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WAS UNS<br />

EINMALIG MACHT<br />

01.2013<br />

METAMORPHOSE | 8<br />

<strong>Bilfinger</strong>s Wandel zum Engineering- und Servicekonzern<br />

DER DOPPELTE PROFESSOR | 22<br />

Ein dänischer Wissenschaftler und sein Roboter-Double<br />

MODELL VOM ICH | 32<br />

Ist unsere Identität mehr als Einbildung?<br />

BILFINGER<br />

magazin<br />

ENGINEERING<br />

AND SERVICES


2 BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013 WE MAKE IT WORK 3<br />

BRITISCHER<br />

SPORTSGEIST<br />

Fotos picture alliance<br />

„It’s raining cats and dogs”, sagten die Zuschauer<br />

am 7. Juli 2012, als Starkoch Jamie Oliver das olympische<br />

Feuer ein paar Meilen weit durch den strömen<br />

den Regen von Essex trug. Insge samt 8000<br />

Fackelträger waren an der Stafette durchs Verei -<br />

nigte Königreich beteiligt, bei der das schlimmste<br />

Schmuddelwetter der Fackel nichts anhaben konnte.<br />

Durch die Versuche im BMW-Klimawindkanal war<br />

sie bestens ausgetestet: In dem von <strong>Bilfinger</strong> erstell -<br />

ten Prüfkanal in München lässt sich jede Wetter -<br />

lage realitätsgetreu simulieren – nur Wildwasser<br />

nicht. Der Gischt im Lee Valley White Water Centre<br />

konnte die Flamme zunächst nicht widerstehen, sie<br />

musste neu entfacht werden. Beim zweiten Ver such<br />

brachten die Paddler um den 20-jährigen Fackelträger<br />

Zachary Franklin die Flamme dann brennend<br />

durch den olympischen Kanal. Ein Hoch auf den britischen<br />

Sportsgeist!


4 BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013 INHALT EDITORIAL<br />

8<br />

New<br />

<strong>Bilfinger</strong><br />

Aus dem Bau unter neh -<br />

men ist ein weltweiter<br />

Engineering- und Servicekonzern<br />

geworden. In<br />

der Öffentlichkeit ist das<br />

kaum bekannt. Das soll<br />

sich jetzt ändern.<br />

2<br />

WE MAKE IT WORK<br />

Olympischer Fackellauf<br />

20<br />

Interview:<br />

Roland Koch<br />

Wo steht <strong>Bilfinger</strong> heute<br />

und wohin bewegt sich<br />

der Konzern? Ein ganz<br />

neuer Unternehmenstyp<br />

soll geschaffen werden,<br />

sagt der Vorstands vor -<br />

sitzende.<br />

6<br />

KALEIDOSKOP<br />

Facetten des „Ich“<br />

22<br />

Doppelter<br />

Professor<br />

Henrik Schärfe hat einen<br />

Roboter bauen lassen,<br />

der ihm aufs Haar gleicht.<br />

Im dänischen Aalborg<br />

erforscht er, wie die Men -<br />

schen auf sein Maschinen-<br />

Double reagieren.<br />

26<br />

KOMPLEMENTÄR<br />

Feuerwehreinsatz<br />

28<br />

Zeit ist<br />

relativ<br />

Die Zeit führt von der<br />

Zukunft in die Ver gangen -<br />

heit, glauben die Aymara.<br />

Das Andenvolk unterscheidet<br />

sich damit vom<br />

Rest der Welt.<br />

34<br />

HEUREKA!<br />

Lösungen von <strong>Bilfinger</strong><br />

32<br />

Das Ich ist<br />

ein Phantom<br />

Unsere Identität sei nur<br />

eine Einbildung, das „Ich“<br />

lediglich ein vom Gehirn<br />

erzeugtes Modell. Das be -<br />

hauptet der Mainzer Philo -<br />

sophieprofessor Tho mas<br />

Metzinger.<br />

37<br />

WAS IST EIGENTLICH<br />

... ein Langstreckenmolch?<br />

18<br />

37<br />

44<br />

38<br />

Deutscher<br />

Samstag<br />

<strong>Bilfinger</strong> wirbt mit<br />

„German Engineering“ –<br />

hochwertiger Arbeit,<br />

erbracht von fleißigen<br />

Mitarbeitern. Sind die<br />

Deutschen wirklich so<br />

arbeitsam?<br />

46<br />

NEWS<br />

Aus dem Unternehmen<br />

44<br />

Zum 150.<br />

Geburstag<br />

Julius Berger war Grün -<br />

der einer der drei Vor -<br />

gängergesellschaften von<br />

<strong>Bilfinger</strong>. Er und seine<br />

Frau kamen im Konzen -<br />

tra tionslager Theresien -<br />

stadt ums Leben.<br />

50<br />

INNENLEBEN<br />

28<br />

38<br />

48<br />

Karen Schenkelberg<br />

48<br />

Familienfreundlich<br />

5<br />

Um im Wettbewerb be ste -<br />

hen zu können, müssen<br />

Unternehmen familienfreundlicher<br />

werden. Ein<br />

Gastbeitrag von Gisela<br />

Erler, Politikerin und Un -<br />

ter nehmerin.<br />

LIEBE LESERIN,<br />

LIEBER LESER,<br />

in den nächsten Monaten werden Sie überrascht<br />

sein, wie viele Menschen das neue<br />

<strong>Bilfinger</strong>-Logo auf ihrer Arbeitskleidung<br />

tragen: Es sind Mitarbeiter von Krankenhäusern<br />

und Kraftwerken, von Schulen oder<br />

Industrieanlagen. Sie alle sind Teil unseres<br />

Unternehmens, das seine Identität aus<br />

dem Zusammenwirken verschiedenster Kom -<br />

petenzen schöpft.<br />

Wenn ich die verschiedenen Unternehmenseinheiten<br />

besuche, staune ich jedes Mal<br />

neu über die Fülle des Wissens und wie sich<br />

das Spezialistentum unserer Mitarbeiter<br />

ergänzt. Mit unserer neuen Markenstrategie<br />

wollen wir das große Potenzial, das in<br />

dieser Vielfalt steckt, ins rechte Licht rücken.<br />

„We make it work“, lautet deshalb unser<br />

zentrales Kundenversprechen.<br />

Ihr<br />

Roland Koch<br />

Vorstandsvorsitzender<br />

der <strong>Bilfinger</strong> SE


6 BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

KALEIDOSKOP IDENTITÄT<br />

INDIVIDUALIST?<br />

Sie glauben, Sie seien einzigartig? Dann<br />

schauen Sie mal auf der Homepage von Ari<br />

Versluis und Ellie Uyttenbroek vorbei. Auf den<br />

Straßen Rotterdams, aber auch in anderen<br />

europäischen Metropolen, finden die beiden<br />

Fotokünstler ihre Models: Menschen, die zu -<br />

mindest äußerlich weniger „ich“ sind als<br />

„wir“. Exactitudes heißt das Projekt, eine Wort -<br />

schöpfung aus „exact“ und „attitude“. In<br />

hunderten Tableaus von je zwölf Porträts entlarven<br />

die Fotokünstler den Wunsch des Ein -<br />

zelnen nach Einzigartigkeit und Abgrenzung<br />

und belegen gleichzeitig das Bedürfnis nach<br />

Gruppenzugehörigkeit.<br />

WWW.EXACTITUDES.COM<br />

Fotos Ari Versluis und Ellie Uyttenbroek, Bundesdruckerei, Frank Schultze<br />

DAS WIEDERSEHEN<br />

Ein Mann, der Herrn K. lange nicht gesehen hatte,<br />

begrüßte ihn mit den Worten:„Sie haben sich gar<br />

nicht verändert.“„Oh!“, sagte Herr K.und erbleichte.<br />

Parabel von Bertolt Brecht<br />

1<br />

2<br />

FLAGGE ZEIGEN<br />

Fahnen spiegeln das Selbstverständnis von Nationen<br />

(1) BRASILIEN: Der blaue Kreis stellt den Himmel<br />

über Rio de Janeiro am 15. November 1889 dar –<br />

der Tag, an dem aus dem Kaiserreich eine Republik<br />

wurde. Die Sterne symbolisieren die Bundesstaaten,<br />

die sich dem Motto „ordem e progresso“ (Ordnung<br />

und Fortschritt) verschrieben. ANTIGUA UND<br />

BARBUDA: Im Jahre 1966 suchte der Karibikstaat<br />

eine neue Flagge und schrieb einen Wettbewerb<br />

aus. Das Preisgeld von 500 Dollar gewann dieser<br />

Entwurf: Das Schwarz steht für die afrikanischen<br />

Vorfahren im Karibikstaat, Rot für ihre Kraft. Und am<br />

weißen Strand geht über dem Meer die Sonne auf.<br />

PALAU: Der Mond leuchtet über dem Blau des<br />

Pazifischen Ozeans. Bei Vollmond werden in dem<br />

Inselstaat mit nur 20000 Einwohnern traditionell<br />

Bäume gefällt, Boote gebaut und Feste gefeiert.<br />

BHUTAN: Safrangelb ist die Farbe des Königs,<br />

Orangerot steht für die Kraft des Buddhismus.<br />

Der Donner, der im Himalaya häufig zu hören ist,<br />

wird dem weißen Drachen zugesprochen, dem<br />

Symbol des Landes. Seine Krallen halten Juwelen –<br />

Symbole für die Vollkommenheit des Landes.<br />

Ich-Perspektive<br />

„Ich denke, also bin ich“, sagte<br />

René Des car tes: Das „Ich“ als Basis<br />

aller Erkennt nis suche und Iden ti -<br />

tätsfindung, in diversen Sprachen:<br />

I Bayerisch<br />

Jeg Dänisch<br />

I Englisch<br />

Je Französisch<br />

Io Italienisch<br />

Ick Ostfriesisch<br />

Ja Polnisch<br />

Yo Spanisch<br />

Én Ungarisch<br />

Ég Isländisch<br />

minä Finnisch<br />

Ego Latein<br />

Jeg Norwegisch<br />

Jag Schwedisch<br />

Já Tschechisch<br />

Ik Niederländisch<br />

εγώ Griechisch<br />

„Ich im Dialog“, ein Werk von Jan van Munster im Zentrum für Internationale Lichtkunst in Unna.<br />

VERLIEBT<br />

in Erika<br />

(2) Grüne Augen, 160 Zentimeter groß, Erika<br />

Muster mann, geborene Gabler. Als die Bundes -<br />

regierung 1982 einen neuen Personalausweis<br />

einführte, wurde die junge Frau zur Kultfigur.<br />

Massenweise gingen bei der Bundesdruckerei,<br />

die ein Muster des neuen Dokuments veröffentlicht<br />

hatte, Anfragen ein: nach der Adresse der<br />

jungen Dame, ob man sie treffen, sie gar vom<br />

Fleck weg heiraten könne. Die Behörde, die aus<br />

Kostengründen eine Mitarbeiterin abgelichtet<br />

hatte, verfügte ein Informationsembargo.<br />

7


8 BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

DER NEUE BILFINGER<br />

Über 300 Einzelmarken hat <strong>Bilfinger</strong> in den letzten zehn Jahren unter seinem Dach versammelt.<br />

Aus dem ehemaligen Bauunternehmen ist längst ein weltweiter Engineeringund<br />

Servicekonzern geworden, doch in der Öffentlichkeit ist das kaum bekannt. Das<br />

soll sich jetzt ändern: <strong>Bilfinger</strong> benennt sich um – und alle seine Töchter.<br />

1880 Wasserbaugeschäft Weis & Bernatz in Lothringen<br />

1883 Wasserbaugeschäft August Bernatz in Mannheim<br />

1886 Bernatz & Grün OHG in Mannheim<br />

1890 Baugeschäft von Julius Berger in Zempelburg/Westpreußen<br />

Berlinische Boden-Gesellschaft<br />

1892 Grün & <strong>Bilfinger</strong> OHG<br />

1895 Julius Berger OHG in Bromberg/Posen<br />

9<br />

1900


10<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

1900<br />

Larissa Wächter, 46, liebt ihre Arbeit als Küchenchefin<br />

im Hamburger Seniorenwohnheim „Haus Am Frankenberg“.<br />

Einen Speiseplan nach Schema F gibt es bei<br />

ihr nicht. Stattdessen führt sie Listen mit den Lieblingsgerichten<br />

der 250 Bewohner. „Zum Geburtstag gibt<br />

es das Wunschessen, auch wenn es Spargel im Januar<br />

ist.“ Larissa Wächter steht auf der Gehaltsliste von<br />

<strong>Bilfinger</strong> Facility Services. Dass auch Firmen, die sich<br />

um das leibliche Wohl von Senioren sorgen, zum Konzern<br />

gehören, scheint Medien und Öffentlich keit noch<br />

immer zu überraschen: Nach wie vor schreiben viele<br />

Zeitungen, wenn sie über <strong>Bilfinger</strong> berichten, unverdrossen<br />

