Facilitymanagement Oktober 2008 - Kommunalverlag
Facilitymanagement Oktober 2008 - Kommunalverlag
Facilitymanagement Oktober 2008 - Kommunalverlag
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Zeitschrift<br />
Schriftleitung: Prof. Dr. Bachmaier, Dr. Ing. Friedrich,<br />
Dipl. Ing. Schulze, Dipl. Volksw. Mollenkotten<br />
Sonderausgabe:<br />
<strong>Facilitymanagement</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
Aus dem Inhalt Seite<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong> wächst um eine weitere Halle 3<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong> setzt Maßstäbe bei dem Thema „Nachhaltigkeit“ 4<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hotelinvestmentmarkt bleibt in Bewegung 4<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hot Spot Russland 5<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong>: Neue Halle bereits ausverkauft 6<br />
EXPO REAL und PropertyEU verleihen den “Green Thinker Award” 6<br />
Stadtcenter – Wider die Renaissance<br />
von Suburbia in der Mitte der Stadt<br />
Von Prof. Wolfgang Christ 8<br />
Ostdeutsche Städte im Trend<br />
Von Dr. Eugen von Lackum 14<br />
Renaissance der Marktplätze<br />
Von Dr. Volkmar von Obstfelder 16<br />
Neue Chancen für den Stadtumbau 20<br />
NBank und vdw präsentieren Trendstudie zu Wohnstiltypen 26<br />
Shopping-Center in Deutschland –<br />
eine Renaissance der Marktplätze 27<br />
Auf neuen Wegen: Shoppingcenter und Vergaberecht<br />
Von Dr. Ute Jasper und Barbara v. der Recke 28<br />
Klinikfinanzierung: Mehr Eigenkapital durch Erbbau<br />
Von Markus Bienentreu 31<br />
Gewerbeflächensuche im wirtschaftlichen Kontext 32<br />
Vom Industrieabbruch zum Zukunftsaufbau 34<br />
Hafenentwicklung geht ungebremst weiter 37<br />
Wohntürme – auf der Suche nach dem Markt von Morgen 38<br />
1.000 Standorte managen 41<br />
Energiespar-Contracting entlastet öffentliche Haushalte<br />
Von Wolfgang Schmid 41<br />
Expo Real und der Gewerbeimmobilienmarkt<br />
in Deutschland und weltweit 42<br />
Klinikum Bremerhaven Reinkenheide mit<br />
BUND-Gütesiegel ausgezeichnet 43<br />
Commerz Real verstärkt Immobilieninvestitionen<br />
im Logistikmarkt 44<br />
Bayern-Trend: Verschnaufpause bei den Wohnungsmieten 44<br />
„O2 World“, eine riesige Halle für Berlin 46<br />
Kommunal-Leasing – Solaranlagen passen ins Konzept<br />
Von Kai Ostermann 46<br />
Die Republik im Pflegeplatz-Vergleich 48<br />
Die Immobilie der Zukunft ist grün 48<br />
Commerz Real weitet Investitionen<br />
in Wiener Stadtentwicklungsprojekt aus 49<br />
„Darmstadtium“ – eine harmonische Symbiose<br />
von Historie und Moderne. 50<br />
Ganzheitliche Stadt- und Gemeindeentwicklung<br />
mit dem STEG-Compass<br />
Von Michael Blum 51<br />
Rathausbau setzt Zeichen<br />
Von Birgitt Wüst 54<br />
Nachhaltiges Bauen: Kommunen rüsten nach<br />
Von Holger Busch 55<br />
Keine Entwarnung bei Grundstücksverkäufen –<br />
OLG Karlsruhe bestätigt die Vergabepflicht 57<br />
OFRA leistet „Erste Hilfe“ beim DRK in Friedberg 58<br />
Bremer Überseestadt – „volle Fahrt voraus“ im alten Havenrevier 59<br />
Besseres Licht für Städte und Gemeinden 60<br />
Alternative Finanzierungsmodelle für unsere<br />
Verkehrsinfrastruktur<br />
Von Bernward Kulle 60<br />
Aus Wirtschaft und Verwaltung 63<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 1
2 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Zeitschrift für das gesamte Verwaltungswesen, die sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben<br />
der Städte, Landkreise und Landgemeinden<br />
Organ des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik e.V.<br />
Gegründet<br />
im Jahre 1910<br />
in Berlin<br />
Verlag<br />
Kommunal-Verlag<br />
Fachverlag für Kommunalwirtschaft und Umwelttechnik<br />
Wuppertal<br />
Verlagsort Wuppertal Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
EXPO REAL <strong>2008</strong> wächst um eine weitere Halle<br />
Die EXPO REAL <strong>2008</strong> wird auf Grund der starken Flächennachfrage<br />
um eine Halle wachsen und damit sieben Hallen<br />
der Messe München mit insgesamt 75.000 Quadratmetern<br />
belegen. Dieses Wachstum ist vor allem auf das<br />
starke internationale Interesse zurückzuführen. Die 11.<br />
Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien fi ndet<br />
vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München statt.<br />
„Die EXPO REAL wird sich weiter internationalisieren und<br />
der Branche neue Märkte und Investitionstrends vorstellen:<br />
Stabil nachgefragte Märkte wie Deutschland, Großbritannien<br />
und die Niederlande, Expansionsmärkte wie die Russische<br />
Föderation, das Baltikum und Mittel-/Osteuropa sowie neue<br />
Märkte und Nischenmärkte im Mittleren Osten - die richtige<br />
Mischung aus Herkunft- und Zielländern von Immobilieninvestitionen“,<br />
sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung<br />
der Messe München.<br />
Inhaltlich wird die EXPO REAL <strong>2008</strong> das Thema Nachhaltigkeit<br />
und Immobilienwirtschaft weiterdenken und beispielsweise<br />
die in den USA initiierten LEED-Standards (Leadership in<br />
Energy and Environmental Design) vorstellen. Der U.S. Green<br />
Building Council (USGBC) zertifiziert seit 2000 gewerbliche<br />
und öffentliche Gebäude, die nach bestimmten energieeffizi-<br />
enten und umweltverträglichen Kriterien geplant und gebaut<br />
sind. Mittlerweile haben in den USA etwa 620 Gebäude ein<br />
LEED-Zertifikat; weitere 3.500 Projekte befinden sich im Zertifizierungsprozess.<br />
Ein weiteres Thema wird das Krisenmanagement sein: Wie soll<br />
die Immobilienwirtschaft, vor allem Banken und Finanzierer,<br />
mit den Auswirkungen der US-Immobilienkrise, den Problemkrediten<br />
(Non Performing Loans) und der Kreditverknappung<br />
(Credit Crunch) umgehen? Daraus resultieren weitere Fragen,<br />
denen Experten auf der EXPO REAL nachgehen werden: Wer<br />
werden die künftigen Geldgeber sein? In welchen Märkten<br />
sitzen die Investoren und wohin wird ihr Kapital fl ießen? In<br />
den vergangenen fünf Jahren nahm das Investitionsvolumen<br />
in gewerblich genutzte Immobilien rund um den Globus kontinuierlich<br />
um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr zu. 2006<br />
belief sich das Gesamtvolumen an grenzüberschreitenden<br />
Immobilieninvestitionen auf 682 Milliarden US-Dollar, in 2007<br />
erreichte es die Rekordmarke von 800 Milliarden US-Dollar.<br />
Ob dieser Trend weitergehen wird, und wer die Akteure sein<br />
werden, wird eines der Konferenzthemen auf der EXPO REAL<br />
<strong>2008</strong> sein.<br />
Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 3
EXPO REAL <strong>2008</strong> setzt Maßstäbe bei dem Thema „Nachhaltigkeit“<br />
Nachhaltiges Entwickeln, Finanzieren und Betreiben einer<br />
Gewerbeimmobilie ist eines der Schwerpunktthemen der<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong> vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> in München. Experten<br />
werden im Konferenzprogramm die verschiedenen<br />
Aspekte von „Nachhaltigkeit und Immobilienwirtschaft“<br />
beleuchten, wie die Wertsteigerung nachhaltig konstruierter<br />
Gebäude, Nachhaltigkeit im urbanen Kontext, den<br />
Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Corporate<br />
Social Responsibility - und eine Reihe von internationalen<br />
„Best-practice“-Beispielen geben. Der Veranstaltungsort<br />
der EXPO REAL, die Neue Messe München, setzt dabei<br />
selbst Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit.<br />
Gebäude haben mehr als 40 Prozent Anteil am Energieverbrauch<br />
und damit an den Treibhausgas-Emissionen in der<br />
Europäischen Union. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit<br />
verabschiedete der Rat der Industrie- und Energieminister<br />
der EU im Jahr 2003 die Richtlinie über die<br />
„Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“. Sie ist Teil der<br />
EU-Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel. Ziel ist<br />
die Reduzierung des Energiebedarfs und der Kohlendioxidemissionen.<br />
Das Kyoto-Protokoll bildet die Grundlage dieser<br />
Entscheidung. Darin verpflichteten sich die Industrieländer,<br />
Treibhausgase bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent<br />
zu senken. Auf Grund ihrer Vorreiterrolle wollen die EU und<br />
Deutschland sogar eine Senkung von acht beziehungsweise<br />
21 Prozent erreichen. Diese Entscheidung zwingt auch die<br />
Immobilienwirtschaft zum Umdenken. „Nachhaltigkeit“ und<br />
„Energieeffizienz“ beherrschen inzwischen den fachlichen<br />
Diskurs weltweit.<br />
Das wohl derzeit ehrgeizigste Projekt eines Green Buildings<br />
entsteht in der chinesischen Provinz Guangzhou. Das Chicagoer<br />
Architektenbüro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) entwarf<br />
den Pearl River Tower, den ersten Null-Energie-Wolkenkratzer<br />
der Welt. Mit Windturbinen und Solarzellen, eigenen<br />
Minikraftwerken und energieeffizienter Bauweise soll das 310<br />
Meter hohe Bürogebäude lediglich die Energie verbrauchen,<br />
die es selbst produziert. Neben einzelnen Gebäuden werden<br />
auch komplette „Öko-Städte“ geplant. Das Vauban-Projekt in<br />
Freiburg in Deutschland und das BedZED-Projekt im Süden<br />
Londons in England, zwei Wohnsiedlungen, die Nachhaltig-<br />
keit in der Kombination von ressourcenschonender Planung,<br />
Design und Technologie erzielen, sind bereits realisiert. Die<br />
zwei neusten Entwicklungen befinden sich fernab der europäischen<br />
Grenzen: Eines ist das Dongtan-Projekt vor den<br />
Toren von Shanghai, das andere ist eine Stadt ohne Kohlendioxid-Emissionen<br />
und ohne Müll, die in Abu Dhabi gebaut<br />
werden soll.<br />
In den USA hat sich mittlerweile das so genannte LEED-<br />
Bewertungsverfahren am Markt etabliert. Diese Zertifizierung<br />
des „US Green Building Council“ ist in den USA und in Kanada<br />
ein anerkanntes ökologisches Bewertungsverfahren von<br />
Gebäuden. Generell gilt immer mehr: Immobilien, die wenig<br />
Energie verbrauchen, erzielen künftig höhere Miet- und<br />
Kaufpreise als welche mit schlechter energetischer Bilanz.<br />
Energieeffizient und nachhaltig zu bauen, senkt nicht nur die<br />
Betriebskosten einer Immobilie, es erhöht auch das Image<br />
eines Unternehmens und wird als Beitrag zu Corporate Social<br />
Responsibility (CSR) gewertet.<br />
Die Messe München (MMG), Veranstalter der internationalen<br />
Immobilienmesse EXPO REAL, reiht sich in den Kreis der<br />
Unternehmen ein, die Verantwortung für die Umwelt übernehmen.<br />
Bei Planung, Bau und Betrieb des Messegeländes<br />
wurden eine Reihe energie- und umweltschonender Maßnahmen<br />
berücksichtigt. So besitzt die Messe München eine der<br />
weltgrößten Photovoltaik-Dachanlagen. Damit gelingt es ihr,<br />
jährlich rund 7.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid einzusparen.<br />
Wollte man diese Menge in Tanklastzüge füllen, müsste man<br />
rund 116.000 Fahrzeuge bereitstellen, die aneinander gereiht<br />
eine Strecke von circa. 2.000 Kilometer umfassen würden<br />
– also zum Beispiel der Strecke von Hamburg bis Madrid.<br />
Den Ansprüchen eines Green Buildings wird die Messe außerdem<br />
durch ein ausgeklügeltes Energieerzeugungssystem<br />
mit eigenem Blockheizkraftwerk, Regenwasser-versickerung<br />
über Rigolen-Röhren und einem Regenwasserspeicher, Energiesparbeleuchtung<br />
und einem Grünanteil von 17 Prozent<br />
(entspricht 125.000 Quadratmeter) gerecht. Allein die Messedächer<br />
haben circa 35.000 Quadratmeter begrünte Fläche.<br />
Mehr Informationen unter www.messe-muenchen.de<br />
und unter www.exporeal.net<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hotelinvestmentmarkt bleibt in Bewegung<br />
Der europäische Hotelinvestmentmarkt bleibt nach wie<br />
vor bewegt. Wohin die Entwicklung geht, zeigen Experten<br />
beim 7. Hospitality Industry Dialogue auf der EXPO<br />
REAL <strong>2008</strong>. Die Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />
fi ndet vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München<br />
statt.<br />
Zwar fi el das Transaktionsvolumen 2007 im Hotelinvestmentmarkt<br />
hinter das Rekordergebnis von 2006 zurück, doch lag<br />
es nach Angaben von Jones Lang LaSalle mit 18,7 Milliarden<br />
Euro immer noch deutlich über dem Durchschnitt der Jahre<br />
2000 bis 2006 (11,2 Milliarden Euro). Interessanter als die<br />
rein quantitative Bewertung sind jedoch die Tendenzen und<br />
Entwicklungen, die sich hinter dieser Zahl verbergen. Waren<br />
es 2006 vor allem Private Equity-Unternehmen, die mit<br />
43 Prozent am Gesamttransaktionsvolumen beteiligt waren,<br />
erreichten sie 2007 nur noch 16 Prozent. An ihre Stelle traten<br />
private und institutionelle Investoren. Auf der EXPO REAL<br />
<strong>2008</strong> werden beim 7. Hospitality Industry Dialogue am Montag,<br />
6. <strong>Oktober</strong>, Experten unter anderem diskutieren, welche<br />
internationalen Kapitalströme nach Deutschland fl ießen. David<br />
Fattal, Gründer der Fattal-Gruppe (Leonardo Hotels) aus<br />
Tel Aviv, Yakir Gabay, Hauptinvestor der Grand City Hotels in<br />
Berlin, und Christopher Day, Managing Director von Christie<br />
& Co London, werden diese neuen Einflüsse auf diesen etablierten<br />
Markt bewerten.<br />
Eine weitere Runde wird sich mit dem Comeback der Mittelklasse-Hotels<br />
befassen und der Perspektive für die Entwickler.<br />
Während die großen internationalen Hotelketten mit ihren<br />
Konzepten für die beiden Preis-Pole der Hotellerie - Luxus<br />
und Budget - eher stärker im Fokus der Investoren stehen,<br />
4 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
fallen Mittelklassehotels dagegen häufig aus dem Interessenspektrum<br />
der Investoren heraus. Genau für dieses Segment<br />
aber haben große Ketten große Pläne. Werden sie Erfolg haben?<br />
Oder zwischen Luxus und Budget zerrieben werden?<br />
Mit dieser Frage befassen sich auf der EXPO REAL: Prof.<br />
Andreas-Norbert Fay, Managing Director von Fay Projects in<br />
Mannheim, Jasper Muller, Acquisition Director bei CitizenM<br />
Hotels in den Niederlanden, Uwe Niemann, Immobilien Banking<br />
Inland der NordLB/Girozentrale, Georg Schlegel, Senior<br />
Development Direct Select Service Brands Starwood Hotels<br />
EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hot Spot Russland<br />
Der Blick westlicher Investoren richtet sich immer stärker<br />
auf den Immobilienmarkt Russlands. Auf der EXPO REAL<br />
<strong>2008</strong> werden über 70 russische Städte und Regionen,<br />
Investoren, Projektentwickler und Dienstleister der Immobilienbranche<br />
ausstellen – so viele wie noch nie zuvor.<br />
Die 11. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />
fi ndet vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München statt.<br />
Nach Angaben von CB Richard Ellis betrug der Investmentumsatz<br />
im vergangenen Jahr bei gewerblichen Immobilien<br />
in Russland gut fünf Milliarden US-Dollar – 35 Prozent<br />
mehr als im Vorjahr – und das, obwohl die Finanzierung<br />
mit der sich ausweitenden Kreditkrise im zweiten Halbjahr<br />
2007 für manche westlichen Investoren schwieriger wurde.<br />
Damit zog Russland erstmals auch den höchsten Anteil des<br />
Gesamtinvestitionsvolumens in Mittel- und Osteuropa auf<br />
sich.<br />
Noch ist es nach wie vor Moskau, auf das sich das Interesse<br />
konzentriert. Hier waren vor allem Einzelhandels- und Büroimmobilien<br />
„Investor’s Darling“. Allein auf den Büroimmobilienmarkt<br />
entfiel 2007 fast die Hälfte des Gesamtinvestmentvolumens<br />
– 2,3 Milliarden US-Dollar. Zahlreiche Unternehmen<br />
aus Moskau wie auch die Stadtregierung und Region Moskau<br />
werden bei der EXPO REAL <strong>2008</strong> dabei sein und ihre neuesten<br />
Projekte präsentieren.<br />
Einen Marktüberblick bietet der Real Estate Investors Guide<br />
„Russische Föderation“ am Montag, 6. <strong>Oktober</strong>, im INVEST-<br />
MENT LOCATIONS FORUM der EXPO REAL. Dort werden<br />
Branchenfachleute aus Moskau wie Georgii A. Ivanov, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter von Eurasia, und Lawrence<br />
J. Mahon, Co-Bereichsvorstand Bau bei Basic Element sprechen.<br />
Aber auch internationale Akteure in Russland wie die<br />
Metro Asset Management GmbH aus Düsseldorf wird mit Michael<br />
Cesarz, Sprecher der Geschäftsführung, vertreten sein,<br />
außerdem Dr. Sergey Nikitin, Leiter der russischen Handelsund<br />
Industriekammer in Berlin.<br />
Allerdings rücken allmählich auch die regionalen Zentren,<br />
die Städte mit mehr als einer Million Einwohnern, die so genannten<br />
Millioniki, in den Blick. Das allgemeine Wirtschaftswachstum<br />
fördert auch die Entwicklung dieser Städte. Einzelhandelszentren<br />
wie Ekaterinburg und Samara, denen weiter<br />
starke Wachstumsraten prognostiziert werden, werden sich<br />
auch auf der EXPO REAL <strong>2008</strong> präsentieren, wie auch Kasan,<br />
das zunehmend seine Industrie diversifiziert und Jaroslawl,<br />
das im Einzelhandel auf Wachstum setzt und auf die<br />
eine Million Einwohner zusteuert. Der Russian Afternoon<br />
in der MEDIA LOUNGE der EXPO REAL <strong>2008</strong> am Dienstag,<br />
& Resorts in Brüssel und Ulrich Widmer, Vice President Development<br />
Central & Eastern Europe Hilton Hotels in Frankfurt<br />
Weitere Themen des Hospitality Industry Dialogue werden<br />
sein: „Wann sterben wir den Markentod? Die Perversion der<br />
Profilierung“, „Betreiber und Investoren. Die gegenseitige<br />
(Un-) Abhängigkeit“ und „Investieren in Grün. Ganzheitliche<br />
Öko-Resorts rechnen sich“.<br />
Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />
7. <strong>Oktober</strong>, wird über Moskau hinaus spannende Investment-<br />
Möglichkeiten beleuchten: Welche Städte boomen als nächstes<br />
und wer wird die Projekte fi nanzieren? Die Veranstaltung<br />
wird aber auch aufzeigen, wo es im „Powerhouse“ Moskau<br />
noch Sinn macht, zu investieren und welche Unternehmen<br />
aus welchen Gründen dort aktiv sind. Es wird aber auch<br />
ein Blick erstmals in die „emerging markets“ Kasachstan und<br />
Ukraine geworfen.<br />
Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 5
EXPO REAL <strong>2008</strong>: Neue Halle bereits ausverkauft<br />
Die neue Halle der EXPO REAL <strong>2008</strong> ist bereits ausverkauft:<br />
Auf 11.000 Quadratmetern Fläche werden sich in<br />
der Halle A1 der Investitionsstandort München mit seinen<br />
Partnern und eine Reihe namhafter, internationaler<br />
Immobilienunternehmen präsentieren. Die EXPO REAL<br />
wird damit eine Rekordfläche von 74.000 Quadratmetern<br />
belegen. Die 11. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />
fi ndet vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München<br />
statt.<br />
Das Jahr 2007 war für Immobilien-Deutschland das Jahr der<br />
Investitionsrekorde. Nach Hochrechungen der Deutschen<br />
Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI) ergibt sich für 2007<br />
ein Gesamttransaktionsvolumen von nahezu 60 Milliarden<br />
Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von<br />
knapp 40 Prozent entspricht. Der Blick der Investoren wird<br />
auch <strong>2008</strong> stark nach Deutschland gerichtet sein, schätzen<br />
die Experten.<br />
Dem entsprechend interessiert sind attraktive Standorte,<br />
ihr Investitionspotenzial komplett und übersichtlich darzustellen.<br />
So will der Marktplatz München mit seinen Partnern<br />
die neue Halle der EXPO REAL nutzen, um gebündelt Projekte<br />
und Entwicklungen des prosperierenden bayerischen<br />
Wirtschaftsstandortes zu präsentieren. Unter dem Dach des<br />
„Marktplatzes München“ vereinen sich die Landeshauptstadt<br />
München, die Bayerische Bau- und Immobilien Gruppe, die<br />
Bayern LB, die KG Allgemeine Leasing und Siemens Real Estate.<br />
Der Marktplatz München steht seit sieben Jahren als erfolgreiche<br />
Marke für die Kompetenz und Professionalität der<br />
Münchner Immobilienwirtschaft auf der EXPO REAL. Mit dem<br />
Umzug von der Halle C1 in A1 wird der Marktplatz München<br />
an einem noch attraktiveren Standort die Vielfalt und Attraktivität<br />
des Münchner Immobilienmarktes präsentieren, sagt Dr.<br />
Reinhard Wieczorek, Referent für Arbeit und Wirtschaft der<br />
Landeshauptstadt München. „Auch die Europäische Metropolregion<br />
München (EMM) mit den Ständen der Greater Munich<br />
Area (GMA), der Stadt Augsburg und weiteren Partnern<br />
hat sich für einen Umzug in die Halle A1 entschieden.“<br />
Daneben werden sich eine Reihe weiterer starker Immobilienunternehmen<br />
in der Halle A1 präsentieren, die am Marktplatz<br />
, aber auch weltweit aktiv sind: Immobilienfinanzierer wie die<br />
Royal Bank of Scotland, die Credit Suisse, die Unicredit. oder<br />
institutionelle Investoren wie die MEAG und die Deutsche Gesellschaft<br />
für Immobilienfonds (DEGI), Immobilienberatungen<br />
wie CB Richard Ellis oder Lührmann Holding und Immobilienbestandshalter<br />
wie die Allianz Immobilien GmbH. Daneben<br />
sind natürlich auch weitere nationale und internationale Immobiliendienstleister<br />
präsent. „Mit dem Marktplatz München,<br />
seinen Partnern und weiteren großen, international operierenden<br />
Immobilienmarken ist es der EXPO REAL auf Anhieb<br />
gelungen, die neue Halle zu einem Premium-Geschäftsplatz<br />
machen“, sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung<br />
der Messe München.<br />
Zusätzlich wurden in der Halle A1 das EXPO REAL FORUM<br />
und das INVESTMENT LOCATIONS FORUM integriert. Die<br />
Diskussionsforen ziehen jährlich mit branchenaktuellen Themen<br />
wie Nachhaltigkeit im Immobiliensektor oder der Vorstellung<br />
attraktiver Wachstumsmärkte jeweils rund 3.000 Besucher<br />
an.<br />
Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />
EXPO REAL und PropertyEU verleihen den “Green Thinker Award”<br />
Die EXPO REAL ruft gemeinsam mit der niederländischen<br />
Fachzeitung PropertyEU zur EXPO REAL <strong>2008</strong> einen neuen<br />
Preis ins Leben: den Green Thinker Award. Die Auszeichnung<br />
soll an den nachhaltigsten Entwickler in Europa gehen<br />
und wird erstmals am 7. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> auf der Gewerbeimmobilienmesse<br />
EXPO REAL in München verliehen.<br />
„Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft ist nicht nur ein<br />
Trendthema. Es wird uns in der Zukunft begleiten. Mit dem<br />
,Green Thinker Award’ wollen wir als Europas größte Immobilienmesse<br />
das Bewußtsein für die Relevanz des Themas<br />
schärfen und den Dialog über nachhaltige Lösungen vorantreiben“,<br />
sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung<br />
der Messe München.<br />
Der Preis zielt darauf ab, die „grünen Vordenker“ in der europäischen<br />
Immobilienwirtschaft zu ermitteln. Welche nachhaltigen<br />
Strategien setzen sie bereits effektiv um und was<br />
können andere von den nachhaltigen Pionieren lernen. Zur<br />
Jury gehören Anna Braune, Direktorin des German Green<br />
Building Council, und Jack de Leeuw, Direktor des niederländischen<br />
Green Building Council, Professor Graeme Newell<br />
von der Universität von Western Sydney, der bereits Studien<br />
zum umweltschonenden Engagement europäischer Immobilienentwickler<br />
veröffentlicht hat, und Louise Ellison, Research<br />
Director am Investment Property Forum in London.<br />
Grundlage für die Nominierung zum Green Thinker Award war<br />
eine Übersicht über die 100 führenden Immobilienentwickler<br />
in Europa, die PropertyEU im Januar <strong>2008</strong> veröffentlicht hatte.<br />
Aus dieser Liste wurden in der ersten Runde 53 Unternehmen<br />
mit nachhaltigen Engagement ausgewählt. Bis Ende August<br />
sollen daraus die 15 endgültigen Bewerber für den „Green<br />
Thinker Award“ feststehen.<br />
Der Gewinner des „Green Thinker Awards“ wird eine vier Quadratmeter<br />
große Skulptur aus lebenden Pflanzen mit dem Titel<br />
„Weight of Thoughts“ des niederländischen Künstlers David<br />
Veldhoen erhalten, mit dem das Unternehmen künftig sein<br />
Firmengelände schmücken kann. Das Kunstwerk wird live auf<br />
der EXPO REAL in der „Green Thinker Lounge“ erstellt und<br />
am Dienstag, 7. <strong>Oktober</strong>, im PLANNING & PARTNERSHIPS<br />
FORUM verliehen.<br />
Mehr Informationen unter www.witvorm.com/gta/<br />
und www.exporeal.net<br />
6 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 7
Stadtcenter – Wider die Renaissance von Suburbia in der Mitte der Stadt<br />
von Prof. Wolfgang Christ, Bauhaus-Universität Weimar<br />
Der vorliegende Text refl ektiert in städtebaulicher und urbanistischer<br />
Hinsicht die aktuelle Situation der Stadtentwicklung<br />
im Zusammenhang der Entwicklung des Einzelhandels.<br />
Betrachtet und verglichen werden entsprechende Trends in<br />
Deutschland und den USA. Anlass meiner Überlegungen<br />
ist ein latentes Unbehagen, das mich beschleicht, wenn ich<br />
durch Innenstädte und Stadtteilzentren gehe, Kleinstadt- und<br />
Dorfmittelpunkte betrachte und mir ihr Erscheinungsbild vor<br />
30 - 40 Jahren in Erinnerung rufe, oder wenn wir mit dem Auto<br />
bei Edeka, Aldi & Co vorfahren: Von einer ‚Renaissance der<br />
Mitte’ oder gar einer Trendwende hin zur kompakten Stadt<br />
des traditionellen europäischen Typs ist in meiner Alltagserfahrung<br />
