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mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...

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12 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

KONTAKT<br />

Ingrid Pfeiffer,<br />

<strong>in</strong>fopfeiffer­<strong>mediation</strong>.de<br />

Heike Baum,<br />

<strong>in</strong>fo@heike­baum.de<br />

Ingrid Pfeiffer: Entscheidung für Mediation<br />

nach me<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schätzung braucht dieses team<br />

kurzfristige <strong>und</strong> lösungsorientierte Unterstützung<br />

bei der erledigung se<strong>in</strong>er ganz alltäglichen arbeit.<br />

Deshalb schlage ich Mediation vor.<br />

zuerst geht es mir darum, mit allen teammitgliedern<br />

<strong>und</strong> dem leiter e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames arbeitsbündnis<br />

zu schließen. ich erläutere me<strong>in</strong> „angebot”,<br />

also me<strong>in</strong>e vorgehensweise: ich werde die<br />

Gespräche stark strukturieren, darauf achten, dass<br />

jede/r se<strong>in</strong>e/ihre Sichtweise äußern <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressen<br />

<strong>und</strong> ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann. Mit me<strong>in</strong>er<br />

Unterstützung sollen team <strong>und</strong> leitung geme<strong>in</strong>sam<br />

regelungen erarbeiten <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dliche<br />

absprachen treffen. es wird e<strong>in</strong> Mediationsvertrag<br />

mit allen Beteiligten geschlossen, <strong>in</strong> dem die<br />

regeln der zusammenarbeit <strong>und</strong> des Umgangs<br />

mite<strong>in</strong>ander während der Sitzungen festgehalten<br />

werden. ich erarbeite mit allen Beteiligten den<br />

geme<strong>in</strong>samen auftrag, also die zielrichtung der<br />

Mediation: Die Mediation soll der „verbesserung<br />

der zusammenarbeit” dienen.<br />

<strong>in</strong> der Phase 2 beg<strong>in</strong>ne ich damit, <strong>in</strong>formationen<br />

z. B. über die abläufe des Geschäftsbetriebs zu<br />

sammeln <strong>und</strong> frage die teammitglieder, was<br />

gut läuft <strong>und</strong> wo sie Probleme sehen. Geme<strong>in</strong>sam<br />

erstellen wir auf dem Flipchart e<strong>in</strong>e liste der<br />

regelungsbedürftigen Punkte (themen): zuständigkeiten,<br />

Weitergabe von <strong>in</strong>formationen, vertretungsregelung,<br />

Umgang mit Fehlern <strong>und</strong> Unzufriedenheit.<br />

<strong>in</strong> der 3. Phase bespreche ich mit dem team<br />

diese themen nache<strong>in</strong>ander, die reihenfolge wird<br />

mit den Mediand<strong>in</strong>nen abgestimmt. Wir beg<strong>in</strong>nen<br />

mit dem Punkt „zuständigkeiten”. ich erfrage die<br />

<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> Bedürfnisse jedes Mitarbeiters bzw.<br />

jeder Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> des leiters. Dabei versuche<br />

ich herauszuf<strong>in</strong>den, was jeder/jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />

besonders wichtig ist <strong>und</strong> welche aspekte er oder<br />

sie bei e<strong>in</strong>er zukünftigen regelung berücksichtigt<br />

sehen möchte. zum methodischen vorgehen<br />

gehört auch hier die visualisierung auf dem Flipchart.<br />

<strong>in</strong> dieser Phase geht es e<strong>in</strong>mal darum, jede/n<br />

e<strong>in</strong>zelne/n zu verstehen, aber auch darum, gegenseitige<br />

akzeptanz oder verständnis zu fördern. <strong>in</strong> diesem<br />

Fall zeigt sich z. B., dass es dem neuen leiter<br />

wichtig ist, sich auf die Selbständigkeit se<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

verlassen zu können – während der<br />

frühere leiter sehr stark das Bedürfnis hatte, bei<br />

allem selbst nach dem rechten zu sehen.<br />

<strong>in</strong> der Phase 4 sammeln wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

zunächst lösungsideen zum ersten thema, also<br />

für die verbesserung bzw. Änderung der zuständigkeiten.<br />

es folgt e<strong>in</strong>e Diskussion darüber, welche<br />

ideen den <strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> Bedürfnissen der teammitglieder<br />

