Berichte aus Forschung und Service - ifo Institut
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<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Service</strong>
Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Im Mittelpunkt der Arbeit des Bereichs steht die<br />
Prognose der konjunkturellen Entwicklung in<br />
Deutschland, der Europäischen Union <strong>und</strong> in anderen<br />
Industrieländern. Dies setzt die laufende Beobachtung,<br />
Analyse <strong>und</strong> Diagnose des Wirtschaftsprozesses<br />
auf makroökonomischer Ebene vor<strong>aus</strong>. Die systematische<br />
Gewinnung sowie die methodische Auswertung<br />
<strong>und</strong> Aufbereitung der Ergebnisse eigener Umfragen<br />
<strong>und</strong> der Daten der amtlichen Statistik schaffen<br />
die empirische Gr<strong>und</strong>lage für die prognostische Arbeit<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. Besondere Bedeutung haben in<br />
diesem Zusammenhang die Ergebnisse des <strong>ifo</strong><br />
Konjunkturtests, des <strong>ifo</strong> Investitionstests sowie des<br />
World Economic Survey (WES). Die Konjunkturindikatoren<br />
<strong>aus</strong> <strong>ifo</strong>-Umfragen <strong>und</strong> der amtlichen<br />
Statistik werden ständig auf ihre Verwendbarkeit<br />
für die gesamtwirtschaftliche Analyse <strong>und</strong> Prognose<br />
überprüft. Dies gilt ebenso für das <strong>ifo</strong>-eigene<br />
Prognoseinstrumentarium, wie zum Beispiel ökonometrische<br />
Ansätze zur Schätzung von Konjunktur<br />
<strong>und</strong> Trend oder Modellanalysen der gesamtwirtschaftlichen<br />
Effekte alternativer wirtschaftspolitischer<br />
Maßnahmen.<br />
Um die Konjunkturzyklen zuverlässig erfassen zu<br />
können, werden neben den eher kurzfristigen<br />
Schwankungen auch die längerfristigen Wachstumsprozesse<br />
der Volkswirtschaften, insbesondere in<br />
Europa, analysiert. Hierzu zählt auch der systematische<br />
Vergleich politischer Maßnahmen <strong>und</strong> Sonderbedingungen<br />
in den einzelnen Ländern, der Aufschluss<br />
über die in Deutschland <strong>und</strong> Europa verfügbaren<br />
Politikoptionen geben kann. Dabei werden auch<br />
die Konjunktur- <strong>und</strong> Wachstumsverflechtungen<br />
zwischen den Ländern analysiert <strong>und</strong> in die Prognosen<br />
einbezogen.<br />
Konjunkturprognose<br />
Viermal im Jahr erstellt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eine Vor<strong>aus</strong>schau<br />
auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts<br />
(nach Entstehung, Verwendung <strong>und</strong> Verteilung),<br />
des Arbeitsmarktes, der Preisentwicklung <strong>und</strong> der<br />
Entwicklung der staatlichen Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben.<br />
Der Quantifizierung der Beschleunigung oder Abschwächung<br />
der wirtschaftlichen Aktivität sowie der<br />
Diagnose von konjunkturellen Wendepunkten wird<br />
dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei<br />
19<br />
wird auch die Wirtschaftspolitik, insbesondere die<br />
Geld-, Finanz- <strong>und</strong> Lohnpolitik, hinsichtlich ihrer<br />
konjunkturellen Wirkungen evaluiert.<br />
Jeweils zur Jahresmitte <strong>und</strong> zum Jahresende veröffentlicht<br />
das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eigene Konjunkturanalysen <strong>und</strong><br />
-prognosen. Im Frühjahr <strong>und</strong> Herbst beteiligt es sich<br />
zusammen mit dem Deutschen <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung<br />
(DIW), Berlin, dem Hamburgischen<br />
Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), dem <strong>Institut</strong> für<br />
Wirtschaftsforschung Halle (IWH), dem <strong>Institut</strong> für<br />
Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) sowie<br />
dem Rheinisch-Westfälischen <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung<br />
(RWI), Essen, an der »Gemeinschaftsdiagnose<br />
der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher<br />
<strong>Forschung</strong>sinstitute«, die vom<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit in<br />
Auftrag gegeben wird.<br />
Neben diesen mehr national orientierten Aktivitäten<br />
arbeitet der Bereich auch in internationalen Kooperationsprojekten<br />
mit. Beispielsweise wird jedes Quartal<br />
zusammen mit INSEE (Paris) <strong>und</strong> ISAE (Rom) eine<br />
Kurzfristprognose von wichtigen makroökonomischen<br />
Variablen für den Euroraum publiziert.<br />
Zur Sicherung der wissenschaftlichen Basis werden die<br />
theoretischen Modelle der Konjunkturentwicklung <strong>und</strong><br />
des wirtschaftlichen Wachstums auf ihre Eignung <strong>und</strong><br />
Relevanz überprüft. Deshalb führt der Bereich zu verschiedenen<br />
makroökonomischen Fragestellungen sowohl<br />
selbst initiierte als auch drittmittelfinanzierte <strong>Forschung</strong>sprojekte<br />
durch. Dazu gehören beispielsweise die<br />
Analyse der Zusammenhänge zwischen dem langfristigen<br />
Wachstum <strong>und</strong> der konjunkturellen Entwicklung, die<br />
Untersuchung des internationalen Konjunkturverb<strong>und</strong>s,<br />
die Analyse von Einflüssen institutioneller Regelungen,<br />
vor allem auf dem Arbeitsmarkt, auf Beschäftigung <strong>und</strong><br />
Output sowie die Entwicklung von Prognosesystemen<br />
auf der Basis moderner zeitreihenökonomischer<br />
Methoden. Besonderes Augenmerk wird auf die<br />
Bedeutung der internationalen Finanzmärkte gelegt.<br />
Dabei geht es auch um die institutionelle Ausgestaltung<br />
der Europäischen Währungsunion <strong>und</strong> die Politikentscheidungen<br />
der Europäischen Zentralbank. Die Analyse<br />
des Transmissionsmechanismus geldpolitischer Entscheidungen<br />
ist ein besonderer Arbeitsschwerpunkt.<br />
Internationales<br />
Kooperationsprojekt<br />
zur Erstellung einer<br />
Kurzfristprognose<br />
Untersuchung zum Einfluss<br />
institutioneller Regelungen<br />
auf dem Arbeitsmarkt<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Leichte Zunahme<br />
der Investitionen im ostdeutschen<br />
Verarbeitenden<br />
Gewerbe<br />
Der Bereich nimmt regelmäßig in den Medien zu<br />
verschiedenen wirtschaftspolitischen Problemen Stellung.<br />
Dazu gehören beispielsweise Fragen der Lohnpolitik,<br />
die Reform von finanzpolitischen <strong>Institut</strong>ionen<br />
(Stabilitäts- <strong>und</strong> Wachstumspakt) oder die Auswirkungen<br />
von Rohstoffpreisen <strong>und</strong> Wechselkursschwankungen<br />
auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die<br />
Medienresonanz auf die Konjunkturprognosen ist sehr<br />
hoch. Aber auch die sonstigen <strong>Forschung</strong>sarbeiten<br />
finden in der Presse hohe Aufmerksamkeit.<br />
Die Kooperation mit Hochschulen ist ein wichtiger<br />
B<strong>aus</strong>tein der Arbeit des Bereichs. Zwei Doktoranden<br />
sind in das Graduiertenprogramm der LMU eingeb<strong>und</strong>en.Von<br />
Mitarbeitern des Bereichs werden dort<br />
regelmäßig Vorlesungen <strong>und</strong> Übungen in Zeitreihenökonometrie<br />
angeboten. Die Zusammenarbeit mit den<br />
<strong>Forschung</strong>sprofessoren (H. Berger, H. Rottmann,<br />
J.-E. Sturm, F.Westermann, U.Woitek) <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>sdirektoren<br />
(G. Illing, S. Mittnik) wird intensiv betrieben<br />
<strong>und</strong> findet ihren Ausdruck in gemeinsamen Projekten<br />
<strong>und</strong> Publikationen.<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
Schätzung der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen<br />
in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />
für das Berichtsjahr 2003<br />
E. Langmantel für das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Arbeit, April 2004 bis Oktober 2004.<br />
In der amtlichen Statistik sind die Angaben über die<br />
Investitionsentwicklung in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />
lückenhaft. Ziel dieses Projektes war es, die Datenlücken<br />
in der amtlichen Statistik zu schließen <strong>und</strong> eine<br />
mit den gesamtwirtschaftlichen Zahlen abgestimmte<br />
<strong>und</strong> nach Wirtschaftsbereichen gegliederte Schätzung<br />
der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen in Ost-<br />
<strong>und</strong> Westdeutschland für das Jahr 2003 zu erstellen.<br />
Die Arbeit stützt sich in starkem Maße auf den<br />
<strong>ifo</strong> Investitionstest. Daneben werden amtliche Daten<br />
<strong>und</strong> Fachstatistiken <strong>aus</strong>gewertet <strong>und</strong> im Rahmen<br />
einer saldenmechanischen Konsistenzprüfung mit<br />
den Eckwerten des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes abgestimmt.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 20<br />
Anteile der Investitionen in den neuen<br />
B<strong>und</strong>esländern a) an den gesamten Investitionen<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
In den neuen B<strong>und</strong>esländern wurden 2003 insgesamt<br />
67,5 Mrd. EUR investiert, 2,8 Mrd. EUR weniger als<br />
im Vorjahr. Der Rückgang der Anlageinvestitionen war<br />
mit 4% nur wenig stärker als in Deutschland insgesamt.<br />
In den vergangenen beiden Jahren war der relative<br />
Rückgang in Ostdeutschland deutlich stärker <strong>aus</strong>gefallen.<br />
Diese für die neuen B<strong>und</strong>esländer relativ positive<br />
Entwicklung ist auf die Zunahme der Investitionen<br />
im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen.Während<br />
die Investitionsaktivitäten der westdeutschen<br />
Industrie 2003 noch von der allgemeinen<br />
Konjunkturschwäche geprägt waren, konnte die ostdeutsche<br />
Industrie gegenüber Westdeutschland Standortvorteile<br />
zur Geltung bringen <strong>und</strong> sich damit vom<br />
gesamtdeutschen Konjunkturtrend etwas abkoppeln.<br />
Insgesamt hat sich der Anteil der neuen Länder am<br />
gesamten Volumen der Investitionen in neue Ausrüstungen<br />
<strong>und</strong> sonstige Anlagen, der seit 1995 rückläufig<br />
war, in den vergangenen drei Jahren auf einem Niveau<br />
von etwa 16% stabilisiert.<br />
Exchange Rate Changes and Trade Flows –<br />
Evidence from Emerging Market Economies<br />
T. Wollmershäuser für die United Nations Conference<br />
on Trade and Development (UNCTAD), Februar 2004<br />
bis März 2004.<br />
Im Rahmen des Projekts wurde der Zusammenhang<br />
zwischen Änderungen des realen effektiven Wechselkurses<br />
<strong>und</strong> der Entwicklung <strong>aus</strong>gewählter Indikatoren
des Außenhandels für eine Reihe von Emerging-<br />
Market-Ländern analysiert. Die Studie diente dem<br />
Auftraggeber UNCTAD als Hintergr<strong>und</strong>information<br />
zur Erstellung des Trade & Development Report 2004<br />
<strong>und</strong> erweiterte <strong>und</strong> aktualisierte die im Jahr 2001 für<br />
die UNCTAD erstellte Studie »Exchange Rate Shocks<br />
and Trade Flows in Developing Countries«.<br />
Wechselkurs <strong>und</strong> Handelsgüterbilanz in Chile<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Die zentralen Ergebnisse wurden im Trade and<br />
Development Report 2004 der UNCTAD im Kapitel<br />
IV (insbesondere Anhang 2 zu Kapitel IV) veröffentlicht.<br />
Unabhängig vom Ausmaß der Änderung des realen<br />
effektiven Wechselkurses lässt sich feststellen, dass<br />
sich die meisten Variablen, die als Indikatoren der<br />
Wettbewerbsfähigkeit herangezogen wurden, wie<br />
erwartet verhalten. Eine reale Aufwertung verschlechtert<br />
die Wettbewerbsfähigkeit, eine Abwertung verbessert<br />
sie. Große Wechselkursänderungen weisen im<br />
Vergleich zu kleinen eine wesentlich höhere Wechselkurselastizität<br />
der untersuchten Handelsströme<br />
auf. Eine 10 %-ige reale effektive Aufwertung verschlechtert<br />
beispielsweise die Handelsgüterbilanz, die<br />
in Prozent des Bruttoinlandsprodukts gemessen wird,<br />
im Jahr der Aufwertung um 0,9 Prozentpunkte. Dabei<br />
ist zu berücksichtigen, dass im verwendeten Datensatz<br />
knapp ein Viertel aller Änderungen des realen effektiven<br />
Wechselkurses die 10-Prozent-Marke übersteigt.<br />
Solche großen Änderungen treten zum einen umso<br />
häufiger auf, je flexibler das zugr<strong>und</strong>e liegende Wechselkursregime<br />
ist. Zum anderen werden sehr rigide<br />
Wechselkursregime (feste Wechselkurse, Crawling<br />
Pegs) häufig durch spekulative Attacken, die mit kräftigen<br />
nominalen als auch realen Abwertungen einhergehen,<br />
beendet. Die Implikationen für die UNCTAD<br />
sind klar. Bei den Verhandlungen zur Liberalisierung des<br />
Welthandels wird zu einseitig auf den Abbau tarifärer<br />
<strong>und</strong> nicht-tarifärer Handelshemmnisse geachtet. Dabei<br />
kann die Wechselkurspolitik zumindest temporär zu<br />
ähnlichen Verzerrungen in den Handelsbeziehungen<br />
führen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte monetäre Stabilität<br />
ebenfalls auf die Tagesordnung zukünftiger Handelsr<strong>und</strong>en.<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturprognose<br />
G. Flaig, H. Bandholz,A. Gebauer, S. Henzel, O. Hülsewig,<br />
A. Kaltschütz, O.-E. Kuntze, E. Langmantel, W. Nierh<strong>aus</strong>,<br />
M. Ruschinski, B. Schimpfermann, H.-W. Sinn,<br />
T. Wollmershäuser, regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong><br />
Schnelldienst.<br />
Laufende Analyse <strong>und</strong> Prognose der konjunkturellen<br />
Entwicklung in Deutschland, in Europa <strong>und</strong> in der<br />
Welt.<br />
Gemeinschaftsdiagnose<br />
G. Flaig, H. Bandholz,A. Gebauer, S. Henzel, O. Hülsewig,<br />
A. Kaltschütz, E. Langmantel,W. Nierh<strong>aus</strong>, M. Ruschinski,<br />
T.Wollmershäuser in Kooperation mit dem Deutschen<br />
<strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, dem<br />
Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA),<br />
dem <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung Halle (IWH),<br />
dem <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft an der Universität Kiel<br />
(IfW) <strong>und</strong> dem Rheinisch-Westfälischen <strong>Institut</strong> für<br />
Wirtschaftsforschung (RWI), Essen, für das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, regelmäßige<br />
Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
Analyse <strong>und</strong> Prognose der Konjunktur in Deutschland,<br />
in Westeuropa <strong>und</strong> in der Welt bis zum Jahr 2005.<br />
Schätzung der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen<br />
in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />
für das Berichtsjahr 2004<br />
E. Langmantel für das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Arbeit, April 2004 bis Oktober 2004.<br />
Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Studie im Auftrag der<br />
UNCTAD abgeschlossen<br />
21 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Kündigungsschutz<br />
behindert Beschäftigung<br />
Nach Wirtschaftsbereichen gegliederte Schätzung<br />
der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen in Ost- <strong>und</strong><br />
Westdeutschland.<br />
Forecasting German GDP:The Role of<br />
Inventory Assessment as Leading Indicator<br />
E. Langmantel in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sdirektor<br />
S. Mittnik, Universität München, autonomes<br />
<strong>Forschung</strong>sprojekt, Juni 2004 bis Mai 2005.<br />
Diese Arbeit untersucht mit Hilfe von Daten, die im<br />
Rahmen des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests erhoben werden, die<br />
Eignung der Beurteilung des Lagerbestandes durch die<br />
Firmen als vorlaufender Indikator für die Konjunkturprognose.<br />
<strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> Arbeitsmarktperformance<br />
G. Flaig in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />
H. Rottmann, Fachhochschule Amberg-Weiden,<br />
Veröffentlichung von Zwischenergebnissen in: <strong>ifo</strong><br />
Schnelldienst Nr. 17/2004.<br />
In diesem Projekt werden die Beschäftigungseffekte<br />
von Arbeitsmarktinstitutionen in einem internationalen<br />
Vergleich analysiert. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />
Regelungen des Kündigungsschutzes, Determinanten<br />
der Lohnbildung, Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit<br />
sowie das staatliche Abgabensystem. Aus den<br />
empirischen Ergebnissen soll hergeleitet werden, wo<br />
das deutsche Arbeitsmarktsystem den höchsten<br />
Reformbedarf hat.<br />
Gesamtwirtschaftliche Folgen von Vermögensblasen<br />
im internationalen Vergleich<br />
H. Bandholz, O. Hülsewig, T. Wollmershäuser<br />
in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sdirektor G. Illing,<br />
Universität München, für das B<strong>und</strong>esministerium der<br />
Finanzen, August 2004 bis April 2005.<br />
Starke Schwankungen von Vermögenspreisen zählen<br />
zu den stilisierten Fakten von entwickelten <strong>und</strong> globalisierten<br />
Finanzmärkten. Während Wechselkursblasen<br />
vor allem in kleinen, offenen Volkswirtschaften eine<br />
wichtige Rolle spielen, sind Aktienkurs- <strong>und</strong> Immobilienpreisblasen<br />
Bestandteil aller liberalisierten Finanzmärkte.<br />
Der US-Börsencrash 1987, das Platzen der<br />
Japan-Blase Ende der achtziger Jahre, die Asien-Krise<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 22<br />
1997 <strong>und</strong> das Platzen der New Economy-Blase 2000<br />
sind einige prominente Beispiele. Letztere verursachte<br />
auch in Deutschland <strong>und</strong> in der Eurozone harte wirtschaftliche<br />
Anpassungsprozesse, da Aktienmärkte seit<br />
den neunziger Jahren auch hierzulande eine stärkere<br />
Bedeutung erlangten. Private H<strong>aus</strong>halte griffen vermehrt<br />
auf Aktien als Anlageform zurück, <strong>und</strong> Unternehmen<br />
finanzierten sich in zunehmendem Maße über<br />
Neuemissionen am Aktienmarkt. Aus theoretischer<br />
Sicht können Vermögenspreisänderungen die konjunkturelle<br />
Entwicklung einer Volkswirtschaft über verschiedene<br />
Kanäle beeinflussen. Die Studie versucht, neben<br />
theoretischen Begründungen, vor allem empirische<br />
Evidenz für die Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen<br />
Aktivität durch Änderungen von Vermögenspreisen<br />
in Deutschland, Großbritannien, Japan <strong>und</strong><br />
den Vereinigten Staaten zu liefern. Zu diesem<br />
Zweck werden unter Verwendung ökonometrischer<br />
Zeitreihenverfahren unterschiedliche Beziehungen<br />
zwischen dem BIP <strong>und</strong> seinen Komponenten auf der<br />
einen Seite sowie Vermögensbeständen <strong>und</strong> -preisen<br />
auf der anderen Seite geschätzt. Abschließend werden<br />
wirtschaftpolitische Implikationen der Ergebnisse für<br />
die Geld- <strong>und</strong> Fiskalpolitik sowie für die Regulierung<br />
der Finanzmärkte diskutiert.<br />
Euro Zone Economic Outlook<br />
H. Bandholz, B. Schimpfermann, T. Wollmershäuser in<br />
Kooperation mit INSEE, Paris, <strong>und</strong> ISAE, Rom.<br />
Der Euro Zone Economic Outlook ist ein europäisches<br />
Gemeinschaftsprojekt zwischen dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, dem<br />
INSEE in Paris <strong>und</strong> dem ISAE in Rom. Im Mittelpunkt<br />
stehen eine gemeinsame Schätzung (für das abgelaufene<br />
Quartal) <strong>und</strong> eine gemeinsame Prognose (für das<br />
laufende <strong>und</strong> das darauf folgende Quartal) des realen<br />
Bruttoinlandsprodukts, des privaten Konsums, der<br />
Industrieproduktion <strong>und</strong> der Inflationsrate in der<br />
Eurozone. Erstellt werden die Prognosen in erster<br />
Linie unter Verwendung ökonometrischer Prognoseverfahren.<br />
Diese Projektionen werden dann durch<br />
persönliche Einschätzungen des Projektteams sowie<br />
anderer Mitarbeiter des Bereichs Konjunktur <strong>und</strong><br />
Finanzmärkte abger<strong>und</strong>et. Der Euro Zone Economic<br />
Outlook wird vierteljährlich – im Januar, April, Juli<br />
<strong>und</strong> im Oktober – als zweiseitige Presseerklärung in<br />
deutscher <strong>und</strong> englischer Sprache her<strong>aus</strong>gegeben.
Die Mitteilung erfolgt jeweils an dem Tag, an dem<br />
Eurostat die zweite Revision der volkswirtschaftlichen<br />
Gesamtrechnung für ein bestimmtes Quartal bekannt<br />
gibt.<br />
1.5<br />
1.0<br />
0.5<br />
0.0<br />
-0.5<br />
Bruttoinlandsprodukt Eurozone<br />
(saison- <strong>und</strong> arbeitstäglich bereinigt)<br />
-2<br />
1999 1999 2000 2001 2002 2002 2003 2004 2005 2005<br />
gegenüber Vorquartal (linke Achse)<br />
gegenüber Vorjahr (rechte Achse)<br />
Quelle: Eurostat <strong>und</strong> <strong>ifo</strong>-INSEE-ISAE-Prognose.<br />
Prognose<br />
European Economic Advisory Group<br />
(EEAG)<br />
O.-E. Kuntze, W. Nierh<strong>aus</strong>, H. Bandholz, regelmäßige<br />
Veröffentlichung in: Report on the European Economy.<br />
Analyse <strong>und</strong> Prognose der konjunkturellen Entwicklung<br />
in Europa <strong>und</strong> in der Welt.Veröffentlichung als Kapitel<br />
im »Report on the European Economy«.<br />
Kreditangebot der Banken <strong>und</strong> geldpolitische<br />
Transmission<br />
O. Hülsewig, T. Wollmershäuser in Kooperation<br />
mit E. Mayer, Universität Würzburg, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />
Das Projekt befasst sich mit der Rolle der Kreditvergabe<br />
der Banken in der Transmission monetärer<br />
Impulse in Deutschland. Die Analyse stützt sich auf ein<br />
dynamisches Modell, welches das Kreditangebot der<br />
Banken vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer Erwartungen<br />
hinsichtlich zukünftiger geldpolitischer Maßnahmen<br />
spezifiziert. Die Modellparameter werden anhand<br />
aggregierter Daten empirisch geschätzt mit dem Ziel,<br />
das dynamische Verhalten von Kreditangebot <strong>und</strong><br />
Kreditnachfrage nach einem restriktiven geldpolitischen<br />
Impuls zu simulieren.<br />
6<br />
4<br />
2<br />
0<br />
Die Zinsstruktur am Euro-Interbankengeldmarkt<br />
O. Hülsewig, B. Schimpfermann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />
Mit Hilfe der Methode der Kointegration wird die<br />
Zinsstruktur zwischen Geldmarktsätzen verschiedener<br />
Laufzeiten im Eurowährungsraum empirisch beleuchtet.<br />
Die Untersuchung befasst sich insbesondere mit<br />
dem Anpassungsprozess an das langfristige Gleichgewicht,<br />
der zum einem symmetrisch <strong>und</strong> zum<br />
anderen asymmetrisch modelliert wird. Die Ergebnisse<br />
sollen dazu beitragen, die Prognose der kurzfristigen<br />
Geldmarktsätze zu optimieren.<br />
Makromodell für den Euroraum<br />
O. Hülsewig, T. Wollmershäuser, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />
Auf Basis einer Vektorautoregression (VAR) wird ein<br />
Makromodell für den Euroraum, in dem das Preisniveau<br />
<strong>und</strong> der reale Output die Kernvariablen bilden,<br />
empirisch geschätzt. Die Untersuchung verfolgt zwei<br />
Ziele. Das Modell soll zum einen zur Prognose verwendet<br />
werden <strong>und</strong> zum anderen zur Simulation von<br />
Schocks (z.B. Zins- <strong>und</strong> Wechselkurschocks sowie<br />
Ölpreisschocks) herangezogen werden.<br />
Makroökonomische Anwendungen großer<br />
dynamischer Faktorenmodelle<br />
B. Schimpfermann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />
Promotionsvorhaben, 2004 bis 2006.<br />
Die Untersuchung erfolgt in drei Modulen. Im ersten<br />
Modul werden die in der Klasse der großen dynamischen<br />
Faktorenmodelle konkurrierenden Modelle<br />
bzw. Schätzansätze dokumentiert <strong>und</strong> analysiert. Das<br />
zweite Modul befasst sich mit dem Einsatz von<br />
Faktorenmodellen als Instrument der kurzfristigen<br />
Konjunkturprognose. Dazu erfolgt für die Eurozone<br />
<strong>und</strong> Deutschland ein empirischer Vergleich der prognostischen<br />
Leistungsfähigkeit eines großen Faktorenmodells<br />
gegenüber alternativen Zeitreihenverfahren.<br />
Ferner wird in diesem Abschnitt die Eignung des<br />
Modellrahmens zur Analyse von Umfragedaten auf<br />
disaggregierter Ebene untersucht. Gegenstand des<br />
dritten Moduls ist die strukturelle Interpretation<br />
Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Faktorenmodelle<br />
als Instrument der<br />
kurzfristigen Konjunkturprognose<br />
23 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />
Methode zur<br />
Quantifizierung qualitativer<br />
Inflationserwartungen der<br />
WES-Teilnehmer entwickelt<br />
bzw. Identifikation der Faktoren. So erlauben große<br />
strukturelle Fakorenmodelle z.B. die gleichzeitige<br />
Analyse einer Vielzahl von internationalen Übertragungskanälen<br />
konjunktureller Schocks.<br />
Investor Sentiment and the Stock Market<br />
O. Hülsewig, B. Schimpfermann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />
Gegenstand der Untersuchung ist die wechselseitige<br />
Beziehung zwischen dem Sentiment (bzw. der<br />
»Stimmung«) privater <strong>und</strong> institutioneller Investoren,<br />
gemessen durch eine neue Umfrage, <strong>und</strong> dem<br />
Preisbildungsprozess an wichtigen europäischen<br />
Aktienmärkten. Mittels eines GARCH-Modells<br />
werden die Daten auf bestimmte Implikationen der<br />
theoretischen Literatur zur Blasenbildung an Finanzmärkten<br />
durch beschränkte Arbitragemöglichkeiten<br />
professioneller Anleger <strong>und</strong> dem Vorhandensein einer<br />
Gruppe irrationaler Anleger (Noise Trader) untersucht.<br />
Zur Quantifizierung von qualitativen<br />
Inflationserwartungen <strong>und</strong> eine Untersuchung<br />
zur Inflationsdynamik in der<br />
Eurozone, Großbritannien <strong>und</strong> den USA:<br />
Ergebnisse des Ifo World Economic Survey<br />
S. Henzel, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />
Traditionelle Quantifizierungsmethoden von qualitativen<br />
Umfragedaten setzen relativ restriktive<br />
Annahmen bezüglich des Erwartungsbildungsprozesses<br />
der Umfrageteilnehmer vor<strong>aus</strong>. Insbesondere werden<br />
dort im Mittel unverzerrte Erwartungen unterstellt –<br />
eine notwendige Bedingung für rationale Erwartungen.<br />
In der Studie wird diese Annahme vermieden, um<br />
subjektive Erwartungsdaten zu kreieren, die a priori<br />
nicht rational sein müssen. Zur Quantifizierung werden<br />
Schwellenwerte ermittelt, die die zugr<strong>und</strong>e liegende<br />
Variable überschreiten muss, damit eine Veränderung<br />
in der Umfrage angezeigt wird. Anstatt, wie bisher,<br />
diese Schwellen <strong>aus</strong> den Eigenschaften der vergangenen<br />
Realisationen der Variable abzuleiten, werden die<br />
Werte im Rahmen einer Sonderfrage des World<br />
Economic Survey selbst abgefragt. Die so gewonnenen<br />
Schwellenwerte werden dann dazu herangezogen,<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 24<br />
Erwartungen über die künftige Entwicklung der<br />
Inflationsrate zu berechnen <strong>und</strong> anschließend auf ihre<br />
Eigenschaften hin zu untersuchen.<br />
Im nächsten Schritt werden die gewonnenen Erwartungsdaten<br />
zur Darstellung der Inflationsdynamik in<br />
verschiedenen Ländern genutzt. Für jedes Land wird<br />
eine neukeynesianische Phillipskurve geschätzt, indem<br />
subjektive (quantitative) Erwartungen des World<br />
Economic Survey zur Schätzung herangezogen<br />
werden. Dabei stellt sich her<strong>aus</strong>, dass dem rückwärts<br />
schauenden Element in der Phillipskurve eine höhere<br />
Bedeutung zukommt als bei unterstellten rationalen<br />
Erwartungen.
Öffentlicher Sektor<br />
Wesentliche Aufgabe des Arbeitsbereichs Öffentlicher<br />
Sektor ist die Analyse des deutschen Steuersystems,<br />
der fiskal-föderalistischen Beziehungen von Gebietskörperschaften<br />
<strong>und</strong> der gesamten Finanzpolitik unter<br />
allokationstheoretischen, wachstums- <strong>und</strong> ordnungspolitischen<br />
Aspekten. Die Untersuchungen umfassen<br />
modelltheoretische <strong>und</strong> empirische Analysen <strong>und</strong><br />
beziehen internationale Erfahrungen mit Reformen des<br />
Finanzsystems ein. Die Effizienz- <strong>und</strong> Umverteilungswirkungen<br />
finanzpolitischer Maßnahmen der öffentlichen<br />
H<strong>aus</strong>halte sowie Konzepte zur Konsolidierung<br />
werden beurteilt.<br />
Im Bereich der Steuersysteme werden Verfahren zur<br />
kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen Steuerschätzung sowie<br />
Modelle zur Prognose von Gewinnsteuern entwickelt<br />
<strong>und</strong> die Elastizitäten von Einzelsteuern geschätzt.<br />
Die fiskal-föderalistischen Studien umfassen die theoretische<br />
<strong>und</strong> ökonometrische Beurteilung kommunaler<br />
Finanz<strong>aus</strong>gleichssysteme <strong>und</strong> des Länderfinanz<strong>aus</strong>gleichs.<br />
Außerdem werden Fragen des Steuerwettbewerbs<br />
<strong>und</strong> der Mischfinanzierung zwischen<br />
Kommunen <strong>und</strong> Ländern untersucht. Ein wesentlicher<br />
Teil der Arbeit dieses <strong>Forschung</strong>sbereichs betrifft die<br />
EU-Finanzbeziehungen. Der Bereich Öffentlicher<br />
Sektor beschäftigt sich ebenfalls schon seit längerer<br />
Zeit mit der Frage der Harmonisierung der indirekten<br />
Steuern in der EU <strong>und</strong> ist auf diesem Gebiet bereits<br />
wiederholt für die Europäische Kommission tätig<br />
gewesen.<br />
Im Rahmen des Arbeitskreises »Steuerschätzungen«<br />
des B<strong>und</strong>esfinanzministeriums bringt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
seine fachliche Kompetenz in die offiziellen Prognosen<br />
des Steueraufkommens für Deutschland ein. Die<br />
Sitzung des Arbeitskreises im Frühjahr 2004 diente der<br />
Mittelfristprognose des deutschen Steueraufkommens<br />
bis zum Jahr 2008. Im Herbst 2004 wurden die<br />
Schätzungen für das laufende <strong>und</strong> das Jahr 2005 aktualisiert.<br />
Zusätzlich nehmen die Mitarbeiter des Bereichs<br />
an den Expertenanhörungen des Finanz<strong>aus</strong>schusses<br />
des Deutschen B<strong>und</strong>estages teil.<br />
In den letzten Jahren galt das besondere Interesse den<br />
kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichssystemen in einzelnen<br />
B<strong>und</strong>esländern. Die Mitarbeiter des Bereichs haben<br />
durch Gutachten für mehrere B<strong>und</strong>esländer tiefgehen-<br />
25<br />
de Kenntnisse der Funktionsweise <strong>und</strong> der ökonomischen<br />
Auswirkungen solcher Ausgleichssysteme<br />
erworben, die als Gr<strong>und</strong>lage für f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong><br />
anerkannte Analysen dienen.<br />
Einen Beitrag zur Analyse <strong>und</strong> Prognose der<br />
Konjunktur in Deutschland, in Westeuropa <strong>und</strong> der<br />
Welt leistet der Bereich durch Teilnahme an der zweimal<br />
jährlich stattfindenden Gemeinschaftsdiagnose der<br />
Wirtschaftsforschungsinstitute sowie im Rahmen der<br />
European Economic Advisory Group (EEAG).<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
Sachgerechtheit der Hauptansatzstaffeln<br />
<strong>und</strong> des Schülernebenansatzes im Schlüsselzuweisungssystem<br />
des kommunalen<br />
Finanz<strong>aus</strong>gleichs im Freistaat Sachsen<br />
R. Parsche, Ch. W. Nam für das Sächsische Staatsministerium<br />
der Finanzen, Dresden, November 2003<br />
bis April 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichte<br />
Nr. 22, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München, April 2004.<br />
Der sächsische kommunale Finanz<strong>aus</strong>gleich unterliegt<br />
einer ständigen Überprüfung <strong>und</strong> Feinjustierung, da<br />
Gebietsreformen, aber auch Veränderungen der kommunalen<br />
Aufgaben-, Ausgaben- <strong>und</strong> Einnahmensituation<br />
im Allgemeinen einen Umverteilungsbedarf<br />
bezüglich der kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichsmittel<br />
erzeugen. So können sich etwa bislang unbedeutende<br />
kommunale Bedarfstatbestände zu maßgeblichen<br />
Belastungsfaktoren für die Kommunalh<strong>aus</strong>halte<br />
entwickeln, die bei der Verteilung der Finanz<strong>aus</strong>gleichszuweisungen<br />
eine entsprechende Berücksichtigung<br />
finden sollten. Da die in einem Finanz<strong>aus</strong>gleichsgesetz<br />
festgeschriebenen, notwendigerweise p<strong>aus</strong>chalierenden<br />
Verteilungskriterien aber im Regelfall nicht dazu<br />
geeignet sind, gr<strong>und</strong>legende Strukturänderungen <strong>aus</strong><br />
sich her<strong>aus</strong> automatisch zu erfassen, ist eine laufende<br />
Überprüfung <strong>und</strong> Aktualisierung der Regelungen erforderlich.<br />
Ganz besonders gilt dies in Zeiten, in denen<br />
kommunale Strukturprobleme infolge engster H<strong>aus</strong>haltsspielräume<br />
auf allen staatlichen Ebenen nicht nur<br />
immer deutlicher zu Tage treten, sondern auch immer<br />
schwieriger zu bewältigen sind.<br />
Sächsischer kommunaler<br />
Finanz<strong>aus</strong>gleich auf dem<br />
Prüfstand: …<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Öffentlicher Sektor<br />
… veränderte<br />
Bedarfssituation verlangt<br />
Anpassung<br />
Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollten mit dem, vom Sächsischen<br />
Staatsministerium für Finanzen in Auftrag gegebenen,<br />
<strong>Forschung</strong>svorhaben die Kernelemente des sächsischen<br />
kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichs (KFAG) einer finanzwissenschaftlichen<br />
Überprüfung unterzogen werden.<br />
In Vorbereitung des KFAG für die Ausgleichsjahre 2005<br />
<strong>und</strong> 2006 wurden die Sachgerechtheit des Schlüsselzuweisungssystems<br />
analysiert <strong>und</strong> bestehende<br />
Anpassungserfordernisse aufgezeigt. Dabei wurde<br />
insbesondere untersucht, ob die wesentlichen Verteilungsmaßstäbe,<br />
wie Hauptansatzstaffel <strong>und</strong> Schülergewichtung,<br />
noch der aktuellen kommunalen Bedarfssituation<br />
entsprechen. Sofern Reformbedarf festgestellt<br />
wurde, sollten Änderungsvorschläge unter Berücksichtigung<br />
der allokativen Anforderungen erarbeitet<br />
werden.<br />
Hierzu wurde zunächst geprüft, inwieweit unter<br />
Berücksichtigung der neuen Gebietsstruktur nach der<br />
Gemeindegebietsreform 1999/2000 ein Anpassungsbedarf<br />
bei den Hauptansatzstaffeln für die Körperschaftsgruppen<br />
der kreisangehörigen Gemeinden <strong>und</strong><br />
der kreisfreien Städte besteht. Dabei wurde auf die<br />
Zuschussbedarfsrelationen nach den Jahresrechnungen<br />
1999 bis einschließlich 2001 zurückgegriffen.<br />
Der zweite Untersuchungsabschnitt ging der Frage<br />
nach, ob unter Berücksichtigung der aktuellen<br />
Zuschussbedarfsrelationen nach den Jahren 1999 bis<br />
2001 die Gewichtungsfaktoren im Rahmen des<br />
Schülernebenansatzes gemäß § 7 Abs. 4 FAG sowie<br />
die Vervielfältiger nach §§ 7 Abs. 4, 10 Abs. 2 <strong>und</strong><br />
12 Abs. 4 FAG angepasst werden müssen. Über die<br />
möglicherweise bei der Anpassung der Hauptansatzstaffeln<br />
für die kreisfreien Städte <strong>und</strong> die kreisangehörigen<br />
Gemeinden, aber auch indirekt bei den<br />
Landkreisen resultierenden Veränderungen können<br />
sich Auswirkungen auf die Vervielfältiger des Schülernebenansatzes<br />
für die drei Säulen der kommunalen<br />
Ebene ergeben, so dass eine Neuquantifizierung erforderlich<br />
ist.<br />
Bei den Berechnungen wurde festgestellt, dass das<br />
Schlüsselzuweisungssystem, das dem FAG 2003 zugr<strong>und</strong>e<br />
liegt, nicht mehr der aktuellen kommunalen<br />
Bedarfssituation entspricht. Die Gutachter empfehlen<br />
für die kreisangehörigen Gemeinden eine auf Basis des<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 26<br />
Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2001 quantifizierte<br />
<strong>und</strong> geglättete Hauptansatzstaffel, so dass sich ein relativ<br />
stetiger Verlauf der Staffel ergibt. Für die kreisfreien<br />
Städte wird ebenfalls eine auf Basis des Durchschnitts<br />
der Jahre 1999 bis 2001 modifizierte Hauptansatzstaffel<br />
vorgeschlagen.<br />
Die folgende Abbildung zeigt einen Vergleich der<br />
bestehenden Hauptansatzstaffel mit der vorgeschlagenen<br />
Staffel auf Basis des Durchschnitts der Jahre<br />
1999 bis 2001.<br />
Vergleich der bestehenden Hauptansatzstaffel<br />
mit der vorgeschlagenen Staffel auf der Basis des<br />
Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2001<br />
Quelle: Berechnungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
Auch <strong>aus</strong> den Berechnungen zum Schülernebenansatz<br />
ergibt sich Reformbedarf für die Schülergewichtung.<br />
Auch hier sollte eine Neujustierung auf Basis des<br />
Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2001 in Erwägung<br />
gezogen werden. Lediglich die Gr<strong>und</strong>schüler sollen,<br />
abweichend von den Berechnungen, den Mittelschülern<br />
gleichgesetzt werden <strong>und</strong> somit den Wert<br />
1,00 erhalten. Durch eine Neujustierung der Hauptansatzstaffel<br />
<strong>und</strong> der Schülergewichte wird auch eine<br />
Anpassung der Vervielfältiger notwendig. Auch hierzu<br />
erfolgt eine Empfehlung der Gutachter.<br />
Aufgr<strong>und</strong> der Neujustierungen wird es zwar gegenüber<br />
dem Status quo zu gewissen Verwerfungen bei<br />
den Zuweisungen an die einzelnen Kommunen<br />
kommen, eine veränderte Bedarfssituation macht dies<br />
allerdings auch notwendig.
