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mediation und SuperviSion in organiSationen - Bundesverband ...

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Die FachzeitschriFt Des BunDesverBanDes MeDiation e. v. nr. 23 / iii. Quartal 2006<br />

<strong>mediation</strong> <strong>und</strong> <strong>SuperviSion</strong><br />

<strong>in</strong> <strong>organiSationen</strong><br />

QualitätSSicherung <strong>und</strong> WeiterentWicklung<br />

unterschiede zwischen <strong>mediation</strong> <strong>und</strong><br />

Supervision bei mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikten<br />

<strong>mediation</strong> <strong>und</strong> recht<br />

gerichtliche <strong>mediation</strong> <strong>in</strong> deutschland –<br />

<strong>und</strong> nun?<br />

Berichte Zum thema<br />

kasseler netzwerk <strong>mediation</strong><br />

Berichte auS dem Bm<br />

kollegiale Fallberatung<br />

Berichte auS aller Welt<br />

vierte nordische konferenz<br />

<strong>in</strong> <strong>mediation</strong> <strong>und</strong> konfliktmanagement<br />

www.bmev.de


»<br />

peter knapp,<br />

germanist, romanist,<br />

mediator <strong>und</strong> ausbilder Bm,<br />

coach, leiter der<br />

Fachgruppe mio/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im Bm<br />

kontakt<br />

peter knapp,<br />

p.knapp@kom-berl<strong>in</strong>.de<br />

eDitorial<br />

liebe leser<strong>in</strong>nen,<br />

liebe leser,<br />

Mediation hat sich zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>strument des<br />

Konfliktmanagements entwickelt, das zum<br />

ziel hat, Konflikte <strong>in</strong> organisationen <strong>und</strong> unternehmen<br />

frühzeitig zu erkennen <strong>und</strong> möglichst<br />

effizient zu bearbeiten. Je nach unternehmens-<br />

<strong>und</strong> Personalentwicklungskultur wird Mediation<br />

systematisch, e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong> bestehendes<br />

Konfliktmanagementsystem, von Konflikt-Fall<br />

zu Konflikt-Fall oder auch fast gar nicht genutzt.<br />

unternehmen haben Mediator<strong>in</strong>nenpools e<strong>in</strong>gerichtet<br />

oder <strong>in</strong>terne Mediator<strong>in</strong>nen zur Konfliktbearbeitung<br />

ausgebildet.<br />

Über diesen klassischen Konfliktvermittlungsaspekt<br />

h<strong>in</strong>aus leistet Mediation e<strong>in</strong>en ebenso<br />

wichtigen Beitrag für unternehmen, wenn Führungskräfte<br />

über mediative Kommunikationskompetenzen<br />

<strong>in</strong> ihrer Führungsrolle verfügen. e<strong>in</strong>e<br />

der hauptaufgaben von Führung besteht dar<strong>in</strong>,<br />

aushandlungsprozesse zu gestalten, Gespräche<br />

<strong>und</strong> verhandlungen mit den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

zu führen oder sich um die lösung von Problemen<br />

<strong>und</strong> Konflikten zu bemühen. verfügt e<strong>in</strong>e<br />

Führungskraft über das handwerkszeug der<br />

Mediation, ist sie <strong>in</strong> der lage, besser zu kommunizieren<br />

<strong>und</strong> Probleme <strong>und</strong> Konflikte schneller<br />

zu erkennen <strong>und</strong> effizienter anzugehen. Mediation<br />

gew<strong>in</strong>nt hiermit e<strong>in</strong>e Bedeutung für den<br />

Managementalltag, die über die klassische vermittlerrolle<br />

der Mediator<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong>aus gehen.<br />

e<strong>in</strong> Personalleiter e<strong>in</strong>es global tätigen it- unternehmens,<br />

der vor drei Jahren se<strong>in</strong>e Mediationsausbildung<br />

beendet hat, sagt hierzu, dass er ke<strong>in</strong>e<br />

Mediation im klassischen s<strong>in</strong>ne mache, aber <strong>in</strong><br />

jedem Gespräch, das er mit Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

oder anderen Gesprächspartner<strong>in</strong>nen führe, hilft<br />

ihm das Gelernte aus der Mediationsausbildung.<br />

Mit der vorliegenden ausgabe lesen sie Beiträge,<br />

die aus verschiedenen Blickw<strong>in</strong>keln das thema<br />

Mediation <strong>in</strong> organisationen <strong>und</strong> unternehmen<br />

behandeln. Die autor<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>em großen<br />

teil Mitglieder der Fachgruppe Mediation<br />

<strong>in</strong> organisationen – Wirtschafts<strong>mediation</strong> des<br />

B<strong>und</strong>esverbandes Mediation (BM), die seit ihrer<br />

Gründung im oktober 2000 wichtige Beiträge zu<br />

fachlichen themen <strong>in</strong> diesem Bereich geleistet<br />

hat (siehe auch <strong>in</strong>foblatt sommer 2004, schwerpunkt<br />

Mediation <strong>in</strong> organisationen).<br />

<strong>in</strong> diesen Beiträgen spiegeln sich Diskussionen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>haltliche schwerpunkte der Fachgruppe<br />

sowie das engagement ihrer Mitglieder wieder.<br />

Dafür e<strong>in</strong>en großen Dank an dieser stelle.<br />

ebenso möchte ich christian Bähner <strong>und</strong> renate<br />

Queckenstedt für ihre redaktionelle arbeit für die<br />

zusammenstellung der Beiträge dieser ausgabe<br />

danken.<br />

e<strong>in</strong> weiterer schwerpunkt dieser ausgabe ist die<br />

abgrenzung oder nachbarschaft von Mediation<br />

zu coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> supervision. <strong>in</strong> den Beiträgen<br />

lesen sie, wie sich die drei Beratungsformate<br />

ergänzen oder abgrenzen. Welche Konflikte<br />

lassen sich eher durch Mediation, eher durch<br />

supervision oder coach<strong>in</strong>g bearbeiten beziehungsweise<br />

welche Formate haben gegenüber<br />

den anderen welche vor- <strong>und</strong>/oder nachteile?<br />

auch die ergebnisse e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen arbeitsgruppe<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes Mediation (BM)<br />

<strong>und</strong> der DGsv (Deutsche Gesellschaft für supervision)<br />

zur produktiven Kooperation zwischen<br />

Mediation <strong>und</strong> supervision werden <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Beitrag vorgestellt.<br />

e<strong>in</strong>e spannende <strong>und</strong> anregende lektüre<br />

dieser ausgabe wünscht ihnen<br />

peter knapp<br />

spektrum der Mediation 23/2006


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»<br />

Qualitätssicherung <strong>und</strong> Weiterentwicklung<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

<strong>in</strong>haltSverzeichniS<br />

angelika iser, Unterschiede zwischen Mediation <strong>und</strong> Supervision bei Mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikten --------------------------04<br />

Jörg Fellermann <strong>und</strong> roland Kunkel-van Kaldenkerken, Supervison <strong>und</strong> Mediation --------------------------09<br />

heike Baum <strong>und</strong> <strong>in</strong>grid Pfeiffer, Gegenüberstellung von Mediation <strong>und</strong> Supervision --------------------------11<br />

elke Schwertfeger, Mediation <strong>und</strong> coach<strong>in</strong>g – Unterschiede <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten --------------------------13<br />

Peter Knapp, coach<strong>in</strong>g oder Mediation zur Bearbeitung von Konflikten --------------------------16<br />

thomas robrecht, Management <strong>und</strong> Mediation --------------------------19<br />

Sab<strong>in</strong>e heegner, Umgang mite<strong>in</strong>ander – Betriebsvere<strong>in</strong>barungen --------------------------25<br />

Michael Wandrey, Wenn aus Konflikten taten werden --------------------------28<br />

Frigga Maßholder, Mediation als Ges<strong>und</strong>heitsressource --------------------------31<br />

Detlev Bern<strong>in</strong>g, Mediations- bzw. <strong>in</strong>teressenklauseln <strong>in</strong> verträgen --------------------------35<br />

Peter Knapp <strong>und</strong> andreas novak, auftragsklärung für die Mediation <strong>in</strong> Unternehmen --------------------------38<br />

Mediation <strong>und</strong> Recht<br />

Jutta hohmann <strong>und</strong> Florian Gommel, Gerichtliche Mediation <strong>in</strong> Deutschland – <strong>und</strong> nun? --------------------------43<br />

Berichte zum Thema<br />

Patricia Mell, anja Morell, Brigitte Scheffel <strong>und</strong> renata Sedlmayer, Kasseler netzwerk Mediation --------------------------48<br />

Berichte aus dem BM<br />

thomas robrecht, Kollegiale Fallberatung --------------------------51<br />

Berichte aus aller Welt<br />

Jutta hohmann <strong>und</strong> <strong>in</strong>ka heisig, vierte nordische Konferenz --------------------------54<br />

Bücher <strong>und</strong> mehr<br />

Ulrike hornung, rechtliche rahmenbed<strong>in</strong>gungen für die tätigkeit freier Mediatoren --------------------------55<br />

Sab<strong>in</strong>e Behn u. a., Mediation an Schulen – e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite evaluation --------------------------56<br />

Björn Migge, handbuch coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Beratung --------------------------57<br />

christoph hauser, e<strong>in</strong>e ökonomische theorie der Mediation --------------------------58<br />

Dr. Detlev Bern<strong>in</strong>g, Konflikte kosten Unternehmen Geld – aber wie viel? --------------------------59<br />

Information <strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise<br />

Korrekturen zum Spektrum nr. 22 --------------------------60<br />

BM term<strong>in</strong>kalender --------------------------63<br />

adressverzeichnis regional- <strong>und</strong> Fachgruppen --------------------------64<br />

Bestellservice --------------------------66<br />

«


4<br />

»<br />

Angelika Iser,<br />

Diplompädagog<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Mediator<strong>in</strong> BM,<br />

arbeitet als wissenschaftliche<br />

Angestellte am<br />

Institut für Erziehungswissenschaft<br />

der Universität<br />

Tüb<strong>in</strong>gen<br />

1/ vgl. iser, angelika (2005)<br />

2/ vgl.<br />

Weigand, Wolfgang<br />

(1996)<br />

3/ ebd., S. 416, hv.i.O.<br />

vgl. auch Belardi<br />

(1992, S. 30f).<br />

4/ vgl. Besemer, christoph<br />

(1999), S. 14<br />

5/ e<strong>in</strong>e ausführliche<br />

Diskussion der Pr<strong>in</strong>zipien<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong> Systematisierungsversuch<br />

unterschiedlicher<br />

Mediationsverständnisse<br />

werden <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er<br />

Dissertation<br />

zu f<strong>in</strong>den se<strong>in</strong>.<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Unterschiede zwischen Mediation <strong>und</strong><br />

Supervision bei MitarbeiterInnenkonflikten<br />

(Was) können MediatorInnen von SupervisorInnen<br />

<strong>und</strong> SupervisorInnen von MediatorInnen<br />

lernen? Wo liegen die Stärken<br />

<strong>und</strong> wo die Grenzen der beiden Verfahren?<br />

Wann empfiehlt sich welches Vorgehen?<br />

Diese Fragen stehen im Fokus des folgenden<br />

Artikels. Sie werden auf der Basis<br />

e<strong>in</strong>er empirischen Studie diskutiert, nachdem<br />

die verwendeten Begriffe <strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise<br />

auf vorliegende Literatur skizziert<br />

wurden.<br />

1. Supervision, Mediation <strong>und</strong> MitarbeiterInnenkonflikte<br />

– E<strong>in</strong>e Begriffsklärung<br />

von ihrem amerikanischen Ursprung her ist Supervision<br />

e<strong>in</strong> umfassendes qualitätsverfahren zur<br />

reflexion, Professionalisierung <strong>und</strong> effektivitätssteigerung<br />

Sozialer arbeit. als Supervision nach dem<br />

zweiten Weltkrieg nach Deutschland kam, war sie<br />

bereits psychoanalytisch vorgeprägt <strong>und</strong> traf auf<br />

gr<strong>und</strong>legend andere <strong>in</strong>stitutionelle Strukturen der<br />

Sozialarbeit (u. a. fachfremde vorgesetzte). 1<br />

So hat sie sich <strong>in</strong> Deutschland zu e<strong>in</strong>er oft psychotherapeutisch<br />

orientierten Beratung <strong>und</strong> Fortbildung<br />

durch externe Supervisor<strong>in</strong>nen entwickelt.<br />

Der ursprünglichen Funktion e<strong>in</strong>es umfassenderen<br />

qualitätsverfahrens kommen nun neuere<br />

Konzepte der Supervision wieder näher, <strong>in</strong>dem<br />

seit Mitte der 80er Jahre – vielfach systemisch<br />

begründet – der Bezug zur Organisation wieder<br />

stärker <strong>in</strong> den Blick gerückt ist. e<strong>in</strong>e umfassende<br />

Def<strong>in</strong>ition, die die unterschiedlichen ziele <strong>und</strong><br />

<strong>in</strong>terventionsebenen von Supervisionen <strong>in</strong>tegriert,<br />

f<strong>in</strong>det sich bei Wolfgang Weigand. 2<br />

er bezeichnet Supervision als „e<strong>in</strong> <strong>in</strong>strument der<br />

Personalentwicklung im Profit- wie non-Profitbereich”,<br />

das nicht nur „aktuelle Konfliktlagen vor<br />

allem im Kommunikations- <strong>und</strong> Kooperationsbereich<br />

zwischen Mitarbeiter<strong>in</strong>nen, ihren K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen<br />

oder Klient<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> ihren vorgesetzten bearbeiten”<br />

<strong>und</strong> „Organisationen <strong>und</strong> Unternehmen besser<br />

<strong>in</strong> die lage versetzen (will), die ihnen gesetzten<br />

aufgaben zu erledigen <strong>und</strong> ihre eigentlichen<br />

ziele zu erfüllen”, sondern auch „Mitarbeiter <strong>und</strong><br />

Führungskräfte im S<strong>in</strong>ne der Weiterbildung beruflich<br />

qualifizieren” 3 möchte. Der aufgabenzuschnitt<br />

wird hier durch vier Faktoren deutlich, auf<br />

die Supervision ausgerichtet ist: die Person (also<br />

die/der Mitarbeiter<strong>in</strong>), ihre rollen, die Organisation<br />

<strong>und</strong> die nutzer<strong>in</strong> Sozialer arbeit (s. abb. 1).<br />

Abb. 1: Faktoren der Supervision als Qualitätsverfahren<br />

Während sich auch <strong>in</strong> der deutschen Mediationsliteratur<br />

mittlerweile e<strong>in</strong>e vielfalt an Mediationsverständnissen<br />

f<strong>in</strong>det, wird nach wie vor häufig<br />

auf christoph Besemers Def<strong>in</strong>ition Bezug genommen,<br />

wonach Mediation verstanden wird als<br />

außergerichtliches Konfliktregelungsverfahren zur<br />

„vermittlung <strong>in</strong> Streitfällen durch unparteiische<br />

Dritte, die von allen Seiten akzeptiert werden.” 4<br />

Statt e<strong>in</strong> Urteil zu sprechen ist die zentrale aufgabe<br />

der Mediator<strong>in</strong>nen, den Streitenden zu helfen,<br />

e<strong>in</strong>e selbstverantwortete, e<strong>in</strong>vernehmliche<br />

lösung ihrer Probleme zu f<strong>in</strong>den. alle sollen durch<br />

die Übere<strong>in</strong>kunft „gew<strong>in</strong>nen”. Der Kürze halber<br />

gehe ich von dieser Def<strong>in</strong>ition aus, ohne sie<br />

genauer zu diskutieren. 5 Mediation ist demnach<br />

e<strong>in</strong> verfahren zur Konfliktregelung, das <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em<br />

anwendungsbezug offen gehalten wird.<br />

Schon der Blick auf die Def<strong>in</strong>itionen von Supervision<br />

<strong>und</strong> Mediation ergibt klare Unterschiede <strong>in</strong><br />

den zuständigkeitsbereichen beider verfahren<br />

(s. abb. 2). Während Supervision auf die qualitätsentwicklung<br />

im arbeitskontext fokussiert ist, wozu<br />

u. a. die Klärung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikten<br />

gehört, ist Mediation auf die regelgeleitete Unterstützung<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>haltlich selbstverantworteten Konfliktklärung<br />

konzentriert, wozu u. a. Konflikte<br />

im arbeitskontext gehören.<br />

Abb. 2: MitarbeiterInnenkonflikte liegen im Schnittfeld von<br />

Supervision <strong>und</strong> (Organisations­)Mediation<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Um Mediation <strong>und</strong> Supervision <strong>in</strong> ihren Stärken<br />

<strong>und</strong> Schwächen zu vergleichen, ist es naheliegend,<br />

ihren Überschneidungsbereich – die Konflikte<br />

im arbeitsleben – anzuschauen. Die Konflikte,<br />

die potentiell sowohl zum Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er Supervision als auch e<strong>in</strong>er Mediation werden<br />

können, bezeichne ich als „Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

nenkonflikte”: das s<strong>in</strong>d soziale Konflikte, die im<br />

beruflichen Kontext zwischen Kolleg<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>er<br />

hierarchiestufe <strong>und</strong>/oder verschiedener hierarchiestufen<br />

(also mit vorgesetzten bzw. nachrangigen)<br />

<strong>und</strong>/oder mit vorständen <strong>und</strong>/oder<br />

mit Kooperationspartner<strong>in</strong>nen bestehen. Me<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>terviews mit expert<strong>in</strong>nen zeigen, dass es e<strong>in</strong>e<br />

art Grauzone von Konflikten gibt, die zum thema<br />

werden, ohne direkt im Fokus des hier gewählten<br />

Begriffs zu stehen: Das s<strong>in</strong>d zum e<strong>in</strong>en Berufskonflikte<br />

zwischen Professionellen <strong>und</strong> ihren Klient<strong>in</strong>nen<br />

bzw. K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen. Diese Konflikte s<strong>in</strong>d typische<br />

Gegenstände e<strong>in</strong>er Fallsupervision oder e<strong>in</strong>er kollegialen<br />

Beratung. Sie s<strong>in</strong>d i. d. r. ke<strong>in</strong> Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er Mediation, bzw. wenn sie es werden,<br />

dann nur zu e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>direkten Gegenstand.<br />

zum zweiten werden <strong>in</strong>trapsychische berufliche<br />

Konflikte benannt. Sie können von rollenkonflikten<br />

über entscheidungsproblematiken bis h<strong>in</strong> zu Persönlichkeitsproblemen<br />

reichen <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d typische<br />

aufgabenfelder von Supervision <strong>und</strong> coach<strong>in</strong>g.<br />

Für Mediation werden sie dann <strong>in</strong>direkt zur aufgabe,<br />

wenn sie im zusammenhang mit sozialen<br />

Konflikten deutlich werden.<br />

Der derzeit viel zitierte Begriff des „Mobb<strong>in</strong>g” 6 ,<br />

lässt sich ke<strong>in</strong>er speziellen Konfliktgruppe zuordnen.<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikte können die Gestalt<br />

von Mobb<strong>in</strong>g annehmen. Mobb<strong>in</strong>g ist aber nur<br />

e<strong>in</strong>e konkretisierte Gestaltungsform <strong>in</strong>nerhalb der<br />

hier betrachteten Mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikte.<br />

arbeitskonflikte wie tarifause<strong>in</strong>andersetzungen, die<br />

i. d. r. auf der ebene zwischen arbeitgeber<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> der gesamten Belegschaft – z. B. vertreten<br />

durch den Betriebsrat – angesiedelt s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> die<br />

gesamte <strong>in</strong>stitution betreffen, zählen nicht zu Mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikten.<br />

Sie können Gegenstand<br />

e<strong>in</strong>er Mediation se<strong>in</strong>, aber nicht <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Supervision<br />

verhandelt werden. Das gleiche gilt für Wirtschaftskonflikte<br />

als Konflikte zwischen Organisationen,<br />

die nach der Systematik der Mediationsfelder<br />

<strong>in</strong> den Bereich e<strong>in</strong>er Wirtschafts<strong>mediation</strong> fallen<br />

würden. Beide Konflikte werden höchstens <strong>in</strong>direkt<br />

zum Gegenstand von Supervision.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

«<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG 5<br />

Diese Begriffsbestimmung von Mitarbeiter<strong>in</strong>nenkonflikten<br />

als Schnittmenge der Konfliktformen,<br />

die durch Supervision <strong>und</strong> Mediation bearbeitet<br />

werden können, zeigt bereits weitere gravierende<br />

Unterschiede zwischen den e<strong>in</strong>satzmöglichkeiten<br />

der verfahren.<br />

2. Unterschiede bei der Klärung von<br />

MitarbeiterInnenkonflikten<br />

<strong>in</strong> der literatur f<strong>in</strong>den sich v. a. drei Positionen zum<br />

vergleich von Supervision <strong>und</strong> Mediation. Glasl hat<br />

Mediation ursprünglich für Konflikte der eskalationsstufen<br />

5-7 <strong>in</strong>diziert, Supervision auf den Stufen 1-3. 7<br />

<strong>in</strong> neueren artikeln stellt er fest, dass Mediation<br />

zum „conta<strong>in</strong>erbegriff” geworden ist. Dah<strong>in</strong>ter fänden<br />

sich vorgehensweisen, die <strong>in</strong>terventionen auf<br />

den Stufen 1 bis h<strong>in</strong> zu 8 ermöglichen. 8<br />

irle wie auch Pühl plädieren für e<strong>in</strong>e möglichst<br />

klare Grenzziehung zwischen Mediation <strong>und</strong><br />

Supervision, um sie dann gezielt zu komb<strong>in</strong>ieren. 9<br />

Dabei geht irle davon aus, dass eskaliertere Konflikte<br />

e<strong>in</strong>e Supervision erfordern, während Mediation<br />

e<strong>in</strong>e sachliche Gesprächsebene voraussetze.<br />

10 Genau umgekehrt würde Pühl bei stärker<br />

eskalierten, emotionalen Situationen e<strong>in</strong>e Mediation<br />

voranstellen, um <strong>in</strong> kurzer zeit die arbeits-<br />

<strong>und</strong> Kommunikationsfähigkeit soweit wieder herzustellen,<br />

damit e<strong>in</strong>e längerfristige Begleitung<br />

durch Supervision möglich wird. 11<br />

im Folgenden werden e<strong>in</strong>zelne ergebnisse aus<br />

e<strong>in</strong>er Befragung von expert<strong>in</strong>nen der Supervision<br />

<strong>und</strong>/oder Mediation vorgestellt, die im rahmen<br />

me<strong>in</strong>er Dissertation stattfand. auf e<strong>in</strong>e Beschreibung<br />

der Forschungsanlage wird der Kürze halber<br />

verzichtet. Die Studie hat sowohl gezeigt,<br />

dass sich für Supervision <strong>und</strong> Mediation jeweils<br />

sehr <strong>in</strong>dividuelle vorgehensweisen <strong>und</strong> verständnisse<br />

f<strong>in</strong>den, dass es aber trotzdem Kernprozesse<br />

für beide verfahren gibt.<br />

6/ nach leymann,<br />

he<strong>in</strong>z: www.leymann.se<br />

(05.07.2005)<br />

7/ vgl. Glasl, Friedrich<br />

(2003), S. 107<br />

8/ ebd., S. 116<br />

9/ vgl. irle, Günter (2001),<br />

S. 6<br />

10/ vgl. irle, Günter (1994),<br />

S. 59<br />

11/ vgl. Pühl, harald (2005),<br />

S. 251f.


»<br />

6 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

2.1 Kernprozess der Supervisionen<br />

Bei allen fünf beschriebenen Supervisionen<br />

f<strong>in</strong>det sich der folgende ablaufs:<br />

1. Das Sett<strong>in</strong>g wird als zentraler rahmen <strong>und</strong><br />

entscheidendes Kriterium vorgeklärt<br />

2. Das thema wird vom team oder e<strong>in</strong>em<br />

Supervisanden e<strong>in</strong>gebracht<br />

3. Mehrere Supervisand<strong>in</strong>nen br<strong>in</strong>gen ihre<br />

Sichtweise zum Problem e<strong>in</strong><br />

4. es erfolgt e<strong>in</strong>e Problemanalyse im Prozess<br />

durch Beobachtung, fe<strong>in</strong>fühliges Wahrnehmen,<br />

Fragen, permanente hypothesenbildung<br />

<strong>und</strong> -überprüfung<br />

5. Der Kern des Problems bzw. das Wesentliche,<br />

das verdrängte, Ungesagte wird benannt <strong>und</strong><br />

bearbeitet<br />

6. neue Sichtweisen <strong>und</strong> Perspektiven werden<br />

durch das Gespräch, durch freie assoziationen,<br />

rollenspiele, aufstellungen angestrebt<br />

<strong>und</strong> erarbeitet<br />

7. Situation <strong>und</strong> Problem s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> ihrem zusammenhang<br />

verstanden <strong>und</strong> geklärt<br />

8. Dabei bezieht sich der erste Punkt auf e<strong>in</strong>en<br />

ganzen Supervisionsprozess, die Punkte zwei<br />

bis sieben auf die e<strong>in</strong>zelnen Sitzungen.<br />

2.2 Kernprozess der Mediationen<br />

auch bei den Mediationen f<strong>in</strong>det sich e<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>samer ablaufkern, der allerd<strong>in</strong>gs deutlich<br />

disparater ist als die übliche Mediationsbeschreibung<br />

<strong>in</strong> fünf bis sieben Phasen:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

5.<br />

6.<br />

7.<br />

8.<br />

9.<br />

10.<br />

es wird vorgeklärt, ob der Konflikt <strong>und</strong> die<br />

erwartungen an das verfahren für Mediation<br />

geeignet s<strong>in</strong>d<br />

rahmenklärung <strong>und</strong> Kontrakt: ansatz <strong>und</strong> vorgehensweise<br />

werden vorgestellt, regeln vere<strong>in</strong>bart,<br />

erwartungen geklärt, die Freiwilligkeit<br />

der teilnahme überprüft; die explizite zustimmung<br />

zum Prozess wird erfragt (commitment)<br />

Konfliktschilderung durch alle Konfliktbeteiligten<br />

<strong>in</strong> möglichst gleichem Umfang<br />

Konfliktanalyse <strong>und</strong> erhellung des Konflikts<br />

h<strong>in</strong>ter dem Konflikt<br />

verstehen <strong>und</strong> verstanden-Werden ermöglichen<br />

durch kle<strong>in</strong>teilige Gesprächsführung,<br />

e<strong>in</strong>fühlen <strong>und</strong> Benennen des Wesentlichen<br />

Sorge tragen, dass alle themen bearbeitet<br />

<strong>und</strong> geklärt werden<br />

lösungsoptionen suchen <strong>und</strong> verhandeln<br />

lösungen durch die Konfliktparteien festlegen,<br />

durch Mediator<strong>in</strong> prüfen (auf realisierbarkeit,<br />

Fairness, vollständigkeit <strong>und</strong> Stimmigkeit)<br />

lösung <strong>und</strong> ihre Überprüfung verb<strong>in</strong>dlich<br />

vere<strong>in</strong>baren; abschluss der Mediation<br />

(telefonisches) Überprüfen der<br />

vere<strong>in</strong>barungsumsetzung<br />

Diese elemente des geme<strong>in</strong>samen Kernprozesses<br />

beziehen sich auf den gesamten verlauf der<br />

Mediation <strong>und</strong> nicht auf e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>zelne Sitzung.<br />

im Gesamten zeigt der vergleich, dass das<br />

klar strukturierte verfahren der Mediation von<br />

den befragten expert<strong>in</strong>nen als e<strong>in</strong>e Grobstruktur<br />

verwendet wird, an die sich die „jungen”<br />

Mediator<strong>in</strong>nen strikt halten, während die beiden<br />

langjährigen Mediator<strong>in</strong>nen es nur als flexibel<br />

gestaltbaren Gr<strong>und</strong>verlauf nutzen.<br />

2.3 Unterschiede zwischen Supervision<br />

<strong>und</strong> Mediation<br />

Die <strong>in</strong>terviews zeigen, dass es sowohl klare Unterschiede<br />

zwischen Mediation <strong>und</strong> Supervision<br />

gibt, dass es aber auch erstaunliche irritationen<br />

gibt, bei denen e<strong>in</strong>e klare Unterscheidung durchkreuzt<br />

wird, weil sich die Supervisionskonzepte<br />

stärker vone<strong>in</strong>ander unterscheiden als e<strong>in</strong> teil der<br />

Supervisionen von den Mediationen. Die stärksten<br />

Unterschiede zwischen Mediation <strong>und</strong> Supervision<br />

– dies zeigen die analysen <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er Untersuchung<br />

- f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> der Dauer der verfahren,<br />

ihren zielen sowie <strong>in</strong> der Begründung für die Wahl<br />

des Sett<strong>in</strong>gs. (siehe folgende tabelle)<br />

3.1 Vorteile e<strong>in</strong>er Supervision: vielschichtige<br />

Problemebenen bewusst machen<br />

e<strong>in</strong> zentraler vorteil der Supervision liegt dar<strong>in</strong>,<br />

dass sie im sozialen Bereich häufig zur Psychohygiene,<br />

arbeitsreflexion <strong>und</strong> Fortbildung e<strong>in</strong>gesetzt<br />

wird <strong>und</strong> hier präventiv arbeiten kann. So können<br />

Situationen geklärt werden, bevor sie eskalieren.<br />

e<strong>in</strong> zweiter vorteil ist, dass Supervision e<strong>in</strong><br />

Methodenrepertoire <strong>und</strong> <strong>in</strong>strumentarium hat,<br />

das ermöglicht, sowohl mit themenvielfalt als<br />

auch mit noch völlig unklaren themen umzugehen.<br />

verdeckte oder unterdrückte Konflikte s<strong>in</strong>d<br />

gerade <strong>in</strong> hierarchischen verhältnissen erwartbar,<br />

z. B. wenn Parteien es als Schwäche erleben,<br />

e<strong>in</strong> Problem nicht aus eigener Kraft bewältigen<br />

zu können. Wenn e<strong>in</strong> Konfliktthema nicht angesprochen<br />

werden darf, aber auch wenn <strong>in</strong>stitutionen<br />

<strong>und</strong> teams nicht wirklich klar ist, wor<strong>in</strong> ihr<br />

Problem oder Konflikt besteht, br<strong>in</strong>gt Supervision<br />

die chance, die Situation zu klären <strong>und</strong> zunächst<br />

diffuse Konflikte zu lösen. Solche Konflikte s<strong>in</strong>d<br />

für e<strong>in</strong>e Mediation so lange unzugänglich, bis<br />

zum<strong>in</strong>dest e<strong>in</strong>er der Beteiligten e<strong>in</strong>e Mediation <strong>in</strong><br />

erwägung zieht. Dies dürfte i. d. r. nur passieren,<br />

wenn der Konflikt schon relativ stark eskaliert ist.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Mediation Supervision<br />

Rahmen <strong>und</strong> Sett<strong>in</strong>g<br />

alle am Konflikt Beteiligte nehmen teil erfolgt i. d. r. nach vorgegebenen Strukturen (leitung; team; team mit leitung).<br />

Kurzer zeitraum: 3-5 Wochen mit 3-8 Sitzungen von 1 ½ St<strong>und</strong>en<br />

bis zu e<strong>in</strong>em tag<br />

Mediand<strong>in</strong>nen bleiben explizit für die <strong>in</strong>halte <strong>und</strong> v. a. für die lösungen<br />

verantwortlich<br />

rahmenklärung immer auch mit dem zuständigen vorgesetzten <strong>und</strong>/oder<br />

vorstand<br />

vermeidung von eskalation durch verh<strong>in</strong>dern von konfliktverschärfenden<br />

tatsachen<br />

Rahmenklärung – Contract<strong>in</strong>g<br />

«<br />

zeitspanne von e<strong>in</strong>em Jahr bis h<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em unbefristeten verlauf:<br />

z. B. vierwöchiger abstand mit e<strong>in</strong>- bis dreistündigen Sitzungen<br />

<strong>in</strong> den Supervisionen wird darüber ke<strong>in</strong> Kontrakt geschlossen<br />

Supervisionen werden z. t. nur mit den Supervisand<strong>in</strong>nen vere<strong>in</strong>bart;<br />

bei hierarchischen Konflikten Änderung des Sett<strong>in</strong>gs<br />

e<strong>in</strong> solches vorgehen f<strong>in</strong>det sich bei den beschriebenen Supervisionen<br />

nicht<br />

In den Mediationen <strong>und</strong> systemischen Supervisionen erfolgt e<strong>in</strong>e Klärung von Spielregeln, Verantwortlichkeiten, Erwartungen, Zielen, Dauer <strong>und</strong> Ablauf<br />

des Verfahrens mit den Betroffenen. Dies geschieht nicht bzw. weit ger<strong>in</strong>ger <strong>in</strong> den gruppenanalytischen Supervisionen. Demnach ist die Bedeutung des<br />

Contract<strong>in</strong>g v. a. e<strong>in</strong> systemisches Element.<br />

Ziele <strong>und</strong> Interventionsebenen<br />

Mediation zielt v. a. auf die lösung sozialer Konflikte verbesserung der fachlichen arbeit; Wiederherstellung der arbeitsfähigkeit;<br />

rollenklärung<br />

Persönlichkeitsentwicklung, Kommunikations- <strong>und</strong> Kulturverbesserung nur<br />

am rande<br />

Selbsterfahrung, Persönlichkeitsentwicklung, die entwicklung e<strong>in</strong>er Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Kooperationskultur wird begleitend unterstützt<br />

Ke<strong>in</strong>e Fortbildungsabsicht Fachberatung <strong>und</strong> Fortbildung s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>tendiert<br />

verdeckte Konflikte können mit e<strong>in</strong>er Mediation nur herausgearbeitet werden,<br />

wenn sie für andere Konflikte zu rate gezogen wird<br />

Bedeutung der Strukturen für den Konflikth<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> werden sichtbar<br />

gemacht, aber nicht <strong>in</strong>nerhalb der Mediation bearbeitet<br />

Supervision eignet sich sehr gut, um verdeckte Konflikte herauszuarbeiten<br />

Umgang mit <strong>in</strong>nerorganisatorischen Strukturen wird sehr unterschiedlich<br />

gehandhabt<br />

Sowohl die MediatorInnen als auch die SupervisorInnen nehmen strukturelle Konfliktpotentiale wahr. Wie weit Strukturen als veränderbar angesehen<br />

werden, variiert.<br />

<strong>in</strong>tervention bei bestehender Konflikteskalation; Prävention nur für potentiell<br />

folgende Konflikte<br />

Methodische Vorgehen<br />

Bei längerer Dauer von Supervision kann präventiv gearbeitet werden<br />

zeitdruck hilft manchmal zur lösungsf<strong>in</strong>dung zeit, um an der entwicklung von Kultur, atmosphäre <strong>und</strong> Personen zu arbeiten<br />

e<strong>in</strong>gehen auf Bedürfnisse, verletzungen, Ängste <strong>und</strong> Sorgen; arbeitet bezogen<br />

auf den Konflikt emotional <strong>und</strong> persönlich<br />

Systemische Supervisor<strong>in</strong>nen lehnen laut der <strong>in</strong>terviews e<strong>in</strong>e sehr persönliche<br />

<strong>und</strong> emotionale arbeit <strong>in</strong> Gruppensett<strong>in</strong>gs ab<br />

E<strong>in</strong> klar strukturierter Ablauf für Sitzungen <strong>und</strong> den Gesamtprozess tritt als systemisches Element sowohl bei den Mediationen als auch den systemischen<br />

Supervisionen auf.<br />

Umfassendere <strong>und</strong> schnellere veränderungsentscheidungen; Umsetzung<br />

liegt <strong>in</strong> den händen der Betroffenen<br />

Bei den beschriebenen Mediationen werden gr<strong>und</strong>legend situationsverändernde<br />

entscheidungen getroffen. D. h. mittelstark eskalierte Konflikte werden<br />

auf der persönlichen, Beziehungs- <strong>und</strong> Strukturebene (vor-)geklärt<br />

Mögliche Wirkungen<br />

veränderungen langsamer;, über Beziehungs-, Selbst- <strong>und</strong> z. t. Konzeptklärung;<br />

veränderungsentscheidungen s<strong>in</strong>d weniger e<strong>in</strong>schneidend;<br />

Umsetzung wird durch die Supervision begleitet <strong>und</strong> damit überprüfbar<br />

Bei den Supervisionen wird diese Wirkung nur erzielt, wenn es (a) zum Supervisionsverständnis<br />

gehört, dass soziale Konflikte <strong>in</strong> der Supervision gelöst<br />

werden sollen, (b) chancen auf e<strong>in</strong>e Änderung von Strukturen<br />

gesehen werden <strong>und</strong> (c) alle Konfliktbeteiligten an der Supervision<br />

teilnehmen bzw. das Sett<strong>in</strong>g dah<strong>in</strong>gehend geändert wird<br />

7


»<br />

8 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

KONTAKT<br />

Angelika Iser,<br />

Angelika.Iser@uni­<br />

tueb<strong>in</strong>gen.de<br />

e<strong>in</strong> weiterer vorteil von Supervision ist, dass über<br />

e<strong>in</strong>en längeren zeitraum Schwierigkeiten, Probleme<br />

<strong>und</strong> Missverständnisse Schicht für Schicht<br />

abgetragen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e andere Form der Kommunikations-<br />

<strong>und</strong> Kooperationskultur begleitet <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>geübt werden kann. Die längere Dauer e<strong>in</strong>er<br />

Supervision ermöglicht, dass für wiederkehrende<br />

Konflikte (die z. B. bei Supervisionen <strong>in</strong> psychiatrischen<br />

Kl<strong>in</strong>iken beschrieben werden) e<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>uierlicher<br />

Ort zur Klärung, Psychohygiene, vermittlung<br />

usw. besteht. arbeitsfelder, die e<strong>in</strong>e<br />

kont<strong>in</strong>uierliche Begleitung brauchen, s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>deutig<br />

auf Supervision angewiesen.<br />

3.2 Vorteile e<strong>in</strong>er Mediation:<br />

benannte Probleme lösen<br />

e<strong>in</strong> vorteil von Mediation liegt <strong>in</strong> ihrer kürzeren<br />

Dauer, die bei positivem verlauf e<strong>in</strong>e schnellere<br />

Konfliktlösung ermöglicht, was leiden verr<strong>in</strong>gert<br />

<strong>und</strong> Kosten <strong>und</strong> zeit spart. e<strong>in</strong> zweiter vorteil<br />

besteht dar<strong>in</strong>, dass das Sett<strong>in</strong>g von vorne here<strong>in</strong><br />

daran orientiert ist, die Konfliktparteien auch an<br />

der Konfliktlösung zu beteiligen. <strong>in</strong>dem die Konfliktbesitzer<strong>in</strong>nen<br />

an der Mediation teilnehmen,<br />

können sich die lösungen direkt auf die (verschiedenen)<br />

Konfliktursachen <strong>und</strong> -auslöser beziehen.<br />

e<strong>in</strong> dritter vorteil liegt dar<strong>in</strong>, dass der Mediationskontrakt<br />

bei beruflichen Konflikten immer auch<br />

mit dem vorgesetzten <strong>und</strong>/oder dem vorstand<br />

sowie weiteren relevanten Personen im direkten<br />

Konfliktumfeld vere<strong>in</strong>bart wird. Dadurch kann<br />

unterb<strong>und</strong>en werden, dass der Konflikt außerhalb<br />

der Mediation weiterläuft. Durch den Kontrakt<br />

mit den vorgesetzten können strukturelle Konfliktpotentiale<br />

nicht nur als auslöser für persönliche<br />

Konflikte erkannt werden, sondern auch empfehlungen<br />

zu ihrer Änderung an die Organisation<br />

zurückgegeben werden. Damit bietet Mediation<br />

den passgenaueren rahmen für stärker eskalierte<br />

hierarchische Konflikte. Dazu kommt, dass Mediation<br />

nach wenigen Sitzungen der verfahrensführung<br />

e<strong>in</strong>e stellvertretende Führungsfunktion wieder<br />

abgibt, während Supervision mit der Gefahr verb<strong>und</strong>en<br />

ist, e<strong>in</strong>e stellvertretende Führungsfunktion<br />

über e<strong>in</strong>en längeren zeitraum zu übernehmen.<br />

allerd<strong>in</strong>gs besteht das risiko, dass e<strong>in</strong>e Mediation<br />

bei hierarchischen Konflikten von der leitung<br />

von vorne here<strong>in</strong> abgelehnt wird. aus der<br />

Sicht von leitung zeigt e<strong>in</strong> eskalierter Konflikt (mit<br />

oder ohne eigene Beteiligung) e<strong>in</strong> versagen ihrer<br />

Führungskompetenz an. ist leitung selbst im Konflikt<br />

<strong>in</strong>volviert, kommt dazu, dass e<strong>in</strong>e aushandlung<br />

auf augenhöhe mit der angst vor e<strong>in</strong>em<br />

Gesichts- oder vorteilsverlust verb<strong>und</strong>en se<strong>in</strong><br />

kann. aus Sicht der leitung kann mit e<strong>in</strong>er Media-<br />

tion leicht die Befürchtung verknüpft se<strong>in</strong>, dass<br />

sie mit ihrem vorgehen oder mit ihrem Führungsverständnis<br />

konfrontiert werden kann. Das anfragen<br />

oder Sich-e<strong>in</strong>lassen auf e<strong>in</strong>e Mediation setzt<br />

Offenheit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>en gewissen Mut von allen<br />

Beteiligten voraus. Und es bedeutet bei hierarchischen<br />

Situationen, Macht abzugeben bzw.<br />

auf vorhandene Machtmittel für die Dauer der<br />

Mediation zu verzichten. Organisations<strong>mediation</strong><br />

müsste diese ausgangslage im Blick haben, um<br />

bei der Gestaltung <strong>in</strong>terner Konfliktmanagementsysteme<br />

rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu entwickeln, die<br />

es für hierarchisch schwächere Konfliktparteien<br />

möglich macht, die chance auf e<strong>in</strong>e Mediation<br />

zu bekommen. zum<strong>in</strong>dest solange dies nicht<br />

der Fall ist, stellt die Supervision für den sozialen<br />

Bereich e<strong>in</strong>e notwendige <strong>und</strong> niedrigschwelligere<br />

alternative zur Klärung verdeckter sozialer Konflikte<br />

dar.<br />

Angelika Iser<br />

Literatur<br />

Belardi, Nando, Supervision – Von der Praxisberatung<br />

zur Organisationsentwicklung, Paderborn 1992<br />

Besemer, Christoph, Mediation – Vermittlung <strong>in</strong> Konflikten,<br />

6. Aufl., Baden 1999<br />

Glasl, Friedrich, Das Anwendungsspektrum unterschiedlicher<br />

Mediationsformen: E<strong>in</strong> kont<strong>in</strong>genztheoretisches<br />

Modell, In: Metha, Gerda u. Rückert, Klaus (Hg.), Mediation<br />

<strong>und</strong> Demokratie, Heidelberg 2003, S. 102-119<br />

Glasl, Friedrich, Konfliktmanagement. E<strong>in</strong> Handbuch<br />

für Führungskräfte, Berater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater,<br />

Bern u. a., 8. aktual. u. erg. Aufl., 2004<br />

Irle, Günter, Verhandeln <strong>und</strong> Vermitteln <strong>in</strong> Organisationen,<br />

In: Gruppendynamik, 1994, 25 (1), S. 47­61<br />

Irle, Günter, Mediation – Moderation – Supervision:<br />

E<strong>in</strong> Vergleich, In: Gruppendynamik <strong>und</strong> Organisationsberatung,<br />

1/2001, S. 5­20<br />

Irle, Günter, Wirkungen von Organisations­ <strong>und</strong> Wirtschafts<strong>mediation</strong>,<br />

In: Supervision, 2/2003, S. 55­65<br />

Iser, Angelika, Der Beitrag der Supervision zu e<strong>in</strong>em<br />

partizipativen Qualitätsmanagement <strong>in</strong> der Sozialen<br />

Arbeit, In: Engelfried, Constance (Hg.), Soziale Organisationen<br />

im Wandel. Fachlicher Anspruch, Genderperspektive<br />

<strong>und</strong> ökonomische Realität, Frankfurt/M., 2005<br />

Pühl, Harald, Von der Supervision zur Mediation <strong>und</strong><br />

zurück. In: Organisationsberatung – Supervision –<br />

Coach<strong>in</strong>g, 3/2005, S. 245­252<br />

Weigand, Wolfgang, Die Deutsche Gesellschaft für<br />

Supervision (DGSv)­ Perspektiven <strong>und</strong> Ziele des Berufsverbandes,<br />

In: Fatzer, Gerhard (Hg.), Organisationsentwicklung<br />

<strong>und</strong> Supervision: Erfolgsfaktoren bei Veränderungsprozessen,<br />

Köln 1996, S. 415 – 418<br />

Leymann, He<strong>in</strong>z, www.leymann.se, 5.07.2005<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Supervision <strong>und</strong> Mediation –<br />

der Dialog hat begonnen<br />

„Besonders das Verhältnis von Mediation<br />

<strong>und</strong> Supervision ist klärungsbedürftig…” 1 ,<br />

so war es <strong>in</strong> der Mitgliederzeitschrift der<br />

Deutschen Gesellschaft für Supervision e.V.<br />

(DGSv) im Jahre 2004 zu lesen. Und: „Auf<br />

jeden Fall ist das unverb<strong>und</strong>ene Nebene<strong>in</strong>ander<br />

der beiden Professionen e<strong>in</strong> echtes<br />

Qualitätsproblem…” 2 .<br />

Supervision <strong>und</strong> Mediation traten auf dem<br />

Beschäftigungsmarkt <strong>und</strong> auf dem ausbildungsmarkt<br />

zunehmend unverb<strong>und</strong>en nebene<strong>in</strong>ander<br />

auf, K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen – Beratung wie ausbildung – wurde<br />

wenig transparenz <strong>und</strong> ebenso wenig verb<strong>in</strong>dung<br />

zwischen den beiden Beratungsformen geboten.<br />

Und das, wo doch für beide – wenn auch <strong>in</strong> unterschiedlicher<br />

Weise – „Konflikte” <strong>und</strong> der Umgang<br />

mit ihnen e<strong>in</strong>en Bezugspunkt <strong>in</strong> der Bestimmung<br />

ihres Gegenstandes darstellen. auf anregung von<br />

Mitgliedern der DGSv richtete deren vorstand<br />

ende 2003 e<strong>in</strong>e „Projektgruppe Supervision <strong>und</strong><br />

Mediation” e<strong>in</strong>, die unter der leitung von roland<br />

Kunkel-van Kaldenkerken mit dem vorstandsauftrag<br />

arbeitete, <strong>in</strong>nerhalb möglichst kurzer Frist e<strong>in</strong>e<br />

Synopse der Formate Supervision <strong>und</strong> Mediation,<br />

der zugr<strong>und</strong>e liegenden qualifikationswege <strong>und</strong><br />

der entwicklungen im rahmen der Professionalisierung<br />

zu erstellen, die recherche dem vorstand<br />

vorzulegen <strong>und</strong> handlungsempfehlungen auszusprechen.<br />

Die Projektgruppe berichtete dem<br />

vorstand im Oktober 2005, stellte die erbetene<br />

Synopse zusammen <strong>und</strong> sprach konkrete empfehlungen<br />

aus. e<strong>in</strong>e wichtige empfehlung: Die DGSv<br />

sollte aus den o. g. Gründen den berufspolitischen<br />

Kontakt zu verbänden im Bereich der Mediation<br />

aufnehmen <strong>und</strong> Schritte des Dialogs <strong>und</strong> ideen zu<br />

überschaubaren geme<strong>in</strong>samen Projekten entwickeln.<br />

zudem sollte die DGSv überprüfen, ob die<br />

<strong>in</strong> ihren öffentlichen verlautbarungen verwendete<br />

Begrifflichkeit zum für beide Seiten wesentlichen<br />

Begriff „Konflikt” (<strong>und</strong> zu anderen Begriffen) überarbeitet<br />

werden muss. Die DGSv sollte darüber<br />

h<strong>in</strong>aus darauf h<strong>in</strong>wirken, dass <strong>in</strong> beiden Szenen <strong>in</strong><br />

fachlich begründeter, verantwortlicher <strong>und</strong> möglichst<br />

aufe<strong>in</strong>ander abgestimmter Weise über das<br />

jeweils andere „Format” gesprochen wird, so dass<br />

sowohl die Beratungsanbieter<strong>in</strong>nen – Supervisor<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> Mediator<strong>in</strong>nen – wie auch deren K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen<br />

Unterschiede <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten besser<br />

identifizieren können <strong>und</strong> somit transparenz <strong>und</strong><br />

qualität erhöht werden. aufgr<strong>und</strong> verbandlicher,<br />

fachlicher <strong>und</strong> personeller verb<strong>in</strong>dungen entstand<br />

so zunächst der Kontakt zwischen der DGSv <strong>und</strong><br />

dem B<strong>und</strong>esverband Mediation e.v. (BM). Der<br />

DGSv ist deutlich, dass die Szene der Mediation<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

auch durch weitere profilierte verbände mit<br />

geprägt wird <strong>und</strong> steht daher weiteren verbandlichen<br />

Kontakten offen gegenüber.<br />

zu Beg<strong>in</strong>n des Jahres 2006 fand <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em ausführlichen<br />

Gespräch zwischen Dr. Wilfried Kerntke,<br />

dem vorsitzenden des B<strong>und</strong>esverbandes Mediation<br />

e.v. (BM), <strong>und</strong> Jörg Fellermann, Geschäftsführer<br />

der DGSv, e<strong>in</strong> erstes ausführliches Sondierungsgespräch<br />

statt, dass von deutlichem<br />

gegenseitigem <strong>in</strong>teresse, dem Willen, mehr auf<br />

Kooperation denn auf Konkurrenz zu setzen <strong>und</strong><br />

vielen geme<strong>in</strong>samen e<strong>in</strong>schätzungen bezüglich<br />

der Gesamtentwicklung der Beratungslandschaft<br />

auch weit jenseits von Supervision <strong>und</strong><br />

Mediation geprägt war. aufspaltungstendenzen<br />

im weiten Bereich der arbeitsbezogenen, prozessorientierten<br />

Beratung sollte auf jeden Fall ke<strong>in</strong><br />

vorschub geleistet werden. im rahmen dieses<br />

gr<strong>und</strong>legenden Gespräches wurden e<strong>in</strong>e reihe<br />

von vere<strong>in</strong>barungen getroffen: Die DGSv lud den<br />

BM dazu e<strong>in</strong>, die <strong>in</strong> Broschüren der DGSv verwendeten<br />

