Fazit Die bundesdeutsche Innovationskultur umfasst ein weit größeres Spektrum an Feldern als <strong>die</strong> hier erwähnten. Denkt man sich den Innovationsprozess als eine offene Kette, fände sich an deren einem Ende das Glied der Bildung von Humankapital in den Hochschulen als personelles Fundament des Innovationssystems. Aufbauend auf der Wahrnehmung einer Bildungskatastrophe, <strong>die</strong> einmal mehr vor dem Hintergrund einer Unterlegenheit gegenüber den USA Platz griff, wurde <strong>die</strong> erste Hälfte der langen siebziger Jahre zu einer in der deutschen Geschichte beispiellosen Phase der Expansion der Hochschulen und Studentenzahlen. Mit dem Wachstum zum Massenbetrieb differenzierten sich <strong>die</strong> Funktionen der Universitäten weiter aus. Wie sehr <strong>die</strong> Hochschule in <strong>die</strong>ser Zeit zu einem hochgradig funktionalisierten Unternehmen wurde, zeigt sich unter anderem in der beabsichtigten Stärkung ihrer Regionalbezüge. Nicht nur <strong>die</strong> außeruniversitären Forschungseinrichtungen, auch <strong>die</strong> Universitäten wuchsen im Verlauf der späten 70er Jahre in <strong>die</strong> Rolle von Triebfedern des regionalen Strukturwandels hinein. Auch <strong>die</strong> Hochschulentwicklung liefert Belege <strong>für</strong> unsere Generalthese, <strong>die</strong> langen siebziger Jahre als Scharnierphase des beschleunigten Wandels zu interpretieren. Käfighaltung des Innovationssystems Schließlich wäre zu fragen, ob sich nicht der Gesamtcharakter der Gesellschaft dramatisch veränderte: Als der amerikanische Soziologie Daniel Bell 1973 <strong>die</strong> Entstehung der postindustriellen Gesellschaft prophezeite, <strong>die</strong> anstelle von Waren vor allem Dienstleistungen produzieren und sich zu einer Informations- oder Wissensgesellschaft entwickeln würde, charakterisierte er damit zugleich auch <strong>die</strong> Helmuth Trischler.. 35 spezifische Dynamik der bundesdeutschen Gesellschaft in den siebziger Jahren, <strong>die</strong> sie zu einer Schwellenphase auf dem Weg zu einer neuen Epoche werden ließ. Auch in <strong>die</strong>ser Hinsicht antwortete <strong>die</strong> Bundesrepublik auf <strong>die</strong> USA, <strong>die</strong> den Übergang von der Industrie- zur Dienstleistungsgesellschaft längst vollzogen hatten, ja <strong>die</strong> Aufbauend auf der trotz ihrer hohen Welt- Wahrnehmung eimarktanteile in der Güterner Bildungskatastrophe, produktion nie eine Indust- <strong>die</strong> einmal mehr vor dem riegesellschaft gewesen wa- Hintergrund einer Unterren. In <strong>die</strong>ser Phase verließ legenheit gegenüber den Deutschland den histori- USA Platz griff, wurde <strong>die</strong> schen Pfad der Fixierung erste Hälfte der siebziger auf Produktion und Autar- Jahre zu einer in der kie, auf den es sich späte- deutschen Geschichte stens im Ersten Weltkrieg beispielloser Phase der begeben hatte. Ulrich Wen- Expansion der Hochschugenroth hat <strong>für</strong> <strong>die</strong>se Pfadlen und Studentenzahlen. abhängigkeit den schönen Mit dem Wachstum zum Begriff von der Käfighaltung Massenbetrieb differen- des deutschen Innovationszierten sich <strong>die</strong> Funktiosystems gewählt. In den nen der Universitäten siebziger Jahren nun verließ weiter aus. das System den selbstgewählten Käfig und passte sich dem amerikanischen Muster einer verstärkt auf <strong>die</strong> Faktoren Wissen und Dienstleistungen setzenden Wachstumsgesellschaft an. Zweifelsohne lassen sich gegen <strong>die</strong> hier entwickelte Konstruktion der langen siebziger Jahre als einer besonders dynamischen, im Tempo und Richtung weitgehend homogenen Periode bundesdeutscher Entwicklung (von Forschung und Technik) gewichtige Einwände vorbringen. Besonders gravierend ist der Umstand, dass <strong>die</strong>se Phase mit guten Gründen in zwei Teile gegliedert werden könnte. Die Schnittlinie würde <strong>die</strong> erste Ölpreiskrise 1973 bilden, <strong>die</strong> <strong>die</strong> Akteure des Innovationssystem in vielerlei Hinsicht zutiefst verunsicherte, zum Überdenken ihrer Positionen zwang sowie
36 Vorträge.. 1962 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995 1996 1997 1998 2.278 2.627 3.192 3.746 4.220 4.796 4.960 5.674 6.900 8.700 9.600 10.350 11.350 12.035 12.300 12.600 13.770 15.109 16.026 17.566 18.734 18.531 18.260 20.707 21.103 21.737 22.054 23.205 24.897 29.192 30.019 30.011 30.070 30.928 31.509 30.680 30.955 2,1 2,2 2,5 2,7 2,9 3,1 3,1 3,2 3,5 3,9 3,8 3,7 3,6 3,4 3,3 3,2 3,2 3,2 3,1 3,2 3,3 3,2 3,3 3,4 3,4 3,3 3,3 3,3 3,2 3,2 2,8 2,7 2,6 2,6 2,6 2,6 2,6 2.150 2.670 3.279 4.060 4.500 4.807 5.454 6.399 7.610 8.735 9.180 9.624 10.340 11.792 12.600 14.109 16.870 18.663 19.895 21.816 23.385 25.447 27.020 31.089 33.613 36.831 38.740 41.197 43.187 46.949 48.049 48.323 48.130 49.542 50.166 53.108 56.401 62 83 89 94 100 107 106 147 190 315 270 266 280 310 320 320 330 92 120 153 163 168 153 133 193 238 282 325 355 382 283 239 254 203 246 276 280 4.490 5.380 6.560 7.900 8.820 9.710 10.520 12.200 14.700 17.750 19.050 20.240 21.970 24.137 25.220 27.029 30.970 33.864 36.041 39.535 42.312 44.146 46.453 51.929 54.909 58.806 61.076 64.727 68.439 76.523 78.351 78.573 78.454 80.673 81.821 84.064 87.636 1,3 1,4 1,6 1,7 1,8 2,0 2,0 2,0 2,2 2,4 2,3 2,2 2,2 2,3 2,2 2,3 2,4 2,4 2,4 2,6 2,7 2,6 2,6 2,8 2,8 2,9 2,9 2,9 2,8 2,6 2,5 2,4 2,3 2,3 2,3 2,3 2,4 F&E-Ausgaben der Bundesrepublik Deutschland Gesamt Sonstige In % des Haushalts Mio. DM Mio. DM Mio. DM In % des BSP Mio. DM Wirtschaft Staat (Bund und Länder) Jahr Erstellt nach BMBF (Hrsg.): Bundesbericht Forschung 2000, S. 455
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