Empirisches Gutachten zur Bewertung<br />
des Steuerungssystems, der Standards <strong>und</strong><br />
der Finanzierung der überörtlichen<br />
Sozialhilfe sowie zu Alternativen zur<br />
gegenwärtigen Verteilung von Aufgaben <strong>und</strong><br />
Kostenträgerschaft für Sozialhilfeleistungen<br />
R. Parsche, Th. Fester, Ch. W. Nam für das Sächsische<br />
Staatsministerium für Soziales, Dresden, März 2003 bis<br />
Januar 2004,Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichte<br />
Nr. 21, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, April 2004.<br />
In vielen deutschen B<strong>und</strong>esländern nahmen die Ausgaben<br />
für Leistungen der überörtlichen Sozialhilfe in<br />
den vergangenen Jahren deutlich zu. Ein wesentlicher<br />
Gr<strong>und</strong> hierfür liegt in den enormen Fallzahlensteigerungen<br />
im Bereich der Eingliederungshilfe. Dies ist auch im<br />
Freistaat Sachsen der Fall. Hier lagen die Zahlen im Jahr<br />
2002 mit 25.464 Fällen fast doppelt so hoch wie im Jahr<br />
1993 mit 13.410. Hinzu kommen die Kostensteigerungen<br />
pro Fall durch steigende Personalkosten <strong>und</strong> immer<br />
aufwendigere Hilfemaßnahmen. Beide Effekte führten<br />
zu einer Kostenexplosion in der Eingliederungshilfe.<br />
Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> befasste sich gemeinsam mit dem<br />
Kooperationspartner consens im Rahmen des oben<br />
genannten empirischen Gutachtens mit den Problemen<br />
dieser Thematik. Der Fokus des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />
richtete sich dabei speziell auf die Bewertung<br />
von Alternativen zur gegenwärtigen Verteilung der<br />
Aufgaben- <strong>und</strong> Finanzierungsverantwortung für<br />
überörtliche Sozialhilfeleistungen im Freistaat Sachsen.<br />
Dazu wurde die Struktur des überörtlichen Trägers der<br />
Sozialhilfe im Freistaat Sachsen, der Landeswohlfahrtsverband<br />
Sachsen, näher analysiert. Daneben standen<br />
sowohl der organisatorische Aufbau als auch das<br />
Finanzierungssystem, also die Verteilung der Kostenträgerschaft,<br />
im Mittelpunkt der Untersuchung. Außerdem<br />
wurde die Situation der überörtlichen Sozialhilfe in<br />
anderen B<strong>und</strong>esländern, wie beispielsweise Brandenburg,<br />
Thüringen, Bayern (Bezirk Operpfalz <strong>und</strong> Unterfranken),<br />
Baden-Württemberg (LWV Baden <strong>und</strong><br />
Württemberg-Hohenzollern) <strong>und</strong> Hessen, betrachtet.<br />
Auf Gr<strong>und</strong>lage der geleisteten Vorarbeit <strong>und</strong> der<br />
derzeit bestehenden <strong>und</strong> bis dato aufgebauten Struktur<br />
der überörtlichen Sozialhilfe in Sachsen wurden<br />
alternative Vorschläge für eine sachgerechte Verteilung<br />
der einzelnen Aufgaben <strong>und</strong> der Kostenträgerschaft<br />
entwickelt <strong>und</strong> mit Vertretern von Sozialministerium,<br />
Finanz- <strong>und</strong> Innenministerium, der kommunalen<br />
Spitzenverbände <strong>und</strong> des LWV diskutiert. Neben dem<br />
Status quo betrachten die Gutachter die verpflichtende<br />
Zusammenführung der Durchführungs- <strong>und</strong> Finanzierungskompetenz<br />
auf der Ebene der Landkreise <strong>und</strong><br />
kreisfreien Städte bei gleichzeitiger Beibehaltung<br />
zentraler Aufgaben beim überörtlichen Sozialhilfeträger<br />
als mögliche, gangbare Alternative sowie ein<br />
dazu passendes Optionsmodell, das sich vorzugsweise<br />
in Stufen umsetzen ließe. Die Alternativen werden<br />
detailliert beschrieben <strong>und</strong> nach finanzwissenschaftlichen<br />
sowie allgemein gültigen Kriterien bewertet<br />
<strong>und</strong> miteinander verglichen, um letztendlich eine<br />
f<strong>und</strong>ierte Empfehlung zur sachgerechten Verteilung<br />
der einzelnen Aufgaben <strong>und</strong> der Kostenträgerschaft<br />
der überörtlichen Sozialhilfe in Sachsen geben zu<br />
können.<br />
Ausgaben (Brutto) der Hilfen in besonderen<br />
Lebenslagen 1998 bis 2001 in EUR<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt.<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
Die Besteuerung gemeinnütziger<br />
Organisationen im internationalen Vergleich<br />
R. Parsche, Ch. W. Nam, A. Kaltschütz für das<br />
B<strong>und</strong>esministerium der Finanzen, Juni 2004 bis Februar<br />
2005.<br />
Öffentlicher Sektor<br />
Überörtliche Sozialhilfe:<br />
<strong>ifo</strong>-Vorschlag zur<br />
sachgerechteren Verteilung<br />
der Kostenträgerschaft<br />
27 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Öffentlicher Sektor<br />
Besteuerung der gemeinnützigen<br />
Organisationen im<br />
internationalen Vergleich<br />
Neugestaltung der europäischen<br />
Finanzverfassung:<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> erarbeitet<br />
Vorschläge<br />
Das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland,<br />
d.h. politische, soziale, kulturelle <strong>und</strong> gesellige Aktivitäten<br />
der Bevölkerung, soll stärker gefördert werden.<br />
In diesem Zusammenhang ist auch daran gedacht, die<br />
steuerlichen Regelungen so zu gestalten, dass das<br />
Engagement der Bevölkerung zunimmt. Vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
der Finanzen ist zu dieser Thematik bereits<br />
eine Studie vergeben worden, die den Beitrag des<br />
B<strong>und</strong>es bei der Gestaltung gesetzlicher <strong>und</strong> finanzieller<br />
Rahmenbedingungen im Fokus hatte.<br />
In der nun bearbeiteten Studie »Die Besteuerung<br />
gemeinnütziger Organisationen im internationalen<br />
Vergleich« soll, in Abstimmung mit der oben erwähnten<br />
Untersuchung, in einem internationalen Vergleich<br />
dargelegt werden, wie die Besteuerung der gemeinnützigen<br />
Organisationen in anderen Ländern geregelt<br />
ist (EU25, USA, Japan). Insbesondere geht es in diesem<br />
Zusammenhang darum, die jeweiligen Ertrag-,<br />
Umsatz-, Erbschaft- <strong>und</strong> Schenkungsteuervorschriften<br />
zu dokumentieren <strong>und</strong> vergleichend darzustellen.<br />
Unter Umständen lassen sich auf diese Weise positive<br />
Anregungen für die Umgestaltung der steuerlichen<br />
Regelungen in Deutschland finden, so dass es in der<br />
Zukunft zu einer Verstärkung der bürgerschaftlichen<br />
Aktivitäten kommt.<br />
Die Strukturpolitik der Europäischen Union:<br />
Allokative <strong>und</strong> distributive Wirkungen der<br />
Bereitstellung regionaler öffentlicher Güter<br />
in einem föderalen System, Projekt im<br />
Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms<br />
»<strong>Institut</strong>ionelle Gestaltung föderaler<br />
Systeme:Theorie <strong>und</strong> Empirie«<br />
H.-W. Sinn, R. Fenge für die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />
(DFG), August 2003 bis August 2005.<br />
Die Strukturpolitik ist eine Hauptaufgabe der Europäischen<br />
Union, für deren Ausgaben ein Drittel des<br />
H<strong>aus</strong>halts veranschlagt wird. Die EU fördert die Infrastruktur<br />
in europäischen Regionen mit dem Ziel, die<br />
Wirtschaftskraft zu steigern <strong>und</strong> eine Angleichung der<br />
wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zwischen den<br />
Regionen zu erreichen. Ziel des <strong>Forschung</strong>svorhabens<br />
ist eine ökonomische Analyse der Effizienz <strong>und</strong> der<br />
Umverteilungswirkungen der europäischen Strukturpolitik.<br />
Mit Blick auf die zukünftige Gestaltung einer<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 28<br />
europäischen Finanzverfassung soll geklärt werden, auf<br />
welcher föderalen Ebene der EU diese Aufgabe nach<br />
Effizienz- <strong>und</strong> Umverteilungsgesichtspunkten angesiedelt<br />
werden sollte. Dabei müssen verschiedene<br />
Aspekte der Strukturpolitik berücksichtigt werden: die<br />
Finanzierungsinstrumente der föderalen Gebietskörperschaften;<br />
die Mobilität der H<strong>aus</strong>halte, Unternehmen<br />
<strong>und</strong> Produktionsfaktoren, die als Steuerbasis<br />
zur Finanzierung der Strukturpolitik herangezogen<br />
werden; die Informationen überregionaler Gebietskörperschaften<br />
bezüglich regionaler Präferenzen <strong>und</strong><br />
regionaler Steuerkraft. Einen besonderen Schwerpunkt<br />
der Untersuchung bildet die Analyse der vertikalen<br />
fiskalischen Beziehungen zwischen den föderalen<br />
Ebenen, die mit der Strukturpolitik verb<strong>und</strong>en sind.<br />
Allgemeines Gleichgewichtsmodell<br />
für Kapitaleinkommensbesteuerung<br />
in Deutschland<br />
D. M. Radulescu in Kooperation mit Ch. Keuschnigg,<br />
Universität St. Gallen, <strong>und</strong> M. Stimmelmayr, CES,<br />
November 2002 bis Oktober 2005.<br />
Ziel des <strong>Forschung</strong>svorhabens ist es, ein berechenbares,<br />
dynamisches allgemeines Gleichgewichtsmodell<br />
zu entwickeln, das Simulationen von Reformen<br />
im Bereich der Kapitaleinkommensbesteuerung in<br />
Deutschland ermöglicht. Somit können beispielsweise<br />
die Auswirkungen, die sich durch die Einführung<br />
einer dualen Einkommensbesteuerung auf Kapital,<br />
Investitionen, Arbeitsnachfrage, Wachstum <strong>und</strong> Wohlfahrt<br />
ergeben, quantitativ erfasst werden.
Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />
Im Mittelpunkt der Aktivitäten des Arbeitsbereichs<br />
Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte stehen wirtschaftspolitische<br />
Beratung <strong>und</strong> darauf bezogene <strong>Forschung</strong> zu<br />
den Themengebieten<br />
– sozialpolitische Maßnahmen,<br />
– Arbeitsmarktinstitutionen sowie<br />
– längerfristige Trends <strong>und</strong> Strukturen der Beschäftigungsentwicklung.<br />
Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den inneren<br />
Zusammenhängen zwischen diesen Feldern, die sich<br />
beispielsweise durch Rückwirkungen sozialpolitischer<br />
Maßnahmen auf Arbeitsangebot <strong>und</strong> -nachfrage oder<br />
durch beschäftigungsbedingte Effekte von Arbeitsmarktregulierungen<br />
für die Finanzierbarkeit des sozialen<br />
Sicherungssystems ergeben. Die Bearbeitung<br />
solcher Fragen setzt in der Regel eine intensive<br />
Kooperation mit anderen <strong>ifo</strong>-Arbeitsbereichen,<br />
Forschern des Center for Economic Studies (CES) an<br />
der Ludwig-Maximilians-Universität München <strong>und</strong> in<br />
wachsendem Maße internationale Kooperationsbeziehungen<br />
vor<strong>aus</strong>. Die <strong>Forschung</strong>sarbeiten des<br />
Bereichs basieren in nennenswertem Umfang auf<br />
der projektbezogenen Erhebung von Wirtschaftsdaten,<br />
insbesondere durch Unternehmensbefragungen.<br />
Daneben beteiligt er sich an <strong>Service</strong>aufgaben, wie der<br />
laufenden Bereitstellung von Beiträgen zum internationalen<br />
<strong>Institut</strong>ionenvergleich <strong>und</strong> der Erstellung von<br />
Branchenberichten. <strong>Forschung</strong>sergebnisse des Bereichs<br />
werden auf internationalen Fachkonferenzen zur<br />
Diskussion gestellt <strong>und</strong> in angesehenen referierten<br />
Fachzeitschriften publiziert.<br />
Die sich rapide ändernde Altersstruktur der Bevölkerung,<br />
veränderte Lebensformen <strong>und</strong> die anhaltende<br />
Massenarbeitslosigkeit erhöhen in Deutschland einerseits<br />
den Bedarf an sozialer Sicherung, andererseits verringern<br />
sich die Handlungs- <strong>und</strong> Finanzierungsspielräume<br />
des Sozialstaates. Angesichts dieser wachsenden<br />
Spannung sind in allen Feldern der sozialen Sicherung<br />
wichtige Entscheidungen zur Reform der Sozialpolitik<br />
zu treffen. Dies gilt vor allem für die gesetzlichen<br />
Sozialversicherungen <strong>und</strong> die soziale Sicherung des allgemeinen<br />
Existenzminimums. Der Bereich untersucht,<br />
wo der Anlass für Reformen besonders dringlich ist,<br />
welche Politikoptionen – auch im internationalen<br />
29<br />
Vergleich – zur Verfügung stehen, um mögliche Fehlanreize<br />
abzubauen <strong>und</strong> den Sozialstaat zu stabilisieren,<br />
<strong>und</strong> welche Auswirkungen, vor allem auf öffentliche<br />
Finanzen <strong>und</strong> Arbeitsmarkt, von konkreten Reformen<br />
zu erwarten sind.<br />
Trotz der in den letzten Jahren eingeleiteten Reformen<br />
bleibt das Niveau »struktureller« Arbeitslosigkeit<br />
in Deutschland aller Vor<strong>aus</strong>sicht nach anhaltend hoch.<br />
Die Hoffnung, dass der projizierte Rückgang des<br />
Erwerbspersonenpotentials die dar<strong>aus</strong> resultierenden<br />
Probleme langfristig von allein korrigiert, wird sich<br />
ohne weitreichende Reformen der Arbeitsmarktpolitik<br />
als verfehlt erweisen. Die gestiegene Mobilität von<br />
Gütern <strong>und</strong> Produktionsfaktoren <strong>und</strong> der intensiver<br />
gewordene Standort- <strong>und</strong> Systemwettbewerb<br />
stellen schon jetzt neue Anforderungen an die Flexibilität<br />
nationaler Arbeitsmärkte. Einen Schwerpunkt der vergleichenden<br />
Analyse der Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />
bilden staatliche Transfers, die Lohnniveau <strong>und</strong> Lohnstruktur<br />
beeinflussen können, sowie die <strong>Institut</strong>ionen<br />
der Lohnfindung. Der Bereich hat außerdem große<br />
Erfahrung bei der empirischen Analyse von Mikrodaten,<br />
die auf der Ebene der privaten H<strong>aus</strong>halte oder –<br />
auch durch eigene Sondererhebungen – durch<br />
Unternehmens- <strong>und</strong> Betriebsbefragungen gewonnen<br />
werden. Untersuchen lassen sich auf dieser Basis<br />
die Wirkungen diverser sozial- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischer<br />
Regulierungen auf Entwicklung <strong>und</strong> Struktur<br />
der Beschäftigung insgesamt oder in <strong>aus</strong>gewählten<br />
Arbeitsmarktsegmenten (nach Sektoren, Berufen,<br />
Qualifikationen, Regionen etc.).<br />
Neben institutionellen Gegebenheiten gilt das Interesse<br />
des Bereichs Anpassungsprozessen des Arbeitsmarktes<br />
an neue Trends bei Arbeitsangebot <strong>und</strong> -nachfrage.<br />
Analysiert werden dabei – auf regionaler, nationaler <strong>und</strong><br />
europäischer Ebene – Auswirkungen des technischen<br />
Fortschritts auf die Beschäftigungsentwicklung, Rückwirkungen<br />
des Strukturwandels auf Ausbildung <strong>und</strong><br />
Qualifikationen der Arbeitskräfte, die Rolle des Humankapitals<br />
für die Verbreitung neuer Technologien <strong>und</strong> für<br />
das Wirtschaftswachstum sowie die Gr<strong>und</strong>züge <strong>und</strong><br />
Elemente einer sinnvollen Steuerung der Arbeitskräftemigration.<br />
<strong>Forschung</strong>sschwerpunkte:<br />
– Einfluss staatlicher<br />
Transfers auf Lohnniveau,<br />
-struktur <strong>und</strong> -findung,<br />
– Wirkungen sozial- <strong>und</strong><br />
arbeitsmarktpolitischer<br />
Regulierungen <strong>und</strong><br />
– Auswirkungen des<br />
technischen Fortschritts<br />
auf die Entwicklung<br />
<strong>und</strong> Struktur der<br />
Beschäftigung<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> empfiehlt<br />
Heraufsetzung des<br />
Rentenalters auf 67 Jahre<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
Modellrechnungen zur langfristigen<br />
Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen<br />
M. Werding, A. Kaltschütz für das B<strong>und</strong>esministerium<br />
der Finanzen, Dezember 2003 bis November 2004,<br />
Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Beiträge zur Wirtschaftsforschung<br />
Bd. 17, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München 2005.<br />
Der demographische Wandel stellt eine der größten<br />
Her<strong>aus</strong>forderungen für die Wirtschafts-, Finanz- <strong>und</strong><br />
Sozialpolitik der nächsten Jahrzehnte dar. Besondere<br />
Aufmerksamkeit gebührt dabei den langfristigen<br />
Effekten für <strong>aus</strong>gewählte Bereiche der öffentlichen<br />
Finanzen, die von den absehbaren Verschiebungen der<br />
Altersstruktur der Wohnbevölkerung in besonderem<br />
Maße betroffen sind. Ziel des Projekts ist es,<br />
durch Simulationsrechnungen für die Ausgaben- <strong>und</strong><br />
Einnahmenentwicklung in den Bereichen Alterssicherung,<br />
Ges<strong>und</strong>heit, Pflege, Bildung sowie Arbeitslosenversicherung<br />
eine Vorstellung über die Größenordnung<br />
solcher Effekte zu geben <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen für<br />
ein laufendes Monitoring der Konsequenzen aktueller<br />
politischer Entscheidungen für die langfristige Tragfähigkeit<br />
der öffentlichen Finanzen zu schaffen.<br />
Im Mittelpunkt der Modellrechnungen stehen zwei<br />
Varianten – eine »Ausgangsvariante«, die auf<br />
Annahmen der Langfristprojektionen der »Rürup-<br />
Kommission« beruht, <strong>und</strong> eine »Risikovariante«, für die<br />
weniger günstige Annahmen zur langfristigen Entwicklung<br />
von Erwerbsbeteiligung <strong>und</strong> Arbeitsmarkt<br />
getroffen werden. Die zugr<strong>und</strong>e gelegten rechtlichen<br />
Rahmenbedingungen, einschließlich darin angelegter<br />
zukünftiger Änderungen, entsprechen denen vom<br />
Sommer 2004. Die in den Projektionen berücksichtigten<br />
Komponenten öffentlicher Ausgaben steigen in<br />
der Ausgangsvariante von aktuell (2003) 25,3 % des<br />
BIP – mit zwischenzeitlichen Schwankungen – bis 2050<br />
auf 27,8%. In der Risikovariante ergibt sich sogar<br />
ein Anstieg auf 29,8%. Würden die steigenden<br />
Ausgaben bei konstanter Einnahmenquote vollständig<br />
kreditfinanziert, müsste die Staatsverschuldung bis<br />
2050 demnach in der Ausgangsvariante auf ein Niveau<br />
von 111% des BIP, in der Risikovariante auf 200%<br />
des BIP ansteigen. Alternativ dazu müssten die<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 30<br />
Beitragssätze der gesetzlichen Sozialversicherung, <strong>aus</strong>gehend<br />
von aktuell (2004) 42,0%, in der Ausgangsvariante<br />
bis 2050 auf 45,5 %, in der Risikovariante auf<br />
48,9% erhöht werden. Diese Ergebnisse zeigen, nach<br />
einer von OECD <strong>und</strong> Economic Policy Committee<br />
der EU entwickelten Methodik, Tragfähigkeitslücken<br />
(»sustainability gaps«) für die öffentlichen Finanzen an,<br />
die – je nach Variante <strong>und</strong> genauer Definition des<br />
Indikators – nur geschlossen werden könnten, wenn<br />
die staatlichen Ausgaben ab sofort <strong>und</strong> dauerhaft um<br />
1,2 bis 2,9 % des Bruttoinlandsprodukts gesenkt<br />
würden.<br />
200<br />
180<br />
160<br />
140<br />
120<br />
100<br />
80<br />
60<br />
40<br />
20<br />
Entwicklung der Staatsverschuldung<br />
ohne Anpassung der Sozialbeiträge an die projizierte<br />
Ausgabenentwicklung<br />
in % des BIP<br />
220<br />
2003:<br />
64,2%<br />
2006:<br />
67,4% 2018:<br />
58,9%<br />
2022:<br />
54,5%<br />
Risikovariante<br />
Ausgangsvariante<br />
0<br />
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />
Quelle: Berechungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
2050:<br />
200,0%<br />
2050:<br />
111,1%<br />
Sensitivitätsanalysen ergeben, dass die Existenz einer<br />
nennenswerten Tragfähigkeitslücke bei pl<strong>aus</strong>iblen<br />
Variationen wichtiger demographischer <strong>und</strong> ökonomischer<br />
Parameter äußerst robust ist. In einer Reihe von<br />
Politiksimulationen wird daher Möglichkeiten zur<br />
Verbesserung der langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen<br />
Finanzen nachgegangen. Dabei zeigt sich, dass<br />
die jüngsten Reformen im Bereich der gesetzlichen<br />
Renten- <strong>und</strong> Krankenversicherung bereits wichtige<br />
Schritte in diese Richtung darstellen. Gleichwohl sind<br />
<strong>aus</strong> heutiger Sicht rasch weitere Reformen erforderlich.<br />
Entscheidende Fortschritte versprechen dabei vor<br />
allem eine langfristig angelegte Heraufsetzung der<br />
Regelaltersgrenze des gesetzlichen Rentensystems auf<br />
67 Jahre sowie Reformen im Bereich der gesetzlichen<br />
Krankenversicherung <strong>und</strong> der sozialen Pflegeversicherung,<br />
die – durch Effizienzsteigerungen <strong>und</strong>/oder
durch eine teilweise Privatisierung der dort versicherten<br />
Risiken – die langfristige Entwicklung der Ausgaben<br />
dieser Systeme begrenzen.<br />
48<br />
46<br />
44<br />
42<br />
40<br />
38<br />
Entwicklung der Sozialbeiträge<br />
bei laufender Anpassung an die projizierte Ausgabenentwicklung<br />
in % der beitragspflichtigen Bruttoentgelte<br />
50<br />
2003:<br />
42,0%<br />
Effekt der jüngsten<br />
Reformen von Kranken<strong>und</strong><br />
Rentenversicherung<br />
36<br />
1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />
Quelle: Berechnungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
Risikovariante<br />
Ausgangsvariante<br />
langfristiger Effekt des<br />
demographischen<br />
Wandels<br />
2050:<br />
48,9%<br />
2050:<br />
45,5%<br />
Welfare to Work: Ein neuer Weg zur Reform<br />
der Gr<strong>und</strong>sicherung? Theoretische Analyse<br />
<strong>und</strong> Erfahrungen in <strong>aus</strong>gewählten Industrieländern<br />
M. Werding, C. Holzner,V. Meier, W. Ochel, autonomes<br />
<strong>Forschung</strong>sprojekt, gefördert durch die Deutsche<br />
<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft (DFG), Mai 2003 bis<br />
September 2004, Veröffentlichung in: C. Holzner,<br />
V. Meier <strong>und</strong> M. Werding,Time Limits on Welfare Use<br />
<strong>und</strong>er Involuntary Unemployment, CES<strong>ifo</strong> Working<br />
Paper Nr. 1220; C. Holzner, V. Meier <strong>und</strong> M. Werding,<br />
Workfare, Monitoring and Efficiency Wages, CES<strong>ifo</strong><br />
Working Paper (in Vorbereitung); C. Holzner, V. Meier<br />
<strong>und</strong> M. Werding, Job Search Assistance in a Model<br />
with Multiple Applications, CES<strong>ifo</strong> Working Paper<br />
(in Vorbereitung); W. Ochel, Welfare-to-Work<br />
Experiences with Specific Work-First Programmes in<br />
Selected Countries, CES<strong>ifo</strong> Working Paper Nr. 1153;<br />
W. Ochel, Welfare Time Limits in the United States –<br />
Experiences with a New Welfare-to-Work Approach,<br />
CES<strong>ifo</strong> Working Paper Nr. 1210.<br />
Das von der DFG geförderte <strong>Forschung</strong>sprojekt<br />
hat zum Ziel, die Wirkungsweise zentraler Elemente<br />
des Welfare-to-Work-Ansatzes, einer mittlerweile in<br />
mehreren Ländern vollzogenen Neu<strong>aus</strong>richtung der<br />
sozialen Gr<strong>und</strong>sicherung, theoretisch zu analysieren<br />
<strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong> der vorliegenden empirischen<br />
Evidenz zu interpretieren. Die theoretische<br />
Analyse fokussiert auf drei Kernelementen des<br />
Ansatzes, nämlich eine Befristung der Sozialhilfe,<br />
Arbeitsverpflichtungen bei Sozialleistungsbezug <strong>und</strong><br />
die Unterstützung der Sozialhilfeempfänger bei der<br />
Arbeitsplatzsuche. Im Gegensatz zur vorhandenen<br />
Literatur, welche vor allem auf das Arbeitsangebotsverhalten<br />
Arbeitsloser abstellt, sollen dabei die<br />
Konsequenzen der Änderung der Anreizstrukturen für<br />
bereits Beschäftigte explizit berücksichtigt werden.<br />
Ferner wird davon <strong>aus</strong>gegangen, dass Arbeitslosigkeit<br />
unfreiwillig ist, so dass sich Beschäftigungswirkungen<br />
nicht infolge eines veränderten Arbeitsangebots ergeben,<br />
sondern aufgr<strong>und</strong> einer auf die neuen Anreizstrukturen<br />
reagierenden Arbeitsnachfrage bzw. über<br />
einen modifizierten Matching-Prozess.<br />
Bei der theoretischen Analyse werden Wirkungen<br />
der genannten Politikelemente auf Arbeitslosigkeit,<br />
Faktorpreise, Einkommensverteilung, steuerliche Belastung<br />
<strong>und</strong> Wohlfahrt der relevanten Gruppen –<br />
Kapitalbesitzer, Beschäftigte <strong>und</strong> Arbeitslose/Sozialhilfeempfänger<br />
– abgeleitet. Erklärt wird insbesondere,<br />
unter welchen Bedingungen die Sozialhilfereformen zu<br />
erhöhter Beschäftigung führen. Die Resultate sind<br />
in zweierlei Hinsicht besonders interessant. Erstens<br />
deutet sich für eine Befristung der Sozialhilfe sowie<br />
für Arbeitsverpflichtungen die Möglichkeit einer<br />
Pareto-Verbesserung an, die – bei tendenziell sinkenden<br />
Bruttolöhnen <strong>und</strong> Steuern <strong>und</strong> tendenziell<br />
steigender Beschäftigung – vor allem von der Reaktion<br />
der Nettolöhne abhängt. Zweitens zeigt sich, dass<br />
<strong>aus</strong>gerechnet die von den Reformen jeweils unmittelbar<br />
betroffenen Sozialhilfeempfänger im Vergleich zu<br />
den bereits Beschäftigten relative Gewinner der<br />
Reform sind.<br />
Die theoretische Analyse wird durch eine vergleichende<br />
Darstellung der Welfare-to-Work-Politik in den<br />
Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich,<br />
Dänemark, den Niederlanden <strong>und</strong> Deutschland sowie<br />
eine Aufarbeitung der vorliegenden Evaluierungsstudien<br />
im Hinblick auf die Prognosen <strong>aus</strong> den theoretischen<br />
Ansätzen ergänzt.<br />
Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />
Welfare-to-Work-Politik im<br />
internationalen Vergleich<br />
31 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />
<strong>ifo</strong>-Studie zur Auswirkung<br />
deutscher Auslandsinvestitionen<br />
auf den<br />
deutschen Arbeitsmarkt<br />
auf Basis von Daten der<br />
Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />
Entwicklung der Teilzeitarbeit<br />
S. Munz, H. Hofmann, C. Holzner in Kooperation mit<br />
dem <strong>Institut</strong> zur Erforschung sozialer Chancen (ISO),<br />
Köln, für das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong><br />
Arbeit, September 2001 bis Dezember 2004, Veröffentlichung<br />
in Vorbereitung.<br />
Durch das Inkrafttreten des Teilzeit- <strong>und</strong> Befristungsgesetzes<br />
(TzBfG) Anfang 2001 haben sich die gesetzlichen<br />
Rahmenbedingungen für eine Reduzierung der<br />
individuellen Arbeitszeit deutlich verändert. Der<br />
B<strong>und</strong>esrat beauftragte die B<strong>und</strong>esregierung seinerzeit,<br />
zwei Jahre nach Inkrafttreten einen Bericht zur<br />
Evaluierung des Gesetzes vorzulegen. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit betraute das<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> mit der Erstellung eines entsprechenden<br />
Evaluierungsberichts.<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
Direktinvestitionen deutscher Unternehmen<br />
im Ausland <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf den<br />
heimischen Arbeitsmarkt<br />
S. Becker, Center for Economic Studies (CES), R. Jäckle<br />
in Kooperation mit K. Ekholm, Stockholm, <strong>und</strong><br />
M.-A. Mündler, San Diego, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />
gefördert durch die VolkswagenStiftung,<br />
Dezember 2003 bis Juni 2005, Veröffentlichung<br />
von Zwischenergebnissen in: CES<strong>ifo</strong> Working Paper<br />
Nr. 1374 <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 1/2005.<br />
Die Globalisierung ist vor allem durch eine grenzüberschreitende<br />
Fragmentierung der Fertigung geprägt.<br />
Strukturen einer globalen Arbeitsteilung bilden sich her<strong>aus</strong>,<br />
<strong>und</strong> in Hochlohnländern, wie Deutschland, kann die<br />
veränderte Arbeitsnachfrage einen strukturellen Wandel<br />
am heimischen Arbeitsmarkt nach sich ziehen. In<br />
diesem Zusammenhang untersuchen die Projektteilnehmer<br />
anhand einer bislang einzigartigen Datenbasis,<br />
bei der Daten der Deutschen B<strong>und</strong>esbank zu Auslandsbeteiligungen<br />
von Unternehmen mit anonymisierten<br />
Beschäftigtendaten der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit zu<br />
einem Matched-Employer-Employee-Panel verknüpft<br />
werden, wie sich Auslandsinvestitionen deutscher<br />
Unternehmen auf die Struktur globaler Arbeitsteilung<br />
<strong>aus</strong>wirken <strong>und</strong> welche Rückwirkungen Auslands-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 32<br />
beteiligungen auf die deutschen Arbeitsmärkte haben.<br />
Folgende Fragen sollen mit Hilfe mikroökonometrischer<br />
Analyseverfahren beantwortet werden: Wie<br />
unterscheiden sich heimische Belegschaften <strong>und</strong> Löhne<br />
in Abhängigkeit von den Auslandsbeteiligungen<br />
deutscher Unternehmen? Wie ändern sich die<br />
Entlassungswahrscheinlichkeiten? Zu welchen Löhnen<br />
<strong>und</strong> in welchen Berufen finden wegen Auslandsinvestitionen<br />
entlassene Erwerbspersonen wieder<br />
Arbeit?<br />
Fertility and Prosperity: Zusammenhänge<br />
zwischen Geburtenrate <strong>und</strong> wirtschaftlicher<br />
Entwicklung in <strong>aus</strong>gewählten Industrieländern<br />
M. Werding, V. Gács, S. Munz, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />
finanziert durch den Deutschen Arbeitskreis<br />
für Familienhilfe, Dezember 2003 bis Juli 2005.<br />
Ziel des im Bereich entwickelten <strong>Forschung</strong>svorhabens<br />
ist es, mit Hilfe makroökonometrischer Zeitreihenanalysen<br />
für ein möglichst großes Panel von Industrie- <strong>und</strong><br />
Entwicklungsländern Zusammenhänge zwischen demographischen<br />
Gegebenheiten, insbesondere der Altersstruktur<br />
der Erwerbsbevölkerung, einerseits <strong>und</strong> der<br />
Produktivitätsentwicklung andererseits zu untersuchen,<br />
die dadurch auch das aggregierte Wachstum in diesen<br />
Ländern beeinflusst haben <strong>und</strong> – im Zuge des demographischen<br />
Wandels – in Zukunft verstärkt bestimmen<br />
könnten. Gleichzeitig werden auf der Basis derselben<br />
Daten Rückwirkungen der Wirtschaftsentwicklung auf<br />
die laufende Geburtenrate untersucht. In einem zweiten<br />
Schritt werden für <strong>aus</strong>gewählte Industrieländer vertieft<br />
die institutionellen Rahmenbedingungen betrachtet,<br />
unter denen sich individuelle Fertilitätsentscheidungen<br />
vollziehen, um auf diesem Weg mögliche Instrumente zu<br />
identifizieren, mit denen sich die Geburtenrate <strong>und</strong><br />
damit möglicherweisemittelbar auch die langfristige<br />
wirtschaftliche Entwicklung sinnvoll steuern ließen.<br />
Die fiskalische Bilanz von Kindern im<br />
deutschen Steuer- <strong>und</strong> Sozialsystem<br />
M.Werding, H. Hofmann für die Robert Bosch Stiftung,<br />
Dezember 2004 bis Mai 2005.<br />
Die von der Robert Bosch Stiftung initiierte Kommission<br />
»Familie <strong>und</strong> demographischer Wandel«, unter
der Leitung von Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, bereitet ein<br />
Gutachten vor über Möglichkeiten, die auf niedrigem<br />
Niveau weiter sinkende Geburtenrate in Deutschland<br />
perspektivisch wieder zu steigern. Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
unterstützt die Arbeit der Kommission durch umfassende<br />
Berechnungen zur fiskalischen Bilanz von Kindern<br />
im Rahmen des aktuellen Steuer- <strong>und</strong> Sozialrechts.<br />
Ermittelt wird dabei zum einen, welchen Anteil<br />
durchschnittlicher Kosten, die mit der Betreuung,<br />
Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung eines Kindes verb<strong>und</strong>en<br />
sind, in Deutschland typischerweise die öffentliche<br />
Hand übernimmt, zum anderen, in welchem Verhältnis<br />
die öffentliche Kostenbeteiligung zu späteren fiskalischen<br />
Nettoerträgen durch Steuern <strong>und</strong> Sozialversicherungsbeiträge<br />
des Kindes steht. Nennenswerte<br />
fiskalische Externalitäten der Kindererziehung<br />
würden die elterlichen Entscheidungen über Kinder<br />
verzerren <strong>und</strong> sollten daher durch Reformen des<br />
Steuer- <strong>und</strong> Sozialsystems korrigiert werden.<br />
Auswirkungen familienpolitischer<br />
Instrumente auf Fertilität: Internationaler<br />
Vergleich<br />
V. Meier für die Robert Bosch Stiftung, Januar 2005 bis<br />
April 2005.<br />
Ergänzend zum zuletzt genannten Projekt erarbeitet<br />
das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> für die von der Robert Bosch Stiftung<br />
initiierte Kommission »Familie <strong>und</strong> demographischer<br />
Wandel« außerdem einen Überblick über familienpolitische<br />
Instrumente <strong>und</strong> Effekte für Niveau <strong>und</strong><br />
Strukturmerkmale der Fertilität in <strong>aus</strong>gewählten<br />
Industrieländern. Betrachtet werden alle wesentlichen<br />
Arten von monetären <strong>und</strong> realen Transfers an Familien<br />
bzw. Kinder. Neben der durchschnittlichen Geburtenrate<br />
werden dabei auch mögliche Effekte für das<br />
Timing von Geburten, gruppenspezifisches Geburtenverhalten<br />
<strong>und</strong> die Häufigkeitsverteilung von Familien<br />
mit unterschiedlicher Kinderzahl berücksichtigt.<br />
Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />
33 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
»Humankapital <strong>und</strong><br />
Strukturwandel« – neuer<br />
<strong>Forschung</strong>sbereich<br />
mit den Schwerpunkten:<br />
– Bildungsökonomie <strong>und</strong><br />
Wissensgenerierung,<br />
– Innovation <strong>und</strong> technologischer<br />
Wandel,<br />
– Wettbewerb <strong>und</strong><br />
Industrieökonomik<br />
TIMSS, PISA, IGLU:<br />
die Effizienz des Bildungssystems<br />
auf dem Prüfstand<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Der zu Beginn des Jahres 2004 neu gegründete<br />
<strong>Forschung</strong>sbereich Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den <strong>Forschung</strong>sfeldern<br />
Bildungsökonomik <strong>und</strong> Wissensgenerierung,<br />
Innovation <strong>und</strong> technologischer Wandel<br />
sowie Wettbewerb <strong>und</strong> Industrieökonomik. Die<br />
<strong>Service</strong>aufgaben des Bereichs bestehen vor allem im<br />
Aufbau <strong>und</strong> in der Betreuung eines Netzwerks<br />
europäischer Bildungsökonomen im Rahmen eines<br />
langfristigen Projekts, in der Beratung von Ministerien<br />
<strong>und</strong> internationalen Organisationen sowie in der<br />
Organisation von Workshops <strong>und</strong> Konferenzen zu den<br />
Schwerpunktthemen des Bereichs.<br />
Humankapitalakkumulation <strong>und</strong> Wissensgenerierung<br />
sowie die dadurch ermöglichten Innovationen <strong>und</strong><br />
dynamischen strukturellen Veränderungen der Wirtschaft<br />
sind von entscheidender Bedeutung für die<br />
Behauptung im globalen Wettbewerb <strong>und</strong> die langfristigen<br />
Wachstums<strong>aus</strong>sichten moderner Volkswirtschaften.<br />
Nur überlegenes Wissen kann dauerhaft<br />
helfen, sich <strong>aus</strong> dem Strudel des weltweiten Niedriglohnwettbewerbs<br />
zu befreien.<br />
Deshalb erforscht der Bereich auf dem Gebiet<br />
Bildungsökonomik <strong>und</strong> Wissensgenerierung Themenfelder,<br />
wie die Produktion von Fähigkeiten <strong>und</strong> Wissen,<br />
die institutionelle Effizienz des Bildungssystems,<br />
Chancengleichheit im Bildungssystem <strong>und</strong> die relative<br />
Bedeutung von Basiskompetenzen <strong>und</strong> spezifischem<br />
Wissen. Im Berichtsjahr hat der Bereich einige<br />
Studien vorgelegt, die auf Basis von umfangreichen<br />
Mikrodatensätzen verschiedener internationale Schüler-<br />
Vergleichstests, wie TIMSS, PISA <strong>und</strong> IGLU, durchgeführt<br />
wurden. Diese Projekte, die unter anderem<br />
im Auftrag der Weltbank <strong>und</strong> der Volkswagen-<br />
Stiftung durchgeführt wurden, liefern mikroökonometrische<br />
Evidenz über die wichtigsten Determinanten<br />
schulischer Leistungen. Neben den Einflüssen des familiären<br />
Hintergr<strong>und</strong>s <strong>und</strong> schulischer Ressourcen, etwa in<br />
Bezug auf Klassengrößen <strong>und</strong> Computer<strong>aus</strong>stattung,<br />
geht es dabei vor allem darum, wie verschiedene<br />
Bildungsinstitutionen, beispielsweise Zentralprüfungen,<br />
Schulautonomie <strong>und</strong> Schulwettbewerb, die schulischen<br />
Leistungen beeinflussen. Als Basis von Politikempfehlungen<br />
können die Ergebnisse zu einer Verbesserung<br />
des öffentlichen Managements im Bildungssektor<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 34<br />
beitragen. In Kooperation mit Prof. E. A. Hanushek,<br />
Stanford University, der den Bereich im Sommer als <strong>ifo</strong>-<br />
Gastwissenschaftler besuchte, wurde auch ein<br />
langfristiges Projekt zur Untersuchung der Ursachen<br />
<strong>und</strong> Konsequenzen internationaler Unterschiede in<br />
Bildungsleistungen angestoßen.<br />
Darüber hin<strong>aus</strong> koordiniert der <strong>Forschung</strong>sbereich das<br />
Europäische Expertennetzwerk Bildungsökonomik<br />
(EENEE), einen von der Europäischen Kommission<br />
finanzierten EU »Think Tank«. Im Rahmen dieses<br />
Netzwerkes wurde unter Federführung des Bereichs<br />
gegen Ende des Berichtsjahres das erste Europäische<br />
Symposium zur Bildungsökonomik zum Thema<br />
»Effiziente Nutzung von Investitionen in Bildung <strong>und</strong><br />
Training« in Brüssel durchgeführt. Im Sommer 2004<br />
organisierte der Bereich den wissenschaftlichen<br />
Workshop »Investition in Humankapital« für das<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong> in Bonn.<br />
Im Herbst veranstaltete der Bereich zusammen mit<br />
dem Program on Education Policy and Governance der<br />
Harvard University eine CES<strong>ifo</strong>-Konferenz über<br />
»Schooling and Human Capital Formation in the<br />
Global Economy«.<br />
Mit einer Untersuchung über die Entwicklung betrieblicher<br />
Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Berufs<strong>aus</strong>bildung wurde<br />
ein Beitrag zur Diskussion über die Ursachen<br />
des Ausbildungsplatzmangels geleistet. Schnittpunktthemen,<br />
wie die Ökonomik von <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong><br />
Entwicklung (F&E), Entrepreneurship <strong>und</strong> qualifikationsspezifischem<br />
technologischen Fortschritt, verbinden<br />
dieses Gebiet mit dem <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt<br />
Innovation <strong>und</strong> technologischer Wandel, während sich<br />
andere Themen, wie die Anpassungsfähigkeit des<br />
Humankapitals <strong>und</strong> die Regulierung der »Bildungsindustrie«,<br />
mit dem <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt Wettbewerb<br />
<strong>und</strong> Industrieökonomik überschneiden.<br />
Innerhalb des <strong>Forschung</strong>sschwerpunktes Innovation<br />
<strong>und</strong> technologischer Wandel stehen drei Themenfelder<br />
im Vordergr<strong>und</strong>. Das erste ist die Ökonomik von<br />
Innovationen <strong>und</strong> Patenten. Der <strong>Forschung</strong>sbereich<br />
führt mikroökonometrische Untersuchungen zu den<br />
Determinanten <strong>und</strong> Effekten von Innovationen durch,<br />
wobei auf den einzigartigen Paneldatensatz des <strong>ifo</strong><br />
Innovationstests zurückgegriffen werden kann. Der <strong>ifo</strong>
Innovationstest erhebt seit über 20 Jahren die Innovationsaktivitäten<br />
von Firmen des Verarbeitenden Gewerbes<br />
in Deutschland. Dies ermöglicht zum Beispiel die<br />
Schätzung der Effekte von Innovationen auf Exporte<br />
<strong>und</strong> Beschäftigung – <strong>und</strong> umgekehrt. In Vorbereitung auf<br />
die Konstruktion des umfangreichen Mikro-Paneldatensatzes<br />
wurde im Berichtsjahr eine Querschnittsanalyse<br />
der Auswirkungen von Innovationen auf die Exporttätigkeit<br />
von Unternehmen vorgelegt, die spezifische<br />
Befragungsbestandteile des <strong>ifo</strong> Innovationstests im<br />
Rahmen einer Instrumentvariablenschätzung nutzt. In<br />
2004 hat der Bereich außerdem eine Studie über<br />
Indikatoren des Patentsystems, der Patentaktivitäten<br />
<strong>und</strong> der Rechte <strong>aus</strong> Patenten für das Deutsche Patent<strong>und</strong><br />
Markenamt vorgelegt.<br />
Das zweite Themenfeld umfasst die Ökonomik der<br />
Informationsgesellschaft <strong>und</strong> des B2B-e-Business, in<br />
dem der Bereich im Berichtsjahr ein mehrjähriges<br />
EU-finanziertes Projekt über statistische Indikatoren für<br />
die Informationsgesellschaft erfolgreich abgeschlossen<br />
hat. Das dritte Themenfeld befasst sich mit den<br />
Wachstumseffekten von Investitionen in Informationstechnologie<br />
(IT), New Economy <strong>und</strong> Strukturwandel.<br />
Hier arbeitet der Bereich an einem gemeinsamen<br />
<strong>Forschung</strong>sprojekt mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />
Th. Eicher, University of Washington, Seattle, über den<br />
Einfluss von IT-Investitionen auf Produktivitätsunterschiede<br />
im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland.<br />
Der Bereich trug ferner zu einer Studie zu Stand <strong>und</strong><br />
Perspektiven der New Economy in <strong>aus</strong>gewählten<br />
EU-Mitgliedstaaten bei. Ein gemeinsames Projekt mit<br />
Prof. J. Temple, Bristol University, der den Bereich in<br />
2004 auch als <strong>ifo</strong>-Gastwissenschaftler besuchte, untersucht<br />
den Einfluss des Strukturwandels auf das langfristige<br />
Wirtschaftswachstum. Schnittpunktthemen, die<br />
dieses Gebiet mit dem <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt Wettbewerb<br />
<strong>und</strong> Industrieökonomik verknüpfen, sind etwa<br />
die Struktur elektronischer Märkte <strong>und</strong> der Zusammenhang<br />
von Marktdynamik <strong>und</strong> Strukturwandel.<br />
Zusätzlich zu den bereits genannten Schnittpunktthemen<br />
widmet sich der Bereich auf dem Gebiet<br />
Wettbewerb <strong>und</strong> Industrieökonomik der Wettbewerbspolitik,<br />
der Regulierung <strong>und</strong> Deregulierung,<br />
der Privatisierung <strong>und</strong> den Netzwerkindustrien.<br />
Beispiele sind Fusionen auf dem Energiemarkt, das<br />
Zusammenwirken von Regulierungsbehörden bei der<br />
Telekommunikation <strong>und</strong> die Liberalisierung des kal<strong>ifo</strong>rnischen<br />
Strommarktes. Der Bereich richtete im<br />
Berichtsjahr in Kooperation mit dem Center for<br />
Information and Network Economics (CINE), der<br />
Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) <strong>und</strong><br />
dem Kieler <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft den »Kiel-Munich<br />
Workshop Economics of Information and Network<br />
Industries« <strong>aus</strong>. Der <strong>Forschung</strong>sbereich untersucht<br />
auch Probleme des Strukturwandels in der Bauwirtschaft.<br />
In diesem Rahmen wurde im Berichtsjahr an<br />
zwei Gutachten zu Fluktuationen des Immobilienmarktes<br />
<strong>und</strong> zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der<br />
Immobilienwirtschaft gearbeitet. Auch die Beratung<br />
der europäischen Bauwirtschaft auf den halbjährlich<br />
stattfindenden Euroconstruct-Konferenzen gehört zu<br />
diesem Bereich, da das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> hier über einen<br />
langjährigen Schwerpunkt verfügt.<br />
Die Ergebnisse der <strong>Forschung</strong>sprojekte des Bereichs<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel wurden auf zahlreichen<br />
internationalen Fachkonferenzen mit Auswahlprozess,<br />
unter anderem auch auf mehreren<br />
CES<strong>ifo</strong>-Konferenzen, angenommen <strong>und</strong> vorgetragen.<br />
Etliche Aufsätze wurden zur Veröffentlichung in internationalen<br />
Fachzeitschriften mit Refereeprozess angenommen.<br />
Zahlreiche nationale <strong>und</strong> internationale<br />
Print- <strong>und</strong> Runkfunkmedien berichteten über die <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />
des Bereichs. Der Bereichsleiter hält<br />
regelmäßig Vorlesungen an der Volkswirtschaftlichen<br />
Fakultät der LMU. Vier Doktoranden des Bereichs<br />
nehmen am Graduiertenkolleg der LMU teil.<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
Bildungsinstitutionen <strong>und</strong> Schülerleistung<br />
L. Wößmann, T. Fuchs in Kooperation mit J.H. Bishop,<br />
Cornell University, M. Weiß, Deutsches <strong>Institut</strong> für<br />
Internationale Pädagogische <strong>Forschung</strong>, Frankfurt am<br />
Main, <strong>und</strong> E. G<strong>und</strong>lach, <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft, Kiel,<br />
für die VolkswagenStiftung, Oktober 2002 bis September<br />
2004, Veröffentlichungen unter anderem in:<br />
Education Economics,Vol. 12, 1/2004; CES<strong>ifo</strong> Working<br />
Paper Nr. 1235; Brussels Economic Review, Vol. 48, in<br />
Vorbereitung; Education Economics,Vol. 13, 2/2005.<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Präsenz auf internationalen<br />
Fachkonferenzen<br />
35 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Aus PISA lernen:<br />
Nicht Computer,<br />
sondern …<br />
… größere Autonomie der<br />
Schulen <strong>und</strong> externe<br />
Prüfungen bewirken hohes<br />
schulisches Qualitätsniveau<br />
Das <strong>Forschung</strong>sprojekt hat dazu beigetragen, den<br />
Stand der <strong>Forschung</strong> hinsichtlich des Einflusses der<br />
institutionellen Rahmenbedingungen des Schulsystems<br />
auf die Schülerleistung zu verbessern. Aus theoretischer<br />
Sicht wurde ein Modell entwickelt, das<br />
den Einfluss verschiedener schulischer <strong>Institut</strong>ionen<br />
auf die Schülerleistung abbilden kann. Im empirischen<br />
Teil konnten die theoretischen Hypothesen mit Hilfe<br />
der Daten des internationalen Schülerleistungstests<br />
Programme for International Student Assessment (PISA)<br />
empirisch weitgehend bestätigt werden. Darüber<br />
hin<strong>aus</strong> wurde der Zusammenhang zwischen der<br />
Verfügbarkeit von Computern <strong>und</strong> der Schülerleistung<br />
untersucht. Die <strong>aus</strong> dem <strong>Forschung</strong>sprojekt hervorgegangenen<br />
wissenschaftlichen Publikationen wurden<br />
bereits auf mehreren hochrangigen internationalen<br />
Konferenzen – unter anderem auf den Jahrestagungen<br />
der American Economic Association, des Vereins<br />
für Socialpolitik, der European Association of Labour<br />
Economists <strong>und</strong> dem Australasian Meeting der<br />
Econometric Society – vorgetragen <strong>und</strong> sind<br />
zum Teil schon in auf dem Gebiet führenden internationalen<br />
Fachzeitschriften zur Veröffentlichung<br />
angenommen.<br />
Das <strong>Forschung</strong>sprojekt konnte die ursprünglichen<br />
Hypothesen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen<br />
schulischen <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> Schülerleistung<br />
bestätigen. Demnach beeinflussen schulische <strong>Institut</strong>ionen,<br />
wie etwa zentrale Prüfungen, die Verteilung von<br />
Verantwortlichkeiten zwischen Schulen <strong>und</strong> Schulverwaltung,<br />
der Einfluss von Eltern <strong>und</strong> Lehrern auf<br />
schulische Maßnahmen oder das Nebeneinander von<br />
privaten <strong>und</strong> staatlichen Schulen, die durchschnittliche<br />
Schülerleistung, <strong>und</strong> zwar in einer <strong>aus</strong> dem entwickelten<br />
Modell vorhersehbaren Weise <strong>und</strong> in einem<br />
quantitativ bedeutsamen Umfang. Dieses Ergebnis bietet<br />
eine alternative Perspektive für die aktuellen<br />
Debatten zur Reform des Bildungssystems, die bislang<br />
vielfach auf eine Diskussion zusätzlicher Bildungs<strong>aus</strong>gaben<br />
fokussiert sind.<br />
So ließ sich anhand der PISA-Mikrodaten zeigen, dass<br />
Länder mit zentralen Abschlussprüfungen, wie dem<br />
Zentralabitur, in Bezug auf Schülerleistungen wesentlich<br />
besser abschneiden. Externe <strong>und</strong> vergleichbare<br />
Prüfungen informieren die Beteiligten über erzielte<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 36<br />
Leistungen <strong>und</strong> schaffen auf diese Weise Anreize zur<br />
Leistungsverbesserung. Sobald externe Rechenschaft<br />
gegeben ist, ist es leistungsfördernd, wenn die Schulen<br />
Autonomie in Entscheidungsfeldern, wie der Auswahl<br />
<strong>und</strong> Vergütung der Lehrer, der Budgetverwaltung<br />
innerhalb der Schule, <strong>und</strong> Fragen, wie der Auswahl<br />
passender Lehrbücher, erhalten. Auch Wettbewerb<br />
durch privat geleitete Schulen erweist sich als<br />
leistungsfördernd. Eine effiziente Bildungspolitik sollte<br />
demnach Zentralprüfungen mit Schulautonomie <strong>und</strong><br />
Wettbewerb verbinden, also Standards extern vorgeben<br />
<strong>und</strong> überprüfen, <strong>und</strong> es den Schulen überlassen,<br />
wie sie diese Standards erreichen wollen.<br />
Demgegenüber haben besser abschneidende Länder<br />
im Durchschnitt weder kleinere Schulklassen noch eine<br />
bessere Ausstattung der Schulen mit Computern, <strong>und</strong><br />
sie geben nur unwesentlich mehr <strong>aus</strong>. Reformvorschläge,<br />
die lediglich mehr Ausgaben im gegebenen<br />
Schulsystem fordern, greifen also zu kurz. Aus politischer<br />
Sicht muss es vielmehr darum gehen, das Schulsystem<br />
institutionell so <strong>aus</strong>zugestalten, dass alle<br />
Beteiligten Anreize zur Förderung der Schülerleistungen<br />
haben, dass also leistungsförderndes<br />
Verhalten belohnt <strong>und</strong> leistungshemmendes Verhalten<br />
sanktioniert wird.<br />
Schulautonomie, Zentralprüfungen <strong>und</strong><br />
Schülerleistungen<br />
Insgesamt sind die Schülerleistungen in TIMSS <strong>und</strong> TIMSS-Repeat in Ländern<br />
mit Zentralprüfungen signifikant höher als in Ländern ohne externe<br />
Prüfungen. Schulautonomie über Lehrergehälter hat in Systemen ohne<br />
Zentralprüfungen einen negativen Einfluss, der sich aber in Systemen mit<br />
Zentralprüfungen in einen positiven Effekt umkehrt.<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.