am besten entsprechen. Dann wird vere<strong>in</strong>bart,<br />

e<strong>in</strong>ige veränderungsideen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe-<br />

phase umzusetzen. So verfahren wir mit e<strong>in</strong>em<br />

thema nach dem anderen <strong>und</strong> erarbeiten verschiedene<br />

vorläufige vere<strong>in</strong>barungen, die ausprobiert,<br />

diskutiert <strong>und</strong> z. t. auch wieder verändert<br />

werden, so lange, bis – <strong>in</strong> Phase 5, <strong>in</strong> diesem Fall<br />

nach 6 Sitzungen – die bis dah<strong>in</strong> vorläufigen vere<strong>in</strong>barungen<br />

zu den e<strong>in</strong>zelnen themen zu e<strong>in</strong>er „vere<strong>in</strong>barung<br />

zur verbesserung der zusammenarbeit<br />

im team” zusammengefasst <strong>und</strong> schriftlich formuliert<br />

werden. Diese vere<strong>in</strong>barung wird dann von<br />

allen Beteiligten unterzeichnet.<br />

Ingrid Pfeiffer <strong>und</strong> Heike Baum:<br />

Auswertung <strong>und</strong> Zusammenfassung<br />

Der ansatz der Supervision bestand dar<strong>in</strong>, zunächst<br />

der gesamten Komplexität der Situation raum<br />

zu geben, um die vorhandenen Schwierigkeiten<br />

besser verstehen zu können. Dann standen die<br />

Klärung der e<strong>in</strong>zelnen rollen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

aufgaben sowie der Beziehungen im<br />

vordergr<strong>und</strong>. Die Supervisor<strong>in</strong> <strong>in</strong>itiiiert, unterstützt<br />

<strong>und</strong> begleitet e<strong>in</strong>en Prozess des nachdenkens,<br />

der Klärung, ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>und</strong> Diskussion;<br />

dadurch kann sich e<strong>in</strong>e konstruktive atmosphäre<br />

entwickeln. Das team kann dann aus den gewonnenen<br />

erkenntnissen se<strong>in</strong>e eigenen Schlüsse ziehen<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong> handeln selbst (mit oder ohne Mitwirkung<br />

der Supervisor<strong>in</strong>) verändern.<br />

Der ansatz der Mediation bestand dar<strong>in</strong>, die Komplexität<br />

der Problematik zu reduzieren, <strong>in</strong>dem die<br />

Problematik <strong>in</strong> diesem Fall auf die erledigung des<br />

alltagsgeschäfts fokussiert wurde. Schwerpunkte<br />

der arbeit waren die klare zielvere<strong>in</strong>barung <strong>und</strong> die<br />

erreichung e<strong>in</strong>es Gleichgewichts der <strong>in</strong>teressen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse aller teammitglieder <strong>und</strong> des leiters <strong>in</strong><br />

Gegenwart <strong>und</strong> zukunft.<br />

Die gegenseitige anerkennung, die erarbeitung<br />

von Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>und</strong> die geme<strong>in</strong>same entwicklung<br />

von lösungen wirkten positiv als teamstärkende<br />

Momente. Die Mediator<strong>in</strong> arbeitet mit<br />

e<strong>in</strong>er starken Strukturierung des Prozesses, den sie<br />

bis zur Formulierung <strong>und</strong> Unterschrift ganz konkreter<br />

vere<strong>in</strong>barungspunkte begleitet – ohne den<br />

anspruch, alle Facetten der Problematik zu verstehen.Wichtig<br />

wäre aber noch e<strong>in</strong> nachgespräch,<br />

<strong>in</strong>dem die tatsächliche Umsetzung der vere<strong>in</strong>barung<br />

<strong>und</strong> deren haltbarkeit überprüft werden. Für<br />

den Fall, dass dabei Schwierigkeiten auftreten,<br />

wären weitere Maßnahmen zur Bearbeitung der<br />

tiefergehenden Probleme, z. B. auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nachfolgenden<br />

(leitungs-) Supervision erforderlich – so<br />

könnten sich evtl. auch beide Beratungsformen<br />

ergänzen.<br />

Heike Baum <strong>und</strong> Ingrid Pfeiffer<br />

Spektrum der Mediation 23/2006

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