vom „Mannheimer Baukonzern“.<br />

Dabei macht das Unternehmen mittlerweile 80 Pro zent<br />

des Umsatzes mit Dienstleistungen außerhalb des<br />

klassischen Baugeschäfts. In Arabien liefert <strong>Bilfinger</strong><br />

die Technik zur Meerwasserentsalzung, in der Nordsee<br />

hält man Erdölplattformen instand, in Belgien<br />

rüstet <strong>Bilfinger</strong> Kohlekraftwerke auf klimaneutrale<br />

Holzfeuerung um, in Kanada und Großbritannien betreibt<br />

das Unternehmen Krankenhäuser und Schulen,<br />

in Deutschland managen Mitarbeiter alle 1300 Liegen -<br />

schaften der Deutschen Bank – um nur einige Auf -<br />

gaben zu nennen. Mit dieser breiten Aufstellung sei<br />

das Unternehmen „einzigartig in der Welt“, urteilte die<br />

„Frankfurter Allgemeine Zeitung“: Der einstige Bau-<br />

WE CREATE<br />

1905 Umwandlung in Julius Berger Tiefbau AG<br />

1906 Umwandlung in Grün & <strong>Bilfinger</strong> AG<br />

1910 Verlegung der Julius Berger Tiefbau AG nach Berlin<br />

1912 Börseneinführung der Grün & <strong>Bilfinger</strong> Aktie<br />

1920<br />

1930<br />

1940<br />

1948 Verlegung der Julius Berger Tiefbau AG nach Wiesbaden<br />

SCHÖPFERISCHE ARBEIT: Bei Larissa<br />

Wächter gibt es keinen Speiseplan<br />

nach Schema F. Sie möchte, dass sich<br />

die Senioren im Heim zu Hause fühlen.<br />

11


12<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

1950<br />

1951 Verlegung der Berlinischen Boden-Gesellschaft nach Düsseldorf<br />

konzern hat sich in ein global agierendes Engineeringund<br />

Serviceunternehmen verwandelt. Auslöser dafür<br />

war der „lange Kater“ nach dem Bau boom der deutschen<br />

Wiedervereinigung: Ab Mitte der 1990er Jahre<br />

brach das Geschäft für die Bauwirtschaft ein. <strong>Bilfinger</strong><br />

reagierte, indem es sich weiter internationalisierte. Zusätzlich<br />

setzte man auf neue Geschäftsfelder, die einen<br />

Zuwachs an Kompetenz sichern würden, denn in<br />

Zukunft wollte man für seine Kunden Leistungs -<br />

pakete weit über das Bauen hinaus schnüren können.<br />

Dafür holte man stolze Unternehmen mit eigenen<br />

Identitäten in die Gruppe: im Jahr 2002 den Industrie-<br />

Isolierer Rheinhold & Mahla, im glei chen Jahr die<br />

Holzmann-Tochter HSG, Spezialistin im Facility Ma -<br />

n agement, 2005 den Kraftwerksdienstleister Babcock<br />

Borsig Service. Diese drei großen Töchter – alle mit<br />

zahlreichen eigenen internationalen Beteili gungen –<br />

bildeten die Keimzelle des heutigen Engineer ingund<br />

Servicekonzerns, der sein Geld vor allem mit der<br />

Wartung und Instand haltung von Industrieanlagen,<br />

Kraftwerken und Immobilien verdient.<br />

ERHÖHTE WAHRNEHMUNG<br />

Rund 300 Einzelmarken umfasste der Konzern zuletzt,<br />

selbst die Mitarbeiter kamen nicht mehr mit: Gerne<br />

wird erzählt, wie bei Großprojekten Kollegen verschie -<br />

dener Einheiten aufeinandertrafen und nicht wussten,<br />

dass sie zum selben Unternehmen gehören. In Zukunft<br />

werden alle Beteiligungsgesellschaften „<strong>Bilfinger</strong>“ im<br />

Namen und ein gemeinsames Logo tragen, was intern<br />

für Klarheit sorgt und in der Öffent lichkeit die Wahrnehmung<br />

der Unternehmensgruppe erhöhen wird.<br />

WE CARE<br />

1954 Umfirmierung in Bau- und Boden-Aktiengesellschaft (Bauboag)<br />

1960<br />

1969 Fusion der Julius Berger AG mit der Bauboag zur Julius Berger – Bauboag AG<br />

1970 Mehrheitsbeteiligung der Grün & <strong>Bilfinger</strong> AG an der Julius Berger – Bauboag AG<br />

1975 Fusion der Grün & <strong>Bilfinger</strong> AG mit der Julius Berger – Bauboag AG<br />

zur <strong>Bilfinger</strong> + Berger Bauaktiengesellschaft<br />

1978 Akquisition von 50 % der Anteile an Fru-Con<br />

1980<br />

1984 Übernahme sämtlicher Anteile an Fru-Con<br />

1990<br />

1993 Akquisition von Baulderstone Hornibrook<br />

1994 Akquisition von Hydrobudowa<br />

Akquisition von Razel<br />

2000<br />

Die Vorstände Roland Koch, Joachim Enenkel<br />

und Joachim Müller sowie der Mannheimer<br />

Oberbürgermeister Peter Kurz (Zweiter von links)<br />

enthüllen das neue Logo auf dem Dach der<br />

Unternehmenszentrale.<br />

13


14<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

2001 Umfirmierung in <strong>Bilfinger</strong> Berger AG<br />

„Überall wo <strong>Bilfinger</strong> drinsteckt, wird in Zukunft auch<br />

<strong>Bilfinger</strong> draufstehen“, sagt der Vorstandsvor sitzende<br />

Roland Koch. „Mancher wird sich verwundert die Augen<br />

reiben, an wie vielen Orten das Logo auftaucht.“<br />

MASSGESCHNEIDERTE LÖSUNGEN<br />

Doch nicht nur nach außen hin, auch im Innern des<br />

Unternehmens vollzieht sich ein tiefgreifender Wandel.<br />

Ausdruck ist das sogenannte BEST-Programm („<strong>Bilfinger</strong><br />

Escalates Strength“), das den Integrationsprozess<br />

des Konzerns vorantreiben soll. Weltweit werden sich<br />

die einzelnen Gesellschaften enger vernetzen, „zum<br />

Vorteil unserer Kunden“, wie Roland Koch betont. Denn<br />

Kunden sollen in Zukunft alle Leistungen des Konzerns<br />

aus einer Hand bekommen können, maßgeschneidert<br />

nach ihren Bedürfnissen und fast überall auf der Welt.<br />

In der neuen „<strong>Bilfinger</strong>-Akademie“ werden Mitarbeiter<br />

aus verschiedenen Geschäftsfeldern und Ländern<br />

dafür gemeinsam Kurse belegen können. Im Intranet<br />

entstehen Plattformen zum besseren Informations-<br />

WE CAN<br />

2002 Akquisition von Wolfferts<br />

Akquisition von Rheinhold & Mahla<br />

Akquisition von HSG<br />

2003 Akquisition von Centennial<br />

Akquisition von Arnholdt<br />

Akquisition von EMS<br />

Akquisition von Abigroup<br />

austausch über Ausschreibungen und Aufträge. Auch<br />

die ersten Länderrepräsentanten sind bereits installiert:<br />

Sie beobachten die lokalen Märkte und stellen<br />

ihr Wissen jedem im Konzern zur Verfügung.<br />

Christian Heilmeier ist einer, der schon lange über<br />

seinen eigenen Tellerrand hinausblickt. Der Bauin -<br />

genieur leitet eine Niederlassung von <strong>Bilfinger</strong> Construction<br />

im bayerischen Passau. Mit 100 Mitarbeitern<br />

erstellt er Kraftwerke und Fabriken für Kunden<br />

wie Eon, Infineon oder Osram. Als er hörte, dass die<br />

Münchener Wacker Chemie in den USA eine Fabrik<br />

plante, brachte er den Chemiekonzern mit einem US-<br />

Unternehmen der <strong>Bilfinger</strong>-Gruppe zusammen, das<br />

auf die Belange der Prozessindustrie spezialisiert ist.<br />

„Es geht nicht darum, ob jemand der Kunde meiner<br />

oder einer anderen Unternehmenseinheit ist“, erklärt<br />

Heilmeier. „Wir alle repräsentieren <strong>Bilfinger</strong>.“ Das<br />

ist denn auch der Vorteil eines Weltunternehmens:<br />

Kunden erhalten einen Ansprechpartner genau dort<br />

und genau in dem Segment, wo sie ihn brauchen. |<br />

2004 Akquisition von Georg Fischer Immobilien Service<br />

Akquisition von ThyssenKrupp DiPro<br />

Akquisition von WPRD<br />

Akquisition von Skilled Power Services<br />

2005 Akquisition von Airvac<br />

Akquisition von PPRM<br />

Akquisition von Simon Engineering<br />

Akquisition von Babcock Borsig Service<br />

Akquisition von Euromont Power Services<br />

Gründung von EPM Assetis<br />

Akquisition von Babcock Industrierohrleitungsbau<br />

Text BERND HAUSER<br />

2006 Akquisition von Serimo<br />

Akquisition der Ahr Gruppe<br />

Akquisition von EHR<br />

Akquisition der Salamis Group<br />

Akquisition von Mobuco<br />

Akquisition von ROB<br />

Akquisition von Techscape<br />

IM INTERESSE DES KUNDEN UND DES<br />

UNTERNEHMENS: Christian Heilmeier brachte<br />

Wacker Chemie aus München mit <strong>Bilfinger</strong>-<br />

Kollegen aus den USA zusammen.<br />

15


16<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

2007 Akquisition von O‘Hare Engineering<br />

Akquisition der Immobiliendienstleistungen der PSP AG<br />

Akquisition von Peters Engineering<br />

MITARBEITER SIND DIE<br />

MACHT HINTER DER MARKE<br />

Interview mit Markenflüsterer<br />

Christopher Wünsche<br />

Herr Wünsche, Sie haben <strong>Bilfinger</strong> bei der<br />

Neupositionierung begleitet und beraten.<br />

Kann man einem Unternehmen einfach ein<br />

neues Image überstülpen?<br />

Das kann man nicht. Eine neue Unternehmensmarke hat nur<br />

dann eine Chance, wenn sie mit der Kultur und dem Selbstverständnis<br />

der Mitarbeiter übereinstimmt.<br />

<strong>Bilfinger</strong> besteht aus 300 Einzel unternehmen –<br />

wie kann man eine gemeinsame Kultur finden?<br />

Wir haben eine Befragung durchgeführt, an der über 1000<br />

Mitarbeiter teilgenommen haben, außerdem haben wir<br />

Work shops mit Führungskräften gemacht und das Top-<br />

Man agement interviewt. Wir haben mit sehr vielen Leuten<br />

im Konzern gesprochen und sie gefragt, welche Werte<br />

sie mit ihrem Unternehmen verbinden.<br />

Was kam dabei heraus?<br />

Das Ergebnis war frappierend. Aus unseren Interviews<br />

schälten sich ganz deutliche Identitätsmerkmale heraus.<br />

Die vielfältigen Einschätzungen der Belegschaft lassen sich<br />

in einem Dreiklang verdichten: Wir bewegen was. Wir<br />

kümmern uns. Wir können das. Und weil sich <strong>Bilfinger</strong> als<br />

internationaler Konzern versteht, gibt es das auch in Englisch:<br />

We create, We care, We can.<br />

Was wollen Sie damit sagen?<br />

„Wir bewegen was“ steht für die Ingenieure, die krea tive<br />

technische Lösungen für komplexe Probleme finden. „Wir<br />

2008 Akquisition von iPower Solutions<br />

Akquisition von HPP<br />

Akquisition von Clough Engineering & Maintenance<br />

Akquisition von M+W Zander Facility Management<br />

Akquisition von Tepsco<br />

Veräußerung von Razel<br />

2009 Akquisition von Duro Dakovic<br />

Akquisition von LTM<br />

Akquisition von MCE<br />

Akquisition der Rohrbau-Gruppe<br />

kümmern uns“ verweist auf den stark ausgeprägten Service-<br />

Gedanken bei <strong>Bilfinger</strong>. „Wir können das“ steht für die<br />

bodenständige und verlässliche Haltung des Unternehmens.<br />

So sehen sich die Mitarbeiter?<br />

Genau. Die Mitarbeiter sind selbstbewusst und äußerst positiv.<br />

Eine Trumpfkarte für ein Unternehmen. Auf diesem<br />

Selbstverständnis basiert auch das neue Markenversprechen,<br />

das man in der Anzeigenkampagne lesen kann: „We make it<br />

work.“ Die Herausforderung war: eine einzelne Aussage zu<br />

finden, hinter der sich alle Mitarbeiter in den so verschiedenen<br />

Geschäftsfeldern versammeln können.<br />

„We make it work“ ist also der Kern des neuen<br />

<strong>Bilfinger</strong>?<br />

Ja, ein universelles Versprechen. Ob Raffinerien, Kraftwerke,<br />

Immobilien oder Verkehrsprojekte: Kunden können sich<br />

darauf verlassen, dass ihre Anlagen und Infrastrukturen mit<br />

<strong>Bilfinger</strong> funktionieren.<br />

Was hat Sie selbst am meisten überrascht,<br />

als Sie <strong>Bilfinger</strong> näher kennenlernten?<br />

Kein anderes Unternehmen, das ich kenne, kombiniert die<br />

Qualitäten von Ingenieuren so konsequent mit Kunden orien -<br />

tierung und anspruchsvollen Dienstleistungen. Das finde ich<br />

nach wie vor auch als Geschäfts modell besonders spannend.<br />

CHRISTOPHER WÜNSCHE, 48, ist geschäftsführender Partner<br />

der Marken- und Kommunikationsberatung KorzerWünsche<br />

2010 Umwandlung in <strong>Bilfinger</strong> Berger SE<br />

Akquisition von Brabant Mobiel<br />

Akquisition von Rotring Engineering<br />

2011 Verkauf von Valemus Australia<br />

Verkauf von Fru-Con<br />

Akquisition von Diemme Filtration<br />

Akquisition von Alpha Mess-Steuer-Regeltechnik<br />

Akquisition von Rosink Apparate- und Anlagenbau<br />

Akquisition von Neo Structo<br />

Akquisition von Are Oy Industrial Services<br />

2012 Akquisition von Tebodin<br />

Akquisition von Envi Con<br />

Akquisition von Westcon<br />

Umfirmierung in <strong>Bilfinger</strong> SE<br />

2013<br />

WORKSHOP MIT<br />

FÜHRUNGSKRÄFTEN:<br />

Was sind die Wesensmerk -<br />

male des Unternehmens?<br />

17<br />

WE<br />

MAKE<br />

HAYDN<br />

Uwe Esche arbeitet bei <strong>Bilfinger</strong>. Er sorgt in der Alten Oper in Frankfurt dafür, dass im Bereich der<br />

Technik alles erfolgreich über die Bühne geht. <strong>Bilfinger</strong> verantwortet dort das technische und<br />

infrastrukturelle Gebäudemanagement: Wir kümmern uns darum, dass sich der Intendant und seine<br />

Mitarbeiter auf das Wesentliche konzentrieren können – die Musik. www.bilfinger.com<br />

WORK<br />

„WE MAKE IT WORK“:<br />

Das Markenversprechen von <strong>Bilfinger</strong>.