Nutzung internationaler Schülerleistungsvergleiche<br />
zur Verbesserung des öffentlichen<br />
Managements im Bildungssektor<br />
L.Wößmann,T. Fuchs für die Weltbank, Januar 2004 bis<br />
August 2004, Veröffentlichung als: World Bank Policy<br />
Research Working Paper, Nr. 3537, März 2005;<br />
weitere externe Veröffentlichung geplant.<br />
Das Projekt analysierte den Zusammenhang von<br />
familiärem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Schuleigenschaften einerseits<br />
<strong>und</strong> schulischen Leistungen von Gr<strong>und</strong>schülern<br />
andererseits. Dazu wurden mikroökonometrische<br />
Schätzungen anhand von Schülerdaten der Progress<br />
in International Reading Literacy Study (PIRLS, in<br />
Deutschland »IGLU« genannt) durchgeführt. Die<br />
IGLU-Studie ist eine international vergleichende<br />
Schülerleistungsstudie, die die Lesekompetenz von<br />
Gr<strong>und</strong>schülern in der vierten Klasse testet. Im Fokus<br />
der Analyse standen auftragsgemäß Argentinien,<br />
Kolumbien <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gewählte Vergleichsländer.<br />
Niveau <strong>und</strong> Streuung der Schülerleistungen in der<br />
IGLU-Gr<strong>und</strong>schulstudie<br />
Im Gegensatz zu den PISA-Ergebnissen der Mittelstufe zeigen die IGLU-<br />
Ergebnisse, dass die Leistungen deutscher Schüler in der Gr<strong>und</strong>schule<br />
durchschnittlich noch weit über dem internationalen Durchschnitt von<br />
500 Punkten liegen. Auch die Streuung der Testergebnisse ist in der<br />
Gr<strong>und</strong>schule noch relativ gering, ganz im Gegensatz zu PISA.<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Die Ergebnisse der Analyse deuten auf einen starken<br />
Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen<br />
Hintergr<strong>und</strong> der Schüler <strong>und</strong> dem Abschneiden in der<br />
IGLU-Studie hin. Die Ressourcen<strong>aus</strong>stattung der<br />
Schulen zeigt sich dagegen als kaum korreliert mit den<br />
Schülerleistungen. Im internationalen Vergleich sind die<br />
geschätzten Effekte des familiären Hintergr<strong>und</strong>s auf die<br />
Schülerleistungen in Argentinien relativ hoch <strong>und</strong> in<br />
Kolumbien relativ gering. Weiterhin ergibt sich, dass in<br />
beiden Ländern immigrierte Schüler, die zu H<strong>aus</strong>e<br />
nicht die Landessprache Spanisch sprechen, besonders<br />
schwach abschneiden.<br />
Beide lateinamerikanische Schulsysteme weisen auch<br />
spezifische Effekte auf. So ergibt sich in Argentinien im<br />
Gegensatz zu den meisten Ländern kein Leistungsunterschied<br />
zwischen ländlichen <strong>und</strong> städtischen<br />
Regionen. In Kolumbien besteht im Gegensatz zu den<br />
meisten Ländern kein signifikanter Leistungsunterschied<br />
zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen. Im Hinblick<br />
auf die institutionelle Ausgestaltung des Schulsystems<br />
zeigt sich in Argentinien ein positiver Einfluss eines<br />
zentralisierten Lehrplanes <strong>und</strong> fähigkeitsbasierter<br />
Klassenkomposition auf die Schülerleistungen.<br />
Bestimmung von verfügbaren <strong>und</strong> geeigneten<br />
Indikatoren für das Patentsystem, Patentaktivitäten<br />
<strong>und</strong> für Rechte <strong>aus</strong> Patenten<br />
S. Lachenmaier, L. Wößmann für das Deutsche Patent<strong>und</strong><br />
Markenamt (DPMA), April 2004 bis Juni<br />
2004, Veröffentlichung in: Identification of Economic<br />
Indicators for Patent Research, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, mimeo.<br />
Diese Studie war der erste Teil eines größeren internationalen<br />
Projektes, an dem das europäische,<br />
britische, französische <strong>und</strong> deutsche Patentamt beteiligt<br />
sind. Die Aufgabe des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s im Rahmen<br />
dieses Gesamtprojektes war die Auswertung der bestehenden<br />
Literatur zur Patentforschung im Hinblick<br />
auf existierende ökonomische Analysen von Patentdaten<br />
mit dem Ziel, verfügbare <strong>und</strong> geeignete<br />
Indikatoren für das Patentsystem, Patentaktivitäten <strong>und</strong><br />
für Rechte <strong>aus</strong> Patenten zu bestimmen.<br />
Patentdaten können als Indikatoren für Innovationen<br />
dienen. Seit Mitte der 1980er Jahre ist die ökonomische<br />
Analyse von Patentdaten weiterentwickelt <strong>und</strong> durch<br />
die Berücksichtigung zusätzlicher Informationen über<br />
Patente ständig verfeinert <strong>und</strong> verbessert worden, so<br />
z.B. durch die Berücksichtigung der Laufzeit von<br />
Patenten <strong>und</strong> der Anzahl der Nennungen in nachfolgenden<br />
Patenten. Die in der Literatur aufgestellten<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Patente als Indikator<br />
für Innovationen<br />
37 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
<strong>ifo</strong>-Umfrage zum elektronischen<br />
Geschäftsverkehr<br />
zwischen Unternehmen<br />
Thesen, die verwendeten Messgrößen sowie die damit<br />
erzielten Ergebnisse werden zusammengefasst <strong>und</strong> vorgestellt.<br />
Das Teilprojekt bildet die Basis für weitergehende<br />
Untersuchungen der Patentämter, deren Ziel es ist, die<br />
Indikatoren mit der höchsten ökonomischen Relevanz<br />
her<strong>aus</strong>zufiltern <strong>und</strong> weiter zu entwickeln bzw. neue<br />
<strong>und</strong> bisher fehlende Indikatoren zu erstellen. Es zeigte<br />
sich bei der Analyse, dass Indikatoren für das Patentsystem<br />
selbst nicht vorhanden sind, ebenso fehlen in<br />
der Literatur Indikatoren zum Verlauf des Patentierungsprozesses.<br />
Die Patentliteratur konzentriert sich<br />
auf die Analyse der ökonomischen Bedeutung von<br />
Patentrechten. Die bisher verwendeten Indikatoren<br />
erlauben oft nur eine Ex-post-Analyse am Ende der<br />
Patentlaufzeit.<br />
B2B Metrics: Statistische Indikatoren für die<br />
Informationsgesellschaft<br />
H. Schedl, K. Sülzle in Kooperation mit dem Nomura<br />
Research <strong>Institut</strong>e, Tokio, PREST, Manchester,<br />
RCS Conseil, Paris, <strong>und</strong> VATT, Helsinki, für die Europäische<br />
Kommission, Januar 2002 bis Juli 2004,<br />
Veröffentlichung unter anderem in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
Nr. 19/2004.<br />
Aufgabe des Projekts B2B Metrics war die Entwicklung<br />
von Indikatoren zur Messung des elektronischen Geschäftsverkehrs<br />
zwischen Unternehmen (im Weiteren<br />
B2B genannt). Die Ziele bestanden darin, den derzeitigen<br />
Entwicklungsstand abzubilden, fördernde <strong>und</strong><br />
hemmende Faktoren der Entwicklung zu identifizieren,<br />
die Anwendbarkeit des Ansatzes zu prüfen <strong>und</strong> Werkzeuge<br />
für statistische Befragungen zu entwickeln. Das<br />
Projekt entwickelte eine klare Definition von B2B <strong>und</strong><br />
einen Fragebogen, der dem geschäftlichen Nutzer die<br />
Möglichkeit bietet, seine eigene Position zu bestimmen,<br />
dem Statistiker die Entwicklung kurzer Fragebogen für<br />
unterschiedliche Zielsetzungen ermöglicht <strong>und</strong> dem<br />
Politiker die Überprüfung der Annahmen zur B2B<br />
Entwicklung <strong>und</strong> der Effizienz politischer Planung<br />
erlaubt.<br />
Vor<strong>aus</strong>gegangene Studien haben häufig die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />
erfolgreicher B2B-Anwendung vernachlässigt:<br />
Standardisierung, organisatorische Anpassung, Prozess-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 38<br />
integration <strong>und</strong> Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zwischen Partnern.<br />
Zusammen mit den definierten Basisprozessen der<br />
Unternehmung (Einkauf, Produktionsplanung <strong>und</strong><br />
Logistik,Verkauf sowie Planung <strong>und</strong> Entwicklung) bilden<br />
diese Fragen die Struktur des Ansatzes zur Messung im<br />
Projekt.<br />
Das Projekt definierte drei Phasen der Entwicklung<br />
entsprechend der Nutzung von Anwendungen: früh bei<br />
Nutzung einfacher, isolierter Transaktionen, erweitert<br />
einschließlich erster Schritte zur Prozessautomation<br />
<strong>und</strong> fortgeschritten bei der Nutzung kollaborativer<br />
Prozesse über das Netz. Unter den antwortenden<br />
Firmen der Autowertschöpfungskette in Deutschland<br />
waren 72% fortgeschrittene Nutzer, 20% erweiterte<br />
<strong>und</strong> 7% frühe Nutzer. Die Ergebnisse zeigen weiterhin,<br />
dass es im B2B keinen Standard-Entwicklungspfad gibt.<br />
Es zeichnet sich einerseits ein Trend zu prozessorientierter<br />
B2B-Anwendung ab, der durch Unternehmen<br />
mit Marktgestaltungskraft stimuliert wird, andererseits<br />
ein Trend zu transaktionsorientiertem e-Business<br />
zwischen kleineren Unternehmen. Als wesentliche<br />
Hemmnisse für eine einheitliche B2B-Entwicklung<br />
ergaben sich unter anderem die geringe Verbreitung<br />
von Standards <strong>und</strong> die zögernde Haltung beim externen<br />
Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch.<br />
Die Integration von Beitrittsländern<br />
in multinationale Produktionsnetzwerke<br />
<strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf die<br />
Exportentwicklung<br />
H. Schedl für die Tokyo Club Fo<strong>und</strong>ation for Global<br />
Studies, März 2004 bis März 2005,Veröffentlichung in:<br />
Tokyo Club Fo<strong>und</strong>ation Papers, Veröffentlichung in<br />
Vorbereitung.<br />
Anhand detaillierter Auswertungen der OECD-<br />
Außenhandelsstatistik untersuchte das Projekt den<br />
Einfluss der EU-Osterweiterung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />
Auslandinvestitionen auf den Handel osteuropäischer<br />
Beitrittsländer. Dabei ging es nicht nur darum,<br />
wie sich die Integrations<strong>aus</strong>sicht in der Statistik<br />
widerspiegelt <strong>und</strong> ob es gemeinsame Entwicklungsmuster<br />
gibt, sondern auch darum, inwieweit dies<br />
zur Entstehung exportorientierter Cluster <strong>und</strong> zu<br />
Spillover-Effekten bei den Exporten in Nicht-EU-<br />
Länder führt.
Strukturwandel <strong>und</strong> langfristiges<br />
Wirtschaftswachstum<br />
L. Wößmann in Kooperation mit J. Temple, Bristol<br />
University, April 2003 bis September 2004, Veröffentlichung<br />
in: CES<strong>ifo</strong> Working Paper Nr. 1290.<br />
Im gemeinsamen Projekt mit Prof. J. Temple von der<br />
Bristol University, der den Bereich im Sommer des<br />
Berichtsjahres als <strong>ifo</strong>-Gastwissenschaftler besuchte,<br />
wurde der Einfluss des Strukturwandels zwischen dem<br />
Landwirtschaftssektor <strong>und</strong> den weiteren Sektoren der<br />
Volkswirtschaft auf das langfristige Wirtschaftswachstum<br />
untersucht. Drei zusammenhängende Beobachtungen<br />
dienten als Ausgangspunkt des <strong>Forschung</strong>sprojektes.<br />
Erstens sind Modelle der dualen Wirtschaft seit<br />
langem ein zentraler Bestandteil der Entwicklungsökonomik.<br />
Zweitens haben Entwicklungsökonomen<br />
der 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre vielfach die Rolle des<br />
Strukturwandels auf das Wirtschaftswachstum, <strong>und</strong> insbesondere<br />
der Reallokation von Arbeit <strong>aus</strong> der<br />
Landwirtschaft, diskutiert. Drittens werden diese<br />
Zwillingsaspekte des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses,<br />
Dualismus <strong>und</strong> Strukturwandel, in der<br />
empirischen Wachstumsforschung der letzten Jahre<br />
nahezu überhaupt nicht behandelt.<br />
Zunächst wurde in dem <strong>Forschung</strong>sprojekt analytisch<br />
hergeleitet, wie Strukturwandel in einem empirischen<br />
Wachstumsmodell abgebildet werden kann. Dabei<br />
ergab sich, dass Unterschiede im Marginalprodukt der<br />
Arbeit zwischen Sektoren dazu führen können, dass<br />
Strukturwandel die aggregierte totale Faktorproduktivität<br />
der Volkswirtschaft in nicht-linearer Weise<br />
erhöhen kann. Empirische Schätzungen des Modells<br />
mit Hilfe von Wachstumsregressionen im internationalen<br />
Querschnitt konnten belegen, dass die Reallokation<br />
von Arbeit <strong>aus</strong> der Landwirtschaft in andere Sektoren<br />
einen signifikanten Anteil der internationalen Variation<br />
im Wachstum der totalen Faktorproduktivität zwischen<br />
1960 <strong>und</strong> 2000 erklärt. Darüber hin<strong>aus</strong> implizieren die<br />
empirischen Ergebnisse, dass in vielen Entwicklungsländern<br />
große intersektorale Differentiale im Marginalprodukt<br />
der Arbeit bestehen, wohingegen dies in entwickelten<br />
Ländern weit weniger der Fall zu sein<br />
scheint. Die intersektoralen Marginalprodukt-Differentiale<br />
sind über den Untersuchungszeitraum gefallen.<br />
Die Ergebnisse dieses Projektes wurden im Berichts-<br />
jahr auf dem European Meeting der Econometric<br />
Society sowie der Jahrestagung des Vereins für<br />
Socialpolitik vorgetragen.<br />
Fachgebiet Bautätigkeit <strong>und</strong> Immobilien<br />
Fluktuationen des Wohnimmobilienmarktes<br />
V. Rußig u. a. in Kooperation mit S. Rady, LMU, für das<br />
Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur,<br />
Verkehr <strong>und</strong> Technologie, Oktober 1999 bis<br />
Februar 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichte<br />
Bd. 23, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München, April 2004;<br />
<strong>aus</strong>zugsweise in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 11/2004.<br />
Aufbauend auf einem von S. Rady <strong>und</strong> F. Ortalo-Magné<br />
in den USA <strong>und</strong> in Großbritannien entwickelten<br />
empirisch getesteten Modell des Wohnungsmarktes<br />
erfolgte in diesem Kooperationsprojekt zwischen dem<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> <strong>und</strong> der LMU zunächst eine Anpassung<br />
dieses mikroökonomisch f<strong>und</strong>ierten Modellansatzes an<br />
die deutschen Verhältnisse. Auf dem Modellwohnungsmarkt<br />
agieren drei aktive Gruppen von Nachfragern:<br />
kreditbeschränkte Erstkäufer, kreditbeschränkte<br />
Wiederholungskäufer <strong>und</strong> nicht kreditbeschränkte<br />
Wiederholungskäufer. Das Geschehen auf den<br />
Wohnungsmärkten wird nach diesem Modell vor allem<br />
von den jungen H<strong>aus</strong>halten sowie von den älteren <strong>und</strong><br />
wohlhabenderen H<strong>aus</strong>halten bestimmt. Dieser formaltheoretische<br />
Ansatz sollte dazu herangezogen werden,<br />
die Ursachen für die Volatilität der Preise von <strong>und</strong> der<br />
Umsätze mit Wohnimmobilien zu erklären <strong>und</strong> operationale<br />
Hypothesen für eine empirische Überprüfung<br />
für Deutschland (<strong>und</strong> Bayern) zu formulieren.<br />
Da in Deutschland zu (Wohn-)Immobilienpreisen<br />
<strong>und</strong> -umsätzen keine amtlichen Daten zur Verfügung<br />
stehen, wurde zunächst die Datenbasis <strong>aus</strong> anderen<br />
Quellen <strong>und</strong> mit ergänzenden Schätzungen zusammengestellt<br />
<strong>und</strong> auf ihre Aussagekraft überprüft: Die<br />
geeignetsten Daten mit langen Zeitreihen für neue<br />
Wohngebäude ab 1975 wurden von Bulwien AG,<br />
München, bereitgestellt, die Preise für Standardreihenhäuser<br />
<strong>und</strong> -eigentumswohnungen angaben. Auch<br />
die 2003 von der Deutschen B<strong>und</strong>esbank erstmals<br />
veröffentlichten »Preisindikatoren für den Wohnungsmarkt«<br />
basieren auf diesen Daten. Mit diesen Daten<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> untersucht<br />
die Ursachen von<br />
Preisschwankungen bei<br />
Wohnimmobilien<br />
39 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Rezession im<br />
Wohnungsneubau hält an<br />
wurden speziell die modellgestützten Hypothesen<br />
getestet, dass die Einkommen junger H<strong>aus</strong>halte einen<br />
besonders starken Einfluss auf die Dynamik des Wohnimmobilienmarktes<br />
haben <strong>und</strong> dass das Einkommensniveau<br />
sowie Immobilienpreise <strong>und</strong> -umsätze positiv<br />
korreliert sind.<br />
Die nach dem Alter des H<strong>aus</strong>haltsvorstands differenzierten<br />
Daten zu den Einkommen wurden für die<br />
empirischen Schätzungen dem Sozioökonomischen<br />
Panel (SOEP) des DIW entnommen. Zwar wurden<br />
in allen Regressionsansätzen ein hoher Erklärungsgehalt<br />
erreicht, insbesondere mit dem Einkommen der<br />
jungen H<strong>aus</strong>halte (bis zu 80%), die Hypothesen konnten<br />
jedoch nur mit Einschränkungen bestätigt werden –<br />
es bleibt also noch Raum für eine tiefer gehende Überprüfung<br />
der Datenbasis sowie für weiterführende <strong>Forschung</strong>en.<br />
Entwicklung von Konjunktur <strong>und</strong> Struktur<br />
des B<strong>aus</strong>ektors in Europa<br />
(Euroconstruct-Netzwerk)<br />
V. Rußig für die Partner-<strong>Institut</strong>e bzw. für Organisatoren<br />
<strong>und</strong> Teilnehmer der Euroconstruct-Konferenzen sowie<br />
für die Bezieher der Tagungsbände <strong>und</strong> für Präsentationen<br />
auf Fachkonferenzen, Januar 2004 bis<br />
Dezember 2004,Veröffentlichungen unter anderem in:<br />
<strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 5/2004; Nr. 6/2004; Nr. 13/2004;<br />
Nr. 15/2004.<br />
Im Rahmen des seit 1975 bestehenden europäischen<br />
<strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> Beratungsnetzwerks »Euroconstruct«<br />
werden zu zweimal jährlich an wechselnden<br />
Orten stattfindenden Konferenzen »dezentral«<br />
standardisierte Prognosen der wert- <strong>und</strong> mengenmäßigen<br />
Bautätigkeit in 15 west- <strong>und</strong> 4 mittelosteuropäischen<br />
Ländern erstellt. Bei diesen Konferenzen (Juni<br />
2004 in Stockholm; Dezember 2004 in Paris) werden<br />
zusätzlich unterschiedliche Schwerpunktthemen<br />
behandelt: Bei der Stockholmer Konferenz referierte<br />
unter anderem R. Flanagan, University of Reading, UK,<br />
zum Thema »Creating Competitive Advantages for<br />
Organisations in the Construction Sector«; in Paris<br />
standen die Standortverlagerungen von Unternehmen<br />
<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf den B<strong>aus</strong>ektor auf dem<br />
Programm.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 40<br />
Als Basisdaten für die im Berichtszeitraum erstellten<br />
Prognosen werden jetzt nominale Angaben für 2003<br />
verwendet. Das Bauvolumen im Euroconstruct-Gebiet<br />
belief sich im Basisjahr auf knapp 1,13 Bill. EUR.<br />
Dieses breit abgegrenzte Bauvolumen liegt für jedes<br />
der 19 Mitgliedsländer in feiner Untergliederung nach<br />
B<strong>aus</strong>parten <strong>und</strong> Bauleistungsarten vor. Auffallend sind<br />
die großen strukturellen Unterschiede zwischen den<br />
beiden Teilgebieten: In Westeuropa dominiert mit<br />
großem Abstand der Wohnungsbau (r<strong>und</strong> die Hälfte<br />
davon <strong>aus</strong> der Altbauerneuerung), der Tiefbau ist<br />
von vergleichsweise geringer Bedeutung; in den mittelosteuropäischen<br />
Staaten erreichen Nichtwohnhochbau<br />
<strong>und</strong> Tiefbau wesentlich höhere Anteile, wobei<br />
dort in allen B<strong>aus</strong>parten der Neubau im Vordergr<strong>und</strong><br />
steht. Nach Stagnation im Vorjahr ist das europäische<br />
Bauvolumen 2003 nur wenig, 2004 dagegen<br />
etwas stärker gestiegen. In den Prognosejahren 2005<br />
Veränderung der Wohnungsfertigstellungen a) in<br />
Europa b) nach Ländern 2002 bis 2004<br />
<strong>und</strong> 2005 bis 2007 c)<br />
Quelle: Euroconstruct/<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> (Paris, Dezember 2004).
