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Berichte aus Forschung und Service - ifo Institut

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<strong>Berichte</strong> <strong>aus</strong> <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> <strong>Service</strong>


Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />

Im Mittelpunkt der Arbeit des Bereichs steht die<br />

Prognose der konjunkturellen Entwicklung in<br />

Deutschland, der Europäischen Union <strong>und</strong> in anderen<br />

Industrieländern. Dies setzt die laufende Beobachtung,<br />

Analyse <strong>und</strong> Diagnose des Wirtschaftsprozesses<br />

auf makroökonomischer Ebene vor<strong>aus</strong>. Die systematische<br />

Gewinnung sowie die methodische Auswertung<br />

<strong>und</strong> Aufbereitung der Ergebnisse eigener Umfragen<br />

<strong>und</strong> der Daten der amtlichen Statistik schaffen<br />

die empirische Gr<strong>und</strong>lage für die prognostische Arbeit<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. Besondere Bedeutung haben in<br />

diesem Zusammenhang die Ergebnisse des <strong>ifo</strong><br />

Konjunkturtests, des <strong>ifo</strong> Investitionstests sowie des<br />

World Economic Survey (WES). Die Konjunkturindikatoren<br />

<strong>aus</strong> <strong>ifo</strong>-Umfragen <strong>und</strong> der amtlichen<br />

Statistik werden ständig auf ihre Verwendbarkeit<br />

für die gesamtwirtschaftliche Analyse <strong>und</strong> Prognose<br />

überprüft. Dies gilt ebenso für das <strong>ifo</strong>-eigene<br />

Prognoseinstrumentarium, wie zum Beispiel ökonometrische<br />

Ansätze zur Schätzung von Konjunktur<br />

<strong>und</strong> Trend oder Modellanalysen der gesamtwirtschaftlichen<br />

Effekte alternativer wirtschaftspolitischer<br />

Maßnahmen.<br />

Um die Konjunkturzyklen zuverlässig erfassen zu<br />

können, werden neben den eher kurzfristigen<br />

Schwankungen auch die längerfristigen Wachstumsprozesse<br />

der Volkswirtschaften, insbesondere in<br />

Europa, analysiert. Hierzu zählt auch der systematische<br />

Vergleich politischer Maßnahmen <strong>und</strong> Sonderbedingungen<br />

in den einzelnen Ländern, der Aufschluss<br />

über die in Deutschland <strong>und</strong> Europa verfügbaren<br />

Politikoptionen geben kann. Dabei werden auch<br />

die Konjunktur- <strong>und</strong> Wachstumsverflechtungen<br />

zwischen den Ländern analysiert <strong>und</strong> in die Prognosen<br />

einbezogen.<br />

Konjunkturprognose<br />

Viermal im Jahr erstellt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eine Vor<strong>aus</strong>schau<br />

auf die Entwicklung des Bruttoinlandsprodukts<br />

(nach Entstehung, Verwendung <strong>und</strong> Verteilung),<br />

des Arbeitsmarktes, der Preisentwicklung <strong>und</strong> der<br />

Entwicklung der staatlichen Einnahmen <strong>und</strong> Ausgaben.<br />

Der Quantifizierung der Beschleunigung oder Abschwächung<br />

der wirtschaftlichen Aktivität sowie der<br />

Diagnose von konjunkturellen Wendepunkten wird<br />

dabei besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Dabei<br />

19<br />

wird auch die Wirtschaftspolitik, insbesondere die<br />

Geld-, Finanz- <strong>und</strong> Lohnpolitik, hinsichtlich ihrer<br />

konjunkturellen Wirkungen evaluiert.<br />

Jeweils zur Jahresmitte <strong>und</strong> zum Jahresende veröffentlicht<br />

das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eigene Konjunkturanalysen <strong>und</strong><br />

-prognosen. Im Frühjahr <strong>und</strong> Herbst beteiligt es sich<br />

zusammen mit dem Deutschen <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung<br />

(DIW), Berlin, dem Hamburgischen<br />

Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA), dem <strong>Institut</strong> für<br />

Wirtschaftsforschung Halle (IWH), dem <strong>Institut</strong> für<br />

Weltwirtschaft an der Universität Kiel (IfW) sowie<br />

dem Rheinisch-Westfälischen <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung<br />

(RWI), Essen, an der »Gemeinschaftsdiagnose<br />

der Arbeitsgemeinschaft deutscher wirtschaftswissenschaftlicher<br />

<strong>Forschung</strong>sinstitute«, die vom<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit in<br />

Auftrag gegeben wird.<br />

Neben diesen mehr national orientierten Aktivitäten<br />

arbeitet der Bereich auch in internationalen Kooperationsprojekten<br />

mit. Beispielsweise wird jedes Quartal<br />

zusammen mit INSEE (Paris) <strong>und</strong> ISAE (Rom) eine<br />

Kurzfristprognose von wichtigen makroökonomischen<br />

Variablen für den Euroraum publiziert.<br />

Zur Sicherung der wissenschaftlichen Basis werden die<br />

theoretischen Modelle der Konjunkturentwicklung <strong>und</strong><br />

des wirtschaftlichen Wachstums auf ihre Eignung <strong>und</strong><br />

Relevanz überprüft. Deshalb führt der Bereich zu verschiedenen<br />

makroökonomischen Fragestellungen sowohl<br />

selbst initiierte als auch drittmittelfinanzierte <strong>Forschung</strong>sprojekte<br />

durch. Dazu gehören beispielsweise die<br />

Analyse der Zusammenhänge zwischen dem langfristigen<br />

Wachstum <strong>und</strong> der konjunkturellen Entwicklung, die<br />

Untersuchung des internationalen Konjunkturverb<strong>und</strong>s,<br />

die Analyse von Einflüssen institutioneller Regelungen,<br />

vor allem auf dem Arbeitsmarkt, auf Beschäftigung <strong>und</strong><br />

Output sowie die Entwicklung von Prognosesystemen<br />

auf der Basis moderner zeitreihenökonomischer<br />

Methoden. Besonderes Augenmerk wird auf die<br />

Bedeutung der internationalen Finanzmärkte gelegt.<br />

Dabei geht es auch um die institutionelle Ausgestaltung<br />

der Europäischen Währungsunion <strong>und</strong> die Politikentscheidungen<br />

der Europäischen Zentralbank. Die Analyse<br />

des Transmissionsmechanismus geldpolitischer Entscheidungen<br />

ist ein besonderer Arbeitsschwerpunkt.<br />

Internationales<br />

Kooperationsprojekt<br />

zur Erstellung einer<br />

Kurzfristprognose<br />

Untersuchung zum Einfluss<br />

institutioneller Regelungen<br />

auf dem Arbeitsmarkt<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />

Leichte Zunahme<br />

der Investitionen im ostdeutschen<br />

Verarbeitenden<br />

Gewerbe<br />

Der Bereich nimmt regelmäßig in den Medien zu<br />

verschiedenen wirtschaftspolitischen Problemen Stellung.<br />

Dazu gehören beispielsweise Fragen der Lohnpolitik,<br />

die Reform von finanzpolitischen <strong>Institut</strong>ionen<br />

(Stabilitäts- <strong>und</strong> Wachstumspakt) oder die Auswirkungen<br />

von Rohstoffpreisen <strong>und</strong> Wechselkursschwankungen<br />

auf die gesamtwirtschaftliche Entwicklung. Die<br />

Medienresonanz auf die Konjunkturprognosen ist sehr<br />

hoch. Aber auch die sonstigen <strong>Forschung</strong>sarbeiten<br />

finden in der Presse hohe Aufmerksamkeit.<br />

Die Kooperation mit Hochschulen ist ein wichtiger<br />

B<strong>aus</strong>tein der Arbeit des Bereichs. Zwei Doktoranden<br />

sind in das Graduiertenprogramm der LMU eingeb<strong>und</strong>en.Von<br />

Mitarbeitern des Bereichs werden dort<br />

regelmäßig Vorlesungen <strong>und</strong> Übungen in Zeitreihenökonometrie<br />

angeboten. Die Zusammenarbeit mit den<br />

<strong>Forschung</strong>sprofessoren (H. Berger, H. Rottmann,<br />

J.-E. Sturm, F.Westermann, U.Woitek) <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>sdirektoren<br />

(G. Illing, S. Mittnik) wird intensiv betrieben<br />

<strong>und</strong> findet ihren Ausdruck in gemeinsamen Projekten<br />

<strong>und</strong> Publikationen.<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

Schätzung der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen<br />

in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

für das Berichtsjahr 2003<br />

E. Langmantel für das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Arbeit, April 2004 bis Oktober 2004.<br />

In der amtlichen Statistik sind die Angaben über die<br />

Investitionsentwicklung in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

lückenhaft. Ziel dieses Projektes war es, die Datenlücken<br />

in der amtlichen Statistik zu schließen <strong>und</strong> eine<br />

mit den gesamtwirtschaftlichen Zahlen abgestimmte<br />

<strong>und</strong> nach Wirtschaftsbereichen gegliederte Schätzung<br />

der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen in Ost-<br />

<strong>und</strong> Westdeutschland für das Jahr 2003 zu erstellen.<br />

Die Arbeit stützt sich in starkem Maße auf den<br />

<strong>ifo</strong> Investitionstest. Daneben werden amtliche Daten<br />

<strong>und</strong> Fachstatistiken <strong>aus</strong>gewertet <strong>und</strong> im Rahmen<br />

einer saldenmechanischen Konsistenzprüfung mit<br />

den Eckwerten des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes abgestimmt.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 20<br />

Anteile der Investitionen in den neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern a) an den gesamten Investitionen<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

In den neuen B<strong>und</strong>esländern wurden 2003 insgesamt<br />

67,5 Mrd. EUR investiert, 2,8 Mrd. EUR weniger als<br />

im Vorjahr. Der Rückgang der Anlageinvestitionen war<br />

mit 4% nur wenig stärker als in Deutschland insgesamt.<br />

In den vergangenen beiden Jahren war der relative<br />

Rückgang in Ostdeutschland deutlich stärker <strong>aus</strong>gefallen.<br />

Diese für die neuen B<strong>und</strong>esländer relativ positive<br />

Entwicklung ist auf die Zunahme der Investitionen<br />

im ostdeutschen Verarbeitenden Gewerbe zurückzuführen.Während<br />

die Investitionsaktivitäten der westdeutschen<br />

Industrie 2003 noch von der allgemeinen<br />

Konjunkturschwäche geprägt waren, konnte die ostdeutsche<br />

Industrie gegenüber Westdeutschland Standortvorteile<br />

zur Geltung bringen <strong>und</strong> sich damit vom<br />

gesamtdeutschen Konjunkturtrend etwas abkoppeln.<br />

Insgesamt hat sich der Anteil der neuen Länder am<br />

gesamten Volumen der Investitionen in neue Ausrüstungen<br />

<strong>und</strong> sonstige Anlagen, der seit 1995 rückläufig<br />

war, in den vergangenen drei Jahren auf einem Niveau<br />

von etwa 16% stabilisiert.<br />

Exchange Rate Changes and Trade Flows –<br />

Evidence from Emerging Market Economies<br />

T. Wollmershäuser für die United Nations Conference<br />

on Trade and Development (UNCTAD), Februar 2004<br />

bis März 2004.<br />

Im Rahmen des Projekts wurde der Zusammenhang<br />

zwischen Änderungen des realen effektiven Wechselkurses<br />

<strong>und</strong> der Entwicklung <strong>aus</strong>gewählter Indikatoren


des Außenhandels für eine Reihe von Emerging-<br />

Market-Ländern analysiert. Die Studie diente dem<br />

Auftraggeber UNCTAD als Hintergr<strong>und</strong>information<br />

zur Erstellung des Trade & Development Report 2004<br />

<strong>und</strong> erweiterte <strong>und</strong> aktualisierte die im Jahr 2001 für<br />

die UNCTAD erstellte Studie »Exchange Rate Shocks<br />

and Trade Flows in Developing Countries«.<br />

Wechselkurs <strong>und</strong> Handelsgüterbilanz in Chile<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Die zentralen Ergebnisse wurden im Trade and<br />

Development Report 2004 der UNCTAD im Kapitel<br />

IV (insbesondere Anhang 2 zu Kapitel IV) veröffentlicht.<br />

Unabhängig vom Ausmaß der Änderung des realen<br />

effektiven Wechselkurses lässt sich feststellen, dass<br />

sich die meisten Variablen, die als Indikatoren der<br />

Wettbewerbsfähigkeit herangezogen wurden, wie<br />

erwartet verhalten. Eine reale Aufwertung verschlechtert<br />

die Wettbewerbsfähigkeit, eine Abwertung verbessert<br />

sie. Große Wechselkursänderungen weisen im<br />

Vergleich zu kleinen eine wesentlich höhere Wechselkurselastizität<br />

der untersuchten Handelsströme<br />

auf. Eine 10 %-ige reale effektive Aufwertung verschlechtert<br />

beispielsweise die Handelsgüterbilanz, die<br />

in Prozent des Bruttoinlandsprodukts gemessen wird,<br />

im Jahr der Aufwertung um 0,9 Prozentpunkte. Dabei<br />

ist zu berücksichtigen, dass im verwendeten Datensatz<br />

knapp ein Viertel aller Änderungen des realen effektiven<br />

Wechselkurses die 10-Prozent-Marke übersteigt.<br />

Solche großen Änderungen treten zum einen umso<br />

häufiger auf, je flexibler das zugr<strong>und</strong>e liegende Wechselkursregime<br />

ist. Zum anderen werden sehr rigide<br />

Wechselkursregime (feste Wechselkurse, Crawling<br />

Pegs) häufig durch spekulative Attacken, die mit kräftigen<br />

nominalen als auch realen Abwertungen einhergehen,<br />

beendet. Die Implikationen für die UNCTAD<br />

sind klar. Bei den Verhandlungen zur Liberalisierung des<br />

Welthandels wird zu einseitig auf den Abbau tarifärer<br />

<strong>und</strong> nicht-tarifärer Handelshemmnisse geachtet. Dabei<br />

kann die Wechselkurspolitik zumindest temporär zu<br />

ähnlichen Verzerrungen in den Handelsbeziehungen<br />

führen. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte monetäre Stabilität<br />

ebenfalls auf die Tagesordnung zukünftiger Handelsr<strong>und</strong>en.<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturprognose<br />

G. Flaig, H. Bandholz,A. Gebauer, S. Henzel, O. Hülsewig,<br />

A. Kaltschütz, O.-E. Kuntze, E. Langmantel, W. Nierh<strong>aus</strong>,<br />

M. Ruschinski, B. Schimpfermann, H.-W. Sinn,<br />

T. Wollmershäuser, regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong><br />

Schnelldienst.<br />

Laufende Analyse <strong>und</strong> Prognose der konjunkturellen<br />

Entwicklung in Deutschland, in Europa <strong>und</strong> in der<br />

Welt.<br />

Gemeinschaftsdiagnose<br />

G. Flaig, H. Bandholz,A. Gebauer, S. Henzel, O. Hülsewig,<br />

A. Kaltschütz, E. Langmantel,W. Nierh<strong>aus</strong>, M. Ruschinski,<br />

T.Wollmershäuser in Kooperation mit dem Deutschen<br />

<strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung (DIW), Berlin, dem<br />

Hamburgischen Welt-Wirtschafts-Archiv (HWWA),<br />

dem <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung Halle (IWH),<br />

dem <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft an der Universität Kiel<br />

(IfW) <strong>und</strong> dem Rheinisch-Westfälischen <strong>Institut</strong> für<br />

Wirtschaftsforschung (RWI), Essen, für das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, regelmäßige<br />

Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

Analyse <strong>und</strong> Prognose der Konjunktur in Deutschland,<br />

in Westeuropa <strong>und</strong> in der Welt bis zum Jahr 2005.<br />

Schätzung der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen<br />

in Ost- <strong>und</strong> Westdeutschland<br />

für das Berichtsjahr 2004<br />

E. Langmantel für das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Arbeit, April 2004 bis Oktober 2004.<br />

Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />

Studie im Auftrag der<br />

UNCTAD abgeschlossen<br />

21 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />

Kündigungsschutz<br />

behindert Beschäftigung<br />

Nach Wirtschaftsbereichen gegliederte Schätzung<br />

der Ausrüstungs- <strong>und</strong> Anlageinvestitionen in Ost- <strong>und</strong><br />

Westdeutschland.<br />

Forecasting German GDP:The Role of<br />

Inventory Assessment as Leading Indicator<br />

E. Langmantel in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sdirektor<br />

S. Mittnik, Universität München, autonomes<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekt, Juni 2004 bis Mai 2005.<br />

Diese Arbeit untersucht mit Hilfe von Daten, die im<br />

Rahmen des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests erhoben werden, die<br />

Eignung der Beurteilung des Lagerbestandes durch die<br />

Firmen als vorlaufender Indikator für die Konjunkturprognose.<br />

<strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> Arbeitsmarktperformance<br />

G. Flaig in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />

H. Rottmann, Fachhochschule Amberg-Weiden,<br />

Veröffentlichung von Zwischenergebnissen in: <strong>ifo</strong><br />

Schnelldienst Nr. 17/2004.<br />

In diesem Projekt werden die Beschäftigungseffekte<br />

von Arbeitsmarktinstitutionen in einem internationalen<br />

Vergleich analysiert. Im Mittelpunkt stehen dabei<br />

Regelungen des Kündigungsschutzes, Determinanten<br />

der Lohnbildung, Lohnersatzleistungen bei Arbeitslosigkeit<br />

sowie das staatliche Abgabensystem. Aus den<br />

empirischen Ergebnissen soll hergeleitet werden, wo<br />

das deutsche Arbeitsmarktsystem den höchsten<br />

Reformbedarf hat.<br />

Gesamtwirtschaftliche Folgen von Vermögensblasen<br />

im internationalen Vergleich<br />

H. Bandholz, O. Hülsewig, T. Wollmershäuser<br />

in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sdirektor G. Illing,<br />

Universität München, für das B<strong>und</strong>esministerium der<br />

Finanzen, August 2004 bis April 2005.<br />

Starke Schwankungen von Vermögenspreisen zählen<br />

zu den stilisierten Fakten von entwickelten <strong>und</strong> globalisierten<br />

Finanzmärkten. Während Wechselkursblasen<br />

vor allem in kleinen, offenen Volkswirtschaften eine<br />

wichtige Rolle spielen, sind Aktienkurs- <strong>und</strong> Immobilienpreisblasen<br />

Bestandteil aller liberalisierten Finanzmärkte.<br />

Der US-Börsencrash 1987, das Platzen der<br />

Japan-Blase Ende der achtziger Jahre, die Asien-Krise<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 22<br />

1997 <strong>und</strong> das Platzen der New Economy-Blase 2000<br />

sind einige prominente Beispiele. Letztere verursachte<br />

auch in Deutschland <strong>und</strong> in der Eurozone harte wirtschaftliche<br />

Anpassungsprozesse, da Aktienmärkte seit<br />

den neunziger Jahren auch hierzulande eine stärkere<br />

Bedeutung erlangten. Private H<strong>aus</strong>halte griffen vermehrt<br />

auf Aktien als Anlageform zurück, <strong>und</strong> Unternehmen<br />

finanzierten sich in zunehmendem Maße über<br />

Neuemissionen am Aktienmarkt. Aus theoretischer<br />

Sicht können Vermögenspreisänderungen die konjunkturelle<br />

Entwicklung einer Volkswirtschaft über verschiedene<br />

Kanäle beeinflussen. Die Studie versucht, neben<br />

theoretischen Begründungen, vor allem empirische<br />

Evidenz für die Beeinflussung der gesamtwirtschaftlichen<br />

Aktivität durch Änderungen von Vermögenspreisen<br />

in Deutschland, Großbritannien, Japan <strong>und</strong><br />

den Vereinigten Staaten zu liefern. Zu diesem<br />

Zweck werden unter Verwendung ökonometrischer<br />

Zeitreihenverfahren unterschiedliche Beziehungen<br />

zwischen dem BIP <strong>und</strong> seinen Komponenten auf der<br />

einen Seite sowie Vermögensbeständen <strong>und</strong> -preisen<br />

auf der anderen Seite geschätzt. Abschließend werden<br />

wirtschaftpolitische Implikationen der Ergebnisse für<br />

die Geld- <strong>und</strong> Fiskalpolitik sowie für die Regulierung<br />

der Finanzmärkte diskutiert.<br />

Euro Zone Economic Outlook<br />

H. Bandholz, B. Schimpfermann, T. Wollmershäuser in<br />

Kooperation mit INSEE, Paris, <strong>und</strong> ISAE, Rom.<br />

Der Euro Zone Economic Outlook ist ein europäisches<br />

Gemeinschaftsprojekt zwischen dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, dem<br />

INSEE in Paris <strong>und</strong> dem ISAE in Rom. Im Mittelpunkt<br />

stehen eine gemeinsame Schätzung (für das abgelaufene<br />

Quartal) <strong>und</strong> eine gemeinsame Prognose (für das<br />

laufende <strong>und</strong> das darauf folgende Quartal) des realen<br />

Bruttoinlandsprodukts, des privaten Konsums, der<br />

Industrieproduktion <strong>und</strong> der Inflationsrate in der<br />

Eurozone. Erstellt werden die Prognosen in erster<br />

Linie unter Verwendung ökonometrischer Prognoseverfahren.<br />

Diese Projektionen werden dann durch<br />

persönliche Einschätzungen des Projektteams sowie<br />

anderer Mitarbeiter des Bereichs Konjunktur <strong>und</strong><br />

Finanzmärkte abger<strong>und</strong>et. Der Euro Zone Economic<br />

Outlook wird vierteljährlich – im Januar, April, Juli<br />

<strong>und</strong> im Oktober – als zweiseitige Presseerklärung in<br />

deutscher <strong>und</strong> englischer Sprache her<strong>aus</strong>gegeben.


Die Mitteilung erfolgt jeweils an dem Tag, an dem<br />

Eurostat die zweite Revision der volkswirtschaftlichen<br />

Gesamtrechnung für ein bestimmtes Quartal bekannt<br />

gibt.<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

-0.5<br />

Bruttoinlandsprodukt Eurozone<br />

(saison- <strong>und</strong> arbeitstäglich bereinigt)<br />

-2<br />

1999 1999 2000 2001 2002 2002 2003 2004 2005 2005<br />

gegenüber Vorquartal (linke Achse)<br />

gegenüber Vorjahr (rechte Achse)<br />

Quelle: Eurostat <strong>und</strong> <strong>ifo</strong>-INSEE-ISAE-Prognose.<br />

Prognose<br />

European Economic Advisory Group<br />

(EEAG)<br />

O.-E. Kuntze, W. Nierh<strong>aus</strong>, H. Bandholz, regelmäßige<br />

Veröffentlichung in: Report on the European Economy.<br />

Analyse <strong>und</strong> Prognose der konjunkturellen Entwicklung<br />

in Europa <strong>und</strong> in der Welt.Veröffentlichung als Kapitel<br />

im »Report on the European Economy«.<br />

Kreditangebot der Banken <strong>und</strong> geldpolitische<br />

Transmission<br />

O. Hülsewig, T. Wollmershäuser in Kooperation<br />

mit E. Mayer, Universität Würzburg, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />

Das Projekt befasst sich mit der Rolle der Kreditvergabe<br />

der Banken in der Transmission monetärer<br />

Impulse in Deutschland. Die Analyse stützt sich auf ein<br />

dynamisches Modell, welches das Kreditangebot der<br />

Banken vor dem Hintergr<strong>und</strong> ihrer Erwartungen<br />

hinsichtlich zukünftiger geldpolitischer Maßnahmen<br />

spezifiziert. Die Modellparameter werden anhand<br />

aggregierter Daten empirisch geschätzt mit dem Ziel,<br />

das dynamische Verhalten von Kreditangebot <strong>und</strong><br />

Kreditnachfrage nach einem restriktiven geldpolitischen<br />

Impuls zu simulieren.<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

Die Zinsstruktur am Euro-Interbankengeldmarkt<br />

O. Hülsewig, B. Schimpfermann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />

Mit Hilfe der Methode der Kointegration wird die<br />

Zinsstruktur zwischen Geldmarktsätzen verschiedener<br />

Laufzeiten im Eurowährungsraum empirisch beleuchtet.<br />

Die Untersuchung befasst sich insbesondere mit<br />

dem Anpassungsprozess an das langfristige Gleichgewicht,<br />

der zum einem symmetrisch <strong>und</strong> zum<br />

anderen asymmetrisch modelliert wird. Die Ergebnisse<br />

sollen dazu beitragen, die Prognose der kurzfristigen<br />

Geldmarktsätze zu optimieren.<br />

Makromodell für den Euroraum<br />

O. Hülsewig, T. Wollmershäuser, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />

Auf Basis einer Vektorautoregression (VAR) wird ein<br />

Makromodell für den Euroraum, in dem das Preisniveau<br />

<strong>und</strong> der reale Output die Kernvariablen bilden,<br />

empirisch geschätzt. Die Untersuchung verfolgt zwei<br />

Ziele. Das Modell soll zum einen zur Prognose verwendet<br />

werden <strong>und</strong> zum anderen zur Simulation von<br />

Schocks (z.B. Zins- <strong>und</strong> Wechselkurschocks sowie<br />

Ölpreisschocks) herangezogen werden.<br />

Makroökonomische Anwendungen großer<br />

dynamischer Faktorenmodelle<br />

B. Schimpfermann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />

Promotionsvorhaben, 2004 bis 2006.<br />

Die Untersuchung erfolgt in drei Modulen. Im ersten<br />

Modul werden die in der Klasse der großen dynamischen<br />

Faktorenmodelle konkurrierenden Modelle<br />

bzw. Schätzansätze dokumentiert <strong>und</strong> analysiert. Das<br />

zweite Modul befasst sich mit dem Einsatz von<br />

Faktorenmodellen als Instrument der kurzfristigen<br />

Konjunkturprognose. Dazu erfolgt für die Eurozone<br />

<strong>und</strong> Deutschland ein empirischer Vergleich der prognostischen<br />

Leistungsfähigkeit eines großen Faktorenmodells<br />

gegenüber alternativen Zeitreihenverfahren.<br />

Ferner wird in diesem Abschnitt die Eignung des<br />

Modellrahmens zur Analyse von Umfragedaten auf<br />

disaggregierter Ebene untersucht. Gegenstand des<br />

dritten Moduls ist die strukturelle Interpretation<br />

Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />

Faktorenmodelle<br />

als Instrument der<br />

kurzfristigen Konjunkturprognose<br />

23 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Konjunktur <strong>und</strong> Finanzmärkte<br />

Methode zur<br />

Quantifizierung qualitativer<br />

Inflationserwartungen der<br />

WES-Teilnehmer entwickelt<br />

bzw. Identifikation der Faktoren. So erlauben große<br />

strukturelle Fakorenmodelle z.B. die gleichzeitige<br />

Analyse einer Vielzahl von internationalen Übertragungskanälen<br />

konjunktureller Schocks.<br />

Investor Sentiment and the Stock Market<br />

O. Hülsewig, B. Schimpfermann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt.<br />

Gegenstand der Untersuchung ist die wechselseitige<br />

Beziehung zwischen dem Sentiment (bzw. der<br />

»Stimmung«) privater <strong>und</strong> institutioneller Investoren,<br />

gemessen durch eine neue Umfrage, <strong>und</strong> dem<br />

Preisbildungsprozess an wichtigen europäischen<br />

Aktienmärkten. Mittels eines GARCH-Modells<br />

werden die Daten auf bestimmte Implikationen der<br />

theoretischen Literatur zur Blasenbildung an Finanzmärkten<br />

durch beschränkte Arbitragemöglichkeiten<br />

professioneller Anleger <strong>und</strong> dem Vorhandensein einer<br />

Gruppe irrationaler Anleger (Noise Trader) untersucht.<br />

Zur Quantifizierung von qualitativen<br />

Inflationserwartungen <strong>und</strong> eine Untersuchung<br />

zur Inflationsdynamik in der<br />

Eurozone, Großbritannien <strong>und</strong> den USA:<br />

Ergebnisse des Ifo World Economic Survey<br />

S. Henzel, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />

Traditionelle Quantifizierungsmethoden von qualitativen<br />

Umfragedaten setzen relativ restriktive<br />

Annahmen bezüglich des Erwartungsbildungsprozesses<br />

der Umfrageteilnehmer vor<strong>aus</strong>. Insbesondere werden<br />

dort im Mittel unverzerrte Erwartungen unterstellt –<br />

eine notwendige Bedingung für rationale Erwartungen.<br />

In der Studie wird diese Annahme vermieden, um<br />

subjektive Erwartungsdaten zu kreieren, die a priori<br />

nicht rational sein müssen. Zur Quantifizierung werden<br />

Schwellenwerte ermittelt, die die zugr<strong>und</strong>e liegende<br />

Variable überschreiten muss, damit eine Veränderung<br />

in der Umfrage angezeigt wird. Anstatt, wie bisher,<br />

diese Schwellen <strong>aus</strong> den Eigenschaften der vergangenen<br />

Realisationen der Variable abzuleiten, werden die<br />

Werte im Rahmen einer Sonderfrage des World<br />

Economic Survey selbst abgefragt. Die so gewonnenen<br />

Schwellenwerte werden dann dazu herangezogen,<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 24<br />

Erwartungen über die künftige Entwicklung der<br />

Inflationsrate zu berechnen <strong>und</strong> anschließend auf ihre<br />

Eigenschaften hin zu untersuchen.<br />

Im nächsten Schritt werden die gewonnenen Erwartungsdaten<br />

zur Darstellung der Inflationsdynamik in<br />

verschiedenen Ländern genutzt. Für jedes Land wird<br />

eine neukeynesianische Phillipskurve geschätzt, indem<br />

subjektive (quantitative) Erwartungen des World<br />

Economic Survey zur Schätzung herangezogen<br />

werden. Dabei stellt sich her<strong>aus</strong>, dass dem rückwärts<br />

schauenden Element in der Phillipskurve eine höhere<br />

Bedeutung zukommt als bei unterstellten rationalen<br />

Erwartungen.


Öffentlicher Sektor<br />

Wesentliche Aufgabe des Arbeitsbereichs Öffentlicher<br />

Sektor ist die Analyse des deutschen Steuersystems,<br />

der fiskal-föderalistischen Beziehungen von Gebietskörperschaften<br />

<strong>und</strong> der gesamten Finanzpolitik unter<br />

allokationstheoretischen, wachstums- <strong>und</strong> ordnungspolitischen<br />

Aspekten. Die Untersuchungen umfassen<br />

modelltheoretische <strong>und</strong> empirische Analysen <strong>und</strong><br />

beziehen internationale Erfahrungen mit Reformen des<br />

Finanzsystems ein. Die Effizienz- <strong>und</strong> Umverteilungswirkungen<br />

finanzpolitischer Maßnahmen der öffentlichen<br />

H<strong>aus</strong>halte sowie Konzepte zur Konsolidierung<br />

werden beurteilt.<br />

Im Bereich der Steuersysteme werden Verfahren zur<br />

kurz- <strong>und</strong> mittelfristigen Steuerschätzung sowie<br />

Modelle zur Prognose von Gewinnsteuern entwickelt<br />

<strong>und</strong> die Elastizitäten von Einzelsteuern geschätzt.<br />

Die fiskal-föderalistischen Studien umfassen die theoretische<br />

<strong>und</strong> ökonometrische Beurteilung kommunaler<br />

Finanz<strong>aus</strong>gleichssysteme <strong>und</strong> des Länderfinanz<strong>aus</strong>gleichs.<br />

Außerdem werden Fragen des Steuerwettbewerbs<br />

<strong>und</strong> der Mischfinanzierung zwischen<br />

Kommunen <strong>und</strong> Ländern untersucht. Ein wesentlicher<br />

Teil der Arbeit dieses <strong>Forschung</strong>sbereichs betrifft die<br />

EU-Finanzbeziehungen. Der Bereich Öffentlicher<br />

Sektor beschäftigt sich ebenfalls schon seit längerer<br />

Zeit mit der Frage der Harmonisierung der indirekten<br />

Steuern in der EU <strong>und</strong> ist auf diesem Gebiet bereits<br />

wiederholt für die Europäische Kommission tätig<br />

gewesen.<br />

Im Rahmen des Arbeitskreises »Steuerschätzungen«<br />

des B<strong>und</strong>esfinanzministeriums bringt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

seine fachliche Kompetenz in die offiziellen Prognosen<br />

des Steueraufkommens für Deutschland ein. Die<br />

Sitzung des Arbeitskreises im Frühjahr 2004 diente der<br />

Mittelfristprognose des deutschen Steueraufkommens<br />

bis zum Jahr 2008. Im Herbst 2004 wurden die<br />

Schätzungen für das laufende <strong>und</strong> das Jahr 2005 aktualisiert.<br />

Zusätzlich nehmen die Mitarbeiter des Bereichs<br />

an den Expertenanhörungen des Finanz<strong>aus</strong>schusses<br />

des Deutschen B<strong>und</strong>estages teil.<br />

In den letzten Jahren galt das besondere Interesse den<br />

kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichssystemen in einzelnen<br />

B<strong>und</strong>esländern. Die Mitarbeiter des Bereichs haben<br />

durch Gutachten für mehrere B<strong>und</strong>esländer tiefgehen-<br />

25<br />

de Kenntnisse der Funktionsweise <strong>und</strong> der ökonomischen<br />

Auswirkungen solcher Ausgleichssysteme<br />

erworben, die als Gr<strong>und</strong>lage für f<strong>und</strong>ierte <strong>und</strong><br />

anerkannte Analysen dienen.<br />

Einen Beitrag zur Analyse <strong>und</strong> Prognose der<br />

Konjunktur in Deutschland, in Westeuropa <strong>und</strong> der<br />

Welt leistet der Bereich durch Teilnahme an der zweimal<br />

jährlich stattfindenden Gemeinschaftsdiagnose der<br />

Wirtschaftsforschungsinstitute sowie im Rahmen der<br />

European Economic Advisory Group (EEAG).<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

Sachgerechtheit der Hauptansatzstaffeln<br />

<strong>und</strong> des Schülernebenansatzes im Schlüsselzuweisungssystem<br />

des kommunalen<br />

Finanz<strong>aus</strong>gleichs im Freistaat Sachsen<br />

R. Parsche, Ch. W. Nam für das Sächsische Staatsministerium<br />

der Finanzen, Dresden, November 2003<br />

bis April 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichte<br />

Nr. 22, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München, April 2004.<br />

Der sächsische kommunale Finanz<strong>aus</strong>gleich unterliegt<br />

einer ständigen Überprüfung <strong>und</strong> Feinjustierung, da<br />

Gebietsreformen, aber auch Veränderungen der kommunalen<br />

Aufgaben-, Ausgaben- <strong>und</strong> Einnahmensituation<br />

im Allgemeinen einen Umverteilungsbedarf<br />

bezüglich der kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichsmittel<br />

erzeugen. So können sich etwa bislang unbedeutende<br />

kommunale Bedarfstatbestände zu maßgeblichen<br />

Belastungsfaktoren für die Kommunalh<strong>aus</strong>halte<br />

entwickeln, die bei der Verteilung der Finanz<strong>aus</strong>gleichszuweisungen<br />

eine entsprechende Berücksichtigung<br />

finden sollten. Da die in einem Finanz<strong>aus</strong>gleichsgesetz<br />

festgeschriebenen, notwendigerweise p<strong>aus</strong>chalierenden<br />

Verteilungskriterien aber im Regelfall nicht dazu<br />

geeignet sind, gr<strong>und</strong>legende Strukturänderungen <strong>aus</strong><br />

sich her<strong>aus</strong> automatisch zu erfassen, ist eine laufende<br />

Überprüfung <strong>und</strong> Aktualisierung der Regelungen erforderlich.<br />

Ganz besonders gilt dies in Zeiten, in denen<br />

kommunale Strukturprobleme infolge engster H<strong>aus</strong>haltsspielräume<br />

auf allen staatlichen Ebenen nicht nur<br />

immer deutlicher zu Tage treten, sondern auch immer<br />

schwieriger zu bewältigen sind.<br />

Sächsischer kommunaler<br />

Finanz<strong>aus</strong>gleich auf dem<br />

Prüfstand: …<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Öffentlicher Sektor<br />

… veränderte<br />

Bedarfssituation verlangt<br />

Anpassung<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollten mit dem, vom Sächsischen<br />

Staatsministerium für Finanzen in Auftrag gegebenen,<br />

<strong>Forschung</strong>svorhaben die Kernelemente des sächsischen<br />

kommunalen Finanz<strong>aus</strong>gleichs (KFAG) einer finanzwissenschaftlichen<br />

Überprüfung unterzogen werden.<br />

In Vorbereitung des KFAG für die Ausgleichsjahre 2005<br />

<strong>und</strong> 2006 wurden die Sachgerechtheit des Schlüsselzuweisungssystems<br />

analysiert <strong>und</strong> bestehende<br />

Anpassungserfordernisse aufgezeigt. Dabei wurde<br />

insbesondere untersucht, ob die wesentlichen Verteilungsmaßstäbe,<br />

wie Hauptansatzstaffel <strong>und</strong> Schülergewichtung,<br />

noch der aktuellen kommunalen Bedarfssituation<br />

entsprechen. Sofern Reformbedarf festgestellt<br />

wurde, sollten Änderungsvorschläge unter Berücksichtigung<br />

der allokativen Anforderungen erarbeitet<br />

werden.<br />

Hierzu wurde zunächst geprüft, inwieweit unter<br />

Berücksichtigung der neuen Gebietsstruktur nach der<br />

Gemeindegebietsreform 1999/2000 ein Anpassungsbedarf<br />

bei den Hauptansatzstaffeln für die Körperschaftsgruppen<br />

der kreisangehörigen Gemeinden <strong>und</strong><br />

der kreisfreien Städte besteht. Dabei wurde auf die<br />

Zuschussbedarfsrelationen nach den Jahresrechnungen<br />

1999 bis einschließlich 2001 zurückgegriffen.<br />

Der zweite Untersuchungsabschnitt ging der Frage<br />

nach, ob unter Berücksichtigung der aktuellen<br />

Zuschussbedarfsrelationen nach den Jahren 1999 bis<br />

2001 die Gewichtungsfaktoren im Rahmen des<br />

Schülernebenansatzes gemäß § 7 Abs. 4 FAG sowie<br />

die Vervielfältiger nach §§ 7 Abs. 4, 10 Abs. 2 <strong>und</strong><br />

12 Abs. 4 FAG angepasst werden müssen. Über die<br />

möglicherweise bei der Anpassung der Hauptansatzstaffeln<br />

für die kreisfreien Städte <strong>und</strong> die kreisangehörigen<br />

Gemeinden, aber auch indirekt bei den<br />

Landkreisen resultierenden Veränderungen können<br />

sich Auswirkungen auf die Vervielfältiger des Schülernebenansatzes<br />

für die drei Säulen der kommunalen<br />

Ebene ergeben, so dass eine Neuquantifizierung erforderlich<br />

ist.<br />

Bei den Berechnungen wurde festgestellt, dass das<br />

Schlüsselzuweisungssystem, das dem FAG 2003 zugr<strong>und</strong>e<br />

liegt, nicht mehr der aktuellen kommunalen<br />

Bedarfssituation entspricht. Die Gutachter empfehlen<br />

für die kreisangehörigen Gemeinden eine auf Basis des<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 26<br />

Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2001 quantifizierte<br />

<strong>und</strong> geglättete Hauptansatzstaffel, so dass sich ein relativ<br />

stetiger Verlauf der Staffel ergibt. Für die kreisfreien<br />

Städte wird ebenfalls eine auf Basis des Durchschnitts<br />

der Jahre 1999 bis 2001 modifizierte Hauptansatzstaffel<br />

vorgeschlagen.<br />

Die folgende Abbildung zeigt einen Vergleich der<br />

bestehenden Hauptansatzstaffel mit der vorgeschlagenen<br />

Staffel auf Basis des Durchschnitts der Jahre<br />

1999 bis 2001.<br />

Vergleich der bestehenden Hauptansatzstaffel<br />

mit der vorgeschlagenen Staffel auf der Basis des<br />

Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2001<br />

Quelle: Berechnungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

Auch <strong>aus</strong> den Berechnungen zum Schülernebenansatz<br />

ergibt sich Reformbedarf für die Schülergewichtung.<br />

Auch hier sollte eine Neujustierung auf Basis des<br />

Durchschnitts der Jahre 1999 bis 2001 in Erwägung<br />

gezogen werden. Lediglich die Gr<strong>und</strong>schüler sollen,<br />

abweichend von den Berechnungen, den Mittelschülern<br />

gleichgesetzt werden <strong>und</strong> somit den Wert<br />

1,00 erhalten. Durch eine Neujustierung der Hauptansatzstaffel<br />

<strong>und</strong> der Schülergewichte wird auch eine<br />

Anpassung der Vervielfältiger notwendig. Auch hierzu<br />

erfolgt eine Empfehlung der Gutachter.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Neujustierungen wird es zwar gegenüber<br />

dem Status quo zu gewissen Verwerfungen bei<br />

den Zuweisungen an die einzelnen Kommunen<br />

kommen, eine veränderte Bedarfssituation macht dies<br />

allerdings auch notwendig.