Begriffe „Konflikt” <strong>und</strong> „Mediation” auf<br />

der Gr<strong>und</strong>lage des fachlichen Wissens des BM<br />

neu zu fassen (<strong>in</strong>zwischen erfolgt <strong>und</strong> <strong>in</strong> neuauflagen<br />

berücksichtigt 3 ). Der BM lud die DGSv zu<br />

se<strong>in</strong>er zu Jahresbeg<strong>in</strong>n 2006 <strong>in</strong> Köln stattf<strong>in</strong>denden<br />

ausbilder<strong>in</strong>nen-Konferenz e<strong>in</strong> (die e<strong>in</strong>ladung<br />

wurde durch den Geschäftsführer der DGSv, Jörg<br />

Fellermann, gerne angenommen); der BM lud<br />

die DGSv zur Beteiligung am BM-Kongress 2006 <strong>in</strong><br />

hamburg e<strong>in</strong> (die DGSv wird durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>formationsstand<br />

<strong>und</strong> durch den workshop von <strong>in</strong>geborg<br />

Bisp<strong>in</strong>ck-Weigand <strong>und</strong> elfi Gorges „Wandel gestalten<br />

durch Supervision” am 29.09.2006 vertreten<br />

se<strong>in</strong>); die DGSv-regionalgruppe Berl<strong>in</strong> <strong>und</strong> die BMregionalgruppe<br />

Berl<strong>in</strong> diskutierten im Mai 2006<br />

auf der Gr<strong>und</strong>lage des Berichtes der DGSv-Projektgruppe<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen abendveranstaltung;<br />

die DGSv regte den BM an, die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er vernetzung mit zahlreichen anderen verbänden<br />

unter dem Dach der Deutschen Gesellschaft<br />

für Beratung e.v. (DGfB) – der die DGSv selbst<br />

auch angehört – zu prüfen. Der Dialog hat begonnen,<br />

pragmatische erste Schritte s<strong>in</strong>d getan, stehen<br />

kurz bevor oder können nun auf kurzem Wege<br />

weiter entwickelt werden. hier ist zukünftig sicher<br />

auch die Frage, <strong>in</strong> welcher Weise qualifikationsbauste<strong>in</strong>e<br />

aus beiden „Szenen” aufe<strong>in</strong>ander bezogen<br />

werden können, von Bedeutung. Die DGSv<br />

begrüßt diese ersten Schritte sehr <strong>und</strong> bedankt<br />

sich bei Dr. Wilfried Kerntke für die spürbare Bereitschaft<br />

zur Kooperation <strong>und</strong> bei ihren eigenen Mitgliedern<br />

Dr. Marianne engelhardt-Schagen, elisabeth<br />

Fernkorn, carla van Kaldenkerken, roland<br />

Kunkel-van Kaldenkerken, Dr. harald Pühl <strong>und</strong><br />

Dr. Joseph rieforth, die die Projektgruppe der<br />

DGSv gebildet haben.<br />

«<br />

Roland Kunkel­van<br />

Kaldenkerken, Supervisor<br />

DGSv, Mediator BM,<br />

Organisationsberater<br />

Jörg Fellermann,<br />

Geschäftsführer<br />

der DGSv, Köln.<br />

1/ Kunkel, roland (2003):<br />

zum verhältnis von Mediation<br />

<strong>und</strong> Supervision, <strong>in</strong>:<br />

DGSv-aktuell 2/2004, S. 18.<br />

2/ ebenda.<br />

3/ vgl.<br />

Deutsche Gesellschaft für<br />

Supervision e.v.(2006):<br />

Supervision – e<strong>in</strong> Beitrag<br />

zur qualifizierung beruflicher<br />

arbeit, 5. auflage, S.10-<br />

11, Stichworte „Konflikt” <strong>und</strong><br />

„Mediation”<br />

www.dgsv.de/pdf/Gr<strong>und</strong>l.pdf<br />

?PhPSeSSiD=90f1adae2fd<br />

ebec8ae6d061dc10fd135<br />

(08.07.2006).<br />

9


»<br />

10 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Auszug aus dem Bericht<br />

der DGSv­Projektgruppe<br />

Supervision <strong>und</strong><br />

Mediation 6<br />

4/ Friedrich Glasl,<br />

Konfliktmanagement,<br />

Stuttgart, 1997<br />

5/ Diese Markierung der<br />

Grenze korrespondiert mit<br />

den ergebnissen des Workshops<br />

Supervision <strong>und</strong><br />

Mediation beim Jahreskongress<br />

des B<strong>und</strong>esverbandes<br />

Mediation e.v. 2004.<br />

6/ Der Bericht der DGSv-<br />

Projektgruppe Supervision<br />

<strong>und</strong> Mediation wurde<br />

erstellt von Dr. Marianne<br />

engelhardt-Schagen, elisabeth<br />

Fernkorn, carla van<br />

Kaldenkerken, roland Kunkel-van<br />

Kaldenkerken,<br />

Dr. harald Pühl <strong>und</strong><br />

Dr. Joseph rieforth <strong>und</strong> im<br />

Oktober 2005 dem<br />

vorstand übergeben.<br />

KONTAKT<br />

Roland Kunkel­van<br />

Kaldenkerken,<br />

kunkel@stepberl<strong>in</strong>.de.<br />

Jörg Felleremann,<br />

joergfellermann@dgsv.de<br />

Aspekte e<strong>in</strong>es Vergleichs von Supervision <strong>und</strong> Mediation<br />

teamsupervision <strong>und</strong> Organisations<strong>mediation</strong> unterscheiden sich vor allem <strong>in</strong> drei Punkten:<br />

<strong>in</strong> der <strong>in</strong>dikation, im Sett<strong>in</strong>g <strong>und</strong> <strong>in</strong> der haltung.<br />

Indikation<br />

<strong>in</strong> der Projektgruppe besteht Konsens, dass Supervision zur Bearbeitung von akuten Konflikten nur unter besonderen Bed<strong>in</strong>gungen<br />

<strong>in</strong> der lage ist. Wenn wir dem eskalationsschema von Glasl 4 folgen, s<strong>in</strong>d auf den Stufen 1 – 3 Moderation <strong>und</strong><br />

Supervision durchaus hilfreich. auf den Stufen 4 – 6 wären Mediation <strong>und</strong> Konfliktmoderation angezeigt <strong>und</strong> bei den Stufen<br />

7 – 9 Machte<strong>in</strong>griffe. Mediation dient <strong>in</strong> erster l<strong>in</strong>ie der schnellen Wiederherstellung von arbeitsfähigkeit. Supervision ist auf<br />

diese arbeitsfähigkeit angewiesen.<br />

Die Grenze der Konfliktbearbeitungsmöglichkeiten von Supervision haben wir so markiert:<br />

›<br />

›<br />

Supervisorisch kann nicht mehr weitergearbeitet werden, wenn der Kontakt <strong>in</strong> der Supervisionsgruppe nachhaltig<br />

gestört ist (verständigungsversuche missl<strong>in</strong>gen, Perspektivenwechsel funktioniert nicht mehr).<br />

Für e<strong>in</strong>e Konfliktbearbeitung brauchen wir noch identifizierbare <strong>und</strong> anwesende Konfliktpartner<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> klare themen.<br />

Der Konfliktgegenstand muss benennbar <strong>und</strong> regelungsfähig se<strong>in</strong>. Wir brauchen e<strong>in</strong>e verhandlungsmasse.<br />

<strong>in</strong> diesen Fällen bzw. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Phase der Supervision kann die Komplexität nicht mehr weiter entfaltet werden, weiteres<br />

aufdecken würde nur „Öl <strong>in</strong>s Feuer” gießen. Die Komplexität muss reduziert werden. Die Konfliktpartner<strong>in</strong>nen brauchen<br />

Sicherheit <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e klare, e<strong>in</strong>fache Struktur. 5<br />

Für den rahmen der Konfliktbearbeitung s<strong>in</strong>d dann m<strong>in</strong>destens 2 entscheidungen zu treffen:<br />

›<br />

›<br />

Bearbeitung des Konfliktes vor den anderen teilnehmer<strong>in</strong>nen der teamsupervision oder ausklammern des Konfliktes<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en eigenen Kontext.<br />

Den Konflikt selber bearbeiten oder auf andere (z. B. Kooperationspartner<strong>in</strong>nen) verweisen.<br />

Die Konfliktbearbeitung braucht e<strong>in</strong>en neuen Kontrakt, da hier andere regeln gelten müssen als <strong>in</strong> der Supervision <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

stärker strukturierende rolle der Berater<strong>in</strong>nen gebraucht wird. Dieser Formatwechsel bedeutet e<strong>in</strong>en professionellen rollenwechsel<br />

(von der Supervision zur Mediation) <strong>und</strong> muss von daher stärker markiert werden als e<strong>in</strong> „Programmwechsel”<br />

(Kornelia rappe-Giesecke), der sich im selben Format (Supervision) vollzieht.<br />

Sett<strong>in</strong>g<br />

Die term<strong>in</strong>gestaltung bei der Mediation ist zeitnäher, wir haben kürzere abstände zwischen den term<strong>in</strong>en, zum teil s<strong>in</strong>d<br />

halbe oder ganze tage s<strong>in</strong>nvoll.<br />

e<strong>in</strong>e weitere Besonderheit ist die teamarbeit (co-Mediation): besonders bei hoch eskalierten Konflikten sollte zu zweit ggf.<br />

mit Beteiligung <strong>in</strong>terner Mediator<strong>in</strong>nen gearbeitet werden.<br />

Haltung<br />

Den wichtigsten Unterschied zwischen den beiden Beratungsformaten sehen wir <strong>in</strong> der haltung <strong>und</strong> im rollenverständnis:<br />

Kriterium Mediation Supervision<br />

Der Umgang mit<br />

Zeit ist<br />

Die Gesprächsführung<br />

ist<br />

ziemlich offensiv, um <strong>in</strong> kurzer zeit die wichtigsten<br />

Punkte zu identifizieren <strong>und</strong> zu regeln. Mediation verlangsamt<br />

sehr selektiv <strong>und</strong> beschleunigt (ke<strong>in</strong>e entscheidung<br />

ist auch e<strong>in</strong>e entscheidung).<br />

ziemlich direktiv, regeln werden bekannt gegeben<br />

<strong>und</strong> durchgesetzt (z. B. ”Sie lassen sich gegenseitig<br />

bitte ausreden, ich werde Sie aber unterbrechen,<br />

sollte ich wahrnehmen, dass es zu neuen verletzungen<br />

kommt”)<br />

Komplexität wird eher reduziert z. B. durch die Konzentration auf e<strong>in</strong>e<br />

konsensfähige Beschreibung der lage <strong>und</strong> pragmatische<br />

Orientierung auf regelungsbedarfe<br />

Im Fokus steht das verständnis für unterschiedliche Bedürfnisse, emotionaler<br />

ausgleich von verletzten Wünschen <strong>und</strong> Werten<br />

Lösungsabst<strong>in</strong>enz<br />

ist<br />

Jörg Fellermann <strong>und</strong><br />

Roland Kunkel­van Kaldenkerken<br />

zw<strong>in</strong>gend, e<strong>in</strong>e vermischung mit der rolle der<br />

Schiedsrichter<strong>in</strong>nen oder Schlichter<strong>in</strong>nen wird streng<br />

vermieden; es geht ganz stark um die eigenverantwortlichkeit<br />

der Konfliktparteien<br />

überwiegend entschleunigend.<br />

eher non-direktiv, regeln werden geme<strong>in</strong>sam<br />

entwickelt, Störungen können vorrang<br />

haben, regelverstöße werden zum<br />

teil an die Gruppe zurück gegeben<br />

eher erhöht z. B. durch das anbieten von<br />

hypothesen <strong>und</strong> Deutungen, aufgreifen<br />

von Spiegelungsphänomenen<br />

die erhöhung der Fachlichkeit <strong>und</strong> der<br />

arbeitsqualität<br />

nicht zw<strong>in</strong>gend. <strong>in</strong> der regel ist auch<br />

zurückhaltung geboten, der Programmwechsel<br />

<strong>in</strong> richtung <strong>in</strong>struktion ist bei fachlichen<br />

themen aber durchaus möglich<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Gegenüberstellung von Mediation <strong>und</strong><br />

Supervision am Beispiel e<strong>in</strong>es Teamkonflikts<br />

Wenn es um Probleme im Arbeitsbereich geht,<br />

treten auf dem Beratungsmarkt SupervisorInnen<br />

<strong>und</strong> MediatorInnen als KonkurrentInnen<br />

auf. Aufträge werden oft eher willkürlich<br />

als bewusst vergeben bzw. angenommen:<br />

AuftraggeberInnen fehlen detaillierte Kenntnisse<br />

über die unterschiedlichen Möglichkeiten,<br />

BeraterInnen nehmen Aufträge auch<br />

aus wirtschaftlichen Gründen an. Für die<br />

Qualität der Problemlösung <strong>und</strong> den Ruf der<br />

Professionen ist es jedoch wichtig, verschiedene<br />

Möglichkeiten <strong>und</strong> Vorgehensweisen<br />

gegene<strong>in</strong>ander abzuwägen. Der folgende<br />

Artikel aus der Diskussion <strong>in</strong> der Zeitschrift der<br />

DGSv (erschienen <strong>in</strong> DGSv­Aktuell 1­2005)<br />

versucht, den Unterschied sowie mögliche<br />

Vor­ <strong>und</strong> Nachteile von Supervision <strong>und</strong><br />

Mediation am Beispiel e<strong>in</strong>es Teamkonflikts<br />

darzustellen.<br />

anlass für diesen, nun dritten artikel 1 ist unser kollegialer<br />

austausch, <strong>in</strong> dem wir versucht haben, die<br />

unterschiedlichen <strong>in</strong>terventionen <strong>und</strong> zielsetzungen<br />

von Supervision <strong>und</strong> Mediation an e<strong>in</strong>em Beispiel<br />

zu diskutieren. Wir wollen mit dieser Darstellung<br />

auch andere Kolleg<strong>in</strong>nen zur Diskussion anzuregen.<br />

<strong>in</strong> der folgenden Fallvignette skizzieren wir e<strong>in</strong>e<br />

anfrage nach Beratung aufgr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er konflikthaften<br />

teamsituation. Die beiden möglichen verlaufsschilderungen<br />

s<strong>in</strong>d fiktiv; sie basieren auf realen<br />

erfahrungen der beiden autor<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> ähnlichen<br />

Prozessen.<br />

Fallvignette<br />

nach der telefonischen Beratungsanfrage durch<br />

das team e<strong>in</strong>er kirchlichen Bildungsstätte f<strong>in</strong>det<br />

e<strong>in</strong> Sondierungsgespräch statt. Die Berater<strong>in</strong> erfährt,<br />

dass der reibungslose ablauf gestört <strong>und</strong> die Stimmung<br />

im team sehr gespannt ist, e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

habe bereits gekündigt. vor e<strong>in</strong>igen Monaten<br />

gab es e<strong>in</strong>en Wechsel <strong>in</strong> der leitung. Der neue<br />

Geschäftsführer sche<strong>in</strong>t nicht voll akzeptiert zu<br />

werden. auf nachfrage erfährt die Berater<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

der „klassischen Situationen”:<br />

am Mittwochabend legt der Geschäftsführer a.<br />

se<strong>in</strong>er Sekretär<strong>in</strong> B. e<strong>in</strong>en er<strong>in</strong>nerungszettel auf den<br />

Schreibtisch, wobei er sich darüber ärgert, dass er<br />

sich um so etwas kümmern muss. Der <strong>in</strong>halt<br />

beschreibt die notwenigen vorbereitungen für<br />

e<strong>in</strong>e veranstaltung am kommenden Montag.<br />

Dazu gehören das richtige Bestuhlen des raumes<br />

(auftrag muss weitergeleitet werden an den<br />

hausmeister c.), Besorgen des Kaffees <strong>und</strong> der<br />

Brezeln ... am Donnerstag <strong>und</strong> Freitag ist die<br />

Sekretär<strong>in</strong> B. krank. als am Montag die veranstalter<strong>in</strong><br />

des Sem<strong>in</strong>ars kommt, ist weder der raum gerichtet<br />

noch die verpflegung da. Sekretär<strong>in</strong> B. beg<strong>in</strong>nt<br />

daraufh<strong>in</strong> den hausmeister <strong>in</strong> barschem ton zur<br />

verantwortung zu ziehen, der schreit zurück <strong>und</strong> die<br />

Situation eskaliert <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Streit. nachdem sich<br />

die Beteiligten wieder beruhigen konnten, wurde<br />

der Geschäftsführer für die Situation verantwortlich<br />

gemacht. Mit dessen verhalten s<strong>in</strong>d die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong>sgesamt unzufrieden, sie beschweren sich<br />

z. B. darüber, morgens nicht begrüßt zu werden<br />

<strong>und</strong> fühlen sich <strong>in</strong>sgesamt wenig beachtet.<br />

Heike Baum: Entscheidung für Supervision<br />

Die fehlende kooperative zusammenarbeit <strong>in</strong><br />

diesem team kann aufgr<strong>und</strong> me<strong>in</strong>er erfahrungen<br />

als Supervisor<strong>in</strong> ganz unterschiedliche h<strong>in</strong>tergründe<br />

haben. Deshalb halte ich es für wichtig,<br />

am anfang erst e<strong>in</strong>mal der gesamten Komplexität<br />

des Falles raum zu geben. ich schlage daher<br />

Supervision als Beratungsform vor. alle teammitglieder<br />

<strong>und</strong> der leiter s<strong>in</strong>d zu e<strong>in</strong>er zusammenarbeit<br />

bereit. zunächst frage ich nach den veränderungen<br />

der letzen Monate. Dabei erfahre ich,<br />

dass es außer der veränderung <strong>in</strong> der Geschäftsführung<br />

ause<strong>in</strong>andersetzungen um die zielsetzung<br />

der e<strong>in</strong>richtung gab. Daraus hervorgegangen ist<br />

die anforderung, sich <strong>in</strong> zukunft weniger als e<strong>in</strong> Bildungshaus<br />

zu verstehen, als viel mehr e<strong>in</strong> Dienstleistungsunternehmen,<br />

unter dessen Dach Bildung<br />

stattf<strong>in</strong>det – e<strong>in</strong>e zielveränderung, die von den<br />

meisten Mitarbeiter<strong>in</strong>nen als notwendiges Übel<br />

empf<strong>und</strong>en wird <strong>und</strong> mit der sie sich nur schwer<br />

identifizieren können. im Gespräch über den leitungswechsel<br />

wird deutlich, wie viel väterliches<br />

<strong>und</strong> heimatliches der alte Geschäftsführer für die<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen immer noch verkörpert <strong>und</strong> dass<br />

e<strong>in</strong> bewusstes abschiednehmen noch aussteht.<br />

im verlaufe des Prozesses lasse ich die eigenen<br />

Bedürfnisse, vorstellungen <strong>und</strong> hoffnungen der<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen immer wieder zu Wort kommen<br />

<strong>und</strong> versuche, diese mit ihren Funktionen <strong>und</strong> rollen<br />

<strong>in</strong>nerhalb des teams zu verknüpfen <strong>und</strong> auf die<br />

konkreten aufgaben zu beziehen. im laufe dieser<br />

ause<strong>in</strong>andersetzungen stellt sich der Geschäftsführer<br />

auch den vorwürfen se<strong>in</strong>es teams. Dadurch<br />

entwickelt er e<strong>in</strong>e neue Beziehung zu jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />

teammitglied <strong>und</strong> es gel<strong>in</strong>gt ihm, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>zelnen<br />

Situationen se<strong>in</strong>e Wertschätzung auszudrücken<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong>e erwartungen zu formulieren. im laufe<br />

von 12 Sitzungen entsteht allmählich wieder e<strong>in</strong>e<br />

wertschätzende <strong>und</strong> konstruktive atmosphäre, die<br />

dazu beiträgt, den ablauf des „Kerngeschäfts” zu<br />

sichern. Während des Prozesses änderte sich auch<br />

die haltung der teammitglieder gegenüber dem<br />

neuen leiter, die Gesprächs- <strong>und</strong> Beziehungskultur<br />

verbessert sich.<br />

«<br />

Ingrid Pfeiffer,<br />

Dipl. Pädagog<strong>in</strong>,<br />

Systemische Familientherapeut<strong>in</strong>,<br />

Supervisor<strong>in</strong><br />

Mediator<strong>in</strong> <strong>und</strong> Ausbilder<strong>in</strong><br />

BAFM <strong>und</strong> BM<br />

Heike Baum,<br />

Pädagog<strong>in</strong>, Supervisor<strong>in</strong><br />

(DGSv), Bal<strong>in</strong>tgruppenleiter<strong>in</strong><br />

1/ DGSv aktuell<br />

2/2004, roland Kunkel van<br />

Kaldenkerken/<br />

DGSv aktuell 3/2004<br />

Frau <strong>in</strong>grid Pfeiffer<br />

11


»<br />

12 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

KONTAKT<br />

Ingrid Pfeiffer,<br />

<strong>in</strong>fopfeiffer­<strong>mediation</strong>.de<br />

Heike Baum,<br />

<strong>in</strong>fo@heike­baum.de<br />

Ingrid Pfeiffer: Entscheidung für Mediation<br />

nach me<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>schätzung braucht dieses team<br />

kurzfristige <strong>und</strong> lösungsorientierte Unterstützung<br />

bei der erledigung se<strong>in</strong>er ganz alltäglichen arbeit.<br />

Deshalb schlage ich Mediation vor.<br />

zuerst geht es mir darum, mit allen teammitgliedern<br />

<strong>und</strong> dem leiter e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames arbeitsbündnis<br />

zu schließen. ich erläutere me<strong>in</strong> „angebot”,<br />

also me<strong>in</strong>e vorgehensweise: ich werde die<br />

Gespräche stark strukturieren, darauf achten, dass<br />

jede/r se<strong>in</strong>e/ihre Sichtweise äußern <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressen<br />

<strong>und</strong> ideen e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen kann. Mit me<strong>in</strong>er<br />

Unterstützung sollen team <strong>und</strong> leitung geme<strong>in</strong>sam<br />

regelungen erarbeiten <strong>und</strong> verb<strong>in</strong>dliche<br />

absprachen treffen. es wird e<strong>in</strong> Mediationsvertrag<br />

mit allen Beteiligten geschlossen, <strong>in</strong> dem die<br />

regeln der zusammenarbeit <strong>und</strong> des Umgangs<br />

mite<strong>in</strong>ander während der Sitzungen festgehalten<br />

werden. ich erarbeite mit allen Beteiligten den<br />

geme<strong>in</strong>samen auftrag, also die zielrichtung der<br />

Mediation: Die Mediation soll der „verbesserung<br />

der zusammenarbeit” dienen.<br />

<strong>in</strong> der Phase 2 beg<strong>in</strong>ne ich damit, <strong>in</strong>formationen<br />

z. B. über die abläufe des Geschäftsbetriebs zu<br />

sammeln <strong>und</strong> frage die teammitglieder, was<br />

gut läuft <strong>und</strong> wo sie Probleme sehen. Geme<strong>in</strong>sam<br />

erstellen wir auf dem Flipchart e<strong>in</strong>e liste der<br />

regelungsbedürftigen Punkte (themen): zuständigkeiten,<br />

Weitergabe von <strong>in</strong>formationen, vertretungsregelung,<br />

Umgang mit Fehlern <strong>und</strong> Unzufriedenheit.<br />

<strong>in</strong> der 3. Phase bespreche ich mit dem team<br />

diese themen nache<strong>in</strong>ander, die reihenfolge wird<br />

mit den Mediand<strong>in</strong>nen abgestimmt. Wir beg<strong>in</strong>nen<br />

mit dem Punkt „zuständigkeiten”. ich erfrage die<br />

<strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> Bedürfnisse jedes Mitarbeiters bzw.<br />

jeder Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> des leiters. Dabei versuche<br />

ich herauszuf<strong>in</strong>den, was jeder/jedem e<strong>in</strong>zelnen<br />

besonders wichtig ist <strong>und</strong> welche aspekte er oder<br />

sie bei e<strong>in</strong>er zukünftigen regelung berücksichtigt<br />

sehen möchte. zum methodischen vorgehen<br />

gehört auch hier die visualisierung auf dem Flipchart.<br />

<strong>in</strong> dieser Phase geht es e<strong>in</strong>mal darum, jede/n<br />

e<strong>in</strong>zelne/n zu verstehen, aber auch darum, gegenseitige<br />

akzeptanz oder verständnis zu fördern. <strong>in</strong> diesem<br />

Fall zeigt sich z. B., dass es dem neuen leiter<br />

wichtig ist, sich auf die Selbständigkeit se<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

verlassen zu können – während der<br />

frühere leiter sehr stark das Bedürfnis hatte, bei<br />

allem selbst nach dem rechten zu sehen.<br />

<strong>in</strong> der Phase 4 sammeln wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g<br />

zunächst lösungsideen zum ersten thema, also<br />

für die verbesserung bzw. Änderung der zuständigkeiten.<br />

es folgt e<strong>in</strong>e Diskussion darüber, welche<br />

ideen den <strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> Bedürfnissen der teammitglieder<br />

am besten entsprechen. Dann wird vere<strong>in</strong>bart,<br />

e<strong>in</strong>ige veränderungsideen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Probe-<br />

phase umzusetzen. So verfahren wir mit e<strong>in</strong>em<br />

thema nach dem anderen <strong>und</strong> erarbeiten verschiedene<br />

vorläufige vere<strong>in</strong>barungen, die ausprobiert,<br />

diskutiert <strong>und</strong> z. t. auch wieder verändert<br />

werden, so lange, bis – <strong>in</strong> Phase 5, <strong>in</strong> diesem Fall<br />

nach 6 Sitzungen – die bis dah<strong>in</strong> vorläufigen vere<strong>in</strong>barungen<br />

zu den e<strong>in</strong>zelnen themen zu e<strong>in</strong>er „vere<strong>in</strong>barung<br />

zur verbesserung der zusammenarbeit<br />

im team” zusammengefasst <strong>und</strong> schriftlich formuliert<br />

werden. Diese vere<strong>in</strong>barung wird dann von<br />

allen Beteiligten unterzeichnet.<br />

Ingrid Pfeiffer <strong>und</strong> Heike Baum:<br />

Auswertung <strong>und</strong> Zusammenfassung<br />

Der ansatz der Supervision bestand dar<strong>in</strong>, zunächst<br />

der gesamten Komplexität der Situation raum<br />

zu geben, um die vorhandenen Schwierigkeiten<br />

besser verstehen zu können. Dann standen die<br />

Klärung der e<strong>in</strong>zelnen rollen <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

aufgaben sowie der Beziehungen im<br />

vordergr<strong>und</strong>. Die Supervisor<strong>in</strong> <strong>in</strong>itiiiert, unterstützt<br />

<strong>und</strong> begleitet e<strong>in</strong>en Prozess des nachdenkens,<br />

der Klärung, ause<strong>in</strong>andersetzung <strong>und</strong> Diskussion;<br />

dadurch kann sich e<strong>in</strong>e konstruktive atmosphäre<br />

entwickeln. Das team kann dann aus den gewonnenen<br />

erkenntnissen se<strong>in</strong>e eigenen Schlüsse ziehen<br />

<strong>und</strong> se<strong>in</strong> handeln selbst (mit oder ohne Mitwirkung<br />

der Supervisor<strong>in</strong>) verändern.<br />

Der ansatz der Mediation bestand dar<strong>in</strong>, die Komplexität<br />

der Problematik zu reduzieren, <strong>in</strong>dem die<br />

Problematik <strong>in</strong> diesem Fall auf die erledigung des<br />

alltagsgeschäfts fokussiert wurde. Schwerpunkte<br />

der arbeit waren die klare zielvere<strong>in</strong>barung <strong>und</strong> die<br />

erreichung e<strong>in</strong>es Gleichgewichts der <strong>in</strong>teressen <strong>und</strong><br />

Bedürfnisse aller teammitglieder <strong>und</strong> des leiters <strong>in</strong><br />

Gegenwart <strong>und</strong> zukunft.<br />

Die gegenseitige anerkennung, die erarbeitung<br />

von Geme<strong>in</strong>samkeiten <strong>und</strong> die geme<strong>in</strong>same entwicklung<br />

von lösungen wirkten positiv als teamstärkende<br />

Momente. Die Mediator<strong>in</strong> arbeitet mit<br />

e<strong>in</strong>er starken Strukturierung des Prozesses, den sie<br />

bis zur Formulierung <strong>und</strong> Unterschrift ganz konkreter<br />

vere<strong>in</strong>barungspunkte begleitet – ohne den<br />

anspruch, alle Facetten der Problematik zu verstehen.Wichtig<br />

wäre aber noch e<strong>in</strong> nachgespräch,<br />

<strong>in</strong>dem die tatsächliche Umsetzung der vere<strong>in</strong>barung<br />

<strong>und</strong> deren haltbarkeit überprüft werden. Für<br />

den Fall, dass dabei Schwierigkeiten auftreten,<br />

wären weitere Maßnahmen zur Bearbeitung der<br />

tiefergehenden Probleme, z. B. auch <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er nachfolgenden<br />

(leitungs-) Supervision erforderlich – so<br />

könnten sich evtl. auch beide Beratungsformen<br />

ergänzen.<br />

Heike Baum <strong>und</strong> Ingrid Pfeiffer<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Mediation <strong>und</strong> Coach<strong>in</strong>g –<br />

Unterschiede <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

Supervision, Personalentwicklung, Teamentwicklung,<br />

Coach<strong>in</strong>g, Mediation ... auf<br />

dem Markt der Dienstleistungen werden<br />

Begrifflichkeiten <strong>in</strong>flationär <strong>und</strong> meist<br />

wenig differenziert benutzt. Aus K<strong>und</strong>ensicht<br />

hat sich e<strong>in</strong> unübersichtliches Feld<br />

von Beratungsangeboten gebildet <strong>und</strong> die<br />

Vorstellungen darüber, was welches Angebot<br />

leistet, s<strong>in</strong>d eher oberflächlich. In der<br />

Beratungspraxis werden bei Anfragen für<br />

Maßnahmen im Zusammenhang mit Konflikten<br />

die Begriffe Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation<br />

oft synonym verwendet. Im Folgenden<br />

werden Unterschiede <strong>und</strong> Geme<strong>in</strong>samkeiten<br />

der Dienstleistungen Mediation <strong>und</strong><br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

ebenfalls auf ausgebildete Mediator<strong>in</strong>nen. zur<br />

Mediation gehört somit untrennbar der Konflikt.<br />

coach<strong>in</strong>g hat häufig Konflikte als anlass, kann<br />

aber auch weitere <strong>in</strong>dividuelle (Führungs-)<br />

Fragestellungen klären.<br />

Coach<strong>in</strong>g differenzierter verglichen.<br />

Der Begriff des coach<strong>in</strong>gs wird mittlerweile häufig<br />

für jede Form der Beratung verwendet, coach<br />

ist die Führungskraft, der tra<strong>in</strong>er, der kollegiale<br />

coach, der ausgebildete coach. ich verwende<br />

den Begriff des coach<strong>in</strong>gs im S<strong>in</strong>ne von astrid<br />

Schreyögg<br />

Elke Schwertfeger,<br />

Def<strong>in</strong>itionen<br />

Dipl.Psych., Mediator<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Coach,<br />

Inhaber<strong>in</strong> von Zweisicht<br />

Mediation als Methode der Konfliktbearbeitung<br />

bezieht sich hier auf die strukturierte Konfliktbearbeitung<br />

im Beise<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er/e<strong>in</strong>es allparteilichen<br />

Dritten. Der Begriff der Mediation bezieht sich<br />

1 „coach<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e professionelle<br />

Form der Managementberatung. Bei dieser verhandeln<br />

Führungskräfte „unter vier augen” oder<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kle<strong>in</strong>gruppe alle für sie relevanten Fragestellungen<br />

mit e<strong>in</strong>em coach”. Das coach<strong>in</strong>g<br />

f<strong>in</strong>det <strong>in</strong> der arbeitswelt statt, der coach ist e<strong>in</strong><br />

ausgebildeter coach, coach<strong>in</strong>g ist somit e<strong>in</strong>e<br />

Maßnahme der Personalentwicklung.<br />

Arbeitsphasen<br />

1/ vgl.<br />

Der Mediationsprozess lässt sich ebenso wie der Schreyögg, astrid<br />

coach<strong>in</strong>gprozess <strong>in</strong> unterschiedliche arbeitsphasen<br />

e<strong>in</strong>teilen:<br />

Arbeitsschritte Mediation Coach<strong>in</strong>g<br />

Auftragsabschluss,<br />

Vorphase<br />

› Klärung der rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Ort, zeit, Kosten ...)<br />

› erste Def<strong>in</strong>ition von zielen<br />

› Kennenlernen<br />

›<br />

Orientierungsphase Beteiligte auf regeln verpflichten<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

rahmen geben <strong>und</strong> halten<br />

Sicherheit <strong>und</strong> entlastung schaffen<br />

Beziehung aufbauen<br />

zuversicht schaffen<br />

Klärungsphase Sichtweisen, <strong>in</strong>teressen, anliegen<br />

erarbeiten<br />

› von Positionen zur tiefenstruktur des<br />

Konfliktes kommen<br />

Umsetzungsphase<br />

›<br />

Perspektivenwechsel<br />

ermöglichen e<strong>in</strong>er konsensorientierten<br />

lösungssuche<br />

Festlegungsphase auswahl von lösungen<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Umsetzungsplan<br />

Mediationsvere<strong>in</strong>barung<br />

abschließen<br />

Auswertungsphase ergebnissicherung, nachfassmaßnahmen<br />

vere<strong>in</strong>baren<br />

evaluation<br />

›<br />

› Klärung der rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

(Ort, zeit, Kosten ...)<br />

› erste Def<strong>in</strong>ition von zielen<br />

› Kennenlernen<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

erarbeiten der Fragestellung <strong>und</strong> der<br />

genauen ziele<br />

<strong>in</strong>dikatoren für zielereichung festlegen<br />

abklären von Schritten, die bereits<br />

unternommen wurden<br />

Selbstklärung unterstützen<br />

expertise des/ der Klienten nutzen<br />

bei Defiziten Kompetenzen aufbauen<br />

(z. B. Selbstmanagement, Kommunikationswissen,<br />

...)<br />

› handlungsoptionen erarbeiten <strong>und</strong> auf<br />

Umsetzungstauglichkeit überprüfen<br />

› Maßnahmenplan, nächste konkrete<br />

Schritte planen<br />

› e<strong>in</strong>üben<br />

› Praxistransfer sichern<br />

› Umsetzungserfolg prüfen<br />

› bei Bedarf weitere vertiefung<br />

› evaluation<br />

«<br />

Arbeitsphasen<br />

des Mediations­ <strong>und</strong><br />

Coach<strong>in</strong>gprozesses<br />

13


»<br />

14 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Haltung der MediatorInnen, der Coaches<br />

e<strong>in</strong>e wertschätzende, empathische Gr<strong>und</strong>haltung<br />

s<strong>in</strong>d prägende eigenschaften von Mediator<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> coaches. Beide Methoden zielen auf empowerment<br />

der Klient<strong>in</strong>nen, nicht auf expertise <strong>und</strong><br />

Beratungsfunktion der Mediator<strong>in</strong>nen bzw. coaches.<br />

ziel ist es, <strong>in</strong> beiden Fällen, die Selbstverantwortung<br />

der Klient<strong>in</strong>nen zu stärken. Die Klient<strong>in</strong>nen<br />

werden von selbst empf<strong>und</strong>enen Opfern zu aktiven<br />

Gestalter<strong>in</strong>nen ihrer Konflikte oder ihrer Führungsfragestellungen.<br />

<strong>in</strong> beiden Fällen werden<br />

lösungen nicht vorgegeben, die Klient<strong>in</strong>nen<br />

bleiben expert<strong>in</strong>nen ihrer Situation. coach <strong>und</strong><br />

Mediator<strong>in</strong> verfügen über e<strong>in</strong>e respektvolle Gr<strong>und</strong>haltung,<br />

die die Kompetenzen der Klient<strong>in</strong>nen nutzen.<br />

Sowohl coach als auch Mediator<strong>in</strong> brauchen<br />

Spaß am „Menschelnden”, e<strong>in</strong>e ges<strong>und</strong>e neugier,<br />

die immer wieder dazu e<strong>in</strong>lädt, Menschen<br />

<strong>und</strong> ihre themen neu zu entdecken <strong>und</strong> diese<br />

zu begleiten. Darüber h<strong>in</strong>aus ist e<strong>in</strong> hohes Maß<br />

an Fähigkeiten zur Selbstreflexion gefordert, um<br />

eigene lernerfahrungen, Gefühle etc. nicht mit<br />

Fragestellungen, Konfliktmustern <strong>und</strong> -themen der<br />

Klient<strong>in</strong>nen zu vermischen. Klarheit <strong>und</strong> Standfestigkeit<br />

erlauben es den Mediator<strong>in</strong>nen den rahmen<br />

zu sichern <strong>und</strong> den Prozess zu steuern <strong>und</strong><br />

sichern den coaches akzeptanz <strong>und</strong> die Fähigkeit<br />

zum kritischen Feedback.<br />

Wissen <strong>und</strong> Kompetenzen<br />

der MediatorInnen <strong>und</strong> Coaches<br />

neben der spezifischen ausbildung zum coach<br />

oder zur Mediator<strong>in</strong>, ist Wissen zum verhalten von<br />

Gruppen <strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuen notwendig. arbeite ich<br />

als Mediator<strong>in</strong> <strong>in</strong> Organisationen, ist Wissen über<br />

Organisationen mit ihren abläufen <strong>und</strong> arbeitskulturen<br />

wichtig, wichtiger als Feldkompetenz<br />

(das spezifische Wissen zu Branchen <strong>und</strong> <strong>in</strong>haltlichen<br />

themen). Feldkompetenz kann im Market<strong>in</strong>g<br />

e<strong>in</strong>en vorteil darstellen, ist aber <strong>in</strong> der Mediation<br />

nicht entscheidend. im coach<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>gegen ist es<br />

wichtig, e<strong>in</strong>e gewisse Feldkompetenz zu besitzen,<br />

um empathischer die themen, entwicklungen <strong>und</strong><br />

nöte des Klient<strong>in</strong>nen nachvollziehen <strong>und</strong> entsprechend<br />

Unterstützung geben zu können.<br />

Methoden im Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Mediation<br />

coaches <strong>und</strong> Mediator<strong>in</strong>nen greifen auf die<br />

gleichen „Werkzeuge” zurück. neben techniken<br />

der Gesprächsführung, werden kreative, bildhafte<br />

oder spielerische Methoden genutzt. e<strong>in</strong><br />

gut gefüllter handwerkskoffer unterstützt <strong>in</strong> beiden<br />

Prozessen, Flexibilität <strong>und</strong> Kompetenz der coaches<br />

<strong>und</strong> Mediator<strong>in</strong>nen. verschiedene Methoden<br />

des Perspektivenwechsels (Doppeln, leerer<br />

Stuhl, zirkuläres Fragen usw.) dienen im coach<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> der Mediation dem verstehen unter-<br />

schiedlicher Sichtweisen <strong>und</strong> helfen so, sich besser<br />

<strong>in</strong> andere h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> versetzen zu können.<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten von Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation<br />

coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation s<strong>in</strong>d mittlerweile akzeptierte<br />

Methoden der Unterstützung von teams<br />

oder Führungskräften <strong>in</strong> schwierigen Situationen.<br />

es wird nicht als e<strong>in</strong>geständnis von Schwäche<br />

gesehen, sich Unterstützung zu holen, sondern<br />

als professionelles handeln, um schnell wieder<br />

handlungsfähig <strong>und</strong> damit effizient zu se<strong>in</strong>. Unternehmen<br />

nutzen diese Methoden der Dienstleistung<br />

<strong>in</strong> beiden Fällen meist erst, wenn e<strong>in</strong> gewisser<br />

leidensdruck oder e<strong>in</strong>e hilflosigkeit spürbar<br />

wird. coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation schaffen wieder<br />

e<strong>in</strong>e arbeitsbasis, wobei nicht nur e<strong>in</strong>e Führungskraft<br />

oder e<strong>in</strong> team unterstützt werden, sondern<br />

oft strukturelle Klärungen mit e<strong>in</strong>fließen, also auch<br />

Organisationsentwicklung geleistet wird. Das aufzeigen<br />

von strukturellen Dysfunktionen ist aber<br />

eher e<strong>in</strong> nebenprodukt, für systematische Klärung<br />

von entsprechenden Schwachstellen bietet<br />

sich die Organisationsberatung an. coach<strong>in</strong>g,<br />

Mediation mit Parteien oder auch das geme<strong>in</strong>same<br />

coach<strong>in</strong>g mit mehreren Konfliktparteien<br />

s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jedem Fall Maßnahmen zur Konfliktbearbeitung.<br />

Über die Bearbeitung e<strong>in</strong>es Konfliktes<br />

<strong>in</strong> der Mediation oder im coach<strong>in</strong>g erwerben<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong>/oder Führungskräfte neue<br />

handlungsmuster, die geeignet s<strong>in</strong>d, unproduktive<br />

Konflikte zu vermeiden oder aber Konflikte<br />

auf der Basis e<strong>in</strong>es reflektierten, konstruktiven verhaltens<br />

zu lösen. Damit wird mit beiden <strong>in</strong>terventionen<br />

längerfristig die Basis zur zukünftigen Konfliktprophylaxe<br />

gelegt. Konflikte <strong>und</strong> Probleme<br />

werden als lösbar <strong>und</strong> somit als weniger bedrohlich<br />

erlebt.<br />

Unterschiede von Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation<br />

Mediation stellt e<strong>in</strong>e Form der Krisen<strong>in</strong>tervention<br />

dar <strong>und</strong> ist damit e<strong>in</strong> geeignetes verfahren, die<br />

arbeitsfähigkeit wiederherzustellen. coach<strong>in</strong>g<br />

richtet sich <strong>in</strong> erster l<strong>in</strong>ie auf die entwicklung<br />

von Persönlichkeit <strong>und</strong> Fähigkeiten von Führungskräften<br />

<strong>und</strong> dient dem empowerment der Klient<strong>in</strong>nen.<br />

coach<strong>in</strong>g ist immer dann das Mittel der<br />

Wahl, wenn nicht alle Konfliktparteien an der<br />

Bearbeitung des Konfliktes <strong>in</strong>teressiert s<strong>in</strong>d oder<br />

wenn spezielle Führungsaufgaben von e<strong>in</strong>er<br />

Führungskraft nicht bewältigt werden können.<br />

coach<strong>in</strong>g ist dann e<strong>in</strong>e, auf e<strong>in</strong>e (Konflikt-)Partei<br />

beschränkte, entwicklungsmaßnahme. viele verme<strong>in</strong>tliche<br />

teamkonflikte s<strong>in</strong>d das ergebnis e<strong>in</strong>er<br />

schwachen Führungskraft, welche e<strong>in</strong> Führungsvakuum<br />

h<strong>in</strong>terlässt. es werden entscheidungen<br />

verschleppt, die Führungskraft bemüht sich, es<br />

allen recht zu machen, Fehlverhalten seitens<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen zieht ke<strong>in</strong>e Konsequenzen<br />

nach sich, die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen fühlen sich im<br />

Stich gelassen <strong>und</strong> <strong>in</strong> ihrer arbeit beh<strong>in</strong>dert. <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>em solchen Klima gedeihen nebenschauplätze,<br />

wie Konflikte <strong>und</strong> Unzufriedenheit mit<br />

den Kolleg<strong>in</strong>nen, gut. hier kann ke<strong>in</strong>e Mediation<br />

„das Übel an der Wurzel packen”. e<strong>in</strong>e Mediation<br />

würde den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen weitere verantwortung<br />

aufbürden <strong>und</strong> die Führungskraft weiter<br />

depotenzieren. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em coach<strong>in</strong>g können<br />

kurzfristige Mittel zur Krisen<strong>in</strong>tervention <strong>und</strong> längerfristige<br />

Maßnahmen zur Führungskräfteentwicklung<br />

platziert werden. Mediator<strong>in</strong>nen bieten<br />

ke<strong>in</strong>e Beratung, wenngleich dies eher der re<strong>in</strong>en<br />

lehre entspricht. <strong>in</strong> unserer Mediationspraxis<br />

nutzen wir unser Wissen über Kommunikation<br />

<strong>und</strong> Konflikte, um den Klient<strong>in</strong>nen dysfunktionale<br />

Muster wie Kommunikationsknoten <strong>und</strong> teufelskreisläufe<br />

zu spiegeln. Wir fügen <strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>er<br />

Mediation auch pragmatisch, wenn von uns für<br />

nötig erachtet, kle<strong>in</strong>e „tra<strong>in</strong>igse<strong>in</strong>heiten” z. B. zur<br />

gewaltfreien Kommunikation e<strong>in</strong>. Wichtig ist <strong>in</strong><br />

diesem Fall immer e<strong>in</strong> transparentes vorgehen<br />

für die Klient<strong>in</strong>nen. Wir klären unsere rolle, <strong>in</strong>dem<br />

wir z. B. ankündigen: „Wir verlassen kurz den rahmen<br />

der Mediation <strong>und</strong> stellen ihnen e<strong>in</strong>e anregung<br />

zur konstruktiveren Kommunikation vor”.<br />

hier werden die Grenzen zwischen coach<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Mediation fließend <strong>und</strong> s<strong>in</strong>d teilweise auch<br />

aufgehoben.<br />

Fazit<br />

Mediation kann hilfreich se<strong>in</strong>, um e<strong>in</strong>en Startpunkt<br />

im team zu setzen, e<strong>in</strong>e Klärung <strong>in</strong> Bewegung zu<br />

br<strong>in</strong>gen, auch um die themenkomplexe e<strong>in</strong>es<br />

oder meist mehrer Konflikte klarer zu strukturieren.<br />

Der stark formalisierte ablauf beruhigt die Konfliktparteien<br />

<strong>und</strong> deren ergebnishoheit sichert e<strong>in</strong>e<br />

große Freiheit bezüglich der Konfliktlösungen.<br />

Das Konfliktlösepotential der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen wird<br />

optimal genutzt, sie bleiben für ihre lösungen die<br />

expert<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> selbst verantwortlich. im Kontext<br />

von Organisationen ist jedoch häufig begleitend<br />

oder nachgeschaltet e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g der<br />

leitung nötig. Führungskräfte s<strong>in</strong>d oftmals durch<br />

längerfristige Konflikte verunsichert <strong>und</strong> reagieren<br />

mit aussitzen oder unangebrachtem aktio-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

nismus. e<strong>in</strong>e Stärkung <strong>und</strong> Weiterentwicklung der<br />

Führungskraft dient der nachhaltigen Konfliktprophylaxe.<br />

immer wenn Fragen der Organisationsberatung<br />

e<strong>in</strong>en großen Stellenwert im Kontext<br />

des Konflikts haben, wie z. B. bei Doppelspitzen,<br />

ist coach<strong>in</strong>g eher als <strong>in</strong>tervention geeignet. im<br />

coach<strong>in</strong>g können solche Fragestellungen mit<br />

beraten werden. aus unserer erfahrung ist die<br />

Frage häufig nicht coach<strong>in</strong>g oder Mediation,<br />

sondern wann mit welcher Maßnahme beg<strong>in</strong>nen.<br />

Mediation dient der aktuellen Krisenbewältigung<br />

<strong>und</strong> entlastet e<strong>in</strong> team. coach<strong>in</strong>g baut<br />

langfristig Konfliktbewältigungsstrategien der verantwortlichen<br />

Führungskraft auf. im vordergr<strong>und</strong><br />

steht immer das anliegen der K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen. e<strong>in</strong>e<br />

sorgfältige Prüfung des Problems <strong>und</strong> des Kontextes<br />

sichert die qualität der arbeit. es geht dabei<br />

nicht um Methodenre<strong>in</strong>heit, sondern um praxis-<br />

<strong>und</strong> lösungsorientiertes vorgehen. es ist aufgabe<br />

der coaches <strong>und</strong> der Mediator<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e qualifizierte<br />

Diagnostik zu betreiben <strong>und</strong> darauf aufbauend,<br />

ohne missionarischen eifer, e<strong>in</strong>e passende<br />

<strong>in</strong>tervention zu wählen. Bei Beratung im<br />

Wirtschaftsbereich ist es hilfreich, entweder selbst<br />

über entsprechende Mehrfachqualifikationen zu<br />

verfügen oder auf e<strong>in</strong> entsprechendes netzwerk<br />

im Kolleg<strong>in</strong>nenkreis zugreifen zu können. nicht zu<br />

unterschätzten s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> der momentan schwierigen<br />

wirtschaftlichen Situation unter den Berater<strong>in</strong>nen<br />

f<strong>in</strong>anzielle <strong>in</strong>teressen. K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen eventuell<br />

zu verlieren, weil e<strong>in</strong>e andere <strong>in</strong>terventionsform<br />

s<strong>in</strong>nvoller wäre, schmerzt natürlich. K<strong>und</strong><strong>in</strong>nenorientierung<br />

<strong>und</strong> qualitätssicherung be<strong>in</strong>haltet<br />

aber genau dies zu tun.<br />

Elke Schwertfeger<br />

Literatur<br />

Schreyögg, Astrid, Coach<strong>in</strong>g, E<strong>in</strong>e E<strong>in</strong>führung für<br />

