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mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...

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Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Gegenüberstellung von Mediation <strong>und</strong><br />

Supervision am Beispiel e<strong>in</strong>es Teamkonflikts<br />

Wenn es um Probleme im Arbeitsbereich geht,<br />

treten auf dem Beratungsmarkt SupervisorInnen<br />

<strong>und</strong> MediatorInnen als KonkurrentInnen<br />

auf. Aufträge werden oft eher willkürlich<br />

als bewusst vergeben bzw. angenommen:<br />

AuftraggeberInnen fehlen detaillierte Kenntnisse<br />

über die unterschiedlichen Möglichkeiten,<br />

BeraterInnen nehmen Aufträge auch<br />

aus wirtschaftlichen Gründen an. Für die<br />

Qualität der Problemlösung <strong>und</strong> den Ruf der<br />

Professionen ist es jedoch wichtig, verschiedene<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

gegene<strong>in</strong>ander abzuwägen. Der folgende<br />

Artikel aus der Diskussion <strong>in</strong> der Zeitschrift der<br />

DGSv (erschienen <strong>in</strong> DGSv­Aktuell 1­2005)<br />

versucht, den Unterschied sowie mögliche<br />

Vor­ <strong>und</strong> Nachteile von Supervision <strong>und</strong><br />

Mediation am Beispiel e<strong>in</strong>es Teamkonflikts<br />

darzustellen.<br />

anlass für diesen, nun dritten artikel 1 ist unser kollegialer<br />

austausch, <strong>in</strong> dem wir versucht haben, die<br />

unterschiedlichen <strong>in</strong>terventionen <strong>und</strong> zielsetzungen<br />

von Supervision <strong>und</strong> Mediation an e<strong>in</strong>em Beispiel<br />

zu diskutieren. Wir wollen mit dieser Darstellung<br />

auch andere Kolleg<strong>in</strong>nen zur Diskussion anzuregen.<br />

<strong>in</strong> der folgenden Fallvignette skizzieren wir e<strong>in</strong>e<br />

anfrage nach Beratung aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er konflikthaften<br />

teamsituation. Die beiden möglichen verlaufsschilderungen<br />

s<strong>in</strong>d fiktiv; sie basieren auf realen<br />

erfahrungen der beiden autor<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ähnlichen<br />

Prozessen.<br />

Fallvignette<br />

nach der telefonischen Beratungsanfrage durch<br />

das team e<strong>in</strong>er kirchlichen Bildungsstätte f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong> Sondierungsgespräch statt. Die Berater<strong>in</strong> erfährt,<br />

dass der reibungslose ablauf gestört <strong>und</strong> die Stimmung<br />

im team sehr gespannt ist, e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

habe bereits gekündigt. vor e<strong>in</strong>igen Monaten<br />

gab es e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>in</strong> der leitung. Der neue<br />

Geschäftsführer sche<strong>in</strong>t nicht voll akzeptiert zu<br />

werden. auf nachfrage erfährt die Berater<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

der „klassischen Situationen”:<br />

am Mittwochabend legt der Geschäftsführer a.<br />

se<strong>in</strong>er Sekretär<strong>in</strong> B. e<strong>in</strong>en er<strong>in</strong>nerungszettel auf den<br />

Schreibtisch, wobei er sich darüber ärgert, dass er<br />

sich um so etwas kümmern muss. Der <strong>in</strong>halt<br />

beschreibt die notwenigen vorbereitungen für<br />

e<strong>in</strong>e veranstaltung am kommenden Montag.<br />

Dazu gehören das richtige Bestuhlen des raumes<br />

(auftrag muss weitergeleitet werden an den<br />

hausmeister c.), Besorgen des Kaffees <strong>und</strong> der<br />

Brezeln ... am Donnerstag <strong>und</strong> Freitag ist die<br />

Sekretär<strong>in</strong> B. krank. als am Montag die veranstalter<strong>in</strong><br />

des Sem<strong>in</strong>ars kommt, ist weder der raum gerichtet<br />

noch die verpflegung da. Sekretär<strong>in</strong> B. beg<strong>in</strong>nt<br />

daraufh<strong>in</strong> den hausmeister <strong>in</strong> barschem ton zur<br />

verantwortung zu ziehen, der schreit zurück <strong>und</strong> die<br />

Situation eskaliert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Streit. nachdem sich<br />

die Beteiligten wieder beruhigen konnten, wurde<br />

der Geschäftsführer für die Situation verantwortlich<br />

gemacht. Mit dessen verhalten s<strong>in</strong>d die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong>sgesamt unzufrieden, sie beschweren sich<br />

z. B. darüber, morgens nicht begrüßt zu werden<br />

<strong>und</strong> fühlen sich <strong>in</strong>sgesamt wenig beachtet.<br />

