Positionspapier Soziale Arbeit und Psychiatrie - Psychiatrische ...
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ANHANG 5<br />
LEITTHEMEN UND FRAGEN ZUR SOZIALEN UND KULTURELLEN FEINDIAGNOSTIK<br />
KLINISCHER SOZIALER ARBEIT<br />
Die untenstehenden Leitthemen <strong>und</strong> Teilfragen beziehen sich auf psychosoziale Merkmale des Individuums<br />
<strong>und</strong> solche seines Umfeldes, genauer auf die Mitgliedschaften des Individuums in sozialen<br />
Subsystemen. Dabei ist es durchaus möglich, dass wichtige Mitgliedschaften fehlen, was für eine<br />
soziale Diagnose bezüglich gesellschaftlicher Integration <strong>und</strong> mögliche Zielsetzungen sehr wichtig ist.<br />
Als erstes geht es um die Frage nach der sozialen Position der AdressatInnen im Rahmen der gesamtgesellschaftlichen<br />
Schichtung gemäss den Rangdimensionen Bildungsniveau/Ausbildungsniveau;<br />
Erwerbsarbeit/Erwerbslosigkeit; Einkommen (fehlendes Einkommen/Schulden)<br />
als zentrale diagnostische <strong>und</strong> zugleich erklärende Variablen für eine soziale Biographie<br />
von Individuen.<br />
Welche der folgenden Leitthemen bei der Klientel angesprochen werden bzw. aufgr<strong>und</strong> der psychischen<br />
Erkrankung angesprochen werden können, muss im interprofessionellem Team diskutiert <strong>und</strong><br />
festgelegt werden.<br />
Als zweites geht es um die Frage nach der subjektiven Einschätzung der AdressatInnen ihrer Person<br />
<strong>und</strong> Situation als „Individuum im sozialkulturellen Kontext“. Die Einstiegsfrage betrifft ihren Tagesablauf,<br />
deren Beantwortung ein indirekter Zugang zu diesem Thema <strong>und</strong> auch entsprechendes Nachfragen<br />
erlaubt, aber teilweise auch psychodiagnostisch relevant ist, ohne dass damit psychiatrische Diagnosen<br />
anvisiert werden..<br />
Drittens werden die Individuen als Mitglieder von sozialen Systemen (vergleichbar mit dem Lebensführungssystem)<br />
befragt <strong>und</strong> zwar in Bezug a) auf ihre positiven <strong>und</strong> negativen Befindlichkeiten; b) im<br />
Hinblick auf erfahrene Fairness (indirekte Einschätzung der Sozialstruktur des Systems) <strong>und</strong> mitmenschlichem<br />
Respekt (Interaktion); c) deren Interpretation <strong>und</strong> der Frage, d) ob <strong>und</strong> was sie bei<br />
problematischen Sachverhalten unternommen haben sowie was der Erfolg war.<br />
Viertens schliesst sich die Frage an, bei welchen Themen sie Beratung, aktive Unterstützung möchten<br />
<strong>und</strong> wer diese leisten soll. Der Gesprächsverlauf, so die Hypothese, ist so angelegt, dass die AdressatInnen<br />
soweit möglich befähigt werden, ihr bisheriges Problemverständnis <strong>und</strong> Lösungsverhalten<br />
durchzudenken <strong>und</strong> sie zu motivieren, entsprechende Folgerungen für die Zukunft <strong>und</strong> Unterstützungsforderungen<br />
im Hinblick auf ihre problematische Systemmitgliedschaften zu formulieren.<br />
Fünftens: Pro Gespräch können in der Regel nur eine bis zwei der aufgeführten Thematiken angesprochen<br />
<strong>und</strong> mit Nachfragen ausgeleuchtet werden, wenn es wirklich ein Gespräch <strong>und</strong> keine „Abfrage“<br />
sein soll. Dabei haben die KlientInnen hier die unwidersprochene Definitionsmacht.<br />
Anschliessend braucht es eine professionelle Beurteilung des Dargelegten aus sozialarbeiterischer<br />
Sicht, die Feststellung von Regularitäten/Gesetzmässigkeiten (bei der AdressatIn wie aus wissenschaftlichen<br />
Studien) <strong>und</strong> Überlegungen über die nächsten Handlungsleitlinien für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
sowie die sich ergebenden Themen für die interprofessionelle Kooperation.<br />
Dazu gehört folgendes:<br />
a) Was ergibt sich für die interprofessionelle Kooperation in der Klinik?<br />
b) Was ergibt sich für die interprofessionelle Kooperation ausserhalb der Klinik <strong>und</strong> nach der Entlassung?<br />
c) Welche Abklärungen über die problemverursachenden sozialen Teilsysteme müssen bereits während<br />
des Klinikaufenthaltes, welche nach dem Klinikaufenthalt - womöglich zusammen mit der Klientel<br />
erfolgen – nicht zuletzt, um zu klären, inwiefern die Situations- <strong>und</strong> Problemdefinitionen der KlientInnen<br />
mit denjenigen der relevanten AkteurInnen ihres sozialem Umfeldes übereinstimmen bzw. divergieren.<br />
d) Wie man mit grossen Divergenzen umgeht, muss wiederum im interprofessionellen Team besprochen<br />
werden.<br />
Für die professionelle Beurteilung habe ich beim ersten Thema einen „Kasten“ eingefügt, der u.a.<br />
folgende Dimensionen aufweisen kann:<br />
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