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mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...

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28 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Michael Wandrey,<br />

Diplompädagoge,<br />

Mediator BM<br />

<strong>und</strong> Ausbilder BM,<br />

Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM,<br />

seit 1995 hauptamtlicher<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des Vere<strong>in</strong>s Hilfe zur<br />

Selbsthilfe e.V.<br />

<strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen<br />

Wenn aus Konflikten<br />

Taten werden<br />

Auswirkungen von Etikettierungen wie<br />

„Mobb<strong>in</strong>g”­ <strong>und</strong> „Diskrim<strong>in</strong>ierung” auf<br />

die Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />

Vorbemerkungen<br />

„Mobb<strong>in</strong>g – e<strong>in</strong> Begriff macht Karriere. Dies veranschaulicht<br />

bereits e<strong>in</strong>e kurze recherche im<br />

<strong>in</strong>ternet: So stehen bei Google im deutschen<br />

netz 218.000 Suchergebnisse zum Stichwort<br />

„Mediation” 140.000 e<strong>in</strong>träge zum Stichwort<br />

„Mobb<strong>in</strong>g” gegenüber.<br />

Was auch zu beobachten ist: <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

hat sich „Mobb<strong>in</strong>g” im allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch<br />

weitgehend zu e<strong>in</strong>em Synonym für<br />

„Konflikte am arbeitsplatz” entwickelt. e<strong>in</strong> Streit zwischen<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>e Schikane von vorgesetzten<br />

oder e<strong>in</strong>e unverschämte Bemerkungen von<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen – das alles wird im alltag zunehmend<br />

<strong>und</strong> (vor-)schnell als Mobb<strong>in</strong>g bezeichnet.<br />

Wenn es sich bei dem, was Menschen als<br />

„Mobb<strong>in</strong>g” bezeichnen, oftmals um nichts anderes<br />

als massive Konflikte am arbeitsplatz handelt –<br />

ist dann Mediation nicht genau die richtige<br />

antwort? Und wenn ja – <strong>in</strong> welcher Form? Ke<strong>in</strong><br />

W<strong>und</strong>er also, dass sich die Fachgruppe „MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong>” auf ihren arbeitstreffen<br />

regelmäßig mit diesem thema ause<strong>in</strong>andersetzt.<br />

Die nachfolgenden thesen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Kontext<br />

entstanden <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Fachgruppe teilweise<br />

<strong>in</strong>tensiv diskutiert worden. Mit diesem aufsatz<br />

möchte ich sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiteren verbandsöffentlichkeit<br />

zur Diskussion stellen <strong>und</strong> würde mich<br />

über entsprechende rückmeldungen freuen.<br />

Bevor ich me<strong>in</strong>e thesen vorstelle, ersche<strong>in</strong>t mir<br />

jedoch angesichts des <strong>in</strong>flationären Gebrauchs<br />

des Begriffs „Mobb<strong>in</strong>g” zunächst e<strong>in</strong>e genauere<br />

Def<strong>in</strong>ition unumgänglich: Wenn ich also im<br />

weiteren verlauf von „Mobb<strong>in</strong>g” spreche, dann<br />

bezeichne ich damit <strong>in</strong> anlehnung an die Def<strong>in</strong>ition<br />

der „Gesellschaft gegen psychosozialen<br />

Streß <strong>und</strong> Mobb<strong>in</strong>g (GpsM) e.v.” e<strong>in</strong>e konfliktbelastete<br />

arbeitssituation <strong>in</strong> Organisationen,<br />

› <strong>in</strong> der sich die betroffenen („gemobbten”)<br />

Personen systematischen angriffen von e<strong>in</strong>er<br />

oder mehreren anderen Personen ausgesetzt<br />

sehen, welche <strong>in</strong> ihrem erleben während<br />

längerer zeit anhalten <strong>und</strong> direkt oder<br />

<strong>in</strong>direkt mit dem ziel bzw. dem effekt des<br />

ausstoßes e<strong>in</strong>hergehen<br />

›<br />

<strong>und</strong> bei denen die betroffenen („gemobbten”)<br />

Personen sich als unterlegen <strong>und</strong> durch<br />

andere diskrim<strong>in</strong>iert erleben.<br />

aufmerksame leser<strong>in</strong>nen werden bemerkt haben,<br />

dass ich die eben wiedergegebene Def<strong>in</strong>tion <strong>in</strong><br />

subjektiven Kategorien beschrieben habe. ich<br />

tue dies, weil ich gewohnt b<strong>in</strong>, „Mobb<strong>in</strong>g”-Situationen<br />

durch me<strong>in</strong>e Mediatorenbrille h<strong>in</strong>durch zu<br />

betrachten.<br />

Die üblichen Brillen aber s<strong>in</strong>d andere. So liest<br />

sich die Def<strong>in</strong>tion bspw. auf der <strong>in</strong>ternet-Seite des<br />

DGB, die e<strong>in</strong>e eigene – im Übrigen empfehlenswerte<br />

– rubrik „Mobb<strong>in</strong>g” aufweist, schon etwas<br />

anders:<br />

„Mobb<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e konfliktbelastete Kommunikation<br />

am arbeitsplatz unter Kolleg<strong>in</strong>nen oder zwischen<br />

vorgesetzten <strong>und</strong> Untergebenen,<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

bei der die angegriffene Person<br />

unterlegen ist <strong>und</strong><br />

von e<strong>in</strong>er oder mehreren anderen Personen<br />

systematisch <strong>und</strong> während längerer zeit<br />

direkt oder <strong>in</strong>direkt angegriffen wird<br />

mit dem ziel <strong>und</strong>/oder dem effekt<br />

des ausstoßes <strong>und</strong><br />

die angegriffene Person dies als<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung erlebt.”<br />

(Kursive hervorhebung durch den autor)<br />

Dieser kle<strong>in</strong>e semantische Unterschied hat weitreichende<br />

praktische Folgen <strong>und</strong> führt mich zu<br />

me<strong>in</strong>er letzten vorbemerkung:<br />

Der Beschreibung e<strong>in</strong>es subjektiven Konflikterlebens<br />

(welches den anderen Konfliktparteien damit<br />

implizit ebenfalls e<strong>in</strong> subjektives – <strong>und</strong> möglicherweise<br />

anderes – Konflikterleben zugesteht), steht<br />

e<strong>in</strong>e Beschreibung gegenüber, welche objektive<br />

Sachverhalte benennt, die vorliegen müssen,<br />

damit es sich um „Mobb<strong>in</strong>g” handelt.<br />

Übernimmt e<strong>in</strong>e Organisation diese Sichtweise,<br />

dann entscheidet sie sich – bewußt oder unbewußt<br />

– dafür, Mobb<strong>in</strong>g-Situationen nicht als Konflikt,<br />

sondern als regelverstoß, abweichendes<br />

verhalten <strong>und</strong> somit als tatbestand zu etikettieren<br />

– <strong>und</strong> dies <strong>in</strong> der Folge dann ermitteln, beweisen<br />

<strong>und</strong> ggf. sanktionieren zu müssen.<br />

Wie sieht so etwas konkret aus? Wiederum als e<strong>in</strong><br />

Beispiel die <strong>in</strong>ternet-Seite des DGB, auf der sich<br />

der entwurf e<strong>in</strong>er Musterbetriebsvere<strong>in</strong>barung<br />

bef<strong>in</strong>det. Dort heißt es u. a.:<br />

Spektrum der Mediation 23/2006

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