<strong>und</strong> 2006 sowie im Ausblick auf 2007 wird mit einer<br />
moderaten Zunahme mit leicht fallenden Raten<br />
gerechnet. Die entscheidenden Impulse kommen<br />
dabei – trotz des noch immer geringen Gewichts – <strong>aus</strong><br />
den vier MOE-Ländern. Demgegenüber flacht die<br />
Erholung in den 15 westeuropäischen Ländern wieder<br />
ab; hier wird der B<strong>aus</strong>ektor bis zum Ende der<br />
Prognoseperiode wieder zum massiven Bremsklotz für<br />
den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung.<br />
In den 19 Euroconstruct-Ländern wurden im Basisjahr<br />
2003 r<strong>und</strong> 2,15 Mill. Wohnungen in neuen Wohngebäuden<br />
fertiggestellt. Bis 2005 wird ein Anstieg auf<br />
2,23 Mill. Wohnungen erwartet, danach gehen die<br />
Wohnungsfertigstellungen jedoch wieder zurück. Die<br />
Abwärtstendenz hält vor allem im Eigenheimbau noch<br />
weiter an, aber auch bei den Mehrfamiliengebäuden<br />
kann das leicht gestiegene Niveau nicht gehalten werden.<br />
Die Entwicklung verläuft in den einzelnen Ländern<br />
stark unterschiedlich: Während es in Mittelosteuropa<br />
weiter aufwärts geht, setzt sich die Rezession im<br />
Wohnungsneubau, insbesondere bei Eigenheimen<br />
<strong>und</strong> Eigentumswohnungen, in Westeuropa noch fort.<br />
Starke Rückgänge hatten zuletzt Deutschland sowie<br />
insbesondere Portugal zu verzeichnen; dort wird für<br />
den Prognosezeitraum allerdings eine signifikante<br />
Besserung erwartet.<br />
Forum Bauwirtschaft im Rahmen des <strong>ifo</strong><br />
Branchen-Dialogs 2004<br />
V. Rußig u. a. in Kooperation mit der IHK für München<br />
<strong>und</strong> Oberbayern <strong>und</strong> unterstützt durch das Bayerische<br />
Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />
<strong>und</strong> Technologie, Bericht in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
Nr. 22/2004.<br />
In Fortsetzung der jahrzehntelangen Tradition der »<strong>ifo</strong><br />
Baugespräche« wurden im Branchenforum 3: Bauwirtschaft<br />
des vierten <strong>ifo</strong> Branchen-Dialogs kurz- <strong>und</strong> mittelfristige<br />
Vor<strong>aus</strong>schätzungen der Bautätigkeit in<br />
Deutschland vorgestellt. Die »Flaute am Bau« hält<br />
inzwischen – mit einer kurzen Unterbrechung 1999 –<br />
seit zehn Jahren an. Vor allem in Ostdeutschland zieht<br />
der B<strong>aus</strong>ektor anhaltend kräftig nach unten, aber auch<br />
in den alten B<strong>und</strong>esländern wurde im Berichtsjahr<br />
erneut weniger in neue Bauten <strong>und</strong> in die Modernisierung<br />
des Bauwerksbestandes investiert. Die vor-<br />
gestellten Vor<strong>aus</strong>schätzungen wurden zwar insgesamt<br />
zustimmend aufgenommen, von manchen der r<strong>und</strong><br />
100 Teilnehmer aber doch mit leichter Skepsis kommentiert.<br />
Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass<br />
die Bauinvestitionen als zentrale Prognosevariable die<br />
Branchenentwicklung »geschönt« widerspiegeln, u.a.<br />
weil Eigenleistungen hinzugeschätzt werden. Der Rückgang<br />
der Leistungen des Baugewerbes stellt sich weit<br />
dramatischer dar, wenn er z.B. mittels der baugewerblichen<br />
Umsätze analysiert <strong>und</strong> prognostiziert wird.<br />
Bauinvestitionen in (West- <strong>und</strong> Ost-)Deutschland<br />
1991 bis 2006 a)<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt; Berechnungen <strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>schätzungen<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
Europäisches Expertennetzwerk Bildungsökonomik<br />
(EENEE)<br />
L. Wößmann, T. Fuchs, G. Schütz in Kooperation mit<br />
Experten von führenden europäischen <strong>und</strong> außereuropäischen<br />
Universitäten, <strong>Forschung</strong>sinstituten <strong>und</strong><br />
internationalen Organisationen für die Europäische<br />
Kommission, Generaldirektion Bildung <strong>und</strong> Kultur,<br />
Dezember 2003 bis Dezember 2005.<br />
Ziel des Projektes ist die Beratung der Europäischen<br />
Kommission in Fragen von bildungsökonomischer<br />
Relevanz, die Förderung bildungsökonomischer<br />
<strong>Forschung</strong> in Europa <strong>und</strong> die Vermittlung bereits<br />
gesicherten Wissens an politische Entscheidungsträger<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
<strong>ifo</strong>-Bauprognose<br />
41 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Expertennetzwerk<br />
Bildungsökonomik berät<br />
die Europäische<br />
Kommission<br />
<strong>und</strong> Öffentlichkeit. Hierzu wurde ein Netzwerk von<br />
führenden europäischen Zentren <strong>und</strong> Experten auf<br />
dem Gebiet der Bildungsökonomik aufgebaut. Dieses<br />
unterstützt <strong>und</strong> berät als »Think Tank« die Europäische<br />
Kommission im Bereich der Bildungspolitik <strong>und</strong><br />
-reformen <strong>aus</strong> ökonomischer Sicht.<br />
Zur Förderung <strong>und</strong> Stärkung eines gemeinsamen<br />
europäischen <strong>Forschung</strong>sraumes im Bereich der<br />
Bildungsökonomik dient die Website www.educationeconomics.org,<br />
die im Rahmen des Projekts aufgebaut<br />
wurde. Diese bietet den bildungsökonomischen<br />
Forschern in Europa ein Forum zum Aust<strong>aus</strong>ch von<br />
<strong>Forschung</strong>sergebnissen, zur Vertiefung <strong>und</strong> zum<br />
Ausbau bestehender Kooperationen <strong>und</strong> zahlreiche<br />
weitere Möglichkeiten, sich über aktuelle Entwicklungen<br />
in der Bildungsökonomik zu informieren. Neben<br />
der Funktion als Forum für Wissenschaftler wendet<br />
sich www.education-economics.org auch an Politiker,<br />
Journalisten <strong>und</strong> die breite Öffentlichkeit. Diese<br />
Gruppen können dank www.education-economics.org<br />
einen schnellen Überblick über den Stand der<br />
bildungsökonomischen <strong>Forschung</strong> in Europa erhalten.<br />
Auf der Website findet sich auch eine umfangreiche<br />
Forscherdatenbank auf dem Gebiet der Bildungsökonomik<br />
in Europa, die es ermöglicht, relevante<br />
Experten <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>szentren zu bestimmten<br />
Themen <strong>und</strong> Ländern zu finden. Im weiteren Verlauf<br />
des Projektes ist geplant, die Website durch umfassende<br />
Literaturangaben zu verschiedenen Teildisziplinen<br />
der Bildungsökonomik zu erweitern.<br />
Zur Verbesserung des Meinungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ches zwischen<br />
Forschern <strong>und</strong> Politikern organisierte EENEE im Auftrag<br />
der Europäischen Kommission im November 2004 in<br />
Brüssel das erste europäische Symposium zur Bildungsökonomik<br />
zum Thema »Effiziente Nutzung von Investitionen<br />
in Bildung <strong>und</strong> Training«. Das Symposium diente<br />
dazu, den Dialog zwischen hochrangigen Politikern <strong>und</strong><br />
her<strong>aus</strong>ragenden Bildungsforschern bezüglich des<br />
Standes der <strong>Forschung</strong>, politikrelevanter <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />
<strong>und</strong> zukünftiger <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte zu<br />
intensivieren. Im Rahmen des Projektes sollen diese<br />
Symposien nun jährlich veranstaltet werden.<br />
Neben der Bereitstellung der Website <strong>und</strong> der<br />
Organisation der Symposien stellt das Netzwerk auch<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 42<br />
Anregungen <strong>und</strong> Rat auf konkrete Fragen der Europäischen<br />
Kommission auf dem Gebiet der Bildungsökonomik<br />
zur Verfügung. Dadurch dient das Netz als<br />
bildungsökonomischer »Think Tank« für die Europäische<br />
Kommission <strong>und</strong> unterstützt die Kommission<br />
bei dem Entwurf von politischen Dokumenten, Unterlagen<br />
für Sitzungen oder Antworten zu Beratungen.<br />
Die EENEE-Website<br />
Ein zentraler Bestandteil des EENEE-Projekts besteht in der Bereitstellung<br />
einer europäischen Aust<strong>aus</strong>chplattform für Bildungsökonomik<br />
auf der Website www.education-economics.org.<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Empirische bildungsökonomische Studien<br />
L. Wößmann, laufendes Habilitationsprojekt sowie<br />
weitere laufende <strong>Forschung</strong>sprojekte, verschiedene<br />
Veröffentlichungen.<br />
Zahlreiche laufende <strong>und</strong> vorläufig abgeschlossene Projekte<br />
beschäftigen sich mit der Frage, wie Humankapital<br />
am besten produziert werden kann. Dazu werden vor<br />
allem die umfangreichen Mikrodaten verschiedener<br />
internationaler Schülerleistungstests mit modernen<br />
mikroökonometrischen <strong>Forschung</strong>smethoden analysiert.<br />
Neben den im Rahmen des von der Volkswagen-<br />
Stiftung geförderten Projektes »Bildungsinstitutionen<br />
<strong>und</strong> Schülerleistung« (siehe S. 35 – 36) <strong>und</strong> des von der<br />
Weltbank geförderten Projektes zur »Nutzung internationaler<br />
Schülerleistungsvergleiche« (siehe S. 37) vorgelegten<br />
Untersuchungen wurde dabei im Berichtsjahr an<br />
folgenden Untersuchungen gearbeitet:
Ein 2004 überarbeiteter Beitrag, der den Einfluss von<br />
Klassengrößen auf die Schülerleistungen in verschiedenen<br />
Ländern mit Hilfe des internationalen TIMSS-<br />
Datensatzes untersucht, wurde vom European<br />
Economic Review zur Veröffentlichung angenommen<br />
(»Class-Size Effects in School Systems Aro<strong>und</strong> the<br />
World: Evidence from Between-grade Variation in<br />
TIMSS«, zusammen mit M.R.West, Harvard University).<br />
Auf dem 40. Panel-Meeting von Economic Policy in<br />
Amsterdam wurde eine darauf aufbauende Arbeit<br />
über Ressourcen- <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ioneneffekte auf die<br />
Schülerleistungen in zahlreichen westeuropäischen<br />
Ländern vorgestellt (»Educational Production in<br />
Europe«). Eine weitere Studie über Bildungsproduktion<br />
in osteuropäischen Ländern ist zur Veröffentlichung in<br />
der Economics of Education Review angenommen<br />
(»Schooling Quality in Eastern Europe: Educational<br />
Production during Transition«, zusammen mit<br />
A. Ammermüller, ZEW Mannheim, <strong>und</strong> H. Heijke,<br />
Maastricht University). Zwei weitere Studien, die auf<br />
ostasiatische Länder fokussiert sind, wurden zur Veröffentlichung<br />
in den East Asian Economic Perspectives<br />
<strong>und</strong> der German Economic Review angenommen<br />
(»Family Backgro<strong>und</strong>, Schooling Resources, and<br />
<strong>Institut</strong>ional Features: What Determines Student<br />
Performance in East Asian Countries?«, zusammen mit<br />
E. G<strong>und</strong>lach, <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft, Kiel, sowie<br />
»Educational Production in East Asia«). Ein weiteres<br />
Projekt untersuchte die Entwicklung betrieblicher<br />
Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Berufs<strong>aus</strong>bildung als mögliche<br />
Ursache des deutschen Ausbildungsplatzmangels.<br />
The Human Capital of Nations<br />
L. Wößmann in Kooperation mit E. A. Hanushek,<br />
Stanford University, Tandem-Projekt als CES<strong>ifo</strong> MIT<br />
Press Book Project, Januar 2004 bis Dezember 2006.<br />
Zusammen mit dem international führenden Bildungsökonomen<br />
Prof. Hanushek von der Stanford University<br />
wird an einem langfristigen Projekt gearbeitet, das<br />
Bestimmungsgründe <strong>und</strong> Auswirkungen internationaler<br />
Unterschiede in Schülerleistungen untersucht. Dazu<br />
werden mikroökonometrische Schätzungen anhand<br />
umfangreicher Datensätze mehrerer internationaler<br />
Schülerleistungsvergleichstests, wie PISA, IGLU <strong>und</strong><br />
TIMSS, durchgeführt. Eine erste Teilstudie, die sich mit<br />
den Auswirkungen der Mehrgliedrigkeit des Schul-<br />
systems auf die Bildungsleistungen <strong>und</strong> deren Streuung<br />
befasst, wurde unter dem Titel »Does Early Tracking<br />
Affect Educational Inequality and Performance?<br />
Difference-in-Difference Evidence across Countries«<br />
als NBER Working Paper Nr. 11124 <strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong><br />
Working Paper Nr. 1415 vorgestellt.<br />
Schulwettbewerb, Schulwahl <strong>und</strong><br />
Schulautonomie<br />
T. Fuchs, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />
Die Auswirkungen von Schulwahl, -wettbewerb <strong>und</strong><br />
-autonomie sind ein zentrales <strong>und</strong> wachsendes bildungsökonomisches<br />
<strong>Forschung</strong>sgebiet, das sich bisher<br />
allerdings weitgehend auf die Vereinigten Staaten<br />
beschränkt. Zum einen soll das im Rahmen einer DFG-<br />
Forschergruppe angelegte Projekt die Verteilungsaspekte<br />
von Schulwahl <strong>und</strong> -wettbewerb im Rahmen<br />
eines auf europäische Schulsysteme kalibrierten<br />
Computable General Equilibrium (CGE)-Modells herleiten.<br />
Zum anderen soll es die Effizienzeffekte von<br />
Schulwettbewerb <strong>und</strong> -autonomie mit Hilfe einer Anwendung<br />
nicht-parametrischer Schätzmodelle auf den<br />
internationalen PISA-Mikrodatensatz empirisch schätzen.<br />
In dieses Projekt ist auch <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />
K. Konrad, WZB Berlin, beratend eingeb<strong>und</strong>en.<br />
Chancengleichheit im Bildungssystem<br />
G. Schütz, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />
Die Bereitstellung von Chancengleichheit wird von<br />
vielen Seiten als eine wichtige Aufgabe des Bildungssystems<br />
angesehen. In dieser Arbeit wird einerseits der<br />
Frage nachgegangen, wie Chancengleichheit gemessen<br />
werden kann.Andererseits sollen mittels internationaler<br />
Mikrodatensätze die Bestimmungsfaktoren von Chancengleichheit<br />
in Bildungssystemen analysiert werden.<br />
Auswirkungen <strong>und</strong> Einflussfaktoren von<br />
Innovationen in Deutschland<br />
S. Lachenmaier, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />
Die Panelstruktur des Mikrodatensatzes des <strong>ifo</strong> Innovationstests<br />
über den langen Zeitraum von ca. 20 Jahren<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Schülerleistungen <strong>und</strong><br />
Schulsysteme im internationalen<br />
Vergleich<br />
43 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Sektorspezifische<br />
Produktivitätsanalysen auf<br />
Basis der »Ifo Productivity<br />
Database«<br />
ist auf dem Gebiet einzigartig. Anhand dieses detaillierten<br />
Datensatzes auf Unternehmensebene sollen neue<br />
mikroökonometrische Beiträge zur Wachstums- <strong>und</strong><br />
Innovationsliteratur geliefert werden. Dabei soll der<br />
Zusammenhang zwischen Innovationen auf der einen<br />
Seite <strong>und</strong> Beschäftigten- <strong>und</strong> Umsatzwachstum sowie<br />
Exporten auf der anderen Seite untersucht werden.<br />
Als vorbereitende Arbeit wurde 2004 eine mikroökonometrische<br />
Querschnittsstudie unter dem Titel<br />
»Does Innovation C<strong>aus</strong>e Exports? Evidence from<br />
Exogenous Innovation Impulses and Obstacles Using<br />
German Micro Data« vorgestellt. Das CES<strong>ifo</strong> Working<br />
Paper No. 1178 untersucht den Einfluss der<br />
Innovationstätigkeit auf den Exporterfolg deutscher<br />
Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes anhand<br />
einer Instrumentvariablenspezifikation, die spezifische<br />
Daten über Innovationsimpulse <strong>und</strong> -hemmnisse<br />
des <strong>ifo</strong> Innovationstests nutzt. Diese Arbeit wurde<br />
zum Vortrag auf der International Industrial<br />
Organization Conference, dem Australasian Meeting<br />
der Econometric Society <strong>und</strong> den Jahrestagungen der<br />
European Association for Research in Industrial Economics<br />
<strong>und</strong> des Vereins für Socialpolitik angenommen.<br />
Die Determinanten von Investitionen in <strong>Forschung</strong><br />
<strong>und</strong> Entwicklung im Verarbeitenden<br />
Gewerbe in Großbritannien<br />
B. Becker, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben<br />
am Birkbeck College, London.<br />
Die Arbeit untersucht die Determinanten von<br />
Investitionen in <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung im Verarbeitenden<br />
Gewerbe in Großbritannien. Ein Teil der<br />
bisherigen Arbeiten wurde am National <strong>Institut</strong>e of<br />
Economic and Social Research (NIESR), London, mit<br />
Finanzierung durch das Economic and Social Research<br />
Council (ESRC) durchgeführt. Zwischenergebnisse des<br />
Projektes wurden in mehreren Diskussionspapieren<br />
des NIESR veröffentlicht.<br />
Ifo Productivity Database<br />
T. Fuchs, A. Kuhlmann in Kooperation mit dem <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />
Th. Eicher, University of Washington,<br />
Seattle, November 2003 bis Ende 2005.<br />
Das <strong>Forschung</strong>sprojekt dient der Erstellung <strong>und</strong> Arbeit<br />
mit der »Ifo Productivity Database«, die gesamtwirt-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 44<br />
schaftliche <strong>und</strong> sektorspezifische Produktivitätsanalysen<br />
für Deutschland im Zeitraum 1970 bis 2001 ermöglicht.<br />
Gr<strong>und</strong>lage der Datenbank sind zum einen Daten<br />
der amtlichen Statistik des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />
<strong>und</strong> zum anderen Daten <strong>aus</strong> der <strong>ifo</strong> Investoren- <strong>und</strong><br />
Anlagenvermögensrechnung, welche detailliertere<br />
sektorspezifische Informationen enthalten als die amtliche<br />
Statistik. Erste <strong>Forschung</strong>sarbeiten, die die in 2004<br />
erstellte Datenbank im Rahmen von Growth<br />
Accounting-Analysen nutzen, behandeln die gesamtwirtschaftliche<br />
<strong>und</strong> sektorale Entwicklung der (Arbeits-)<br />
Produktivität in Deutschland sowie den Einfluss des<br />
internationalen <strong>und</strong> nationalen Outsourcing auf die<br />
sektorale Produktivitätsentwicklung.<br />
Strategisches Verhalten <strong>und</strong> allokative<br />
Effizienz auf elektronischen businessto-businees-Märkten<br />
K. Sülzle, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />
Das Projekt beschäftigt sich mit der ökonomischen<br />
Analyse der Nutzung, Bereitstellung <strong>und</strong> Evolution<br />
elektronischer business-to-business-(B2B-)Märkte. Ein<br />
B2B-Markt ist ein interorganisatorisches Informationssystem,<br />
das teilnehmenden kauf- <strong>und</strong> verkaufsseitigen<br />
Firmen Marktinformationen über Preise <strong>und</strong> Produkte<br />
liefert <strong>und</strong> die Möglichkeit ökonomischer Interaktion<br />
bereitstellt. Im Zentrum der Analyse stehen Anwendungen<br />
<strong>aus</strong> der Industrie- <strong>und</strong> Netzwerkökonomie auf<br />
dem Gebiet elektronischer B2B-Märkte. Im Rahmen<br />
des Projektes gilt es, die von B2B-Märkten hervorgerufenen<br />
Tendenzen <strong>und</strong> Eigenschaften, zusammen<br />
mit deren Auswirkungen auf Allokationseffizienz,<br />
Marktstrukturen <strong>und</strong> Wettbewerb, <strong>aus</strong> ökonomischer<br />
Perspektive zu erforschen. 2004 wurden erste<br />
Zwischenergebnisse des Projektes als Dresden<br />
Discussion Paper in Economics 09/04 unter dem Titel<br />
»Duopolistic Competition between Independent and<br />
Collaborative Business-to-Business Marketplaces«<br />
vorgestellt. Dieser Beitrag konnte auch unter anderem<br />
auf den Jahrestagungen der American Economic<br />
Association, des Vereins für Socialpolitik <strong>und</strong> der<br />
European Association for Research in Industrial<br />
Economics sowie auf der International Industrial<br />
Organization Conference <strong>und</strong> dem European Meeting<br />
der Econometric Society vorgetragen werden.
Privatisierung von Netzwerkunternehmen<br />
A. Kuhlmann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />
Ziel dieses Projektes ist es, Bedingungen aufzuzeigen,<br />
unter denen Privatisierungen in <strong>aus</strong>gewählten Netzindustrien<br />
Erfolg versprechend sind. Neben der<br />
allgemeinen Fragestellung, warum Regierungen<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich privatisieren, sollen in dieser Arbeit vorwiegend<br />
Probleme untersucht werden, die speziell in<br />
der Elektrizitäts- <strong>und</strong> Gasindustrie entstehen. Dabei<br />
wird auch die Frage beantwortet, inwiefern die<br />
Interessen der nationalen Regulierungsbehörden mit<br />
Liberalisierungsvorhaben der EU zu vereinbaren sind<br />
<strong>und</strong> inwieweit eine Harmonisierung auf EU-Ebene<br />
sinnvoll ist. 2004 wurde im Themenbereich eine<br />
Studie zum Thema »Die Elektrizitätskrise in<br />
Kal<strong>ifo</strong>rnien – oder: Wie riskant ist die Liberalisierung<br />
von Netzsektoren?« im List Forum für Wirtschafts<strong>und</strong><br />
Finanzpolitik veröffentlicht. Erste Projektergebnisse<br />
konnten darüber hin<strong>aus</strong> im Berichtsjahr<br />
unter anderem auf dem European Meeting der<br />
Econometric Society <strong>und</strong> den Jahrestagungen des<br />
International <strong>Institut</strong>e of Public Finance <strong>und</strong> des<br />
Vereins für Socialpolitik vorgetragen werden.<br />
Fachgebiet Bautätigkeit <strong>und</strong> Immobilien<br />
Die volkswirtschaftliche Bedeutung der<br />
Immobilienwirtschaft<br />
V. Rußig, L. Dorffmeister, A. Kuhlmann, H. Schedl für die<br />
gif – Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche <strong>Forschung</strong><br />
e.V. <strong>und</strong> weitere immobilienwirtschaftliche<br />
Organisationen, Juni 2004 bis März 2005.<br />
Wir alle leben <strong>und</strong> arbeiten in Immobilien. Wir nutzen<br />
Immobilien für Mobilität <strong>und</strong> Kommunikation sowie in<br />
Ausbildung, Freizeit, Sport <strong>und</strong> bei kulturellen Anlässen.<br />
Bauliche Denkmäler sind wichtige Identifikationspunkte<br />
<strong>und</strong> Auslöser für touristische Aktivitäten. Mehr als vier<br />
Fünftel des zu Wiederbeschaffungspreisen bewerteten<br />
Kapitalstocks in Höhe von über 6½ Bill. EUR entfallen<br />
auf Bauwerke (Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauten). Für jeden<br />
Einzelnen wie für die Gesamtwirtschaft sind Immobilien<br />
also von her<strong>aus</strong>ragender Bedeutung. Dieser<br />
Tatbestand steht in einem auffallenden Kontrast zum<br />
allgemeinen Wissen hierüber in Gesellschaft, Öffentlichkeit<br />
<strong>und</strong> Politik. Zudem herrscht ein bedenklicher<br />
Mangel an Daten <strong>und</strong> Informationen sowie an f<strong>und</strong>ierten<br />
Analysen über diesen wichtigen Teilbereich der<br />
Volkswirtschaft.<br />
Das <strong>Forschung</strong>sprojekt soll dazu beitragen, die bestehenden<br />
Informationslücken zu schließen. Ausgangspunkt<br />
sind die gesamtwirtschaftlichen Angaben der<br />
amtlichen Statistik zu den Bestandsgrößen (Bauwerksbestände<br />
bzw. baulicher Kapitalstock) <strong>und</strong> zu den<br />
Stromgrößen, also z. B. zu den Bauinvestitionen, zur<br />
Bruttowertschöpfung, zum Umsatz im Gr<strong>und</strong>stücks<strong>und</strong><br />
Wohnungswesen. Immobilien erfüllen außer ihren<br />
Primärfunktionen beim Arbeiten <strong>und</strong> Wohnen, in der<br />
Ausbildung, beim Transport von Personen <strong>und</strong> Gütern<br />
usw. eine Reihe von Zusatzfunktionen, z.B. als Denkmäler,<br />
in der Altersvorsorge <strong>und</strong> -versorgung, bei der<br />
Besicherung von Krediten, auf die in einem weiteren<br />
Schwerpunkt eingegangen wird.<br />
Das Nettobauvermögen zu Wiederbeschaffungspreisen<br />
belief sich Anfang 2004 auf r<strong>und</strong> 5,6 Bill. EUR.<br />
Weit über die Hälfte davon entfiel auf Wohnbauten,<br />
etwas mehr als zwei Fünftel auf Nichtwohnbauten<br />
(Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauten). Die amtliche Statistik stellt<br />
zwar auch Angaben in sektoraler Differenzierung –<br />
darunter mit enorm großem Anteil: Gr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong><br />
Wohnungswesen – nicht aber weitere Untergliederungen<br />
nach Bauwerkskategorien bereit.<br />
Struktur des Nettobauvermögens a) 2004 b) nach<br />
Bauwerkskategorien<br />
26<br />
10<br />
Wohnbauten<br />
Tiefbauten<br />
1<br />
6 10<br />
3<br />
Einfamilienhäuser<br />
Zweifamilienhäuser<br />
4<br />
Mehrfamilienhäuser<br />
5 Wohnheime<br />
5.6 Bill.€ 26<br />
4<br />
Privater Tiefbau<br />
Öffentlicher Tiefbau<br />
3 Geb. d. Bildungswesens<br />
4 Geb. d. Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />
3 Fabrik- u. Werkstattgeb.<br />
21<br />
Handels- u.Lagergeb.<br />
Nichtwohngebäude<br />
Büro- u.Verwaltungsgeb.<br />
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
Sport-, Kultur-, Freizeitgeb.<br />
Sonstige Gebäude<br />
a) Bewertet zu Wiederbeschaffungspreisen. – b) Jahresanfangswerte.<br />
Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (VGR); Berechnungen <strong>und</strong> Schätzungen<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
Volkswirtschaftliche<br />
Bedeutung der Immobilienwirtschaft:<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
schließt Informationslücke<br />
45 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />
2005 keine Belebung<br />
der Baukonjunktur in<br />
Deutschland<br />
Im Rahmen des <strong>Forschung</strong>sprojektes werden erstmals<br />
konsistente Schätzungen für die Anteile der Gebäudearten<br />
am Wohnungsvermögen sowie für (private <strong>und</strong><br />
öffentliche) Nichtwohngebäude <strong>und</strong> Tiefbauten durchgeführt;<br />
der Wert der Nichtwohngebäude wird weiter<br />
auf sechs bzw. sieben Gebäudetypen aufgeteilt.<br />
Weitere Schätzungen führen zu einer Bewertung der<br />
bebauten Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> zu einem fiktiven Bewirtschaftungspotential<br />
unter Einbezug der verbreiteten<br />
»Eigenverwaltung« von Immobilien.<br />
Baukonjunktur in West- <strong>und</strong> Ostdeutschland<br />
nach Sparten<br />
V. Rußig, E. Gluch, E. Langmantel für B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />
Landesministerien, Behörden, <strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> Beratungsinstitute,<br />
Unternehmen <strong>und</strong> Verbände, laufendes<br />
Projekt, <strong>aus</strong>zugsweise Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
<strong>und</strong> in externen Publikationen, Arbeitstabellen<br />
auf Anfrage.<br />
Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> prognostiziert regelmäßig die deutsche<br />
Baukonjunktur, differenziert nach den Sparten<br />
Wohnungsbau, Wirtschaftsbau <strong>und</strong> öffentlicher Bau.<br />
Die Prognosen für die im B<strong>aus</strong>ektor relevanten Wert<strong>und</strong><br />
Mengenvariablen (Bauinvestitionen bzw. Bauvolumen<br />
sowie Fertigstellungen im Wohn- <strong>und</strong> Nichtwohnbau)<br />
werden im Arbeitskreis Bau- <strong>und</strong><br />
Wohnungsprognostik sowie beim <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog<br />
zur Diskussion gestellt. Die Vor<strong>aus</strong>schätzungen für<br />
den B<strong>aus</strong>ektor gehen in die Gemeinschaftsdiagnose der<br />
<strong>Forschung</strong>sinstitute <strong>und</strong> in die Prognosen des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s ein; sie sind Gr<strong>und</strong>lage für den deutschen<br />
Beitrag zu den Prognosen der europäischen Baukonjunktur<br />
(Euroconstruct).<br />
Mit einer Belebung der Baukonjunktur in Deutschland<br />
ist auch 2005 noch nicht zu rechnen, die Talsohle dürfte<br />
aber wohl endlich erreicht werden. Der Wettbewerbsdruck<br />
in der Bauwirtschaft <strong>und</strong> in den Zulieferindustrien<br />
– auch <strong>aus</strong> dem Ausland <strong>und</strong> speziell nach<br />
der EU-Erweiterung – bleibt unverändert hoch. Die<br />
Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe wird noch<br />
weiter absinken. Der Strukturanpassungsprozess im<br />
deutschen B<strong>aus</strong>ektor ist also noch nicht abgeschlossen.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 46<br />
Entwicklung von Konjunktur <strong>und</strong> Struktur<br />
des B<strong>aus</strong>ektors in Europa<br />
(Euroconstruct-Netzwerk)<br />
V. Rußig, siehe S. 41 für Details.<br />
Die 59. Euroconstruct-Konferenz findet am 23. <strong>und</strong><br />
24. Juni 2005 in Cardiff (Wales/UK) statt. Neben aktualisierten<br />
Bauprognosen stehen als Schwerpunktthemen<br />
die regionalen Erneuerungsprozesse <strong>und</strong> die Entwicklung<br />
in der VR China auf dem Programm. Informationen<br />
sind im Internet unter www.euroconstruct.org zu finden<br />
oder vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> direkt zu erhalten. Die Winter-<br />
Konferenz 2005 wird Ende November/Anfang<br />
Dezember in Barcelona stattfinden.<br />
Forum Bauwirtschaft im Rahmen des <strong>ifo</strong><br />
Branchen-Dialogs 2005<br />
V. Rußig, siehe S. 41 für Details.<br />
Beim für den Herbst 2005 geplanten fünften <strong>ifo</strong><br />
Branchen-Dialog wird Gelegenheit gegeben, die den<br />
Bauprognosen zugr<strong>und</strong>e gelegten Annahmen sowie die<br />
Vor<strong>aus</strong>schätzungen einer kritischen Überprüfung zu<br />
unterziehen <strong>und</strong> an die neuen Gegebenheiten anzupassen.<br />
In einem Ausblick soll der Prognosehorizont wieder<br />
um ein Jahr – also bis 2007 – <strong>aus</strong>gedehnt werden.
Branchenforschung<br />
Der Bereich konzentriert sich auf die Analyse wirtschaftlicher<br />
Entwicklungen von Sektoren, wie der<br />
Industrie, dem Handwerk <strong>und</strong> dem Dienstleistungsbereich,<br />
sowie den ihnen zugeordneten Branchen <strong>und</strong><br />
Fachzweigen. Die vorherrschende Betrachtungsebene<br />
ist die der Mesoökonomie. Ex-post-Analysen bilden<br />
die Gr<strong>und</strong>lage für das Aufzeigen von Wirkungsbeziehungen<br />
<strong>und</strong> die Abschätzung zukünftiger<br />
Entwicklungen, wobei aktuelle Veränderungen im<br />
Datenkranz in die Aussagen über kurz- <strong>und</strong> langfristige<br />
Entwicklungen einbezogen werden. Die Bereitstellung<br />
von Analysen, Statistiken <strong>und</strong> Prognosen für Branchen<br />
gehört ebenso zu den Dienstleistungen des<br />
<strong>Forschung</strong>sbereichs wie das Einspeisen solcher<br />
Informationen in Brancheninformationssysteme.<br />
Die Branchenforschung hat im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> traditionell<br />
einen hohen Stellenwert <strong>und</strong> hebt es von den anderen<br />
großen deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten ab.<br />
Die organisatorische Eingliederung der Branchenforschung<br />
wurde in der Vergangenheit mehrfach geändert<br />
<strong>und</strong> an die sich wandelnden Schwerpunkte angepasst.<br />
Bis Ende der 1990er Jahre waren die Industrie-, die<br />
Handels- <strong>und</strong> die Bauabteilung eigenständige <strong>Forschung</strong>seinheiten<br />
im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>. Mit der Reorganisation<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s im Jahre 2000 wurden diese drei<br />
Fachabteilungen mit der <strong>Forschung</strong>sgruppe Strukturberichterstattung<br />
zum Bereich »Branchen, Industrieökonomik<br />
<strong>und</strong> Strukturwandel« zusammengefasst.<br />
Anfang 2004 wurde die Branchenforschung als eigenständiger<br />
Bereich im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> geschaffen, zugleich mit<br />
dem neuen <strong>Forschung</strong>sbereich Humankapital <strong>und</strong><br />
Strukturwandel.<br />
Eine der Kernaktivitäten der Branchenforschung resultiert<br />
<strong>aus</strong> dem maßgeblichen Beitrag, den das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
zur Konzeption <strong>und</strong> zum Aufbau des Informationssystems<br />
»Branchen special« geleistet hat. Hierbei<br />
handelt es sich um eine <strong>Berichte</strong>rstattung, die von den<br />
Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken u.a. zur Bewertung<br />
von Branchen benutzt wird. Zweimal pro Jahr erscheinen<br />
<strong>Berichte</strong> zu über 100 Branchen. Ein Großteil der<br />
<strong>Berichte</strong> stammt von Mitarbeitern des <strong>Forschung</strong>sbereichs<br />
BF, der Rest von <strong>ifo</strong>-Mitarbeitern anderer<br />
Bereiche wie auch von externen Experten. Die Federführung<br />
<strong>und</strong> Endredaktion liegt jedoch <strong>aus</strong>schließlich<br />
beim Bereich BF. Die Finanzierung dieses Projektes<br />
47<br />
erfolgt durch den DG-Verlag (Wiesbaden). Der<br />
Bereich Branchenforschung ist mit der laufenden<br />
Aktualisierung sowie Weiterentwicklung dieses<br />
Brancheninformationssystems beschäftigt.<br />
Eine weitere Kernaufgabe des Bereichs ist die<br />
jährliche Durchführung der CES<strong>ifo</strong> International Spring<br />
Conference <strong>und</strong> des <strong>ifo</strong> Branchen-Dialogs. Die zweitägige<br />
internationale Frühjahrskonferenz findet jährlich<br />
in Berlin statt. Sie hat sich als Diskussionsforum für ein<br />
europäisches Publikum <strong>aus</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> Politik<br />
etabliert.Am ersten Tag steht die Entwicklung der Weltwirtschaft<br />
im Mittelpunkt. Der zweite Tag konzentriert<br />
sich auf Entwicklungen in <strong>aus</strong>gesuchten europäischen<br />
Branchen. Der <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog findet im Herbst<br />
eines jeden Jahres in München statt <strong>und</strong> bietet ein<br />
Forum für die Vertreter <strong>aus</strong> Unternehmen, Verbänden<br />
<strong>und</strong> politischen Einrichtungen, aktuelle wirtschaftliche<br />
Situationen sowie die Absatz- <strong>und</strong> Beschäftigungsprognosen<br />
für die kommenden zwei Jahre in <strong>aus</strong>gewählten<br />
Branchen <strong>aus</strong> den Wirtschaftssektoren Industrie, Bau,<br />
Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen zu diskutieren. Darüber<br />
hin<strong>aus</strong> wird jedes Jahr ein Schwerpunktthema gewählt;<br />
im Jahr 2004 war das die »Innovationsoffensive«. Eine<br />
weitere Daueraufgabe des Bereichs ist die <strong>ifo</strong> Bauvor<strong>aus</strong>schätzung.<br />
Hierbei handelt es sich um eine jährliche<br />
Aktualisierung <strong>und</strong> Fortschreibung der Kurz- <strong>und</strong><br />
Langfristprognose der Bauentwicklung in West- <strong>und</strong><br />
Ostdeutschland, getrennt nach Sparten.<br />
Neben diesen Daueraufgaben führt der Bereich<br />
Untersuchungen für Auftraggeber, vorwiegend <strong>aus</strong><br />
dem öffentlichen Bereich, durch. Es werden vor allem<br />
Studien bearbeitet, die ihrer Fragestellung nach einen<br />
sektoralen Ansatz verlangen. Beispiele sind Auftragsarbeiten<br />
auf dem Gebiet der Messeforschung,<br />
Mittelfristprognosen für den deutschen Werkzeugmaschinenbau<br />
sowie eine branchenbezogene Bewertung<br />
der »New Economy« in Deutschland im Vergleich<br />
zu <strong>aus</strong>gewählten Mitgliedstaaten der EU. Im Jahr 2005<br />
liegen die Schwerpunkte der neuen Studien auf der<br />
Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Maschinenb<strong>aus</strong><br />
in globaler Sicht <strong>und</strong> auf den möglichen Auswirkungen<br />
der geplanten EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />
auf die deutsche Wirtschaft. Im Bereich der Messe<strong>und</strong><br />
Immobilienforschung werden ebenfalls neue<br />
Aufgabenstellungen bearbeitet.<br />
Informationsplattformen für<br />
die Öffentlichkeit:<br />
– Spring Conference<br />
– Branchen-Dialog<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Branchenforschung<br />
<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog<br />
mit Schwerpunktthema<br />
»Innovationsoffensive<br />
Deutschland«<br />
Der Erfolg des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s auf dem Gebiet der<br />
mesoökonomischen <strong>Forschung</strong> beruht vor allem<br />
auf dem Know-how der Referenten des Bereichs,<br />
die sich kontinuierlich mit der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung in <strong>aus</strong>gewählten Branchen beschäftigen.<br />
Ihre Expertise ist eine wesentliche Vor<strong>aus</strong>setzung<br />
für eine qualifizierte Bearbeitung branchenspezifischer<br />
Themen, so dass die Ergebnisse <strong>und</strong> Empfehlungen<br />
sowohl von Seiten der Auftraggeber als auch von<br />
Seiten der Branchenvertreter als f<strong>und</strong>iert akzeptiert<br />
werden.<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog 2004<br />
R. Hild, G. Nerb, V. Rußig, H. Blau, J. Gürtler, J. Lachner,<br />
H. Russ in Kooperation mit der IHK für München <strong>und</strong><br />
Oberbayern <strong>und</strong> unterstützt durch das Bayerische<br />
Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />
<strong>und</strong> Technologie, Bericht in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
Nr. 22/2004.<br />
Der vierte <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog fand am 26. Oktober<br />
2004 statt. Die Tagung, die das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> regelmäßig in<br />
Zusammenarbeit mit der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
für München <strong>und</strong> Oberbayern durchführt,<br />
wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft,<br />
Infrastruktur,Verkehr <strong>und</strong> Technologie gefördert.<br />
Der Branchen-Dialog stellt zum einen eine Plattform<br />
bereit, auf der Probleme des konjunkturellen <strong>und</strong><br />
strukturellen Wirtschaftsgeschehens <strong>aus</strong> der Sicht von<br />
Politik <strong>und</strong> der Wirtschaft kompetent <strong>und</strong> kontrovers<br />
diskutiert werden können. Zum anderen werden die<br />
von der Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute<br />
vorgezeichneten konjunkturellen Perspektiven<br />
auf die Branchenebene umgesetzt <strong>und</strong> einer<br />
kritischen Betrachtung unterzogen.<br />
Die eintägige Veranstaltung, zu der sich wieder r<strong>und</strong><br />
300 Teilnehmer in der IHK-Akademie in München einfanden,<br />
gliederte sich in drei Teile. Nach der Begrüßung<br />
durch den Hauptgeschäftsführer der IHK für München<br />
<strong>und</strong> Oberbayern, Dr. Reinhard Dörfler, berichtete<br />
zunächst der Präsident des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, Prof. Hans-<br />
Werner Sinn, unter der Überschrift »Die wirtschaft-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 48<br />
liche Lage in Deutschland <strong>und</strong> Europa – Wettbewerbsposition<br />
im weltweiten Kontext« über die<br />
konjunkturellen <strong>und</strong> strukturellen Probleme der deutschen<br />
Volkswirtschaft. Dabei leuchtete er insbesondere<br />
die Hintergründe der Entkoppelung der deutschen von<br />
der weltweiten Wirtschaftsentwicklung <strong>aus</strong>.<br />
Der zweite Teil der Veranstaltung diente der detaillierten<br />
Analyse <strong>und</strong> Prognose der Entwicklungen in<br />
einzelnen Wirtschaftszweigen. Dazu wurden vier<br />
Branchen-Foren organisiert, von denen jeweils zwei<br />
parallel abgehalten wurden. Am späten Vormittag fanden<br />
die Foren Industrie <strong>und</strong> Handel statt, nach der<br />
Mittagsp<strong>aus</strong>e die Foren Bauwirtschaft <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />
Unter Leitung eines Moderators präsentierten<br />
in den einzelnen Foren Fachreferenten des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s die wesentlichen sektoralen Entwicklungen<br />
<strong>und</strong> Einschätzungen, die im Anschluss daran durch zwei<br />
externe Experten ergänzend kommentiert wurden.<br />
Danach erfolgte eine Diskussion der Ausführungen<br />
unter Einbeziehung des Plenums. Das Programm<br />
umfasste folgende vier Foren:<br />
Forum 1: Industrie (Einführung: R. Hild, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>;<br />
Moderation: Dr. R. Kudiß, BDI; externe Experten:<br />
Dr. H.-J. Frank, Deutsche Bank Research, <strong>und</strong><br />
Dr.Th. Becker,Verband der Automobilindustrie).<br />
Forum 2: Handel (Einführung: J. Lachner <strong>und</strong> H. Russ,<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>; Moderation: W. Fischer, CityPartner<br />
München; externe Experten: N. Malanowski, B<strong>und</strong>esverband<br />
Groß- <strong>und</strong> Außenhandel, <strong>und</strong> Dr. Th. Nassua,<br />
s’Oliver).<br />
Forum 3: Bauwirtschaft (Einführung: Dr. V. Rußig, <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>; Moderation: R. Scholl, B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen; externe Experten:<br />
Dr. H. Stiepelmann, Hauptverband der deutschen<br />
Bauindustrie, <strong>und</strong> Dr. R. Häufele, Grohe Water<br />
Technology).<br />
Forum 4: Dienstleistungssektor (Einführung: H. Blau<br />
<strong>und</strong> J. Gürtler, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>; Moderation: Dr. G. Nerb, <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>; externe Experten: Dr. H. Hildebrandt, B<strong>und</strong>esverband<br />
Materialwirtschaft, Einkauf <strong>und</strong> Logistik, <strong>und</strong><br />
P. Polzer, Fujitsu-Siemens).<br />
Nach den Branchen-Foren fand am Nachmittag der<br />
Dialog zwischen Politik <strong>und</strong> Wirtschaft zum Thema<br />
»Innovationsoffensive Deutschland – Konzept, Um-
setzung,Wirkung« statt. In seinem Mittelpunkt standen<br />
die gr<strong>und</strong>legenden Ausführungen des Bayerischen<br />
Staatsministers für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />
<strong>und</strong> Technologie, der am Beispiel des Innovationskonzepts<br />
Bayern erläuterte, wie im Rahmen<br />
einer aktiven Innovationspolitik durch Förderung neuer<br />
Produkte, Prozesse, Betriebe <strong>und</strong> Märkte die<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft positiv zu beeinflussen<br />
ist. An der anschließenden Podiumsdiskussion,<br />
die von N. Piper, Leiter der Wirtschaftsredaktion<br />
der Süddeutschen Zeitung, moderiert wurde, beteiligten<br />
sich Dr. R. Dörfler, IHK für München <strong>und</strong><br />
Oberbayern, Dr. C. Kreklau, B<strong>und</strong>esverband<br />
der Deutschen Industrie, M. Schoeller, Schoeller<br />
Holdung, Dr. M. Weigoldt, IZB SOFT GmbH, <strong>und</strong><br />
Dr. E. Wurzel, OECD.<br />
CES<strong>ifo</strong> International Spring<br />
Conference 2004<br />
H.-G.Vieweg, B. Hebele organisierten die CES<strong>ifo</strong> Frühjahrskonferenz<br />
zur Konjunktur am 18. <strong>und</strong> 19. März<br />
2004 in Berlin.<br />
