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Positionspapier Soziale Arbeit und Psychiatrie - Psychiatrische ...

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I. ALLGEMEINES ZUM DISZIPLINÄREN UND PROFESSIO-<br />

NELLEN SELBSTVERSTÄNDNIS SOZIALER ARBEIT<br />

1. Problem- <strong>und</strong> Fragestellungen<br />

Sowohl den Mitgliedern der ersten wie der zweiten <strong>Arbeit</strong>sgruppe geht es um eine Besserstellung<br />

der sozialen Position <strong>und</strong> damit der Anerkennung des Beitrags der Profession <strong>Soziale</strong>r<br />

<strong>Arbeit</strong> im Rahmen der „<strong>Psychiatrie</strong>“. Dabei stehen folgende Fragen im Zentrum:<br />

Was kann die Profession <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> aufgr<strong>und</strong> ihres Selbstverständnisses <strong>und</strong> Fachwissens<br />

bei Problemen psychischer Erkrankungen zur Diagnose, Erklärung, Zielsetzung <strong>und</strong><br />

Intervention beitragen?<br />

Unter welchen strukturellen Rahmenbedingungen kann sie in einem professionellen Team<br />

von ÄrztInnen, Pflegekräften, PsychologInnen, ErgotherapeutInnen <strong>und</strong> weiteren Fachkräften<br />

professionell kompetent mitwirken?<br />

Eine Profession definiert sich kompetenzbezogen auf wissenschaftsbasierte Interventionen<br />

sowie auf einen Ethikkodex, den die Profession selber definiert hat. 4 Sie hat ein dreifaches<br />

Mandat, nämlich eines seitens der Klientel, eines seitens der Gesellschaft, repräsentiert<br />

durch die Träger des Sozial- <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswesens <strong>und</strong> eines seitens der Profession. Das<br />

Mandat seitens der Profession erlaubt ihr relativ autonome, wissenschaftlich gestützte Beurteilungen<br />

<strong>und</strong> ethische Bewertungen eines problematischen Sachverhalts sowie von Lösungsvorschlägen<br />

<strong>und</strong> - darauf basierend - auch kritische Beurteilungen von Aufträgen der<br />

Träger wie der Klientel. Im Unterschied dazu definiert sich ein Beruf u.a. über mehr oder weniger<br />

standardisierte Methoden/Verfahren <strong>und</strong> einen – oft weisungsgeb<strong>und</strong>enen - Vermittlungsprozess<br />

zwischen den Interessen <strong>und</strong> Aufträgen der Träger <strong>und</strong> den Anliegen der<br />

Klientel (Doppelmandat) (vgl. dazu Heiner 2004a, Staub-Bernasconi 2007). Die wichtigste<br />

Unterscheidung zwischen Profession <strong>und</strong> Beruf besteht in der Wissenschaftsbasierung von<br />

Interventionen, weshalb im vorliegenden Bericht auf dieses Thema besonderes Gewicht gelegt<br />

wurde.<br />

2. „Klinische <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>“ im Rahmen von Ges<strong>und</strong>heitsdiensten<br />

<strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitswissenschaften – eine Teildisziplin der Profession<br />

<strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong><br />

Im internationalen Kontext hat sich seit etwa drei Jahrzehnten an Universitäten eine „Spezialisierung“<br />

<strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> mit Masterabschluss <strong>und</strong> Promotionsmöglichkeit sowie langen Weiterbildungs-<br />

<strong>und</strong> Supervisionsphasen entwickelt, die als „Klinische Sozialarbeit“ bezeichnet<br />

wird (Geissler-Piltz/Mühlum/Pauls 2005, Ortmann/Röh 2008), Gahleitner/Höhn 2009 u.a.).<br />

Historisch geht diese Spezialisierung <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> auf ein spezifisches Problem- <strong>und</strong><br />

Handlungsfeld – genauer auf das bereits anfangs des 19. Jahrh<strong>und</strong>erts, u.a. von Richmond<br />

1917 in ihrem Buch „Social Diagnosis“ entwickelte Modell „psychosozialer <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong>“<br />

zurück. Der Begriff „Klinische <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong>“, der sich seit einigen Jahren auch im deutschsprachigen<br />

Kontext durchsetzt, lässt sich fürs erste wie folgt definieren:<br />

Pauls zufolge ist Klinische Sozialarbeit eine „Teildisziplin der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong>, die sich<br />

mit psycho-sozialen Störungen <strong>und</strong> den sozialen Aspekten psychischer <strong>und</strong> somatischer<br />

Störung/Krankheit <strong>und</strong> Behinderungen unter Berücksichtigung der Lebenslage<br />

der Betroffenen befasst. Gegenstand sind u.a. die Themen psycho-soziale Diagnos-<br />

4 Dazu kommen weitere Merkmale wie spezieller Zuständigkeitsbereich, akademisches Studium, strukturelle<br />

Unabhängigkeit aufgr<strong>und</strong> eines Berufsverbandes, damit verb<strong>und</strong>en professionseigenes Kontroll- <strong>und</strong> Sanktionssystem,<br />

je nachdem staatliche Anerkennung usw., alles Merkmale, die aber im Hinblick auf das hier behandelte<br />

Thema von sek<strong>und</strong>ärer Bedeutung sind.<br />

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