wenig zu spüren. Gleichwohl existieren genügend<br />
Anzeichen für ein Zurück in die Stadt und ein Wiederaufladen<br />
ihrer urbanen Energie.<br />
Mein Ziel ist es also, dem gefühlten Mangel objektivierend<br />
auf den Grund zu gehen. Hintergrund meines Unbehagens<br />
ist die jahrelange und intensive Beschäftigung mit dem Städtebau<br />
der Stadtregion aus der Perspektive der Zwischenstadt<br />
1 sowie die kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem<br />
Shopping Center als einer neuen und sich stetig wandelnden<br />
Architekturtypologie der Konsumkultur in der zweiten Hälfte<br />
des 20. Jahrhunderts. Die ‚Leipziger Erklärung’ von 1999<br />
(siehe Anhang) ist auf diesem Weg der erste Trittstein. Die<br />
dritte Triebfeder sind die USA: Moderne und Amerika sind<br />
seit dem frühen 19. Jahrhundert insbesondere für Deutsche<br />
synonyme Begriffe. Exkursionen in die USA, enge persönliche<br />
Kontakte mit Partnern im Rahmen der Modellprojekte<br />
der Europäischen Urbanistik 2 , ein Sabbatical 2001 an der<br />
UCLA, die Mitgliedschaft im ‚Urban Land Institute’ und seit<br />
2004 im ‚Congress for the New Urbanism’ (CNU) versetzen<br />
mich in die Lage, die Entwicklung von Stadt und Center dort<br />
zu studieren, wo bis heute der ‚Fortschritt’ am radikalsten<br />
auftritt und der Paradigmenwechsel der Industriegesellschaft<br />
am weitesten fortgeschritten ist.<br />
1. Town Center:<br />
Wohnen als Impulsgeber der Urbanisierung<br />
Je nach ideologischem Standort verbinden sich mit dem<br />
Begriffspaar Amerikanisierung & Modernisierung eher positive,<br />
humanistische bis utopisch-visionäre Werte – Amerika<br />
als das Land von Freiheit, Demokratie und Wohlstand – oder<br />
eben negative. Dann ist Amerika (gemeint sind immer die<br />
USA) die ‚Krämernation’, fi xiert auf Handel und Geschäft und<br />
gegenüber dem den Deutschen eigenen Tiefsinn ein Land<br />
‚routinierter Flachheit’! 3<br />
Die Entfremdungserfahrung im Prozess der Industrialisierung<br />
drückt sich im Wesentlichen im Prozess der Verstädterung<br />
aus, mit all den Folgen der Rationalisierung, Technisierung<br />
und Medialisierung der Lebenswelt. Ein bis heute nicht versiegender<br />
Strom des Antiamerikanismus, von Anfang an untrennbar<br />
verknüpft mit Antisemitismus, projiziert nicht zuletzt<br />
Vorurteile und Verliererängste auf Händler und Handel. 4<br />
Shopping, gleichwohl eingedeutscht, gilt zurecht als Inbegriff<br />
amerikanischen Alltagslebens und auch hierzulande als beliebte<br />
Freizeitaktivität. Dennoch wird das Haus, in dem man<br />
in den Innenstädten bevorzugt „shoppt“, nicht unbedingt in<br />
gleichem Maße geschätzt: Shopping Center amerikanisieren<br />
die europäische Stadtmitte, denn sie sind sehr groß, ihre<br />
Eigentümer und Betreiber sind es vergleichsweise auch, sie<br />
agieren international und treiben den lokalen Einzelhandel<br />
in traditionellen 1a-Lagen in einen Modernisierungswettlauf,<br />
den viele nicht bewältigen. So entsteht schnell ein Goliath-<br />
David-Mythos und es ist vom ‚Angriff auf die City’ 5 die Rede.<br />
Händler außerhalb des Centers bilden dann eine Standortgemeinschaft,<br />
die aber ebenfalls amerikanische Wurzeln hat,<br />
Business Improvement District (BID) genannt.<br />
Was spricht prinzipiell für Shopping Center? Sie sind neben<br />
den Discountern und den Fachmärkten zurzeit die erfolgreichste<br />
Form des Einzelhandels in einem seit mehr als zehn<br />
Jahren stagnierenden Markt. Sie sind in der Regel die einzige<br />
Großinvestition in einer Innenstadt oder einem Stadtteilzentrum,<br />
während die traditionellen Stadtbausteine Wohnen<br />
und Arbeiten bis heute die kompakte Stadt fl iehen. Selbst<br />
Bildung und Kultur bleiben nicht selbstverständlich innen,<br />
wie der Auszug von Universitäten an den Stadtrand zeigt.<br />
Ohne Shopping Center wäre der innerstädtische Fußgängerzonen-<br />
und Kaufhaushandel gegenüber neuen Formaten am<br />
Ortsrand, in Gewerbegebieten, an Autobahnknoten und im<br />
Internet hoffnungslos unterlegen. Center sind Investitionen<br />
mit Langfristperspektive, Frequenzbringer, Betreiber und Manager<br />
von Erlebnis-Events, stärken das Zentrale-Orte-Konzept<br />
der Raumordnung, sind Steuerzahler. Sie sind vor allem<br />
auch Zeugen der Globalisierung im Herzen der historischen<br />
Stadt: Sie bieten die Plattform für all das, was von außen, von<br />
weit her, anonym, fordernd und zugleich reizvoll daherkommt.<br />
Die Centermaschine läuft immer auf Hochtouren, ist gepflegt,<br />
wird ständig modernisiert, bietet immer irgendwo was Neues<br />
und verspricht Komfort und Sicherheit, z. B. Barrierefreiheit.<br />
Schaut man sich in den deutschen Innenstädten um, gewinnt<br />
man leicht den Eindruck, es existiere nur eine einzige, gleichsam<br />
naturgegebene Gestalt des großflächigen Einzelhandels.<br />
Es ist jener suburbane Centertyp, der sich Anfang der 50er-<br />
Jahre in den USA als Erfolgsmodell herauskristallisierte, mit<br />
fünf prägenden Merkmalen:<br />
1. Großform: geschlossen, wenige Eingänge, zweigeschossig;<br />
2. Mall: zentrales, innen liegendes Rückgrat;<br />
3. Anchor Stores: Ankermieter als Frequenzbringer;<br />
4. Auto: massenhaft Parkplätze, bequem und sicher;<br />
5. Monofunktion: ausschließlich Handel, Dienstleistung, Unterhaltung<br />
In meinen Beiträgen zu<br />
Shopping_Center_Stadt<br />
2003 – „Centerstadt“ –<br />
und 2005 – ‚Stadtwert’ –<br />
konnte ich zeigen, dass:<br />
1. das Shopping Center<br />
typologisch mit der Flaniermeile<br />
einer traditionellen<br />
europäischen<br />
Stadt verwandt ist;<br />
2. dessen Erfinder, der Architekt<br />
Victor Gruen, als<br />
jüdischer Emigrant aus<br />
Wien kommend in den<br />
USA nach dem Zweiten<br />
Weltkrieg ein Stück<br />
Stadtmitte nach Suburbia<br />
verpflanzen wollte;<br />
3. ebenso wie die Geschichte<br />
des Kauf- und<br />
Old City Philadelphia: Neues<br />
Wohnen, Leben im Quartier<br />
8 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 9
Warenhauses, die Kulturgeschichte des Shopping Centers<br />
eine transatlantische Dimension hat;<br />
4. und entscheidend: Beginnend Mitte der 1980er-Jahre mit<br />
Jon Jerdes ‚Horton Plaza’ in San Diego, USA, Shopping<br />
Center einen radikalen Transformationsprozess durchlaufen:<br />
von der ‚Big Box’ in Suburbia zum ‚Town Center’ in<br />
der Stadtmitte.<br />
‚Shopping Center machen sich unsichtbar’ und ‚Stadtluft<br />
macht reich’ lauten die Überschriften zur Erklärung des Phänomens,<br />
dass Shopping Center sich der räumlichen Grundfi<br />
gur einer Innenstadt vergleichsweise feinkörnig anpassen<br />
und dabei ökonomisch sogar renditeträchtiger sein können.<br />
Der neue urbane Typ des Shopping Centers ist in Deutschland<br />
jedoch noch nicht angekommen. Die strukturellen Merkmale<br />
des ‚Stadtcenters’ sind:<br />
1. Modulare Form: Block – große Teile bilden ein Quartierspuzzle;<br />
2. Straße: Läden werden von außen, einem nicht überdachten<br />
Bürgersteig, betreten;<br />
3. Platz: öffentlicher Raum wie Plaza, Park oder Square als<br />
Anker;<br />
4. Fußgänger: Orientierung auf städtische Wegenetze und<br />
Blickperspektiven;<br />
5. Multifunktion: Mischung mit Wohnen, Büros usw.<br />
Weiterhin gilt, dass die Einzelhandelsflächen von einer Hand<br />
geplant, entwickelt, fi nanziert, betrieben werden; dass eine<br />
Mindestgröße für eine Erfolg versprechende Angebotsvielfalt<br />
gegeben sein muss; dass auch die öffentlich gewidmeten Flächen<br />
privater Verfügung und privatem Hausrecht unterliegen.<br />
Die amerikanische Erfahrung lehrt nun, dass der suburbane<br />
‚Knochen-Typ’ des Shopping Centers nur dann aufgebrochen<br />
und urbanisiert werden kann, wenn es gelingt, eine kritische<br />
Masse an Wohnbevölkerung mit überdurchschnittlichem<br />
Haushaltseinkommen im unmittelbaren Umfeld anzusiedeln,<br />
wie im Fall des ‚Paseo Colorado’ in Pasadena. Die Wohnnachbarschaft<br />
des Centers muss so groß und fi nanziell so<br />
potent sein, dass anstelle des Anchor Stores ein Platz unter<br />
freiem Himmel die Hauptattraktion sein kann. Dann besucht<br />
auch der mit dem Auto anreisende Kunde in erster Linie die<br />
City – und damit indirekt das Center.<br />
Solange jedoch die innerstädtischen Shopping Center, wie in<br />
Deutschland üblich, im Wesentlichen die suburbane Kundschaft<br />
vom Stadtrand, aus der Zwischenstadt, aus dem<br />
Speckgürtel, bedienen, sind sie nichts anderes als deren eigentliches<br />
Herz im Körper eines anderen!<br />
Da nutzen auch City-Marketing-Aktionen wenig, denn die<br />
Innenstadt bleibt Durchlauferhitzer für Kaufanreize und Ort<br />
eines tagtäglichen Wechselspiels vom Einund Auszug der<br />
Konsumpendler.<br />
Erst wenn genügend Bewohner der Innenstadt oder des Stadtteilzentrums<br />
ein gemeinsames Interesse an ‚Urbanität durch<br />
Bensheim-Auerbach: gründerzeitliche Straßenrandbebauung/gleiche Straße<br />
mit Discountplatz<br />
Handel’ im Spiegel der<br />
Stadt Center-Typologie<br />
Erfolg versprechend anmelden<br />
können, besteht<br />
die Chance, dass sich<br />
die Kräfte von Stadt<br />
& Center potenzieren,<br />
statt sich gegenseitig<br />
abzustoßen.<br />
2. Downtown: Ideally<br />
situated suburban<br />
lifestyle<br />
Eintönige suburbane<br />
‚Big Box-Larven’ mit ihrem<br />
steifen Mall-Rückgrat<br />
können sich also<br />
in bestimmten Biotopen<br />
und unter günstigen<br />
Philadelphia: Vertical Suburbia<br />
boomt!<br />
Bedingungen in bunte urbane ‚Town Center-Schmetterlinge’<br />
verpuppen. 6 Wohnen spielt dabei die Rolle des Impulsgebers.<br />
Und in der Tat können amerikanische Innenstädte z. T.<br />
spektakuläre Zuwachsraten vorweisen, mit denen in Europa<br />
wahrscheinlich nur Manchester mit einem Plus von 25.000<br />
Einwohnern in der City von 1990 bis 2005, mithalten kann. 7<br />
So hat Chicago in der 16 km² großen Innenstadt am Lake<br />
Michigan zwischen 1990 und 2000 die Einwohnerzahl um<br />
23.000 auf 106.623 gesteigert. Insgesamt hat die Stadt damit<br />
112.000 Einwohner hinzubekommen – soviel wie sie in 40<br />
Jahren zuvor verloren hatte. Von 2000 bis 2006 legte die Einwohnerzahl<br />
in Chicagos Central Area noch einmal um weitere<br />
48.000 (!) zu, ein Plus von 45 %. 8<br />
In Los Angeles, der ‚Capital of Sprawl’, wird von 2006 bis<br />
2010 die Zahl der Wohneinheiten in Downtown von 8.000 auf<br />
27.000 steigen, also um mehr als das Vierfache. Im <strong>Oktober</strong><br />
2005 war ein Wohnturm mit 191 Wohneinheiten in sieben<br />
Stunden ausverkauft. Von 1980 bis 2000 wurden nur zwei<br />
Wohngebäude mit mehr als zehn Geschossen gebaut. Bis<br />
Januar 2006 lagen 46 Baugenehmigungen für den Zeitraum<br />
bis 2010 vor, die privaten Investments auch in Hotels, Büros,<br />
Entertainment etc. beliefen sich auf ca. 10 Mrd. allein für<br />
Downtown L. A. 9<br />
Wer zieht in die Stadtmitte? ‚The Young and Restless in a<br />
Knowledge Economy.’ Laut einer von ‚CEOs for Cities’<br />
(deutsch etwa: Vorstände für die Stadt) in Auftrag gegebenen<br />
Untersuchung 10 erklären 2005 34 % der 25 -34-Jährigen<br />
ihre Präferenz für ein Leben in der Stadt gegenüber nur 12<br />
% zehn Jahre zuvor. Die Untersuchung folgert daraus, dass<br />
die ökonomische Konkurrenzfähigkeit der Städte unmittelbar<br />
mit ihrer Fähigkeit verknüpft ist, junge und gut ausgebildete<br />
Menschen anzuziehen und an sich zu binden: „[...] we found<br />
strong preferences among young adults for dense, vibrant<br />
neighborhoods served by transit with mixeduses<br />
and active street life. Where they fi nd other<br />
young people like themselves, with plenty of options<br />
for things to do and people to meet.“<br />
Die zweite relevante Gruppe, die in die Innenstadt<br />
drängt, sind die ‚Empty Nesters’, die Generation<br />
50 plus. In Philadelphia konnte ich Mitte<br />
Mai 2007 anlässlich meiner Teilnahme am viertägigen<br />
XV. Congress for the New Urbanism unter<br />
dem Motto ‚New Urbanism and the Old City’<br />
einige Konsequenzen der Urban Renaissance<br />
made in USA in Augenschein nehmen:<br />
10 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
‚Philly’ hatte bis in die 1990er-Jahre mit den typischen Symptomen<br />
des ‚urban decline’ zu kämpfen, wie Bevölkerungsschwund,<br />
Leerstand und Ausbreitung von Brachen, Kriminalität,<br />
Schmutz und dergleichen. 1999 wurde ein BID, der<br />
‚Center City District’ gegründet. Investoren erhalten seitdem<br />
Steuervorteile für ihr Engagement in der Stadt. Private<br />
Spenden in Höhe von $ 265 Mio. ermöglichten den Bau des<br />
‚Kimmel Center for the Performing Arts’: Downtown wurde<br />
endgültig zu einer noblen Adresse. Mittlerweile wuchs die<br />
Innenstadt um 12.000 Wohneinheiten auf 90.000 Einwohner<br />
und tausende Wohnungen sind im Bau und in Planung. Eine<br />
unübersehbare Zahl darunter im Luxus-Segment, das, so hat<br />
es den Anschein bei einer Stadttour, den Markt beherrscht.<br />
Zum Beispiel das ‚Mandeville Place’, entworfen von Richard<br />
Meier & Partners Architects, ein Wohntower mit Appartements<br />
der Preisklasse $ 1.98 Mio. bis $ 21 Mio. (www.mandevilleplace.com).<br />
Oder ‚steps from the Kimmel Center’ die ‚Symphony<br />
House Condominiums’ (www.symphonyhousecondo.<br />
com), das mit ‚resort-style amenities in the city’ wirbt und<br />
dabei im achten Stock Pool, Weinkeller, Fitnesscenter, Bibliothek,<br />
Terrassengarten etc. aufführt. Das ‚Parc Rittenhouse’<br />
(www.parcrittenhouse.com) bietet auf dem Dach ebenfalls<br />
Swimming Pool, Brunnen, einen Garten usw. an. Je näher<br />
diese Häuser an prestigeträchtigen Standorten wie Theater,<br />
Park oder historischen Monumenten liegen, je höher sie sind<br />
und je berühmter der Architekt und der von ihm repräsentierte<br />
Stil, desto teurer die Wohnung.<br />
Nach meiner Beobachtung kommen fünf ‚S’- Merkmale für<br />
ein erfolgreiches Angebot in die Stadt zu ziehen, zusammen:<br />
1. Service: 24 Std. Concierge, Indoor Parking, Fitness Center<br />
usw. In der Nachbarschaft: Eine Vielfalt an Bars, Cafés, Restaurants,<br />
exotischen Läden…;<br />
2. Sicherheit: 24 Std. Security, Videoüberwachung, Polizeipräsenz<br />
rund um die Uhr in der ganzen Innenstadt;<br />
3. Sauberkeit: Bürgersteige werden in 24 Std. dreimal gekehrt,<br />
im Monat einmal nass gewischt. Kaugummi etc. wird<br />
mit Hochdruckreinigern entfernt;<br />
4. Schönheit: City Beautification ist ein Muss. Urban Design<br />
Codes geben kleinmaßstäbliche Anleitungen vor;<br />
5. Suburbia: Von der Fläche vor der Stadt in die Türme in der<br />
Stadt: ‚Urban living’ als neuer‚ suburban lifestyle’.<br />
Niemand verzichtet offensichtlich freiwillig auf einmal errungene<br />
Privilegien und praktizierten Komfort. Im Gegenteil: Die<br />
neuen Stadtbewohner sind bereit, viel zu zahlen, um ihre<br />
Lebensqualität zu verdoppeln, indem sie ihren suburbanen<br />
Lebensstil beibehalten, um dennoch nach Belieben mit dem<br />
Fahrstuhl in die vibrierende urbane Welt der Straßen von Philadelphia<br />
einzutauchen. Das Motto lautet: ‘Living in the Center<br />
of Everything’ (www.centercityphila.org)<br />
Eine Innenstadt, voll gepackt mit Luxusappartements in<br />
Wohnhochhäusern, ist nichts anderes als eine Versammlung<br />
vertikaler Suburbias auf engem Raum!<br />
Das bereits erwähnte Manchester ist stolz, zurzeit Europas<br />
höchsten neuen Wohnturm mit 48 Stockwerken zu besitzen, 11<br />
und auch in Philadelphia wird sichtbar, dass die Renaissance<br />
der Mitte das traditionelle Bild von Stadtkultur mit postmodernen<br />
Lebensstilen konfrontiert. Die Suburbanisierung der<br />
Innenstadt im Kostüm urbaner Dichte und unter dem Beifall<br />
der Innenrechner, die überall quantitatives Wachstum messen,<br />
läuft Gefahr, die lokale Geschichte, ihre Identität und<br />
Aura dem Stadt-Konsumhunger saturierter Ruheständler,<br />
bzw. dem Abwechslungsbedürfnis durchreisender Vertreter<br />
der Wissensgesellschaft zu opfern. Beispiele fi nden sich zuhauf:<br />
www.docksidecondominiums.com stellt die 242 tierfreundlichen<br />
Wohnungen – günstige $ 300 bis $ 1 Mio. – am<br />
Hafen von Philadelphia vor: „Located just minuts from … the<br />
airport and Center City, Dockside evokes an ideally situated<br />
suburban lifestyle, with all the conveniences of urban living.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 11
With Penn’s Landing and Old City just minutes away, owners<br />
can explore the areas uniquelly Philly restaurants, friendly<br />
lounges, and upscale boutiques.“ Und in New York wird der<br />
geplante Wohntower an der 200 Eleventh Avenue “the residents<br />
(enable) to take their cars up an elevator and park right<br />
next to where they live, just like in the suburbs.” 12<br />
Mein Zwischenfazit lautet: Nachdem es in den 1990-er Jahren<br />
zivilgesellschaftliche Bewegungen in den USA im Zuge<br />
der vielfältigen ‚Anti-Sprawl’ und ‚Smart-Growth’-Initiativen 13<br />
gelungen ist, Stadt und Urbanität vom Stigma eines minderwertigen,<br />
armen Minderheiten überlassenen Milieus zu befreien<br />
und insbesondere den öffentlichen Raum, zugänglich<br />
für alle, ins Zentrum der Stadtdebatte zu rücken – die derart<br />
in Quantität und Qualität in Deutschland unbekannt ist – ist<br />
die heutige Lage nach meiner Auffassung zutiefst widersprüchlich.<br />
Auf der einen Seite stehen die unbestreitbaren<br />
Urbanisierungstendenzen, Stichworte: Wohnen in der Stadt<br />
ist populär, Funktionen werden gemischt, 20 % ‚affordable<br />
housing’ ist häufig die Regel, Rückbau autobahnähnlicher<br />
Stadtstraßen, Fuß- und Radwegeorientierung, Car Sharing<br />
boomt, Straßenbahnnetze werden neu gebaut, Straßen und<br />
Plätze einladend gestaltet, kontextuelle Baukultur gepflegt,<br />
LEED-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen ist marktgängig,<br />
Planung wird in Charrette-Prozessen öffentlich gestaltet…<br />
Auf der anderen Seite wirken starke Suburbanisierungskräfte,<br />
Stichworte hierzu: ungebrochene Pkw-Orientierung, vertikale<br />
Ghettos für Wohlhabende bzw. gleiche Schichtangehörige<br />
mit einer blockhohen Distanzzone aus Parkplatzschichten,<br />
ein Eingang je Tower, wie in der gated community, totale Kontrolle<br />
& autarker Service vor Ort selbstverständlich, Angebote<br />
eines Resort & Suburbia – Lebensstils…<br />
Beobachten lässt sich ein Versuch- und Irrtum-Experiment<br />
am lebendigen Stadtorganismus mit offenem Ausgang. Lernen<br />
ließe sich daraus für die europäische Entwicklung viel,<br />
wenn man akzeptiert, dass die europäische und die amerikanische<br />
Stadt wirklich enge Verwandte sind.<br />
3. Lebendige Zwischenstadt:<br />
Vom Marktplatz zum Discountplatz<br />
Im Unterschied zu den USA müssen in der EU seit dem Ende<br />
der 1990er-Jahre Shopping Center an sogenannten städtebaulich<br />
integrierten Lagen angesiedelt werden. Der Gesetzgeber<br />
hat es in Deutschland gleichwohl vermieden, klar zu<br />
definieren, was eine ‚integrierte Lage’ eigentlich ausmacht.<br />
Sie sollte prinzipiell das in jeder Hinsicht schwere Gewicht<br />
eines Shopping Centers mit oft weit mehr als 10.000 m² VKF<br />
tragen können. Z. B. indem eine kritische Masse an Wohnbevölkerung,<br />
an Arbeitsplätzen und an kommunalen Bildungs-<br />
Kultur- oder Verwaltungseinrichtungen gemeinsam mit dem<br />
Center Synergieeffekte realisieren könnten.<br />
Kurzgefasst: Die ‚integrierte Lage’ sollte immer das Ergebnis<br />
einer integrativen Stadtentwicklungsplanung sein, die neben<br />
dem Center gleichgewichtige und gleichwerte Mitspieler einsetzt.<br />
In der Regel ist das Gegenteil der Fall:<br />
1. Die Center-Betreiber werden von der Kommunalpolitik gerne<br />
gerufen, wenn ihren integrierten Lagen die Luft ausgeht,<br />
z. B. weil Kaufkraft abwandert.<br />
2. Die Diskussion um die Center-Ansiedlung blendet oft genug<br />
die Bringschuld der anderen Innenstadt-Funktionen<br />
aus. Sie konzentriert sich auf die meist sperrige Großfigur<br />
und deren Einfügung in den Stadtkörper, Verkehrsprobleme,<br />
Konsequenzen für den lokalen Handel.<br />
3. Schließlich werden die zeitgleich angesiedelten viel<br />
kleineren Einzelhandelsformate von noch größeren Unternehmen<br />
wegen der Unübersichtlichkeit von Stadt oder<br />
Stadtregion gerne übersehen.<br />
Im Schatten der teilweise hoch emotionalisierten Debatte<br />
um Fluch oder Segen von Shopping Centern – die das Beispiel<br />
der amerikanischen Town Center-Entwicklung nicht zur<br />
Kenntnis nimmt oder negiert – erobern die Discount- und<br />
Fachmärkte mit den Vollsortimentern im Schlepptau die Einzelhandelslandschaft<br />
in atemberaubenden Tempo und das<br />
bevorzugt an nicht integrierten Standorten. Das Wachstum<br />
von 400 Discountmärkten allein im vergangenen Jahr führt der<br />
Zwischenstadt neues Leben zu. Jeder neue Markt verschiebt<br />
die Umsatzverteilung, da das Marktvolumen insgesamt eher<br />
sinkt. Der urbane Fußabdruck im Siedlungsgefüge, z. B. als<br />
Leerstand in traditionellen Lagen (M1-M3), ist unübersehbar.<br />
Mit der hier erstmals vorgestellten städtebaulichen Kategorisierung<br />
von Einzelhandelsformaten, typisch für Kommunen<br />
und Städte ohne Zentralität, 14 soll die Aufmerksamkeit auf die<br />
Suburbanisierung traditioneller Handelsstandorte zu Plätzen<br />
ohne Markt und neuen Märkten ohne Platz, gelenkt werden:<br />
Markt macht Mitte-Typologie<br />
M1 · historischer Geschäftswohnhaustyp<br />
M2 · Geschäfts- Wohnhausneubau<br />
M3 · Ladenzentrum<br />
M4 · Markt am Ortsrand<br />
M5 · Marktcluster zwischen Orten<br />
M6 · Supercluster in der Zwischenstadt<br />
M7 · Megacluster in der Stadtregion<br />
M8 · Mobilitätscluster in Sonderlagen<br />
12 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
Fazit<br />
Es ist erstaunlich, dass, wie eine Stichwortrecherche in<br />
deutschsprachigen Architekturfachzeitschriften der Jahre<br />
2000 bis 2005 ergeben hat, ‚Discounter’ dort praktisch nicht<br />
vorkommen und ‚Shopping Center’ sich z. B. dem neunfach<br />
häufiger behandelten Thema Museum geschlagen geben<br />
müssen.<br />
Das fehlende Interesse der Fachjournalisten spiegelt die Haltung<br />
der planenden und bauenden Disziplinen. Doch es steht<br />
in eklatantem Gegensatz zur Rolle der Discounter und Fachmärkte<br />
im Alltagsleben der Bürger und ihrer Bedeutung in der<br />
Bau- und Raumproduktion:<br />
· Shopping Center und ca. 15.500 Discountmärkte weisen<br />
2007 mit jeweils ca. 14 Mio. m² VKF einen gleich hohen Wert<br />
auf (900 m² je Discounter);<br />
· das jährliche Flächenwachstum ist bei ca. 20 Centern und<br />
400 Discountern ebenfalls identisch;<br />
· gleichwohl ist der Flächenverbrauch der Discounter, bezogen<br />
auf die Grundstücksfläche ca. fünf Mal höher als derjenige<br />
der Shopping Center und bezogen auf die VKF sogar<br />
15 -30 Mal höher! (je Markt werden 7.500 m² Grundstück<br />
unterstellt)<br />
Shopping Center sind im Vergleich zu Discountern (Fachmärkten<br />
und Vollsortimentern in Einzellage) geradezu der Gipfel<br />
an Nachhaltigkeit, was Lage, Flächenverbrauch, Verkehrsanbindungen<br />
und bauliche Dichte angeht!<br />
Die Fixierung der deutschen Debatte auf die Innenstadt bietet<br />
beste Voraussetzungen für eine mächtige Suburbanisierungswelle,<br />
die den Einzelhandel in die Zwischenstadt treibt.<br />
Z. B. in Rhein-Main:<br />
Hier hat der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-<br />
Main 2005 15 stolz ein Leitbild präsentiert, bei dem sich die
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 13
Metropolregion zur Stärkung der Stadtzentren bekennt. Ein<br />
Einzelhandelskonzept unterstützt diesen Ansatz. Zugleich<br />
wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit der Verband dem<br />
Wunsch der Kommunen nachgeben und einen Zuwachs an<br />
Gewerbeflächen (+ 2.758 ha) genehmigen, der um mehr als<br />
das Fünffache die vom Verband als sinnvoll und nachhaltig<br />
erachtete Größenordnung (490 ha) übertrifft. 16<br />
In der Praxis der Stadtentwicklung hat absehbar leerstehendes<br />
Gewerbebauland immer dazu verführt, Handelseinrichtungen<br />
trotz aller Bekenntnisse zum Standort Mitte am Rand<br />
anzusiedeln. Dies wird auch für Rhein-Main 2020 gelten.<br />
1975 war das Europäische Jahr des Denkmalschutzes ein<br />
starker Impulsgeber für die Wiederentdeckung der Qualitäten<br />
der kompakten europäischen Stadt. Gleichwohl musste man<br />
20 Jahre darauf zur Kenntnis nehmen, dass quantitativ die<br />
‚Zwischenstadt’ die Europäische Stadt dominiert. Heute laufen<br />
wir wieder Gefahr, bei der Fixierung auf die ‚Renaissance<br />
der Mitte’ die de facto Suburbanisierung selbst zentraler<br />
Ortslagen aus den Augen zu verlieren: Leitbilder sind schön,<br />
sie machen nur viel Arbeit! |<br />
Anmerkungen<br />
1 Bölling, Lars und Christ, Wolfgang: Bilder einer Zwischenstadt – Ikonografie<br />
und Szenografie eines Urbanisierungsprozesses, Bd. 6 der Schriftenreihe:<br />
Zwischenstadt, Reihenherausgeber: Thomas Sieverts, Wuppertal 2005<br />
2 Christ, Wolfgang und Fladt, Martin: Jahrbuch der Modellprojekte 2005/2006,<br />
Institut für Europäische Urbanistik, Weimar 2007<br />
3 Diner, Dan: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments,<br />
München 2002<br />
4 Fischer, Erica und Ladig- Winters, Simone: Die Wertheims – Geschichte<br />