Empirisches Gutachten zur Bewertung<br />

des Steuerungssystems, der Standards <strong>und</strong><br />

der Finanzierung der überörtlichen<br />

Sozialhilfe sowie zu Alternativen zur<br />

gegenwärtigen Verteilung von Aufgaben <strong>und</strong><br />

Kostenträgerschaft für Sozialhilfeleistungen<br />

R. Parsche, Th. Fester, Ch. W. Nam für das Sächsische<br />

Staatsministerium für Soziales, Dresden, März 2003 bis<br />

Januar 2004,Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichte<br />

Nr. 21, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, April 2004.<br />

In vielen deutschen B<strong>und</strong>esländern nahmen die Ausgaben<br />

für Leistungen der überörtlichen Sozialhilfe in<br />

den vergangenen Jahren deutlich zu. Ein wesentlicher<br />

Gr<strong>und</strong> hierfür liegt in den enormen Fallzahlensteigerungen<br />

im Bereich der Eingliederungshilfe. Dies ist auch im<br />

Freistaat Sachsen der Fall. Hier lagen die Zahlen im Jahr<br />

2002 mit 25.464 Fällen fast doppelt so hoch wie im Jahr<br />

1993 mit 13.410. Hinzu kommen die Kostensteigerungen<br />

pro Fall durch steigende Personalkosten <strong>und</strong> immer<br />

aufwendigere Hilfemaßnahmen. Beide Effekte führten<br />

zu einer Kostenexplosion in der Eingliederungshilfe.<br />

Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> befasste sich gemeinsam mit dem<br />

Kooperationspartner consens im Rahmen des oben<br />

genannten empirischen Gutachtens mit den Problemen<br />

dieser Thematik. Der Fokus des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />

richtete sich dabei speziell auf die Bewertung<br />

von Alternativen zur gegenwärtigen Verteilung der<br />

Aufgaben- <strong>und</strong> Finanzierungsverantwortung für<br />

überörtliche Sozialhilfeleistungen im Freistaat Sachsen.<br />

Dazu wurde die Struktur des überörtlichen Trägers der<br />

Sozialhilfe im Freistaat Sachsen, der Landeswohlfahrtsverband<br />

Sachsen, näher analysiert. Daneben standen<br />

sowohl der organisatorische Aufbau als auch das<br />

Finanzierungssystem, also die Verteilung der Kostenträgerschaft,<br />

im Mittelpunkt der Untersuchung. Außerdem<br />

wurde die Situation der überörtlichen Sozialhilfe in<br />

anderen B<strong>und</strong>esländern, wie beispielsweise Brandenburg,<br />

Thüringen, Bayern (Bezirk Operpfalz <strong>und</strong> Unterfranken),<br />

Baden-Württemberg (LWV Baden <strong>und</strong><br />

Württemberg-Hohenzollern) <strong>und</strong> Hessen, betrachtet.<br />

Auf Gr<strong>und</strong>lage der geleisteten Vorarbeit <strong>und</strong> der<br />

derzeit bestehenden <strong>und</strong> bis dato aufgebauten Struktur<br />

der überörtlichen Sozialhilfe in Sachsen wurden<br />

alternative Vorschläge für eine sachgerechte Verteilung<br />

der einzelnen Aufgaben <strong>und</strong> der Kostenträgerschaft<br />

entwickelt <strong>und</strong> mit Vertretern von Sozialministerium,<br />

Finanz- <strong>und</strong> Innenministerium, der kommunalen<br />

Spitzenverbände <strong>und</strong> des LWV diskutiert. Neben dem<br />

Status quo betrachten die Gutachter die verpflichtende<br />

Zusammenführung der Durchführungs- <strong>und</strong> Finanzierungskompetenz<br />

auf der Ebene der Landkreise <strong>und</strong><br />

kreisfreien Städte bei gleichzeitiger Beibehaltung<br />

zentraler Aufgaben beim überörtlichen Sozialhilfeträger<br />

als mögliche, gangbare Alternative sowie ein<br />

dazu passendes Optionsmodell, das sich vorzugsweise<br />

in Stufen umsetzen ließe. Die Alternativen werden<br />

detailliert beschrieben <strong>und</strong> nach finanzwissenschaftlichen<br />

sowie allgemein gültigen Kriterien bewertet<br />

<strong>und</strong> miteinander verglichen, um letztendlich eine<br />

f<strong>und</strong>ierte Empfehlung zur sachgerechten Verteilung<br />

der einzelnen Aufgaben <strong>und</strong> der Kostenträgerschaft<br />

der überörtlichen Sozialhilfe in Sachsen geben zu<br />

können.<br />

Ausgaben (Brutto) der Hilfen in besonderen<br />

Lebenslagen 1998 bis 2001 in EUR<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt.<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

Die Besteuerung gemeinnütziger<br />

Organisationen im internationalen Vergleich<br />

R. Parsche, Ch. W. Nam, A. Kaltschütz für das<br />

B<strong>und</strong>esministerium der Finanzen, Juni 2004 bis Februar<br />

2005.<br />

Öffentlicher Sektor<br />

Überörtliche Sozialhilfe:<br />

<strong>ifo</strong>-Vorschlag zur<br />

sachgerechteren Verteilung<br />

der Kostenträgerschaft<br />

27 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Öffentlicher Sektor<br />

Besteuerung der gemeinnützigen<br />

Organisationen im<br />

internationalen Vergleich<br />

Neugestaltung der europäischen<br />

Finanzverfassung:<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> erarbeitet<br />

Vorschläge<br />

Das bürgerschaftliche Engagement in Deutschland,<br />

d.h. politische, soziale, kulturelle <strong>und</strong> gesellige Aktivitäten<br />

der Bevölkerung, soll stärker gefördert werden.<br />

In diesem Zusammenhang ist auch daran gedacht, die<br />

steuerlichen Regelungen so zu gestalten, dass das<br />

Engagement der Bevölkerung zunimmt. Vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

der Finanzen ist zu dieser Thematik bereits<br />

eine Studie vergeben worden, die den Beitrag des<br />

B<strong>und</strong>es bei der Gestaltung gesetzlicher <strong>und</strong> finanzieller<br />

Rahmenbedingungen im Fokus hatte.<br />

In der nun bearbeiteten Studie »Die Besteuerung<br />

gemeinnütziger Organisationen im internationalen<br />

Vergleich« soll, in Abstimmung mit der oben erwähnten<br />

Untersuchung, in einem internationalen Vergleich<br />

dargelegt werden, wie die Besteuerung der gemeinnützigen<br />

Organisationen in anderen Ländern geregelt<br />

ist (EU25, USA, Japan). Insbesondere geht es in diesem<br />

Zusammenhang darum, die jeweiligen Ertrag-,<br />

Umsatz-, Erbschaft- <strong>und</strong> Schenkungsteuervorschriften<br />

zu dokumentieren <strong>und</strong> vergleichend darzustellen.<br />

Unter Umständen lassen sich auf diese Weise positive<br />

Anregungen für die Umgestaltung der steuerlichen<br />

Regelungen in Deutschland finden, so dass es in der<br />

Zukunft zu einer Verstärkung der bürgerschaftlichen<br />

Aktivitäten kommt.<br />

Die Strukturpolitik der Europäischen Union:<br />

Allokative <strong>und</strong> distributive Wirkungen der<br />

Bereitstellung regionaler öffentlicher Güter<br />

in einem föderalen System, Projekt im<br />

Rahmen des DFG-Schwerpunktprogramms<br />

»<strong>Institut</strong>ionelle Gestaltung föderaler<br />

Systeme:Theorie <strong>und</strong> Empirie«<br />

H.-W. Sinn, R. Fenge für die Deutsche <strong>Forschung</strong>sgemeinschaft<br />

(DFG), August 2003 bis August 2005.<br />

Die Strukturpolitik ist eine Hauptaufgabe der Europäischen<br />

Union, für deren Ausgaben ein Drittel des<br />

H<strong>aus</strong>halts veranschlagt wird. Die EU fördert die Infrastruktur<br />

in europäischen Regionen mit dem Ziel, die<br />

Wirtschaftskraft zu steigern <strong>und</strong> eine Angleichung der<br />

wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit zwischen den<br />

Regionen zu erreichen. Ziel des <strong>Forschung</strong>svorhabens<br />

ist eine ökonomische Analyse der Effizienz <strong>und</strong> der<br />

Umverteilungswirkungen der europäischen Strukturpolitik.<br />

Mit Blick auf die zukünftige Gestaltung einer<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 28<br />

europäischen Finanzverfassung soll geklärt werden, auf<br />

welcher föderalen Ebene der EU diese Aufgabe nach<br />

Effizienz- <strong>und</strong> Umverteilungsgesichtspunkten angesiedelt<br />

werden sollte. Dabei müssen verschiedene<br />

Aspekte der Strukturpolitik berücksichtigt werden: die<br />

Finanzierungsinstrumente der föderalen Gebietskörperschaften;<br />

die Mobilität der H<strong>aus</strong>halte, Unternehmen<br />

<strong>und</strong> Produktionsfaktoren, die als Steuerbasis<br />

zur Finanzierung der Strukturpolitik herangezogen<br />

werden; die Informationen überregionaler Gebietskörperschaften<br />

bezüglich regionaler Präferenzen <strong>und</strong><br />

regionaler Steuerkraft. Einen besonderen Schwerpunkt<br />

der Untersuchung bildet die Analyse der vertikalen<br />

fiskalischen Beziehungen zwischen den föderalen<br />

Ebenen, die mit der Strukturpolitik verb<strong>und</strong>en sind.<br />

Allgemeines Gleichgewichtsmodell<br />

für Kapitaleinkommensbesteuerung<br />

in Deutschland<br />

D. M. Radulescu in Kooperation mit Ch. Keuschnigg,<br />

Universität St. Gallen, <strong>und</strong> M. Stimmelmayr, CES,<br />

November 2002 bis Oktober 2005.<br />

Ziel des <strong>Forschung</strong>svorhabens ist es, ein berechenbares,<br />

dynamisches allgemeines Gleichgewichtsmodell<br />

zu entwickeln, das Simulationen von Reformen<br />

im Bereich der Kapitaleinkommensbesteuerung in<br />

Deutschland ermöglicht. Somit können beispielsweise<br />

die Auswirkungen, die sich durch die Einführung<br />

einer dualen Einkommensbesteuerung auf Kapital,<br />

Investitionen, Arbeitsnachfrage, Wachstum <strong>und</strong> Wohlfahrt<br />

ergeben, quantitativ erfasst werden.


Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />

Im Mittelpunkt der Aktivitäten des Arbeitsbereichs<br />

Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte stehen wirtschaftspolitische<br />

Beratung <strong>und</strong> darauf bezogene <strong>Forschung</strong> zu<br />

den Themengebieten<br />

– sozialpolitische Maßnahmen,<br />

– Arbeitsmarktinstitutionen sowie<br />

– längerfristige Trends <strong>und</strong> Strukturen der Beschäftigungsentwicklung.<br />

Besondere Aufmerksamkeit gilt dabei den inneren<br />

Zusammenhängen zwischen diesen Feldern, die sich<br />

beispielsweise durch Rückwirkungen sozialpolitischer<br />

Maßnahmen auf Arbeitsangebot <strong>und</strong> -nachfrage oder<br />

durch beschäftigungsbedingte Effekte von Arbeitsmarktregulierungen<br />

für die Finanzierbarkeit des sozialen<br />

Sicherungssystems ergeben. Die Bearbeitung<br />

solcher Fragen setzt in der Regel eine intensive<br />

Kooperation mit anderen <strong>ifo</strong>-Arbeitsbereichen,<br />

Forschern des Center for Economic Studies (CES) an<br />

der Ludwig-Maximilians-Universität München <strong>und</strong> in<br />

wachsendem Maße internationale Kooperationsbeziehungen<br />

vor<strong>aus</strong>. Die <strong>Forschung</strong>sarbeiten des<br />

Bereichs basieren in nennenswertem Umfang auf<br />

der projektbezogenen Erhebung von Wirtschaftsdaten,<br />

insbesondere durch Unternehmensbefragungen.<br />

Daneben beteiligt er sich an <strong>Service</strong>aufgaben, wie der<br />

laufenden Bereitstellung von Beiträgen zum internationalen<br />

<strong>Institut</strong>ionenvergleich <strong>und</strong> der Erstellung von<br />

Branchenberichten. <strong>Forschung</strong>sergebnisse des Bereichs<br />

werden auf internationalen Fachkonferenzen zur<br />

Diskussion gestellt <strong>und</strong> in angesehenen referierten<br />

Fachzeitschriften publiziert.<br />

Die sich rapide ändernde Altersstruktur der Bevölkerung,<br />

veränderte Lebensformen <strong>und</strong> die anhaltende<br />

Massenarbeitslosigkeit erhöhen in Deutschland einerseits<br />

den Bedarf an sozialer Sicherung, andererseits verringern<br />

sich die Handlungs- <strong>und</strong> Finanzierungsspielräume<br />

des Sozialstaates. Angesichts dieser wachsenden<br />

Spannung sind in allen Feldern der sozialen Sicherung<br />

wichtige Entscheidungen zur Reform der Sozialpolitik<br />

zu treffen. Dies gilt vor allem für die gesetzlichen<br />

Sozialversicherungen <strong>und</strong> die soziale Sicherung des allgemeinen<br />

Existenzminimums. Der Bereich untersucht,<br />

wo der Anlass für Reformen besonders dringlich ist,<br />

welche Politikoptionen – auch im internationalen<br />

29<br />

Vergleich – zur Verfügung stehen, um mögliche Fehlanreize<br />

abzubauen <strong>und</strong> den Sozialstaat zu stabilisieren,<br />

<strong>und</strong> welche Auswirkungen, vor allem auf öffentliche<br />

Finanzen <strong>und</strong> Arbeitsmarkt, von konkreten Reformen<br />

zu erwarten sind.<br />

Trotz der in den letzten Jahren eingeleiteten Reformen<br />

bleibt das Niveau »struktureller« Arbeitslosigkeit<br />

in Deutschland aller Vor<strong>aus</strong>sicht nach anhaltend hoch.<br />

Die Hoffnung, dass der projizierte Rückgang des<br />

Erwerbspersonenpotentials die dar<strong>aus</strong> resultierenden<br />

Probleme langfristig von allein korrigiert, wird sich<br />

ohne weitreichende Reformen der Arbeitsmarktpolitik<br />

als verfehlt erweisen. Die gestiegene Mobilität von<br />

Gütern <strong>und</strong> Produktionsfaktoren <strong>und</strong> der intensiver<br />

gewordene Standort- <strong>und</strong> Systemwettbewerb<br />

stellen schon jetzt neue Anforderungen an die Flexibilität<br />

nationaler Arbeitsmärkte. Einen Schwerpunkt der vergleichenden<br />

Analyse der Sozial- <strong>und</strong> Arbeitsmarktpolitik<br />

bilden staatliche Transfers, die Lohnniveau <strong>und</strong> Lohnstruktur<br />

beeinflussen können, sowie die <strong>Institut</strong>ionen<br />

der Lohnfindung. Der Bereich hat außerdem große<br />

Erfahrung bei der empirischen Analyse von Mikrodaten,<br />

die auf der Ebene der privaten H<strong>aus</strong>halte oder –<br />

auch durch eigene Sondererhebungen – durch<br />

Unternehmens- <strong>und</strong> Betriebsbefragungen gewonnen<br />

werden. Untersuchen lassen sich auf dieser Basis<br />

die Wirkungen diverser sozial- <strong>und</strong> arbeitsmarktpolitischer<br />

Regulierungen auf Entwicklung <strong>und</strong> Struktur<br />

der Beschäftigung insgesamt oder in <strong>aus</strong>gewählten<br />

Arbeitsmarktsegmenten (nach Sektoren, Berufen,<br />

Qualifikationen, Regionen etc.).<br />

Neben institutionellen Gegebenheiten gilt das Interesse<br />

des Bereichs Anpassungsprozessen des Arbeitsmarktes<br />

an neue Trends bei Arbeitsangebot <strong>und</strong> -nachfrage.<br />

Analysiert werden dabei – auf regionaler, nationaler <strong>und</strong><br />

europäischer Ebene – Auswirkungen des technischen<br />

Fortschritts auf die Beschäftigungsentwicklung, Rückwirkungen<br />

des Strukturwandels auf Ausbildung <strong>und</strong><br />

Qualifikationen der Arbeitskräfte, die Rolle des Humankapitals<br />

für die Verbreitung neuer Technologien <strong>und</strong> für<br />

das Wirtschaftswachstum sowie die Gr<strong>und</strong>züge <strong>und</strong><br />

Elemente einer sinnvollen Steuerung der Arbeitskräftemigration.<br />

<strong>Forschung</strong>sschwerpunkte:<br />

– Einfluss staatlicher<br />

Transfers auf Lohnniveau,<br />

-struktur <strong>und</strong> -findung,<br />

– Wirkungen sozial- <strong>und</strong><br />

arbeitsmarktpolitischer<br />

Regulierungen <strong>und</strong><br />

– Auswirkungen des<br />

technischen Fortschritts<br />

auf die Entwicklung<br />

<strong>und</strong> Struktur der<br />

Beschäftigung<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> empfiehlt<br />

Heraufsetzung des<br />

Rentenalters auf 67 Jahre<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

Modellrechnungen zur langfristigen<br />

Tragfähigkeit der öffentlichen Finanzen<br />

M. Werding, A. Kaltschütz für das B<strong>und</strong>esministerium<br />

der Finanzen, Dezember 2003 bis November 2004,<br />

Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Beiträge zur Wirtschaftsforschung<br />

Bd. 17, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München 2005.<br />

Der demographische Wandel stellt eine der größten<br />

Her<strong>aus</strong>forderungen für die Wirtschafts-, Finanz- <strong>und</strong><br />

Sozialpolitik der nächsten Jahrzehnte dar. Besondere<br />

Aufmerksamkeit gebührt dabei den langfristigen<br />

Effekten für <strong>aus</strong>gewählte Bereiche der öffentlichen<br />

Finanzen, die von den absehbaren Verschiebungen der<br />

Altersstruktur der Wohnbevölkerung in besonderem<br />

Maße betroffen sind. Ziel des Projekts ist es,<br />

durch Simulationsrechnungen für die Ausgaben- <strong>und</strong><br />

Einnahmenentwicklung in den Bereichen Alterssicherung,<br />

Ges<strong>und</strong>heit, Pflege, Bildung sowie Arbeitslosenversicherung<br />

eine Vorstellung über die Größenordnung<br />

solcher Effekte zu geben <strong>und</strong> Gr<strong>und</strong>lagen für<br />

ein laufendes Monitoring der Konsequenzen aktueller<br />

politischer Entscheidungen für die langfristige Tragfähigkeit<br />

der öffentlichen Finanzen zu schaffen.<br />

Im Mittelpunkt der Modellrechnungen stehen zwei<br />

Varianten – eine »Ausgangsvariante«, die auf<br />

Annahmen der Langfristprojektionen der »Rürup-<br />

Kommission« beruht, <strong>und</strong> eine »Risikovariante«, für die<br />

weniger günstige Annahmen zur langfristigen Entwicklung<br />

von Erwerbsbeteiligung <strong>und</strong> Arbeitsmarkt<br />

getroffen werden. Die zugr<strong>und</strong>e gelegten rechtlichen<br />

Rahmenbedingungen, einschließlich darin angelegter<br />

zukünftiger Änderungen, entsprechen denen vom<br />

Sommer 2004. Die in den Projektionen berücksichtigten<br />

Komponenten öffentlicher Ausgaben steigen in<br />

der Ausgangsvariante von aktuell (2003) 25,3 % des<br />

BIP – mit zwischenzeitlichen Schwankungen – bis 2050<br />

auf 27,8%. In der Risikovariante ergibt sich sogar<br />

ein Anstieg auf 29,8%. Würden die steigenden<br />

Ausgaben bei konstanter Einnahmenquote vollständig<br />

kreditfinanziert, müsste die Staatsverschuldung bis<br />

2050 demnach in der Ausgangsvariante auf ein Niveau<br />

von 111% des BIP, in der Risikovariante auf 200%<br />

des BIP ansteigen. Alternativ dazu müssten die<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 30<br />

Beitragssätze der gesetzlichen Sozialversicherung, <strong>aus</strong>gehend<br />

von aktuell (2004) 42,0%, in der Ausgangsvariante<br />

bis 2050 auf 45,5 %, in der Risikovariante auf<br />

48,9% erhöht werden. Diese Ergebnisse zeigen, nach<br />

einer von OECD <strong>und</strong> Economic Policy Committee<br />

der EU entwickelten Methodik, Tragfähigkeitslücken<br />

(»sustainability gaps«) für die öffentlichen Finanzen an,<br />

die – je nach Variante <strong>und</strong> genauer Definition des<br />

Indikators – nur geschlossen werden könnten, wenn<br />

die staatlichen Ausgaben ab sofort <strong>und</strong> dauerhaft um<br />

1,2 bis 2,9 % des Bruttoinlandsprodukts gesenkt<br />

würden.<br />

200<br />

180<br />

160<br />

140<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Entwicklung der Staatsverschuldung<br />

ohne Anpassung der Sozialbeiträge an die projizierte<br />

Ausgabenentwicklung<br />

in % des BIP<br />

220<br />

2003:<br />

64,2%<br />

2006:<br />

67,4% 2018:<br />

58,9%<br />

2022:<br />

54,5%<br />

Risikovariante<br />

Ausgangsvariante<br />

0<br />

1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Quelle: Berechungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

2050:<br />

200,0%<br />

2050:<br />

111,1%<br />

Sensitivitätsanalysen ergeben, dass die Existenz einer<br />

nennenswerten Tragfähigkeitslücke bei pl<strong>aus</strong>iblen<br />

Variationen wichtiger demographischer <strong>und</strong> ökonomischer<br />

Parameter äußerst robust ist. In einer Reihe von<br />

Politiksimulationen wird daher Möglichkeiten zur<br />

Verbesserung der langfristigen Tragfähigkeit der öffentlichen<br />

Finanzen nachgegangen. Dabei zeigt sich, dass<br />

die jüngsten Reformen im Bereich der gesetzlichen<br />

Renten- <strong>und</strong> Krankenversicherung bereits wichtige<br />

Schritte in diese Richtung darstellen. Gleichwohl sind<br />

<strong>aus</strong> heutiger Sicht rasch weitere Reformen erforderlich.<br />

Entscheidende Fortschritte versprechen dabei vor<br />

allem eine langfristig angelegte Heraufsetzung der<br />

Regelaltersgrenze des gesetzlichen Rentensystems auf<br />

67 Jahre sowie Reformen im Bereich der gesetzlichen<br />

Krankenversicherung <strong>und</strong> der sozialen Pflegeversicherung,<br />

die – durch Effizienzsteigerungen <strong>und</strong>/oder


durch eine teilweise Privatisierung der dort versicherten<br />

Risiken – die langfristige Entwicklung der Ausgaben<br />

dieser Systeme begrenzen.<br />

48<br />

46<br />

44<br />

42<br />

40<br />

38<br />

Entwicklung der Sozialbeiträge<br />

bei laufender Anpassung an die projizierte Ausgabenentwicklung<br />

in % der beitragspflichtigen Bruttoentgelte<br />

50<br />

2003:<br />

42,0%<br />

Effekt der jüngsten<br />

Reformen von Kranken<strong>und</strong><br />

Rentenversicherung<br />

36<br />

1995 2000 2005 2010 2015 2020 2025 2030 2035 2040 2045 2050<br />

Quelle: Berechnungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

Risikovariante<br />

Ausgangsvariante<br />

langfristiger Effekt des<br />

demographischen<br />

Wandels<br />

2050:<br />

48,9%<br />

2050:<br />

45,5%<br />

Welfare to Work: Ein neuer Weg zur Reform<br />

der Gr<strong>und</strong>sicherung? Theoretische Analyse<br />

<strong>und</strong> Erfahrungen in <strong>aus</strong>gewählten Industrieländern<br />

M. Werding, C. Holzner,V. Meier, W. Ochel, autonomes<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekt, gefördert durch die Deutsche<br />

<strong>Forschung</strong>sgemeinschaft (DFG), Mai 2003 bis<br />

September 2004, Veröffentlichung in: C. Holzner,<br />

V. Meier <strong>und</strong> M. Werding,Time Limits on Welfare Use<br />

<strong>und</strong>er Involuntary Unemployment, CES<strong>ifo</strong> Working<br />

Paper Nr. 1220; C. Holzner, V. Meier <strong>und</strong> M. Werding,<br />

Workfare, Monitoring and Efficiency Wages, CES<strong>ifo</strong><br />

Working Paper (in Vorbereitung); C. Holzner, V. Meier<br />

<strong>und</strong> M. Werding, Job Search Assistance in a Model<br />

with Multiple Applications, CES<strong>ifo</strong> Working Paper<br />

(in Vorbereitung); W. Ochel, Welfare-to-Work<br />

Experiences with Specific Work-First Programmes in<br />

Selected Countries, CES<strong>ifo</strong> Working Paper Nr. 1153;<br />

W. Ochel, Welfare Time Limits in the United States –<br />

Experiences with a New Welfare-to-Work Approach,<br />

CES<strong>ifo</strong> Working Paper Nr. 1210.<br />

Das von der DFG geförderte <strong>Forschung</strong>sprojekt<br />

hat zum Ziel, die Wirkungsweise zentraler Elemente<br />

des Welfare-to-Work-Ansatzes, einer mittlerweile in<br />

mehreren Ländern vollzogenen Neu<strong>aus</strong>richtung der<br />

sozialen Gr<strong>und</strong>sicherung, theoretisch zu analysieren<br />

<strong>und</strong> vor dem Hintergr<strong>und</strong> der vorliegenden empirischen<br />

Evidenz zu interpretieren. Die theoretische<br />

Analyse fokussiert auf drei Kernelementen des<br />

Ansatzes, nämlich eine Befristung der Sozialhilfe,<br />

Arbeitsverpflichtungen bei Sozialleistungsbezug <strong>und</strong><br />

die Unterstützung der Sozialhilfeempfänger bei der<br />

Arbeitsplatzsuche. Im Gegensatz zur vorhandenen<br />

Literatur, welche vor allem auf das Arbeitsangebotsverhalten<br />

Arbeitsloser abstellt, sollen dabei die<br />

Konsequenzen der Änderung der Anreizstrukturen für<br />

bereits Beschäftigte explizit berücksichtigt werden.<br />

Ferner wird davon <strong>aus</strong>gegangen, dass Arbeitslosigkeit<br />

unfreiwillig ist, so dass sich Beschäftigungswirkungen<br />

nicht infolge eines veränderten Arbeitsangebots ergeben,<br />

sondern aufgr<strong>und</strong> einer auf die neuen Anreizstrukturen<br />

reagierenden Arbeitsnachfrage bzw. über<br />

einen modifizierten Matching-Prozess.<br />

Bei der theoretischen Analyse werden Wirkungen<br />

der genannten Politikelemente auf Arbeitslosigkeit,<br />

Faktorpreise, Einkommensverteilung, steuerliche Belastung<br />

<strong>und</strong> Wohlfahrt der relevanten Gruppen –<br />

Kapitalbesitzer, Beschäftigte <strong>und</strong> Arbeitslose/Sozialhilfeempfänger<br />

– abgeleitet. Erklärt wird insbesondere,<br />

unter welchen Bedingungen die Sozialhilfereformen zu<br />

erhöhter Beschäftigung führen. Die Resultate sind<br />

in zweierlei Hinsicht besonders interessant. Erstens<br />

deutet sich für eine Befristung der Sozialhilfe sowie<br />

für Arbeitsverpflichtungen die Möglichkeit einer<br />

Pareto-Verbesserung an, die – bei tendenziell sinkenden<br />

Bruttolöhnen <strong>und</strong> Steuern <strong>und</strong> tendenziell<br />

steigender Beschäftigung – vor allem von der Reaktion<br />

der Nettolöhne abhängt. Zweitens zeigt sich, dass<br />

<strong>aus</strong>gerechnet die von den Reformen jeweils unmittelbar<br />

betroffenen Sozialhilfeempfänger im Vergleich zu<br />

den bereits Beschäftigten relative Gewinner der<br />

Reform sind.<br />

Die theoretische Analyse wird durch eine vergleichende<br />

Darstellung der Welfare-to-Work-Politik in den<br />

Vereinigten Staaten, dem Vereinigten Königreich,<br />

Dänemark, den Niederlanden <strong>und</strong> Deutschland sowie<br />

eine Aufarbeitung der vorliegenden Evaluierungsstudien<br />

im Hinblick auf die Prognosen <strong>aus</strong> den theoretischen<br />

Ansätzen ergänzt.<br />

Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />

Welfare-to-Work-Politik im<br />

internationalen Vergleich<br />

31 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />

<strong>ifo</strong>-Studie zur Auswirkung<br />

deutscher Auslandsinvestitionen<br />

auf den<br />

deutschen Arbeitsmarkt<br />

auf Basis von Daten der<br />

Deutschen B<strong>und</strong>esbank<br />

Entwicklung der Teilzeitarbeit<br />

S. Munz, H. Hofmann, C. Holzner in Kooperation mit<br />

dem <strong>Institut</strong> zur Erforschung sozialer Chancen (ISO),<br />

Köln, für das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong><br />

Arbeit, September 2001 bis Dezember 2004, Veröffentlichung<br />

in Vorbereitung.<br />

Durch das Inkrafttreten des Teilzeit- <strong>und</strong> Befristungsgesetzes<br />

(TzBfG) Anfang 2001 haben sich die gesetzlichen<br />

Rahmenbedingungen für eine Reduzierung der<br />

individuellen Arbeitszeit deutlich verändert. Der<br />

B<strong>und</strong>esrat beauftragte die B<strong>und</strong>esregierung seinerzeit,<br />

zwei Jahre nach Inkrafttreten einen Bericht zur<br />

Evaluierung des Gesetzes vorzulegen. Das B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit betraute das<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> mit der Erstellung eines entsprechenden<br />

Evaluierungsberichts.<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

Direktinvestitionen deutscher Unternehmen<br />

im Ausland <strong>und</strong> deren Auswirkungen auf den<br />

heimischen Arbeitsmarkt<br />

S. Becker, Center for Economic Studies (CES), R. Jäckle<br />

in Kooperation mit K. Ekholm, Stockholm, <strong>und</strong><br />

M.-A. Mündler, San Diego, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />

gefördert durch die VolkswagenStiftung,<br />

Dezember 2003 bis Juni 2005, Veröffentlichung<br />

von Zwischenergebnissen in: CES<strong>ifo</strong> Working Paper<br />

Nr. 1374 <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 1/2005.<br />

Die Globalisierung ist vor allem durch eine grenzüberschreitende<br />

Fragmentierung der Fertigung geprägt.<br />

Strukturen einer globalen Arbeitsteilung bilden sich her<strong>aus</strong>,<br />

<strong>und</strong> in Hochlohnländern, wie Deutschland, kann die<br />

veränderte Arbeitsnachfrage einen strukturellen Wandel<br />

am heimischen Arbeitsmarkt nach sich ziehen. In<br />

diesem Zusammenhang untersuchen die Projektteilnehmer<br />

anhand einer bislang einzigartigen Datenbasis,<br />

bei der Daten der Deutschen B<strong>und</strong>esbank zu Auslandsbeteiligungen<br />

von Unternehmen mit anonymisierten<br />

Beschäftigtendaten der B<strong>und</strong>esanstalt für Arbeit zu<br />

einem Matched-Employer-Employee-Panel verknüpft<br />

werden, wie sich Auslandsinvestitionen deutscher<br />

Unternehmen auf die Struktur globaler Arbeitsteilung<br />

<strong>aus</strong>wirken <strong>und</strong> welche Rückwirkungen Auslands-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 32<br />

beteiligungen auf die deutschen Arbeitsmärkte haben.<br />

Folgende Fragen sollen mit Hilfe mikroökonometrischer<br />

Analyseverfahren beantwortet werden: Wie<br />

unterscheiden sich heimische Belegschaften <strong>und</strong> Löhne<br />

in Abhängigkeit von den Auslandsbeteiligungen<br />

deutscher Unternehmen? Wie ändern sich die<br />

Entlassungswahrscheinlichkeiten? Zu welchen Löhnen<br />

<strong>und</strong> in welchen Berufen finden wegen Auslandsinvestitionen<br />

entlassene Erwerbspersonen wieder<br />

Arbeit?<br />

Fertility and Prosperity: Zusammenhänge<br />

zwischen Geburtenrate <strong>und</strong> wirtschaftlicher<br />

Entwicklung in <strong>aus</strong>gewählten Industrieländern<br />

M. Werding, V. Gács, S. Munz, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />

finanziert durch den Deutschen Arbeitskreis<br />

für Familienhilfe, Dezember 2003 bis Juli 2005.<br />

Ziel des im Bereich entwickelten <strong>Forschung</strong>svorhabens<br />

ist es, mit Hilfe makroökonometrischer Zeitreihenanalysen<br />

für ein möglichst großes Panel von Industrie- <strong>und</strong><br />

Entwicklungsländern Zusammenhänge zwischen demographischen<br />

Gegebenheiten, insbesondere der Altersstruktur<br />

der Erwerbsbevölkerung, einerseits <strong>und</strong> der<br />

Produktivitätsentwicklung andererseits zu untersuchen,<br />

die dadurch auch das aggregierte Wachstum in diesen<br />

Ländern beeinflusst haben <strong>und</strong> – im Zuge des demographischen<br />

Wandels – in Zukunft verstärkt bestimmen<br />

könnten. Gleichzeitig werden auf der Basis derselben<br />

Daten Rückwirkungen der Wirtschaftsentwicklung auf<br />

die laufende Geburtenrate untersucht. In einem zweiten<br />

Schritt werden für <strong>aus</strong>gewählte Industrieländer vertieft<br />

die institutionellen Rahmenbedingungen betrachtet,<br />

unter denen sich individuelle Fertilitätsentscheidungen<br />

vollziehen, um auf diesem Weg mögliche Instrumente zu<br />

identifizieren, mit denen sich die Geburtenrate <strong>und</strong><br />

damit möglicherweisemittelbar auch die langfristige<br />

wirtschaftliche Entwicklung sinnvoll steuern ließen.<br />

Die fiskalische Bilanz von Kindern im<br />

deutschen Steuer- <strong>und</strong> Sozialsystem<br />

M.Werding, H. Hofmann für die Robert Bosch Stiftung,<br />

Dezember 2004 bis Mai 2005.<br />

Die von der Robert Bosch Stiftung initiierte Kommission<br />

»Familie <strong>und</strong> demographischer Wandel«, unter


der Leitung von Prof. Dr. Kurt Biedenkopf, bereitet ein<br />

Gutachten vor über Möglichkeiten, die auf niedrigem<br />

Niveau weiter sinkende Geburtenrate in Deutschland<br />

perspektivisch wieder zu steigern. Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

unterstützt die Arbeit der Kommission durch umfassende<br />

Berechnungen zur fiskalischen Bilanz von Kindern<br />

im Rahmen des aktuellen Steuer- <strong>und</strong> Sozialrechts.<br />

Ermittelt wird dabei zum einen, welchen Anteil<br />

durchschnittlicher Kosten, die mit der Betreuung,<br />

Erziehung <strong>und</strong> Ausbildung eines Kindes verb<strong>und</strong>en<br />

sind, in Deutschland typischerweise die öffentliche<br />

Hand übernimmt, zum anderen, in welchem Verhältnis<br />

die öffentliche Kostenbeteiligung zu späteren fiskalischen<br />

Nettoerträgen durch Steuern <strong>und</strong> Sozialversicherungsbeiträge<br />

des Kindes steht. Nennenswerte<br />

fiskalische Externalitäten der Kindererziehung<br />

würden die elterlichen Entscheidungen über Kinder<br />

verzerren <strong>und</strong> sollten daher durch Reformen des<br />

Steuer- <strong>und</strong> Sozialsystems korrigiert werden.<br />

Auswirkungen familienpolitischer<br />

Instrumente auf Fertilität: Internationaler<br />

Vergleich<br />

V. Meier für die Robert Bosch Stiftung, Januar 2005 bis<br />

April 2005.<br />

Ergänzend zum zuletzt genannten Projekt erarbeitet<br />

das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> für die von der Robert Bosch Stiftung<br />

initiierte Kommission »Familie <strong>und</strong> demographischer<br />

Wandel« außerdem einen Überblick über familienpolitische<br />

Instrumente <strong>und</strong> Effekte für Niveau <strong>und</strong><br />

Strukturmerkmale der Fertilität in <strong>aus</strong>gewählten<br />

Industrieländern. Betrachtet werden alle wesentlichen<br />

Arten von monetären <strong>und</strong> realen Transfers an Familien<br />

bzw. Kinder. Neben der durchschnittlichen Geburtenrate<br />

werden dabei auch mögliche Effekte für das<br />

Timing von Geburten, gruppenspezifisches Geburtenverhalten<br />

<strong>und</strong> die Häufigkeitsverteilung von Familien<br />

mit unterschiedlicher Kinderzahl berücksichtigt.<br />

Sozialpolitik <strong>und</strong> Arbeitsmärkte<br />

33 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


»Humankapital <strong>und</strong><br />

Strukturwandel« – neuer<br />

<strong>Forschung</strong>sbereich<br />

mit den Schwerpunkten:<br />

– Bildungsökonomie <strong>und</strong><br />

Wissensgenerierung,<br />

– Innovation <strong>und</strong> technologischer<br />

Wandel,<br />

– Wettbewerb <strong>und</strong><br />

Industrieökonomik<br />

TIMSS, PISA, IGLU:<br />

die Effizienz des Bildungssystems<br />

auf dem Prüfstand<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Der zu Beginn des Jahres 2004 neu gegründete<br />

<strong>Forschung</strong>sbereich Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

beschäftigt sich schwerpunktmäßig mit den <strong>Forschung</strong>sfeldern<br />

Bildungsökonomik <strong>und</strong> Wissensgenerierung,<br />

Innovation <strong>und</strong> technologischer Wandel<br />

sowie Wettbewerb <strong>und</strong> Industrieökonomik. Die<br />

<strong>Service</strong>aufgaben des Bereichs bestehen vor allem im<br />

Aufbau <strong>und</strong> in der Betreuung eines Netzwerks<br />

europäischer Bildungsökonomen im Rahmen eines<br />

langfristigen Projekts, in der Beratung von Ministerien<br />

<strong>und</strong> internationalen Organisationen sowie in der<br />

Organisation von Workshops <strong>und</strong> Konferenzen zu den<br />

Schwerpunktthemen des Bereichs.<br />

Humankapitalakkumulation <strong>und</strong> Wissensgenerierung<br />

sowie die dadurch ermöglichten Innovationen <strong>und</strong><br />

dynamischen strukturellen Veränderungen der Wirtschaft<br />

sind von entscheidender Bedeutung für die<br />

Behauptung im globalen Wettbewerb <strong>und</strong> die langfristigen<br />

Wachstums<strong>aus</strong>sichten moderner Volkswirtschaften.<br />

Nur überlegenes Wissen kann dauerhaft<br />

helfen, sich <strong>aus</strong> dem Strudel des weltweiten Niedriglohnwettbewerbs<br />

zu befreien.<br />

Deshalb erforscht der Bereich auf dem Gebiet<br />

Bildungsökonomik <strong>und</strong> Wissensgenerierung Themenfelder,<br />

wie die Produktion von Fähigkeiten <strong>und</strong> Wissen,<br />

die institutionelle Effizienz des Bildungssystems,<br />

Chancengleichheit im Bildungssystem <strong>und</strong> die relative<br />

Bedeutung von Basiskompetenzen <strong>und</strong> spezifischem<br />

Wissen. Im Berichtsjahr hat der Bereich einige<br />

Studien vorgelegt, die auf Basis von umfangreichen<br />

Mikrodatensätzen verschiedener internationale Schüler-<br />

Vergleichstests, wie TIMSS, PISA <strong>und</strong> IGLU, durchgeführt<br />

wurden. Diese Projekte, die unter anderem<br />

im Auftrag der Weltbank <strong>und</strong> der Volkswagen-<br />

Stiftung durchgeführt wurden, liefern mikroökonometrische<br />

Evidenz über die wichtigsten Determinanten<br />

schulischer Leistungen. Neben den Einflüssen des familiären<br />

Hintergr<strong>und</strong>s <strong>und</strong> schulischer Ressourcen, etwa in<br />

Bezug auf Klassengrößen <strong>und</strong> Computer<strong>aus</strong>stattung,<br />

geht es dabei vor allem darum, wie verschiedene<br />

Bildungsinstitutionen, beispielsweise Zentralprüfungen,<br />

Schulautonomie <strong>und</strong> Schulwettbewerb, die schulischen<br />

Leistungen beeinflussen. Als Basis von Politikempfehlungen<br />

können die Ergebnisse zu einer Verbesserung<br />

des öffentlichen Managements im Bildungssektor<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 34<br />

beitragen. In Kooperation mit Prof. E. A. Hanushek,<br />

Stanford University, der den Bereich im Sommer als <strong>ifo</strong>-<br />

Gastwissenschaftler besuchte, wurde auch ein<br />

langfristiges Projekt zur Untersuchung der Ursachen<br />

<strong>und</strong> Konsequenzen internationaler Unterschiede in<br />

Bildungsleistungen angestoßen.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> koordiniert der <strong>Forschung</strong>sbereich das<br />

Europäische Expertennetzwerk Bildungsökonomik<br />

(EENEE), einen von der Europäischen Kommission<br />

finanzierten EU »Think Tank«. Im Rahmen dieses<br />

Netzwerkes wurde unter Federführung des Bereichs<br />

gegen Ende des Berichtsjahres das erste Europäische<br />

Symposium zur Bildungsökonomik zum Thema<br />

»Effiziente Nutzung von Investitionen in Bildung <strong>und</strong><br />

Training« in Brüssel durchgeführt. Im Sommer 2004<br />

organisierte der Bereich den wissenschaftlichen<br />

Workshop »Investition in Humankapital« für das<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong> in Bonn.<br />

Im Herbst veranstaltete der Bereich zusammen mit<br />

dem Program on Education Policy and Governance der<br />

Harvard University eine CES<strong>ifo</strong>-Konferenz über<br />

»Schooling and Human Capital Formation in the<br />

Global Economy«.<br />

Mit einer Untersuchung über die Entwicklung betrieblicher<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Berufs<strong>aus</strong>bildung wurde<br />

ein Beitrag zur Diskussion über die Ursachen<br />

des Ausbildungsplatzmangels geleistet. Schnittpunktthemen,<br />

wie die Ökonomik von <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong><br />

Entwicklung (F&E), Entrepreneurship <strong>und</strong> qualifikationsspezifischem<br />

technologischen Fortschritt, verbinden<br />

dieses Gebiet mit dem <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt<br />

Innovation <strong>und</strong> technologischer Wandel, während sich<br />

andere Themen, wie die Anpassungsfähigkeit des<br />

Humankapitals <strong>und</strong> die Regulierung der »Bildungsindustrie«,<br />

mit dem <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt Wettbewerb<br />

<strong>und</strong> Industrieökonomik überschneiden.<br />

Innerhalb des <strong>Forschung</strong>sschwerpunktes Innovation<br />

<strong>und</strong> technologischer Wandel stehen drei Themenfelder<br />

im Vordergr<strong>und</strong>. Das erste ist die Ökonomik von<br />

Innovationen <strong>und</strong> Patenten. Der <strong>Forschung</strong>sbereich<br />

führt mikroökonometrische Untersuchungen zu den<br />

Determinanten <strong>und</strong> Effekten von Innovationen durch,<br />

wobei auf den einzigartigen Paneldatensatz des <strong>ifo</strong><br />

Innovationstests zurückgegriffen werden kann. Der <strong>ifo</strong>


Innovationstest erhebt seit über 20 Jahren die Innovationsaktivitäten<br />

von Firmen des Verarbeitenden Gewerbes<br />

in Deutschland. Dies ermöglicht zum Beispiel die<br />

Schätzung der Effekte von Innovationen auf Exporte<br />

<strong>und</strong> Beschäftigung – <strong>und</strong> umgekehrt. In Vorbereitung auf<br />

die Konstruktion des umfangreichen Mikro-Paneldatensatzes<br />

wurde im Berichtsjahr eine Querschnittsanalyse<br />

der Auswirkungen von Innovationen auf die Exporttätigkeit<br />

von Unternehmen vorgelegt, die spezifische<br />

Befragungsbestandteile des <strong>ifo</strong> Innovationstests im<br />

Rahmen einer Instrumentvariablenschätzung nutzt. In<br />

2004 hat der Bereich außerdem eine Studie über<br />

Indikatoren des Patentsystems, der Patentaktivitäten<br />

<strong>und</strong> der Rechte <strong>aus</strong> Patenten für das Deutsche Patent<strong>und</strong><br />

