mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...
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qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />
Die mit der zirkelarbeit angestoßene ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />
Kommunikation ist der ausgangspunkt<br />
für zielgerichtete Maßnahmen. Diese können – je<br />
nach Problemlage – sehr unterschiedlicher art se<strong>in</strong><br />
<strong>und</strong> sich auf die arbeitsplatzumgebung/-ergonomie,<br />
die arbeitsorganisation, die tätigkeit, das<br />
Gruppenklima oder die Mitarbeiter<strong>in</strong>nenführung<br />
beziehen.<br />
Ges<strong>und</strong>heitliche Folgen ungelöster Konflikte<br />
e<strong>in</strong> wichtiger aspekt der Betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />
<strong>und</strong> Diskussion um arbeit <strong>und</strong><br />
Ges<strong>und</strong>heit ist die seit Mitte der achtziger Jahr zu<br />
beobachtende zunahme psychischer Belastungen.<br />
Wie Untersuchungen belegen, haben Stress<br />
<strong>und</strong> arbeitsdruck <strong>in</strong> den letzten Jahren zugenommen.<br />
Dieser trend schlägt sich u. a. <strong>in</strong> dem<br />
gehäuften auftreten psychosomatischer reaktionen<br />
<strong>und</strong> erkrankungen nieder.<br />
zu den psychischen Belastungen zählen Konflikte<br />
am arbeitsplatz. negative emotionale <strong>in</strong>teraktionen<br />
mit arbeitskolleg<strong>in</strong>nen oder vorgesetzten werden<br />
von vielen Beschäftigten als stark belastende<br />
arbeitsereignisse empf<strong>und</strong>en. <strong>in</strong>sgesamt ist davon<br />
auszugehen, dass ungelöste Konflikte im Berufs-<br />
<strong>und</strong> arbeitsleben erhebliche auswirkungen auf die<br />
Ges<strong>und</strong>heit haben. Besonders deutlich wird der<br />
zusammenhang <strong>in</strong> der Diskussion über „Mobb<strong>in</strong>g”.<br />
<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er repräsentativen Studie wurden Daten zur<br />
verbreitung <strong>und</strong> den Folgen von „Mobb<strong>in</strong>g” ermittelt<br />
(Meschkutat u. a. 2002). Sie kommt zu dem<br />
ergebnis, dass mehr als jede neunte erwerbsperson<br />
m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal im verlauf des arbeitslebens<br />
„gemobbt” wurde. Fast alle Befragten erlebten<br />
diesbezüglich erhebliche e<strong>in</strong>schränkungen<br />
ihrer leistungs- <strong>und</strong> arbeitsfähigkeit. Knapp die<br />
hälfte wurde aufgr<strong>und</strong> von „Mobb<strong>in</strong>g” krank, e<strong>in</strong><br />
Fünftel mit e<strong>in</strong>er Krankheitsdauer von mehr als<br />
sechs Wochen. Über die hälfte aller Fälle endete<br />
mit e<strong>in</strong>er auflösung des arbeitsverhältnisses.<br />
„als Mobb<strong>in</strong>g werden Problemsituationen<br />
bezeichnet, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>er Person durch<br />
Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen oder vorgesetzte das<br />
leben am arbeitsplatz so unerträglich gemacht<br />
wird, bis sie die Organisation freiwillig verlässt<br />
oder <strong>in</strong> Krankheit, wenn nicht sogar Selbstmord<br />
flüchtet.” (Glasl 2004, S. 90) nach Glasl unterscheidet<br />
sich „Mobb<strong>in</strong>g” h<strong>in</strong>sichtlich der Mechanismen<br />
<strong>und</strong> Dynamiken im Pr<strong>in</strong>zip jedoch nicht<br />
von anderen Konflikten. e<strong>in</strong>seitige täter-Opferverhältnisse,<br />
welche <strong>in</strong> der Mobb<strong>in</strong>g-Debatte<br />
e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung spielen, sieht er <strong>in</strong> der<br />