Praxis <strong>und</strong> Ausbildung, Frankfurt 2003<br />

«<br />

KONTAKT<br />

Elke Schwertfeger,<br />

Elke.Schwertfeger@zweisicht.de<br />

15


»<br />

16 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Peter Knapp,<br />

Germanist, Romanist,<br />

Coach, Mediator <strong>und</strong><br />

Ausbilder BM, Leiter der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

Coach<strong>in</strong>g oder Mediation<br />

zur Bearbeitung von Konflikten<br />

Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation können beide<br />

zur Konfliktbearbeitung e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

In diesem Beitrag wird anhand von Praxisbeispielen<br />

erörtert, welche Beratungsform<br />

für welche Art von Konfliktsituationen<br />

geeigneter ist.<br />

„Bei Coach<strong>in</strong>g geht es fast<br />

immer um Konflikte.”<br />

aussage e<strong>in</strong>es erfahrenen coachs<br />

Beispiel 1: Der Konflikt mit der Chef<strong>in</strong><br />

im ersten telefongespräch teilt Frau S. mit, dass<br />

es um e<strong>in</strong>en Konflikt mit ihrer chef<strong>in</strong> geht. Sie<br />

schildert kurz die ihr unerträgliche, aktuelle Situation.<br />

e<strong>in</strong> erster term<strong>in</strong> wird verabredet. nach der<br />

telefonischen Darstellung von Frau S. bleibt für<br />

den Berater offen, ob sie e<strong>in</strong>e Mediation oder<br />

e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g beabsichtigt. Se<strong>in</strong> erster impuls<br />

geht <strong>in</strong> richtung Mediation.<br />

im persönlichen erstgespräch legt Frau S. ausführlich<br />

die schwierige Situation mit ihrer chef<strong>in</strong><br />

dar. ihr zentrales Problem ist die eigene reaktion<br />

– sie fühlt sich kle<strong>in</strong> <strong>und</strong> reagiert zunehmend<br />

gereizt. Jede antwort legt sie gegen sich gerichtet<br />

aus. nach der Konfliktdarstellung stellt der<br />

Berater alternativ Mediation <strong>und</strong> coach<strong>in</strong>g vor.<br />

Mediation bedeute, dass Frau S. mit ihrer chef<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sam den Konflikt bearbeitet. Frau S. reagiert<br />

erstaunt. Sie hatte sich vorgestellt, für sich<br />

persönlich e<strong>in</strong>e Beratung zu bekommen.<br />

an e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen Klärung sei sie zum jetzigen<br />

zeitpunkt nicht <strong>in</strong>teressiert. Das könne sich ja<br />

noch ändern. Die Beratungsanfrage konkretisiert<br />

sich hiermit. Der Berater stellt coach<strong>in</strong>g als <strong>in</strong>dividuelle<br />

Unterstützung vor. Frau S. sche<strong>in</strong>t erleichtert.<br />

Genau das hatte sie sich vorgestellt. Konkret<br />

möchte sie das nächste telefongespräch mit<br />

ihrer chef<strong>in</strong> gut führen <strong>und</strong> darauf gut vorbereitet<br />

se<strong>in</strong>.<br />

Beispiel 2: Der Konflikt mit der Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> hauptabteilungsleiter veranlasst e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g<br />

für e<strong>in</strong>en abteilungsleiter, der sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Konflikt<br />

mit e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> bef<strong>in</strong>det. er soll lernen,<br />

besser mit dieser Mitarbeiter<strong>in</strong> zu kommunizieren<br />

<strong>und</strong> diese konfliktfreier zu führen. Das coach<strong>in</strong>g<br />

wird auch von dem abteilungsleiter gewünscht.<br />

nach mehreren coach<strong>in</strong>gsitzungen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

weiteren eskalation des Konflikts beauftragt der<br />

hauptabteilungsleiter zusätzlich e<strong>in</strong>e Mediation.<br />

Der coach <strong>und</strong> der/die Mediator<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d unterschiedliche<br />

Personen. Der/die Mediator<strong>in</strong> weiß<br />

zunächst nichts von dem coach<strong>in</strong>g.<br />

Beispiel 3: Probleme mit der Architekt<strong>in</strong><br />

Die Führung e<strong>in</strong>er abteilung, Frau a <strong>und</strong> herr B,<br />

haben mit der leitenden architekt<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e schwierige<br />

Situation. Die architekt<strong>in</strong> ist seit acht Jahren<br />

im Unternehmen. Der Umgang mit ihr sei immer<br />

schwierig gewesen. Bisher hatte sie immer sehr<br />

gute arbeitsergebnisse geliefert, was aber seit<br />

e<strong>in</strong>iger zeit auch nicht mehr der Fall ist. Der Konflikt<br />

wirke sich <strong>in</strong>zwischen auf das ganze team<br />

aus. Frau a <strong>und</strong> herr B s<strong>in</strong>d soweit, sich von der<br />

architekt<strong>in</strong> zu trennen, wenn nicht e<strong>in</strong>e gr<strong>und</strong>legende<br />

veränderung e<strong>in</strong>tritt. Die Personalleiter<strong>in</strong><br />

hat e<strong>in</strong> Gespräch mit e<strong>in</strong>em Berater empfohlen,<br />

dessen qualifikation als coach <strong>und</strong> Mediator<br />

bekannt ist. es ist weder von Mediation noch<br />

von coach<strong>in</strong>g die rede, lediglich e<strong>in</strong> beratendes<br />

Gespräch wird gewünscht. Der Berater wird<br />

<strong>in</strong> zwei Sitzungen mit den beiden Führungskräften<br />

die Situation sortieren. Danach wollen Sie erst e<strong>in</strong>mal<br />

das jährliche Mitarbeitergespräch abwarten<br />

<strong>und</strong> die ratschläge zur Kommunikation aus der<br />

Beratung anwenden. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em späteren Feedback<br />

erfährt der Berater, dass die Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

sich seit der Beratung ganz anders verhalte <strong>und</strong><br />

der Konflikt aktuell gar nicht mehr existiere.<br />

Beispiel 4: Die Unternehmensnachfolge<br />

Der Unternehmensnachfolger, herr X, wurde vom<br />

entscheidungsbefugten Gremium der Gesellschafter<br />

entlassen. Darüber geraten die Gesellschafter<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en Konflikt, der den Fortbestand<br />

des Unternehmens gefährdet. es kommt zwischen<br />

den Gesellschaftern zur Mediation. im verlauf<br />

der Mediation wird immer deutlicher, dass es<br />

für den Mediationsprozess hilfreich wäre, wenn<br />

der entlassene Unternehmensnachfolger e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>dividuelle Unterstützung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es coach<strong>in</strong>gs<br />

erhalten könnte, um zu se<strong>in</strong>er persönlichen<br />

zukunftsplanung zu arbeiten.<br />

Der Mediator sucht das e<strong>in</strong>zelgespräch mit herrn<br />

X <strong>und</strong> unterbreitet ihm se<strong>in</strong>en vorschlag e<strong>in</strong>es<br />

e<strong>in</strong>zelcoach<strong>in</strong>gs. herr X kann sich das vorstellen,<br />

aber nur, wenn das coach<strong>in</strong>g von dem Mediator<br />

gemacht wird. Der Mediator lehnt ab, um se<strong>in</strong>e<br />

Unparteilichkeit zu wahren.<br />

Die Beispiele verdeutlichen, wie unterschiedlich <strong>in</strong><br />

Konfliktsituationen mit der Frage nach coach<strong>in</strong>g<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


oder Mediation umgegangen wird. im Beispiel 1<br />

wird bei der auftragsklärung sehr schnell deutlich,<br />

dass die K<strong>und</strong><strong>in</strong> für sich e<strong>in</strong>e Unterstützung <strong>in</strong> der<br />

Konfliktsituation sucht. Sie plädiert deutlich für e<strong>in</strong><br />

coach<strong>in</strong>g. im Beispiel 2 wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er hocheskalierten<br />

Situation e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g <strong>in</strong>itiiert, <strong>in</strong> der hoffnung,<br />

dass dies e<strong>in</strong>e positive Wirkung auf den<br />

Konflikt mit dem Mitarbeiter hat. erst als der Konflikt<br />

weiter eskaliert, wird zusätzlich e<strong>in</strong>e Mediation<br />

beauftragt. coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation ergänzen<br />

sich. im Beispiel 3 ist weder von coach<strong>in</strong>g noch<br />

von e<strong>in</strong>er Mediation die rede. e<strong>in</strong>e abteilungsleitung<br />

wird zum Umgang mit e<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong> im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es teamcoach<strong>in</strong>gs beraten. im Beispiel<br />

4 ist e<strong>in</strong>e Mediation <strong>in</strong> vollem Gange <strong>und</strong> ähnlich<br />

wie im Beispiel 1 wird zusätzlich e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g<br />

empfohlen, da es e<strong>in</strong>e Möglichkeit der <strong>in</strong>dividuellen<br />

Beratung bietet, die <strong>in</strong> der Mediation mit den<br />

anwesenden Konfliktparteien nicht möglich ist.<br />

Die folgenden Punkte fassen die Beziehung zwischen<br />

coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation zusammen.<br />

a) Konflikt als Voraussetzung<br />

e<strong>in</strong> Konflikt kann anlass für e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>,<br />

ist aber nicht voraussetzung. Ganz anders <strong>in</strong> der<br />

Mediation, die ohne Konflikt nicht anwendbar ist.<br />

b) Die Beteiligung der Konfliktparteien<br />

Die Mediation braucht die e<strong>in</strong>willigung beider<br />

Konfliktpartner<strong>in</strong>nen zur teilnahme. Scheitert die<br />

Mediation an der e<strong>in</strong>willigung der zweiten Partei,<br />

kann coach<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e Möglichkeit se<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e e<strong>in</strong>seitige<br />

Beratung durchzuführen. e<strong>in</strong>e Konfliktpartei<br />

kann für sich lernen, zukünftig anders mit dem<br />

Konflikt umzugehen.<br />

coach<strong>in</strong>g arbeitet meist mit e<strong>in</strong>zelpersonen. Der<br />

coach arbeitet mit e<strong>in</strong>er Konfliktpartei <strong>und</strong> hat<br />

die Sichtweise des Konflikts der e<strong>in</strong>zelperson. Die<br />

abwesenheit der anderen Konfliktpartei hat den<br />

vorteil, dass im coach<strong>in</strong>g sehr persönliche Fragen<br />

thematisiert werden können. im Beispiel 1<br />

„Konflikt mit der chef<strong>in</strong>” möchte Frau S. an ihrem<br />

verhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Konfliktsituation arbeiten <strong>und</strong><br />

sich nicht mit ihrer chef<strong>in</strong> konfrontieren.<br />

c) Sichtweisen<br />

<strong>in</strong> der Mediation s<strong>in</strong>d die Sichtweisen beider Konfliktparteien<br />

präsent. Jede Konfliktpartei schildert<br />

den Konflikt aus ihrer Sicht. es gibt ke<strong>in</strong> richtig<br />

oder falsch. Die unterschiedlichen Sichtweisen<br />

werden mite<strong>in</strong>ander konfrontiert.<br />

im coach<strong>in</strong>g ist die andere Konfliktpartei nur<br />

durch die erzählung der coachees 1 präsent. Der<br />

coach arbeitet mit der Wirklichkeit der coachees<br />

<strong>in</strong> dem Bewusstse<strong>in</strong>, dass die andere Konfliktpartei<br />

e<strong>in</strong>e andere Wirklichkeit hat. Wird der coa-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

chee befragt, wie die andere Konfliktpartei dies<br />

sieht, kann er wieder nur aus se<strong>in</strong>er Sicht berichten.<br />

Die Beratung e<strong>in</strong>er Person hat den nachteil, dass<br />

die Sichtweise des coachees durch die andere<br />

Konfliktpartei nicht direkt korrigiert werden kann.<br />

d) Unparteilichkeit<br />

Der Mediator ist unparteilich, er darf weder werten<br />

noch emotional bevorzugen. Der coach ist<br />

nicht unbed<strong>in</strong>gt parteiisch – er ist empathisch<br />

<strong>und</strong> hat verständnis für den coach. Der coach<br />

kann durch Feedback se<strong>in</strong>e eigene Me<strong>in</strong>ung <strong>in</strong><br />

den coach<strong>in</strong>gprozess e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, was e<strong>in</strong> Mediator<br />

tunlichst unterlassen soll.<br />

e) Rollenklarheit<br />

im Beispiel 4 schlägt der Mediator e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g<br />

vor. Der Mediand nimmt den vorschlag an, aber<br />

nur, wenn der Mediator ihn coacht. Der Mediator<br />

lehnt ab, weil er se<strong>in</strong>e unparteiliche rolle <strong>in</strong> Gefahr<br />

sieht. auch wenn der Mediator für sich unparteilich<br />

bleiben könnte, wird er von den Konfliktparteien<br />

womöglich nicht mehr als unparteiisch angesehen.<br />

Die Doppelrolle Mediator/coach <strong>in</strong>nerhalb<br />

e<strong>in</strong>er Mediation ist schwierig. nach abschluss der<br />

Mediation wäre e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g möglich. im Beispiel<br />

4 hat der Mediand die empfehlung anderer<br />

coachs nicht angenommen. Die chancen e<strong>in</strong>es<br />

begleitenden coach<strong>in</strong>gs konnten nicht genutzt<br />

werden.<br />

im rahmen e<strong>in</strong>es coach<strong>in</strong>gs kann bei der<br />

Besprechung e<strong>in</strong>es Konflikts die Frage nach e<strong>in</strong>er<br />

Mediation zwischen coachee <strong>und</strong> zum Beispiel<br />

e<strong>in</strong>er anderen Führungskraft auftauchen. Der<br />

coach selbst kommt als Mediator wegen der<br />

unparteilichen rolle des Mediators nicht <strong>in</strong> Frage,<br />

besonders wenn er e<strong>in</strong>e der Konfliktparteien über<br />

längere zeit gecoacht hat.<br />

f) Ratschläge<br />

<strong>in</strong> der Mediation s<strong>in</strong>d ratschläge des Mediators<br />

verboten. es wird immer wieder diskutiert, <strong>in</strong>wieweit<br />

e<strong>in</strong> vorschlag nicht <strong>in</strong>direkt an den vermittlungstisch<br />

gebracht werden darf, wenn die Konfliktparteien<br />

selbst e<strong>in</strong>e naheliegende lösung<br />

nicht sehen.<br />

im coach<strong>in</strong>g gibt es unterschiedliche ansätze<br />

zu ratschlägen. „Beraten ohne ratschlag” ist der<br />

ansatz der Systemiker<strong>in</strong> Sonja raddatz. Der coach<br />

soll ke<strong>in</strong>e ratschläge geben. Ulrich Dehner („Der<br />

coach als Führungskraft”) h<strong>in</strong>gegen betont, dass<br />

im coach<strong>in</strong>g Feedback <strong>und</strong> auch ratschläge<br />

erlaubt s<strong>in</strong>d. nach ihm sollte der coach die Möglichkeit<br />

nutzen, se<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>druck zur verfügung zu<br />

stellen, auch durchaus konfrontativ.<br />

«<br />

1/ die gecoachten<br />

Personen<br />

17


»<br />

18 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

KONTAKT<br />

Peter Knapp,<br />

p.knapp@kom­berl<strong>in</strong>.de<br />

g) Wirtschaftlichkeit<br />

effizienz <strong>und</strong> Schnelligkeit könnte e<strong>in</strong> argument für<br />

coach<strong>in</strong>g se<strong>in</strong>, wenn der Konflikt durch die arbeit<br />

mit e<strong>in</strong>er Person gelöst wird <strong>und</strong> die arbeitsfähigkeit<br />

wieder hergestellt ist. ebenso lässt sich dies<br />

von der Mediationsseite her argumentieren.<br />

von e<strong>in</strong>er coach<strong>in</strong>gmaßnahme ist abzusehen,<br />

wenn die lösung des Konflikts nur mit der/anderen<br />

Konfliktpartei/en möglich ist. Dann müsste es<br />

zur Mediation gebracht werden. aus wirtschaftlichen<br />

Gründen könnte e<strong>in</strong> coach daran <strong>in</strong>teressiert<br />

se<strong>in</strong>, am coach<strong>in</strong>g fest zu halten, obwohl<br />

die Konfliktdiagnose ergeben hat, dass Mediation<br />

die effizientere Bearbeitung wäre. Bietet der<br />

Berater coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation an, wäre mit<br />

dem Formatwechsel ke<strong>in</strong>e wirtschaftlichen e<strong>in</strong>bußen<br />

verb<strong>und</strong>en. Für Mediator<strong>in</strong>nen verhält es sich<br />

gleich. e<strong>in</strong> Konflikt legt e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g nahe. Der/<br />

die Mediator<strong>in</strong> sollte den Fall an e<strong>in</strong>en coach<br />

weiterleiten.<br />

Mediation statt Coach<strong>in</strong>g<br />

im Beispiel 2 „Konflikt mit der Mitarbeiter<strong>in</strong>” wird<br />

zusätzlich zum coach<strong>in</strong>g noch e<strong>in</strong>e Mediation<br />

begonnen. es sche<strong>in</strong>t so, als ob das coach<strong>in</strong>g<br />

nicht zur Konfliktlösung geführt hat. Offen bleibt<br />

<strong>in</strong> dem Beispiel, ob das coach<strong>in</strong>g den Konflikt<br />

abgemildert oder eher verschärft hat? es<br />

gibt Konfliktkonstellationen, die mit e<strong>in</strong>er e<strong>in</strong>seitigen<br />

Beratung <strong>in</strong> Form e<strong>in</strong>es coach<strong>in</strong>gs unter<br />

ganz bestimmten voraussetzungen den Konflikt<br />

noch stärker eskalieren oder zum<strong>in</strong>dest die Konflikteskalation<br />

nicht stoppen. im Beispiel zwei ist<br />

der abteilungsleiter der Starke <strong>in</strong> dem Konflikt.<br />

auf se<strong>in</strong>er hierarchieebene hat er anspruch auf<br />

e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g. Se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>, mit der er im<br />

Konflikt ist, hat diesen anspruch nicht. Durch e<strong>in</strong><br />

coach<strong>in</strong>g der starken Konfliktpartei besteht die<br />

Gefahr, bei e<strong>in</strong>em hocheskalierten Konflikt, die<br />

Konfliktdynamik noch weiter zu verstärken, was<br />

sich im Beispiel 2 andeutet. an dem Konfliktmuster<br />

zwischen den Konfliktparteien ändert das<br />

coach<strong>in</strong>g nicht gr<strong>und</strong>legend etwas solange der<br />

Konflikt nicht gelöst ist. Desto eskalierter der Konflikt<br />

ist, desto wichtiger kann die e<strong>in</strong>beziehung<br />

beider Konfliktparteien se<strong>in</strong>, was <strong>in</strong> der Mediation<br />

der Fall ist.<br />

Coach<strong>in</strong>g statt Mediation<br />

<strong>in</strong> Konfliktsituationen ist die Dialogfähigkeit der<br />

Konfliktparteien stark e<strong>in</strong>geschränkt. Die Konfliktparteien<br />

können zudem nicht bereit se<strong>in</strong>, sich<br />

mit der anderen Konfliktpartei zu konfrontieren.<br />

<strong>in</strong> diesen Fällen ist coach<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>e gute Möglichkeit,<br />

wenigstens e<strong>in</strong>er Konfliktpartei e<strong>in</strong>e Unterstützung<br />

zu geben. Oder beide Parteien lassen sich<br />

getrennt coachen, um sich <strong>in</strong> der Begegnung<br />

konflitklösender zu verhalten.<br />

e<strong>in</strong> coach<strong>in</strong>g kann auch den effekt des „cool<strong>in</strong>g<br />

down”, dem abkühlen haben, wenn hohe<br />

emotionalität den Konflikt begleitet.<br />

coach<strong>in</strong>g kann zur Konfliktprophylaxe e<strong>in</strong>gesetzt<br />

werden. e<strong>in</strong>e Führungskraft identifiziert schwierige<br />

Situationen mit e<strong>in</strong>em/r Mitarbeiter<strong>in</strong> <strong>und</strong> lernt im<br />

coach<strong>in</strong>g, sich deeskalierend <strong>und</strong> zielführend zu<br />

verhalten.<br />

Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Mediation<br />

Der Beitrag hat gezeigt, dass coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong><br />

Mediation sich zur Konfliktbearbeitung oft gut<br />

ergänzen können, wenn die rollen des Beraters<br />

<strong>und</strong> das Beratungsformat klar s<strong>in</strong>d. Das verlangt<br />

von der ausbildung von coachs, dass<br />

sie von Mediation Kenntnis haben <strong>und</strong> von der<br />

ausbildung von Mediator<strong>in</strong>nen, dass sie über<br />

coach<strong>in</strong>g Bescheid wissen.<br />

Peter Knapp<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Management<br />

<strong>und</strong> Mediation<br />

Erweiterte Perspektiven durch die Kooperation<br />

von zwei unterschiedlichen Diszipl<strong>in</strong>en<br />

1. Management & Mediation –<br />

zwei gegensätzliche Welten?<br />

Was haben diese beiden themen mite<strong>in</strong>ander zu<br />

tun? Die „gefühlte Differenz” sche<strong>in</strong>t groß:<br />

Management bedeutet ergebnisse zu produzieren.<br />

Dafür wird e<strong>in</strong>e Strategie entwickelt, ziele<br />

<strong>und</strong> Prioritäten def<strong>in</strong>iert die als leitplanken für das<br />

Jonglieren mit zahlen, Daten <strong>und</strong> Fakten dienen.<br />

es werden entscheidungen getroffen, Maßnahmen<br />

beschlossen <strong>und</strong> die ergebnisse der<br />

Umsetzung kontrolliert. Schließlich werden Konsequenzen<br />

aus e<strong>in</strong>er ermittelten Soll-ist-Differenz<br />

abgeleitet <strong>und</strong> dann beg<strong>in</strong>nt der ganze regelkreis<br />

wieder von vorne.<br />

2. Die beiden Prozesse im Vergleich<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Mediation hat etwas zu tun mit empathie, Wertschätzung,<br />

vertrauen <strong>und</strong> Menschse<strong>in</strong>. es ist wie<br />

e<strong>in</strong>e reise mit e<strong>in</strong>em ziel, von dem man nur e<strong>in</strong>e<br />

vage vorstellung hat. es erfordert das Sich-e<strong>in</strong>lassen<br />

auf etwas Unkalkulierbares.<br />

hier zunächst zwei Def<strong>in</strong>itionen:<br />

Management<br />

beschreibt e<strong>in</strong>en Prozess,<br />

bei dem durch gezieltes Handeln<br />

unter nutzung von ressourcen<br />

erwünschte oder geplante<br />

ergebnisse erreicht werden sollen.<br />

Schritt allgeme<strong>in</strong> Management Mediation<br />

1) Ermittlung<br />

der Ist­Situation<br />

2) Ermittlung<br />

des Ziels<br />

3) Suche nach<br />

möglichen Wegen<br />

4) Auswahl<br />

geeigneter Wege<br />

5) Umsetzung<br />

der Maßnahmen<br />

6) Überprüfung<br />

der Wirksamkeit<br />

Bestandsaufnahme:<br />

Wo stehen wir?<br />

zielsetzung:<br />

Woh<strong>in</strong> soll es gehen?<br />

Planung:<br />

Wie/womit können wir das ziel<br />

erreichen?<br />

entscheidung:<br />

So machen wir es<br />

Durchführung:<br />

Jetzt wird gehandelt<br />

Kontrolle:<br />

Wie gut haben wir unser ziel<br />

erreicht?<br />

Mediation<br />

beschreibt e<strong>in</strong>en Prozess,<br />

bei dem durch gezieltes Suchen<br />

unter Beachtung von Bedürfnissen<br />

e<strong>in</strong> unbekanntes Bild e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>sam<br />

gewünschten zukunft entwickelt <strong>und</strong><br />

die Umsetzung sichergestellt wird.<br />

Bestandsaufnahme<br />

Phase 2 <strong>und</strong> 3:<br />

Wer hat was wie erlebt?<br />

ende von Phase 3:<br />

Wem ist was wichtig?<br />

Phase 4 – lösungsoptionen:<br />

Wie können wir unsere Wünsche<br />

verwirklichen?<br />

ende Phase 4, lösungsauswahl:<br />

So machen wir es<br />

Der alltag:<br />

Die lösung auf dem Prüfstand<br />

nachgespräch:<br />

Wie gut haben wir unsere lösung<br />

umsetzen können?<br />

«<br />

Thomas Robrecht,<br />

Berater für Personal­ <strong>und</strong><br />

Organisationsentwicklung,<br />

Mediator, Tra<strong>in</strong>er,<br />

Gesellschafter von<br />

SOKRATeam<br />

19


20<br />

»<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Wenn ich die alltagspraxis der beiden Prozesse<br />

vergleiche, so erlebe ich Mediation als wesentlich<br />

wirkungsvoller. hier sche<strong>in</strong>t die Mediation<br />

etwas zu bieten zu haben, was <strong>in</strong> der Umsetzung<br />

des Managements zu wünschen übrig lässt. Dort<br />

lassen sich immer wieder typische hürden beobachten.<br />

Diese hürden kosten viele wertvolle ressourcen<br />

wie zeit, Geld, Motivation <strong>und</strong> lassen<br />

leistungsbereitschaft wirkungslos verpuffen.<br />

e<strong>in</strong>ige Beispiele:<br />

› Bei der Bestandsaufnahme zeigt sich mangelnde<br />

Bereitschaft, fremde Sichtweisen als<br />

Bereicherung der eigenen zu betrachten.<br />

› ziele werden unklar def<strong>in</strong>iert <strong>und</strong> zielvorstellungen<br />

nur vage geäußert.<br />

› Planung <strong>und</strong> entscheidung werden von der<br />

zielunklarheit e<strong>in</strong>geholt <strong>und</strong> speisen den teufelskreis<br />

von verhalten <strong>und</strong> der unterstellten<br />

absicht. verschärfend wirkt der zunehmende<br />

lösungsdruck.<br />

› Schließlich wird ke<strong>in</strong> Mensch se<strong>in</strong> volles<br />

engagement <strong>in</strong> die Umsetzung von absprachen,<br />

vere<strong>in</strong>barungen <strong>und</strong> Maßnahmenpläne<br />

setzen. Die Motivation ist blockiert,<br />

(noch) vorhandene handlungsenergie<br />

verpufft.<br />

› Bei der Kontrolle gelangt nun der „Weg<br />

des Scheiterns” auf se<strong>in</strong>en höhepunkt. Die<br />

gesetzten ziele wurden nicht erreicht, <strong>und</strong><br />

die energien konzentrieren sich ausschließlich<br />

auf die Suche nach dem Schuldigen.<br />

leider handelt es sich hierbei um ke<strong>in</strong>e Übertreibungen.<br />

Gleichzeitig gibt es aber auch viele<br />

Beispiele, <strong>in</strong> denen es gut läuft.<br />

3. Hilfreiches aus der Mediation<br />

Mit mediativer Kompetenz lassen sich die hürden<br />

erfolgreich meistern.<br />

Dabei wirken sie als Wegbegleiter<strong>in</strong>nen über<br />

den gesamten Prozess. erfolgsentscheidend s<strong>in</strong>d<br />

nicht so sehr die Methoden, sondern vielmehr<br />

die haltung, mit der die Methoden angewandt<br />

werden.<br />

als haltung bezeichnet v. Frankl die Gr<strong>und</strong>lage,<br />

basierend auf den eigenen normen, idealen<br />

<strong>und</strong> Werten, die das handeln prägen. Mediative<br />

haltung bedeutet für mich, verantwortung<br />

zu übernehmen für das eigene Denken, Fühlen,<br />

Wollen <strong>und</strong> handeln. Das gel<strong>in</strong>gt nur mit<br />

der Fähigkeit <strong>und</strong> Bereitschaft zur Selbstreflexion<br />

sowie mit dem Willen des lebenslangen lernens.<br />

hier e<strong>in</strong>ige der erforderlichen Fähigkeiten <strong>und</strong><br />

Kompetenzen.<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

akzeptanz der andersartigkeit<br />

emotionalität zulassen können<br />

Bef<strong>in</strong>dlichkeiten erspüren („Gefühle atmen”)<br />

<strong>und</strong> benennen<br />

im aggressiven verhalten die dah<strong>in</strong>ter<br />

liegende not erkennen<br />

Widerstände wahrnehmen, ansprechen<br />

<strong>und</strong> würdigen<br />

(negative) Bewertungen wertneutral<br />

umformulieren<br />

Geme<strong>in</strong>samkeiten erkennen <strong>und</strong><br />

hervorheben<br />

eigene Wahrnehmungen zur konstruktiven<br />

Konfrontation e<strong>in</strong>setzen<br />

temporäre lösungslosigkeit aushalten<br />

Über (Selbst-)Sicherheit im Umgang mit der<br />

Unsicherheit verfügen<br />

4. E<strong>in</strong>e weitere wichtige Geme<strong>in</strong>samkeit:<br />

Lernprozesse<br />

Bei Management <strong>und</strong> Mediation geht es immer<br />

auch um die Gestaltung von lernprozessen.<br />

Peter Kruse hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Buch „erfolgreiches<br />

Management von <strong>in</strong>stabilität” beschrieben, wie<br />

lernprozesse verlaufen, wo hürden liegen <strong>und</strong><br />

was hilfreich ist. Dabei wurde mir das Potenzial<br />

mediativer haltung <strong>in</strong>sbesondere für veränderungsprozesse<br />

nochmals deutlich.<br />

Diese verlaufen <strong>in</strong> typischen Phasen:<br />

1) Leistungssteigerung<br />

vorhandenes wird kont<strong>in</strong>uierlich verbessert <strong>und</strong><br />

hat e<strong>in</strong>e deutliche leistungssteigerung zur Folge.<br />

2) Stagnation<br />

irgendwann kommt <strong>in</strong> Punkt, an dem weitere<br />

Optimierungen kaum noch erfolge br<strong>in</strong>gen, das<br />

Bekannte funktioniert plötzlich nicht mehr.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


3) Neues testen<br />

neues wird ausprobiert <strong>und</strong> br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong> leistungsabfall<br />

mit sich.<br />

Genau <strong>in</strong> dieser 3. Phase liegt der kritische Punkt:<br />

Der leistungsabfall wird als impuls genutzt, um<br />

schnell auf das altbewährte zurückzugreifen.<br />

Gleichzeitig stärkt sich die Überzeugung:<br />

„Das neue geht nicht!”<br />

Wenn dann z. B. durch äußere e<strong>in</strong>flüsse e<strong>in</strong> veränderungszwang<br />

besteht, folgt schließlich der<br />

totale absturz <strong>und</strong> die vision des Scheiterns wird<br />

realität:<br />

Wenn nicht bald e<strong>in</strong>e Weiche kommt, s<strong>in</strong>d wir<br />

verloren!<br />

Betrachten wir nun, was passiert, wenn der temporäre<br />

leistungsabfall akzeptiert wird <strong>und</strong> ke<strong>in</strong><br />

vorschneller rückgriff auf das altbewährte erfolgt.<br />

5. Unterschiedliche Managementformen<br />

Damit lassen sich im Management zwei Formen unterscheiden:<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

4) Sucherfolg<br />

Der temporäre leistungsabfall stagniert.<br />

5) Umsetzungserfolg<br />

nach e<strong>in</strong>er Weile des Übens stellen sich schließlich<br />

die ersten erfolge e<strong>in</strong>.<br />

6) Leistungssteigerung<br />

So wird das neue zum Bekannten <strong>und</strong> kann weiter<br />

optimiert werden (Wie <strong>in</strong> Schritt 1, nur auf<br />

höherem niveau).<br />

Wenn Funktionsoptimierung zu ke<strong>in</strong>er nennenswerten<br />

leistungssteigerung führt, wird e<strong>in</strong> Prozessmusterwechsel<br />

benötigt, der ebenfalls zu e<strong>in</strong>em<br />

leistungsabfall führt, wenn auch nur temporär.<br />

Um das neue Muster zu f<strong>in</strong>den, ist e<strong>in</strong>e Suchbewegung<br />

<strong>in</strong>s Unbekannte erforderlich.<br />

Management von Bekanntem von Unbekanntem<br />

Ergebnis zu Beg<strong>in</strong>n bekannt unbekannt<br />

Beispiel e<strong>in</strong> haus bauen, Umsätze erhöhen,<br />

Prozesse <strong>und</strong> Produkte verbessern,<br />

Funktionen optimieren,...<br />

Gr<strong>und</strong>satz sich weiterbewegen auf bekannten<br />

Wegen<br />

„Leuchtturm” für die<br />

Handlungsorientierung<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

e<strong>in</strong> klar def<strong>in</strong>iertes <strong>und</strong> objektiv messbares<br />

ziel vor augen<br />

1492 begibt sich columbus auf die Suche<br />

nach e<strong>in</strong>em Westweg nach <strong>in</strong>dien –<br />

<strong>und</strong> entdeckt amerika<br />

sich auf die Suche begeben nach neuen<br />

<strong>und</strong> unbekannten Wegen<br />

e<strong>in</strong>e (vage) vision vor augen<br />

Gr<strong>und</strong>sätze Funktionsoptimierung Prozessmusterwechsel<br />

Situation e<strong>in</strong>fach komplex e<strong>in</strong>fach komplex<br />

Handlungsstrategie Steuerung regelung versuch <strong>und</strong> irrtum Selbstorganisation<br />

«<br />

21


22<br />

»<br />

Unterschiedliche<br />

Managementformen<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Funktionspr<strong>in</strong>zip Ursache –<br />

Wirkung<br />

Soll – ist –<br />

abgleich<br />

Beispiele Maßnahmeplan zielvere<strong>in</strong>barungen Mediationsphasen<br />

2 + 3<br />

Handlungswegweiser ziel- <strong>und</strong> ergebnisorientierung<br />

Beitrag zum Ganzen leisten<br />

Konzentration auf Weniges & Wichtiges<br />

vertrauen mit Kontrolle<br />

Organisieren<br />

entscheiden<br />

Kontrollieren<br />

Menschen entwickeln <strong>und</strong> fördern<br />

Suchbewegung Musterwechsel<br />

Mediationsphasen<br />

4 + 5<br />

Störung als veränderungsimpuls nutzen<br />

temporären leistungsabfall e<strong>in</strong>kalkulieren<br />

Sicherheit <strong>in</strong> der Unsicherheit tra<strong>in</strong>ieren<br />

vorhandene Muster aktiv destabilisieren<br />

vision <strong>und</strong> emotionale resonanz bilden<br />

querdenken <strong>und</strong> risikoübernahme fördern<br />

maximale Prozesstransparenz schaffen<br />

lösungsorientierte Kommunikation fördern<br />

nun stellt sich auf der Suche nach dem „richtigen” Weg die Frage, wann ist e<strong>in</strong>e Funktionsoptimierung<br />

<strong>und</strong> wann e<strong>in</strong> Prozessmusterwechsel angesagt? Die erörterung dieser wichtigen Frage hat e<strong>in</strong>en großen<br />

haken: Sie führt zur Polarisierung zwischen veränderern <strong>und</strong> Bewahrern <strong>und</strong> birgt die Gefahr der<br />

ergebnisblockierenden Wirkung. Deshalb wird e<strong>in</strong> Prozessdesign benötigt, das sowohl die identitätsstärkung<br />

über Polarisation fördert <strong>und</strong> gleichzeitig die ergebnisorientierung über <strong>in</strong>tegration sichert.<br />

es ist also e<strong>in</strong>e Managementform erforderlich, die beide aspekte vere<strong>in</strong>t:<br />

6. Mediatives Management<br />

aus den Gesetzmäßigkeiten <strong>und</strong> erkenntnissen von gescheiterten <strong>und</strong> erfolgreichen Management-,<br />

Mediations- <strong>und</strong> lernprozessen lässt sich e<strong>in</strong>e alltagstaugliche vorgehensweise für sicheres Management<br />

von Unsicherheit ableiten.<br />

Beim mediativen Management handelt es sich um e<strong>in</strong>en kont<strong>in</strong>uierlichen Prozess, <strong>in</strong> dem mit<br />

mediativer Kompetenz die konstruktive handlungsfähigkeit der Beteiligten gefördert <strong>und</strong> gefordert wird,<br />

a) um notwendige Prozessmusterwechsel <strong>in</strong> geregelte Bahnen zu lenken,<br />

b) um Funktionsoptimierungen voranzutreiben,<br />

c) um treffsicher zu entscheiden, ob <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er gegebenen Situation a oder b erforderlich ist.<br />

Prozessschritt Aufgabe Wirkung mediativer Haltung<br />

1) IST Geme<strong>in</strong>same Klärung der Frage:<br />

Wo stehen wir?<br />

2) Ideales SOLL e<strong>in</strong> wünschenswertes Bild von der<br />

zukunft entwickeln<br />

3) Mögliche Hürden transparenz über negative erfahrungen herstellen,<br />

raum für die Benennung von Bef<strong>in</strong>dlichkeiten<br />

schaffen, Know-how nutzen<br />

4) Realistisches SOLL geme<strong>in</strong>sam getragene zielvorstellung<br />

entwickeln<br />

erfahrungen nutzen<br />

Problemverständnis fördern<br />

Wünsche benennen<br />

Frustration aushalten<br />

5) Maßnahmenplanung tragfähige entscheidungen herbeiführen veränderungswillen freisetzen<br />

6) Maßnahmendurchführung<br />

7) Kontrolle<br />

des neuen IST<br />

Umsetzungsenergie sichern zum handeln motivieren<br />

ergebnisse bewerten <strong>und</strong> die S<strong>in</strong>nhaftigkeit<br />

der ursprünglichen ziele überprüfen<br />

erfahrungen nutzen<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Mir diesem vorgehen lässt sich e<strong>in</strong>e spiralförmige entwicklungsschleife gestalten.<br />

Die Frage, ob Prozessmusterwechsel oder Funktionsoptimierung, stellt sich dabei nicht mehr.<br />

Sie wird im Prozess durch das geme<strong>in</strong>same tun beantwortet.<br />

«<br />

Prozessschritte<br />

mediativen<br />

Managements<br />

Die Entwicklungsspirale<br />

im mediativen<br />

Management<br />

23


24<br />

»<br />

KONTAKT<br />

Thomas Robrecht<br />

thomas.robrecht@<br />

sokrateam.de<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

7. Management für Veränderungsprozesse<br />

Durch die Komb<strong>in</strong>ation von Management <strong>und</strong> Mediation wird die Gestaltung von veränderungsprozessen<br />

deutlich vere<strong>in</strong>facht. veränderung hat immer zu tun mit Prozessmusterwechsel <strong>und</strong> deshalb auch<br />

mit Unsicherheit.<br />

Mediatives Management<br />

› verb<strong>in</strong>det klassische Management-<br />

Methoden mit mediativer Kompetenz<br />

› beachtet das ziel <strong>und</strong> den Weg gleichermaßen<br />

durch die Synthese aus verantwortung<br />

für ergebnis <strong>und</strong> Prozess<br />

› beschreibt e<strong>in</strong> Prozessdesign, mit dem die<br />

Steuerung von Funktionsoptimierung <strong>und</strong><br />

Prozessmusterwechsel <strong>in</strong>tegriert ist<br />

› ist die antwort auf die Frage, wie veränderungsprozesse<br />

erfolgreich gestaltet werden!<br />

8. Lernchancen für Management <strong>und</strong> Mediation<br />

Was können nun Management <strong>und</strong> Mediation speziell für die Gestaltung<br />

von veränderungsprozessen vone<strong>in</strong>ander lernen?<br />

Management kann<br />

von Mediation lernen<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

transparenz über vorgehensweisen zu schaffen<br />

Motive für verhaltensweisen zu ergründen<br />

die Menschen ernst nehmen <strong>und</strong> <strong>in</strong> entscheidungsprozesse<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen<br />

auch Prozessverantwortung zu übernehmen<br />

Sicherheit im Umgang mit der Unsicherheit<br />

zu erlangen<br />

Fazit<br />

Die erfolgreiche Gestaltung von veränderungsprozessen<br />

erfordert mediative Kompetenzen <strong>und</strong><br />

Managementkompetenz gleichermaßen.<br />

Organisationen, die veränderungsprozesse erfolgreich<br />

gestalten wollen, s<strong>in</strong>d gut beraten, sich der<br />

Unterstützung von Mediator<strong>in</strong>nen zu bedienen.<br />

MediatorInnen, die arbeitsfelder für den e<strong>in</strong>satz<br />

ihrer mediativen Kompetenz außerhalb der<br />

Mediation suchen, f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Begleitung von<br />

veränderungsprozessen e<strong>in</strong> umfangreiches<br />

Betätigungsfeld.<br />

ManagerInnen, die veränderungsprozesse<br />

durchführen wollen, erhalten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mediationsausbildung<br />

nach den Standards <strong>und</strong> richtl<strong>in</strong>ien<br />

des BM die erforderliche mediative Kompetenz.<br />

Mediation kann<br />

vom Management lernen<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

sich auf den nutzen des handelns zu konzentrieren<br />

Kontrolle durchzuführen (ergebnis- <strong>und</strong> erfolgsmessung)<br />

die spezifischen Managementwerkzeuge zu nutzen<br />

Polarisation <strong>und</strong> <strong>in</strong>tegration bewusst e<strong>in</strong>setzen<br />

auch ergebnisverantwortung zu übernehmen<br />

auch z.D.F.-Steuerung zuzulassen (zahlen, Daten,<br />

Fakten)<br />

Mit dem Blick auf e<strong>in</strong>satzmöglichkeiten mediativer<br />

Kompetenz außerhalb von Mediationen wird<br />

der auftrag des BM als Fachverband zur Förderung<br />

der verständigung <strong>in</strong> Konflikten um e<strong>in</strong>en<br />

großen präventiven aspekt bereichert.<br />

Mit mediativer Kompetenz lässt sich weitaus<br />

mehr gestalten als nur Mediation. Dieses Denken<br />

erweitert Perspektiven, Spielräume <strong>und</strong> chancen<br />

für Mediator<strong>in</strong>nen. Das erfordert Mut, unbekannte<br />

Wege zu gehen. Und genau das fordern wir ja<br />

auch von unseren K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen.<br />

Thomas Robrecht<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Umgang mite<strong>in</strong>ander –<br />

Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />

Das Thema Mobb<strong>in</strong>g hat Konjunktur, es<br />

wird an vielen Arbeitsstätten aufgenommen.<br />

Die Fachgruppe „Mediation <strong>in</strong><br />

Organisationen Witschafts<strong>mediation</strong>”<br />

diskutiert schon länger über die Abgrenzung<br />

zwischen Konflikten <strong>und</strong> Mobb<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> den „richtigen” Umgang für MediatorInnen<br />

im Arbeitsleben.<br />

Mobb<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Konflikte?<br />

<strong>in</strong> immer mehr Betrieben bekommt das thema<br />

„guter Umgang mite<strong>in</strong>ander”, „Fair Play”,<br />

„Umgang mit Konflikten” oder auch „Mobb<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Schikane” wachsendes Gewicht.<br />

Manchmal kommt die <strong>in</strong>itiative aus der ause<strong>in</strong>andersetzung<br />

mit betrieblicher Ges<strong>und</strong>heitsförderung,<br />

manchmal aus der ecke der Personalentwicklung,<br />

oft s<strong>in</strong>d es die Betriebs- <strong>und</strong><br />

Personalrät<strong>in</strong>nen, die die <strong>in</strong>itiative ergreifen, das<br />

Betriebsklima per vere<strong>in</strong>barung zu verbessern <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong> verfahren für den Umgang mit Konflikten e<strong>in</strong>zufordern.<br />

Weil das Klima <strong>in</strong> Betrieben <strong>und</strong> verwaltungen<br />

härter wird, sollen die <strong>in</strong>teressenvertretungen<br />

als Feuerwehr die eskalierten Konflikte „löschen”.<br />

Das können die <strong>in</strong>teressenvertreter oft nicht, weil<br />

es nicht zu ihrer rolle gehört, sondern <strong>in</strong> die Fürsorgepflicht<br />

des Unternehmens <strong>und</strong> damit <strong>in</strong> die Führungsrolle.<br />

Für die Betriebs- <strong>und</strong> Personalräte ist es<br />

also e<strong>in</strong>e entlastung, wenn die rollen <strong>und</strong> die verantwortlichkeiten<br />

zum Umgang mit Konflikten def<strong>in</strong>iert<br />

werden. aber auch für die anderen akteure im<br />

Betrieb ist es e<strong>in</strong>e erleichterung, wenn klare verabredungen<br />

dazu bestehen, wie mit „schwierigen<br />

Fällen” umgegangen werden soll.<br />

<strong>in</strong> der Fachgruppe „Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />

Witschafts<strong>mediation</strong>” s<strong>in</strong>d wir schnell auf das<br />

thema Mobb<strong>in</strong>g gestoßen, da wir als Mediator<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Betrieben <strong>und</strong> verwaltungen oft damit<br />

konfrontiert werden, dass e<strong>in</strong> Mobb<strong>in</strong>gvorwurf im<br />

zusammenhang mit Konflikten erhoben wird.<br />

Darum haben wir als Fachgruppe e<strong>in</strong>e Positionsbestimmung<br />

vorgenommen, die so umrissen<br />

werden kann:<br />

Sobald Konfliktpartner<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en Mobb<strong>in</strong>gvorwurf<br />

erheben, sei er berechtigt oder nicht, ändert<br />

sich die gesamte lage. Den Begriff Mobb<strong>in</strong>g zu<br />

benutzen, signalisiert hilfsbedürftigkeit. Der Konflikt<br />

hat e<strong>in</strong>e täter – Opfer – Konstellation <strong>und</strong> rückt<br />

<strong>in</strong> die nähe von strafrechtlichen oder arbeitsrechtlichen<br />

tatbeständen. Das ruft auch nach<br />

e<strong>in</strong>em „richter” <strong>und</strong> damit werden Mediationen<br />

zum<strong>in</strong>dest erschwert, wenn nicht gar unmöglich.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

<strong>in</strong> echten Mobb<strong>in</strong>gfällen s<strong>in</strong>d die Betroffenen<br />

so schwer traumatisiert, dass e<strong>in</strong> Konfliktbearbeitungsverfahren<br />

ohne zusätzliche hilfsaktivitäten<br />

für den oder die Betroffenen ohneh<strong>in</strong> nicht mehr<br />

<strong>in</strong> Frage kommt.<br />

zwar geschieht es durchaus, dass aus dem<br />

Stand, also ganz ohne vorlaufenden Konflikt, schikaniert<br />

wird, aber öfter entwickeln sich Mobb<strong>in</strong>ggeschehen<br />

aus ungelösten Konflikten. Führungskräfte<br />

spielen dabei häufig e<strong>in</strong>e unrühmliche<br />

rolle. Obwohl sie nach dem arbeitsschutzgesetz<br />

für das Wohlbef<strong>in</strong>den der Beschäftigten zuständig<br />

s<strong>in</strong>d, fühlen sie sich dem Umgang mit Konflikten<br />

oft nicht gewachsen <strong>und</strong> lassen Konflikte<br />

laufen, solange es geht. Dabei nehmen sie<br />

die eskalation bis h<strong>in</strong> zu Mobb<strong>in</strong>g <strong>in</strong> Kauf. Würden<br />

Konflikte als normale ersche<strong>in</strong>ungen <strong>in</strong> der<br />

zusammenarbeit betrachtet <strong>und</strong> deren lösung<br />

zu e<strong>in</strong>em möglichst frühen zeitpunkt betrieben,<br />

so unsere these, würde es zu weniger Mobb<strong>in</strong>gfällen<br />

kommen.<br />

Das ziel von Betriebsvere<strong>in</strong>barungen sollte also<br />

die möglichst frühzeitige <strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> Konflikten<br />

se<strong>in</strong>. Gleichzeitig gilt es, e<strong>in</strong> verfahren <strong>und</strong><br />

ansprechpartner festzulegen, die bei den <strong>in</strong>terventionen<br />

helfen. auch begleitende Maßnahmen<br />

wie Fortbildungen oder ideen zur verbesserung<br />

des Betriebsklimas können vere<strong>in</strong>bart<br />

werden.<br />

Die bestehenden Betriebs­ <strong>und</strong><br />

Dienstvere<strong>in</strong>barungen<br />

Die meisten bestehenden vere<strong>in</strong>barungen<br />

gehen anders vor. Mobb<strong>in</strong>g wird <strong>in</strong> der regel<br />

def<strong>in</strong>iert, als unerwünschtes verhalten benannt,<br />

manchmal wird auch sexuelle Belästigung <strong>und</strong><br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung mit aufgenommen. <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Stufenplan<br />

wird der Umgang mit Konflikten beschrieben<br />

<strong>und</strong> ansprechpersonen benannt.<br />

Empfehlungen für e<strong>in</strong>e Dienst oder<br />

Betriebsvere<strong>in</strong>barung<br />

› Die Überschrift sollte positiv formuliert se<strong>in</strong>,<br />

zum Beispiel „Betriebsvere<strong>in</strong>barung zum partnerschaftlichen<br />

Umgang am arbeitsplatz”, oder „Fair<br />

play”. negative Formulierungen schaffen e<strong>in</strong>erseits<br />

den Bedarf nach eben diesem negativen<br />

zustand <strong>und</strong> stoßen andererseits sowohl Beschäftigte<br />

als auch Führungskräfte ab.<br />

›<br />

Wie <strong>in</strong> jeder Betriebsvere<strong>in</strong>barung erfolgt die<br />

nennung der Vertragsparteien<br />

«<br />

Sab<strong>in</strong>e Heegner,<br />

Sozialwissenschaftler<strong>in</strong>,<br />

systemische Organisationsberater<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong><br />

Mediator<strong>in</strong>, Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

25


26<br />

»<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

›<br />

<strong>in</strong> der Präambel wird der „Geist” der vere<strong>in</strong>barung<br />

beschrieben, die ziele der vertragsparteien.<br />

So kann hier zum Beispiel stehen, dass von den<br />

Führungskräften <strong>und</strong> Beschäftigten erwartet wird,<br />

„dass Konflikte als Bestandteil des arbeitslebens<br />

wahrgenommen werden, der eigene anteil am<br />

Konflikt erkannt wird <strong>und</strong> Konflikte offen <strong>und</strong> fair<br />

gelöst werden. Dabei leitet uns das Bewusstse<strong>in</strong>,<br />

dass ungelöste Konflikte das Betriebsklima nachhaltig<br />

verschlechtern, die Ges<strong>und</strong>heit belasten,<br />

den arbeitsprozess stören, die qualität der arbeit<br />

m<strong>in</strong>dern <strong>und</strong> hohe Kosten” verursachen können.<br />