Die International Spring Conference hat sich als Forum<br />
zur Präsentation <strong>und</strong> Diskussion der konjunkturellen<br />
Entwicklung etabliert. Der erste Tag widmete sich der<br />
Weltkonjunktur. Die Referenten Jim O’Neill, Goldman<br />
Sachs, <strong>und</strong> John Llewllyn, Lehman Brothers, setzten<br />
den Rahmen. Prof. Hans-Werner Sinn, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>,<br />
zeigte die Perspektiven für Europa unter Berücksichtigung<br />
der Implikationen von Seiten der wirtschaftspolitischen<br />
Rahmenbedingungen auf.Als Spezialthema<br />
wurden die Direktinvestitionen behandelt, die in<br />
den 1990er Jahren für viele Schwellenländer zu einem<br />
wichtigen Stimulus der Entwicklung wurden. Die<br />
Einführung zum Thema gab Torbjörn Fredriksson,<br />
UNCTAD. Der zweite Tag war dem Wandel auf<br />
den Finanzmärkten gewidmet. Es diskutierten Karl<br />
Cordewener, BIZ, Jochen Flach, B<strong>und</strong>esbank, <strong>und</strong><br />
Dieter Glüder, KfW. Anschließend wurden Tendenzen<br />
für <strong>aus</strong>gesuchte Branchen der europäischen Industrie<br />
dargelegt. Einen Überblick gab Simon Hallamon,<br />
Cambridge Econometrics, auf der Gr<strong>und</strong>lage mittelfristiger<br />
Prognosen, bevor Branchenexperten vertieft<br />
auf die Automobilindustrie, den Maschinenbau <strong>und</strong> die<br />
Chemieindustrie eingingen.<br />
Industriebericht Bayern 2004<br />
K. Bien,T. Kiessl, G. Krug, H. Penzkofer für das Bayerische<br />
Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />
<strong>und</strong> Technologie, Juli 2004 bis September 2004,<br />
Veröffentlichung in: Bayerisches Staatsministerium für<br />
Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie<br />
(Hrsg.), Industriebericht Bayern 2004, München.<br />
Der Industriebericht gibt einen detaillierten Überblick<br />
über die bayerische Industrie, deren Entwicklung sowie<br />
das sektorale, größenspezifische <strong>und</strong> räumliche Profil.<br />
Neben Informationen zum Verarbeitenden Gewerbe<br />
insgesamt enthält die Dokumentation Analysen zu den<br />
24 größten Industriezweigen im Freistaat sowie zur<br />
Baubranche, ferner Einzel<strong>aus</strong>wertungen zur Industrie in<br />
den bayerischen Regierungsbezirken <strong>und</strong> der Innovationsaktivitäten<br />
der bayerischen Industrie. Neben allgemeinen<br />
Informationen zur strukturellen Bedeutung<br />
des Verarbeitenden Gewerbes im Freistaat, zu allen<br />
Industriezweigen <strong>und</strong> Regierungsbezirken beinhaltet<br />
der Industriebericht deskriptive Darstellungen <strong>und</strong><br />
Kommentierungen von selektierten Wirtschaftsdaten,<br />
die einen umfangreichen Überblick über die wesentlichen<br />
Entwicklungen in der bayerischen Industrie für<br />
das Jahr 2003 vermitteln.<br />
FuE- <strong>und</strong> Innovationsverhalten von KMU<br />
<strong>und</strong> Großunternehmen unter dem Einfluss<br />
der Konjunktur<br />
H. Penzkofer in Kooperation mit dem Zentrum für<br />
Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim,<br />
Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft <strong>und</strong> dem<br />
Deutschen <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung (DIW),<br />
Berlin, für das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>,<br />
Juli 2002 bis Juni 2004, Veröffentlichung in:<br />
B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, Schwerpunktstudie<br />
zur technologischen Leistungsfähigkeit<br />
Deutschlands, Nr. 22–2004.<br />
Im Zentrum der Studie stand die Untersuchung des<br />
Konjunktureinflusses auf das FuE- <strong>und</strong> Innovationsverhalten<br />
von kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen<br />
(KMU) einerseits <strong>und</strong> Großunternehmen andererseits<br />
in Westdeutschland im Zeitraum 1980 bis 2002. Dabei<br />
sollte geprüft werden, inwieweit es zu Verhaltensänderungen<br />
zwischen den 1980er <strong>und</strong> 1990er<br />
Jahren kam. Zur Untersuchung der Fragestellungen<br />
Branchenforschung<br />
Neuer Industriebericht<br />
Bayern<br />
49 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Branchenforschung<br />
<strong>ifo</strong>-Studie zum<br />
Innovationsverhalten<br />
von KMU <strong>und</strong><br />
Großunternehmen<br />
wurden unterschiedliche Datenbasen gewählt <strong>und</strong><br />
zusammengeführt: Unternehmensdaten der Wissenschaftsstatistik<br />
im Stifterverband für die Deutsche<br />
Wissenschaft zum Umfang <strong>und</strong> zur Struktur der FuE-<br />
Aufwendungen, Unternehmensdaten des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />
<strong>aus</strong> dem <strong>ifo</strong> Konjunktur- <strong>und</strong> Innovationstest, Daten <strong>aus</strong><br />
Befragungen des ZEW sowie Daten der OECD zu den<br />
FuE-Aufwendungen <strong>und</strong> zur Produktion.<br />
Die Innovationsbeteiligung westdeutscher Industrieunternehmen<br />
ist deutlich stärker von konjunkturellen<br />
Rahmenbedingungen beeinflusst als die Höhe<br />
der FuE-Aufwendungen. Dies gilt insbesondere, wenn<br />
die Konjunktureinschätzungen der Unternehmen<br />
selbst (anstelle der durchschnittlichen Konjunktureinschätzung<br />
in einer Branche) herangezogen<br />
werden: Nahezu alle Konjunkturindikatoren haben<br />
den erwarteten positiven Einfluss. Unternehmen<br />
mit einer positiven Einschätzung der aktuellen konjunkturellen<br />
Lage <strong>und</strong> mit positiven Konjunkturerwartungen<br />
sind eher bereit, Innovationstätigkeit<br />
neu aufzunehmen, <strong>und</strong> umgekehrt gilt für Innovatoren,<br />
dass jene mit einer negativen Konjunktureinschätzung<br />
eher auf die Durchführung von Innovationsprojekten<br />
ganz verzichten. Der konjunkturelle Einfluss auf<br />
die Innovationsbeteiligung ist bei KMU stärker<br />
<strong>aus</strong>geprägt, die Persistenz der Innovationsbeteiligung<br />
ist bei Großunternehmen erwartungsgemäß höher.<br />
Zwischen den 1980er <strong>und</strong> 1990er Jahren sind<br />
nur wenig Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung<br />
konjunktureller Einflussfaktoren festzustellen. Ein<br />
wesentlicher Unterschied betrifft die Bedeutung der<br />
Exportorientierung des Unternehmens sowie der<br />
Einschätzung der Exportentwicklung. Für beide nimmt<br />
der positive Einfluss auf die Innovationsbeteiligung in<br />
den 1990er Jahren zu.<br />
Wirtschaftliche Wirkungen der Kölner<br />
Messen<br />
H. Penzkofer für die Koelnmesse GmbH, November<br />
2003 bis August 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
Nr. 21/2004.<br />
Wesentliches Ziel dieser Untersuchung war es, <strong>aus</strong>gehend<br />
von den gesamten Ausgaben der Messe<strong>aus</strong>steller<br />
<strong>und</strong> -besucher aller Kölner Messeveranstaltungen, die<br />
direkten <strong>und</strong> indirekten Produktions- <strong>und</strong> Beschäf-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 50<br />
tigungswirkungen sowie das messeinduzierte Steueraufkommen<br />
für das Jahr 2003 <strong>und</strong> ein repräsentatives<br />
Messejahr zu ermitteln.<br />
Im Jahr 2003 gaben die Besucher der Kölner Messen<br />
394 Mill. EUR <strong>aus</strong>, für die Aussteller wurden Ausgaben<br />
in Höhe von 845 Mill. EUR ermittelt. Die direkten<br />
Ausgaben der Aussteller <strong>und</strong> Besucher von insgesamt<br />
1,24 Mrd. EUR bewirkten ein gesamtwirtschaftliches<br />
Produktionsvolumen von 1,5 Mrd. EUR; davon entfiel<br />
knapp 55% auf die Region Köln, über ein Viertel<br />
auf Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> ein Sechstel<br />
auf das übrige Deutschland. Etwas anders verteilen<br />
sich die mit den Kölner Messen in einem wirtschaftlichen<br />
Zusammenhang stehenden Arbeitsplätze (r<strong>und</strong><br />
18.330): R<strong>und</strong> 60% befanden sich in der Region<br />
Köln <strong>und</strong> über ein Viertel in Nordrhein-Westfalen.<br />
Dass überregionale Messen auch für die öffentliche<br />
Hand von Interesse sind, zeigt das im Zusammenhang<br />
mit den Kölner Messen stehende Steueraufkommen.<br />
In dem zugr<strong>und</strong>e gelegten Messejahr entstanden<br />
Steuereinnahmen von r<strong>und</strong> 300 Mill. EUR; über<br />
die Hälfte davon kam dem B<strong>und</strong> zugute, 37 %<br />
Nordrhein-Westfalen, 8% Gebietskörperschaften<br />
außerhalb von Nordrhein-Westfalen, <strong>und</strong> 4% entfielen<br />
auf Köln.<br />
Auswirkungen der Rationalisierung<br />
auf die Beschäftigungsentwicklung<br />
im Handel<br />
H. Hofmann, U. Chr. Täger unter Mitarbeit von<br />
R. Popien, LMU, für das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, Dezember 2002 bis März 2004.<br />
Das deutsche Distributionssystem zeichnet sich durch<br />
eine außerordentlich hohe Intensität des Wettbewerbs<br />
<strong>aus</strong>, der sich im Einzelhandel in den letzten Jahren<br />
durch einen verstärkten Kosten- <strong>und</strong> Preisdruck<br />
bemerkbar machte. Verursacht durch das Vordringen<br />
der kostenminimierenden Geschäfts- bzw. Betriebstypen<br />
– wie Discounter, Fachmärkte – im Einzelhandel<br />
<strong>und</strong> verstärkten Aktivitäten der Rationalisierung zur Erhöhung<br />
der Effizienz der Geschäfts- <strong>und</strong> Logistikprozesse<br />
in der Distribution, hat sich die Zahl der<br />
Beschäftigten in den letzten Jahren im Großhandel<br />
deutlich, im Einzelhandel etwas schwächer gemindert.<br />
Zunehmend verfolgen insbesondere die Unternehmen
des Einzelhandels die Strategie einer verstärkten<br />
Fragmentierung der Arbeitszeiten der Beschäftigten,<br />
um mit einer möglichst hohen Einsatzflexibilität des<br />
Verkaufspersonals auf die wechselnden K<strong>und</strong>enfrequenzen<br />
reagieren zu können. Wie auch in den<br />
Vorjahren wird sich der Trend zur Beschäftigtenminderung<br />
im Handel in den nächsten Jahren weiter<br />
fortsetzen, wenn auch in etwas abgeschwächter<br />
Form. Ursächlich hierfür werden auch unter anderem<br />
die weiter fortgesetzten Auslagerungsaktivitäten der<br />
größeren Handelsunternehmen, vor allem im Großhandel,<br />
sein.<br />
Anteil der Tätigkeitsgruppen von Beschäftigten<br />
in Prozent<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Erfolgsstrategien des Auslandsengagements<br />
kleiner <strong>und</strong> mittlerer Handelsunternehmen<br />
in den neuen EU-Ländern Polen,<br />
Slowakische <strong>und</strong> Tschechische Republik<br />
sowie Ungarn<br />
U. Chr. Täger in Kooperation mit R. Spannagel, FfH-<br />
<strong>Institut</strong> für Markt- <strong>und</strong> Wirtschaftsforschung GmbH,<br />
Berlin, unter Mitarbeit der IET <strong>Service</strong> GmbH, Berlin,<br />
Juli 2003 bis November 2004.<br />
Im Zuge der Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft<br />
hat der Distributionssektor in vielen MOE-<br />
Staaten eine wichtige Rolle gespielt, da dieser Sektor in<br />
einer sehr frühen Phase durch Elemente des Wettbewerbs<br />
geprägt wurde. Die umfangreichen Direktinvestitionen<br />
deutscher Großunternehmen übten dabei<br />
einen großen Einfluss <strong>aus</strong>, da sie ihre Systeme der<br />
Distribution in Form von modernen <strong>und</strong> attraktiven<br />
Betriebstypen des Einzelhandels schon in einem frühen<br />
Stadium in die Untersuchungsländer übertrugen.<br />
Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen des Handels waren<br />
an diesem Engagement nur am Rande beteiligt, da<br />
ihnen für Standortneugründungen in diesen Ländern<br />
vielfach die notwendigen finanziellen <strong>und</strong> personellen<br />
Ressourcen fehlten. Für den bisherigen Erfolg der<br />
deutschen Großunternehmen spielten sowohl die<br />
Economies of Scale als auch die Economies of Scope<br />
eine <strong>aus</strong>schlaggebende Rolle. Insgesamt haben die<br />
deutschen Großunternehmen des Einzelhandels in den<br />
relevanten MOE-Staaten eine marktführende Bedeutung<br />
gewonnen.<br />
Stand <strong>und</strong> Perspektiven der »New Economy«<br />
in <strong>aus</strong>gewählten Mitgliedstaaten der EU<br />
<strong>aus</strong> deutscher Sicht<br />
H.-G. Vieweg, R. Hild, T. Fuchs, A. Kuhlmann,<br />
St. Lachenmaier, M. Reinhard, U. Chr.Täger in Kooperation<br />
mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor J.-E. Sturm, Universität<br />
Konstanz, <strong>und</strong> Cambridge Econometrics, Dezember<br />
2003 bis Juni 2004.<br />
Die Untersuchung setzte die Reihe der vom B<strong>und</strong>esministerium<br />
für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit in Auftrag gegebenen<br />
Studien zum Thema »New Economy« fort <strong>und</strong><br />
baute auf den Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnissen einer vom<br />
RWI durchgeführten Arbeit auf, die sich mit einem<br />
Vergleich der »New Economy« in Deutschland<br />
<strong>und</strong> den USA beschäftigte. Hier wurden zusätzlich<br />
Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden <strong>und</strong> die<br />
Niederlande einbezogen. Für diese Länder wurden für<br />
den Maschinenbau, den Fahrzeugbau, die Banken <strong>und</strong><br />
den Einzelhandel Branchenanalysen erstellt. Untersucht<br />
werde sollte, ob Deutschland bei der Einführung<br />
neuer Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechniken<br />
hinter anderen europäischen Ländern zurückbleibt<br />
<strong>und</strong> ob dieser vermutete Rückstand eine Erklärung<br />
für das seit Mitte der 1990er Jahre schwache<br />
Wachstum ist. Es zeigte sich, dass Deutschland<br />
bei der Diffusion neuer Technologien keinen nennenswerten<br />
Rückstand aufweist. In einigen der Branchen,<br />
beispielsweise im Einzelhandel, ist es sogar führend.<br />
Ein gesamtwirtschaftliches Wachstum wird sich allerdings<br />
nur dann entfalten, wenn die Diffusion neuer<br />
Technologien von einem Strukturwandel begleitet wird.<br />
Branchenforschung<br />
»New Economy« im<br />
europäischen Vergleich<br />
51 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Branchenforschung<br />
<strong>Forschung</strong>snetzwerk<br />
»Tokyo Club«<br />
Impact of the Market Economy Sphere on<br />
the Global Structure of Industry and the<br />
Policy Responses of Advanced Economies:<br />
Focus on China<br />
H.-G. Vieweg unter Mitarbeit von H. Schedl in Kooperation<br />
mit The Brookings <strong>Institut</strong>ion, <strong>Institut</strong> français<br />
des relations internationales, Nomura Research<br />
<strong>Institut</strong>e,The Royal <strong>Institut</strong>e for International Affairs für<br />
die Tokyo Club Fo<strong>und</strong>ation for Global Studies.<br />
Der Tokyo Club ist eine Initiative international renommierter<br />
<strong>Forschung</strong>sinstitute, die – finanziell gefördert<br />
vom Nomura Research <strong>Institut</strong>e – sich Themen von<br />
übergeordnetem wirtschaftspolitischem Interesse widmet.<br />
Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> trug zum Schwerpunktthema des<br />
Jahres 2004 mit einer Analyse der Integration der<br />
neuen EU-Mitgliedstaaten bei. Der Beitritt zu einer der<br />
am weitesten entwickelten Wirtschaftsregionen stellt<br />
für die Länder eine besondere Her<strong>aus</strong>forderung dar,<br />
weil ihre Produktionsstrukturen an die veränderten<br />
Rahmenbedingungen angepasst werden müssen. In<br />
diesem Kontext wird auf Risiken <strong>aus</strong> dem Wandel in<br />
den Ländern eingegangen, insbesondere die Frage der<br />
Inflationstendenzen (Balassa-Samuelson-Effekt). Ein<br />
weiterer Punkt betrifft den sich verstärkenden Wettbewerb<br />
von Seiten der Schwellenländer. Hier wird<br />
insbesondere der Warenverkehr zwischen den beitretenden<br />
Ländern <strong>und</strong> der VR China im Hinblick auf<br />
den zunehmenden Konkurrenzdruck untersucht,<br />
um Anhaltspunkte für die Richtung der sektoralen<br />
Anpassung zu erhalten. Die Ergebnisse der Arbeiten<br />
wurden auf einer von der Brookings <strong>Institut</strong>ion<br />
veranstalteten Konferenz in Washington präsentiert.<br />
Branchendaten 2004, H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong> Gebäudetechnik<br />
in Deutschland <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gewählten<br />
Ländern Europas<br />
H.-D. Karl für die Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft<br />
e.V., die Vereinigung Deutsche<br />
Sanitärwirtschaft e.V. <strong>und</strong> Messe Frankfurt GmbH, Juni<br />
2004 bis November 2004.<br />
In Fortführung des Projektes <strong>aus</strong> den vergangenen<br />
Jahren wurde die aktuelle Entwicklung des Wirtschaftsbereichs<br />
»H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong> Gebäudetechnik« in Deutschland<br />
untersucht. Dazu wurden die wichtigsten Marktdaten,<br />
wie beispielsweise die Anzahl der Unternehmen, der<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 52<br />
Umsatz, die Beschäftigten <strong>und</strong> die Investitionen, zusammengestellt.<br />
Der Wirtschaftsbereich H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong><br />
Gebäudetechnik umfasste 2003 r<strong>und</strong> 50.000 Unternehmen<br />
mit etwa 438.000 Beschäftigten <strong>und</strong><br />
einem konsolidierten Umsatz in Höhe von r<strong>und</strong><br />
34,3 Mrd. EUR. Die wirtschaftliche Lage der Branche ist<br />
derzeit aufgr<strong>und</strong> der rückläufigen Bauinvestitionen eingetrübt.<br />
Positive Impulse gehen aber vom wachsenden<br />
Ersatzbedarf an Heizungs- <strong>und</strong> Sanitäranlagen <strong>aus</strong>.<br />
Schließlich wurde der Umsatz der deutschen H<strong>aus</strong><strong>und</strong><br />
Gebäudetechnik mit den entsprechenden Daten<br />
der Branche in Belgien, Frankreich, Großbritannien,<br />
Italien, den Niederlanden, Österreich, Spanien <strong>und</strong> der<br />
Schweiz verglichen.<br />
<strong>ifo</strong> Bauvor<strong>aus</strong>schätzung Deutschland 2004 –<br />
2009/2014<br />
E. Gluch, K. Behring für Abonnenten, Multi-Client-<br />
Studie, Januar 2004 bis Dezember 2004, <strong>aus</strong>zugsweise<br />
Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 4/2005 <strong>und</strong><br />
Nr. 5/2005.<br />
Im Dezember 2004 legte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> die nunmehr<br />
4. Ausgabe der jährlich aktualisierten Multi-Client-<br />
Studie mit einer gesamtdeutschen Bauprognose vor.<br />
Der Schwerpunkt der mittel- <strong>und</strong> langfristigen Prognosen<br />
der zukünftigen Bautätigkeit liegt bei den physischen<br />
Variablen des Wohn- <strong>und</strong> Nichtwohnb<strong>aus</strong> (z . B. Anzahl<br />
Wohnungen, m 3 umbauter Raum oder m 2 Wohnfläche)<br />
sowie deren Prognose auf der Ebene von sechs<br />
Großregionen bzw. West- <strong>und</strong> Ostdeutschland. Dabei<br />
werden sowohl Fertigstellungen als auch Baugenehmigungen<br />
prognostiziert. Die sechs Großregionen werden<br />
zum einen von den drei großen B<strong>und</strong>esländern<br />
Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg <strong>und</strong><br />
Bayern dargestellt, zum anderen werden die weiteren<br />
13 »kleineren« B<strong>und</strong>esländer zu den Großregionen<br />
»Nord«, »Mitte«, <strong>und</strong> »Ost« zusammengefasst.<br />
Die Prognose auf der monetären Ebene (EUR, in<br />
Preisen von 2000) erfolgt auf der Basis des Bauvolumens,<br />
wie es regelmäßig vom Deutschen <strong>Institut</strong><br />
für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnet wird. Nach<br />
dieser aktuellen Prognose dürfte die deutsche Bauwirtschaft<br />
im Verlauf des Jahres 2005 den tiefsten<br />
Punkt der r<strong>und</strong> zehnjährigen Rezessionsphase hinter<br />
sich lassen. Für den »Rest« des Jahrzehnts bzw. die
Zehn-Jahresperiode bis 2014 ist allerdings – trotz des<br />
bereits sehr niedrigen Nive<strong>aus</strong> – kein überschwängliches<br />
Wachstum zu erwarten. Die mittel- <strong>und</strong> langfristige<br />
Entwicklung wird vielmehr nur einen moderaten<br />
Aufwärtstrend aufweisen.<br />
Nach den durchgeführten Analysen wird das durchschnittliche<br />
reale Wachstum der Baunachfrage<br />
im Verlauf der nächsten zehn Jahre nur knapp 1% p.a.<br />
betragen. In der analysierten Zehn-Jahresperiode<br />
2005 bis 2014 dürften r<strong>und</strong> 3,15 Mill. Wohnungen<br />
fertiggestellt werden, davon allein r<strong>und</strong> 1,8 Millionen<br />
in neu errichteten Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhäusern.<br />
Im Nichtwohnbau wird der öffentliche Bau weiterhin<br />
an Bedeutung verlieren; im Wirtschaftsbau dürfte<br />
sich hingegen spätestens ab der Mitte des Jahrzehnts<br />
wieder eine deutliche Belebung der Nachfrage einstellen.<br />
Bauvolumen in Deutschland nach B<strong>aus</strong>parten<br />
1991–2014<br />
Quelle: Deutsches <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung (DIW); <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
Informationssystem »Branchen special«<br />
G. Weitzel in bereichsübergreifender Zusammenarbeit<br />
mit weiteren <strong>ifo</strong>-Wissenschaftlern für den DG-Verlag,<br />
Wiesbaden, Veröffentlichung in: B<strong>und</strong>esverband der<br />
deutschen Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken (BVR),<br />
DG-Verlag, Wiesbaden.<br />
Die »Branchen special«-<strong>Berichte</strong> umfassen<br />
100 Branchen <strong>aus</strong> Landwirtschaft, Industrie, Handwerk,<br />
Handel <strong>und</strong> sonstigen Dienstleistungen, die<br />
halbjährlich aktualisiert werden. Die detaillierten<br />
Informationen mit besonderem Schwerpunkt auf der<br />
Darstellung kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen werden<br />
von den Genossenschaftsbanken im Kredit- <strong>und</strong><br />
Beratungsgeschäft genutzt. Die Zusammensetzung<br />
der Branchen wurde überarbeitet, so dass 2004 neue<br />
<strong>Berichte</strong> über Facility Management, Sanitätsfachhandel,<br />
Einzelhandel mit Bau- <strong>und</strong> Heimwerkerbedarf,<br />
Alten- <strong>und</strong> Pflegedienste, Handel mit Krafträdern<br />
<strong>und</strong> Dienstleistungen in der Versicherungswirtschaft<br />
erschienen sind.<br />
Als Informationsbasis dienen Daten der amtlichen<br />
Statistik sowie primär- <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ärstatistische<br />
Quellen, insbesondere Verbandsstatistiken, außerdem<br />
Ergebnisse von <strong>ifo</strong>-Erhebungen sowie von Befragungen<br />
anderer Marktforschungsinstitute. Es erfolgt eine komprimierte<br />
Aufbereitung der Informationen in Text- <strong>und</strong><br />
Tabellendarstellungen sowie in Graphiken. Das in<br />
»Branchen special« enthaltene Branchenrating liefert<br />
die wichtigsten Informationen zur aktuellen Umsatz<strong>und</strong><br />
Ertragslage der Branche, zur Konjunkturabhängigkeit<br />
<strong>und</strong> Konkurrenzintensität sowie Prognosen<br />
zur Umsatz- <strong>und</strong> Ertragsentwicklung. Eine Liste aller<br />
erhältlichen <strong>Berichte</strong> mit Veröffentlichungsterminen ist<br />
auf der Homepage des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s eingestellt<br />
(www.<strong>ifo</strong>.de unter »Bereiche« <strong>und</strong> »Branchenforschung«).<br />
Einzelberichte sind bei Volksbanken <strong>und</strong><br />
Raiffeisenbanken erhältlich.<br />
<strong>ifo</strong> Innovationstest<br />
H. Penzkofer, fortlaufend seit 1979, regelmäßige Veröffentlichung<br />
in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Dresden<br />
berichtet. Siehe Bereich Unternehmensbefragung.<br />
Messeveranstaltungen in Frankfurt<br />
H. Penzkofer für die Messe Frankfurt GmbH,<br />
November 2004 bis Oktober 2005.<br />
Mittelfristprognosen für den deutschen<br />
Werkzeugmaschinenbau<br />
H.-G. Vieweg für den Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken,<br />
VDW, März 2004 bis Oktober<br />
2005.<br />
Branchenforschung<br />
»Branchen special«:<br />
Analysen <strong>und</strong> Prognosen<br />
zu 100 Branchen<br />
53 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Branchenforschung<br />
Prognosemodell für die<br />
Werkzeugmaschinenindustrie<br />
Seit 1989 erstellt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> im Auftrag des<br />
Verbands der Deutschen Werkzeugmaschinenhersteller,<br />
VDW e.V., Prognosen für den deutschen<br />
Werkzeugmaschinenbau. Die Prognose für einen Fünf-<br />
Jahreszeitraum wird halbjährlich aktualisiert <strong>und</strong> den<br />
Mitgliedsfirmen zur Verfügung gestellt. Der Verband<br />
versteht sich als Dienstleister für eine mittelständisch<br />
strukturierte Branche <strong>und</strong> bietet den Unternehmen<br />
eine f<strong>und</strong>ierte Basis für die strategische Planung, die<br />
Firmen dieser Größe nur unter hohen Kosten in eigener<br />
Regie erstellen könnten. Das Prognosesystem<br />
besteht <strong>aus</strong> drei Modulen, einer ökonometrisch<br />
gestützten Kurzfristprognose, die auf der Entwicklung<br />
in den wichtigsten Abnehmerindustrien beruht, einer<br />
Mittelfristprognose, die für die wichtigsten Absatzregionen<br />
die Entwicklungspfade aufzeigt, <strong>und</strong> einem<br />
Szenario, das die wichtigsten exogenen Variablen für<br />
eine Modellrechnung vorgibt, so dass die Binnennachfrage<br />
<strong>und</strong> die Exporte in zwölf wichtige<br />
Absatzregionen prognostiziert werden können. Für die<br />
Schätzung der Binnennachfrage bietet der <strong>ifo</strong><br />
Investitionstest wichtige Informationen über die Entwicklung<br />
der Beschaffung von Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />
– nach Branchen differenziert – in der jüngsten<br />
Vergangenheit <strong>und</strong> der näheren Zukunft. Im Jahr<br />
2004 wurde der Prognoseansatz erweitert. Er umfasst<br />
nicht mehr nur die zukünftige Marktentwicklung, sondern<br />
schließt auch die Vor<strong>aus</strong>schätzung der Produktion<br />
der für das weltweite Angebot von Werkzeugmaschinen<br />
wichtigsten Länder mit ein. Neben den<br />
großen europäischen Ländern sind dies insbesondere<br />
die USA, Japan <strong>und</strong> Korea. Die Ergebnisse der Marktanalysen<br />
<strong>und</strong> -prognosen werden auf den Marktforschertreffen<br />
des Industrieverbandes im Frühjahr<br />
<strong>und</strong> im Herbst eines jeden Jahres in Frankfurt mit den<br />
Branchenexperten diskutiert.<br />
MANTYS: Ein europäisches <strong>Forschung</strong>snetzwerk<br />
zur Identifizierung von Trends in<br />
der Fertigungstechnik <strong>und</strong> ihrer ökonomischen<br />
Bewertung<br />
H.-G. Vieweg in Kooperation mit europäischen <strong>Forschung</strong>sinstituten<br />
für die EU-Kommission, Generaldirektion<br />
<strong>Forschung</strong>, September 2001 bis Oktober 2005.<br />
Das Projekt untersucht technische Trends sowohl bei<br />
den Herstellern als auch bei den Anwendern von<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 54<br />
Werkzeugmaschinen, die Einfluss haben auf den Bedarf<br />
an Technologien, <strong>und</strong> die sich dar<strong>aus</strong> ergebenden<br />
Investitionsvolumina. Im Mittelpunkt steht die Zukunft<br />
der Fertigungstechnik, insbesondere in der Metallverarbeitung.<br />
Die am Projekt beteiligten wissenschaftlichen<br />
<strong>Institut</strong>e der Wirtschaftsforschung analysieren<br />
die Nachfrage nach Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen im<br />
Zeitverlauf. Hierbei handelt es sich einmal darum,<br />
Ursachen für die zyklischen Schwankungen der Ordertätigkeit<br />
zu ermitteln. Zum zweiten werden die<br />
Abnehmerbranchen untersucht, um Erklärungsfaktoren<br />
für deren Investitionstätigkeit zu identifizieren<br />
<strong>und</strong> um langfristige Trends der Nachfrage aufzeigen zu<br />
können. Um die wirtschaftliche Bedeutung erwarteter<br />
technischer Entwicklungen abschätzen zu können<br />
besteht eine enge Kooperation zwischen den technologischen<br />
<strong>Forschung</strong>sinstituten <strong>und</strong> dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Die Unterhaltungsautomatenwirtschaft<br />
erwartet von einer Änderung<br />
der institutionellen Rahmenbedingungen<br />
eine günstigere Wirtschaftsentwicklung<br />
H.-G. Vieweg für den Verband der Deutschen Automatenindustrie,<br />
November 2004 bis November 2005.<br />
Der Umsatz der Unterhaltungsautomatenwirtschaft<br />
erreichte 2004 ein Volumen von 3,82 Mrd. EUR, was<br />
einem Rückgang von etwa 2 % entsprach. Auffällig ist<br />
insbesondere, dass die Branche nicht an den im Durchschnitt<br />
hohen Wachstumsraten des Glücks- <strong>und</strong><br />
Gewinnspielmarktes von 3 bis 4 % pro Jahr, die zwischen<br />
1995 <strong>und</strong> 2004 erreicht wurden, partizipiert. Die<br />
Branche identifiziert als Ursache die hohe Regulierungsdichte<br />
<strong>und</strong> erwartet sich von einer umfassenden strukturellen<br />
Änderung der, in ihren Gr<strong>und</strong>zügen seit 1953<br />
nicht mehr veränderten, Spielverordnung eine dauerhafte<br />
Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. So hofft<br />
man, dass die 2004 erfolgte interministerielle Abstimmung<br />
zur Änderung der Spielverordnung unter<br />
Leitung des BMWA zu der erwarteten Strukturreform<br />
im Jahr 2005 führt <strong>und</strong> unter verbesserten institutionellen<br />
Bedingungen die Unterhaltungsautomatenwirtschaft<br />
die Phase schwacher bis rückläufiger Entwicklung überwinden<br />
kann. Die Ergebnisse der für den Verband<br />
erstellten Studie werden zum Auftakt der internationalen<br />
Messe der Automatenwirtschaft, IMA, auf einer<br />
Pressekonferenz in Nürnberg vorgestellt.
Entwicklung des Maschinenb<strong>aus</strong><br />
H.-G Vieweg in Kooperation mit dem deutschen<br />
Maschinenbauverband, VDMA, <strong>und</strong> dem deutschen<br />
Verband der Hersteller elektronischer <strong>und</strong> elektrischer<br />
Erzeugnisse für die EU-Kommission, Januar 2004 bis<br />
Dezember 2005.<br />
Ziel des Projektes ist der Aufbau einer europäischen<br />
Datenbank für die neuen EU-Mitgliedstaaten, die<br />
sowohl nach Fachzweigen als auch nach Ländern<br />
differenziert ist, <strong>und</strong> die Analyse der Wettbewerbsposition<br />
der europäischen Hersteller im internationalen<br />
Vergleich, insbesondere gegenüber den USA <strong>und</strong><br />
Japan. Dabei ist der Stand der Transformation zu<br />
bewerten, der Grad der Privatisierung einzuschätzen<br />
<strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit der neuen Mitgliedstaaten<br />
zu beurteilen.<br />
CES<strong>ifo</strong> International Spring Conference 2005<br />
H.-G.Vieweg organisiert die CES<strong>ifo</strong> Frühjahrskonferenz<br />
zur Konjunktur am 17. <strong>und</strong> 18. März 2005 in Berlin.<br />
Ein Schwerpunkt der Veranstaltung im Jahr 2005 bildet<br />
die Diskussion über eine auf Wachstum gerichtete<br />
europäische Wirtschaftspolitik. Am ersten Tag wird der<br />
Staatssekretär <strong>aus</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Arbeit, Dr. Bernd Pfaffenbach, zu diesem<br />
Thema referieren. Am zweiten Tag wird der Generaldirektor<br />
»Unternehmen«, Dr. Rolf Reichenbach, <strong>aus</strong><br />
europäischer Sicht dazu Stellung nehmen. Im weiteren<br />
Verlauf des ersten Tages werden makroökonomische<br />
Probleme der Weltwirtschaft diskutiert. Eine Einführung<br />
gibt John Llewllyn, Lehman Brothers, europäische<br />
Aspekte behandelt Prof. Hans-Werner Sinn,<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, während David Walton, Goldman Sachs, sich<br />
auf die Eurozone konzentriert. Am zweiten Tag wird<br />
eine Reihe <strong>aus</strong>gewählter Branchen analysiert.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturberichte für die Messe<br />
Frankfurt<br />
R. Hild, H.-D. Karl, J. Lachner, U. Chr.Täger, vier <strong>Berichte</strong><br />
pro Jahr für die Messe Frankfurt GmbH.<br />
Als Hintergr<strong>und</strong> für die Geschäftsentwicklung im<br />
Messewesen <strong>und</strong> speziell für <strong>aus</strong>gewählte Messeveranstaltungen<br />
in Frankfurt erstellte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> auch<br />
im Jahr 2004 <strong>Berichte</strong>, in denen die konjunkturelle Lage<br />
<strong>und</strong> die kurz- bis mittelfristigen Perspektiven auf verschiedenen<br />
Ebenen dargestellt wurden. Standardmäßig<br />
wurde die Weltwirtschaft insgesamt <strong>und</strong> in regionaler<br />
Differenzierung, die deutsche Gesamtwirtschaft insgesamt<br />
<strong>und</strong> in ihren wichtigsten Komponenten, das<br />
Verarbeitende Gewerbe insgesamt <strong>und</strong> in seiner<br />
sektoralen Differenzierung sowie der Handel, differenziert<br />
nach Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel, behandelt.<br />
Weiterhin wurden in Abhängigkeit vom jeweils<br />
aktuellen Messeplan fallweise spezielle Aspekte vertieft<br />
oder einzelne Sektoren gesondert bearbeitet. Das<br />
Projekt wird im Jahr 2005 fortgeführt.<br />
<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog 2005<br />
R. Hild, G. Nerb, V. Rußig, H. Blau, J. Gürtler, J. Lachner,<br />
H. Russ in Kooperation mit der IHK für München <strong>und</strong><br />
Oberbayern.<br />
Geplant wie <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog 2004.<br />
Chancen <strong>und</strong> Risiken veränderter<br />
Rahmenbedingungen für die Dienstleistungsunternehmen<br />
durch die EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />
G. Nerb, H. Schmalholz, M. Dischinger, W. Eggert,<br />
Th. Fester, R. Hild, Th. Kiessl, J. Lachner, C. Pohl,<br />
M. Reinhard in Kooperation mit dem DIW, Berlin, für<br />
das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit,<br />
Dezember 2004 bis April 2005.<br />
Ziel ist es nicht, eigene modellgestützte Untersuchungen<br />
zu den vor<strong>aus</strong>sichtlichen quantitativen<br />
Auswirkungen der Richtlinie hinsichtlich Beschäftigung<br />
<strong>und</strong> Wachstum in Deutschland durchzuführen.<br />
Vielmehr geht es darum, bereits vorliegende umfangreiche<br />
Modellschätzungen – insbesondere die des CPB<br />
Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis <strong>und</strong><br />
zum anderen die des dänischen <strong>Institut</strong>s Copenhagen<br />
Economics – gründlich auf ihre Aussagefähigkeit für<br />
Deutschland hin zu untersuchen. Die Hauptarbeit liegt<br />
jedoch darin, die bisher nur globalen Aussagen zu<br />
disaggregieren <strong>und</strong> auf ein breites Spektrum von<br />
Dienstleistungsbranchen herunterzubrechen.<br />
Branchenforschung<br />
EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />
auf dem Prüfstand<br />
55 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Nachhaltige umwelt<strong>und</strong><br />
sozialverträgliche<br />
Entwicklung – Leitbild der<br />
<strong>Forschung</strong> des Bereichs<br />
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
Für den Bereich Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr bedeutete<br />
das Jahr 2004 einen Umbruch. Prof. Sprenger,<br />
der den Umweltbereich des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s viele Jahre leitete,<br />
beendete im Herbst 2004 seine aktive Dienstzeit<br />
im <strong>Institut</strong>. Nachfolger wurde im Rahmen einer<br />
gemeinsamen Berufung Prof. Dr. Peter Egger, der ab<br />
dem Jahr 2005 zusätzliche Akzente auf den Gebieten<br />
»International Trade« <strong>und</strong> »Regionalökonomie«<br />
setzen wird. Im Jahr 2004 befasste sich der Bereich mit<br />
den vielfältigen Facetten einer Politikgestaltung, die<br />
sich am Leitbild einer nachhaltig umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichen<br />
Entwicklung orientiert.<br />
Ausgangspunkt der Nachhaltigkeitsdiskussion war die<br />
Nord-Süd-Debatte im Rahmen der so genannten<br />
Br<strong>und</strong>tland-Kommission. Demnach ist eine Entwicklung<br />
dann nachhaltig, wenn die heutige Generation ihre<br />
Bedürfnisse befriedigt, ohne nachfolgenden Generationen<br />
die Möglichkeit zu nehmen, ihre Bedürfnisse zu<br />
befriedigen. Durch die UN-Konferenz für Umwelt <strong>und</strong><br />
Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde der Nachhaltigkeitsgedanke<br />
nicht nur international popularisiert,<br />
sondern auch in die Politikprozesse der einzelnen<br />
Staaten, Länder <strong>und</strong> Kommunen hineingetragen. In<br />
Deutschland hat dieser Prozess jüngst zur Verabschiedung<br />
einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie geführt.<br />
Nachhaltigkeit kann in erster Linie als eine regulative<br />
Idee verstanden werden. Trotz unterschiedlicher<br />
Sichtweisen <strong>und</strong> Bewertungen im Einzelnen lassen sich<br />
in den letzten Jahren verschiedene Schwerpunktverschiebungen<br />
beobachten:<br />
– Die Versuche, Nachhaltigkeit im Sinne intergenerationeller<br />
Fairness mit Hilfe ökonomischer Kapitalbestandteile<br />
zu operationalisieren, hat eine intensive<br />
Debatte darüber <strong>aus</strong>gelöst, wie sich die einzelnen<br />
Kapitalbestandteile zueinander verhalten (substitutiv,<br />
komplementär, zeitlicher Aspekt), wie sie zu messen<br />
sind <strong>und</strong> wie weit ökonomische Abwägung gehen<br />
darf.<br />
– Die in der neoklassischen Ressourcenökonomie<br />
seit langem thematisierte Frage der intergenerationellen<br />
Verteilung ist stärker mit der Frage intragenerationeller<br />
Verteilung verknüpft worden.<br />
– Zwischen Natur-, Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />
ist es zu verstärkter Zusammenarbeit gekommen,<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 56<br />
um die Komplexität des ökologischen <strong>und</strong> des<br />
sozioökonomischen Systems nicht nur isoliert zu<br />
betrachten (z.B. im Hinblick auf Irreversibilitäten,<br />
zeitliche Verzögerungen, unterschiedliche Formen<br />
von Unsicherheit).<br />
– Die Beteiligung <strong>und</strong> Einbindung gesellschaftlicher<br />
Gruppen in den Prozess der Strategiebestimmung,<br />
der Zielfindung <strong>und</strong> Zielsetzung, der instrumentellen<br />
Umsetzung <strong>und</strong> der Evaluation ist als zentraler<br />
B<strong>aus</strong>tein in der Nachhaltigkeitsdiskussion anerkannt<br />
(prozedurale Dimension).<br />
– Die Abstimmung zwischen der ökologischen, ökonomischen<br />
<strong>und</strong> sozialen Dimension der Nachhaltigkeit<br />
ist nicht nur in »negativer« Form vorzunehmen.<br />
Vielmehr sind verstärkt Synergien zu suchen <strong>und</strong><br />
insbesondere ökologische Aspekte von Anfang an in<br />
andere Politikbereiche zu integrieren.<br />
Trotz der Unbestimmtheit des Begriffs Nachhaltige<br />
Entwicklung sieht der <strong>Forschung</strong>sbereich Umwelt,<br />
Regionen <strong>und</strong> Verkehr fruchtbare Ansätze, zu einer<br />
angemessenen inhaltlichen Präzisierung dieses<br />
anspruchsvollen Konzepts beizutragen. Dabei geht es<br />
nicht darum, unmittelbar umsetzbare Patentrezepte zu<br />
erstellen, sondern eine sinnvolle Diskussion <strong>und</strong> damit<br />
einen gesellschaftlichen Lernprozess anzustoßen.<br />
Es ist dabei das Ziel, das Konzept der Nachhaltigkeit<br />
– mit Hilfe verschiedener theoretischer Ansätze in der<br />
Ökonomie – wie z.B. der neoklassischen Theorie<br />
der externen Effekte <strong>und</strong> der öffentlichen Güter oder<br />
institutionenökonomischen Ansätzen (Pfadabhängigkeiten,<br />
Verfügungsrechte, Transaktionskosten etc.) –<br />
konzeptionell einzugrenzen;<br />
– mit mikroökonomischen Methoden auf der Basis<br />
des im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> etablierten Instrumentariums<br />
(insbesondere den Unternehmensbefragungen) <strong>und</strong><br />
Methoden der Evaluationsforschung zu analysieren<br />
sowie<br />
– politisch umsetzbare Handlungsvorschläge zu<br />
erarbeiten.<br />
Inhaltlich lassen sich die Arbeiten derzeitig den im Folgenden<br />
dargestellten <strong>Forschung</strong>sschwerpunkten zuordnen:<br />
– Wirkungsanalysen in Bezug auf Instrumente <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ionen<br />
zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens,
– Nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> Beschäftigung,<br />
– Nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> Verteilung,<br />
– Nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> Verkehr,<br />
– Ressourcenmanagement in der Wasserwirtschaft.<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
GLOWA-DANUBE: Ein regionalökonomisches<br />
Modell der wirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> der industriellen<br />
Wassernutzung im Einzugsgebiet<br />
der oberen Donau<br />
R.-U. Sprenger, M. Egerer, E. Langmantel, J.Wackerbauer<br />
in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München für das <strong>Forschung</strong>szentrum für Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Umwelt (GSF) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />
<strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, Januar 2001 bis Februar 2004,<br />
Veröffentlichung in: Jahrbuch für Regionalwissenschaft<br />
Vol 24, 2/2004; International Journal of River Basin<br />
Management Vol 1, 2/2003.<br />
Dieses Projekt ist Teil eines interdisziplinären <strong>Forschung</strong>sprojektes<br />
mit dem Titel: »GLOWA-DANUBE –<br />
integrative Techniken, Szenarien <strong>und</strong> Strategien zum<br />
globalen Wandel des Wasserkreislaufs am Beispiel des<br />
Einzugsgebiet der Oberen Donau«. Zielsetzung dieses<br />
<strong>Forschung</strong>svorhabens ist es, für den funktionalen Typ<br />
des Wassereinzugsgebietes im Gebirgsvorland der<br />
Industrielle Wertschöpfung<br />
Regionales BIP<br />
Bevölkerung<br />
Baulandpreis<br />
Industrieller Wasserverbrauch<br />
Wasserpreis<br />
a) Bei konstanter Produktivität.<br />
Quelle: Berechnungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
humiden Breiten Integrationstechniken, integrierte<br />
Modelle <strong>und</strong> integrierte Monitoringverfahren zu entwickeln,<br />
zu validieren <strong>und</strong> im netzwerkbasierten, integrierten<br />
Umwelentscheidungs Unterstützungssystem<br />
DANUBIA zu implementieren. DANUBIA enthält die<br />
wesentlichen natur- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen<br />
Prozesse, die zur realitätsnahen Modellierung von<br />
Wasserflüssen in Gebirgsvorlandsituationen benötigt<br />
werden. Es wird regional übertragbar <strong>und</strong> damit auf<br />
eine breite Palette von Einzugsgebieten anwendbar<br />
sein. Die Projektpartner von GLOWA-DANUBE kommen<br />
<strong>aus</strong> den Disziplinen Meteorologie, Hydrologie,<br />
Fernerk<strong>und</strong>ung, Gr<strong>und</strong>wasser, Wasserwirtschaft,<br />