Markenamt vorgelegt.<br />

Das zweite Themenfeld umfasst die Ökonomik der<br />

Informationsgesellschaft <strong>und</strong> des B2B-e-Business, in<br />

dem der Bereich im Berichtsjahr ein mehrjähriges<br />

EU-finanziertes Projekt über statistische Indikatoren für<br />

die Informationsgesellschaft erfolgreich abgeschlossen<br />

hat. Das dritte Themenfeld befasst sich mit den<br />

Wachstumseffekten von Investitionen in Informationstechnologie<br />

(IT), New Economy <strong>und</strong> Strukturwandel.<br />

Hier arbeitet der Bereich an einem gemeinsamen<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekt mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />

Th. Eicher, University of Washington, Seattle, über den<br />

Einfluss von IT-Investitionen auf Produktivitätsunterschiede<br />

im Verarbeitenden Gewerbe in Deutschland.<br />

Der Bereich trug ferner zu einer Studie zu Stand <strong>und</strong><br />

Perspektiven der New Economy in <strong>aus</strong>gewählten<br />

EU-Mitgliedstaaten bei. Ein gemeinsames Projekt mit<br />

Prof. J. Temple, Bristol University, der den Bereich in<br />

2004 auch als <strong>ifo</strong>-Gastwissenschaftler besuchte, untersucht<br />

den Einfluss des Strukturwandels auf das langfristige<br />

Wirtschaftswachstum. Schnittpunktthemen, die<br />

dieses Gebiet mit dem <strong>Forschung</strong>sschwerpunkt Wettbewerb<br />

<strong>und</strong> Industrieökonomik verknüpfen, sind etwa<br />

die Struktur elektronischer Märkte <strong>und</strong> der Zusammenhang<br />

von Marktdynamik <strong>und</strong> Strukturwandel.<br />

Zusätzlich zu den bereits genannten Schnittpunktthemen<br />

widmet sich der Bereich auf dem Gebiet<br />

Wettbewerb <strong>und</strong> Industrieökonomik der Wettbewerbspolitik,<br />

der Regulierung <strong>und</strong> Deregulierung,<br />

der Privatisierung <strong>und</strong> den Netzwerkindustrien.<br />

Beispiele sind Fusionen auf dem Energiemarkt, das<br />

Zusammenwirken von Regulierungsbehörden bei der<br />

Telekommunikation <strong>und</strong> die Liberalisierung des kal<strong>ifo</strong>rnischen<br />

Strommarktes. Der Bereich richtete im<br />

Berichtsjahr in Kooperation mit dem Center for<br />

Information and Network Economics (CINE), der<br />

Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) <strong>und</strong><br />

dem Kieler <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft den »Kiel-Munich<br />

Workshop Economics of Information and Network<br />

Industries« <strong>aus</strong>. Der <strong>Forschung</strong>sbereich untersucht<br />

auch Probleme des Strukturwandels in der Bauwirtschaft.<br />

In diesem Rahmen wurde im Berichtsjahr an<br />

zwei Gutachten zu Fluktuationen des Immobilienmarktes<br />

<strong>und</strong> zur volkswirtschaftlichen Bedeutung der<br />

Immobilienwirtschaft gearbeitet. Auch die Beratung<br />

der europäischen Bauwirtschaft auf den halbjährlich<br />

stattfindenden Euroconstruct-Konferenzen gehört zu<br />

diesem Bereich, da das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> hier über einen<br />

langjährigen Schwerpunkt verfügt.<br />

Die Ergebnisse der <strong>Forschung</strong>sprojekte des Bereichs<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel wurden auf zahlreichen<br />

internationalen Fachkonferenzen mit Auswahlprozess,<br />

unter anderem auch auf mehreren<br />

CES<strong>ifo</strong>-Konferenzen, angenommen <strong>und</strong> vorgetragen.<br />

Etliche Aufsätze wurden zur Veröffentlichung in internationalen<br />

Fachzeitschriften mit Refereeprozess angenommen.<br />

Zahlreiche nationale <strong>und</strong> internationale<br />

Print- <strong>und</strong> Runkfunkmedien berichteten über die <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />

des Bereichs. Der Bereichsleiter hält<br />

regelmäßig Vorlesungen an der Volkswirtschaftlichen<br />

Fakultät der LMU. Vier Doktoranden des Bereichs<br />

nehmen am Graduiertenkolleg der LMU teil.<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

Bildungsinstitutionen <strong>und</strong> Schülerleistung<br />

L. Wößmann, T. Fuchs in Kooperation mit J.H. Bishop,<br />

Cornell University, M. Weiß, Deutsches <strong>Institut</strong> für<br />

Internationale Pädagogische <strong>Forschung</strong>, Frankfurt am<br />

Main, <strong>und</strong> E. G<strong>und</strong>lach, <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft, Kiel,<br />

für die VolkswagenStiftung, Oktober 2002 bis September<br />

2004, Veröffentlichungen unter anderem in:<br />

Education Economics,Vol. 12, 1/2004; CES<strong>ifo</strong> Working<br />

Paper Nr. 1235; Brussels Economic Review, Vol. 48, in<br />

Vorbereitung; Education Economics,Vol. 13, 2/2005.<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Präsenz auf internationalen<br />

Fachkonferenzen<br />

35 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Aus PISA lernen:<br />

Nicht Computer,<br />

sondern …<br />

… größere Autonomie der<br />

Schulen <strong>und</strong> externe<br />

Prüfungen bewirken hohes<br />

schulisches Qualitätsniveau<br />

Das <strong>Forschung</strong>sprojekt hat dazu beigetragen, den<br />

Stand der <strong>Forschung</strong> hinsichtlich des Einflusses der<br />

institutionellen Rahmenbedingungen des Schulsystems<br />

auf die Schülerleistung zu verbessern. Aus theoretischer<br />

Sicht wurde ein Modell entwickelt, das<br />

den Einfluss verschiedener schulischer <strong>Institut</strong>ionen<br />

auf die Schülerleistung abbilden kann. Im empirischen<br />

Teil konnten die theoretischen Hypothesen mit Hilfe<br />

der Daten des internationalen Schülerleistungstests<br />

Programme for International Student Assessment (PISA)<br />

empirisch weitgehend bestätigt werden. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> wurde der Zusammenhang zwischen der<br />

Verfügbarkeit von Computern <strong>und</strong> der Schülerleistung<br />

untersucht. Die <strong>aus</strong> dem <strong>Forschung</strong>sprojekt hervorgegangenen<br />

wissenschaftlichen Publikationen wurden<br />

bereits auf mehreren hochrangigen internationalen<br />

Konferenzen – unter anderem auf den Jahrestagungen<br />

der American Economic Association, des Vereins<br />

für Socialpolitik, der European Association of Labour<br />

Economists <strong>und</strong> dem Australasian Meeting der<br />

Econometric Society – vorgetragen <strong>und</strong> sind<br />

zum Teil schon in auf dem Gebiet führenden internationalen<br />

Fachzeitschriften zur Veröffentlichung<br />

angenommen.<br />

Das <strong>Forschung</strong>sprojekt konnte die ursprünglichen<br />

Hypothesen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen<br />

schulischen <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong> Schülerleistung<br />

bestätigen. Demnach beeinflussen schulische <strong>Institut</strong>ionen,<br />

wie etwa zentrale Prüfungen, die Verteilung von<br />

Verantwortlichkeiten zwischen Schulen <strong>und</strong> Schulverwaltung,<br />

der Einfluss von Eltern <strong>und</strong> Lehrern auf<br />

schulische Maßnahmen oder das Nebeneinander von<br />

privaten <strong>und</strong> staatlichen Schulen, die durchschnittliche<br />

Schülerleistung, <strong>und</strong> zwar in einer <strong>aus</strong> dem entwickelten<br />

Modell vorhersehbaren Weise <strong>und</strong> in einem<br />

quantitativ bedeutsamen Umfang. Dieses Ergebnis bietet<br />

eine alternative Perspektive für die aktuellen<br />

Debatten zur Reform des Bildungssystems, die bislang<br />

vielfach auf eine Diskussion zusätzlicher Bildungs<strong>aus</strong>gaben<br />

fokussiert sind.<br />

So ließ sich anhand der PISA-Mikrodaten zeigen, dass<br />

Länder mit zentralen Abschlussprüfungen, wie dem<br />

Zentralabitur, in Bezug auf Schülerleistungen wesentlich<br />

besser abschneiden. Externe <strong>und</strong> vergleichbare<br />

Prüfungen informieren die Beteiligten über erzielte<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 36<br />

Leistungen <strong>und</strong> schaffen auf diese Weise Anreize zur<br />

Leistungsverbesserung. Sobald externe Rechenschaft<br />

gegeben ist, ist es leistungsfördernd, wenn die Schulen<br />

Autonomie in Entscheidungsfeldern, wie der Auswahl<br />

<strong>und</strong> Vergütung der Lehrer, der Budgetverwaltung<br />

innerhalb der Schule, <strong>und</strong> Fragen, wie der Auswahl<br />

passender Lehrbücher, erhalten. Auch Wettbewerb<br />

durch privat geleitete Schulen erweist sich als<br />

leistungsfördernd. Eine effiziente Bildungspolitik sollte<br />

demnach Zentralprüfungen mit Schulautonomie <strong>und</strong><br />

Wettbewerb verbinden, also Standards extern vorgeben<br />

<strong>und</strong> überprüfen, <strong>und</strong> es den Schulen überlassen,<br />

wie sie diese Standards erreichen wollen.<br />

Demgegenüber haben besser abschneidende Länder<br />

im Durchschnitt weder kleinere Schulklassen noch eine<br />

bessere Ausstattung der Schulen mit Computern, <strong>und</strong><br />

sie geben nur unwesentlich mehr <strong>aus</strong>. Reformvorschläge,<br />

die lediglich mehr Ausgaben im gegebenen<br />

Schulsystem fordern, greifen also zu kurz. Aus politischer<br />

Sicht muss es vielmehr darum gehen, das Schulsystem<br />

institutionell so <strong>aus</strong>zugestalten, dass alle<br />

Beteiligten Anreize zur Förderung der Schülerleistungen<br />

haben, dass also leistungsförderndes<br />

Verhalten belohnt <strong>und</strong> leistungshemmendes Verhalten<br />

sanktioniert wird.<br />

Schulautonomie, Zentralprüfungen <strong>und</strong><br />

Schülerleistungen<br />

Insgesamt sind die Schülerleistungen in TIMSS <strong>und</strong> TIMSS-Repeat in Ländern<br />

mit Zentralprüfungen signifikant höher als in Ländern ohne externe<br />

Prüfungen. Schulautonomie über Lehrergehälter hat in Systemen ohne<br />

Zentralprüfungen einen negativen Einfluss, der sich aber in Systemen mit<br />

Zentralprüfungen in einen positiven Effekt umkehrt.<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.


Nutzung internationaler Schülerleistungsvergleiche<br />

zur Verbesserung des öffentlichen<br />

Managements im Bildungssektor<br />

L.Wößmann,T. Fuchs für die Weltbank, Januar 2004 bis<br />

August 2004, Veröffentlichung als: World Bank Policy<br />

Research Working Paper, Nr. 3537, März 2005;<br />

weitere externe Veröffentlichung geplant.<br />

Das Projekt analysierte den Zusammenhang von<br />

familiärem Hintergr<strong>und</strong> <strong>und</strong> Schuleigenschaften einerseits<br />

<strong>und</strong> schulischen Leistungen von Gr<strong>und</strong>schülern<br />

andererseits. Dazu wurden mikroökonometrische<br />

Schätzungen anhand von Schülerdaten der Progress<br />

in International Reading Literacy Study (PIRLS, in<br />

Deutschland »IGLU« genannt) durchgeführt. Die<br />

IGLU-Studie ist eine international vergleichende<br />

Schülerleistungsstudie, die die Lesekompetenz von<br />

Gr<strong>und</strong>schülern in der vierten Klasse testet. Im Fokus<br />

der Analyse standen auftragsgemäß Argentinien,<br />

Kolumbien <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gewählte Vergleichsländer.<br />

Niveau <strong>und</strong> Streuung der Schülerleistungen in der<br />

IGLU-Gr<strong>und</strong>schulstudie<br />

Im Gegensatz zu den PISA-Ergebnissen der Mittelstufe zeigen die IGLU-<br />

Ergebnisse, dass die Leistungen deutscher Schüler in der Gr<strong>und</strong>schule<br />

durchschnittlich noch weit über dem internationalen Durchschnitt von<br />

500 Punkten liegen. Auch die Streuung der Testergebnisse ist in der<br />

Gr<strong>und</strong>schule noch relativ gering, ganz im Gegensatz zu PISA.<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Die Ergebnisse der Analyse deuten auf einen starken<br />

Zusammenhang zwischen dem sozioökonomischen<br />

Hintergr<strong>und</strong> der Schüler <strong>und</strong> dem Abschneiden in der<br />

IGLU-Studie hin. Die Ressourcen<strong>aus</strong>stattung der<br />

Schulen zeigt sich dagegen als kaum korreliert mit den<br />

Schülerleistungen. Im internationalen Vergleich sind die<br />

geschätzten Effekte des familiären Hintergr<strong>und</strong>s auf die<br />

Schülerleistungen in Argentinien relativ hoch <strong>und</strong> in<br />

Kolumbien relativ gering. Weiterhin ergibt sich, dass in<br />

beiden Ländern immigrierte Schüler, die zu H<strong>aus</strong>e<br />

nicht die Landessprache Spanisch sprechen, besonders<br />

schwach abschneiden.<br />

Beide lateinamerikanische Schulsysteme weisen auch<br />

spezifische Effekte auf. So ergibt sich in Argentinien im<br />

Gegensatz zu den meisten Ländern kein Leistungsunterschied<br />

zwischen ländlichen <strong>und</strong> städtischen<br />

Regionen. In Kolumbien besteht im Gegensatz zu den<br />

meisten Ländern kein signifikanter Leistungsunterschied<br />

zwischen Jungen <strong>und</strong> Mädchen. Im Hinblick<br />

auf die institutionelle Ausgestaltung des Schulsystems<br />

zeigt sich in Argentinien ein positiver Einfluss eines<br />

zentralisierten Lehrplanes <strong>und</strong> fähigkeitsbasierter<br />

Klassenkomposition auf die Schülerleistungen.<br />

Bestimmung von verfügbaren <strong>und</strong> geeigneten<br />

Indikatoren für das Patentsystem, Patentaktivitäten<br />

<strong>und</strong> für Rechte <strong>aus</strong> Patenten<br />

S. Lachenmaier, L. Wößmann für das Deutsche Patent<strong>und</strong><br />

Markenamt (DPMA), April 2004 bis Juni<br />

2004, Veröffentlichung in: Identification of Economic<br />

Indicators for Patent Research, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, mimeo.<br />

Diese Studie war der erste Teil eines größeren internationalen<br />

Projektes, an dem das europäische,<br />

britische, französische <strong>und</strong> deutsche Patentamt beteiligt<br />

sind. Die Aufgabe des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s im Rahmen<br />

dieses Gesamtprojektes war die Auswertung der bestehenden<br />

Literatur zur Patentforschung im Hinblick<br />

auf existierende ökonomische Analysen von Patentdaten<br />

mit dem Ziel, verfügbare <strong>und</strong> geeignete<br />

Indikatoren für das Patentsystem, Patentaktivitäten <strong>und</strong><br />

für Rechte <strong>aus</strong> Patenten zu bestimmen.<br />

Patentdaten können als Indikatoren für Innovationen<br />

dienen. Seit Mitte der 1980er Jahre ist die ökonomische<br />

Analyse von Patentdaten weiterentwickelt <strong>und</strong> durch<br />

die Berücksichtigung zusätzlicher Informationen über<br />

Patente ständig verfeinert <strong>und</strong> verbessert worden, so<br />

z.B. durch die Berücksichtigung der Laufzeit von<br />

Patenten <strong>und</strong> der Anzahl der Nennungen in nachfolgenden<br />

Patenten. Die in der Literatur aufgestellten<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Patente als Indikator<br />

für Innovationen<br />

37 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

<strong>ifo</strong>-Umfrage zum elektronischen<br />

Geschäftsverkehr<br />

zwischen Unternehmen<br />

Thesen, die verwendeten Messgrößen sowie die damit<br />

erzielten Ergebnisse werden zusammengefasst <strong>und</strong> vorgestellt.<br />

Das Teilprojekt bildet die Basis für weitergehende<br />

Untersuchungen der Patentämter, deren Ziel es ist, die<br />

Indikatoren mit der höchsten ökonomischen Relevanz<br />

her<strong>aus</strong>zufiltern <strong>und</strong> weiter zu entwickeln bzw. neue<br />

<strong>und</strong> bisher fehlende Indikatoren zu erstellen. Es zeigte<br />

sich bei der Analyse, dass Indikatoren für das Patentsystem<br />

selbst nicht vorhanden sind, ebenso fehlen in<br />

der Literatur Indikatoren zum Verlauf des Patentierungsprozesses.<br />

Die Patentliteratur konzentriert sich<br />

auf die Analyse der ökonomischen Bedeutung von<br />

Patentrechten. Die bisher verwendeten Indikatoren<br />

erlauben oft nur eine Ex-post-Analyse am Ende der<br />

Patentlaufzeit.<br />

B2B Metrics: Statistische Indikatoren für die<br />

Informationsgesellschaft<br />

H. Schedl, K. Sülzle in Kooperation mit dem Nomura<br />

Research <strong>Institut</strong>e, Tokio, PREST, Manchester,<br />

RCS Conseil, Paris, <strong>und</strong> VATT, Helsinki, für die Europäische<br />

Kommission, Januar 2002 bis Juli 2004,<br />

Veröffentlichung unter anderem in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

Nr. 19/2004.<br />

Aufgabe des Projekts B2B Metrics war die Entwicklung<br />

von Indikatoren zur Messung des elektronischen Geschäftsverkehrs<br />

zwischen Unternehmen (im Weiteren<br />

B2B genannt). Die Ziele bestanden darin, den derzeitigen<br />

Entwicklungsstand abzubilden, fördernde <strong>und</strong><br />

hemmende Faktoren der Entwicklung zu identifizieren,<br />

die Anwendbarkeit des Ansatzes zu prüfen <strong>und</strong> Werkzeuge<br />

für statistische Befragungen zu entwickeln. Das<br />

Projekt entwickelte eine klare Definition von B2B <strong>und</strong><br />

einen Fragebogen, der dem geschäftlichen Nutzer die<br />

Möglichkeit bietet, seine eigene Position zu bestimmen,<br />

dem Statistiker die Entwicklung kurzer Fragebogen für<br />

unterschiedliche Zielsetzungen ermöglicht <strong>und</strong> dem<br />

Politiker die Überprüfung der Annahmen zur B2B<br />

Entwicklung <strong>und</strong> der Effizienz politischer Planung<br />

erlaubt.<br />

Vor<strong>aus</strong>gegangene Studien haben häufig die Vor<strong>aus</strong>setzungen<br />

erfolgreicher B2B-Anwendung vernachlässigt:<br />

Standardisierung, organisatorische Anpassung, Prozess-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 38<br />

integration <strong>und</strong> Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch zwischen Partnern.<br />

Zusammen mit den definierten Basisprozessen der<br />

Unternehmung (Einkauf, Produktionsplanung <strong>und</strong><br />

Logistik,Verkauf sowie Planung <strong>und</strong> Entwicklung) bilden<br />

diese Fragen die Struktur des Ansatzes zur Messung im<br />

Projekt.<br />

Das Projekt definierte drei Phasen der Entwicklung<br />

entsprechend der Nutzung von Anwendungen: früh bei<br />

Nutzung einfacher, isolierter Transaktionen, erweitert<br />

einschließlich erster Schritte zur Prozessautomation<br />

<strong>und</strong> fortgeschritten bei der Nutzung kollaborativer<br />

Prozesse über das Netz. Unter den antwortenden<br />

Firmen der Autowertschöpfungskette in Deutschland<br />

waren 72% fortgeschrittene Nutzer, 20% erweiterte<br />

<strong>und</strong> 7% frühe Nutzer. Die Ergebnisse zeigen weiterhin,<br />

dass es im B2B keinen Standard-Entwicklungspfad gibt.<br />

Es zeichnet sich einerseits ein Trend zu prozessorientierter<br />

B2B-Anwendung ab, der durch Unternehmen<br />

mit Marktgestaltungskraft stimuliert wird, andererseits<br />

ein Trend zu transaktionsorientiertem e-Business<br />

zwischen kleineren Unternehmen. Als wesentliche<br />

Hemmnisse für eine einheitliche B2B-Entwicklung<br />

ergaben sich unter anderem die geringe Verbreitung<br />

von Standards <strong>und</strong> die zögernde Haltung beim externen<br />

Daten<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ch.<br />

Die Integration von Beitrittsländern<br />

in multinationale Produktionsnetzwerke<br />

<strong>und</strong> ihre Auswirkungen auf die<br />

Exportentwicklung<br />

H. Schedl für die Tokyo Club Fo<strong>und</strong>ation for Global<br />

Studies, März 2004 bis März 2005,Veröffentlichung in:<br />

Tokyo Club Fo<strong>und</strong>ation Papers, Veröffentlichung in<br />

Vorbereitung.<br />

Anhand detaillierter Auswertungen der OECD-<br />

Außenhandelsstatistik untersuchte das Projekt den<br />

Einfluss der EU-Osterweiterung <strong>und</strong> der damit verb<strong>und</strong>enen<br />

Auslandinvestitionen auf den Handel osteuropäischer<br />

Beitrittsländer. Dabei ging es nicht nur darum,<br />

wie sich die Integrations<strong>aus</strong>sicht in der Statistik<br />

widerspiegelt <strong>und</strong> ob es gemeinsame Entwicklungsmuster<br />

gibt, sondern auch darum, inwieweit dies<br />

zur Entstehung exportorientierter Cluster <strong>und</strong> zu<br />

Spillover-Effekten bei den Exporten in Nicht-EU-<br />

Länder führt.


Strukturwandel <strong>und</strong> langfristiges<br />

Wirtschaftswachstum<br />

L. Wößmann in Kooperation mit J. Temple, Bristol<br />

University, April 2003 bis September 2004, Veröffentlichung<br />

in: CES<strong>ifo</strong> Working Paper Nr. 1290.<br />

Im gemeinsamen Projekt mit Prof. J. Temple von der<br />

Bristol University, der den Bereich im Sommer des<br />

Berichtsjahres als <strong>ifo</strong>-Gastwissenschaftler besuchte,<br />

wurde der Einfluss des Strukturwandels zwischen dem<br />

Landwirtschaftssektor <strong>und</strong> den weiteren Sektoren der<br />

Volkswirtschaft auf das langfristige Wirtschaftswachstum<br />

untersucht. Drei zusammenhängende Beobachtungen<br />

dienten als Ausgangspunkt des <strong>Forschung</strong>sprojektes.<br />

Erstens sind Modelle der dualen Wirtschaft seit<br />

langem ein zentraler Bestandteil der Entwicklungsökonomik.<br />

Zweitens haben Entwicklungsökonomen<br />

der 1960er <strong>und</strong> 1970er Jahre vielfach die Rolle des<br />

Strukturwandels auf das Wirtschaftswachstum, <strong>und</strong> insbesondere<br />

der Reallokation von Arbeit <strong>aus</strong> der<br />

Landwirtschaft, diskutiert. Drittens werden diese<br />

Zwillingsaspekte des wirtschaftlichen Entwicklungsprozesses,<br />

Dualismus <strong>und</strong> Strukturwandel, in der<br />

empirischen Wachstumsforschung der letzten Jahre<br />

nahezu überhaupt nicht behandelt.<br />

Zunächst wurde in dem <strong>Forschung</strong>sprojekt analytisch<br />

hergeleitet, wie Strukturwandel in einem empirischen<br />

Wachstumsmodell abgebildet werden kann. Dabei<br />

ergab sich, dass Unterschiede im Marginalprodukt der<br />

Arbeit zwischen Sektoren dazu führen können, dass<br />

Strukturwandel die aggregierte totale Faktorproduktivität<br />

der Volkswirtschaft in nicht-linearer Weise<br />

erhöhen kann. Empirische Schätzungen des Modells<br />

mit Hilfe von Wachstumsregressionen im internationalen<br />

Querschnitt konnten belegen, dass die Reallokation<br />

von Arbeit <strong>aus</strong> der Landwirtschaft in andere Sektoren<br />

einen signifikanten Anteil der internationalen Variation<br />

im Wachstum der totalen Faktorproduktivität zwischen<br />

1960 <strong>und</strong> 2000 erklärt. Darüber hin<strong>aus</strong> implizieren die<br />

empirischen Ergebnisse, dass in vielen Entwicklungsländern<br />

große intersektorale Differentiale im Marginalprodukt<br />

der Arbeit bestehen, wohingegen dies in entwickelten<br />

Ländern weit weniger der Fall zu sein<br />

scheint. Die intersektoralen Marginalprodukt-Differentiale<br />

sind über den Untersuchungszeitraum gefallen.<br />

Die Ergebnisse dieses Projektes wurden im Berichts-<br />

jahr auf dem European Meeting der Econometric<br />

Society sowie der Jahrestagung des Vereins für<br />

Socialpolitik vorgetragen.<br />

Fachgebiet Bautätigkeit <strong>und</strong> Immobilien<br />

Fluktuationen des Wohnimmobilienmarktes<br />

V. Rußig u. a. in Kooperation mit S. Rady, LMU, für das<br />

Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur,<br />

Verkehr <strong>und</strong> Technologie, Oktober 1999 bis<br />

Februar 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichte<br />

Bd. 23, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München, April 2004;<br />

<strong>aus</strong>zugsweise in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 11/2004.<br />

Aufbauend auf einem von S. Rady <strong>und</strong> F. Ortalo-Magné<br />

in den USA <strong>und</strong> in Großbritannien entwickelten<br />

empirisch getesteten Modell des Wohnungsmarktes<br />

erfolgte in diesem Kooperationsprojekt zwischen dem<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> <strong>und</strong> der LMU zunächst eine Anpassung<br />

dieses mikroökonomisch f<strong>und</strong>ierten Modellansatzes an<br />

die deutschen Verhältnisse. Auf dem Modellwohnungsmarkt<br />

agieren drei aktive Gruppen von Nachfragern:<br />

kreditbeschränkte Erstkäufer, kreditbeschränkte<br />

Wiederholungskäufer <strong>und</strong> nicht kreditbeschränkte<br />

Wiederholungskäufer. Das Geschehen auf den<br />

Wohnungsmärkten wird nach diesem Modell vor allem<br />

von den jungen H<strong>aus</strong>halten sowie von den älteren <strong>und</strong><br />

wohlhabenderen H<strong>aus</strong>halten bestimmt. Dieser formaltheoretische<br />

Ansatz sollte dazu herangezogen werden,<br />

die Ursachen für die Volatilität der Preise von <strong>und</strong> der<br />

Umsätze mit Wohnimmobilien zu erklären <strong>und</strong> operationale<br />

Hypothesen für eine empirische Überprüfung<br />

für Deutschland (<strong>und</strong> Bayern) zu formulieren.<br />

Da in Deutschland zu (Wohn-)Immobilienpreisen<br />

<strong>und</strong> -umsätzen keine amtlichen Daten zur Verfügung<br />

stehen, wurde zunächst die Datenbasis <strong>aus</strong> anderen<br />

Quellen <strong>und</strong> mit ergänzenden Schätzungen zusammengestellt<br />

<strong>und</strong> auf ihre Aussagekraft überprüft: Die<br />

geeignetsten Daten mit langen Zeitreihen für neue<br />

Wohngebäude ab 1975 wurden von Bulwien AG,<br />

München, bereitgestellt, die Preise für Standardreihenhäuser<br />

<strong>und</strong> -eigentumswohnungen angaben. Auch<br />

die 2003 von der Deutschen B<strong>und</strong>esbank erstmals<br />

veröffentlichten »Preisindikatoren für den Wohnungsmarkt«<br />

basieren auf diesen Daten. Mit diesen Daten<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> untersucht<br />

die Ursachen von<br />

Preisschwankungen bei<br />

Wohnimmobilien<br />

39 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Rezession im<br />

Wohnungsneubau hält an<br />

wurden speziell die modellgestützten Hypothesen<br />

getestet, dass die Einkommen junger H<strong>aus</strong>halte einen<br />

besonders starken Einfluss auf die Dynamik des Wohnimmobilienmarktes<br />

haben <strong>und</strong> dass das Einkommensniveau<br />

sowie Immobilienpreise <strong>und</strong> -umsätze positiv<br />

korreliert sind.<br />

Die nach dem Alter des H<strong>aus</strong>haltsvorstands differenzierten<br />

Daten zu den Einkommen wurden für die<br />

empirischen Schätzungen dem Sozioökonomischen<br />

Panel (SOEP) des DIW entnommen. Zwar wurden<br />

in allen Regressionsansätzen ein hoher Erklärungsgehalt<br />

erreicht, insbesondere mit dem Einkommen der<br />

jungen H<strong>aus</strong>halte (bis zu 80%), die Hypothesen konnten<br />

jedoch nur mit Einschränkungen bestätigt werden –<br />

es bleibt also noch Raum für eine tiefer gehende Überprüfung<br />

der Datenbasis sowie für weiterführende <strong>Forschung</strong>en.<br />

Entwicklung von Konjunktur <strong>und</strong> Struktur<br />

des B<strong>aus</strong>ektors in Europa<br />

(Euroconstruct-Netzwerk)<br />

V. Rußig für die Partner-<strong>Institut</strong>e bzw. für Organisatoren<br />

<strong>und</strong> Teilnehmer der Euroconstruct-Konferenzen sowie<br />

für die Bezieher der Tagungsbände <strong>und</strong> für Präsentationen<br />

auf Fachkonferenzen, Januar 2004 bis<br />

Dezember 2004,Veröffentlichungen unter anderem in:<br />

<strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 5/2004; Nr. 6/2004; Nr. 13/2004;<br />

Nr. 15/2004.<br />

Im Rahmen des seit 1975 bestehenden europäischen<br />

<strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> Beratungsnetzwerks »Euroconstruct«<br />

werden zu zweimal jährlich an wechselnden<br />

Orten stattfindenden Konferenzen »dezentral«<br />

standardisierte Prognosen der wert- <strong>und</strong> mengenmäßigen<br />

Bautätigkeit in 15 west- <strong>und</strong> 4 mittelosteuropäischen<br />

Ländern erstellt. Bei diesen Konferenzen (Juni<br />

2004 in Stockholm; Dezember 2004 in Paris) werden<br />

zusätzlich unterschiedliche Schwerpunktthemen<br />

behandelt: Bei der Stockholmer Konferenz referierte<br />

unter anderem R. Flanagan, University of Reading, UK,<br />

zum Thema »Creating Competitive Advantages for<br />

Organisations in the Construction Sector«; in Paris<br />

standen die Standortverlagerungen von Unternehmen<br />

<strong>und</strong> deren Auswirkungen auf den B<strong>aus</strong>ektor auf dem<br />

Programm.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 40<br />

Als Basisdaten für die im Berichtszeitraum erstellten<br />

Prognosen werden jetzt nominale Angaben für 2003<br />

verwendet. Das Bauvolumen im Euroconstruct-Gebiet<br />

belief sich im Basisjahr auf knapp 1,13 Bill. EUR.<br />

Dieses breit abgegrenzte Bauvolumen liegt für jedes<br />

der 19 Mitgliedsländer in feiner Untergliederung nach<br />

B<strong>aus</strong>parten <strong>und</strong> Bauleistungsarten vor. Auffallend sind<br />

die großen strukturellen Unterschiede zwischen den<br />

beiden Teilgebieten: In Westeuropa dominiert mit<br />

großem Abstand der Wohnungsbau (r<strong>und</strong> die Hälfte<br />

davon <strong>aus</strong> der Altbauerneuerung), der Tiefbau ist<br />

von vergleichsweise geringer Bedeutung; in den mittelosteuropäischen<br />

Staaten erreichen Nichtwohnhochbau<br />

<strong>und</strong> Tiefbau wesentlich höhere Anteile, wobei<br />

dort in allen B<strong>aus</strong>parten der Neubau im Vordergr<strong>und</strong><br />

steht. Nach Stagnation im Vorjahr ist das europäische<br />

Bauvolumen 2003 nur wenig, 2004 dagegen<br />

etwas stärker gestiegen. In den Prognosejahren 2005<br />

Veränderung der Wohnungsfertigstellungen a) in<br />

Europa b) nach Ländern 2002 bis 2004<br />

<strong>und</strong> 2005 bis 2007 c)<br />

Quelle: Euroconstruct/<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> (Paris, Dezember 2004).


<strong>und</strong> 2006 sowie im Ausblick auf 2007 wird mit einer<br />

moderaten Zunahme mit leicht fallenden Raten<br />

gerechnet. Die entscheidenden Impulse kommen<br />

dabei – trotz des noch immer geringen Gewichts – <strong>aus</strong><br />

den vier MOE-Ländern. Demgegenüber flacht die<br />

Erholung in den 15 westeuropäischen Ländern wieder<br />

ab; hier wird der B<strong>aus</strong>ektor bis zum Ende der<br />

Prognoseperiode wieder zum massiven Bremsklotz für<br />

den gesamtwirtschaftlichen Aufschwung.<br />

In den 19 Euroconstruct-Ländern wurden im Basisjahr<br />

2003 r<strong>und</strong> 2,15 Mill. Wohnungen in neuen Wohngebäuden<br />

fertiggestellt. Bis 2005 wird ein Anstieg auf<br />

2,23 Mill. Wohnungen erwartet, danach gehen die<br />

Wohnungsfertigstellungen jedoch wieder zurück. Die<br />

Abwärtstendenz hält vor allem im Eigenheimbau noch<br />

weiter an, aber auch bei den Mehrfamiliengebäuden<br />

kann das leicht gestiegene Niveau nicht gehalten werden.<br />

Die Entwicklung verläuft in den einzelnen Ländern<br />

stark unterschiedlich: Während es in Mittelosteuropa<br />

weiter aufwärts geht, setzt sich die Rezession im<br />

Wohnungsneubau, insbesondere bei Eigenheimen<br />

<strong>und</strong> Eigentumswohnungen, in Westeuropa noch fort.<br />

Starke Rückgänge hatten zuletzt Deutschland sowie<br />

insbesondere Portugal zu verzeichnen; dort wird für<br />

den Prognosezeitraum allerdings eine signifikante<br />

Besserung erwartet.<br />

Forum Bauwirtschaft im Rahmen des <strong>ifo</strong><br />

Branchen-Dialogs 2004<br />

V. Rußig u. a. in Kooperation mit der IHK für München<br />

<strong>und</strong> Oberbayern <strong>und</strong> unterstützt durch das Bayerische<br />

Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technologie, Bericht in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

Nr. 22/2004.<br />

In Fortsetzung der jahrzehntelangen Tradition der »<strong>ifo</strong><br />

Baugespräche« wurden im Branchenforum 3: Bauwirtschaft<br />

des vierten <strong>ifo</strong> Branchen-Dialogs kurz- <strong>und</strong> mittelfristige<br />

Vor<strong>aus</strong>schätzungen der Bautätigkeit in<br />

Deutschland vorgestellt. Die »Flaute am Bau« hält<br />

inzwischen – mit einer kurzen Unterbrechung 1999 –<br />

seit zehn Jahren an. Vor allem in Ostdeutschland zieht<br />

der B<strong>aus</strong>ektor anhaltend kräftig nach unten, aber auch<br />

in den alten B<strong>und</strong>esländern wurde im Berichtsjahr<br />

erneut weniger in neue Bauten <strong>und</strong> in die Modernisierung<br />

des Bauwerksbestandes investiert. Die vor-<br />

gestellten Vor<strong>aus</strong>schätzungen wurden zwar insgesamt<br />

zustimmend aufgenommen, von manchen der r<strong>und</strong><br />

100 Teilnehmer aber doch mit leichter Skepsis kommentiert.<br />

Insbesondere wurde darauf hingewiesen, dass<br />

die Bauinvestitionen als zentrale Prognosevariable die<br />

Branchenentwicklung »geschönt« widerspiegeln, u.a.<br />

weil Eigenleistungen hinzugeschätzt werden. Der Rückgang<br />

der Leistungen des Baugewerbes stellt sich weit<br />

dramatischer dar, wenn er z.B. mittels der baugewerblichen<br />

Umsätze analysiert <strong>und</strong> prognostiziert wird.<br />

Bauinvestitionen in (West- <strong>und</strong> Ost-)Deutschland<br />

1991 bis 2006 a)<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt; Berechnungen <strong>und</strong> Vor<strong>aus</strong>schätzungen<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

Europäisches Expertennetzwerk Bildungsökonomik<br />

(EENEE)<br />

L. Wößmann, T. Fuchs, G. Schütz in Kooperation mit<br />

Experten von führenden europäischen <strong>und</strong> außereuropäischen<br />

Universitäten, <strong>Forschung</strong>sinstituten <strong>und</strong><br />

internationalen Organisationen für die Europäische<br />

Kommission, Generaldirektion Bildung <strong>und</strong> Kultur,<br />

Dezember 2003 bis Dezember 2005.<br />

Ziel des Projektes ist die Beratung der Europäischen<br />

Kommission in Fragen von bildungsökonomischer<br />

Relevanz, die Förderung bildungsökonomischer<br />

<strong>Forschung</strong> in Europa <strong>und</strong> die Vermittlung bereits<br />

gesicherten Wissens an politische Entscheidungsträger<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

<strong>ifo</strong>-Bauprognose<br />

41 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Expertennetzwerk<br />

Bildungsökonomik berät<br />

die Europäische<br />

Kommission<br />

<strong>und</strong> Öffentlichkeit. Hierzu wurde ein Netzwerk von<br />

führenden europäischen Zentren <strong>und</strong> Experten auf<br />

dem Gebiet der Bildungsökonomik aufgebaut. Dieses<br />

unterstützt <strong>und</strong> berät als »Think Tank« die Europäische<br />

Kommission im Bereich der Bildungspolitik <strong>und</strong><br />

-reformen <strong>aus</strong> ökonomischer Sicht.<br />

Zur Förderung <strong>und</strong> Stärkung eines gemeinsamen<br />

europäischen <strong>Forschung</strong>sraumes im Bereich der<br />

Bildungsökonomik dient die Website www.educationeconomics.org,<br />

die im Rahmen des Projekts aufgebaut<br />

wurde. Diese bietet den bildungsökonomischen<br />

Forschern in Europa ein Forum zum Aust<strong>aus</strong>ch von<br />

<strong>Forschung</strong>sergebnissen, zur Vertiefung <strong>und</strong> zum<br />

Ausbau bestehender Kooperationen <strong>und</strong> zahlreiche<br />

weitere Möglichkeiten, sich über aktuelle Entwicklungen<br />

in der Bildungsökonomik zu informieren. Neben<br />

der Funktion als Forum für Wissenschaftler wendet<br />

sich www.education-economics.org auch an Politiker,<br />

Journalisten <strong>und</strong> die breite Öffentlichkeit. Diese<br />

Gruppen können dank www.education-economics.org<br />

einen schnellen Überblick über den Stand der<br />

bildungsökonomischen <strong>Forschung</strong> in Europa erhalten.<br />

Auf der Website findet sich auch eine umfangreiche<br />

Forscherdatenbank auf dem Gebiet der Bildungsökonomik<br />

in Europa, die es ermöglicht, relevante<br />

Experten <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>szentren zu bestimmten<br />

Themen <strong>und</strong> Ländern zu finden. Im weiteren Verlauf<br />

des Projektes ist geplant, die Website durch umfassende<br />

Literaturangaben zu verschiedenen Teildisziplinen<br />

der Bildungsökonomik zu erweitern.<br />

Zur Verbesserung des Meinungs<strong>aus</strong>t<strong>aus</strong>ches zwischen<br />

Forschern <strong>und</strong> Politikern organisierte EENEE im Auftrag<br />

der Europäischen Kommission im November 2004 in<br />

Brüssel das erste europäische Symposium zur Bildungsökonomik<br />

zum Thema »Effiziente Nutzung von Investitionen<br />

in Bildung <strong>und</strong> Training«. Das Symposium diente<br />

dazu, den Dialog zwischen hochrangigen Politikern <strong>und</strong><br />

her<strong>aus</strong>ragenden Bildungsforschern bezüglich des<br />

Standes der <strong>Forschung</strong>, politikrelevanter <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />

<strong>und</strong> zukünftiger <strong>Forschung</strong>sschwerpunkte zu<br />

intensivieren. Im Rahmen des Projektes sollen diese<br />

Symposien nun jährlich veranstaltet werden.<br />

Neben der Bereitstellung der Website <strong>und</strong> der<br />

Organisation der Symposien stellt das Netzwerk auch<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 42<br />

Anregungen <strong>und</strong> Rat auf konkrete Fragen der Europäischen<br />

Kommission auf dem Gebiet der Bildungsökonomik<br />

zur Verfügung. Dadurch dient das Netz als<br />

bildungsökonomischer »Think Tank« für die Europäische<br />

Kommission <strong>und</strong> unterstützt die Kommission<br />

bei dem Entwurf von politischen Dokumenten, Unterlagen<br />

für Sitzungen oder Antworten zu Beratungen.<br />

Die EENEE-Website<br />

Ein zentraler Bestandteil des EENEE-Projekts besteht in der Bereitstellung<br />

einer europäischen Aust<strong>aus</strong>chplattform für Bildungsökonomik<br />

auf der Website www.education-economics.org.<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Empirische bildungsökonomische Studien<br />

L. Wößmann, laufendes Habilitationsprojekt sowie<br />

weitere laufende <strong>Forschung</strong>sprojekte, verschiedene<br />

Veröffentlichungen.<br />

Zahlreiche laufende <strong>und</strong> vorläufig abgeschlossene Projekte<br />

beschäftigen sich mit der Frage, wie Humankapital<br />

am besten produziert werden kann. Dazu werden vor<br />

allem die umfangreichen Mikrodaten verschiedener<br />

internationaler Schülerleistungstests mit modernen<br />

mikroökonometrischen <strong>Forschung</strong>smethoden analysiert.<br />

Neben den im Rahmen des von der Volkswagen-<br />

Stiftung geförderten Projektes »Bildungsinstitutionen<br />

<strong>und</strong> Schülerleistung« (siehe S. 35 – 36) <strong>und</strong> des von der<br />