(Stadtverwaltung Dachau) Jede Organisation<br />

muss dabei ihre eigenen Formulierungen <strong>und</strong><br />

ziele wählen, denn sonst wirkt e<strong>in</strong>e vere<strong>in</strong>barung<br />

unglaubwürdig.<br />

›<br />

Den Geltungsbereich beschreiben, wo, für wen<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong> welchem zeitraum die vere<strong>in</strong>barung gilt.<br />

›<br />

Wichtig ist es, e<strong>in</strong>e Begriffsbestimmung vorzusehen,<br />

denn z. B. der Begriff Mobb<strong>in</strong>g wird im<br />

alltagsgebrauch <strong>in</strong>flationär für jede unliebsame<br />

Behandlung verwendet. es ist also wichtig zu def<strong>in</strong>ieren,<br />

was unter e<strong>in</strong>em Konflikt verstanden wird,<br />

was unfaire Konfliktaustragung (z. B. Mobb<strong>in</strong>g) ist,<br />

<strong>und</strong> wie e<strong>in</strong> guter oder fairer Umgang mit Konflikten<br />

aussieht. Damit wird erwünschtes verhalten<br />

beschrieben <strong>und</strong> e<strong>in</strong> Modell geschaffen.<br />

So könnte e<strong>in</strong> text zum Beispiel lauten:<br />

1)<br />

2)<br />

Konflikt im S<strong>in</strong>ne dieser vere<strong>in</strong>barung ist e<strong>in</strong><br />

aufe<strong>in</strong>andertreffen unterschiedlicher ziele<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>teressen, die von den Beteiligten als<br />

unvere<strong>in</strong>bar erlebt werden.<br />

Werden Konflikte nicht bearbeitet, ergibt<br />

sich die tendenz zu immer härteren <strong>und</strong><br />

unversöhnlicheren Maßnahmen, um die<br />

eigenen <strong>in</strong>teressen zu verteidigen. Die<br />

eigenen „harten” Maßnahmen werden als<br />

berechtigt, sowie unabwendbar empf<strong>und</strong>en<br />

<strong>und</strong> als bloße reaktion auf handlungen der<br />

Gegenseite betrachtet. es wird nicht mehr<br />

wahrgenommen, dass sich die Gegenseite<br />

ihrerseits ungerecht behandelt <strong>und</strong> gedemütigt<br />

fühlen könnte. es liegt im Wesen e<strong>in</strong>es<br />

Konflikts, dass es im laufe der zeit regelmäßig<br />

zu e<strong>in</strong>er reihe persönlicher verletzungen<br />

kommt, die weitaus bedeutender s<strong>in</strong>d, als<br />

dies zu Beg<strong>in</strong>n der Fall war.<br />

im Wesentlichen lassen sich folgende eskalationsstufen<br />

unterscheiden:<br />

›<br />

3)<br />

4)<br />

Konfliktlösung bedeutet verhandlung über<br />

die h<strong>in</strong>ter dem Konflikt liegenden <strong>in</strong>teressen.<br />

Mobb<strong>in</strong>g liegt vor, wenn jemand am arbeitsplatz<br />

von Kollegen/<strong>in</strong>nen, vorgesetzten oder<br />

Untergebenen schikaniert, belästigt, drangsaliert,<br />

beleidigt, ausgegrenzt oder beispielsweise<br />

mit kränkenden arbeitsaufgaben<br />

bedacht wird <strong>und</strong> der oder die Mobb<strong>in</strong>g-<br />

Betroffene unterlegen ist. Die unfairen handlungen<br />

müssen häufig <strong>und</strong> wiederholt auftreten<br />

<strong>und</strong> sich über e<strong>in</strong>en längeren zeitraum<br />

erstrecken.<br />

Um noch deutlicher zu machen, welche Verhaltensregeln<br />

erwünscht s<strong>in</strong>d, <strong>und</strong> welche nicht,<br />

kann beschrieben werden, dass eigenverantwortlichkeit<br />

erwünscht ist, dass e<strong>in</strong> aussitzen von Konflikten<br />

durch die Führungskräfte nicht gewollt ist.<br />

auch kann hier e<strong>in</strong>e „arbeitsteilung” zwischen verantwortlichen<br />

<strong>und</strong> helfer<strong>in</strong>nen beschrieben werden,<br />

die die Konfliktbeauftragen, <strong>in</strong>teressenvertreter<strong>in</strong>nen<br />

usw. entlastet <strong>und</strong> die Führungskräfte<br />

klar <strong>in</strong> die Pflicht nimmt. Das kann allerd<strong>in</strong>gs auch<br />

im nächsten absatz Platz f<strong>in</strong>den.<br />

›<br />

1.<br />

Standpunkte<br />

verhärten sich<br />

Es wird noch<br />

gesprochen<br />

Gruppenbildung<br />

2.<br />

„Reden hilft<br />

nicht mear”<br />

Fakten schaffen<br />

Koalitionen bilden<br />

Gesichtsverlust<br />

Drohstrategien<br />

Verantwortliche <strong>und</strong> AnsprechpartnerInnen<br />

Gr<strong>und</strong>sätzlich s<strong>in</strong>d zunächst die vorgesetzten<br />

die Verantwortlichen. Die verantwortung für<br />

die Konfliktlösung bleibt bei den vorgesetzten,<br />

auch wenn die anderen ansprechpartner<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>geschaltet werden. ihre aufgabe ist es, für<br />

das Wohlbef<strong>in</strong>den <strong>und</strong> die arbeitsfähigkeit der<br />

Beschäftigten Sorge zu tragen. im Falle der Beteiligung<br />

der vorgesetzten am Konflikt kann der/die<br />

jeweils höhere unbeteiligte vorgesetzte e<strong>in</strong>geschaltet<br />

werden.<br />

3.<br />

Menschliche<br />

Qualitäten werden<br />

abgesprochen<br />

Zersplitterung des<br />

fe<strong>in</strong>dlichen Systems<br />

begrenzte<br />

Vernichtung bis zu<br />

geme<strong>in</strong>sam <strong>in</strong><br />

den Abgr<strong>und</strong><br />

Eskalationsstufen von Konflikten, Vere<strong>in</strong>facht nach Glasl<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


AnsprechpartnerInnen s<strong>in</strong>d die e<strong>in</strong>zelnen Mitglieder<br />

des Personalrates, die Personalabteilung,<br />

wenn es e<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nenberatung gibt, kann<br />

es auch hilfreich se<strong>in</strong>, diese um hilfe zu bitten.<br />

Der betriebsärztliche Dienst <strong>und</strong> die Fachkraft für<br />

arbeitssicherheit können ansprechpartner<strong>in</strong>nen<br />

se<strong>in</strong>, wenn sie am Prozess der entstehung der vere<strong>in</strong>barung<br />

beteiligt waren <strong>und</strong> sich <strong>in</strong> der lage<br />

sehen, mit Problemen dieser art umzugehen,<br />

ebenso <strong>in</strong>terne Konfliktlots<strong>in</strong>nen oder Betriebsklimabeauftragte.<br />

(von der Bezeichnung Mobb<strong>in</strong>g-<br />

Beauftragte würde ich aus den oben genannten<br />

Gründen absehen.) nach absprache mit der Personalabteilung,<br />

oder anderen Kostenträger<strong>in</strong>nen<br />

können auch externe Berater<strong>in</strong>nen im Benehmen<br />

mit dem Personalrat zugeschaltet werden. Das ist<br />

oft hilfreich, vor allem bei hoch eskalierten Konflikten.<br />

Die ansprechpartner<strong>in</strong>nen haben <strong>in</strong> erster<br />

l<strong>in</strong>ie unterstützende Funktion.<br />

›<br />

Das Verfahren zur Konfliktlösung oder bei<br />

gravierenden Me<strong>in</strong>ungsverschiedenheiten soll<br />

sehr genau mit entsprechenden Möglichkeiten<br />

beschrieben werden. Das verfahren muss zur<br />

Organisation passen, e<strong>in</strong>e mögliche variante<br />

wäre so: Bei Konflikten wird von allen Beteiligten<br />

erwartet, dass sie schnellstmöglich <strong>in</strong> eigener<br />

<strong>in</strong>itiative Schritte zur Konfliktlösung unternehmen.<br />

Gel<strong>in</strong>gt dies nicht, bietet die …. Beratung <strong>und</strong><br />

Unterstützung zur lösung an. Mögliche Schritte<br />

s<strong>in</strong>d dabei:<br />

Die Konfliktbeteiligten führen Gespräche zur lösung.<br />

Wenn Gespräche zu ke<strong>in</strong>er lösung führen, wenden<br />

sich die Konfliktbeteiligten an die nicht am Konflikt<br />

beteiligten nächst höheren vorgesetzten oder an<br />

e<strong>in</strong>en der genannten ansprechpartner<strong>in</strong>nen.<br />

vorgesetzte, die wahrnehmen, dass <strong>in</strong> ihrem<br />

Bereich e<strong>in</strong> Konflikt schwelt, s<strong>in</strong>d verpflichtet, dies<br />

zunächst <strong>in</strong>tern zu thematisieren <strong>und</strong> aktiv auf<br />

e<strong>in</strong>e lösung h<strong>in</strong>zuwirken.<br />

<strong>in</strong> schwierigen Fällen besteht für vorgesetzte <strong>in</strong><br />

absprache mit der Personalabteilung die Möglichkeit,<br />

Beratung <strong>und</strong> Unterstützung für das<br />

eigene handeln <strong>in</strong> der aktiven Konfliktlösung zu<br />

bekommen.<br />

Sofern diese Konfliktschritte im e<strong>in</strong>zelfall nicht ausreichen,<br />

kann nach e<strong>in</strong>er Bestandsaufnahme<br />

durch die Personalabteilung ggf. mittels e<strong>in</strong>es<br />

„r<strong>und</strong>en tisches” e<strong>in</strong>e Untersuchung des Konflikts<br />

mit dem ziel e<strong>in</strong>er Konfliktlösung folgen. <strong>in</strong> diesen<br />

Fällen wird geme<strong>in</strong>sam beurteilt, ob der Konflikt<br />

zwischenmenschliche Ursachen hat oder ob<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

organisatorische Mängel zugr<strong>und</strong>e liegen bzw.<br />

den Konflikt fördern (arbeitsorganisation, arbeitsverteilung,<br />

<strong>in</strong>formationsabläufe usw.).<br />

Die Personalabteilung legt nach dieser Bestandsaufnahme<br />

die weiteren Schritte fest. Für die Konfliktlösung<br />

ist auch die e<strong>in</strong>schaltung externer Berater<br />

im Benehmen mit dem Personalrat möglich.<br />

Die vere<strong>in</strong>barungspartner s<strong>in</strong>d entschlossen, e<strong>in</strong> aussitzen<br />

von Konflikten nicht zu dulden <strong>und</strong> alle Konfliktbeteiligten<br />

<strong>in</strong> die lösungsverantwortung zu nehmen.<br />

›<br />

Für die Fortbildung im zusammenhang<br />

mit dem thema gibt es drei zielgruppen: Die<br />

Beschäftigten sollen die vere<strong>in</strong>barung mit ihren<br />

Konsequenzen kennen lernen <strong>und</strong> die Möglichkeit<br />

bekommen, ihren eigenen Umgang mit<br />

Konflikten zu verbessern. Die Führungskräfte brauchen<br />

Unterstützung dabei, ihre verantwortung<br />

anzunehmen. Sie brauchen Fortbildung <strong>in</strong> Kommunikationstechniken<br />

sowie e<strong>in</strong>e Möglichkeit, ihre<br />

eigene Konfliktfähigkeit kennen zu lernen <strong>und</strong> zu<br />

verbessern. Die ansprechpartner<strong>in</strong>nen benötigen<br />

qualifizierung im Umgang mit Konflikten, aber<br />

sie brauchen auch dr<strong>in</strong>gend e<strong>in</strong>e gute Unterstützung<br />

dabei, <strong>in</strong> ihrer rolle als helfer<strong>in</strong>nen zu bleiben<br />

<strong>und</strong> nicht hauptverantwortliche zu werden.<br />

Begleitende Supervision könnte da helfen.<br />

›<br />

Weitere Maßnahmen zur Sensibilisierung oder<br />

zur verbesserung des Betriebsklimas könnten<br />

menschengerechte arbeitsgestaltung, fre<strong>und</strong>liche<br />

arbeitsplatzgestaltung (e<strong>in</strong>schließlich Kommunikationsecken),<br />

regelmäßige Gespräche<br />

zwischen vorgesetzten <strong>und</strong> Untergebenen se<strong>in</strong>.<br />

e<strong>in</strong>e offene <strong>in</strong>formationspolitik <strong>und</strong> beteiligungsorientierter<br />

Umgang mit Schwierigkeiten (z. B.<br />

e<strong>in</strong> r<strong>und</strong>er tisch) helfen selbstbewussten, gut<br />

<strong>in</strong>formierten Beschäftigten beim Umgang mit<br />

schwierigen Situationen. e<strong>in</strong> Kummerkasten <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>e regelmäßige Gefährdungsbeurteilung oder<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nenbefragung können wichtige<br />

anhaltspunkte für e<strong>in</strong>e frühe reaktion auf Probleme<br />

bieten. e<strong>in</strong>e vernetzung der nachwuchs-<br />

Führungskräfte mit den „alten hasen” <strong>in</strong> Form<br />

von Mentor<strong>in</strong>g-Programmen hilft beiden Seiten.<br />

Das Menu ist vielfältig <strong>und</strong> kann hier passend zur<br />

Unternehmenskultur beschrieben werden.<br />

›<br />

natürlich müssen auch noch die übrigen<br />

regularien wie Inkrafttreten, Kündigung <strong>und</strong><br />

nachwirkung <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e salvatorische Klausel aufgenommen<br />

werden.<br />

Sab<strong>in</strong>e Heegner<br />

«<br />

KONTAKT<br />

Sab<strong>in</strong>e Heegner,<br />

heegner@tibay­m.de<br />

27


»<br />

28 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Michael Wandrey,<br />

Diplompädagoge,<br />

Mediator BM<br />

<strong>und</strong> Ausbilder BM,<br />

Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM,<br />

seit 1995 hauptamtlicher<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

des Vere<strong>in</strong>s Hilfe zur<br />

Selbsthilfe e.V.<br />

<strong>in</strong> Reutl<strong>in</strong>gen<br />

Wenn aus Konflikten<br />

Taten werden<br />

Auswirkungen von Etikettierungen wie<br />

„Mobb<strong>in</strong>g”­ <strong>und</strong> „Diskrim<strong>in</strong>ierung” auf<br />

die Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />

Vorbemerkungen<br />

„Mobb<strong>in</strong>g – e<strong>in</strong> Begriff macht Karriere. Dies veranschaulicht<br />

bereits e<strong>in</strong>e kurze recherche im<br />

<strong>in</strong>ternet: So stehen bei Google im deutschen<br />

netz 218.000 Suchergebnisse zum Stichwort<br />

„Mediation” 140.000 e<strong>in</strong>träge zum Stichwort<br />

„Mobb<strong>in</strong>g” gegenüber.<br />

Was auch zu beobachten ist: <strong>in</strong> den letzten Jahren<br />

hat sich „Mobb<strong>in</strong>g” im allgeme<strong>in</strong>en Sprachgebrauch<br />

weitgehend zu e<strong>in</strong>em Synonym für<br />

„Konflikte am arbeitsplatz” entwickelt. e<strong>in</strong> Streit zwischen<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen, e<strong>in</strong>e Schikane von vorgesetzten<br />

oder e<strong>in</strong>e unverschämte Bemerkungen von<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong>nen – das alles wird im alltag zunehmend<br />

<strong>und</strong> (vor-)schnell als Mobb<strong>in</strong>g bezeichnet.<br />

Wenn es sich bei dem, was Menschen als<br />

„Mobb<strong>in</strong>g” bezeichnen, oftmals um nichts anderes<br />

als massive Konflikte am arbeitsplatz handelt –<br />

ist dann Mediation nicht genau die richtige<br />

antwort? Und wenn ja – <strong>in</strong> welcher Form? Ke<strong>in</strong><br />

W<strong>und</strong>er also, dass sich die Fachgruppe „MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong>” auf ihren arbeitstreffen<br />

regelmäßig mit diesem thema ause<strong>in</strong>andersetzt.<br />

Die nachfolgenden thesen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> diesem Kontext<br />

entstanden <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Fachgruppe teilweise<br />

<strong>in</strong>tensiv diskutiert worden. Mit diesem aufsatz<br />

möchte ich sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er breiteren verbandsöffentlichkeit<br />

zur Diskussion stellen <strong>und</strong> würde mich<br />

über entsprechende rückmeldungen freuen.<br />

Bevor ich me<strong>in</strong>e thesen vorstelle, ersche<strong>in</strong>t mir<br />

jedoch angesichts des <strong>in</strong>flationären Gebrauchs<br />

des Begriffs „Mobb<strong>in</strong>g” zunächst e<strong>in</strong>e genauere<br />

Def<strong>in</strong>ition unumgänglich: Wenn ich also im<br />

weiteren verlauf von „Mobb<strong>in</strong>g” spreche, dann<br />

bezeichne ich damit <strong>in</strong> anlehnung an die Def<strong>in</strong>ition<br />

der „Gesellschaft gegen psychosozialen<br />

Streß <strong>und</strong> Mobb<strong>in</strong>g (GpsM) e.v.” e<strong>in</strong>e konfliktbelastete<br />

arbeitssituation <strong>in</strong> Organisationen,<br />

› <strong>in</strong> der sich die betroffenen („gemobbten”)<br />

Personen systematischen angriffen von e<strong>in</strong>er<br />

oder mehreren anderen Personen ausgesetzt<br />

sehen, welche <strong>in</strong> ihrem erleben während<br />

längerer zeit anhalten <strong>und</strong> direkt oder<br />

<strong>in</strong>direkt mit dem ziel bzw. dem effekt des<br />

ausstoßes e<strong>in</strong>hergehen<br />

›<br />

<strong>und</strong> bei denen die betroffenen („gemobbten”)<br />

Personen sich als unterlegen <strong>und</strong> durch<br />

andere diskrim<strong>in</strong>iert erleben.<br />

aufmerksame leser<strong>in</strong>nen werden bemerkt haben,<br />

dass ich die eben wiedergegebene Def<strong>in</strong>tion <strong>in</strong><br />

subjektiven Kategorien beschrieben habe. ich<br />

tue dies, weil ich gewohnt b<strong>in</strong>, „Mobb<strong>in</strong>g”-Situationen<br />

durch me<strong>in</strong>e Mediatorenbrille h<strong>in</strong>durch zu<br />

betrachten.<br />

Die üblichen Brillen aber s<strong>in</strong>d andere. So liest<br />

sich die Def<strong>in</strong>tion bspw. auf der <strong>in</strong>ternet-Seite des<br />

DGB, die e<strong>in</strong>e eigene – im Übrigen empfehlenswerte<br />

– rubrik „Mobb<strong>in</strong>g” aufweist, schon etwas<br />

anders:<br />

„Mobb<strong>in</strong>g ist e<strong>in</strong>e konfliktbelastete Kommunikation<br />

am arbeitsplatz unter Kolleg<strong>in</strong>nen oder zwischen<br />

vorgesetzten <strong>und</strong> Untergebenen,<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

bei der die angegriffene Person<br />

unterlegen ist <strong>und</strong><br />

von e<strong>in</strong>er oder mehreren anderen Personen<br />

systematisch <strong>und</strong> während längerer zeit<br />

direkt oder <strong>in</strong>direkt angegriffen wird<br />

mit dem ziel <strong>und</strong>/oder dem effekt<br />

des ausstoßes <strong>und</strong><br />

die angegriffene Person dies als<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung erlebt.”<br />

(Kursive hervorhebung durch den autor)<br />

Dieser kle<strong>in</strong>e semantische Unterschied hat weitreichende<br />

praktische Folgen <strong>und</strong> führt mich zu<br />

me<strong>in</strong>er letzten vorbemerkung:<br />

Der Beschreibung e<strong>in</strong>es subjektiven Konflikterlebens<br />

(welches den anderen Konfliktparteien damit<br />

implizit ebenfalls e<strong>in</strong> subjektives – <strong>und</strong> möglicherweise<br />

anderes – Konflikterleben zugesteht), steht<br />

e<strong>in</strong>e Beschreibung gegenüber, welche objektive<br />

Sachverhalte benennt, die vorliegen müssen,<br />

damit es sich um „Mobb<strong>in</strong>g” handelt.<br />

Übernimmt e<strong>in</strong>e Organisation diese Sichtweise,<br />

dann entscheidet sie sich – bewußt oder unbewußt<br />

– dafür, Mobb<strong>in</strong>g-Situationen nicht als Konflikt,<br />

sondern als regelverstoß, abweichendes<br />

verhalten <strong>und</strong> somit als tatbestand zu etikettieren<br />

– <strong>und</strong> dies <strong>in</strong> der Folge dann ermitteln, beweisen<br />

<strong>und</strong> ggf. sanktionieren zu müssen.<br />

Wie sieht so etwas konkret aus? Wiederum als e<strong>in</strong><br />

Beispiel die <strong>in</strong>ternet-Seite des DGB, auf der sich<br />

der entwurf e<strong>in</strong>er Musterbetriebsvere<strong>in</strong>barung<br />

bef<strong>in</strong>det. Dort heißt es u. a.:<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


„<strong>in</strong> dem Willen, das Betriebsklima <strong>in</strong> unserem<br />

Unternehmen zu verbessern, Konflikte produktiv<br />

zu nutzen <strong>und</strong> zu bearbeiten <strong>und</strong> negative auswirkungen<br />

sozialer Konflikte auf e<strong>in</strong>zelne zu verh<strong>in</strong>dern,<br />

schließen Betriebsrat/Personalrat <strong>und</strong><br />

Geschäftsleitung folgende vere<strong>in</strong>barung:<br />

§ 2 Belästigungsverbot<br />

Geschäftsleitung <strong>und</strong> Betriebsrat/Personalrat s<strong>in</strong>d<br />

sich e<strong>in</strong>ig darüber, dass <strong>in</strong> dem Betrieb/Unternehmen/Dienststelle<br />

ke<strong>in</strong>er Person wegen ihrer<br />

abstammung, religion, nationalität, herkunft,<br />

alter, Geschlecht, sexueller Orientierung, persönlicher<br />

eigenheiten, politischer oder gewerkschaftlicher<br />

Betätigung oder e<strong>in</strong>stellung nachteile entstehen<br />

dürfen ...<br />

§ 3 Sanktionen<br />

Unabhängig von den im Folgenden genannten<br />

vorgehensweisen zur verh<strong>in</strong>derung von Belästigungen<br />

<strong>und</strong> Bee<strong>in</strong>trächtigungen kommen<br />

Geschäftsleitung <strong>und</strong> Betriebsrat/Personalrat<br />

übere<strong>in</strong>, dass sie belästigende handlungen nach<br />

§ 2 als ernstliche verletzung des Betriebsfriedens<br />

betrachten. Personen, die trotz ermahnung solche<br />

verhaltensweisen ausüben, müssen mit versetzung<br />

oder entlassung rechnen ...”<br />

Diese Figur des „tatbestands”, dessen erfüllung<br />

e<strong>in</strong>e Bestrafung der täter<strong>in</strong>nen zur Folge hat –<br />

<strong>und</strong> aus dem sich dann notwendigerweise täter-<br />

<strong>und</strong> Opfer-zuschreibungen mit entsprechendem<br />

rollenverhalten ergeben, ist mir als Mediator, der<br />

lange zeit im strafrechtlichen rahmen des täter-<br />

Opfer-ausgleichs tätig war, nur zu gut vertraut.<br />

Me<strong>in</strong>e erfahrung damit ist: Man kann auch unter<br />

diesen rahmenbed<strong>in</strong>gungen erfolgreich <strong>und</strong><br />

s<strong>in</strong>nvoll mediieren, aber sie haben erhebliche<br />

auswirkungen auf Sett<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Standards der<br />

Mediation zur Folge.<br />

vor diesem h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> s<strong>in</strong>d die nachfolgenden<br />

thesen zu lesen <strong>und</strong> zu verstehen.<br />

10 Thesen zu den den Auswirkungen von<br />

Etikettierungen wie „Mobb<strong>in</strong>g”­ <strong>und</strong> „Diskrim<strong>in</strong>ierung”<br />

auf die Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />

1) Organisationen reagieren auf die Mobb<strong>in</strong>gproblematik<br />

zunehmend <strong>in</strong> Form von leitbildvorgaben/Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />

u. ä., welche<br />

„Mobb<strong>in</strong>g” explizit als unerwünschtes verhalten<br />

<strong>und</strong> als verstoß gegen <strong>in</strong>nerbetriebliche regeln<br />

def<strong>in</strong>ieren <strong>und</strong> damit zu ächten versuchen.<br />

e<strong>in</strong>e ähnliche entwicklung kann nach <strong>in</strong>krafttreten<br />

der neuen Gesetzgebung für den Problemkreis<br />

„Diskrim<strong>in</strong>ierung” erwartet werden.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

2)<br />

3)<br />

4)<br />

5)<br />

Dieser – <strong>in</strong>sgesamt durchaus positiv zu<br />

bewertende – ausdruck e<strong>in</strong>er Sensibilisierung<br />

hat weitreichende Folgen für die art <strong>und</strong><br />

Weise, wie <strong>in</strong> solchen Fällen die Möglichkeit<br />

e<strong>in</strong>er Mediation verankert werden kann:<br />

Denn Mobb<strong>in</strong>g (oder zukünftig auch verstärkt<br />

Diskrim<strong>in</strong>ierung) wird <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er solchen Organisation<br />

nicht als ausdruck e<strong>in</strong>er massiv gestörten<br />

zusammenarbeit, als Konflikt zwischen<br />

zwei oder mehreren Seiten also, def<strong>in</strong>iert,<br />

sondern als regelverstoß, <strong>und</strong> damit als<br />

abweichendes verhalten e<strong>in</strong>er Person.<br />

Diese Def<strong>in</strong>ition als abweichendes verhalten<br />

schafft e<strong>in</strong>e tat (welche zu beweisen ist). Die<br />

tat wiederum schafft e<strong>in</strong> Opfer (welches die<br />

tat als e<strong>in</strong>en verstoß gegen se<strong>in</strong>e rechte<br />

wertet <strong>und</strong> se<strong>in</strong> anrecht auf abhilfe e<strong>in</strong>fordert),<br />

e<strong>in</strong>e/n täter<strong>in</strong> (welche/r im Gegenzug<br />

als Beschuldigte/r anrechte von der<br />

Unschuldsvermutung bis h<strong>in</strong> zum Schweigen<br />

<strong>und</strong> zur lüge hat). erforderlich wird hierdurch<br />

letztendlich die Funktion des Gerichts (welches<br />

zunächst zu beurteilen hat, ob der vorwurf<br />

begründet ist <strong>und</strong> ggf. den/die täter<strong>in</strong><br />

daraufh<strong>in</strong> zu sanktionieren hat).<br />

Sobald täter-Opfer-zuschreibungen <strong>in</strong><br />

dieser Weise von außen vorgegeben werden,<br />

kann bei e<strong>in</strong>em anschließenden Mediationsangebot<br />

nicht von „Freiwilligkeit” im<br />

engeren S<strong>in</strong>ne, sondern lediglich von „Wahlfreiheit<br />

zwischen „sich selbst aktiv um Wiedergutmachung<br />

bemühen oder „passiv Strafe<br />

von oben erleiden” gesprochen werden.<br />

e<strong>in</strong>e Konfliktaufarbeitung im rahmen der<br />

Mediation bleibt zwar auch dann s<strong>in</strong>nvoll<br />

<strong>und</strong> möglich, kann aber nur unter den vorzeichen<br />

e<strong>in</strong>er rehablitierung von täter <strong>und</strong><br />

«<br />

29


»<br />

30 qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

KONTAKT<br />

Michael Wandrey,<br />

m.wandrey@<br />

hilfezurselbsthilfe.org<br />

6)<br />

7)<br />

Opfer durch öffentlich wahrgenommene<br />

Wiedergutmachung erfolgen. Dies setzt<br />

voraus, daß der Beschuldigte den tatvorwurf<br />

akzeptiert <strong>und</strong> zur verantwortungsübernahme<br />

bereit ist.<br />

reagiert e<strong>in</strong>e Organisation stattdessen –<br />

evtl. auf rat von Mediator<strong>in</strong>nen h<strong>in</strong> – bei<br />

dieser ausgangslage auf e<strong>in</strong>e Mobb<strong>in</strong>ganklage<br />

lediglich mit dem angebot <strong>und</strong><br />

dem Sett<strong>in</strong>g e<strong>in</strong>er freiwilligen, vertraulichen<br />

Mediation an beide Seiten, so konterkariert<br />

diese e<strong>in</strong>richtung ihr eigenes norm- <strong>und</strong><br />

regelwerk: Durch das konkrete vorgehen<br />

wertet sie das Geschehen als „normalen” alltagskonflikt.<br />

Der Mobb<strong>in</strong>g-vorwurf des Opfers<br />

wird damit ignoriert <strong>und</strong> faktisch zurückgewiesen.<br />

Die Folge: „Opfer” fühlen sich um ihr<br />

recht gebracht, „täter<strong>in</strong>nen” bestätigt.<br />

Wenn Mediator<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> Organisationen<br />

arbeiten, welche <strong>in</strong> Betriebsvere<strong>in</strong>barungen<br />

u. ä. Mobb<strong>in</strong>g als zu sanktionierenden regelverstoß<br />

def<strong>in</strong>iert haben, sollten sie sich<br />

daher an die für derartige rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

entwickelten verfahrensstandards<br />

<strong>und</strong> methodischen vorgehensweisen der<br />

Mediation im Strafrecht orientieren, um<br />

nicht ungewollt Bagatellisierungen bis h<strong>in</strong><br />

zu erneuten traumatisierungen vorschub zu<br />

leisten (u. a.: Umgang mit Unschuldsvermutung,<br />

Umgang mit zwangskontext, Umgang<br />

mit e<strong>in</strong>geschränkter vertraulichkeit, Umgang<br />

mit Opfer- <strong>und</strong> täterrechten, Umgang mit<br />

vergangenheitsbewältigung etc.).<br />

8)<br />

9)<br />

Falls Mediator<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> der Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />

nicht ähnlichen e<strong>in</strong>schränkungen,<br />

anforderungen <strong>und</strong> rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

unterliegen wollen wie <strong>in</strong> der Mediation im<br />

Strafrecht, so müssen sie Organisationen/<br />

arbeitgeber/Gewerkschaften offensiv dah<strong>in</strong>gehend<br />

beraten, unerwünschte soziale<br />

Phänomene als Konflikte zu def<strong>in</strong>ieren (<strong>und</strong><br />

<strong>in</strong> leitbildern, Betriebsvere<strong>in</strong>barungen entsprechend<br />

zu beschreiben), <strong>und</strong> nicht als<br />

tatbestände (wie bspw. „Mobb<strong>in</strong>g”, „Diskrim<strong>in</strong>ierung”<br />

etc.). Denn: Wer neue tatbestände<br />

schafft, erf<strong>in</strong>det das Gericht ständig neu!<br />

Falls man diese thesen teilt, bliebe zu überlegen,<br />

ob e<strong>in</strong>schlägige Beratungsleistungen<br />

für Organisationen nicht e<strong>in</strong>e wichtige<br />

aufgabenstellung des BM/der FG MiO/Wirtschafts<strong>mediation</strong><br />

darstellen müssten.<br />

10) alles, was <strong>in</strong> den bisherigen thesen im Kontext<br />

von betrieblichen Strukturen ausgeführt<br />

wurde, gilt gleichermaßen für den Umgang<br />

mit „Mobb<strong>in</strong>g” <strong>und</strong> regelverstößen <strong>in</strong> der<br />

Schule.<br />

Michael Wandrey<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Mediation<br />

als Ges<strong>und</strong>heitsressource<br />

Was hat Mediation mit Ges<strong>und</strong>heit bzw.<br />

mit Ges<strong>und</strong>heitsförderung zu tun? E<strong>in</strong>e<br />

ganze Menge, weil Mediation den Beteiligten<br />

hilft, sich selbst zu helfen <strong>und</strong> Konflikte<br />

im S<strong>in</strong>ne des „Salutogenese­Ansatzes”<br />

verstehbar, handhabbar <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nhaft<br />

zu machen. Mediation fördert w<strong>in</strong>­w<strong>in</strong>­<br />

Lösungen <strong>und</strong> verh<strong>in</strong>dert, dass sich Konfliktbeteiligte<br />

<strong>in</strong> Krankheit flüchten müssen<br />

(w<strong>in</strong>­loose). Mediation spart so Kosten nicht<br />

nur für Unternehmen, sondern auch für die<br />

Sozialsysteme. Wie bei der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

ist es wichtig, Mediation zu<br />

<strong>in</strong>stitutionalisieren <strong>und</strong> <strong>in</strong> der Organisationskultur<br />

zu verankern.<br />

Gesellschaftlicher Wandel<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung ist e<strong>in</strong> Konzept, das auf<br />

komplexe gesellschaftliche entwicklungen <strong>und</strong><br />

veränderungen der arbeits- <strong>und</strong> lebensbed<strong>in</strong>gungen<br />

reagiert. ausgangspunkt s<strong>in</strong>d die chronischen<br />

erkrankungen (z. B. herz-Kreislauferkrankungen,<br />

rückenleiden, psychische erkrankungen),<br />

deren ges<strong>und</strong>heitspolitische Bedeutung zunehmend<br />

erkannt wurde.<br />

Die thematisierung der chronischen erkrankungen<br />

<strong>und</strong> ihrer multifaktoriellen verursachung<br />

beförderte das aufkommen e<strong>in</strong>es erweiterten<br />

Ges<strong>und</strong>heitsbegriffs, der neben den mediz<strong>in</strong>ischen<br />

auch soziale <strong>und</strong> psychische tatbestände<br />

berücksichtigte. Der Blick richtete sich nicht mehr<br />

alle<strong>in</strong> auf krankmachende risikofaktoren, sondern<br />

ergänzend auch auf entlastende, die Ges<strong>und</strong>heit<br />

schützende Faktoren. Was hält uns ges<strong>und</strong>?<br />

Die Frage nach den Ges<strong>und</strong>heitsressourcen<br />

erlangte e<strong>in</strong>en immer größeren Stellenwert.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

durch Organisationsentwicklung<br />

„Das wissenschaftliche <strong>und</strong> politische Konzept<br />

der Ges<strong>und</strong>heitsförderung ist ausgerichtet auf<br />

die Gestaltung der gesellschaftlichen voraussetzungen<br />

von Ges<strong>und</strong>heit. Diese voraussetzungen<br />

werden wesentlich <strong>in</strong> <strong>und</strong> durch Organisationen<br />

geschaffen ...” (Grossmann 1993: 43).<br />

als besonders effektiv <strong>in</strong> der Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

gilt der „Sett<strong>in</strong>g-ansatz”. Unter Sett<strong>in</strong>gs versteht<br />

man soziale Systeme, die e<strong>in</strong>en starken e<strong>in</strong>fluss<br />

auf die Ges<strong>und</strong>heit ausüben <strong>und</strong> <strong>in</strong> denen<br />

die Bed<strong>in</strong>gungen von Ges<strong>und</strong>heit gestaltet <strong>und</strong><br />

bee<strong>in</strong>flusst werden können, z. B. Kommunen/<br />

Stadtteile, K<strong>in</strong>dergärten/Schulen <strong>und</strong> Betriebe.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Die „Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung” stellt<br />

e<strong>in</strong> handlungsfeld im rahmen des „Sett<strong>in</strong>gansatzes”<br />

dar <strong>und</strong> blickt auf e<strong>in</strong>e langjährige<br />

Praxis zurück, die das Spezifische des Sett<strong>in</strong>gansatzes<br />

verdeutlicht. Denn anders als weith<strong>in</strong><br />

angenommen bedeutet Betriebliche Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

nicht alle<strong>in</strong>, e<strong>in</strong>e rückenschule im<br />

Betrieb anzubieten. Sie wird verstanden als zielgerichtete<br />

<strong>in</strong>tervention <strong>in</strong> das System Betrieb, durch<br />

die e<strong>in</strong> Organisationsentwicklungsprozess im <strong>in</strong>teresse<br />

von Ges<strong>und</strong>heit angeregt werden soll.<br />

Um dies zu erreichen, werden Ges<strong>und</strong>heitsprojekte<br />

<strong>in</strong>itiiert. zur Koord<strong>in</strong>ation wird e<strong>in</strong> Steuerkreis<br />

(arbeitskreis Ges<strong>und</strong>heit) e<strong>in</strong>gerichtet, der die<br />

Kooperation <strong>und</strong> abstimmung betriebs<strong>in</strong>terner<br />

<strong>und</strong> -externer akteur<strong>in</strong>nen ermöglicht. e<strong>in</strong>geb<strong>und</strong>en<br />

werden sollten die Geschäfts-/Betriebsleitung,<br />

der Betriebs-/Personalrat, die Sicherheitsfachkraft<br />

<strong>und</strong> der/die Betriebsarzt/-ärzt<strong>in</strong>. externe<br />

Kooperationspartner<strong>in</strong>nen können die Kranken-<br />

oder die Unfallversicherungen se<strong>in</strong>.<br />

Die Bed<strong>in</strong>gungen von Ges<strong>und</strong>heit s<strong>in</strong>d vielfältig.<br />

Die konkrete aufgabenstellung des Ges<strong>und</strong>heitsprojekts<br />

richtet sich nach dem Bedarf <strong>und</strong> ist<br />

abhängig davon, welche prioritären themen <strong>und</strong><br />

handlungsmöglichkeiten die Projektbeteiligten<br />

sehen. Die Projektarbeit <strong>und</strong> e<strong>in</strong> gutes Projektmanagement<br />

helfen, die für das Unternehmen relevanten<br />

themen zu f<strong>in</strong>den <strong>und</strong> sie e<strong>in</strong>er Bearbeitung<br />

zugänglich zu machen. Unter dem Gesichtspunkt<br />

der nachhaltigkeit sollen über die Projektarbeit h<strong>in</strong>aus<br />

Strukturen geschaffen <strong>und</strong> arbeitsweisen entwickelt<br />

werden, die es ermöglichen, dass Ges<strong>und</strong>heit<br />

als Kriterium bei betrieblichen entscheidungsprozessen<br />

Berücksichtigung f<strong>in</strong>det.<br />

im arbeitskreis Ges<strong>und</strong>heit wird der ist-zustand<br />

ermittelt <strong>und</strong> Projektziele festgelegt. Dies erfolgt<br />

u. a. auf der Basis von Krankenstandsanalysen<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nenbefragungen. e<strong>in</strong> weiteres<br />

<strong>in</strong>strument stellen die Ges<strong>und</strong>heitszirkel dar.<br />

hier werden die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen als expert<strong>in</strong>nen<br />

für ihre Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> ihren arbeitsplatz<br />

ernst genommen. Sie erhalten die Möglichkeit<br />

zu beschreiben, welche arbeitsanforderungen<br />

sich positiv oder negativ auf ihr Bef<strong>in</strong>den <strong>und</strong><br />

ihre Ges<strong>und</strong>heit auswirken. anschließend werden<br />

Änderungsvorschläge erarbeitet. Die Umsetzung<br />

erfolgt nach Möglichkeit unter e<strong>in</strong>beziehung der<br />

betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsexpert<strong>in</strong>nen (arbeitssicherheit<br />

<strong>und</strong> arbeitsmediz<strong>in</strong>) <strong>und</strong> mit Unterstützung<br />

der vorgesetzten. vielfach ist e<strong>in</strong> Perspektivenabgleich<br />

erforderlich.<br />

«<br />

Frigga Maßholder,<br />

Dipl.­Soz., Projektkoord<strong>in</strong>ator<strong>in</strong><br />

Betriebliche<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung,<br />

Mediator<strong>in</strong>, Mitglied<br />

der Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

31


32<br />

»<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Die mit der zirkelarbeit angestoßene ges<strong>und</strong>heitsbezogene<br />

Kommunikation ist der ausgangspunkt<br />

für zielgerichtete Maßnahmen. Diese können – je<br />

nach Problemlage – sehr unterschiedlicher art se<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> sich auf die arbeitsplatzumgebung/-ergonomie,<br />

die arbeitsorganisation, die tätigkeit, das<br />

Gruppenklima oder die Mitarbeiter<strong>in</strong>nenführung<br />

beziehen.<br />

Ges<strong>und</strong>heitliche Folgen ungelöster Konflikte<br />

e<strong>in</strong> wichtiger aspekt der Betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

<strong>und</strong> Diskussion um arbeit <strong>und</strong><br />

Ges<strong>und</strong>heit ist die seit Mitte der achtziger Jahr zu<br />

beobachtende zunahme psychischer Belastungen.<br />

Wie Untersuchungen belegen, haben Stress<br />

<strong>und</strong> arbeitsdruck <strong>in</strong> den letzten Jahren zugenommen.<br />

Dieser trend schlägt sich u. a. <strong>in</strong> dem<br />

gehäuften auftreten psychosomatischer reaktionen<br />

<strong>und</strong> erkrankungen nieder.<br />

zu den psychischen Belastungen zählen Konflikte<br />

am arbeitsplatz. negative emotionale <strong>in</strong>teraktionen<br />

mit arbeitskolleg<strong>in</strong>nen oder vorgesetzten werden<br />

von vielen Beschäftigten als stark belastende<br />

arbeitsereignisse empf<strong>und</strong>en. <strong>in</strong>sgesamt ist davon<br />

auszugehen, dass ungelöste Konflikte im Berufs-<br />

<strong>und</strong> arbeitsleben erhebliche auswirkungen auf die<br />

Ges<strong>und</strong>heit haben. Besonders deutlich wird der<br />

zusammenhang <strong>in</strong> der Diskussion über „Mobb<strong>in</strong>g”.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er repräsentativen Studie wurden Daten zur<br />

verbreitung <strong>und</strong> den Folgen von „Mobb<strong>in</strong>g” ermittelt<br />

(Meschkutat u. a. 2002). Sie kommt zu dem<br />

ergebnis, dass mehr als jede neunte erwerbsperson<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>mal im verlauf des arbeitslebens<br />

„gemobbt” wurde. Fast alle Befragten erlebten<br />

diesbezüglich erhebliche e<strong>in</strong>schränkungen<br />

ihrer leistungs- <strong>und</strong> arbeitsfähigkeit. Knapp die<br />

hälfte wurde aufgr<strong>und</strong> von „Mobb<strong>in</strong>g” krank, e<strong>in</strong><br />

Fünftel mit e<strong>in</strong>er Krankheitsdauer von mehr als<br />

sechs Wochen. Über die hälfte aller Fälle endete<br />

mit e<strong>in</strong>er auflösung des arbeitsverhältnisses.<br />

„als Mobb<strong>in</strong>g werden Problemsituationen<br />

bezeichnet, <strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>er Person durch<br />

Kolleg<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Kollegen oder vorgesetzte das<br />

leben am arbeitsplatz so unerträglich gemacht<br />

wird, bis sie die Organisation freiwillig verlässt<br />

oder <strong>in</strong> Krankheit, wenn nicht sogar Selbstmord<br />

flüchtet.” (Glasl 2004, S. 90) nach Glasl unterscheidet<br />

sich „Mobb<strong>in</strong>g” h<strong>in</strong>sichtlich der Mechanismen<br />

<strong>und</strong> Dynamiken im Pr<strong>in</strong>zip jedoch nicht<br />

von anderen Konflikten. e<strong>in</strong>seitige täter-Opferverhältnisse,<br />

welche <strong>in</strong> der Mobb<strong>in</strong>g-Debatte<br />

e<strong>in</strong>e zentrale Bedeutung spielen, sieht er <strong>in</strong> der<br />

Praxis kaum. als typisch für „Mobb<strong>in</strong>g” betrachtet<br />

er die kalte <strong>und</strong> verdeckte Konflikteskalation,<br />

die dazu führt, dass der Konflikt erst spät bewusst<br />

wahrgenommen wird.<br />

Durch die im Übergang zur nächsten eskalationsstufe<br />

ungleich werdenden Machtverhältnisse<br />

kann schließlich der e<strong>in</strong>druck e<strong>in</strong>es täter-Opferverhältnisses<br />

entstehen. Das Opfer-erleben <strong>und</strong><br />

die Bezeichnung des Konflikts als „Mobb<strong>in</strong>g”<br />

reflektieren die tatsache, dass e<strong>in</strong>e Partei <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />

unterlegene (ohnmächtige) Position gerät. Sie<br />

erlebt, dass sie von e<strong>in</strong>er Gruppe angefe<strong>in</strong>det<br />

<strong>und</strong> zum verlierer wird. So kann e<strong>in</strong> teufelskreis<br />

vom krankmachenden entzug sozialer Unterstützung<br />

über rechtsverletzungen <strong>und</strong> Fehldiagnosen<br />

bis h<strong>in</strong> zum ausschluss entstehen. Die<br />

charakterisierung als „Mobb<strong>in</strong>g” muss vor dem<br />

h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> der destruktiven Dynamik <strong>und</strong> negativen<br />

Folgen als hilferuf der Betroffenen verstanden<br />

werden. ebenso könnte die <strong>in</strong>flationäre<br />

nutzung des Begriffs Mobb<strong>in</strong>g als Synonym für<br />

Konflikte am arbeitsplatz betrachtet werden: als<br />

h<strong>in</strong>weis auf weitreichende Defizite bei der Konfliktbewältigung<br />

im arbeitsleben.<br />

Ursachen für Konflikte<br />

<strong>und</strong> „Mobb<strong>in</strong>g” am Arbeitsplatz<br />

Bezüglich der Ursachen für die zunahme psychischer<br />

Belastungen wird auf den gesellschaftlich<br />

<strong>und</strong> technologisch bed<strong>in</strong>gten „Wandel der arbeit”<br />

<strong>und</strong> die damit verb<strong>und</strong>ene <strong>in</strong>tensivierung <strong>und</strong><br />

Flexibilisierung der arbeit verwiesen. Ähnlich wird<br />

bei „Mobb<strong>in</strong>g” argumentiert. auch hier wird der<br />

e<strong>in</strong>satz neuer techniken verb<strong>und</strong>en mit neuen Formen<br />

der arbeitsorganisation <strong>und</strong> leistungsverdichtung<br />

als rahmenbed<strong>in</strong>gungen betrachtet, die<br />

„Mobb<strong>in</strong>g”-Phänomene begünstigen.<br />

Die Gründe werden jedoch nicht unbed<strong>in</strong>gt <strong>in</strong><br />

den neuen anforderungen per se gesehen, sondern<br />

vor allem <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Mangel an flankierenden<br />

<strong>und</strong> unterstützenden Maßnahmen. So wird den<br />

Beschäftigten zugemutet, durch betriebliche veränderungen<br />

bed<strong>in</strong>gte <strong>in</strong>terpersonelle Probleme<br />

selbst zu lösen. Psychische Belastungen <strong>und</strong> Konflikte<br />

haben ihre Ursachen also vielfach nicht primär<br />

<strong>in</strong> den sozialen Beziehungen selbst. Dah<strong>in</strong>ter stehen<br />

Probleme der arbeitsorganisation <strong>und</strong> arbeitsgestaltung<br />

sowie e<strong>in</strong>e fehlende Gesprächskultur.<br />

e<strong>in</strong> wichtiger Faktor ist das Führungsverhalten (z. B.<br />

<strong>in</strong>formationsweitergabe, Wahrnehmung e<strong>in</strong>er<br />

Mittlerfunktion). viele vorgesetzten übersehen,<br />

dass zwischenmenschliche Konflikte nicht immer<br />

alle<strong>in</strong> den Beteiligten selbst zugeschrieben werden<br />

können, sondern durch strukturelle Mängel<br />

entstehen. Oftmals s<strong>in</strong>d sie auch damit überfordert,<br />

Konflikte am arbeitsplatz aufzuarbeiten.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Was s<strong>in</strong>d Ges<strong>und</strong>heitsressourcen? E<strong>in</strong> Exkurs<br />

Die Ges<strong>und</strong>heitsförderung bezieht sich nicht nur<br />

auf belastende arbeitsanforderungen. auch potentiell<br />

entlastende, ges<strong>und</strong>heitsschützende <strong>und</strong><br />

-fördernde Bed<strong>in</strong>gungen f<strong>in</strong>den hier Beachtung.<br />

Sie werden als Ges<strong>und</strong>heitsressourcen bezeichnet.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsressourcen können direkt ges<strong>und</strong>heitsfördernd<br />

wirken oder sie können aufgr<strong>und</strong><br />

ihrer stress- <strong>und</strong> gefährdungsreduzierenden Wirkung<br />

e<strong>in</strong>e „Pufferfunktion” <strong>in</strong> Bezug auf arbeitsbezogene<br />

Belastungen übernehmen. es wird unterschieden<br />

zwischen umweltbezogenen (externen)<br />

ressourcen, die durch Merkmale der Situation<br />

bzw. der arbeitsplatzbed<strong>in</strong>gungen gegeben s<strong>in</strong>d<br />

<strong>und</strong> <strong>in</strong>dividuellen (<strong>in</strong>ternen) ressourcen, die auf<br />

Merkmale der Person zurückzuführen s<strong>in</strong>d:<br />

›<br />

›<br />

Wichtige externe ressourcen s<strong>in</strong>d der handlungs-/entscheidungsspielraum<br />

<strong>und</strong> die<br />

soziale Unterstützung. Die stressreduzierende<br />

<strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitsfördernde Wirkung dieser beiden<br />