einer Familie, Berlin 2004<br />
5 Brune, Walter, Junker, Rolf, Pump-Uhlmann, Holger (Hrsg.): Angriff auf die<br />
City, Düsseldorf 2006<br />
6 Kirk, L. Patricia: Alternative Anchors, Urban Land, Nr. 10, Washington DC<br />
2005, S. 96Ff<br />
7 Urban Task Force: Towards a Strong Urban Renaissance, www.urbantaskforce.org/UTF_final_report.pdf,<br />
Abruf: 06.09.2007<br />
8 Gordon, J., Ludgin. M und Zinn, N.: Chicago`s Evolution, Urban Land, Nr. 3,<br />
Washington DC 2007, S. 60Ff<br />
9 Pomfret, John: Downtown Los Angeles gets a $ 10 Billion Remake.Development<br />
Boom is seen Reviving City Core, Washington Post, 02.01.2006,<br />
S. AO3<br />
10 Cortright, Joe und Colette, Carol: Young at heart: Finding the key demographic<br />
needed to revitalize Amerika’s Inner Cities, Planetizen: The Planning<br />
and Development Network, 10.01.2006<br />
11 Bisping, Stephanie: Wo England rockt, Sonntag Aktuell, Mannheim,<br />
02.09.2007, S. M<br />
12 Sternbergh, Adam: The High Line. It brings good things to life. New York<br />
Magazin, 07.05.2007, S. 30<br />
13 Schönig, Barbara und Bodenschatz, Harald: Smart Growth – New Urbanism<br />
– Liveable Communities. Programm und Praxis der Anti-Sprawl-Bewegung<br />
in den USA, Bd. 2 der Schriftenreihe: Zwischenstadt, Reihenherausgeber:<br />
Thomas Sieverts, Wuppertal 2004<br />
14 Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE): Zukunftsprogramm<br />
Stadt und Handel, Berlin 2003, S. 13<br />
15 Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main: Frankfurt/Rhein-<br />
Main 2020 – die europäische Metropolregion. Leitbild für den regionalen<br />
Flächennutzungsplan und Regionalplan Südhessen, Frankfurt, Januar 2005,<br />
S. 13, www.planungsverband.de/media/custom/1136_51_1.PDF?loadDocu<br />
ment&ObjSvrID=1136&ObjID=51&ObjLa=1&Ext=PDF, Abruf 06.09.2007<br />
16 von Schwanenflug, Christoph: Frankfurt lehnt Entwurf der Regionalplaner<br />
ab, Immobilien Zeitung, Nr. 33, 23.08.2007, S. 22<br />
Wir danken Prof. Christ (Bauhaus Universität Weimar) für die freundliche Nachdruckgenehmigung seines Beitrags.<br />
Ostdeutsche Städte im Trend<br />
Von Dr. Eugen von Lackum, Geschäftsführer der TLG IMMOBILIEN<br />
„Architektur ist gefrorene Musik“, stellte einst der deutsche<br />
Philosoph Arthur Schopenhauer fest. Nimmt man dies Bild<br />
auf, dann klingen an vielen Orten Ostdeutschlands Symphonien:<br />
Städte wie Dresden, Leipzig oder die alten Hansestädte<br />
an der Ostsee – um nur einige Beispiele zu nennen – verleihen<br />
den neuen Bundesländern einen einzigartigen Klang,<br />
nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern europaweit. Allerdings<br />
mischen sich in diesen Wohlklang auch immer noch geschichtlich<br />
bedingte Misstöne, denn die DDR-Regierung ging<br />
seinerzeit, nicht zuletzt wegen des chronischen Baustoffmangels,<br />
nicht immer pfleglich mit ihrem kulturellen Erbe um.<br />
Städtebau als Verpflichtung<br />
Studien belegen, dass historische Innenstädte von der Bevölkerung<br />
geliebt werden. Beispielhaft ist etwa der Wiederaufbau<br />
der Dresdener Frauenkirche, der nicht nur bei den Dresdnern,<br />
sondern bundesweit auf Interesse und Unterstützung stieß.<br />
Für ein ausschließlich in Ostdeutschland tätiges Unternehmen<br />
wie die TLG IMMOBILIEN ist dies Herausforderung und<br />
Verpflichtung zugleich. Denn „Stark im Osten“ zu sein bedeutet<br />
auch, Verantwortung für die Region zu übernehmen, in<br />
der wir seit nunmehr 17 Jahren tätig sind. Die meisten ostdeutschen<br />
Städte verfügen über einen historischen Kern, der<br />
jedoch häufig infolge Kriegszerstörung oder Verwahrlosung<br />
Neubauten erfordert.<br />
Es gilt also, vorhandene Baulücken in einem historischen,<br />
gewachsenen Umfeld adäquat zu schließen. Dies sind He-<br />
rausforderungen, bei denen Visionen gefragt sind. Ein prominentes<br />
Beispiel ist etwa der Postplatz in Dresden, auf dem<br />
die TLG IMMOBILIEN zur Zeit den so genannten „Wilsdruffer<br />
Kubus“ baut. Eine ganz besondere Herausforderung, denn<br />
dieses Gebäude wird nicht nur unmittelbar gegenüber dem<br />
Zwinger und damit in einer exponierten Lage Dresdens errichtet,<br />
sondern es bildet den Auftakt zu einer weitreichenden<br />
städtebaulichen Maßnahme: der Wiedergeburt des Postplatzes.<br />
Diese Neugestaltung ist der Beginn der Umsetzung<br />
des Masterplans des Architekten Schürmann, auf dessen Realisierung<br />
die Stadt seit inzwischen über 16 Jahren wartet. So<br />
ist in diesem Konzept nicht nur die zukünftige Gestaltung des<br />
Postplatzes festgelegt – er ist großzügig konzipiert und soll<br />
den Dresdenern Raum zum Verweilen und Flanieren bieten -,<br />
sondern in ihm ist auch konkret die Bebauung definiert.<br />
14 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Der „Wilsdruffer Kubus“ ist nun der erste Neubau, der dieses<br />
Konzept umsetzt. Obwohl er eigene starke städtebauliche Akzente<br />
setzt, passt er sich dem Advanta-Riegel an und vermag<br />
dennoch zugleich mit seiner hellen Kalk- oder Sandsteinfassade<br />
mit dem Sandstein des Zwingers zu korrespondieren.<br />
Die Lochfassade ist eine gelungene architektonische Antwort<br />
auf die Fülle der Fensteröffnungen des wohl berühmtesten<br />
historischen Dresdener Gebäudes. Neben dem „Kubus“ mit<br />
9.400 m² Nutzfläche errichtet die TLG IMMOBILIEN noch einen<br />
zweigeschossigen Riegelbau mit weiteren 400 m² Nutzfl<br />
äche. Beide Gebäude sind durch eine Tiefgarage mit 225<br />
Stellplätzen verbunden. Im Zuge der in Angriff genommenen<br />
Erweiterung der Altmarkt-Galerie, an der die TLG IMMOBI-<br />
LIEN zu einem Drittel beteiligt ist, wird das dem Neubau des<br />
„Kubus“ an der Wilsdruffer Straße gegenüberliegende ehemalige<br />
Linde-Gebäude abgerissen. Es wird eine Aufgabe der<br />
Architekten sein, ihrerseits einen städtebaulichen Wohlklang<br />
des Neubaus herzustellen, der wie der „Kubus“ eine Brücke<br />
zwischen dem historischen und dem modernen Dresden<br />
schlägt.<br />
Mit dem Hotel de Saxe am Dresdner Neumarkt stand die TLG<br />
IMMOBILIEN schon einmal vor einer vergleichbaren Aufgabe.<br />
Dieses Vier-Sterne-Hotel, das auf einer Grundstücksfläche<br />
von 2 010 Quadratmetern 185 Gästezimmer beherbergt, ist<br />
eine Flaggschiff der Steigenberger Gruppe, die dieses Hotel<br />
betreibt, und eine besondere Perle im Portfolio der TLG IM-<br />
MOBILIEN. Das ehrwürdige Hotel de Saxe – 1786 durch den<br />
Umbau von sechs verschiedenen Gebäuden errichtet und<br />
1888 wieder abgerissen – zählte einst zu den berühmtesten<br />
Quartieren am Dresdner Neumarkt. Berühmt wurde es vor<br />
allem durch seinen Konzertsaal. Der Neubau von 2006 knüpft<br />
sowohl optisch als auch vom Komfort an diese große Hoteltradition<br />
an, und seine Lage direkt an der Frauenkirche zählt<br />
wohl zu den attraktivsten in ganz Deutschland.<br />
Alt- und Neubauten in perfekter Harmonie<br />
Diese Beispiele zeigen bereits, dass das allenthalben, so auch<br />
in Ostdeutschland, dass das Bauen in historisch geprägtem<br />
Umfeld hochsensibel ist. Wer dort im bloßen Profitstreben<br />
ohne Rücksicht auf die geschichtliche Prägung der Umgebung<br />
Bauten errichtet, schadet sich letztlich selbst. Denn es<br />
sind bekanntlich gerade die überkommenen städtebaulichen<br />
Akzente, die darüber entscheiden, ob eine Lage wirklich attraktiv<br />
ist. Dass sie es bleibt ist durch die Qualität und der einfühlsame<br />
architektonische Gestaltung des Neubaus sicherzustellen.<br />
Die TLG IMMOBILIEN achtet daher stets darauf,<br />
Erhaltenswertes zu erhalten und Neubauten in Zusammenarbeit<br />
mit den Denkmalschutzbehörden ins Stadtbild zu integrieren.<br />
In dieser Abstimmung entstand in Wismar mit dem<br />
Quartier 54 eine Lösung von ganz besonderem Reiz:<br />
Inmitten des als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Altstadtkerns<br />
von Wismar und in unmittelbarer Nachbarschaft zu<br />
St. Georg, einer der drei monumentalen<br />
Backsteinkathedralen<br />
Wismars, unmittelbar neben dem<br />
Fürstenhof, der ehemaligen Residenz<br />
der mecklenburgischen<br />
Herzöge in Wismar, liegt das so<br />
genannte Quartier 54. Der Block<br />
zwischen Grüner Straße, Papenstraße,<br />
Bliedenstraße und Dankwartstraße<br />
ist von kleinteiliger<br />
Wohnbebauung aus dem 17. bis<br />
19. Jahrhundert sowie dem Antoniterhof<br />
aus dem 15. Jahrhundert geprägt. Im Blockinnenbereich<br />
befand sich eine 1991 stillgelegte Fleischwarenfabrik.<br />
Leerstehende Fabrikgebäude und mehrere Baulücken<br />
prägten seitdem weite Teile des Quartiers. In enger Partnerschaft<br />
mit der Stadt Wismar entwickelte die TLG IMMOBILI-<br />
EN als Eigentümer und Bauherr ein abgestimmtes Konzept<br />
für den gesamten Standort.<br />
Nach Abrissen und Tiefenenttrümmerung im Jahr 1997<br />
wurde eine städtebauliche und architektonische Planung in<br />
Auftrag gegeben. Darauf aufbauend wurde in Zusammenarbeit<br />
mit der Diakonie als künftigem Träger – das Areal sollte<br />
künftig dem altengerechten Wohnen dienen - ein innovatives<br />
Nutzungskonzept entwickelt. Die dafür vorgesehenen<br />
Neubauten sollten dazu beitragen, an diesem Ort die städtebauliche<br />
Struktur des Quartiers wiederherzustellen und für<br />
hochwertige Nutzungen zu erschließen. In einem zweiten<br />
Bauabschnitt sollten die denkmalgeschützten Altbauten des<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 15
Quartiers saniert werden. Die dreigeschossigen Neubauten,<br />
darunter 28 altersgerechte Wohnungen (betreutes Wohnen),<br />
ein Alten- und Pflegeheim mit 49 Plätzen sowie ein Wohn- und<br />
Geschäftshaus mit vier Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten<br />
wurden so gruppiert, dass sie im Blockinneren gemeinsam einen<br />
nahezu quadratischen Hof bilden und zugleich zur Straße<br />
die Baulücke in Form von Giebelhäusern schließen. Unter der<br />
Anlage wurde eine Tiefgarage mit 80 Stellplätzen realisiert,<br />
die im Teileigentum der Stadt Wismar steht und zur Lösung<br />
der Parkraumnot in dem eng bebauten Altstadtbereich Wismars<br />
beiträgt. Diese hervorstechende Gesamtlösung wurde<br />
2006 mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet.<br />
Hierbei handelt es sich keinesfalls um ein Einzelprojekt. Im<br />
sachsen-anhaltinischen Halle entstand in der Altstadt ein<br />
neues Büro- und Geschäftshaus. Hauptmieter ist die KKH,<br />
die damit ihren Gründungsstandort ausbaute, denn die Kaufmännische<br />
Krankenkasse Halle wurde 1890 in der Saalestadt<br />
gegründet.. Die TLG IMMOBILIEN erwarb den aus zwei Teilgebäuden<br />
bestehenden Komplex schlüsselfertig von Hochtief<br />
Construction, die den Bau errichteten, und zwar das Hauptgebäude<br />
als Winkelbau entlang der Großen Steinstraße/<br />
Neunhäuser Straße. Beim zweiten, denkmalgeschützten Haus<br />
handelt es sich um das ehemalige „Kaufhaus Schnee“ an der<br />
Ecke Neunhäuser Straße/Brüderstraße, in das die TLG IMMO-<br />
BILIEN 7,3 Mio. Euro für Ankauf und Sanierung investierte.<br />
Ein vergleichbares Projekt hat die TLG IMMOBILIEN in Stralsund<br />
realisiert. Hier galt es, das ehemalige „Kaufhaus Tietz“<br />
zu sanieren, umzugestalten und um einen dreigeschossigen<br />
Neubau zu erweitern. Rund 8,2 Mio. Euro fl ossen in das<br />
„Center 19“, das heute zwei Läden und vierzehn hochwertig<br />
ausgestattete Innenstadtwohnungen beherbergt. Auch hier<br />
bestand die Aufgabe darin, den Bau geschickt in das Innenstadtbild<br />
der Hansestadt zu integrieren, die ebenfalls den<br />
Status des UNESCO Welterbes besitzt. Investitionen, die sich<br />
buchstäblich bezahlt machen.<br />
Partnerschaftlich handeln<br />
Die TLG IMMOBILIEN hat die Chancen, die sich in Ostdeutschland<br />
bieten, begründet durch ihre Marktpräsenz seit<br />
der Wiedervereinigung und durch fl ankierende Analysen, früh<br />
Renaissance der Marktplätze<br />
Nach der „Flucht aufs Land“ in den 70er Jahre zieht es die<br />
Deutschen zurück in die Städte – ein Trend, der besonders in<br />
Ostdeutschland zu beobachten ist. So konnte allein in 2007<br />
etwa Dresden fast 6.000 Bürger mehr verzeichnen, in Leipzig<br />
waren es 3.000 und in Potsdam sowie Jena jeweils 2.000, um<br />
nur einige Beispiele zu nennen.<br />
Der neue Trend zur Stadt<br />
Laut einer Studie des Berlin-Instituts sind es vor allem die<br />
jungen Erwachsenen, die in den 70er Jahren mit ihren Eltern<br />
auf die „grüne Wiese“ zogen und heute die Vorteile des Stadtlebens<br />
für sich entdecken. Die Gründe dafür sind vielschichtig,<br />
wie dies die renommierte BAT-Stiftung für Zukunftsfragen<br />
berichtet: Mit einer Nennung von 71 Prozent fi nden die<br />
Bundesbürger demnach besonders Gefallen an „attraktiven<br />
erkannt und genutzt. Als andere das Risiko von Investitionen<br />
in den neuen Bundesländern noch scheuten, haben wir<br />
längst gehandelt. Die Grundlage unserer Investitionspolitik ist<br />
dabei eine ausgefeilte Portfoliostrategie. Durch An- und Verkäufe<br />
konzentrieren wir unseren Bestand nur auf Objekte und<br />
Immobilen-Segmente, die eine langfristig attraktive Rendite<br />
versprechen.<br />
Unsere erstklassigen Vor-Ort-Kontakte werden von unserer<br />
Ortskenntnis und unserer Marktstärke getragen. Bei der Flächen-<br />
und Stadtentwicklung sind die Mitarbeiter der TLG<br />
IMMOBILIEN oft wichtige Partner von Land, Städten und<br />
Gemeinden. Dies nicht nur als ausgewiesene Fachleute auf<br />
diesem Gebiet, sondern auch als Arbeitgeber: Nach der öffentlichen<br />
Hand sind wir einer der größten Auftraggeber im<br />
ostdeutschen Baubereich. Und, zugegeben: Wir sind stolz<br />
darauf, als „Investor der ersten Stunde“ nicht nur zum wirtschaftlichen<br />
Aufschwung der Region beigetragen, sondern<br />
auch viele ostdeutsche Städte mitgestaltet zu haben.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Wenn wir an Schopenhauers Musikmetapher anschließen,<br />
so ist es sicherlich kein Zufall, dass Ostdeutschland auch<br />
im Konzert der europäischen Wirtschaftsstandorte einen herausragenden<br />
Part spielt. Denn neben der exzellenten geografischen<br />
Lage zählt auch die Attraktivität der Städte zu den<br />
Entscheidungskriterien bei der Standortsuche. Nicht ohne<br />
Grund ist beispielsweise Dresden – laut Allensbach-Umfrage<br />
übrigens die deutsche Stadt, in der nach Meinung der Bevölkerung<br />
die Erhaltung der historischen Bausubstanz am<br />
besten gelungen ist – gleichzeitig auch einer der wichtigsten<br />
Wirtschaftsstandorte Deutschlands. Und sicherlich ist es<br />
auch kein Zufall, dass im Jahre 2007 mit Dresden (plus 6.000<br />
Bürger), Leipzig (plus 3.000) und in Potsdam (plus 2.000) ausgerechnet<br />
die ostdeutschen Städte am stärksten gewachsen<br />
sind, deren urbane Attraktivität am größten ist.<br />
Umgekehrt wird das Ruhrgebiet – jahrzehntelang einer der<br />
wichtigsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands – laut einer<br />
Prognos-Studie bis zum Jahr 2050 rund ein Viertel seiner<br />
Bevölkerung verloren haben. Investitionen – so die Forscher<br />
- müssen in Zukunft dem Humankapital nachwandern. Insofern<br />
hat die Zukunft für die ostdeutschen Städte soeben erst<br />
begonnen.<br />
Von Dr. Volkmar von Obstfelder, Vorsitzender der Geschäftführung der TLG IMMOBILIEN GmbH, Berlin<br />
historischen Innenstädten“ und Zweidrittel schätzen „die kulturelle<br />
Vielfalt“ sowie „das abwechslungsreiche öffentliche<br />
Leben auf Straßen und Plätzen“. Und wie sollte eine Stadt<br />
idealerweise aussehen? Stadtparks (91Prozent), Naherholungsgebiete<br />
(87 Prozent sowie vielfältige Einkaufsmöglichkeiten<br />
(52 Prozent) stehen in der Gunst ganz oben. Wünsche<br />
und Vorstellungen, von denen etwa Potsdam heute schon<br />
profitiert: Experten sprechen hier bereits von absehbarem<br />
Wohnraummangel. Denn die Bevölkerungsprognosen sehen<br />
bis 2020 mehr als 10.000 neue Einwohner vor - ein Plus von<br />
rund 7 Prozent. Schon jetzt aber liegt der Wohnungsleerstand<br />
in der Stadt unter zwei Prozent. Der Grund: Zahlreiche Berliner<br />
zieht es wegen der reizvollen Landschaft und des hohen<br />
Freizeitwertes der Region aus der Hauptstadt hierher.<br />
Nicht ohne Grund hat sich die TLG IMMOBILIEN GmbH, die<br />
seit 1991 ausschließlich in den neuen Bundesländern tätig<br />
16 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
ist, daher sehr früh auf Berlin und sein Umland konzentriert. In<br />
Prognose-Analysen wurden zudem als weitere Wachstumsregionen<br />
die Städte an der Ostseeküste, der mitteldeutsche<br />
Kernraum im Dreieck Dresden, Chemnitz, Leipzig/Halle und<br />
die Region entlang der Autobahn A4 ermittelt. Heute gehört<br />
die TLG IMMOBILIEN in diesen Städten und Regionen zu den<br />
größten Investoren – und mit Investitionen von 280 Millionen<br />
Euro allein im vergangenen Jahr zu einem der größten in Ostdeutschland<br />
insgesamt.<br />
Dank ihrer Marktkenntnis hat die TLG IMMOBILIEN in den<br />
Schwerpunktregionen frühzeitig investiert und kann Ihren<br />
Kunden deshalb heute ein attraktives Portfolio mit derzeit<br />
rund 1.500 Immobilien in den Segmenten Büro, Einzelhandel,<br />
Gewerbe und Wohnen in besten Lagen der neuen Bundesländer<br />
bieten. Wobei „beste Lage“ in Bezug auf Wohnungen<br />
immer auch Arbeitsplätze in erreichbarer Nähe bedeutet.<br />
Nah an den Menschen<br />
Beispiel Thüringen: Der Freistaat punktet wirtschaftlich vor<br />
allem durch die Automobilindustrie mit ihren Zulieferbetrieben.<br />
Dieser Wirtschaftsbereich steigerte im vergangenen Jahr<br />
seine Erlöse um ein Viertel. Aber auch die Computer- und Telekommunikationstechnik,<br />
die Metall- und Stahlindustrie sowie<br />
Optik und Werkzeugbau gewinnen zunehmend an Bedeutung,<br />
die Arbeitslosigkeit sinkt und die Bevölkerung wächst.<br />
Damit steigt auch der Bedarf an Wohnraum in Thüringen, wie<br />
zum Beispiel im so genannten „Flensburger Block“ in Erfurt<br />
mit insgesamt 192 Wohnungen, den die TLG IMMOBILIEN im<br />
vergangenen Jahr kaufte und nun schrittweise modernisiert.<br />
Oder in Mecklenburg-Vorpommern, das als Standort von<br />
Wissenschaft und Forschung von sich reden macht. Hier<br />
wird unter anderem im Warnemünder Centrum für Luft- und<br />
Raumfahrt das europäische Satelliten-Navigationssystem<br />
Galileo weiterentwickelt. Auch das ein Bereich, der mit neuen<br />
Arbeitsplätzen verbunden ist. Dementsprechend bietet die<br />
TLG IMMOBILIEN in der Region hochwertige Wohnungen an<br />
– zum Beispiel in der Blücherstraße in Rostock, wo die Mieter<br />
zwischen Zwei- und Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen<br />
zwischen 42 und 119 m² wählen können – alle hochwertig mit<br />
Balkon oder Terrasse ausgestattet, die Wohnungen im Erdgeschoss<br />
wurden behindertengerecht ausgeführt.<br />
Individuelle Lösungen<br />
Doch die „neuen Städter“ verlangen neben Arbeitsplätzen<br />
auch nach neuen, individuellen Wohnformen, wie die Studie<br />
des BAT-Instituts eindrucksvoll belegt. Sie besagt, dass zukünftig<br />
eher Lebensstile und nicht nur Wohnhäuser gesucht<br />
werden. Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, zeigt<br />
Strausberg im wald- und wasserreichen Gebiet östlich von<br />
Berlin. Hier ist die TLG IMMOBILIEN Eigentümerin der „Siedlung<br />
Strausberg am See“ und bietet von der Single-Wohnung<br />
mit zwei Zimmern bis zur geräumigen 4-Raum-Wohnung individuellen<br />
Komfort. Das Konzept ´Wohnraum nach Maß´ ist<br />
dabei einzigartig, so können die Mieter etwa nicht nur zwischen<br />
Parkett- und Teppichboden wählen. Es ist vielmehr<br />
sogar eine Grundrissanpassung möglich, wobei hier nicht alleine<br />
die Größe der Wohnung gemeint ist. Kein Wunder, dass<br />
die Wohnungen voll vermietet sind.<br />
Ein anderes Beispiel ist die Hauptstadt selbst: Unweit des<br />
Berliner Hauptbahnhofes, auf der Chausseestraße, entsteht<br />
rund um die künftige Zentrale des Bundesnachrichtendienstes<br />
(BND) derzeit ein völlig neues, attraktives Viertel mit<br />
Wohnungen, Hotels, Büros und Geschäften. Denn das viele<br />
Jahre lang fast vergessene Areal an der Grenze zu Wedding<br />
ist einzigartig: wegen der ruhigen Lage einerseits und der<br />
Nähe zum Zentrum andererseits. Die TLG IMMOBILIEN ent-<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 17
wickelt ein Grundstück gegenüber der künftigen BND-Zentrale<br />
und plant, vorhandene historische Gebäude zu sanieren<br />
und Neubauten hinzuzufügen. 70 Millionen Euro werden dort<br />
voraussichtlich investiert, unter anderem auch für die Bebauung<br />
einer Freifläche auf dem ehemaligen Industriegelände.<br />
Hier sollen bis 2010 Läden und Cafés entstehen.<br />
Einkaufserlebnisse schaffen<br />
Mit der neuen Urbanität erleben die Städte aber auch als<br />
„Marktplatz“ ihre Renaissance. Wie die Studie der BAT-Stiftung<br />
für Zukunftsfragen belegt, legen 86 Prozent der Deutschen<br />
Wert auf Fußgängerzonen in den Städten, dicht gefolgt<br />
vom Wunsch nach Einkaufspassagen mit 83 Prozent.<br />
Laut dem aktuellen Kempers-Ranking ist die Schildergasse<br />
in Köln mit derzeit 12.585 Passanten pro Stunde die am meisten<br />
frequentierte Einkaufsmeile der Republik, aber mit der<br />
Petersstraße in Leipzig hat sich auch eine ostdeutsche Einkaufsstraße<br />
in den „Top Ten“ etabliert und verwies mit 9.360<br />
Passanten pro Stunde selbst den Berliner Kurfürstendamm<br />
auf die Plätze. Um beim Beispiel Leipzig zu bleiben: Von März<br />
2005 bis <strong>Oktober</strong> 2007 sank die Arbeitslosenquote in Leipzig<br />
um fast 25 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zentralitätsziffer als<br />
Maßstab der Kaufkraft um zehn auf nunmehr 110 Punkte.<br />
Wobei davon auszugehen ist, dass die ostdeutschen Einkaufsstraßen<br />
mittelfristig noch eine weitaus größere Rolle<br />
spielen werden. Denn mit sinkenden Arbeitslosenzahlen und<br />
steigender Kaufkraft in der Region gewinnen ostdeutsche<br />
Einzelhandelsimmobilien weiter an Attraktivität, was sich<br />
nicht zuletzt in Mietpreissteigerungen um bis zu 45 Prozent<br />
für kleinere Handelsflächen im Geschäftskern (bis 100 m²) in<br />
ostdeutschen Spitzenlagen niederschlägt.<br />
Folglich verlangt der Markt nach attraktiven Einzelhandelsimmobilien<br />
in bevorzugter Lage. Nur ein Beispiel ist das moderne<br />
„Center 19“ in Stralsund, in das die TLG IMMOBILIEN<br />
allein rund 4,2 Millionen Euro investierte. Das attraktive Gebäude<br />
in bester Innenstadtlage fand sofort solvente Mieter<br />
und erweist sich angesichts steigender Mietpreise als ausgesprochen<br />
renditesicher.<br />
Tourismus gewinnt an Bedeutung<br />
Wie das Beispiel Berlin zeigt, ist die deutlich verbesserte wirtschaftliche<br />
Lage in Ostdeutschland jedoch nicht die einzige<br />
Ursache für die zunehmende Beliebtheit der Einkaufsstraßen<br />
im Osten: Machten 1997 die Berliner Einzelhändler erst 15<br />
Prozent ihres Umsatzes mit Touristen, waren es 2007 bereits<br />
fast 25 Prozent. Tendenz: weiter steigend. In Spitzenlagen<br />
wie der Friedrichstraße werden bereits bis zu 50 Prozent des<br />
Umsatzes mit Touristen erzielt, und in den meisten Fällen<br />
handelt es sich um eine kaufkräftige Klientel. Da zahlreiche<br />
ostdeutsche Städte – wie etwa Dresden, Leipzig, Potsdam<br />
oder Erfurt – ebenfalls beliebte Tourismusziele sind, ist das<br />
Potenzial längst noch nicht erschöpft. Die TLG IMMOBILIEN<br />
trägt dem Rechnung, indem sie etwa in der Leipziger Innenstadt<br />
derzeit unter anderem einen Hotelneubau direkt gegenüber<br />
der Nikolaikirche realisiert – und selbstverständlich auch<br />
attraktive Einzelhandelsimmobilien in Spitzenlagen bietet.<br />
Verbrauchermärkte gefragt<br />
Mit den steigenden Bevölkerungszahlen in den ostdeutschen<br />
Städten geht aber auch eine verstärkte Nachfrage nach den<br />
Dingen des täglichen Lebens einher. So errichtete die TLG IM-<br />
MOBILIEN im vergangenen Jahr in allein Thüringen gleich vier<br />
neue Verbrauchermärkte - mit diesen vier Neubauten verwaltet<br />
beispielsweise die Niederlassung Süd der TLG IMMOBILIEN im<br />
Segment Einzelhandel nun 180.000 Quadratmeter Nutzfläche.<br />
Der demografische Wandel<br />
Den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge<br />
wird die Einwohnerzahl Deutschlands von derzeit rund 82<br />
Millionen auf 77 Millionen Einwohner im Jahr 2030 sinken -<br />
seit Mitte der sechziger Jahre hat sich die Geburtenrate von<br />
1,4 Millionen (1964) auf 0,7 Millionen (2005) halbiert, womit<br />
Deutschland zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenrate<br />
der Welt zählt. Insgesamt bleibt heute jede dritte Frau<br />
kinderlos. Eine Entwicklung mit Folgen: Die Zahl der 60-Jährigen<br />
wird mit gut einer Million im Jahr 2050 doppelt so hoch<br />
sein wie die Zahl der Neugeborenen; 2005 gab es fast genauso<br />
viele Neugeborene wie 60-Jährige. Die Zahl der Kinder<br />
und Jugendlichen im Betreuungs- und Schulalter sinkt<br />
ebenso wie die der jungen Menschen im Ausbildungsalter.<br />
Dagegen wird sich die Zahl der 80-Jährigen und Älteren von<br />
heute nicht ganz 4 Millionen auf 10 Millionen im Jahr 2050<br />
nahezu verdreifachen.<br />
Wie eine Studie des Forschungsinstituts empirica zeigt, hat<br />
sich der deutsche Wohnungsmarkt entsprechend nachhaltig<br />
verändert: Die Nachfrager sind längst nicht mehr nur junge<br />
