mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...
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oder Mediation umgegangen wird. im Beispiel 1<br />
wird bei der auftragsklärung sehr schnell deutlich,<br />
dass die K<strong>und</strong><strong>in</strong> für sich e<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>in</strong> der<br />
Konfliktsituation sucht. Sie plädiert deutlich für e<strong>in</strong><br />
coach<strong>in</strong>g. im Beispiel 2 wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hocheskalierten<br />
Situation e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g <strong>in</strong>itiiert, <strong>in</strong> der hoffnung,<br />
dass dies e<strong>in</strong>e positive Wirkung auf den<br />
Konflikt mit dem Mitarbeiter hat. erst als der Konflikt<br />
weiter eskaliert, wird zusätzlich e<strong>in</strong>e Mediation<br />
beauftragt. coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation ergänzen<br />
sich. im Beispiel 3 ist weder von coach<strong>in</strong>g noch<br />
von e<strong>in</strong>er Mediation die rede. e<strong>in</strong>e abteilungsleitung<br />
wird zum Umgang mit e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> im<br />
S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es teamcoach<strong>in</strong>gs beraten. im Beispiel<br />
4 ist e<strong>in</strong>e Mediation <strong>in</strong> vollem Gange <strong>und</strong> ähnlich<br />
wie im Beispiel 1 wird zusätzlich e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g<br />
empfohlen, da es e<strong>in</strong>e Möglichkeit der <strong>in</strong>dividuellen<br />
Beratung bietet, die <strong>in</strong> der Mediation mit den<br />
anwesenden Konfliktparteien nicht möglich ist.<br />
Die folgenden Punkte fassen die Beziehung zwischen<br />
coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation zusammen.<br />
a) Konflikt als Voraussetzung<br />
e<strong>in</strong> Konflikt kann anlass für e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>,<br />
ist aber nicht voraussetzung. Ganz anders <strong>in</strong> der<br />
Mediation, die ohne Konflikt nicht anwendbar ist.<br />
b) Die Beteiligung der Konfliktparteien<br />
Die Mediation braucht die e<strong>in</strong>willigung beider<br />
Konfliktpartner<strong>in</strong>nen zur teilnahme. Scheitert die<br />
Mediation an der e<strong>in</strong>willigung der zweiten Partei,<br />
kann coach<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Möglichkeit se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />
Beratung durchzuführen. e<strong>in</strong>e Konfliktpartei<br />
kann für sich lernen, zukünftig anders mit dem<br />
Konflikt umzugehen.<br />
coach<strong>in</strong>g arbeitet meist mit e<strong>in</strong>zelpersonen. Der<br />
coach arbeitet mit e<strong>in</strong>er Konfliktpartei <strong>und</strong> hat<br />
die Sichtweise des Konflikts der e<strong>in</strong>zelperson. Die<br />
abwesenheit der anderen Konfliktpartei hat den<br />
vorteil, dass im coach<strong>in</strong>g sehr persönliche Fragen<br />
thematisiert werden können. im Beispiel 1<br />
„Konflikt mit der chef<strong>in</strong>” möchte Frau S. an ihrem<br />
verhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konfliktsituation arbeiten <strong>und</strong><br />
sich nicht mit ihrer chef<strong>in</strong> konfrontieren.<br />
c) Sichtweisen<br />
<strong>in</strong> der Mediation s<strong>in</strong>d die Sichtweisen beider Konfliktparteien<br />
präsent. Jede Konfliktpartei schildert<br />
den Konflikt aus ihrer Sicht. es gibt ke<strong>in</strong> richtig<br />
oder falsch. Die unterschiedlichen Sichtweisen<br />
werden mite<strong>in</strong>ander konfrontiert.<br />
im coach<strong>in</strong>g ist die andere Konfliktpartei nur<br />