Faktoren gilt als wissenschaftlich belegt.<br />

<strong>in</strong>terne ressourcen beziehen sich auf die<br />

<strong>in</strong>dividuellen Kompetenzen <strong>und</strong> Fähigkeiten,<br />

handlungs- <strong>und</strong> Bewältigungsstile oder<br />

generalisierte e<strong>in</strong>stellungen bzw. haltungen<br />

von Personen.<br />

<strong>in</strong>sgesamt ist davon auszugehen, dass zwischen<br />

externen <strong>und</strong> <strong>in</strong>ternen ressourcen oft e<strong>in</strong> enger<br />

zusammenhang besteht. Ob ressourcen verfügbar<br />

s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> wie sie genutzt werden (können) ist<br />

wesentlich für das Belastungsempf<strong>in</strong>den. Bereits<br />

das Wissen um verfügbare ressourcen kann sich<br />

positiv auswirken, da es die Bewertungsprozesse<br />

bee<strong>in</strong>flusst: Wo ausreichend ressourcen zur verfügung<br />

stehen, werden Situationen weniger als<br />

Bedrohung <strong>und</strong> eher als herausforderung erlebt.<br />

Der ressourcenansatz ist eng verknüpft mit der<br />

Stressforschung, der salutogenetischen Perspektive<br />

<strong>und</strong> dem Konzept des Kohärenzs<strong>in</strong>ns von<br />

antonovsky. antonovsky stellte fest, dass Menschen<br />

auch unter extremen Belastungen relativ<br />

ges<strong>und</strong> bleiben können. er fragte sich, was diese<br />

Menschen dazu befähigt, im Ges<strong>und</strong>heits-Krankheits-Kont<strong>in</strong>uum<br />

auf der ges<strong>und</strong>en Seite zu bleiben.<br />

auf dieser Basis entwickelte er das Konzept<br />

des Kohärenzs<strong>in</strong>ns. Die drei zentralen Komponenten<br />

des Konzepts wurden als (1) verstehbarkeit<br />

(comprehensibility), (2) handhabbarkeit (manageability)<br />

<strong>und</strong> (3) S<strong>in</strong>nhaftigkeit (mean<strong>in</strong>gfulness)<br />

bezeichnet.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Sense of Coherence (SOC)<br />

Kohärenzs<strong>in</strong>n ist „e<strong>in</strong>e Gr<strong>und</strong>orientierung,<br />

die das ausmaß e<strong>in</strong>es umfassenden,<br />

dauerhaften <strong>und</strong> gleichzeitig dynamischen<br />

vertrauens dar<strong>in</strong> ausdrückt, dass<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

die Stimuli aus der äußeren <strong>und</strong> <strong>in</strong>neren<br />

Umgebung im lauf des lebens strukturiert,<br />

vorhersehbar <strong>und</strong> erklärbar s<strong>in</strong>d;<br />

die ressourcen verfügbar s<strong>in</strong>d, um den<br />

durch die Stimuli gestellten anforderungen<br />

gerecht zu werden; <strong>und</strong><br />

diese anforderungen herausforderungen<br />

s<strong>in</strong>d, die e<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres <strong>und</strong> äußeres engagement<br />

lohnen.” (antonovsky 1991, S. 127)<br />

Mediation als Ges<strong>und</strong>heitsressource<br />

Die Mobb<strong>in</strong>g-Diskussion verdeutlicht die extremen<br />

Belastungen <strong>und</strong> das leid, die durch ungelöste<br />

Konflikte entstehen. Die etikettierung als<br />

„Mobb<strong>in</strong>g” <strong>und</strong> ihre Ächtung <strong>und</strong> ahndung als<br />

regelverstoß bieten leider hier nur sehr bed<strong>in</strong>gt<br />

e<strong>in</strong>en ausweg. auch sie schaffen eher verlierer<strong>in</strong>nen<br />

statt Gew<strong>in</strong>ner<strong>in</strong>nen.<br />

vor diesem h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> sollen mögliche ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Potentiale der Mediation zur Diskussion<br />

gestellt werden. <strong>in</strong>wieweit birgt die Mediation<br />

ges<strong>und</strong>heitsförderliche Potentiale <strong>und</strong> kann deswegen<br />

als Ges<strong>und</strong>heitsressource bezeichnet werden?<br />

als wichtige Ges<strong>und</strong>heitsressource im arbeitsleben,<br />

die sich positiv auf das Bef<strong>in</strong>den auswirkt<br />

<strong>und</strong> helfen kann, Belastungssituationen abzufedern,<br />

gilt – wie schon erwähnt – die soziale Unterstützung.<br />

hierunter versteht man sowohl konkrete<br />

hilfestellungen bei der lösung von Problemen<br />

<strong>und</strong> Bewältigung von aufgaben als auch emotionale<br />

aspekte wie vertrauen, <strong>in</strong>teresse, zuwendung<br />

<strong>und</strong> soziale anerkennung. Das Gefühl,<br />

geschätzt <strong>und</strong> für kompetent gehalten zu werden<br />

sowie e<strong>in</strong> wichtiges Mitglied der Gruppe zu se<strong>in</strong>,<br />

ist <strong>in</strong>sgesamt von großer Bedeutung.<br />

hier wird die these vertreten, dass Mediation <strong>in</strong><br />

(ges<strong>und</strong>heitlich) belastenden Konfliktsituationen am<br />

arbeitsplatz soziale Unterstützung bietet <strong>und</strong> dem<br />

bei „Mobb<strong>in</strong>g” drohenden <strong>und</strong> krankmachenden<br />

entzug sozialer Unterstützung entgegen wirken kann.<br />

Dies gel<strong>in</strong>gt, weil Mediation – wie die Ges<strong>und</strong>heitsförderung<br />

– nach der Prämisse verfährt,<br />

nicht nach Schuldigen, sondern nach lösungen<br />

zu suchen. Die Konfliktparteien werden mit ihren<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressen angenommen:<br />

«<br />

33


34<br />

»<br />

KONTAKT<br />

Frigga Maßholder,<br />

frigga.massholder@<br />

t­onl<strong>in</strong>e.de<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

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›<br />

›<br />

›<br />

Mediation wirkt etikettierungen <strong>und</strong><br />

ausgrenzungen entgegen.<br />

Sie bietet soziale Unterstützung <strong>und</strong> bewirkt<br />

e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teraktion (zwischen zwei oder mehr<br />

Personen), die darauf abzielt, e<strong>in</strong>en zustand<br />

(die Konfliktsituation), der leid erzeugt, zu<br />

verändern oder bei Unveränderbarkeit die<br />

Folgen abzumildern.<br />

Mediation ist geeignet, den Kohärenzs<strong>in</strong>n der<br />

Konfliktbeteiligten zu fördern. Der Konflikt wird<br />

verstehbar, handhabbar <strong>und</strong> s<strong>in</strong>nhaft.<br />

Macht- (Kündigung) <strong>und</strong> Ohnmachtslösungen<br />

(Krankheit) können vermieden werden.<br />

Mediation bietet hilfe zur Selbsthilfe. Die Konfliktbeteiligten<br />

erleben sich <strong>in</strong> Bezug auf die<br />

Konfliktlösung kompetent <strong>und</strong> fähig (empowerment)<br />

<strong>und</strong> werden <strong>in</strong>sgesamt zu ges<strong>und</strong>heitsgerechter<br />

Kommunikation motiviert.<br />

neben den <strong>in</strong>teressen <strong>und</strong> Bedürfnissen der<br />

Konfliktparteien können mögliche h<strong>in</strong>ter dem<br />

Konflikt liegende strukturelle themen <strong>und</strong><br />

Probleme sichtbar <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er Bearbeitung<br />

zugänglich gemacht werden.<br />

Mediation bietet verschiedene anknüpfungspunkte<br />

dafür, dass sich die Organisation zu<br />

e<strong>in</strong>em ges<strong>und</strong>en Unternehmen entwickeln<br />

kann.<br />

Mediation birgt also viele ges<strong>und</strong>heitsförderliche<br />

Potentiale, die e<strong>in</strong>e charakterisierung als Ges<strong>und</strong>heitsressource<br />

erlauben. Besonders effektiv ist<br />

aller voraussicht nach die <strong>in</strong>stitutionalisierung der<br />

Mediation <strong>und</strong> ihre verankerung <strong>in</strong> der Organisationskultur.<br />

Denn so kann Mediation präventive Wirkungen<br />

entfalten, da die wahrgenommene verfügbarkeit<br />

sozialer Unterstützung (hier z. B. <strong>in</strong> Form<br />

e<strong>in</strong>es sozial akzeptierten Mediationsangebotes) oft<br />

noch wichtiger ist als die konkrete hilfeleistung.<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung <strong>und</strong> Mediation –<br />

Schnittmengen <strong>und</strong> Perspektiven<br />

<strong>in</strong> betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsprojekten s<strong>in</strong>d Konflikte<br />

selten explizit thema. im rahmen von Befragungen<br />

oder Ges<strong>und</strong>heitszirkeln werden bisweilen die sozialen<br />

Beziehungen – die Führung, das vorgesetztenverhalten<br />

oder das Gruppenklima – als belastende<br />

arbeitsaspekte identifiziert. Bei e<strong>in</strong>er detaillierten<br />

Besprechung werden häufig Überschneidungen<br />

zu arbeitsorganisatorischen themen sichtbar:<br />

Belastende Sozialbeziehungen können sich als<br />

Folgeprobleme organisatorischer Mängel erweisen.<br />

Umgekehrt kann e<strong>in</strong> gutes Gruppenklima oder vorgesetztenverhalten<br />

auch zur Kompensation organisatorischer<br />

Probleme beitragen.<br />

<strong>in</strong> der Projektarbeit ist es immer wieder wichtig,<br />

darauf h<strong>in</strong>zuweisen, dass es bei der Beschreibung<br />

von belastenden arbeitsaspekten <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsproblemen<br />

nicht um Personen geht, die für<br />

Belastungssituationen oder hohe Krankenstände<br />

verantwortlich gemacht werden sollen, sondern<br />

um die geme<strong>in</strong>same lösung von Problemen.<br />

Der Gr<strong>und</strong>satz, nicht Schuldige zu suchen, sondern<br />

lösungen, ist aber nicht die e<strong>in</strong>zige Geme<strong>in</strong>samkeit<br />

zwischen Mediation <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsförderung.<br />

viele Pr<strong>in</strong>zipien <strong>und</strong> annahmen der<br />

Organisationsentwicklung f<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> beiden<br />

ansätzen wieder. hierzu gehört auch der aspekt<br />

der Partizipation, durch den Betroffene zu Beteiligten<br />

gemacht werden, die Probleme selbständig<br />

benennen <strong>und</strong> lösungen erarbeiten können, die<br />

nachhaltiger s<strong>in</strong>d, als mögliche von oben verordnete<br />

Macht- oder expert<strong>in</strong>nenlösungen.<br />

„Ges<strong>und</strong>heitsförderung bedeutet sehr wesentlich,<br />

das Kriterium Ges<strong>und</strong>heit <strong>in</strong> die entscheidungsprozesse<br />

e<strong>in</strong>es Systems e<strong>in</strong>zuführen” (Grossmann 1993,<br />

S. 53). Dies geschieht im rahmen von Ges<strong>und</strong>heitsprojekten<br />

<strong>und</strong> im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Organisationsentwicklungsprozesses.<br />

Der konstruktive Umgang<br />

mit Konflikten kann hierbei e<strong>in</strong> wichtiges thema<br />

se<strong>in</strong>, das anstöße gibt, ges<strong>und</strong>heitliche Probleme<br />

zu vermeiden oder zu bewältigen. Die betriebliche<br />

verankerung e<strong>in</strong>es Konfliktmanagements auf dem<br />

Wege der Mediation sollte aus diesem Gr<strong>und</strong> als<br />

wichtiger aspekte des betrieblichen Ges<strong>und</strong>heitsmanagements<br />

<strong>und</strong> Schritt auf dem Weg h<strong>in</strong> zum<br />

e<strong>in</strong>em ges<strong>und</strong>en Unternehmen gelten.<br />

Frigga Maßholder<br />

Literatur<br />

Antonovsky, Aaron, Me<strong>in</strong>e Odyssee als Stressforscher,<br />

<strong>in</strong>: Argument­Sonderband 193, Hamburg 1991<br />

Badura, Bernhard/Schellschmidt, Henner/Vetter,<br />

Christian, Fehlzeitenreport 2005, Arbeitsmarktunsicherheit<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heit, Berl<strong>in</strong>, Heidelberg,<br />

New York 2006<br />

Glasl, Friedrich, Konfliktmanagement. E<strong>in</strong> Handbuch<br />

für Führungskräfte, Berater<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Berater, Bern,<br />

Stuttgart, Wien 2004<br />

Grossmann, Ralph, Ges<strong>und</strong>heitsförderung durch<br />

Organisationsentwicklung – Organisationsentwicklung<br />

durch Projektmanagement, <strong>in</strong>: Pelikan, Jürgen<br />

M./Demmer, Hildegard/Hurrelmann, Klaus (Hrsg.),<br />

Ges<strong>und</strong>heitsförderung durch Organisationsentwicklung.<br />

Konzepte, Strategien <strong>und</strong> Projekte für Betriebe,<br />

Krankenhäuser <strong>und</strong> Schulen, We<strong>in</strong>heim, München<br />

1993, S. 43­60<br />

Meschkutat, Bärbel/Stackelbeck, Mart<strong>in</strong>a/Langenhoff,<br />

Georg: Der Mobb<strong>in</strong>g­Report. Repräsentativstudie<br />

für die B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland. Schriftenreihe<br />

der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeitsschutz <strong>und</strong> Arbeitsmediz<strong>in</strong><br />

(Fb 951), Dortm<strong>und</strong>, Berl<strong>in</strong> 2002<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Mediations­ bzw.<br />

Interessenklauseln <strong>in</strong> Verträgen?<br />

Immer wieder machen MediatorInnen<br />

die Erfahrungen, dass sich die Interessenlage<br />

der Vertragsparteien im Verlauf der<br />

Zeit ändert <strong>und</strong> oftmals zu neuen Konflikten<br />

führt. Dies betrifft <strong>in</strong> besonderer Weise<br />

Fälle, <strong>in</strong> denen die Vertragsparteien über<br />

e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum mite<strong>in</strong>ander zu<br />

tun haben (z. B. Unternehmensnachfolge).<br />

In Anknüpfung an se<strong>in</strong>en Aufsatz <strong>in</strong> der<br />

vorhergehenden Ausgabe des Spektrums<br />

mit dem Titel ”Konfliktprophylaxe <strong>in</strong> bilateralen<br />

Kontexten – E<strong>in</strong> neuer Markt für<br />

Mediatoren” setzt sich der Autor mit der<br />

aufklärenden <strong>und</strong> vorbeugenden Funktion<br />

von „Mediations­ bzw. Interessenklauseln”<br />

<strong>in</strong> Verträgen ause<strong>in</strong>ander.<br />

verträge haben den zweck, festzuschreiben,<br />

was jede Partei zu leisten hat (Pflichtenheft des<br />

leistungsaustausches), so z. B. regelt e<strong>in</strong> Mediationsvertrag,<br />

dass – <strong>und</strong> wie – die Mediator<strong>in</strong>nen<br />

e<strong>in</strong>e Dienstleistung zu erbr<strong>in</strong>gen haben; dafür<br />

verpflichten sich die Konfliktparteien (oder auch<br />

Dritte) zur zahlung e<strong>in</strong>es honorars. vielleicht s<strong>in</strong>d<br />

auch noch weitere Pflichten festgeschrieben<br />

(verhaltensmaßregeln; teilnahme von rechtsanwält<strong>in</strong>nen<br />

an der Mediation u. ä.). Das Gesetz<br />

ergänzt dieses regelwerk.<br />

alle vere<strong>in</strong>barten Punkte markieren sog. Positionen,<br />

was bedeutet, dass sie das regelwerk des<br />

Gebens <strong>und</strong> nehmens verb<strong>in</strong>dlich 1 umschreiben.<br />

Jeder vertrag verfolgt den zweck, durch Klarheit 2<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>deutigkeit von absprachen Berechenbarkeit<br />

<strong>und</strong> verlässlichkeit 3 unter den vertragspartner<strong>in</strong>nen<br />

zu schaffen, so dass die vere<strong>in</strong>barten<br />

leistungspflichten erfüllt werden. Und wenn nicht?<br />

Was passiert, wenn die K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen z. B. nicht zahlen?<br />

Dann können Mediator<strong>in</strong>nen den anspruch<br />

durchsetzen 4 – <strong>und</strong> zwar auf der Gr<strong>und</strong>lage der<br />

rechtspositionen im vertrag. Der vertrag enthält<br />

typischerweise ke<strong>in</strong>e Klauseln, die e<strong>in</strong> nachverhandeln<br />

zulassen. es ist also nicht möglich, dass<br />

e<strong>in</strong>e Partei e<strong>in</strong>wendet, sie habe sich bei vertragsabschluss<br />

über etwas geirrt 5 oder die <strong>in</strong>teressenlage<br />

e<strong>in</strong>er Partei habe sich nach vertragsabschluss<br />

geändert. Wenn beide vertragspartner<strong>in</strong>nen es<br />

übere<strong>in</strong>stimmend wollen, können sie das vere<strong>in</strong>barte<br />

jederzeit ändern 6 . <strong>in</strong> der regel „irrt” sich<br />

jedoch nur e<strong>in</strong>e Seite. Und das macht die andere<br />

Seite stark; die beruft sich dann auf die <strong>in</strong> der<br />

vere<strong>in</strong>barung festgeschriebene Position, die<br />

deren anspruch stützt. Dar<strong>in</strong> liegt auch der S<strong>in</strong>n<br />

von recht, nämlich Berechenbarkeit <strong>und</strong> verläss-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

lichkeit zu schaffen <strong>und</strong> damit vertrauen <strong>in</strong> die<br />

Gültigkeit von absprachen zu festigen.<br />

als Mediator<strong>in</strong>nen wissen wir, dass sich die <strong>in</strong>teressenlagen<br />

der vertragsparteien im verlaufe der<br />

zeit ändern können, auch wenn die vertragslage<br />

nicht dafür zu sprechen sche<strong>in</strong>t. hierzu die Fortsetzung<br />

des Beispiels:<br />

Die AuftraggeberIn der MediatorIn<br />

(aus dem Beispielsfall oben) zahlt nicht,<br />

weil sie ke<strong>in</strong> Geld (mehr) hat, also nicht<br />

bezahlen kann.<br />

<strong>in</strong> anbetracht dieses Umstandes wird die Mediator<strong>in</strong><br />

nicht <strong>in</strong>teressiert se<strong>in</strong>, <strong>in</strong> die gerichtliche<br />

Durchsetzung des verbrieften anspruchs Geld zu<br />

<strong>in</strong>vestieren, um dann später auch noch auf den<br />

Prozesskosten 7 sitzen zu bleiben. Die (vertrags-)<br />

Position nützt da wenig. <strong>in</strong>teressanter wäre es, es<br />

könnte angesichts der geänderten Umstände<br />

e<strong>in</strong>e für beide Seiten akzeptable lösung gef<strong>und</strong>en<br />

werden. Der vertrag gibt dafür ke<strong>in</strong>en<br />

lösungsansatz her, weil der „nur” den se<strong>in</strong>erzeit<br />

verabredeten leistungsaustausch enthält. Um e<strong>in</strong>e<br />

solche „akzeptable” lösung <strong>in</strong> dieser Situation f<strong>in</strong>den<br />

zu können, müssen die Mediator<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> dem<br />

gewählten Beispiel e<strong>in</strong>en anderen Weg gehen, als<br />

auf die vertragsposition zurück zu greifen.<br />

verträge enthalten – systemtypisch – ke<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressenklauseln.<br />

Die Konfliktlage bei ungeplanter<br />

entwicklung im vollzug e<strong>in</strong>es vertrages ist jedoch<br />

alltagsrealität, so dass verträge sich mit diesem<br />

aspekt durchaus auch befassen können. So s<strong>in</strong>d<br />

folgende Klauseln nicht unüblich 8 , die künftige<br />

Konfliktsituationen im auge haben:<br />

›<br />

›<br />

›<br />

alle Streitigkeiten, die sich im zusammenhang<br />

mit diesem vertrag oder über se<strong>in</strong>e<br />

Gültigkeit ergeben, werden vor e<strong>in</strong>schaltung<br />

der Gerichte nach der Schlichtungsordnung<br />

der ... geschlichtet 9 .<br />

alle Streitigkeiten, die sich im zusammenhang<br />

mit diesem vertrag oder über se<strong>in</strong>e<br />

Gültigkeit ergeben, werden nach der<br />

Schiedsgerichtsordnung der ... unter<br />

ausschluss des ordentlichen rechtsweges<br />

endgültig entschieden 10 .<br />

Möglich ist auch die Komb<strong>in</strong>ation von<br />

Schlichtung <strong>und</strong> – bei Scheitern – anschließendem<br />

Schiedsgerichtsverfahren.<br />

Schlichtung bedeutet immer, dass auf der Gr<strong>und</strong>lage<br />

der Positionen e<strong>in</strong>e lösung gesucht wird.<br />

«<br />

Dr. iur Detlev Bern<strong>in</strong>g,<br />

Jurist, Mediator BM,<br />

Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

1/ <strong>in</strong>sbesondere <strong>in</strong> dem<br />

S<strong>in</strong>ne, dass diese vere<strong>in</strong>barung<br />

auch <strong>in</strong> zukunft – bis<br />

zur erledigung des vertrages<br />

– unverändert gilt.<br />

2/ Deshalb der vorzug der<br />

Schriftform, was aber „Missverständnisse”<br />

nicht ausschließt<br />

3/ Und damit das bei vertragsabschluss<br />

existierende<br />

vertrauen zu verstärken<br />

4/ Ggf. auch erzw<strong>in</strong>gen<br />

durch zwangsvollstreckungsmaßnahmen.<br />

5/ im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>es Motivirrtums<br />

6/ es wird also e<strong>in</strong> Änderungsvertrag<br />

geschlossen –<br />

alle vertragspartner<strong>in</strong>nen<br />

müssen mit dieser Änderung<br />

e<strong>in</strong>verstanden se<strong>in</strong>.<br />

7/ Die umfassen neben den<br />

eigenen anwaltskosten (die<br />

von den Kontrahent<strong>in</strong>nen<br />

aufgr<strong>und</strong> derer wirtschaftlicher<br />

lage nicht erstattet<br />

werden) <strong>in</strong>sbesondere auch<br />

die vollen Gerichtskosten,<br />

die er/sie als Kläger<strong>in</strong> vorzuf<strong>in</strong>anzieren<br />

hat!<br />

8/ <strong>in</strong> der regel aber nur <strong>in</strong><br />

„bedeutsameren” verträgen<br />

zu f<strong>in</strong>den, wenn es entweder<br />

um viel Geld geht oder<br />

empf<strong>in</strong>dliche rechtsverhältnisse<br />

geregelt werden mit<br />

gewichtigen wirtschaftlichen<br />

<strong>in</strong>teressen im h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>.<br />

35


36<br />

»<br />

9/ Sog. Schiedsklauseln.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em solchen Fall kann<br />

e<strong>in</strong> Gericht erst angerufen<br />

werden, wenn der Schlichtungsversuch<br />

gescheitert ist!<br />

Schlichtungsordnungen<br />

halten z. B. die ihK`en vor.<br />

10/ Schiedsgerichte<br />

ersetzen e<strong>in</strong> staatliches<br />

Gericht, was bedeutet, dass<br />

e<strong>in</strong>e Klage an z. B. e<strong>in</strong> landgericht<br />

als unzulässig abgewiesen<br />

würde.<br />

11/ textvorlage der<br />

hamburger Mediationsstelle<br />

für Wirtschaftskonflikte<br />

(handelskammer hamburg)<br />

12/ der sich an die<br />

Konfliktdarstellung sowie der<br />

Konflikterhellung<br />

anschließenden Phase<br />

13/ Die vertragspartner<strong>in</strong>nen<br />

sichern sich bereits bei<br />

vertragsunterzeichnung<br />

gegenseitig zu,<br />

e<strong>in</strong>er persönlichen<br />

Konfliktbearbeitung<br />

zugänglich se<strong>in</strong><br />

zu wollen.<br />

14/ hier folgt der name<br />

e<strong>in</strong>er Person oder auch<br />

<strong>in</strong>stitution, auf die sich die<br />

Parteien gee<strong>in</strong>igt haben..<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Gleiches gilt für das Schiedsverfahren, das viele<br />

andere vorteile für die Parteien enthält, nicht aber<br />

den Weg weist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e lösung, die sich primär an<br />

den (veränderten) <strong>in</strong>teressen der Parteien orientiert.<br />

Da wirken sog. Mediationsklauseln anders, <strong>in</strong>dem<br />

sie den Parteien den Weg ebnen, losgelöst von<br />

den Positionen e<strong>in</strong>en ausweg aus der Konfliktlage<br />

zu f<strong>in</strong>den. Solche können wie folgt formuliert se<strong>in</strong>:<br />

Die Parteien verpflichten sich, im Falle<br />

e<strong>in</strong>er sich aus diesem Vertrag ergebenden<br />

Streitigkeit vor Klageerhebung bei e<strong>in</strong>em<br />

ordentlichen Gericht oder Schiedsgericht<br />

e<strong>in</strong>e Mediation gemäß der (z. B. Hamburger<br />

Mediationsordnung für Wirtschaftskonflikte)<br />

durchzuführen 11 .<br />

<strong>in</strong> der Mediation geht es <strong>in</strong> der „lösungsphase” 12<br />

um die <strong>in</strong>teressen der Parteien zum zeitpunkt der<br />

Konfliktbearbeitung; <strong>in</strong>sofern öffnet diese regel<br />

das vertragswerk im S<strong>in</strong>ne der <strong>in</strong>tention dieses<br />

aufsatzes. Diese Klausel, die ich unmittelbar nach<br />

me<strong>in</strong>er Mediationsausbildung auch verwandt<br />

habe, birgt jedoch das Problem <strong>in</strong> sich, dass der<br />

verpflichtende charakter mit der für e<strong>in</strong>e Mediation<br />

erforderlichen Freiwilligkeit schwer vere<strong>in</strong>bar<br />

ist, die bei den Konfliktparteien gegeben se<strong>in</strong><br />

muss, damit e<strong>in</strong>e Mediation überhaupt stattf<strong>in</strong>den<br />

kann. Damit ist aber ke<strong>in</strong>e verb<strong>in</strong>dliche vorbed<strong>in</strong>gung<br />

für den Gang zum Gericht geschaffen;<br />

die Formulierung als „verpflichtung” täuscht<br />

über den wahren charakter dieser Klausel.<br />

absprachen, die Parteien auf den Weg der Mediation<br />

im Konfliktfall zu verweisen, ändern nichts an<br />

der Funktionalität e<strong>in</strong>es vertrages. e<strong>in</strong>e solche Öffnungsklausel<br />

stößt die vertragspartner<strong>in</strong>nen darauf,<br />

dass sie im Konfliktfall noch e<strong>in</strong>mal mite<strong>in</strong>ander<br />

reden wollten. Dieses „darauf stoßen” kann<br />

jedoch nur e<strong>in</strong> „daran er<strong>in</strong>nern” se<strong>in</strong>, warum <strong>und</strong><br />

aus welchem Gr<strong>und</strong> sich die vertragspartner<strong>in</strong>nen<br />

auf e<strong>in</strong>e solche regel gee<strong>in</strong>igt hatten.<br />

Bei formularmäßiger verwendung der Klausel<br />

besteht die Gefahr, dass sich die durch den vertrag<br />

besser gestellte Partei darauf beruft, nicht<br />

„freiwillig” an der Mediation teilnehmen zu können,<br />

was dann das ende e<strong>in</strong>er Mediation schon<br />

vor deren Beg<strong>in</strong>n bedeuten würde; dieser vertragsteil<br />

bleibt ohne die <strong>in</strong>tendierte relevanz. aus<br />

diesem Gr<strong>und</strong>e behaupte ich, dass solche Klauseln<br />

nur dann S<strong>in</strong>n machen, wenn sich die vertragsparteien<br />

darüber im Klaren s<strong>in</strong>d, was sie da<br />

unterschreiben, worauf sie sich e<strong>in</strong>lassen; denn<br />

nur dann unterscheiden sie sich im ernstfall von<br />

den vielen Konfliktparteien, die den Streit lieber<br />

vom Gericht entschieden sehen 13 .<br />

ich möchte an dieser Stelle e<strong>in</strong>en Formulierungsvorschlag<br />

e<strong>in</strong>fügen, um anschließend mit der<br />

erklärung des Warum <strong>und</strong> Wozu fortzufahren.<br />

„Die Vertragsparteien wissen darum, dass<br />

bei Durchführung des Vertrages Konfliktlagen<br />

entstehen können. Sie wissen weiterh<strong>in</strong>,<br />

dass es schwierig se<strong>in</strong> kann, Konflikte<br />

(rechtzeitig) anzusprechen. Beide wünschen,<br />

dass sie Gelegenheiten wahrnehmen,<br />

Konflikte frühzeitig anzusprechen <strong>und</strong><br />

e<strong>in</strong>vernehmlich zu lösen; sie wünschen<br />

dieses <strong>in</strong> Ansehung ihres Bedürfnisses nach<br />

Selbstbestimmung <strong>und</strong> möchten direkten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den Ausgang des Konfliktes nicht<br />

aus der Hand geben. Zu diesem Zweck<br />

vere<strong>in</strong>baren sie, dass jede Partei für sich<br />

Herrn/Frau 14 ... ansprechen kann, der/die<br />

mit der Vertragslage vertraut ist. E<strong>in</strong>e Vorklärung<br />

der Konfliktlage soll dazu dienen,<br />

e<strong>in</strong>er Konfliktbearbeitung (z. B. durch<br />

Mediation) den Weg zu ebnen. Die Parteien<br />

erklären sich ausdrücklich damit e<strong>in</strong>verstanden,<br />

dass die Konfliktlösung auf der<br />

Basis der Interessen (<strong>und</strong> damit losgelöst<br />

von den Vertragspositionen) erfolgen soll.<br />

Die Kosten der Beauftragung von Herrn/<br />

Frau XXX werden <strong>in</strong> der Mediation geregelt;<br />

sofern e<strong>in</strong>e solche Vere<strong>in</strong>barung nicht<br />

zustande kommt, trägt der Initiator die Kosten<br />

des 1. Vorgespräches; die weiteren<br />

Kosten tragen die Parteien je zu ½.”<br />

Was ist das Besondere an dieser Klausel? Die Parteien<br />

wissen genau, wie sie vorgehen können; der<br />

ablauf ist e<strong>in</strong>fach <strong>und</strong> transparent <strong>und</strong> nicht aufwändiger<br />

als die Beauftragung e<strong>in</strong>er anwält<strong>in</strong> mit<br />

e<strong>in</strong>er positionsorientierten Durchsetzung der ansprüche.<br />

<strong>in</strong> der regel werden die honoraransprüche<br />

der Person (z. B. der Mediator<strong>in</strong>) bekannt se<strong>in</strong>, wenn<br />

diese schon bei vertragsabschluss fest steht.<br />

<strong>in</strong> Fällen, <strong>in</strong> denen die vertragsparteien auf<br />

absehbare zeit mite<strong>in</strong>ander zu tun haben <strong>und</strong><br />

dadurch auch verstärkt Potential für alltagskonflikte<br />

gegeben ist (z. B. bei Dauerschuldverhältnissen<br />

oder aber auch bei Unternehmensnachfolgen),<br />

rege ich an, Folgendes zu vere<strong>in</strong>baren<br />

(das Beispiel bezieht sich auf die übergangsweise<br />

zusammenarbeit von verkäufer<strong>in</strong> <strong>und</strong> Käufer<strong>in</strong><br />

bei e<strong>in</strong>er Unternehmensnachfolge):<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


„Die Vertragsparteien wissen darum, dass sie<br />

immer wieder mit Konfliktlagen zu tun haben<br />

werden. Ihnen ist bewusst, dass es schwierig se<strong>in</strong><br />

kann, Konflikte (rechtzeitig) anzusprechen. Beide<br />

wünschen, dass sie Gelegenheiten wahrnehmen,<br />

Konflikte frühzeitig anzusprechen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>vernehmlich<br />

zu lösen. Sie wünschen dieses <strong>in</strong> Ansehung<br />

ihres Bedürfnisses nach Selbstbestimmung<br />

<strong>und</strong> möchten direkten E<strong>in</strong>fluss auf den Ausgang<br />

des Konfliktes nicht aus der Hand geben. Zu<br />

diesem Zweck darf jeder der PartnerInnen auf<br />

Kosten des Unternehmens jederzeit e<strong>in</strong>e Person<br />

ihres Vertrauens 15 (möglichst mit der Qualifikation<br />

e<strong>in</strong>er MediatorIn) ansprechen, um mit dieser<br />

vertraulich zu klären, ob <strong>und</strong> <strong>in</strong>wieweit Konflikte<br />

mit den PartnerInnen zur Klärung anstehen.<br />

Nach dieser Vorklärung soll e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Mediationssitzung stattf<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> der die VertragspartnerInnen<br />

den Konflikt mite<strong>in</strong>ander klären.”<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>em konkreten Fall haben Mandant<strong>in</strong>nen folgende<br />

Formulierung gewählt:<br />

„Die Vertragsparteien haben sich mit der Bedeutung<br />

von Konflikten während der Vertragslaufzeit<br />

sowie e<strong>in</strong>es schleichend wachsenden<br />

Konfliktpotentials ause<strong>in</strong>ander gesetzt. Sie<br />

wünschen e<strong>in</strong>e frühzeitige <strong>und</strong> aktive Konfliktbearbeitung,<br />

<strong>in</strong> Ansehung ihres Bedürfnisses<br />

nach Selbstbestimmung <strong>und</strong> möchten direkten<br />

E<strong>in</strong>fluss auf den Ausgang des Konfliktes<br />

nicht aus der Hand geben. Vor diesem H<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong><br />

vere<strong>in</strong>baren sie, dass jeder Vertragspartner<br />

jederzeit externe Hilfe <strong>in</strong> Anspruch<br />

nehmen kann, um für sich e<strong>in</strong>e Konfliktlage zu<br />

klären. Die ... GmbH hat mit Herrn ... <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Eigenschaft als Mediator vere<strong>in</strong>bart, dass dieser<br />

sich zum Wohle des Unternehmens <strong>und</strong><br />

im Interesse der Absprache zwischen den<br />

Vertragsparteien für die e<strong>in</strong>vernehmliche<br />

Lösung von Konflikten engagiert. Die Kosten<br />

e<strong>in</strong>er Inanspruchnahme von Herrn ... trägt die<br />

GmbH. Der Mediator soll – unabhängig ob<br />

von e<strong>in</strong>em oder gleich beiden Vertragspartnern<br />

angesprochen – zur Konfliktklärung beitragen,<br />

<strong>in</strong>dem er auf e<strong>in</strong>e (<strong>in</strong>teressenbasierte)<br />

Konfliktbearbeitung (z. B. Mediation) h<strong>in</strong>führt.”<br />

<strong>in</strong> jedem Fall s<strong>in</strong>d solche Öffnungsklauseln erklärungsbedürftig<br />

<strong>und</strong> damit beratungs<strong>in</strong>tensiv 16 . Weist die<br />

Berater<strong>in</strong> die Parteien darauf h<strong>in</strong>, sich auf e<strong>in</strong>e<br />

„Mediator<strong>in</strong>” zu e<strong>in</strong>igen, verzögert sich die vorbereitungsphase<br />

für e<strong>in</strong>en solchen vertragsentwurf oft<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

beträchtlich, was <strong>in</strong>sbesondere viele anwält<strong>in</strong>nen<br />

davon abhalten wird, diese thematik an die Parteien<br />

heran zu tragen. Für uns Mediator<strong>in</strong>nen<br />

macht es jedoch S<strong>in</strong>n, immer <strong>und</strong> überall auf diese<br />

Gestaltungsmöglichkeit aufmerksam zu machen –<br />

nicht zuletzt auch, um <strong>in</strong> derartigen verträgen als<br />

potentielle Mediator<strong>in</strong> benannt zu se<strong>in</strong>. Wünschenswert<br />

ist diese betreuungs<strong>in</strong>tensive <strong>und</strong> damit für die<br />

Berater<strong>in</strong> „unpraktische” Öffnungsklausel <strong>in</strong>sbesondere<br />

auch deshalb, weil sich der (Merk-) Wert e<strong>in</strong>er<br />

solchen absprache deutlich erhöht, wenn sich die<br />

vertragspartner<strong>in</strong>nen mit dieser haben beschäftigen<br />

müssen, <strong>in</strong>dem sie sich nach e<strong>in</strong>er geeigneten<br />

Person ihres vertrauens umgesehen haben.<br />

Fazit<br />

Mediationsklauseln widersprechen dem S<strong>in</strong>n <strong>und</strong><br />

zweck von verträgen nicht, die den Parteien Klarheit<br />

bezüglich der jeweiligen leistungspflichten schaffen<br />

soll. Die Positionen, die die Parteien festgeschrieben<br />

haben, bleiben unangetastet, wenn sie<br />

im Konfliktfall auf der Gr<strong>und</strong>lage der dann bestehenden<br />

<strong>in</strong>teressen e<strong>in</strong>e andere lösung f<strong>in</strong>den, die<br />

sich u. U. gänzlich vom ursprünglichen vertragswerk<br />

löst. <strong>in</strong>soweit wird nur der Gr<strong>und</strong>satz bestätigt, dass<br />

die vertragsparteien jederzeit „ihre” vere<strong>in</strong>barung –<br />

e<strong>in</strong>vernehmlich – ändern können 17 . vertragstechnisch<br />

ist der verweis auf die <strong>in</strong>teressenbasis <strong>in</strong>teressant,<br />

weil im Konfliktfall der vertrag eben nicht mehr<br />

den <strong>in</strong>teressen der Parteien entsprechen muss <strong>und</strong><br />

die Öffnung auf die <strong>in</strong>teressen den konsensualen<br />

lösungsweg aufzeigt. e<strong>in</strong>e „Mediationsklausel” kann<br />

dazu beitragen, den starren Blick auf die Positionen<br />

zu lösen, um nach anderen, der geänderten lage<br />

angepassten <strong>und</strong> ganz <strong>in</strong>dividuellen (w<strong>in</strong>-w<strong>in</strong>)<br />

lösungsmöglichkeiten zu suchen.<br />

Die letzten Formulierungsbeispiele machen deutlich,<br />

woran mir noch mehr liegt: es geht darum,<br />

den vertragsparteien vor augen zu führen, dass<br />

Konflikte auftreten können <strong>und</strong> es wenig wahrsche<strong>in</strong>lich<br />

ist, solche kämen bei der Durchführung<br />

„ihres” vertrages nicht vor. Bei vertragsschluss<br />

dom<strong>in</strong>iert vertrauen zwischen den Parteien sowie<br />

der – unrealistische – Optimismus, es bliebe alles<br />

so; denn sonst schlössen sie den vertrag nicht. im<br />

S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er Konfliktprophylaxe 18 sollen die vertragspartner<strong>in</strong>nen<br />

die chance wahrnehmen können,<br />

frühzeitig bei sich anbahnenden Konflikten zu handeln,<br />

um so e<strong>in</strong>e eskalation zu verh<strong>in</strong>dern. <strong>in</strong> diesem<br />

S<strong>in</strong>ne s<strong>in</strong>d me<strong>in</strong>e Formulierungsvorschläge<br />

eher als „vertrauensklauseln” zu verstehen.<br />

rechtlich zulässig <strong>und</strong> vertragstechnisch machbar<br />

ist das alles!<br />

Dr. iur Detlev Bern<strong>in</strong>g<br />

«<br />

15/ Bei diesem Muster<br />

haben sich die Parteien<br />

nicht auf e<strong>in</strong>e Person<br />

gee<strong>in</strong>igt, was den nachteil<br />

ger<strong>in</strong>gerer verb<strong>in</strong>dlichkeit<br />

(psychologisch gewertet)<br />

hat. <strong>in</strong> jedem Fall sollten die<br />

Parteien sich zuvor darum<br />

bemüht haben, e<strong>in</strong>e Person<br />

zu f<strong>in</strong>den, der beide<br />

vertrauen <strong>und</strong> die sie für<br />

geeignet halten, im Konfliktfall<br />

mediativ zu helfen.<br />

16/ zur weitergehenden<br />

Begründung verweise ich<br />

auf Fn 12!<br />

17/ Siehe Fn 6<br />

18/ Siehe dazu:<br />

a. novak <strong>und</strong> D. Bern<strong>in</strong>g,<br />

Konfliktprophylaxe bei<br />

Unternehmensnachfolgen<br />

(2mal5=1®)<br />

Demnächst ausführliche<br />

<strong>in</strong>formationen unter<br />

www.2mal5gleich1.de<br />

KONTAKT<br />

Detlev Bern<strong>in</strong>g,<br />

Dr.Bern<strong>in</strong>g@Bern<strong>in</strong>g­<br />

Hannover.de<br />

37


38<br />

»<br />

Dr. Andreas Novak,<br />

Change Management<br />

Mediation,<br />

Zertifizierter Tra<strong>in</strong>er <strong>und</strong><br />

Master Tra<strong>in</strong>er für<br />

Die sechs Hüte<br />

des Denkens®,<br />

Zusammen mit<br />

Detlev Bern<strong>in</strong>g Träger des<br />

1. Innovationspreises<br />

des BM,<br />

Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Auftragsklärung für die Mediation<br />

<strong>in</strong> Unternehmen. Zwei Praxisbeispiele<br />

In diesem Beitrag berichten wir von Erfahrungen<br />

mit Auftragsklärungsgesprächen<br />

bei Anfragen für Mediation <strong>in</strong> Unternehmen.<br />

Und auch hier gilt: Es beg<strong>in</strong>nt, bevor<br />

es beg<strong>in</strong>nt. Die ersten Schritte e<strong>in</strong>er Mediation<br />

s<strong>in</strong>d unserer Erfahrung nach ausschlaggebend<br />

für Erfolg oder Misserfolg. Anhand<br />

von zwei Praxisbeispielen zeigen wir, was<br />

zur Auftragsklärung <strong>in</strong> der Mediation<br />

wichtig ist.<br />

Fall 1<br />

Sie erhalten e<strong>in</strong>en Anruf von e<strong>in</strong>em Abteilungsleiter,<br />

der mit Ihnen e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> zu e<strong>in</strong>em Kennenlerngespräch<br />

wegen e<strong>in</strong>er Mediation vere<strong>in</strong>baren<br />

will.<br />

„Sie wurden mir von unserer Personalabteilung<br />

als kompetenter Mediator genannt. Sie haben<br />

ja auch schon öfter für unser Unternehmen<br />

gearbeitet. Es geht um e<strong>in</strong>en Konflikt zwischen<br />

e<strong>in</strong>em Gruppenleiter <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er Mitarbeiter<strong>in</strong>.<br />

Da muss dr<strong>in</strong>gend etwas passieren. Wir haben<br />

an Mediation gedacht. Sie kennen die Verfahrensweise<br />

unseres Unternehmens: Wir laden drei<br />

Mediatoren zu e<strong>in</strong>em Kennenlerngespräch e<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> wählen dann e<strong>in</strong>en aus. Jetzt möchte ich<br />

mit Ihnen e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> verabreden.”<br />

Auf die Nachfrage, wer bei dem Gespräch<br />

anwesend se<strong>in</strong> wird, sagt der Abteilungsleiter im<br />

Ton der Selbstverständlichkeit: „Sie <strong>und</strong> ich”.<br />

Bereits dieses kurze telefongespräch enthält<br />

ebenso viele wichtige <strong>in</strong>formationen wie wichtige<br />

Fragen.<br />

Wir schlagen ihnen als leser<strong>in</strong>nenn vor, kurz <strong>in</strong>ne<br />

zu halten <strong>und</strong> zu notieren, welche <strong>in</strong>formationen<br />

Sie gehört haben, welche hypothesen Sie entwickeln<br />

<strong>und</strong> welche Fragen Sie sich spontan<br />

stellen würden.<br />

Fall 2<br />

Das Telefonat war durch Herrn B. angekündigt, der<br />

mit Unterstützung des Mediators vor Jahren e<strong>in</strong>mal<br />

e<strong>in</strong>en Konflikt mit e<strong>in</strong>em se<strong>in</strong>er Vorstandskollegen<br />

lösen konnte. Herr B. hatte mittlerweile se<strong>in</strong>e Position<br />

als Vorstandsvorsitzender aufgegeben <strong>und</strong><br />

war <strong>in</strong> die Beratung von Unternehmern übergewechselt.<br />

E<strong>in</strong>er dieser Unternehmer, Herr W., Alle<strong>in</strong>besitzer,<br />

habe <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Managementteam e<strong>in</strong>en<br />

massiven Konflikt. Das Team umfasse drei Personen<br />

<strong>und</strong> berichtete direkt an ihn.<br />

Der Mediator fragt nach <strong>und</strong> erhält Informationen,<br />

von denen beide wissen, dass sie die Sichtweise<br />

e<strong>in</strong>es Dritten, die von Herrn B. darstellen: „Was ich<br />

Ihnen hier erzähle, ist das, wie ich die D<strong>in</strong>ge sehe.<br />

Herr W. <strong>und</strong> auch die drei Teammitglieder sehen<br />

das vielleicht ganz anders.” Neben H<strong>in</strong>tergründen<br />

aus der Sicht von Herrn B. erfährt der Mediator<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch, dass Herr B. als Berater von Herrn<br />

W. die Bearbeitung dieses Konflikts auf ke<strong>in</strong>en Fall<br />

selbst übernehmen will, sondern an den Mediator<br />

delegieren möchte. Wenn der Mediator bereit sei,<br />

würde er Herrn W. die Telefonnummer weitergeben.<br />

Ob der allerd<strong>in</strong>gs anrufen würde, das könne<br />

er nicht sagen. Man habe es <strong>in</strong> dem Unternehmen<br />

nicht so mit den sanften Methoden, andererseits:<br />

„So kann es auch nicht weitergehen.”<br />

Als Herr W. anruft, ist <strong>in</strong> diesem Fall bereits e<strong>in</strong>e<br />

Menge passiert: Der externe Berater des Unternehmers<br />

ist der festen Überzeugung, dass etwas<br />

geschehen muss. Er selbst will das nicht <strong>in</strong> die<br />

Hand nehmen, sondern sucht e<strong>in</strong>en Mediator.<br />

Er wählt jemanden, den er aus persönlicher<br />

Erfahrung mit e<strong>in</strong>er Konfliktlösung kennen gelernt<br />

hat <strong>und</strong> empfiehlt dem Firmen<strong>in</strong>haber, Kontakt<br />

aufzunehmen.<br />

<strong>in</strong> beiden Fällen ist der Prozess der auftragsklärung<br />

bereits <strong>in</strong> vollem Gange, noch bevor auftragnehmer<br />

<strong>und</strong> auftraggeber sich persönlich<br />

begegnet s<strong>in</strong>d. Bereits <strong>in</strong> diesem frühen Stadium<br />

hat der Mediator viele <strong>in</strong>formationen erhalten,<br />

die er bewusst registrieren sollte. e<strong>in</strong> abteilungsleiter<br />

sucht für se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>en<br />

Mediator oder e<strong>in</strong>e Mediator<strong>in</strong>. e<strong>in</strong> Berater sucht<br />

für se<strong>in</strong>en auftraggeber e<strong>in</strong>en Mediator <strong>und</strong> so<br />

sche<strong>in</strong>t es, auch noch ohne dessen ausdrücklichen<br />

Wunsch. Die Konfliktparteien selbst werden<br />

an dem ersten Gespräch nicht teilnehmen. Die<br />

nachfrage danach wird von dem abteilungsleiter<br />

bestimmt, fast schon gereizt, beantwortet. er<br />

hat Dr<strong>in</strong>glichkeit signalisiert („da muss etwas passieren”)<br />