LOGO!<br />

18<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013 Der Astronom August Ferdinand Möbius klebte<br />

im Jahr 1858 einen Papierstreifen so zu einem<br />

Kreis zusammen, dass er ein Ende vor dem Zusammenfügen<br />

um 180 Grad drehte. Es entstand<br />

ein Objekt, das kein Oben und kein Unten<br />

kennt, nur eine Kante und nur eine Seite.<br />

Künstler wie M.C.Escher waren von der Form<br />

fasziniert, auf einer seiner zahlreichen von<br />

Möbius in spirierten Zeichnungen fließt Wasser<br />

in sich selbst zurück.<br />

Ingenieure setzten das Prinzip bei Riemengetrieben<br />

ein, die dadurch gleichmäßiger ab -<br />

genutzt werden. Tonbänder können so Aufzeich -<br />

nungen in Endlosschleifen wiedergeben. Mathe -<br />

matiker allerdings standen vor einem Rätsel:<br />

Schon Möbius scheiterte an der Formulierung<br />

einer Gleichung. Erst 2007 fanden Londoner<br />

Wissenschaftler die exakte mathematische<br />

For mel für das nach Möbius benannte Band.<br />

Wenn man einen Papierstreifen zunächst<br />

zu einer Schlaufe schlingt und dann die Enden,<br />

das eine wieder um 180 Grad gedreht, zusammenfügt,<br />

erhält man eine dreidimensionale<br />

Skulptur, die wieder nur über eine Seite und<br />

eine Kante verfügt: eine Variation des klassischen<br />

Möbiusbandes, die Grundform der neuen<br />

<strong>Bilfinger</strong>-Schleife.<br />

„Die lebendige Form, in deren Hintergrund<br />

eine komplizierte mathematische Formel steht“,<br />

schien Designer Vit Steinberger von Korzer-<br />

Wünsche das perfekte Symbol für <strong>Bilfinger</strong> zu<br />

sein. In wochenlanger Arbeit fertigte er mit<br />

seinem Team über hundert Zeichnungen mit Ver -<br />

sionen der Schleife. Zusammen mit dem Bil -<br />

finger-Schriftzug bildet sie jetzt das neue Logo<br />

des Konzerns. Die in sich verschränkte Form<br />

in traditionellem <strong>Bilfinger</strong>-Blau und dem neu -<br />

en energiegeladenen Grün verkörpert die<br />

Verbindung aus Ingenieurgeist und Service-<br />

Mentalität und markiert die innere Einheit<br />

der Aktivitäten des Konzerns, die fließend ineinandergreifen<br />

und in einem Lebenszyk lus<br />

untrennbar miteinan der verwoben sind. |<br />

Text PAUL LAMPE<br />

19


20<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

INTERVIEW ROLAND KOCH<br />

<strong>Bilfinger</strong> macht sich auf den Weg ins<br />

21. Jahrhundert. Welche Themen stehen<br />

auf der Agenda? Ein Interview mit<br />

dem Vorstandsvorsitzenden Roland Koch.<br />

Interview USCHI ENTENMANN<br />

Herr Koch, was ist die Identität<br />

von <strong>Bilfinger</strong>?<br />

Wir sind ein neuer Unternehmenstyp.<br />

<strong>Bilfinger</strong> verbindet Engineering und<br />

Dienstleistungskompetenz so miteinan -<br />

der, wie es weltweit noch kein anderer<br />

tut. Nehmen Sie ein Kraftwerk: Wir<br />

können den Kessel, die Rohre oder die<br />

Entstickungsanlage liefern. Wir können<br />

aber auch die Wartung übernehmen,<br />

die Sicherheitstrainings mit den Mitarbeitern<br />

durchführen und sie in der<br />

Kantine verköstigen. Wir können das<br />

Kraftwerk sogar finanzieren. Weil all<br />

diese Kompetenzen ineinandergreifen,<br />

wissen wir auf fast jede Frage, die<br />

ein Kunde haben kann, eine Antwort.<br />

Erklären Sie uns noch einmal, warum<br />

jetzt alle Firmen der Unter neh mens -<br />

gruppe umbenannt werden?<br />

Die Größe eines Unternehmens, die ent -<br />

sprechende Reputation, hat eine erhebliche<br />

Bedeutung, wenn man sich um<br />

Aufträge bewirbt. Dass wir ein großer<br />

Konzern mit einer imposanten Leis -<br />

tungs palette sind, ist schwer zu vermitteln,<br />

wenn wir unter Dutzenden verschiedener<br />

Bezeichnungen auftreten. Der<br />

gemeinsame Name wird uns das Arbeiten<br />

erleichtern.<br />

<strong>Bilfinger</strong> gilt als Männerdomäne.<br />

Wann werden Sie die erste Frau im<br />

Vorstand haben?<br />

Wir wollen Vielfalt in unseren Reihen.<br />

Ein von Männern geprägtes deutsches<br />

Unternehmen aus dem letzten Jahrhun -<br />

dert soll ein weltoffenes, von Frauen und<br />

Männern gemeinsam gelebtes Unterneh -<br />

men werden. Das geht nicht von heute<br />

auf morgen, aber wir arbeiten daran.<br />

In Deutschland kämpfen Unter neh -<br />

men um die besten Arbeitskräfte:<br />

Haben Sie Nachwuchssorgen?<br />

Da sind wir privilegiert. Wir haben ein<br />

so gutes Image, dass sehr viele Menschen<br />

bei uns arbeiten wollen. Dennoch beschäftigen<br />

wir uns intensiv mit einigen<br />

für uns neuen Themen, Work-Life-<br />

Bal ance etwa. Wir bauen gerade die<br />

Möglichkeiten für flexible Arbeitszeiten<br />

wei ter aus, damit Mitarbeiter Beruf<br />

und Familie leichter in Einklang bringen<br />

EIN NEUER<br />

UNTER-<br />

NEHMENSTYP<br />

kön nen. Das scheint mir auch eine<br />

wichtige Voraussetzung dafür zu sein,<br />

mittelfristig mehr Frauen für unser<br />

Unternehmen zu interessieren.<br />

Sie besetzen neue Themen, sogar<br />

ein Nachhaltigkeitsbericht wurde<br />

publiziert. Ist das mehr als Kosmetik?<br />

<strong>Bilfinger</strong> ist schon sehr lange ein Unter -<br />

nehmen, das mit seinem Wissen und<br />

Können einen Beitrag zum Umweltschutz<br />

leistet. Energieeffizienz und Ressourcenschutz<br />

sind ganz zentrale Aspekte<br />

unseres Kerngeschäfts. Aber vielleicht<br />

haben wir bislang zu wenig darüber<br />

gesprochen. Mit dem Nachhaltigkeitsbericht<br />

legen wir erstmals unsere Bemühungen<br />

offen – nicht nur im Ressourcenschutz,<br />

sondern wie wir als Unternehmen<br />

unserer Verantwortung<br />

für die Zukunft insgesamt nachkommen.<br />

Diesen Weg wollen wir weitergehen<br />

und auch unsere Kunden mitnehmen.<br />

Sie wollen ihren Kunden Nach halt ig -<br />

keit verordnen?<br />

Nein, aber es besteht ja Handlungsbedarf,<br />

auch unter dem Aspekt der Wirtschaftlichkeit.<br />

Viele Kunden suchen<br />

Ansprechpartner, die sich mit dem Thema<br />

auskennen, vom Einkauf umweltfreundlicher<br />

Energie über nachhaltige<br />

Baumaterialien bis hin zur dezentralen<br />

Energieerzeugung. All das können wir.<br />

2012 haben wir einen Generalbevollmächtigten<br />

für „Sustainability Projects“<br />

berufen, Albert Filbert. Er ist einer der<br />

profiliertesten Energiemanager Deutsch -<br />

lands und wird uns dabei unterstützen,<br />

dieses wichtige Angebot für Kunden<br />

besser sichtbar zu machen.<br />

Als Politiker hatten Sie gesellschaft -<br />

liche Belange im Blick, was sind Ihre<br />

wichtigsten Anliegen als Vor stands -<br />

chef?<br />

Wenn der Vorstand schlecht arbeitet,<br />

verlieren Menschen, die mit dem Unter -<br />

nehmen verbunden sind, ihre Zukunftschancen.<br />

Der Chef eines Unternehmens<br />

sollte sich also erst mal um die Seinen<br />

kümmern. Aber auch die Produkte und<br />

Services, die wir anbieten, machen die<br />

Welt besser oder schlechter. Was in einem<br />

großen Unternehmen wie <strong>Bilfinger</strong><br />

geschieht, bleibt nicht folgenlos für<br />

die Gesellschaft. Da bin ich mir meiner<br />

Verantwortung sehr bewusst.<br />

Haben Sie schon ein Rezept, wie<br />

<strong>Bilfinger</strong> mit der Wirtschaftskrise<br />

umgehen wird?<br />

Die Entwicklung des Auftragseingangs<br />

ist sehr positiv. Dennoch führt die wirtschaftliche<br />

Lage bei unseren Kunden<br />

zu Kostensenkungsprogrammen, die auf<br />

unsere Geschäfte durchschlagen. Das<br />

wird die nächsten Jahre prägen. Unsere<br />

Aufgabe wird es sein, so gut, so kreativ<br />

und so effizient zu arbeiten, dass unsere<br />

Erträge dennoch wachsen, während<br />

wir gleichzeitig die Erwartungen unserer<br />

Kunden optimal erfüllen.<br />

21


22<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

DER DOPPELTE<br />

PROFESSOR<br />

Roboter, die Menschen zum Verwechseln ähneln, bevölkern zwar<br />

seit Jahrzehnten die Filmwelt. Im wirklichen Leben ist ihr Erfolg<br />

jedoch bescheiden. Henrik Schärfe meint, das wird sich ändern.<br />

Text CLEMENS BOMSDORF | Fotos RICKY JOHN MOLLOY, HENRIK SORENSEN<br />

23


24<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

„WIR VERTRAUEN UNS DOCH<br />

HEUTE SCHON NAVIGATIONS-<br />

GE RÄTEN AN.<br />

WARUM SOLLEN DANN NICHT<br />

ROBOTER UNSERE KINDER<br />

VON DER SCHULE ABHOLEN?“<br />

Irgendetwas stimmt nicht mit diesem Professor. Seine Augen<br />

sind seltsam glasig, mit stocksteifem Oberkörper sitzt er in seinem<br />

Arbeitszimmer, und wenn Besucher eintreten, bleibt er einfach<br />