Familien, die eine neue Wohnung suchen. Jährlich wollen<br />
allein 800.000 Menschen über 50 umziehen, so das Ergebnis<br />
der Untersuchung. Und: Bereits heute machen die über<br />
50-Jährigen mehr als die Hälfte aller Haushalte aus – insbesondere<br />
in Ostdeutschland ist die Tendenz stark steigend.<br />
Wie eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts zeigt, sind aber<br />
nur wenige der Neubauten als barrierefrei oder altengerecht<br />
zu bezeichnen. Deutlich mehr Ältere wünschen sich einen<br />
Aufzug, als tatsächlich über einen solchen verfügen können.<br />
Häufig fehlen auch Rampen im Eingangsbereich, und in den<br />
Wohnungen stören Türschwellen. Als altengerecht stuften<br />
demnach auch nur 35 Prozent der Befragten ihre Wohnung<br />
ein. Unter dem Blickwinkel einer älter werdenden Bewohnerschaft<br />
ist die entsprechende Ausstattung der Gebäude<br />
bedeutsam für die zukünftige Nutzbarkeit der Wohnungen.<br />
Auch in diesem Bereich setzt die TLG IMMOBILIEN Akzente,<br />
so zum Beispiel in Rostock, wo das Unternehmen eine durchweg<br />
barrierefreie Wohnanlage im Patriotischen Weg realisierte<br />
– ein Resultat der starken<br />
Mieternachfrage.<br />
Neue Modelle für<br />
altersgerechtes Wohnen<br />
Wie die Studie des<br />
Leibniz-Instituts ebenfalls<br />
belegt, wollen ältere<br />
Menschen so lange wie<br />
möglich selbständig in<br />
den eigenen vier Wänden<br />
leben – diese An-<br />
18 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
sicht teilten nahezu alle in der Studie Befragten. Die Mehrheit<br />
wünscht sich jedoch nicht abgeschlossene Wohnparks für<br />
Senioren: Vielen Älteren ist an einem Wohnen in gemischten<br />
Gebieten gemeinsam mit jüngeren Generationen gelegen.<br />
Rund die Hälfte der Befragten hält eine Generationenmischung<br />
im Wohngebiet für wichtig oder sehr wichtig. Wohnen<br />
unter Gleichaltrigen wird nur von weniger als einem Fünftel der<br />
Befragten bevorzugt genannt. Eine Antwort auf diesen Trend<br />
werden laut BAT-Studie in Zukunft die Mehrgenerationen-<br />
Häuser sein – zwölf von einhundert Bundesbürgern äußern<br />
diesen Wunsch schon heute ganz konkret. Nach Prognose<br />
der Zukunftsforscher leben in wenigen Jahren mehrere Generationen<br />
unter einem Dach, aber jeder für sich. Auch hierauf<br />
hat die TLG IMMOBILIEN früh und innovativ reagiert. Unter<br />
unserer Ägide entstand in der Rostocker Innenstadt das<br />
bundesweit beachtete „Mehrgenerationenhaus“: Neben einer<br />
Tagesstätte für rund 100 Kinder befinden sich hierin auch ein<br />
Dutzend seniorengerechte Wohnungen und ein Pflegeheim<br />
mit 75 Plätzen. Diese pfiffige Idee traf ganz offensichtlich ins<br />
Schwarze, denn bereits zwei Wochen nach der Eröffnung des<br />
Hauses war es komplett vermietet.<br />
Gleiches gilt für das TLG-Projekt Seebadzentrum in der Hansestadt<br />
Wismar, das aus seniorengerechten Wohnungen,<br />
einer Pflegeeinrichtung und verschiedenen Geschäften<br />
besteht. Hier waren alle 20 Einheiten sogar weit vor Fertigstellung<br />
schon vermietet. Die Wohnungen sind deshalb so<br />
gefragt, weil sie so lange wie möglich ein Leben mitten im<br />
Zentrum erlauben.<br />
Dass die TLG IMMOBILIEN diese Projekte bevorzugt in Mecklenburg-Vorpommern<br />
realisiert, hat einen konkreten Grund:<br />
Wie sich bereits jetzt abzeichnet, erfreut sich die Ostseeküste<br />
bei Senioren besonderer Beliebtheit. Zwischen 1995 und<br />
2005 verlegten über 41.000 Rentner ihren Wohnsitz nach<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Bad Doberan, der Nachbarkreis<br />
der Hansestadt Rostock, erzielte so beispielsweise mit 26,3<br />
Prozent den höchsten Bevölkerungszuwachs Deutschlands.<br />
Auf die Zukunft vorbereitet<br />
Ein ähnliches Projekt wie die Mehrgenerationenhäuser ist der<br />
„Wohnpark Waldschänke“ in Stahnsdorf im nachgefragten<br />
Südwesten der Hauptstadt. Hier besticht ebenfalls das generationsübergreifende<br />
Konzept der TLG IMMOBILIEN - neben<br />
der parkähnliche Anlage des Ensembles sowie der unmittelbaren<br />
Nähe zum idyllischen Teltowkanal. So umfasst die<br />
Siedlung neben sieben Mehrfamilienhäusern mit insgesamt<br />
83 Wohnungen auch ein Pflegezentrum mit 60 Betten sowie<br />
Läden und Arztpraxen.<br />
Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der<br />
steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung gewinnt auch<br />
die medizinische Versorgung noch weiter an Bedeutung. So<br />
erwarb die TLG IMMOBILIEN im Juli dieses Jahres in Berlin<br />
zwei Facharztzentren. Das Facharztzentrum in der Damerowstraße<br />
in Berlin-Pankow ist voll vermietet und beherbergt<br />
auf 1.557 m² Mietfläche nicht nur Ärzte verschiedener Fachrichtungen,<br />
sondern auch ergänzende Dienstleistungen. Das<br />
Facharztzentrum in der Myslowitzer Straße in Kauldorf, Bezirk<br />
Marzahn-Hellersdorf, verfügt über 22 Gewerbeeinheiten mit<br />
einer Mietfläche von 2.466 m² und ist bis auf drei Einheiten<br />
vermietet. Zusammen mit den beiden Eigenentwicklungen der<br />
Reihe „com@care“ in Marzahn und Treptow verfügt die TLG<br />
IMMOBILIEN in Berlin damit bereits über vier Ärztehäuser.<br />
Fazit und Ausblick<br />
Die TLG IMMOBILIEN versteht sich als Portfolio-Optimierer.<br />
Durch An- und Verkäufe sowie gezielte Entwicklung eigener<br />
Immobilienbestände geht es um den Aufbau eines nachhaltig<br />
rentierlichen und nach Risikogesichtspunkten ausgewogenen<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 19
Portfolios. Ergebnis dieser Strategie ist, dass heute 75 Prozent<br />
des langfristigen Anlagevermögens der TLG IMMOBILI-<br />
EN in den beschriebenen Wachstumsstädten und -regionen<br />
liegen. Auch in Zukunft will das Unternehmen hier jährlich<br />
zwischen 180 und 200 Millionen Euro investieren. Denn die<br />
Perspektiven sind und bleiben hier vielversprechend.<br />
Der Schlüssel zum Erfolg lag für Immobilien-Unternehmen<br />
in Ostdeutschland also in der frühzeitigen Fokussierung auf<br />
Wachstumsstädte und -regionen. Doch mittlerweile reicht<br />
Neue Chancen für den Stadtumbau<br />
Ob interkommunaler Stadtumbau zur Stärkung einer Region,<br />
EU-geförderte Regionalentwicklung, innovatives Pilotprojekt<br />
zur Bürgerbeteiligung mittels 3D-Visualisierungen<br />
oder senioren- und behindertengerechter Stadtumbau:<br />
Innovationsbereite Kommunen orientieren sich frühzeitig<br />
an entstehenden und künftigen Bedürfnissen, um ihre<br />
Attraktivität als Standort für Bevölkerung und Wirtschaft<br />
zu wahren. Der demografische und wirtschaftsstrukturelle<br />
Wandel kann auf diese Weise zu einer positiven Entwicklung<br />
werden. Bei dieser komplexen Aufgabe nutzen<br />
Kommunen verstärkt das umfangreiche Know-how externer<br />
Berater, die sich mit gesetzlichen Vorgaben, dem<br />
Fördergeld-Management oder auch den Besonderheiten<br />
europäischer Förderprogramme bestens auskennen.<br />
Wie erfolgreich eine solche Zusammenarbeit sein kann,<br />
veranschaulichen verschiedene Projekte in Hessen und<br />
Nordrhein-Westfalen, die mit effektiver Unterstützung der<br />
NH ProjektStadt, einer Marke der Unternehmensgruppe<br />
Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, realisiert werden.<br />
Interkommunaler Stadtumbau:<br />
Mehr Power im Rheingau<br />
Lorch, Rüdesheim, Geisenheim, Oestrich-Winkel, Kiedrich,<br />
Eltville und Walluf haben in den nächsten Jahren gemeinsam<br />
viel vor: Sie möchten über den eigenen Kirchturm und über<br />
Parteigrenzen hinweg zusammenwachsen und im Verbund<br />
neue Potentiale erschließen. Ihr langfristiges gemeinsames<br />
Ziel: Stärkung der Region und damit Neupositionierung im<br />
bundesweiten und europäischen Wettbewerb!<br />
Die Kommunen wurden bereits 2006 in das Förderprogramm<br />
„Stadtumbau in Hessen“ aufgenommen. Das Programm ist<br />
die Antwort auf den demographischen und wirtschaftlichen<br />
Wandel. Es fördert besonders interkommunale Kooperationen,<br />
von denen der Rheingau mit sieben Städten und Gemeinden<br />
die zweitgrößte in Hessen bildet. Das Land geht<br />
es nicht mehr aus, sich allein auf Wirtschaftsdaten zu konzentrieren.<br />
Sondern es gilt, den demografischen Wandel und<br />
veränderten Präferenzen der Menschen Rechnung zu tragen,<br />
um für die Zukunft gerüstet zu sein. Gegenwärtig erlebt der<br />
Wohnimmobilienmarkt in diesem Sinne einen nachhaltigen<br />
Umbruch. Allen Prognosen zufolge wird die „Landflucht“ weiter<br />
anhalten, während die Innenstädte und die „Speckgürtel“<br />
um die Wirtschaftszentren herum weiter an Bedeutung steigen.<br />
davon aus, dass die Umsetzung der Projekte in Zukunft vermehrt<br />
durch einen Verbund der öffentlichen Hände mit der<br />
Privatwirtschaft erfolgt. Mit dem Stadtumbau soll eine entsprechende<br />
Anschubfinanzierung geleistet werden. Mit zunehmender<br />
Reife des Projekts wird von einer steigenden Förderung<br />
ausgegangen. Der „Fahrplan“ sieht zwei Abschnitte<br />
vor: Die Erarbeitung des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts<br />
(SEK). Als „Eintrittskarte“ liefert es die konzeptionelle<br />
Grundlage und grenzt einzelne Stadtumbaugebiete ab. Und:<br />
Die Durchführung und Förderung von Maßnahmen in diesen<br />
Gebieten – wie bspw. Ordnungs- (Rückbau, Erschließung,<br />
Bodenordnung u. ä.) und Baumaßnahmen.<br />
Die Areale in den sieben Kommunen stehen bereits fest.<br />
Vorrang haben jene Projekte, die für den Rheingau als zusammengehörige<br />
Region von übergeordneter Bedeutung<br />
sind. Wirtschaftlich schwächere Kommunen werden nicht<br />
automatisch bevorzugt. Vielmehr gilt es, dem Verlust von<br />
Arbeitsplätzen und der damit einhergehenden Abwanderung<br />
der Bevölkerung aktiv zu begegnen. Die Schwerpunkte der<br />
Stadtumbaugebiete der sieben Kommunen liegen in der Revitalisierung<br />
von Gewerbebranchen sowie der Aufwertung<br />
und Stärkung innerörtlicher Gebiete. Einzelhandel und Tourismus<br />
spielt eine ganz besondere Rolle.<br />
Diesen vielfältigen Aufgaben müssen sich die Kommunen jedoch<br />
nicht alleine stellen: In einer öffentlichen Ausschreibung<br />
setzte sich die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />
2007 mit ihrer Marke NH ProjektStadt als Träger<br />
für den inter-kommunalen Stadtumbau im Rheingau durch. In<br />
Zusammenarbeit mit der Wiesbadener Planergruppe HTWW<br />
und unter aktiver Beteiligung der Kommunen entwickelt und<br />
gestaltet nun die NH Projektstadt die Region Rheingau städtebaulich<br />
neu. Mit dieser Aufgabe avanciert sie zum größten<br />
Dienstleister innerhalb des Städtebauförderprogramms in<br />
Hessen.<br />
Lorch: Stadtumbaugebiet Kolpinghaus (Erhalt des Kolpinghauses für Vereine u. ä., Nachnutzung des Hauptschulgebäudes),<br />
Stadtumbaugebiet Hilchenhaus (Erhalt des Hilchenhauses), Stadtumbaugebiete<br />
ehemalige Bundeswehr-Standorte (Nachnutzung)<br />
Rüdesheim: Stadtumbaugebiet Asbach-Gelände (touristische Nachnutzung), Stadtumbaugebiet Rheinhallen-<br />
Komplex (Nachnutzung)<br />
Geisenheim: Stadtumbaugebiet Gewerbegebiet Geisenheim (Gewerbliche Nachnutzung)<br />
Oestrich-Winkel: Stadtumbaugebiet Kerbeplatz Winkel (Einzelhandel), Stadtumbaugebiet Wachendorff-Gelände<br />
(Nachnutzung), Stadtumbaugebiet Alt Mittelheim (Aufwertung des öffentlichen Umfelds, Bahnhof)<br />
Kiedrich: Stadtumbaugebiet Bangert (Neue Heimat/Sonnenlandstraße – Ziel: Einzelhandel)<br />
Eltville: Stadtumbaugebiet Rheingauhalle (Hotel), Stadtumbaugebiet Effert (gewerbliche Nachnutzung),<br />
Stadtumbaugebiet Kiedricher Straße/Erbacher Straße (Nachnutzung Gewerbe/Wohnen)<br />
Walluf: Stadtumbaugebiet Niederwalluf/Rheinufer (Aufwertung Rheinufer, Parkraum-Versorgung)<br />
20 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Gemeinsam stark: Neue Akzente am Main<br />
Nur ca. 25 Kilometer entfernt bietet sich ein ähnliches Szenario:<br />
Auch die Kommunen Rüsselsheim, Raunheim und<br />
Kelsterbach nutzen die Chance der interkommunalen Zusammenarbeit,<br />
um eine vielversprechende Zukunft für Ihre<br />
Region in die Wege zu leiten. Schon 2006 wurden die drei<br />
Partner als Arbeitsgemeinschaft in das Städtebauförderungsprogramm<br />
„Stadtumbau in Hessen” aufgenommen. Seit November<br />
2007 erarbeitet die NH ProjektStadt in ihrem Auftrag<br />
ein interkommunales Stadtumbaukonzept für alle drei Städte,<br />
zwei kommunale Integrierte Stadtumbaukonzepte für Raunheim<br />
und Kelsterbach sowie Ergänzungen zum Kommunalen<br />
Konzept Rüsselsheim 2020. Außerdem wurde das Unternehmen<br />
mit dem Stadtumbau-Management beauftragt.<br />
Der geplante interkommunale Stadtumbau soll die drei Kommunen<br />
für Wirtschaft und Bevölkerung attraktiver gestalten<br />
und generell als Standort stärken. Gemarkungsübergreifend<br />
sollen Probleme des wirtschaftlichen, demographischen und<br />
gesellschaftlichen Strukturwandels gelöst werden. Die Themenvielfalt<br />
fordert das gesamte Leistungsspektrum moderner<br />
Stadtentwicklung: Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, aktive<br />
Integration von Personen mit Migrationshintergrund. Ökologie<br />
und Soziales haben hierbei den gleichen Stellenwert. Die drei<br />
Kommunen profitieren besonders von der fachübergreifenden<br />
Querschnittskompetenz der NH ProjektStadt. Eine achtköpfi<br />
ge Arbeitsgruppe aus Architekten, Stadt- und Raumplanern,<br />
Immobilien-Fachwirten, Verwaltungsfachleuten und Öffentlichkeitsarbeitern<br />
wird das Projekt entwickeln und managen.<br />
Die Ermittlung der Grundlagen und die Analyse der Teilbereiche<br />
sind bereits abgeschlossen. Zudem erfolgte an allen<br />
drei Standorten eine lösungsorientierte Beteiligung von Experten<br />
aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft<br />
in Form von Themen-Workshops. Auch die Bürger werden<br />
umfassend eingebunden. Ein vor-läufiger Konzeptentwurf<br />
wird im Frühjahr dieses Jahres zur Verabschiedung vorgelegt.<br />
Seine Bestandteile: verschiedene Szenarien, die Definition<br />
von interkommunalen und kommunalen Leitbildern sowie<br />
die Festlegung von Stadtumbaugebieten und ausgewählten<br />
Initial-Projekten. Die fertigen Konzepte mit allen Maßnahmen<br />
werden noch im Herbst <strong>2008</strong> auf politischer Ebene zur Verabschiedung<br />
präsentiert.<br />
Die drei Städte am Main haben ihre Gemeinsamkeiten erkannt.<br />
Dazu zählen die Lage am Fluss, die innerörtliche Zerschneidung<br />
durch die Bahnlinie, die Zusammensetzung der<br />
Bevölkerungsstruktur. Erschwerend kommen städtebauliche<br />
Auswirkungen des industriellen Umbruchs hinzu - beste Beispiele:<br />
Opel, Caltex, Enka. Diese Industrie-brachen müssen<br />
im Rahmen der Gewerbe-Entwicklung einer neuen Nutzung<br />
zugeführt werden. Die Voraussetzungen für eine Kooperation<br />
sind gut: Die Kommunen zeichnen sich aus durch einen klaren<br />
politischen Willen zur freiwilligen Zusammenarbeit, eine solide<br />
Vertrauensbasis und einen fairen Interessensausgleich.<br />
Besondere Bedeutung für den interkommunalen Stadtumbau<br />
hat der Main als verbindendes Sinnbild der Zusammenarbeit.<br />
Daher soll – als Initial-Projekt – das Flussufer imageorientiert<br />
als städtischer Erlebnisraum mit hoher Lebensqualität und<br />
Freizeitwert besser angebunden werden. Hier spielt der Lückenschluss<br />
des Mainufer-Radwegs, der bis nach Bayern<br />
führt, eine herausragende Rolle. Mehrere Brücken – u. a. am<br />
Raunheimer Ölhafen – werden die Verbindung entlang des<br />
Stroms sicherstellen.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 21
Mit im Programm: Revitalisierung von Brachflächen.<br />
Weitere Schwerpunkte, die der interkommunale Stadtumbau<br />
im Visier hat, sind (Wieder-)Belebung und Stärkung der<br />
Innenstädte, der Umgang mit dem chancenreichen Thema<br />
Flughafennähe sowie die Entwicklung der zentrumsnahen<br />
Wohnbereiche.<br />
Lahn-Dill-Bergland wird zum „LEADER“<br />
Eine Änderung von demografischen, wirtschaftlichen – und<br />
damit auch gesellschaftlichen – Gegebenheiten und Strukturen<br />
wirkt sich insbesondere auf kleinere Städte, Gemeinden<br />
und Landkreise massiv aus. Und dies nicht nur in Deutschland.<br />
Die Europäische Union hat die Problematik erkannt<br />
und verschiedene Förderprogramme initiiert, um betroffene<br />
Kommunen in ihrer Region zu unterstützen. Zu diesen Tools<br />
gehört der ‚Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />
des ländlichen Raums’ (ELER). Das Programm wurde<br />
durch eine Verordnung des Rates der Europäischen Union<br />
vom 20. September 2005 gegründet und nahm im Jahr 2007<br />
seine Arbeit auf. Folgende Ziele werden dabei angestrebt:<br />
Verbesserung der Umwelt und der Landschaft, Steigerung<br />
der Wettbewerbsfähigkeit von Land- und Forstwirtschaft sowie<br />
Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und<br />
Diversifizierung der Wirtschaft.<br />
Die Kommunen haben diese EU-Förderprogramme für sich<br />
entdeckt und nehmen das Angebot gerne an: So hat beispielsweise<br />
das Interesse an LEADER (Liaison entre actions<br />
de développement de l’économie rurale), einer Förderstrategie<br />
der Europäischen Union für den ländlichen Raum, in Hessen<br />
deutlich zugenommen. Das Areal Lahn-Dill-Bergland ist<br />
eine von insgesamt 20 Regionen, die ein regionales Entwicklungskonzept<br />
erarbeitet haben und als LEADER-Förderregion<br />
in der neuen EU-Förderperiode ELER von 2007 bis 2013 anerkannt<br />
sind.<br />
Acht Kommunen des Landkreises Marburg Biedenkopf (Angelburg,<br />
Bad Endbach, Biedenkopf, Breidenbach, Dautphetal,<br />
Gladenbach, Lohra, Steffenberg) und elf Kommunen<br />
des Lahn-Dill-Kreises (Bischoffen, Dietzhölztal, Dillenburg,<br />
Ehringshausen, Eschenburg, Haiger, Herborn, Hohenahr,<br />
Mittenaar, Siegbach, Sinn) bilden Kreisgrenzen übergreifend<br />
die Region Lahn-Dill-Bergland. Traditionell verfügt das Gebiet<br />
über enge Verflechtungen und versteht sich auch als naturnahe<br />
Tourismusregion. Vor diesem Hintergrund setzen alle<br />
Beteiligten insbesondere auf den Naturpark, die bestehende<br />
Infrastruktur sowie den Ausbau und die Erweiterung der zertifizierten<br />
Wanderwege. Darüber hinaus soll in Verbindung mit<br />
dem geplanten Geopark Westerwald-Lahn-Taunus eine Vielzahl<br />
von neuen Projekten entstehen. Weiterer Schwerpunkt<br />
ist die Förderung eines breiten Umweltbewusstseins. Neben<br />
den bisherigen Themen Landwirtschaft und Tourismus rückt<br />
das Lahn-Dill-Bergland so auch als nachhaltige Wirtschafts-,<br />
Energie- und Kulturregion in den Fokus.<br />
Herrenwald ist ein kleineres Areal und konnte bisher auf keine<br />
Vorarbeit in der Regionalentwicklung zurückgreifen. Von<br />
daher sind gerade für diesen Landstrich das Konzept sowie<br />
dessen Aufnahme in das ELER-Programm besonders zu begrüßen.<br />
Als natürliches Bindeglied der beiden Gemeinden<br />
Neustadt und Stadtallendorf stand Herrenwald mit seinem<br />
Namen Pate für das neue Projekt. Damit wird eines der ehrgeizigen<br />
Ziele des erarbeiteten Konzeptes unterstrichen: das<br />
Hervorheben der eigenen regionalen Identität.<br />
Die NH ProjektStadt hat die Fortschreibung des Regionalentwicklungskonzeptes<br />
Lahn-Dill-Bergland sowie das regionale<br />
Entwicklungskonzept Herrenwald erfolgreich erarbeitet.<br />
Seit Frühjahr 2007 ist sie im regionalen Entwicklungskonzept<br />
Lahn-Dill-Bergland verantwortlich tätig. Potenziale und<br />
Chancen für die Regionalentwicklung sieht Klaus Schotte,<br />
verantwortlicher Projektleiter der NH ProjektStadt, vor allem<br />
in der Vernetzung unterschiedlicher Bereiche wie Tourismus,<br />
Landwirtschaft, Wirtschaft, Ausbildung und Energieerzeugung.<br />
Positive Auswirkungen sind insbesondere durch die<br />
Verknüpfung mit dem Programm „Stadtumbau in Hessen“<br />
zu erwarten, von der die Kommunen im Landkreis Marburg-<br />
Biedenkopf partizipieren. „Durch die enge Verflechtung und<br />
Bündelung der Ressourcen werden wertvolle Synergieeffekte<br />
ausgeschöpft“, so Schotte. Besondere Bedeutung komme<br />
dabei der weiteren Verzahnung der jeweiligen Managementstrukturen<br />
zu. Diese soll Garant sein für die erfolgreiche Umsetzung,<br />
Kommunikation und Vernetzung aller Interessen.<br />
3 D macht’s möglich:<br />
Die Neue Dimensionen der Bürgerbeteiligung<br />
Kommunen können nicht nur über die eigenen Gemeindeoder<br />
Stadtgrenzen hinweg neue Wege beschreiten und ihre<br />
Nachbarn in die Planung einbinden. Auch kommunalintern<br />
bietet es sich an, Stadtumbau zeitgemäßer – und daher effektiver<br />
– zu gestalten. Dies gilt insbesondere für die Bürgerbeteiligung.<br />
Schließlich ist eine solide Zukunftsplanung nur<br />
möglich, wenn die Wünsche der wichtigsten Beteiligten möglichst<br />
detailliert und umfassend bekannt sind.<br />
Über 100 Städte in Hessen profitieren aktuell von den Fördermittelprogrammen<br />
‚Soziale Stadt’ und ‚Stadtumbau in<br />
Hessen’. Rege Bürgerbeteiligung ist bei allen Maßnahmen<br />
die Voraussetzung, um überhaupt Fördermittel zu erhalten.<br />
Moderne Stadtplanung sieht sich daher dem öffentlichen Diskurs<br />
verpflichtet.<br />
Doch bisherige Formen der Bürgerbeteiligung – wie zeitintensive<br />
Workshops oder öffentliche Foren – reichen längst nicht<br />
mehr aus, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Eine<br />
sinnvolle Ergänzung stellen Online-Aktivitäten dar: Virtuell<br />
call for ideas – kurz V.I.C.I. – ist ein hessisches Pilot-Projekt,<br />
das zum Thema „Bürgerbeteiligung bei Stadtentwicklungsmaßnahmen“<br />
neue Maßstäbe setzt. Es wurde von der NH<br />
ProjektStadt in Kooperation mit dem Darmstädter Unternehmen<br />
Invirt GmbH entwickelt. Das Ungewöhnliche: Dank eines<br />
innovativen Computerprogramms mit 3D-Visualisierung können<br />
sich Bürger vom heimischen Schreibtisch aus an den Planungen<br />
in ihrem Stadtviertel beteiligen. Das Programm reduziert<br />
Komplexität und trägt dem zunehmenden Zeitmangel in<br />
einer hektischen Arbeitswelt Rechnung. Investoren ermöglicht<br />
es, Architektur weniger abstrakt erscheinen zu lassen und<br />
Ideen anschaulich zu präsentieren. Die zeitgemäße Ansprache<br />
animiert eine möglichst breite Bevölkerungsschicht zur<br />
Mitarbeit und berücksichtigt auch Ansprüche der jüngeren<br />
Generation. Gleichzeitig ermöglicht die in Hessen erstmals<br />
eingesetzte Methode sowohl eine Erfolgskontrolle und Evaluation<br />
der Projekte wie auch zeitnahe Entwicklungsprognosen.<br />
22 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 23
Partner der ungewöhnlichen Maßnahme und damit Vorreiter<br />
in Sachen „interaktiver Stadtplanung“ sind derzeit die Städte<br />
Hanau und Neu-Isenburg.<br />
Hanau steht derzeit im Fokus internationaler Investoren.<br />
Die Stadt hat sich für die Realisierung wesentlicher Innenstadtprojekte<br />
im Rahmen eines `Wettbewerblichen Dialogs´<br />
entschieden. Dessen Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung<br />
der City – im Rahmen eines innovativen Vergabeverfahrens,<br />
das Planungsprozess und Realisierung zusammenbringt. Als<br />
Grundlage hierfür wurden für den Standort Stadtentwicklungsziele<br />
räumlich und inhaltlich definiert, anschließend im<br />
Rahmen einer Ausschreibung für die Wettbewerbsteilnehmer<br />
abgebildet. Neben der Gestaltung von Einzelhandelsflächen<br />
ist es deren Aufgabe, architektonisch ansprechende und kreative<br />
Lösungen für innenstadtrelevante Fragestellungen zu<br />
entwickeln. Zur Visualisierung dieser Entwicklungsansätze<br />
wird dann V.I.C.I. eingesetzt.<br />
„Die 3 D-Darstellung städtischer Entwicklungszonen bietet<br />
Investoren die Möglichkeit, fl exibel virtuell vor Ort zu sein, Lösungsansätze<br />
zunächst zu planen und sie im Anschluss daran<br />
anschaulich öffentlich zu präsentieren.“, so Oberbürgermeister<br />
Claus Kaminsky. Der Magistrat hat sieben Investoren<br />
als Teilnehmer am wettbewerblichen Dialog zur Entwicklung<br />
der Hanauer Innenstadt benannt. Kaminsky: „Ich bin zutiefst<br />
beeindruckt von der Intensität, mit der sich die Investoren mit<br />
Hanau beschäftigt und die Ausschreibung umgesetzt haben.<br />
Alle teilnehmenden Investoren spielen in Sachen Reputation<br />
und Finanzausstattung national oder international in der ersten<br />
Liga.“<br />
Mit den Herausforderungen bürgernaher Stadtentwicklung<br />
und Stadtplanung setzt sich auch die Stadt Neu-Isenburg<br />
schon immer in besonderer Art und Weise auseinander. Im<br />
Stadtteil Westend leben etwa 3.000 Menschen - davon fast<br />
ein Viertel mit Migrationshintergrund. In den rund 1.900 Wohnungen<br />
wohnen deutlich weniger Personen über 65 Jahre wie<br />
in vergleichbaren anderen Stadtgebieten. Zahlreiche kinderreiche<br />
Familien und ein höherer Anteil an Bewohnern unter 30<br />
Jahren prägen das Quartier. Seit 1. <strong>Oktober</strong> 2007 ist auch ein<br />
dreiköpfiges Team der Unternehmensgruppe Nassauische<br />
Heimstätte / Wohnstadt vor Ort. Ihr Stadtteilbüro soll primär<br />
Anlaufpunkt für Fragen und Anregungen sein, aber auch Versammlungsort<br />
für Bewohnergruppen, Vereine und Bürgerinitiativen.<br />
Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte / Wohnstadt<br />
mit ihrer Marke NH ProjektStadt ist ständiger Begleiter<br />
der Veränderungen im Westend. Die Leiterin des Fachbereichs<br />
Integrierte Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung,<br />
Marion Schmitz-Stadtfeld, erläutert: „Im Auftrag der Stadt<br />