durch die erzählung der coachees 1 präsent. Der<br />
coach arbeitet mit der Wirklichkeit der coachees<br />
<strong>in</strong> dem Bewusstse<strong>in</strong>, dass die andere Konfliktpartei<br />
e<strong>in</strong>e andere Wirklichkeit hat. Wird der coa-<br />
Spektrum der Mediation 23/2006<br />
qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />
chee befragt, wie die andere Konfliktpartei dies<br />
sieht, kann er wieder nur aus se<strong>in</strong>er Sicht berichten.<br />
Die Beratung e<strong>in</strong>er Person hat den nachteil, dass<br />
die Sichtweise des coachees durch die andere<br />
Konfliktpartei nicht direkt korrigiert werden kann.<br />
d) Unparteilichkeit<br />
Der Mediator ist unparteilich, er darf weder werten<br />
noch emotional bevorzugen. Der coach ist<br />
nicht unbed<strong>in</strong>gt parteiisch – er ist empathisch<br />
<strong>und</strong> hat verständnis für den coach. Der coach<br />
kann durch Feedback se<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong><br />
den coach<strong>in</strong>gprozess e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, was e<strong>in</strong> Mediator<br />
tunlichst unterlassen soll.<br />
e) Rollenklarheit<br />
im Beispiel 4 schlägt der Mediator e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g<br />
vor. Der Mediand nimmt den vorschlag an, aber<br />
nur, wenn der Mediator ihn coacht. Der Mediator<br />
lehnt ab, weil er se<strong>in</strong>e unparteiliche rolle <strong>in</strong> Gefahr<br />
sieht. auch wenn der Mediator für sich unparteilich<br />
bleiben könnte, wird er von den Konfliktparteien<br />
womöglich nicht mehr als unparteiisch angesehen.<br />
Die Doppelrolle Mediator/coach <strong>in</strong>nerhalb<br />
e<strong>in</strong>er Mediation ist schwierig. nach abschluss der<br />
Mediation wäre e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g möglich. im Beispiel<br />
4 hat der Mediand die empfehlung anderer<br />
coachs nicht angenommen. Die chancen e<strong>in</strong>es<br />
begleitenden coach<strong>in</strong>gs konnten nicht genutzt<br />
werden.<br />
im rahmen e<strong>in</strong>es coach<strong>in</strong>gs kann bei der<br />
Besprechung e<strong>in</strong>es Konflikts die Frage nach e<strong>in</strong>er<br />
Mediation zwischen coachee <strong>und</strong> zum Beispiel<br />
e<strong>in</strong>er anderen Führungskraft auftauchen. Der<br />
coach selbst kommt als Mediator wegen der<br />
unparteilichen rolle des Mediators nicht <strong>in</strong> Frage,<br />
besonders wenn er e<strong>in</strong>e der Konfliktparteien über<br />
längere zeit gecoacht hat.<br />
f) Ratschläge<br />
<strong>in</strong> der Mediation s<strong>in</strong>d ratschläge des Mediators<br />
verboten. es wird immer wieder diskutiert, <strong>in</strong>wieweit<br />
e<strong>in</strong> vorschlag nicht <strong>in</strong>direkt an den vermittlungstisch<br />
gebracht werden darf, wenn die Konfliktparteien<br />
selbst e<strong>in</strong>e naheliegende lösung<br />
nicht sehen.<br />
im coach<strong>in</strong>g gibt es unterschiedliche ansätze<br />
zu ratschlägen. „Beraten ohne ratschlag” ist der<br />
ansatz der Systemiker<strong>in</strong> Sonja raddatz. Der coach<br />
soll ke<strong>in</strong>e ratschläge geben. Ulrich Dehner („Der<br />
coach als Führungskraft”) h<strong>in</strong>gegen betont, dass<br />
im coach<strong>in</strong>g Feedback <strong>und</strong> auch ratschläge<br />
erlaubt s<strong>in</strong>d. nach ihm sollte der coach die Möglichkeit<br />
nutzen, se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>druck zur verfügung zu<br />
stellen, auch durchaus konfrontativ.<br />
«<br />
1/ die gecoachten<br />
Personen<br />
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