hinter seinem Schreibtisch sitzen. Er blinzelt, sagt „Ich grüße Sie“,<br />

aber in seiner Stimme liegt etwas Irritierendes.<br />

„Ich grüße Sie“, sagt eine ähnliche Stimme, sie gehört einem<br />

anderen Menschen, der unvermittelt den Raum betritt und die Hand<br />

ausstreckt. „Schön, dass Sie da sind“, sagt er. „Der Herr hier ist mein<br />

zweites Ich.“ Tatsächlich sehen sich die Männer zum Verwechseln<br />

ähnlich: die dunkelbraunen Augen, die leicht ergrauten Haare,<br />

die melierten Bärte; nur die Haut des Sitzenden wirkt glatt, als<br />

wäre er aus Madame Tussauds Wachsfigurenka bi nett.<br />

WWW.GEMINOID.DK<br />

><br />

Henrik Schärfe, 44, ist Professor am Zentrum für computergestützte<br />

Erkenntnistheorie der dänischen Universität Aalborg, er<br />

beschäftigt sich mit der Interaktion von Mensch und Maschine.<br />

Sein Double heißt Geminoid DK und ist ein Roboter. Dem echten<br />

Henrik Schärfe hat er in der Wissenschaftswelt viel Aufmerk sam -<br />

keit gebracht. „Weltweit gibt es nur drei Forschungsprojekte<br />

mit Geminoiden, die beiden anderen sind in Japan“, sagt Schärfe,<br />

der es 2012 auf die Liste der „100 einflussreichsten Personen“<br />

des US-Magazins „Time“ schaffte.<br />

Als Vortragsreisender in Begleitung seines Androiden scherzt<br />

er gern, dass er nicht nur gleichzeitig an zwei Orten sein könne,<br />

sondern auch gleichzeitig an zwei Orten abwesend. Doch seine<br />

Forschung zielt auf ernsthafte Fragen: Wie muss Technologie beschaffen<br />

sein, damit Menschen sie annehmen? Warum gruselt<br />

25<br />

die meisten Eltern die Vorstellung, ein Roboter wie Geminoid DK<br />

könnte sich im Kindergarten mit den Kleinen beschäftigen,<br />

während sie keine Bedenken gegen interaktive PC-Spiele und<br />

sprechende Puppen haben?<br />

NIEMAND BLEIBT UNBERÜHRT<br />

Ein guter Teil der Forschung findet in einem unscheinbaren Büro<br />

an der Uni Aalborg statt, wo Testpersonen mit dem Professoren-<br />

Double konfrontiert werden. Henrik Schärfe selbst sitzt dann<br />

im Beobachtungsraum nebenan und steuert durch seine eigenen<br />

Bewegungen die Mimik des Roboters. Auch seine Stimme wird<br />

dem Roboter in den Mund gelegt. Ab und an setzt sich Schärfe<br />

mit Geminoid DK auch in ein Restaurant oder nimmt ihn als Beifahrer<br />

mit. „Niemand, der ihn trifft, ist unberührt“, sagt er, „es<br />

ist fast unmöglich, angesichts eines solchen Gegenübers nicht<br />

ins Nachdenken zu kommen: Wer bin ich eigentlich? Wo ist mein<br />

Platz in der Welt? Und welche Rolle wollen wir den modernen<br />

Techno logien darin einräumen?“<br />

Männer ließen sich weniger irritieren als Frauen, sagt Schärfe,<br />

kleinen Kindern sei der Geminoid so lange unheimlich, bis sie<br />

verstünden, dass er gesteuert wird und eine Maschine ist. Und<br />

während pelzige, lebensechte Robotertiere bei Kindern und demenzkranken<br />

Menschen beliebt sind, ihnen sogar eine therapeutische<br />

Wirkung unterstellt wird, ziehen pflegebedürftige Menschen<br />

– etwa um gebadet zu werden – jederzeit eine Maschine dem<br />

Robotermenschen vor, dessen Präsenz als Verletzung der Intimsphäre<br />

wahrgenommen wird.<br />

Man dürfe ihn nicht missverstehen, sagt Schärfe. „Niemand will<br />

Menschen durch Roboter ersetzen, aber wir gehen in eine tech -<br />

nologische Zukunft. Roboter werden uns zunehmend im Alltag<br />

unterstützen, und manche werden ein menschliches Gesicht haben,<br />

weil wir es als angenehm empfinden.“<br />

ROBOTER ALS STÄNDIGE BEGLEITER?<br />

Irgendwann wird es auch darum gehen, Roboter für die Betreu ung<br />

von Kindern zu entwickeln, meint der Professor, selbst Vater von<br />

drei Söhnen: „Ich habe dreimal den Mathe-Stoff der 3. Klasse mitgebüffelt,<br />

da wäre ich dankbar gewesen für die Hilfe eines Roboters!“<br />

Der Geminoid könnte Kindern auch das „Taxi Mama“ er -<br />

setzen: „Wir vertrauen uns doch heute schon Navigationsge räten<br />

an. Warum sollen dann nicht Roboter unsere Kinder von der<br />

Schule abholen? Ich jedenfalls hätte davor keine Angst.“ Und wenn<br />

man bedenke, wie schnell sich Kinder an Technologien gewöhnen,<br />

sei auch denkbar, dass sie eine Art Freundschaft mit den Maschinen<br />

schlössen, so wie sie heute schon ihren iPad oder ihr iPhone<br />

als ständigen Begleiter bei sich haben.<br />

„Innerhalb des nächsten Jahrzehnts wird die Technologie so<br />

perfektioniert sein, dass man nicht nur den Kopf, die Augen und<br />

ein paar Gesichtsmuskeln bewegen kann. Dann wird ein Geminoid<br />

auf der Straße gehen können, ohne dass man aus einiger Entfernung<br />

erkennt, dass es kein Mensch ist.“<br />

|


26<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

Kurt Friderich<br />

KOMPLEMENTÄR<br />

Feuerwehrtrupps aus den Niederlanden,<br />

Israel, Macao und Taipeh hat Kurt Fri de rich,<br />

53, schon im schweizerischen Zofingen empfangen.<br />

In der Chemie- und Feuerwehrschule<br />

von <strong>Bilfinger</strong> Industrial Services bildet er<br />

jährlich 5000 Wehrleute aus der ganzen Welt<br />

fort. In Zofingen lernen sie nicht nur Brände<br />

zu löschen, sondern auch Folgeschäden ihres<br />

eigenen Einsatzes zu bedenken, denn Lösch -<br />

wasser, das mit Chemikalien kontaminiert<br />

ist, kann Böden und Kläranlagen schwer be -<br />

lasten. „Häufig geht es darum, dass man ein<br />

Feuer lediglich einkapselt“, erklärt Friderich.<br />

„Mit einer genau bemessenen Was sermenge<br />

errichten wir eine Art Vorhang, hinter dem<br />

das Feuer ausbrennen kann, ohne weiteren<br />

Schaden anzurichten.“<br />

Foto Eric Vazzoler<br />

FEUER<br />

UND<br />

FLAMME<br />

Jitesh Patel<br />

Jitesh Patel, 47, Projektentwickler bei <strong>Bilfinger</strong> Project<br />

Investments, lässt sich gerne auf die Fragen<br />

seiner Kunden ein. Wohl auch deshalb bekamen<br />

er und sein Team den Zuschlag für ein ganz neu -<br />

artiges Projekt in der englischen Grafschaft Staf -<br />

fordshire: Feuerwachen sollten geschaffen werden,<br />

die nicht nur überdimensionierten Garagen gleichen,<br />

sondern zum Mittel punkt der Gemeinde<br />

werden. Zehn Feuerwachen sind mittlerweile<br />

gebaut, <strong>Bilfinger</strong> betreibt sie. Die Wachen haben<br />

Fitnessbereiche, die von Feuerwehr und Anwoh -<br />

nern gemeinsam genutzt werden, und verfügen<br />

über Gemeinschaftsräume, in denen sich Vereine<br />

und Gruppen treffen. „Durch eine Fenstergalerie<br />

können die Besucher zusehen, wie Feuer wehr -<br />

leute bei einem Alarm in die Autos springen“, sagt<br />

Jitesh Patel.<br />

27


28<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

Langsam, fast im Zeitlupentempo, rudert<br />

Silverino Emamani durchs Schilf. Vor ihm<br />

liegt Compi, ein Dorf von gerade einmal 50<br />

Häuschen, einer Kirche und einem Friedhof.<br />

In seinem Rücken, in Fahrtrichtung, die Weite<br />

des Titicacasees. Am Ufer, auf den win zigen<br />

Feldern, klauben Frauen mit kurzstie ligen<br />

Hacken Kartoffeln aus der Erde. Die Sonne<br />

sticht, aber sie wärmt nicht. Vierzehn Minuten<br />

könne man sich heute auf der Hoch ebene<br />

Boliviens ihrer UV-Strahlung aussetzen,<br />

ohne gesundheitlichen Schaden zu nehmen,<br />

stand am Morgen in der Zeitung. Fischer<br />

Emamani ist den ganzen Tag in der Sonne.<br />

Für ihn tickt die Zeit anders.<br />

Wenn man Emamani nach der Zukunft<br />

fragt, dann nennt er sie in seiner Sprache<br />

„quipa pacha“, was wörtlich übersetzt so viel<br />

wie „Zurückzeit“ bedeutet. Redet er von der<br />

Vergangenheit, dann spricht er von „nayra<br />

pacha“, der „Zeit vor uns“. Erzählt er von der<br />

Vergangenheit, dann zeigt er intuitiv nach<br />

vorne. Fragt man ihn nach der Zukunft,<br />

macht er eine Handbewegung nach hinten,<br />

über die Schulter.<br />

Compi ist ein Dorf, in dem nur Aymara<br />

leben, die Ureinwohner der Hochebene Boliviens,<br />

gut zwei Millionen Menschen gehören<br />

Kartoffeln sind der Schatz der Aymara.<br />

Ein Bauer am Titicacasee bringt die Ernte nach Hause.<br />

Fast alle Menschen glauben,<br />

die Zeit sei eine Linie,<br />

die von der Vergangenheit<br />

in die Zukunft führt.<br />

Nur die Aymara nicht.<br />

Das Volk im Hochland der Anden<br />

denkt gerade umgekehrt.<br />

DIE<br />

ZUKUNFT<br />

IM<br />

RÜCKEN<br />

Text TONI KEPPELER Fotos LUKAS COCH<br />

29<br />

Keine andere Hauptstadt der Welt liegt so hoch wie<br />

La Paz in Bolivien – 3600 Meter über dem Meer.