<strong>und</strong> könnte funktional <strong>und</strong> emotional von<br />

dem Konflikt betroffen se<strong>in</strong>. ebenfalls sche<strong>in</strong>t dem<br />

auftraggeber wichtig zu se<strong>in</strong>, dass der Mediator<br />

erprobt ist <strong>und</strong> das Unternehmen kennt, bzw. von<br />

jemandem empfohlen wird. Die Kompetenz des<br />

Mediators wird nicht <strong>in</strong> Frage gestellt, da sie auf<br />

empfehlungen beruht (Personalabteilung bzw.<br />

Berater).<br />

Folgende Fragen stellen sich <strong>in</strong> beiden Fällen:<br />

1. Welche rolle hat der abteilungsleiter bzw. im<br />

zweiten Fall der Berater <strong>und</strong> auch der Firmen<strong>in</strong>haber<br />

herr von W im Konflikt?<br />

2. Was s<strong>in</strong>d die genannten Gründe für e<strong>in</strong>e<br />

Mediation?<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


3. Was wird gesagt (open agenda) –<br />

was wird nicht gesagt (hidden agenda)?<br />

4. Welche <strong>in</strong>teressen verfolgen diese Personen<br />

mit e<strong>in</strong>er Konfliktlösung?<br />

5. Welche ziele soll die Mediation für diese Personen<br />

erreichen? von den zielen oder Wünschen<br />

der Konfliktbeteiligten ist bisher <strong>in</strong>teressanterweise<br />

noch gar ke<strong>in</strong>e rede gewesen.<br />

Welche lösungsversuche wurden bisher<br />

umgesetzt?<br />

6. Warum ist es den <strong>in</strong>itiatoren so wichtig, den<br />

Mediator auszuwählen?<br />

7. Wie gehe ich mit der hierarchie um (abteilungsleiter,<br />

Berater <strong>und</strong> Firmen<strong>in</strong>haber)?<br />

8. Warum suchen die <strong>in</strong>itiatoren <strong>und</strong> nicht die<br />

Konfliktparteien den Mediator aus?<br />

9. Was wissen die Konfliktparteien über die<br />

Suche e<strong>in</strong>es Mediators?<br />

10. Was passiert, wenn die Mediation scheitert?<br />

Was ist die Beste alternative?<br />

11. S<strong>in</strong>d die <strong>in</strong>itiatoren bereit, wenn es für die<br />

Mediation wichtig wird, persönlich an ihr teilzunehmen?<br />

<strong>in</strong> diesem Stadium ersche<strong>in</strong>t uns besonders wichtig,<br />

dass der/die Mediator<strong>in</strong> se<strong>in</strong>e/ihre eigenen<br />

reaktionen <strong>und</strong> Gefühle wahr- <strong>und</strong> ernst nimmt,<br />

da zu Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er Mediation Signale <strong>und</strong> <strong>in</strong>formationen<br />

aufgenommen werden, die später als<br />

selbstverständlich vorausgesetzt <strong>und</strong> nicht mehr<br />

h<strong>in</strong>terfragt werden. Fragen, die die emotionale<br />

Seite der auftragsklärung für die Mediator<strong>in</strong>nen<br />

betreffen, s<strong>in</strong>d beispielsweise:<br />

1.<br />

2.<br />

3.<br />

4.<br />

Was sagt me<strong>in</strong> <strong>in</strong>neres ich?<br />

Welche Bilder <strong>und</strong> reaktionen habe ich<br />

spontan?<br />

zieht es mich zu dem auftrag oder verspüre<br />

ich Widerstände?<br />

Wie werde ich behandelt – wertschätzend<br />

oder habe ich „anzutanzen” <strong>und</strong> mir das<br />

Brief<strong>in</strong>g abzuholen?<br />

Die Gefahr besteht, dass die antworten auf diese<br />

Fragen unbequem s<strong>in</strong>d, man ihnen deswegen<br />

lieber aus dem Wege geht, um den auftrag zu<br />

erhalten.<br />

E<strong>in</strong>e Anfrage ist noch ke<strong>in</strong> Auftrag<br />

e<strong>in</strong> Unternehmen ruft an <strong>und</strong> fragt uns als Mediator<strong>in</strong>nen<br />

an – die anfrage wird schnell zu e<strong>in</strong>em auftrag,<br />

wenigstens im <strong>in</strong>neren Wunschdenken. Durch<br />

diese implizite <strong>in</strong>nere auftragsannahme s<strong>in</strong>d Mediator<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Gefahr, die Stolperste<strong>in</strong>e im Prozess der<br />

auftragsklärung nicht deutlich genug wahrzunehmen.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

zu diesem zeitpunkt der Kontaktaufnahme ist<br />

jedoch noch nahezu alles offen: Weder ist durch<br />

e<strong>in</strong>e Konfliktdiagnose bestätigt, dass Mediation<br />

die passende Konfliktbearbeitungsform ist, noch<br />

s<strong>in</strong>d die Bed<strong>in</strong>gungen für e<strong>in</strong>e Mediation geklärt<br />

wie zum Beispiel die Bereitschaft der Konfliktparteien<br />

für e<strong>in</strong>e Mediation. Die anfrage als auftrag<br />

zu registrieren, erhöht das risiko, verführbar zu<br />

werden. Und es kann selbst die auswahlchance<br />

m<strong>in</strong>dern, weil die auftraggebenden merken,<br />

dass die Mediator<strong>in</strong>nen stärker auf den auftrag<br />

als auf die Konfliktbearbeitung konzentriert s<strong>in</strong>d.<br />

Die erste Begegnung<br />

mit dem potentiellen Auftraggeber<br />

Fall 1<br />

Der Mediator nimmt den Term<strong>in</strong> im Unternehmen<br />

wahr. Die Konfliktparteien s<strong>in</strong>d nicht anwesend.<br />

Der Abteilungsleiter erzählt ausführlich von<br />

dem Konflikt. Der Mediator hört zu <strong>und</strong> lässt die<br />

Schilderung auf sich wirken.<br />

<strong>in</strong> dieser Situation der auftragsklärung geben<br />

Mediator<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e erste Kostprobe ihrer arbeitsweise.<br />

Durch aktives zuhören fasst er/sie die<br />

wesentlichsten Punkte der Darstellung <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er/<br />

ihrer eigenen Sprache zusammen. er/sie fragt<br />

konkret nach, um sich e<strong>in</strong> Bild vom Konflikt<br />

machen zu können: Dauer des Konfliktes, die<br />

Beteiligten <strong>und</strong> die bisherigen lösungsversuche,<br />

denn selten ist Mediation der erste lösungsversuch:<br />

entweder hat die Führungskraft persönlich<br />

bereits e<strong>in</strong> vermittlungsgespräch geführt, der<br />

Betriebsrat ist aktiv geworden, die höhere hierarchieebene<br />

hat sich e<strong>in</strong>geschaltet, etc.<br />

Die Kunst der auftragsklärung besteht dar<strong>in</strong>, soviel<br />

wie nötig <strong>und</strong> so wenig wie möglich zu erfragen.<br />

Die Mediator<strong>in</strong>nen benötigen Diagnosematerial<br />

<strong>und</strong> müssen dazu der Führungskraft die Möglichkeit<br />

der Konfliktdarstellung geben. effizientes vorgehen<br />

ist <strong>in</strong> diesem erstgespräch angebracht –<br />

<strong>in</strong> maximal e<strong>in</strong>er St<strong>und</strong>e muss alles erledigt se<strong>in</strong>.<br />

e<strong>in</strong> dreistündiges Brief<strong>in</strong>g wird es <strong>in</strong> der regel<br />

nicht geben <strong>und</strong> ist auch nicht s<strong>in</strong>nvoll, außer<br />

<strong>in</strong> komplexen Fällen mit mehreren anwesenden<br />

hierarchieebenen.<br />

Nach ausführlicher Konfliktdarstellung bittet der<br />

Abteilungsleiter den Mediator, sich <strong>und</strong> se<strong>in</strong>e<br />

Vorgehensweise vorzustellen.<br />

Konkret, präzise <strong>und</strong> kurz werden Person <strong>und</strong><br />

arbeitsweise vorgestellt. Unterstützende schriftliche<br />

Unterlagen zur beruflichen vita <strong>und</strong> zur<br />

«<br />

39


40<br />

»<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

Methode s<strong>in</strong>d zeitsparend – die K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen<br />

können wichtige Punkte nachlesen. Der/die<br />

Mediator<strong>in</strong> muss <strong>in</strong> diesem Gespräch Kompetenz<br />

<strong>und</strong> methodische Sicherheit ausstrahlen.<br />

er/sie muss als jemand „rüberkommen”, der/die<br />

weiß, wovon er/sie redet <strong>und</strong> der/die versteht,<br />

was ihm/ihr erzählt wird. <strong>in</strong>haltliche vorträge über<br />

die Methode der Mediation s<strong>in</strong>d hier eher kontraproduktiv.<br />

Der abteilungsleiter (im Beispiel) muss<br />

den e<strong>in</strong>druck <strong>und</strong> die Sicherheit gew<strong>in</strong>nen, dass<br />

er die Konfliktbearbeitung an den Mediator delegieren<br />

kann, denn damit gibt er auch e<strong>in</strong> Stück<br />

se<strong>in</strong>er Macht ab.<br />

Fall 2<br />

In diesem Fall ist das Gespräch mit dem Firmen<strong>in</strong>haber<br />

Herrn W. recht kurz. In dem ersten Telefonat<br />

hatte der Mediator herausgestellt, dass<br />

das Mandat für die Mediation ausschließlich von<br />

den MediandInnen erteilt werden kann. Daher<br />

hatte man e<strong>in</strong>en Term<strong>in</strong> für dieses Treffen ausgesucht,<br />

bei dem zuerst das Gespräch mit Herr W.<br />

geführt <strong>und</strong> im Anschluss daran e<strong>in</strong> Treffen mit<br />

den MediandInnen stattf<strong>in</strong>den sollte.<br />

Herr von W gibt dem Mediator zu verstehen,<br />

dass es ihm eigentlich egal sei, welches Verfahren<br />

angewendet werden würde, die Hauptsache<br />

„Sie kriegen diesen Konflikt da weg. Die blockieren<br />

mir noch die ganze company.” Entsprechend<br />

kurz geriet die E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Methode<br />

der Mediation. Allerd<strong>in</strong>gs ergeben sich e<strong>in</strong>ige<br />

Differenzen im Gespräch, als die Frage der<br />

Vertraulichkeit auf den Tisch kommt: Herr W.<br />

führt aus, dass die Firma <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er weiteren Phase<br />

der Expansion sei <strong>und</strong> er sehen müsse, wer von<br />

se<strong>in</strong>em Top­Team – diejenigen, die <strong>in</strong> diesen<br />

Konflikt verstrickt s<strong>in</strong>d – für höhere Aufgaben<br />

qualifiziert sei. Mittelfristig müsse er die Leitung<br />

umbauen <strong>und</strong> der Mediator könne doch aus<br />

se<strong>in</strong>er Erfahrung mit den MitarbeiterInnen entsprechende<br />

H<strong>in</strong>weise geben. Der Mediator<br />

macht deutlich, dass er bei e<strong>in</strong>er Mediation<br />

die Vertraulichkeit h<strong>und</strong>ertprozentig sicherstellen<br />

müsse: Vertraulichkeit ist e<strong>in</strong>e wesentliche<br />

Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass die MitarbeiterInnen über<br />

ihre Anliegen, Interessen <strong>und</strong> Bedürfnisse sprechen<br />

können. Nur auf dieser Gr<strong>und</strong>lage ist e<strong>in</strong>e<br />

erfolgreiche Mediation möglich. Daher ist die<br />

Vertraulichkeit unabd<strong>in</strong>gbare Voraussetzung<br />

<strong>und</strong> er würde diese den MitarbeiterInnen zusichern.<br />

Der Mediator hat den E<strong>in</strong>druck, e<strong>in</strong>e<br />

deutliche Irritation des Firmen<strong>in</strong>habers zu spüren.<br />

Er bekommt e<strong>in</strong> eher gebrummtes „Okay” für<br />

diese Entscheidung. In dem vorliegenden<br />

Fall begnügt sich der Mediator damit.<br />

Es kann darüber h<strong>in</strong>aus hilfreich se<strong>in</strong>, die Irritation<br />

oder das Dilemma des Auftraggebers zu<br />

benennen: „Für Sie ist es wichtig, den Konflikt<br />

zu lösen <strong>und</strong> H<strong>in</strong>weise für die zukünftige Besetzung<br />

zu erhalten. Was die Lösung des Konfliktes<br />

angeht, das kann die Mediation leisten.<br />

Das zweite würde ich eher im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Assessments sehen.”<br />

nach diesen persönlichen Gesprächen muss<br />

e<strong>in</strong>e entscheidung des auftraggebers erfolgen.<br />

Während im zweiten Fall die entscheidung durch<br />

den <strong>in</strong>haber für die Mediation <strong>und</strong> den Mediator<br />

sofort fiel, war im ersten Fall das Gespräch<br />

mit dem abteilungsleiter zugleich e<strong>in</strong> auswahlgespräch.<br />

Der abteilungsleiter hat noch zwei<br />

weitere term<strong>in</strong>e mit anderen Mediator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong><br />

entscheidet sich erst dann, wem er den auftrag<br />

erteilt. Der Kontakt mit den Mediand<strong>in</strong>nen ist erst<br />

danach möglich.<br />

Schließlich erfolgt die Auftragserteilung seitens<br />

des Abteilungsleiters. Erst jetzt hat der Mediator<br />

grünes Licht, die Sichtweise der MediandInnen<br />

kennen zu lernen, ihre Bereitschaft zu prüfen,<br />

ihr Vertrauen zu gew<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> das Mandat von<br />

ihnen zu erhalten.<br />

Die erste Begegnung mit den MediandInnen<br />

Im Anschluss an die ersten Gespräche kommt<br />

es zu e<strong>in</strong>em Treffen des Mediators mit den Konfliktbeteiligten.<br />

In beiden Fällen steht im Vordergr<strong>und</strong>,<br />

sich gegenseitig kennen zu lernen. Die<br />

Initiatoren für die Mediation, der Abteilungsleiter<br />

bzw. der Unternehmer s<strong>in</strong>d an diesen Gesprächen<br />

nicht beteiligt.<br />

Fall 1<br />

Der Mediator trifft die Konfliktparteien zu E<strong>in</strong>zelgesprächen<br />

mit dem Ziel, ihre Sicht des Konfliktes<br />

kennen zu lernen. Durch die Art der Darstellung<br />

des Abteilungsleiters ist der Mediator höchst<br />

aufmerksam <strong>und</strong> prüft kritisch, ob die Mediation<br />

„verschrieben” ist oder die Konfliktparteien<br />

selbst bereit s<strong>in</strong>d, sich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Gespräch um e<strong>in</strong>e Lösung des Konflikts zu bemühen.<br />

Die E<strong>in</strong>zelgespräche dienen auch dazu,<br />

dass die Medianden den Mediator kennen lernen<br />

<strong>und</strong> ihrerseits e<strong>in</strong>e Entscheidung für oder<br />

gegen e<strong>in</strong>e Zusammenarbeit treffen. Ebenso<br />

muss der Mediator klären, ob der Konflikt für<br />

e<strong>in</strong>e Mediation geeignet ist <strong>und</strong> er mit den<br />

Konfliktparteien arbeiten will <strong>und</strong> kann.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Die E<strong>in</strong>zelgespräche ergeben e<strong>in</strong>e Bereitschaft<br />

der Konfliktparteien, den Konflikt <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Mediation<br />

zu bearbeiten. Später erfährt der Mediator,<br />

dass e<strong>in</strong>e Konfliktpartei sich kategorisch gegen<br />

den Mediator entschieden hatte, weil ihr Abteilungsleiter<br />

die Auswahl getroffen habe. Nur die<br />

Empfehlung ihres Coachs, die den Mediator<br />

kenne <strong>und</strong> ihn sehr empfehlen könne, trug zur<br />

positiven Entscheidung bei. Dies verdeutlicht, wie<br />

wichtig es ist, darauf zu achten, dass die Hierarchie<br />

<strong>und</strong> die Konfliktparteien <strong>in</strong> die Auswahl<br />

des Mediators e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

Fall 2<br />

hier verschafft sich der Mediator e<strong>in</strong>en Überblick<br />

über die Konfliktgeschichte aus der Sicht<br />

der Betroffenen, die er zu e<strong>in</strong>em geme<strong>in</strong>samen<br />

Gespräch trifft. er klärt, welche chancen die<br />

Beteiligten sehen, den Konflikt mit der Methode<br />

der Mediation zu lösen. Dazu gibt der Mediator<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über das verfahren, das den<br />

Beteiligten teilweise neu ist. Besonderes <strong>in</strong>teresse<br />

f<strong>in</strong>det das Postulat der vertraulichkeit <strong>und</strong> wird<br />

von den Mediand<strong>in</strong>nen als außerordentlich wichtig<br />

e<strong>in</strong>gestuft. nach dem Gespräch, <strong>in</strong> dem der<br />

Mediator dieses thema mit herrn W. ausführlich<br />

erörtert hat, kann er nicht nur die vertraulichkeit<br />

zusichern, sondern auch entsprechende nachfragen<br />

danach, ob der chef das denn auch<br />

so sehe, positiv beantworten.<br />

Da gegenüber herrn W. <strong>und</strong> auch den Mediand<strong>in</strong>nen<br />

klargestellt wird, dass das Mandat für die<br />

Mediation nur von den Konfliktbeteiligten ausgesprochen<br />

werden kann, bitten diese um Bedenkzeit.<br />

Schließlich <strong>in</strong>formiert e<strong>in</strong>er von ihnen den<br />

Mediator, dass man sich auf ihn als Person <strong>und</strong><br />

diese spezifische Form der Konfliktbearbeitung<br />

gee<strong>in</strong>igt hätte.<br />

Die Mediationen werden durchgeführt.<br />

Gr<strong>und</strong>legende Punkte <strong>in</strong> der Auftragsklärung<br />

<strong>und</strong> bei Mediationen <strong>in</strong> Unternehmen<br />

Wir zeigen im Folgenden an drei weiteren Punkten<br />

Besonderheiten von Mediation <strong>in</strong> Unternehmen<br />

<strong>in</strong> der Phase der auftragsklärung.<br />

›<br />

Ziele bestimmen oder Ergebnisse offen lassen<br />

ziele müssen spezifisch formuliert se<strong>in</strong>. „Der Konflikt<br />

ist gelöst” ist e<strong>in</strong> allgeme<strong>in</strong>es <strong>und</strong> berechtigtes<br />

ziel. hier müssen Mediator<strong>in</strong>nen nachfragen:<br />

„Woran würden Sie merken, dass der Konflikt<br />

gelöst ist”. Dann kann die Führungskraft antwor-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

ten: „Wenn der Gruppenleiter se<strong>in</strong>e Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

führen kann <strong>und</strong> die reibungsverluste nicht mehr<br />

da s<strong>in</strong>d <strong>und</strong> ich nicht ständig die Mitarbeiter<strong>in</strong><br />

bei mir im Büro habe”. Die ziele zu erarbeiten ist<br />

auch deshalb so wichtig, weil sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em späteren<br />

auswertungsgespräch die Gr<strong>und</strong>lage für die<br />

Bewertung der Mediation s<strong>in</strong>d. Welche ziele wurden<br />

erreicht <strong>und</strong> welche nicht?<br />

hierbei stellt sich die Frage, ob die zielformulierung<br />

mit der Führungskraft nicht im Gegensatz<br />

zum Gr<strong>und</strong>satz steht, ergebnisoffen zu mediieren.<br />

Die Führungskraft macht deutlich, was sie mit<br />

der Mediation erreichen will. Der Mediator muss<br />

das aufnehmen <strong>und</strong> auch den Konfliktparteien<br />

kommunizieren. „Herr W. hat mir gegenüber das<br />

Ziel für die Mediation formuliert, dass Sie Ihre<br />

Mitarbeiter<strong>in</strong> wieder reibungsfrei führen können”.<br />

erreicht die Mediation dies nicht, wurde das ziel<br />

der Führungskraft nicht erreicht. Das bedeutet<br />

aber nicht, dass die Mediation gescheitert ist. Die<br />

Gefahr besteht dar<strong>in</strong>, das ziel der Führungskraft<br />

zu verfolgen, um se<strong>in</strong>e akzeptanz zu erhalten.<br />

hier möchten wir auf die Supervision h<strong>in</strong>weisen,<br />

die <strong>in</strong> jeder Phase der Mediation hilfreich ist, um<br />

genau solche <strong>in</strong>direkten arbeitsaufträge zu erhellen.<br />

Dann können Wege gesucht werden, mit<br />

diesen „hidden agendas” adäquat umzugehen.<br />

›<br />

Verordnet oder Freiwillig<br />

So wie <strong>in</strong> beiden Fällen, e<strong>in</strong>mal vom abteilungsleiter,<br />

e<strong>in</strong> anderes Mal vom Unternehmer, vorgegangen<br />

wurde, stellt sich für Mediator<strong>in</strong>nen<br />

die Frage, ob die Konfliktparteien freiwillig an der<br />

Mediation teilnehmen; Freiwilligkeit ist e<strong>in</strong> Gr<strong>und</strong>satz<br />

der Mediation. Sicher ist sie <strong>in</strong> hierarchischen<br />

Bezügen differenziert zu betrachten. Dennoch<br />

müssen die Konfliktparteien bereit se<strong>in</strong>, an e<strong>in</strong>er<br />

Mediation teilzunehmen. Wir gehen davon aus,<br />

dass die Bereitschaft der Konfliktparteien e<strong>in</strong>e<br />

voraussetzung ist, um e<strong>in</strong>e Mediation durchführen<br />

zu können. Der/die Mediator<strong>in</strong> wird folglich<br />

die Führungskraft fragen, was die Konfliktparteien<br />

über se<strong>in</strong>e Suche nach Mediator<strong>in</strong>nen wissen<br />

<strong>und</strong> wie sie se<strong>in</strong>er Me<strong>in</strong>ung nach zu dieser Form<br />

der Konfliktbearbeitung stehen.<br />

Im Fall e<strong>in</strong>s erfährt der Mediator, dass es e<strong>in</strong> Treffen<br />

mit dem Betriebsrat <strong>und</strong> dem Hauptabteilungsleiter<br />

gegeben hat, die, bevor drastischere<br />

Maßnahmen (arbeitsrechtliche Konsequenzen)<br />

<strong>in</strong> die Wege geleitet werden, e<strong>in</strong>e Mediation<br />

empfohlen haben. Und damit waren auch die<br />

Konfliktparteien e<strong>in</strong>verstanden. Im Fall zwei<br />

«<br />

41


42<br />

»<br />

1/ Die Beste alternative<br />

ist entlehnt aus dem<br />

vokabular des harvard<br />

Konzepts zu verhandlungen,<br />

vgl. Knapp, novak<br />

KONTAKT<br />

Andreas Novak,<br />

an@andreas­novak.de<br />

Peter Knapp,<br />

p.knapp@kom­berl<strong>in</strong>.de<br />

qUalitÄtSSicherUnG UnD WeiterentWicKlUnG<br />

wurde den MediandInnen der Term<strong>in</strong> mit dem<br />

Mediator genannt, der aber gleichzeitig auch<br />

darauf h<strong>in</strong>wies, dass sie, die MediandInnen,<br />

das Mandat erteilen müssten.<br />

›<br />

Frage nach den Alternativen<br />

Bevor die Gespräche zu ende gehen – <strong>und</strong> wir<br />

er<strong>in</strong>nern, dass zu jenem zeitpunkt die entscheidung<br />

noch nicht gefallen ist, ob der Mediator<br />

den auftrag erhalten wird, fragen wir nach der<br />

Besten alternative 1 zur Mediation. es be<strong>in</strong>haltet<br />

die bestehenden Möglichkeiten im Falle e<strong>in</strong>es<br />

Scheiterns. im Falle e<strong>in</strong>er Mediation stellt sich<br />

die Frage: Was ist die Beste alternative, wenn<br />

die Mediation scheitert?<br />

Die Führungskraft <strong>in</strong> Fall 1 konnte die Frage<br />

nicht beantworten. In e<strong>in</strong>em späteren Telefongespräch<br />

wird er sagen, dass er darüber nachgedacht<br />

habe <strong>und</strong> klar sei, dass die Alternative<br />

für alle Beteiligten sehr schlecht sei.<br />

Damit wird noch e<strong>in</strong>mal mehr klar, dass die Führungskraft<br />

unter Druck steht <strong>und</strong> diesen Druck<br />

direkt oder <strong>in</strong>direkt an den Mediator versucht, weiter<br />

zu geben. Der Druck äußert sich dar<strong>in</strong>, dass die<br />

Führungskraft immer wieder betont, dass es klar<br />

se<strong>in</strong> müsse, dass nach der Mediation beide Konfliktparteien<br />

wieder gut zusammen arbeiten.<br />

Im Fall 2 wurden die Konsequenzen ähnlich drastisch<br />

geschildert: „Dann wird m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er<br />

der Beteiligten die Firma verlassen.”<br />

Mediation <strong>in</strong> hierarchischen zusammenhängen<br />

wie es Unternehmen s<strong>in</strong>d, mit Berichtspflichten<br />

<strong>und</strong> anweisungsbefugnissen aber auch Fürsorgepflichten<br />

für die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen werden sehr<br />

häufig über andere Personen als die tatsächlichen<br />

Konfliktbeteiligten <strong>in</strong>itiiert. Diese anderen<br />

Personen stellen anforderungen an Mediation<br />

<strong>und</strong> Mediator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> haben <strong>in</strong>teressen, die<br />

erst e<strong>in</strong>mal pr<strong>in</strong>zipiell legitim s<strong>in</strong>d. Welche davon<br />

berücksichtigt <strong>und</strong> erfüllt werden können <strong>und</strong><br />

welche nicht, müssen Mediator<strong>in</strong>nen deutlich<br />

machen <strong>und</strong> erklären.<br />

Im Zusammenhang mit dem Wunsch nach Verletzung<br />

der Vertraulichkeit spielte im zweiten Fall<br />

auch der Berater als Erst<strong>in</strong>itiator e<strong>in</strong>e nicht unwesentliche<br />

Rolle: Da er selber e<strong>in</strong>e Mediation <strong>in</strong><br />

eigener Sache erlebt hatte, konnte er se<strong>in</strong>erseits<br />

auch auf die Wichtigkeit der Vertraulichkeit h<strong>in</strong>weisen<br />

– schließlich hatte er selbst, <strong>und</strong> die<br />

Mediation, davon profitiert.<br />

Peter Knapp <strong>und</strong> Andreas Novak<br />

Literatur<br />

Knapp, Peter, Novak, Andreas, Effizientes Verhandeln:<br />

Konstruktive Verhandlungstechniken <strong>in</strong> der täglichen<br />

Praxis, Frankfurt/M 2006, 2. Auflage<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Gerichtliche Mediation <strong>in</strong> Deutschland –<br />

<strong>und</strong> nun?<br />

Mediation ist <strong>in</strong>zwischen auch auf dem Vormarsch<br />

<strong>in</strong> der Justiz <strong>und</strong> bei Gerichten. Seit<br />

dem Jahr 2000 gibt es Modellversuche an<br />

zahlreichen Gerichten <strong>in</strong> den B<strong>und</strong>esländern<br />

(siehe Tabelle). Die e<strong>in</strong>zelnen Modellversuche<br />

unterscheiden sich teilweise erheblich. Manche<br />

Projekte s<strong>in</strong>d mit erheblichen f<strong>in</strong>anziellen<br />

Mitteln ausgestattet <strong>und</strong> werden wissenschaftlich<br />

begleitet. Andere Projekte werden<br />

von e<strong>in</strong>zelnen RichterInnen ohne jegliche<br />

Unterstützung durchgeführt. Richterliche<br />

MediatorInnen s<strong>in</strong>d zum Teil unter Entlastung<br />

von ihrer sonstigen richterlichen Tätigkeit<br />

freigestellt. Andere RichterInnen wiederum<br />

arbeiten ehrenamtlich <strong>und</strong> leisten Mediationstätigkeit<br />

neben ihrer eigentlichen Arbeit<br />

mit großem Engagement. Auch bei der<br />

Zusatzausbildung zu richterlichen Mediator­<br />

Innen reicht die Bandbreite von Wochenendsem<strong>in</strong>aren<br />

bis zu e<strong>in</strong>er 200 St<strong>und</strong>en­Ausbildung<br />

nach BM­Richtl<strong>in</strong>ien. Für e<strong>in</strong>ige RichterInnen<br />

ist Mediationstätigkeit Teil der Rechtsprechung.<br />

Andere ordnen Mediation als Verwaltungstätigkeit<br />

e<strong>in</strong>.<br />

2. Richterliche Mediation <strong>in</strong> den e<strong>in</strong>zelnen B<strong>und</strong>esländern<br />

1. Baden­Württemberg<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

MeDiatiOn UnD recht<br />

1. Begriff der richterlichen Mediation<br />

richterliche Mediation wird als e<strong>in</strong> verfahren<br />

zur Streitbeilegung def<strong>in</strong>iert, <strong>in</strong>dem die Parteien<br />

mit Unterstützung unparteiischer Dritter, der Mediator<strong>in</strong>nen,<br />

eigenverantwortlich nach regelungen<br />

zur lösung e<strong>in</strong>es zwischen ihnen bestehenden<br />

Konfliktes untersuchen, die ihren beiderseitigen<br />

Bedürfnissen <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressen dienen. „Der Mediator<br />

bedient sich hierbei e<strong>in</strong>es strukturierten verfahrens,<br />

um die Kommunikation zwischen den<br />

Parteien zu fördern. er hilft ihnen, ihrer auch h<strong>in</strong>ter<br />

dem rechtsstreit liegenden <strong>in</strong>teressen heraus<br />

zu arbeiten <strong>und</strong> – manchmal im verborgenen<br />

liegende – lösungen zu f<strong>in</strong>den. Dem Mediator<br />

steht im rahmen der Mediation ke<strong>in</strong>e entscheidungskompetenz<br />

<strong>in</strong> der Sache zu. er vermittelt<br />

durch se<strong>in</strong> verfahren im Konflikt, schafft e<strong>in</strong>e<br />

konstruktive Gesprächsatmosphäre <strong>und</strong> sorgt<br />

für e<strong>in</strong>en fairen Umgang der Parteien mite<strong>in</strong>ander,<br />

so dass diese befähigt werden, selbst<br />

e<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>nvolle lösung ihres Falles zu erarbeiten.<br />

hierzu steht h<strong>in</strong>reichende zeit zur verfügung…” 1<br />

Die Pr<strong>in</strong>zipien der Mediation s<strong>in</strong>d Offenheit <strong>und</strong><br />

Offenlegung, vertraulichkeit <strong>und</strong> Freiwilligkeit.<br />

Projektgerichte/Projektdauer amtsgericht <strong>und</strong> landgericht (lG) Stuttgart/2000-2001,<br />

verwaltungsgericht (vG) Freiburg/seit april 2002<br />

Anzahl der MediatorInnen je 5 richter<strong>in</strong>nen an amts- <strong>und</strong> landgericht, zwei richter<strong>in</strong>nen<br />

am verwaltungsgericht<br />

Freistellung bei Mediationstätigkeit weniger<br />

klassische richterliche Tätigkeit<br />

10 % am vG Freiburg<br />

Anzahl der Mediationen 7-8 Fälle im Jahr am vG Freiburg<br />

Begleitforschung Universität tüb<strong>in</strong>gen<br />

Durchschnittliche Dauer der Mediation 2 Sitzungen à drei St<strong>und</strong>en<br />

FallmanagerInnen am vG alle richter <strong>und</strong> richter<strong>in</strong>nen<br />

Eigene Bewertung der Gerichte Mediation führe nicht zu e<strong>in</strong>er Beschleunigung oder entlastung<br />

der Gerichte. Justizm<strong>in</strong>isterium befürchtet Gefährdung des privaten<br />

Marktes durch kostenlose außergerichtliche Mediation<br />

2. Bayern<br />

Projektgerichte/Projektdauer landgericht München i, landgericht nürnberg-Fürth, seit 2003<br />

Anzahl der MediatorInnen 5 <strong>in</strong> München, 4 <strong>in</strong> nürnberg-Fürth<br />

«<br />

Jutta Hohmann,<br />

Rechtsanwält<strong>in</strong>, Notar<strong>in</strong><br />

<strong>und</strong> Mediator<strong>in</strong><br />

1/ Bericht der arbeitsgruppe<br />

Mediation bei den Berl<strong>in</strong>er<br />

Gerichten, Stand 20.Juli<br />

2005, Seite 8<br />

Florian Gommel,<br />

Rechtsanwalt <strong>und</strong><br />

Mediator<br />

43


44<br />

»<br />

MeDiatiOn UnD recht<br />

Freistellung ke<strong>in</strong>e<br />

Anzahl der Mediationen ca. fünf Fälle im Monat <strong>in</strong> München<br />

FallmanagerInnen alle richter <strong>und</strong> richter<strong>in</strong>nen an beiden Gerichten<br />

besonders geeignete Fälle Baurecht, erbrecht, Gesellschaftsrecht,<br />

Streitigkeiten nichtehelicher,<br />

3. Brandenburg ke<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

4. Berl<strong>in</strong><br />

Projektgerichte/Projektdauer vG Berl<strong>in</strong> seit Sommer 2000, amtsgerichte,<br />

landgericht <strong>und</strong> Kammergericht seit april 2006,<br />

Anzahl der MediatorInnen 1 am vG, ca. 40 an den anderen Gerichten<br />

Freistellung 100 % am vG, sonst ke<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung verschiedene tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsprogramme, bis zur absolvierung<br />

von Mediationsstudiengängen<br />

Anzahl der Mediationen jährlich 120 am vG/550 <strong>in</strong> den ersten 3 Monaten<br />

Begleitforschung geplant<br />

Durchschnittliche Dauer der Mediation 3 St<strong>und</strong>en<br />

FallmanagerInnen alle richter<strong>in</strong>nen, unterschiedlich hohe Fallzahlen<br />

Eigene Bewertung der Gerichte auch im Falle des Scheiterns überwiege die positive<br />

e<strong>in</strong>schätzung durch die Parteien<br />

5. Bremen ke<strong>in</strong>e Erfahrung<br />

6. Hamburg<br />

FallmanagerInnen im Jahr 2004 freiwillige Fortbildung im Bereich Mediation<br />

von richter<strong>in</strong>nen,<br />

Eigene Bewertung der Gerichte e<strong>in</strong>e entlastung der Justiz durch den e<strong>in</strong>satz von richter-<br />

7. Hessen<br />

mediator<strong>in</strong>nen wird bezweifelt<br />

Projektgerichte/Projektdauer lG Frankfurt/seit September 2004/verwaltungsgerichte<br />

Frankfurt, Gießen, Darmstadt, Kassel/seit Mai 2004<br />

Anzahl der MediatorInnen 2 am lG Frankfurt <strong>und</strong> 2 je vG<br />

Freistellung ke<strong>in</strong>e<br />

Ausbildung am lG nach richtl<strong>in</strong>ien der BaFM<br />

Anzahl der Mediationen 4 von September bis Dezember 2004 am lG Frankfurt<br />

Begleitforschung am lG geplant, am vG durch die hochschule für<br />

verwaltungswissenschaften Speyer<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

MeDiatiOn UnD recht<br />

Durchschnittliche Dauer der Mediation 2-3 St<strong>und</strong>en bei Fällen mit wirtschaftlichem h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong>,<br />

FallmanagerInnen alle richter<strong>in</strong>nen<br />

8. Mecklenburg­Vorpommern<br />

im Familienrecht deutlich mehr zeit<br />

Projektgerichte/Projektdauer OlG rostock, lG rostock <strong>und</strong> vG Greifswald seit 2004, das vG<br />

Greifswald bietet se<strong>in</strong>e tätigkeit auch den anderen vG’s an<br />

Anzahl der MediatorInnen 7 am OlG, 8 am lG, 3 am vG<br />

Freistellung seit 2005 am OlG fünf richter<strong>in</strong>nen mit 20 %, zwei richter-<br />

<strong>in</strong>nen mit 10 %, am lG fünf richter<strong>in</strong>nen mit 20 % <strong>und</strong> zwei<br />

mit 10 %, aufgr<strong>und</strong> der erledigungszahlen <strong>in</strong> 2004<br />

Ausbildung drei Wochen zu je 40 St<strong>und</strong>en bei privaten ausbildern, <strong>in</strong> h<strong>in</strong>blick<br />

auf die erheblichen Kosten dieser Form der ausbildung erfolgten<br />

weitere ausbildungen von richter<strong>in</strong>nen des lG Gött<strong>in</strong>gen<br />

Anzahl der Mediationen ca. 500 im ersten Jahr<br />

Begleitforschung ke<strong>in</strong>e<br />

Durchschnittliche Dauer der Mediation 3-4 St<strong>und</strong>en<br />

FallmanagerInnen alle richter<strong>in</strong>nen<br />

Eigene Bewertung der Gerichte ke<strong>in</strong> e<strong>in</strong>trag<br />

Nach Ansicht der Gerichte besonders<br />

geeignete Fälle<br />

9. Niedersachsen<br />

9.1. Projektgerichte/Projektdauer landgericht Gött<strong>in</strong>gen<br />

Baurecht, Gesellschaftsrecht, nichteheliche lebensgeme<strong>in</strong>schaften,<br />

Gr<strong>und</strong>stücksstreitigkeiten,; vor allem<br />

Dreieckskonstellationen (Bürger-Bürger-Behörde)<br />

Anzahl der MediatorInnen von 27 richtern werden 6 als Mediator<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>gesetzt<br />

Ausbildungsdauer der MediatorInnen Mediationsausbildung von 100 St<strong>und</strong>en (1), die übrigen<br />

haben lediglich hospitiert; tätigkeit erfolgte unter Supervision<br />

e<strong>in</strong>es Dipl. Psychologen<br />

Freistellung Fallzahl pro richter<strong>in</strong>nenstelle 288 Mediationen p. a. von<br />

richtermediator<strong>in</strong>nen als zu hoch empf<strong>und</strong>en<br />

Anzahl der Mediationen 2003: 693 Mediationen, 2004: 900 Mediationen<br />

Begleitforschung ergebnisse sollen im Frühsommer 2006 vorliegen<br />

9.2. Projektgericht landgericht hannover<br />

Freistellung ½ richterstelle<br />

9.3. Projektgericht amtgericht hildesheim<br />

«<br />

45


»<br />

46 MeDiatiOn UnD recht<br />

Ausbildungsdauer 180 St<strong>und</strong>en<br />

Durchschnittliche Dauer der Mediation auf 2 h begrenzt; <strong>in</strong> Familiensachen max. 3 treffen à 2 h<br />

Freistellung ½ richterstelle<br />

9.4. Projektgericht amtsgericht Oldenburg<br />

Anzahl der Mediationen 67<br />

Freistellung ½ richterstelle<br />

Dauer der Mediation/ Begrenzung 2 St<strong>und</strong>en<br />

9.5. Projektgericht landgericht Osnabrück<br />

Ausbildungsdauer 2 Wochenendsem<strong>in</strong>are<br />

9.6. Projektgericht landgericht Stade<br />

Ausbildungsdauer 1-2 wöchiges Sem<strong>in</strong>ar<br />

9.7. Projektgericht landgericht verden<br />

Anzahl der Mediatoren 8<br />

Freistellung ke<strong>in</strong>e<br />

9.8. Projektgericht landgericht Braunschweig<br />

Ausbildungsdauer 2 Wochenendsem<strong>in</strong>are<br />

10. Nordrhe<strong>in</strong>­Westfalen<br />

Projektgerichte landgericht Paderborn <strong>und</strong> 6 amtsgerichte im Bezirk<br />

11. Rhe<strong>in</strong>land­Pfalz<br />

Projektgericht amtsgericht altenkirchen mit 5-jährigem Projekt der<br />

<strong>in</strong>tegrierten Mediation<br />

12. Saarland ke<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

13. Sachsen­Anhalt<br />

Projektgerichte OlG naumburg, landgerichte halle <strong>und</strong> Dessau, amtsge-<br />

richte Magdeburg <strong>und</strong> halle-Saalkreis, vG u. OvG Magdeburg<br />

Ausbildungsdauer von September bis november 2005. Während der<br />

14. Freistaat Sachsen ke<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

15. Schleswig­Holste<strong>in</strong> ke<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

16. Thür<strong>in</strong>gen ke<strong>in</strong>e Erfahrungen<br />

2-jährigen Projektphase supervisorische Begleitung<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


3. Rechtliche E<strong>in</strong>ordnung von richterlicher<br />

Mediation<br />

auch bei richterlicher Mediation gelten die Pr<strong>in</strong>zipien<br />

Offenheit <strong>und</strong> Offenlegung wie auch vertraulichkeit.<br />

Die verpflichtung zur Offenheit der<br />

Parteien setzt unbed<strong>in</strong>gten vertrauensschutz voraus.<br />

es fragt sich deshalb, ob richterliche Mediator<strong>in</strong>en<br />

zum Schutz der Parteien verschwiegenheit<br />

<strong>und</strong> zeugnisverweigerung garantieren können.<br />

richter<strong>in</strong>nen des Berl<strong>in</strong>er Modellprojektes weisen<br />

die Parteien <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em allgeme<strong>in</strong>en anschreiben<br />

daraufh<strong>in</strong>, dass das verfahren vertraulich ist.<br />

zu Beg<strong>in</strong>n der Mediation weisen sie noch e<strong>in</strong>mal<br />

auf die vertraulichkeit h<strong>in</strong> <strong>und</strong> holen sich<br />

das e<strong>in</strong>verständnis der Parteien <strong>in</strong> der regel nur<br />

durch bloßes „Kopfnicken” e<strong>in</strong> 2 . Sie wissen, dass<br />

e<strong>in</strong>e derartige verfahrensweise ausgesprochen<br />

problematisch ist <strong>und</strong> bei e<strong>in</strong>em Scheitern der<br />

Mediation mit wieder aufgenommenen gerichtlichen<br />

verfahren zu e<strong>in</strong>er zeug<strong>in</strong>nenvernehmung<br />

von richterlichen Mediator<strong>in</strong>nen kommen könnte.<br />

Berl<strong>in</strong>er richter<strong>in</strong>nen versuchen sich mit § 7 Berl<strong>in</strong>er<br />

richtergesetz i. v. m. dem landesbeamtengesetzes<br />

zu helfen. Bei amtlicher tätigkeit<br />

von richter<strong>in</strong>nen ist e<strong>in</strong>e zeugenaussage folgerichtig<br />

nur mit e<strong>in</strong>er aussagegenehmigung des<br />

Gerichtspräsidenten möglich, die dieser nicht<br />

erteilen würde.<br />

Wir möchten darauf h<strong>in</strong>weisen dass es sich hierbei<br />

um e<strong>in</strong>e Konstruktion handelt, bei der ungewiss<br />

ist, ob sie hält, wenn es tatsächlich zum Schwur<br />

kommt. es ist nämlich ungewiss, ob e<strong>in</strong> zivil-, verwaltungs-<br />

oder Strafgericht diese rechtsauffassung<br />

teilt <strong>und</strong> bei Mediation durch richter<strong>in</strong>nen von<br />

amtlicher tätigkeit mit der Folge e<strong>in</strong>es zeugnisverweigerungsrechts<br />

ausgehen würde. richterliche<br />

Mediator<strong>in</strong>nen wissen, dass sie <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Grauzone<br />

arbeiten <strong>und</strong> nehmen dies <strong>in</strong> Kauf.<br />

Diese Problematik sollte jedoch ke<strong>in</strong> argument<br />

gegen richterliche Mediation se<strong>in</strong>. außergerichtliche<br />

Mediator<strong>in</strong>nen haben dasselbe Problem,<br />

wenn sie nicht als rechtsanwält<strong>in</strong>nen zugelassen<br />

s<strong>in</strong>d. Die Berufsgruppe der anwält<strong>in</strong>nen hat<br />

dafür gesorgt, dass ihre Berufsordnung Mediation<br />

als anwaltliche tätigkeit anerkannt hat.<br />

Damit steht anwält<strong>in</strong>nen, die als Mediator<strong>in</strong>nen<br />

arbeiten, e<strong>in</strong> gesetzliches zeugnisverweigerungsrecht<br />

zur Seite, das anderen Berufsgruppen noch<br />

fehlt. Für diese Berufsgruppen kann das Problem<br />

nur mit e<strong>in</strong>er gesetzlichen verankerung e<strong>in</strong>es<br />

zeugnisverweigerungsrechts für Mediator<strong>in</strong>nen<br />

beseitigt werden.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

MeDiatiOn UnD recht<br />

4. Die Bedeutung von richterlicher Mediation<br />

für die außergerichtliche Mediation<br />

es ist davon auszugehen, dass die richterliche<br />

Mediation alle<strong>in</strong> durch die Steigerung des Bekanntheitsgrades<br />

der Mediation die außergerichtliche<br />

Mediation fördert. auffällig ist jedoch, dass die<br />

gerichts<strong>in</strong>terne Mediation bisher kostenneutral ist,<br />

bei den Parteien für e<strong>in</strong>e solche Mediation somit<br />

ke<strong>in</strong>e Kosten anfallen. . Da sich die richterlichen<br />

Mediatornen<strong>in</strong> fast durchgängig auf „Kurzzeit<strong>mediation</strong>en”<br />

von 2-3 St<strong>und</strong>en konzentrieren, könnte<br />

sich hier e<strong>in</strong>e zusammenarbeit mit außergerichtlichen<br />

Mediator<strong>in</strong>nen ergeben. richtermediator<strong>in</strong>nen<br />

sollten darüber <strong>in</strong>formiert werden, wer für<br />

zeit<strong>in</strong>tensivere Mediationen zur verfügung steht.<br />

Da die Gerichte zumeist nur die gut organisierten<br />

rechtsanwaltskammern als vertraute Partner kennen,<br />

steht zu befürchten, dass außergerichtlich vor<br />

allem anwält<strong>in</strong>nen von der gerichtlichen Mediation<br />

profitieren werden. So hat beispielsweise die<br />

rechtsanwaltskammer Berl<strong>in</strong> <strong>in</strong>zwischen begonnen,<br />

e<strong>in</strong>e Mediator<strong>in</strong>nenliste zu führen, welche<br />

den Gerichten zur verfügung gestellt wird.<br />

auch die unterschiedlichen Mediationsverbände<br />

bemühen sich, „ihre” Mediator<strong>in</strong>nen den Gerichten<br />

anzupreisen. Mehrfach haben sich jedoch<br />

<strong>in</strong>zwischen richter<strong>in</strong>nen geäußert, dass sie ke<strong>in</strong>e<br />

Mediator<strong>in</strong>nenlisten von verbänden akzeptieren<br />

werden, solange es diesbezüglich ke<strong>in</strong>e gesetzliche<br />

regelung gibt.<br />

Die Mediationsverbände sollten sich daher baldmöglichst<br />

auf die gegenseitige anerkennung<br />

ihrer jeweiligen zertifikate <strong>und</strong> geme<strong>in</strong>same zertifizierungsvoraussetzungen<br />

e<strong>in</strong>igen, damit gegenüber<br />

der anwaltschaft e<strong>in</strong>e chance besteht, von<br />

den aufblühenden landschaften der gerichts<strong>in</strong>ternen<br />

Mediation zu profitieren.<br />

Jutta Hohmann <strong>und</strong> Florian Gommel<br />

«<br />

2/ a. a. 0.Seite 75<br />

KONTAKT<br />

Jutta Hohmann,<br />

anwalt@jutta­hohmann.de<br />

Florian Gommel,<br />

Gommel@buero­fuer­<br />

konfliktloesung.de<br />

47


»<br />

48 Berichte zUM theMa<br />

Patricia Mell,<br />

Diplom­Pädagog<strong>in</strong>,<br />

Mediator<strong>in</strong><br />

Anja Morell,<br />

Diplom­Verwaltungswirt<strong>in</strong>,<br />

Mediator<strong>in</strong>, Mitglied der<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

Kasseler Netzwerk<br />

für Mediation<br />

Vier große öffentliche Verwaltungen <strong>und</strong><br />

Unternehmen erschließen ihre Potenziale<br />

E<strong>in</strong> Erfahrungsbericht<br />

E<strong>in</strong> Netzwerk der besonderen Art ist <strong>in</strong> Kassel<br />

zwischen vier großen Verwaltungen<br />

<strong>und</strong> Unternehmen (Kasseler Verkehrs­ <strong>und</strong><br />

Versorgungs­GmbH, Kreisverwaltung, Regierungspräsidium<br />

<strong>und</strong> Stadtverwaltung) mit<br />

dem Ziel entstanden, sich Mediation <strong>und</strong><br />

Moderation auch als gegenseitige behörden­<br />

bzw. unternehmenübergreifende<br />

Dienstleistungen zu erschließen.<br />

„netzwerken ist <strong>in</strong>”, dies gilt für viele tätigkeitsfelder.<br />

<strong>in</strong>sbesondere unter beratenden tätigkeiten<br />

<strong>in</strong> <strong>und</strong> um die Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklung<br />

herum, entfalten sich Bekanntheitsgrad<br />

<strong>und</strong> Professionalität dieser tätigkeiten oftmals<br />

über netzwerke: so geschehen mit Supervision,<br />

bis sie e<strong>in</strong> eigenständiger Studiengang wurde.<br />

zur zeit s<strong>in</strong>d Mediation <strong>und</strong> coach<strong>in</strong>g auf dem<br />

Weg zu qualitativ anerkannten Berufen.<br />

Seit vielen Jahren existiert <strong>in</strong> Kassel e<strong>in</strong> Personalentwickler<strong>in</strong>nen/Mediator<strong>in</strong>nen<br />

– netzwerk, das<br />

sich u. a. zur aufgabe gemacht hat, Kooperationsmöglichkeiten<br />

im Kontext der Personalentwicklung<br />

zu ermöglichen <strong>und</strong> den notwendigen<br />

fachlichen austausch zu gewährleisten. zu diesem<br />

netzwerk gehören: Patricia Mell (Kreisverwaltung),<br />

Brigitte Scheffel (regierungspräsidium),<br />

renate Sedlmayer (Kasseler verkehrs- <strong>und</strong> versorgungs-Gmbh)<br />

<strong>und</strong> anja Morell (Stadtverwaltung).<br />

<strong>in</strong> den vergangenen Jahren war zu beobachten,<br />

dass e<strong>in</strong>e zunehmende arbeitsverdichtung, e<strong>in</strong>e<br />

extreme verknappung der Budgets <strong>und</strong> parallel<br />

dazu Personalabbau stattfanden. Die e<strong>in</strong>führung<br />

von strategischen Personal- <strong>und</strong> Organisationsentwicklungskonzepten<br />

als „Gegenstrategie” zu<br />

den quantitativ <strong>und</strong> qualitativ erhöhten anforderungen<br />

an die Personalarbeit griff oftmals zu<br />

kurz. im Gegenteil, sie verdichtete Konflikte,<br />

machte Personal <strong>und</strong> Personalverantwortliche<br />

„dünnhäutiger” <strong>und</strong> schaffte das zu tage, was<br />

bisher „erfolgreich” negiert wurde. Bedarf <strong>und</strong><br />

anspruch an qualifiziertes Konfliktmanagement<br />

stiegen parallel zur Komplexität der Organisationen<br />

<strong>und</strong> ihrem neuen regelungsbedarf.<br />

Gleichzeitig stieg <strong>in</strong> den Organisationen aufgr<strong>und</strong><br />

des leistungsdrucks, aber auch diverser<br />

Schulungsmaßnahmen zum Konfliktmanage-<br />

ment die Bereitschaft, sich mit Konflikten konstruktiv<br />

ause<strong>in</strong>ander zu setzen. Führungskräfte stießen<br />

bei eskalierten Konflikten jedoch sehr schnell an<br />

ihre Grenzen, da sie weder als neutral <strong>in</strong> der Sache<br />

noch als allparteilich gegenüber den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

wahrgenommen wurden.<br />

Die Personalentwickler<strong>in</strong>nen Patricia Mell, Brigitte<br />

Scheffel, renate Sedlmayer <strong>und</strong> anja Morell entschieden,<br />

mit e<strong>in</strong>em Mediationsangebot auf<br />

diese entwicklung zu reagieren.<br />

„Unsere ziele waren <strong>in</strong>dividuell entstanden, wir<br />

erkannten die notwendigkeit <strong>und</strong> die Möglichkeit,<br />

den Mitarbeiter<strong>in</strong>nen bei der lösung ihrer Konflikte<br />

e<strong>in</strong>e kompetente neutrale <strong>und</strong> allparteiliche Unterstützung<br />

bieten zu können. Die gr<strong>und</strong>sätzliche verantwortung<br />

der Führungskräfte für das Konfliktmanagement<br />

aber sollte bestehen bleiben.<br />

Wir s<strong>in</strong>d bereits seit vielen Jahren <strong>in</strong> z. t. unterschiedlichen<br />

rollen <strong>in</strong> unseren Behörden <strong>und</strong><br />

Unternehmen beschäftigt <strong>und</strong> sahen es als e<strong>in</strong><br />

