mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...
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30 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />
KONTAKT<br />
Michael Wandrey,<br />
m.wandrey@<br />
hilfezurselbsthilfe.org<br />
6)<br />
7)<br />
Opfer durch öffentlich wahrgenommene<br />
Wiedergutmachung erfolgen. Dies setzt<br />
voraus, daß der Beschuldigte den tatvorwurf<br />
akzeptiert <strong>und</strong> zur verantwortungsübernahme<br />
bereit ist.<br />
reagiert e<strong>in</strong>e Organisation stattdessen –<br />
evtl. auf rat von Mediator<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong> – bei<br />
dieser ausgangslage auf e<strong>in</strong>e Mobb<strong>in</strong>ganklage<br />
lediglich mit dem angebot <strong>und</strong><br />
dem Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er freiwilligen, vertraulichen<br />
Mediation an beide Seiten, so konterkariert<br />
diese e<strong>in</strong>richtung ihr eigenes norm- <strong>und</strong><br />
regelwerk: Durch das konkrete vorgehen<br />
wertet sie das Geschehen als „normalen” alltagskonflikt.<br />
Der Mobb<strong>in</strong>g-vorwurf des Opfers<br />
wird damit ignoriert <strong>und</strong> faktisch zurückgewiesen.<br />
Die Folge: „Opfer” fühlen sich um ihr<br />
recht gebracht, „täter<strong>in</strong>nen” bestätigt.<br />
Wenn Mediator<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Organisationen<br />
arbeiten, welche <strong>in</strong> Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />
u. ä. Mobb<strong>in</strong>g als zu sanktionierenden regelverstoß<br />
def<strong>in</strong>iert haben, sollten sie sich<br />
daher an die für derartige rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
entwickelten verfahrensstandards<br />
<strong>und</strong> methodischen vorgehensweisen der<br />
Mediation im Strafrecht orientieren, um<br />
nicht ungewollt Bagatellisierungen bis h<strong>in</strong><br />
zu erneuten traumatisierungen vorschub zu<br />
leisten (u. a.: Umgang mit Unschuldsvermutung,<br />
Umgang mit zwangskontext, Umgang<br />
mit e<strong>in</strong>geschränkter vertraulichkeit, Umgang<br />
mit Opfer- <strong>und</strong> täterrechten, Umgang mit<br />
vergangenheitsbewältigung etc.).<br />
8)<br />
9)<br />
Falls Mediator<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />
nicht ähnlichen e<strong>in</strong>schränkungen,<br />
anforderungen <strong>und</strong> rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />
unterliegen wollen wie <strong>in</strong> der Mediation im<br />
Strafrecht, so müssen sie Organisationen/<br />
arbeitgeber/Gewerkschaften offensiv dah<strong>in</strong>gehend<br />
beraten, unerwünschte soziale<br />
Phänomene als Konflikte zu def<strong>in</strong>ieren (<strong>und</strong><br />
<strong>in</strong> leitbildern, Betriebsvere<strong>in</strong>barungen entsprechend<br />
zu beschreiben), <strong>und</strong> nicht als<br />
tatbestände (wie bspw. „Mobb<strong>in</strong>g”, „Diskrim<strong>in</strong>ierung”<br />
etc.). Denn: Wer neue tatbestände<br />
schafft, erf<strong>in</strong>det das Gericht ständig neu!<br />
Falls man diese thesen teilt, bliebe zu überlegen,<br />
ob e<strong>in</strong>schlägige Beratungsleistungen<br />
für Organisationen nicht e<strong>in</strong>e wichtige<br />
aufgabenstellung des BM/der FG MiO/Wirtschafts<strong>mediation</strong><br />
darstellen müssten.<br />
10) alles, was <strong>in</strong> den bisherigen thesen im Kontext<br />
von betrieblichen Strukturen ausgeführt<br />
wurde, gilt gleichermaßen für den Umgang<br />
mit „Mobb<strong>in</strong>g” <strong>und</strong> regelverstößen <strong>in</strong> der<br />
Schule.<br />
Michael Wandrey<br />
Spektrum der Mediation 23/2006