Positionspapier Soziale Arbeit und Psychiatrie - Psychiatrische ...
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1.5. Ein Instrument zur Diagnostizierung <strong>Soziale</strong>r Probleme auf der Ebene von<br />
Individuen sowie der Interaktions- <strong>und</strong> Sozialstruktur von Gesellschaften<br />
Unter dem Namen „Systemische Denkfigur“ wurde ein allgemeines Diagnose-System für die<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> entwickelt, das<br />
a) soziale Problematiken beim Individuum,<br />
b) im Zusammenhang mit Austauschprozessen zwischen Individuen sowie<br />
c) im Zusammenhang mit der gesellschaftlich institutionalisierten Macht- <strong>und</strong> kulturellen<br />
Wertestruktur dimensioniert <strong>und</strong> operationalisiert (Staub-Bernasconi 1998, Geiser<br />
2009, Brack/Geiser 2009).<br />
Dabei wird davon ausgegangen, dass „soziale Probleme“ als Oberbegriff für die Charakterisierung<br />
der allgemeinen Gegenstandsbasis <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> als Disziplin <strong>und</strong> Profession<br />
dient. Das Instrument muss allerdings für spezifische Problembereiche <strong>und</strong> Handlungsfelder<br />
– wie beispielsweise dasjenige der Jugend-, Migrations- oder eben Klinischen <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong><br />
– weiter differenziert werden.<br />
1.6. Ein Screening- <strong>und</strong> ein soziales Diagnose-Instrument für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
im psychiatrischen Kontext<br />
Dieses Instrument ist Teil des Entwicklungsprojektes „Integrierte psychiatrische Behandlung.<br />
Instrumente <strong>und</strong> Verfahren der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong>“ der Fachhochschule Nordwestschweiz <strong>und</strong><br />
der „Integrierten <strong>Psychiatrie</strong> Winterthur-Unterland“. Entwickelt wurde das Instrumentarium in<br />
Form von Bausteinen, um in einem ersten Screening-Schritt feststellen zu können, ob es<br />
sich bei den aufgenommenen <strong>Psychiatrie</strong>patientInnen um einen Fall für die <strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong><br />
handelt. Wenn ja, was aufgr<strong>und</strong> der Ausführungen im 2. Abschnitt sowie im Anhang 4 bei<br />
nahezu allen KlientInnen der Fall sein dürfte, kommt es in einem zweiten Schritt zu einer<br />
differenzierten Falleinschätzung, in welcher die soziale Dimension in ihrer Dynamik mit biopsychischen<br />
Prozessen erfasst werden soll (Sommerfeld/Dällenbach/Rüegger 2011; Sommerfeld/Calzaferri/Hollenstein<br />
2006). Das Ergebnis soll dann als Expertise in eine synchronisierte,<br />
interprofessionelle, klinische Diagnose <strong>und</strong> Handlungsplanung einfliessen. Das Projekt<br />
wird zur Zeit evaluiert.<br />
2. Der Erklärungsbeitrag der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> bezüglich psychischer<br />
Erkrankungen<br />
<strong>Soziale</strong> <strong>Arbeit</strong> als Theorie <strong>und</strong> Wissenschaft verfügt über „allgemeine Theorien der <strong>Soziale</strong>n<br />
<strong>Arbeit</strong>“ (für eine Übersicht vgl. Engelke/Borrmann/Spatscheck 2008, Birgmeier/Mührel 2009;<br />
Mühlum 2004) sowie über spezielle Theorien mittlerer Reichweite zur Erklärung spezifischer<br />
sozialer Probleme, so u.a. Armut/Erwerbslosigkeit, Migration <strong>und</strong> ihre sozialkulturellen Folgen,<br />
Geschlechterverhältnisse, Kindesvernachlässigung <strong>und</strong> -misshandlung, Krankheit/Behinderung,<br />
Straffälligkeit usw. <strong>und</strong> ihre sozialen Folgen; ferner als Querschnittsthemen<br />
Klassismus, Sexismus, Ethnozentrismus/Rassismus, Gewalt usw. Dabei lassen sich<br />
zwei allgemeine theoretische Zugänge unterscheiden (Staub-Bernasconi 2010c).<br />
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