30<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

zu diesem Volk. Wenn sie nach vorn blicken,<br />

sehen sie dort etwas ganz anderes als die<br />

anderen bekannten Völker dieser Erde.<br />

Denn fast alle Menschen glauben, dass sie<br />

aus der Vergangenheit kommen und in<br />

die Zukunft gehen. Für die Aymara ist es<br />

gerade an ders herum: Die Zukunft, denken<br />

sie, liege hinter ihnen. In ihrem Rücken.<br />

Dort, wo sie keine Augen haben. Sie können<br />

sie nicht sehen, sie kennen sie nicht. Vor<br />

ihnen aber ist die Vergangenheit ausgebreitet.<br />

Sie ist bekannt, es ist sicher, dass<br />

sie gewesen ist. Sie ist bewiesen. Jeder<br />

kann sie sehen. Offen liegt sie vor aller<br />

Augen.<br />

><br />

„NIEMAND HAT<br />

SIE JE GESEHEN.<br />

DIE ZUKUNFT<br />

ERÜBRIGT SICH.“<br />

ZWEI ZEITMODELLE<br />

Die meisten Menschen verwenden zwei<br />

Grundmodelle, wenn sie sich Zeit vorstellen.<br />

Im einen bewegt sich das Ich auf einer<br />

Linie, es kommt aus der Vergangenheit<br />

und geht in die Zukunft. Redewendungen<br />

wie „Wir gehen dem Jahresende entgegen“<br />

verwenden dieses Modell. Im anderen<br />

Modell bleiben wir statisch und die Zeit<br />

be wegt sich auf uns zu: „Das Jahresende<br />

rückt näher.“ Beide Modelle haben eines<br />

gemeinsam: Die Zukunft liegt immer vor<br />

uns, die Vergangenheit zurück. Aymara<br />

haben Probleme, sich vorzustellen, dass so<br />

etwas normal sein soll.<br />

ACH, DIE ZUKUNFT<br />

Jorge Miranda, der Abteilungsleiter für<br />

indianische Rechtsfragen im Justizministerium,<br />

weiß, was es heißt, wie ein Aymara<br />

zu denken. Er ist selbst einer und dazu<br />

ein Yatichiri – ein Weiser, der das Geheimnis<br />

des Lebens lehrt. Sein schulterlanges<br />

pechschwarzes Haar hat er zu einem Pferdeschwanz<br />

zusammengebunden. „Alles,<br />

was wir sicher wissen, liegt in der Vergangenheit“,<br />

sagt er mit leuchtenden Augen.<br />

Er malt große Kringel auf ein Blatt Papier:<br />

„Das ist der Schatz der Vergangenheit.<br />

Aber wir leben in der Gegenwart“, doziert<br />

er und malt ein Kreuzchen zu den Kringeln:<br />

Das ist die Gegenwart. „Bei jeder Entscheidung,<br />

die wir treffen, wenden wir<br />

unser Wissen aus der Vergangenheit an.“<br />

Er verbindet die Kringel durch einen Pfeil<br />

mit dem Kreuzchen, den Schatz der Vergangenheit<br />

mit der Gegenwart. „Bei allem,<br />

was wir tun, wird unser Wissen aus der<br />

Vergangenheit in der Gegenwart präsent“,<br />

erklärt er. „Gegenwart ist ständige Veränderung<br />

mit dem Blick auf die Vergangenheit.<br />

Und die Gegenwart wird, kaum dass<br />

sie gelebt ist, zur Vergangenheit.“ Er malt<br />

vom Kreuzchen einen Pfeil zurück zu<br />

den Kringeln: Das soeben Erlebte gehört<br />

nun zum Schatz der Vergangenheit, der<br />

im neuen Augenblick der Gegenwart als<br />

Erfahrung genutzt werden kann. Doch<br />

wo bleibt in diesem Denken die Zukunft?<br />

„Ach, die Zukunft“, sagt Miranda und<br />

macht jene für Aymara typische Handbewegung<br />

nach hinten über die Schulter.<br />

„Niemand hat sie je gesehen. Die Zukunft<br />

erübrigt sich.“<br />

Eben deshalb, weil sie nicht an die Zukunft<br />

denken, lasse sich mit den Aymara kein<br />

Staat machen, behauptet die weiße Minder -<br />

heit, die Bolivien regiert hat, seit das Land<br />

existiert. Bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts<br />

hatte die indianische Mehrheit<br />

bei Wahlen kein Stimmrecht. Erst 2006<br />

wurde mit Evo Morales zum ersten Mal ein<br />

Aymara ins Präsidentenamt gewählt. Die<br />

hellhäutige Oberschicht wirft diesem Volk<br />

und dem Präsidenten oft vor, sie könnten<br />

nicht planen und würden ziellos durch die<br />

Geschichte irren.<br />

IN DER GRAUZONE<br />

„Alles Quatsch“, sagt Iván Guzmán de Rojas,<br />

der dieser weißen Oberschicht des Landes<br />

angehört. Mit seinem wirren weißen Haar<br />

und seinem Adlerblick sieht er aus wie<br />

eine Kreuzung aus Sigmund Freud und<br />

Albert Einstein. Von Beruf ist Guzmán de<br />

Rojas Mathematiker. In den 1960er Jahren<br />

arbeitete er an der Entwicklung eines trivalenten<br />

Computers. An einer Rechen -<br />

maschine also, die nicht nur null und eins<br />

auseinanderhalten kann und nach dieser<br />

Logik alles in falsch und richtig aufteilt.<br />

Der trivalente Computer sollte auch das<br />

ganze Feld des mehr oder weniger Sicheren<br />

Die Statue von Eduardo Avaroa, ein Nachkomme von<br />

Spaniern und Kriegsheld Boliviens im<br />

19. Jahrhundert, weist dem Land den Weg. Die Ay mara-<br />

Kinder davor gehen in die andere Richtung.<br />

verstehen, das sich zwischen diesen beiden<br />

Polen auftut. Und er sollte aus dieser<br />

Grauzone präzise Schlüsse ziehen können.<br />

Das Forschungsprojekt wurde eingestellt,<br />

bevor es eine solche Rechenmaschine gab.<br />

Immerhin aber hatte der Mathematiker<br />

begriffen, warum er seine Landsleute vom<br />

Volk der Aymara vorher nie richtig verstanden<br />

hatte. Sie denken wie der projektierte<br />

Computer: trivalent.<br />

Guzmán de Rojas setzte sich hin und<br />

schrieb darüber ein dickes Buch. Es ist voll<br />

von mathematischen Formeln und Schaubildern<br />

und gespickt mit komplizierten<br />

Beispielsätzen aus der Sprache der Aymara.<br />

Immer, wenn ein Aymara eine Aussage<br />

macht, nennt er die Quelle dazu: Hat er<br />

selbst etwas gesehen oder erlebt? Oder<br />

wurde es ihm erzählt? Von wem? Wie vertrauenswürdig<br />

ist das? Je nachdem, wie<br />

die jeweilige Quelle des Wissens eingeschätzt<br />

wird, ist eine Aussage mehr oder<br />

weniger sicher. Falsch und richtig sind<br />

dann bloß noch zwei von unendlich vielen<br />

Möglichkeiten. Und richtig ist eigentlich<br />

nur das, was man mit eigenen Augen gesehen<br />

hat. Aymara sind es von Kind auf<br />

gewohnt, mit solchen für europäisch denkende<br />

Menschen vagen Informationen zu<br />

leben und sie können etwas, das sonst nur<br />

Wahrscheinlichkeitsmathematiker und<br />

Chaostheoretiker können: Sie ziehen aus<br />

diesen unsicheren Vorgaben ganz präzise<br />

Schlüsse für ihr tägliches Handeln.<br />

OFFENER SCHWEBEZUSTAND<br />

Habe man erst einmal die besondere Logik<br />

dieses Volkes begriffen, sagt Guzmán de<br />

Rojas, dann werde alles ganz einfach. „Für<br />

einen Aymara gibt es nicht nur ja oder<br />

nein. Er bewegt sich ständig dazwischen.“<br />

Wer nur die Vergangenheit sehen kann<br />

und nicht in die Zukunft planen will, der<br />

brauche diesen Schwebezustand, das Offene,<br />

das Sowohl-als-auch. Nur dann könne<br />

er handeln, abwägen und ausprobieren,<br />

31<br />

das Schlechte verwerfen und das Gute behalten.<br />

„Aymara können in unseren Augen<br />

sogar eine glatte Kehrtwende vollziehen,<br />

ohne dabei das Gefühl zu haben, sich in<br />

logische Widersprüche zu verwickeln.“<br />

AUS VERGANGENEM LERNEN<br />

Sie haben es mit dieser Methode durchaus<br />

zu etwas gebracht. Die Gegend rund um<br />

den Titicacasee gilt als die Wiege der Kartoffel.<br />

Die Aymara kennen diese Pflanze<br />

schon seit Jahrtausenden. Sie haben damit<br />

experimentiert, haben sie gekreuzt und<br />

verfeinert und heute gibt es rund 3 000<br />

Sorten davon. Die Frauen auf den Feldern<br />

bei Compi klauben schwarze, braune, gelbe,<br />

orangefarbene und sogar violette Knollen<br />

aus dem Boden. Jede Sorte schmeckt<br />

anders. Als die Spanier nach Amerika kamen<br />

und später die Engländer, brachten<br />

sie ein paar Pflanzen zurück auf den alten<br />

Kontinent. Lange war die Kartoffel hier<br />

nur als reine Zierpflanze bekannt, in den<br />

Gärten von Fürsten und Bischöfen. Es dauerte<br />

Generationen, bis die Europäer begriffen,<br />

dass man die Wurzelknollen der Stauden<br />

auch essen kann. Hätten sie die Vergangenheit<br />

der Kartoffel gesehen, hätten<br />

sie das schneller gelernt.<br />

|


32<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

INTERVIEW THOMAS METZINGER<br />

DAS ICH IST<br />

EIN PHANTOM<br />

Unsere Identität, das „Ich“, sei nur Einbildung,<br />

sagt der Mainzer Neurophilosoph Thomas Metzinger.<br />

Herr Metzinger, gibt’s mich oder<br />

gibt’s mich nicht?<br />

Thomas Metzinger (lacht): Natürlich gibt<br />

es Sie. Aber worauf Sie vermutlich an -<br />

spielen, ist meine These, dass es „das“ Ich,<br />

ein abgeschlossenes Selbst, nicht gibt.<br />

Die Hirnforschung belegt, dass unser ganzes<br />

subjektives Erleben ausschließlich<br />

auf der Grundlage neuronaler Prozesse<br />

in unserem Gehirn basiert. Das bewusste<br />

Selbst ist etwas, das der Körper konstru-<br />

iert, um sich selbst zu verstehen.<br />

Der Körper suggeriert mein Ich?<br />

Genau. Es fühlt sich doch so an wie ein<br />

kleines Männchen, das hinter den Augen<br />

sitzt und in die Welt hinausschaut. Der<br />

Körper, ein Volumen im Raum, grenzt<br />

es nach außen ab, damit identifizieren<br />

wir uns. Das ist das Grundgefühl, das uns<br />

das Gehirn vermittelt: jemand zu sein.<br />

Aber ich fühle und denke – das soll<br />

alles nichts mit mir zu tun haben?<br />

Es gibt ein berühmtes Experiment. Wenn<br />

eine Versuchsperson eine künstliche<br />

Hand auf einem Tisch betrachtet, einen<br />

ausgestopften Gummihandschuh oder so,<br />

während ihre eigene verdeckt daneben<br />

liegt, und beide synchron mit einem<br />

Stäbchen gestreichelt werden, wird nach<br />

einer Weile die künstliche Hand als die<br />

eigene erlebt. Die Hand ist künstlich, aber<br />

ich kann sie fühlen: als natürlichen Teil<br />

meines Selbst.<br />

Das bedeutet, ich kann weder meiner<br />

Wahrnehmung von mir als authentischer<br />

Person noch der der äußeren<br />

Welt sicher sein? Unheimlich.<br />

Ja, manche Menschen finden diese Er -<br />

kennt nis beängstigend. Das Gehirn über-<br />

setzt Wahrnehmungen in ein subjektives<br />

Bewusstsein. Wenn ich dann „ich“ sage –<br />

„ich habe mich geschnitten“, „ich bin Philosoph“<br />

oder „ich will Kaffee trinken“ –,<br />

beziehe ich mich auf den Inhalt eines im<br />

Gehirn erzeugten Selbstmodells.<br />

Dann könnte ich mir ja morgens<br />

ein fach sagen: „So, jetzt wache<br />

ich mal auf und mache mir ein tolles<br />

Bild von mir.“<br />

Leider nicht. Unser Gehirn konstruiert in<br />

Millisekunden ein höchst komplexes<br />

und immer wieder neues Modell der Wirk -<br />

lichkeit. Es besteht aus unseren körperlichen<br />

Wahrnehmungen, aus Erinnerungen,<br />

Gefühlen, Wünschen. Wenn sie sich aufs<br />

Frühstück freuen, haben sie das Gefühl,<br />

dass sie dieses Selbst sind, das sich freut.<br />

Im Grunde ist die Vorfreude aber Teil einer<br />

sehr selektiven, neuronalen Hirnkonstruktion,<br />

die wir für unser Ich halten, weil<br />

wir sie nicht als Modell erleben können.<br />

Es geht einfach zu schnell.<br />

Und wofür muss ich das wissen?<br />

Zunächst einmal ist es ein erheblicher Er-<br />

kenntnisfortschritt zu wissen, dass das<br />

Ich der Inhalt eines Vorgangs ist, der sich<br />

im Laufe von Jahrmillionen der Evolution<br />

entwickelt hat, vom einfachen tierischen<br />

Organismus, der die Grenzen seines Körpers<br />

wahrnimmt, hin zum Menschen, der<br />

Probleme entdecken, formulieren und<br />

lösen kann. Genauer zu verstehen, wie<br />

wir handelnde Personen in einer von uns<br />

subjektiv wahrgenommenen Welt sind,<br />

und dass andere mit dem gleichen Ich-<br />

Gefühl durch die Welt gehen, ist eine sehr<br />

wesent liche Einsicht.<br />

Entwickelt mein Gehirn das Ich-Modell<br />

ganz alleine oder spielt dabei die<br />

Umwelt, die Gesellschaft eine Rolle?<br />

Sehr viele Schichten des menschlichen<br />

Selbstmodells werden von außen geprägt.<br />

Das beginnt schon sehr früh, indem das<br />

Kleinkind zum Beispiel die Eltern imitiert<br />

oder lernt, was richtig und was falsch ist.<br />

Auch welche Meinung man von sich hat,<br />

hängt von der Gesellschaft ab, in der man<br />

lebt. Wenn uns viele Menschen zu verstehen<br />

geben, wir seien nichts wert, wird<br />

unser Selbstmodell in eine ziemliche<br />

Schieflage geraten.<br />

Mein Ich gehört mir – haben Gruppen<br />

ein Wir?<br />

Natürlich haben soziale Verbände immer<br />

ein Selbstmodell entwickelt. Stammesgeist,<br />

Volksseele, Religion, auch politische<br />

Organisationsformen können eine starke<br />

Gruppenkohärenz erzeugen. Das kann<br />

einerseits gefährlich sein, das hat uns die<br />

deutsche Geschichte gelehrt. Aber aus<br />

so einem Wir-Gefühl, in dem das Ich sich<br />

als Teil eines größeren Ganzen fühlt, kann<br />

der Einzelne auch Kraft und Sicherheit<br />

ziehen, die ihn trägt und stärker macht.<br />

Kann man das auch auf Unternehmen<br />

übertragen?<br />

Sie meinen die „Corporate Identity“. Wenn<br />

Mitarbeiter sich mit ihrem Unternehmen<br />

identifizieren, dann wird die Firma Teil<br />

ihres Selbstmodells. Das ist dann gefährlich,<br />

wenn sich ihre eigenen Wünsche<br />

und Interessen nicht im Gegenzug in der<br />

Unternehmenspolitik widerspiegeln –<br />

die „Aneignung“ muss in beide Richtungen<br />

verlaufen. Interview PAUL LAMPE<br />

33<br />

LITERATURTIPP:<br />

Thomas Metzinger, Der Ego-Tunnel. Eine neue<br />

Philosophie des Selbst: Von der Hirnforschung<br />

zur Bewusst seinsethik. Berlin Verlag, 2010.<br />

Fotos plainpicture/fStop, privat


34<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

HEUREKA! LÖSUNGEN VON BILFINGER<br />

STROM AUS ABGAS<br />

Früher wurden Kraftwerksemissionen<br />

nur entgiftet. Heute sollen sie<br />

selbst zu Energieträgern werden.<br />

Dass man in den Sechzigerjahren<br />

des vergangenen Jahrhunderts<br />

über Umweltschutz nachzudenken<br />

begann, bezeugen Fabrik- und<br />

Kraftwerksschlote: Man baute sie<br />

höher, um die Belastung der Anwohner<br />

zu verringern. Der Umwelt<br />

half das wenig, denn Schwefelund<br />

Stickoxide verteilten sich dadurch<br />

lediglich über ein größeres<br />

Areal. Abhilfe brachten erst neue<br />

Techniken zur Rauchgasreinigung,<br />

die seither immer weiter verfeinert<br />

werden: Die giftigen Stickoxide<br />

werden geknackt und in Stickstoff<br />

und Wasserdampf aufgespalten.<br />

Rußpartikel werden elektrostatisch<br />

aufgeladen und von einem Filter<br />

eingesammelt. Schwefeldioxid<br />

lässt sich mithilfe einer Kalzium -<br />

lösung aufspalten und in Gips über -<br />

führen, der sogar von der Bau -<br />

industrie genutzt werden kann.<br />

Letzteres, die Entschwefelung,<br />

ist eine Spezialität von <strong>Bilfinger</strong><br />

Power Systems. Nahezu 100 Prozent<br />

des bei der Kohleverbrennung<br />

anfallenden Schwefeldioxids kann<br />

das Unternehmen unschädlich<br />

machen. Ergänzt wird das System<br />

durch „Powerise“, ein Wärmenutzungssystem,<br />

mit dem sich Prozessabwärme<br />

erneut in den Kreislauf<br />

einspeisen und so der CO2-Ausstoß<br />

weiter reduzieren lässt. Im 670<br />

Megawatt mächtigen Block R des<br />

sächsischen Braunkohlekraftwerks<br />

Boxberg werden auf diese Art 35<br />

Megawatt Wärmeenergie in 7,5<br />

Megawatt Strom umgewandelt. Im<br />

Steinkohlekraftwerk Mehrum in<br />

Niedersachsen werden aus überschüssigen<br />

30 Megawatt Wärme<br />

6,5 Megawatt Strom.<br />

Bis zu 1,5 Prozentpunkte kann<br />

der Wirkungsgrad von Kraftwerken<br />

durch den Einsatz von Powerise<br />

steigen. Zwar wurde das Verfahren<br />

bereits vor dreißig Jahren entwickelt,<br />

doch nun erst setzt es<br />

sich weltweit als Standard durch.<br />

Im polnischen Kraftwerk Lagisza<br />

läuft eine hochmoderne Anlage<br />

und in Turów ist eine geplant. In<br />

Finnland wird Powerise in der Biomasseverbrennung<br />

eingesetzt –<br />

das könnte ein wichtiges Feld für<br />

die Zukunft sein.<br />

AB IN DEN UNTERGRUND<br />

Auch der kanadische Stromkonzern<br />

SaskPower wird das System verwenden,<br />

das <strong>Bilfinger</strong> für dessen<br />

Kohlekraftwerk in der Provinz Saskatchewan<br />

plant und liefert. Dort<br />

soll erstmals im industriellen<br />

Maßstab CO2 aus Rauchgas abgeschieden,<br />

komprimiert und in den<br />

Untergrund gepresst werden (CCS,<br />

„Carbon Capture and Storage“).<br />

<strong>Bilfinger</strong> war bereits an einer entsprechenden<br />

Versuchsanlage<br />

von Vattenfall in Brandenburg beteiligt.<br />

Der modernisierte Kraftwerksblock<br />

in Saskatchewan wird<br />

2014 ans Netz gehen. Das ge -<br />

speicherte CO2 soll dann per Pipeline<br />

zum 100 Kilometer entfernten<br />

Weyburn-Ölfeld gehen und dort<br />

genutzt werden, um Öl aus den<br />

tiefen Gesteinsschichten zu drücken.<br />

Fotos 34–36 creativity103.com, creativecommons.org, Patrick Llewelyn-Davies/veer, CERN<br />