Weltbank geförderten Projektes zur »Nutzung internationaler<br />

Schülerleistungsvergleiche« (siehe S. 37) vorgelegten<br />

Untersuchungen wurde dabei im Berichtsjahr an<br />

folgenden Untersuchungen gearbeitet:


Ein 2004 überarbeiteter Beitrag, der den Einfluss von<br />

Klassengrößen auf die Schülerleistungen in verschiedenen<br />

Ländern mit Hilfe des internationalen TIMSS-<br />

Datensatzes untersucht, wurde vom European<br />

Economic Review zur Veröffentlichung angenommen<br />

(»Class-Size Effects in School Systems Aro<strong>und</strong> the<br />

World: Evidence from Between-grade Variation in<br />

TIMSS«, zusammen mit M.R.West, Harvard University).<br />

Auf dem 40. Panel-Meeting von Economic Policy in<br />

Amsterdam wurde eine darauf aufbauende Arbeit<br />

über Ressourcen- <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ioneneffekte auf die<br />

Schülerleistungen in zahlreichen westeuropäischen<br />

Ländern vorgestellt (»Educational Production in<br />

Europe«). Eine weitere Studie über Bildungsproduktion<br />

in osteuropäischen Ländern ist zur Veröffentlichung in<br />

der Economics of Education Review angenommen<br />

(»Schooling Quality in Eastern Europe: Educational<br />

Production during Transition«, zusammen mit<br />

A. Ammermüller, ZEW Mannheim, <strong>und</strong> H. Heijke,<br />

Maastricht University). Zwei weitere Studien, die auf<br />

ostasiatische Länder fokussiert sind, wurden zur Veröffentlichung<br />

in den East Asian Economic Perspectives<br />

<strong>und</strong> der German Economic Review angenommen<br />

(»Family Backgro<strong>und</strong>, Schooling Resources, and<br />

<strong>Institut</strong>ional Features: What Determines Student<br />

Performance in East Asian Countries?«, zusammen mit<br />

E. G<strong>und</strong>lach, <strong>Institut</strong> für Weltwirtschaft, Kiel, sowie<br />

»Educational Production in East Asia«). Ein weiteres<br />

Projekt untersuchte die Entwicklung betrieblicher<br />

Kosten <strong>und</strong> Nutzen der Berufs<strong>aus</strong>bildung als mögliche<br />

Ursache des deutschen Ausbildungsplatzmangels.<br />

The Human Capital of Nations<br />

L. Wößmann in Kooperation mit E. A. Hanushek,<br />

Stanford University, Tandem-Projekt als CES<strong>ifo</strong> MIT<br />

Press Book Project, Januar 2004 bis Dezember 2006.<br />

Zusammen mit dem international führenden Bildungsökonomen<br />

Prof. Hanushek von der Stanford University<br />

wird an einem langfristigen Projekt gearbeitet, das<br />

Bestimmungsgründe <strong>und</strong> Auswirkungen internationaler<br />

Unterschiede in Schülerleistungen untersucht. Dazu<br />

werden mikroökonometrische Schätzungen anhand<br />

umfangreicher Datensätze mehrerer internationaler<br />

Schülerleistungsvergleichstests, wie PISA, IGLU <strong>und</strong><br />

TIMSS, durchgeführt. Eine erste Teilstudie, die sich mit<br />

den Auswirkungen der Mehrgliedrigkeit des Schul-<br />

systems auf die Bildungsleistungen <strong>und</strong> deren Streuung<br />

befasst, wurde unter dem Titel »Does Early Tracking<br />

Affect Educational Inequality and Performance?<br />

Difference-in-Difference Evidence across Countries«<br />

als NBER Working Paper Nr. 11124 <strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong><br />

Working Paper Nr. 1415 vorgestellt.<br />

Schulwettbewerb, Schulwahl <strong>und</strong><br />

Schulautonomie<br />

T. Fuchs, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />

Die Auswirkungen von Schulwahl, -wettbewerb <strong>und</strong><br />

-autonomie sind ein zentrales <strong>und</strong> wachsendes bildungsökonomisches<br />

<strong>Forschung</strong>sgebiet, das sich bisher<br />

allerdings weitgehend auf die Vereinigten Staaten<br />

beschränkt. Zum einen soll das im Rahmen einer DFG-<br />

Forschergruppe angelegte Projekt die Verteilungsaspekte<br />

von Schulwahl <strong>und</strong> -wettbewerb im Rahmen<br />

eines auf europäische Schulsysteme kalibrierten<br />

Computable General Equilibrium (CGE)-Modells herleiten.<br />

Zum anderen soll es die Effizienzeffekte von<br />

Schulwettbewerb <strong>und</strong> -autonomie mit Hilfe einer Anwendung<br />

nicht-parametrischer Schätzmodelle auf den<br />

internationalen PISA-Mikrodatensatz empirisch schätzen.<br />

In dieses Projekt ist auch <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />

K. Konrad, WZB Berlin, beratend eingeb<strong>und</strong>en.<br />

Chancengleichheit im Bildungssystem<br />

G. Schütz, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />

Die Bereitstellung von Chancengleichheit wird von<br />

vielen Seiten als eine wichtige Aufgabe des Bildungssystems<br />

angesehen. In dieser Arbeit wird einerseits der<br />

Frage nachgegangen, wie Chancengleichheit gemessen<br />

werden kann.Andererseits sollen mittels internationaler<br />

Mikrodatensätze die Bestimmungsfaktoren von Chancengleichheit<br />

in Bildungssystemen analysiert werden.<br />

Auswirkungen <strong>und</strong> Einflussfaktoren von<br />

Innovationen in Deutschland<br />

S. Lachenmaier, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />

Die Panelstruktur des Mikrodatensatzes des <strong>ifo</strong> Innovationstests<br />

über den langen Zeitraum von ca. 20 Jahren<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Schülerleistungen <strong>und</strong><br />

Schulsysteme im internationalen<br />

Vergleich<br />

43 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Sektorspezifische<br />

Produktivitätsanalysen auf<br />

Basis der »Ifo Productivity<br />

Database«<br />

ist auf dem Gebiet einzigartig. Anhand dieses detaillierten<br />

Datensatzes auf Unternehmensebene sollen neue<br />

mikroökonometrische Beiträge zur Wachstums- <strong>und</strong><br />

Innovationsliteratur geliefert werden. Dabei soll der<br />

Zusammenhang zwischen Innovationen auf der einen<br />

Seite <strong>und</strong> Beschäftigten- <strong>und</strong> Umsatzwachstum sowie<br />

Exporten auf der anderen Seite untersucht werden.<br />

Als vorbereitende Arbeit wurde 2004 eine mikroökonometrische<br />

Querschnittsstudie unter dem Titel<br />

»Does Innovation C<strong>aus</strong>e Exports? Evidence from<br />

Exogenous Innovation Impulses and Obstacles Using<br />

German Micro Data« vorgestellt. Das CES<strong>ifo</strong> Working<br />

Paper No. 1178 untersucht den Einfluss der<br />

Innovationstätigkeit auf den Exporterfolg deutscher<br />

Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes anhand<br />

einer Instrumentvariablenspezifikation, die spezifische<br />

Daten über Innovationsimpulse <strong>und</strong> -hemmnisse<br />

des <strong>ifo</strong> Innovationstests nutzt. Diese Arbeit wurde<br />

zum Vortrag auf der International Industrial<br />

Organization Conference, dem Australasian Meeting<br />

der Econometric Society <strong>und</strong> den Jahrestagungen der<br />

European Association for Research in Industrial Economics<br />

<strong>und</strong> des Vereins für Socialpolitik angenommen.<br />

Die Determinanten von Investitionen in <strong>Forschung</strong><br />

<strong>und</strong> Entwicklung im Verarbeitenden<br />

Gewerbe in Großbritannien<br />

B. Becker, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben<br />

am Birkbeck College, London.<br />

Die Arbeit untersucht die Determinanten von<br />

Investitionen in <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Entwicklung im Verarbeitenden<br />

Gewerbe in Großbritannien. Ein Teil der<br />

bisherigen Arbeiten wurde am National <strong>Institut</strong>e of<br />

Economic and Social Research (NIESR), London, mit<br />

Finanzierung durch das Economic and Social Research<br />

Council (ESRC) durchgeführt. Zwischenergebnisse des<br />

Projektes wurden in mehreren Diskussionspapieren<br />

des NIESR veröffentlicht.<br />

Ifo Productivity Database<br />

T. Fuchs, A. Kuhlmann in Kooperation mit dem <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />

Th. Eicher, University of Washington,<br />

Seattle, November 2003 bis Ende 2005.<br />

Das <strong>Forschung</strong>sprojekt dient der Erstellung <strong>und</strong> Arbeit<br />

mit der »Ifo Productivity Database«, die gesamtwirt-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 44<br />

schaftliche <strong>und</strong> sektorspezifische Produktivitätsanalysen<br />

für Deutschland im Zeitraum 1970 bis 2001 ermöglicht.<br />

Gr<strong>und</strong>lage der Datenbank sind zum einen Daten<br />

der amtlichen Statistik des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes<br />

<strong>und</strong> zum anderen Daten <strong>aus</strong> der <strong>ifo</strong> Investoren- <strong>und</strong><br />

Anlagenvermögensrechnung, welche detailliertere<br />

sektorspezifische Informationen enthalten als die amtliche<br />

Statistik. Erste <strong>Forschung</strong>sarbeiten, die die in 2004<br />

erstellte Datenbank im Rahmen von Growth<br />

Accounting-Analysen nutzen, behandeln die gesamtwirtschaftliche<br />

<strong>und</strong> sektorale Entwicklung der (Arbeits-)<br />

Produktivität in Deutschland sowie den Einfluss des<br />

internationalen <strong>und</strong> nationalen Outsourcing auf die<br />

sektorale Produktivitätsentwicklung.<br />

Strategisches Verhalten <strong>und</strong> allokative<br />

Effizienz auf elektronischen businessto-businees-Märkten<br />

K. Sülzle, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />

Das Projekt beschäftigt sich mit der ökonomischen<br />

Analyse der Nutzung, Bereitstellung <strong>und</strong> Evolution<br />

elektronischer business-to-business-(B2B-)Märkte. Ein<br />

B2B-Markt ist ein interorganisatorisches Informationssystem,<br />

das teilnehmenden kauf- <strong>und</strong> verkaufsseitigen<br />

Firmen Marktinformationen über Preise <strong>und</strong> Produkte<br />

liefert <strong>und</strong> die Möglichkeit ökonomischer Interaktion<br />

bereitstellt. Im Zentrum der Analyse stehen Anwendungen<br />

<strong>aus</strong> der Industrie- <strong>und</strong> Netzwerkökonomie auf<br />

dem Gebiet elektronischer B2B-Märkte. Im Rahmen<br />

des Projektes gilt es, die von B2B-Märkten hervorgerufenen<br />

Tendenzen <strong>und</strong> Eigenschaften, zusammen<br />

mit deren Auswirkungen auf Allokationseffizienz,<br />

Marktstrukturen <strong>und</strong> Wettbewerb, <strong>aus</strong> ökonomischer<br />

Perspektive zu erforschen. 2004 wurden erste<br />

Zwischenergebnisse des Projektes als Dresden<br />

Discussion Paper in Economics 09/04 unter dem Titel<br />

»Duopolistic Competition between Independent and<br />

Collaborative Business-to-Business Marketplaces«<br />

vorgestellt. Dieser Beitrag konnte auch unter anderem<br />

auf den Jahrestagungen der American Economic<br />

Association, des Vereins für Socialpolitik <strong>und</strong> der<br />

European Association for Research in Industrial<br />

Economics sowie auf der International Industrial<br />

Organization Conference <strong>und</strong> dem European Meeting<br />

der Econometric Society vorgetragen werden.


Privatisierung von Netzwerkunternehmen<br />

A. Kuhlmann, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Promotionsvorhaben.<br />

Ziel dieses Projektes ist es, Bedingungen aufzuzeigen,<br />

unter denen Privatisierungen in <strong>aus</strong>gewählten Netzindustrien<br />

Erfolg versprechend sind. Neben der<br />

allgemeinen Fragestellung, warum Regierungen<br />

gr<strong>und</strong>sätzlich privatisieren, sollen in dieser Arbeit vorwiegend<br />

Probleme untersucht werden, die speziell in<br />

der Elektrizitäts- <strong>und</strong> Gasindustrie entstehen. Dabei<br />

wird auch die Frage beantwortet, inwiefern die<br />

Interessen der nationalen Regulierungsbehörden mit<br />

Liberalisierungsvorhaben der EU zu vereinbaren sind<br />

<strong>und</strong> inwieweit eine Harmonisierung auf EU-Ebene<br />

sinnvoll ist. 2004 wurde im Themenbereich eine<br />

Studie zum Thema »Die Elektrizitätskrise in<br />

Kal<strong>ifo</strong>rnien – oder: Wie riskant ist die Liberalisierung<br />

von Netzsektoren?« im List Forum für Wirtschafts<strong>und</strong><br />

Finanzpolitik veröffentlicht. Erste Projektergebnisse<br />

konnten darüber hin<strong>aus</strong> im Berichtsjahr<br />

unter anderem auf dem European Meeting der<br />

Econometric Society <strong>und</strong> den Jahrestagungen des<br />

International <strong>Institut</strong>e of Public Finance <strong>und</strong> des<br />

Vereins für Socialpolitik vorgetragen werden.<br />

Fachgebiet Bautätigkeit <strong>und</strong> Immobilien<br />

Die volkswirtschaftliche Bedeutung der<br />

Immobilienwirtschaft<br />

V. Rußig, L. Dorffmeister, A. Kuhlmann, H. Schedl für die<br />

gif – Gesellschaft für immobilienwirtschaftliche <strong>Forschung</strong><br />

e.V. <strong>und</strong> weitere immobilienwirtschaftliche<br />

Organisationen, Juni 2004 bis März 2005.<br />

Wir alle leben <strong>und</strong> arbeiten in Immobilien. Wir nutzen<br />

Immobilien für Mobilität <strong>und</strong> Kommunikation sowie in<br />

Ausbildung, Freizeit, Sport <strong>und</strong> bei kulturellen Anlässen.<br />

Bauliche Denkmäler sind wichtige Identifikationspunkte<br />

<strong>und</strong> Auslöser für touristische Aktivitäten. Mehr als vier<br />

Fünftel des zu Wiederbeschaffungspreisen bewerteten<br />

Kapitalstocks in Höhe von über 6½ Bill. EUR entfallen<br />

auf Bauwerke (Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauten). Für jeden<br />

Einzelnen wie für die Gesamtwirtschaft sind Immobilien<br />

also von her<strong>aus</strong>ragender Bedeutung. Dieser<br />

Tatbestand steht in einem auffallenden Kontrast zum<br />

allgemeinen Wissen hierüber in Gesellschaft, Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> Politik. Zudem herrscht ein bedenklicher<br />

Mangel an Daten <strong>und</strong> Informationen sowie an f<strong>und</strong>ierten<br />

Analysen über diesen wichtigen Teilbereich der<br />

Volkswirtschaft.<br />

Das <strong>Forschung</strong>sprojekt soll dazu beitragen, die bestehenden<br />

Informationslücken zu schließen. Ausgangspunkt<br />

sind die gesamtwirtschaftlichen Angaben der<br />

amtlichen Statistik zu den Bestandsgrößen (Bauwerksbestände<br />

bzw. baulicher Kapitalstock) <strong>und</strong> zu den<br />

Stromgrößen, also z. B. zu den Bauinvestitionen, zur<br />

Bruttowertschöpfung, zum Umsatz im Gr<strong>und</strong>stücks<strong>und</strong><br />

Wohnungswesen. Immobilien erfüllen außer ihren<br />

Primärfunktionen beim Arbeiten <strong>und</strong> Wohnen, in der<br />

Ausbildung, beim Transport von Personen <strong>und</strong> Gütern<br />

usw. eine Reihe von Zusatzfunktionen, z.B. als Denkmäler,<br />

in der Altersvorsorge <strong>und</strong> -versorgung, bei der<br />

Besicherung von Krediten, auf die in einem weiteren<br />

Schwerpunkt eingegangen wird.<br />

Das Nettobauvermögen zu Wiederbeschaffungspreisen<br />

belief sich Anfang 2004 auf r<strong>und</strong> 5,6 Bill. EUR.<br />

Weit über die Hälfte davon entfiel auf Wohnbauten,<br />

etwas mehr als zwei Fünftel auf Nichtwohnbauten<br />

(Hoch- <strong>und</strong> Tiefbauten). Die amtliche Statistik stellt<br />

zwar auch Angaben in sektoraler Differenzierung –<br />

darunter mit enorm großem Anteil: Gr<strong>und</strong>stücks- <strong>und</strong><br />

Wohnungswesen – nicht aber weitere Untergliederungen<br />

nach Bauwerkskategorien bereit.<br />

Struktur des Nettobauvermögens a) 2004 b) nach<br />

Bauwerkskategorien<br />

26<br />

10<br />

Wohnbauten<br />

Tiefbauten<br />

1<br />

6 10<br />

3<br />

Einfamilienhäuser<br />

Zweifamilienhäuser<br />

4<br />

Mehrfamilienhäuser<br />

5 Wohnheime<br />

5.6 Bill.€ 26<br />

4<br />

Privater Tiefbau<br />

Öffentlicher Tiefbau<br />

3 Geb. d. Bildungswesens<br />

4 Geb. d. Ges<strong>und</strong>heitswesens<br />

3 Fabrik- u. Werkstattgeb.<br />

21<br />

Handels- u.Lagergeb.<br />

Nichtwohngebäude<br />

Büro- u.Verwaltungsgeb.<br />

Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

Sport-, Kultur-, Freizeitgeb.<br />

Sonstige Gebäude<br />

a) Bewertet zu Wiederbeschaffungspreisen. – b) Jahresanfangswerte.<br />

Quelle: Statistisches B<strong>und</strong>esamt (VGR); Berechnungen <strong>und</strong> Schätzungen<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

Volkswirtschaftliche<br />

Bedeutung der Immobilienwirtschaft:<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

schließt Informationslücke<br />

45 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Humankapital <strong>und</strong> Strukturwandel<br />

2005 keine Belebung<br />

der Baukonjunktur in<br />

Deutschland<br />

Im Rahmen des <strong>Forschung</strong>sprojektes werden erstmals<br />

konsistente Schätzungen für die Anteile der Gebäudearten<br />

am Wohnungsvermögen sowie für (private <strong>und</strong><br />

öffentliche) Nichtwohngebäude <strong>und</strong> Tiefbauten durchgeführt;<br />

der Wert der Nichtwohngebäude wird weiter<br />

auf sechs bzw. sieben Gebäudetypen aufgeteilt.<br />

Weitere Schätzungen führen zu einer Bewertung der<br />

bebauten Gr<strong>und</strong>stücke <strong>und</strong> zu einem fiktiven Bewirtschaftungspotential<br />

unter Einbezug der verbreiteten<br />

»Eigenverwaltung« von Immobilien.<br />

Baukonjunktur in West- <strong>und</strong> Ostdeutschland<br />

nach Sparten<br />

V. Rußig, E. Gluch, E. Langmantel für B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong><br />

Landesministerien, Behörden, <strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> Beratungsinstitute,<br />

Unternehmen <strong>und</strong> Verbände, laufendes<br />

Projekt, <strong>aus</strong>zugsweise Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

<strong>und</strong> in externen Publikationen, Arbeitstabellen<br />

auf Anfrage.<br />

Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> prognostiziert regelmäßig die deutsche<br />

Baukonjunktur, differenziert nach den Sparten<br />

Wohnungsbau, Wirtschaftsbau <strong>und</strong> öffentlicher Bau.<br />

Die Prognosen für die im B<strong>aus</strong>ektor relevanten Wert<strong>und</strong><br />

Mengenvariablen (Bauinvestitionen bzw. Bauvolumen<br />

sowie Fertigstellungen im Wohn- <strong>und</strong> Nichtwohnbau)<br />

werden im Arbeitskreis Bau- <strong>und</strong><br />

Wohnungsprognostik sowie beim <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog<br />

zur Diskussion gestellt. Die Vor<strong>aus</strong>schätzungen für<br />

den B<strong>aus</strong>ektor gehen in die Gemeinschaftsdiagnose der<br />

<strong>Forschung</strong>sinstitute <strong>und</strong> in die Prognosen des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s ein; sie sind Gr<strong>und</strong>lage für den deutschen<br />

Beitrag zu den Prognosen der europäischen Baukonjunktur<br />

(Euroconstruct).<br />

Mit einer Belebung der Baukonjunktur in Deutschland<br />

ist auch 2005 noch nicht zu rechnen, die Talsohle dürfte<br />

aber wohl endlich erreicht werden. Der Wettbewerbsdruck<br />

in der Bauwirtschaft <strong>und</strong> in den Zulieferindustrien<br />

– auch <strong>aus</strong> dem Ausland <strong>und</strong> speziell nach<br />

der EU-Erweiterung – bleibt unverändert hoch. Die<br />

Zahl der Beschäftigten im Baugewerbe wird noch<br />

weiter absinken. Der Strukturanpassungsprozess im<br />

deutschen B<strong>aus</strong>ektor ist also noch nicht abgeschlossen.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 46<br />

Entwicklung von Konjunktur <strong>und</strong> Struktur<br />

des B<strong>aus</strong>ektors in Europa<br />

(Euroconstruct-Netzwerk)<br />

V. Rußig, siehe S. 41 für Details.<br />

Die 59. Euroconstruct-Konferenz findet am 23. <strong>und</strong><br />

24. Juni 2005 in Cardiff (Wales/UK) statt. Neben aktualisierten<br />

Bauprognosen stehen als Schwerpunktthemen<br />

die regionalen Erneuerungsprozesse <strong>und</strong> die Entwicklung<br />

in der VR China auf dem Programm. Informationen<br />

sind im Internet unter www.euroconstruct.org zu finden<br />

oder vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> direkt zu erhalten. Die Winter-<br />

Konferenz 2005 wird Ende November/Anfang<br />

Dezember in Barcelona stattfinden.<br />

Forum Bauwirtschaft im Rahmen des <strong>ifo</strong><br />

Branchen-Dialogs 2005<br />

V. Rußig, siehe S. 41 für Details.<br />

Beim für den Herbst 2005 geplanten fünften <strong>ifo</strong><br />

Branchen-Dialog wird Gelegenheit gegeben, die den<br />

Bauprognosen zugr<strong>und</strong>e gelegten Annahmen sowie die<br />

Vor<strong>aus</strong>schätzungen einer kritischen Überprüfung zu<br />

unterziehen <strong>und</strong> an die neuen Gegebenheiten anzupassen.<br />

In einem Ausblick soll der Prognosehorizont wieder<br />

um ein Jahr – also bis 2007 – <strong>aus</strong>gedehnt werden.


Branchenforschung<br />

Der Bereich konzentriert sich auf die Analyse wirtschaftlicher<br />

Entwicklungen von Sektoren, wie der<br />

Industrie, dem Handwerk <strong>und</strong> dem Dienstleistungsbereich,<br />

sowie den ihnen zugeordneten Branchen <strong>und</strong><br />

Fachzweigen. Die vorherrschende Betrachtungsebene<br />

ist die der Mesoökonomie. Ex-post-Analysen bilden<br />

die Gr<strong>und</strong>lage für das Aufzeigen von Wirkungsbeziehungen<br />

<strong>und</strong> die Abschätzung zukünftiger<br />

Entwicklungen, wobei aktuelle Veränderungen im<br />

Datenkranz in die Aussagen über kurz- <strong>und</strong> langfristige<br />

Entwicklungen einbezogen werden. Die Bereitstellung<br />

von Analysen, Statistiken <strong>und</strong> Prognosen für Branchen<br />

gehört ebenso zu den Dienstleistungen des<br />

<strong>Forschung</strong>sbereichs wie das Einspeisen solcher<br />

Informationen in Brancheninformationssysteme.<br />

Die Branchenforschung hat im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> traditionell<br />

einen hohen Stellenwert <strong>und</strong> hebt es von den anderen<br />

großen deutschen Wirtschaftsforschungsinstituten ab.<br />

Die organisatorische Eingliederung der Branchenforschung<br />

wurde in der Vergangenheit mehrfach geändert<br />

<strong>und</strong> an die sich wandelnden Schwerpunkte angepasst.<br />

Bis Ende der 1990er Jahre waren die Industrie-, die<br />

Handels- <strong>und</strong> die Bauabteilung eigenständige <strong>Forschung</strong>seinheiten<br />

im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>. Mit der Reorganisation<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s im Jahre 2000 wurden diese drei<br />

Fachabteilungen mit der <strong>Forschung</strong>sgruppe Strukturberichterstattung<br />

zum Bereich »Branchen, Industrieökonomik<br />

<strong>und</strong> Strukturwandel« zusammengefasst.<br />

Anfang 2004 wurde die Branchenforschung als eigenständiger<br />

Bereich im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> geschaffen, zugleich mit<br />

dem neuen <strong>Forschung</strong>sbereich Humankapital <strong>und</strong><br />

Strukturwandel.<br />

Eine der Kernaktivitäten der Branchenforschung resultiert<br />

<strong>aus</strong> dem maßgeblichen Beitrag, den das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

zur Konzeption <strong>und</strong> zum Aufbau des Informationssystems<br />

»Branchen special« geleistet hat. Hierbei<br />

handelt es sich um eine <strong>Berichte</strong>rstattung, die von den<br />

Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken u.a. zur Bewertung<br />

von Branchen benutzt wird. Zweimal pro Jahr erscheinen<br />

<strong>Berichte</strong> zu über 100 Branchen. Ein Großteil der<br />

<strong>Berichte</strong> stammt von Mitarbeitern des <strong>Forschung</strong>sbereichs<br />

BF, der Rest von <strong>ifo</strong>-Mitarbeitern anderer<br />

Bereiche wie auch von externen Experten. Die Federführung<br />

<strong>und</strong> Endredaktion liegt jedoch <strong>aus</strong>schließlich<br />

beim Bereich BF. Die Finanzierung dieses Projektes<br />

47<br />

erfolgt durch den DG-Verlag (Wiesbaden). Der<br />

Bereich Branchenforschung ist mit der laufenden<br />

Aktualisierung sowie Weiterentwicklung dieses<br />

Brancheninformationssystems beschäftigt.<br />

Eine weitere Kernaufgabe des Bereichs ist die<br />

jährliche Durchführung der CES<strong>ifo</strong> International Spring<br />

Conference <strong>und</strong> des <strong>ifo</strong> Branchen-Dialogs. Die zweitägige<br />

internationale Frühjahrskonferenz findet jährlich<br />

in Berlin statt. Sie hat sich als Diskussionsforum für ein<br />

europäisches Publikum <strong>aus</strong> Wirtschaft <strong>und</strong> Politik<br />

etabliert.Am ersten Tag steht die Entwicklung der Weltwirtschaft<br />

im Mittelpunkt. Der zweite Tag konzentriert<br />

sich auf Entwicklungen in <strong>aus</strong>gesuchten europäischen<br />

Branchen. Der <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog findet im Herbst<br />

eines jeden Jahres in München statt <strong>und</strong> bietet ein<br />

Forum für die Vertreter <strong>aus</strong> Unternehmen, Verbänden<br />

<strong>und</strong> politischen Einrichtungen, aktuelle wirtschaftliche<br />

Situationen sowie die Absatz- <strong>und</strong> Beschäftigungsprognosen<br />

für die kommenden zwei Jahre in <strong>aus</strong>gewählten<br />

Branchen <strong>aus</strong> den Wirtschaftssektoren Industrie, Bau,<br />

Handel <strong>und</strong> Dienstleistungen zu diskutieren. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> wird jedes Jahr ein Schwerpunktthema gewählt;<br />

im Jahr 2004 war das die »Innovationsoffensive«. Eine<br />

weitere Daueraufgabe des Bereichs ist die <strong>ifo</strong> Bauvor<strong>aus</strong>schätzung.<br />

Hierbei handelt es sich um eine jährliche<br />

Aktualisierung <strong>und</strong> Fortschreibung der Kurz- <strong>und</strong><br />

Langfristprognose der Bauentwicklung in West- <strong>und</strong><br />

Ostdeutschland, getrennt nach Sparten.<br />

Neben diesen Daueraufgaben führt der Bereich<br />

Untersuchungen für Auftraggeber, vorwiegend <strong>aus</strong><br />

dem öffentlichen Bereich, durch. Es werden vor allem<br />

Studien bearbeitet, die ihrer Fragestellung nach einen<br />

sektoralen Ansatz verlangen. Beispiele sind Auftragsarbeiten<br />

auf dem Gebiet der Messeforschung,<br />

Mittelfristprognosen für den deutschen Werkzeugmaschinenbau<br />

sowie eine branchenbezogene Bewertung<br />

der »New Economy« in Deutschland im Vergleich<br />

zu <strong>aus</strong>gewählten Mitgliedstaaten der EU. Im Jahr 2005<br />

liegen die Schwerpunkte der neuen Studien auf der<br />

Wettbewerbsfähigkeit des europäischen Maschinenb<strong>aus</strong><br />

in globaler Sicht <strong>und</strong> auf den möglichen Auswirkungen<br />

der geplanten EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />

auf die deutsche Wirtschaft. Im Bereich der Messe<strong>und</strong><br />

Immobilienforschung werden ebenfalls neue<br />

Aufgabenstellungen bearbeitet.<br />

Informationsplattformen für<br />

die Öffentlichkeit:<br />

– Spring Conference<br />

– Branchen-Dialog<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Branchenforschung<br />

<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog<br />

mit Schwerpunktthema<br />

»Innovationsoffensive<br />

Deutschland«<br />

Der Erfolg des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s auf dem Gebiet der<br />

mesoökonomischen <strong>Forschung</strong> beruht vor allem<br />

auf dem Know-how der Referenten des Bereichs,<br />

die sich kontinuierlich mit der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung in <strong>aus</strong>gewählten Branchen beschäftigen.<br />

Ihre Expertise ist eine wesentliche Vor<strong>aus</strong>setzung<br />

für eine qualifizierte Bearbeitung branchenspezifischer<br />

Themen, so dass die Ergebnisse <strong>und</strong> Empfehlungen<br />

sowohl von Seiten der Auftraggeber als auch von<br />

Seiten der Branchenvertreter als f<strong>und</strong>iert akzeptiert<br />

werden.<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog 2004<br />

R. Hild, G. Nerb, V. Rußig, H. Blau, J. Gürtler, J. Lachner,<br />

H. Russ in Kooperation mit der IHK für München <strong>und</strong><br />

Oberbayern <strong>und</strong> unterstützt durch das Bayerische<br />

Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technologie, Bericht in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

Nr. 22/2004.<br />

Der vierte <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog fand am 26. Oktober<br />

2004 statt. Die Tagung, die das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> regelmäßig in<br />

Zusammenarbeit mit der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

für München <strong>und</strong> Oberbayern durchführt,<br />

wurde vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft,<br />

Infrastruktur,Verkehr <strong>und</strong> Technologie gefördert.<br />

Der Branchen-Dialog stellt zum einen eine Plattform<br />

bereit, auf der Probleme des konjunkturellen <strong>und</strong><br />

strukturellen Wirtschaftsgeschehens <strong>aus</strong> der Sicht von<br />

Politik <strong>und</strong> der Wirtschaft kompetent <strong>und</strong> kontrovers<br />

diskutiert werden können. Zum anderen werden die<br />

von der Gemeinschaftsdiagnose der Wirtschaftsforschungsinstitute<br />

vorgezeichneten konjunkturellen Perspektiven<br />

auf die Branchenebene umgesetzt <strong>und</strong> einer<br />

kritischen Betrachtung unterzogen.<br />

Die eintägige Veranstaltung, zu der sich wieder r<strong>und</strong><br />

300 Teilnehmer in der IHK-Akademie in München einfanden,<br />

gliederte sich in drei Teile. Nach der Begrüßung<br />

durch den Hauptgeschäftsführer der IHK für München<br />

<strong>und</strong> Oberbayern, Dr. Reinhard Dörfler, berichtete<br />

zunächst der Präsident des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, Prof. Hans-<br />

Werner Sinn, unter der Überschrift »Die wirtschaft-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 48<br />

liche Lage in Deutschland <strong>und</strong> Europa – Wettbewerbsposition<br />

im weltweiten Kontext« über die<br />

konjunkturellen <strong>und</strong> strukturellen Probleme der deutschen<br />

Volkswirtschaft. Dabei leuchtete er insbesondere<br />

die Hintergründe der Entkoppelung der deutschen von<br />

der weltweiten Wirtschaftsentwicklung <strong>aus</strong>.<br />

Der zweite Teil der Veranstaltung diente der detaillierten<br />

Analyse <strong>und</strong> Prognose der Entwicklungen in<br />

einzelnen Wirtschaftszweigen. Dazu wurden vier<br />

Branchen-Foren organisiert, von denen jeweils zwei<br />

parallel abgehalten wurden. Am späten Vormittag fanden<br />

die Foren Industrie <strong>und</strong> Handel statt, nach der<br />

Mittagsp<strong>aus</strong>e die Foren Bauwirtschaft <strong>und</strong> Dienstleistungen.<br />

Unter Leitung eines Moderators präsentierten<br />

in den einzelnen Foren Fachreferenten des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s die wesentlichen sektoralen Entwicklungen<br />

<strong>und</strong> Einschätzungen, die im Anschluss daran durch zwei<br />

externe Experten ergänzend kommentiert wurden.<br />

Danach erfolgte eine Diskussion der Ausführungen<br />

unter Einbeziehung des Plenums. Das Programm<br />

umfasste folgende vier Foren:<br />

Forum 1: Industrie (Einführung: R. Hild, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>;<br />

Moderation: Dr. R. Kudiß, BDI; externe Experten:<br />

Dr. H.-J. Frank, Deutsche Bank Research, <strong>und</strong><br />

Dr.Th. Becker,Verband der Automobilindustrie).<br />

Forum 2: Handel (Einführung: J. Lachner <strong>und</strong> H. Russ,<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>; Moderation: W. Fischer, CityPartner<br />

München; externe Experten: N. Malanowski, B<strong>und</strong>esverband<br />

Groß- <strong>und</strong> Außenhandel, <strong>und</strong> Dr. Th. Nassua,<br />

s’Oliver).<br />

Forum 3: Bauwirtschaft (Einführung: Dr. V. Rußig, <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>; Moderation: R. Scholl, B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen; externe Experten:<br />

Dr. H. Stiepelmann, Hauptverband der deutschen<br />

Bauindustrie, <strong>und</strong> Dr. R. Häufele, Grohe Water<br />

Technology).<br />

Forum 4: Dienstleistungssektor (Einführung: H. Blau<br />

<strong>und</strong> J. Gürtler, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>; Moderation: Dr. G. Nerb, <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>; externe Experten: Dr. H. Hildebrandt, B<strong>und</strong>esverband<br />

Materialwirtschaft, Einkauf <strong>und</strong> Logistik, <strong>und</strong><br />

P. Polzer, Fujitsu-Siemens).<br />

Nach den Branchen-Foren fand am Nachmittag der<br />

Dialog zwischen Politik <strong>und</strong> Wirtschaft zum Thema<br />

»Innovationsoffensive Deutschland – Konzept, Um-


setzung,Wirkung« statt. In seinem Mittelpunkt standen<br />

die gr<strong>und</strong>legenden Ausführungen des Bayerischen<br />

Staatsministers für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technologie, der am Beispiel des Innovationskonzepts<br />

Bayern erläuterte, wie im Rahmen<br />

einer aktiven Innovationspolitik durch Förderung neuer<br />

Produkte, Prozesse, Betriebe <strong>und</strong> Märkte die<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft positiv zu beeinflussen<br />

ist. An der anschließenden Podiumsdiskussion,<br />

die von N. Piper, Leiter der Wirtschaftsredaktion<br />

der Süddeutschen Zeitung, moderiert wurde, beteiligten<br />

sich Dr. R. Dörfler, IHK für München <strong>und</strong><br />

Oberbayern, Dr. C. Kreklau, B<strong>und</strong>esverband<br />

der Deutschen Industrie, M. Schoeller, Schoeller<br />

Holdung, Dr. M. Weigoldt, IZB SOFT GmbH, <strong>und</strong><br />

Dr. E. Wurzel, OECD.<br />

CES<strong>ifo</strong> International Spring<br />

Conference 2004<br />

H.-G.Vieweg, B. Hebele organisierten die CES<strong>ifo</strong> Frühjahrskonferenz<br />

zur Konjunktur am 18. <strong>und</strong> 19. März<br />

2004 in Berlin.<br />

Die International Spring Conference hat sich als Forum<br />

zur Präsentation <strong>und</strong> Diskussion der konjunkturellen<br />

Entwicklung etabliert. Der erste Tag widmete sich der<br />

Weltkonjunktur. Die Referenten Jim O’Neill, Goldman<br />

Sachs, <strong>und</strong> John Llewllyn, Lehman Brothers, setzten<br />

den Rahmen. Prof. Hans-Werner Sinn, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>,<br />

zeigte die Perspektiven für Europa unter Berücksichtigung<br />

der Implikationen von Seiten der wirtschaftspolitischen<br />

Rahmenbedingungen auf.Als Spezialthema<br />

wurden die Direktinvestitionen behandelt, die in<br />

den 1990er Jahren für viele Schwellenländer zu einem<br />

wichtigen Stimulus der Entwicklung wurden. Die<br />

Einführung zum Thema gab Torbjörn Fredriksson,<br />

UNCTAD. Der zweite Tag war dem Wandel auf<br />

den Finanzmärkten gewidmet. Es diskutierten Karl<br />

Cordewener, BIZ, Jochen Flach, B<strong>und</strong>esbank, <strong>und</strong><br />

Dieter Glüder, KfW. Anschließend wurden Tendenzen<br />

für <strong>aus</strong>gesuchte Branchen der europäischen Industrie<br />

dargelegt. Einen Überblick gab Simon Hallamon,<br />

Cambridge Econometrics, auf der Gr<strong>und</strong>lage mittelfristiger<br />

Prognosen, bevor Branchenexperten vertieft<br />

auf die Automobilindustrie, den Maschinenbau <strong>und</strong> die<br />

Chemieindustrie eingingen.<br />

Industriebericht Bayern 2004<br />

K. Bien,T. Kiessl, G. Krug, H. Penzkofer für das Bayerische<br />

Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technologie, Juli 2004 bis September 2004,<br />

Veröffentlichung in: Bayerisches Staatsministerium für<br />

Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie<br />

(Hrsg.), Industriebericht Bayern 2004, München.<br />

Der Industriebericht gibt einen detaillierten Überblick<br />

über die bayerische Industrie, deren Entwicklung sowie<br />

das sektorale, größenspezifische <strong>und</strong> räumliche Profil.<br />

Neben Informationen zum Verarbeitenden Gewerbe<br />

insgesamt enthält die Dokumentation Analysen zu den<br />

24 größten Industriezweigen im Freistaat sowie zur<br />

Baubranche, ferner Einzel<strong>aus</strong>wertungen zur Industrie in<br />

den bayerischen Regierungsbezirken <strong>und</strong> der Innovationsaktivitäten<br />

der bayerischen Industrie. Neben allgemeinen<br />

Informationen zur strukturellen Bedeutung<br />

des Verarbeitenden Gewerbes im Freistaat, zu allen<br />

Industriezweigen <strong>und</strong> Regierungsbezirken beinhaltet<br />

der Industriebericht deskriptive Darstellungen <strong>und</strong><br />

Kommentierungen von selektierten Wirtschaftsdaten,<br />

die einen umfangreichen Überblick über die wesentlichen<br />

Entwicklungen in der bayerischen Industrie für<br />

das Jahr 2003 vermitteln.<br />

FuE- <strong>und</strong> Innovationsverhalten von KMU<br />

<strong>und</strong> Großunternehmen unter dem Einfluss<br />

der Konjunktur<br />

H. Penzkofer in Kooperation mit dem Zentrum für<br />

Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW), Mannheim,<br />

Stifterverband für die Deutsche Wissenschaft <strong>und</strong> dem<br />

Deutschen <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung (DIW),<br />

Berlin, für das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>,<br />

Juli 2002 bis Juni 2004, Veröffentlichung in:<br />

B<strong>und</strong>esministerium für Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, Schwerpunktstudie<br />

zur technologischen Leistungsfähigkeit<br />

Deutschlands, Nr. 22–2004.<br />

Im Zentrum der Studie stand die Untersuchung des<br />

Konjunktureinflusses auf das FuE- <strong>und</strong> Innovationsverhalten<br />

von kleinen <strong>und</strong> mittelgroßen Unternehmen<br />

(KMU) einerseits <strong>und</strong> Großunternehmen andererseits<br />

in Westdeutschland im Zeitraum 1980 bis 2002. Dabei<br />

sollte geprüft werden, inwieweit es zu Verhaltensänderungen<br />

zwischen den 1980er <strong>und</strong> 1990er<br />

Jahren kam. Zur Untersuchung der Fragestellungen<br />

Branchenforschung<br />

Neuer Industriebericht<br />

Bayern<br />

49 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Branchenforschung<br />

<strong>ifo</strong>-Studie zum<br />

Innovationsverhalten<br />

von KMU <strong>und</strong><br />

Großunternehmen<br />

wurden unterschiedliche Datenbasen gewählt <strong>und</strong><br />

zusammengeführt: Unternehmensdaten der Wissenschaftsstatistik<br />

im Stifterverband für die Deutsche<br />

Wissenschaft zum Umfang <strong>und</strong> zur Struktur der FuE-<br />

Aufwendungen, Unternehmensdaten des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />

<strong>aus</strong> dem <strong>ifo</strong> Konjunktur- <strong>und</strong> Innovationstest, Daten <strong>aus</strong><br />

