Positionspapier Soziale Arbeit und Psychiatrie - Psychiatrische ...
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tik/Assessment, psychosoziale Beratung, Sozialtherapie, aufsuchende soziale Intervention,<br />
Betreuung, Case-Management, Prävention <strong>und</strong> Rehabilitation, gemeindenahe<br />
Versorgung.“ (2004, S. 22)<br />
Ortmann/Röh definieren Klinische Sozialarbeit als „im Kern eigenständige Fachsozialarbeit,<br />
die sich in sozialarbeitsspezifischen Formen der Behandlung von sozio-psychosomatisch<br />
zu verstehenden Störungen, Erkrankungen <strong>und</strong> Behinderungen entfaltet“<br />
(2008, S. 9)<br />
Gahleitner/Miethe (2009) zufolge, zurückgehend auf Mühlum (2009), haben „klinischsozialarbeiterische<br />
(Theorie <strong>und</strong>, StB) Forschung „die Aufgabe, biopsychosoziale Lebenslagen,<br />
Lebensweisen <strong>und</strong> Lebenskrisen <strong>und</strong> deren Veränderungen unter den jeweils<br />
gegebenen Kontextbedingungen zu erforschen, um sie besser verstehen <strong>und</strong> beeinflussen<br />
zu können. Ethikkodizes geben im Hinblick darauf Orientierung ... .“ (in:<br />
Gahleitner/Hahn 2009)<br />
Die über 120jährige Tradition der Profession kennt verschiedene soziale Interventionsebenen,<br />
so Individuen, Familien, Kleingruppen, lokale, regionale, nationale wie internationale<br />
Gemeinwesen, ferner Organisationen im sozialen Mikro-, Meso- <strong>und</strong> Makrobereich. Klinische<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> legt, was den Aufenthalt in der Klinik betrifft, den Schwerpunkt auf das psychisch<br />
erkrankte Individuum, zudem auf <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> mit Patientengruppen <strong>und</strong> Familienangehörigen.<br />
Nach der Entlassung befasst sie sich mit dem Individuum in seinem sozialen/sozialkulturellen<br />
Umfeld, je nachdem als Familienmitglied, Mitglied einer Peergruppe, des<br />
(Aus)Bildungs-, Wirtschaftssystems, eines Nationalstaates, aber auch als Mitglied eines lokalen,<br />
sozialräumlichen Gemeinwesens mit seiner medizinischen, sozialen <strong>und</strong> kulturellen<br />
(Freizeit) Infrastruktur. Im letztgenannten Bereich teilt sie auch die Ziele der Gemeindepsychiatrie<br />
<strong>und</strong> beteiligt sich an der gemeindenahen psychiatrischen Versorgung in verschiedenen<br />
halboffenen wie offenen Settings <strong>und</strong> Tagesstrukturen. Aus der Perspektive der <strong>Soziale</strong>n<br />
<strong>Arbeit</strong> sind das sozialkulturelle Umfeld sowie die Mitgliedschaften der AdressatInnen in<br />
Teilsystemen immer unter drei Perspektiven zu analysieren:<br />
a) als potenziell problemerzeugende soziale Interaktionen zwischen Systemmitgliedern<br />
<strong>und</strong> problematische soziale Regeln der Machtstrukturierung von sozialen Systemen<br />
(Diskriminierung, Herrschaft, Ausschluss)<br />
b) als soziale Systeme, die aufgr<strong>und</strong> vorhandener oder fehlender Ressourcen den Genesungs-<br />
<strong>und</strong> (Re)Integrationsprozess behindern oder befördern<br />
c) als potenzielle Interventionssysteme<br />
3. Die AdressatInnen <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> - allgemein <strong>und</strong> im klinischen<br />
Bereich<br />
Für die AdressatInnen <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> hat sich im internationalen Kontext der Begriff „Vulnerabilität<br />
von Individuen <strong>und</strong> Gruppen“ (letztere im Sinn sozialer Kategorien) durchgesetzt,<br />
wobei er sowohl anhand individueller, psychologischer als auch gesellschaftsbezogener<br />
Merkmale definiert wird 5 :<br />
Die psychologische Definition charakterisiert Vulnerabilität als eingeschränkte Fähigkeit im<br />
Umgang mit Stress <strong>und</strong> negativen, sowohl internen wie externen Einflüssen <strong>und</strong> damit bei<br />
der Bewältigung von (psychischen wie sozialen) Problemen (z.B. Richter 2003, S. 115). Es<br />
sind zugleich Personen mit eingeschränktem bis fehlendem Zugang zu gesellschaftlichen<br />
Ressourcen <strong>und</strong> - damit zusammenhängend - mit fehlendem Einfluss auf die Gestaltung <strong>und</strong><br />
5 Die UNO-Definition von „Vulnerability“ lautet: „People ... are vulnerable if there is loss or limitation of opportunities<br />
to take part in the normal life of the community on an equal level owing to physical or social barriers.“ (United<br />
Nations, A/AC.265/2003/1, C.10)<br />
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