SENSORTECHNIK<br />

OPTIMIERTER STROMVERBRAUCH<br />

Bis zu 40 Prozent Strom im Jahr kann Alstom bei der<br />

Beleuchtung seiner Produktionsstätte im schweizerischen<br />

Birr einsparen. Zu diesem Ergebnis kam <strong>Bilfinger</strong><br />

in einem Pilotversuch. Möglich wird die Energieoptimierung<br />

durch moderne Sensortechnik und das Ankoppeln<br />

des Beleuchtungssystems an die bestehende<br />

VERSCHLEISSMATERIAL<br />

LÄUFT<br />

WIE GESCHMIERT!<br />

Gebäudeleittechnik, sodass sich die Helligkeit zonen -<br />

weise und je nach Tageszeit regulieren lässt. Das<br />

Einspar potenzial ist so überzeugend, dass das Schweizer<br />

Bundesamt für Energie rund 40 Prozent der Inves -<br />

titionskosten zuschießt. Die Amortisationszeit beträgt<br />

rund dreieinhalb Jahre.<br />

Wie tauscht man punktgenau Verschleißteile<br />

aus, also weder zu früh noch zu spät?<br />

Erich Meyer, leitender Ingenieur bei <strong>Bilfinger</strong><br />

Industrial Services in Linz, beschäftigt sich<br />

mit diesem Thema. Er hat den „VibraCheck“<br />

marktfähig gemacht, der Schwingungen von<br />

Getrieben und Pumpen misst und Prognosen<br />

erstellt, wann genau sie ausgewechselt werden<br />

müssen. Meyer hat auch den „zustandsorientierten<br />

Schmiermitteltausch“ entwickelt.<br />

Das Verfahren analysiert, ob Schmieröle<br />

im gewohnten Zweijahresrhythmus erneuert<br />

werden müssen oder ob sie vielleicht deutlich<br />

länger halten. Mit diesen Entwicklungen<br />

bietet <strong>Bilfinger</strong> seinen Kunden aus der Prozessund<br />

Fertigungsindustrie Einsparpotenziale.<br />

Für sein Engagement im Sinne der Kunden<br />

wurde Erich Meyer mit dem Mitarbeiterpreis<br />

„<strong>Bilfinger</strong>’s Best“ ausgezeichnet.<br />

35


36<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

HEUREKA! LÖSUNGEN VON BILFINGER<br />

LÄRMSCHUTZ<br />

GLASDACH GEGEN GETÖSE<br />

Jahrelang wurde über den sechsspurigen Aus -<br />

bau der A1 bei Köln-Lövenich gestritten, denn<br />

die Häuser von Lövenich stehen teilweise direkt<br />

an der Trasse. Der Lärm wäre für Anwohner<br />

unerträglich gewesen. Jetzt ist die Lösung da:<br />

ein 30000 Qunadratmeter großes Glasdach.<br />

Das 1,5 Kilometer lange Dach, das aus 1500<br />

Einzelmodulen mit insgesamt 20000 Glasschei -<br />

INNOVATIONSPREIS<br />

MESSTECHNIK<br />

IM KOFFER<br />

BAHNBRECHEND<br />

MAGNETE HELFEN<br />

HIGGS-TEILCHEN<br />

ZU FINDEN<br />

In Genf haben die Forscher am Teilchenbeschleuniger Cern das lange<br />

gesuchte Higgs- Teilchen gefunden. Es war der letzte unbekannte<br />

Baustein der Materie, die Entdeckung gilt für die Wissenschaft als<br />

bahnbrechend. Das Higgs-Teilchen ist der Urheber der Masse und<br />

sorgt damit dafür, dass die Grundbausteine der Materie zusammenhalten<br />

und miteinander wechselwirken. Babcock Noell, ein Unternehmen<br />

der <strong>Bilfinger</strong>-Gruppe, hat die Hightech-Magnete hergestellt, die in<br />

der Versuchsanlage die Elementarteilchen auf ihrer Bahn halten, wenn<br />

sie fast auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Auch für die<br />

Beschleunigungsanlage Fair in Darmstadt fertigt und liefert <strong>Bilfinger</strong><br />

113 supraleitende Magnete.<br />

ben zusammengesetzt wurde, sitzt auf Stahlbetonwänden<br />

und wölbt sich über die Ausbau -<br />

strecke. Die sogenannte Einhausung senkt<br />

den Lärmpegel für die Anwohner um zwei Drit -<br />

tel. <strong>Bilfinger</strong> Construction hat das Bauwerk<br />

schlüsselfertig erstellt und wird es einschließ -<br />

lich der Verkehrs- und Betriebstechnik zehn<br />

Jahre lang warten und instand halten.<br />

<strong>Bilfinger</strong> Hochbau hat ein transportables<br />

Monitoringsystem entwickelt, das Energieströme<br />

in Gebäuden transparent macht<br />

und Kostentreiber aufspürt. Die Daten<br />

werden mit Sensoren erfasst, zu einem<br />

Messkoffer geleitet und analysiert. So<br />

kann etwa bei einem älteren Mehrfamilienhaus<br />

der Heizenergiebedarf durch<br />

eine bessere Kesseleinstellung und<br />

die Anpassung der Vorlauftemperaturen<br />

um bis zu 15 Prozent gesenkt werden.<br />

Im Jahr 2012 wurde die Messtechnik<br />

im Koffer mit dem Innovationspreis der<br />

Metropolregion Rhein-Neckar für innovative<br />

Lösungen zur Energieeffizienz aus -<br />

gezeichnet.<br />

Was ist eigentlich ein ...<br />

LANGSTRECKEN-<br />

MOLCH?<br />

Neulich, in Nord-Texas, drehte ein Molch durch. Er schoss ständen, während die intelligenten ihrer Art mit Ultra-<br />

aus seinem dunklen Gang, flog 150 Meter und durchschlug<br />

die Mauer eines Hauses. Niemand verletzte sich<br />

dabei, aber über die Schlagkraft des Molches wunderten<br />

sich die Einwohner der Stadt Grand Prairie schon. Was<br />

mit dem Molch nach diesem Unfall geschah, ist nicht<br />

überliefert, womöglich landete er auf dem Schrott; handelte<br />

es sich doch um ein Gerät zur Überprüfung einer<br />

Gas-Pipeline.<br />

Molche sind Laufkörper. Einer Rohrpost gleich werden<br />

sie in Leitungen eingesetzt und verrichten auf ihrer<br />

Reise verschiedenste Jobs. Meist treiben Wassermassen<br />

sie an, auch Druckluft oder Gasdruck presst sie durch<br />

die Leitung. Zuweilen legen sie dort Dutzende von Kilometern<br />

zurück – das sind die Langstreckenmolche. Sogenannte<br />

dumme Molche reinigen Pipelines von Ölrück-<br />

schall Korrosionen aufspüren oder per GPS den Leitungs -<br />

verlauf dokumentieren. Molche nennt man sie, weil<br />

Ingenieure in Deutschland vor hundert Jahren einmal<br />

auf ihren Laufkörper am Ende einer Leitung warteten –<br />

und stattdessen auf seinen tierischen Vetter trafen.<br />

Molche durchpflügen Schläuche von kleinen Farbspritzpistolen<br />

mit einem Durchmesser von sechs Millime -<br />

tern bis zu Pipelines mit einem Kaliber von 1,80 Meter.<br />

<strong>Bilfinger</strong> Piping Technologies nimmt ihre Dienste häufig<br />

in Anspruch. Auch in James-Bond-Filmen sind sie bereits<br />

aufgetreten. Mal schmuggelte ein Langstreckenmolch<br />

einen Spion im Kalten Krieg durch den Eisernen Vorhang<br />

hindurch, mal transportierte er eine Atombombe. Molche<br />

sind einfach Tausendsassas.<br />

Text JAN RÜBEL | Illustration SKIZZOMAT<br />

37


38<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

DIE NÄCHSTE KURVE IST IMMER DIE SCHÖNSTE: Marvin genießt den Kick im „Alpenexpress“, während sich der Spaß seiner Mutter wohl eher in Grenzen hält.<br />

Den Europapark im badischen Rust besuchen jedes Jahr weit über vier Millionen Menschen, trotz der oft stundenlangen Wartezeiten an den Fahrgeräten und der beachtlichen<br />

Eintrittspreise. Foto ERIC VAZZOLER<br />

<strong>Bilfinger</strong> wirbt mit „German Engineering“ – hochwertiger Arbeit, erbracht von fleißigen Mitarbeitern. Sind die<br />

Deutschen wirklich so arbeitsam? Was machen sie etwa am Wochenende? Fotografen machten sich auf die<br />

Suche nach einem typischen deutschen Samstag.<br />

EIN<br />

DEUTSCHER<br />

SAMSTAG<br />

BÜRSTEN, SAUGEN, LEDERN: Vor 50 Jahren ließen sich zwei Augsburger Unternehmer eine „selbsttätige Kraftfahrzeug-Waschanlage“ patentieren. Heute drehen in<br />

1400 deutschen Waschstraßen die nassen Bürsten, unter die an sonnigen Samstagen schon mal 500 Wagen kommen. Wer auf sein Auto hält, vervollständigt das Rei ni -<br />

gungsritual anschließend mit Polierleder und Staubsauger, wie hier in Essen. Fotos FRANK SCHULTZE<br />

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40<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

WETTER GUT, WIESE FREI – VOLLGAS: Jens Wellpott vom Modellbauclub Jever hält seinen Doppeldecker „Gemini“ vorschriftsmäßig in den Wind. Die Landebahn ist<br />

frisch gemäht. Der Propeller dreht hoch, gleich wird Wellpott das Modellflugzeug, Spannweite 92 Zentimeter, in Loopings und Sturzflüge steuern. „Kommt mir manchmal<br />

so vor, als säße ich drin“, sagt der Jugendwart des Clubs. Foto KATHRIN HARMS<br />

SELBST IS DER MANN: Die Mehrheit der Deutschen lebt im Eigenheim. Um Kosten zu senken, nehmen sie Bau und Erhalt gerne in die eigene Hand: Rund 30 Millionen<br />

Menschen hierzulande bezeichnen sich als Heimwerker. Nur ein Tag in der Woche kommt dafür in Frage, der Samstag. Dann wird gemeinsam angepackt. Im rheinischen<br />

Kerpen legen Walter Freitag und sein Schwiegersohn gemeinsam Hand an und gestalten den Vorgarten neu. Foto LUKAS COCH<br />

„GEHSE INNE STADT, WAT MACHT DICH DA SATT?“ So fragte Herbert Grönemeyer im Ruhrpott-Slang schon 1982, um die Antwort selbst zu geben: „Ne Currywurst!“<br />

Im Jahre 1949 bot Herta Heuwer in ihrem Imbissstand an der Berliner Kantstraße als Erste eine in Scheiben geschnittene, in Tomatensoße ertränkte und mit Currypulver<br />

bestreute Bratwurst an. Im „Profi-Grill“ in Wattenscheid wird sie nach eigenem Rezept zubereitet und auf Porzellantellern gereicht. Fotos FRANK SCHULTZE<br />

41


42<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013 43<br />

SECHS KREUZE FÜR DAS GROSSE GLÜCK: Woche für Woche lockt der Traum von den sechs Richtigen rund 21 Millionen Spieler in die 23 000 Lotto-Annahmestellen<br />

der Republik. Lotto kann man jetzt zwar auch im Internet spielen. Doch Kioskbetreiber, wie Gerda Rauh und ihr Mann im württembergischen Murrhardt, bauen auf ihre<br />

Stammkundschaft: Die Leute kommen auch zum Plaudern. Foto VOLKER HOSCHEK<br />

AUCH HEUTE IST EIN TAG DER ARBEIT: Wenn es um ihren Garten geht, kennen der Rudersberger Rentner Kurt Wurst und seine Frau keinen Ruhetag. Sie sind nicht<br />

die Einzigen. Kleinmotorenlärm prägt den Samstag der Dörfer und Vorstädte. Um das heimische Grün kurz zu halten, stehen rund fünf Millionen Benzinrasenmäher<br />

in Deutschland bereit. Foto VOLKER HOSCHEK<br />

NACHWUCHS GESICHERT: Marlene von der Spvgg Rommelshausen kontrolliert die Spielerpässe ihrer Kameradinnen. Knapp sieben Millionen Mitglieder hat der<br />