haben wir ein integriertes Handlungskonzept erarbeitet, das<br />
in den nächsten Jahren schrittweise verwirklicht werden soll.<br />
Ebenso haben wir im <strong>Oktober</strong> 2007 das Projekt- und Quartiersmanagement<br />
übernommen.“ Erklärtes Ziel: Möglichst<br />
viele Bürger sollen sich am Wandel ihres Wohngebiets beteiligen.<br />
Gemeinsam mit Rolf Kruse, Geschäftsführer des<br />
Darmstädter Unternehmens Invirt GmbH, hat die NH Projekt-<br />
Stadt ein spezielles Computerprogramm mit dem dreidimensionalen<br />
Modell des Westends entwickelt. Junge Bewohner<br />
des Viertels wurden aktiv mit einbezogen: Im Rahmen einer<br />
Zusammenarbeit mit dem städtischen Infocafé halfen sie<br />
beim Programmieren der insgesamt 280 Baukörper. „So wird<br />
Stadtplanung für alle Beteiligten spannend! Die Bürger können<br />
als User entscheiden, wo zusätzliche Büsche und Bäume<br />
angepflanzt, eine Tischtennisplatte aufgestellt oder eine Straßenlaterne<br />
installiert werden sollte“, formuliert Silke Dillenber-<br />
Ein wichtiger Bestandteil der Stadtplanung: das Bahnhofsareal.<br />
ger, Projektleiterin für das Gebiet und Mitarbeiterin der NH<br />
ProjektStadt. Darüber hinaus können öffentliche Gebäude<br />
virtuell „begangen“ werden. Komplexe städtebauliche Umgestaltungen<br />
– wie zum Beispiel die eines Bahnhofsvorplatzes<br />
oder einer Parkanlage – werden so erfahrbar. Die fertige Planung<br />
wird dokumentiert und über eine Homepage direkt an<br />
das Projektmanagement gesendet. Am Ende eines Beteiligungszeitraums<br />
können so die Gestaltungswünsche effektiv<br />
ausgewertet werden. Wer keinen eigenen Computer besitzt,<br />
kann seine Gestaltungsvorschläge im Stadtteilbüro der NH<br />
ProjektStadt in einen PC eingeben oder an öffentlichen Workshops<br />
im Stadtteilbüro teilnehmen.<br />
Barrierefrei – ein Wettbewerbsvorteil<br />
Tatkräftige Städte und Gemeinden nutzen nicht nur die Möglichkeiten<br />
der virtuellen Gestaltung, um auf die Wünsche ihrer<br />
Bürger einzugehen. Sie berücksichtigen ebenso die Bedürfnisse<br />
älterer und behinderter Menschen. Diese Gruppe<br />
wächst – aufgrund des fortschreitenden demografischen<br />
Wandels - stetig: Ihr Anteil macht bereits heute einen großen<br />
Teil der Gesamtbevölkerung aus. Aufgrund der sich ändernden<br />
Alterspyramide wird sich ihre Zahl in den nächsten<br />
Jahrzehnten noch drastisch erhöhen. Daher ist es sinnvoll,<br />
auf die Anliegen dieser Personengruppe bereits heute einzugehen<br />
und diese in anstehenden Stadtumbau-Projekten zu<br />
integrieren.<br />
Immenhausen nahm diese Herausforderung frühzeitig als<br />
Chance wahr. Die spezifischen Belange älterer und behinderter<br />
Bürger hat die Kommune schon jetzt stadtplanerisch<br />
berücksichtigt. NH ProjektStadt gestaltete in einem beispielhaften<br />
Projekt die gesamte historische Innenstadt - inklusive<br />
bestehender Einrichtungen für den öffentlichen Verkehr - behindertengerecht<br />
um. Hierdurch sind die infrastrukturelle Versorgung<br />
älterer und behinderter Menschen sowie deren Teilnahme<br />
am öffentlichen Leben auf lange Sicht gewährleistet.<br />
Elmar Meier, Abteilungsleiter Städtebau Nord der NH Projekt-<br />
Stadt, bringt den ideellen Ansatz des Konzeptes auf den Punkt:<br />
”Barrierefreiheit verstehen wir als wichtigen Meilenstein zur<br />
gesellschaftlichen<br />
Gleichberechtigung<br />
von behinderten und<br />
geschwächten Menschen.”<br />
Aber nicht nur nach<br />
ethischen sondern<br />
auch nach wirtschaftlichenMaßstäben<br />
kann das<br />
Projekt Pluspunkte<br />
verbuchen. Die Se-<br />
Unterschiedliche Flächenstrukturen<br />
erleichtern sehbehinderten Menschen<br />
die Orientierung.<br />
24 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
nioren selbst – aber auch Investoren für seniorengerechtes<br />
Wohnen, Klinken oder Reha-Einrichtungen – bevorzugen<br />
Standorte, die dieser Klientel optimale Lebensbedingungen<br />
bieten. Eine barrierefreie Infrastruktur steht hier mit an erster<br />
Stelle. So profitieren von den Maßnahmen nicht nur die betroffenen<br />
Menschen, sondern durch zusätzlich Gewerbesteuer-<br />
Einnahmen und verstärkte Kaufkraft die gesamte Kommune.<br />
Vor zwanzig Jahren sah Immenhausen noch eher trist aus:<br />
Stark sanierungsbedürftig Häuser und leer stehende Gebäudekomplexe<br />
kennzeichneten das gesamte Stadtbild. Zudem<br />
beeinträchtigten hohe Verkehrsbelastungen die Wohn- und<br />
Lebensqualität in der Altstadt. Heute erscheint der nordhessische<br />
Ort in einem deutlich veränderten Licht: eine attraktive,<br />
lebendige Kleinstadt mit verkehrsberuhigtem historischen<br />
Stadtkern. Eine Teilumgehungsstraße entlastet nicht nur Anwohner<br />
und Besucher, sondern ebenso die Bausubstanz der<br />
alten Fachwerkhäuser. Letztere wurden stimmig saniert und<br />
schaffen ein reizvolles Ambiente Darüber hinaus bilden sie<br />
eine harmonische Einheit mit dem Rathausvorplatz. Die neu<br />
gestaltete Stadtmitte lädt jetzt zum beschaulichen Bummeln<br />
und Verweilen ein. Immenhausen präsentiert sich in seinem<br />
städte-baulichen und wirtschaftlichen Gefüge gestärkt: ein<br />
gelungenes Beispiel für eine Renaissance der Stadtkerne -<br />
ganz im Sinne der EU ”Leipzig-Charta”.<br />
Seit 1985 ist die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />
als Sanierungsträger und Projektentwickler<br />
für die Kommune tätig. Die gesamte Ausführung erstreckte<br />
sich von 2002 bis 2004. Schwerpunkt des 0,8 Hektar großen<br />
Stadterneuerungsprozesses war die Belebung und die Aufwertung<br />
der Altstadt. Bei der Sanierung achtete die NH ProjektStadt<br />
von Beginn an konsequent darauf, dass nachhaltig<br />
und behindertengerecht saniert wurde. ”Wenn die Belange<br />
der Barrierefreiheit frühzeitig in der Planung berücksichtigt<br />
werden, verursacht eine derartige Gestaltung des öffentlichen<br />
Raumes kaum Mehrkosten. Sie bringt aber entscheidende<br />
Vorteile.” So Architekt und Stadtplaner Dipl.-Ing. Ulrich Türk,<br />
der bei der Wohnstadt das Projekt seit zehn Jahren verantwortlich<br />
betreut.<br />
Die Umsetzung der barrierefreien Gestaltung war gar nicht<br />
einfach: Für Nicht behinderte erst auf den zweiten Blick erkennbar,<br />
ergaben sich zahlreiche Interessenskonflikte. So<br />
stellt die Beeinträchtigung von Seh- und Gehvermögen unterschiedliche<br />
Anforderungen an ein behindertengerechtes<br />
Umfeld. Mit einer Vielzahl konstruktiver Vorschläge und<br />
großer Beharrlichkeit hat die NH ProjektStadt diese Herausforderungen<br />
im Sinne aller Beteiligten gelöst. Stufen,<br />
Bordstein-Kanten und andere Höhenunterschiede wurden<br />
von vornherein vermieden, um gerade Gehbehinderten und<br />
Rollstuhlfahrern das Fortkommen zu erleichtern. Für Sehbehinderte,<br />
die sich häufig an diesen neuralgischen Punkten<br />
orientieren, setzte man gezielt Materialien mit deutlich zu<br />
unterscheidenden Oberflächen ein. Zusätzlich erleichtert ein<br />
neues Leitsystem generell Bürgern und Gästen das schnelle<br />
Zurechtfinden im Ort.<br />
Eine konsequente barrierefreie Gestaltung der Innenstadt hat<br />
Seltenheitswert – noch immer! Der Sozialverband VDK Hessen-Thüringen<br />
e.V. honorierte die ausgeklügelte behindertengerechte<br />
städtebauliche Umgestaltung der Altstadt. Er verlieh<br />
ihr als erste Stadt in Hessen eine Plakette und zeichnete<br />
Immenhausen offiziell als ”Barrierefrei erbaut” aus. Städtebau<br />
ohne Barrieren ist wegweisend für die Zukunft – und Immenhausen<br />
ist hier deutlich einen Schritt voraus.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 25
NBank und vdw präsentieren Trendstudie zu Wohnstiltypen:<br />
Wie wir morgen leben wollen: Am liebsten im Einfamilienhaus, auf jeden Fall altengerecht und klimaschonend<br />
Mieter suchen heute mehr als eine Wohnung. Baustil, Grundriss,<br />
Lage und Ausstattung spielen eine immer größere Rolle.<br />
Die aktuellen Trends beschreibt eine Studie des vdw Verband<br />
der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen und<br />
der NBank. In ihrem Auftrag hat das Hamburger GEWOS<br />
Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung 20.000<br />
Haushalte befragt und dabei festgestellt: Die Ansprüche an<br />
die eigenen vier Wände werden bei anhaltendem Kostenbewusstsein<br />
individueller.<br />
Diese differenzierten Wohnwünsche äußern Bewohner von<br />
Einfamilien- ebenso wie die von Mehrfamilienhäusern. Junge<br />
Paare und Familien zum Beispiel achten mehr auf Kosten<br />
und ausreichenden Platz als auf Extras bei Technik, Ausstattung<br />
und Sicherheit. Ein eigener Garten darf es trotzdem sein.<br />
Dagegen legen Familien, die klassische Mehrfamilienhäuser<br />
bewohnen, wegen der Kinder gesteigerten Wert auf gemeinschaftliches<br />
Wohnen. Mit dem Einkommen steigen auch die<br />
Ansprüche: Da werden die Zuschnitte des Eigenheims offener<br />
und ungewöhnlicher, wenn dem Haus nicht gleich ein Loft in<br />
der Großstadt vorgezogen wird.<br />
Die Wunschwohnform der Niedersachsen ist und bleibt das<br />
klassische Einfamilienhaus. 61% der befragten Haushalte<br />
wollen in ihm auf kurz oder lang ihre ganz persönliche Vorstellung<br />
vom Wohnen verwirklichen. Dieser Wunsch nach Wohnen<br />
„mit eigenem Garten“ zieht sich quer durch alle Nachfragetypen,<br />
auch wenn nicht alle ihn in gleichem Maße werden<br />
fi nanzieren können. Gefragt sind zumeist Objekte zwischen<br />
200.000 und 250.000 Euro.<br />
Darüber hinaus lassen sich zwei weitere Trends durchgehend<br />
für alle Typen der Nachfrage feststellen: Zum einen<br />
ist ein großes Interesse an Niedrigenergiestandards und<br />
ökologischer Bauweise festzustellen. Die höheren Kosten<br />
wollen die Befragten trotz ausdrücklicher Hinweise in Kauf<br />
nehmen. Beeinflusst wird diese Haltung vermutlich von der<br />
augenblicklichen Klimaschutz-Debatte und den steigenden<br />
Energiepreise. Zum anderen schenken insbesondere die 35bis<br />
50-Jährigen dem altersgerechten, barrierefreien Wohnen<br />
große Beachtung. Auch sie dürfte die öffentliche Diskussion<br />
zu frühzeitigen Planungen motiviert haben, zumal das Altenund<br />
Pflegeheim als Alternative mehrheitlich abgelehnt wird.<br />
„Mit ausgefeilten Förderprogrammen des Landes sind wir<br />
bestrebt, die Finanzierung dieser zum Teil kostenintensiven<br />
Trends zu erleichtern.“, erklärt Walter Koch, Mitglied des<br />
NBank-Vorstandes. Er sieht die zielgerichtete Ausrichtung<br />
der Förderung durch die Wohnstiltypenstudie bestätigt.<br />
„Schon heute tragen wir durch die Förderung energetischer<br />
Modernisierungen bei, umwelt- und klimaschonendes Bau-<br />
„In welchem Zeitraum planen Sie<br />
Ihren Eigentumserwerb?“<br />
en bezahlbar zu machen.“, verweist er auf einschlägige<br />
Förderprogramme des Landes. Ein weiterer Schwerpunkt<br />
liege auf der Förderung von Neu-, Aus- und Umbau sowie<br />
der Erweiterung von Alten- und Appartementwohnungen mit<br />
dem Ziel, betreutes Wohnen zu ermöglichen. „Und wir lassen<br />
den Traum Vieler Wirklichkeit werden, wenn wir Familien mit<br />
Kindern unterstützen, ihren Wunsch von Wohneigentum zu<br />
fi nanzieren.“, erläutert Koch.<br />
Bernd Meyer, Verbandsdirektor des vdw, hob die Bedeutung<br />
der Trendstudie für die Wohnungsgenossenschaften und<br />
-gesellschaften hervor: „Das Hauptaugenmerk unserer Mitgliedsunternehmen<br />
gilt seit Jahren der Aufwertung des Wohnungsbestandes.<br />
Jahr für Jahr werden dafür zwischen Nordsee<br />
und Harz mehrere hundert Millionen Euro investiert. Die<br />
Erkenntnisse der GEWOS-Untersuchung werden uns helfen,<br />
die richtigen Angebote für die künftige Nachfrage zu entwickeln.“<br />
Nach Worten Meyers steht die Branche angesichts der<br />
Ausdifferenzierung der<br />
Nachfrage sowie der individuellen<br />
Lebensstile,<br />
die sich in der eigenen<br />
Wohnung abbilden, vor<br />
großen Herausforderungen.<br />
Allerdings sei<br />
die Ausgangslage viel<br />
versprechend: „Die Umfrage<br />
hat gezeigt, dass<br />
die allermeisten Befragten<br />
in Niedersachsen<br />
und Bremen mit<br />
ihrer derzeitigen Wohnsituation<br />
ausgesprochen<br />
zufrieden sind.“<br />
Umzugsabsichten Kostenaffiner<br />
Wohnstil, traditionalles EFH<br />
Hauhaltsgrößenstruktur<br />
"Verfügen Sie bereits über ausreichend<br />
Eigenkapital (ca. 20%<br />
des Kaufpreises)?"<br />
Gewünschte Wohnform<br />
26 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Shopping-Center in Deutschland – eine Renaissance der Marktplätze<br />
1 Million Quadratmeter neue Verkaufsfläche bis 2009 erwartet<br />
Die beständige Marktbeobachtung des German Council of<br />
Shopping Centers (GCSC) bestätigt eindrucksvoll den weiter<br />
wachsenden Markt an innerstädtischen Handelsimmobilien,<br />
an Shopping-Centern. „Derzeit können wir feststellen, dass<br />
allein bis zum Jahr 2009 rund 1 Millionen Quadratmeter neue<br />
Verkaufsflächen in 40 Innenstädten Deutschlands entstehen“,<br />
stellt Wolfgang R. Bays, Vorstand des GCSC, German<br />
Council of Shopping Centers, dem einzigen bundesweiten<br />
Interessenverband der Handelsimmobilienwirtschaft fest.<br />
Insgesamt werden nach dem heutigen Stand in den nächsten<br />
vier Jahren weitere 1,3 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche<br />
in 50 Handelsimmobilien die Einkaufslandschaften der<br />
Städte verändern.<br />
„Dies ist eine natürliche Marktreaktion, die sich in ganz Europa<br />
in unterschiedlich starker Intensität vollzieht“, erklärt Bays weiter.<br />
„Der Kunde als Konsument bestimmt dabei letztlich Geschwindigkeit<br />
und Erfolg dieser Entwicklung und somit auch<br />
ob irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht ist!“<br />
Deutsche Innenstädte profitieren vom Wachstum der<br />
Handelsimmobilien<br />
Schon vor über 1000 Jahren haben Städte in Deutschland<br />
ihre Bedeutung oft erst durch das Marktrecht, durch Märkte<br />
und Handelshäuser erlangt. Nur Ansiedlungen, die das<br />
Marktrecht hatten, konnten sich das Stadtrecht zurechnen.<br />
Es waren Mittelpunkte für Menschen, die durch Kommunikation<br />
- auch als soziale Komponente - Waren und Dienstleis-<br />
tungen gehandelt haben. Unterhaltung durch Gaukler, aber<br />
auch leibliche Genüsse gehörten schon immer dazu.<br />
„Der derzeitige Boom großformatiger Handelsimmobilien -<br />
besonders in den Innenstadtlagen - ist daher die Renaissance<br />
von uralten Handelstraditionen der europäischen Menschen<br />
in den Städten“, erklärt Wolfgang R. Bays.<br />
Der belebte und gelebte Marktplatz kehrt als Handelsfokus in<br />
die Städte zurück - eine außergewöhnliche Chance, besonders<br />
für verödete Innenstädte - und wird nach Erkenntnissen<br />
des GCSC genauso intensiv von den Menschen angenommen,<br />
wie schon zu den Zeiten der Städte und Marktflecken<br />
mit Marktrecht.<br />
Handelsimmobilien werden Erlebnisimmobilien<br />
Zeitgemäß übersetzt und umgesetzt - auf der Basis von vielen<br />
100 Jahren Erfahrung - wird heute ein neuer „überdachter<br />
Marktplatz“, eine Handels- und Erlebnisimmobilie wieder zum<br />
Mittelpunkt einer Stadt und somit zum zentralen Kommunikations-<br />
und Handelsplatz.<br />
Die frühzeitige Abstimmung von Politik, Entwicklern, Händlern<br />
und Investoren ist dabei besonders gefragt. Die vielfältigen<br />
Interessen des Bürgers müssen allerdings von allen angemessen<br />
gewichtet werden, denn sie allein bestimmen den<br />
langfristigen Erfolg.<br />
Ein erlebnisorientiertes innerstädtisches Shopping-Center<br />
wird sich in Zukunft noch mehr als bisher in die Zentren der<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 27
Städte implizieren. Eine solitäre und introvertierte Handelsimmobilie,<br />
der es nicht gelingt, spürbaren Trends in der Architektur<br />
und Mieterstruktur umzusetzen, wird enorme Anstrengungen<br />
unternehmen müssen um eine attraktive Position zu<br />
erhalten. Der hierbei heute schon zu erkennende Revitalisierungsaufwand<br />
vieler Shopping-Center, dürfte neben den Herausforderungen<br />
rund um die Themen der Nachhaltigkeit in<br />
den nächsten Jahren eine wichtige Aufgabe darstellen.<br />
Über 400 Shopping-Center aber Flächenanteil noch<br />
unter 10%<br />
Derzeit gibt es in Deutschland über 400 Shopping-Center. Im<br />
Verhältnis zu anderen Handelsformen ist der Flächenanteil<br />
bundesweit damit aber noch bei unter 10 % an der Gesamthandelsfläche<br />
angekommen.<br />
„Shopping-Center bestätigen in den letzten Monaten weiterhin<br />
ihre bedeutungsvolle Position für die Menschen unserer<br />
Zeit“, stellt Wolfgang R. Bays fest und führt weiter aus,<br />
„besonders die Neueröffnungen und Projektplanungen von<br />
innerstädtischen Shopping-Centern in den letzten Monaten<br />
haben uns mit den durchweg positiven Reaktionen der<br />
Konsumenten bestätigt, dass die Bürger des Landes die modernen<br />
Marktplätze nicht nur akzeptieren, sondern wirklich<br />
lieben!“ Ein Stimmungsbarometer unter den bekannten Akteuren<br />
und GCSC Mitgliedern der Branche spiegelt ein interessantes<br />
Bild wider.<br />
So konnte Thomas Binder, CEO von der aus Portugal stammenden,<br />
international tätigen Sonae Sierra bei der Eröffnung<br />
des ALEXA (43.000 qm/180 Geschäfte) in Berlin feststellen:<br />
„Viele tausend Menschen haben das ALEXA zur Eröffnung<br />
Auf neuen Wegen: Shoppingcenter und Vergaberecht<br />
-von Dr. Ute Jasper und Barbara v. der Recke -<br />
„Oer-Erkenschwick“, „Münster“ und „Mönchengladbach“ sind<br />
nur einige Beispiele von Shoppingcentern oder Einzelhandelsvorhaben,<br />
bei denen die Projektentwicklung in den vergangenen<br />
Monaten gestoppt wurde: Aus Angst vor gerichtlichen Verfahren,<br />
Schadensersatzansprüchen anderer interessierter Investoren,<br />
einem Veto aus Brüssel oder vor der Nichtigkeit etwaiger<br />
Verträge. Denn Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes<br />
und besonders des Oberlandesgerichts Düsseldorf stellten<br />
derartige Entwicklungsmaßnahmen mit einem Mal in Frage.<br />
Hintergrund ist: Kommunale Grundstücksverkäufe dürfen nicht<br />
mehr direkt an den Wunschinvestor verkauft werden.<br />
Der Verkauf von kommunalen Grundstücken ist nach der neueren<br />
Rechtsprechung europaweit auszuschreiben, wenn die<br />
Stadt dem Investor eine Bauverpflichtung auferlegt und das<br />
Bauvorhaben den Schwellenwert von € 5.150 Mio. erreicht.<br />
Obwohl die erste aufsehenerregende Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />
Düsseldorf (die sogenannte „Ahlhorn-Entscheidung“,<br />
Beschluss vom 13.06.2007, Verg 02/07) inzwischen<br />
über ein Jahr zurückliegt, zeigt sich immer noch vielerorts Unverständnis<br />
und Ärger über die neuen Spielregeln. Zwar sind<br />
von der Ausschreibungspflicht auch andere öffentliche Vorhaben<br />
betroffen, z.B. der Verkauf von städtischen Grundstücken<br />
für Wohnentwicklung, Altersgerechtes Wohnen, Sportanlagen,<br />
etc. Gegenstand der in den vergangenen Monaten fast wöchentlich<br />
ergangenen Entscheidungen der Vergabekammern<br />
und Beschwerdeinstanzen waren aber meist Shoppingcenter.<br />
besucht - gerade weil das unser erstes Projekt in Deutschland<br />
war, hat uns das sehr gefreut. Ein toller Start für unseren<br />
Markteintritt in Deutschland!“.<br />
„Trotz spannender Rahmenbedingungen durch Themen wie<br />
die steigenden Energiepreise und die „gefühlte Inflation“ aus<br />
Sicht des Verbrauchers können wir bestätigen, dass neue als<br />
auch vorhandene Shopping-Center sehr gut angenommen<br />
wurden“, erklärt hierzu Mathias Bönning, Sprecher der MFI<br />
aus Essen. So wurde zum Beispiel ein Zuwachs allein bei den<br />
Parkhauseinfahrten der Köln Arcaden von 20 % gemessen.<br />
Die ECE mit rund 90 unterschiedlich großen Centern allein in<br />
Deutschland, stellte vor allem eine starke Nachfrage der Händler<br />
als Mieter für ihre Center fest. Klaus Striebich, GF Vermietung<br />
der ECE und auch Vorstand des GCSC, freute sich: „Wenn<br />
Kunden und Händler die Vorzüge eines Shopping-Centers<br />
mehr und mehr entdecken, dann wird der Marktplatz nachhaltig<br />
lebendig!“. Axel Funke von Multi Development, einem international<br />
aktivem Centerentwickler, fasst zusammen: „Wichtig<br />
ist und bleibt dabei, dass die Einzelhandelsentwicklungen gut<br />
positioniert sind – in allen Bedeutungen des Wortes!“.<br />
Eine insgesamt gute Ausgangslage für eine weiterhin positive<br />
Entwicklung der bestehenden und derzeit in Planung<br />
befindlichen Handelsimmobilien und Shopping-Center in<br />
Deutschland resümiert Wolfgang R. Bays mit den Worten:<br />
„Die Langfristigkeit einer Handelsimmobilie einerseits und die<br />
Abhängigkeit von der schnelllebigen Konsumentenhaltung<br />
andererseits, erfordert von den Kapitänen dieser Immobilien<br />
einen besonnenen und gradlinigen Kurs der insbesondere im<br />
globaler werdenden Immobilienmarkt auch in rauher See Bestand<br />
hat!“.<br />
In den meisten Fällen hatten Städte oder deren Tochtergesellschaften<br />
häufig bereits vor einigen Jahren Entwicklungsvereinbarungen<br />
über beste Innenstadt-Grundstücke geschlossen.<br />
Die Projektentwickler und Investoren wurden in<br />
der Regel ohne Wettbewerb ausgewählt. Die Entwicklungen<br />
hatten oft schon einen Grad erreicht, wonach der Realisierung<br />
des Vorhabens eigentlich nichts mehr im Wege stand.<br />
Wären da nicht die europaweite Ausschreibungspflicht und<br />
der Wettbewerbsgedanke des EU-Primärrechts, der von den<br />
Gerichten plötzlich eingefordert und mit Nichtigkeit der Verträge<br />
durchgesetzt wurde.<br />
Die „Ahlhorn-Linie“<br />
Die „Ahlhorn-Linie“ des Oberlandesgerichts Düsseldorf hat<br />
sich inzwischen gefestigt. Das OLG hat diese Rechtsprechung<br />
in weiteren Fällen bestätigt. Dem schlossen sich im März und<br />
Juni dieses Jahres außerdem die Obergerichte Bremen und<br />
Karlsruhe an. Danach steht fest: Die üblichen Investorenverhandlungen<br />
sind in der bisherigen Form nicht mehr zulässig,<br />
wenn zum Grundstückskaufvertrag gleichzeitig ein städtebaulicher<br />
Entwicklungsvertrag abgeschlossen wird, die Kommune<br />
städtebauliche oder planerische Gestaltungsvorgaben<br />
macht oder infrastrukturelle Umfeld- und Erschließungsmaßnahmen<br />
vorgibt. Denn dann enthält der Grundstücksverkauf<br />
zugleich einen vergaberelevanten öffentlichen Bauauftrag im<br />
Sinne von § 99 Abs. 3 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe-<br />
28 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
schränkungen (GWB). Unerheblich ist dabei, ob der Verkäufer,<br />
d.h. die Stadt (sowie Land und Bund) oder die kommunalen<br />
Gesellschaften bei dem Verkauf zugleich Bauleistungen<br />
beauftragen oder selbst nur mittelbare Ziele, zum Beispiel der<br />
Stadtentwicklung, verfolgen. Entscheidend ist allein, ob sich<br />
der Investor verpflichten muss, ein Vorhaben nach konkreten<br />
Vorgaben des Auftraggebers zu errichten. Wird hingegen auf<br />
eine Bau- oder Strukturpflicht des Investors verzichtet, ist<br />
der Verkauf des Grundstücks nach wie vor vergaberechtsfrei<br />
und unterliegt allenfalls dem allgemeinen Wettbewerbsgebot,<br />
der für die Kommunen und Städte bereits nach kommunalem<br />
Haushalts- und Beihilferecht gilt.<br />
Ausnahmen von der Vergabepflicht<br />
Zwar gibt es noch immer viele Gegenargumente bei den Vergabekammern<br />
und in der Literatur. Dies hat zwar dazu geführt,<br />
dass der Vergabesenat des OLG Düsseldorf sich zwischenzeitlich<br />
einschränkend zu seiner Rechtsprechung und den erforderlichen<br />
Ausnahmen des Vergaberechts geäußert hat. So<br />
steht nunmehr fest, dass rein nutzungsbezogene Vorgaben<br />
und solche, die auf kommunaler Rechtsetzung beruhen, wie<br />
z.B. auf einem bestehenden Bebauungsplan, keine vergaberelevanten<br />
Erfordernisse im Sinne eines öffentlichen Bauauftrages<br />
gemäß § 99 Abs. 3 GWB sind. Ferner dürften auch<br />
Bauwerke, die bei funktionaler Betrachtung keine öffentliche<br />
Zweckbestimmung erfüllen sollen, wie z.B. Einzelbauvorhaben<br />
eines selbst nutzenden Bauherrn, nicht der europaweiten<br />
Ausschreibungspflicht unterliegen. Denn bei Vorhaben<br />
dieser Art ist bereits kein Markt und somit kein Wettbewerb<br />
gegeben, der durch das Vergaberegime sichergestellt werden<br />
könnte. Hiervon dürften alle Vorhaben umfasst sein, die nicht<br />
von Projektentwicklern und Investoren vor dem Hintergrund<br />
etwaiger Vermarktungsstrategien realisiert, sondern aus<br />
unternehmensspezifischen Gründen, wie z.B. der An- oder<br />
Umsiedlung eines Gewerbebetriebes, errichtet werden. Eine<br />
weitere Ausnahme besteht, wenn der Investor bereits Eigentümer<br />
der Grundstücke oder wesentlicher Grundstücksteile<br />
ist und somit über eine Monopolstellung verfügt. Diese darf er<br />
aber nicht missbräuchlich herbeigeführt haben.<br />
Auswirkungen der Rechtsprechung auf<br />
Einzelhandelsvorhaben<br />
Für die typischen Innenstadt-Fälle bleibt die Vergabepflicht<br />
aber bestehen. Und bei ihnen ist es meist nicht mit einer<br />
einfachen Ausschreibung getan, weil private Grundstücke<br />
und bauplanungsrechtliche Anforderungen in das Vergabeverfahren<br />
einzuflechten sind. Da Einzelhandelsvorhaben und<br />
Shoppingcenter zumeist großräumige und am Markt begehrte<br />
Flächen (vorzugsweise in Innenstadtlage) in Anspruch nehmen,<br />