Problem an, dass aufgr<strong>und</strong> der vielzahl von Kontakten<br />

die geforderte neutralität <strong>und</strong> allparteilichkeit<br />

im e<strong>in</strong>zelfall schwer umzusetzen bzw. unmöglich<br />

sei oder von Konfliktparteien <strong>in</strong> Frage gestellt<br />

werden könnte. Mit unserem <strong>in</strong>dividuellen angebot<br />

würden wir demnach ebenfalls rasch an die<br />

Grenzen von <strong>in</strong>terner Mediation <strong>in</strong> unseren Organisationen<br />

kommen.<br />

hieraus entstand die idee, sich Mediation <strong>und</strong><br />

Moderation auch als gegenseitige behörden-<br />

bzw. unternehmenübergreifende Dienstleistungen<br />

zu erschließen. Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Mitarbeiter<br />

sollten die Möglichkeit haben, mit e<strong>in</strong>er Mediator<strong>in</strong><br />

ihres vertrauens zusammenzuarbeiten.<br />

Dies bedeutete zunächst, den Konflikt zu analysieren<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>en neutralen verfahrensvorschlag<br />

zu erarbeiten. im nächsten Schritt könnte der<br />

Konflikt je nach eskalationsgrad im rahmen e<strong>in</strong>er<br />

Konfliktmoderation oder e<strong>in</strong>er Mediation bearbeitet<br />

werden, um e<strong>in</strong>e nachhaltige lösung zu erreichen”.<br />

(Mell, Morell, Scheffel u. Sedlmayer).<br />

Die Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

Um die Kooperation zu legitimieren <strong>und</strong> ihr die<br />

notwendige anerkennung <strong>und</strong> Bedeutung zu<br />

geben, wurde zunächst e<strong>in</strong>e Kooperationsvere<strong>in</strong>barung<br />

zwischen der Stadtverwaltung, dem landratsamt<br />

<strong>und</strong> dem regierungspräsidium entwickelt<br />

<strong>und</strong> von dem Oberbürgermeister, dem landrat<br />

<strong>und</strong> der regierungspräsident<strong>in</strong> im Oktober 2002<br />

unterzeichnet. Mit der Kasseler verkehrs- <strong>und</strong> ver-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


sorgungs-Gmbh wurde dann zum 01.06.2004<br />

e<strong>in</strong>e analoge vere<strong>in</strong>barung getroffen, unterschrieben<br />

von dem Oberbürgermeister <strong>und</strong> dem vorstandsvorsitzenden<br />

der Kvv.<br />

ziel der Kooperationsvere<strong>in</strong>barungen ist es, die<br />

vorhandenen ressourcen der Kooperationspartner<br />

<strong>in</strong> den Bereichen Moderation <strong>und</strong> Mediation füre<strong>in</strong>ander<br />

möglichst kostenneutral zu erschließen.<br />

hierzu hat jeder Kooperationspartner e<strong>in</strong>e Mediator<strong>in</strong><br />

benannt, die bereit ist, ihre Kompetenz im<br />

Umfang von 100 zeite<strong>in</strong>heiten à 45 M<strong>in</strong>uten pro<br />

Jahr zur verfügung zu stellen. <strong>in</strong> diesem Umfang<br />

erfolgt ke<strong>in</strong>e Kostenerstattung, bürokratischer aufwand<br />

ist m<strong>in</strong>imiert. Bei darüber h<strong>in</strong>ausgehendem<br />

Bedarf können die Mediator<strong>in</strong>nen diesen auf<br />

honorarbasis decken. Die gleichmäßige auslastung<br />

der Mediator<strong>in</strong>nen ist anzustreben.<br />

ausgangspunkt ist jeweils der Bedarf der Behörde<br />

bzw. des Unternehmens. Über die annahme konkreter<br />

aufträge entscheidet jeweils die Mediator<strong>in</strong><br />

unter Berücksichtigung der hierfür notwendigen<br />

qualifikation <strong>und</strong> ihrer aktuell freien ressourcen.<br />

Umfang <strong>und</strong> verfahren werden zunächst jeweils<br />

auf vermittlung der <strong>in</strong>ternen Mediator<strong>in</strong> unter<br />

Beteiligung der Konfliktbetroffenen oder der entscheider<br />

beraten <strong>und</strong> vorgeschlagen. hierbei ist<br />

die jeweilige Konfliktkultur der Organisation bzw.<br />

des Unternehmens zu berücksichtigen, die von<br />

den vier Mediator<strong>in</strong>nen als sehr unterschiedlich<br />

<strong>in</strong>nerhalb ihres netzwerkes wahrgenommen wird.<br />

es zeigt sich, dass externe Mediator<strong>in</strong>nen immer<br />

dann angefordert werden, wenn sie ab e<strong>in</strong>er<br />

bestimmten hierarchiestufe „quer zur hierarchie”<br />

arbeiten müssen, das heißt, wenn es sich bei<br />

den Konfliktbeteiligten um vorgesetzte <strong>und</strong> Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

über zwei oder mehr Führungsebenen<br />

handelt. Oder es wird der Wunsch nach<br />

externer Mediation geäußert, wenn die <strong>in</strong>terne<br />

Mediator<strong>in</strong> bereits <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em anderen zusammenhang<br />

mit e<strong>in</strong>er der Konfliktparteien steht, zum Beispiel<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Moderation, <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

oder coach<strong>in</strong>g.<br />

zusätzlich ist es gerade bei Gruppen<strong>mediation</strong>en<br />

e<strong>in</strong> erfolgreicher ansatz, diese geme<strong>in</strong>sam mit<br />

m<strong>in</strong>destens e<strong>in</strong>er weiteren, <strong>in</strong>sbesondere e<strong>in</strong>er<br />

externen Mediator<strong>in</strong> durchzuführen:<br />

› Speziell <strong>in</strong> Mobb<strong>in</strong>g-Gruppen ist e<strong>in</strong>e verschärfte<br />

aufmerksamkeit erforderlich, die<br />

nur zwei (oder je nach Größe mehrere)<br />

Mediator<strong>in</strong>nen leisten können. Die externen<br />

Sichtweisen – unbelastet von behörden-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Berichte zUM theMa<br />

oder unternehmens<strong>in</strong>ternem Denken –<br />

wirken sich beruhigend <strong>und</strong> für die Betroffenen<br />

entlastend aus.<br />

von externen Mediator<strong>in</strong>nen verlangen<br />

Mediand<strong>in</strong>nen ke<strong>in</strong>e betriebs<strong>in</strong>ternen<br />

Kenntnisse, das heißt, deren Fragen nach<br />

betriebs<strong>in</strong>ternen h<strong>in</strong>tergründen oder organisatorischen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen des Konflikts<br />

müssen nicht erst legitimiert werden, sondern<br />

werden bereitwillig beantwortet <strong>und</strong> erhellen<br />

so oftmals schnell die Grenzen, die zwischen<br />

dem Bereich liegen, der mit der Mediation<br />

bearbeitet werden kann <strong>und</strong> dem Bereich,<br />

der <strong>in</strong> anderer verantwortung liegt oder <strong>in</strong><br />

den rahmenbed<strong>in</strong>gungen zu verorten ist.<br />

Die externe Sicht unterstützt die Mediand<strong>in</strong>nen<br />

dar<strong>in</strong>, ihre organisationsspezifischen<br />

Sichtweisen <strong>und</strong> verhaltensmuster zu<br />

erkennen <strong>und</strong> zu h<strong>in</strong>terfragen.<br />

Die externe Sicht unterstützt die Mediator<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> ihrer kont<strong>in</strong>uierlich zu leistenden<br />

reflexion der Mediationsarbeit.<br />

Die an der Kooperation beteiligten Behörden <strong>und</strong><br />

Unternehmen haben unterschiedliche Strukturen<br />

<strong>und</strong> bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> unterschiedlichen Stadien<br />

eigener reformbemühungen. Dementsprechend<br />

bestehen unterschiedliche Führungskulturen <strong>und</strong> so<br />

haben sich auch ganz unterschiedliche Muster im<br />

Umgang mit Konflikten entwickelt. Dies spiegelt sich<br />

auch <strong>in</strong> der nachfrage nach Mediation wieder.<br />

im regierungspräsidium f<strong>in</strong>den seit abschluss des<br />

Kooperationsvertrages jährlich 2-3 Mediationen<br />

statt. Davon wird die hälfte von e<strong>in</strong>er externen<br />

Mediator<strong>in</strong> wahrgenommen. allerd<strong>in</strong>gs werden<br />

zusätzlich die Mediator<strong>in</strong>nen als reflexionspartner<strong>in</strong>nen<br />

<strong>in</strong> Beratungsgesprächen aufgesucht.<br />

<strong>in</strong> der Stadtverwaltung Kassel gibt es im Jahr<br />

ca. 5 anfragen nach Mediation oder Konfliktmoderation,<br />

davon werden 2-3 im rahmen des<br />

netzwerks bearbeitet. Besteht der Wunsch, die<br />

Konfliktklärung mit e<strong>in</strong>em Mann durchzuführen,<br />

können die Konfliktparteien der Stadtverwaltung<br />

<strong>in</strong>zwischen alternativ mit e<strong>in</strong>em diplomierten<br />

Supervisor aus der Personalentwicklung arbeiten.<br />

<strong>in</strong> der landkreisverwaltung wurden seit Bestehen<br />

der Kooperation ca. 3-4mal anfragen nach<br />

Mediation bzw. Konfliktmoderation gestellt,<br />

wobei sowohl <strong>in</strong>terne als auch externe Unterstützung<br />

nachgefragt wurde. <strong>in</strong>sgesamt kamen<br />

drei Mediationsverfahren zustande.<br />

«<br />

Brigitte Scheffel,<br />

Diplom­F<strong>in</strong>anzwirt<strong>in</strong>,<br />

Mediator<strong>in</strong><br />

Renate Sedlmayer,<br />

Diplomsoziolog<strong>in</strong>,<br />

Mediator<strong>in</strong><br />

49


»<br />

50 Berichte zUM theMa<br />

KONTAKT<br />

Patricia Mell,<br />

patricia.mell@<br />

landkreiskassel.de<br />

Anja Morell,<br />

anja.morell@stadt­kassel.de<br />

Brigitte Scheffel,<br />

brigitte.scheffel@<br />

rpks.hessen.de<br />

Renate Sedlmayer,<br />

sedlmayerr@kvvks.de<br />

<strong>in</strong> der Kasseler verkehrs- <strong>und</strong> versorgungs-Gmbh<br />

spiegeln sich die raschen Marktveränderungen<br />

der dort vertretenen Branchen auch im Konfliktpotenzial<br />

wider:<br />

es s<strong>in</strong>d jährlich im Durchschnitt 10-12 konkrete<br />

anfragen nach Konfliktanalyse <strong>und</strong> Konfliktsteuerung.<br />

Davon lassen sich ca. 60% der Konflikte<br />

durch Moderation, Organisationsentwicklung<br />

oder teamentwicklung bearbeiten, bzw. im<br />

e<strong>in</strong>zelfall durch coach<strong>in</strong>g von e<strong>in</strong>zelpersonen<br />

oder situative e<strong>in</strong>zelberatung. Die anderen 40%<br />

gehen <strong>in</strong> Mediationsverfahren, wobei die Wahl<br />

e<strong>in</strong>er <strong>in</strong>ternen oder externen Mediation den<br />

Mediand<strong>in</strong>nen freisteht; letztlich muss aber die<br />

Mediator<strong>in</strong> entscheiden, ob sie die Mediation<br />

übernimmt. <strong>in</strong> der Kvv wird das Konfliktmanagement<br />

für „akutfälle” durch präventive Führungskräfteschulung,<br />

durch coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> durch<br />

abgestimmte e<strong>in</strong>zelmaßnahmen unterstützt.<br />

Der Nutzen<br />

Die Organisationen bzw. Unternehmen profitieren<br />

von der Kooperation auf unterschiedliche Weise:<br />

Sie sparen sich ausgaben für externe Berater<strong>in</strong>nen.<br />

Sie etablieren e<strong>in</strong>e Konfliktlösungsstrategie,<br />

die vertrauen nicht nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Person voraussetzt.<br />

Sie nutzen das Wissen, die erfahrung <strong>und</strong> Metho-<br />

denvielfalt aller Mediator<strong>in</strong>nen, die sich gegenseitig<br />

durch ideen bereichern <strong>und</strong> professionell<br />

reflektieren. Sie können bei Bedarf auf e<strong>in</strong>gespielte<br />

teams zurückgreifen.<br />

Und natürlich wird durch Mediation der Betriebsfrieden<br />

wiederhergestellt, der – wenn er gestört ist<br />

– als Kostenfaktor noch immer unterschätzt wird.<br />

Die Mediation bedeutet für die Organisationen<br />

immer e<strong>in</strong>e Bereicherung als effektive, weil nachhaltige<br />

Personalentwicklungsmaßnahme für die<br />

am Prozess Beteiligten. Sie wirkt sich auch im<br />

Umfeld mittelbar „Kultur stiftend” aus.<br />

Unmittelbar <strong>und</strong> mittelbar lernen so die Behörden<br />

<strong>und</strong> Unternehmen von e<strong>in</strong>ander <strong>und</strong> nutzen geme<strong>in</strong>same<br />

ressourcen, die Kooperationen wirken<br />

sich positiv auf das Prozess- <strong>und</strong> Wissensmanagement<br />

aus.<br />

Wegen der immer knapper werdenden Budgets<br />

stellen Kooperationen wie diese im Bereich des<br />

Konfliktmanagements e<strong>in</strong>e gew<strong>in</strong>nbr<strong>in</strong>gende<br />

alternative auch für „fachliche” aufgaben dar.<br />

Sie bedürfen e<strong>in</strong>er guten vorbereitung, e<strong>in</strong>er klaren<br />

ziel- <strong>und</strong> aufgabendef<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>er<br />

professionellen Prozesssteuerung.<br />

Patricia Mell, Anja Morell, Brigitte Scheffel<br />

<strong>und</strong> Renate Sedlmayer<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

Berichte aUS DeM BM<br />

Kollegiale Fallberatung –<br />

e<strong>in</strong> Plädoyer für e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tensive Nutzung 1<br />

„Wie soll ich mich <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schwierigen<br />

Situation verhalten?” Jeder kennt aus eigener<br />

Erfahrung Situationen, <strong>in</strong> denen er/sie<br />

gerne e<strong>in</strong>e klare Antwort auf die Frage<br />

hätte, was nun zu tun sei. Mit der Methode<br />

der Kollegialen Fallberatung wird die Intelligenz<br />

der Gruppe genutzt, um den FallgeberInnen<br />

<strong>in</strong> 60­90 M<strong>in</strong>uten zur Klarheit<br />

über ihre nächsten stimmigen Schritte zu<br />

verhelfen.<br />

Im Folgenden werden Voraussetzungen,<br />

Rollen <strong>und</strong> Ablauf e<strong>in</strong>er erfolgreichen Kollegialen<br />

Fallberatung aufgezeigt. Es soll<br />

den Mut <strong>und</strong> die Lust zur Nachahmung<br />

fördern.<br />

Die Fallgeber<strong>in</strong> oder der Fallgeber<br />

Wichtige Voraussetzungen<br />

zunächst braucht es e<strong>in</strong>e klare rollenverteilung.<br />

Die Moderator<strong>in</strong>nen benötigen e<strong>in</strong>en e<strong>in</strong>deutigen<br />

auftrag von der Gruppe <strong>und</strong> die erlaubnis,<br />

die Struktur <strong>und</strong> die zeiten der e<strong>in</strong>zelnen Schritte<br />

e<strong>in</strong>zuhalten. hilfreich ist es, wenn sich e<strong>in</strong>e Gruppe<br />

bereits gut kennt <strong>und</strong> die Beziehungen von e<strong>in</strong>er<br />

stabilen vertrauensbasis getragen werden.<br />

<strong>in</strong> jedem Fall ist e<strong>in</strong>e von respekt <strong>und</strong> gegenseitiger<br />

Wertschätzung getragene Gr<strong>und</strong>haltung<br />

erforderlich.<br />

außerdem wird Material zur visualisierung<br />

benötigt (Flipchart. Während der Durchführung<br />

soll e<strong>in</strong>e Methodendiskussion vermieden werden.<br />

Diese ist <strong>in</strong> jedem Fall im anschluss s<strong>in</strong>nvoll, um<br />

für die nächsten Male zu lernen.<br />

Informationen geben ... berichtet von der Situation <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Problemstellungen <strong>und</strong><br />

Konflikten, benennt dabei Gefühle, erfahrungen <strong>und</strong> die Umstände, welche auf die<br />

Situation e<strong>in</strong>wirkten<br />

Individualität zulassen ... ist offen für rückmeldungen <strong>und</strong> andere Sichtweisen, lädt das Berater<strong>in</strong>nenteam<br />

e<strong>in</strong>, <strong>in</strong>dividuelle, auch unkonventionelle ideen e<strong>in</strong>zubr<strong>in</strong>gen<br />

Autonomie behalten ... behält jederzeit die autonome entscheidung über Bewertungen, annahmen oder<br />

ablehnungen <strong>und</strong> die Umsetzung der vorschläge<br />

Das BeraterInnenteam<br />

Eigene Themen<br />

zurückstellen<br />

Sichtweisen als<br />

Angebote<br />

Verantwortung<br />

überlassen<br />

... lässt sich mit <strong>in</strong>teresse <strong>und</strong> voller aufmerksamkeit auf die Situation <strong>und</strong> das anliegen<br />

e<strong>in</strong>, ohne Partei zu ergreifen, stellt eigene themen/anliegen zurück<br />

... br<strong>in</strong>gt offen <strong>und</strong> gleichzeitig taktvoll <strong>in</strong>dividuelle Sichtweisen, hypothesen,<br />

erfahrungen <strong>und</strong> ideen e<strong>in</strong> <strong>und</strong> betrachtet diese als angebote an die Fallgeber<strong>in</strong>nen<br />

... handelt aus e<strong>in</strong>er haltung der Unterstützung <strong>und</strong> ermutigung <strong>und</strong> überlässt den<br />

Fallgeber<strong>in</strong>nen jederzeit die verantwortung <strong>und</strong> entscheidung<br />

Vertraulichkeit ... wahrt vertraulichkeit über die erfahrenen Daten <strong>und</strong> Fakten auch nach abschluss<br />

der Beratung<br />

Die ModeratorInnen<br />

Energien bündeln ... strukturieren den Prozess <strong>und</strong> schlagen geeignete Methoden <strong>und</strong> Schritte vor<br />

Wahrnehmen ... s<strong>in</strong>d jederzeit aufmerksam für die Bedürfnisse <strong>und</strong> reaktionen der Fallgeber<strong>in</strong>nen<br />

Rahmen wahren ... schaffen raum für reflexion <strong>und</strong> Kreativität <strong>und</strong> bieten Schutz gegenüber zu<br />

weitgehender <strong>in</strong>terpretation des Berater<strong>in</strong>nenteams<br />

Roter Faden ... sorgen im verlauf jederzeit für transparenz <strong>und</strong> ergebnissicherung<br />

«<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

Kollegiale Fallberatung,<br />

Rollen<br />

1/ Die qualitätssicherung<br />

ist e<strong>in</strong> wichtiges anliegen<br />

der Fachgruppenarbeit des<br />

BM. e<strong>in</strong> aspekt dabei ist die<br />

gegenseitige Unterstützung<br />

<strong>in</strong> fachlich schwierigen<br />

Situationen. So wurde im<br />

november 2005 beim<br />

treffen der FG MiO/Wirtschaftsmedion<br />

<strong>in</strong> München<br />

mit dem Modell der<br />

Kollegialen Fallberatung<br />

bearbeitet.<br />

51


»<br />

52 Berichte aUS DeM BM<br />

Kollegiale Fallberatung,<br />

Ablauf<br />

Dauer e<strong>in</strong>er<br />

Beratungsr<strong>und</strong>e<br />

ca. 1­1½ St<strong>und</strong>en<br />

Schritt<br />

Dauer<br />

1. Der Fall<br />

10-15 m<strong>in</strong><br />

2. Bilder dazu<br />

5-10 m<strong>in</strong><br />

3. Verschiedene<br />

Perspektiven<br />

10-15 m<strong>in</strong><br />

4. Die entscheidendeSchlüsselfrage<br />

10-20 m<strong>in</strong><br />

5. Ideen<br />

10-15 m<strong>in</strong><br />

6. Würdigung<br />

15-20 m<strong>in</strong><br />

Beschreibung H<strong>in</strong>weis/Aufmerksamkeit/Hürde<br />

Fallgeber<strong>in</strong>nen stellen Situation<br />

<strong>und</strong> Kontext dar <strong>und</strong><br />

benennen Beratungsfragen<br />

bzw. anliegen<br />

Die Gruppe spiegelt <strong>in</strong>dividuell<br />

<strong>in</strong>nere Bilder, Gefühle,<br />

assoziationen – ke<strong>in</strong>e analyse!<br />

Fallgeber<strong>in</strong>nen greifen<br />

zum Schluss wichtige<br />

aspekte heraus <strong>und</strong> beantworten<br />

dann e<strong>in</strong>zelne<br />

ergänzende Fragen aus<br />

dem team<br />

Das Beratungsteam analysiert<br />

<strong>und</strong> fokussiert, es<br />

beleuchtet die Situation <strong>und</strong><br />

das Umfeld aus verschiedenen<br />

Blickw<strong>in</strong>keln, arbeitet<br />

die Kernpunkte heraus <strong>und</strong><br />

formuliert sie als Fragen<br />

(z. B. „was muss geschehen/<br />

was muss ich tun, um ...”)<br />

Fallgeber<strong>in</strong>nen formulieren<br />

daraus Schlüsselfrage(n)<br />

Das Beratungsteam<br />

generiert e<strong>in</strong>e Sammlung<br />

ermutigender ideen <strong>und</strong><br />

handlungsalternativen, aus<br />

denen die Fallgeber<strong>in</strong>nen<br />

frei auswählen.<br />

Shar<strong>in</strong>g-r<strong>und</strong>e:<br />

„Was habe ich für mich aus<br />

der Beratungsr<strong>und</strong>e mitgenommen?”<br />

› Unterstützung durch notizen/Bild auf Flip-chart.<br />

Beratungsteam hört aufmerksam zu <strong>und</strong> wahrt<br />

nach außen absolute vertraulichkeit<br />

› <strong>in</strong>terpretationen des teams unterb<strong>in</strong>den. Dem<br />

Wunsch widerstehen, alles bis <strong>in</strong>s letzte Detail<br />

verstehen zu wollen<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Kurzes Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g – Fallgeber<strong>in</strong>nen hören<br />

aufmerksam zu. Das Beratungsteam registriert<br />

erste „Spuren”, vermeidet aber e<strong>in</strong>e zu frühe<br />

lösungssuche<br />

Fokus auf die Frage: „Wie wirkt die Darstellung<br />

auf mich?” (Körperhaltung, Sprache, Stimmlage,<br />

Bild, ...)<br />

Unbed<strong>in</strong>gt zu unterb<strong>in</strong>den: „Das kenne ich auch,<br />

da muss man nur ...” (vorschnelle rat-Schläge)<br />

Fallgeber<strong>in</strong>nen ziehen sich an den rand zurück,<br />

hören schweigend zu<br />

Dialog statt Diskussion<br />

alle Kernfragen als angebot an Fallgeber<strong>in</strong>nen<br />

schriftlich festhalten<br />

Beharrlich dem Sog der vorschnellen<br />

lösungssuche widerstehen! Wichtig: Die hier<br />

formulierten Fragen s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> angebot für Fallgeber<strong>in</strong>nen.<br />

hier noch ke<strong>in</strong>e antworten suchen.<br />

erst im Schritt 5 ist raum für mögliche antworten.<br />

Diese wird/werden für alle sichtbar notiert. Die Fallgeber<strong>in</strong>nen<br />

neigen leicht dazu, das Beratungsteam<br />

auf den bekannten e<strong>in</strong>gefahrenen Pfad<br />

zu führen oder „harmlose” Fragen zu stellen, die<br />

kaum zu neuen erkenntnissen führen. Das team<br />

spürt genau, ob die Beantwortung der gestellten<br />

Frage für die Fallgeber<strong>in</strong>nen hilfreich se<strong>in</strong> kann.<br />

Fallgeber<strong>in</strong>nen hören zu. es gelten Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>gregeln,<br />

die ideen werden sichtbar notiert. Fallgeber<strong>in</strong>nen<br />

äußern sich erst am ende zu den ideen,<br />

damit das Bra<strong>in</strong>storm<strong>in</strong>g „im Fluss” bleibt.<br />

› Kurzes „Blitzlicht” aller Berater<strong>in</strong>nen zum eigenen<br />

erleben<br />

› Die Fallgeber<strong>in</strong>nen standen die ganze zeit im<br />

zentrum der aufmerksamkeit. zeitgleich lief bei<br />

jedem Mitglied des Beratungsteams e<strong>in</strong> eigener<br />

Film ab, der an dieser Stelle geäußert wird. So<br />

wird deutlich, dass jede(r) etwas gegeben <strong>und</strong><br />

gleichzeitig auch genommen hat.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Sammlung der Beobachtungen von TeilnehmerInnen<br />

<strong>in</strong> der FG MIO/Wirtschafts<strong>mediation</strong><br />

zur Kollegialen Fallberatung vom 25.11.2005<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

e<strong>in</strong>e kompetente leitung ist s<strong>in</strong>nvoll.<br />

auf die gegliederte Struktur ist zu achten.<br />

Die engagierten teilnehmer<strong>in</strong>nen der reflect<strong>in</strong>g<br />

group verfallen leicht <strong>in</strong>s abschweifen;<br />

alle benannten den Wunsch, die leitung<br />

möge e<strong>in</strong>en sanften Druck ausüben, dass<br />

die regeln/die Struktur e<strong>in</strong>gehalten werden.<br />

Die leiter<strong>in</strong>nen der auftragsklärung lassen<br />

sich das Mandat zur Ordnung geben.<br />

Die leitung achtet auf die transparente<br />

trennung der Phasen <strong>und</strong> auf die zeit.<br />

e<strong>in</strong>e konzentrierte energie <strong>in</strong> der reflect<strong>in</strong>g<br />

group entsteht dann, wenn die auftraggeber<strong>in</strong>nen<br />

richtig aus dem Kreis ausscheiden<br />

<strong>und</strong> sich das Geschehen von außen betrachten;<br />

nur so ist gewährleistet, dass die energie<br />

im Kreis bleibt; das br<strong>in</strong>gt e<strong>in</strong>en Facettenreichtum<br />

fasz<strong>in</strong>ierender Fragen.<br />

»<br />

Der BM <strong>in</strong> Zahlen<br />

Das Wachstum des verbandes hält ununterbrochen an.<br />

Stand: 15.08. 2005 871 Mitglieder<br />

Stand: 16.08. 2006 1005 Mitglieder<br />

Davon s<strong>in</strong>d 739 Berufsverbandsmitglieder<br />

<strong>und</strong> 235 Fördermitglieder<br />

<strong>in</strong> 2005 s<strong>in</strong>d 45 Mitglieder ausgetreten.<br />

112 Mitglieder kamen neu h<strong>in</strong>zu.<br />

<strong>in</strong> 2006 haben bisher 32 Mitglieder gekündigt<br />

<strong>und</strong> 146 Mitglieder s<strong>in</strong>d neu h<strong>in</strong>zugekommen.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

›<br />

›<br />

Berichte aUS DeM BM<br />

Das F<strong>in</strong>den der Schlüsselfrage (Schritt 4) ist für<br />

die auftraggeber<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e schweißtreibende<br />

arbeit. Das team begleitet dabei liebevoll<br />

<strong>und</strong> unerbittlich.<br />

auf die verbildlichung der Falldarstellung (h<strong>in</strong>weis<br />

zu 1) durch e<strong>in</strong> Mitglied der Gruppe sollte<br />

nicht verzichtet werden.<br />

Thomas Robrecht<br />

(zusammengefasst von Detlev Bern<strong>in</strong>g)<br />

«<br />

Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

KONTAKT<br />

Thomas Robrecht<br />

thomas.robrecht@<br />

sokrateam.de<br />

53


»<br />

54 Berichte aUS aller Welt<br />

Inka Heisig,<br />

Diplom­Sozialtherapeut<strong>in</strong>,<br />

Diplom­Sozialpädagog<strong>in</strong>,<br />

Mediator<strong>in</strong> <strong>und</strong><br />

Ausbilder<strong>in</strong> BM<br />

KONTAKT<br />

Inka Heisig,<br />

heisig@bmev.de<br />

Jutta Hohmann,<br />

hohmann@bmev.de<br />

Vierte nordische Konferenz<br />

<strong>in</strong> Mediation <strong>und</strong> Konfliktmanagement<br />

vom 26. – 28.5.2006 fand <strong>in</strong> hels<strong>in</strong>ki, F<strong>in</strong>nland<br />

die vierte nordische Konferenz <strong>in</strong> Mediation <strong>und</strong><br />

Konfliktmanagement statt.<br />

veranstalter war, das nordische Forum für Mediation.<br />

Bei dem nordischen Forum handelt es sich um die<br />

skand<strong>in</strong>avischen länder. es wurde 1996 gegründet<br />

<strong>und</strong> 1998 fand die erste Konferenz statt.<br />

Die <strong>in</strong>sgesamt ca. 300 teilnehmer<strong>in</strong>nen kamen<br />

aus vielen europäischen ländern, wobei es e<strong>in</strong><br />

deutliches nord-Süd-Gefälle gab. teilnehmer<strong>in</strong>nen<br />

aus den ländern wie italien, Frankreich, Spanien,<br />

Portugal <strong>und</strong> Griechenland waren an e<strong>in</strong>er<br />

hand abzulesen waren.<br />

e<strong>in</strong>en eigenen Block bildeten die Mediator<strong>in</strong>nen<br />

aus den südost-europäischen ländern, die enge<br />

verb<strong>in</strong>dungen zu norwegen unterhielten <strong>und</strong> von<br />

dort teilweise f<strong>in</strong>anzielle Unterstützung erhielten,<br />

um an der Konferenz teilzunehmen.<br />

Die Konferenz ist <strong>in</strong> F<strong>in</strong>nland politisch hoch angesiedelt.<br />

Die Präsident<strong>in</strong> von F<strong>in</strong>nland teuri Brunila<br />

hatte die Konferenz persönlich eröffnet.<br />

Die Konferenz stand unter dem Motto:<br />

„Mediation e<strong>in</strong>e Brücke zwischen unterschiedlichen<br />

anwendungsgebieten”.<br />

Workshops gab es zu den themen:<br />

›<br />

›<br />

›<br />

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›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

täter-Opfer-ausgleich<br />

Schul<strong>mediation</strong><br />

Familien<strong>mediation</strong><br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong><br />

Mediation im arbeitskontext<br />

<strong>in</strong>terkulturelle Mediation<br />

Friedens<strong>mediation</strong> (Mediation<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>ternationalen Krisenherden)<br />

Gerichtliche Mediation<br />

Mediation am arbeitsplatz<br />

Die Podiumsdiskussionen wurden unter anderem<br />

von nils christie, dem norwegischen „vater der<br />

Mediation” <strong>und</strong> dem nordiren Brendan Mcallister<br />

zu dem thema Mediation als e<strong>in</strong>e Kraft <strong>in</strong>nerhalb<br />

der Gesellschaft geleitet.<br />

Bei nils christie handelt es sich um den nordeuropäischen<br />

Pionier der Mediation. e<strong>in</strong>er se<strong>in</strong>er vorträge<br />

aus dem Jahr 1977 war so etwas wie e<strong>in</strong><br />

zündfunke für Mediation <strong>in</strong> norwegen. Se<strong>in</strong> coreferent<br />

Brendan Mcallister lebt seit se<strong>in</strong>em 12.<br />

lebensjahr im Schatten des nordirischen Bürgerkrieges.<br />

Für ihn führt der Weg zum Frieden nur<br />

über die Beziehung zum Fe<strong>in</strong>d. Damit me<strong>in</strong>t er,<br />

dass man nur an der Seite des Fe<strong>in</strong>des die Möglichkeit<br />

hat, die Welt aus dessen Sicht zu verstehen.<br />

Demzufolge s<strong>in</strong>d die Pr<strong>in</strong>zipien für Friedensarbeit<br />

für Mcallister<br />

1. Kommunikation<br />

2. verständnis der Situation<br />

3. verständnis der Person<br />

Bei Mediation geht es ihm um den ausgleich<br />

<strong>und</strong> nicht um die harmonie.<br />

im zusammenhang mit der nordischen Konferenz<br />

wurde die european <strong>mediation</strong> network<br />

<strong>in</strong>itiative (eMni) gegründet.<br />

hierbei handelt es sich um den vorläufer e<strong>in</strong>es<br />

europäischen Forums für Mediation. aufgabe<br />

der <strong>in</strong>itiative ist e<strong>in</strong> netzwerk für Mediation zu<br />

gestalten. es wurde e<strong>in</strong> Komitee bestehend aus<br />

vier Personen gegründet: dies s<strong>in</strong>d thompsen<br />

aus norwegen, l<strong>in</strong>da aus den niederlanden,<br />

ewald Filler aus Österreich (die vierte Person können<br />

wir leider nicht nennen, da wir das Protokoll<br />

noch nicht bekommen haben). außerdem<br />

wurde e<strong>in</strong> repräsentant für jedes land europas,<br />

welches bei der nordischen Konferenz vertreten<br />

war benannt. Bei dieser Gelegenheit kam Kritik <strong>in</strong><br />

sofern auf, als südeuropäische länder <strong>und</strong> Frankreich<br />

kaum wahrnehmbar vertreten waren.<br />

<strong>in</strong>sgesamt jedoch war die teilnahme an dieser<br />

Gründungskonferenz sehr rege <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressant, so<br />

dass davon auszugehen ist, dass Mediation vor<br />

dem h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>schaftlichen, europäischen<br />

entwicklung weiter voran gebracht wird.<br />

Jutta Hohmann <strong>und</strong> Inka Heisig<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

BÜcher UnD Mehr<br />

Ulrike Hornung: Rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Tätigkeit freier Mediatoren<br />

anspruch des Buches ist, juristische Fragestellungen<br />

bei der tätigkeit freier Mediator<strong>in</strong>nen <strong>in</strong> zivilen<br />

Streitigkeiten aufzunehmen, die rechtslage<br />

<strong>und</strong> den Diskussionsstand darzustellen <strong>und</strong> handlungsalternativen<br />

aufzuzeigen. Da das Werk als<br />

Dissertation verfasst wurde, werden die angesprochenen<br />

aspekte vertieft dargestellt. auf acht<br />

große Bereiche geht die autor<strong>in</strong> e<strong>in</strong>: (1) Mediation<br />

versus gerichtlicher rechtsschutz <strong>und</strong> aktueller<br />

Stand der verortung von Mediation <strong>in</strong> b<strong>und</strong>esdeutschen<br />

Gesetzen (2) rechte <strong>und</strong> Pflichten der<br />

Mediator<strong>in</strong>nen mit e<strong>in</strong>em ausführlichen teil zum<br />

Mediationsvertrag (3) zugangsbeschränkungen<br />

zur mediatorischen arbeit <strong>in</strong>sbesondere unter<br />

dem Gesichtspunkt des rechtsberatungsgesetzes<br />

sowie dem aspekt des Parteiverrates <strong>und</strong><br />

der neutralität/allparteilichkeit (4) zulässigkeit von<br />

Werbung für Mediation/Mediator<strong>in</strong>nen (<strong>in</strong>sbesondere<br />

anwält<strong>in</strong>nen betreffend) <strong>und</strong> vergütung der<br />

Mediator<strong>in</strong>nen (was ist möglich <strong>und</strong> üblich) (5)<br />

Probleme nach Beendigung der Mediation (6)<br />

verschwiegenheit <strong>und</strong> haftung der Mediator<strong>in</strong>nen<br />

(7) Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen <strong>in</strong>terprofessioneller<br />

zusammenarbeit e<strong>in</strong>schließlich der<br />

co<strong>mediation</strong> im e<strong>in</strong>zelfall – <strong>in</strong>sbesondere unter<br />

Beachtung des Berufsrechtes der anwält<strong>in</strong>nen<br />

<strong>und</strong> notar<strong>in</strong>nen (8) gesetzgeberischer handlungsbedarf<br />

– Möglichkeiten <strong>und</strong> Grenzen; hier<br />

geht die autor<strong>in</strong> auch auf <strong>in</strong>ternationale vorbilder<br />

<strong>und</strong> europäischer rahmenbed<strong>in</strong>gungen (Grünbuch<br />

der Kommission) e<strong>in</strong>.<br />

Die Punkte s<strong>in</strong>d jeweils wissenschaftlich abgehandelt,<br />

d. h. mit ausführlicher quellenangabe<br />

versehen. als juristische Dissertation ist das Werk<br />

e<strong>in</strong>e F<strong>und</strong>grube für Begriffsbestimmungen zum<br />

thema Mediation. Die Gliederung ist zweigeteilt:<br />

e<strong>in</strong>er Grobübersicht (1,5 Seiten) folgt e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>s<br />

Detail gehende <strong>in</strong>haltsangabe (16,5 Seiten), über<br />

die e<strong>in</strong>zelthemen gezielt <strong>und</strong> schnell auff<strong>in</strong>dbar<br />

s<strong>in</strong>d. Die zuordnung der e<strong>in</strong>zelaspekte zu den<br />

hauptthemen ist durchweg str<strong>in</strong>gent. Schön s<strong>in</strong>d<br />

die häufig wiederkehrenden zusammenfassungen<br />

am ende von e<strong>in</strong>zelthemen, die durch ihre stichwortartige<br />

aufzählung e<strong>in</strong>en besonders schnellen<br />

Überblick über die gef<strong>und</strong>enen ergebnisse auch<br />

im Detail ermöglichen. Über weite Strecken s<strong>in</strong>d<br />

die ausführungen auch für nichtjurist<strong>in</strong>nen gut verständlich<br />

geschrieben. Das literaturverzeichnis<br />

entspricht dem Standard e<strong>in</strong>er Dissertation; das<br />

Sachregister ist mit 3 Buchseiten etwas knapp<br />

geraten. <strong>in</strong>sgesamt ist das Werk e<strong>in</strong> gutes handbuch<br />

für <strong>in</strong>teressierte Mediator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> durchaus<br />

auch für nichtjurist<strong>in</strong>nen nutzbar, auch wenn vieles<br />

anwaltsmediator<strong>in</strong>nen betrifft.<br />

Der „rote Faden” durch die arbeit ist die Frage<br />

nach der notwendigkeit e<strong>in</strong>es berufsregelnden<br />

Mediationsgesetzes; das <strong>in</strong>teressiert gerade nichtanwält<strong>in</strong>nen,<br />

wenn es um die themen zeugnisverweigerung,<br />

haftung <strong>und</strong> haftpflicht sowie die<br />

nähe zum rechtsberatungsgesetz geht.<br />

Was alle nicht-anwält<strong>in</strong>nen (<strong>und</strong> auch die richter-<br />

Mediator<strong>in</strong>nen) <strong>in</strong>teressieren dürfte, s<strong>in</strong>d die ausführungen<br />

zu art. 1 § 1 rBerG. Das ergebnis, dass<br />

nicht zwangsläufig e<strong>in</strong> verstoß vorliegen muss, ist<br />

gut nachvollziehbar <strong>und</strong> <strong>in</strong> der argumentation<br />

str<strong>in</strong>gent. Für mich ist das thema allerd<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong><br />

theoretisches <strong>und</strong> zwar <strong>in</strong>sofern, als die lege artis<br />

arbeitenden Mediator<strong>in</strong>nen sich ohneh<strong>in</strong> jeglicher<br />

Beratung enthaltent (mit ausnahme vielleicht<br />

der richter-Mediator<strong>in</strong>nen) – davon s<strong>in</strong>d<br />

h<strong>in</strong>weise auf e<strong>in</strong>e rechtslage nicht ausgenommen.<br />

Dieses ist aber eher e<strong>in</strong>e haltungsfrage, die<br />

sich zur verb<strong>in</strong>dlichkeit erst so richtig <strong>in</strong> der Praxis<br />

entwickelt. <strong>in</strong> den ausführungen der autor<strong>in</strong> ergeben<br />

sich unter diesem Gesichtspunkt Passagen,<br />

die die Praktiker<strong>in</strong>nen so nicht unbed<strong>in</strong>gt nachvollziehen<br />

möchten. So s<strong>in</strong>d die ausführungen auf<br />

Seite 79 für mich widersprüchlich, wenn auf der<br />

e<strong>in</strong>en Seite ausgeführt wird, dass die Konfliktparteien<br />

rechtliche ausführungen von Mediator<strong>in</strong>nen<br />

eher nicht erwarten, im unmittelbaren anschluss<br />

daran jedoch e<strong>in</strong>e verpflichtung der Mediator<strong>in</strong>nen<br />

zur Warnung vor möglichen rechtsverlusten<br />

(im S<strong>in</strong>ne e<strong>in</strong>er verpflichtung) festgestellt wird.<br />

<strong>in</strong> der Praxis verweisen erfahrene Mediator<strong>in</strong>nen<br />

die Konfliktparteien gerade bei solchen Sachverhalten<br />

(<strong>in</strong>sbesondere bei relevanz von § 4 KSchG)<br />

auf anwaltliche Berater<strong>in</strong>nen der Parteien. So<br />

s<strong>in</strong>d auch die ausführungen zur neutralität (oder<br />

allparteilichkeit) aus der Sicht der Jurist<strong>in</strong>nen gut<br />

nachvollziehbar <strong>und</strong> <strong>in</strong>teressant, für Mediator<strong>in</strong>nen<br />

mit achtsamer, allparteilicher haltung jedoch<br />

nicht von praktischem Wert. Dieser Bezug zur Praxis<br />

fehlt allerd<strong>in</strong>gs durchaus zu recht <strong>in</strong> dem Buch, ist<br />

das anliegen doch e<strong>in</strong> rechtstheoretisches.<br />

Dennoch ist es auch für Praktiker<strong>in</strong>nen e<strong>in</strong>e F<strong>und</strong>grube,<br />

sowohl was die unterschiedlichsten aspekte<br />

mediatorischer tätigkeit angeht als auch im h<strong>in</strong>blick<br />

auf die notwendigen Gestaltungen<br />

(wie z. B. der Mediationsvertrag).<br />

Dr. Detlev Bern<strong>in</strong>g<br />

«<br />

Ulrike Hornung<br />

Rechtliche Rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

für die Tätigkeit<br />

freier Mediatoren<br />

Band 1 der Erlanger<br />

juristische Abhandlungen<br />

für Anwaltsrecht <strong>und</strong><br />

Anwaltspraxis.<br />

Carl Heymanns Verlag<br />

2006<br />

427 Seiten<br />

ISBN 3­452­26228­6<br />

€ 96,00<br />

KONTAKT<br />

Detlev Bern<strong>in</strong>g,<br />

Dr.Bern<strong>in</strong>g@Bern<strong>in</strong>g­<br />

Hannover.de<br />

55


56<br />

»<br />

Sab<strong>in</strong>e Behn, Nicolle Kügler,<br />

Hans­Josef Lembeck,<br />

Doris Pleiger, Dorte<br />

Schaffranke, Miriam<br />

Schroer, Stefan W<strong>in</strong>k<br />

Mediation an Schulen<br />

E<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite<br />

Evaluation<br />

VS Verlag<br />

für Sozialwissenschaften<br />

Wiesbaden 2006<br />

290 Seiten<br />

ISBN­10 3­531­15083­9<br />

€ 34,90<br />

E<strong>in</strong>e Handreichung<br />

unter: www.evaluation­<br />

schul<strong>mediation</strong>.de<br />

KONTAKT<br />

Günther Braun,<br />

guenther31@onl<strong>in</strong>e.de<br />

BÜcher UnD Mehr<br />

Mediation an Schulen –<br />

e<strong>in</strong>e b<strong>und</strong>esweite Evaluation<br />

Sehr erfreulich, dass endlich diese erste,<br />

umfangreiche b<strong>und</strong>esweite Studie vorliegt.<br />

Das Forschungsvorhaben „evaluation von Mediationsprogrammen<br />

an Schulen” wurde im auftrage<br />

des B<strong>und</strong>esm<strong>in</strong>isteriums für Familie, Senioren,<br />

Frauen <strong>und</strong> Jugend seit September 2003 durchgeführt<br />

<strong>und</strong> ende 2005 abgeschlossen.<br />

auf den 290 Seiten mit 69 abb. geht es um<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

den aktuellen Stand<br />

die rahmenbed<strong>in</strong>gungen<br />

unterschiedliche Umsetzungsformen<br />

(besonders Peer-Mediationsprojekte)<br />

Wirkungen von Mediationsprojekten<br />

die rolle von Mediation im System Schule<br />

erfolgreiche Strategien zur Umsetzung von<br />

Mediation an Schulen.<br />

Folgende Def<strong>in</strong>ition liegt zugr<strong>und</strong>e: „Schul<strong>mediation</strong>sprojekte<br />

s<strong>in</strong>d Projekte, die an e<strong>in</strong>er Schule<br />

umgesetzt werden <strong>und</strong> als zentrales element die<br />

Mediation enthalten”. Dabei geht es um Peer-<br />

Mediator<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> um Pädagog<strong>in</strong>nen oder<br />

andere Personen, die als Mediator<strong>in</strong>nen fungieren,<br />

(S. 17 u. 81)<br />

an der quantitativen Befragung haben von 1455<br />

angeschriebenen Schulen 574 teilgenommen<br />

(S. 81 ff). Gef<strong>und</strong>en wurden die Schulen durch<br />

„<strong>in</strong>ternetrecherche <strong>und</strong> zentrale akteure”.<br />

(nach me<strong>in</strong>er persönlichen erfahrung <strong>in</strong> der<br />

Fachgruppe Mediation <strong>in</strong> erziehung <strong>und</strong> Bildung<br />

s<strong>in</strong>d diese Schulen repräsentativ für die Schul<strong>mediation</strong>sscene<br />

<strong>in</strong> Deutschland (S. 62 f).)<br />

Die Forschungsfragen <strong>und</strong> das vorgehen werden<br />

<strong>in</strong> fünf Phasen beschrieben (S. 57-62). e<strong>in</strong> konkreteres<br />

vorgehen wird <strong>in</strong> der qualitativen Befragung<br />

deutlich (69 ff).<br />

Die allgeme<strong>in</strong>en Daten der befragten Schulen<br />

werden e<strong>in</strong>drucksvoll dargestellt. (S. 81-98 mit gut<br />

verständlichen Grafiken). Die Darstellung stützt<br />

die erfahrungen, die viele Beobachter<strong>in</strong>nen <strong>in</strong><br />

den letzten Jahren gewonnen haben.<br />

Folgende Schwerpunkte werden ausführlich mit<br />

Daten <strong>und</strong> empfehlungen belegt:<br />

› Die zusammenarbeit von Jugendhilfe <strong>und</strong><br />

Schule im rahmen von Mediationsprojekten<br />

– akzeptanz – Mediationspraxis <strong>in</strong> der<br />

Schule – vergleich der Schulstandards des<br />

B<strong>und</strong>esverbandes Mediation e.v. mit der<br />

vorgef<strong>und</strong>enen realität. – erwartungen <strong>und</strong><br />

Wirkungen – Mediation im System Schule<br />

(S. 100-252 u. 263)<br />

›<br />

›<br />

Gewaltprävention <strong>und</strong> Konfliktbearbeitung als<br />

ganzheitliches Konzept – e<strong>in</strong> Beispiel S. 256f –<br />

Strategien zur erfolgreichen Umsetzung<br />

(S. 252-269)<br />

empfehlungen (S. 271-281) – auf die notwendigkeit<br />

von entwicklungsaufgaben auf<br />

struktureller ebene (z. B. leistungen der<br />

landespolitik, Schulentwicklung) <strong>und</strong> auf<br />

handlungsempfehlungen für die Praxis wird<br />

h<strong>in</strong>gewiesen.<br />

<strong>in</strong>sgesamt liegt e<strong>in</strong> gelungenes Werk vor, <strong>in</strong> dem<br />

Schüler<strong>in</strong>nen<strong>mediation</strong> b<strong>und</strong>esweit <strong>in</strong> ihren verschiedenen<br />

ausprägungen untersucht worden<br />

ist. es lohnt sich unvore<strong>in</strong>genommen zu lesen<br />

<strong>und</strong> die eigene Praxis zu reflektieren. es ist zu hoffen,<br />

dass auf landesebene <strong>in</strong> Politik <strong>und</strong> Wirtschaft<br />

auf Gr<strong>und</strong> dieser Studie die notwendigkeit<br />

erkannt wird, Schul<strong>mediation</strong> noch mehr ideell<br />

<strong>und</strong> f<strong>in</strong>anziell <strong>in</strong> ihrer partizipativen, konstruktiven<br />

Konfliktkultur zu unterstützen.<br />

Die Mitarbeiter<strong>in</strong>nen/autor<strong>in</strong>nen der drei <strong>in</strong>stitute<br />

<strong>und</strong> das M<strong>in</strong>isterium <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> verdienen gebührende<br />

Würdigung. e<strong>in</strong> herzliches Dankeschön an<br />

alle akteur<strong>in</strong>nen!<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er langzeitstudie sollten b<strong>und</strong>esweit die hier<br />

gef<strong>und</strong>enen Daten fortgeschrieben werden. Welche<br />

entwicklung hat die Schul<strong>mediation</strong> genommen?<br />

S<strong>in</strong>d die vielen e<strong>in</strong>zelergebnisse beachtet<br />

worden, lagen die empfehlungen <strong>in</strong> der richtigen<br />

richtung?<br />

Günther Braun<br />

realschulrektor i. r.,<br />

Mediator BM <strong>und</strong> ausbilder BM<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Björn Migge:<br />

