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Positionspapier Soziale Arbeit und Psychiatrie - Psychiatrische ...

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in den Teams nicht an den genannten Schwerpunkten <strong>und</strong> Zuständigkeiten festgehalten,<br />

können erhebliche, schwer lösbare – weil kompetenz- <strong>und</strong> interessenbedingte - Kooperationsprobleme<br />

entstehen.<br />

5. Das „bio-psycho-sozial-kulturelle Modell des Menschen“ <strong>und</strong><br />

das Gesellschaftsbild in <strong>Psychiatrie</strong> <strong>und</strong> <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong><br />

Im medizinisch-psychiatrischen Handlungsfeld hat man sich zur Erfassung von Ges<strong>und</strong>heit<br />

wie von Krankheiten auf breiter Basis auf ein „bio-psycho-soziales Modell des Menschen“<br />

geeinigt. Im Folgenden wird versucht, die Konsequenzen dieses Menschenbildes für die „klinische<br />

<strong>Psychiatrie</strong>“ aus der Perspektive der Disziplin <strong>Soziale</strong>r <strong>Arbeit</strong> näher zu bestimmen,<br />

wobei als erstes eine Ergänzung einzubringen ist.<br />

5.1. Die Erweiterung des Modells durch die kulturelle Dimension<br />

Aus sozialarbeiterischer Sicht wird man angesichts der kulturellen Differenzierung von Gesellschaften,<br />

aber auch aufgr<strong>und</strong> der faktisch zunehmenden Multikulturalität der Bevölkerung<br />

als Folge von weltweiten Migrationsprozessen von einem „bio-psycho-sozial-kulturellen Modell<br />

des Menschen“ – schon fast ein Zungenbrecher - sprechen müssen, das andere Differenzierungsformen<br />

nach Schicht/Klasse, Sozialraum, Geschlecht, Ethnie usw. nicht aufhebt,<br />

sondern ergänzt.<br />

Die Klientel der <strong>Soziale</strong>n <strong>Arbeit</strong> besteht aus einem relativ grossen Anteil von Mitgliedern aus<br />

der Unterschicht sowie Zugewanderten der ersten, zweiten <strong>und</strong> dritten Generation, ferner an<br />

AsylbewerberInnen, was je nach Problematik die Mitberücksichtigung der (sub)kulturell<br />

schichtspezifischen sowie ethnisch-nationalen/religiösen Dimension erforderlich macht (Bittlingmayer/Sahrai<br />

2010). Alle Gesellschaften lassen sich aufgr<strong>und</strong> der obgenannten sozialen<br />

<strong>und</strong> kulturellen Differenzierungskriterien beschreiben. Bei der Erfassung der individuellen<br />

Situation der KlientInnen wird man allerdings nach ihrer Gewichtung im Zusammenhang mit<br />

der Problembeschreibung <strong>und</strong> –erklärung fragen.<br />

5.2. Erkenntnis- <strong>und</strong> professionstheoretische Konsequenzen des „bio-psychosozial-kulturellen<br />

Menschenbildes“ für die klinische Praxis<br />

Auf der Basis dieses mehrdimensionalen, komplexen Menschenbildes wird fürs erste auf<br />

erkenntnis- bzw. wissenschaftstheoretischer Ebene folgendes festgehalten (vgl. dazu u.a.<br />

Richter 2007 sowie Anhang 2):<br />

• Die zwei sich teilweise bis heute bekämpfenden „Lager“ bei der philosophischen Bestimmung<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlichen Erfassung von ges<strong>und</strong>en wie psychisch kranken<br />

Menschen werden in eine fruchtbare, transdisziplinäre Auseinandersetzung überführt.<br />

Ziel ist die Überwindung des Dualismus zwischen Natur <strong>und</strong> Geist (das sog. Leib-<br />

Seele-Problem) <strong>und</strong> damit zwischen Natur- <strong>und</strong> Geistes- bzw. Kulturwissenschaften<br />

zugunsten der Vorstellung einer evolutionär bedingten Interdependenz zwischen biologischen,<br />

psychischen, sozialen <strong>und</strong> sozialkulturellen Systemen – ihren Strukturen<br />

<strong>und</strong> Prozessen. (vgl. Damasio (1998) dazu exemplarisch die Untersuchungen von<br />

Tomasello 2010 zum Kooperationsverhalten von Schimpansen <strong>und</strong> Kleinkindern). 9<br />

• Die in den 70er <strong>und</strong> 80er Jahren des letzten Jahrh<strong>und</strong>erts im Rahmen der Antipsychiatriebewegung<br />

entstandenen Vorstellungen von psychischen Krankheiten als „so-<br />

9 Es kann hier nicht der Ort sein, die verschiedenen Vorstellungen zum „Leib-Seele Problem“ zu diskutieren, so<br />

z.B. der eliminative Materialismus (es gibt keinen Geist, nichts Mentales); der Parallelismus (Jedes mentale Ereignis<br />

wird synchron von einem neuronalen begleitet); der Interaktionismus (Mentale Ereignisse verursachen<br />

neurale bzw. werden von ihnen verursacht) usw. (für eine Übersicht siehe Bunge/Ardila (1990)<br />

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