Befragungen des ZEW sowie Daten der OECD zu den<br />

FuE-Aufwendungen <strong>und</strong> zur Produktion.<br />

Die Innovationsbeteiligung westdeutscher Industrieunternehmen<br />

ist deutlich stärker von konjunkturellen<br />

Rahmenbedingungen beeinflusst als die Höhe<br />

der FuE-Aufwendungen. Dies gilt insbesondere, wenn<br />

die Konjunktureinschätzungen der Unternehmen<br />

selbst (anstelle der durchschnittlichen Konjunktureinschätzung<br />

in einer Branche) herangezogen<br />

werden: Nahezu alle Konjunkturindikatoren haben<br />

den erwarteten positiven Einfluss. Unternehmen<br />

mit einer positiven Einschätzung der aktuellen konjunkturellen<br />

Lage <strong>und</strong> mit positiven Konjunkturerwartungen<br />

sind eher bereit, Innovationstätigkeit<br />

neu aufzunehmen, <strong>und</strong> umgekehrt gilt für Innovatoren,<br />

dass jene mit einer negativen Konjunktureinschätzung<br />

eher auf die Durchführung von Innovationsprojekten<br />

ganz verzichten. Der konjunkturelle Einfluss auf<br />

die Innovationsbeteiligung ist bei KMU stärker<br />

<strong>aus</strong>geprägt, die Persistenz der Innovationsbeteiligung<br />

ist bei Großunternehmen erwartungsgemäß höher.<br />

Zwischen den 1980er <strong>und</strong> 1990er Jahren sind<br />

nur wenig Unterschiede hinsichtlich der Bedeutung<br />

konjunktureller Einflussfaktoren festzustellen. Ein<br />

wesentlicher Unterschied betrifft die Bedeutung der<br />

Exportorientierung des Unternehmens sowie der<br />

Einschätzung der Exportentwicklung. Für beide nimmt<br />

der positive Einfluss auf die Innovationsbeteiligung in<br />

den 1990er Jahren zu.<br />

Wirtschaftliche Wirkungen der Kölner<br />

Messen<br />

H. Penzkofer für die Koelnmesse GmbH, November<br />

2003 bis August 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

Nr. 21/2004.<br />

Wesentliches Ziel dieser Untersuchung war es, <strong>aus</strong>gehend<br />

von den gesamten Ausgaben der Messe<strong>aus</strong>steller<br />

<strong>und</strong> -besucher aller Kölner Messeveranstaltungen, die<br />

direkten <strong>und</strong> indirekten Produktions- <strong>und</strong> Beschäf-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 50<br />

tigungswirkungen sowie das messeinduzierte Steueraufkommen<br />

für das Jahr 2003 <strong>und</strong> ein repräsentatives<br />

Messejahr zu ermitteln.<br />

Im Jahr 2003 gaben die Besucher der Kölner Messen<br />

394 Mill. EUR <strong>aus</strong>, für die Aussteller wurden Ausgaben<br />

in Höhe von 845 Mill. EUR ermittelt. Die direkten<br />

Ausgaben der Aussteller <strong>und</strong> Besucher von insgesamt<br />

1,24 Mrd. EUR bewirkten ein gesamtwirtschaftliches<br />

Produktionsvolumen von 1,5 Mrd. EUR; davon entfiel<br />

knapp 55% auf die Region Köln, über ein Viertel<br />

auf Nordrhein-Westfalen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> ein Sechstel<br />

auf das übrige Deutschland. Etwas anders verteilen<br />

sich die mit den Kölner Messen in einem wirtschaftlichen<br />

Zusammenhang stehenden Arbeitsplätze (r<strong>und</strong><br />

18.330): R<strong>und</strong> 60% befanden sich in der Region<br />

Köln <strong>und</strong> über ein Viertel in Nordrhein-Westfalen.<br />

Dass überregionale Messen auch für die öffentliche<br />

Hand von Interesse sind, zeigt das im Zusammenhang<br />

mit den Kölner Messen stehende Steueraufkommen.<br />

In dem zugr<strong>und</strong>e gelegten Messejahr entstanden<br />

Steuereinnahmen von r<strong>und</strong> 300 Mill. EUR; über<br />

die Hälfte davon kam dem B<strong>und</strong> zugute, 37 %<br />

Nordrhein-Westfalen, 8% Gebietskörperschaften<br />

außerhalb von Nordrhein-Westfalen, <strong>und</strong> 4% entfielen<br />

auf Köln.<br />

Auswirkungen der Rationalisierung<br />

auf die Beschäftigungsentwicklung<br />

im Handel<br />

H. Hofmann, U. Chr. Täger unter Mitarbeit von<br />

R. Popien, LMU, für das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit, Dezember 2002 bis März 2004.<br />

Das deutsche Distributionssystem zeichnet sich durch<br />

eine außerordentlich hohe Intensität des Wettbewerbs<br />

<strong>aus</strong>, der sich im Einzelhandel in den letzten Jahren<br />

durch einen verstärkten Kosten- <strong>und</strong> Preisdruck<br />

bemerkbar machte. Verursacht durch das Vordringen<br />

der kostenminimierenden Geschäfts- bzw. Betriebstypen<br />

– wie Discounter, Fachmärkte – im Einzelhandel<br />

<strong>und</strong> verstärkten Aktivitäten der Rationalisierung zur Erhöhung<br />

der Effizienz der Geschäfts- <strong>und</strong> Logistikprozesse<br />

in der Distribution, hat sich die Zahl der<br />

Beschäftigten in den letzten Jahren im Großhandel<br />

deutlich, im Einzelhandel etwas schwächer gemindert.<br />

Zunehmend verfolgen insbesondere die Unternehmen


des Einzelhandels die Strategie einer verstärkten<br />

Fragmentierung der Arbeitszeiten der Beschäftigten,<br />

um mit einer möglichst hohen Einsatzflexibilität des<br />

Verkaufspersonals auf die wechselnden K<strong>und</strong>enfrequenzen<br />

reagieren zu können. Wie auch in den<br />

Vorjahren wird sich der Trend zur Beschäftigtenminderung<br />

im Handel in den nächsten Jahren weiter<br />

fortsetzen, wenn auch in etwas abgeschwächter<br />

Form. Ursächlich hierfür werden auch unter anderem<br />

die weiter fortgesetzten Auslagerungsaktivitäten der<br />

größeren Handelsunternehmen, vor allem im Großhandel,<br />

sein.<br />

Anteil der Tätigkeitsgruppen von Beschäftigten<br />

in Prozent<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Erfolgsstrategien des Auslandsengagements<br />

kleiner <strong>und</strong> mittlerer Handelsunternehmen<br />

in den neuen EU-Ländern Polen,<br />

Slowakische <strong>und</strong> Tschechische Republik<br />

sowie Ungarn<br />

U. Chr. Täger in Kooperation mit R. Spannagel, FfH-<br />

<strong>Institut</strong> für Markt- <strong>und</strong> Wirtschaftsforschung GmbH,<br />

Berlin, unter Mitarbeit der IET <strong>Service</strong> GmbH, Berlin,<br />

Juli 2003 bis November 2004.<br />

Im Zuge der Transformation von der Plan- zur Marktwirtschaft<br />

hat der Distributionssektor in vielen MOE-<br />

Staaten eine wichtige Rolle gespielt, da dieser Sektor in<br />

einer sehr frühen Phase durch Elemente des Wettbewerbs<br />

geprägt wurde. Die umfangreichen Direktinvestitionen<br />

deutscher Großunternehmen übten dabei<br />

einen großen Einfluss <strong>aus</strong>, da sie ihre Systeme der<br />

Distribution in Form von modernen <strong>und</strong> attraktiven<br />

Betriebstypen des Einzelhandels schon in einem frühen<br />

Stadium in die Untersuchungsländer übertrugen.<br />

Kleine <strong>und</strong> mittlere Unternehmen des Handels waren<br />

an diesem Engagement nur am Rande beteiligt, da<br />

ihnen für Standortneugründungen in diesen Ländern<br />

vielfach die notwendigen finanziellen <strong>und</strong> personellen<br />

Ressourcen fehlten. Für den bisherigen Erfolg der<br />

deutschen Großunternehmen spielten sowohl die<br />

Economies of Scale als auch die Economies of Scope<br />

eine <strong>aus</strong>schlaggebende Rolle. Insgesamt haben die<br />

deutschen Großunternehmen des Einzelhandels in den<br />

relevanten MOE-Staaten eine marktführende Bedeutung<br />

gewonnen.<br />

Stand <strong>und</strong> Perspektiven der »New Economy«<br />

in <strong>aus</strong>gewählten Mitgliedstaaten der EU<br />

<strong>aus</strong> deutscher Sicht<br />

H.-G. Vieweg, R. Hild, T. Fuchs, A. Kuhlmann,<br />

St. Lachenmaier, M. Reinhard, U. Chr.Täger in Kooperation<br />

mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor J.-E. Sturm, Universität<br />

Konstanz, <strong>und</strong> Cambridge Econometrics, Dezember<br />

2003 bis Juni 2004.<br />

Die Untersuchung setzte die Reihe der vom B<strong>und</strong>esministerium<br />

für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit in Auftrag gegebenen<br />

Studien zum Thema »New Economy« fort <strong>und</strong><br />

baute auf den Erfahrungen <strong>und</strong> Ergebnissen einer vom<br />

RWI durchgeführten Arbeit auf, die sich mit einem<br />

Vergleich der »New Economy« in Deutschland<br />

<strong>und</strong> den USA beschäftigte. Hier wurden zusätzlich<br />

Frankreich, Großbritannien, Italien, Schweden <strong>und</strong> die<br />

Niederlande einbezogen. Für diese Länder wurden für<br />

den Maschinenbau, den Fahrzeugbau, die Banken <strong>und</strong><br />

den Einzelhandel Branchenanalysen erstellt. Untersucht<br />

werde sollte, ob Deutschland bei der Einführung<br />

neuer Informations- <strong>und</strong> Kommunikationstechniken<br />

hinter anderen europäischen Ländern zurückbleibt<br />

<strong>und</strong> ob dieser vermutete Rückstand eine Erklärung<br />

für das seit Mitte der 1990er Jahre schwache<br />

Wachstum ist. Es zeigte sich, dass Deutschland<br />

bei der Diffusion neuer Technologien keinen nennenswerten<br />

Rückstand aufweist. In einigen der Branchen,<br />

beispielsweise im Einzelhandel, ist es sogar führend.<br />

Ein gesamtwirtschaftliches Wachstum wird sich allerdings<br />

nur dann entfalten, wenn die Diffusion neuer<br />

Technologien von einem Strukturwandel begleitet wird.<br />

Branchenforschung<br />

»New Economy« im<br />

europäischen Vergleich<br />

51 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Branchenforschung<br />

<strong>Forschung</strong>snetzwerk<br />

»Tokyo Club«<br />

Impact of the Market Economy Sphere on<br />

the Global Structure of Industry and the<br />

Policy Responses of Advanced Economies:<br />

Focus on China<br />

H.-G. Vieweg unter Mitarbeit von H. Schedl in Kooperation<br />

mit The Brookings <strong>Institut</strong>ion, <strong>Institut</strong> français<br />

des relations internationales, Nomura Research<br />

<strong>Institut</strong>e,The Royal <strong>Institut</strong>e for International Affairs für<br />

die Tokyo Club Fo<strong>und</strong>ation for Global Studies.<br />

Der Tokyo Club ist eine Initiative international renommierter<br />

<strong>Forschung</strong>sinstitute, die – finanziell gefördert<br />

vom Nomura Research <strong>Institut</strong>e – sich Themen von<br />

übergeordnetem wirtschaftspolitischem Interesse widmet.<br />

Das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> trug zum Schwerpunktthema des<br />

Jahres 2004 mit einer Analyse der Integration der<br />

neuen EU-Mitgliedstaaten bei. Der Beitritt zu einer der<br />

am weitesten entwickelten Wirtschaftsregionen stellt<br />

für die Länder eine besondere Her<strong>aus</strong>forderung dar,<br />

weil ihre Produktionsstrukturen an die veränderten<br />

Rahmenbedingungen angepasst werden müssen. In<br />

diesem Kontext wird auf Risiken <strong>aus</strong> dem Wandel in<br />

den Ländern eingegangen, insbesondere die Frage der<br />

Inflationstendenzen (Balassa-Samuelson-Effekt). Ein<br />

weiterer Punkt betrifft den sich verstärkenden Wettbewerb<br />

von Seiten der Schwellenländer. Hier wird<br />

insbesondere der Warenverkehr zwischen den beitretenden<br />

Ländern <strong>und</strong> der VR China im Hinblick auf<br />

den zunehmenden Konkurrenzdruck untersucht,<br />

um Anhaltspunkte für die Richtung der sektoralen<br />

Anpassung zu erhalten. Die Ergebnisse der Arbeiten<br />

wurden auf einer von der Brookings <strong>Institut</strong>ion<br />

veranstalteten Konferenz in Washington präsentiert.<br />

Branchendaten 2004, H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong> Gebäudetechnik<br />

in Deutschland <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gewählten<br />

Ländern Europas<br />

H.-D. Karl für die Vereinigung der deutschen Zentralheizungswirtschaft<br />

e.V., die Vereinigung Deutsche<br />

Sanitärwirtschaft e.V. <strong>und</strong> Messe Frankfurt GmbH, Juni<br />

2004 bis November 2004.<br />

In Fortführung des Projektes <strong>aus</strong> den vergangenen<br />

Jahren wurde die aktuelle Entwicklung des Wirtschaftsbereichs<br />

»H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong> Gebäudetechnik« in Deutschland<br />

untersucht. Dazu wurden die wichtigsten Marktdaten,<br />

wie beispielsweise die Anzahl der Unternehmen, der<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 52<br />

Umsatz, die Beschäftigten <strong>und</strong> die Investitionen, zusammengestellt.<br />

Der Wirtschaftsbereich H<strong>aus</strong>- <strong>und</strong><br />

Gebäudetechnik umfasste 2003 r<strong>und</strong> 50.000 Unternehmen<br />

mit etwa 438.000 Beschäftigten <strong>und</strong><br />

einem konsolidierten Umsatz in Höhe von r<strong>und</strong><br />

34,3 Mrd. EUR. Die wirtschaftliche Lage der Branche ist<br />

derzeit aufgr<strong>und</strong> der rückläufigen Bauinvestitionen eingetrübt.<br />

Positive Impulse gehen aber vom wachsenden<br />

Ersatzbedarf an Heizungs- <strong>und</strong> Sanitäranlagen <strong>aus</strong>.<br />

Schließlich wurde der Umsatz der deutschen H<strong>aus</strong><strong>und</strong><br />

Gebäudetechnik mit den entsprechenden Daten<br />

der Branche in Belgien, Frankreich, Großbritannien,<br />

Italien, den Niederlanden, Österreich, Spanien <strong>und</strong> der<br />

Schweiz verglichen.<br />

<strong>ifo</strong> Bauvor<strong>aus</strong>schätzung Deutschland 2004 –<br />

2009/2014<br />

E. Gluch, K. Behring für Abonnenten, Multi-Client-<br />

Studie, Januar 2004 bis Dezember 2004, <strong>aus</strong>zugsweise<br />

Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst Nr. 4/2005 <strong>und</strong><br />

Nr. 5/2005.<br />

Im Dezember 2004 legte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> die nunmehr<br />

4. Ausgabe der jährlich aktualisierten Multi-Client-<br />

Studie mit einer gesamtdeutschen Bauprognose vor.<br />

Der Schwerpunkt der mittel- <strong>und</strong> langfristigen Prognosen<br />

der zukünftigen Bautätigkeit liegt bei den physischen<br />

Variablen des Wohn- <strong>und</strong> Nichtwohnb<strong>aus</strong> (z . B. Anzahl<br />

Wohnungen, m 3 umbauter Raum oder m 2 Wohnfläche)<br />

sowie deren Prognose auf der Ebene von sechs<br />

Großregionen bzw. West- <strong>und</strong> Ostdeutschland. Dabei<br />

werden sowohl Fertigstellungen als auch Baugenehmigungen<br />

prognostiziert. Die sechs Großregionen werden<br />

zum einen von den drei großen B<strong>und</strong>esländern<br />

Nordrhein-Westfalen, Baden-Württemberg <strong>und</strong><br />

Bayern dargestellt, zum anderen werden die weiteren<br />

13 »kleineren« B<strong>und</strong>esländer zu den Großregionen<br />

»Nord«, »Mitte«, <strong>und</strong> »Ost« zusammengefasst.<br />

Die Prognose auf der monetären Ebene (EUR, in<br />

Preisen von 2000) erfolgt auf der Basis des Bauvolumens,<br />

wie es regelmäßig vom Deutschen <strong>Institut</strong><br />

für Wirtschaftsforschung (DIW) errechnet wird. Nach<br />

dieser aktuellen Prognose dürfte die deutsche Bauwirtschaft<br />

im Verlauf des Jahres 2005 den tiefsten<br />

Punkt der r<strong>und</strong> zehnjährigen Rezessionsphase hinter<br />

sich lassen. Für den »Rest« des Jahrzehnts bzw. die


Zehn-Jahresperiode bis 2014 ist allerdings – trotz des<br />

bereits sehr niedrigen Nive<strong>aus</strong> – kein überschwängliches<br />

Wachstum zu erwarten. Die mittel- <strong>und</strong> langfristige<br />

Entwicklung wird vielmehr nur einen moderaten<br />

Aufwärtstrend aufweisen.<br />

Nach den durchgeführten Analysen wird das durchschnittliche<br />

reale Wachstum der Baunachfrage<br />

im Verlauf der nächsten zehn Jahre nur knapp 1% p.a.<br />

betragen. In der analysierten Zehn-Jahresperiode<br />

2005 bis 2014 dürften r<strong>und</strong> 3,15 Mill. Wohnungen<br />

fertiggestellt werden, davon allein r<strong>und</strong> 1,8 Millionen<br />

in neu errichteten Ein- <strong>und</strong> Zweifamilienhäusern.<br />

Im Nichtwohnbau wird der öffentliche Bau weiterhin<br />

an Bedeutung verlieren; im Wirtschaftsbau dürfte<br />

sich hingegen spätestens ab der Mitte des Jahrzehnts<br />

wieder eine deutliche Belebung der Nachfrage einstellen.<br />

Bauvolumen in Deutschland nach B<strong>aus</strong>parten<br />

1991–2014<br />

Quelle: Deutsches <strong>Institut</strong> für Wirtschaftsforschung (DIW); <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

Informationssystem »Branchen special«<br />

G. Weitzel in bereichsübergreifender Zusammenarbeit<br />

mit weiteren <strong>ifo</strong>-Wissenschaftlern für den DG-Verlag,<br />

Wiesbaden, Veröffentlichung in: B<strong>und</strong>esverband der<br />

deutschen Volksbanken <strong>und</strong> Raiffeisenbanken (BVR),<br />

DG-Verlag, Wiesbaden.<br />

Die »Branchen special«-<strong>Berichte</strong> umfassen<br />

100 Branchen <strong>aus</strong> Landwirtschaft, Industrie, Handwerk,<br />

Handel <strong>und</strong> sonstigen Dienstleistungen, die<br />

halbjährlich aktualisiert werden. Die detaillierten<br />

Informationen mit besonderem Schwerpunkt auf der<br />

Darstellung kleiner <strong>und</strong> mittlerer Unternehmen werden<br />

von den Genossenschaftsbanken im Kredit- <strong>und</strong><br />

Beratungsgeschäft genutzt. Die Zusammensetzung<br />

der Branchen wurde überarbeitet, so dass 2004 neue<br />

<strong>Berichte</strong> über Facility Management, Sanitätsfachhandel,<br />

Einzelhandel mit Bau- <strong>und</strong> Heimwerkerbedarf,<br />

Alten- <strong>und</strong> Pflegedienste, Handel mit Krafträdern<br />

<strong>und</strong> Dienstleistungen in der Versicherungswirtschaft<br />

erschienen sind.<br />

Als Informationsbasis dienen Daten der amtlichen<br />

Statistik sowie primär- <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ärstatistische<br />

Quellen, insbesondere Verbandsstatistiken, außerdem<br />

Ergebnisse von <strong>ifo</strong>-Erhebungen sowie von Befragungen<br />

anderer Marktforschungsinstitute. Es erfolgt eine komprimierte<br />

Aufbereitung der Informationen in Text- <strong>und</strong><br />

Tabellendarstellungen sowie in Graphiken. Das in<br />

»Branchen special« enthaltene Branchenrating liefert<br />

die wichtigsten Informationen zur aktuellen Umsatz<strong>und</strong><br />

Ertragslage der Branche, zur Konjunkturabhängigkeit<br />

<strong>und</strong> Konkurrenzintensität sowie Prognosen<br />

zur Umsatz- <strong>und</strong> Ertragsentwicklung. Eine Liste aller<br />

erhältlichen <strong>Berichte</strong> mit Veröffentlichungsterminen ist<br />

auf der Homepage des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s eingestellt<br />

(www.<strong>ifo</strong>.de unter »Bereiche« <strong>und</strong> »Branchenforschung«).<br />

Einzelberichte sind bei Volksbanken <strong>und</strong><br />

Raiffeisenbanken erhältlich.<br />

<strong>ifo</strong> Innovationstest<br />

H. Penzkofer, fortlaufend seit 1979, regelmäßige Veröffentlichung<br />

in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Dresden<br />

berichtet. Siehe Bereich Unternehmensbefragung.<br />

Messeveranstaltungen in Frankfurt<br />

H. Penzkofer für die Messe Frankfurt GmbH,<br />

November 2004 bis Oktober 2005.<br />

Mittelfristprognosen für den deutschen<br />

Werkzeugmaschinenbau<br />

H.-G. Vieweg für den Verein Deutscher Werkzeugmaschinenfabriken,<br />

VDW, März 2004 bis Oktober<br />

2005.<br />

Branchenforschung<br />

»Branchen special«:<br />

Analysen <strong>und</strong> Prognosen<br />

zu 100 Branchen<br />

53 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Branchenforschung<br />

Prognosemodell für die<br />

Werkzeugmaschinenindustrie<br />

Seit 1989 erstellt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> im Auftrag des<br />

Verbands der Deutschen Werkzeugmaschinenhersteller,<br />

VDW e.V., Prognosen für den deutschen<br />

Werkzeugmaschinenbau. Die Prognose für einen Fünf-<br />

Jahreszeitraum wird halbjährlich aktualisiert <strong>und</strong> den<br />

Mitgliedsfirmen zur Verfügung gestellt. Der Verband<br />

versteht sich als Dienstleister für eine mittelständisch<br />

strukturierte Branche <strong>und</strong> bietet den Unternehmen<br />

eine f<strong>und</strong>ierte Basis für die strategische Planung, die<br />

Firmen dieser Größe nur unter hohen Kosten in eigener<br />

Regie erstellen könnten. Das Prognosesystem<br />

besteht <strong>aus</strong> drei Modulen, einer ökonometrisch<br />

gestützten Kurzfristprognose, die auf der Entwicklung<br />

in den wichtigsten Abnehmerindustrien beruht, einer<br />

Mittelfristprognose, die für die wichtigsten Absatzregionen<br />

die Entwicklungspfade aufzeigt, <strong>und</strong> einem<br />

Szenario, das die wichtigsten exogenen Variablen für<br />

eine Modellrechnung vorgibt, so dass die Binnennachfrage<br />

<strong>und</strong> die Exporte in zwölf wichtige<br />

Absatzregionen prognostiziert werden können. Für die<br />

Schätzung der Binnennachfrage bietet der <strong>ifo</strong><br />

Investitionstest wichtige Informationen über die Entwicklung<br />

der Beschaffung von Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen<br />

– nach Branchen differenziert – in der jüngsten<br />

Vergangenheit <strong>und</strong> der näheren Zukunft. Im Jahr<br />

2004 wurde der Prognoseansatz erweitert. Er umfasst<br />

nicht mehr nur die zukünftige Marktentwicklung, sondern<br />

schließt auch die Vor<strong>aus</strong>schätzung der Produktion<br />

der für das weltweite Angebot von Werkzeugmaschinen<br />

wichtigsten Länder mit ein. Neben den<br />

großen europäischen Ländern sind dies insbesondere<br />

die USA, Japan <strong>und</strong> Korea. Die Ergebnisse der Marktanalysen<br />

<strong>und</strong> -prognosen werden auf den Marktforschertreffen<br />

des Industrieverbandes im Frühjahr<br />

<strong>und</strong> im Herbst eines jeden Jahres in Frankfurt mit den<br />

Branchenexperten diskutiert.<br />

MANTYS: Ein europäisches <strong>Forschung</strong>snetzwerk<br />

zur Identifizierung von Trends in<br />

der Fertigungstechnik <strong>und</strong> ihrer ökonomischen<br />

Bewertung<br />

H.-G. Vieweg in Kooperation mit europäischen <strong>Forschung</strong>sinstituten<br />

für die EU-Kommission, Generaldirektion<br />

<strong>Forschung</strong>, September 2001 bis Oktober 2005.<br />

Das Projekt untersucht technische Trends sowohl bei<br />

den Herstellern als auch bei den Anwendern von<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 54<br />

Werkzeugmaschinen, die Einfluss haben auf den Bedarf<br />

an Technologien, <strong>und</strong> die sich dar<strong>aus</strong> ergebenden<br />

Investitionsvolumina. Im Mittelpunkt steht die Zukunft<br />

der Fertigungstechnik, insbesondere in der Metallverarbeitung.<br />

Die am Projekt beteiligten wissenschaftlichen<br />

<strong>Institut</strong>e der Wirtschaftsforschung analysieren<br />

die Nachfrage nach Maschinen <strong>und</strong> Ausrüstungen im<br />

Zeitverlauf. Hierbei handelt es sich einmal darum,<br />

Ursachen für die zyklischen Schwankungen der Ordertätigkeit<br />

zu ermitteln. Zum zweiten werden die<br />

Abnehmerbranchen untersucht, um Erklärungsfaktoren<br />

für deren Investitionstätigkeit zu identifizieren<br />

<strong>und</strong> um langfristige Trends der Nachfrage aufzeigen zu<br />

können. Um die wirtschaftliche Bedeutung erwarteter<br />

technischer Entwicklungen abschätzen zu können<br />

besteht eine enge Kooperation zwischen den technologischen<br />

<strong>Forschung</strong>sinstituten <strong>und</strong> dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Die Unterhaltungsautomatenwirtschaft<br />

erwartet von einer Änderung<br />

der institutionellen Rahmenbedingungen<br />

eine günstigere Wirtschaftsentwicklung<br />

H.-G. Vieweg für den Verband der Deutschen Automatenindustrie,<br />

November 2004 bis November 2005.<br />

Der Umsatz der Unterhaltungsautomatenwirtschaft<br />

erreichte 2004 ein Volumen von 3,82 Mrd. EUR, was<br />

einem Rückgang von etwa 2 % entsprach. Auffällig ist<br />

insbesondere, dass die Branche nicht an den im Durchschnitt<br />

hohen Wachstumsraten des Glücks- <strong>und</strong><br />

Gewinnspielmarktes von 3 bis 4 % pro Jahr, die zwischen<br />

1995 <strong>und</strong> 2004 erreicht wurden, partizipiert. Die<br />

Branche identifiziert als Ursache die hohe Regulierungsdichte<br />

<strong>und</strong> erwartet sich von einer umfassenden strukturellen<br />

Änderung der, in ihren Gr<strong>und</strong>zügen seit 1953<br />

nicht mehr veränderten, Spielverordnung eine dauerhafte<br />

Verbesserung ihrer wirtschaftlichen Lage. So hofft<br />

man, dass die 2004 erfolgte interministerielle Abstimmung<br />

zur Änderung der Spielverordnung unter<br />

Leitung des BMWA zu der erwarteten Strukturreform<br />

im Jahr 2005 führt <strong>und</strong> unter verbesserten institutionellen<br />

Bedingungen die Unterhaltungsautomatenwirtschaft<br />

die Phase schwacher bis rückläufiger Entwicklung überwinden<br />

kann. Die Ergebnisse der für den Verband<br />

erstellten Studie werden zum Auftakt der internationalen<br />

Messe der Automatenwirtschaft, IMA, auf einer<br />

Pressekonferenz in Nürnberg vorgestellt.


Entwicklung des Maschinenb<strong>aus</strong><br />

H.-G Vieweg in Kooperation mit dem deutschen<br />

Maschinenbauverband, VDMA, <strong>und</strong> dem deutschen<br />

Verband der Hersteller elektronischer <strong>und</strong> elektrischer<br />

Erzeugnisse für die EU-Kommission, Januar 2004 bis<br />

Dezember 2005.<br />

Ziel des Projektes ist der Aufbau einer europäischen<br />

Datenbank für die neuen EU-Mitgliedstaaten, die<br />

sowohl nach Fachzweigen als auch nach Ländern<br />

differenziert ist, <strong>und</strong> die Analyse der Wettbewerbsposition<br />

der europäischen Hersteller im internationalen<br />

Vergleich, insbesondere gegenüber den USA <strong>und</strong><br />

Japan. Dabei ist der Stand der Transformation zu<br />

bewerten, der Grad der Privatisierung einzuschätzen<br />

<strong>und</strong> die Wettbewerbsfähigkeit der neuen Mitgliedstaaten<br />

zu beurteilen.<br />

CES<strong>ifo</strong> International Spring Conference 2005<br />

H.-G.Vieweg organisiert die CES<strong>ifo</strong> Frühjahrskonferenz<br />

zur Konjunktur am 17. <strong>und</strong> 18. März 2005 in Berlin.<br />

Ein Schwerpunkt der Veranstaltung im Jahr 2005 bildet<br />

die Diskussion über eine auf Wachstum gerichtete<br />

europäische Wirtschaftspolitik. Am ersten Tag wird der<br />

Staatssekretär <strong>aus</strong> dem B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Arbeit, Dr. Bernd Pfaffenbach, zu diesem<br />

Thema referieren. Am zweiten Tag wird der Generaldirektor<br />

»Unternehmen«, Dr. Rolf Reichenbach, <strong>aus</strong><br />

europäischer Sicht dazu Stellung nehmen. Im weiteren<br />

Verlauf des ersten Tages werden makroökonomische<br />

Probleme der Weltwirtschaft diskutiert. Eine Einführung<br />

gibt John Llewllyn, Lehman Brothers, europäische<br />

Aspekte behandelt Prof. Hans-Werner Sinn,<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, während David Walton, Goldman Sachs, sich<br />

auf die Eurozone konzentriert. Am zweiten Tag wird<br />

eine Reihe <strong>aus</strong>gewählter Branchen analysiert.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturberichte für die Messe<br />

Frankfurt<br />

R. Hild, H.-D. Karl, J. Lachner, U. Chr.Täger, vier <strong>Berichte</strong><br />

pro Jahr für die Messe Frankfurt GmbH.<br />

Als Hintergr<strong>und</strong> für die Geschäftsentwicklung im<br />

Messewesen <strong>und</strong> speziell für <strong>aus</strong>gewählte Messeveranstaltungen<br />

in Frankfurt erstellte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> auch<br />

im Jahr 2004 <strong>Berichte</strong>, in denen die konjunkturelle Lage<br />

<strong>und</strong> die kurz- bis mittelfristigen Perspektiven auf verschiedenen<br />

Ebenen dargestellt wurden. Standardmäßig<br />

wurde die Weltwirtschaft insgesamt <strong>und</strong> in regionaler<br />

Differenzierung, die deutsche Gesamtwirtschaft insgesamt<br />

<strong>und</strong> in ihren wichtigsten Komponenten, das<br />

Verarbeitende Gewerbe insgesamt <strong>und</strong> in seiner<br />

sektoralen Differenzierung sowie der Handel, differenziert<br />

nach Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel, behandelt.<br />

Weiterhin wurden in Abhängigkeit vom jeweils<br />

aktuellen Messeplan fallweise spezielle Aspekte vertieft<br />

oder einzelne Sektoren gesondert bearbeitet. Das<br />

Projekt wird im Jahr 2005 fortgeführt.<br />

<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog 2005<br />

R. Hild, G. Nerb, V. Rußig, H. Blau, J. Gürtler, J. Lachner,<br />

H. Russ in Kooperation mit der IHK für München <strong>und</strong><br />

Oberbayern.<br />

Geplant wie <strong>ifo</strong> Branchen-Dialog 2004.<br />

Chancen <strong>und</strong> Risiken veränderter<br />

Rahmenbedingungen für die Dienstleistungsunternehmen<br />

durch die EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />

G. Nerb, H. Schmalholz, M. Dischinger, W. Eggert,<br />

Th. Fester, R. Hild, Th. Kiessl, J. Lachner, C. Pohl,<br />

M. Reinhard in Kooperation mit dem DIW, Berlin, für<br />

das B<strong>und</strong>esministerium für Wirtschaft <strong>und</strong> Arbeit,<br />

Dezember 2004 bis April 2005.<br />

Ziel ist es nicht, eigene modellgestützte Untersuchungen<br />

zu den vor<strong>aus</strong>sichtlichen quantitativen<br />

Auswirkungen der Richtlinie hinsichtlich Beschäftigung<br />

<strong>und</strong> Wachstum in Deutschland durchzuführen.<br />

Vielmehr geht es darum, bereits vorliegende umfangreiche<br />

Modellschätzungen – insbesondere die des CPB<br />

Netherlands Bureau for Economic Policy Analysis <strong>und</strong><br />

zum anderen die des dänischen <strong>Institut</strong>s Copenhagen<br />

Economics – gründlich auf ihre Aussagefähigkeit für<br />

Deutschland hin zu untersuchen. Die Hauptarbeit liegt<br />

jedoch darin, die bisher nur globalen Aussagen zu<br />

disaggregieren <strong>und</strong> auf ein breites Spektrum von<br />

Dienstleistungsbranchen herunterzubrechen.<br />

Branchenforschung<br />

EU-Dienstleistungsrichtlinie<br />

auf dem Prüfstand<br />

55 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Nachhaltige umwelt<strong>und</strong><br />

sozialverträgliche<br />

Entwicklung – Leitbild der<br />

<strong>Forschung</strong> des Bereichs<br />

Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

Für den Bereich Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr bedeutete<br />

das Jahr 2004 einen Umbruch. Prof. Sprenger,<br />

der den Umweltbereich des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s viele Jahre leitete,<br />

beendete im Herbst 2004 seine aktive Dienstzeit<br />

im <strong>Institut</strong>. Nachfolger wurde im Rahmen einer<br />

gemeinsamen Berufung Prof. Dr. Peter Egger, der ab<br />

dem Jahr 2005 zusätzliche Akzente auf den Gebieten<br />

»International Trade« <strong>und</strong> »Regionalökonomie«<br />

setzen wird. Im Jahr 2004 befasste sich der Bereich mit<br />

den vielfältigen Facetten einer Politikgestaltung, die<br />

sich am Leitbild einer nachhaltig umwelt- <strong>und</strong> sozialverträglichen<br />

Entwicklung orientiert.<br />

Ausgangspunkt der Nachhaltigkeitsdiskussion war die<br />

Nord-Süd-Debatte im Rahmen der so genannten<br />

Br<strong>und</strong>tland-Kommission. Demnach ist eine Entwicklung<br />

dann nachhaltig, wenn die heutige Generation ihre<br />

Bedürfnisse befriedigt, ohne nachfolgenden Generationen<br />

die Möglichkeit zu nehmen, ihre Bedürfnisse zu<br />

befriedigen. Durch die UN-Konferenz für Umwelt <strong>und</strong><br />

Entwicklung in Rio de Janeiro 1992 wurde der Nachhaltigkeitsgedanke<br />

nicht nur international popularisiert,<br />

sondern auch in die Politikprozesse der einzelnen<br />

Staaten, Länder <strong>und</strong> Kommunen hineingetragen. In<br />

Deutschland hat dieser Prozess jüngst zur Verabschiedung<br />

einer eigenen Nachhaltigkeitsstrategie geführt.<br />

Nachhaltigkeit kann in erster Linie als eine regulative<br />

Idee verstanden werden. Trotz unterschiedlicher<br />

Sichtweisen <strong>und</strong> Bewertungen im Einzelnen lassen sich<br />

in den letzten Jahren verschiedene Schwerpunktverschiebungen<br />

beobachten:<br />

– Die Versuche, Nachhaltigkeit im Sinne intergenerationeller<br />

Fairness mit Hilfe ökonomischer Kapitalbestandteile<br />

zu operationalisieren, hat eine intensive<br />

Debatte darüber <strong>aus</strong>gelöst, wie sich die einzelnen<br />

Kapitalbestandteile zueinander verhalten (substitutiv,<br />

komplementär, zeitlicher Aspekt), wie sie zu messen<br />

sind <strong>und</strong> wie weit ökonomische Abwägung gehen<br />

darf.<br />

– Die in der neoklassischen Ressourcenökonomie<br />

seit langem thematisierte Frage der intergenerationellen<br />

Verteilung ist stärker mit der Frage intragenerationeller<br />

Verteilung verknüpft worden.<br />

– Zwischen Natur-, Geistes- <strong>und</strong> Sozialwissenschaften<br />

ist es zu verstärkter Zusammenarbeit gekommen,<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 56<br />

um die Komplexität des ökologischen <strong>und</strong> des<br />

sozioökonomischen Systems nicht nur isoliert zu<br />

betrachten (z.B. im Hinblick auf Irreversibilitäten,<br />

zeitliche Verzögerungen, unterschiedliche Formen<br />

von Unsicherheit).<br />

– Die Beteiligung <strong>und</strong> Einbindung gesellschaftlicher<br />

Gruppen in den Prozess der Strategiebestimmung,<br />

der Zielfindung <strong>und</strong> Zielsetzung, der instrumentellen<br />

Umsetzung <strong>und</strong> der Evaluation ist als zentraler<br />

B<strong>aus</strong>tein in der Nachhaltigkeitsdiskussion anerkannt<br />

(prozedurale Dimension).<br />

– Die Abstimmung zwischen der ökologischen, ökonomischen<br />

<strong>und</strong> sozialen Dimension der Nachhaltigkeit<br />

ist nicht nur in »negativer« Form vorzunehmen.<br />

Vielmehr sind verstärkt Synergien zu suchen <strong>und</strong><br />

insbesondere ökologische Aspekte von Anfang an in<br />

andere Politikbereiche zu integrieren.<br />

Trotz der Unbestimmtheit des Begriffs Nachhaltige<br />

Entwicklung sieht der <strong>Forschung</strong>sbereich Umwelt,<br />

Regionen <strong>und</strong> Verkehr fruchtbare Ansätze, zu einer<br />

angemessenen inhaltlichen Präzisierung dieses<br />

anspruchsvollen Konzepts beizutragen. Dabei geht es<br />

nicht darum, unmittelbar umsetzbare Patentrezepte zu<br />

erstellen, sondern eine sinnvolle Diskussion <strong>und</strong> damit<br />

einen gesellschaftlichen Lernprozess anzustoßen.<br />

Es ist dabei das Ziel, das Konzept der Nachhaltigkeit<br />

– mit Hilfe verschiedener theoretischer Ansätze in der<br />

Ökonomie – wie z.B. der neoklassischen Theorie<br />

der externen Effekte <strong>und</strong> der öffentlichen Güter oder<br />

institutionenökonomischen Ansätzen (Pfadabhängigkeiten,<br />

Verfügungsrechte, Transaktionskosten etc.) –<br />

konzeptionell einzugrenzen;<br />

– mit mikroökonomischen Methoden auf der Basis<br />

des im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> etablierten Instrumentariums<br />

(insbesondere den Unternehmensbefragungen) <strong>und</strong><br />

Methoden der Evaluationsforschung zu analysieren<br />

sowie<br />

– politisch umsetzbare Handlungsvorschläge zu<br />

erarbeiten.<br />

Inhaltlich lassen sich die Arbeiten derzeitig den im Folgenden<br />

dargestellten <strong>Forschung</strong>sschwerpunkten zuordnen:<br />

– Wirkungsanalysen in Bezug auf Instrumente <strong>und</strong> <strong>Institut</strong>ionen<br />

zur Förderung nachhaltigen Wirtschaftens,


– Nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> Beschäftigung,<br />

– Nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> Verteilung,<br />

– Nachhaltige Entwicklung <strong>und</strong> Verkehr,<br />

– Ressourcenmanagement in der Wasserwirtschaft.<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

GLOWA-DANUBE: Ein regionalökonomisches<br />

Modell der wirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> der industriellen<br />

Wassernutzung im Einzugsgebiet<br />

der oberen Donau<br />

R.-U. Sprenger, M. Egerer, E. Langmantel, J.Wackerbauer<br />

in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München für das <strong>Forschung</strong>szentrum für Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Umwelt (GSF) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium für Bildung<br />

<strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, Januar 2001 bis Februar 2004,<br />

Veröffentlichung in: Jahrbuch für Regionalwissenschaft<br />

Vol 24, 2/2004; International Journal of River Basin<br />

Management Vol 1, 2/2003.<br />

Dieses Projekt ist Teil eines interdisziplinären <strong>Forschung</strong>sprojektes<br />

mit dem Titel: »GLOWA-DANUBE –<br />

integrative Techniken, Szenarien <strong>und</strong> Strategien zum<br />

globalen Wandel des Wasserkreislaufs am Beispiel des<br />

Einzugsgebiet der Oberen Donau«. Zielsetzung dieses<br />

<strong>Forschung</strong>svorhabens ist es, für den funktionalen Typ<br />

des Wassereinzugsgebietes im Gebirgsvorland der<br />

Industrielle Wertschöpfung<br />

Regionales BIP<br />

Bevölkerung<br />

Baulandpreis<br />

Industrieller Wasserverbrauch<br />

Wasserpreis<br />

a) Bei konstanter Produktivität.<br />

Quelle: Berechnungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

humiden Breiten Integrationstechniken, integrierte<br />

Modelle <strong>und</strong> integrierte Monitoringverfahren zu entwickeln,<br />

zu validieren <strong>und</strong> im netzwerkbasierten, integrierten<br />

Umwelentscheidungs Unterstützungssystem<br />

DANUBIA zu implementieren. DANUBIA enthält die<br />

wesentlichen natur- <strong>und</strong> sozialwissenschaftlichen<br />

Prozesse, die zur realitätsnahen Modellierung von<br />

Wasserflüssen in Gebirgsvorlandsituationen benötigt<br />

werden. Es wird regional übertragbar <strong>und</strong> damit auf<br />

eine breite Palette von Einzugsgebieten anwendbar<br />

sein. Die Projektpartner von GLOWA-DANUBE kommen<br />

<strong>aus</strong> den Disziplinen Meteorologie, Hydrologie,<br />

Fernerk<strong>und</strong>ung, Gr<strong>und</strong>wasser, Wasserwirtschaft,<br />

Glaziologie, Ökonomie, Landwirtschaft, Tourismus,<br />

Umweltpsychologie <strong>und</strong> Computerwissenschaft. Das<br />

Ziel der ökonomischen Komponente von DANUBIA<br />

besteht darin, die industrielle Aktivität <strong>und</strong> den industriellen<br />

Wasserverbrauch zu modellieren. Zu diesem<br />

Zweck wurde das regionalökonomische Modell RIWU<br />

(Regional Industrial Water Use) entwickelt.<br />

Das regionalökonomische Modell RIWU ist dazu<br />

geeignet, die Entscheidungen verschiedener Akteure in<br />

Bezug auf die Inanspruchnahme der Wasserressourcen<br />

zu analysieren. Es basiert auf der Annahme eines<br />

repräsentativen profitmaximierenden Industrieunternehmens,<br />

das zwei lokale Inputs, nämlich Boden<br />

<strong>und</strong> Wasser, beansprucht. Die Industrieproduktion <strong>und</strong><br />

der lokale Dienstleistungssektor bestimmen zusammen<br />

das allgemeine Niveau der ökonomischen Aktivität in<br />

der Untersuchungsregion, welches wiederum die H<strong>aus</strong>haltseinkommen<br />

