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Positionspapier Soziale Arbeit und Psychiatrie - Psychiatrische ...

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4. Das allgemeine Selbstverständnis <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> <strong>und</strong> Besonderheiten<br />

<strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> in der <strong>Psychiatrie</strong><br />

In jeder Disziplin <strong>und</strong> Profession gibt es viele Definitionen ihres jeweiligen Gegenstandes. Im<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> anderen Bereichen ist aufgr<strong>und</strong> der Initiative von internationalen Organisationen<br />

(z.B. die WHO bzw. die Ottawa-Erklärung, die UNO, ILO usw.) in einem meist mehrjährigen<br />

Aushandlungsprozess eine konsensuale oder gar verbindliche Definition entstanden<br />

<strong>und</strong> verbreitet worden. So kann als Beispiel auf die weitherum bekannte Definition von Ges<strong>und</strong>heit<br />

als "Health is a state of complete physical, mental and social well-being and not<br />

merely the absence of disease or infirmity" der WHO verwiesen werden. Auch in der <strong>Soziale</strong>n<br />

<strong>Arbeit</strong> konnten sich die beiden grossen internationalen Vereinigungen (IASSW – International<br />

Association of Schools of Social Work <strong>und</strong> IFSW – International Federation of Social<br />

Workers) im Jahr 2000 in Montréal auf eine gemeinsame Definition einigen, die ab 2004 von<br />

der International Association of Schools of Social Work übernommen wurde. 7 In Anlehnung<br />

an diese Definition versteht sich <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> als Profession, die<br />

• im Schnittpunkt zwischen Individuum <strong>und</strong> Gesellschaft <strong>und</strong> ihren Teilsystemen interveniert,<br />

• sich auf (systemische) Theorien menschlichen Handelns/Verhaltens <strong>und</strong> sozialer<br />

Systeme als Erklärungsbasis bezieht,<br />

• ihre Ziele zum einen auf die Förderung <strong>und</strong> Verbesserung des Wohlbefindens ihrer<br />

AdressatInnen, ihre Befreiung aus menschenverachtenden Abhängigkeiten, zum andern<br />

auf die soziale Veränderung einer problem-verursachenden, sozialen Umwelt<br />

ausrichtet <strong>und</strong> dafür<br />

• spezielle Methoden/Handlungstheorien der Problemlösung (wie beispielsweise Ressourcenerschliessung,<br />

Bewusstseinsbildung, Vernetzung im sozialen Umfeld, Mediation,<br />

Empowerment) einsetzt, die im Hinblick auf ihre Wirksamkeit <strong>und</strong> Effizienz hin<br />

evaluiert werden müssen.<br />

Sie tut dies in der Regel in Zusammenarbeit mit anderen Professionen, Freiwilligen, z.B.<br />

Nachbarn, Organisationen <strong>und</strong> Akteuren in einem Stadtteil oder des Bildungs-, Wirtschafts-<br />

oder Politiksystems, des Sozial-, Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Strafwesens, usw. Dabei orientiert sie<br />

sich an einem Ethikkodex, dessen zentrale Werte sich auf soziale Gerechtigkeit, Menschenrechte<br />

<strong>und</strong> Menschenwürde beziehen. 8<br />

Überträgt man diese Definition auf das „Handlungsfeld <strong>Psychiatrie</strong>“, so ergeben sich folgende<br />

Überlegungen:<br />

• <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> interveniert an der „Schnittstelle“ zwischen Individuen mit psychischen<br />

Störungen <strong>und</strong> Krankheiten <strong>und</strong> den AkteurInnen ihrer sozialkulturellen Umwelt, die<br />

sowohl für die Problemgenese als auch für ihre Alltags- <strong>und</strong> Problembewältigung<br />

nach der Entlassung relevant sind. Mit „Schnittstelle“ sind im Genaueren Beziehungen<br />

im Sinne von zugeschriebenen oder frei gewählten Interaktionsbeziehungen <strong>und</strong><br />

7 Diese Definition findet sich in einem Supplement des International Journal of Social Work, Sage, London, 2007,<br />

p..5 <strong>und</strong> lautet in der Originalversion wie folgt: : „The social work profession promotes social change, problem<br />

solving in human relationships and the empowerment and liberation of people to enhance well-being. Utilising<br />

theories of human behaviour and social systems, social work intervenes at the points where people interact with<br />

their environments. Principles of human rights and social justice are f<strong>und</strong>amental to social work.“<br />

8 Es gibt auch einen internationalen „Code of Medical Ethics“ der World Medical Association, der sich im 4. Artikel<br />

auf die Menschenwürde beruft:„A physician shall be dedicated to providing competent medical service in full professional<br />

and moral independence, with compassion <strong>und</strong> respect for human digniy.“ (in: Stöcker 2010:99)<br />

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