sind neben städtischen Grundstücken nicht seIten auch<br />
private Grundstücke betroffen. Daher wirkt sich bei diesen<br />
Vorhaben die neue Rechtsprechung besonders auf die bewährten<br />
Planungsprozesse und städtebaulichen Instrumente<br />
aus. Kommunen und Immobilienwirtschaft sind aufgefordert,<br />
Ansätze zu fi nden, mit den Konsequenzen umzugehen.<br />
Die bislang vielerorts bewährte Entwicklungsvereinbarung<br />
zur Vorbereitung und Festsetzung der beiderseitigen Ziele<br />
und des entsprechenden Planungsrechts zwischen Stadt und<br />
Investoren dürfte nun der Vergangenheit angehören. Als die<br />
meisten Entwicklungsverträge der eingangs erwähnten Vorhaben<br />
unterzeichnet wurden, war von einer EU-weiten Ausschreibungspflicht<br />
noch gar nicht oder kaum die Rede. Wie<br />
man es auch dreht und wendet, führt der Abschluss solcher<br />
Vereinbarungen von nun an aber zu einem Verstoß gegen das<br />
Europarecht. Selbst wenn der Verkauf städtischer Grundstücke<br />
im Anschluss an die Umsetzung solcher Vereinba-<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 29
ungen europaweit ausgeschrieben werden würde, verstieße<br />
das Verfahren regelmäßig gegen den allgemeinen Wettbewerbsgrundsatz<br />
und das Gleichbehandlungsgebot und somit<br />
gegen vorrangig zu beachtende Grundsätze des europäischen<br />
Vergaberechts. Der Projektentwickler, der den Entwicklungsvertrag<br />
vorab geschlossen hat, hätte einen Wettbewerbsvorteil<br />
gegenüber weiteren Bietern. Dieser Vorteil kann nur dann<br />
neutralisiert werden, wenn sich der Bevorteilte bereit erklärt,<br />
seine gesamte Planung und alle weiteren Informationen, die<br />
er im Vorfeld der Ausschreibung vom Auftraggeber erhalten<br />
hat, offen zu legen. Hierzu dürfte aber angesichts des harten<br />
Wettbewerbs kaum ein Marktteilnehmer bereit sein.<br />
Neue Wege<br />
Städte und Kommunen müssen daher von nun an neue, vergaberechtskonforme<br />
Wege einschlagen. Das Vergaberecht<br />
ist hier fl exibler als viele befürchten und bietet hinreichende<br />
Spielräume, um dem Vorhaben dennoch wunschgemäß, zügig<br />
und im Einklang mit dem vergabe- und städtebaulichen<br />
Anforderungen zum Ziel zu verhelfen.<br />
Beabsichtigt die Kommune, für den Verkauf eines Grundstücks<br />
und die Bebauung, beispielsweise mit einem Shoppingcenter,<br />
ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen, droht zwar<br />
ein bereits ins Auge gefasster Investor nicht selten, von dem<br />
weiteren Verfahren abzuspringen. Ungeachtet der Tatsache,<br />
dass auch Projektentwickler und Investoren sich der neuen<br />
Rechtsprechung stellen müssen, hat die Praxis aber bereits<br />
vielfach gezeigt, dass das Vergaberecht kein Hindernis für die<br />
Stadtentwicklung darstellen muss. Im Gegenteil: die Chance<br />
auf weitaus wirtschaftlichere Konzepte, Ideen und Angebote<br />
im Wettbewerb wird noch viel zu sehr unterschätzt. So eröffnen<br />
sich den Städten und Kommunen im Wettbewerb häufig<br />
neue Ansätze und Ideen, die der Stadtentwicklung ebenso<br />
oder gar mehr förderlich sind. Grundstückspreise werden oftmals<br />
um das Vielfache überboten. Kleine und mittlere Unternehmen<br />
können zum Zuge kommen.<br />
Für komplexe und politisch sehr sensible Projekte auf „Filetgrundstücken“,<br />
kommt in der Regel das Verhandlungsverfahren<br />
mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb in Betracht.<br />
Es bietet eine weitreichende Flexibilisierung und viele „Stellschrauben“,<br />
um die Ziele der Stadt im „Fine-Tuning“ zu optimieren.<br />
Sämtliche Aspekte des Bauvorhabens, so z. B. die<br />
städtebauliche Qualität, die architektonische Gestaltung, die<br />
Fassadengestaltung, Nutzungskonzepte und Gesichtspunkte<br />
der Wirtschaftsförderung können hierbei verhandelt werden.<br />
Der Auftraggeber hat weitreichende Verhandlungs- und Steuerungsmöglichkeiten.<br />
Das Verhandlungsverfahren fi ndet zwar<br />
nach den vergaberechtlichen Paragraphen nur in Ausnahmefällen<br />
Anwendung. Bei Grundstückstransaktionen, bei denen<br />
das genaue Vorhaben aufgrund seiner Komplexität zumeist<br />
noch nicht feststeht, ist es aber regelmäßig zulässig.<br />
Das Verhandlungsverfahren bietet auch die nötige Flexibilität,<br />
um private Grundstücke mit in das Verfahren einzubinden,<br />
wenn diese für die Realisierung des angestrebten Projekts<br />
erforderlich sind. Dabei stellt sich in der Regel die Frage, ob<br />
die privaten Grundstücke im Vorfeld durch den Auftraggeber,<br />
beispielsweise über kommunale Vorkaufsrechte, eingebunden<br />
werden oder ob die Bieter aufgefordert werden sollen, die<br />
Verfügbarkeit dieser Grundstücke im Laufe des Vergabeverfahrens<br />
eigens sicherzustellen. Beide Wege sind, je nach der<br />
fi nanziellen Haushaltslage der Kommune, möglich. Bei letzterem<br />
Weg bietet es sich im Zweifel an, das Vergabeverfahren<br />
zunächst über ein bedingtes Vorkaufsrecht an den städtischen<br />
Grundstücken zu führen, damit ein Wettlauf der Bieter um die<br />
Sicherstellung der privaten Grundstücke vermieden wird.<br />
Vereinbarkeit mit der Planungshoheit der Kommunen<br />
Die neue Rechtslage stellt auch neue Anforderungen an die<br />
Bauplanung. Sie fordert mehr denn je eine Zusammenarbeit<br />
zwischen Stadtplanung, Liegenschaften und Wirtschaftsförderung.<br />
Damit werden Städte und Kommunen vor eine weitere<br />
Herausforderung bei der Stadtentwicklung gestellt.<br />
Die vielfach bewährte Praxis einer Bauleitplanung auf Basis<br />
des Angebotes eines Investors ist passé. Erforderlich ist nun<br />
eine kreative Verzahnung von Vergabe- und Stadtplanungsrecht.<br />
Das Vergaberecht darf selbstverständlich nicht dazu<br />
führen, dass das verfassungsrechtlich garantierte Selbstverwaltungsrecht<br />
der Kommunen und ihre Planungshoheit durch<br />
das Vergaberecht beeinträchtigt werden. Befürchtungen dieser<br />
Art wurden in letzter Zeit häufiger laut. Es ist aber nicht<br />
Sinn und Zweck des Vergaberechts, den Kommunen bestimmte<br />
städtebauliche Ziele vorzuschreiben. Dem Stadtplanungsrecht<br />
ist nach wie vor in jedem Fall der Vorrang einzuräumen.<br />
Das Vergaberecht hat vom Grundsatz her lediglich<br />
die Funktion, die Umsetzung planerisch bereits vorgegebener<br />
Ziele zu strukturieren und damit in rechtsstaatliche Bahnen<br />
zu lenken. Dann aber besteht auch keine Gefahr, dass die<br />
Planungshoheit beeinträchtigt werden könnte. Denn in diesem<br />
Fall kann das Planungsrecht bereits ohne Weiteres zuvor<br />
beschlossen werden.<br />
Wenn die städtebaulichen Ziele noch nicht feststehen und<br />
der vergaberechtlich geführte Wettbewerb diese anhand der<br />
abgefragten Konzepte und Ideen erst noch ermitteln soll, ist<br />
besondere Kreativität gefragt. Anders als bei dem bislang<br />
bewährten Weg der Entwicklungsvereinbarungen und Angebotsplanungen<br />
besteht bei einem vorweg geführten Vergabeverfahren<br />
die Gefahr, dass sich der Rat der Stadt durch<br />
den Zuschlag und somit den Abschluss eines Grundstückskaufvertrages<br />
oder eines Städtebaulichen Vertrages dazu<br />
verpflichtet, das entsprechende Planungsrecht zu schaffen.<br />
Damit aber wäre seine Entschlussfreiheit im Rahmen seiner<br />
Planungshoheit tatsächlich beeinträchtigt. Die Flexibilität des<br />
Verhandlungsverfahrens ermöglicht es jedoch, dass auch<br />
diese Hürde bewältigt werden kann. Vergabe- und Bauplanungsverfahren<br />
müssen deshalb zeitlich nur geschickt miteinander<br />
verzahnt werden.<br />
30 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
Fazit<br />
Die Rechtsprechung zur Ausschreibung kommunaler Grundstücksverkäufe<br />
hat sich gefestigt. Die bislang entschiedenen<br />
Fälle betrafen überwiegend Grundstücksverkäufe zur Entwicklung<br />
von Einzelhandelsvorhaben oder Shoppingcentern.<br />
Daher ist nicht zu erwarten, dass es in diesem Bereich<br />
in nächster Zeit eine Abkehr der Rechtsprechung aus dem<br />
vergangenen Jahr geben wird; zumal das Oberlandesgericht<br />
Düsseldorf zwischenzeitlich auch von weiteren Obergerichten<br />
vielfach bestätigt wurde.<br />
Das Vergaberecht bietet aber die nötige Flexibilität, ein Vergabeverfahren<br />
mit dem Ziel eines Shoppingcenters zügig und<br />
den politischen Zielen entsprechend umzusetzen. Aufgrund<br />
des weiten Verhandlungsspielraumes können sämtliche Aspekte,<br />
wie z.B. die städtebauliche Qualität des Vorhabens,<br />
die Architektur, der Grundstückskaufpreis und sogar die Einbindung<br />
privater Grundstücke verhandelt werden. Die Planungshoheit<br />
der Kommunen muss dem Vergaberecht nicht<br />
weichen. Städtebaurecht und Vergaberecht können miteinander<br />
verzahnt werden. Städte und Kommunen sind insoweit<br />
gefordert, umzudenken und bereit zu sein, neue und kreative<br />
Wege zu gehen.
Klinikfinanzierung: Mehr Eigenkapital durch Erbbau<br />
Von Markus Bienentreu, Geschäftsführer Terranus Real Estate GmbH (Köln)<br />
Das Erbbaurecht ist seit 90 Jahren in Deutschland etabliert.<br />
Machte davon außer den Kirchen und privaten<br />
Häuslebauern bislang niemand so recht Gebrauch, wird<br />
es in jüngster Zeit neu entdeckt: Leere öffentliche Kassen<br />
und erschwerte Finanzierungsbedingungen bringen<br />
zunehmend Wohnungsbaugesellschaften und Investoren<br />
auf den Geschmack. Aber auch Sozial-Immobilien können<br />
durch die Trennung von Grundstück und Immobilie<br />
spürbar profitieren.<br />
Deutsche Sozial-Immobilien haben ein bisher wenig beachtetes<br />
Pfund, mit dem sie wuchern können: der Grund auf<br />
dem sie stehen. Dieser könnte sich im harten Wettbewerb als<br />
„goldwert“ erweisen, da die klassischen Finanzierungswege<br />
für Ersatz- und Neuinvestitionen limitiert sind. Auf über 30<br />
Milliarden Euro taxiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />
(DKG) mittlerweile den Investitionsstau in der Branche. Weitere<br />
sieben bis zehn Milliarden Euro müssten für eine zeitgemäße<br />
Versorgung kurzfristig in die stationäre Pflege fl ießen.<br />
Woher sollen diese Mittel kommen? Fehlende Transparenz im<br />
System, starre Regularien, rückläufige Förderung – Gründe<br />
für die wachsende Finanzmisere sind zuhauf bekannt. Ein<br />
probater Lösungsweg zur Refinanzierung wird indes noch<br />
gesucht…<br />
Geringe Fördermittel, hohe Kreditmargen –<br />
ein guter Nährboden für institutionelle Investoren<br />
Fakt ist: Die Investitionsmittel der Bundesländer für Klinik-<br />
Immobilien haben mit rund 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2006<br />
einen absoluten Tiefstand erreicht. Steigende Personalkosten<br />
durch hohe Tarifabschlüsse sowie allgemeine Preiserhöhungen,<br />
die im laufenden und kommenden Jahr noch zu<br />
erwarten sind, belasten diesen Sektor voraussichtlich mit<br />
weiteren acht Milliarden Euro. Drastisch bemerkbar machen<br />
sich die gestiegenen Bonitätsanforderungen der Banken, seit<br />
diese Kredite nicht mehr durchhandeln, sondern in ihren Büchern<br />
mit Eigenkapital, abhängig von der Bonität des Kreditnehmers,<br />
unterlegen müssen: Lediglich vier Prozent aller erforderlichen<br />
Investitionen im Akutklinikbereich konnten 2007<br />
über Kredite getätigt werden.<br />
Ungenutzte Liquiditätsreserven liegen aber näher, als mancher<br />
Träger ahnt – nämlich direkt zu seinen Füßen. Was die<br />
Kirchen als einer der größten Grundbesitzer Deutschlands<br />
seit Jahren erfolgreich als Finanzierungsmodell einsetzen,<br />
könnte auch für Sozial-Immobilien ein ideales Konzept sein:<br />
Die Bestellung von Erbbaurechten. Lässt der Klinikbetreiber<br />
auf seinen Grund und Boden ein solches Erbbaurecht eintragen,<br />
kann er diesen – losgelöst von der Immobilie – verkaufen.<br />
Zugleich sichert er sich als Erbbaurechtsnehmer für bis<br />
zu 198 Jahre die dauerhafte Nutzung des Grundstücks gegen<br />
die Errichtung eines Erbbauzinses.<br />
Interessenten für die Liegenschaften von Krankenhäusern,<br />
Reha-Kliniken und Senioren-Residenzen sind zunehmend institutionelle<br />
Investoren wie Lebensversicherer und Pensionskassen.<br />
Sie können bei einem Investment in Erbbaugrundstücke<br />
von Sozial-Immobilien mit ca. fünf Prozent Rendite<br />
über eine lange Laufzeit mit Indexierung rechnen. Eine vergleichsweise<br />
rentable Kapitalanlage mit sicherer Perspektive<br />
- ähnlich den Obligationen.<br />
Erbbaurecht hat viele Vorzüge: unkompliziert, fl exibel,<br />
steuerlich abzugsfähig<br />
Augrund der rückläufigen Förderpraxis und der stark verteuerten<br />
Investitionskredite nach Basel II erwägen immer mehr<br />
Betreiber diesen Schritt zu gehen. Denn das Erbbaurecht bietet<br />
ihnen höchste Flexibilität. Es ist grundsätzlich unabhängig<br />
von Trägerschaft, Gesellschafterstruktur sowie der Organisation<br />
von Klinik und Betrieb anwendbar. Im Zuge einer „klassischen“<br />
Immobilienfinanzierung kommt dem Grundstück bei<br />
der Bewertung der Sozial-Immobilie lediglich eine geringe<br />
Bedeutung zu. Mit einer Veräußerung des Bodens auf Erbbau-Basis<br />
wird also gebundenes bzw. nicht adäquat bewertetes<br />
Eigenkapital freigesetzt. Kaufpreis und Erbbaurechtszins<br />
können dabei von den Parteien frei verhandelt werden,<br />
so dass auch ein Preis oberhalb des Bodenrichtwertes möglich<br />
ist. Klug investiert, sichert sich der Träger – selbst unter<br />
Berücksichtigung der fälligen Zinsen – mit neuer Liquidität für<br />
zeitgemäße Erhaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen einen<br />
qualitativen Wettbewerbsvorsprung.<br />
Ein entscheidender Vorteil für Krankenhausträger ist zudem:<br />
Die Immobilie als „Tafelsilber“ bleibt im Eigentum und der<br />
Verfügungsgewalt des Betreibers. Patienten und Bewohnern<br />
kann das gewohnte medizinische/pflegerische Konzept dauerhaft<br />
garantiert werden und die erwirtschafteten Einkünfte<br />
aus dem Betrieb der Immobilie fl ießen ihm zu 100 Prozent zu.<br />
Umnutzung und Erweiterungsbauten sind ohne Zustimmung<br />
des Erbbaurechtgebers möglich. Ebenso ist ein bestelltes<br />
Erbbaurecht für Fördermöglichkeiten oder eine Veräußerung<br />
des Betriebes in der Zukunft nicht hinderlich. Dieses kann als<br />
so genanntes „grundstücksgleiches Recht“ verkauft, vererbt,<br />
beliehen oder verschenkt werden. Nicht zuletzt bestehen auch<br />
Steuervorteile, da Erbbauzinsen abzugsfähig sind. Anders als<br />
Fremdkapitalzinsen unterliegen sie nicht dem Abzugsverbot<br />
durch die Zinsschranke, die mit der Unternehmenssteuerreform<br />
<strong>2008</strong> eingeführt wurde.<br />
Klar im Vorteil gegenüber PPP-Projekten und Sale<br />
and lease back-Verfahren<br />
Im Gegensatz zu vielen angelsächsischen Ländern spielt das<br />
Erbbaurecht im hiesigen gewerblichen Immobilienmarkt noch<br />
eine untergeordnete Bedeutung. Das wird sich perspektivisch<br />
stark verändern. Es gibt bereits einige erfolgreiche Praxisbeispiele<br />
für sozialverträgliche Privatisierungen kommunaler<br />
Wohnungsbestände. Der Gesundheitssektor wird dieser Entwicklung<br />
folgen. Deutsche Sozial-Immobilien stehen großteils<br />
noch immer unter öffentlicher oder gemeinnütziger Träger-<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 31
schaft (Reha-Kliniken zu 14 bzw. 25 Prozent, Akut-Kliniken zu<br />
59 bzw. 35 Prozent und stationäre Pflege-Einrichtungen zu<br />
acht bzw. 55 Prozent).<br />
Bisher versuchen sich kommunale Sozial-Immobilien in der<br />
Regel über Privat Public Partnerships, Leasing- und Vermietungs-<br />
oder Privatisierungsmodelle neue fi nanzielle Spielräume<br />
zu eröffnen. Das Erbbaurechtsmodell stellt dazu eine<br />
unkomplizierte Alternative dar, ohne jedoch zwingend die<br />
Verfügungsgewalt über Gebäude und Betrieb abgeben zu<br />
müssen. Zudem generieren z.B. PPP-Projekte im Vergleich<br />
keinen sofortigen Liquiditätszufluss. Durch sie wird lediglich<br />
eine Kostenersparnis angestrebt und das Risiko auf den privaten<br />
Betreiber verlagert. In der Regel erfolgt dabei ein Risikoaufschlag<br />
zu Lasten der öffentlichen Hand, so dass angestrebte<br />
Reduktionsziele oftmals nicht erreicht werden können.<br />
Gewerbeflächensuche im wirtschaftlichen Kontext<br />
Premiere auf der Expo Real: Wirtschaftsatlas NRW erleichtert Standortwahl<br />
Die Auswahl des richtigen Standortes gehört für jeden<br />
Investor zu den erfolgskritischen Faktoren. Mit gebündelten<br />
Informationen über Infrastruktur, Branchenumfeld,<br />
Fachkräftesituation und vielen weiteren wichtigen<br />
Daten schafft das nordrhein-westfälische Gewerbeflächenportal<br />
germansite.com mehr Klarheit, Vergleichbarkeit<br />
und Transparenz. Die Suche nach den notwendigen<br />
wirtschaftlichen, geographischen und demographischen<br />
Daten war bislang oft ein wahrer Hindernislauf. Der Wirtschaftsatlas<br />
NRW schafft jetzt Abhilfe.<br />
Mit dem Wirtschaftsatlas NRW können Investoren Daten zur<br />
Bevölkerungsdynamik, zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />
(BIP), zur Bevölkerungsdichte sowie zu Einkommen und<br />
Kaufkraft in den ausgewählten Regionen schnell und bequem<br />
miteinander vergleichen. Eine durchaus wichtige Hilfe im Entscheidungsprozess<br />
um den idealen Standort. Dabei kann<br />
sich der Nutzer diese Daten untergliedert nach Wirtschaftsbereichen<br />
und Pro-Kopfgrößen darstellen lassen.<br />
Ebenfalls neu und noch in diesem Jahr verfügbar: der Branchenatlas<br />
NRW. Auch dieses neue Werkzeug von germansite.<br />
com liefert wichtige Hilfen für die Standortentscheidung. Der<br />
Branchenatlas gibt Auskunft über 15 wichtige Branchen in Nordrhein-Westfalen.<br />
Denn um den passenden Standort zu finden,<br />
ist es für Unternehmen wichtig seine „Nachbarn“ zu kennen.<br />
So ist es für viele Wirtschaftszweige durchaus relevant, sich in<br />
Regionen anzusiedeln, die bereits eine entsprechende Prägung<br />
aufweisen. Chemische Betriebe etwa siedeln sich bevorzugt<br />
an chemiegeprägten Standorten an. So ist sichergestellt, dass<br />
Zulieferindustrie, Spezialdienstleistungen und Fachpersonal in<br />
ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Dies belegt übrigens<br />
auch die zunehmende Entwicklung sogenannter Verbundstandorte<br />
wie eben Chemieparks und die generelle Etablierung<br />
regionaler Wirtschaftscluster mit entsprechender Infrastruktur.<br />
Die meist sehr aufwändige Recherche genauer Informationen<br />
über branchenrelevante Daten auf Kreisebene können Investoren<br />
mit Hilfe des Branchenatlas NRW deutlich vereinfachen.<br />
Auskünfte über die regionale Konzentration wichtiger<br />
Branchen in Nordrhein-Westfalen von der Automobilindustrie<br />
bis hin zur Wasserversorgung sind per Mausklick abrufbar.<br />
Sie liefern auf Basis der regionalen Datenbanken interessante<br />
Weitaus komplexer gestaltet sich auch die Vertragsseite: Der<br />
Betreibervertrag wird i. d. R. kombiniert mit einer Reihe von<br />
Nebenverträgen, die die Funktionalität der Gebäude genau<br />
definieren. Neben der einfacheren Handhabung bei Erbbaurechtsveräußerungen<br />
ist letztlich auch vorteilhaft, dass diese<br />
kein kreditähnliches Rechtsgeschäft darstellen und somit keine<br />
Auswirkungen auf den Verschuldungsgrad der Kommune<br />
haben.<br />
Auch bei frei gemeinnützig oder privat geführten Häusern ergänzt<br />
das Erbbaurecht die klassischen Finanzierungsformen<br />
sowie Sale and lease back-Verfahren. Bei Letzteren ist die<br />
Nutzung der Immobilie nur in Abstimmung mit Leasinggeber<br />
möglich - eine freie Verfügbarkeit wie beim Erbbaurecht ist<br />
nicht gegeben. Am Ende der Laufzeit muss zudem ein Rückkaufpreis<br />
errichtet werden und der Zinsanteil der Leasingraten<br />
fällt unter die Zinsschranke.<br />
Rückschlüsse auf die Entwicklung branchenspezifischer Infrastrukturen,<br />
die Zulieferindustrie und die Verbindung in<br />
Wissenschaft und Forschung. Um den neuen Branchenatlas<br />
NRW kostenlos zu nutzen, können Interessierte sich auf germansite.com<br />
registrieren. Wie alle anderen Anwendungen auf<br />
Germansite sind auch der Wirtschafts- und der Branchenatlas<br />
NRW in deutscher und englischer Sprache verfügbar.<br />
Globaler Erfolg braucht lokale Stärke<br />
Instrumente wie der Wirtschafts- und der Branchenatlas NRW<br />
vereinfachen den komplexen Datenvergleich bei der Suche<br />
nach einer Gewerbefläche erheblich, da sie ansiedlungsinteressierten<br />
Investoren eine Vielzahl ausschlaggebender<br />
Informationen auf einen Blick bieten. Faktoren, die für den<br />
wirtschaftlichen Erfolg der neuen Betriebsstätte maßgebend<br />
sind. Denn auch und gerade auf globalisierten Märkten ist<br />
der Standort ein wesentlicher Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit<br />
von Unternehmen. Bei der Auswahl der Gewerbefläche<br />
herrscht deshalb äußerste Sorgfaltspflicht. Wichtige Kriterien<br />
sind beispielsweise die geographische Lage und die<br />
Anbindung an Flughäfen, Bundesstraßen, Autobahnen und<br />
Schifffahrtswege. Doch auch andere Faktoren dürfen nicht<br />
vernachlässigt werden: branchenbezogene Daten, die lokale<br />
oder regionale Forschungsinfrastruktur sowie Informationen<br />
über den Arbeitsmarkt sind bei der Entscheidungsfindung<br />
von hoher Bedeutung.<br />
Beispiel Produktlebenszyklus: Im weltweiten Warenaustausch<br />
und mit fortschreitendem technischen Entwicklungstempo<br />
werden die Lebenszyklen von Produkten und Dienstleistungen<br />
immer kürzer. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen<br />
(KMU), die oft ohne eigene Forschungsabteilungen<br />
auskommen müssen, gehören daher Informationen über die<br />
Forschungs- und Entwicklungslandschaft zu den zentralen<br />
Fragen an den künftigen Betriebsstandort. Sie sind eine notwendige<br />
Quelle der Innovation und damit der Fähigkeit, wettbewerbsfähige<br />
Angebote schnell an den Markt zu bringen.<br />
Beispiel Fachkräfte: Daten zu Bruttoinlandsprodukt (BIP),<br />
Bruttowertschöpfung (BWS), Einwohnerentwicklung und verfügbarem<br />
Vermögen lassen Rückschlüsse auf die mittel- bis<br />
langfristige wirtschaftliche und demographische Entwicklung<br />
32 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
zu. Denn die wirtschaftlichen und bevölkerungsspezifischen<br />
Informationen lassen Prognosen über die zu erwartende Entwicklung<br />
des regionalen Arbeitsmarktes zu.<br />
Die Lösung des Komplexitätsproblems<br />
Alle diese Informationen sind wichtige Steinchen in einem<br />
Mosaik, das schließlich ein umfassendes Bild des infrage<br />
kommenden Standortes widerspiegelt. Den Aufwand für die<br />
Informationsbeschaffung können Investoren durch die clevere<br />
Nutzung der Angebote auf germansite.com erheblich<br />
begrenzen und nur solche Daten gezielt herausfiltern, die zur<br />
Entscheidungsfindung unabdingbar sind. Denn ist ein Standort<br />
einmal gewählt, ist es für die meisten Investoren nur sehr<br />
schwer möglich, die Entscheidung zu revidieren. Darum ist<br />
sicher gut beraten, wer einen intensiven Blick hinter die Kulissen<br />
des bevorzugten neuen Standortes wirft. Diesen Blick<br />
erlaubt germansite.com auch im wörtlichen Sinne. Denn<br />
das Online-Gewerbeflächenangebot des Landes Nordrhein-<br />
Westfalen bedient sich bei der Darstellung auch der Hilfe von<br />
Google Earth. Investoren bekommen somit einen sehr plastischen<br />
Eindruck von den Standorten ihrer Wahl.<br />
Neben der Vielschichtigkeit der verfügbaren Informationen<br />
ist es vor allem die föderale Struktur, die vielen Investoren<br />
die Suche nach Gewerbeflächen in Deutschland erschwert.<br />
Mit der Vielzahl der kommunalen Flächen, die von vielen unterschiedlichen<br />
Akteuren im Wettbewerb angeboten werden,<br />
entwickelt sich eine Komplexität, die für viele Investoren kaum<br />
noch zu durchschauen ist. Denn die tatsächliche Vermarktung<br />
der Flächen erfolgt zum Beispiel durch die kommunalen<br />
Verwaltungen, die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />
auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene<br />
oder durch die Industrie- und Handelskammern.<br />
Immer wieder sehen sich potenzielle Investoren vor der für sie<br />
absurden Situation, dass sie mit Anbietern verhandeln, die ihnen<br />
nur ein eigenes lokales Angebot offerieren, obwohl in der<br />
Nachbargemeinde ein besseres Grundstück zu haben wäre.<br />
Für Investoren aus weniger föderal strukturierten Ländern ist<br />
das nicht nachvollziehbar. Sie suchen nicht kommunale Gewerbeflächen<br />
aus einem lokal begrenzten Angebot. Sie suchen<br />
vielmehr Standorte „erster Wahl“.<br />
Allein aus geographischer Sicht ist dies kein leichtes Unterfangen:<br />
In Ballungsräumen wird das Gewerbe im Wettbewerb<br />
mit hochwertigen Nutzungen durch steigende Preise<br />
im innerstädtischen Raum an die Randgebiete gedrängt. In<br />
Mittelgebirgslagen ist das Potenzial oftmals erschöpft und in<br />
der Tiefebene fehlt der urbane Standortfaktor. Das heißt, ein<br />
idealer Standort ist nicht ohne weiteres zu fi nden, insbesondere<br />
wenn zu diesen geographischen Standortfaktoren, wirtschafts-<br />
und branchenspezifische Bezüge hinzukommen.<br />
Meistern deutsche Investoren diese Jagd nach dem richtigen<br />
Standort mit Mühe, so schreckt es ausländische Investoren in<br />
der Regel ab. Bei der Suche nach neuen Standorten benötigen<br />
die potenziellen Investoren übergeordnete Angebote, die<br />
Informationen systematisch aufbereiten und möglichst leicht<br />