<strong>und</strong> die Bevölkerungsdichte beeinflus-<br />

RIWU- Simulation einer 1,0% Steigerung der regionalen Exporte a)<br />

(a) Wasserpreis = konst.<br />

(in %)<br />

0,53<br />

0,34<br />

0,25<br />

0,12<br />

0,40<br />

0,00<br />

(b) Wasserverbrauch = konst.<br />

(in %)<br />

0,49<br />

0,31<br />

0,24<br />

0,11<br />

0,00<br />

0,68<br />

Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

Ökonomisches<br />

Regionalmodell für das<br />

Einzugsgebiet der oberen<br />

Donau …<br />

57 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

… – ein geeignetes<br />

Instrument zur Prognose<br />

regionalwirtschaftlicher<br />

Entwicklung<br />

sen. RIWU ist in das System DANUBIA integriert: Es<br />

versorgt die anderen Komponenten mit Daten über<br />

die H<strong>aus</strong>haltseinkommen, die Bevölkerungsdichte <strong>und</strong><br />

die industrielle Wassernachfrage <strong>und</strong> verwendet Daten<br />

über Wassernachfrage <strong>und</strong> -angebot der anderen<br />

Modelle, um den Wasserpreis zu bestimmen. Das<br />

Modell besteht <strong>aus</strong> acht Modellgleichungen, mit denen<br />

sieben endogene Variablen (Wertschöpfung der Industrie,<br />

Bruttoinlandsprodukt, Baulandpreis, Bevölkerung,<br />

H<strong>aus</strong>haltseinkommen, gewerbliche Wassernachfrage<br />

<strong>und</strong> Wassereigenförderung der Industrie) prognostiziert<br />

werden. Die exogenen Vorgaben sind der Auslandsumsatz<br />

<strong>und</strong> die Bodenfläche.<br />

Die Modellgleichungen wurden unter Berücksichtigung<br />

der jüngsten Erkenntnisse im Bereich der empirischen<br />

regionalökonomischen <strong>Forschung</strong> entwickelt <strong>und</strong><br />

anhand der verfügbaren Daten auf Landkreisebene<br />

geschätzt. Diese Schätzungen der Modellgleichungen<br />

ergaben, dass die industrielle Produktion in einem<br />

positiven Zusammenhang mit den lokalen Exporten <strong>und</strong><br />

in einem negativen Zusammenhang mit den Landnutzungs-<br />

<strong>und</strong> Wasserpreisen steht. Allerdings ist die<br />

Elastizität der Industrieproduktion bezüglich des Wasserpreises<br />

deutlich niedriger als bezüglich des Landnutzungspreises.<br />

Dieses Ergebnis korrespondiert mit der<br />

Tatsache, dass im Einzugsgebiet der oberen Donau bis<br />

zum jetzigen Zeitpunkt kein Wassermangel besteht.<br />

Das regionalökonomische Modell RIWU erwies sich<br />

als geeignetes Instrument für die Prognose der regionalwirtschaftlichen<br />

Entwicklung <strong>und</strong> des industriellen<br />

Wasserverbrauchs. Es stellte sich her<strong>aus</strong>, dass Wasserknappheit<br />

<strong>und</strong> steigende Wasserpreise im Einzugsgebiet<br />

der Oberen Donau nur einen geringen Einfluss<br />

auf das Wachstum der Industrieproduktion haben. Der<br />

Gr<strong>und</strong> dafür ist, dass die Industrie im Fall zunehmender<br />

Wasserknappheit oder steigender Wasserpreise die<br />

Wasserförderung durch eine erhöhte Wiederverwendung<br />

von Wasser in geschlossenen Kreisläufen<br />

substituiert. Des Weiteren konnte RIWU mit Erfolg in<br />

das Entscheidungs-Unterstützungssystem DANUBIA<br />

integriert werden <strong>und</strong> t<strong>aus</strong>cht auf diese Weise eine<br />

Vielzahl von Daten mit den anderen Modellen <strong>aus</strong> den<br />

Sozial- <strong>und</strong> Naturwissenschaften <strong>aus</strong>. In diesem<br />

Kontext interdisziplinärer <strong>Forschung</strong> <strong>und</strong> Modellierung<br />

kann RIWU als Instrument für Fragen des Ressourcen-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 58<br />

managements in der Wasserwirtschaft verwendet <strong>und</strong><br />

auf andere Wassereinzugsgebiete übertragen werden.<br />

Prognosen des Hafenumschlags<br />

in den bayerischen Häfen am Main <strong>und</strong> am<br />

Main-Donau-Kanal bis zum Jahr 2015<br />

H. Arnold-Rothmaier, K. Behring für das Bayerische<br />

Staatsministerium für Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr<br />

<strong>und</strong> Technologie, Mai 2003 bis Oktober 2004.<br />

Wesentliches Ziel dieser Untersuchung war es, <strong>aus</strong>gehend<br />

von der Umschlagsentwicklung in den bayerischen<br />

Mainhäfen, die Perspektiven der Binnenschifffahrt<br />

bis zum Jahr 2015 aufzuzeigen.<br />

Die Binnenschifffahrt zeichnet sich durch eine hohe<br />

Mengenleistungsfähigkeit <strong>und</strong> geringe spezifische<br />

Transportkosten <strong>aus</strong>. Aufgr<strong>und</strong> ihres geringen Energie<strong>und</strong><br />

Flächenverbrauchs sowie niedriger Emissionswerte<br />

ist sie ein relativ umweltfre<strong>und</strong>licher Verkehrsträger,<br />

der eine hohe Verkehrssicherheit aufweist.<br />

Zudem gibt es auf den Wasserstraßen nach wie vor<br />

freie Kapazitäten. Nachteilig ist jedoch, dass aufgr<strong>und</strong><br />

des begrenzten schiffbaren Wasserstraßennetzes eine<br />

direkte flächendeckende Bedienung nicht möglich ist<br />

<strong>und</strong> die Binnenschiffe eine vergleichsweise niedrige<br />

Geschwindigkeit aufweisen.<br />

Transportleistung in Deutschland<br />

Quelle: B<strong>und</strong>esministerium für Verkehr, Bau- <strong>und</strong> Wohnungswesen; <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>.<br />

Der Anteil der Binnenschifffahrt am gesamten binnenländischen<br />

Verkehr schrumpft seit 1960. Im Jahr 2002


entfielen in Deutschland nur noch gut 15 % der im<br />

Fernverkehr erbrachten Verkehrsleistung auf diesen<br />

Verkehrsträger. Ursächlich für die hohen Verluste ist<br />

der Güterstruktureffekt. Die Binnenschifffahrt ist<br />

systembedingt ein Massengutfrachtführer. Die Transporte<br />

von Massengütern nehmen jedoch unterproportional<br />

zu bzw. sind rückläufig. Die wachstumsstarken<br />

Produkte, die Halb- <strong>und</strong> Fertigwaren, werden<br />

hingegen kaum auf dem Wasser befördert. Auch<br />

künftig dürfte die Binnenschifffahrt unterproportional<br />

wachsen, so dass ihr Anteil an der gesamten<br />

Transportleistung weiter schrumpfen wird.<br />

Güterumschlag der Häfen am bayerischen Main <strong>und</strong><br />

Main-Donau-Kanal<br />

Quelle: Bayerisches Landesamt für Statistik <strong>und</strong> Datenverarbeitung; <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>.<br />

Auch am bayerischen Main schrumpfte der Umschlag<br />

der Binnenschifffahrt deutlich. Nach 10,4 Mill. t in 1990<br />

wurden in 2003 nur noch 4,9 Mill. t gelöscht<br />

bzw. verladen. Neben dem allgemeinen Rückgang von<br />

Massenguttransporten waren hierfür auch spezifische<br />

Veränderungen in der regionalen Wirtschaftsstruktur<br />

<strong>aus</strong>schlaggebend. Zudem vergrößerten 2003 konjunkturell<br />

bedingte Einbußen, Niedrigwasser sowie<br />

witterungsbedingt geringe Erntemengen die Umschlagsverluste.<br />

In den Häfen am Main <strong>und</strong> am Main-Donau-Kanal<br />

werden vorwiegend Güter <strong>aus</strong> der bzw. für die Region<br />

umgeschlagen. Die aufkommensgewichtigsten Güter<br />

sind Steine <strong>und</strong> Erden mit einem Anteil zwischen<br />

40 <strong>und</strong> 50 %. Auf Produkte von bzw. für die Land-<br />

wirtschaft (Getreide, Futtermittel, Düngemittel)<br />

entfallen weitere knapp 30%. Einen Anteil von gut<br />

10% entfällt auf den Umschlag von Mineralölerzeugnissen.<br />

Die Abschätzungen des künftigen hafenspezifischen<br />

Empfangs- <strong>und</strong> Versandaufkommen der Binnenschifffahrt<br />

basieren auf dem wirtschaftlichen Entwicklungspotential<br />

im Einzugsbereich der Häfen. Neben<br />

den relativen Kosten der Binnenschifffahrt <strong>und</strong> der<br />

Wettbewerbsfähigkeit der Häfen hinsichtlich ihrer<br />

Infrastruktur beeinflussen zudem auch die Globalisierung<br />

<strong>und</strong> die EU-Osterweiterung – beides wirkt<br />

verkehrsmengensteigernd – den künftigen Güterumschlag.<br />

Der Umschlag der Binnenschifffahrt in den bayerischen<br />

Mainhäfen wird im Jahr 2015 bei r<strong>und</strong> 6 Mill. t liegen.<br />

Das höchste Umschlagsaufkommen wird der Güterbereich<br />

Steine <strong>und</strong> Erden aufweisen, trotz schwacher<br />

Aufkommensgewinne dürfte sein Anteil leicht sinken.<br />

Deutliche Mengensteigerungen werden dagegen die<br />

agrarwirtschaftlichen Erzeugnisse verzeichnen, ihr<br />

Umschlagsanteil dürfte auf gut 30 % steigen. Anteilsgewinne<br />

werden zudem die hochwertigen Güter<br />

einschließlich Containerverkehre verbuchen, deren<br />

Umschlagsanteil mit gut 2 % allerdings auch im Jahr<br />

2015 relativ niedrig sein wird.<br />

Wie ist mit möglichen Verlierern umweltpolitischer<br />

Neuregelungen im<br />

Unternehmenssektor umzugehen?<br />

Eine umweltökonomische Analyse<br />

<strong>und</strong> ein umweltpolitischer Vergleich<br />

zwischen Deutschland, Japan <strong>und</strong> den USA<br />

R.-U. Sprenger in Kooperation mit K. Yamamura,<br />

University of Washington, M. Schreurs, K. Hiromi,<br />

R. Percival, University of Maryland, K. O'Neill, University<br />

of Cal<strong>ifo</strong>rnia at Berkeley, B. Barrett, United<br />

Nations University Tokyo, H. Imura, Nagoya University,<br />

H. Ohta, Aoyama University, A. Igarashi, Rikkyo<br />

University, Chr. Beuermann, Wuppertal <strong>Institut</strong>,<br />

H. Weidner, Wissenschaftszentrum Berlin für<br />

Sozialforschung, E. Rehbinder, Universität Frankfurt am<br />

Main, L. Mez, Freie Universität Berlin, für Tamaki<br />

Fo<strong>und</strong>ation, Seattle/USA, 2002 bis 2004, Veröffentlichung<br />

in Vorbereitung.<br />

Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

Nur geringes Wachstum<br />

der Binnenschifffahrt bis<br />

zum Jahr 2015<br />

59 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

Kompensationsmaßnahmen<br />

für »Verlierer« der<br />

Umweltpolitik<br />

Bei der Evaluierung umweltpolitischer Neuregelungen<br />

stehen in der Regel Fragen nach den Umwelteffekten<br />

<strong>und</strong> der ökonomischen Effizienz im Vordergr<strong>und</strong>.<br />

Dagegen ist das wissenschaftliche Interesse an den vermeintlich<br />

Betroffenen bzw.Verlierern der Reform eher<br />

gering. Da die meisten umweltpolitischen Reformen<br />

von den betroffenen Wirtschaftsgruppen mitunter<br />

sehr heftig bekämpft werden, erscheint es sinnvoll <strong>und</strong><br />

notwendig, den tatsächlichen oder möglichen negativen<br />

Verteilungswirkungen der Umweltpolitik mehr<br />

Beachtung zu schenken. Dabei geht es im Wesentlichen<br />

um folgende Fragen:<br />

– Lassen sich die möglichen Verlierer einer umweltpolitischen<br />

Neuregelung identifizieren, <strong>und</strong> welches<br />

Gewicht haben die vor<strong>aus</strong>sichtlichen Verlierer?<br />

– Welche Argumente sprechen gegen oder für Anpassungserleichterungen<br />

oder Kompensationsmaßnahmen?<br />

Im <strong>Forschung</strong>sbeitrag des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s sollen diese<br />

Fragen zunächst <strong>aus</strong> umweltökonomischer Sicht<br />

behandelt werden. In einem zweiten Untersuchungsschritt<br />

werden für Deutschland, Japan <strong>und</strong> die USA die<br />

vorherrschenden Politikstile <strong>und</strong> Anpassungs- bzw.<br />

Kompensationsmechanismen diskutiert. Schließlich<br />

wird der Frage nach den Rückwirkungen von Anpassungserleichterungen<br />

<strong>und</strong> Kompensationsmaßnahmen<br />

auf die angestrebten Umweltziele <strong>und</strong> die ökonomische<br />

Effizienz nachgegangen.<br />

Alleviating Traffic Congestion<br />

T. Rave in Kooperation mit R. Arnott, Boston College,<br />

R. Schöb, Universität Magdeburg, MIT-Publikationsprojekt,<br />

2002 bis 2004, Veröffentlichung in Vorbereitung.<br />

Ein wesentliches Defizit der bisherigen <strong>Forschung</strong> ist<br />

die Tatsache, dass sich die Ökonomie bislang fast<br />

<strong>aus</strong>schließlich auf die Ausarbeitung optimaler<br />

Preislösungen zur Anlastung von externalisierten Staukosten<br />

konzentriert, dabei aber die hohen Implementationskosten<br />

<strong>und</strong> praktischen Schwierigkeiten derartiger<br />

Maßnahmen vernachlässigt hat. In dieser Studie<br />

werden auch Alternativen zu diesem »Congestion<br />

Pricing« näher untersucht <strong>und</strong> zu diesem Zweck<br />

anstelle der bislang vorherrschenden makroskopischen<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 60<br />

eine stärker mikroskopische Sichtweise zugr<strong>und</strong>e gelegt,<br />

mit deren Hilfe Verkehrsflüsse <strong>und</strong> -verhalten<br />

detaillierter beschrieben werden können. Diese Art<br />

der Politikanalyse wird schließlich anhand von Fallstudien<br />

veranschaulicht.<br />

Umweltorientierte Subventionspolitik<br />

T. Rave, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Dissertation,<br />

eingereicht im September 2004 an der Universität<br />

Kassel, 2002 bis 2004, Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Beiträge<br />

zur Wirtschaftsforschung Bd. 18, <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, München<br />

2005.<br />

Ziel dieser Arbeit ist es, Konturen einer auf Umweltwirkungen<br />

<strong>aus</strong>gerichteten Subventionspolitik in der<br />

B<strong>und</strong>esrepublik Deutschland <strong>aus</strong>findig zu machen <strong>und</strong><br />

zu überprüfen, welche Chancen <strong>und</strong> Gefahren einer<br />

stärkeren Politikintegration zwischen Umwelt- <strong>und</strong><br />

Subventionspolitik bestehen. Angesichts der Vielfalt<br />

subventionsrelevanter Phänomene in der Praxis<br />

konzentriert sich die Arbeit darauf, unter möglichst<br />

einheitlichen <strong>und</strong> übergreifenden Gesichtspunkten<br />

gr<strong>und</strong>legende Entwicklungen nachzuzeichnen, Problemschwerpunkte<br />

her<strong>aus</strong>zuarbeiten <strong>und</strong> den aktuellen<br />

Handlungsbedarf exemplarisch zu verdeutlichen.<br />

Den theoretischen Hintergr<strong>und</strong> bildet dabei die<br />

moderne <strong>Institut</strong>ionenökonomik.<br />

Nachhaltigkeit <strong>und</strong> Ökonomie – ein<br />

Vergleich anhand möglicher Pivatisierungs<strong>und</strong><br />

Liberalisierungsmaßnahmen<br />

im Bereich der Trinkwasserversorgung<br />

in Deutschland<br />

M. Egerer, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Dissertation,<br />

eingereicht im November 2004 an der Universität<br />

Kassel, 2002 bis 2004,Veröffentlichung in Vorbereitung.<br />

Einer der wenigen Wirtschaftszweige, der in Deutschland<br />

immer noch nicht vollständig privatisiert bzw. liberalisiert<br />

wurde, ist die Wasserversorgung. Die Arbeit<br />

analysiert vor dem Hintergr<strong>und</strong> der diesbezüglichen<br />

Diskussion in Deutschland, mit welchen Auswirkungen<br />

bei einer gr<strong>und</strong>legenden Privatisierung bzw. Liberalisierung<br />

des Marktes zu rechnen ist. Dabei wird besonders<br />

auf die Erfahrungen, die in anderen Ländern mit<br />

unterschiedlichen Versorgungssystemen gemacht werden,<br />

zurückgegriffen.


Projekte in Bearbeitung:<br />

Entwicklung, Durchführung<br />

<strong>und</strong> Evaluierung eines problemgerechten<br />

<strong>und</strong> computerbasierten informellen<br />

Beteiligungsverfahrens zur Nutzung<br />

von GLOWA-DANUBE durch interessierte<br />

Stakeholder (»Stakeholder-Beteiligung«)<br />

R.-U. Sprenger, U. Triebswetter in Kooperation<br />

mit W. M<strong>aus</strong>er, R. Hennicker, Ludwig-Maximilians<br />

Universität München, für das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, März 2004 bis Februar 2007.<br />

Das GLOWA-Stakeholder-Projekt steht vor der Aufgabe,<br />

die Entwicklung <strong>und</strong> Nutzung von DANUBIA,<br />

das Szenarien zur Veränderung des Wasserh<strong>aus</strong>halts<br />

modelliert, im Diskurs mit noch zu identifizierenden<br />

gesellschaftlichen Anspruchsgruppen (Stakeholdern)<br />

zu gestalten. Durch die konsequente Einbindung von<br />

Stakeholdern wird ein entscheidender Beitrag sowohl<br />

zur Validierung des Systems in Bezug auf seine Praxistauglichkeit<br />

als auch zu seiner konkreten Nutzung<br />

erwartet. Des Weiteren soll die Benutzbarkeit von<br />

DANUBIA durch Nichtexperten unterstützt werden.<br />

Hinsichtlich der Methodik soll systematisch <strong>und</strong><br />

strukturiert ein informelles Verfahren zur Beteiligung<br />

von Stakeholdern problem- <strong>und</strong> adressatengerecht<br />

konzipiert, operativ geplant <strong>und</strong> experimentell erprobt<br />

werden. Darüber hin<strong>aus</strong> werden durch eine prozessbegleitende<br />

Evaluierung die Ergebnisqualität verbessert<br />

<strong>und</strong> die Ergebnisse <strong>und</strong> Erfahrungen der<br />

Öffentlichkeit in geeigneter Form zur Verfügung<br />

gestellt.<br />

Die Umweltwirtschaft in der Region<br />

München<br />

U. Triebswetter, J. Wackerbauer für das Referat für<br />

Arbeit <strong>und</strong> Wirtschaft der Landeshauptstadt München,<br />

April 2004 bis Dezember 2004, Veröffentlichung in<br />

Vorbereitung.<br />

Diese Studie befasst sich mit der Struktur der Umweltwirtschaft<br />

in der Region München <strong>und</strong> ihrer Wettbewerbsfähigkeit<br />

auf internationalen Märkten. Der<br />

Markt für Umweltschutzgüter <strong>und</strong> -dienstleistungen in<br />

der Europäischen Union hat ein Volumen von r<strong>und</strong><br />

183 Mrd. EUIR, davon entfallen 57 Mrd. EUR auf den<br />

deutschen Markt. Die Harmonisierung der Umweltschutzgesetze<br />

in den EU-Beitrittsländern generiert<br />

eine weitere Nachfrage von r<strong>und</strong> 10 Mrd. EUR jährlich.<br />

Die Umweltwirtschaft in der Region München umfasste<br />

in 2003 r<strong>und</strong> 9.000 Beschäftigte in der Umweltschutzgüterproduktion<br />

<strong>und</strong> einen Umsatz mit Umweltschutzgütern<br />

von etwa 1,3 Mrd. EUR. Wichtige<br />

Umweltinnovationen wurden in den Bereichen<br />

erneuerbare Energien, insbesondere Photovoltaik, bei<br />

integrierten Technologien im Fahrzeugbau <strong>und</strong> bei der<br />

Entwicklung von Brennstoffzellen identifiziert. Als<br />

Maßnahmen zur weiteren Förderung der Umweltwirtschaft<br />

in der Region München wurde vor allem die<br />

Verstärkung des Marketings <strong>und</strong> der Aufbau eines<br />

Netzwerks von Firmen <strong>aus</strong> der Umweltwirtschaft<br />

empfohlen.<br />

Umweltwirtschaft Schleswig-Holstein 2004:<br />

Bestandsaufnahme <strong>und</strong> Entwicklungsperspektiven<br />

J.Wackerbauer, U.Triebswetter in Kooperation mit der<br />

Deutschen Umwelt AG, Kiel, für das Ministerium für<br />

Umwelt, Naturschutz <strong>und</strong> Landwirtschaft des Landes<br />

Schleswig-Holstein, Juni 2004 bis März 2005.<br />

Diese Studie beinhaltet eine Bestandsaufnahme der<br />

Umweltwirtschaft in Schleswig-Holstein <strong>und</strong> die<br />

Darstellung ihrer zukünftigen Entwicklungsmöglichkeiten.<br />

Im Zentrum stehen schriftliche <strong>und</strong> mündliche<br />

Befragungen der Anbieter von Umweltschutzgütern<br />

sowie die Darstellung der Nachfrage auf dem<br />

Umweltschutzmarkt auf der regionalen, nationalen <strong>und</strong><br />

internationalen Ebene. Aufbauend auf die Struktur-,<br />

Wettbewerbs- <strong>und</strong> Potentialanalysen werden<br />

abschließend Empfehlungen für regionalpolitische<br />

Strategien zur Förderung der Umweltwirtschaft in<br />

Schleswig-Holstein formuliert.<br />

GLOWA-DANUBE II:Weiterentwicklung des<br />

ökonometrischen Regionalmodells RIWU zu<br />

einem »tiefen« Akteursmodell<br />

M. Egerer, E. Langmantel, J. Wackerbauer, M. Zimmer in<br />

Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

München für das <strong>Forschung</strong>szentrum für Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>und</strong> Umwelt (GSF) <strong>und</strong> das B<strong>und</strong>esministerium für<br />

Bildung <strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>, März 2004 bis Dezember<br />

2006.<br />

Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

Berechnung des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s: 9.000 Arbeitsplätze<br />

in der Umweltwirtschaft<br />

in der Region<br />

München<br />

61 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Umwelt, Regionen <strong>und</strong> Verkehr<br />

Um die Integration sozioökonomischer Gesichtspunkte<br />

<strong>und</strong> naturwissenschaftlicher Aspekte für eine nachhaltige<br />

Wassernutzung zu gewährleisten, hat sich innerhalb<br />

des <strong>Forschung</strong>sverb<strong>und</strong>es GLOWA-DANBUE<br />

eine Gruppe Wissenschaftler <strong>aus</strong> mehr als zehn<br />

Disziplinen zusammengef<strong>und</strong>en. Die Aufgabe des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s in diesem interdisziplinären Projekt ist die<br />

Entwicklung der ökonomischen Komponente des<br />

Entscheidungs-Unterstützungssystems DANUBIA.<br />

Hauptziel dabei ist die Modellierung industrieller<br />

Aktivität <strong>und</strong> ihre Wassernutzung. Nach unzähligen<br />

Tests in der ersten Projektphase bestand DANUBIA in<br />

einem Referenzlauf den »proof-of-concept«. Damit<br />

können zwei unterschiedliche klimatische Szenarien<br />

gerechnet werden, ein »trockenes« <strong>und</strong> ein »feuchtes«,<br />

um dar<strong>aus</strong> die Auswirkungen einer Klimaveränderung<br />

in Bezug auf die Wasserversorgung für<br />

das Einzugsgebiet der Oberen Donau zu simulieren.<br />

Das ökonomische Modell RIWU wurde hierfür<br />

angepasst, so dass im Fall von Wassermangel die industrielle<br />

Wassernachfrage reduziert <strong>und</strong> an das geringere<br />

Dargebot angepasst wird. Durch einen Vergleich der<br />

Bruttoinlandsprodukte <strong>und</strong> H<strong>aus</strong>haltseinkommen der<br />

untersuchten Landkreise in beiden Szenarien kann<br />

unter anderem die Bedeutung einer Klimaerwärmung<br />

für die ökonomische Entwicklung im Einzugsgebiet<br />

abgeleitet werden.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 62


Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />

Der Arbeitsbereich Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />

bietet zwei wirtschaftspolitisch <strong>und</strong> wissenschaftlich<br />

nutzbare <strong>Service</strong>leistungen nicht nur für deutsche,<br />

sondern vor allem auch für internationale Interessenten.<br />

Zum einen stellt er Informationen über wirtschaftlich<br />

relevante Regulierungen in Europa durch die Einrichtung<br />

einer europäischen ländervergleichenden Datenbank<br />

(DICE Database) sowie die Her<strong>aus</strong>gabe einer Zeitschrift<br />

(DICE Report) bereit. Zum anderen vermittelt er<br />

Know-how über Methoden der empirischen<br />

Wirtschaftsforschung, der Analyse <strong>und</strong> Prognose<br />

wirtschaftlicher Prozesse <strong>und</strong> deren Nutzung für wirtschaftspolitische<br />

Entscheidungen an politikrelevante Einrichtungen<br />

in Transformations- <strong>und</strong> Entwicklungsländern.<br />

Internationale Beratungsprojekte<br />

Mit seinen internationalen Beratungsangeboten<br />

wendet sich das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> an Regierungen, öffentliche<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> wissenschaftliche <strong>Institut</strong>ionen, vor<br />

allem in Entwicklungs- <strong>und</strong> Transformationsländern. Im<br />

Vordergr<strong>und</strong> steht die Vermittlung von Know-how zu<br />

Methoden der Beobachtung, Analyse <strong>und</strong> Prognose<br />

wirtschaftlicher Prozesse, zur forschungsgestützten<br />

Politikberatung <strong>und</strong> schließlich generell von Wissen, das<br />

den Auf- oder Ausbau marktwirtschaftlich orientierter<br />

empirischer Wirtschaftsforschungskapazitäten ermöglicht.<br />

Regional konzentriert sich die Beratung auf China,<br />

Zentralasien, Nahost sowie Südosteuropa.<br />

DICE-Datenbank <strong>und</strong> Zeitschrift CES<strong>ifo</strong><br />

DICE Report<br />

Regulierungen der öffentlichen Hand werden im Zuge<br />

der Europäisierung der Wirtschaft immer mehr zum<br />

entscheidenden Standortfaktor für Investitionen <strong>und</strong><br />

wirtschaftliches Wachstum. Die einzelnen nationalen<br />

Regulierungssysteme sind hoch komplex, für Außenstehende<br />

meist unzureichend transparent oder<br />

vergleichbar <strong>und</strong> darüber hin<strong>aus</strong> in schnellem Wandel<br />

begriffen. Die Defizite an vergleichbaren <strong>und</strong> analytisch<br />

konzipierten Informationen zu den institutionellen<br />

Regulierungen in der Europäischen Union <strong>und</strong> ihren<br />

Mitgliedstaaten sind erheblich. Ihnen soll durch<br />

den stufenweisen Auf- <strong>und</strong> Ausbau einer Datenbank<br />

begegnet werden, die von deutschen <strong>und</strong> internationalen<br />

Interessenten gleichermaßen genutzt werden kann.<br />

Die Datenbank trägt den Namen DICE Database for<br />

<strong>Institut</strong>ional Comparisons in Europe.<br />

63<br />

Die Datenbank enthält systematische Bereiche<br />

der institutionellen Gegebenheiten, gesetzlichen Regelungen<br />

<strong>und</strong> Charakteristika der wirtschafts- <strong>und</strong><br />

ordnungspolitischen Gr<strong>und</strong><strong>aus</strong>richtung der europäischen<br />

sowie einiger anderer wichtiger Länder, so<br />

dass Vergleiche im Sinne eines Benchmarking möglich<br />

werden. Die Datenbank ist unentgeltlich im Internet<br />

verfügbar <strong>und</strong> somit eines der neuen <strong>Service</strong>produkte<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. DICE enthält zurzeit – in englischer<br />

Sprache – Informationen zu folgenden Themengruppen:<br />

Arbeitsmarkt, Kapitalmarkt, Öffentliche<br />

Finanzen, Unternehmensumfeld, Soziale Sicherung,<br />

Renten, Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> Bildung. Die Datenbank wird<br />

in der <strong>Forschung</strong>, für die Lehre <strong>und</strong> zur Information<br />

der Öffentlichkeit verwendet. Sie umfasst gegenwärtig<br />

etwa 1.300 Einträge <strong>und</strong> informiert über ca. 4.800<br />

Variable.<br />

Erwerbstätige <strong>und</strong> Arbeitsvolumen in einzelnen<br />

OECD-Ländern, 1979–2002<br />

Quelle: Sachverständigenratsgutachten; OECD Employment Outlook;<br />

DICE Database.<br />

Seit Anfang 2003 wird die Vierteljahreszeitschrift<br />

»CES<strong>ifo</strong> DICE Report – Journal for <strong>Institut</strong>ional<br />

Comparisons« her<strong>aus</strong>gegeben. In der Zeitschrift werden<br />

<strong>Institut</strong>ionen, Regulierungen <strong>und</strong> wirtschaftspolitische<br />

Ansätze im Ländervergleich analysiert. In der<br />

Rubrik »Forum« wird ein Thema von mehreren<br />

Autoren <strong>und</strong> unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

behandelt. Außerdem gibt es die Rubriken »Research<br />

Reports«, »Reform Models«, »Database« <strong>und</strong><br />

»News«.<br />

DICE Database <strong>und</strong> DICE<br />

Report informieren über<br />

institutionelle Regelungen<br />

in Europa<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />

Wachstum in den<br />

Transformationsländern<br />

nach »neoklassischem<br />

Wachstumsmuster«<br />

Im Jahr 2004 abgeschlossene<br />

Projekte:<br />

Determinanten des Wachstums <strong>und</strong> der<br />

Wohlfahrt in Transformationsländern<br />

J. Albrecht, R. Osterkamp in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<br />

<strong>Forschung</strong>sprofessor S. Klasen, Universität Göttingen,<br />

gefördert von der Fritz Thyssen Stiftung, Juli 2002 bis<br />

August 2004.<br />

Die Wachstumsdynamik in den Transformationsländern<br />

hat sich seit dem Zusammenbruch des planwirtschaftlichen<br />

Systems anders als vielfach erwartet<br />

dargestellt. Anstatt eines kurzen j-förmigen Anpassungsprozesses<br />

<strong>und</strong> eines anschließenden überdurchschnittlich<br />

schnellen Aufholwachstums erlebten die<br />

Transformationsländer eine unerwartet tiefe <strong>und</strong> lang<br />

anhaltende Rezession, deren Talsohle manche von<br />

ihnen erst Ende der 1990er Jahre durchschritten<br />

haben. Der Transformationsprozess hin zu modernen<br />

Wirtschaftsnationen im Stil der westlichen, marktwirtschaftlich<br />

organisierten Industrieländer ist in den meisten<br />

Transformationsländern nun weit fortgeschritten,<br />

<strong>und</strong> es stellt sich die Frage, ob die Wachstumsdynamik<br />

dieser Länder mittlerweile einem für Industrieländer<br />

typischen Muster folgt. Im Rahmen der vorliegenden<br />

Analyse wurden die Gültigkeit des neoklassischen<br />

Wachstumsmodells für die Wachstumsentwicklung<br />

während der Transformationsperiode empirisch<br />

getestet <strong>und</strong> durch<strong>aus</strong> Belege für neoklassische<br />

Wachstumsdynamik in den Transformationsländern<br />

gef<strong>und</strong>en.<br />

Die Ergebnisse der empirischen Überprüfung lassen<br />

sich wie folgt zusammenfassen: Wir finden durch<strong>aus</strong><br />

Belege für neoklassische Wachstumsdynamik in den<br />

Transformationsländern. Wichtigstes Indiz hierfür ist<br />

der durchgehend signifikant positive <strong>und</strong> mit der Zeit<br />

wachsende Einfluss der Kapitalakkumulation auf das<br />

Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens. Dieser Zusammenhang<br />

ist jeweils <strong>aus</strong>gesprochen robust gegenüber<br />

etwaigen Variationen in der Spezifikation. Ab 1995 finden<br />

sich alle drei Komponenten des neoklassischen<br />

Wachstumsmodells – positiver Einfluss der Investitionsquote,<br />

negativer Einfluss des Bevölkerungswachstums<br />

sowie eine Konvergenztendenz – in den Regressionsergebnissen<br />

wieder.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 64<br />

Ein weiteres bemerkenswertes Ergebnis ist die augenscheinliche<br />

»Zweiteilung« der betrachteten Periode in<br />

einen Abschnitt vor <strong>und</strong> nach 1995. Die Aussagefähigkeit<br />

des neoklassischen Wachstumsmodells ist<br />

nach 1995 um ein Vielfaches besser als für die Gesamtperiode.<br />

Erklärt das Solow-Modell im Zeitraum<br />

zwischen 1991 <strong>und</strong> 2002 nur 10 % der Wachstumsentwicklung,<br />

so sind es nach 1995 zwischen 30 <strong>und</strong><br />

50 %. Betrachtet man allerdings die erste Hälfte der<br />

1990er Jahre isoliert, so unterscheiden sich die<br />

Regressionsergebnisse gr<strong>und</strong>legend von denen der<br />

durchschnittlichen Entwicklung der gesamten Periode<br />

oder der Phase nach 1995. Denn das Wachstumsmuster<br />

bis 1995 entsprach ganz <strong>und</strong> gar nicht der<br />

neoklassischen Wachstumstheorie. Die Kapitalakkumulation<br />

war in diesem Zeitraum negativ mit dem<br />

Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens korreliert, eine<br />

signifikante Divergenz der Pro-Kopf-Einkommensnive<strong>aus</strong><br />

konnte beobachtet werden.<br />

Das Wirtschaftswachstum folgte in der unmittelbar<br />

nach dem Umbruch eingetretenen Kontraktionsphase<br />

offenbar vollkommen anderen als den neoklassischen<br />

Wachstumsgesetzmäßigkeiten. Es spielten vielmehr<br />

Faktoren wie Reformen oder Ausgangsbedingungen,<br />

unter denen die Länder Mittel- <strong>und</strong> Osteuropas in den<br />

Transformationsprozess gestartet waren, eine Rolle.<br />

Und dennoch: Über die gesamte Periode gesehen<br />

dominiert offenbar doch das neoklassische Wachstumsmuster.<br />

Insbesondere überwiegt die positive Rolle<br />

der Kapitalakkumulation für das Wachstum in der zweiten<br />

Hälfte der 1990er Jahre.<br />

Effizienz des Ges<strong>und</strong>heitswesens in OECD-<br />

Ländern<br />

R. Osterkamp, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt, Veröffentlichung<br />

in: Applied Economics Quarterly,<br />

Supplement, 55/2004.<br />

Die Effizienz der Ges<strong>und</strong>heitsversorgung in 22 europäischen<br />

<strong>und</strong> 7 außereuropäischen Ländern wird für<br />

die Jahre 1980, 1990 <strong>und</strong> 2000 gemessen. Die Messung<br />

erfolgt mit Hilfe der nicht-parametrischen Free Disposable<br />

Hull-(FDH-)Methode. Als Output-Variable werden<br />

die potentiell verlorenen Lebensjahre (reziproker<br />

Wert) herangezogen. Als Input-Variable dienen die<br />

gesamten Ausgaben für Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die Beschäf-


tigung im Ges<strong>und</strong>heitssektor. Es erschien notwendig,<br />

die Input-Variablen um die zwischen Ländern bestehenden<br />

Unterschiede der Einkommen im medizinischen<br />

Sektor <strong>und</strong> der Altersstruktur zu bereinigen. Als<br />

Resultat der Analyse ergibt sich, (a) dass die<br />

Effizienzmessung erhebliche Unterschiede aufweist, je<br />

nachdem, ob mit unkorrigierten oder korrigierten<br />

Input-Variablen gerechnet wird, (b) dass Japan, Spanien,<br />

Schweden, Griechenland <strong>und</strong> Portugal Spitzenplätze in<br />

der Effizienz einnehmen, während Finnland, Frankreich,<br />

Deutschland, die Slowakische Republik, die Schweiz<br />

<strong>und</strong> die USA untere Plätze belegen <strong>und</strong> (c) dass sich<br />

zwischen 1980 <strong>und</strong> 2000 in einigen Ländern, z.B. in<br />

Italien <strong>und</strong> Schweden, die Effizienz erheblich verbessert<br />

hat, während sie in den USA zurückging. Die Frage<br />

nach den Gründen für die aufgezeigten Unterschiede<br />

in der Effizienz <strong>und</strong> ihrer Entwicklung werden in<br />

diesem Artikel nicht behandelt.<br />

Die unten stehende Tabelle informiert über einen Teil<br />

der <strong>Forschung</strong>sergebnisse <strong>und</strong> stellt die Effizienzänderungen<br />

dar, die sich in den betrachteten Ländern<br />

zwischen 1980 <strong>und</strong> 2000 vollzogen haben.<br />

Fortbildungsseminar – NDRC<br />

S. Schönherr, J. Albrecht, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong> für die<br />

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) GmbH, Eschborn, August 2004.<br />

Das einwöchige Seminar diente einer Gruppe chinesischer<br />

Fachkräfte <strong>aus</strong> der Nationalen Kommission für<br />

Entwicklung <strong>und</strong> Reform (NDRC) der Weiterbildung<br />

auf den Gebieten Konjunkturanalysen <strong>und</strong> iterativ<br />

analytische Prognosemethoden. Alle Veranstaltungen<br />

im Rahmen dieses Seminars wurden vom <strong>ifo</strong>-Fachpersonal<br />

durchgeführt.<br />

Kroatien – Modernisierung des nationalen<br />

Systems der Wirtschaftsstatistik<br />

S. Schönherr, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong>, G. Haslinger <strong>und</strong><br />

externe Spezialisten für die Deutsche Gesellschaft für<br />

Technische Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn,<br />

Mai 2003 bis Juni 2004, Verlängerungsphase Juli bis<br />

Dezember 2004.<br />

Das Statistische Amt Kroatiens ist bestrebt, seine<br />

Statistik auf moderne internationale, EU-kompatible<br />

Systeme umzustellen. Im Bereich der Wirtschaftsstatistik<br />

hilft dabei das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> – vor allem durch die zur<br />

Verfügung gestellten deutschen <strong>und</strong> internationalen<br />

Statistikexperten, die das geforderte Know-how in Form<br />

von Seminaren, Workshops <strong>und</strong> anderen Transferinstrumenten<br />

anbieten. Im Bereich »Flash Analysen«<br />

konnte <strong>ifo</strong>-Know-how eingebracht werden.<br />

DICE: Datenbank für <strong>Institut</strong>ionenvergleiche<br />

in Europa<br />

R. Osterkamp, W. Ochel, N. Hoffmann, O. Röhn.<br />

Änderungen der Effizienz im Ges<strong>und</strong>heitswesen zwischen 1980 <strong>und</strong> 2000<br />

Ges<strong>und</strong>heits<strong>aus</strong>gaben Beschäftigung im Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />

Input-Effizienz Output-Effizienz Input-Effizienz Output-Effizienz<br />

Dänemark, Schweden,<br />

Irland, Ungarn, Österreich,<br />

Italien<br />

Portugal, USA,<br />

Island, Neuseeland,<br />

Schweiz<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>.<br />

Ungarn, Irland,<br />

Österreich<br />

Verbesserung um 20 % <strong>und</strong> mehr<br />

Verschlechterung um 10 % <strong>und</strong> mehr<br />

Neuseeland, Island,<br />

Korea, Niederlande,<br />

Portugal, Polen, USA<br />

Schweden, Australien,<br />

Kanada, GB, USA,<br />

Niederlande, Schweiz,<br />

Italien<br />

Finnland USA<br />

Portugal, Italien,<br />

Belgien<br />

Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />

<strong>ifo</strong>-Know-how für<br />

chinesische Experten<br />

65 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />

Nutzerbefragung zur DICE-<br />

Datenbank: positives Echo<br />

Die Datenbank DICE ist in 2004 wieder erheblich<br />

erweitert worden. Sie enthält jetzt ca. 1.100 Einträge<br />

(Tabellen <strong>und</strong> Graphiken). Sie dient Ökonomen in <strong>Forschung</strong><br />

<strong>und</strong> Lehre, wird aber auch von Wirtschaftspolitikern<br />

<strong>und</strong> Journalisten aufgesucht. DICE kann<br />

unentgeltlich genutzt werden: www.ces<strong>ifo</strong>.de/DICE.<br />

Um die Nutzer der Datenbank DICE, die Art ihrer<br />

Nutzung <strong>und</strong> ihre Wünsche besser kennen zu lernen,<br />

ist seit Mai 2003 dem Aufruf der Datenbank ein<br />

elektronischer Fragebogen vorgeschaltet, dessen<br />

Beantwortung freiwillig ist. Bis Ende 2004 wurden<br />

ca. 2.100 Fragebögen <strong>aus</strong>gefüllt. Dar<strong>aus</strong> ergibt sich, dass<br />

alle bisher in der Datenbank behandelten Themen auf<br />

Interesse stoßen, wobei ein Schwerpunkt bei den<br />

Themen Arbeitsmarkt <strong>und</strong> Öffentliche Finanzen liegt.<br />

Die meisten Nutzer sind Europäer, aber viele konsultieren<br />

die Datenbank auch von außereuropäischen<br />

Ländern <strong>aus</strong>. Die weit<strong>aus</strong> überwiegende Mehrzahl der<br />

Nutzer arbeitet – als Professor, Doktorand oder Diplomand<br />

– an Universitäten. Die Kommentare sind durchwegs<br />

positiv, einige auch begeistert.<br />

CES<strong>ifo</strong> DICE Report<br />

W. Ochel, R. Osterkamp.<br />

Seit 2003 wird die Vierteljahreszeitschrift »CES<strong>ifo</strong><br />

DICE Report – Journal for <strong>Institut</strong>ional Comparisons«<br />

her<strong>aus</strong>gegeben. Die Redaktion liegt bei Wolfgang<br />

Ochel <strong>und</strong> Rigmar Osterkamp. Die Zeitschrift enthält<br />

folgende Rubriken: »Forum«, »Research Reports«,<br />

»Reform Models«, »Database« <strong>und</strong> »News«. In der<br />

Rubrik »Forum« werden Themen von mehreren<br />

Autoren <strong>und</strong> unter verschiedenen Gesichtspunkten<br />

behandelt. Im Jahr 2004 wurden folgende Themen<br />

diskutiert: Decentralising the Public Sector, <strong>Institut</strong>ions<br />

and Performance, Dual Income Tax, <strong>Institut</strong>ions for<br />

Better Education. Die Rubriken »Research Reports«<br />

<strong>und</strong> »Reform Models« sind dagegen thematisch nicht<br />

festgelegt. Allerdings geht es auch hier stets um<br />

Ländervergleiche im Hinblick auf die Gestaltung<br />

wirtschaftlich relevanter <strong>Institut</strong>ionen (Ordnungspolitik).<br />

Die Artikel des DICE Report können auch von<br />

der CES<strong>ifo</strong>-Homepage heruntergeladen werden. Diese<br />

Möglichkeit wird pro Monat zwischen 1.000- <strong>und</strong><br />

1.500-mal genutzt.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 66<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

DICE: Datenbank für <strong>Institut</strong>ionenvergleiche<br />

in Europa <strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong> DICE Report – Journal<br />

for <strong>Institut</strong>ional Comparisons<br />

R. Osterkamp, W. Ochel, N. Hoffmann, O. Röhn.<br />

Der Ausbau der Datenbank wird fortgesetzt. Die<br />

DICE-Arbeitsgruppe gibt darüber hin<strong>aus</strong> den CES<strong>ifo</strong><br />

DICE Report her<strong>aus</strong>.<br />

<strong>Institut</strong>ionelle Determinanten des<br />

Wirtschaftswachstums in OECD-Ländern<br />

R. Osterkamp, W. Ochel, O. Röhn, N. Hoffmann in<br />

Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor Th. Eicher,<br />

University of Washington, Seattle, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />

Dezember 2004 bis April 2007.<br />

Neuere Erkenntnisse in der empirischen Wachstumsliteratur<br />

unterstreichen die Bedeutung der Qualität<br />

von <strong>Institut</strong>ionen für die Erklärung weltweiter<br />

Wachstums- <strong>und</strong> Wohlfahrtsunterschiede. Ziel dieses<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekts ist es, diesen Zusammenhang für<br />

OECD-Länder ökonometrisch zu analysieren <strong>und</strong><br />

spezifische institutionelle Rahmenbedingungen zu<br />

identifizieren, die die unterschiedlichen Wachstumstrends<br />

<strong>und</strong> Lebensstandards begründen.<br />

Kurzfristprognose <strong>und</strong> makroökonomische<br />

Analyse für Kasachstan<br />

S. Schönherr, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong>, J. Albrecht,<br />

G. Huber für die Deutsche Gesellschaft für Technische<br />

Zusammenarbeit (GTZ) GmbH, Eschborn, Mai 2003<br />

bis Februar 2005.<br />

Im Zuge der »Nachbetreuung« eines kasachischen<br />

Wirtschaftsforschungsinstituts, mit dem das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

eine langjährige Partnerschaft verbindet, werden<br />

gemeinsam die Methoden der makroökonomischen<br />

Kurzfristprognose <strong>und</strong> -analyse vertieft <strong>und</strong> die Anwendbarkeit<br />

von in Europa entwickelten Verfahren getestet.<br />

Entwicklung des Lebensstandards in<br />

Zentralasien während der ersten Dekade<br />

der Transformation – Promotionsprojekt<br />

J. Albrecht, R. Osterkamp, S. Schönherr, unterstützt<br />

durch die VolkswagenStiftung, Juli 2003 bis August 2005.