Heike Baum: Entscheidung für Supervision<br />

Die fehlende kooperative zusammenarbeit <strong>in</strong><br />

diesem team kann aufgr<strong>und</strong> me<strong>in</strong>er erfahrungen<br />

als Supervisor<strong>in</strong> ganz unterschiedliche h<strong>in</strong>tergründe<br />

haben. Deshalb halte ich es für wichtig,<br />

am anfang erst e<strong>in</strong>mal der gesamten Komplexität<br />

des Falles raum zu geben. ich schlage daher<br />

Supervision als Beratungsform vor. alle teammitglieder<br />

<strong>und</strong> der leiter s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>er zusammenarbeit<br />

bereit. zunächst frage ich nach den veränderungen<br />

der letzen Monate. Dabei erfahre ich,<br />

dass es außer der veränderung <strong>in</strong> der Geschäftsführung<br />

ause<strong>in</strong>andersetzungen um die zielsetzung<br />

der e<strong>in</strong>richtung gab. Daraus hervorgegangen ist<br />

die anforderung, sich <strong>in</strong> zukunft weniger als e<strong>in</strong> Bildungshaus<br />

zu verstehen, als viel mehr e<strong>in</strong> Dienstleistungsunternehmen,<br />

unter dessen Dach Bildung<br />

stattf<strong>in</strong>det – e<strong>in</strong>e zielveränderung, die von den<br />

meisten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen als notwendiges Übel<br />

empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> mit der sie sich nur schwer<br />

identifizieren können. im Gespräch über den leitungswechsel<br />

wird deutlich, wie viel väterliches<br />

<strong>und</strong> heimatliches der alte Geschäftsführer für die<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen immer noch verkörpert <strong>und</strong> dass<br />

e<strong>in</strong> bewusstes abschiednehmen noch aussteht.<br />

im verlaufe des Prozesses lasse ich die eigenen<br />

Bedürfnisse, vorstellungen <strong>und</strong> hoffnungen der<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen immer wieder zu Wort kommen<br />

<strong>und</strong> versuche, diese mit ihren Funktionen <strong>und</strong> rollen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des teams zu verknüpfen <strong>und</strong> auf die<br />

konkreten aufgaben zu beziehen. im laufe dieser<br />

ause<strong>in</strong>andersetzungen stellt sich der Geschäftsführer<br />

auch den vorwürfen se<strong>in</strong>es teams. Dadurch<br />

entwickelt er e<strong>in</strong>e neue Beziehung zu jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />

teammitglied <strong>und</strong> es gel<strong>in</strong>gt ihm, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Situationen se<strong>in</strong>e Wertschätzung auszudrücken<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e erwartungen zu formulieren. im laufe<br />

von 12 Sitzungen entsteht allmählich wieder e<strong>in</strong>e<br />

wertschätzende <strong>und</strong> konstruktive atmosphäre, die<br />

dazu beiträgt, den ablauf des „Kerngeschäfts” zu<br />

sichern. Während des Prozesses änderte sich auch<br />

die haltung der teammitglieder gegenüber dem<br />

neuen leiter, die Gesprächs- <strong>und</strong> Beziehungskultur<br />

verbessert sich.<br />

«<br />

Ingrid Pfeiffer,<br />

Dipl. Pädagog<strong>in</strong>,<br />

Systemische Familientherapeut<strong>in</strong>,<br />

Supervisor<strong>in</strong><br />

Mediator<strong>in</strong> <strong>und</strong> Ausbilder<strong>in</strong><br />

BAFM <strong>und</strong> BM<br />

Heike Baum,<br />

Pädagog<strong>in</strong>, Supervisor<strong>in</strong><br />

(DGSv), Bal<strong>in</strong>tgruppenleiter<strong>in</strong><br />

1/ DGSv aktuell<br />

2/2004, roland Kunkel van<br />

Kaldenkerken/<br />

DGSv aktuell 3/2004<br />

Frau <strong>in</strong>grid Pfeiffer<br />

11

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