Deutsche Fußballbund. Den Anstieg der weiblichen Mitglieder auf insgesamt rund 1,1 Millionen Frauen und Mädchen führt die DFB-Vizepräsidentin Hannelore Ratzeburg<br />

auf die spannende Frauen-WM 2011 in Deutschland zurück. Fotos RAINER KWIOTEK, ULI REINHARDT


44<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

ANDENKEN AN JULIUS BERGER<br />

Vor 150 Jahren wurde Julius Berger geboren,<br />

Gründervater einer der drei Vorgängergesellschaften von <strong>Bilfinger</strong>.<br />

Zu seinem Andenken stiftet das Unternehmen einen Preis.<br />

<strong>Bilfinger</strong>s Wandel vom Bau- zum Engineering- und<br />

Servicekonzern ist nicht die erste bemerkenswerte Metamorphose<br />

in der langen Firmengeschichte. Die erste<br />

vollzog sich, als Julius Berger 1890 den Auftrag für den<br />

Bau einer gut zwei Kilometer langen Chaussee erhielt –<br />

er war eigentlich Inhaber eines Fuhrunternehmens, das<br />

er als nicht einmal Zwanzigjähriger von seinem Vater<br />

übernommen hatte. Fünf Jahre später gründete er seine<br />

erste Baufirma, aus der 1905 die Julius Berger Tiefbau<br />

AG und später die <strong>Bilfinger</strong> + Berger Bauaktiengesellschaft<br />

hervorgehen sollten.<br />

Julius Berger war, was man heute<br />

einen Selfmademan nennen würde.<br />

Aus einer einfachen jüdischen Familie<br />

stammend, gelang ihm der Aufstieg zu<br />

einem der bedeutendsten Bauunterneh -<br />

mer der Weimarer Republik. Geboren<br />

1862 im westpreußischen 3000-Seelen-<br />

Städtchen Zempelburg, 125 Kilometer<br />

südwestlich von Danzig, schickte ihn<br />

sein Vater bereits mit zwölf Jahren nach<br />

Berlin, um bei einer Ledergroßhandlung<br />

in die Lehre zu gehen. Drei Jahre<br />

später, 1878, kehrte er zurück in das<br />

Fuhrunternehmen der Familie. Statt Ge -<br />

treide transportierte er immer öfter Baumaterialien. Auf<br />

diese Weise – und durch seinen eigenen kleinen Chaussee-Auftrag<br />

– lernte er die Baubranche immer besser ken -<br />

nen. Als er genug gelernt hatte, wechselte er das Gewerbe.<br />

1910 verlegte Berger seine Firma, die mittlerweile mit<br />

Straßen-, Kanalisations- und Eisenbahnbauarbeiten in<br />

den preußischen Ostprovinzen zu einem bedeutenden<br />

Unternehmen geworden war, nach Berlin. 1911 folgte<br />

der erste Auftrag im Ausland: Zwischen Zürich und<br />

Basel baute er den acht Kilometer langen Hauen stein-<br />

Basistunnel. Dieser Auftrag wurde zu einem Meisterstück,<br />

das Erfolgsprämien und gesellschaftliches Renommee<br />

brachte.<br />

Nach dem Ersten Weltkrieg nahm Berger als Vertreter<br />

der deutschen Bauwirtschaft an den Friedensverhandlungen<br />

in Versailles teil. Würden Frankreich und<br />

Deutschland sich weiter voneinander entfernen, warnte<br />

er, würde das „sicher nicht zum Wohle des deutschen<br />

Volkes beitragen“. In der Weimarer Republik stieg seine<br />

Firma zu einem der wichtigsten Bauunternehmen auf.<br />

An der Erweiterung des Berliner U-Bahn-Netzes war<br />

Berger ebenso beteiligt wie am Ausbau des Königsberger<br />

Hafens und der Konstruktion von Neckar-Staustufen<br />

bei Heidelberg. Auch im Ausland war seine Firma<br />

zunehmend tätig, in der Türkei und dem Iran, in Rumänien<br />

und Ägypten.<br />

Nachdem die Nationalsozialisten in<br />

Deutschland die Macht übernommen<br />

hatten, erging es Julius Berger wie vielen<br />

anderen jüdischen Unternehmern.<br />

Unter dem Druck antisemitischer<br />

Propaganda trat er Ende 1933 als Vorstandsvorsitzender<br />

seiner Firma zurück.<br />

Zwei seiner Töchter wanderten<br />

nach Uruguay aus, den Sohn einer ver -<br />

storbenen Tochter brachte er in der<br />

Schweiz in Sicherheit. Im September<br />

1942 wurden Flora und Julius Berger<br />

ins Konzentrationslager Theresienstadt<br />

deportiert, wo sie an Hunger und<br />

Entkräftung starben. Noch wenige Wochen<br />

vor der Deportation notierte Berger: „Ich habe<br />

nicht angenommen, dass ich, der ich in Deutschland<br />

geboren und erzogen wurde … und für das deutsche<br />

Wirtschaftsleben schon von jungen Jahren an eine<br />

erfolgreiche Tätigkeit ausübte, mein Vaterland würde<br />

verlassen müssen. Aus diesem Grunde habe ich die Auswanderung<br />

für mich und meine Frau nicht betrieben.“<br />

Um das Andenken an diese große Unternehmer -<br />

persönlichkeit zu bewahren, stiftet <strong>Bilfinger</strong> den Julius-<br />

Berger-Preis. Mit dem Preis sollen mutige unternehmerische<br />

Initiativen zur Stadtentwicklung Berlins ausgezeichnet<br />

werden. Im Geiste seines Namensgebers soll er<br />

Anreiz sein, Berlin zu einem Ort kultureller und sozialer<br />

Vielfalt zu machen. Der Preis, den <strong>Bilfinger</strong> und der<br />

Verein Architekturpreis Berlin e. V. gemeinsam ausloben,<br />

wird 2013 erstmals vergeben.<br />

|<br />

Text MARTIN KRAUSS<br />

Julius Berger war mit Leib und Seele<br />

Bauunternehmer. Das Bild zeigt ihn<br />

1925 im Kreis von Mitarbeitern auf der<br />

Baustelle des Teliu-Tunnels in Rumänien.<br />

45


46<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

BILFINGER NEWS<br />

<strong>Bilfinger</strong> sponsert Film<br />

2013 ist Wagner-Jahr. Zum 200. Geburtstag<br />

des Komponisten setzt sich das Nationaltheater<br />

Mannheim als traditionelle<br />

Wagner-Bühne völlig neu mit dem<br />

Opernzyklus „Ring des Nibelungen“ auseinander.<br />

Regie führt Achim Freyer, einer<br />

der bedeutendsten Theatermacher der<br />

Gegenwart. Er schafft ein bildgewaltiges<br />

Gesamtkunstwerk, in dem Musik, Dichtung,<br />

bildende Kunst und Theater miteinander<br />

verschmelzen.<br />

Die Produktion wird durch den Filmemacher<br />

Rudij Bergmann dokumentiert.<br />

Er begleitet den Regisseur bei der Arbeit<br />

und öffnet den Blick für den Schaffensprozess<br />

des Ausnahmekünstlers. Neben<br />

dem Dokumentarfilm entsteht eine<br />

Aufzeichnung des vierteiligen Opernzyklus.<br />

<strong>Bilfinger</strong> ist Hauptsponsor des<br />

Filmprojekts.<br />

Wasserprojekt<br />

für Mexico City<br />

Der neue 60 Kilometer lange Abwassertunnel<br />

„Emisor Oriente“ gilt als eines der<br />

wichtigsten Abwasserprojekte der Welt.<br />

Er soll verhindern, dass Mexiko-Stadt<br />

in der Regenzeit in seinem eigenen Abwasser<br />

steht, denn das fünfzig Jahre alte<br />

Kanalnetz ist marode und für die mittlerweile<br />

25 Millionen Einwohner viel zu<br />

klein ausgelegt.<br />

Im Oktober 2012 wurde der erste, zehn<br />

Kilometer lange Bauabschnitt fertig -<br />

gestellt, der unglaubliche 150 000 Liter<br />

Regen- und Abwasser pro Sekunde durch -<br />

leiten kann. <strong>Bilfinger</strong> hat zwei der überirdischen<br />

Pumpstationen mit vollautomatischen<br />

Rechen ausgestattet. Bis in<br />

30 Meter Tiefe hinab reichen die Rechen -<br />

gestelle, die Treibgut aus dem Kanal sam -<br />

meln und an die Ober fläche befördern.<br />

Im Jahr 2014 soll der Abwassertunnel<br />

fertiggestellt sein. <strong>Bilfinger</strong> ist am Ausbau<br />

des Kanalnetzes von Mexiko-Stadt<br />

seit vielen Jahren beteiligt und liefert sowohl<br />

Rechen als auch Absperrschieber, mit<br />

denen sich Kanäle zur Wartung oder bei<br />

Notfällen komplett verschließen lassen.<br />

Erdgas aus den<br />

Niederlanden Mehr Nachhaltigkeit Mini-Kraftwerk<br />

Die Niederlande sind der größte Gas -<br />

pro duzent Europas. Rund 75 Prozent der<br />

Produktion werden durch den Gasversor -<br />

ger NAM vertrieben. Der zur <strong>Bilfinger</strong>-<br />

Gruppe gehörende Engineering-Spezialist<br />

Tebodin hat jetzt gemeinsam mit Partnern<br />

das komplette Engineering sowie<br />

Beschaffung und Montagearbeiten für<br />

alle Onshore-Anlagen von NAM übernommen.<br />

Tebodin trägt dabei die Verantwortung<br />

für Planung und Ingenieurtechnik,<br />

während die Partner für die Bau- und<br />

Montagearbeiten zuständig sind. Das<br />

Konsortium wird über die Vertragsdauer<br />

von fünf Jahren Leistungen im Gesamtwert<br />

von mehreren hundert Millionen<br />

Euro erbringen. Erdgas gilt als der um -<br />

weltfreund lichs te fossile Energieträger.<br />

Die CO2-Emissionen liegen 50 bis 70 Pro -<br />

zent nied riger als bei Kohle.<br />

Fotos 123RF Stock Foto, EUREF AG<br />

<strong>Bilfinger</strong> hat seinen ersten Nachhaltigkeitsbericht<br />

vorgelegt und eine Entsprechenserklärung<br />

zum Deutschen Nachhaltigkeitskodex<br />

abgegeben. In Zukunft<br />

wird das Unternehmen sein Engagement<br />

im Ressourcenschutz und bei der Verbesserung<br />

gesellschaftlicher Rahmenbedingungen<br />

weiterausbauen und systematisch<br />

dokumentieren.<br />

Gleichzeitig positioniert sich <strong>Bilfinger</strong><br />

als Anbieter nachhaltiger Leistungen<br />

und Lösungen, die für Kunden aus Indus -<br />

trie und Immobilienwirtschaft nach<br />

dem Baukastenprinzip zusammengestellt<br />

werden können. Die Komponenten reichen<br />

von Zustandsanalysen bis hin zur<br />

Umsetzung von Einsparmaßnahmen mit<br />

entsprechenden Garantien. „Insbeson -<br />

dere das Thema Energieeffizienz nimmt<br />

in der Politik und bei Kunden großen<br />

Stellenwert ein“, sagt Albert Filbert, der<br />

seit Mai 2012 den Bereich Sustainability<br />

Projects leitet. Bei Strom, Wärme und<br />

Druckluft ergäben sich die größten Einsparpotenziale.<br />

Dass in der künftigen Energieversorgung<br />

dezentrale Kraftwerke immer wichtiger<br />

werden, ist absehbar. Jetzt hat <strong>Bilfinger</strong><br />

Power Systems zusammen mit der Technischen<br />

Universität Cottbus eine Mikrogasturbine<br />

entwickelt, die Krankenhäuser,<br />

Schulen oder Fabriken mit Strom<br />

versorgen kann. Die Verwendung von<br />

Faul- und Biogasen macht sie besonders<br />

umweltfreundlich, die Abwärme kann in<br />

den Klimaanlagen der Gebäude genutzt<br />

werden. So erreicht das Mini-Kraft werk<br />

höchste Wirkungsgrade. Im Dortmunder<br />

Werk von <strong>Bilfinger</strong> Power Systems wird<br />

jetzt der Prototyp erprobt. Er produziert<br />

315 000 Kilowattstunden Wärme und<br />

155 000 Kilowattstunden Strom – damit<br />

könnte sich sogar ein klei nes Dorf selbst<br />

versorgen.<br />

Berlin baut<br />

CO2-neutrales Viertel<br />

47<br />

Rund um das Schöneberger Gasometer<br />

in Berlin entsteht das größte CO2-neutrale<br />

Stadtquartier Europas. Das Büround<br />

Wissenschaftsviertel auf dem sogenannten<br />

EUREF-Campus soll zu einem<br />

Zentrum für Innovationen und Zukunfts -<br />

projekte werden. Zum Konzept gehören<br />

unter anderem die Energieversorgung<br />

durch regenerative Energien, ein lokales<br />

„Micro Smart Grid“ und energetisch<br />

optimierte Gebäude.<br />

Der erste Neubau auf dem fünf Hektar<br />

großen Areal wurde von <strong>Bilfinger</strong><br />

Hochbau schlüsselfertig errichtet. Die<br />

vollautomatisierte Gebäudetechnik sorgt<br />

für minimalen Verbrauch. Das Bürohaus<br />

ist mit dem Nachhaltigkeitslabel LEED<br />

in Gold zertifiziert.<br />

Wissenschaftliche Institute und internationale<br />

Unternehmen unterstützen<br />

die Entwicklung des Campus. Auch Berlins<br />

größtes Modellprojekt für energieeffiziente<br />

urbane Verkehrskonzepte ist<br />

dort angesiedelt. Seit dem Wintersemester<br />

2012/2013 bietet die TU Berlin auf<br />

dem Gelände drei Masterstudiengänge<br />

zum Thema „Stadt und Energie“ an.