Praxis kaum. als typisch für „Mobb<strong>in</strong>g” betrachtet<br />
er die kalte <strong>und</strong> verdeckte Konflikteskalation,<br />
die dazu führt, dass der Konflikt erst spät bewusst<br />
wahrgenommen wird.<br />
Durch die im Übergang zur nächsten eskalationsstufe<br />
ungleich werdenden Machtverhältnisse<br />
kann schließlich der e<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es täter-Opferverhältnisses<br />
entstehen. Das Opfer-erleben <strong>und</strong><br />
die Bezeichnung des Konflikts als „Mobb<strong>in</strong>g”<br />
reflektieren die tatsache, dass e<strong>in</strong>e Partei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
unterlegene (ohnmächtige) Position gerät. Sie<br />
erlebt, dass sie von e<strong>in</strong>er Gruppe angefe<strong>in</strong>det<br />
<strong>und</strong> zum verlierer wird. So kann e<strong>in</strong> teufelskreis<br />
vom krankmachenden entzug sozialer Unterstützung<br />
über rechtsverletzungen <strong>und</strong> Fehldiagnosen<br />
bis h<strong>in</strong> zum ausschluss entstehen. Die<br />
charakterisierung als „Mobb<strong>in</strong>g” muss vor dem<br />
h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der destruktiven Dynamik <strong>und</strong> negativen<br />
Folgen als hilferuf der Betroffenen verstanden<br />
werden. ebenso könnte die <strong>in</strong>flationäre<br />
nutzung des Begriffs Mobb<strong>in</strong>g als Synonym für<br />
Konflikte am arbeitsplatz betrachtet werden: als<br />
h<strong>in</strong>weis auf weitreichende Defizite bei der Konfliktbewältigung<br />
im arbeitsleben.<br />
Ursachen für Konflikte<br />
<strong>und</strong> „Mobb<strong>in</strong>g” am Arbeitsplatz<br />
Bezüglich der Ursachen für die zunahme psychischer<br />
Belastungen wird auf den gesellschaftlich<br />
<strong>und</strong> technologisch bed<strong>in</strong>gten „Wandel der arbeit”<br />
<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene <strong>in</strong>tensivierung <strong>und</strong><br />
Flexibilisierung der arbeit verwiesen. Ähnlich wird<br />
bei „Mobb<strong>in</strong>g” argumentiert. auch hier wird der<br />
e<strong>in</strong>satz neuer techniken verb<strong>und</strong>en mit neuen Formen<br />
der arbeitsorganisation <strong>und</strong> leistungsverdichtung<br />
als rahmenbed<strong>in</strong>gungen betrachtet, die<br />
„Mobb<strong>in</strong>g”-Phänomene begünstigen.<br />
Die Gründe werden jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong><br />
den neuen anforderungen per se gesehen, sondern<br />
vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mangel an flankierenden<br />
<strong>und</strong> unterstützenden Maßnahmen. So wird den<br />
Beschäftigten zugemutet, durch betriebliche veränderungen<br />
bed<strong>in</strong>gte <strong>in</strong>terpersonelle Probleme<br />
selbst zu lösen. Psychische Belastungen <strong>und</strong> Konflikte<br />
haben ihre Ursachen also vielfach nicht primär<br />
<strong>in</strong> den sozialen Beziehungen selbst. Dah<strong>in</strong>ter stehen<br />
Probleme der arbeitsorganisation <strong>und</strong> arbeitsgestaltung<br />
sowie e<strong>in</strong>e fehlende Gesprächskultur.<br />
e<strong>in</strong> wichtiger Faktor ist das Führungsverhalten (z. B.<br />
<strong>in</strong>formationsweitergabe, Wahrnehmung e<strong>in</strong>er<br />
Mittlerfunktion). viele vorgesetzten übersehen,<br />
dass zwischenmenschliche Konflikte nicht immer<br />
alle<strong>in</strong> den Beteiligten selbst zugeschrieben werden<br />
können, sondern durch strukturelle Mängel<br />
entstehen. Oftmals s<strong>in</strong>d sie auch damit überfordert,<br />
Konflikte am arbeitsplatz aufzuarbeiten.<br />
Spektrum der Mediation 23/2006