Glaziologie, Ökonomie, Landwirtschaft, Tourismus,<br />
Umweltpsychologie <strong>und</strong> Computerwissenschaft. Das<br />
Ziel der ökonomischen Komponente von DANUBIA<br />
besteht darin, die industrielle Aktivität <strong>und</strong> den industriellen<br />
Wasserverbrauch zu modellieren. Zu diesem<br />
Zweck wurde das regionalökonomische Modell RIWU<br />
(Regional Industrial Water Use) entwickelt.<br />
Das regionalökonomische Modell RIWU ist dazu<br />
geeignet, die Entscheidungen verschiedener Akteure in<br />
Bezug auf die Inanspruchnahme der Wasserressourcen<br />
zu analysieren. Es basiert auf der Annahme eines<br />
repräsentativen profitmaximierenden Industrieunternehmens,<br />
das zwei lokale Inputs, nämlich Boden<br />
<strong>und</strong> Wasser, beansprucht. Die Industrieproduktion <strong>und</strong><br />
der lokale Dienstleistungssektor bestimmen zusammen<br />
das allgemeine Niveau der ökonomischen Aktivität in<br />
der Untersuchungsregion, welches wiederum die H<strong>aus</strong>haltseinkommen<br />
<strong>und</strong> die Bevölkerungsdichte beeinflus-<br />
RIWU- Simulation einer 1,0% Steigerung der regionalen Exporte a)<br />
(a) Wasserpreis = konst.<br />
(in %)<br />
0,53<br />
0,34<br />
0,25<br />
0,12<br />
0,40<br />
0,00<br />
(b) Wasserverbrauch = konst.<br />
(in %)<br />
0,49<br />
0,31<br />
0,24<br />
0,11<br />
0,00<br />
0,68<br />
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
Ökonomisches<br />
Regionalmodell für das<br />
Einzugsgebiet der oberen<br />
Donau …<br />
57 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
… – ein geeignetes<br />
Instrument zur Prognose<br />
regionalwirtschaftlicher<br />
Entwicklung<br />
sen. RIWU ist in das System DANUBIA integriert: Es<br />
versorgt die anderen Komponenten mit Daten über<br />
die H<strong>aus</strong>haltseinkommen, die Bevölkerungsdichte <strong>und</strong><br />
die industrielle Wassernachfrage <strong>und</strong> verwendet Daten<br />
über Wassernachfrage <strong>und</strong> -angebot der anderen<br />
Modelle, um den Wasserpreis zu bestimmen. Das<br />
Modell besteht <strong>aus</strong> acht Modellgleichungen, mit denen<br />
sieben endogene Variablen (Wertschöpfung der Industrie,<br />
Bruttoinlandsprodukt, Baulandpreis, Bevölkerung,<br />
H<strong>aus</strong>haltseinkommen, gewerbliche Wassernachfrage<br />
<strong>und</strong> Wassereigenförderung der Industrie) prognostiziert<br />
werden. Die exogenen Vorgaben sind der Auslandsumsatz<br />
<strong>und</strong> die Bodenfläche.<br />
Die Modellgleichungen wurden unter Berücksichtigung<br />
der jüngsten Erkenntnisse im Bereich der empirischen<br />
regionalökonomischen <strong>Forschung</strong> entwickelt <strong>und</strong><br />
anhand der verfügbaren Daten auf Landkreisebene<br />
geschätzt. Diese Schätzungen der Modellgleichungen<br />
ergaben, dass die industrielle Produktion in einem<br />
positiven Zusammenhang mit den lokalen Exporten <strong>und</strong><br />
in einem negativen Zusammenhang mit den Landnutzungs-<br />
<strong>und</strong> Wasserpreisen steht. Allerdings ist die<br />
Elastizität der Industrieproduktion bezüglich des Wasserpreises<br />
deutlich niedriger als bezüglich des Landnutzungspreises.<br />
Dieses Ergebnis korrespondiert mit der<br />
Tatsache, dass im Einzugsgebiet der oberen Donau bis<br />
zum jetzigen Zeitpunkt kein Wassermangel besteht.<br />
Das regionalökonomische Modell RIWU erwies sich<br />
als geeignetes Instrument für die Prognose der regionalwirtschaftlichen<br />
Entwicklung <strong>und</strong> des industriellen<br />
Wasserverbrauchs. Es stellte sich her<strong>aus</strong>, dass Wasserknappheit<br />
<strong>und</strong> steigende Wasserpreise im Einzugsgebiet<br />
der Oberen Donau nur einen geringen Einfluss<br />
auf das Wachstum der Industrieproduktion haben. Der<br />
Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die Industrie im Fall zunehmender<br />
Wasserknappheit oder steigender Wasserpreise die<br />
Wasserförderung durch eine erhöhte Wiederverwendung<br />
von Wasser in geschlossenen Kreisläufen<br />
substituiert. Des Weiteren konnte RIWU mit Erfolg in<br />
das Entscheidungs-Unterstützungssystem DANUBIA<br />
integriert werden <strong>und</strong> t<strong>aus</strong>cht auf diese Weise eine<br />
Vielzahl von Daten mit den anderen Modellen <strong>aus</strong> den<br />
Sozial- <strong>und</strong> Naturwissenschaften <strong>aus</strong>. In diesem<br />
Kontext interdisziplinärer <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Modellierung<br />
kann RIWU als Instrument für Fragen des Ressourcen-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 58<br />
managements in der Wasserwirtschaft verwendet <strong>und</strong><br />
auf andere Wassereinzugsgebiete übertragen werden.<br />
Prognosen des Hafenumschlags<br />
in den bayerischen Häfen am Main <strong>und</strong> am<br />
Main-Donau-Kanal bis zum Jahr 2015<br />
H. Arnold-Rothmaier, K. Behring für das Bayerische<br />
Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />
<strong>und</strong> Technologie, Mai 2003 bis Oktober 2004.<br />
Wesentliches Ziel dieser Untersuchung war es, <strong>aus</strong>gehend<br />
von der Umschlagsentwicklung in den bayerischen<br />
Mainhäfen, die Perspektiven der Binnenschifffahrt<br />
bis zum Jahr 2015 aufzuzeigen.<br />
Die Binnenschifffahrt zeichnet sich durch eine hohe<br />
Mengenleistungsfähigkeit <strong>und</strong> geringe spezifische<br />
Transportkosten <strong>aus</strong>. Aufgr<strong>und</strong> ihres geringen Energie<strong>und</strong><br />
Flächenverbrauchs sowie niedriger Emissionswerte<br />
ist sie ein relativ umweltfre<strong>und</strong>licher Verkehrsträger,<br />
der eine hohe Verkehrssicherheit aufweist.<br />
Zudem gibt es auf den Wasserstraßen nach wie vor<br />
freie Kapazitäten. Nachteilig ist jedoch, dass aufgr<strong>und</strong><br />
des begrenzten schiffbaren Wasserstraßennetzes eine<br />
direkte flächendeckende Bedienung nicht möglich ist<br />
<strong>und</strong> die Binnenschiffe eine vergleichsweise niedrige<br />
Geschwindigkeit aufweisen.<br />
Transportleistung in Deutschland<br />
Quelle: B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen; <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>.<br />
Der Anteil der Binnenschifffahrt am gesamten binnenländischen<br />
Verkehr schrumpft seit 1960. Im Jahr 2002
entfielen in Deutschland nur noch gut 15 % der im<br />
Fernverkehr erbrachten Verkehrsleistung auf diesen<br />
Verkehrsträger. Ursächlich für die hohen Verluste ist<br />
der Güterstruktureffekt. Die Binnenschifffahrt ist<br />
systembedingt ein Massengutfrachtführer. Die Transporte<br />
von Massengütern nehmen jedoch unterproportional<br />
zu bzw. sind rückläufig. Die wachstumsstarken<br />
Produkte, die Halb- <strong>und</strong> Fertigwaren, werden<br />
hingegen kaum auf dem Wasser befördert. Auch<br />
künftig dürfte die Binnenschifffahrt unterproportional<br />
wachsen, so dass ihr Anteil an der gesamten<br />
Transportleistung weiter schrumpfen wird.<br />
Güterumschlag der Häfen am bayerischen Main <strong>und</strong><br />
Main-Donau-Kanal<br />
Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik <strong>und</strong> Datenverarbeitung; <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>.<br />
Auch am bayerischen Main schrumpfte der Umschlag<br />
der Binnenschifffahrt deutlich. Nach 10,4 Mill. t in 1990<br />
wurden in 2003 nur noch 4,9 Mill. t gelöscht<br />
bzw. verladen. Neben dem allgemeinen Rückgang von<br />
Massenguttransporten waren hierfür auch spezifische<br />
Veränderungen in der regionalen Wirtschaftsstruktur<br />
<strong>aus</strong>schlaggebend. Zudem vergrößerten 2003 konjunkturell<br />
bedingte Einbußen, Niedrigwasser sowie<br />
witterungsbedingt geringe Erntemengen die Umschlagsverluste.<br />
In den Häfen am Main <strong>und</strong> am Main-Donau-Kanal<br />
werden vorwiegend Güter <strong>aus</strong> der bzw. für die Region<br />
umgeschlagen. Die aufkommensgewichtigsten Güter<br />
sind Steine <strong>und</strong> Erden mit einem Anteil zwischen<br />
40 <strong>und</strong> 50 %. Auf Produkte von bzw. für die Land-<br />
wirtschaft (Getreide, Futtermittel, Düngemittel)<br />
entfallen weitere knapp 30%. Einen Anteil von gut<br />
10% entfällt auf den Umschlag von Mineralölerzeugnissen.<br />
Die Abschätzungen des künftigen hafenspezifischen<br />
Empfangs- <strong>und</strong> Versandaufkommen der Binnenschifffahrt<br />
basieren auf dem wirtschaftlichen Entwicklungspotential<br />
im Einzugsbereich der Häfen. Neben<br />
den relativen Kosten der Binnenschifffahrt <strong>und</strong> der<br />
Wettbewerbsfähigkeit der Häfen hinsichtlich ihrer<br />
Infrastruktur beeinflussen zudem auch die Globalisierung<br />
<strong>und</strong> die EU-Osterweiterung – beides wirkt<br />
verkehrsmengensteigernd – den künftigen Güterumschlag.<br />
Der Umschlag der Binnenschifffahrt in den bayerischen<br />
Mainhäfen wird im Jahr 2015 bei r<strong>und</strong> 6 Mill. t liegen.<br />
Das höchste Umschlagsaufkommen wird der Güterbereich<br />
Steine <strong>und</strong> Erden aufweisen, trotz schwacher<br />
Aufkommensgewinne dürfte sein Anteil leicht sinken.<br />
Deutliche Mengensteigerungen werden dagegen die<br />
agrarwirtschaftlichen Erzeugnisse verzeichnen, ihr<br />
Umschlagsanteil dürfte auf gut 30 % steigen. Anteilsgewinne<br />
werden zudem die hochwertigen Güter<br />
einschließlich Containerverkehre verbuchen, deren<br />
Umschlagsanteil mit gut 2 % allerdings auch im Jahr<br />
2015 relativ niedrig sein wird.<br />
Wie ist mit möglichen Verlierern umweltpolitischer<br />
Neuregelungen im<br />
Unternehmenssektor umzugehen?<br />
Eine umweltökonomische Analyse<br />
<strong>und</strong> ein umweltpolitischer Vergleich<br />
zwischen Deutschland, Japan <strong>und</strong> den USA<br />
R.-U. Sprenger in Kooperation mit K. Yamamura,<br />
University of Washington, M. Schreurs, K. Hiromi,<br />
R. Percival, University of Maryland, K. O'Neill, University<br />
of Cal<strong>ifo</strong>rnia at Berkeley, B. Barrett, United<br />
Nations University Tokyo, H. Imura, Nagoya University,<br />
H. Ohta, Aoyama University, A. Igarashi, Rikkyo<br />
University, Chr. Beuermann, Wuppertal <strong>Institut</strong>,<br />
H. Weidner, Wissenschaftszentrum Berlin für<br />
Sozialforschung, E. Rehbinder, Universität Frankfurt am<br />
Main, L. Mez, Freie Universität Berlin, für Tamaki<br />
Fo<strong>und</strong>ation, Seattle/USA, 2002 bis 2004, Veröffentlichung<br />
in Vorbereitung.<br />
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
Nur geringes Wachstum<br />
der Binnenschifffahrt bis<br />
zum Jahr 2015<br />
59 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
Kompensationsmaßnahmen<br />
für »Verlierer« der<br />
Umweltpolitik<br />
Bei der Evaluierung umweltpolitischer Neuregelungen<br />
stehen in der Regel Fragen nach den Umwelteffekten<br />
<strong>und</strong> der ökonomischen Effizienz im Vordergr<strong>und</strong>.<br />
Dagegen ist das wissenschaftliche Interesse an den vermeintlich<br />
Betroffenen bzw.Verlierern der Reform eher<br />
gering. Da die meisten umweltpolitischen Reformen<br />
von den betroffenen Wirtschaftsgruppen mitunter<br />
sehr heftig bekämpft werden, erscheint es sinnvoll <strong>und</strong><br />
notwendig, den tatsächlichen oder möglichen negativen<br />
Verteilungswirkungen der Umweltpolitik mehr<br />
Beachtung zu schenken. Dabei geht es im Wesentlichen<br />
um folgende Fragen:<br />
– Lassen sich die möglichen Verlierer einer umweltpolitischen<br />
Neuregelung identifizieren, <strong>und</strong> welches<br />
Gewicht haben die vor<strong>aus</strong>sichtlichen Verlierer?<br />
– Welche Argumente sprechen gegen oder für Anpassungserleichterungen<br />
oder Kompensationsmaßnahmen?<br />
Im <strong>Forschung</strong>sbeitrag des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s sollen diese<br />
Fragen zunächst <strong>aus</strong> umweltökonomischer Sicht<br />
behandelt werden. In einem zweiten Untersuchungsschritt<br />
werden für Deutschland, Japan <strong>und</strong> die USA die<br />
vorherrschenden Politikstile <strong>und</strong> Anpassungs- bzw.<br />
Kompensationsmechanismen diskutiert. Schließlich<br />
wird der Frage nach den Rückwirkungen von Anpassungserleichterungen<br />
<strong>und</strong> Kompensationsmaßnahmen<br />
auf die angestrebten Umweltziele <strong>und</strong> die ökonomische<br />
Effizienz nachgegangen.<br />
Alleviating Traffic Congestion<br />
T. Rave in Kooperation mit R. Arnott, Boston College,<br />
R. Schöb, Universität Magdeburg, MIT-Publikationsprojekt,<br />
2002 bis 2004, Veröffentlichung in Vorbereitung.<br />
Ein wesentliches Defizit der bisherigen <strong>Forschung</strong> ist<br />
die Tatsache, dass sich die Ökonomie bislang fast<br />
<strong>aus</strong>schließlich auf die Ausarbeitung optimaler<br />
Preislösungen zur Anlastung von externalisierten Staukosten<br />
konzentriert, dabei aber die hohen Implementationskosten<br />
<strong>und</strong> praktischen Schwierigkeiten derartiger<br />
Maßnahmen vernachlässigt hat. In dieser Studie<br />
werden auch Alternativen zu diesem »Congestion<br />
Pricing« näher untersucht <strong>und</strong> zu diesem Zweck<br />
anstelle der bislang vorherrschenden makroskopischen<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 60<br />
eine stärker mikroskopische Sichtweise zugr<strong>und</strong>e gelegt,<br />
mit deren Hilfe Verkehrsflüsse <strong>und</strong> -verhalten<br />
detaillierter beschrieben werden können. Diese Art<br />
der Politikanalyse wird schließlich anhand von Fallstudien<br />
veranschaulicht.<br />
Umweltorientierte Subventionspolitik<br />
T. Rave, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Dissertation,<br />
eingereicht im September 2004 an der Universität<br />
Kassel, 2002 bis 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Beiträge<br />
zur Wirtschaftsforschung Bd. 18, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München<br />
2005.<br />
Ziel dieser Arbeit ist es, Konturen einer auf Umweltwirkungen<br />
<strong>aus</strong>gerichteten Subventionspolitik in der<br />
B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>aus</strong>findig zu machen <strong>und</strong><br />
zu überprüfen, welche Chancen <strong>und</strong> Gefahren einer<br />
stärkeren Politikintegration zwischen Umwelt- <strong>und</strong><br />
Subventionspolitik bestehen. Angesichts der Vielfalt<br />
subventionsrelevanter Phänomene in der Praxis<br />
konzentriert sich die Arbeit darauf, unter möglichst<br />
einheitlichen <strong>und</strong> übergreifenden Gesichtspunkten<br />
gr<strong>und</strong>legende Entwicklungen nachzuzeichnen, Problemschwerpunkte<br />
her<strong>aus</strong>zuarbeiten <strong>und</strong> den aktuellen<br />
Handlungsbedarf exemplarisch zu verdeutlichen.<br />
Den theoretischen Hintergr<strong>und</strong> bildet dabei die<br />
moderne <strong>Institut</strong>ionenökonomik.<br />
Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Ökonomie – ein<br />
Vergleich anhand möglicher Pivatisierungs<strong>und</strong><br />
Liberalisierungsmaßnahmen<br />
im Bereich der Trinkwasserversorgung<br />
in Deutschland<br />
M. Egerer, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Dissertation,<br />
eingereicht im November 2004 an der Universität<br />
Kassel, 2002 bis 2004,Veröffentlichung in Vorbereitung.<br />
Einer der wenigen Wirtschaftszweige, der in Deutschland<br />
immer noch nicht vollständig privatisiert bzw. liberalisiert<br />
wurde, ist die Wasserversorgung. Die Arbeit<br />
analysiert vor dem Hintergr<strong>und</strong> der diesbezüglichen<br />
Diskussion in Deutschland, mit welchen Auswirkungen<br />
bei einer gr<strong>und</strong>legenden Privatisierung bzw. Liberalisierung<br />
des Marktes zu rechnen ist. Dabei wird besonders<br />
auf die Erfahrungen, die in anderen Ländern mit<br />
unterschiedlichen Versorgungssystemen gemacht werden,<br />
zurückgegriffen.
Projekte in Bearbeitung:<br />
Entwicklung, Durchführung<br />
<strong>und</strong> Evaluierung eines problemgerechten<br />
<strong>und</strong> computerbasierten informellen<br />
Beteiligungsverfahrens zur Nutzung<br />
von GLOWA-DANUBE durch interessierte<br />
Stakeholder (»Stakeholder-Beteiligung«)<br />
R.-U. Sprenger, U. Triebswetter in Kooperation<br />
mit W. M<strong>aus</strong>er, R. Hennicker, Ludwig-Maximilians<br />
Universität München, für das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, März 2004 bis Februar 2007.<br />
Das GLOWA-Stakeholder-Projekt steht vor der Aufgabe,<br />
die Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung von DANUBIA,<br />
das Szenarien zur Veränderung des Wasserh<strong>aus</strong>halts<br />
modelliert, im Diskurs mit noch zu identifizierenden<br />
gesellschaftlichen Anspruchsgruppen (Stakeholdern)<br />
zu gestalten. Durch die konsequente Einbindung von<br />
Stakeholdern wird ein entscheidender Beitrag sowohl<br />
zur Validierung des Systems in Bezug auf seine Praxistauglichkeit<br />
als auch zu seiner konkreten Nutzung<br />
erwartet. Des Weiteren soll die Benutzbarkeit von<br />
DANUBIA durch Nichtexperten unterstützt werden.<br />
Hinsichtlich der Methodik soll systematisch <strong>und</strong><br />
strukturiert ein informelles Verfahren zur Beteiligung<br />
von Stakeholdern problem- <strong>und</strong> adressatengerecht<br />
konzipiert, operativ geplant <strong>und</strong> experimentell erprobt<br />
werden. Darüber hin<strong>aus</strong> werden durch eine prozessbegleitende<br />
Evaluierung die Ergebnisqualität verbessert<br />
<strong>und</strong> die Ergebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen der<br />
Öffentlichkeit in geeigneter Form zur Verfügung<br />
gestellt.<br />
Die Umweltwirtschaft in der Region<br />
München<br />
U. Triebswetter, J. Wackerbauer für das Referat für<br />
Arbeit <strong>und</strong> Wirtschaft der Landeshauptstadt München,<br />
April 2004 bis Dezember 2004, Veröffentlichung in<br />
Vorbereitung.<br />
Diese Studie befasst sich mit der Struktur der Umweltwirtschaft<br />
in der Region München <strong>und</strong> ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />
auf internationalen Märkten. Der<br />
Markt für Umweltschutzgüter <strong>und</strong> -dienstleistungen in<br />
der Europäischen Union hat ein Volumen von r<strong>und</strong><br />
183 Mrd. EUIR, davon entfallen 57 Mrd. EUR auf den<br />
deutschen Markt. Die Harmonisierung der Umweltschutzgesetze<br />
in den EU-Beitrittsländern generiert<br />
eine weitere Nachfrage von r<strong>und</strong> 10 Mrd. EUR jährlich.<br />
Die Umweltwirtschaft in der Region München umfasste<br />
in 2003 r<strong>und</strong> 9.000 Beschäftigte in der Umweltschutzgüterproduktion<br />
<strong>und</strong> einen Umsatz mit Umweltschutzgütern<br />
von etwa 1,3 Mrd. EUR. Wichtige<br />
Umweltinnovationen wurden in den Bereichen<br />
erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik, bei<br />
integrierten Technologien im Fahrzeugbau <strong>und</strong> bei der<br />
Entwicklung von Brennstoffzellen identifiziert. Als<br />
Maßnahmen zur weiteren Förderung der Umweltwirtschaft<br />
in der Region München wurde vor allem die<br />
Verstärkung des Marketings <strong>und</strong> der Aufbau eines<br />
Netzwerks von Firmen <strong>aus</strong> der Umweltwirtschaft<br />
empfohlen.<br />
Umweltwirtschaft Schleswig-Holstein 2004:<br />
Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven<br />
J.Wackerbauer, U.Triebswetter in Kooperation mit der<br />
Deutschen Umwelt AG, Kiel, für das Ministerium für<br />
Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Landwirtschaft des Landes<br />
Schleswig-Holstein, Juni 2004 bis März 2005.<br />
Diese Studie beinhaltet eine Bestandsaufnahme der<br />
Umweltwirtschaft in Schleswig-Holstein <strong>und</strong> die<br />
Darstellung ihrer zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten.<br />
Im Zentrum stehen schriftliche <strong>und</strong> mündliche<br />
Befragungen der Anbieter von Umweltschutzgütern<br />
sowie die Darstellung der Nachfrage auf dem<br />
Umweltschutzmarkt auf der regionalen, nationalen <strong>und</strong><br />
internationalen Ebene. Aufbauend auf die Struktur-,<br />
Wettbewerbs- <strong>und</strong> Potentialanalysen werden<br />
abschließend Empfehlungen für regionalpolitische<br />
Strategien zur Förderung der Umweltwirtschaft in<br />
Schleswig-Holstein formuliert.<br />
GLOWA-DANUBE II:Weiterentwicklung des<br />
ökonometrischen Regionalmodells RIWU zu<br />
einem »tiefen« Akteursmodell<br />
M. Egerer, E. Langmantel, J. Wackerbauer, M. Zimmer in<br />
Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
München für das <strong>Forschung</strong>szentrum für Ges<strong>und</strong>heit<br />
<strong>und</strong> Umwelt (GSF) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium für<br />
Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, März 2004 bis Dezember<br />
2006.<br />
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
Berechnung des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s: 9.000 Arbeitsplätze<br />
in der Umweltwirtschaft<br />
in der Region<br />
München<br />
61 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />
Um die Integration sozioökonomischer Gesichtspunkte<br />
<strong>und</strong> naturwissenschaftlicher Aspekte für eine nachhaltige<br />
Wassernutzung zu gewährleisten, hat sich innerhalb<br />
des <strong>Forschung</strong>sverb<strong>und</strong>es GLOWA-DANBUE<br />
eine Gruppe Wissenschaftler <strong>aus</strong> mehr als zehn<br />
Disziplinen zusammengef<strong>und</strong>en. Die Aufgabe des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s in diesem interdisziplinären Projekt ist die<br />
Entwicklung der ökonomischen Komponente des<br />
Entscheidungs-Unterstützungssystems DANUBIA.<br />
Hauptziel dabei ist die Modellierung industrieller<br />
Aktivität <strong>und</strong> ihre Wassernutzung. Nach unzähligen<br />
Tests in der ersten Projektphase bestand DANUBIA in<br />
einem Referenzlauf den »proof-of-concept«. Damit<br />
können zwei unterschiedliche klimatische Szenarien<br />
gerechnet werden, ein »trockenes« <strong>und</strong> ein »feuchtes«,<br />
um dar<strong>aus</strong> die Auswirkungen einer Klimaveränderung<br />
in Bezug auf die Wasserversorgung für<br />
das Einzugsgebiet der Oberen Donau zu simulieren.<br />
Das ökonomische Modell RIWU wurde hierfür<br />
angepasst, so dass im Fall von Wassermangel die industrielle<br />
Wassernachfrage reduziert <strong>und</strong> an das geringere<br />
Dargebot angepasst wird. Durch einen Vergleich der<br />
Bruttoinlandsprodukte <strong>und</strong> H<strong>aus</strong>haltseinkommen der<br />
untersuchten Landkreise in beiden Szenarien kann<br />
unter anderem die Bedeutung einer Klimaerwärmung<br />
für die ökonomische Entwicklung im Einzugsgebiet<br />
abgeleitet werden.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 62
Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />
Der Arbeitsbereich Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />
bietet zwei wirtschaftspolitisch <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />
nutzbare <strong>Service</strong>leistungen nicht nur für deutsche,<br />
sondern vor allem auch für internationale Interessenten.<br />
Zum einen stellt er Informationen über wirtschaftlich<br />
relevante Regulierungen in Europa durch die Einrichtung<br />
einer europäischen ländervergleichenden Datenbank<br />
(DICE Database) sowie die Her<strong>aus</strong>gabe einer Zeitschrift<br />
(DICE Report) bereit. Zum anderen vermittelt er<br />
Know-how über Methoden der empirischen<br />
Wirtschaftsforschung, der Analyse <strong>und</strong> Prognose<br />
wirtschaftlicher Prozesse <strong>und</strong> deren Nutzung für wirtschaftspolitische<br />
Entscheidungen an politikrelevante Einrichtungen<br />
in Transformations- <strong>und</strong> Entwicklungsländern.<br />
Internationale Beratungsprojekte<br />
Mit seinen internationalen Beratungsangeboten<br />
wendet sich das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> an Regierungen, öffentliche<br />
Einrichtungen <strong>und</strong> wissenschaftliche <strong>Institut</strong>ionen, vor<br />
allem in Entwicklungs- <strong>und</strong> Transformationsländern. Im<br />
Vordergr<strong>und</strong> steht die Vermittlung von Know-how zu<br />
Methoden der Beobachtung, Analyse <strong>und</strong> Prognose<br />
wirtschaftlicher Prozesse, zur forschungsgestützten<br />
Politikberatung <strong>und</strong> schließlich generell von Wissen, das<br />
den Auf- oder Ausbau marktwirtschaftlich orientierter<br />
empirischer Wirtschaftsforschungskapazitäten ermöglicht.<br />
Regional konzentriert sich die Beratung auf China,<br />
Zentralasien, Nahost sowie Südosteuropa.<br />
DICE-Datenbank <strong>und</strong> Zeitschrift CES<strong>ifo</strong><br />
DICE Report<br />
Regulierungen der öffentlichen Hand werden im Zuge<br />
der Europäisierung der Wirtschaft immer mehr zum<br />
entscheidenden Standortfaktor für Investitionen <strong>und</strong><br />
wirtschaftliches Wachstum. Die einzelnen nationalen<br />
Regulierungssysteme sind hoch komplex, für Außenstehende<br />
meist unzureichend transparent oder<br />
vergleichbar <strong>und</strong> darüber hin<strong>aus</strong> in schnellem Wandel<br />
begriffen. Die Defizite an vergleichbaren <strong>und</strong> analytisch<br />
konzipierten Informationen zu den institutionellen<br />
Regulierungen in der Europäischen Union <strong>und</strong> ihren<br />
Mitgliedstaaten sind erheblich. Ihnen soll durch<br />
den stufenweisen Auf- <strong>und</strong> Ausbau einer Datenbank<br />
begegnet werden, die von deutschen <strong>und</strong> internationalen<br />
Interessenten gleichermaßen genutzt werden kann.<br />
Die Datenbank trägt den Namen DICE Database for<br />
<strong>Institut</strong>ional Comparisons in Europe.<br />
63<br />
Die Datenbank enthält systematische Bereiche<br />
der institutionellen Gegebenheiten, gesetzlichen Regelungen<br />
<strong>und</strong> Charakteristika der wirtschafts- <strong>und</strong><br />
ordnungspolitischen Gr<strong>und</strong><strong>aus</strong>richtung der europäischen<br />
sowie einiger anderer wichtiger Länder, so<br />
dass Vergleiche im Sinne eines Benchmarking möglich<br />
werden. Die Datenbank ist unentgeltlich im Internet<br />
verfügbar <strong>und</strong> somit eines der neuen <strong>Service</strong>produkte<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. DICE enthält zurzeit – in englischer<br />
Sprache – Informationen zu folgenden Themengruppen:<br />
Arbeitsmarkt, Kapitalmarkt, Öffentliche<br />
Finanzen, Unternehmensumfeld, Soziale Sicherung,<br />
Renten, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bildung. Die Datenbank wird<br />
in der <strong>Forschung</strong>, für die Lehre <strong>und</strong> zur Information<br />
der Öffentlichkeit verwendet. Sie umfasst gegenwärtig<br />
etwa 1.300 Einträge <strong>und</strong> informiert über ca. 4.800<br />
Variable.<br />
Erwerbstätige <strong>und</strong> Arbeitsvolumen in einzelnen<br />
OECD-Ländern, 1979–2002<br />
Quelle: Sachverständigenratsgutachten; OECD Employment Outlook;<br />
DICE Database.<br />
Seit Anfang 2003 wird die Vierteljahreszeitschrift<br />
»CES<strong>ifo</strong> DICE Report – Journal for <strong>Institut</strong>ional<br />
Comparisons« her<strong>aus</strong>gegeben. In der Zeitschrift werden<br />
<strong>Institut</strong>ionen, Regulierungen <strong>und</strong> wirtschaftspolitische<br />
Ansätze im Ländervergleich analysiert. In der<br />
Rubrik »Forum« wird ein Thema von mehreren<br />
Autoren <strong>und</strong> unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />
behandelt. Außerdem gibt es die Rubriken »Research<br />
Reports«, »Reform Models«, »Database« <strong>und</strong><br />
»News«.<br />
DICE Database <strong>und</strong> DICE<br />
Report informieren über<br />
institutionelle Regelungen<br />
in Europa<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />
Wachstum in den<br />
Transformationsländern<br />
nach »neoklassischem<br />
Wachstumsmuster«<br />
Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />
Projekte:<br />
Determinanten des Wachstums <strong>und</strong> der<br />
Wohlfahrt in Transformationsländern<br />
J. Albrecht, R. Osterkamp in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<br />
<strong>Forschung</strong>sprofessor S. Klasen, Universität Göttingen,<br />
gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, Juli 2002 bis<br />
August 2004.<br />
Die Wachstumsdynamik in den Transformationsländern<br />
hat sich seit dem Zusammenbruch des planwirtschaftlichen<br />
Systems anders als vielfach erwartet<br />
dargestellt. Anstatt eines kurzen j-förmigen Anpassungsprozesses<br />
<strong>und</strong> eines anschließenden überdurchschnittlich<br />
schnellen Aufholwachstums erlebten die<br />
Transformationsländer eine unerwartet tiefe <strong>und</strong> lang<br />
anhaltende Rezession, deren Talsohle manche von<br />
ihnen erst Ende der 1990er Jahre durchschritten<br />
haben. Der Transformationsprozess hin zu modernen<br />
Wirtschaftsnationen im Stil der westlichen, marktwirtschaftlich<br />
organisierten Industrieländer ist in den meisten<br />
Transformationsländern nun weit fortgeschritten,<br />
<strong>und</strong> es stellt sich die Frage, ob die Wachstumsdynamik<br />
dieser Länder mittlerweile einem für Industrieländer<br />
typischen Muster folgt. Im Rahmen der vorliegenden<br />
Analyse wurden die Gültigkeit des neoklassischen<br />
Wachstumsmodells für die Wachstumsentwicklung<br />
während der Transformationsperiode empirisch<br />
getestet <strong>und</strong> durch<strong>aus</strong> Belege für neoklassische<br />
Wachstumsdynamik in den Transformationsländern<br />
gef<strong>und</strong>en.<br />
Die Ergebnisse der empirischen Überprüfung lassen<br />
sich wie folgt zusammenfassen: Wir finden durch<strong>aus</strong><br />
Belege für neoklassische Wachstumsdynamik in den<br />
Transformationsländern. Wichtigstes Indiz hierfür ist<br />
der durchgehend signifikant positive <strong>und</strong> mit der Zeit<br />
wachsende Einfluss der Kapitalakkumulation auf das<br />
Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens. Dieser Zusammenhang<br />
ist jeweils <strong>aus</strong>gesprochen robust gegenüber<br />
etwaigen Variationen in der Spezifikation. Ab 1995 finden<br />
sich alle drei Komponenten des neoklassischen<br />
Wachstumsmodells – positiver Einfluss der Investitionsquote,<br />
negativer Einfluss des Bevölkerungswachstums<br />
sowie eine Konvergenztendenz – in den Regressionsergebnissen<br />
wieder.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 64<br />
Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis ist die augenscheinliche<br />
»Zweiteilung« der betrachteten Periode in<br />
einen Abschnitt vor <strong>und</strong> nach 1995. Die Aussagefähigkeit<br />
des neoklassischen Wachstumsmodells ist<br />
nach 1995 um ein Vielfaches besser als für die Gesamtperiode.<br />
Erklärt das Solow-Modell im Zeitraum<br />
zwischen 1991 <strong>und</strong> 2002 nur 10 % der Wachstumsentwicklung,<br />
so sind es nach 1995 zwischen 30 <strong>und</strong><br />
50 %. Betrachtet man allerdings die erste Hälfte der<br />
1990er Jahre isoliert, so unterscheiden sich die<br />
Regressionsergebnisse gr<strong>und</strong>legend von denen der<br />
durchschnittlichen Entwicklung der gesamten Periode<br />
oder der Phase nach 1995. Denn das Wachstumsmuster<br />
bis 1995 entsprach ganz <strong>und</strong> gar nicht der<br />
neoklassischen Wachstumstheorie. Die Kapitalakkumulation<br />
war in diesem Zeitraum negativ mit dem<br />
Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens korreliert, eine<br />
signifikante Divergenz der Pro-Kopf-Einkommensnive<strong>aus</strong><br />
konnte beobachtet werden.<br />
Das Wirtschaftswachstum folgte in der unmittelbar<br />
nach dem Umbruch eingetretenen Kontraktionsphase<br />
offenbar vollkommen anderen als den neoklassischen<br />
Wachstumsgesetzmäßigkeiten. Es spielten vielmehr<br />
Faktoren wie Reformen oder Ausgangsbedingungen,<br />
unter denen die Länder Mittel- <strong>und</strong> Osteuropas in den<br />
Transformationsprozess gestartet waren, eine Rolle.<br />
Und dennoch: Über die gesamte Periode gesehen<br />
dominiert offenbar doch das neoklassische Wachstumsmuster.<br />
Insbesondere überwiegt die positive Rolle<br />
der Kapitalakkumulation für das Wachstum in der zweiten<br />
Hälfte der 1990er Jahre.<br />
Effizienz des Ges<strong>und</strong>heitswesens in OECD-<br />
Ländern<br />
R. Osterkamp, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Veröffentlichung<br />
in: Applied Economics Quarterly,<br />
Supplement, 55/2004.<br />
Die Effizienz der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in 22 europäischen<br />
<strong>und</strong> 7 außereuropäischen Ländern wird für<br />
die Jahre 1980, 1990 <strong>und</strong> 2000 gemessen. Die Messung<br />
erfolgt mit Hilfe der nicht-parametrischen Free Disposable<br />
Hull-(FDH-)Methode. Als Output-Variable werden<br />
die potentiell verlorenen Lebensjahre (reziproker<br />
Wert) herangezogen. Als Input-Variable dienen die<br />
gesamten Ausgaben für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Beschäf-
tigung im Ges<strong>und</strong>heitssektor. Es erschien notwendig,<br />
die Input-Variablen um die zwischen Ländern bestehenden<br />
Unterschiede der Einkommen im medizinischen<br />
Sektor <strong>und</strong> der Altersstruktur zu bereinigen. Als<br />
Resultat der Analyse ergibt sich, (a) dass die<br />
Effizienzmessung erhebliche Unterschiede aufweist, je<br />
nachdem, ob mit unkorrigierten oder korrigierten<br />
Input-Variablen gerechnet wird, (b) dass Japan, Spanien,<br />
Schweden, Griechenland <strong>und</strong> Portugal Spitzenplätze in<br />
der Effizienz einnehmen, während Finnland, Frankreich,<br />
Deutschland, die Slowakische Republik, die Schweiz<br />
<strong>und</strong> die USA untere Plätze belegen <strong>und</strong> (c) dass sich<br />
zwischen 1980 <strong>und</strong> 2000 in einigen Ländern, z.B. in<br />
Italien <strong>und</strong> Schweden, die Effizienz erheblich verbessert<br />
hat, während sie in den USA zurückging. Die Frage<br />
nach den Gründen für die aufgezeigten Unterschiede<br />
in der Effizienz <strong>und</strong> ihrer Entwicklung werden in<br />
diesem Artikel nicht behandelt.<br />
Die unten stehende Tabelle informiert über einen Teil<br />
der <strong>Forschung</strong>sergebnisse <strong>und</strong> stellt die Effizienzänderungen<br />
dar, die sich in den betrachteten Ländern<br />
zwischen 1980 <strong>und</strong> 2000 vollzogen haben.<br />
Fortbildungsseminar – NDRC<br />
S. Schönherr, J. Albrecht, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong> für die<br />
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
(GTZ) GmbH, Eschborn, August 2004.<br />
Das einwöchige Seminar diente einer Gruppe chinesischer<br />
Fachkräfte <strong>aus</strong> der Nationalen Kommission für<br />
Entwicklung <strong>und</strong> Reform (NDRC) der Weiterbildung<br />
auf den Gebieten Konjunkturanalysen <strong>und</strong> iterativ<br />
analytische Prognosemethoden. Alle Veranstaltungen<br />
im Rahmen dieses Seminars wurden vom <strong>ifo</strong>-Fachpersonal<br />
durchgeführt.<br />
Kroatien – Modernisierung des nationalen<br />
Systems der Wirtschaftsstatistik<br />
S. Schönherr, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong>, G. Haslinger <strong>und</strong><br />
externe Spezialisten für die Deutsche Gesellschaft für<br />
Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn,<br />
Mai 2003 bis Juni 2004, Verlängerungsphase Juli bis<br />
Dezember 2004.<br />
Das Statistische Amt Kroatiens ist bestrebt, seine<br />
Statistik auf moderne internationale, EU-kompatible<br />
Systeme umzustellen. Im Bereich der Wirtschaftsstatistik<br />
hilft dabei das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> – vor allem durch die zur<br />
Verfügung gestellten deutschen <strong>und</strong> internationalen<br />
Statistikexperten, die das geforderte Know-how in Form<br />
von Seminaren, Workshops <strong>und</strong> anderen Transferinstrumenten<br />
anbieten. Im Bereich »Flash Analysen«<br />
konnte <strong>ifo</strong>-Know-how eingebracht werden.<br />
DICE: Datenbank für <strong>Institut</strong>ionenvergleiche<br />
in Europa<br />
R. Osterkamp, W. Ochel, N. Hoffmann, O. Röhn.<br />
Änderungen der Effizienz im Ges<strong>und</strong>heitswesen zwischen 1980 <strong>und</strong> 2000<br />
Ges<strong>und</strong>heits<strong>aus</strong>gaben Beschäftigung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
Input-Effizienz Output-Effizienz Input-Effizienz Output-Effizienz<br />
Dänemark, Schweden,<br />
Irland, Ungarn, Österreich,<br />
Italien<br />
Portugal, USA,<br />
Island, Neuseeland,<br />
Schweiz<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />
Ungarn, Irland,<br />
Österreich<br />
Verbesserung um 20 % <strong>und</strong> mehr<br />
Verschlechterung um 10 % <strong>und</strong> mehr<br />
Neuseeland, Island,<br />
Korea, Niederlande,<br />
Portugal, Polen, USA<br />
Schweden, Australien,<br />
Kanada, GB, USA,<br />
Niederlande, Schweiz,<br />
Italien<br />
Finnland USA<br />
Portugal, Italien,<br />
Belgien<br />
Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />
<strong>ifo</strong>-Know-how für<br />
chinesische Experten<br />
65 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />
Nutzerbefragung zur DICE-<br />
Datenbank: positives Echo<br />
Die Datenbank DICE ist in 2004 wieder erheblich<br />
erweitert worden. Sie enthält jetzt ca. 1.100 Einträge<br />
(Tabellen <strong>und</strong> Graphiken). Sie dient Ökonomen in <strong>Forschung</strong><br />
<strong>und</strong> Lehre, wird aber auch von Wirtschaftspolitikern<br />
<strong>und</strong> Journalisten aufgesucht. DICE kann<br />
unentgeltlich genutzt werden: www.ces<strong>ifo</strong>.de/DICE.<br />
Um die Nutzer der Datenbank DICE, die Art ihrer<br />
Nutzung <strong>und</strong> ihre Wünsche besser kennen zu lernen,<br />
ist seit Mai 2003 dem Aufruf der Datenbank ein<br />
elektronischer Fragebogen vorgeschaltet, dessen<br />
Beantwortung freiwillig ist. Bis Ende 2004 wurden<br />
ca. 2.100 Fragebögen <strong>aus</strong>gefüllt. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich, dass<br />
alle bisher in der Datenbank behandelten Themen auf<br />
Interesse stoßen, wobei ein Schwerpunkt bei den<br />
Themen Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Öffentliche Finanzen liegt.<br />
Die meisten Nutzer sind Europäer, aber viele konsultieren<br />
die Datenbank auch von außereuropäischen<br />
Ländern <strong>aus</strong>. Die weit<strong>aus</strong> überwiegende Mehrzahl der<br />
Nutzer arbeitet – als Professor, Doktorand oder Diplomand<br />
– an Universitäten. Die Kommentare sind durchwegs<br />
positiv, einige auch begeistert.<br />
CES<strong>ifo</strong> DICE Report<br />
W. Ochel, R. Osterkamp.<br />
Seit 2003 wird die Vierteljahreszeitschrift »CES<strong>ifo</strong><br />
DICE Report – Journal for <strong>Institut</strong>ional Comparisons«<br />
her<strong>aus</strong>gegeben. Die Redaktion liegt bei Wolfgang<br />
Ochel <strong>und</strong> Rigmar Osterkamp. Die Zeitschrift enthält<br />
folgende Rubriken: »Forum«, »Research Reports«,<br />
»Reform Models«, »Database« <strong>und</strong> »News«. In der<br />
Rubrik »Forum« werden Themen von mehreren<br />
Autoren <strong>und</strong> unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />
behandelt. Im Jahr 2004 wurden folgende Themen<br />
diskutiert: Decentralising the Public Sector, <strong>Institut</strong>ions<br />
and Performance, Dual Income Tax, <strong>Institut</strong>ions for<br />
Better Education. Die Rubriken »Research Reports«<br />
<strong>und</strong> »Reform Models« sind dagegen thematisch nicht<br />
festgelegt. Allerdings geht es auch hier stets um<br />
Ländervergleiche im Hinblick auf die Gestaltung<br />
wirtschaftlich relevanter <strong>Institut</strong>ionen (Ordnungspolitik).<br />
Die Artikel des DICE Report können auch von<br />
der CES<strong>ifo</strong>-Homepage heruntergeladen werden. Diese<br />
Möglichkeit wird pro Monat zwischen 1.000- <strong>und</strong><br />
1.500-mal genutzt.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 66<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
DICE: Datenbank für <strong>Institut</strong>ionenvergleiche<br />
in Europa <strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong> DICE Report – Journal<br />
for <strong>Institut</strong>ional Comparisons<br />
R. Osterkamp, W. Ochel, N. Hoffmann, O. Röhn.<br />
Der Ausbau der Datenbank wird fortgesetzt. Die<br />
DICE-Arbeitsgruppe gibt darüber hin<strong>aus</strong> den CES<strong>ifo</strong><br />
DICE Report her<strong>aus</strong>.<br />
<strong>Institut</strong>ionelle Determinanten des<br />
Wirtschaftswachstums in OECD-Ländern<br />
R. Osterkamp, W. Ochel, O. Röhn, N. Hoffmann in<br />
Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor Th. Eicher,<br />
University of Washington, Seattle, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />
Dezember 2004 bis April 2007.<br />
Neuere Erkenntnisse in der empirischen Wachstumsliteratur<br />
unterstreichen die Bedeutung der Qualität<br />
von <strong>Institut</strong>ionen für die Erklärung weltweiter<br />
Wachstums- <strong>und</strong> Wohlfahrtsunterschiede. Ziel dieses<br />
<strong>Forschung</strong>sprojekts ist es, diesen Zusammenhang für<br />
OECD-Länder ökonometrisch zu analysieren <strong>und</strong><br />
spezifische institutionelle Rahmenbedingungen zu<br />
identifizieren, die die unterschiedlichen Wachstumstrends<br />
<strong>und</strong> Lebensstandards begründen.<br />
Kurzfristprognose <strong>und</strong> makroökonomische<br />
Analyse für Kasachstan<br />
S. Schönherr, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong>, J. Albrecht,<br />
G. Huber für die Deutsche Gesellschaft für Technische<br />
Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn, Mai 2003<br />
bis Februar 2005.<br />
Im Zuge der »Nachbetreuung« eines kasachischen<br />
Wirtschaftsforschungsinstituts, mit dem das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
eine langjährige Partnerschaft verbindet, werden<br />
gemeinsam die Methoden der makroökonomischen<br />
Kurzfristprognose <strong>und</strong> -analyse vertieft <strong>und</strong> die Anwendbarkeit<br />
von in Europa entwickelten Verfahren getestet.<br />
Entwicklung des Lebensstandards in<br />
Zentralasien während der ersten Dekade<br />
der Transformation – Promotionsprojekt<br />
J. Albrecht, R. Osterkamp, S. Schönherr, unterstützt<br />
durch die VolkswagenStiftung, Juli 2003 bis August 2005.