48<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

ZUKUNFT<br />

Wer eine richtig gute Mannschaft<br />

will, muss Menschen mit unterschiedlichen<br />

Eigenschaften zusammenbringen.<br />

Das zeigen Untersuchungen zur kollek -<br />

tiven Intelligenz, in denen gemischte<br />

Gruppen deutlich besser abschneiden als<br />

reine Frauen- oder Männerteams. Auch<br />

die Studienreihe „Women Matter“ der Un -<br />

ternehmensberatung McKinsey bestätigt<br />

das. Unternehmen, die es schaffen,<br />

Frauen in die Vorstandsetage zu holen,<br />

sind unterm Strich erfolgreicher: Sie haben<br />

eine höhere Wertschöpfung, höhere<br />

Profite und wirtschaften nachhaltiger.<br />

So weit die Forschung. Die Realität<br />

sieht oft anders aus. Obwohl in Deutsch -<br />

land fast 80 Prozent der Frauen einem<br />

Beruf nachgehen, sind sie auf allen Führungsebenen<br />

unterrepräsentiert, das<br />

belegt eine gemeinsame Analyse der 30<br />

Dax-Unternehmen. Je größer ein Unternehmen<br />

ist, desto weniger Frauen sind in<br />

leitenden Funktionen. Zukunftsträchtig<br />

ist das nicht, denn Fachkräfte sind rar<br />

und viele hoch qualifizierte Frauen würden<br />

sich gerne beruflich ent wickeln,<br />

wenn denn Beruf und Familie besser in<br />

Einklang zu bringen wären.<br />

DAS IST CHEFSACHE!<br />

Anders als derzeit noch viele Männer<br />

ver zichten Frauen häufig auf Führungsaufgaben,<br />

wenn dadurch die Zeit für<br />

die Familie zu knapp wird oder die Arbeitskultur<br />

nicht ihren Vorstellungen<br />

entspricht. Prominente Beispiele: Angelika<br />

Dammann und ihr Rückzug aus<br />

dem SAP-Vorstand nach gerade mal einem<br />

Jahr. Oder Anne-Marie Slaughter,<br />

Planungsstabschefin von Hillary Clinton,<br />

die ihr Amt zurückgab, weil es nicht mit<br />

ihren Auf gaben als Mutter von zwei<br />

Teenager- Söhnen zu vereinbaren sei.<br />

Um Beruf und Privates besser verbinden<br />

zu können, ist einerseits die Politik<br />

ERFOLG<br />

MIT<br />

FAMILIE<br />

Um im Wettbewerb<br />

bestehen zu können,<br />

müssen Unternehmen ihre<br />

Familien freundlichkeit<br />

verbessern.<br />

Nur so finden sie<br />

Frauen für Führungsjobs.<br />

Ein Gastbeitrag von<br />

Gisela Erler<br />

gefordert. Wir brauchen ausreichend<br />

Kindergärten, Kinderkrippen und Ganztagsschulen.<br />

Wir brauchen ein umfassendes<br />

Betreuungsangebot, das heute<br />

längst nicht mehr nur Kinder, sondern<br />

auch pflegebedürftige Eltern einschließt.<br />

Andererseits brauchen wir aber auch<br />

Chefs, die Fa milienleben ermöglichen<br />

und vorleben. Wenn Frauen mehr arbeiten,<br />

müssen Männer sich zwangsläufig<br />

mehr um die Kinder und alte Familienmitglieder<br />

kümmern. Also braucht in<br />

Zukunft nicht nur der weibliche, sondern<br />

auch der männ liche Führungsnachwuchs<br />

Raum, diese Pflichten zu erfüllen.<br />

Wenn die Firmenspitze abends um acht<br />

noch das Licht anhat und schaut, ob es<br />

bei den Mitarbeitern ebenfalls brennt,<br />

funktioniert die Integration von Beruf<br />

und Familie nicht.<br />

WER MACHT KARRIERE?<br />

Unternehmen, die sich für die Zukunft<br />

fit machen wollen, müssen viel stärker<br />

als bisher auf die unterschiedlichen<br />

Lebens entwürfe von Mitarbeitern eingehen<br />

und lernen, sie zu respektieren. Es<br />

geht nicht darum, dass künftig niemand<br />

mehr 60 Stunden in der Woche arbeitet.<br />

Es geht darum, dies nicht zur Voraus -<br />

setzung für die berufliche Entwicklung<br />

zu machen.<br />

|<br />

GISELA ERLER ist Politikerin, Wissenschaftlerin<br />

und Unternehmerin. 1991 gründete sie den pme<br />

Familienservice, ein Unternehmen, das Dienst leis -<br />

tungen für Familien anbietet, die von der Kinder-<br />

Notbetreuung bis zur Unterstützung pflegebedürftiger<br />

Angehöriger reichen. Auch <strong>Bilfinger</strong> arbeitet<br />

mit pme zusammen. 2011 wurde Gisela Erler als<br />

ehrenamtliche Staatsrätin für Zivilgesellschaft und<br />

Bürgerbeteiligung in die grün-rote Landes re gie -<br />

rung von Baden-Württemberg berufen.<br />

Porträt Thomas Kienzle<br />

LITERATURTIPP<br />

Gisela Erler, Schluss mit der Umerziehung!<br />

Vom artgerechten Umgang mit den Geschlechtern.<br />

Heyne Verlag, 2012.<br />

...<br />

UND BEI BILFINGER?<br />

GESTERN Im Sommer 1962 traten 37 Kinder von<br />

Berliner Mitarbeitern des Un ternehmens Grün &<br />

<strong>Bilfinger</strong> eine Urlaubsreise in den Westen an. Drei<br />

Wochen lang durften sie auf Kosten des Unter -<br />

neh mens in einem Land schulheim im Odenwald<br />

verbringen: eine Ent las tung der Eltern in schwie -<br />

rigen Zeiten, denn im Jahr zuvor hatte sich die<br />

Mauer um Berlin geschlossen. Die <strong>Bilfinger</strong>-Ferien -<br />

freizeit gibt es bis heute, mittlerweile führt sie Mit -<br />

ar bei terkinder aus ganz Deutschland zusammen.<br />

HEUTE Bei <strong>Bilfinger</strong> sind Frauen unterrepräsentiert.<br />

Nur knapp 16 Prozent beträgt ihr Anteil im<br />

Unternehmen, in Führungspositionen gelangen<br />

rund sieben Prozent. Im Jahr 2011 startete Bil fin -<br />

ger deshalb eine Reihe von Programmen und<br />

legte die bessere Vereinbarkeit von Beruf und<br />

Familie als übergeordnetes Konzernziel fest. Bis<br />

zum Jahr 2020 soll die Zahl von Frauen in Füh -<br />

rungs positionen dem Anteil an der Gesamt beleg -<br />

schaft entsprechen. Um Mitarbeiter mit Familien<br />

insgesamt zu stärken, arbeitet <strong>Bilfinger</strong> seit 2012<br />

in Deutschland mit dem pme Familienservice von<br />

Gisela Erler zusammen.<br />

MORGEN Die Beschäftigung mit dem Thema<br />

Familie und Karriere ist ein Pflichtthema an weiter -<br />

führenden Schulen. <strong>Bilfinger</strong> lud Heidelberger<br />

Gymnasiasten zu einem Workshop ein: Wie<br />

stelle ich mir mein Leben vor? Wie soll die Arbeits -<br />

welt gestal tet sein? Ergebnis: Unter neh men<br />

müssen für die Ver ein bar keit von Privat- und Ar -<br />

beitsleben mehr leisten, um junge Men schen<br />

für sich zu interessieren. Dies be stätigt auch die<br />

Universum Studie 2012. Befragt nach den wichtigsten<br />

Kriterien für die Wahl ihres Ar beit gebers,<br />

stehen bei männlichen wie weiblichen Stu die ren -<br />

den nicht Geld oder Aufstiegschancen an erster<br />

Stelle, sondern die Möglichkeit, Beruf und Familie<br />

in Einklang zu bringen.<br />

49


50<br />

BILFINGER<br />

MAGAZIN<br />

01.2013<br />

INNENLEBEN<br />

RUND 65 000 MENSCHEN ARBEITEN FÜR BILFINGER. JEDER HAT SEINE EIGENE GESCHICHTE.<br />

KAREN SCHENKELBERG<br />

Karen Schenkelberg, 54, gehört zum Führungsteam von <strong>Bilfinger</strong> Industrial<br />

Services in Ballwin, Missouri. Aufgewachsen ist sie in einer kleinen christlichen<br />

Gemeinde. Ihren Wurzeln ist sie treu geblieben.<br />

Was war das größte Glück Ihrer<br />

Kindheit?<br />

Nach dem Abendbrot bis spät in die<br />

Nacht hinein mit den Nachbarkin -<br />

dern herumzutollen. Wir sind Fahrrad<br />

gefahren, haben Ball und Versteck<br />

gespielt. Und die Eltern saßen gemeinsam<br />

draußen, schauten dabei zu und<br />

unterhielten sich.<br />

Ihre Lieblingsbeschäftigung?<br />

Ich gehe mehrmals in der Woche noch<br />

vor der Arbeit schwimmen. Als Kind<br />

habe ich den ganzen Sommer im<br />

Swimmingpool unserer Kirchengemeinde<br />

verbracht.<br />

Wie viel Zeit am Tag gehört Ihnen?<br />

Die Zeit beim Schwimmen oder wenn<br />

ich Gartenarbeit mache. Das sind<br />

die einzigen Gelegenheiten am Tag, wo<br />

ich in Ruhe nachdenken kann.<br />

Was ist Ihr Lieblingswort?<br />

Familie. Ich verbinde damit Wärme<br />

und Geborgenheit. Meine Freunde gehören<br />

zur erweiterten Familie.<br />

Ihre größte Leistung?<br />

Dass ich mit meinem Mann zwei<br />

Kinder großgezogen habe, die zu verantwortungsbewussten<br />

Menschen<br />

herangewachsen sind. Kevin ist jetzt<br />

24 Jahre alt und arbeitet im Einzel -<br />

handel. Jennifer ist 25 und arbeitet<br />

bei Starbucks. Gerade ist sie dabei,<br />

eine neue Kirchengemeinde mit aufzubauen.<br />

Wofür sind Sie dankbar?<br />

Für meinen Glauben. Er erfüllt mich<br />

mit Hoffnung.<br />

Gibt es etwas, das Sie in Ihrem<br />

Leben auf jeden Fall noch machen<br />

möchten?<br />

Ich möchte mit meinem Mann drei<br />

Monate lang durch die amerikanischen<br />

Nationalparks touren. Einfach<br />

draußen im Zelt übernachten und die<br />

Natur genießen.<br />

Wohin würden Sie auf keinen Fall<br />

reisen?<br />

Zum Mond, denn ich hasse lange Flüge.<br />

Welche Fehler entschuldigen Sie<br />

am ehesten?<br />

Vergesslichkeit. Allerdings schreibe<br />

ich mir selbst immer Listen, was ich<br />

alles nicht vergessen darf …<br />

Was verstehen Sie unter Heimat?<br />

Da muss ich an eine Fernsehserie aus<br />

den Fünfzigerjahren denken, „Leave it<br />

to beaver“. Dort geht es um Kinder in<br />

einer perfekten Nachbarschaft: Die<br />

Mütter kochen, die Väter arbeiten viel.<br />

So bin auch ich aufgewachsen, in einer<br />

kleinen christlichen Gemeinschaft.<br />

Die Familien- und Freundschaftsbande<br />

waren so eng, dass ich mich stets aufgehoben<br />

gefühlt habe.<br />

Kennen Sie jemanden, der eine<br />

wirklich gute Ehe führt?<br />

Mein Mann und ich! Wir haben uns<br />

übrigens vor dreißig Jahren bei <strong>Bilfinger</strong><br />

kennengelernt und auch im Beruf<br />

viel zusammengearbeitet. Die Ehe<br />

mei ner Eltern ist mein Vorbild: Sie<br />

haben über sechzig Jahre zusammengelebt,<br />

es war eine lebenslange Liebe.<br />

Was schätzen Ihre Freunde am<br />

meisten an Ihnen?<br />

Dass ich ihnen offen und ehrlich meine<br />

Meinung sage.<br />

Können Sie ein Gedicht auswendig?<br />

Nein, aber mir fallen unzählige Lieder<br />

ein, die ich mir mit meinem Unter -<br />

wasser-MP3-Player beim Schwimmen<br />

anhöre.<br />

Wenn Sie Ihren Kindern nur einen<br />

einzigen Ratschlag fürs Leben<br />

geben könnten, welcher wäre das?<br />

Beschäftige dich in deinem Leben mit<br />

etwas, das dich erfüllt und glücklich<br />

macht! Geld, Macht und Einfluss können<br />

Glück nicht ersetzen.<br />

Was ist das Beste an ihrer Arbeit?<br />

Die Abwechslung. Kein Tag ist wie der<br />

andere. Ich langweile mich niemals.<br />

Was ist für Sie das vollkommene<br />

irdische Glück?<br />

Mit guten Freunden und der Familie<br />

im Garten beim Barbecue zu sitzen.<br />

Interview FRED FILKORN<br />

Fotos PAUL NORDMANN, 123RF<br />

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BILFINGER MAGAZIN 01.2013<br />

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auf Deutsch und Englisch. Alle Rechte<br />

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