Garten-Magazin No. 1 - Bill und Meyer Gärten

Napa-Valley-Garten
E
in Garten am Rande von Reben? In
Kalifornien darf man sich darüber,
wie über vieles andere auch, nicht wundern.
Denn wer durch das Napa Valley
(berühmt für seinen Cabernet Sauvignon
und seinen Chardonnay und ein wenig
bekannt geworden durch den Film
«Sideways») fährt und die Touristenrouten
erst einmal hinter sich lässt,
stellt erstaunt fest, dass hier ebenso
gerne gegärtnert wird wie gekeltert.
Nur dass es eben kaum einer weiss.
Ein gutes Beispiel für diese doch eher
unamerikanische Diskretion ist die
Gartenanlage der Familie Warner.
Am Fusse eines Hügels hat die Besitzerschaft
eine Gartenlandschaft geschaffen,
die Betrachter ebenso begeistern,
wie die sich in der Nähe befindenden
Reben und wineries die Weinkenner
ent zücken. Knorrige alte Bäume und
sauber ge stutzte Buchs- und Lavendelkugeln
geben diesem Garten einen
Bild rechts – Selbst auf dem terrassierten
Geländeteil wachsen Iris.
Bild unten – Kugelschnitte nach französischem
Vorbild, so weit das Auge reicht.
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Anstrich, der sich sowohl vom Stil her
als auch von der Auswahl der Pflanzen
zwischen Tradi tion und Moderne
bewegt; einen me diterranen Anstrich,
denn das Klima gibt einem Gärtner
den Rahmen vor. Tagsüber wird es im
Napa Valley sommers brütend heiss,
abends jedoch kommt die kühle Luft
vom Meer bis ins Landesinnere und
bringt unerwartet fröstelige Nächte.
Der Warner-Entwurf wird von mystischen
Lichtstimmungen untermalt,
welche der frühe Morgen und die
wechselnden Jahreszeiten im Napa
Valley herbeizaubern und die besonders
vom Sonnenuntergang, der die Gegend
in besonders weiche und dennoch
kräftige Farben taucht, geprägt sind.
Wein, Licht und Blumen
Die Lichtstimmungen, die dieser Garten
des Wine Countrys verbreitet, sorgt
dafür, dass man sich beinahe im Süden
Frankreichs glaubt. Schmale und wie
zufällig entstandene Sandpfade schlängeln
sich über das gesamte, grosszügige
Grundstück und laufen wie zufällig aus,
verschwinden also wieder. Blühender
Lavendel duftet nicht bloss, er verstärkt
auch das Südfrankreich-Gefühl und
sorgt dafür, dass man denkt, hinter
dem nächsten Hügel gäbe es kleine
Parfümerien und Seifenhersteller.
Violett blüht die Iris, so weit das Auge
reicht – einmal leger in die Anlage
eingestreut und dann, ebenso unbekümmert
angepflanzt, als Schnittblume
auf einem Feld, immer in Sichtweite
der Reben. Es scheint fast so als bleibe
für die Besitzer neben der Ernte der
Blumen noch genug Zeit, um sich auch
um den künftigen Wein zu kümmern.
Oder umgekehrt. Sorgsam oder streng
formal angelegte Blumenparterres
hingegen sucht man hier vergeblich,
und diese wären auch fehl am Platz.
Knorrige alte Bäume und
sauber gestutzte Buchs-
und Lavendelkugeln geben
diesem Garten einen
Anstrich, der sich zwischen
Tradition und Moderne
bewegt.
Bild oben – Zusammenspiel
unterschiedlicher Farbnuancen.
Napa-Valley-Garten