Das Projekt untersucht die Entwicklung des<br />
Lebensstandards in den zentralasiatischen Transformationsländern<br />
Kasachstan, Kirgisien, Turkmenistan<br />
<strong>und</strong> Usbekistan. Im Wesentlichen sollen zwei Fragen<br />
beantwortet werden: 1.) Wie entwickelte sich der<br />
Lebensstandard der Bevölkerung im Vergleich zu<br />
anderen wirtschaftlichen Wachstumsindikatoren in der<br />
ersten Dekade des Transformationsprozesses. Als<br />
Wohlfahrtsindikatoren dienen dabei insbesondere<br />
die Überlebenswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> der Ernährungsstatus<br />
von Kindern. 2.) Welche Faktoren bestimmen<br />
die Überlebenswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> den Ernährungsstatus<br />
von Kindern? Dieser Teil der Studie widmet<br />
sich der empirischen Analyse von Einflussmöglichkeiten<br />
auf eine adäquate künftige ökonomische Entwicklung.<br />
Serbien – Training Programme to RBD<br />
(Belgrade) in Economic Monitoring and<br />
Forecasting<br />
S. Schönherr, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong>, J. Lindlbauer<br />
(extern) für Republican Bureau for Development<br />
(Serbien)/EU, April 2004 bis Februar 2005.<br />
Der Aufbau eines wissenschaftlich gestützten wirtschaftlichen<br />
Beobachtungs- <strong>und</strong> Vorhersagesystems<br />
steht im Zentrum des Vorhabens. Im Dienst dieser<br />
Zielsetzung wird auch ein Konjunkturtest in Serbien<br />
konzipiert <strong>und</strong> eingeführt. Eine Verlängerungsphase ist<br />
derzeit in Planung.<br />
Handel <strong>und</strong> Handelspotentiale der<br />
Zentralasiatischen Länder – Chancen<br />
<strong>und</strong> Risiken eines gemeinsamen Marktes<br />
S. Schönherr, G. Huber (extern), J. Albrecht für die<br />
Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />
(GTZ) GmbH, FAZ-<strong>Institut</strong>, DEG, Oktober 2004 bis<br />
Januar 2005.<br />
Die Außenhandelsentwicklung der fünf zentralasiatischen<br />
Länder – Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan,<br />
Tadschikistan <strong>und</strong> Turkmenistan – seit 1995 zeigt für die<br />
einzelnen Länder höchst unterschiedliche Verläufe. Der<br />
Handel Kasachstans boomt, der anderer Länder<br />
stagniert.Vor allem der regionale Handel zwischen den<br />
zentralasiatischen Staaten ist nicht nur relativ, sondern<br />
sogar absolut zurückgefallen. Dies deutet auf Probleme<br />
für einen gemeinsamen Markt hin.<br />
Empirische Analysen der Markteingangsstrategien<br />
deutscher Unternehmen<br />
in China <strong>und</strong> Indien<br />
G. Haslinger in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />
Th. Eicher, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />
Juli 2004 bis März 2005: Entwicklung eines Projektkonzeptes.<br />
Die Untersuchung widmet sich den Globalisierungsmustern<br />
deutscher multinationaler Unternehmen.<br />
Empirisch <strong>und</strong> ökonometrisch werden die Substitutions-<br />
<strong>und</strong> Komplementärbeziehungen zwischen<br />
Direktinvestitions- <strong>und</strong> Exportstrategien anhand eines<br />
gravitationstheoretischen Ansatzes (in Anlehnung an<br />
Buch <strong>und</strong> Lipponer) modelliert.<br />
Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />
67 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
<strong>ifo</strong>-Befragungsdaten als<br />
Frühindikatoren geschätzt<br />
Unternehmensbefragungen<br />
Unternehmensbefragungen, ihre Aufbereitung <strong>und</strong><br />
Interpretation, bilden eine zentrale <strong>Service</strong>funktion des<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. Die regelmäßig erhobenen Daten fließen<br />
nicht nur in die <strong>ifo</strong> Konjunkturprognose ein, sie bilden<br />
auch eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für branchenmäßige <strong>und</strong><br />
gesamtwirtschaftliche Vor<strong>aus</strong>schätzungen von Unternehmen,<br />
Verbänden <strong>und</strong> staatlichen Stellen. Die<br />
Umfrageergebnisse werden <strong>aus</strong>führlich in den Medien<br />
diskutiert <strong>und</strong> interpretiert. In der wirtschaftswissenschaftlichen<br />
<strong>Forschung</strong> spielen Analysen der Mikrodaten<br />
<strong>aus</strong> den <strong>ifo</strong>-Umfragen bei der Überprüfung von<br />
ökonomischen Verhaltensmustern – zum Beispiel des<br />
Investitions- <strong>und</strong> Beschäftigungsverhaltens, der Beschäftigtenentwicklung<br />
oder der Preispolitik – eine große<br />
Rolle. Die anerkannte Stellung des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s auf dem<br />
Gebiet der Unternehmensbefragungen wird auch<br />
daran deutlich, dass die Umfragetechnik des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />
mittlerweile in mehr als 50 Ländern eingesetzt wird.<br />
Ein Schwerpunkt der eigenen <strong>Forschung</strong>sarbeit liegt<br />
auf der Analyse der <strong>ifo</strong>-Befragungsdaten. Einen hohen<br />
Stellenwert besitzt ihre Nutzung als Frühindikatoren<br />
für wichtige Wirtschaftssektoren sowie Analysen in<br />
den Bereichen der Unternehmensfinanzierung <strong>und</strong><br />
Finanzdienstleistungen, insbesondere der Nutzung von<br />
Leasing. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Konstruktion<br />
von makroökonomischen, branchen- <strong>und</strong><br />
firmenspezifischen Prognosemodellen auf der Basis der<br />
erhobenen qualitativen Daten. Neben der permanenten<br />
Entwicklung von neuen Indikatoren spielt die Überprüfung<br />
der Prognosegüte bestehender Indikatoren<br />
mit modernen Zeitreihenverfahren eine zentrale Rolle.<br />
Darüber hin<strong>aus</strong> wird die Erhebungs- <strong>und</strong> Analysetechnik<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s in engem Kontakt mit Universitäten<br />
<strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>sinstituten im Ausland, die<br />
ähnliche Umfragen durchführen, verfeinert <strong>und</strong> modernisiert.<br />
Ergebnisse der methodischen Arbeiten werden<br />
im Rahmen von internationalen Konferenzen, beispielsweise<br />
CIRET (Centre for International Research in<br />
Economic Tendency Surveys) diskutiert oder in referierten<br />
Fachzeitschriften publiziert. Bei der methodischen<br />
Weiterentwicklung arbeitet der Bereich eng mit<br />
der LMU zusammen. Die Unternehmenspanel <strong>und</strong> die<br />
Auswertungsprogramme der <strong>ifo</strong>-Umfragen unterliegen<br />
der ständigen Überprüfung <strong>und</strong> Anpassung an sich<br />
ändernde Strukturen <strong>und</strong> Produktspektren. Auch die<br />
Repräsentativität sowie die Pl<strong>aus</strong>ibilität der Daten wer-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 68<br />
den laufend kontrolliert. Bei den Erhebungen werden<br />
auch Übertragungstechniken wie E-Mail oder Online-<br />
Befragungen per Internet eingesetzt.<br />
Bei den Befragungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s stand 2004<br />
erneut der Konjunkturtest im Zentrum des öffentlichen<br />
<strong>und</strong> wissenschaftlichen Interesses.Viel Beachtung<br />
fanden auch die Ergebnisse der Investitionsumfragen<br />
des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. Einige der über Primärerhebungen<br />
ermittelten Informationen gehen auch in das Rechenwerk<br />
der amtlichen Statistik ein.<br />
Um dem starken Informationsbedarf über internationale<br />
Konjunkturtendenzen Rechnung zu tragen, führt<br />
das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> mit dem World Economic Survey<br />
(WES) eine internationale Befragung durch. Im Gegensatz<br />
zu dem ansonsten <strong>ifo</strong>-typischen Ansatz, Unternehmer<br />
nach ihrer eigenen Situation zu befragen, ist<br />
der WES eine Expertenbefragung.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest<br />
Bereits 1949 führte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> mit dem <strong>ifo</strong><br />
Konjunkturtest eine neue Methode der Konjunktur<strong>und</strong><br />
Marktbeobachtung ein. Heute ist er eine der<br />
wichtigsten Quellen für die Beurteilung der aktuellen<br />
wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Im Jahr 1990,<br />
unmittelbar nach Inkrafttreten der Wirtschafts- <strong>und</strong><br />
Währungsunion, wurde der Konjunkturtest auch auf<br />
Ostdeutschland <strong>aus</strong>geweitet.<br />
Der monatliche Konjunkturtest basiert auf r<strong>und</strong> 7.000<br />
Meldungen von Unternehmen in West- <strong>und</strong> Ostdeutschland<br />
zu ihrer Einschätzung der Geschäftslage<br />
<strong>und</strong> verwandten Aspekten der Geschäftstätigkeit. Die<br />
Standardfragen richten sich zum einen auf die<br />
Beurteilung der aktuellen Verhältnisse, zum anderen auf<br />
die Erwartungen <strong>und</strong> Pläne der Unternehmen für die<br />
folgenden drei bis sechs Monate. Die Testteilnehmer<br />
werden gebeten, bei der Beantwortung der Fragen<br />
saisonale Einflüsse <strong>aus</strong>zuschalten, da dies aber nur<br />
z.T. möglich ist, werden die Erhebungsergebnisse<br />
noch einem Saisonbereinigungsverfahren unterzogen.<br />
Komplexe Auswertungsverfahren liefern <strong>aus</strong> den<br />
Befragungsergebnissen Informationen über r<strong>und</strong><br />
500 Einzelmärkte des Verarbeitenden Gewerbes,<br />
des Bauhauptgewerbes <strong>und</strong> des Groß- <strong>und</strong> Einzelhandels.
Ziel des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests ist die Erfassung der<br />
Konjunkturkomponente der gesamten wirtschaftlichen<br />
Entwicklung, der langfristige Wachstumstrend wird<br />
nicht abgebildet. Der <strong>ifo</strong> Konjunkturtest wurde<br />
als Ergänzung zu den Daten der amtlichen Statistik<br />
konzipiert. Er liefert Informationen über Sachverhalte,<br />
die von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden,<br />
<strong>und</strong> liegt sehr zeitnah vor.<br />
Aus den langen Zeitreihen des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests<br />
leitet das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> <strong>aus</strong>sagekräftige Konjunkturindikatoren<br />
ab. Insbesondere der <strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex<br />
sowie die vierteljährlich erhobene<br />
Kapazitäts<strong>aus</strong>lastung <strong>und</strong> die Reichweite der Auftragsbestände<br />
zeichnen ein verlässliches Bild der jeweiligen<br />
konjunkturellen Lage <strong>und</strong> der vor<strong>aus</strong>sichtlichen<br />
Entwicklung in den nächsten Monaten. Der wesentliche<br />
Vorteil der <strong>ifo</strong> Konjunkturindikatoren gegenüber<br />
der amtlichen Statistik ist ihre schnelle Verfügbarkeit.<br />
Während die Produktions- <strong>und</strong> Auftragseingangsindizes<br />
der amtlichen Statistik in der Regel erst mehr<br />
als vier Wochen nach Ende des Berichtsmonats veröffentlicht<br />
<strong>und</strong> nachträglich vielfach stark revidiert<br />
werden, liegen die Ergebnisse des Konjunkturtests<br />
üblicherweise bereits zwischen dem 25. <strong>und</strong> 27. Tag<br />
des Berichtsmonats vor.<br />
Externe Interessenten können die Zeitreihen des <strong>ifo</strong><br />
Konjunkturtests durch den Datenbankservice des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s beziehen. Der angebotene Datenbestand<br />
umfasst auch Zeitreihen <strong>aus</strong> anderen Quellen.<br />
<strong>ifo</strong> Geschäftsklima<br />
Das <strong>ifo</strong> Geschäftsklima, das als Mittelwert <strong>aus</strong> den Salden<br />
der aktuellen Geschäftslagebeurteilung <strong>und</strong> der<br />
Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate<br />
berechnet wird, wird seit 1972 regelmäßig vom <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong> veröffentlicht. Es hat sich als Frühindikator der<br />
Wirtschaftsentwicklung in Deutschland bewährt.<br />
Gegenüber dem Produktionsindex für das Produzierende<br />
Gewerbe <strong>aus</strong> der amtlichen Statistik besitzt der<br />
Indikator einen Vorlauf von durchschnittlich zwei bis<br />
drei Monaten. Er ist <strong>aus</strong> der deutschen Konjunkturberichterstattung<br />
nicht mehr wegzudenken. Die nationale<br />
<strong>und</strong> internationale Bedeutung des <strong>ifo</strong> Geschäftsklimas<br />
lässt sich auch an den Reaktionen der<br />
Finanzmärkte auf die Monat für Monat mit Spannung<br />
erwartete Veröffentlichung des aktuellen Werts ablesen.<br />
Monatliche Sonder<strong>aus</strong>wertungen <strong>und</strong> Kommentierungen<br />
der Konjunkturtestdaten erstellt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
für die B<strong>und</strong>esländer Bayern, Baden-Württemberg,<br />
Sachsen <strong>und</strong> Thüringen.<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75<br />
<strong>ifo</strong> Geschäftsklima Deutschland<br />
Indexwerte, 2000 = 100, saisonbereinigt<br />
Gewerbliche Wirtschaft 1)<br />
Geschäftserwartungen<br />
1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />
1) Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel.<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest März 2004<br />
<strong>ifo</strong> Geschäftsklima<br />
Beurteilung der Geschäftslage<br />
Die vom Geschäftsklimaindex bereits im Jahr 2003 angezeigte<br />
wirtschaftliche Erholung bestätigte sich. Nach<br />
einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts von<br />
–0,1 % in 2003 veröffentlichte das Statistische B<strong>und</strong>esamt<br />
für 2004 ein Wachstum von 1,6 %.<br />
Der Geschäftsklimaindex konnte 2004 jedoch nicht<br />
weiter an Fahrt gewinnen, im Gegenteil, er beendete<br />
das Jahr mit einem Wert, der leicht unter dem des<br />
Jahresanfangs lag. Im Verlauf des Jahres schwächten sich<br />
die zu Beginn noch recht optimistischen Geschäftserwartungen<br />
ab, gleichzeitig verbesserten sich die<br />
Urteile über die Geschäftslage im Frühjahr geringfügig<br />
<strong>und</strong> blieben danach stabil. Für das Geschäftsklima ergab<br />
sich daher von Anfang des Jahres bis in den Sommer<br />
hinein ein tendenziell leicht fallender Verlauf. Von<br />
August bis Oktober veränderten sich die beiden Teilkomponenten<br />
<strong>und</strong> damit auch das Geschäftsklima nur<br />
unwesentlich. Die Entwicklung des Geschäftsklimas<br />
deutete somit auf eine leichte konjunkturelle<br />
Schwächephase im Herbst hin, die sich auch tatsächlich<br />
in den später vom statistischen B<strong>und</strong>esamt veröffentlichten<br />
Daten widerspiegelte. Nach einem Rückgang<br />
im November stiegen beide Teilkomponenten <strong>und</strong> das<br />
Geschäftsklima im Dezember merklich an. Dies kann<br />
Unternehmensbefragungen<br />
<strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex:<br />
Monat für Monat mit<br />
Spannung erwartet<br />
69 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004<br />
110<br />
105<br />
100<br />
95<br />
90<br />
85<br />
80<br />
75
Unternehmensbefragungen<br />
DV-Dienstleister:<br />
zufriedenstellender<br />
Geschäftsverlauf<br />
als Signal dafür gewertet werden, dass die Abkühlung<br />
nur ein temporäres Phänomen ist <strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en<br />
werden kann.<br />
Die beobachtete Rücknahme der Geschäftserwartungen<br />
zeigte sich in allen vier in das Geschäftsklima<br />
einbezogenen Wirtschaftsbereichen – Verarbeitendes<br />
Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel.<br />
Dagegen unterschieden sich die Entwicklungen bei den<br />
Urteilen zur Geschäftslage. Einzig im Verarbeitenden<br />
Gewerbe wurde die Lage im Jahresverlauf zunehmend<br />
günstiger beurteilt. Im Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel sowie<br />
im Bauhauptgewerbe traten die Einschätzungen mehr<br />
oder weniger auf der Stelle.<br />
Vierteljährliche Umfragen im Dienstleistungssektor<br />
Seit Frühjahr 1995 werden im vierteljährlichen Turnus<br />
die DV-Dienstleister, seit dem ersten Quartal 1998 die<br />
Leasing-Unternehmen über Entwicklungstendenzen<br />
sowie Urteile <strong>und</strong> Erwartungen befragt. Ende 1999<br />
erfolgte die Einbeziehung der Versicherungen in den<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest, zur Jahreswende 2000 wurde in<br />
Zusammenarbeit mit der Deutschen B<strong>und</strong>esbank,<br />
Hauptverwaltung München (frühere Landeszentralbank<br />
Bayern), eine Konjunkturumfrage im bayerischen<br />
Finanzgewerbe durchgeführt.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest DV-Dienstleister<br />
Die Konjunkturschwäche in der deutschen Software<strong>und</strong><br />
DV-Dienstleistungsbranche war hartnäckiger als<br />
zunächst angenommen. Nach Einschätzung des Branchenverbandes<br />
BITKOM (B<strong>und</strong>esverband Informationswirtschaft,<br />
Telekommunikation <strong>und</strong> neue<br />
Medien, Berlin) schrumpften die nominalen Umsätze<br />
2002 <strong>und</strong> 2003 um 2,4 bzw. 1,0%, die Beschäftigung<br />
verringerte sich im gleichen Zeitraum um 6 bzw. 4 %.<br />
Die deutschen Software- <strong>und</strong> DV-Dienstleistungsunternehmen<br />
haben zwar die Talsohle der vergangenen Jahre<br />
durchschritten, die Erholung kommt aber nur mühsam<br />
voran. Nachdem der <strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex im ersten<br />
Halbjahr 2004 mehr oder weniger auf der Stelle trat,<br />
nahm der Indikator im Oktober seinen Erholungskurs<br />
wieder auf. Dabei wurden sowohl die Geschäftslageurteile<br />
als auch die Perspektiven für das Winterhalbjahr<br />
2004/05 günstiger beurteilt. Nach wie vor konnte sich<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 70<br />
der Geschäftsverlauf aber nur auf dem zufriedenstellenden<br />
Niveau behaupten Die lebhafte Nachfrage nach<br />
Software <strong>und</strong> informationstechnischen Dienstleistungen<br />
bescherte den Unternehmen im Laufe der letzten zwei<br />
bis drei Monate ein Umsatzplus. Auch die vergleichbaren<br />
Vorjahresumsätze wurden leicht übertroffen, dahinter<br />
stehen aber doch sehr unterschiedliche Entwicklungstrends:<br />
41 % der Testteilnehmer berichteten<br />
über höhere Umsätze, 29 % über eine gleichbleibende<br />
Entwicklung, <strong>und</strong> immerhin noch fast jedes dritte Unternehmen<br />
musste im Berichtszeitraum Umsatzeinbußen<br />
verkraften. Große Hoffnungen setzten die Unternehmen<br />
auf die Umsatzentwicklung im Jahresschlussquartal,<br />
das Vertrauen hat wieder kräftig zugenommen.<br />
DV-Dienstleister: Zufriedenstellender<br />
Geschäftsverlauf<br />
3. Berichtsquartal 2004<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest, DV-Dienstleistungen 2004.<br />
Trotz Zuversicht ist der Abwärtstrend der Beschäftigung<br />
in der deutschen Software- <strong>und</strong> DV-Dienstleistungsbranche<br />
noch nicht zum Stillstand gekommen:
2002 gingen r<strong>und</strong> 22.000 Arbeitsplätze verloren, 2003<br />
wurden etwa 13.000 Stellen gestrichen. Positiv ist allenfalls<br />
zu sehen, dass der Beschäftigungsabbau nun doch<br />
allmählich <strong>aus</strong>laufen wird. Bei den Beschäftigungserwartungen<br />
für die nächsten Monate hielten sich<br />
positive <strong>und</strong> negative Stimmen knapp die Waage.<br />
Etwas günstiger sieht das Bild bei den größeren<br />
Betrieben <strong>aus</strong>, hier ist sogar schon wieder ein leichter<br />
Zuwachs zu erwarten. Bei den kleineren Betrieben<br />
blieben die Unternehmer dagegen zugeknöpft, hier<br />
überwogen per saldo immer noch die pessimistischen<br />
Stimmen.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Leasing<br />
Seit dem Frühjahr 1998 führt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in Zusammenarbeit<br />
mit dem B<strong>und</strong>esverband Deutscher<br />
Leasing-Unternehmen e.V. in Berlin eine vierteljährliche<br />
Konjunkturerhebung bei den Leasingunternehmen<br />
durch. Die Einschätzungen der Leasinggesellschaften<br />
für ihre eigene künftige Geschäftsentwicklung eignen<br />
sich besonders gut zur Prognose der gesamtwirtschaftlichen<br />
Ausrüstungsinvestitionen.<br />
Bei den gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen<br />
dürfte die Wachstumsschwäche auch 2004<br />
noch nicht überw<strong>und</strong>en sein. Zwar sprachen die verbesserten<br />
Geschäftserwartungen der Unternehmen<br />
am Jahresanfang 2004 für eine zunehmende Investitionsneigung,<br />
es gibt jedoch nach wie vor einige Einflüsse,<br />
die dämpfend auf die Investitionstätigkeit wirken.<br />
Das sind vor allem: die weiterhin relativ niedrige<br />
Kapazitäts<strong>aus</strong>lastung, welche sich auch in den nächsten<br />
Quartalen nur maßvoll erhöhen dürfte, die häufig zu<br />
geringe Eigenkapitalquote mittelständischer Betriebe,<br />
die die Kreditaufnahme erschwert, <strong>und</strong> schließlich der<br />
anhaltend schwache inländische Konsum.Trotz des fehlenden<br />
Rückenwindes durch steigende Investitionen<br />
wird die Leasingbranche 2004 ein positives Ergebnis<br />
erzielen. Das Neugeschäft der Leasinggesellschaften<br />
dürfte zwar in den Sommermonaten spürbar an<br />
Schwung verloren haben, <strong>und</strong> auch der Geschäftsklimaindex<br />
hat im dritten Quartal deutlich nachgegeben,<br />
weist aber – wie schon das ganze Jahr über –<br />
einen positiven Saldo auf. Dadurch wird das Leasing<br />
erneut deutliche Marktanteilsgewinne realisieren können,<br />
die Mobilien-Leasingquote dürfte auf über 24 %<br />
ansteigen.<br />
Als volatilstes Aggregat des Bruttoinlandsprodukts<br />
waren die Ausrüstungsinvestitionen bisher nur sehr<br />
schwer zu prognostizieren. Als Indikatoren für eine<br />
Prognose wurden meist die inländischen Auftragseingänge<br />
im Investitionsgütergewerbe <strong>und</strong> im Werkzeugmaschinenbau<br />
sowie die Geschäftserwartungen im<br />
Verarbeitenden Gewerbe verwendet, daneben noch<br />
die volkswirtschaftliche Gewinnquote <strong>und</strong> Zinsdifferenzen.<br />
Prognosefehler kamen bei diesen Ansätzen<br />
jedoch häufig vor. Deshalb wurde im Jahr 2000 <strong>aus</strong> den<br />
regelmäßigen Unternehmensbefragungen im Mobilien-<br />
Leasing vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> zusammen mit dem B<strong>und</strong>esverband<br />
Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) ein<br />
neuer <strong>aus</strong>sagefähiger Indikator für die Prognose der<br />
Ausrüstungsinvestitionen konstruiert, der in diesem<br />
Jahr erneut eine sehr gute Performance nachweisen<br />
kann. Er hat bereits im ersten Quartal angezeigt, dass<br />
es 2004 kein Investitionswachstum geben wird. Auch<br />
bis zu Beginn des Frühjahres 2005 bewegt sich der<br />
Investitionsindikator noch im negativen Bereich, <strong>und</strong> es<br />
lässt sich noch kein Aufschwungssignal erkennen. Demnach<br />
werden die Investitionen erst ab dem zweiten<br />
Quartal in eine Wachstumsphase eintreten können.<br />
Gesamtwirtschaftliche Ausrüstungsinvestitionen:<br />
Investitionserholung lässt noch auf sich warten<br />
geschätzt <strong>aus</strong> den Geschäftserwartungen Mobilien-Leasing<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest, Leasing 2004; Statistisches B<strong>und</strong>esamt;<br />
Berechungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, 3. Quartal 2004.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Versicherungsgewerbe<br />
In enger Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband<br />
der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. führt das<br />
Unternehmensbefragungen<br />
Indikator zur Prognose der<br />
Ausrüstungsinvestitionen<br />
71 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Unternehmensbefragungen<br />
Gutes Geschäftsjahr<br />
für die deutsche<br />
Versicherungswirtschaft<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> seit Ende 1999 einen vierteljährlichen<br />
Konjunkturtest im Versicherungsgewerbe durch.<br />
Einbezogen in die Erhebung sind Versicherungsunternehmen<br />
in den Bereichen Leben, Kranken, Schaden/Unfall<br />
<strong>und</strong> Rechtsschutz. Gemessen an den verdienten<br />
Bruttobeiträgen repräsentieren die erfassten<br />
Versicherungsunternehmen gut 80 % der Beiträge.<br />
Versicherungswirtschaft insgesamt<br />
Geschäftslage, Geschäftserwartungen,<br />
Geschäftsklima<br />
Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest Versicherungen.<br />
Die deutsche Versicherungswirtschaft konnte auch im<br />
vergangenen Jahr – trotz der allgemeinen wirtschaftlichen<br />
Stagnation <strong>und</strong> den Unsicherheiten auf den<br />
Kapitalmärkten – auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken.<br />
Die Beitragseinnahmen wuchsen um 4,9%<br />
nach 4,4% in 2002. Die aktuellen Indikatoren des <strong>ifo</strong><br />
Konjunkturtests zeigen auch die positive Entwicklung in<br />
2003, seit dem Jahreswechsel 2003/04 hat aber der<br />
Geschäftsklimaindex von Quartal zu Quartal nachgegeben.<br />
Die Eintrübung ist dabei <strong>aus</strong>schließlich auf eine<br />
vorsichtigere Einschätzung der Geschäftserwartungen<br />
für die nächsten sechs Monate zurückzuführen. Die<br />
Urteile zum gegenwärtigen Geschäftsverlauf fielen<br />
dagegen unverändert günstig <strong>aus</strong>. Spartenmäßig hat<br />
vor allem die Schaden- <strong>und</strong> Unfallversicherung sowie<br />
die private Krankenversicherung zu diesem Stimmungsbild<br />
beigetragen. In der Lebensversicherung tritt<br />
das Geschäftsklima dagegen seit drei Quartalen mehr<br />
oder weniger auf der Stelle. Das Neugeschäft hat<br />
sich verlangsamt, weniger Unternehmen als zuvor<br />
berichteten über gestiegene Beitragseinnahmen, <strong>und</strong><br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 72<br />
auch die hoffnungsvollen Erwartungen bezüglich der<br />
künftigen Beitragsentwicklung haben sich sichtlich<br />
abgeschwächt.<br />
Monatlicher <strong>ifo</strong> Konjunkturtest Dienstleistungen<br />
Neben den vierteljährlichen Dienstleistungserhebungen<br />
führt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> auch einen monatlichen<br />
Konjunkturtest Dienstleistungen durch, dessen Ergebnisse<br />
aber in der Aufbauphase nicht veröffentlicht<br />
wurden. Die Erhebungen sind wie im <strong>ifo</strong> Konjunkturtest<br />
für das Verarbeitende Gewerbe, die Bauwirtschaft<br />
oder den Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel als Panel-Umfrage<br />
konzipiert.<br />
Die Aufbauarbeiten am Panel für den monatlichen <strong>ifo</strong><br />
Konjunkturtest Dienstleistungen wurden 2001 begonnen<br />
<strong>und</strong> seitdem kontinuierlich fortgesetzt. 2004 konnten<br />
wesentliche Aufbauarbeiten abgeschlossen werden.<br />
Zusätzlich wurden wichtige Integrationsarbeiten<br />
durchgeführt, so die Umstellung der seit 1995 durchgeführten<br />
Quartalserhebungen bei Dienstleistern im<br />
Bereich Information <strong>und</strong> Kommunikation auf nunmehr<br />
monatlichen Rhythmus. In den Konjunkturtest Dienstleistungen<br />
sind auch die Geschäftsfelder Multimedia<br />
<strong>und</strong> Internet einbezogen. Im Bereich der Finanzdienstleistungen<br />
wurde der bereits bestehende Berichtskreis<br />
für den monatlichen <strong>ifo</strong> Konjunkturtest Leasing weiter<br />
<strong>aus</strong>gebaut. Die hier gewonnenen Informationen<br />
werden unter anderem für die Schätzung der<br />
Ausrüstungsinvestitionen genutzt.<br />
Wegen des Umfangs <strong>und</strong> der Heterogenität des tertiären<br />
Sektors hatte 2004 der weitere Panelaufbau<br />
hohe Priorität. Inzwischen nehmen monatlich mehr als<br />
2.000 Unternehmen am Konjunkturtest Dienstleistungen<br />
teil. Nach Abschluss der Testphase werden<br />
2005 die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
<strong>ifo</strong> Investitionstest<br />
Der <strong>ifo</strong> Investitionstest war der Vorläufer aller Investitionsumfragen<br />
des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes. Heute<br />
ergänzt er die amtlichen Ex-post-Daten am aktuellen<br />
Rand mittels Prognosen auf der Basis von Planangaben<br />
der Unternehmen. Damit ist das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> die einzige<br />
Quelle für quantifizierte Schätzungen zur aktuellen<br />
Investitionsentwicklung bis zum Zeitpunkt der Ver-
öffentlichung amtlicher Ex-post-Daten. Als freiwillige<br />
Umfrage – der <strong>ifo</strong> Investitionstest ist wie alle nicht amtlichen<br />
Umfragen gesetzlich nicht verankert – kann er<br />
jedoch eine Totalerhebung gr<strong>und</strong>sätzlich nicht ersetzen.<br />
Dies gilt vor allem mit Blick auf die gewünschte<br />
Branchenuntergliederung. Für den <strong>ifo</strong> Investitionstest<br />
wurden im Jahr 2004 die Sektoren Verarbeitendes<br />
Gewerbe, Bergbau, Baugewerbe, Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel,<br />
Elektrizitätsversorgung <strong>und</strong> Anlagevermietung<br />
(Leasing <strong>und</strong> Herstellervermietung) befragt. Der Prognosehorizont<br />
erstreckt sich – abgesehen von der<br />
Umfrage in der Elektrizitätsversorgung – auf maximal<br />
ein Jahr. Die Erhebungen werden in den meisten oben<br />
genannten Sektoren einmal jährlich durchgeführt, nur<br />
die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes <strong>und</strong><br />
des Bergb<strong>aus</strong> werden zweimal jährlich befragt.<br />
Im Rahmen des Investitionstests im Verarbeitenden<br />
Gewerbe <strong>und</strong> im Bergbau erhebt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> Daten<br />
zur Investitionsentwicklung in den alten <strong>und</strong> neuen<br />
B<strong>und</strong>esländern. Erfasst werden, neben der Investitionsentwicklung<br />
der Vergangenheit, die Investitionspläne<br />
des laufenden bzw. kommenden Jahres <strong>und</strong> die<br />
Zielsetzung der Investitionstätigkeit sowie die in diesem<br />
Zusammenhang relevanten Einflussfaktoren. Die<br />
Investitionsaktivitäten in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />
müssen wegen der deutlich differierenden Strukturen<br />
gesondert erfasst <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gewertet werden. Nach den<br />
zuletzt veröffentlichten Ergebnissen wurden die<br />
Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe <strong>und</strong> im<br />
Bergbau 2004 – nach den Kürzungen in den beiden vorangegangenen<br />
Jahren – erhöht. Während in den alten<br />
B<strong>und</strong>esländern ein leichter Anstieg zu verzeichnen war,<br />
dürften die Unternehmen in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />
ihre Investitions<strong>aus</strong>gaben 2004 deutlich erhöht haben.<br />
Mit seiner Investitionsumfrage im Leasingsektor<br />
schließt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eine statistische Lücke. Anders<br />
als in den übrigen Bereichen handelt es sich hier um<br />
eine Totalerhebung, es existieren keine amtlichen<br />
Zahlen für die Hochrechnung von Stichprobenergebnissen.<br />
Die Leasinggesellschaften melden ihre Anlageinvestitionen<br />
aufgeteilt nach Investitionsgüterarten <strong>und</strong><br />
nach abnehmenden Sektoren. Diese Daten bilden die<br />
Gr<strong>und</strong>lage für die <strong>ifo</strong> Investorenrechnung nach dem<br />
Nutzerkonzept <strong>und</strong> die <strong>Berichte</strong>rstattung über eine<br />
der gewichtigsten Dienstleistungsbranchen.<br />
Weitere Umfragen<br />
Neben Konjunkturtest <strong>und</strong> Investitionstest führt das<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> zahlreiche weitere Unternehmensbefragungen<br />
durch.<br />
<strong>ifo</strong> Innovationstest<br />
Innovationen stellen eine der wichtigsten Determinanten<br />
für einzel- <strong>und</strong> gesamtwirtschaftliches Wachstum<br />
dar. Da Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />
einer Wirtschaft oder eines Unternehmens<br />
längerfristig zwar von so genannten High-Tech-<br />
Innovationen geprägt werden, aber <strong>aus</strong>gesprochene<br />
technologische Durchbrüche eher die Ausnahme<br />
darstellen, sich der technologische Fortschritt<br />
überwiegend <strong>aus</strong> einer Vielzahl kleiner, marginal<br />
erscheinender Schritte zusammensetzt, ist ein weit<br />
gefasster Innovationsbegriff zu wählen. Denn nur durch<br />
die Erfassung von sowohl »radikalen« als auch »marginalen«<br />
Neuerungen kann der technische Fortschritt<br />
erklärt werden. Diesem Ansatz folgt der seit 1979<br />
jährlich durchgeführte <strong>ifo</strong> Innovationstest.<br />
Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Daten des <strong>ifo</strong> Innovationstests ist<br />
das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in der Lage, zum einen die branchen- <strong>und</strong><br />
produktgruppenspezifischen Innovationsaktivitäten der<br />
Unternehmen abzubilden. Zum anderen liefern die Ergebnisse<br />
Informationen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene<br />
für Branchen-, Struktur- <strong>und</strong> Wachstumsanalysen. Darüber<br />
hin<strong>aus</strong> werden auch die die Innovationsaktivitäten<br />
der deutschen Industrie beeinflussenden ökonomischen<br />
<strong>und</strong> technologischen Rahmenbedingungen erfasst.<br />
Während im Zeitraum 1997 bis 2000 der Anteil der<br />
Unternehmen, die Produkt- <strong>und</strong>/oder Prozessinnovationen<br />
durchgeführt haben, relativ konstant bei<br />
knapp 60 % lag, haben die Innovationsaktivitäten in den<br />
Jahren 2001 <strong>und</strong> 2002 merklich abgenommen: Der<br />
Innovatorenanteil fiel um über 4 Prozentpunkte auf<br />
r<strong>und</strong> 54%, im Jahr 2002 sank der Anteil erneut auf<br />
53%. Im Jahr 2003 war wieder ein leichter Anstieg der<br />
Innovationsaktivitäten zu verzeichnen. R<strong>und</strong> 55 % der<br />
deutschen Industrieunternehmen führten Produkt<strong>und</strong>/oder<br />
Prozessinnovationen durch.<br />
Zunehmend bedroht wird die Ausschöpfung des<br />
Innovationspotentials durch steigende Aufwendungen<br />
Unternehmensbefragungen<br />
Im Jahr 2003 wieder<br />
leichter Anstieg der<br />
Innovationsaktivitäten<br />
73 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Unternehmensbefragungen<br />
<strong>ifo</strong>-Umfrage im<br />
Agrarbereich<br />
in Verbindung mit einer Intensivierung des internationalen<br />
Wettbewerbs. Darüber hin<strong>aus</strong> beklagen zahlreiche<br />
Innovatoren bürokratische Hemmnisse, fehlendes<br />
Risikokapital <strong>und</strong> berichten zunehmend über<br />
Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter für den FuE-<br />
Bereich zu finden.<br />
<strong>ifo</strong> Agrar Branchenbericht<br />
Dieser erhebungsgestützte Branchenbericht wurde<br />
2003 entwickelt <strong>und</strong> 2004 zum zweiten Mal durchgeführt.<br />
Analog zu den Konjunkturerhebungen wurden<br />
Landwirte mit einem Produktionsschwerpunkt in der<br />
Schweinehaltung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage<br />
<strong>und</strong> zur erwarteten Entwicklung befragt. Dabei spielt<br />
eine Bewertung der wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />
Rahmenbedingungen, unter denen die Produktion zu<br />
erfolgen hat, eine besondere Rolle. Darüber hin<strong>aus</strong><br />
wird verfolgt, wie die Schweinehalter sich auf die von<br />
der Gesellschaft an sie herangetragenen Forderungen,<br />
die von der Politik <strong>und</strong> Administration formulierten<br />
Vorgaben <strong>und</strong> die Anforderungen eines stark konzentrierten<br />
Lebensmittelhandels unter den Bedingungen<br />
eines EU-weiten Wettbewerbs einstellen.<br />
Die Schweineproduktion ist eine von der EU-Förderpolitik<br />
kaum gestützte landwirtschaftliche Branche mit<br />
weithin hochmodernen Produktionsstrukturen, die in<br />
einem starken internationalen Wettbewerb steht. Ziel<br />
des Vorhabens ist es, mit einem abgestimmten<br />
Frageprogramm jeweils einmal jährlich die Stimmung<br />
unter den Schweineproduzenten, ihre Spielräume zur<br />
betrieblichen Entwicklung <strong>und</strong> deren Nutzung sowie<br />
ihre Positionierung innerhalb der Wertschöpfungskette<br />
»Schwein« in den wichtigsten Erzeugerländern der<br />
EU zu erfassen <strong>und</strong> vergleichend zu analysieren. Die<br />
Erhebungen werden <strong>aus</strong>schließlich auf elektronischem<br />
Wege durchgeführt. Alle Teilnehmer profitieren selbst<br />
von den Ergebnissen. Darüber hin<strong>aus</strong> werden sie den<br />
an der Durchführung beteiligten Organisationen<br />
sowie der Fachwelt in geeigneter Form zur Verfügung<br />
gestellt. Das Projekt ist eine Eigeninitiative des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> wird von der Landwirtschaftlichen<br />
Rentenbank gefördert.<br />
Ifo World Economic Survey (WES)<br />
Viermal befragte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> 2004 mehr als 1.000<br />
Wirtschaftsexperten kompetenter <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong><br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 74<br />
multinationaler Unternehmen über die Wirtschaftslage<br />
<strong>und</strong> die Entwicklungs<strong>aus</strong>sichten in etwa<br />
90 Industrie-, Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern. Im<br />
Gegensatz zu den traditionellen quantitativen Statistiken<br />
zeichnen sich die Umfrageergebnisse durch ihre<br />
hohe Aktualität <strong>und</strong> internationale Vergleichbarkeit <strong>aus</strong>.<br />
Gerade in Ländern, in denen die offizielle Statistik auf<br />