Das Projekt untersucht die Entwicklung des<br />

Lebensstandards in den zentralasiatischen Transformationsländern<br />

Kasachstan, Kirgisien, Turkmenistan<br />

<strong>und</strong> Usbekistan. Im Wesentlichen sollen zwei Fragen<br />

beantwortet werden: 1.) Wie entwickelte sich der<br />

Lebensstandard der Bevölkerung im Vergleich zu<br />

anderen wirtschaftlichen Wachstumsindikatoren in der<br />

ersten Dekade des Transformationsprozesses. Als<br />

Wohlfahrtsindikatoren dienen dabei insbesondere<br />

die Überlebenswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> der Ernährungsstatus<br />

von Kindern. 2.) Welche Faktoren bestimmen<br />

die Überlebenswahrscheinlichkeit <strong>und</strong> den Ernährungsstatus<br />

von Kindern? Dieser Teil der Studie widmet<br />

sich der empirischen Analyse von Einflussmöglichkeiten<br />

auf eine adäquate künftige ökonomische Entwicklung.<br />

Serbien – Training Programme to RBD<br />

(Belgrade) in Economic Monitoring and<br />

Forecasting<br />

S. Schönherr, G. Nerb, W. Nierh<strong>aus</strong>, J. Lindlbauer<br />

(extern) für Republican Bureau for Development<br />

(Serbien)/EU, April 2004 bis Februar 2005.<br />

Der Aufbau eines wissenschaftlich gestützten wirtschaftlichen<br />

Beobachtungs- <strong>und</strong> Vorhersagesystems<br />

steht im Zentrum des Vorhabens. Im Dienst dieser<br />

Zielsetzung wird auch ein Konjunkturtest in Serbien<br />

konzipiert <strong>und</strong> eingeführt. Eine Verlängerungsphase ist<br />

derzeit in Planung.<br />

Handel <strong>und</strong> Handelspotentiale der<br />

Zentralasiatischen Länder – Chancen<br />

<strong>und</strong> Risiken eines gemeinsamen Marktes<br />

S. Schönherr, G. Huber (extern), J. Albrecht für die<br />

Deutsche Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit<br />

(GTZ) GmbH, FAZ-<strong>Institut</strong>, DEG, Oktober 2004 bis<br />

Januar 2005.<br />

Die Außenhandelsentwicklung der fünf zentralasiatischen<br />

Länder – Kasachstan, Usbekistan, Kirgistan,<br />

Tadschikistan <strong>und</strong> Turkmenistan – seit 1995 zeigt für die<br />

einzelnen Länder höchst unterschiedliche Verläufe. Der<br />

Handel Kasachstans boomt, der anderer Länder<br />

stagniert.Vor allem der regionale Handel zwischen den<br />

zentralasiatischen Staaten ist nicht nur relativ, sondern<br />

sogar absolut zurückgefallen. Dies deutet auf Probleme<br />

für einen gemeinsamen Markt hin.<br />

Empirische Analysen der Markteingangsstrategien<br />

deutscher Unternehmen<br />

in China <strong>und</strong> Indien<br />

G. Haslinger in Kooperation mit <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sprofessor<br />

Th. Eicher, autonomes <strong>Forschung</strong>sprojekt,<br />

Juli 2004 bis März 2005: Entwicklung eines Projektkonzeptes.<br />

Die Untersuchung widmet sich den Globalisierungsmustern<br />

deutscher multinationaler Unternehmen.<br />

Empirisch <strong>und</strong> ökonometrisch werden die Substitutions-<br />

<strong>und</strong> Komplementärbeziehungen zwischen<br />

Direktinvestitions- <strong>und</strong> Exportstrategien anhand eines<br />

gravitationstheoretischen Ansatzes (in Anlehnung an<br />

Buch <strong>und</strong> Lipponer) modelliert.<br />

Internationaler <strong>Institut</strong>ionenvergleich<br />

67 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


<strong>ifo</strong>-Befragungsdaten als<br />

Frühindikatoren geschätzt<br />

Unternehmensbefragungen<br />

Unternehmensbefragungen, ihre Aufbereitung <strong>und</strong><br />

Interpretation, bilden eine zentrale <strong>Service</strong>funktion des<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. Die regelmäßig erhobenen Daten fließen<br />

nicht nur in die <strong>ifo</strong> Konjunkturprognose ein, sie bilden<br />

auch eine wichtige Gr<strong>und</strong>lage für branchenmäßige <strong>und</strong><br />

gesamtwirtschaftliche Vor<strong>aus</strong>schätzungen von Unternehmen,<br />

Verbänden <strong>und</strong> staatlichen Stellen. Die<br />

Umfrageergebnisse werden <strong>aus</strong>führlich in den Medien<br />

diskutiert <strong>und</strong> interpretiert. In der wirtschaftswissenschaftlichen<br />

<strong>Forschung</strong> spielen Analysen der Mikrodaten<br />

<strong>aus</strong> den <strong>ifo</strong>-Umfragen bei der Überprüfung von<br />

ökonomischen Verhaltensmustern – zum Beispiel des<br />

Investitions- <strong>und</strong> Beschäftigungsverhaltens, der Beschäftigtenentwicklung<br />

oder der Preispolitik – eine große<br />

Rolle. Die anerkannte Stellung des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s auf dem<br />

Gebiet der Unternehmensbefragungen wird auch<br />

daran deutlich, dass die Umfragetechnik des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />

mittlerweile in mehr als 50 Ländern eingesetzt wird.<br />

Ein Schwerpunkt der eigenen <strong>Forschung</strong>sarbeit liegt<br />

auf der Analyse der <strong>ifo</strong>-Befragungsdaten. Einen hohen<br />

Stellenwert besitzt ihre Nutzung als Frühindikatoren<br />

für wichtige Wirtschaftssektoren sowie Analysen in<br />

den Bereichen der Unternehmensfinanzierung <strong>und</strong><br />

Finanzdienstleistungen, insbesondere der Nutzung von<br />

Leasing. Weitere Schwerpunkte liegen auf der Konstruktion<br />

von makroökonomischen, branchen- <strong>und</strong><br />

firmenspezifischen Prognosemodellen auf der Basis der<br />

erhobenen qualitativen Daten. Neben der permanenten<br />

Entwicklung von neuen Indikatoren spielt die Überprüfung<br />

der Prognosegüte bestehender Indikatoren<br />

mit modernen Zeitreihenverfahren eine zentrale Rolle.<br />

Darüber hin<strong>aus</strong> wird die Erhebungs- <strong>und</strong> Analysetechnik<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s in engem Kontakt mit Universitäten<br />

<strong>und</strong> <strong>Forschung</strong>sinstituten im Ausland, die<br />

ähnliche Umfragen durchführen, verfeinert <strong>und</strong> modernisiert.<br />

Ergebnisse der methodischen Arbeiten werden<br />

im Rahmen von internationalen Konferenzen, beispielsweise<br />

CIRET (Centre for International Research in<br />

Economic Tendency Surveys) diskutiert oder in referierten<br />

Fachzeitschriften publiziert. Bei der methodischen<br />

Weiterentwicklung arbeitet der Bereich eng mit<br />

der LMU zusammen. Die Unternehmenspanel <strong>und</strong> die<br />

Auswertungsprogramme der <strong>ifo</strong>-Umfragen unterliegen<br />

der ständigen Überprüfung <strong>und</strong> Anpassung an sich<br />

ändernde Strukturen <strong>und</strong> Produktspektren. Auch die<br />

Repräsentativität sowie die Pl<strong>aus</strong>ibilität der Daten wer-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 68<br />

den laufend kontrolliert. Bei den Erhebungen werden<br />

auch Übertragungstechniken wie E-Mail oder Online-<br />

Befragungen per Internet eingesetzt.<br />

Bei den Befragungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s stand 2004<br />

erneut der Konjunkturtest im Zentrum des öffentlichen<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Interesses.Viel Beachtung<br />

fanden auch die Ergebnisse der Investitionsumfragen<br />

des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s. Einige der über Primärerhebungen<br />

ermittelten Informationen gehen auch in das Rechenwerk<br />

der amtlichen Statistik ein.<br />

Um dem starken Informationsbedarf über internationale<br />

Konjunkturtendenzen Rechnung zu tragen, führt<br />

das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> mit dem World Economic Survey<br />

(WES) eine internationale Befragung durch. Im Gegensatz<br />

zu dem ansonsten <strong>ifo</strong>-typischen Ansatz, Unternehmer<br />

nach ihrer eigenen Situation zu befragen, ist<br />

der WES eine Expertenbefragung.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest<br />

Bereits 1949 führte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> mit dem <strong>ifo</strong><br />

Konjunkturtest eine neue Methode der Konjunktur<strong>und</strong><br />

Marktbeobachtung ein. Heute ist er eine der<br />

wichtigsten Quellen für die Beurteilung der aktuellen<br />

wirtschaftlichen Lage in Deutschland. Im Jahr 1990,<br />

unmittelbar nach Inkrafttreten der Wirtschafts- <strong>und</strong><br />

Währungsunion, wurde der Konjunkturtest auch auf<br />

Ostdeutschland <strong>aus</strong>geweitet.<br />

Der monatliche Konjunkturtest basiert auf r<strong>und</strong> 7.000<br />

Meldungen von Unternehmen in West- <strong>und</strong> Ostdeutschland<br />

zu ihrer Einschätzung der Geschäftslage<br />

<strong>und</strong> verwandten Aspekten der Geschäftstätigkeit. Die<br />

Standardfragen richten sich zum einen auf die<br />

Beurteilung der aktuellen Verhältnisse, zum anderen auf<br />

die Erwartungen <strong>und</strong> Pläne der Unternehmen für die<br />

folgenden drei bis sechs Monate. Die Testteilnehmer<br />

werden gebeten, bei der Beantwortung der Fragen<br />

saisonale Einflüsse <strong>aus</strong>zuschalten, da dies aber nur<br />

z.T. möglich ist, werden die Erhebungsergebnisse<br />

noch einem Saisonbereinigungsverfahren unterzogen.<br />

Komplexe Auswertungsverfahren liefern <strong>aus</strong> den<br />

Befragungsergebnissen Informationen über r<strong>und</strong><br />

500 Einzelmärkte des Verarbeitenden Gewerbes,<br />

des Bauhauptgewerbes <strong>und</strong> des Groß- <strong>und</strong> Einzelhandels.


Ziel des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests ist die Erfassung der<br />

Konjunkturkomponente der gesamten wirtschaftlichen<br />

Entwicklung, der langfristige Wachstumstrend wird<br />

nicht abgebildet. Der <strong>ifo</strong> Konjunkturtest wurde<br />

als Ergänzung zu den Daten der amtlichen Statistik<br />

konzipiert. Er liefert Informationen über Sachverhalte,<br />

die von der amtlichen Statistik nicht erfasst werden,<br />

<strong>und</strong> liegt sehr zeitnah vor.<br />

Aus den langen Zeitreihen des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests<br />

leitet das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> <strong>aus</strong>sagekräftige Konjunkturindikatoren<br />

ab. Insbesondere der <strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex<br />

sowie die vierteljährlich erhobene<br />

Kapazitäts<strong>aus</strong>lastung <strong>und</strong> die Reichweite der Auftragsbestände<br />

zeichnen ein verlässliches Bild der jeweiligen<br />

konjunkturellen Lage <strong>und</strong> der vor<strong>aus</strong>sichtlichen<br />

Entwicklung in den nächsten Monaten. Der wesentliche<br />

Vorteil der <strong>ifo</strong> Konjunkturindikatoren gegenüber<br />

der amtlichen Statistik ist ihre schnelle Verfügbarkeit.<br />

Während die Produktions- <strong>und</strong> Auftragseingangsindizes<br />

der amtlichen Statistik in der Regel erst mehr<br />

als vier Wochen nach Ende des Berichtsmonats veröffentlicht<br />

<strong>und</strong> nachträglich vielfach stark revidiert<br />

werden, liegen die Ergebnisse des Konjunkturtests<br />

üblicherweise bereits zwischen dem 25. <strong>und</strong> 27. Tag<br />

des Berichtsmonats vor.<br />

Externe Interessenten können die Zeitreihen des <strong>ifo</strong><br />

Konjunkturtests durch den Datenbankservice des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s beziehen. Der angebotene Datenbestand<br />

umfasst auch Zeitreihen <strong>aus</strong> anderen Quellen.<br />

<strong>ifo</strong> Geschäftsklima<br />

Das <strong>ifo</strong> Geschäftsklima, das als Mittelwert <strong>aus</strong> den Salden<br />

der aktuellen Geschäftslagebeurteilung <strong>und</strong> der<br />

Geschäftserwartungen für die nächsten sechs Monate<br />

berechnet wird, wird seit 1972 regelmäßig vom <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong> veröffentlicht. Es hat sich als Frühindikator der<br />

Wirtschaftsentwicklung in Deutschland bewährt.<br />

Gegenüber dem Produktionsindex für das Produzierende<br />

Gewerbe <strong>aus</strong> der amtlichen Statistik besitzt der<br />

Indikator einen Vorlauf von durchschnittlich zwei bis<br />

drei Monaten. Er ist <strong>aus</strong> der deutschen Konjunkturberichterstattung<br />

nicht mehr wegzudenken. Die nationale<br />

<strong>und</strong> internationale Bedeutung des <strong>ifo</strong> Geschäftsklimas<br />

lässt sich auch an den Reaktionen der<br />

Finanzmärkte auf die Monat für Monat mit Spannung<br />

erwartete Veröffentlichung des aktuellen Werts ablesen.<br />

Monatliche Sonder<strong>aus</strong>wertungen <strong>und</strong> Kommentierungen<br />

der Konjunkturtestdaten erstellt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

für die B<strong>und</strong>esländer Bayern, Baden-Württemberg,<br />

Sachsen <strong>und</strong> Thüringen.<br />

110<br />

105<br />

100<br />

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90<br />

85<br />

80<br />

75<br />

<strong>ifo</strong> Geschäftsklima Deutschland<br />

Indexwerte, 2000 = 100, saisonbereinigt<br />

Gewerbliche Wirtschaft 1)<br />

Geschäftserwartungen<br />

1993 1994 1995 1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002 2003 2004 2005<br />

1) Verarbeitendes Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel.<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest März 2004<br />

<strong>ifo</strong> Geschäftsklima<br />

Beurteilung der Geschäftslage<br />

Die vom Geschäftsklimaindex bereits im Jahr 2003 angezeigte<br />

wirtschaftliche Erholung bestätigte sich. Nach<br />

einem Rückgang des realen Bruttoinlandsprodukts von<br />

–0,1 % in 2003 veröffentlichte das Statistische B<strong>und</strong>esamt<br />

für 2004 ein Wachstum von 1,6 %.<br />

Der Geschäftsklimaindex konnte 2004 jedoch nicht<br />

weiter an Fahrt gewinnen, im Gegenteil, er beendete<br />

das Jahr mit einem Wert, der leicht unter dem des<br />

Jahresanfangs lag. Im Verlauf des Jahres schwächten sich<br />

die zu Beginn noch recht optimistischen Geschäftserwartungen<br />

ab, gleichzeitig verbesserten sich die<br />

Urteile über die Geschäftslage im Frühjahr geringfügig<br />

<strong>und</strong> blieben danach stabil. Für das Geschäftsklima ergab<br />

sich daher von Anfang des Jahres bis in den Sommer<br />

hinein ein tendenziell leicht fallender Verlauf. Von<br />

August bis Oktober veränderten sich die beiden Teilkomponenten<br />

<strong>und</strong> damit auch das Geschäftsklima nur<br />

unwesentlich. Die Entwicklung des Geschäftsklimas<br />

deutete somit auf eine leichte konjunkturelle<br />

Schwächephase im Herbst hin, die sich auch tatsächlich<br />

in den später vom statistischen B<strong>und</strong>esamt veröffentlichten<br />

Daten widerspiegelte. Nach einem Rückgang<br />

im November stiegen beide Teilkomponenten <strong>und</strong> das<br />

Geschäftsklima im Dezember merklich an. Dies kann<br />

Unternehmensbefragungen<br />

<strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex:<br />

Monat für Monat mit<br />

Spannung erwartet<br />

69 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004<br />

110<br />

105<br />

100<br />

95<br />

90<br />

85<br />

80<br />

75


Unternehmensbefragungen<br />

DV-Dienstleister:<br />

zufriedenstellender<br />

Geschäftsverlauf<br />

als Signal dafür gewertet werden, dass die Abkühlung<br />

nur ein temporäres Phänomen ist <strong>und</strong> überw<strong>und</strong>en<br />

werden kann.<br />

Die beobachtete Rücknahme der Geschäftserwartungen<br />

zeigte sich in allen vier in das Geschäftsklima<br />

einbezogenen Wirtschaftsbereichen – Verarbeitendes<br />

Gewerbe, Bauhauptgewerbe, Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel.<br />

Dagegen unterschieden sich die Entwicklungen bei den<br />

Urteilen zur Geschäftslage. Einzig im Verarbeitenden<br />

Gewerbe wurde die Lage im Jahresverlauf zunehmend<br />

günstiger beurteilt. Im Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel sowie<br />

im Bauhauptgewerbe traten die Einschätzungen mehr<br />

oder weniger auf der Stelle.<br />

Vierteljährliche Umfragen im Dienstleistungssektor<br />

Seit Frühjahr 1995 werden im vierteljährlichen Turnus<br />

die DV-Dienstleister, seit dem ersten Quartal 1998 die<br />

Leasing-Unternehmen über Entwicklungstendenzen<br />

sowie Urteile <strong>und</strong> Erwartungen befragt. Ende 1999<br />

erfolgte die Einbeziehung der Versicherungen in den<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest, zur Jahreswende 2000 wurde in<br />

Zusammenarbeit mit der Deutschen B<strong>und</strong>esbank,<br />

Hauptverwaltung München (frühere Landeszentralbank<br />

Bayern), eine Konjunkturumfrage im bayerischen<br />

Finanzgewerbe durchgeführt.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest DV-Dienstleister<br />

Die Konjunkturschwäche in der deutschen Software<strong>und</strong><br />

DV-Dienstleistungsbranche war hartnäckiger als<br />

zunächst angenommen. Nach Einschätzung des Branchenverbandes<br />

BITKOM (B<strong>und</strong>esverband Informationswirtschaft,<br />

Telekommunikation <strong>und</strong> neue<br />

Medien, Berlin) schrumpften die nominalen Umsätze<br />

2002 <strong>und</strong> 2003 um 2,4 bzw. 1,0%, die Beschäftigung<br />

verringerte sich im gleichen Zeitraum um 6 bzw. 4 %.<br />

Die deutschen Software- <strong>und</strong> DV-Dienstleistungsunternehmen<br />

haben zwar die Talsohle der vergangenen Jahre<br />

durchschritten, die Erholung kommt aber nur mühsam<br />

voran. Nachdem der <strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex im ersten<br />

Halbjahr 2004 mehr oder weniger auf der Stelle trat,<br />

nahm der Indikator im Oktober seinen Erholungskurs<br />

wieder auf. Dabei wurden sowohl die Geschäftslageurteile<br />

als auch die Perspektiven für das Winterhalbjahr<br />

2004/05 günstiger beurteilt. Nach wie vor konnte sich<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 70<br />

der Geschäftsverlauf aber nur auf dem zufriedenstellenden<br />

Niveau behaupten Die lebhafte Nachfrage nach<br />

Software <strong>und</strong> informationstechnischen Dienstleistungen<br />

bescherte den Unternehmen im Laufe der letzten zwei<br />

bis drei Monate ein Umsatzplus. Auch die vergleichbaren<br />

Vorjahresumsätze wurden leicht übertroffen, dahinter<br />

stehen aber doch sehr unterschiedliche Entwicklungstrends:<br />

41 % der Testteilnehmer berichteten<br />

über höhere Umsätze, 29 % über eine gleichbleibende<br />

Entwicklung, <strong>und</strong> immerhin noch fast jedes dritte Unternehmen<br />

musste im Berichtszeitraum Umsatzeinbußen<br />

verkraften. Große Hoffnungen setzten die Unternehmen<br />

auf die Umsatzentwicklung im Jahresschlussquartal,<br />

das Vertrauen hat wieder kräftig zugenommen.<br />

DV-Dienstleister: Zufriedenstellender<br />

Geschäftsverlauf<br />

3. Berichtsquartal 2004<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest, DV-Dienstleistungen 2004.<br />

Trotz Zuversicht ist der Abwärtstrend der Beschäftigung<br />

in der deutschen Software- <strong>und</strong> DV-Dienstleistungsbranche<br />

noch nicht zum Stillstand gekommen:


2002 gingen r<strong>und</strong> 22.000 Arbeitsplätze verloren, 2003<br />

wurden etwa 13.000 Stellen gestrichen. Positiv ist allenfalls<br />

zu sehen, dass der Beschäftigungsabbau nun doch<br />

allmählich <strong>aus</strong>laufen wird. Bei den Beschäftigungserwartungen<br />

für die nächsten Monate hielten sich<br />

positive <strong>und</strong> negative Stimmen knapp die Waage.<br />

Etwas günstiger sieht das Bild bei den größeren<br />

Betrieben <strong>aus</strong>, hier ist sogar schon wieder ein leichter<br />

Zuwachs zu erwarten. Bei den kleineren Betrieben<br />

blieben die Unternehmer dagegen zugeknöpft, hier<br />

überwogen per saldo immer noch die pessimistischen<br />

Stimmen.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Leasing<br />

Seit dem Frühjahr 1998 führt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in Zusammenarbeit<br />

mit dem B<strong>und</strong>esverband Deutscher<br />

Leasing-Unternehmen e.V. in Berlin eine vierteljährliche<br />

Konjunkturerhebung bei den Leasingunternehmen<br />

durch. Die Einschätzungen der Leasinggesellschaften<br />

für ihre eigene künftige Geschäftsentwicklung eignen<br />

sich besonders gut zur Prognose der gesamtwirtschaftlichen<br />

Ausrüstungsinvestitionen.<br />

Bei den gesamtwirtschaftlichen Ausrüstungsinvestitionen<br />

dürfte die Wachstumsschwäche auch 2004<br />

noch nicht überw<strong>und</strong>en sein. Zwar sprachen die verbesserten<br />

Geschäftserwartungen der Unternehmen<br />

am Jahresanfang 2004 für eine zunehmende Investitionsneigung,<br />

es gibt jedoch nach wie vor einige Einflüsse,<br />

die dämpfend auf die Investitionstätigkeit wirken.<br />

Das sind vor allem: die weiterhin relativ niedrige<br />

Kapazitäts<strong>aus</strong>lastung, welche sich auch in den nächsten<br />

Quartalen nur maßvoll erhöhen dürfte, die häufig zu<br />

geringe Eigenkapitalquote mittelständischer Betriebe,<br />

die die Kreditaufnahme erschwert, <strong>und</strong> schließlich der<br />

anhaltend schwache inländische Konsum.Trotz des fehlenden<br />

Rückenwindes durch steigende Investitionen<br />

wird die Leasingbranche 2004 ein positives Ergebnis<br />

erzielen. Das Neugeschäft der Leasinggesellschaften<br />

dürfte zwar in den Sommermonaten spürbar an<br />

Schwung verloren haben, <strong>und</strong> auch der Geschäftsklimaindex<br />

hat im dritten Quartal deutlich nachgegeben,<br />

weist aber – wie schon das ganze Jahr über –<br />

einen positiven Saldo auf. Dadurch wird das Leasing<br />

erneut deutliche Marktanteilsgewinne realisieren können,<br />

die Mobilien-Leasingquote dürfte auf über 24 %<br />

ansteigen.<br />

Als volatilstes Aggregat des Bruttoinlandsprodukts<br />

waren die Ausrüstungsinvestitionen bisher nur sehr<br />

schwer zu prognostizieren. Als Indikatoren für eine<br />

Prognose wurden meist die inländischen Auftragseingänge<br />

im Investitionsgütergewerbe <strong>und</strong> im Werkzeugmaschinenbau<br />

sowie die Geschäftserwartungen im<br />

Verarbeitenden Gewerbe verwendet, daneben noch<br />

die volkswirtschaftliche Gewinnquote <strong>und</strong> Zinsdifferenzen.<br />

Prognosefehler kamen bei diesen Ansätzen<br />

jedoch häufig vor. Deshalb wurde im Jahr 2000 <strong>aus</strong> den<br />

regelmäßigen Unternehmensbefragungen im Mobilien-<br />

Leasing vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> zusammen mit dem B<strong>und</strong>esverband<br />

Deutscher Leasing-Unternehmen (BDL) ein<br />

neuer <strong>aus</strong>sagefähiger Indikator für die Prognose der<br />

Ausrüstungsinvestitionen konstruiert, der in diesem<br />

Jahr erneut eine sehr gute Performance nachweisen<br />

kann. Er hat bereits im ersten Quartal angezeigt, dass<br />

es 2004 kein Investitionswachstum geben wird. Auch<br />

bis zu Beginn des Frühjahres 2005 bewegt sich der<br />

Investitionsindikator noch im negativen Bereich, <strong>und</strong> es<br />

lässt sich noch kein Aufschwungssignal erkennen. Demnach<br />

werden die Investitionen erst ab dem zweiten<br />

Quartal in eine Wachstumsphase eintreten können.<br />

Gesamtwirtschaftliche Ausrüstungsinvestitionen:<br />

Investitionserholung lässt noch auf sich warten<br />

geschätzt <strong>aus</strong> den Geschäftserwartungen Mobilien-Leasing<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest, Leasing 2004; Statistisches B<strong>und</strong>esamt;<br />

Berechungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, 3. Quartal 2004.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Versicherungsgewerbe<br />

In enger Zusammenarbeit mit dem Gesamtverband<br />

der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. führt das<br />

Unternehmensbefragungen<br />

Indikator zur Prognose der<br />

Ausrüstungsinvestitionen<br />

71 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Unternehmensbefragungen<br />

Gutes Geschäftsjahr<br />

für die deutsche<br />

Versicherungswirtschaft<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> seit Ende 1999 einen vierteljährlichen<br />

Konjunkturtest im Versicherungsgewerbe durch.<br />

Einbezogen in die Erhebung sind Versicherungsunternehmen<br />

in den Bereichen Leben, Kranken, Schaden/Unfall<br />

<strong>und</strong> Rechtsschutz. Gemessen an den verdienten<br />

Bruttobeiträgen repräsentieren die erfassten<br />

Versicherungsunternehmen gut 80 % der Beiträge.<br />

Versicherungswirtschaft insgesamt<br />

Geschäftslage, Geschäftserwartungen,<br />

Geschäftsklima<br />

Quelle: <strong>ifo</strong> Konjunkturtest Versicherungen.<br />

Die deutsche Versicherungswirtschaft konnte auch im<br />

vergangenen Jahr – trotz der allgemeinen wirtschaftlichen<br />

Stagnation <strong>und</strong> den Unsicherheiten auf den<br />

Kapitalmärkten – auf ein gutes Geschäftsjahr zurückblicken.<br />

Die Beitragseinnahmen wuchsen um 4,9%<br />

nach 4,4% in 2002. Die aktuellen Indikatoren des <strong>ifo</strong><br />

Konjunkturtests zeigen auch die positive Entwicklung in<br />

2003, seit dem Jahreswechsel 2003/04 hat aber der<br />

Geschäftsklimaindex von Quartal zu Quartal nachgegeben.<br />

Die Eintrübung ist dabei <strong>aus</strong>schließlich auf eine<br />

vorsichtigere Einschätzung der Geschäftserwartungen<br />

für die nächsten sechs Monate zurückzuführen. Die<br />

Urteile zum gegenwärtigen Geschäftsverlauf fielen<br />

dagegen unverändert günstig <strong>aus</strong>. Spartenmäßig hat<br />

vor allem die Schaden- <strong>und</strong> Unfallversicherung sowie<br />

die private Krankenversicherung zu diesem Stimmungsbild<br />

beigetragen. In der Lebensversicherung tritt<br />

das Geschäftsklima dagegen seit drei Quartalen mehr<br />

oder weniger auf der Stelle. Das Neugeschäft hat<br />

sich verlangsamt, weniger Unternehmen als zuvor<br />

berichteten über gestiegene Beitragseinnahmen, <strong>und</strong><br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 72<br />

auch die hoffnungsvollen Erwartungen bezüglich der<br />

künftigen Beitragsentwicklung haben sich sichtlich<br />

abgeschwächt.<br />

Monatlicher <strong>ifo</strong> Konjunkturtest Dienstleistungen<br />

Neben den vierteljährlichen Dienstleistungserhebungen<br />

führt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> auch einen monatlichen<br />

Konjunkturtest Dienstleistungen durch, dessen Ergebnisse<br />

aber in der Aufbauphase nicht veröffentlicht<br />

wurden. Die Erhebungen sind wie im <strong>ifo</strong> Konjunkturtest<br />

für das Verarbeitende Gewerbe, die Bauwirtschaft<br />

oder den Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel als Panel-Umfrage<br />

konzipiert.<br />

Die Aufbauarbeiten am Panel für den monatlichen <strong>ifo</strong><br />

Konjunkturtest Dienstleistungen wurden 2001 begonnen<br />

<strong>und</strong> seitdem kontinuierlich fortgesetzt. 2004 konnten<br />

wesentliche Aufbauarbeiten abgeschlossen werden.<br />

Zusätzlich wurden wichtige Integrationsarbeiten<br />

durchgeführt, so die Umstellung der seit 1995 durchgeführten<br />

Quartalserhebungen bei Dienstleistern im<br />

Bereich Information <strong>und</strong> Kommunikation auf nunmehr<br />

monatlichen Rhythmus. In den Konjunkturtest Dienstleistungen<br />

sind auch die Geschäftsfelder Multimedia<br />

<strong>und</strong> Internet einbezogen. Im Bereich der Finanzdienstleistungen<br />

wurde der bereits bestehende Berichtskreis<br />

für den monatlichen <strong>ifo</strong> Konjunkturtest Leasing weiter<br />

<strong>aus</strong>gebaut. Die hier gewonnenen Informationen<br />

werden unter anderem für die Schätzung der<br />

Ausrüstungsinvestitionen genutzt.<br />

Wegen des Umfangs <strong>und</strong> der Heterogenität des tertiären<br />

Sektors hatte 2004 der weitere Panelaufbau<br />

hohe Priorität. Inzwischen nehmen monatlich mehr als<br />

2.000 Unternehmen am Konjunkturtest Dienstleistungen<br />

teil. Nach Abschluss der Testphase werden<br />

2005 die Ergebnisse der Öffentlichkeit vorgestellt.<br />

<strong>ifo</strong> Investitionstest<br />

Der <strong>ifo</strong> Investitionstest war der Vorläufer aller Investitionsumfragen<br />

des Statistischen B<strong>und</strong>esamtes. Heute<br />

ergänzt er die amtlichen Ex-post-Daten am aktuellen<br />

Rand mittels Prognosen auf der Basis von Planangaben<br />

der Unternehmen. Damit ist das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> die einzige<br />

Quelle für quantifizierte Schätzungen zur aktuellen<br />

Investitionsentwicklung bis zum Zeitpunkt der Ver-


öffentlichung amtlicher Ex-post-Daten. Als freiwillige<br />

Umfrage – der <strong>ifo</strong> Investitionstest ist wie alle nicht amtlichen<br />

Umfragen gesetzlich nicht verankert – kann er<br />

jedoch eine Totalerhebung gr<strong>und</strong>sätzlich nicht ersetzen.<br />

Dies gilt vor allem mit Blick auf die gewünschte<br />

Branchenuntergliederung. Für den <strong>ifo</strong> Investitionstest<br />

wurden im Jahr 2004 die Sektoren Verarbeitendes<br />

Gewerbe, Bergbau, Baugewerbe, Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel,<br />

Elektrizitätsversorgung <strong>und</strong> Anlagevermietung<br />

(Leasing <strong>und</strong> Herstellervermietung) befragt. Der Prognosehorizont<br />

erstreckt sich – abgesehen von der<br />

Umfrage in der Elektrizitätsversorgung – auf maximal<br />

ein Jahr. Die Erhebungen werden in den meisten oben<br />

genannten Sektoren einmal jährlich durchgeführt, nur<br />

die Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes <strong>und</strong><br />

des Bergb<strong>aus</strong> werden zweimal jährlich befragt.<br />

Im Rahmen des Investitionstests im Verarbeitenden<br />

Gewerbe <strong>und</strong> im Bergbau erhebt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> Daten<br />

zur Investitionsentwicklung in den alten <strong>und</strong> neuen<br />

B<strong>und</strong>esländern. Erfasst werden, neben der Investitionsentwicklung<br />

der Vergangenheit, die Investitionspläne<br />

des laufenden bzw. kommenden Jahres <strong>und</strong> die<br />

Zielsetzung der Investitionstätigkeit sowie die in diesem<br />

Zusammenhang relevanten Einflussfaktoren. Die<br />

Investitionsaktivitäten in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

müssen wegen der deutlich differierenden Strukturen<br />

gesondert erfasst <strong>und</strong> <strong>aus</strong>gewertet werden. Nach den<br />

zuletzt veröffentlichten Ergebnissen wurden die<br />

Investitionen im Verarbeitenden Gewerbe <strong>und</strong> im<br />

Bergbau 2004 – nach den Kürzungen in den beiden vorangegangenen<br />

Jahren – erhöht. Während in den alten<br />

B<strong>und</strong>esländern ein leichter Anstieg zu verzeichnen war,<br />

dürften die Unternehmen in den neuen B<strong>und</strong>esländern<br />

ihre Investitions<strong>aus</strong>gaben 2004 deutlich erhöht haben.<br />

Mit seiner Investitionsumfrage im Leasingsektor<br />

schließt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eine statistische Lücke. Anders<br />

als in den übrigen Bereichen handelt es sich hier um<br />

eine Totalerhebung, es existieren keine amtlichen<br />

Zahlen für die Hochrechnung von Stichprobenergebnissen.<br />

Die Leasinggesellschaften melden ihre Anlageinvestitionen<br />

aufgeteilt nach Investitionsgüterarten <strong>und</strong><br />

nach abnehmenden Sektoren. Diese Daten bilden die<br />

Gr<strong>und</strong>lage für die <strong>ifo</strong> Investorenrechnung nach dem<br />

Nutzerkonzept <strong>und</strong> die <strong>Berichte</strong>rstattung über eine<br />

der gewichtigsten Dienstleistungsbranchen.<br />

Weitere Umfragen<br />

Neben Konjunkturtest <strong>und</strong> Investitionstest führt das<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> zahlreiche weitere Unternehmensbefragungen<br />

durch.<br />

<strong>ifo</strong> Innovationstest<br />

Innovationen stellen eine der wichtigsten Determinanten<br />

für einzel- <strong>und</strong> gesamtwirtschaftliches Wachstum<br />

dar. Da Wirtschaftswachstum <strong>und</strong> Wettbewerbsfähigkeit<br />

einer Wirtschaft oder eines Unternehmens<br />

längerfristig zwar von so genannten High-Tech-<br />

Innovationen geprägt werden, aber <strong>aus</strong>gesprochene<br />

technologische Durchbrüche eher die Ausnahme<br />

darstellen, sich der technologische Fortschritt<br />

überwiegend <strong>aus</strong> einer Vielzahl kleiner, marginal<br />

erscheinender Schritte zusammensetzt, ist ein weit<br />

gefasster Innovationsbegriff zu wählen. Denn nur durch<br />

die Erfassung von sowohl »radikalen« als auch »marginalen«<br />

Neuerungen kann der technische Fortschritt<br />

erklärt werden. Diesem Ansatz folgt der seit 1979<br />

jährlich durchgeführte <strong>ifo</strong> Innovationstest.<br />

Auf der Gr<strong>und</strong>lage der Daten des <strong>ifo</strong> Innovationstests ist<br />

das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in der Lage, zum einen die branchen- <strong>und</strong><br />

produktgruppenspezifischen Innovationsaktivitäten der<br />

Unternehmen abzubilden. Zum anderen liefern die Ergebnisse<br />

Informationen auf gesamtwirtschaftlicher Ebene<br />

für Branchen-, Struktur- <strong>und</strong> Wachstumsanalysen. Darüber<br />

hin<strong>aus</strong> werden auch die die Innovationsaktivitäten<br />

der deutschen Industrie beeinflussenden ökonomischen<br />

<strong>und</strong> technologischen Rahmenbedingungen erfasst.<br />

Während im Zeitraum 1997 bis 2000 der Anteil der<br />

Unternehmen, die Produkt- <strong>und</strong>/oder Prozessinnovationen<br />

durchgeführt haben, relativ konstant bei<br />

knapp 60 % lag, haben die Innovationsaktivitäten in den<br />

Jahren 2001 <strong>und</strong> 2002 merklich abgenommen: Der<br />

Innovatorenanteil fiel um über 4 Prozentpunkte auf<br />

r<strong>und</strong> 54%, im Jahr 2002 sank der Anteil erneut auf<br />

53%. Im Jahr 2003 war wieder ein leichter Anstieg der<br />

Innovationsaktivitäten zu verzeichnen. R<strong>und</strong> 55 % der<br />

deutschen Industrieunternehmen führten Produkt<strong>und</strong>/oder<br />

Prozessinnovationen durch.<br />

Zunehmend bedroht wird die Ausschöpfung des<br />

Innovationspotentials durch steigende Aufwendungen<br />

Unternehmensbefragungen<br />

Im Jahr 2003 wieder<br />

leichter Anstieg der<br />

Innovationsaktivitäten<br />

73 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Unternehmensbefragungen<br />

<strong>ifo</strong>-Umfrage im<br />

Agrarbereich<br />

in Verbindung mit einer Intensivierung des internationalen<br />

Wettbewerbs. Darüber hin<strong>aus</strong> beklagen zahlreiche<br />

Innovatoren bürokratische Hemmnisse, fehlendes<br />

Risikokapital <strong>und</strong> berichten zunehmend über<br />

Schwierigkeiten, qualifizierte Mitarbeiter für den FuE-<br />

Bereich zu finden.<br />

<strong>ifo</strong> Agrar Branchenbericht<br />

Dieser erhebungsgestützte Branchenbericht wurde<br />

2003 entwickelt <strong>und</strong> 2004 zum zweiten Mal durchgeführt.<br />

Analog zu den Konjunkturerhebungen wurden<br />

Landwirte mit einem Produktionsschwerpunkt in der<br />

Schweinehaltung zur aktuellen wirtschaftlichen Lage<br />

<strong>und</strong> zur erwarteten Entwicklung befragt. Dabei spielt<br />

eine Bewertung der wirtschaftlichen <strong>und</strong> politischen<br />

Rahmenbedingungen, unter denen die Produktion zu<br />

erfolgen hat, eine besondere Rolle. Darüber hin<strong>aus</strong><br />

wird verfolgt, wie die Schweinehalter sich auf die von<br />

der Gesellschaft an sie herangetragenen Forderungen,<br />

die von der Politik <strong>und</strong> Administration formulierten<br />

Vorgaben <strong>und</strong> die Anforderungen eines stark konzentrierten<br />

Lebensmittelhandels unter den Bedingungen<br />

eines EU-weiten Wettbewerbs einstellen.<br />

Die Schweineproduktion ist eine von der EU-Förderpolitik<br />

kaum gestützte landwirtschaftliche Branche mit<br />

weithin hochmodernen Produktionsstrukturen, die in<br />

einem starken internationalen Wettbewerb steht. Ziel<br />

des Vorhabens ist es, mit einem abgestimmten<br />

Frageprogramm jeweils einmal jährlich die Stimmung<br />

unter den Schweineproduzenten, ihre Spielräume zur<br />

betrieblichen Entwicklung <strong>und</strong> deren Nutzung sowie<br />

ihre Positionierung innerhalb der Wertschöpfungskette<br />

»Schwein« in den wichtigsten Erzeugerländern der<br />

EU zu erfassen <strong>und</strong> vergleichend zu analysieren. Die<br />

Erhebungen werden <strong>aus</strong>schließlich auf elektronischem<br />

Wege durchgeführt. Alle Teilnehmer profitieren selbst<br />

von den Ergebnissen. Darüber hin<strong>aus</strong> werden sie den<br />

an der Durchführung beteiligten Organisationen<br />

sowie der Fachwelt in geeigneter Form zur Verfügung<br />

gestellt. Das Projekt ist eine Eigeninitiative des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> wird von der Landwirtschaftlichen<br />