vergleichbar darstellen. Daher sind gerade überregionale Datenbanken<br />
ein optimales Hilfsmittel bei der Akquisition ausländischer<br />
Investoren.<br />
Nicht erst seit Google Earth: GIS-Systeme im Trend<br />
Geografische Informations-Systeme (GIS) als strategische<br />
Vermarktungsinstrumente von Gewerbeflächen liegen voll<br />
im Trend. Das ist keine Überraschung, liefern sie dem interessierten<br />
Investor doch eine sehr anschauliche Übersicht<br />
über den Standort und seine Rahmenbedingungen. Denn im<br />
Rahmen eines GIS werden nicht nur die Sachdaten der gewerblich<br />
genutzten oder nutzbaren Flurstücke und Betriebsgrundstücke<br />
in den Städten und Gemeinden dargestellt. Vielmehr<br />
unterstützen Karten, Pläne und Bilder die Visualisierung<br />
von Flächen und deren geographische Gegebenheiten. Die<br />
sinnvolle Kombination von Sachdaten, wie z.B. Größe, Gebietsausweisung,<br />
Infrastruktur und Geofachdaten erleichtern<br />
dem potenziellen Investor die Vorauswahl eines oder mehrerer<br />
Standorte. Aus Anbietersicht fi ndet mit der Einführung<br />
von GIS letztendlich ein Informationsträgerwechsel statt: Der<br />
Kartenschrank wird durch den Server ersetzt.<br />
Die einzelnen Bundesländer Deutschlands betreiben stattdessen<br />
verschiedenste Gewerbeflächenportale und -börsen.<br />
Dabei verfügt die Mehrzahl von ihnen seit den 90er Jahren<br />
über Online-Datenbanken. Doch deren Qualität ist sehr unterschiedlich.<br />
Denn nur wo Datenerfassungs- und Verwaltungssysteme<br />
einen sichtbaren Mehrwert für die laufenden<br />
Arbeitsprozesse erbringen, besteht auch ein Interesse an der<br />
Datenpflege, an Genauigkeit und inhaltlicher Konsistenz. Dies<br />
war bei den bisherigen Systemen meist nicht der Fall. Die verschiedenen<br />
Akteure bzw. Ämter konnten für unterschiedliche<br />
Zwecke nicht auf ein und denselben Datenbestand zugreifen.<br />
Das Land Nordrhein-Westfalen änderte dies im vergangenen<br />
Jahr bei der Neugestaltung ihres landesweiten Gewerbeflächenportals<br />
Germansite.<br />
Gewerbeflächen-Portal zur aktiven Flächenvermarktung<br />
NRW.INVEST, die landeseigene Gesellschaft zur Ansiedlung<br />
von Investoren, entwickelte zusammen mit dem Bielefelder<br />
Geoinformatik-Systemhaus GeoDok ein Gewerbeflächen-<br />
Portal, in das regionale Partner dezentral Gewerbeflächen<br />
einpflegen und bearbeiten können. Dadurch ist es möglich,<br />
einmal vorhandene Daten mehrfach zu nutzen. Die Informationen<br />
werden sowohl in den Regionalportalen als auch<br />
bei germansite.com präsentiert. So gelang es, den Gewerbeflächenatlas<br />
OWL der Industrie- und Handelskammer<br />
Ostwestfalen-Lippe, Gistra - das Gewerbeflächen-Informations-System<br />
der Technologieregion Aachen, die ruhrsite der<br />
Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH, den Strukturatlas<br />
Region Köln/Bonn der Industrie- und Handelskammer zu<br />
Köln sowie die Gewerbeflächenbörse der Aktion Münsterland<br />
e.V. in das Portal des Landes zu integrieren.<br />
Die direkte Integration der regionalen Partner über einen<br />
SOAP Web Service erspart den Kommunen die mehrfache<br />
Datenpflege, denn die im Regionalportal erfassten Flächenund<br />
Sachdaten werden automatisch an die Germansite-<br />
Geodatenbank weitergereicht. Kommunen, die nicht an ein<br />
Regionalportal angeschlossen sind, haben die Möglichkeit,<br />
über die Extranet-Anwendung von Germansite Sach- und<br />
Geometriedaten per Browser einzupflegen.<br />
Ein weiterer Vorteil sowohl für die Kommunen als auch die<br />
Anwender ist die Verfügbarkeit aller Informationen in deutscher<br />
und englischer Sprache. Denn bislang sind die meisten<br />
regionalen Gewerbeflächenangebote nur in deutscher Sprache<br />
vorhanden. NRW.INVEST bietet den Kommunen somit<br />
den Wettbewerbsvorteil, ihre Gewerbeflächen auch international<br />
zu vermarkten. Den potenziellen Investoren nimmt sie<br />
damit die Hürde der Sprachbarriere.<br />
Umfassendes Bild - schnell und bequem<br />
Bei diesem interaktiven Gewerbeflächenportal können interessierte<br />
Investoren aus einem Angebot von derzeit rund<br />
1.000 Gewerbeflächen ihren idealen Standort wählen. Mit<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 33
der Erweiterung der seit 1997 bestehenden Datenbank will<br />
NRW.INVEST die internationale Vermarktung des Standortes<br />
Nordrhein-Westfalen weiter optimieren. Zum 10-jährigen Bestehen<br />
wurde die komplette Datenbank von GeoDok überarbeitet<br />
und mit einer neuen Webanwendung ausgestattet.<br />
Durch die Einführung der WebGIS-Komponente können Nutzer<br />
nun alle Gewerbeflächen auch interaktiv in einer Karte<br />
suchen und dargestellt bekommen. Das Geo-Informations-<br />
System ermöglicht dem Anwender die Wahl zwischen verschiedenen<br />
schematischen und topografischen Karten sowie<br />
Luftbildansichten. Der Nutzer kann außerdem zusätzliche<br />
Kartenebenen aus den Bereichen Infrastruktur sowie Bildung<br />
und Forschung einzeln oder zusammen aufrufen. So sind seit<br />
August <strong>2008</strong> auch Flughäfen, Güterbahnhöfe und Häfen sowie<br />
Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Technologiezentren<br />
abfragbar.<br />
Mit den thematischen Kartenebenen können Unternehmen<br />
die Gewerbeflächensuche nach ihren individuellen Bedürfnissen<br />
gestalten. Sie sehen die Ergebnisse direkt im Vergleich<br />
und können so schneller selektieren, welche Nutzflächen in<br />
Frage kommen.<br />
Großer Wert wurde auch auf die enge Verknüpfung von Karteninformationen<br />
und Gewerbekenndaten gelegt. Exposés<br />
mit allen relevanten Informationen werden sowohl Online als<br />
Vom Industrieabbruch zum Zukunftsaufbau<br />
Seit Juli tritt die Montan-Grundstücksgesellschaft (MGG)<br />
unter dem neuen Namen RAG Montan Immobilien unter<br />
dem Dach des RAG-Konzerns auf. Mit der Einbindung<br />
in den Beteiligungsbereich des Konzerns bleibt die RAG<br />
Montan Immobilien unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-<br />
Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung, ein wichtiger<br />
Teil des Strukturwandels der Bergbauregionen in<br />
Nordrhein-Westfalen und im Saarland.<br />
Herr Prof. Dr. Noll, welche Aufgabe hat die RAG Montan Immobilien<br />
seit Mitte des Jahres innerhalb des RAG-Konzerns?<br />
Die RAG Montan Immobilien ist seit dreißig Jahren der innovative<br />
Spezialist für vorgenutzte Immobilien. Nach ihrem<br />
Übergang in die RAG gilt das Unternehmen mit seinem umfassenden<br />
Know-how für die nachhaltige Inwertsetzung und<br />
die integrierte Vermarktung von Flächen und Gebäuden als<br />
das Immobilienkompetenz-Center des Konzerns, mit der Aufgabe<br />
die nicht betriebsnotwendigen Flächen wertoptimiert<br />
am Markt anzubieten.<br />
Wir verwalten rund 130 Millionen Quadratmeter Fläche aus<br />
dem Bestand des RAG-Konzerns – darunter etwa 7000 Hektar<br />
land- und forstwirtschaftliche Flächen. Zur Zeit umfasst<br />
unser Angebot neben den Flächen über 100 industriehistorische,<br />
teilweise denkmalgeschützte Objekte, die für unterschiedliche<br />
Nutzungen erschlossen werden können. Unser<br />
Ziel ist, die betrieblich ungenutzten Flächen wertoptimiert am<br />
Markt anzubieten. Rund 1400 Hektar werden derzeit für zukunftsweisende<br />
und nachhaltige neue Nutzungen entwickelt<br />
- von Gewerbe- und Industriegebieten sowie Logistikzentren<br />
über moderne Wohngebiete bis hin zu Grün- und Naherholungsflächen.<br />
Seit 1977 konnte die RAG Montan Immobilien<br />
bis heute rund 6500 Hektar Flächen entwickeln und zu Zukunftsstandorten<br />
vermarkten, vom Industrieabbruch zum Zukunftsaufbau.<br />
auch als Pdf-Datei von der Webanwendung bereitgestellt.<br />
Mittels verschiedener Werkzeuge wie dem Entfernungsmesser<br />
und der Lupen-Funktion erhält der Nutzer individuelle Informationen<br />
über das aktive Objekt und sein Umfeld. Durch<br />
die nutzerfreundliche Bedienung können Interessenten die<br />
Suche räumlich und inhaltlich einschränken, beispielsweise<br />
durch die Angaben von Flächengrößen oder Maximalentfernungen<br />
zu Autobahnen oder Flughäfen. Die Treffer werden<br />
dann sowohl tabellarisch als auch geografisch dargestellt.<br />
Navigator für Investoren<br />
Mit all seinen Funktionen ist Germansite ein umfassendes<br />
Informationssystem, das die Stärken und Qualitäten der einzelnen<br />
Gewerbeflächen am Standort Nordrhein-Westfalen<br />
besonders transparent macht. Kombiniert der Anwender die<br />
verschiedenen Suchfunktionen erhält er aus der Kombination<br />
mit den verschiedenen thematischen Kartenebenen, dem<br />
Wirtschaftsatlas NRW und dem Branchenatlas NRW einen<br />
sehr detaillierten Gesamteindruck über die freien Gewerbefl<br />
ächen in Nordrhein-Westfalen. Ein gutes Argument, sich für<br />
einen Standort in Nordrhein-Westfalen zu entscheiden.<br />
Weitere Informationen unter:<br />
www.germansite.com • www.nrwinvest.com<br />
Kernkompetenzen<br />
Die RAG Montan Immobilien gilt als Full-Service-Provider<br />
und national sowie international ausgewiesener Spezialist<br />
ganzheitlicher Problemlösungen aus einer Hand. Herr Prof.<br />
Dr. Noll, können Sie ihre Kernbereiche skizzieren?<br />
Eine fl exible, marktgerechte Immobilienentwicklung wird immer<br />
wichtiger für eine erfolgreiche Vermarktung. Hier setzt die<br />
RAG Montan Immobilien Maßstäbe in ihrer Branche. Kaum ein<br />
anderer Anbieter verfügt über eine so umfassende Expertise<br />
in den Bereichen Umwelt-Engineering, Flächenentwicklung<br />
und Immobilienmanagement. Mit diesen Kernkompetenzen<br />
können wir schnell und effizient ganzheitliche Lösungen mit<br />
messbarem Mehrwert schaffen und an Ruhr und Saar dafür<br />
sorgen, dass aus ehemaligen Zechengeländen Standorte mit<br />
Zukunft werden.<br />
Im Bereich Umwelt-Engineering decken wir alle Leistungen<br />
des ingenieurtechnischen Rückbaus von Industriearealen<br />
und -gebäuden ab. Hier kommen uns unsere Erfahrungen<br />
im Umgang mit Restriktionen aus früheren Nutzungen und in<br />
Altbergbau-Fragen zugute.<br />
Mit einem professionellen Flächenrecycling gewährleistet die<br />
RAG Montan Immobilien, dass ein Standort zeitnah für die<br />
künftige Nutzung zur Verfügung steht. Dabei übernehmen<br />
wir die Projekt- und Prozesssteuerung – angefangen vom<br />
Behörden-Engineering, der Vergabe und Überwachung von<br />
Gutachter-, Planungs- und Bauleistungen über die Budgetplanung<br />
und das Controlling bis zur Koordinierung und Umsetzung<br />
von Nachsorgekonzepten. Auch die Europäische<br />
Union hat bereits auf unser Know-how zurückgegriffen: Sie<br />
beauftragte uns im Jahr 2002 mit der Koordination des Projekts<br />
RESCUE (Regeneration of European Sites in Cities and<br />
Urban Environments). Mit unserer Unterstützung entstand so<br />
ein europäisches Arbeitshandbuch mit einheitlichen Quali-<br />
34 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
tätsmaßstäben, Handlungsempfehlungen und Werkzeugen<br />
für ein nachhaltiges Flächenrecycling.<br />
Der Bereich des Immobilienmanagements der RAG Montan<br />
Immobilien umfasst die Immobiliendienstleistung, das Portfoliomanagement<br />
und das Liegenschaftsmanagement. Zurzeit<br />
verwalten wir etwa 12.000 Hektar. Dabei sichern wir die<br />
wirtschaftliche Effizienz vermieteter und verpachteter Liegenschaften<br />
mit Unterstützung eines Corporate Real Estate Management-Systems.<br />
Darüber hinaus liefern wir Empfehlungen<br />
für die Generierung zusätzlicher Werte, die sich aus dem strategischen<br />
Portfoliomanagement ergeben. Auch bei Ankaufsund<br />
Verkaufsgeschäften nehmen wir die Eigentümerinteressen<br />
wahr. Für das durchgängige Wertemanagement bieten<br />
wir das Datenmanagement zum Monitoring der Werthaltigkeit<br />
des Grundbesitzes an. Durch das effiziente Zusammenspiel<br />
unserer Tools optimieren wir kontinuierlich alle immobilienbezogenen<br />
Prozesse und Unternehmens-aktivitäten. Dabei<br />
halten wir die Planungs- und Entwicklungsphase durch den<br />
gezielten Einsatz unseres immobilienwirtschaftlichen Knowhows<br />
so kurz und fl exibel wie möglich. Die sich anschließende<br />
Vermarktung forcieren wir mit einem professionellen Vertrieb<br />
von der Investorenakquisition bis hin zum Verkaufs- und Vertragsmanagement.<br />
Für jedes Flächenentwicklungs- oder Flächenvermarktungsprojekt<br />
stellt die RAG Montan Immobilien ein interdisziplinäres<br />
Team zusammen, in dem Stadt- und Raumplaner, Architekten,<br />
Ingenieure, Kaufleute und Juristen zusammenarbeiten. Die<br />
Bündelung der Einzelleistungen schafft so marktfähige Zukunftsstandorte<br />
von nachhaltigem Wert. Aktuell entwickeln<br />
wir 66 Projekte. Dabei steht der RAG Montan Immobilien ein<br />
einzigartiges Portfolio von Flächen und Gebäuden zur Verfügung,<br />
das unterschiedlichsten Nutzungen dienen kann. Zum<br />
Beispiel als Logistikzentren und Großhandelsstandorte, Technologiestandorte<br />
und Gründerzentren, Service- und Gewerbeparks,<br />
Einzelhandelszentren, Wohngebiete und gemischt<br />
genutzte Stadtquartiere, Freizeitprojekte, Gesundheitszentren<br />
und Seniorenimmobilien.<br />
Standorte mit Zukunft<br />
Seit 30 Jahren konnte ihr Unternehmen eine Menge bewegen<br />
und einen wesentlichen Beitrag für den Strukturwandel vor<br />
Ort leisten. In Herne beispielsweise ist es der RAG Montan<br />
Immobilien gelungen, aus einer ehemaligen Industriebrache<br />
einen Standort mit Modellcharakter zu entwickeln.<br />
Ja, im Herzen des Herner Stadtteils Sodingen auf dem Gelände<br />
des 1976 stillgelegten Bergwerks Mont-Cenis. Kern<br />
dieses komplett neuen Stadtteils mit hoher urbaner Qualität<br />
ist die Fortbildungsakademie des Innenministeriums NRW.<br />
Mit Mont-Cenis ist der RAG Montan Immobilien und der<br />
Stadt Herne im Rahmen einer Public-Private-Partnership ein<br />
Stadtteilentwicklungsprojekt gelungen, welches im Sinne der<br />
Nachhaltigkeit aus städte-baulicher, sozialer, wirtschaftlicher<br />
und ökologischer Perspektive Modellcharakter besitzt.<br />
Das Nutzungskonzept für die 30 Hektar große Zechenbrache<br />
Mont-Cenis I/III sah als Keimzelle der gesamten Flächenentwicklung<br />
die Fortbildungsakademie vor, die 1999 fertiggestellt<br />
wurde und eng mit kommunalen Einrichtungen wie Bürgersaal,<br />
Stadtteilbüro und Bibliothek verzahnt ist. Dazu kommen<br />
Läden, Dienstleistungseinrichtungen, Büros, Praxen und ein<br />
neues Einkaufszentrum, die eng mit dem bestehenden alten<br />
Stadteil verbunden sind. In Nähe der umliegenden Grünanlagen<br />
ist ein Wohngebiet angesiedelt. Und in unmittelbarer<br />
Nachbarschaft der Akademie befindet sich eine Gewerbeimmobilie<br />
mit Kindergarten, Wohnungen und einer Arztpraxist<br />
- die Integration eines Kindergartens in ein Wohnhaus<br />
hat Modellcharakter. Das gesamte Areal Mont-Cenis wird als<br />
Park begriffen, der im Süden an das bestehende Stadtteilzentrum<br />
anschließt und im Norden in das Landschafts- und Naturschutzgebiet<br />
Vossnacken übergeht. Durch die öffentliche<br />
Nutzung des gesamten Geländes und die platz- und parkartigen<br />
Freiräume sowie die markante Architektur der Fortbildungsakademie<br />
wurden neue urbane Qualitäten geschaffen.<br />
Zu einem modernen Wirtschaftsstandort von europäischem<br />
Format hat sich auch das ehemalige Bergwerksgelände<br />
Ewald in Herten entwickelt.<br />
Wir können mit Stolz nur sieben Jahren nach der letzten Seilfahrt<br />
auf der ehemalige Zeche Ewald 1/2/7 vom 52 Hektar<br />
großen „Zukunftsstandort Ewald“ sprechen. In Rekordzeit<br />
haben die Stadt Herten und die RAG Montan Immobilien mit<br />
Unterstützung des Landes NRW den ehemaligen Schachtstandort<br />
saniert, erschlossen und bereits zu mehr als 60 Prozent<br />
vermarktet. Rund 1.000 neue Arbeitsplätze sollten auf<br />
dem ehemaligen Bergwerkt entstehen – diese Schallmauer<br />
werden wir bereits in diesem Jahr erreichen, wenn alle neuen<br />
Firmen ihren Betrieb vor Ort aufgenommen haben werden.<br />
Allein im Jahre 2007 hat die RAG Montan Immobilien auf<br />
Ewald 100 Prozent der 18 Hektar Logistikflächen – direkt<br />
nach Baureifmachung – an internationale Logistikunternehmen<br />
vermarktet. Auch die denkmalgeschützten Bestandsgebäude<br />
konnten bereits zu 70 Prozent vermarktet werden.<br />
Dieser Erfolg basiert im wesentlichen auf dem städtebauliche<br />
Konzept „Landschichten“ von Cino Zucchi, Martin Halfmann<br />
und Peter Köster, das die besonderen Potentiale des Standortes<br />
hervorragend aufgegriffen hat. Dieses Konzept war die<br />
Grundlage für die städtebauliche Rahmenplanung und den<br />
Bebauungsplan. Prägende Elemente des Konzeptes sind die<br />
historische Schicht mit den von weithin als Leuchtturm sichtbaren<br />
Fördertürmen sowie attraktiven Plätzen und Wegesystemen,<br />
der Ewaldpromenade, dem „blauen Band“ – ein<br />
begrünter Wasserweg, der den gesamten Standort in seiner<br />
Länge durchzieht sowie die Einbindung des Geländes in den<br />
750 Hektar großen Landschaftspark Emscherbruch. Dazu<br />
kommt die Ausrichtung auf zukunftsweisende Technologien.<br />
Eine Firma aus dem süddeutschen Raum wird auf einem Teil<br />
des Geländes ein Projekt zur Wasserstoffproduktion starten<br />
und das Land NRW ihr Wasserstoffkompetenzzentrum ansiedeln.<br />
Nachfragegerechte Entwicklung<br />
Am Niederrhein ist der Strukturwandel in vollem Gange. Ein<br />
Beispiel für den gelungenen Wandel fi nden wir allerdings<br />
schon heute in der Stadt Moers. Herr Prof. Noll, wie sind die<br />
Faktoren, dass auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks<br />
Rheinpreussen der außerordentlich erfolgreiche Technologieund<br />
Gewerbepark Eurotec entstanden ist?<br />
Strukturwandel dauert mindestens fünf Jahre, bis die ersten<br />
Erfolge sichtbar werden. Auch auf dem 30 Hektar großen Gelände<br />
von Rheinpreussen 5/9 in Moers kam der Erfolg für den<br />
Technologie- und Gewerbepark Eurotec nicht über Nacht.<br />
Nach und nach siedelten sich dort Dienstleister aus unterschiedlichen<br />
Branchen an, die mit ein oder zwei Beschäftigten<br />
starten, oder aber auch mittelständische Unternehmen mit<br />
über 50 Beschäftigten. Bei Eurotec ist unser Modell erfolgreich<br />
aufgegangen, durch eine nachfragegerechte Entwicklung<br />
eine sehr stabile Unternehmensstruktur zu erreichen. Dadurch,<br />
dass viele Branchen auf dem Gelände arbeiten, kann<br />
man der schwankenden Konjunktur und Nachfrage besser<br />
begegnen. Selbstverständlich trägt die gute Lage in der Nähe<br />
der Autobahnen auch zu den Vermarktungserfolgen bei.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 35
Der Stadtteilpark Gneisenau als Herz eines neuen Ortsteilzentrums<br />
in Dortmund-Derne Foto RAG Montan Immobilien<br />
Ein weiteres gelungenes Beispiele für erfolgreichen Strukturwandel<br />
ist in Westfalen das Gewerbegebiet Neumonopol in<br />
Bergkamen. Auch hier ist die Vermarktung fast abgeschlossen.<br />
In der einstmals größten Bergbaustadt Europas mit drei<br />
Schachtanlagen ist tatsächlich die Vermarktung von rund<br />
24 Hektar Fläche der ehemaligen Schachtanlage so gut wie<br />
abgeschlossen. Nur noch rund 2 Hektar stehen frei. Neumonopol<br />
ist geprägt durch eine industrielle Nutzung im Norden,<br />
im Süden durch das Stadtzentrum mit einer Geschäfts- und<br />
Wohnnutzung sowie im Osten und Westen durch Freiflächen.<br />
Neben einem 20 Megawatt-Biomasse-Heizkraftwerk, das seit<br />
2006 Abfallprodukte verwertet, haben zahlreiche Betriebe mit<br />
Schwerpunkt Recycling und Handwerkerleistungen auf dem<br />
ehemaligen Zechengelände einen neuen Standort gefunden.<br />
So fi nden sich zum Beispiel dort auf einer Fläche von acht<br />
Hektar Produktions- und Lagerflächen für die Aufbereitung<br />
von Elektronikschrott aus industriellem und privatem Anfall.<br />
Tradition und Innovation<br />
Herr Prof. Dr. Noll als Musterbeispiel für eine nachhaltige und<br />
integrierte Stadtentwicklung sowie für eine ausgezeichnet<br />
koordinierte Projektabwicklung gilt Consol in Gelsenkirchen.<br />
Consol schlägt im Gelsenkirchener Stadtteilzentrum Bismarck<br />
eine Brücke zwischen Tradition und Innovation. Wir haben<br />
dort gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen ein neues Stadtteilzentrum<br />
mit industriehistorischen Charme geschaffen und<br />
dabei den gesamten Prozess der Entwicklung gesteuert. Das<br />
Areal des ehemaligen Bergwerks liegt nicht nur räumlich im<br />
Herzen von Gelsenkirchen-Bismarck. Für die Bewohner des<br />
Stadtteils hat Consol auch nach der Stilllegung eine große<br />
Bedeutung. In fast jeder alt eingesessenen Familie hat mindestens<br />
ein Mitglied auf Consolidation 3/4/9 gearbeitet.<br />
Um dem besonderen Stellenwert des insgesamt 26 Hektar<br />
großen Geländes und der industriehistorischen Gebäude gerecht<br />
zu werden, haben wir zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen<br />
ein Nutzungskonzept für ein neues Stadtteilzentrum<br />
entwickelt und zeitnah realisiert. Heute ist die Fläche wieder<br />
ein Dreh- und Angelpunkt für die Bewohner des Stadtteils<br />
Bismarck. In den ehemaligen Bestandsgebäuden haben das<br />
Consol Theater sowie ein Musik- und Probenzentrum für lokale<br />
Musikbands ihren Platz gefunden. Die von der RAG Montan<br />
Immobilien errichtet Trendsportanlage mit umliegenden<br />
Grünflächen laden zu Freizeitaktivitäten und Erholung ein. 20<br />
Einfamilienhäuser und ein neues Nahversorgungs-zentrum<br />
runden das Konzept und den Standort ab. Zusätzlich standen<br />
auf Consol rund 170.000 Quadratmeter für die Ansiedlung<br />
von Dienstleistungsunternehmen zur Verfügung. Jetzt sind<br />
nur noch 12.000 Quadratmeter Fläche zur Vermarktung frei,<br />
da wir noch im August rund 20.000 Quadratmeter Fläche für<br />
die Betriebserweiterung eines international agierenden Gelsenkirchener<br />
Stahlhändlers verkauft haben.<br />
Projekte mit Zukunft<br />
In Städten wie Herne oder Herten hat die RAG Montan Immobilien<br />
den Zukunftsaufbau erfolgreich beschritten – oder<br />
steht kurz vor dem Ziel. Dieser Weg, Herr Prof. Noll, steht<br />
beispielsweise bei den Städten Dinslaken, Dorsten oder Dortmund<br />
noch aus, oder ist noch auf dem Weg in die Zukunft.<br />
In Dinslaken hat die RAG Montan Immobilien die ersten Entwicklungsschritte<br />
gemeinsam mit der Stadt eingeleitet. Der<br />
52 Hektar große Standort des ehemaligen Bergwerks Lohberg/<br />
Osterfeld 1/2 soll mit besonderen städtebaulichen und<br />
landschaftlichen Qualitäten entwickelt werden und der Stadt<br />
und der Region neue städtebauliche und wirtschaftliche Impulse<br />
geben.<br />
Eine imagebildende Adresse für Unternehmen aus dem Bereich<br />
Kreativwirtschaft soll der Standort in Dinslaken werden.<br />
Innovation und Energie, Kreativität, Kultur und Lifestyle sind<br />
die Themenfelder, die Lohbergs neues Image prägen sollen.<br />
Innovative Wohnformen, Arbeiten in denkmalgeschützten Industriebauten,<br />
aber auch Nahversorgung, Freizeit und Unterhaltung<br />
sollen neuen Nutzern ein attraktives Umfeld bieten.<br />
Dazu gehören qualitätsvolle Plätze sowie großzügige Grünund<br />
Freiflächen, die dem ehemaligen Bergwerk ein attraktives<br />
Gesicht geben werden. Die erforderliche Energie wird<br />
übrigens umweltgerecht mit regenerativen Primärenergien<br />
erzeugt. Grubengas, Geothermie und Fernwärme betont den<br />
Wechsel von „schwarzer“ zu „weißer“ Energie.<br />
In Dorsten werden vorraussichtlich im nächsten Jahr die<br />
Planungen zur zukünftigen Entwicklung für Fürst Leopold<br />
abgeschlossen sein. Rund 14 Hektar sollen stufenweise für<br />
groß- und kleinflächige Ansiedlungen auf dem ehemaligen<br />
Zechengelände zur Verfügung stehen. Südlich der Haupterschließungsachse<br />
ist die Ansiedlung von Fachmärkten und<br />
Einzelhandel geplant, nördlich Gewerbe und im Osten die<br />
Entwicklung einer naturnahen Spiel- und Grünfläche sowie<br />
die Ansiedlung von weiterem Gewerbe. Im zentralen Bereich<br />
sollen in den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden weitgehend<br />
Einrichtungen aus den Themenbereichen Freizeit,<br />
Kultur und Entertainment angesiedelt werden. Übrigens einer<br />
der sich schon von den guten infrastrukturellen Bedingungen<br />
im Stadtteil Wulfen überzeugt hat, ist die Recyclingpark Fürst<br />
Leopold GmbH. Seit 2007 betreibt sie dort eine Altholz Aufbereitungsanlage,<br />
die zu einer Holzpellet-Produktionsanlage<br />
ausgebaut werden soll.<br />
Einige Schritte weiter auf dem Weg zur Zukunft sind wir auf<br />
Gneisenau in Dortmund. Dort ist im Stadtteil Derne ein neues<br />
Ortsteilzentrum entstanden, das das 60 Hektar große Gelände<br />
des ehemaligen Bergwerks wieder in das Leben von<br />
Derne integriert. Auf Teilen des Areals ist schon Leben eingekehrt.<br />
So wächst im Süden ein multifunktionaler und moderner<br />
Gewerbestandort für ortsansässige Handwerks- und<br />
Dienstleistungsbetriebe, der mit dem 2006 eröffneten neuen<br />
stadtteilbezogenen Einzelhandelszentrum und dem jetzt im<br />
Juni eröffneten Stadtteilpark Derne eng verbunden ist. Kurz<br />
vor der Umsetzung befindet sich der Bereich Gneisenau West<br />
zur Ansiedlung von Logistikunternehmen auf rund 13 Hektar<br />
Fläche sowie rund 18 Hektar Grünfläche inklusive Landschaftsbauwerk<br />