einer unsicheren Basis steht, sind die von Experten vor<br />
Ort abgegebenen Urteile <strong>und</strong> Erwartungen von<br />
besonderer Bedeutung. Detaillierte Umfrageergebnisse<br />
werden den Teilnehmern zugeschickt. Für die<br />
breite internationale Öffentlichkeit wurde die CES<strong>ifo</strong><br />
Reihe »CES<strong>ifo</strong> World Economic Survey« geschaffen,<br />
deren Ausgaben viermal im Jahr auf Englisch erscheinen;<br />
eine gekürzte Fassung auf Deutsch erscheint<br />
jeweils im <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
Weltkonjunktur <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Weltwirtschaftsklima<br />
Quelle: Ifo World Economic Survey (WES) Q4/2004.<br />
<strong>ifo</strong> Architektenumfrage<br />
Mit Unterstützung der B<strong>und</strong>esarchitektenkammer<br />
führt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> seit Januar 1980 eine vierteljährliche<br />
schriftliche Befragung bei r<strong>und</strong> 2.500 freischaffenden<br />
Architekten durch. Aus den Umfrageergebnissen<br />
werden die Indikatoren Geschäftsklima, Vertragsabschlüsse<br />
– <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene geschätzte<br />
Bauvolumen – sowie Auftragsbestände ermittelt.<br />
Das quartalsweise vorliegende Datenmaterial wird<br />
ergänzt durch jährlich erhobene Daten über die<br />
Rechtsform sowie die Größe des Büros <strong>und</strong> die<br />
Honorarumsätze. Die länderspezifischen Umfrage-
ergebnisse werden in einem Mitteilungsblatt jedes<br />
Quartal den jeweiligen Landesarchitektenkammern<br />
der 16 B<strong>und</strong>esländer zur Verfügung gestellt sowie den<br />
Umfrageteilnehmern bei der nächsten Befragung<br />
neben dem aktuellen Fragebogen zugeschickt.<br />
<strong>ifo</strong> Telefonumfrage<br />
Die Telefonumfrage, die bereits 1988 als Ergänzung zu<br />
den schriftlichen Erhebungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s eingeführt<br />
wurde, hat sich auch im Jahr 2004 wieder als<br />
wichtiges Instrument für besonders sensible Themen<br />
bewährt. Neben den vier im Auftrag der »Wirtschaftswoche«<br />
durchgeführten Erhebungen hat das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
auch zusätzliche brisante Themen bei den über<br />
1.000 Managern <strong>aus</strong> dem Verarbeitenden Gewerbe,<br />
dem Baugewerbe, dem Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel sowie<br />
dem Dienstleistungssektor hinterfragt. Die Ergebnisse<br />
wurden in der Wirtschaftswoche bzw. im <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
veröffentlicht. Besonderes Interesse fanden in<br />
der Öffentlichkeit die Themen »EU-Osterweiterung«,<br />
»Finanzierung des Mittelstandes« sowie »die Bewertung<br />
von Kammern <strong>und</strong> Verbänden«.<br />
Projekte des Bereichs:<br />
Der Bereich veranstaltet auch projektbezogene<br />
Umfragen im Rahmen der Auftragsforschung. Zu nennen<br />
sind hier zwei Umfragen im Auftrag der B<strong>und</strong>esbank<br />
über die fakturierten Währungen sowie zur<br />
Preisbildung auf der Erzeugerstufe. Hohen Stellenwert<br />
haben auch die Analyse <strong>und</strong> Prognose der kurz- <strong>und</strong><br />
mittelfristigen Investitionsentwicklung in wichtigen<br />
Wirtschaftssektoren sowie Analysen im Bereich<br />
Finanzdienstleistungen; hier insbesondere die Segmente<br />
Leasing <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung. Im Rahmen<br />
der umfragebasierten Auftragsforschung wurde<br />
darüber hin<strong>aus</strong> für die KfW-Bankengruppe das <strong>ifo</strong>-<br />
KfW-Mittelstandskonjunkturbarometer entwickelt, das<br />
vom Auftraggeber regelmäßig veröffentlicht wird. Für<br />
die EU wurde der deutsche Teil der EU Labor Market<br />
Survey durchgeführt.<br />
Weitere Schwerpunkte bilden die Analyse der gewonnenen<br />
Mikro- <strong>und</strong> Aggregatsdaten, die Bereitstellung<br />
<strong>und</strong> Fortentwicklung ökonometrisch-statistischer Prognose-<br />
<strong>und</strong> Testverfahren, die Konstruktion von makro-<br />
ökonomischen, branchen- <strong>und</strong> firmenspezifischen<br />
Prognosemodellen auf der Basis der erhobenen<br />
qualitativen Daten sowie die Bereitstellung der Daten<br />
für eine Nutzung durch die wirtschaftswissenschaftlichen<br />
<strong>Forschung</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> Hochschulen. Mit<br />
der Einrichtung eines einfachen Online-Zugangs zu<br />
wichtigen Informationen für die Unternehmensführung<br />
soll die Zusammenarbeit mit den Testteilnehmern<br />
intensiviert werden.<br />
Transfer von <strong>ifo</strong>-Know-how<br />
Ein zentrales <strong>Forschung</strong>sanliegen des Bereichs ist die<br />
Übertragung der in Deutschland mit Unternehmensbefragungen<br />
gewonnenen Erkenntnisse auf andere<br />
Länder. Im Jahr 2004 wurde ein von der Gesellschaft<br />
für Technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstütztes<br />
Projekt zur Perfektionierung von Konjunkturtestumfragen<br />
<strong>und</strong> der vierteljährlichen Wirtschaftsprognose<br />
in Kasachstan fortgeführt.<br />
Projekte in Bearbeitung:<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest in West- <strong>und</strong><br />
Ostdeutschland<br />
M. Birnbrich, E. Gluch, J. Lachner, H. Russ, fortlaufend,<br />
regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst <strong>und</strong><br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturperspektiven.<br />
Ifo World Economic Survey (WES)<br />
G. Nerb, A. Stangl, fortlaufend, regelmäßige Veröffentlichung<br />
in: CES<strong>ifo</strong> World Economic Survey <strong>und</strong><br />
<strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
Klassifikation des Konjunkturtests<br />
nach der Wirtschaftszweigklassifikation<br />
der amtlichen Statistik<br />
M. Birnbrich, A. Kunkel, S. Richter, W. Ruppert.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest für DV-Dienstleistungen<br />
J. Gürtler, fortlaufend, regelmäßige Veröffentlichung in:<br />
<strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Leasing<br />
J. Gürtler, A. Städtler, fortlaufend seit 1998, regelmäßige<br />
Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
Unternehmensbefragungen<br />
<strong>ifo</strong>-Umfragetechnik<br />
mittlerweile in mehr<br />
als 50 Ländern angewandt<br />
75 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Unternehmensbefragungen<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest<br />
Versicherungswirtschaft<br />
J. Gürtler für den Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft,<br />
seit 1999,Teilnehmerinformation.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Bayern<br />
H. Russ für das Bayerische Staatsministerium für<br />
Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie,<br />
regelmäßige Veröffentlichung in der Reihe: Konjunktur<br />
in Bayern.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Baden-Württemberg<br />
W. Ruppert für die Landeskreditbank Baden-<br />
Württemberg – Förderbank, regelmäßige Veröffentlichung<br />
in der Reihe: L-Bank-<strong>ifo</strong>-Konjunkturtest sowie<br />
im Internet.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Sachsen<br />
J. Lachner, J. Gürtler, regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong><br />
Dresden berichtet.<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Thüringen<br />
W. Ruppert für das Thüringer Ministerium für Wirtschaft<br />
<strong>und</strong> Infrastruktur, regelmäßige Veröffentlichung<br />
im Internet.<br />
<strong>ifo</strong> Investitionstest<br />
M. Birnbrich, P. Jäckel, H.-D. Karl, G. Krug, A. Städtler, A.<br />
Weichselberger, regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong><br />
Schnelldienst.<br />
<strong>ifo</strong>-KfW-Mittelstandsbarometer<br />
S. Richter, W. Ruppert, H. Russ für die KfW-<br />
Bankengruppe, regelmäßige Veröffentlichung durch<br />
den Auftraggeber.<br />
Fakturierte Währungen im deutschen<br />
Außenhandel<br />
P. Jäckel für die Deutsche B<strong>und</strong>esbank, fortlaufend seit<br />
1989.<br />
Preisbildung auf der Erzeugerstufe<br />
H. Russ, A. Kunkel für die Deutsche B<strong>und</strong>esbank <strong>und</strong><br />
die EZB.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 76<br />
EU Labor Market Survey<br />
W. Ruppert, K. Wohlrabe, K. Abberger, Umfrage im<br />
Auftrag der EU.<br />
<strong>ifo</strong> Architektenumfrage<br />
E. Gluch, fortlaufend seit 1980, regelmäßige Veröffentlichung<br />
in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
<strong>ifo</strong> Telefonumfrage<br />
H. Russ für die Wirtschaftswoche, regelmäßige<br />
Veröffentlichung in: Wirtschaftswoche <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />
Kurzfristige Prognose der konjunkturellen<br />
Tendenz in verschiedenen Branchen des<br />
Verarbeitenden Gewerbes<br />
G. Goldrian, ein fortlaufender <strong>Service</strong> für die Teilnehmer<br />
am <strong>ifo</strong> Konjunkturtest in der Industrie.<br />
Untersuchung der analytischen <strong>und</strong><br />
prognostischen Aussagekraft der<br />
Befragungsergebnisse des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />
G. Goldrian, verschiedene Beiträge im Handbuch der<br />
umfragebasierten Konjunkturforschung.<br />
Untersuchung der Aussagekraft der<br />
Befragungsergebnisse zu den<br />
Beschäftigungsplänen im Konjunkturtest<br />
K. Abberger.<br />
Laufende Pflege des Saisonbereinigungsverfahrens<br />
ASA-II, Entwicklung von zeitreihenanalytischen<br />
Verfahren<br />
G. Goldrian, Veröffentlichung in: Jahrbücher für<br />
Nationalökonomie <strong>und</strong> Statistik Band 224/6 <strong>und</strong><br />
Zeitreihenanalyse in der Empirischen Wirtschaftsforschung,<br />
Festschrift für Winfried Stier zum 65. Geburtstag,<br />
Hrsg.: R. Metz, M. Lösch <strong>und</strong> K. Edel, Lucius &<br />
Lucius, Stuttgart 2004.<br />
Handbuch der umfragebasierten<br />
Konjunkturforschung<br />
Neuauflage eines Handbuchs der <strong>ifo</strong>-Umfragen,<br />
G. Goldrian <strong>und</strong> weitere Mitarbeiter des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.
Presse, Redaktion, Konferenzen<br />
Der Bereich Presse, Redaktion, Konferenzen steht an<br />
der Schnittstelle zwischen dem <strong>Institut</strong> <strong>und</strong> der Öffentlichkeit<br />
<strong>und</strong> hilft dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, seinem Informationsauftrag<br />
erfolgreich gerecht zu werden. Seine Aufgabe<br />
ist es, die in den <strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Service</strong>bereichen<br />
erarbeiteten Produkte zu den richtigen Adressaten<br />
zu transportieren: den Entscheidungsträgern <strong>aus</strong><br />
Politik <strong>und</strong> Wirtschaft, Mitgliedern der wissenschaftlichen<br />
Community oder Medienvertretern. Der<br />
Bereich knüpft <strong>und</strong> pflegt die Kontakte zur interessierten<br />
Öffentlichkeit. Er unterstützt zudem die anderen<br />
Bereiche des H<strong>aus</strong>es bei ihren Veröffentlichungsvorhaben,<br />
organisiert die zentralen Veranstaltungen<br />
<strong>und</strong> ist verantwortlich für das Erscheinungsbild des<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s in der Öffentlichkeit. Dazu gehören<br />
auch die Weiterentwicklung des Corporate Design,<br />
das Adressmanagement sowie die redaktionelle Pflege<br />
<strong>und</strong> konzeptionelle Gestaltung der Website.<br />
Presse<br />
Die Pressestelle ist Mittler zwischen Journalisten <strong>und</strong><br />
dem <strong>Institut</strong>. Gleichzeitig stellt sie anderen Interessenten<br />
– Mitgliedern, Firmen, öffentlichen Stellen oder<br />
Studenten – Informationen <strong>und</strong> Materialien zur<br />
Verfügung. Sie informiert die Öffentlichkeit, indem sie<br />
die <strong>Forschung</strong>sergebnisse für die Medien <strong>und</strong> die<br />
Öffentlichkeit verständlich aufbereitet. Mehr als<br />
80 Pressemitteilungen im Jahr 2004 boten spezielle<br />
Informationen über die <strong>Forschung</strong>sergebnisse,<br />
Personalien, Publikationen <strong>und</strong> Veranstaltungen für die<br />
Medienvertreter. Vermittlung von Interviewpartnern<br />
<strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>, Organisation von Pressekonferenzen,<br />
Beantwortung konkreter Fragen – das ganze Instrumentarium<br />
professioneller Pressearbeit wird genutzt.<br />
Der Erfolg bleibt nicht <strong>aus</strong>:<br />
Nach den kontinuierlichen <strong>Berichte</strong>n von <strong>Institut</strong>en,<br />
die sich auf die Medienanalyse spezialisiert haben,<br />
hat das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> von allen Wirtschaftsforschungsinstituten<br />
Deutschlands die größte Medienpräsenz.<br />
Besondere Beachtung findet die monatliche Bekanntgabe<br />
des <strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex, der mit Spannung<br />
erwartet wird. Auf großes Interesse stießen 2004<br />
auch die Mitteilungen zu den <strong>ifo</strong>-Umfragen bei<br />
den DV-Dienstleister <strong>und</strong> den Leasingunternehmen,<br />
zu den Konjunkturprognosen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> zu<br />
dem neu entwickelten <strong>ifo</strong>-KfW-Mittelstandsbarometer,<br />
77<br />
die von überregionalen <strong>und</strong> internationalen<br />
Tageszeitungen <strong>und</strong> Fachzeitschriften aufgegriffen<br />
wurden. Größere Medienresonanz haben auch die<br />
zahlreichen Beiträge des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s zur Politikdiskussion,<br />
allen voran der <strong>ifo</strong>-Vorschlag zur Reform<br />
des Arbeitsmarktes im Niedriglohnbereich <strong>und</strong><br />
die Analyse der Auswirkungen der Globalisierung<br />
auf die deutsche Wirtschaft (»Basar-Ökonomie«).<br />
Die Bedeutung des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s für die wirtschaftspolitische<br />
Reformdebatte in Deutschland zeigt sich auch<br />
an der anhaltend großen Beachtung, die das Buch von<br />
Hans-Werner Sinn »Ist Deutschland noch zu retten?«<br />
in der Öffentlichkeit hervorrief. Im Jahr 2004 erschien<br />
bereits die 6. aktualisierte <strong>und</strong> überarbeitete Auflage<br />
<strong>und</strong> 2005 (April) die 2. aktualisierte Taschenbuchauflage.<br />
Zu den Präsentationen der neusten Konjunkturprognosen<br />
<strong>und</strong> den zentralen <strong>ifo</strong>-Veranstaltungen lud<br />
der Bereich zu Pressekonferenzen ein, die auf großes<br />
Interesse stießen.<br />
Redaktion<br />
Der Redaktion obliegt die konzeptionelle Gestaltung,<br />
Erstellung <strong>und</strong> Verteilung der Publikationen des<br />
<strong>Institut</strong>s. Sie verantwortet sämtliche Publikationen des<br />
H<strong>aus</strong>es. Hier ist die thematische <strong>und</strong> inhaltliche Gestaltung,<br />
einschließlich der Übersetzung (deutsch-englisch<br />
bzw. englisch-deutsch), die Druckvorbereitung, d.h. die<br />
Erstellung von Graphiken <strong>und</strong> Tabellen sowie das<br />
Setzen <strong>und</strong> Gestalten der Texte, die Weiterleitung an<br />
die h<strong>aus</strong>eigene oder externe Druckereien sowie das<br />
Adressmanagement angesiedelt. Das PRK-Team unterstützt<br />
die anderen Bereiche des <strong>Institut</strong>s auch bei der<br />
Durchführung von Projekten.<br />
Die Redaktionsmitarbeiter betreuen folgende Publikationsreihen:<br />
– <strong>ifo</strong> Schnelldienst: aktuelle<br />
Politikthemen <strong>und</strong> <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sergebnisse(Erscheinungsweise:<br />
zweimal im<br />
Monat, Zeitschrift);<br />
– <strong>ifo</strong> Konjunkturperspektiven:<br />
aktuelle Ergebnisse des<br />
<strong>ifo</strong> Konjunkturtests in Graphiken,<br />
Tabellen <strong>und</strong> beschreibenden<br />
Analysen (Erscheinungsweise:<br />
monatlich, Zeitschrift);<br />
<strong>ifo</strong> – das <strong>Institut</strong><br />
in Deutschland mit der<br />
größten Medienpräsenz<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Presse, Redaktion, Konferenzen<br />
– <strong>ifo</strong> Dresden berichtet: Konjunktur,<br />
Wirtschaftspolitik<br />
<strong>und</strong> struktureller Wandel<br />
in Ostdeutschland (Erscheinungsweise:<br />
sechsmal im<br />
Jahr, Zeitschrift der Niederlassung<br />
Dresden);<br />
– CES<strong>ifo</strong> Forum: aktuelle<br />
Politikthemen von weltweitem<br />
Interesse von bekannten<br />
internationalen Autoren sowie Daten<br />
<strong>und</strong> Informationen <strong>aus</strong> dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
Erscheinungsweise: vierteljährlich, Zeitschrift,<br />
englischsprachig);<br />
– CES<strong>ifo</strong> World Economic<br />
Survey: Ergebnisse der <strong>ifo</strong><br />
Expertenumfrage zur Weltkonjunktur<br />
in Graphiken,<br />
Tabellen <strong>und</strong> in beschreibenden<br />
Analysen (Erscheinungsweise:<br />
vierteljährlich,<br />
Zeitschrift, englisch-sprachig);<br />
– CES<strong>ifo</strong> DICE Report: Beiträge<br />
zu institutionellen Regelungen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen<br />
Maßnahmen in einer ländervergleichenden<br />
Analyse (Erscheinungsweise: vierteljährlich,<br />
Zeitschrift, englisch-sprachig);<br />
– CES<strong>ifo</strong> Economic Studies (ehemalige <strong>ifo</strong> Studien):<br />
wirtschaftswissenschaftliche <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />
<strong>und</strong> politikrelevante Fragestellungen (Erscheinungsweise:<br />
vierteljährlich, referierte wissenschaftliche<br />
Fachzeitschrift, englischsprachig);<br />
– CES<strong>ifo</strong> Report on the European Economy: <strong>Berichte</strong><br />
der European Economic Advisory Group at CES<strong>ifo</strong><br />
zu wirtschaftspolitischen Themen (Jahresschrift,<br />
englischsprachig);<br />
– <strong>ifo</strong> Beiträge zur Wirtschaftsforschung: wichtige<br />
<strong>Forschung</strong>sprojekte des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s (Buchreihe).<br />
Zusätzlich veröffentlicht das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in unregelmäßiger<br />
Folge in den <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichten die<br />
<strong>Forschung</strong>sergebnisse <strong>aus</strong> seinen Gutachten, die<br />
nicht in Buchform erscheinen, sowie die <strong>ifo</strong> dresden<br />
studien, in denen – in Verantwortung der Nieder-<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 78<br />
lassung Dresden – vornehmlich Themen der neuen<br />
B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong> ihrer östlichen Nachbarn aufgegriffen<br />
werden.<br />
Einige der Periodika werden bekannten Online-<br />
Diensten zum weltweiten Vertrieb überlassen. Einen<br />
vollständigen Überblick über die Publikationen des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> ihre Bezugsmöglichkeiten findet man<br />
unter www.<strong>ifo</strong>.de.<br />
Ferner gibt der Bereich PRK die Informationsdienste<br />
des <strong>Institut</strong>s (<strong>ifo</strong> im…, <strong>ifo</strong> Newsletter) her<strong>aus</strong>.<br />
Konferenzen<br />
Der dritte Aufgabenbereich ist die Organisation <strong>und</strong><br />
Durchführung der zentralen Konferenzen des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s, die Präsentation des <strong>Institut</strong>s auf externen<br />
Jahresversammlung 2004<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Werner Sinn, Präsident des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s
Tagungen <strong>und</strong> Konferenzen, wie z. B. der Jahrestagung<br />
des Vereins für Socialpolitik, <strong>und</strong> die Betreuung von<br />
Besuchergruppen. Her<strong>aus</strong>ragende Veranstaltungen im<br />
Jahr 2004 waren die International Spring Conference<br />
im März, die Jahresversammlung im Juni <strong>und</strong> der<br />
Branchen-Dialog im Oktober.<br />
Am 18. <strong>und</strong> 19. März 2004 veranstaltete das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
mit seiner Spring Conference eine internationale<br />
Tagung in Berlin, bei der sich über 100 Fachleute<br />
<strong>aus</strong> der Industrie, von Banken <strong>und</strong> <strong>aus</strong> der öffentlichen<br />
Verwaltung sowie zahlreiche Vertreter der Presse<br />
trafen, um sich über die Perspektiven der europäischen<br />
Wirtschaft zu informieren. Die Darstellung der<br />
Tagung ist im Bereichskapitel Branchenforschung zu<br />
finden.<br />
Am 22. Juni 2004 lud das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> zu seiner<br />
55. Jahresversammlung ein. In der Mitgliederversamm-<br />
Jahresversammlung 2004<br />
Prof. Ing. Václav Kl<strong>aus</strong>, Präsident der Tschechischen Republik.<br />
lung berichtete Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident des<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, über die Aktivitäten des <strong>Institut</strong>s<br />
im Jahr 2003. Im Anschluss daran fand die Preisverleihung<br />
an die <strong>ifo</strong>-Mitarbeiter statt, die für besondere<br />
Leistungen prämiert wurden.<br />
Der öffentliche Teil der <strong>ifo</strong> Jahresversammlung musste<br />
aufgr<strong>und</strong> des außerordentlich großen Interesses<br />
in die Aula der Ludwig-Maximilians-Universität<br />
verlegt werden. Den über 800 Teilnehmern, darunter<br />
zahlreiche Vertreter von Mitgliedsfirmen des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> von Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esministerien,<br />
wurde ein attraktives Programm geboten. Nach<br />
den Begrüßungsworten von Prof. Sinn <strong>und</strong> dem Rektor<br />
der Universität, Prof. Bernd Huber, sprach der<br />
Präsident der Tschechischen Republik, Prof. Ing. Václav<br />
Kl<strong>aus</strong>, über die EU-Erweiterung, von der er weder<br />
für die alten Mitgliedsländer noch für die neuen »große<br />
<strong>und</strong> messbare Effekte« erwartete. Allerdings<br />
sah er Zielkonflikte zwischen der Anzahl der<br />
EU-Mitglieder, den Aktivitäten der EU <strong>und</strong> den<br />
Entscheidungsmechanismen der europäischen <strong>Institut</strong>ionen.<br />
Im Anschluss an die Ausführungen von Václav<br />
Kl<strong>aus</strong> unterstrich der Staatsminister für Europaangelegenheiten<br />
<strong>und</strong> Regionale Beziehungen in<br />
der Bayerischen Staatskanzlei, Eberhard Sinner, in<br />
seinem Grußwort die friedensstiftende Wirkung<br />
der europäischen Einigung. Die mit großer Spannung<br />
erwartete neue <strong>ifo</strong> Konjunkturprognose wurde<br />
von Prof. Sinn vorgestellt. Er berichtete zunächst über<br />
die Weltkonjunktur: Die USA, Südostasien, Japan<br />
<strong>und</strong> auch die europäischen Volkswirtschaften seien<br />
gemeinsam im konjunkturellen Aufwind, während<br />
sich die deutsche Konjunktur immer noch nicht<br />
durchgreifend gefestigt zeige. Anschließend ging<br />
Prof. Sinn <strong>aus</strong>führlich auf die Entwicklung in den neuen<br />
EU-Mitgliedstaaten ein.<br />
Ein weiterer Höhepunkt war das Expertengespräch<br />
über eine Steuerreform in Deutschland. Unter der<br />
Moderation von Nikol<strong>aus</strong> Piper, Ressortleiter Wirtschaft<br />
der Süddeutschen Zeitung, diskutierten Prof.<br />
Paul Kirchhof, Direktor des <strong>Institut</strong>s für Finanz- <strong>und</strong><br />
Steuerrecht der Universität Heidelberg, Friedrich Merz,<br />
MdB, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-<br />
B<strong>und</strong>estagsfraktion, Prof. Wolfgang Wiegard, Vorsitzender<br />
des Sachverständigenrates zur Begutachtung<br />
Presse, Redaktion, Konferenzen<br />
Václav Kl<strong>aus</strong> als Gastredner<br />
bei der <strong>ifo</strong><br />
Jahresversammlung<br />
79 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Presse, Redaktion, Konferenzen<br />
Neuer Internetauftritt<br />
der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, <strong>und</strong> Prof.<br />
Hans-Werner Sinn. Sie waren sich darin einig, dass das<br />
gegenwärtige Steuersystem dringend reformbedürftig<br />
sei, die Vorschläge über ein zukünftiges Steuermodell<br />
unterschieden sich aber deutlich.Während Prof. Kirchhof<br />
für ein »Konzept der Freiheit« plädierte, bei dem<br />
es keinerlei Ausnahmetatbestände mehr gäbe <strong>und</strong> alle<br />
Einkommensarten gleich behandelt würden, sprach<br />
sich Prof. Wiegard für eine duale Einkommensteuer<br />
<strong>aus</strong>. Mit Sinn war er sich einig darin, dass eine Senkung<br />
der Unternehmensbesteuerung am dringlichsten sei.<br />
Merz verwies zunächst darauf, dass sich der – von ihm<br />
vorgeschlagene – Stufentarif international durchsetze.<br />
Seiner Ansicht nach müsse eine synthetische Einkommensteuer<br />
beibehalten werden, nach der alle Einkünfte<br />
gleich besteuert werden. Statt der bestehenden<br />
sieben solle es aber künftig nur noch vier Einkunftsarten<br />
geben. Prof. Sinn plädierte dagegen ebenfalls für<br />
eine duale Einkommensteuer. Ein <strong>aus</strong>führlicher Bericht<br />
zur <strong>ifo</strong> Jahresversammlung <strong>und</strong> der Wortlaut der Vorträge<br />
sowie die Statements der Podiumsteilnehmer<br />
sind im Schnelldienst Nr. 12/2004 <strong>und</strong> Nr. 13/2004<br />
dokumentiert.<br />
Am 26. Oktober 2004 veranstaltete das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
in Kooperation mit der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />
für München <strong>und</strong> Oberbayern <strong>und</strong> gefördert<br />
vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft,<br />
Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie den vierten<br />
<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog. Ziel dieser Arbeitstagung ist<br />
die Analyse der Gesamtwirtschaft <strong>und</strong> der konjunkturellen<br />
Entwicklungen in der Industrie, der Bauwirtschaft,<br />
im Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel sowie in <strong>aus</strong>gewählten<br />
Dienstleistungssektoren. Die <strong>aus</strong>führliche<br />
Darstellung der Tagung ist im Bereichskapitel<br />
Branchenforschung <strong>und</strong> im <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />
Nr. 22/2004 zu finden.<br />
Internet<br />
Die rasante Entwicklung des Internets als Kommunikationsplattform<br />
bietet dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eine virtuelle<br />
Basis zur Informationsbereitstellung. Die Inhalte der<br />
beiden Websites www.<strong>ifo</strong>.de <strong>und</strong> www.ces<strong>ifo</strong>.de<br />
wurden in den vergangenen Jahren immer vielfältiger<br />
<strong>und</strong> umfangreicher. Mitte 2004 wurde mit der<br />
Neugestaltung des Internetauftritts begonnen. Die<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 80<br />
Jahresversammlung 2004<br />
Podiumsteilnehmer: Prof. Dr. Wolfgang Wiegard, Prof. Dr. Paul Kirchhof,<br />
Nikol<strong>aus</strong> Piper, Friedrich Merz, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Werner Sinn.<br />
Neukonzeption schloss den Wechsel auf eine leistungsstärkere<br />
Hard- <strong>und</strong> Software ein. Hauptziel war eine<br />
übersichtlichere <strong>und</strong> nutzerfre<strong>und</strong>lichere Navigation.<br />
Dazu wurden beide Websites – die deutschsprachigen<br />
Seiten des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> die englischsprachigen<br />
Seiten des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, der CES<strong>ifo</strong> GmbH <strong>und</strong> des<br />
Center for Economic Studies (CES) – in einer Website<br />
zusammengeführt. Sie steht in deutscher <strong>und</strong><br />
englischer Version zur Verfügung.<br />
Seit April 2005 kann die Öffentlichkeit auf die neue<br />
Website zugreifen.<br />
Auf der Startseite finden sich Nachrichtenfenster, die<br />
u.a. zum aktuellen Geschäftsklimaindex, Prognosen <strong>und</strong><br />
neuen Studien führen <strong>und</strong> regelmäßig aktualisiert<br />
werden. Für Umfrageteilnehmer, Journalisten, die<br />
DICE-Datenbank <strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong>-Netzwerkmitglieder<br />
wurden separate Bereiche geschaffen, zu denen man<br />
direkt über die Startseite gelangt. So können die an<br />
den regelmäßigen Unternehmensbefragungen des <strong>ifo</strong><br />
<strong>Institut</strong>s beteiligten Unternehmen ihre Fragebögen<br />
online aufrufen <strong>und</strong> <strong>aus</strong>füllen; ihre Daten fließen direkt<br />
in eine <strong>ifo</strong>-Datenbank ein <strong>und</strong> stehen sofort für die<br />
Auswertung zur Verfügung.<br />
Im Menübereich »<strong>Forschung</strong>« findet man den<br />
wissenschaftlichen Output, die Projekte, Mitarbeiter<br />
<strong>und</strong> Neuigkeiten <strong>aus</strong> den Arbeitsbereichen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
Unter diesem Menüpunkt können Interessenten<br />
schnell Einblick in die Doktoranden- <strong>und</strong> Gastforscherprogramme<br />
der CES<strong>ifo</strong>-Gruppe gewinnen.
Internetseite des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />
im neuen Look&Feel<br />
Wer an den Beiträgen zur wirtschaftspolitischen<br />
Diskussion <strong>und</strong> zur Politikdebatte interessiert ist,<br />
kann sich im Menübereich »Politikdebatte« über<br />
die Beiträge des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s in den unterschiedlichen<br />
Medien informieren. Mit den »<strong>ifo</strong> Spezialthemen«<br />
wurde eine Rubrik geschaffen, die Themen, die das<br />
<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in der öffentlichen Diskussion angestoßen<br />
hat, bündelt. Neben den <strong>ifo</strong>-Veröffentlichungen,<br />
z.B. zur »Basar-Ökonomie«, der »Aktivierenden<br />
Sozialhilfe« oder der »Kinderrente«, findet man<br />
auch Presseberichte, die sich auf diese Themen beziehen.<br />
Ein neuer Schwerpunkt ist der Bereich »Wirtschaftsinformationen«,<br />
wo man auf zahlreiche <strong>Service</strong>bereiche<br />
des <strong>Institut</strong>s, wie u.a. die Indices, Prognosen,<br />
<strong>ifo</strong>-Zeitreihen <strong>und</strong> einen Pool weiterer interessanter<br />
Wirtschaftsdaten, zugreifen kann. Dazu gehört<br />
auch die Database for <strong>Institut</strong>ional Comparisons in<br />
Europe (DICE), in der institutionelle Regelungen der<br />
25 EU-Mitgliedstaaten sowie einiger weiterer<br />
Industrieländer systematisch aufbereitet werden.<br />
Immer zum Monatsanfang werden neue Dokumente<br />
hinzugefügt oder bestehende aktualisiert. Die Nutzung<br />
ist kostenfrei. Videomitschnitte von Reden <strong>und</strong><br />
Vorträgen, die von Mitarbeitern oder im Rahmen von<br />
Veranstaltungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s gehalten wurden, aber<br />
auch Aufzeichnungen von Seminaren <strong>und</strong> Vorlesungen<br />
an der LMU stehen unter »Lehrmaterial« zur<br />
Verfügung.<br />
Der Medienbereich bündelt wichtige Informationen für<br />
Journalisten: Pressemitteilungen, Terminhinweise, Ex-<br />
perten <strong>und</strong> ein Bildarchiv. Auf der Presseseite kann<br />
zusätzlich nach Themen <strong>und</strong> Jahr gesucht werden.<br />
Im Menübereich »Publikationsorgane« wird über die<br />
vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> <strong>und</strong> der CES<strong>ifo</strong> GmbH her<strong>aus</strong>gegebenen<br />
Reihen <strong>und</strong> Monographien informiert. Über<br />
die Internet-Datenbanken <strong>ifo</strong> DocBase <strong>und</strong> <strong>ifo</strong><br />
DataBase können gedruckte Publikationen <strong>und</strong><br />
Zeitreihen online bestellt werden. Die <strong>ifo</strong> DocBase<br />
erlaubt Recherchen in allen seit 1990 publizierten<br />
deutschsprachigen Veröffentlichungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />
Die vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> her<strong>aus</strong>gegebenen englischsprachigen<br />
Zeitschriften können <strong>aus</strong> der CES<strong>ifo</strong><br />
DocBase, die die englischsprachigen Publikationen<br />
der CES<strong>ifo</strong>-Gruppe enthält, im Volltext heruntergeladen<br />
werden. In der <strong>ifo</strong> DataBase können etwa<br />
18.000 Zeitreihen des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests als Graphik<br />
eingesehen werden.<br />
Intranet<br />
Das Intranet wird fortlaufend als Instrument des<br />
Wissensmanagements für die Arbeit im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />
<strong>aus</strong>gebaut <strong>und</strong> dient als umfassende Informationsbasis<br />
für die <strong>ifo</strong>-Mitarbeiter <strong>und</strong> auch für die Gastforscher<br />
am <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>. Damit unsere Wissenschaftler,<br />
Diplomanden, Doktoranden <strong>und</strong> Gastforscher für ihre<br />
empirischen Arbeiten einen optimalen Datenzugriff<br />
haben, baut das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in seinem Intranet<br />
eine Sammlung wichtiger Mikro- <strong>und</strong> Makrodaten auf<br />
(»Datenpool«). Dazu gehören vor allem die im<br />
Rahmen der <strong>ifo</strong>-Befragungen gewonnenen Daten, aber<br />
auch von anderen <strong>Institut</strong>ionen aufgebaute Datenbestände,<br />
die für die empirische Wirtschaftsforschung<br />
wichtig sind. Die Nutzung der <strong>ifo</strong>-Mikrodaten<br />
ist nur unter strengen Vorkehrungen gestattet,<br />
die den Schutz der Befragungsdaten sicherstellen. Der<br />
Datenpool umfasst die Punkte Ifo Data, External<br />
Microdata, External Macrodata, Statistical Software<br />
(mit Informationen zu STATA / STATA Journal, SAS<br />
<strong>und</strong> SPSS) sowie Links zu <strong>Forschung</strong>sinstitutionen.<br />
2004 wurde der Datenpool u. a. um die <strong>ifo</strong>-eigenen<br />
Mikrodaten WES: World Economic Survey <strong>und</strong><br />
INNO: <strong>ifo</strong> Innovationstest erweitert. Dabei werden die<br />
Datensätze prinzipiell im Format der weitverbreiteten<br />
Statistiksoftware STATA bereitgestellt, können aber<br />
anhand einer Übersetzungssoftware problemlos in<br />
Presse, Redaktion, Konferenzen<br />
Neue Menüpunkte<br />
für größere Nutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />
81 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004
Presse, Redaktion, Konferenzen<br />
andere gängige Formate überführt werden. Anhand<br />
eines einfachen Online-Formulars können <strong>ifo</strong>-Wissenschaftler<br />
den Erwerb weiterer Datensätze vorschlagen.<br />
Um die Attraktivität dieses Datenpools zu steigern,<br />
sollen möglichst alle Daten, die im Rahmen der laufenden<br />
Arbeit benötigt werden, in den Datenpool<br />
aufgenommen werden.<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 82
Bibliothek<br />
Die Bibliothek des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s ist in erster<br />
Linie interner Dienstleister <strong>und</strong> versorgt <strong>ifo</strong>-<br />
<strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong>-Mitarbeiter <strong>und</strong> Gastforscher mit der<br />
benötigten Literatur. Daneben können auch Studenten<br />
der hiesigen Hochschulen auf die Leistungen der<br />
<strong>ifo</strong>-Bibliothek zurückgreifen. Mit einem Bestand von<br />
etwa 113.000 Büchern sowie über 1.500 laufend<br />
gehaltenen Zeitschriften <strong>und</strong> 750 statistischen<br />
<strong>Berichte</strong>n ist sie eine der größten wirtschaftswissenschaftlichen<br />
Bibliotheken im süddeutschen<br />
Raum.<br />
Inhaltlich erschlossen wird die im elektronischen<br />
Bibliothekskatalog des <strong>Institut</strong>s erfasste Literatur durch<br />
Deskriptoren, PTS Ländercode, zum Teil durch kurze<br />
inhaltliche Zusammenfassungen (Abstracts) <strong>und</strong> durch<br />
die JEL-Klassifikation, die wirtschaftswissenschaftliche<br />
Klassifikation des Journal of Economic Literature in<br />
englischer Sprache.<br />
Mit Literaturrecherchen sowie der Beschaffung<br />
von Daten <strong>und</strong> Informationen zu <strong>aus</strong>gewählten öko-<br />
83<br />
nomischen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen Spezialgebieten<br />
erfüllt die Arbeitsgruppe Bibliothek wichtige <strong>Service</strong>funktionen.<br />
Die <strong>ifo</strong>-Bibliothek unterhält Verbindungen<br />
zu allen wichtigen Anbietern von wirtschaftlichen<br />
bzw. wissenschaftlich-technischen Datenbanken, die im<br />
Online-Verfahren abgefragt werden können. Insgesamt<br />
wurden die Dienstleistungen der Bibliothek im Jahr<br />
2004 ca. 3.700-mal in Anspruch genommen.<br />
Die Bibliothek des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s ist Mitglied<br />
des Gemeinsamen Bibliotheksverb<strong>und</strong>es der Norddeutschen<br />
Länder, GBV. Dies ermöglicht die Öffnung<br />
der <strong>ifo</strong>-Bibliothek über Internet <strong>und</strong> ist ein wichtiger<br />
Schritt zur Harmonisierung des <strong>ifo</strong>-Bestandes mit dem<br />
anderer wirtschaftswissenschaftlicher Spezialbibliotheken.<br />
Der <strong>ifo</strong> OPAC ist zudem Bestandteil des<br />
Webangebots der CES<strong>ifo</strong>-Gruppe.<br />
Die Bibliothek des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s kooperiert eng mit<br />
dem Informationszentrum des Hamburger HWWA-<br />
<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften<br />
in Kiel.<br />
1.500 laufend gehaltene<br />
Zeitschriften<br />
<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004