Rentenbank gefördert.<br />

Ifo World Economic Survey (WES)<br />

Viermal befragte das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> 2004 mehr als 1.000<br />

Wirtschaftsexperten kompetenter <strong>Institut</strong>ionen <strong>und</strong><br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 74<br />

multinationaler Unternehmen über die Wirtschaftslage<br />

<strong>und</strong> die Entwicklungs<strong>aus</strong>sichten in etwa<br />

90 Industrie-, Schwellen- <strong>und</strong> Entwicklungsländern. Im<br />

Gegensatz zu den traditionellen quantitativen Statistiken<br />

zeichnen sich die Umfrageergebnisse durch ihre<br />

hohe Aktualität <strong>und</strong> internationale Vergleichbarkeit <strong>aus</strong>.<br />

Gerade in Ländern, in denen die offizielle Statistik auf<br />

einer unsicheren Basis steht, sind die von Experten vor<br />

Ort abgegebenen Urteile <strong>und</strong> Erwartungen von<br />

besonderer Bedeutung. Detaillierte Umfrageergebnisse<br />

werden den Teilnehmern zugeschickt. Für die<br />

breite internationale Öffentlichkeit wurde die CES<strong>ifo</strong><br />

Reihe »CES<strong>ifo</strong> World Economic Survey« geschaffen,<br />

deren Ausgaben viermal im Jahr auf Englisch erscheinen;<br />

eine gekürzte Fassung auf Deutsch erscheint<br />

jeweils im <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

Weltkonjunktur <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Weltwirtschaftsklima<br />

Quelle: Ifo World Economic Survey (WES) Q4/2004.<br />

<strong>ifo</strong> Architektenumfrage<br />

Mit Unterstützung der B<strong>und</strong>esarchitektenkammer<br />

führt das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> seit Januar 1980 eine vierteljährliche<br />

schriftliche Befragung bei r<strong>und</strong> 2.500 freischaffenden<br />

Architekten durch. Aus den Umfrageergebnissen<br />

werden die Indikatoren Geschäftsklima, Vertragsabschlüsse<br />

– <strong>und</strong> das damit verb<strong>und</strong>ene geschätzte<br />

Bauvolumen – sowie Auftragsbestände ermittelt.<br />

Das quartalsweise vorliegende Datenmaterial wird<br />

ergänzt durch jährlich erhobene Daten über die<br />

Rechtsform sowie die Größe des Büros <strong>und</strong> die<br />

Honorarumsätze. Die länderspezifischen Umfrage-


ergebnisse werden in einem Mitteilungsblatt jedes<br />

Quartal den jeweiligen Landesarchitektenkammern<br />

der 16 B<strong>und</strong>esländer zur Verfügung gestellt sowie den<br />

Umfrageteilnehmern bei der nächsten Befragung<br />

neben dem aktuellen Fragebogen zugeschickt.<br />

<strong>ifo</strong> Telefonumfrage<br />

Die Telefonumfrage, die bereits 1988 als Ergänzung zu<br />

den schriftlichen Erhebungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s eingeführt<br />

wurde, hat sich auch im Jahr 2004 wieder als<br />

wichtiges Instrument für besonders sensible Themen<br />

bewährt. Neben den vier im Auftrag der »Wirtschaftswoche«<br />

durchgeführten Erhebungen hat das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

auch zusätzliche brisante Themen bei den über<br />

1.000 Managern <strong>aus</strong> dem Verarbeitenden Gewerbe,<br />

dem Baugewerbe, dem Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel sowie<br />

dem Dienstleistungssektor hinterfragt. Die Ergebnisse<br />

wurden in der Wirtschaftswoche bzw. im <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

veröffentlicht. Besonderes Interesse fanden in<br />

der Öffentlichkeit die Themen »EU-Osterweiterung«,<br />

»Finanzierung des Mittelstandes« sowie »die Bewertung<br />

von Kammern <strong>und</strong> Verbänden«.<br />

Projekte des Bereichs:<br />

Der Bereich veranstaltet auch projektbezogene<br />

Umfragen im Rahmen der Auftragsforschung. Zu nennen<br />

sind hier zwei Umfragen im Auftrag der B<strong>und</strong>esbank<br />

über die fakturierten Währungen sowie zur<br />

Preisbildung auf der Erzeugerstufe. Hohen Stellenwert<br />

haben auch die Analyse <strong>und</strong> Prognose der kurz- <strong>und</strong><br />

mittelfristigen Investitionsentwicklung in wichtigen<br />

Wirtschaftssektoren sowie Analysen im Bereich<br />

Finanzdienstleistungen; hier insbesondere die Segmente<br />

Leasing <strong>und</strong> Unternehmensfinanzierung. Im Rahmen<br />

der umfragebasierten Auftragsforschung wurde<br />

darüber hin<strong>aus</strong> für die KfW-Bankengruppe das <strong>ifo</strong>-<br />

KfW-Mittelstandskonjunkturbarometer entwickelt, das<br />

vom Auftraggeber regelmäßig veröffentlicht wird. Für<br />

die EU wurde der deutsche Teil der EU Labor Market<br />

Survey durchgeführt.<br />

Weitere Schwerpunkte bilden die Analyse der gewonnenen<br />

Mikro- <strong>und</strong> Aggregatsdaten, die Bereitstellung<br />

<strong>und</strong> Fortentwicklung ökonometrisch-statistischer Prognose-<br />

<strong>und</strong> Testverfahren, die Konstruktion von makro-<br />

ökonomischen, branchen- <strong>und</strong> firmenspezifischen<br />

Prognosemodellen auf der Basis der erhobenen<br />

qualitativen Daten sowie die Bereitstellung der Daten<br />

für eine Nutzung durch die wirtschaftswissenschaftlichen<br />

<strong>Forschung</strong>seinrichtungen <strong>und</strong> Hochschulen. Mit<br />

der Einrichtung eines einfachen Online-Zugangs zu<br />

wichtigen Informationen für die Unternehmensführung<br />

soll die Zusammenarbeit mit den Testteilnehmern<br />

intensiviert werden.<br />

Transfer von <strong>ifo</strong>-Know-how<br />

Ein zentrales <strong>Forschung</strong>sanliegen des Bereichs ist die<br />

Übertragung der in Deutschland mit Unternehmensbefragungen<br />

gewonnenen Erkenntnisse auf andere<br />

Länder. Im Jahr 2004 wurde ein von der Gesellschaft<br />

für Technische Zusammenarbeit (GTZ) unterstütztes<br />

Projekt zur Perfektionierung von Konjunkturtestumfragen<br />

<strong>und</strong> der vierteljährlichen Wirtschaftsprognose<br />

in Kasachstan fortgeführt.<br />

Projekte in Bearbeitung:<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest in West- <strong>und</strong><br />

Ostdeutschland<br />

M. Birnbrich, E. Gluch, J. Lachner, H. Russ, fortlaufend,<br />

regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst <strong>und</strong><br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturperspektiven.<br />

Ifo World Economic Survey (WES)<br />

G. Nerb, A. Stangl, fortlaufend, regelmäßige Veröffentlichung<br />

in: CES<strong>ifo</strong> World Economic Survey <strong>und</strong><br />

<strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

Klassifikation des Konjunkturtests<br />

nach der Wirtschaftszweigklassifikation<br />

der amtlichen Statistik<br />

M. Birnbrich, A. Kunkel, S. Richter, W. Ruppert.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest für DV-Dienstleistungen<br />

J. Gürtler, fortlaufend, regelmäßige Veröffentlichung in:<br />

<strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Leasing<br />

J. Gürtler, A. Städtler, fortlaufend seit 1998, regelmäßige<br />

Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

Unternehmensbefragungen<br />

<strong>ifo</strong>-Umfragetechnik<br />

mittlerweile in mehr<br />

als 50 Ländern angewandt<br />

75 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Unternehmensbefragungen<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest<br />

Versicherungswirtschaft<br />

J. Gürtler für den Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft,<br />

seit 1999,Teilnehmerinformation.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Bayern<br />

H. Russ für das Bayerische Staatsministerium für<br />

Wirtschaft, Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie,<br />

regelmäßige Veröffentlichung in der Reihe: Konjunktur<br />

in Bayern.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Baden-Württemberg<br />

W. Ruppert für die Landeskreditbank Baden-<br />

Württemberg – Förderbank, regelmäßige Veröffentlichung<br />

in der Reihe: L-Bank-<strong>ifo</strong>-Konjunkturtest sowie<br />

im Internet.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Sachsen<br />

J. Lachner, J. Gürtler, regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong><br />

Dresden berichtet.<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtest Thüringen<br />

W. Ruppert für das Thüringer Ministerium für Wirtschaft<br />

<strong>und</strong> Infrastruktur, regelmäßige Veröffentlichung<br />

im Internet.<br />

<strong>ifo</strong> Investitionstest<br />

M. Birnbrich, P. Jäckel, H.-D. Karl, G. Krug, A. Städtler, A.<br />

Weichselberger, regelmäßige Veröffentlichung in: <strong>ifo</strong><br />

Schnelldienst.<br />

<strong>ifo</strong>-KfW-Mittelstandsbarometer<br />

S. Richter, W. Ruppert, H. Russ für die KfW-<br />

Bankengruppe, regelmäßige Veröffentlichung durch<br />

den Auftraggeber.<br />

Fakturierte Währungen im deutschen<br />

Außenhandel<br />

P. Jäckel für die Deutsche B<strong>und</strong>esbank, fortlaufend seit<br />

1989.<br />

Preisbildung auf der Erzeugerstufe<br />

H. Russ, A. Kunkel für die Deutsche B<strong>und</strong>esbank <strong>und</strong><br />

die EZB.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 76<br />

EU Labor Market Survey<br />

W. Ruppert, K. Wohlrabe, K. Abberger, Umfrage im<br />

Auftrag der EU.<br />

<strong>ifo</strong> Architektenumfrage<br />

E. Gluch, fortlaufend seit 1980, regelmäßige Veröffentlichung<br />

in: <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

<strong>ifo</strong> Telefonumfrage<br />

H. Russ für die Wirtschaftswoche, regelmäßige<br />

Veröffentlichung in: Wirtschaftswoche <strong>und</strong> <strong>ifo</strong> Schnelldienst.<br />

Kurzfristige Prognose der konjunkturellen<br />

Tendenz in verschiedenen Branchen des<br />

Verarbeitenden Gewerbes<br />

G. Goldrian, ein fortlaufender <strong>Service</strong> für die Teilnehmer<br />

am <strong>ifo</strong> Konjunkturtest in der Industrie.<br />

Untersuchung der analytischen <strong>und</strong><br />

prognostischen Aussagekraft der<br />

Befragungsergebnisse des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />

G. Goldrian, verschiedene Beiträge im Handbuch der<br />

umfragebasierten Konjunkturforschung.<br />

Untersuchung der Aussagekraft der<br />

Befragungsergebnisse zu den<br />

Beschäftigungsplänen im Konjunkturtest<br />

K. Abberger.<br />

Laufende Pflege des Saisonbereinigungsverfahrens<br />

ASA-II, Entwicklung von zeitreihenanalytischen<br />

Verfahren<br />

G. Goldrian, Veröffentlichung in: Jahrbücher für<br />

Nationalökonomie <strong>und</strong> Statistik Band 224/6 <strong>und</strong><br />

Zeitreihenanalyse in der Empirischen Wirtschaftsforschung,<br />

Festschrift für Winfried Stier zum 65. Geburtstag,<br />

Hrsg.: R. Metz, M. Lösch <strong>und</strong> K. Edel, Lucius &<br />

Lucius, Stuttgart 2004.<br />

Handbuch der umfragebasierten<br />

Konjunkturforschung<br />

Neuauflage eines Handbuchs der <strong>ifo</strong>-Umfragen,<br />

G. Goldrian <strong>und</strong> weitere Mitarbeiter des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.


Presse, Redaktion, Konferenzen<br />

Der Bereich Presse, Redaktion, Konferenzen steht an<br />

der Schnittstelle zwischen dem <strong>Institut</strong> <strong>und</strong> der Öffentlichkeit<br />

<strong>und</strong> hilft dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>, seinem Informationsauftrag<br />

erfolgreich gerecht zu werden. Seine Aufgabe<br />

ist es, die in den <strong>Forschung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Service</strong>bereichen<br />

erarbeiteten Produkte zu den richtigen Adressaten<br />

zu transportieren: den Entscheidungsträgern <strong>aus</strong><br />

Politik <strong>und</strong> Wirtschaft, Mitgliedern der wissenschaftlichen<br />

Community oder Medienvertretern. Der<br />

Bereich knüpft <strong>und</strong> pflegt die Kontakte zur interessierten<br />

Öffentlichkeit. Er unterstützt zudem die anderen<br />

Bereiche des H<strong>aus</strong>es bei ihren Veröffentlichungsvorhaben,<br />

organisiert die zentralen Veranstaltungen<br />

<strong>und</strong> ist verantwortlich für das Erscheinungsbild des<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s in der Öffentlichkeit. Dazu gehören<br />

auch die Weiterentwicklung des Corporate Design,<br />

das Adressmanagement sowie die redaktionelle Pflege<br />

<strong>und</strong> konzeptionelle Gestaltung der Website.<br />

Presse<br />

Die Pressestelle ist Mittler zwischen Journalisten <strong>und</strong><br />

dem <strong>Institut</strong>. Gleichzeitig stellt sie anderen Interessenten<br />

– Mitgliedern, Firmen, öffentlichen Stellen oder<br />

Studenten – Informationen <strong>und</strong> Materialien zur<br />

Verfügung. Sie informiert die Öffentlichkeit, indem sie<br />

die <strong>Forschung</strong>sergebnisse für die Medien <strong>und</strong> die<br />

Öffentlichkeit verständlich aufbereitet. Mehr als<br />

80 Pressemitteilungen im Jahr 2004 boten spezielle<br />

Informationen über die <strong>Forschung</strong>sergebnisse,<br />

Personalien, Publikationen <strong>und</strong> Veranstaltungen für die<br />

Medienvertreter. Vermittlung von Interviewpartnern<br />

<strong>aus</strong> dem H<strong>aus</strong>, Organisation von Pressekonferenzen,<br />

Beantwortung konkreter Fragen – das ganze Instrumentarium<br />

professioneller Pressearbeit wird genutzt.<br />

Der Erfolg bleibt nicht <strong>aus</strong>:<br />

Nach den kontinuierlichen <strong>Berichte</strong>n von <strong>Institut</strong>en,<br />

die sich auf die Medienanalyse spezialisiert haben,<br />

hat das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> von allen Wirtschaftsforschungsinstituten<br />

Deutschlands die größte Medienpräsenz.<br />

Besondere Beachtung findet die monatliche Bekanntgabe<br />

des <strong>ifo</strong> Geschäftsklimaindex, der mit Spannung<br />

erwartet wird. Auf großes Interesse stießen 2004<br />

auch die Mitteilungen zu den <strong>ifo</strong>-Umfragen bei<br />

den DV-Dienstleister <strong>und</strong> den Leasingunternehmen,<br />

zu den Konjunkturprognosen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> zu<br />

dem neu entwickelten <strong>ifo</strong>-KfW-Mittelstandsbarometer,<br />

77<br />

die von überregionalen <strong>und</strong> internationalen<br />

Tageszeitungen <strong>und</strong> Fachzeitschriften aufgegriffen<br />

wurden. Größere Medienresonanz haben auch die<br />

zahlreichen Beiträge des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s zur Politikdiskussion,<br />

allen voran der <strong>ifo</strong>-Vorschlag zur Reform<br />

des Arbeitsmarktes im Niedriglohnbereich <strong>und</strong><br />

die Analyse der Auswirkungen der Globalisierung<br />

auf die deutsche Wirtschaft (»Basar-Ökonomie«).<br />

Die Bedeutung des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s für die wirtschaftspolitische<br />

Reformdebatte in Deutschland zeigt sich auch<br />

an der anhaltend großen Beachtung, die das Buch von<br />

Hans-Werner Sinn »Ist Deutschland noch zu retten?«<br />

in der Öffentlichkeit hervorrief. Im Jahr 2004 erschien<br />

bereits die 6. aktualisierte <strong>und</strong> überarbeitete Auflage<br />

<strong>und</strong> 2005 (April) die 2. aktualisierte Taschenbuchauflage.<br />

Zu den Präsentationen der neusten Konjunkturprognosen<br />

<strong>und</strong> den zentralen <strong>ifo</strong>-Veranstaltungen lud<br />

der Bereich zu Pressekonferenzen ein, die auf großes<br />

Interesse stießen.<br />

Redaktion<br />

Der Redaktion obliegt die konzeptionelle Gestaltung,<br />

Erstellung <strong>und</strong> Verteilung der Publikationen des<br />

<strong>Institut</strong>s. Sie verantwortet sämtliche Publikationen des<br />

H<strong>aus</strong>es. Hier ist die thematische <strong>und</strong> inhaltliche Gestaltung,<br />

einschließlich der Übersetzung (deutsch-englisch<br />

bzw. englisch-deutsch), die Druckvorbereitung, d.h. die<br />

Erstellung von Graphiken <strong>und</strong> Tabellen sowie das<br />

Setzen <strong>und</strong> Gestalten der Texte, die Weiterleitung an<br />

die h<strong>aus</strong>eigene oder externe Druckereien sowie das<br />

Adressmanagement angesiedelt. Das PRK-Team unterstützt<br />

die anderen Bereiche des <strong>Institut</strong>s auch bei der<br />

Durchführung von Projekten.<br />

Die Redaktionsmitarbeiter betreuen folgende Publikationsreihen:<br />

– <strong>ifo</strong> Schnelldienst: aktuelle<br />

Politikthemen <strong>und</strong> <strong>ifo</strong>-<strong>Forschung</strong>sergebnisse(Erscheinungsweise:<br />

zweimal im<br />

Monat, Zeitschrift);<br />

– <strong>ifo</strong> Konjunkturperspektiven:<br />

aktuelle Ergebnisse des<br />

<strong>ifo</strong> Konjunkturtests in Graphiken,<br />

Tabellen <strong>und</strong> beschreibenden<br />

Analysen (Erscheinungsweise:<br />

monatlich, Zeitschrift);<br />

<strong>ifo</strong> – das <strong>Institut</strong><br />

in Deutschland mit der<br />

größten Medienpräsenz<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Presse, Redaktion, Konferenzen<br />

– <strong>ifo</strong> Dresden berichtet: Konjunktur,<br />

Wirtschaftspolitik<br />

<strong>und</strong> struktureller Wandel<br />

in Ostdeutschland (Erscheinungsweise:<br />

sechsmal im<br />

Jahr, Zeitschrift der Niederlassung<br />

Dresden);<br />

– CES<strong>ifo</strong> Forum: aktuelle<br />

Politikthemen von weltweitem<br />

Interesse von bekannten<br />

internationalen Autoren sowie Daten<br />

<strong>und</strong> Informationen <strong>aus</strong> dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

Erscheinungsweise: vierteljährlich, Zeitschrift,<br />

englischsprachig);<br />

– CES<strong>ifo</strong> World Economic<br />

Survey: Ergebnisse der <strong>ifo</strong><br />

Expertenumfrage zur Weltkonjunktur<br />

in Graphiken,<br />

Tabellen <strong>und</strong> in beschreibenden<br />

Analysen (Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich,<br />

Zeitschrift, englisch-sprachig);<br />

– CES<strong>ifo</strong> DICE Report: Beiträge<br />

zu institutionellen Regelungen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen<br />

Maßnahmen in einer ländervergleichenden<br />

Analyse (Erscheinungsweise: vierteljährlich,<br />

Zeitschrift, englisch-sprachig);<br />

– CES<strong>ifo</strong> Economic Studies (ehemalige <strong>ifo</strong> Studien):<br />

wirtschaftswissenschaftliche <strong>Forschung</strong>sergebnisse<br />

<strong>und</strong> politikrelevante Fragestellungen (Erscheinungsweise:<br />

vierteljährlich, referierte wissenschaftliche<br />

Fachzeitschrift, englischsprachig);<br />

– CES<strong>ifo</strong> Report on the European Economy: <strong>Berichte</strong><br />

der European Economic Advisory Group at CES<strong>ifo</strong><br />

zu wirtschaftspolitischen Themen (Jahresschrift,<br />

englischsprachig);<br />

– <strong>ifo</strong> Beiträge zur Wirtschaftsforschung: wichtige<br />

<strong>Forschung</strong>sprojekte des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s (Buchreihe).<br />

Zusätzlich veröffentlicht das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in unregelmäßiger<br />

Folge in den <strong>ifo</strong> <strong>Forschung</strong>sberichten die<br />

<strong>Forschung</strong>sergebnisse <strong>aus</strong> seinen Gutachten, die<br />

nicht in Buchform erscheinen, sowie die <strong>ifo</strong> dresden<br />

studien, in denen – in Verantwortung der Nieder-<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 78<br />

lassung Dresden – vornehmlich Themen der neuen<br />

B<strong>und</strong>esländer <strong>und</strong> ihrer östlichen Nachbarn aufgegriffen<br />

werden.<br />

Einige der Periodika werden bekannten Online-<br />

Diensten zum weltweiten Vertrieb überlassen. Einen<br />

vollständigen Überblick über die Publikationen des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> ihre Bezugsmöglichkeiten findet man<br />

unter www.<strong>ifo</strong>.de.<br />

Ferner gibt der Bereich PRK die Informationsdienste<br />

des <strong>Institut</strong>s (<strong>ifo</strong> im…, <strong>ifo</strong> Newsletter) her<strong>aus</strong>.<br />

Konferenzen<br />

Der dritte Aufgabenbereich ist die Organisation <strong>und</strong><br />

Durchführung der zentralen Konferenzen des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s, die Präsentation des <strong>Institut</strong>s auf externen<br />

Jahresversammlung 2004<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Werner Sinn, Präsident des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s


Tagungen <strong>und</strong> Konferenzen, wie z. B. der Jahrestagung<br />

des Vereins für Socialpolitik, <strong>und</strong> die Betreuung von<br />

Besuchergruppen. Her<strong>aus</strong>ragende Veranstaltungen im<br />

Jahr 2004 waren die International Spring Conference<br />

im März, die Jahresversammlung im Juni <strong>und</strong> der<br />

Branchen-Dialog im Oktober.<br />

Am 18. <strong>und</strong> 19. März 2004 veranstaltete das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

mit seiner Spring Conference eine internationale<br />

Tagung in Berlin, bei der sich über 100 Fachleute<br />

<strong>aus</strong> der Industrie, von Banken <strong>und</strong> <strong>aus</strong> der öffentlichen<br />

Verwaltung sowie zahlreiche Vertreter der Presse<br />

trafen, um sich über die Perspektiven der europäischen<br />

Wirtschaft zu informieren. Die Darstellung der<br />

Tagung ist im Bereichskapitel Branchenforschung zu<br />

finden.<br />

Am 22. Juni 2004 lud das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> zu seiner<br />

55. Jahresversammlung ein. In der Mitgliederversamm-<br />

Jahresversammlung 2004<br />

Prof. Ing. Václav Kl<strong>aus</strong>, Präsident der Tschechischen Republik.<br />

lung berichtete Prof. Hans-Werner Sinn, Präsident des<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, über die Aktivitäten des <strong>Institut</strong>s<br />

im Jahr 2003. Im Anschluss daran fand die Preisverleihung<br />

an die <strong>ifo</strong>-Mitarbeiter statt, die für besondere<br />

Leistungen prämiert wurden.<br />

Der öffentliche Teil der <strong>ifo</strong> Jahresversammlung musste<br />

aufgr<strong>und</strong> des außerordentlich großen Interesses<br />

in die Aula der Ludwig-Maximilians-Universität<br />

verlegt werden. Den über 800 Teilnehmern, darunter<br />

zahlreiche Vertreter von Mitgliedsfirmen des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> von Landes- <strong>und</strong> B<strong>und</strong>esministerien,<br />

wurde ein attraktives Programm geboten. Nach<br />

den Begrüßungsworten von Prof. Sinn <strong>und</strong> dem Rektor<br />

der Universität, Prof. Bernd Huber, sprach der<br />

Präsident der Tschechischen Republik, Prof. Ing. Václav<br />

Kl<strong>aus</strong>, über die EU-Erweiterung, von der er weder<br />

für die alten Mitgliedsländer noch für die neuen »große<br />

<strong>und</strong> messbare Effekte« erwartete. Allerdings<br />

sah er Zielkonflikte zwischen der Anzahl der<br />

EU-Mitglieder, den Aktivitäten der EU <strong>und</strong> den<br />

Entscheidungsmechanismen der europäischen <strong>Institut</strong>ionen.<br />

Im Anschluss an die Ausführungen von Václav<br />

Kl<strong>aus</strong> unterstrich der Staatsminister für Europaangelegenheiten<br />

<strong>und</strong> Regionale Beziehungen in<br />

der Bayerischen Staatskanzlei, Eberhard Sinner, in<br />

seinem Grußwort die friedensstiftende Wirkung<br />

der europäischen Einigung. Die mit großer Spannung<br />

erwartete neue <strong>ifo</strong> Konjunkturprognose wurde<br />

von Prof. Sinn vorgestellt. Er berichtete zunächst über<br />

die Weltkonjunktur: Die USA, Südostasien, Japan<br />

<strong>und</strong> auch die europäischen Volkswirtschaften seien<br />

gemeinsam im konjunkturellen Aufwind, während<br />

sich die deutsche Konjunktur immer noch nicht<br />

durchgreifend gefestigt zeige. Anschließend ging<br />

Prof. Sinn <strong>aus</strong>führlich auf die Entwicklung in den neuen<br />

EU-Mitgliedstaaten ein.<br />

Ein weiterer Höhepunkt war das Expertengespräch<br />

über eine Steuerreform in Deutschland. Unter der<br />

Moderation von Nikol<strong>aus</strong> Piper, Ressortleiter Wirtschaft<br />

der Süddeutschen Zeitung, diskutierten Prof.<br />

Paul Kirchhof, Direktor des <strong>Institut</strong>s für Finanz- <strong>und</strong><br />

Steuerrecht der Universität Heidelberg, Friedrich Merz,<br />

MdB, Stellvertretender Vorsitzender der CDU/CSU-<br />

B<strong>und</strong>estagsfraktion, Prof. Wolfgang Wiegard, Vorsitzender<br />

des Sachverständigenrates zur Begutachtung<br />

Presse, Redaktion, Konferenzen<br />

Václav Kl<strong>aus</strong> als Gastredner<br />

bei der <strong>ifo</strong><br />

Jahresversammlung<br />

79 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Presse, Redaktion, Konferenzen<br />

Neuer Internetauftritt<br />

der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, <strong>und</strong> Prof.<br />

Hans-Werner Sinn. Sie waren sich darin einig, dass das<br />

gegenwärtige Steuersystem dringend reformbedürftig<br />

sei, die Vorschläge über ein zukünftiges Steuermodell<br />

unterschieden sich aber deutlich.Während Prof. Kirchhof<br />

für ein »Konzept der Freiheit« plädierte, bei dem<br />

es keinerlei Ausnahmetatbestände mehr gäbe <strong>und</strong> alle<br />

Einkommensarten gleich behandelt würden, sprach<br />

sich Prof. Wiegard für eine duale Einkommensteuer<br />

<strong>aus</strong>. Mit Sinn war er sich einig darin, dass eine Senkung<br />

der Unternehmensbesteuerung am dringlichsten sei.<br />

Merz verwies zunächst darauf, dass sich der – von ihm<br />

vorgeschlagene – Stufentarif international durchsetze.<br />

Seiner Ansicht nach müsse eine synthetische Einkommensteuer<br />

beibehalten werden, nach der alle Einkünfte<br />

gleich besteuert werden. Statt der bestehenden<br />

sieben solle es aber künftig nur noch vier Einkunftsarten<br />

geben. Prof. Sinn plädierte dagegen ebenfalls für<br />

eine duale Einkommensteuer. Ein <strong>aus</strong>führlicher Bericht<br />

zur <strong>ifo</strong> Jahresversammlung <strong>und</strong> der Wortlaut der Vorträge<br />

sowie die Statements der Podiumsteilnehmer<br />

sind im Schnelldienst Nr. 12/2004 <strong>und</strong> Nr. 13/2004<br />

dokumentiert.<br />

Am 26. Oktober 2004 veranstaltete das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

in Kooperation mit der Industrie- <strong>und</strong> Handelskammer<br />

für München <strong>und</strong> Oberbayern <strong>und</strong> gefördert<br />

vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft,<br />

Infrastruktur, Verkehr <strong>und</strong> Technologie den vierten<br />

<strong>ifo</strong> Branchen-Dialog. Ziel dieser Arbeitstagung ist<br />

die Analyse der Gesamtwirtschaft <strong>und</strong> der konjunkturellen<br />

Entwicklungen in der Industrie, der Bauwirtschaft,<br />

im Groß- <strong>und</strong> Einzelhandel sowie in <strong>aus</strong>gewählten<br />

Dienstleistungssektoren. Die <strong>aus</strong>führliche<br />

Darstellung der Tagung ist im Bereichskapitel<br />

Branchenforschung <strong>und</strong> im <strong>ifo</strong> Schnelldienst<br />

Nr. 22/2004 zu finden.<br />

Internet<br />

Die rasante Entwicklung des Internets als Kommunikationsplattform<br />

bietet dem <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> eine virtuelle<br />

Basis zur Informationsbereitstellung. Die Inhalte der<br />

beiden Websites www.<strong>ifo</strong>.de <strong>und</strong> www.ces<strong>ifo</strong>.de<br />

wurden in den vergangenen Jahren immer vielfältiger<br />

<strong>und</strong> umfangreicher. Mitte 2004 wurde mit der<br />

Neugestaltung des Internetauftritts begonnen. Die<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 80<br />

Jahresversammlung 2004<br />

Podiumsteilnehmer: Prof. Dr. Wolfgang Wiegard, Prof. Dr. Paul Kirchhof,<br />

Nikol<strong>aus</strong> Piper, Friedrich Merz, Prof. Dr. Dr. h.c. Hans-Werner Sinn.<br />

Neukonzeption schloss den Wechsel auf eine leistungsstärkere<br />

Hard- <strong>und</strong> Software ein. Hauptziel war eine<br />

übersichtlichere <strong>und</strong> nutzerfre<strong>und</strong>lichere Navigation.<br />

Dazu wurden beide Websites – die deutschsprachigen<br />

Seiten des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> die englischsprachigen<br />

Seiten des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s, der CES<strong>ifo</strong> GmbH <strong>und</strong> des<br />

Center for Economic Studies (CES) – in einer Website<br />

zusammengeführt. Sie steht in deutscher <strong>und</strong><br />

englischer Version zur Verfügung.<br />

Seit April 2005 kann die Öffentlichkeit auf die neue<br />

Website zugreifen.<br />

Auf der Startseite finden sich Nachrichtenfenster, die<br />

u.a. zum aktuellen Geschäftsklimaindex, Prognosen <strong>und</strong><br />

neuen Studien führen <strong>und</strong> regelmäßig aktualisiert<br />

werden. Für Umfrageteilnehmer, Journalisten, die<br />

DICE-Datenbank <strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong>-Netzwerkmitglieder<br />

wurden separate Bereiche geschaffen, zu denen man<br />

direkt über die Startseite gelangt. So können die an<br />

den regelmäßigen Unternehmensbefragungen des <strong>ifo</strong><br />

<strong>Institut</strong>s beteiligten Unternehmen ihre Fragebögen<br />

online aufrufen <strong>und</strong> <strong>aus</strong>füllen; ihre Daten fließen direkt<br />

in eine <strong>ifo</strong>-Datenbank ein <strong>und</strong> stehen sofort für die<br />

Auswertung zur Verfügung.<br />

Im Menübereich »<strong>Forschung</strong>« findet man den<br />

wissenschaftlichen Output, die Projekte, Mitarbeiter<br />

<strong>und</strong> Neuigkeiten <strong>aus</strong> den Arbeitsbereichen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

Unter diesem Menüpunkt können Interessenten<br />

schnell Einblick in die Doktoranden- <strong>und</strong> Gastforscherprogramme<br />

der CES<strong>ifo</strong>-Gruppe gewinnen.


Internetseite des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s<br />

im neuen Look&Feel<br />

Wer an den Beiträgen zur wirtschaftspolitischen<br />

Diskussion <strong>und</strong> zur Politikdebatte interessiert ist,<br />

kann sich im Menübereich »Politikdebatte« über<br />

die Beiträge des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s in den unterschiedlichen<br />

Medien informieren. Mit den »<strong>ifo</strong> Spezialthemen«<br />

wurde eine Rubrik geschaffen, die Themen, die das<br />

<strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in der öffentlichen Diskussion angestoßen<br />

hat, bündelt. Neben den <strong>ifo</strong>-Veröffentlichungen,<br />

z.B. zur »Basar-Ökonomie«, der »Aktivierenden<br />

Sozialhilfe« oder der »Kinderrente«, findet man<br />

auch Presseberichte, die sich auf diese Themen beziehen.<br />

Ein neuer Schwerpunkt ist der Bereich »Wirtschaftsinformationen«,<br />

wo man auf zahlreiche <strong>Service</strong>bereiche<br />

des <strong>Institut</strong>s, wie u.a. die Indices, Prognosen,<br />

<strong>ifo</strong>-Zeitreihen <strong>und</strong> einen Pool weiterer interessanter<br />

Wirtschaftsdaten, zugreifen kann. Dazu gehört<br />

auch die Database for <strong>Institut</strong>ional Comparisons in<br />

Europe (DICE), in der institutionelle Regelungen der<br />

25 EU-Mitgliedstaaten sowie einiger weiterer<br />

Industrieländer systematisch aufbereitet werden.<br />

Immer zum Monatsanfang werden neue Dokumente<br />

hinzugefügt oder bestehende aktualisiert. Die Nutzung<br />

ist kostenfrei. Videomitschnitte von Reden <strong>und</strong><br />

Vorträgen, die von Mitarbeitern oder im Rahmen von<br />

Veranstaltungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s gehalten wurden, aber<br />

auch Aufzeichnungen von Seminaren <strong>und</strong> Vorlesungen<br />

an der LMU stehen unter »Lehrmaterial« zur<br />

Verfügung.<br />

Der Medienbereich bündelt wichtige Informationen für<br />

Journalisten: Pressemitteilungen, Terminhinweise, Ex-<br />

perten <strong>und</strong> ein Bildarchiv. Auf der Presseseite kann<br />

zusätzlich nach Themen <strong>und</strong> Jahr gesucht werden.<br />

Im Menübereich »Publikationsorgane« wird über die<br />

vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> <strong>und</strong> der CES<strong>ifo</strong> GmbH her<strong>aus</strong>gegebenen<br />

Reihen <strong>und</strong> Monographien informiert. Über<br />

die Internet-Datenbanken <strong>ifo</strong> DocBase <strong>und</strong> <strong>ifo</strong><br />

DataBase können gedruckte Publikationen <strong>und</strong><br />

Zeitreihen online bestellt werden. Die <strong>ifo</strong> DocBase<br />

erlaubt Recherchen in allen seit 1990 publizierten<br />

deutschsprachigen Veröffentlichungen des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s.<br />

Die vom <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> her<strong>aus</strong>gegebenen englischsprachigen<br />

Zeitschriften können <strong>aus</strong> der CES<strong>ifo</strong><br />

DocBase, die die englischsprachigen Publikationen<br />

der CES<strong>ifo</strong>-Gruppe enthält, im Volltext heruntergeladen<br />

werden. In der <strong>ifo</strong> DataBase können etwa<br />

18.000 Zeitreihen des <strong>ifo</strong> Konjunkturtests als Graphik<br />

eingesehen werden.<br />

Intranet<br />

Das Intranet wird fortlaufend als Instrument des<br />

Wissensmanagements für die Arbeit im <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong><br />

<strong>aus</strong>gebaut <strong>und</strong> dient als umfassende Informationsbasis<br />

für die <strong>ifo</strong>-Mitarbeiter <strong>und</strong> auch für die Gastforscher<br />

am <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>. Damit unsere Wissenschaftler,<br />

Diplomanden, Doktoranden <strong>und</strong> Gastforscher für ihre<br />

empirischen Arbeiten einen optimalen Datenzugriff<br />

haben, baut das <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong> in seinem Intranet<br />

eine Sammlung wichtiger Mikro- <strong>und</strong> Makrodaten auf<br />

(»Datenpool«). Dazu gehören vor allem die im<br />

Rahmen der <strong>ifo</strong>-Befragungen gewonnenen Daten, aber<br />

auch von anderen <strong>Institut</strong>ionen aufgebaute Datenbestände,<br />

die für die empirische Wirtschaftsforschung<br />

wichtig sind. Die Nutzung der <strong>ifo</strong>-Mikrodaten<br />

ist nur unter strengen Vorkehrungen gestattet,<br />

die den Schutz der Befragungsdaten sicherstellen. Der<br />

Datenpool umfasst die Punkte Ifo Data, External<br />

Microdata, External Macrodata, Statistical Software<br />

(mit Informationen zu STATA / STATA Journal, SAS<br />

<strong>und</strong> SPSS) sowie Links zu <strong>Forschung</strong>sinstitutionen.<br />

2004 wurde der Datenpool u. a. um die <strong>ifo</strong>-eigenen<br />

Mikrodaten WES: World Economic Survey <strong>und</strong><br />

INNO: <strong>ifo</strong> Innovationstest erweitert. Dabei werden die<br />

Datensätze prinzipiell im Format der weitverbreiteten<br />

Statistiksoftware STATA bereitgestellt, können aber<br />

anhand einer Übersetzungssoftware problemlos in<br />

Presse, Redaktion, Konferenzen<br />

Neue Menüpunkte<br />

für größere Nutzerfre<strong>und</strong>lichkeit<br />

81 <strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004


Presse, Redaktion, Konferenzen<br />

andere gängige Formate überführt werden. Anhand<br />

eines einfachen Online-Formulars können <strong>ifo</strong>-Wissenschaftler<br />

den Erwerb weiterer Datensätze vorschlagen.<br />

Um die Attraktivität dieses Datenpools zu steigern,<br />

sollen möglichst alle Daten, die im Rahmen der laufenden<br />

Arbeit benötigt werden, in den Datenpool<br />

aufgenommen werden.<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004 82


Bibliothek<br />

Die Bibliothek des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s ist in erster<br />

Linie interner Dienstleister <strong>und</strong> versorgt <strong>ifo</strong>-<br />

<strong>und</strong> CES<strong>ifo</strong>-Mitarbeiter <strong>und</strong> Gastforscher mit der<br />

benötigten Literatur. Daneben können auch Studenten<br />

der hiesigen Hochschulen auf die Leistungen der<br />

<strong>ifo</strong>-Bibliothek zurückgreifen. Mit einem Bestand von<br />

etwa 113.000 Büchern sowie über 1.500 laufend<br />

gehaltenen Zeitschriften <strong>und</strong> 750 statistischen<br />

<strong>Berichte</strong>n ist sie eine der größten wirtschaftswissenschaftlichen<br />

Bibliotheken im süddeutschen<br />

Raum.<br />

Inhaltlich erschlossen wird die im elektronischen<br />

Bibliothekskatalog des <strong>Institut</strong>s erfasste Literatur durch<br />

Deskriptoren, PTS Ländercode, zum Teil durch kurze<br />

inhaltliche Zusammenfassungen (Abstracts) <strong>und</strong> durch<br />

die JEL-Klassifikation, die wirtschaftswissenschaftliche<br />

Klassifikation des Journal of Economic Literature in<br />

englischer Sprache.<br />

Mit Literaturrecherchen sowie der Beschaffung<br />

von Daten <strong>und</strong> Informationen zu <strong>aus</strong>gewählten öko-<br />

83<br />

nomischen <strong>und</strong> wirtschaftspolitischen Spezialgebieten<br />

erfüllt die Arbeitsgruppe Bibliothek wichtige <strong>Service</strong>funktionen.<br />

Die <strong>ifo</strong>-Bibliothek unterhält Verbindungen<br />

zu allen wichtigen Anbietern von wirtschaftlichen<br />

bzw. wissenschaftlich-technischen Datenbanken, die im<br />

Online-Verfahren abgefragt werden können. Insgesamt<br />

wurden die Dienstleistungen der Bibliothek im Jahr<br />

2004 ca. 3.700-mal in Anspruch genommen.<br />

Die Bibliothek des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s ist Mitglied<br />

des Gemeinsamen Bibliotheksverb<strong>und</strong>es der Norddeutschen<br />

Länder, GBV. Dies ermöglicht die Öffnung<br />

der <strong>ifo</strong>-Bibliothek über Internet <strong>und</strong> ist ein wichtiger<br />

Schritt zur Harmonisierung des <strong>ifo</strong>-Bestandes mit dem<br />

anderer wirtschaftswissenschaftlicher Spezialbibliotheken.<br />

Der <strong>ifo</strong> OPAC ist zudem Bestandteil des<br />

Webangebots der CES<strong>ifo</strong>-Gruppe.<br />

Die Bibliothek des <strong>ifo</strong> <strong>Institut</strong>s kooperiert eng mit<br />

dem Informationszentrum des Hamburger HWWA-<br />

<strong>Institut</strong>s <strong>und</strong> der Zentralbibliothek für Wirtschaftswissenschaften<br />

in Kiel.<br />

1.500 laufend gehaltene<br />

Zeitschriften<br />

<strong>ifo</strong> Jahresbericht 2004

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