediation<br />

wichtig ist.<br />

Fall 1<br />

Sie erhalten e<strong>in</strong>en Anruf von e<strong>in</strong>em Abteilungsleiter,<br />

der mit Ihnen e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Kennenlerngespräch<br />

wegen e<strong>in</strong>er Mediation vere<strong>in</strong>baren<br />

will.<br />

„Sie wurden mir von unserer Personalabteilung<br />

als kompetenter Mediator genannt. Sie haben<br />

ja auch schon öfter für unser Unternehmen<br />

gearbeitet. Es geht um e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen<br />

e<strong>in</strong>em Gruppenleiter <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>.<br />

Da muss dr<strong>in</strong>gend etwas passieren. Wir haben<br />

an Mediation gedacht. Sie kennen die Verfahrensweise<br />

unseres Unternehmens: Wir laden drei<br />

Mediatoren zu e<strong>in</strong>em Kennenlerngespräch e<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> wählen dann e<strong>in</strong>en aus. Jetzt möchte ich<br />

mit Ihnen e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> verabreden.”<br />

Auf die Nachfrage, wer bei dem Gespräch<br />

anwesend se<strong>in</strong> wird, sagt der Abteilungsleiter im<br />

Ton der Selbstverständlichkeit: „Sie <strong>und</strong> ich”.<br />

Bereits dieses kurze telefongespräch enthält<br />

ebenso viele wichtige <strong>in</strong>formationen wie wichtige<br />

Fragen.<br />

Wir schlagen ihnen als leser<strong>in</strong>nenn vor, kurz <strong>in</strong>ne<br />

zu halten <strong>und</strong> zu notieren, welche <strong>in</strong>formationen<br />

Sie gehört haben, welche hypothesen Sie entwickeln<br />

<strong>und</strong> welche Fragen Sie sich spontan<br />

stellen würden.<br />

Fall 2<br />

Das Telefonat war durch Herrn B. angekündigt, der<br />

mit Unterstützung des Mediators vor Jahren e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>en Konflikt mit e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Vorstandskollegen<br />

lösen konnte. Herr B. hatte mittlerweile se<strong>in</strong>e Position<br />

als Vorstandsvorsitzender aufgegeben <strong>und</strong><br />

war <strong>in</strong> die Beratung von Unternehmern übergewechselt.<br />

E<strong>in</strong>er dieser Unternehmer, Herr W., Alle<strong>in</strong>besitzer,<br />

habe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Managementteam e<strong>in</strong>en<br />

massiven Konflikt. Das Team umfasse drei Personen<br />

<strong>und</strong> berichtete direkt an ihn.<br />

Der Mediator fragt nach <strong>und</strong> erhält Informationen,<br />

von denen beide wissen, dass sie die Sichtweise<br />

e<strong>in</strong>es Dritten, die von Herrn B. darstellen: „Was ich<br />

Ihnen hier erzähle, ist das, wie ich die D<strong>in</strong>ge sehe.<br />

Herr W. <strong>und</strong> auch die drei Teammitglieder sehen<br />

das vielleicht ganz anders.” Neben H<strong>in</strong>tergründen<br />

aus der Sicht von Herrn B. erfährt der Mediator<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch, dass Herr B. als Berater von Herrn<br />

W. die Bearbeitung dieses Konflikts auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />

selbst übernehmen will, sondern an den Mediator<br />

delegieren möchte. Wenn der Mediator bereit sei,<br />

würde er Herrn W. die Telefonnummer weitergeben.<br />

Ob der allerd<strong>in</strong>gs anrufen würde, das könne<br />

er nicht sagen. Man habe es <strong>in</strong> dem Unternehmen<br />

nicht so mit den sanften Methoden, andererseits:<br />

„So kann es auch nicht weitergehen.”<br />

Als Herr W. anruft, ist <strong>in</strong> diesem Fall bereits e<strong>in</strong>e<br />

Menge passiert: Der externe Berater des Unternehmers<br />

ist der festen Überzeugung, dass etwas<br />

geschehen muss. Er selbst will das nicht <strong>in</strong> die<br />

Hand nehmen, sondern sucht e<strong>in</strong>en Mediator.<br />

Er wählt jemanden, den er aus persönlicher<br />

Erfahrung mit e<strong>in</strong>er Konfliktlösung kennen gelernt<br />

hat <strong>und</strong> empfiehlt dem Firmen<strong>in</strong>haber, Kontakt<br />

aufzunehmen.<br />

<strong>in</strong> beiden Fällen ist der Prozess der auftragsklärung<br />

bereits <strong>in</strong> vollem Gange, noch bevor auftragnehmer<br />

<strong>und</strong> auftraggeber sich persönlich<br />

begegnet s<strong>in</strong>d. Bereits <strong>in</strong> diesem frühen Stadium<br />

hat der Mediator viele <strong>in</strong>formationen erhalten,<br />

die er bewusst registrieren sollte. e<strong>in</strong> abteilungsleiter<br />

sucht für se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en<br />

Mediator oder e<strong>in</strong>e Mediator<strong>in</strong>. e<strong>in</strong> Berater sucht<br />

für se<strong>in</strong>en auftraggeber e<strong>in</strong>en Mediator <strong>und</strong> so<br />

sche<strong>in</strong>t es, auch noch ohne dessen ausdrücklichen<br />

Wunsch. Die Konfliktparteien selbst werden<br />

an dem ersten Gespräch nicht teilnehmen. Die<br />

nachfrage danach wird von dem abteilungsleiter<br />

bestimmt, fast schon gereizt, beantwortet. er<br />

hat Dr<strong>in</strong>glichkeit signalisiert („da muss etwas passieren”)<br />

<strong>und</strong> könnte funktional <strong>und</strong> emotional von<br />

dem Konflikt betroffen se<strong>in</strong>. ebenfalls sche<strong>in</strong>t dem<br />

auftraggeber wichtig zu se<strong>in</strong>, dass der Mediator<br />

erprobt ist <strong>und</strong> das Unternehmen kennt, bzw. von<br />

jemandem empfohlen wird. Die Kompetenz des<br />

Mediators wird nicht <strong>in</strong> Frage gestellt, da sie auf<br />

empfehlungen beruht (Personalabteilung bzw.<br />

Berater).<br />

Folgende Fragen stellen sich <strong>in</strong> beiden Fällen:<br />

1. Welche rolle hat der abteilungsleiter bzw. im<br />

zweiten Fall der Berater <strong>und</strong> auch der Firmen<strong>in</strong>haber<br />

herr von W im Konflikt?<br />

2. Was s<strong>in</strong>d die genannten Gründe für e<strong>in</strong>e<br />

Mediation?<br />

Spektrum der Mediation 23/2006

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