Handbuch Coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Beratung<br />

Björn Migges handbuch „coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> Beratung”<br />

ist e<strong>in</strong> Beratungsleitfaden aus der Praxis für die<br />

Praxis. Ges<strong>und</strong>er Menschenverstand ist für Björn<br />

Migge die Basis für den alltäglichen Umgang mit<br />

Menschen. Beratung als Profession entsteht durch<br />

e<strong>in</strong>e bewusste verb<strong>in</strong>dung von erfahrungswissen<br />

mit theoretischen erklärungsmodellen aus der Psychologie,<br />

Soziologie <strong>und</strong> Psychotherapie. Beratungsansätze<br />

entstehen durch das lernen der Person<br />

im Praxisfeld von „Wirtschaft”, „Wohlfahrt” oder<br />

„Ges<strong>und</strong>heit” vor dem h<strong>in</strong>tergr<strong>und</strong> persönlicher<br />

Werte <strong>und</strong> Wertvorstellungen.<br />

Das handbuch ist erklärtermaßen „unwissenschaftlich”,<br />

weil dort theorien <strong>und</strong> Schulen nach eigenem<br />

ermessen des autors gesammelt <strong>und</strong> aussagen<br />

zusammengestellt werden. es ist zugleich professionell<br />

gemacht, weil es bei den lesenden bewusst<br />

e<strong>in</strong>en lernprozess <strong>in</strong> Gang setzt, der das coach<strong>in</strong>g<br />

als Beratungsmethode aus den unterschiedlichen<br />

Perspektiven (tiefenpsychologie, neurol<strong>in</strong>guistisches<br />

programmieren, kognitive verhaltenstherapie, systemische<br />

Beratung <strong>und</strong> therapie) betrachtet.<br />

Konflikbearbeitung <strong>und</strong> Mediation werden im<br />

Kapitel 8 erörtert. Sie s<strong>in</strong>d Migges verständnis nach<br />

wesentlicher Bestandteil von coach<strong>in</strong>g <strong>und</strong> bilden<br />

e<strong>in</strong>en rahmen für komplexe Beratungsanlässe.<br />

Das 633 Seiten starke Buch gliedert sich auf <strong>in</strong><br />

aufe<strong>in</strong>ander aufbauenden Kapiteln analog e<strong>in</strong>es<br />

Beratungsprozesses. zunächst wird <strong>in</strong> das Wesen<br />

des coach<strong>in</strong>gs e<strong>in</strong>geführt. Dann werden verschiedene<br />

Methoden <strong>und</strong> Fälle aus dem Bus<strong>in</strong>ess-coach<strong>in</strong>g,<br />

dem Personal-coach<strong>in</strong>g, der<br />

psychologischen Beratung, der Seelsorge <strong>und</strong><br />

der Psychotherapie geschildert <strong>und</strong> mit dem<br />

handwerkszeug zur Gesprächsführung, zur Kommunikation<br />

<strong>und</strong> zur analyse von Beratungsfällen<br />

bearbeitet. anhand von Fallbeispielen, Kurzzusammenfassungen<br />

<strong>und</strong> e<strong>in</strong>zelübungen ist<br />

Gelegenheit für lesende zur Selbstreflexion des<br />

Gelernten gegeben. Jedes Kapitel kann für sich<br />

bearbeitet werden oder auch im zusammenhang.<br />

nehmen lesende das angebot an, das<br />

Buch Schritt für Schritt durchzuarbeiten, kann es<br />

als lernbegleitheft genutzt werden. Professionalität<br />

wird im coach<strong>in</strong>gprozess stetig entwickelt<br />

durch die ausweitung des Blickfeldes über von<br />

e<strong>in</strong>fach strukturierten anlässen für die arbeit mit<br />

Menschen h<strong>in</strong> zu komplexen Beziehungsgefügen<br />

zwischen Paaren, Gruppen oder Organisationen.<br />

Das vorletzte Kapitel 8 „Konflikte <strong>und</strong> Konfliktarbeit”<br />

öffnet den Blick der lesenden für systemische<br />

Beratung. Björn Migge betont die chance,<br />

die mit der Beschäftigung mit Konflikten verbun-<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

BÜcher UnD Mehr<br />

den ist, nämlich Menschen <strong>und</strong> ihr verhalten kennen<br />

zu lernen <strong>und</strong> zu verstehen. er nutzt Bilder <strong>und</strong><br />

deutet Begriffe neu, um das lernen am Konflikt<br />

zu ermöglichen. zum Beispiel beschreibt er das<br />

Beratungshaus <strong>in</strong> der Konfliktarbeit (S. 498), dessen<br />

Dach aus Klärung <strong>und</strong> Kooperation besteht <strong>und</strong> <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>en sechs zimmern wesentliche Fragen nach<br />

dem Konfliktgegenstand, dessen Geschichte<br />

<strong>und</strong> bisherigen Umgang stellt, damit emotionen,<br />

Bezugssysteme <strong>und</strong> ressourcen zur Konfliktbearbeitung<br />

erkennbar werden. er nutzt außerdem<br />

das <strong>in</strong>strument der Portfolio-analyse (S. 499) als<br />

Beratungstool, um lebensbereiche <strong>und</strong> veränderungsbedarfe<br />

von Klient<strong>in</strong>nen zu charakterisieren.<br />

nicht zuletzt begreift Migge Konfliktarbeit als<br />

coach<strong>in</strong>g<strong>in</strong>strument, während er Mediation vornehmlich<br />

den Jurist<strong>in</strong>nen zuordnet. Der reflektion<br />

der eigenen Profession <strong>und</strong> Organisation der<br />

Person als coach ist denn auch das abschlusskapitel<br />

des Praxisleitfadens „Selbstdarstellung <strong>und</strong><br />

Selbstbild als coach” gewidmet.<br />

Björn Migge ist Mediz<strong>in</strong>er <strong>und</strong> verhaltenswissenschaftler.<br />

Se<strong>in</strong>en erfahrungen als Wissenschaftler,<br />

arzt <strong>und</strong> niedergelassener tra<strong>in</strong>er ist denn auch<br />

dieses leicht lesbare Werk zur e<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> das<br />

coach<strong>in</strong>g zu verdanken. Die klare Struktur <strong>und</strong><br />

die vielfalt der Blickw<strong>in</strong>kel macht das dargestellte<br />

Wissen übersichtlich <strong>und</strong> e<strong>in</strong>gängig. Gerade weil<br />

er Mediation auf e<strong>in</strong>e außergerichtliche Streitbeilegung<br />

<strong>und</strong> von Jurist<strong>in</strong>nen geprägte zusatzqualifikation<br />

begrenzt sieht, <strong>und</strong> er das coach<strong>in</strong>g als<br />

umfassenden Beratungsansatz als veränderungsbegleitung<br />

<strong>und</strong> Konfliktberatung zentral begreift,<br />

lädt das Buch dazu e<strong>in</strong>, se<strong>in</strong>e eigenen Positionen<br />

als Mediator<strong>in</strong> zu h<strong>in</strong>terfragen <strong>und</strong> e<strong>in</strong>e<br />

eigene haltung zur vermittlung im Konflikt zu entwickeln.<br />

Das dargestellte Wissen <strong>und</strong> die konkreten<br />

arbeitshilfen s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> jeder h<strong>in</strong>sicht bereichernd<br />

für e<strong>in</strong>e professionelle arbeit mit Menschen. Die<br />

Grenzen s<strong>in</strong>d dabei fließend zwischen e<strong>in</strong>em<br />

<strong>in</strong>dividuellen Konfliktmanagement (e<strong>in</strong>er Mediation,<br />

mit hilfe derer neues verhalten an e<strong>in</strong>em<br />

konkreten thema erlernt werden kann) <strong>und</strong> dem<br />

coach<strong>in</strong>g als Beratungsansatz, mit dem neue<br />

Möglichkeiten für bewusstes handeln erarbeitet<br />

werden können. letzteres kann auch <strong>in</strong> der entwicklung<br />

persönlicher Kompetenzen zur Konfliktbearbeitung<br />

<strong>und</strong> Problemlösung münden.<br />

Christ<strong>in</strong>e Kabst<br />

Personalentwicklung, Organisationsentwicklung,<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong><br />

«<br />

Björn Migge<br />

Handbuch Coach<strong>in</strong>g<br />

<strong>und</strong> Beratung<br />

Beltz­Verlag, 2005<br />

633 Seiten<br />

ISBN 3­407­36431­8<br />

€ 49,90<br />

KONTAKT<br />

Christ<strong>in</strong>a Kabst,<br />

ck@kabst­onl<strong>in</strong>e.de<br />

57


58<br />

»<br />

Christoph Hauser<br />

E<strong>in</strong>e ökonomische<br />

Theorie der Mediation<br />

Luzerner Beiträge zur<br />

Betriebs­ <strong>und</strong> Regionalökonomie,<br />

Band 9<br />

Chur/Zürich<br />

(Verlag Rüegger), 2002<br />

345 Seiten, broschiert<br />

ISBN 3­7253­0729­6<br />

€ 37,10<br />

KONTAKT<br />

Wilfried Kerntke,<br />

kerntke@bmev.de<br />

BÜcher UnD Mehr<br />

Christoph Hauser:<br />

E<strong>in</strong>e ökonomische Theorie der Mediation<br />

Dieses Buch bietet die spieltheoretische Durchdr<strong>in</strong>gung<br />

des Mediationsgeschehens <strong>und</strong> se<strong>in</strong>er<br />

Potenziale. Die enge liaison von volkswirtschaftslehre<br />

<strong>und</strong> Spieltheorie – wer hat ron howards<br />

Film „a beautiful M<strong>in</strong>d” gesehen? – zeigt sich<br />

nun als ökonomische theorie der Mediation.<br />

Wir rezensieren se<strong>in</strong> Buch, weil er hier se<strong>in</strong>en Fragen<br />

auf den Gr<strong>und</strong> geht – <strong>und</strong> weil es e<strong>in</strong> Genuß<br />

se<strong>in</strong> kann, Mediation aus ökonomischer Sicht<br />

beschrieben zu sehen.<br />

hauser beschreibt unterschiedliche verhandlungsprobleme<br />

(nicht Konflikt-issues). Sie werden<br />

im Wesentlichen als spieltheoretische varianten<br />

dargestellt. er verknüpft sie mit der herkömmlichen<br />

Denkweise von Mediator<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>dem er<br />

verb<strong>in</strong>dungen zur Konflikteskalations-Dynamik<br />

(nach Glasl) herstellt. letztlich hält hauser dann<br />

noch die auch <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em PM-aufsatz vorgestellten<br />

handlungsstrategien für Mediator<strong>in</strong>nen bereit,<br />

<strong>in</strong> Form von drei Mediationsstilen: rechts-basiert,<br />

<strong>in</strong>teressen-basiert <strong>und</strong> verstehens-basiert. Dies<br />

mag nicht immer e<strong>in</strong>leuchten: <strong>in</strong> vielen Mediationen<br />

gelangen die Parteien erst auf dem Weg<br />

durch das verstehen zu e<strong>in</strong>em klaren Blick auch<br />

auf die eigenen <strong>in</strong>teressen.<br />

hausers Darstellungsweise führt zu e<strong>in</strong>zelkapiteln<br />

zu folgenden themen: Das verhandlungsproblem;<br />

Konfliktstrategien als reaktion auf<br />

verhandlungsprobleme; Ökonomische verhandlungsanalysen;<br />

verhandeln neben den anderen<br />

Konfliktstrategien; Mediation als vermitteltes<br />

verhandeln.<br />

christoph hauser ist e<strong>in</strong> Mediator mit dem herkunftsberuf<br />

des volkswirtschaftlers. Bei der lektüre<br />

se<strong>in</strong>es Buches wird ganz nebenbei klar, wie uns<strong>in</strong>nig<br />

die alte Gegenüberstellung der psychosozialen<br />

<strong>und</strong> der juristischen quellberufe von Mediator<strong>in</strong>nen<br />

ist. volkswirtschaft ist offenbar auch e<strong>in</strong><br />

ganz eigener zugang, mit spezifischer Blickrichtung<br />

<strong>und</strong> mit eigenen Gedankenkonstruktionen<br />

für das Mediationsgeschehen. alle<strong>in</strong> schon um<br />

dieser erkenntnis willen lohnt sich die lektüre.<br />

Für mich schließt hausers Buch e<strong>in</strong>e lücke –<br />

nicht <strong>in</strong> me<strong>in</strong>er arbeit <strong>in</strong> der Mediation, sondern<br />

im reigen der möglichen Darstellungen über<br />

das thema „Was ist Mediation <strong>und</strong> welchen nutzen<br />

kann sie br<strong>in</strong>gen?”. Für die vorbereitung e<strong>in</strong>er<br />

vorstandspräsentation bei e<strong>in</strong>er stark ökonomisch<br />

orientierten Organisation, bei der Messbares <strong>und</strong><br />

zählbares besondere Bedeutung hat, ist „e<strong>in</strong>e<br />

ökonomische theorie der Mediation” überaus<br />

wertvoll. anderen leser<strong>in</strong>nen wiederum werden<br />

andere zusammenhänge für die nutzung dieses<br />

Buches wichtig se<strong>in</strong>.<br />

Dr. Wilfried Kerntke<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Spektrum der Mediation 23/2006<br />

BÜcher UnD Mehr<br />

Dr. Detlev Bern<strong>in</strong>g: Konflikte<br />

kosten Unternehmen Geld – aber wie viel?<br />

E<strong>in</strong> Berechnungsmodell mit zwei Beispielen<br />

lassen sich die Kosten von Konflikten <strong>in</strong> zahlen<br />

ausdrücken? „Das persönliche leid, die Ängste<br />

<strong>und</strong> die häuslichen ause<strong>in</strong>andersetzungen werden<br />

bei dieser Darstellung nicht <strong>in</strong> euro bewertet.”<br />

Detlev Bern<strong>in</strong>g unternimmt dagegen den versuch,<br />

von zwei Unternehmen (rechtsanwaltskanzlei <strong>und</strong><br />

mittelständisches it-Unternehmen) die ergebniswerte<br />

im Jahresvergleich gegenüberzustellen <strong>und</strong><br />

die veränderungen bei Umsatz <strong>und</strong> Kosten zu<br />

dokumentieren. Dabei überprüft er <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Funktion<br />

als Wirtschaftsprüfer <strong>und</strong> Steuerberater verschiedene<br />

Änderungsfaktoren, um quasi im ausschlussverfahren,<br />

den Konfliktanteil zu belegen.<br />

Dabei wird deutlich, dass es sich i. d. r. vor allem<br />

um „erwirtschaftete e<strong>in</strong>bußen” <strong>und</strong> weniger um<br />

reale Kosten handelt.<br />

Direkte Konfliktbearbeitungskosten z. B. durch<br />

Mediation hat es <strong>in</strong> beiden Fällen nicht gegeben.<br />

Und diese <strong>in</strong>vestition wäre vermutlich gut<br />

angelegt gewesen, denn sowohl die Kanzlei<br />

als auch das it-Unternehmen haben <strong>in</strong> Folge<br />

des Konfliktes e<strong>in</strong>en wirtschaftlichen abwärtstrend<br />

erfahren müssen, der <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Fall zur<br />

aufteilung des Unternehmens <strong>und</strong> im anderen<br />

Fall zur Übernahme durch e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>vestor mit<br />

gleichzeitigem austausch des Managements<br />

geführt hat. Detlev Bern<strong>in</strong>g resümiert deswegen:<br />

„Führungskräfte, die Konflikte unbearbeitet lassen<br />

oder gar behaupten, es gäbe solche nicht,<br />

schädigen ihr Unternehmen grob fahrlässig”.<br />

Unbearbeitete Konflikte kosten Unternehmen<br />

Geld – <strong>und</strong> Detlev Bern<strong>in</strong>g ist es gelungen, an<br />

zwei Beispielen dies anschaulich vorzurechnen.<br />

<strong>in</strong> e<strong>in</strong>er anwaltskanzlei mit vier Partnern werden<br />

auch für den <strong>in</strong>teressierten laien die Konfliktkosten<br />

besonders plastisch <strong>und</strong> nachvollziehbar<br />

dargestellt. <strong>in</strong>nerhalb von 2 Jahren wird die gut<br />

e<strong>in</strong>geführte Kanzlei durch ungelöste Konflikte<br />

<strong>und</strong> Mitarbeiterfreisetzung so „herunter gewirtschaftet”,<br />

dass letztendlich nur die auflösung<br />

bleibt. Bern<strong>in</strong>g h<strong>in</strong>terlegt dieses mit e<strong>in</strong>drücklichem<br />

zahlenmaterial, da er als Wirtschaftsprüfer<br />

e<strong>in</strong>blick <strong>in</strong> die Bilanzen hat.<br />

Ähnlich erg<strong>in</strong>g es dem it-Unternehmen. Wenngleich<br />

die konfliktbed<strong>in</strong>gte ergebnism<strong>in</strong>derung<br />

hier noch e<strong>in</strong>drücklicher ausfällt, ist dieses Beispiel<br />

für betriebswirtschaftlich nicht bewanderte<br />

leser/<strong>in</strong>nen schwieriger zu durchdr<strong>in</strong>gen, da<br />

noch mehr aspekte an Umsatze<strong>in</strong>bußen <strong>und</strong><br />

Kostensteigerungen beteiligt s<strong>in</strong>d. auch schwelen<br />

die Konflikte <strong>in</strong> der leitungsebene hier schon<br />

länger, so dass die <strong>in</strong>direkten Konfliktkosten zwar<br />

im Jahresvergleich, aber nicht im tatsächlichen<br />

Umfang beziffert werden können, da die „konfliktfreie”<br />

zahlengr<strong>und</strong>lage fehlt.<br />

Mit diesem aufsatz füllt der autor e<strong>in</strong>e lücke <strong>in</strong><br />

der Mediationsliteratur <strong>und</strong> gibt all denen argumente<br />

an die hand, deren K<strong>und</strong>en nach „hard<br />

facts” verlangen. Ungeachtet allen zahlenmaterials<br />

wird auch an diesen Praxisbeispielen deutlich:<br />

Ungelöste Konflikte kosten vor allem die<br />

Motivation der Mitarbeiter<strong>in</strong>nen <strong>und</strong> Führungskräfte<br />

<strong>und</strong> führen zu e<strong>in</strong>em dramatischen vertrauensverlust<br />

bei den K<strong>und</strong><strong>in</strong>nen. Werden die<br />

betriebswirtschaftlich messbaren Faktoren nicht<br />

rechtzeitig erfasst <strong>und</strong> richtig <strong>in</strong>terpretiert, entsteht<br />

daraus schnell e<strong>in</strong>e Schieflage, die für das<br />

Unternehmen existenzbedrohlich werden kann.<br />

Christian Bähner,<br />

Mitglied der Fachgruppe MiO/<br />

Wirtschafts<strong>mediation</strong> im BM<br />

Dieser Aufsatz ist als pdf­Datei auf der BM Website(http://www.bmev.de/www/documents/sonderdruck_konfliktkosten.pdf)<br />

verfügbar oder bei<br />

der Redaktion anzufordern.<br />

«<br />

KONTAKT<br />

Christian Bähner,<br />

christian.baehner@<br />

zweisicht.de<br />

59


60<br />

»<br />

Tilman Metzger,<br />

Jurist, Mediator <strong>und</strong> Ausbilder<br />

für Mediation BM,<br />

Systemischer Supervisor <strong>und</strong><br />

Organisationsberater,<br />

Koord<strong>in</strong>ator des Orgateams<br />

(Nov 04 ­ April 06);<br />

AG Repro<br />

Peer Kaed<strong>in</strong>g,<br />

stellv. Leiter der Beratungsstelle<br />

Gewaltprävention<br />

des Landes<strong>in</strong>stituts für<br />

Lehrerbildung <strong>und</strong> Schulentwicklung<br />

(Li) <strong>in</strong> Hamburg.<br />

Verantwortlich für die<br />

Umsetzung von Streitschlichtung<br />

an<br />

Hamburger Schulen.<br />

Im Orgateam Mitarbeit<br />

<strong>in</strong> den AGs Internet­Workgroup,<br />

Programmheft <strong>und</strong><br />

Kongress­Dokumentation<br />

<strong>in</strong>FOrMatiOnen UnD h<strong>in</strong>WeiSe<br />

Manchmal sieht man den Wald<br />

vor lauter Bäumen nicht ...<br />

Bei der letzten Ausgabe „Spektrum der<br />

Mediation” 22/ 2006 haben sich leider<br />

e<strong>in</strong>e Reihe von Fehlern bzw. Missverständnissen<br />

e<strong>in</strong>geschlichen, die wir auf dieser<br />

Seite korrigieren.<br />

Wir bitten noch e<strong>in</strong>mal ausdrücklich bei<br />

allen Beteiligten um Entschuldigung<br />

<strong>und</strong> Nachsicht.<br />

Die Redaktion<br />

Zum Organisationsteam des Kongresses<br />

zwei tragende Säulen des Organisationsteams<br />

s<strong>in</strong>d uns <strong>in</strong> der letzten Spektrumausgabe durch<br />

die lappen gegangen.<br />

im eifer der vorbereitungen haben wir text <strong>und</strong><br />

Foto von ihnen nicht mit abgebildet. Der e<strong>in</strong>e<br />

oder die andere leser/<strong>in</strong> mag sie schon vermisst<br />

haben, da sowohl tilman Metzger als auch Peer<br />

Kaed<strong>in</strong>g zu den rührigen akteuren der norddeutschen<br />

Mediationsszene gehören.<br />

Folgende angaben zu den Mitgliedern des<br />

Orgateams (S. 56/57) s<strong>in</strong>d nicht korrekt:<br />

›<br />

›<br />

Alexia Glaveris ist weder Mitglied im<br />

BM noch hat sie e<strong>in</strong>e anerkennung<br />

als Mediator<strong>in</strong> oder ausbilder<strong>in</strong><br />

Margit Lehmkuhl ist Mitglied im BM,<br />

hat aber ke<strong>in</strong>e anerkennung als<br />

Mediator<strong>in</strong>.<br />

Falsche Autorenangabe<br />

Folgende Fotos haben irrtümlich e<strong>in</strong>e falsche<br />

autorenangabe. Sie s<strong>in</strong>d alle von Carsten Büll,<br />

e<strong>in</strong>em professionellen Fotografen aus heidelberg.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Impressum<br />

Spektrum der Mediation, 23. Ausgabe/III. Quartal 2006<br />

Herausgeber: B<strong>und</strong>esverband Mediation e.v.,<br />

Fachverband zur Förderung der verständigung <strong>in</strong><br />

Konflikten<br />

Redaktion: erw<strong>in</strong> ruhnau<br />

Satz/Layout: Grafikatelier Köhler,<br />

Berkatal, www.die-visiomaten.de<br />

ViSdP: Dr. Wilfried Kerntke<br />

Redaktionsadresse:<br />

BM-Geschäftsstelle Kassel, Kirchweg 80,<br />

34119 Kassel, fon 0561 739641 3, fax 0561 739641 2,<br />

<strong>in</strong>fo@bmev.de, www.bmev.de<br />

Druck: Grafische Werkstatt von 1980 Gmbh,<br />

Yorkstr. 48, 34123 Kassell<br />

Auflage: 2.000 exemplare<br />

Für anzeigenschaltungen fordern Sie bitte unsere<br />

anzeigenpreisliste per e-Mail bei redaktion@bmv.de<br />

oder über www.bmev.de an.<br />

Ersche<strong>in</strong>ungsweise: viermal jährlich<br />

Der Bezug der Fachzeitschrift ist im Mitgliedsbeitrag<br />

(auch bei Fördermitgliedschaft) des BM e<strong>in</strong>geschlossen.<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

<strong>in</strong>FOrMatiOnen UnD h<strong>in</strong>WeiSe<br />

Nachtrag:<br />

Mediatives Arbeiten <strong>in</strong> K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

E<strong>in</strong> Workshop für MediatorInnen<br />

Mediatives Arbeiten mit den K<strong>in</strong>dern<br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Kann K<strong>in</strong>dern glaubhaft vermittelt werden:<br />

„Streitet euch nicht!”?<br />

Kann K<strong>in</strong>dern vermittelt werden,<br />

fair zu streiten?<br />

Welche <strong>in</strong>halte könnten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Projekt<br />

„Fair streiten” mit K<strong>in</strong>dern bearbeitet<br />

werden?<br />

Welche Struktur braucht die arbeit<br />

mit den K<strong>in</strong>dern?<br />

Mediatives Arbeiten mit den Eltern<br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

›<br />

›<br />

Welche <strong>in</strong>halte könnten eltern vermittelt werden,<br />

die sie <strong>in</strong> ihrem konkreten Familienalltag mit<br />

ihrem K<strong>in</strong>d/ihren K<strong>in</strong>dern anwenden können?<br />

Mit welchen Strukturen könnten eltern <strong>in</strong> e<strong>in</strong><br />

Projekt „Fair streiten” e<strong>in</strong>bezogen werden?<br />

Mediatives Arbeiten mit den ErzieherInnen<br />

e<strong>in</strong>er K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

›<br />

Was sollten erzieher<strong>in</strong>nen beachten, wenn<br />

sie e<strong>in</strong> Projekt „Fair streiten” <strong>in</strong> ihrer K<strong>in</strong>dertagesstätte<br />

durchführen möchten?<br />

Welche <strong>in</strong>haltlichen aspekte sollten erzieher<strong>in</strong>nen<br />

im vorfeld erarbeiten?<br />

Welche Beispiele für den strukturellen aufbau<br />

e<strong>in</strong>es Projektes „Fair streiten” s<strong>in</strong>d denkbar?<br />

Welche Fähigkeiten <strong>und</strong> welche haltung der<br />

erzieher<strong>in</strong>nen wären dafür förderlich?<br />

Was sollte beachtet werden, wenn e<strong>in</strong> Projekt<br />

„Fair streiten” beendet ist?<br />

Ges<strong>in</strong>e Otto<br />

«<br />

Die <strong>in</strong> den artikeln vertretenen ansichten s<strong>in</strong>d nicht b<strong>in</strong>dende<br />

ansichten der redaktion.<br />

Spektrum der Mediation br<strong>in</strong>gt Beiträge aus allen Spielarten von<br />

Mediation – gerne auch von autor<strong>in</strong>nen, die nicht BM-Mitglied s<strong>in</strong>d.<br />

Wir freuen uns über artikel, Berichte, Meldungen, kurze neuigkeiten,<br />

ergänzungen <strong>und</strong> vorschläge. Bitte auch an Fotos, zeichnungen,<br />

Grafiken, anschauliches denken!<br />

Die ausgabe 24/2006 behandelt das thema „Mediation im <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Kontext” <strong>und</strong> wird überwiegend von der Fachgruppe<br />

gleichen namens bearbeitet.<br />

auch Beiträge anderer autor<strong>in</strong>nen s<strong>in</strong>d willkommen. Wir bitten um<br />

Beachtung der autor<strong>in</strong>nenh<strong>in</strong>weise. Diese können von der website<br />

herunter geladen werden (www.bmev.de).<br />

Bitte nehmen Sie vor dem Schreiben Kontakt mit der redaktion auf.<br />

auch dort können Sie die „h<strong>in</strong>weise für autor<strong>in</strong>nen” anfordern.<br />

Redaktionsschluss: 15.10.06<br />

Ges<strong>in</strong>e Otto,<br />

Diplom­Sozialpädagog<strong>in</strong><br />

KONTAKT<br />

Ges<strong>in</strong>e Otto,<br />

sozialagentur@<br />

kommstruktiv.de<br />

Bildquellen:<br />

www.pixelquelle.de: S. 8<br />

www.photocase.de: S. 4, 6, 20, 26, 27, 29, 30, 31, 32, 34, 39, 40, 41, 44, 47, 50, 59<br />

www.aboutpixel.de: S. 12, 14, 15, 17, 18<br />

61


62<br />

»<br />

Ihre Anzeige?<br />

In eigener Sache – Werbung im „Spektrum der Mediation”<br />

Liebe LeserInnen des „Spektrum der Mediation”!<br />

es ist ihnen sicherlich aufgefallen, dass sich das äußere ersche<strong>in</strong>ungsbild verändert hat.<br />

neben ästhetischen Gründen haben auch f<strong>in</strong>anzielle Überlegungen Pate gestanden, nämlich bei dem Bestreben,<br />

prom<strong>in</strong>ente Werbeflächen u. a. für verlage anbieten zu können.<br />

Das Stichwort Werbung hat ab 2006 e<strong>in</strong>e besondere Bedeutung. nachdem die entscheidung für 4 ausgaben<br />

pro Jahr gefallen ist, haben wir e<strong>in</strong>erseits die voraussetzung für den kostengünstigen versand als Postvertriebsstück<br />

geschaffen <strong>und</strong> andererseits die Möglichkeit für flexible Werbeflächen im gesamten heft. <strong>in</strong> der bisherigen<br />

versandart hatten wir lediglich die Umschlagseiten zur verfügung.<br />

Damit ist auch der „Markt” für die LeserInnen <strong>und</strong> AbonnentInnen geöffnet, Produkte <strong>und</strong><br />

Dienstleistungen an die K<strong>und</strong>schaft zu br<strong>in</strong>gen!<br />

Die Mediadaten stellen wir gerne auf anfrage zur verfügung.<br />

Sie s<strong>in</strong>d auch auf der website des BM (www.bmev.de) e<strong>in</strong>zusehen.<br />

Die Redaktion<br />

redaktion@bmev.de<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


Datum Was Kontaktperson Wo<br />

28.9.– 01.10.06 BM­Kongress 2006 am Tor zur Welt<br />

BM-Mediationskongress <strong>und</strong> Mv 2006<br />

05.10.06<br />

17:00 - 18:00 Uhr<br />

18:00 - 20:00 Uhr<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

AK Mediation <strong>in</strong> Erziehung <strong>und</strong> Bildung, München<br />

RG des BM <strong>in</strong> München<br />

07.10.06 RG Dreyeckland/Südbaden<br />

thema: „Umgang mit der vielfalt: <strong>in</strong>terkulturelle Mediation”<br />

(consolata Peyron, be.co.me)<br />

11.10.06<br />

19:00 - 21:30 Uhr<br />

«<br />

Dr. Detlev Bern<strong>in</strong>g et al. Hamburg<br />

erhard neumann<br />

(t 08131-351368), r. Süß,<br />

S. nothhafft, e. neumann<br />

christian Bähner,<br />

Konstanze hübner<br />

RG Nordhessen Silke Fichtler,<br />

nikolaus Weitzel<br />

15.10.06 Redaktionsschluss „Spektrum der Mediation”<br />

ausgabe 24: Mediation im <strong>in</strong>terkulturellen Kontext<br />

21.10.06<br />

11:00 - 18:00 Uhr<br />

erw<strong>in</strong> ruhnau<br />

redaktion@bmev.de<br />

RG Bonn: 5. Bonner Mediationstag Jörg Schmidt Bonn<br />

München<br />

Freiburg<br />

27.10.06 RG Bielefeld: 1. Bielefelder Mediationstag Dieter Simon Bielefeld<br />

28.10.06 Deutsches Forum für Mediation<br />

(<strong>in</strong>teressenverband verschiedener deutscher Mediations-<br />

Organisationen, trifft sich zweimal jährlich)<br />

Kassel<br />

Wilfried Kerntke Berl<strong>in</strong><br />

06.11.06 Konferenz der RegionalgruppenleiterInnen (KRLK) thomas robrecht (vorstand) Ort steht noch nicht fest<br />

evtl. Kassel<br />

07.11.06<br />

19:00 - 21:30 Uhr<br />

07.11.06<br />

20:00 - 21:30 Uhr<br />

08.11.06<br />

10:00 - 17:00 Uhr<br />

RG Düsseldorf­Langenfeld Boris Pohlen Düsseldorf<br />

Bonner Mediationsgespräch<br />

thema: „Mediation <strong>in</strong> trennung & Scheidung”<br />

referent<strong>in</strong>nen: hannelore Stahmann, Beatrix Kaschel,<br />

angela le<strong>in</strong>en & hendrikje vennmann-Schmidt<br />

Anerkennungskommission, Herbstkonferenz anja Kenzler,<br />

Kersti Schittko<br />

13.11.06 Konferenz der BM­GruppenleiterInnen (GLK) thomas robrecht<br />

(vorstand)<br />

15.11.06 Anzeigenschluss Spektrum der Mediation<br />

ausgabe 24: „Mediation im <strong>in</strong>terkulturellen Kontext”<br />

16.11.06<br />

19:00 - 21:00 Uhr<br />

22.11.06<br />

19:00 - 21:30 Uhr<br />

22.11.06<br />

17:30 - 21:00 Uhr<br />

RG Aachen<br />

4. treffen 2006, evtl. neuer Ort, wird im 1. treffen entschieden<br />

Jörg Schmidt Bonn<br />

Kassel<br />

Geschäftsstelle des BM<br />

Ort steht noch nicht fest<br />

evtl. Kassel<br />

erw<strong>in</strong> ruhnau erw<strong>in</strong>.ruhnau@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

<strong>in</strong>geborg töpfer<br />

Kath. hochschulgeme<strong>in</strong>de,<br />

Ponstr. 74-76<br />

RG Nordhessen Silke Fichtler,<br />

nikolaus Weitzel<br />

RG Rhe<strong>in</strong>­Ma<strong>in</strong>­Neckar, 21. Treffen<br />

thema: „Systemische Organisations- <strong>und</strong> Strukturaufstellungen”<br />

referent: rolf lutterbeck, Bad homburg<br />

hans-Jürgen<br />

<strong>und</strong> Svea rojahn<br />

Aachen<br />

Kassel<br />

Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Sportschule des lSB<br />

hessen<br />

27./28.11.06 Vorstandsklausur des BM vorstand Frankfurt/Ma<strong>in</strong><br />

Sportschule des lSB<br />

hessen<br />

30.11.06<br />

17-18 Uhr<br />

18-20 Uhr<br />

05.12.06<br />

19:30 - 22:00 Uhr<br />

AK Mediation <strong>in</strong> Erziehung <strong>und</strong> Bildung, München<br />

RG München<br />

RG Bonn<br />

treffen der regionalgruppe<br />

09.12.06 RG Dreyeckland/Südbaden<br />

thema: „Familien<strong>mediation</strong> - trennung ohne verlierer”<br />

(andreas honraht, ProFamilia Freiburg)<br />

13.12.06<br />

19:00 - 21:30 Uhr<br />

<strong>in</strong>FOrMatiOnen UnD h<strong>in</strong>WeiSe: terM<strong>in</strong>KalenDer<br />

erhard neumann<br />

(t 08131-351368), r. Süß,<br />

S. nothhafft, e. neumann<br />

München<br />

Jörg Schmidt Bonn<br />

christian Bähner,<br />

Konstanze hübner<br />

RG Nordhessen Silke Fichtler,<br />

nikolaus Weitzel<br />

18./19.12.06 FG Geme<strong>in</strong>wesen<strong>mediation</strong> (GWM) nadja Gilbert, Dirk Spl<strong>in</strong>ter,<br />

Olaf Schulz<br />

02./03.02.07 BM­Werkstatt Wilfried Kerntke (vorstand)<br />

evtl. irmela Gantzer<br />

Freiburg<br />

Kassel<br />

Potsdam<br />

oder Berl<strong>in</strong><br />

Leipzig<br />

oder Brandenburg<br />

63


»<br />

64 <strong>in</strong>FOrMatiOnen UnD h<strong>in</strong>WeiSe: aDreSSverzeichniS<br />

INFORMATION<br />

GESCHÄFTSSTELLE<br />

Inge Thomas­Worm, leitung, thomas-worm@bmev.de<br />

Ruth Schmidt, Buchhaltung, schmidt@bmev.de<br />

Kirchweg 80, 34119 Kassel, t: 0561 739 64 13, F: 0561 739 64 12, <strong>in</strong>fo@bmev.de, www.bmev.de<br />

VORSTAND<br />

Dr. Wilfried Kerntke, 1. Vorsitzender, t: 069 8677 7923, F: 069 8671 0333, kerntke@bmev.de<br />

Inka Heisig, 2. Vorsitzende, t: 0511 2717 597 / 0172 5144 436, F: 0511 9792 013, heisig@bmev.de<br />

Jutta Hohmann, t: 030 68 05 41 02, F: 030 76 00 83 80, hohmann@bmev.de<br />

Thomas Robrecht, t: 07165 92 92 62 / 016 33 880 880, F: 07165 929 0120, robrecht@bmev.de<br />

SCHATZMEISTER<br />

Dr. Detlev Bern<strong>in</strong>g, t: 0511 3886 937, F: 0511 3156 15, bern<strong>in</strong>g@bmev.de<br />

BEREICHE<br />

BÜRO FÜR DIE ANERKENNUNG<br />

c/o RA­Kanzlei Evelies Bröker­Messerschmidt, Bergmannstr. 102, 10961 Berl<strong>in</strong>, F: 030 6980 9079, anerkennung@bmev.de<br />

WEBMASTER WWW.BMEV.DE<br />

Christian Bähner, t: 0761 20222 00, F: 0761 20241 21, webmaster@bmev.de<br />

REDAKTION BM­NACHRICHTEN (INTERNET)<br />

Christ<strong>in</strong>e Kabst, t: 02921 3467 81, F: 02921 346 780, kabst@bmev.de<br />

REDAKTION SPEKTRUM DER MEDIATION<br />

Erw<strong>in</strong> Ruhnau, t: 05657 8391 / 0160 8818076, F: 05657 9134 60, redaktion@bmev.de<br />

ARBEITS­, FACH­, PROJEKT­GRUPPEN<br />

AG ANERKENNUNGSKOMMISSION<br />

Anja Kenzler, t: 0421 55788 99, kenzler@bmev.de<br />

Isabel Kresse, Beratung für das anerkennungsverfahren, t: 030 859 94 788 / 0173 6177141, kresse@bmev.de<br />

AG BÖRSE FÜR FREIWILLIGES ENGAGEMENT<br />

Eva Lubas, t: 0351 4035 0091 / 0173 3553752, lubas@bmev.de<br />

AG GEWALTFREIE KOMMUNIKATION (GFK)<br />

Kathar<strong>in</strong>a Sander, t: 05764 1206, F: 05764 25 78, <strong>mediation</strong>@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

AG MEDIATION UND RECHT<br />

Florian Gommel, t: 030 6128 8592, gommel@buero-fuer-konfliktloesung.de<br />

AG STANDARDS­REFLEXION<br />

Peter Knapp, t: 0331 7409506, p.knapp@kom-berl<strong>in</strong>.de<br />

Isabel Kresse, t: 030 859 94 788 / 0173 6177141, kresse@bmev.de<br />

Gudrun Tschechne, t: 0511 2717597, gudrun.tschechne@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

FG GEMEINWESENMEDIATION (GWM)<br />

Nadja Gilbert, t: 030 447 33 416, naduscha2003@hotmail.com<br />

Olaf Schulz, t: 0331 5811445, olafschulz@gmx.li<br />

Dirk Spl<strong>in</strong>ter, t: 030 454904 00, spl<strong>in</strong>ter@<strong>in</strong>medio.de<br />

FG MEDIATION IM INTERKULTURELLEN KONTEXT (MIK)<br />

Kerst<strong>in</strong> Kittler, t: 030 44190 14, <strong>in</strong>stitut@Berl<strong>in</strong>Mediation.com<br />

Lisa Waas, t: 089 72998158, lisa.waas@akademie-perspektivenwechsel.de<br />

FG MEDIATION IN ERZIEHUNG & BILDUNG (MEB)<br />

Gabriele Schuster­Mehlich, leitung, t: 02234 81110, schu-me@web.de<br />

Helmolt Rademacher, t: 069 389 89 230, h.rademacher@afl.hessen.de<br />

Ingrid Rauner, t: 04746-950042, i.rauner@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Heide­Marie Reuter­Bielig, t: 0251 7039899, heidereuter@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Kathleen Schmiegel, t: 02235 85809, kathleen.schmiegel@debitel.net<br />

FG MEDIATION IN ORGANISATIONEN – WIRTSCHAFTSMEDIATION<br />

Peter Knapp, t: 0331 7409506, p.knapp@kom-berl<strong>in</strong>.de<br />

Sibylle Kögel, t: 06131 70 46 77, koegel.s@zdf.de<br />

FG MEDIATION UND KIRCHE (MUK)<br />

Dr. Gunter Volz, t: 069 33 39 19, gunter.volz@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

FG PLANEN UND BAUEN<br />

Ilse Erzigkeit, t: 06154 576 613, erzigkeit@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Roland Schüler, t: 0221 95219 45, FBKKOeln@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Bärbel Weichhaus, t: 0511 27150 82, <strong>in</strong>fo@<strong>mediation</strong>-am-bau.de<br />

PG FAMILIE UND PARTNERSCHAFT<br />

Sylvia Offermann, t: 02102 16 46 07, kontakt@<strong>mediation</strong>-beratung-so.de<br />

Maria Friedland, t: 02821 41 88, Maria.Friedland@gmx.de<br />

PG ONLINE ­ MEDIATION<br />

Urban Heisig, t: 0511 16156 18, urban.heisig@sopra-<strong>mediation</strong>.de<br />

PG POLITIK UND INTERNATIONALES<br />

Ljubjana Wüstehube, t: 030 454904 00, wuestehube@<strong>in</strong>medio.de<br />

PG SPORTMEDIATION<br />

Astrid Pulter, t: 06181 969785, astrid.Pulter@solways.de<br />

Spektrum der Mediation 23/2006


REGIONALGRUPPEN<br />

RG DRESDEN<br />

Eva Lubas, t: 0351 4035 0091, 0173 3553752, lubas@bmev.de<br />

RG BRANDENBURG<br />

Gabriele Nguyen, t: 035602 51956, Gabriele.nguyen@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Spektrum der Mediation 23/2006<br />

<strong>in</strong>FOrMatiOnen UnD h<strong>in</strong>WeiSe: aDreSSverzeichniS<br />

RG CHEMNITZ/SÜD­SACHSEN<br />

Thomas Stelz, t: 03771 3407779, M: 0172 5460787, <strong>in</strong>fo@<strong>mediation</strong>-rhetorik.de<br />

RG BERLIN<br />

Dr. Gisela Breuer, t: 030 3210 3990, <strong>in</strong>fo@gisela-breuer-berl<strong>in</strong>.de<br />

RG MECKLENBURG­VORPOMMERN (NEUSTRELITZ)<br />

Jens Martens, t: 03981 2064 54, tesa-projekt@gmx.de<br />

RG ROSTOCK<br />

Roland Straube, t: 0381 203899 04, <strong>in</strong>fo@straube-mb.de<br />

RG HAMBURG­LÜNEBURG<br />

Astrid Wichmann, t: 04131 79 99 78, <strong>mediation</strong>@BS-lG.de<br />

RG WESER ­ EMS<br />

Helmut Dannemann, t: 04487 92 07 23, h.dannemann@denkbar-ol.de<br />

RG BREMEN<br />

Anja Kenzler, t: 0421 55788 99, anjakenzler@a-k-demie.de<br />

RG AK MEDIATION HANNOVER E.V.<br />

Lothar Kammer, t: 0511 261 0376, M: 0171 428 39 04, <strong>in</strong>fo@<strong>mediation</strong>-kammer.de<br />

RG BIELEFELD<br />

Vera Konnerth, t: 0175 711 2580, <strong>in</strong>fo@<strong>mediation</strong>-vk.de<br />

Dieter Simon, t: 0178 3488719, post@buero-fuer-<strong>mediation</strong>.com<br />

RG NORDHESSEN<br />

Silke Fichtler, t: 0561 579 0238, wisconks@aol.com<br />

Nikolaus Weitzel, t: 0561 316 9279, weitzel@<strong>mediation</strong>-mitte.de<br />

RG BRAUNSCHWEIG<br />

Barbara Knuth, t: 0531 3410 20, <strong>in</strong>fo@knuth-team.de<br />

RG SACHSEN­ANHALT<br />

Olaf Friedersdorf, t: 0391 721 7470, DFv.magdeburg@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

RG DÜSSELDORF ­ METTMANN ­ WUPPERTAL<br />

Frigga Maßholder, t: 0202 2547803, frigga.massholder@t-onl<strong>in</strong>e.de,<br />

Boris Pohlen, t: 02173 99 5492, <strong>in</strong>fo@borispohlen.de<br />

RG AACHEN<br />

Hendrik Middelhof, t: 0241 520845, hmiddelhof@onl<strong>in</strong>e.de<br />

Ingeborg Töpfer, t: 0241 515 3431, itoepfer@g<strong>in</strong>ko.de<br />

RG BONN<br />

Beate Roggenbuck, t: 0228 365 105, Kontakt@Beate-roggenbuck.de<br />

Jörg Schmidt, t: 0228 9652 989 / 0177 4364929, JoergSchmidt@teamkonflikte.de<br />

RG TRIER<br />

He<strong>in</strong>z­Josef Möhn, t: 0651 14 57 69 42, <strong>in</strong>fo@radius-gbr.de<br />

RG MAINZ<br />

Ges<strong>in</strong>e Otto, t: 06131 2320 15, sozialagentur@kommstruktiv.de<br />

RG RHEIN ­ MAIN ­ NECKAR<br />

Svea & Hans­Jürgen Rojahn, t: 06190 9302 00, <strong>in</strong>fo@<strong>in</strong>balance-<strong>mediation</strong>.de<br />

RG STUTTGART ­ TÜBINGEN<br />

Paul Russmann, t: 0711 6083 96, orl-russmann@gaia.de<br />

RG KARLSRUHE<br />

Markus Alf, t: 0721 49 03 887, markus.alf@kamuk.de<br />

RG SÜDBADEN ­ DREYECKLAND<br />

Christian Bähner, t: 0761 20222 00, christian.baehner@zweisicht.de<br />

Konstanze Hübner, t: 0761 2924544, team<strong>mediation</strong>freiburg@web.de<br />

RG OSTBAYERN<br />

Prof. Dr. Benedikta Gräf<strong>in</strong> von Deym­Soden, t: 08726 9101 03, <strong>in</strong>fo@deym-soden.de<br />

Kar<strong>in</strong> Stanggass<strong>in</strong>ger, t: 08084 258 9766, stanggass<strong>in</strong>ger@desosta.de<br />

RG INGOLSTADT<br />

Fred Over, t: 0174 764 15 83, fred.over@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

RG MÜNCHEN<br />

Erhard Neumann, t: 08131 3513 68, erne.5000@t-onl<strong>in</strong>e.de<br />

Dr. Susanne Nothhafft, t: 089 1591 9704, susanne@nothhafft.de<br />

Roland Süß, t: 089 8863 32, roland@suessdesign.de<br />

RG MEDIATIONSFORUM FRANKEN<br />

Susanne Ehrenspeck, t: 09545 509 245, www.<strong>mediation</strong>sforum-franken.de<br />

RG WÜRZBURG ­ UNTERFRANKEN<br />

Hartmut Schäffer, t: 09364 8159 44, hschaeffer@neueoptionen.de<br />

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BESTELLSERVICE Heftpreis<br />

Spektrum der Mediation<br />

Preise<br />

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(e<strong>in</strong>zeln) 12,00 ¤ zzgl. Versandspesen 1,50 ¤<br />

Jahresabo mit 4 Ausgaben 40,00 ¤ zzgl. Versandspesen 6,00 ¤<br />

Ältere Ausgaben (bis Ende 2005) 3,00 ¤ zzgl. Versandspesen 1,50 ¤<br />

Paketpreis: 4 Hefte für 10,00 € plus Versand<br />

heft 16 Mediation <strong>in</strong> Organisationen<br />

heft 17 täter-Opfer-ausgleich<br />

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B<strong>und</strong>esverband Mediation e. V., Geschäftsstelle Kassel, Kirchweg 80,<br />

34119 Kassel, fon 0561 73964 13, fax 0561 73964 12<br />

Versand <strong>in</strong>s europäische Ausland nur gegen Vorkasse<br />

IBAN: De 72 5205 0353 0001 0738 90, SWiFt-Bic: helaDeF1KaS<br />

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Jahresabonnement mit vier ausgaben (e<strong>in</strong>schl. 7% USt. <strong>und</strong> zzgl. versand) 40,00 ¤<br />

aktuelle ausgabe/n nr. 22/2006 12,00 ¤<br />

Paket mit vier ausgaben (nr. 16-19) 10,00 ¤<br />

Ältere ausgabe/n bis 2005 3,00 ¤<br />

Spektrum der Mediation ersche<strong>in</strong>t vierteljährlich am Ende e<strong>in</strong>es Quartals. Das Jahres­Abonnement verlängert sich automatisch um e<strong>in</strong> weiteres Jahr,<br />

wenn nicht 6 Wochen vor Jahresende (Zeitraum freibleibend) e<strong>in</strong>e schriftliche Kündigung erfolgt.<br />

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(1,50 ¤ pro Broschüre bis maximal 7,50 ¤ pauschal bei größeren Mengen (bis 5 kg), über 5 kg bis 10 kg 12,00 ¤,<br />

über 10 kg bis 20 kg 16,00 ¤, bei Auslandsversand das tatsächlich anfallende Porto)<br />

Gratis! Der Bezug der Fachzeitschrift ist für Mitglieder im Mitgliedsbeitrag (auch bei Fördermitgliedschaft)<br />

enthalten. Bei Buchung e<strong>in</strong>es Jahresabonnements bis zum 30.04.2006 gibt es die Dokumentation<br />

des BM Kongresses 2004 <strong>in</strong> Frankfurt/Oder als Geschenk.<br />

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E<strong>in</strong>zugsermächtigung: hiermit ermächtige ich den B<strong>und</strong>esverband Mediation e. v. widerruflich, die fälligen<br />

Beträge von me<strong>in</strong>em hier angegebenen Konto abzubuchen:<br />

Kredit<strong>in</strong>stitut Kontonummer Bankleitzahl<br />

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Wenn Sie noch <strong>in</strong> 2006 Mitglied bei uns werden, erhalten Sie die Dokumentation<br />

des Mediationskongresses 2004 <strong>in</strong> Frankfurt/Oder als Begrüßungsgeschenk.<br />

Weitere Infos <strong>und</strong> Beitrittserklärung unter www.bmev.de.

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