und der Bau der neuen Derner Lebensader,<br />
der Gneisenauallee.<br />
Kooperation für die Zukunft<br />
Herr Prof. Noll, in den vergangenen 30 Jahren hat sich die<br />
RAG Montan Immobilien und seine Vorläufer als Spezialist<br />
für innovative Lösungen rund um die Immobilie profiliert und<br />
36 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
seit 10 Jahren die Duisburger Hafengesellschaft Duisport als<br />
Logistikexperte. Die Gesellschaften streben nun gemeinsam<br />
eine strategische Allianz für Logistikflächen an. Was ist das<br />
Ziel?<br />
Die Grundsatzvereinbarung zur Gründung einer gemeinsamen<br />
Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft unter<br />
dem Markennamen „Logport Ruhr“ haben wir schon im Juni<br />
miteinander beschlossen. Unser beider Ziel ist, nicht nur einen<br />
Mehrwert für die RAG Montan Immobilien und Duisport<br />
zu schaffen, sondern auch eine wirtschaftliche Stärkung der<br />
Metropolregion Ruhr und der Logistikkompetenz in Nordrhein-Westfalen.<br />
Wir sehen diese Allianz als wichtigen Beitrag<br />
Hafenentwicklung geht ungebremst weiter<br />
„Die attraktive Erschließung des Offenbacher Hafens ist<br />
eine Weichenstellung für die künftige Entwicklung der Stadt<br />
Offenbach. Der Standort ist für Vorhaben geeignet, deren<br />
Bedeutung weit über die Grenzen der Region reichen“, so<br />
Offenbachs Oberbürgermeister Horst Schneider auf einer<br />
Pressekonferenz am 17. Juni <strong>2008</strong>. Anlass der Pressekonferenz:<br />
die Vorstellung der jüngsten Entscheidungen des Magistrats<br />
zum Projekt Hafen. Joachim Böger, Geschäftsführer<br />
Stadtwerke Offenbach Holding GmbH und der Mainviertel<br />
Offenbach GmbH & Co. KG, der für die Hafenentwicklung zuständigen<br />
SOH-Tochtergesellschaft, betonte, dass die Finanzierung<br />
der Hafenentwicklung gesichert sei. SOH-Rücklagen<br />
seien dafür nicht ausschlaggebend.<br />
Die konsequent fortgeführte Projektentwicklung zeigten<br />
Böger und Prokuristin Daniela Matha anhand der in der Sitzung<br />
vom 04.06.08 bereits beratenen Magistratsvorlagen.<br />
Diese sollen am kommenden Donnerstag, den 19. Juni, von<br />
der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden. Sie<br />
konkretisieren zum einen die Freiraumplanung und das Energiekonzept<br />
des neuen Stadtteils, zum anderen schaffen sie<br />
die formalen Voraussetzungen, um planmäßig zum Ende des<br />
Jahres mit der Erschließung, also dem Bau von Straßen und<br />
öffentlichen Plätzen im ersten Bauabschnitt, zu beginnen.<br />
Und eine weitere freudige Nachricht für Offenbachs Kulturund<br />
Kneipenszene konnte Böger auch noch einmal bestätigen:<br />
Dank der Planung von Projekt Hafen Offenbach kann<br />
das Hafencafé ‚Hafen 2’ zunächst im alten Lokschuppen auf<br />
dem Hafengelände bleiben.<br />
Hafen Offenbach – wichtig für Stadt und Region<br />
Oberbürgermeister Schneider: „Der Hafen ist ein exponierter<br />
Standort, geeignet für die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe<br />
und als prominente Wohnlage. Die Ansiedlung von Kultur-<br />
und Bildungseinrichtungen mit Strahlkraft weit über die<br />
Grenzen der Region können ein Nukleus für die Ansiedlung<br />
von Unternehmen aus der Kreativwirtschaft sein“. Die positive<br />
Diskussion über den Vorschlag, auf dem Areal das Museum<br />
für Weltkulturen zu bauen, zeige darüber hinaus, welche<br />
Chancen mit der Entwicklung der Hafeninsel verbunden sind.<br />
Diese Potenziale können, werden die Entscheidungen des<br />
Magistrats jetzt bestätigt, weiterentwickelt werden.<br />
Insgesamt vier Magistratsvorlagen sollen am kommenden<br />
Donnerstag von der Offenbacher Stadtverordnetenversamm-<br />
zum weiteren Strukturwandel. Beide Unternehmen werden zu<br />
jeweils 50 Prozent beteiligt sein. Das Joint Venture wird sich<br />
auf die Aufbereitung und Vermarktung von multimodal angeschlossenen<br />
Flächen im Ruhrgebiet für Transport- und Logistikunternehmen<br />
konzentrieren. Die Areale werden an das bestehende<br />
internationale Transportnetz des Duisburger Hafens<br />
angebunden und integriert. Die ersten Flächen von insgesamt<br />
bis zu 400 Hektar könnten ab nächstem Jahr bereitstehen.<br />
Vor dem Hintergrund des Essener Zukunftskongresses „ContractFuture<br />
Ruhr 2030“ des Initiativkreises Ruhrgebiet leisten<br />
wir damit zusammen mit Duisport einen entscheidenden Beitrag<br />
für die Strukturentwicklung des Ruhrgebiets im Kompetenzfeld<br />
Logistik.<br />
Aktuelle Magistratsvorlagen zeigen Kontinuität und Qualität: Neue Freiraumplanung und zukunftsweisendes<br />
Energiekonzept vorgelegt - Café Hafen 2 bleibt.<br />
lung beschlossen werden. Wesentliche Inhalte hierbei sind<br />
neben den formalen Voraussetzungen für den Baubeginn<br />
<strong>2008</strong> mit den Erschließungsmaßnahmen im 1. Bauabschnitt:<br />
die Freiraumplanung und ein innovatives Energiekonzept.<br />
Freiraumplanung schafft einen Bezug zum Wasser<br />
und verbessert die Verbindung mit dem Nordend<br />
„Das neue Freiraumkonzept bietet die Chance, die hohe Qualität<br />
des Offenbacher Hafens zu erleben“, ist Joachim Böger<br />
überzeugt. Die Neuordnung der Eingangssituation und die<br />
damit einhergehende direkte Verbindung von Hafen und Main<br />
schafft eine einzigartige Atmosphäre. Dieser für das neue<br />
Stadtviertel zentrale Platz am Ende des Hafenbeckens wird<br />
bereits mit der Erschließung des 1. Bauabschnittes realisiert<br />
werden. Er endet in einer Treppe zum Hafenbecken mit Ruhezonen<br />
und Bereichen, die das Wasser für die Menschen<br />
erfahrbar macht. Cafés und Restaurants sollen hier einmal<br />
ebenso zum Verweilen einladen wie die Gesamtatmosphäre<br />
des Hafenplatzes. Wie Daniela Matha darstellte, würde die<br />
neue Freiraumplanung eine hohe Qualität des öffentlichen<br />
Raumes sichern, gleichzeitig macht sie die Änderung des beschlossenen<br />
Bebauungsplanes Nr. 563 A notwendig.<br />
Geplante Grünbereiche, die auch das Nordend mit dem Hafenviertel<br />
verbinden, ermöglichen den Zugang zum Wasser,<br />
das somit erstmals für die Nordendbewohner unmittelbar erfahrbar<br />
wird. Gleichzeitig sorgen sie für einen freien Blick auf<br />
den Main und das Hafenbecken, für entsprechende Begrünung<br />
und machen Lust zum Verweilen. Spielerisch wird hier<br />
das Element Wasser mit eingebunden, indem so genannte<br />
Regengärten entstehen, in denen das bei Regen anfallende<br />
Wasser in diesen Bereichen versickert wird und diese eine<br />
Möglichkeit eröffnen, das Wasser unmittelbar zu erleben.<br />
An der Innenseite des Hafenbeckens soll ein Weg direkt am<br />
Wasser und Grünflächen zusätzlichen Erholungsraum unmittelbar<br />
am Wasser schaffen.<br />
Optimale Ökobilanz durch ausgewogenes<br />
Energiekonzept<br />
Außerdem haben die Projektentwickler mit einem innovativen<br />
Energiekonzept den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung<br />
von März 2007 über eine klima- und umweltschonende<br />
Stadtentwicklung auf dem Hafengelände umgesetzt<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 37
und sogar übertroffen. „Unsere Ziele sind ein sinnvoller<br />
Umgang mit Energieressourcen und aus ihnen resultiert ein<br />
möglichst geringer CO2-Ausstoß. Dies kann auf unterschiedlichste<br />
Weise erreicht werden“, führt Joachim Böger aus.<br />
Das Energiekonzept setzt einerseits energetische Mindeststandards<br />
für Wohn- und Bürogebäude, andererseits regelt<br />
es den Einsatz von regenerativer, CO2-neutraler Fernwärme<br />
sowie von Öko-Strom. Mit dem Offenbacher Energiedienstleister<br />
EVO sind dazu bereits entsprechende Verträge in sehr<br />
enger Zusammenarbeit, wie Böger lobte, vereinbart.<br />
„Wir wollen nicht nur mit der Freiraumgestaltung, sondern<br />
auch mit unseren Vorgaben für einen nachhaltigen, Klima<br />
schonenden Umgang mit Energie im Gebiet des Offenbacher<br />
Hafens eine Vorreiterrolle einnehmen“, so Böger. Mit dem<br />
Konzept kommen die Hafenentwickler auf einen um etwa<br />
ein Viertel geringeren Primärenergiebedarf als es der auf den<br />
Einsatz von Passivhäuser basierende Stadtverordnetenbeschluss<br />
vorsieht. Für die Wärmeversorgung geschieht dies<br />
durch die Kombination von Fernwärme die mit Biomasse erzeugt<br />
wird, CO2 frei. Böger bekräftigt: „Das neue Stadtviertel<br />
soll beispielhaft sein für andere Stadtentwicklungsprojekte..“<br />
DEGI Research – ImmobilienFOKUS<br />
Zugegeben, die ersten Wohntürme oder besser Wehrtürme<br />
wurden ursprünglich als Schutz vor herumstreuenden Räuberbanden<br />
entwickelt. Sicherheit und Aussicht waren die beiden<br />
Hauptmotive, um darin zu wohnen. Ob diese beiden Motive in<br />
aller Intensität die Jahrhunderte überdauert haben, mag der<br />
Leser beurteilen, noch besser natürlich die heutigen Bewohner<br />
und Investoren von Wohntürmen. Und die sind offensichtlich<br />
beide auf dem Vormarsch. Es vergeht kaum eine städtebauliche<br />
Tagung, auf der nicht diese Wohnform als Konzept der<br />
Zukunft beschrieben wird. Die aktuelle Argumentationslinie ist<br />
dabei die Kombination von „Zurück in die Städte“ und „Nachhaltigkeit“.<br />
In der Tat ist der Faktor Flächenverbrauch in Zeiten<br />
der anhaltenden Suburbanisierung ein wesentlicher Faktor innerhalb<br />
der „Sustainability-Diskussion“: 100 Reihenhäuser im<br />
Umland benötigen eben mehr Grundfläche als die Eroberung<br />
der Höhe in zentraler Lage. Auch die Reurbanisierung ist immer<br />
weniger ein frommer Wunsch der Avantgarde als mittlerweile<br />
messbare Realität. Kurz gefasst: Wenn alle zurück wollen, wird<br />
es eng in der Stadt. Möglicher Ausweg: die Höhe. Regulativ<br />
mit Sicherheit: die Zahlungsbereitschaft des Einzelnen.<br />
Dass es vielleicht auch für institutionelle Immobilieninvestoren<br />
ein Markt zum Diversifizieren sein kann, zeigen erste Beispiele<br />
aus der Fondsbranche. Europäische Investoren engagieren<br />
sich zunehmend in diesem Segment, insbesondere im asiatischen<br />
Raum. Denn dort werden sie auf der Produktebene<br />
fündig. Auch die arabischen Staaten entdecken Wohntürme als<br />
dominante Form der neuen Stadtgestaltung. Bei all diesen außereuropäischen<br />
Standorten - von Shanghai über Dubai nach<br />
New York - liegt der Schwerpunkt immer stärker auf dem „Upperclass“,<br />
wenn nicht gar auf dem Premiumsegment. In Europa<br />
hat sich der Wohnturm bisher kaum durchgesetzt. Trotz mannigfacher<br />
Bekundungen und gar Sicherstellungsmaßnahmen<br />
in Flächennutzungsplänen, eine große Investitionswelle in den<br />
letzten Jahren ist europaweit eher ausgeblieben.<br />
Die Gründe liegen dabei weniger in der technisch möglichen<br />
Dimension als vielmehr in der gesellschaftlichpolitischen:<br />
Baubeginn noch in <strong>2008</strong><br />
Die weiteren Vorlagen konkretisieren die Verträge zur unmittelbaren<br />
Erschließung des 1. Bauabschnittes, dem rund<br />
44.600 qm großen Gebiet des ersten Bauabschnittes im Osten<br />
des Hafengeländes. Die Erschließung ist in drei Stufen<br />
vorgesehen:<br />
1. die äußere Erschließung zur verkehrstechnischen Anbindung<br />
am Carl-Ulrich-Knoten sowie die östliche Nordumfahrung<br />
und den östlichen Nordring,<br />
2. die Erschließung der Grundstücksflächen und<br />
3. die Herstellung der Wege, Plätze und Grünflächen.<br />
Mit dem Beschluss des ‚Erster Erschließungsvertrages’ ist die<br />
SOH zum Baubeginn in <strong>2008</strong> verpflichtet. Die Vorlagen regeln<br />
darüber hinaus auch die Übertragung einzelner Grundstücke<br />
von der Stadt an die SOH, sowie den Umgang mit Folgekosten,<br />
der Pflege der Grünflächen oder Verkehrssicherung<br />
auf dem Gelände des ersten Bauabschnittes. Festgelegt wird<br />
unter anderem auch eine Teilung der Kosten zur Anbindung<br />
des neuen Stadtteils im Rahmen der ersten Erschließungsmaßnahmen.<br />
Wohntürme – auf der Suche nach dem Markt von Morgen<br />
Denn neu ist die Idee der Wohnhochbauten keineswegs, nur<br />
„leiden“ wir aktuell noch immer an der letzten Welle der Wohnhochbauten<br />
der 60/70er Jahre. Im wohnwirtschaftlichen Bau<br />
stehen Hochhäuser eben nicht nur als Synonym für aufstrebende<br />
Metropolen, Prosperität oder „american way of life“.<br />
Gerade durch den eher „untraditionellen“ und industriell vorgefertigten<br />
Bau von Großwohnsiedlungen fallen Assoziationen<br />
wie soziale Verelendung, Anonymität, Kriminalität – oder immobilienbezogen<br />
ausgedrückt: Sozialghettos, Wohnmaschinen<br />
und Betonburgen. In vielen Ländern stehen diese Objektstrukturen,<br />
sei es als Banlieues in Frankreich oder in Form von<br />
Großwohnsiedlungen wie in Köln-Chorweiler in Deutschland.<br />
Populistisch überzeichnet sind dies heute alles soziale Brennpunkte<br />
und nicht zuletzt eine Ursache für die Zurückhaltung<br />
von Investoren, in den Hochwohnungsbau zu investieren. Hinzu<br />
kommt der eigentliche Marktpreismechanismus, der belegt,<br />
dass mit der Höhe der Büroturm eben einen höheren Cashflow<br />
generiert als ein Wohnturm. Die wenigen wohnwirtschaftlich<br />
genutzten Neubau-Beispiele in zentraler Lage positionieren<br />
sich deshalb fast ausschließlich im höheren Preissegment.<br />
Existiert also doch ein (Nischen-)Markt? Oder ist es nur eine<br />
Diskussion der Vorurteile? Aus Sicht sich nachhaltig engagierender<br />
Investoren ist der Wohnturm eine der wenigen Möglichkeiten,<br />
Städte zukünftig urbaner zu gestalten und den<br />
Konsumenten, welche diesen Wohnwunsch äußern, entgegenzukommen.<br />
Wie verhält es sich aktuell mit dem Bauen in<br />
die Höhe in Deutschland? Welche Vorteile hat es und wie kann<br />
man mit ihm neuen städtischen Problemen entgegentreten?<br />
Warum gibt es in Deutschland und Europa wenige Investoren<br />
für Wohntürme? Kurzum: Haben sie eine Chance, sich auf<br />
dem deutschen und europäischen Markt zu positionieren?<br />
Städtebauliche und raumplanerische Rahmenbedingungen<br />
für Wohntürme in Deutschland<br />
Hochhäuser beeindrucken wegen ihrer Größe und spiegeln<br />
seit mehr als hundert Jahren Modernität bzw. einen gewissen<br />
38 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Zeitgeist wider, insbesondere in aufstrebenden Metropolen.<br />
Die Geschichte des Hochhausbaus resultiert einerseits aus<br />
(bau-)technischem und technologischem Fortschritt (z. B.<br />
Stahlskelettbau, feuerfestere Baustoffe, elektrische Aufzugsanlagen).<br />
Andererseits liegt ihr Ursprung in der Knappheit an<br />
Boden, die sich in Form steigender Grundstückspreise ausdrückte:<br />
Um rentabel zu wirtschaften, begannen Grundstückseigner,<br />
ihre Grundfläche maximal zu nutzen – was bedeutete,<br />
höher zu bauen. Amerika war weltweit der Vorreiter im<br />
Hochhausbau (Chicago 1885: Home Insurance Building mit<br />
10 Etagen); in Deutschland wurde diese Art der Gebäudekonstruktion<br />
erst in den 20er Jahren diskutiert und u. a. aufgrund<br />
der Weltwirtschaftskrise kaum bzw. erst viel später umgesetzt<br />
(z. B. Stuttgart 1928: Tagblatt-Turm mit 16 Etagen).<br />
Den ersten Bauboom erlebten Hochhäuser in Deutschland<br />
erst in den 60er Jahren. Auch er rekrutiert sich aus der Platzknappheit<br />
bzw. hohen Grundstückspreisen einerseits sowie<br />
„neuen baulichen Idealen“ andererseits. Im gewerblichen Bau<br />
gehörten zu den weiteren Motiven die räumliche Konzentration<br />
von Firmen und Institutionen unter einem Dach. Deshalb<br />
folgte aus der „industriellen Schlichtheit“ der Hochbauweise<br />
seit Beginn der 80er Jahre eine Betonung der Architektur als<br />
Ausdruck der Corporate Identity, nicht zuletzt in Form sogenannter<br />
Skyscraper.<br />
Im wohnwirtschaftlichen Bau sind Hochhäuser eher nachteilig<br />
besetzt. Gerade der Begriff Wohnturm wurde früher mit<br />
den oft eher negativ-behafteten Hochhaussiedlungen sozialer<br />
Wohnbauprogramme in Verbindung gebracht. Für das<br />
Ost und West übergreifende Schema einer architektonischen<br />
und gesellschaftlichen Alternative zur traditionellen Stadt<br />
standen die damals gerühmten Großsiedlungsprojekte 1 , die<br />
nicht gerade für den Inbegriff der Wohnwelten der Zukunft<br />
stehen – waren sie aber doch einst dafür konzipiert, solche<br />
zu sein.<br />
Neue Großsiedlungen entstehen schon lange nicht mehr –<br />
einhergehend mit der Suburbanisierungswelle ab den 80er<br />
Jahren wurden neue Lebenswelten in peripherer Lage der<br />
Städte in Form sogenannter Neubaugebiete (mit überwiegendem<br />
Einfamilienhausbau) erschlossen. Durch fi skalische<br />
und wohnungspolitische Rahmenbedingungen (u. a. Wegfall<br />
der Wohnungsbauprämie und der umstrittenen Pendlerpauschale)<br />
sowie mit einem zunehmenden Bewusstsein für den<br />
nachhaltigen Wohnungs- und Städtebau (Reduzierung der<br />
Flächeninanspruchnahme²) wird die Stadt wieder attraktiv.<br />
Maßnahmen wie Innenverdichtung, Revitalisierung und Sanierung<br />
liegen im städtebaulichen und politischen Trend.<br />
Nicht zuletzt deshalb erfährt der Begriff des Wohnturms<br />
gegenwärtig einen funktionalen Wandel – sowohl aufgrund<br />
des Nach haltigkeitsaspektes als auch aufgrund eines neuen<br />
Images zum höherwertigen und exklusiven Wohnen.<br />
Insbesondere im Ausland und unabhängig von der demographischen<br />
Situation gibt es sie doch: Die Wohntürme, die<br />
attraktiv und imageträchtig sind. In innerstädtischen Lagen<br />
werden hohe Quadratmeterpreise und Spitzenmieten erzielt,<br />
insbesondere in Bezug auf „Penthouses“. Die zeitgenössische<br />
„Leichtigkeit“ des Hochhausbaus gilt als trendy und<br />
avantgardistisch; die Architektur hat sich deutlich von dem<br />
Stil der 60er-80er Jahre entfernt.<br />
Doch sind die Städte tatsächlich wieder die Gewinner, wie<br />
die Reurbanisierungsthese behauptet, und ist der Zug „ins<br />
Grüne“ gestoppt? Deutschland steht zweifelsohne vor einem<br />
Umbruch in der Stadtentwicklung und Raumplanung, seit die<br />
Wanderungsbewegungen der Bevölkerung und die Alterung<br />
der Gesellschaft unübersehbare Probleme in vielen Städten<br />
und Regionen geschaffen haben. Das schlägt sich auch auf<br />
den Wohnimmobilienmarkt nieder, der eine Anpassung oder<br />
Neuorientierung für den Umgang mit der sich weiter ausdifferenzierenden<br />
räumlichen und soziokulturellen Entwicklung<br />
erfordert.<br />
Wohntürme in Deutschland<br />
Im Hinblick auf Kapital-, Instandhaltungs- und Bedienungskosten<br />
sowie Energieverbrauch kommt dichtere Bebauung<br />
insgesamt günstiger und nachhaltiger zu stehen. Auch vor<br />
dem Hintergrund, dass eine geringe Wohndichte als Prestigesymbol<br />
von besser verdienenden Einkommensgruppen<br />
angestrebt wird und daher auch gut vermarktbar ist, erweist<br />
sich in interkultureller Perspektive die Dichte als weitgehend<br />
von städtebaulichen Leitbildern beeinflusste Kategorie, die<br />
überdies von Normen der Stadtplanung und gesellschaftspolitischen<br />
Prinzipien der Wohnungswirtschaft von den Maximen<br />
des politischen Systems abhängig ist 3 .<br />
Das schlechte Image der Hochhaussiedlungen der 60er und<br />
70er Jahre belastet die Diskussion über Wohnhochhäuser in<br />
Deutschland bis heute. Neben den Projekten Stadtumbau<br />
„Ost“ (u. a. Rückbau, Sanierung, Abriss) und „West“ (z. B.<br />
qualitative Aufwertung vereinzelter Großwohnsiedlung) gibt<br />
es zahlreiche andere Revitalisierungsvorhaben, die das Wohnen<br />
im Hochhaus wieder attraktiv machen sollen (z. B. „Sonnenring“<br />
in Frankfurt, das über Jahre ein Image gewonnen<br />
hat; „Mitscherlich-Haus“ in Frankfurt, das energetisch saniert<br />
und mit Service-Dienstleistungen versehen wird).<br />
Darüber hinaus gibt es hierzulande besonders in den großstädtischen<br />
Agglomerationen verschiedene Projekte zur Errichtung<br />
von neuen Wohntürmen (allerdings sprechen einige<br />
Projektentwickler schon ab 8 Stockwerken vom Wohnturm).<br />
In der Regel handelt es sich dabei um „Einzelvorhaben“ in<br />
exponierter und relativ zentraler Lage, wie z. B. am Wasser.<br />
Fast jede größere Stadt, die einen Zugang zum Fluss hat,<br />
kann unter den vielfältigen Revitalisierungsmaßnahmen sogenannte<br />
Waterfront-Projekte vorweisen 5 . In Verbindung mit<br />
dem Bewusstsein von Erlebnis und Lebensqualität erfahren<br />
diese Lagen sowohl als Wohn- als auch als Bürostandort seit<br />
Ende des letzten Jahrtausends eine starke Aufwertung.<br />
Die Immobilienbranche entdeckt den Wohnturm als „gehobenes<br />
Nischenprodukt“. Oft mangelt es in den großen Wirtschaftszentren<br />
an geeignetem Wohnraumangebot für gehobenes<br />
Klientel, wie z. B. in Berlin (dort fangen vermehrt<br />
sogenannte „Townhouses“ oder auch „Boardinghäuser“ die<br />
Nachfrage nach höherwertigen Innenstadtlagen ab). In Frankfurt<br />
wird der Markt zukünftig mit gleich vier Wohntürmen von<br />
ca. 60 m Höhe und mehr bereichert, wobei hier einerseits<br />
mit einem preislichen Quantensprung zu rechnen ist, der<br />
andererseits mit bis zu 10.000 Euro pro m² im innereuropäischen<br />
Vergleich noch relativ niedrig ausfällt. Frankfurt hält<br />
mit diesen Projekten bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal,<br />
da die Stadt als Finanzstandort ohnehin die einzige Skyline<br />
aufweist.<br />
Der geforderte Preissprung in Bezug auf die Wohnturm-<br />
Projekte ist nicht nur aufgrund des relativ hohen Mietpreisniveaus<br />
bzw. Cash-flows für Büroflächen erforderlich – ohne<br />
die Einbeziehung einer weltberühmten Architekten- oder<br />
Designermarke ist er jedoch auch nicht zu erreichen. Teure<br />
Apartments in hohen Häusern lassen sich am besten in Verbindung<br />
mit einem architektonischen Label vermarkten. Das<br />
urbane Wohnen erlebt also auch in Form des Wohnturms eine<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 39
Renaissance zeitgemäßer Architektur. Anders als in Deutschland<br />
stellt sich die Situation und das Image der Wohntürme<br />
im globalen Kontext dar.<br />
Internationaler Blickwinkel – Beispiele für die<br />
Akzeptanz und Möglichkeiten von Wohntürmen<br />
Durch die demographische Verteilung und sozio-kulturelle<br />
Entwicklung in Deutschland ist ein hochverdichtetes Wohnen<br />
im Gegensatz zu internationalen Metropolen und Megacities<br />
wie Tokio, London oder New York nicht zwangsläufig<br />
notwendig. Hierfür sind die Bevölkerungsdichtezahlen bei<br />
weitem nicht ausreichend und selbst in Berlin, Hamburg oder<br />
München lassen sich entweder innenstadtnahe aufgelockerte<br />
Siedlungsplätze fi nden oder die Anreise aus dem suburbanen<br />
Raum ist vergleichsweise schnell bewerkstelligt. In Hongkong<br />
leben beispielsweise so viele Menschen auf einem Quadratmeter,<br />
dass im Vergleich die ganze deutsche Bevölkerung<br />
auf der Fläche Berlins unterkäme. Die sogenannte Landflucht<br />
(Land-Stadt-Wanderungen) betrifft vor allem Schwellen- und<br />
Entwicklungsländer, wo es zu einem hohen Verstädterungsgrad<br />
bzw. zur problembehafteten Metropolisierung kommt.<br />
Der Blick ins Ausland zeigt, dass die Renaissance des<br />
Wohnhochhauses von einer zunehmenden Nachfrage im<br />
Luxus-Segment verursacht wird. Oft werden Wohntürme mit<br />
Fünf-Sterne-Hotels kombiniert (z. B. beim Beetham Tower<br />
in Manchester oder beim Burj Dubai). In New York gibt es<br />
gegenwärtig ein regelrechtes Wohnhochhaus-Fieber. Neueren<br />
Datums sind ebenso Projekte im europäischen Ausland,<br />
wie beispielsweise in Holland (u. a. Das Montevideo in Rotterdam)<br />
oder in Großbritannien. Sowohl im europäischen als<br />
auch im außereuropäischen Ausland gibt es eine Vielzahl von<br />
Beispielen, die die Akzeptanz und das Ansehen des Wohnens<br />
in Wohntürmen zeigen.<br />
Im arabischen Raum stehen die Emirate am Persischen Golf<br />
für einen anhaltenden Immobilienboom, der sich u. a. in der<br />
Errichtung zahlreicher Wohntürme manifestiert. Hier ist besonders<br />
Dubai zu nennen, das zur Zeit vor allem mit dem Bau<br />
des höchsten Gebäude der Welt besticht („Burj Dubai“ mit<br />
643 m – endgültige Höhe ist unbekannt). Dabei unterscheidet<br />
sich Dubai deutlich von anderen Städten: Wohnwirtschaftlich<br />
genutzte Neubauprojekte werden vorrangig für sehr kaufkräftige<br />
Investoren vorgesehen und oft schon vor Bauabschluss<br />
mit hohen Renditen weiterveräußert oder direkt als Investmentobjekt<br />
in Fonds aufgenommen.<br />
Voraussetzungen für die (globale) Etablierung von Wohntürmen<br />
ist nicht zuletzt eine Vielzahl unterschiedlichster Serviceleistungen.<br />
Hier steht besonders die Sicherheit im Vordergrund.<br />
Sogenannte Concierges bzw. Doorman-Konzepte<br />
gibt es vor allem in den Wohntürmen der Vereinigten Staaten.<br />
Spanien steht als herkömmliches Beispiel für bewachtes<br />
Wohnen in Europa: Dass in vielen Gebäuden die Eingangssituation<br />
von Porteros überbewacht wird, ist dort nicht nur bei<br />
gehobenem Mietniveau bekannt. Damit avancieren Wohntürme<br />
auch zu einer Form von „Gated Communities“6,dessen<br />
Art des Wohnens in Deutschland bislang nur vereinzelt umgesetzt<br />
wird (z. B. im Sony-Center, Berlin).<br />
Fazit<br />
Das moderne und attraktive mehrgeschossige Wohngebäude<br />
zeigt eine erfolgreiche Revitalisierung und eine neue Form<br />
des urbanen Wohnens: Der Wohnturm steht weltweit vielmehr<br />
als exponiertes und qualitatives Symbol von prosperierenden<br />
Großstädten und weniger als Symbol für häufig kritisierte soziale<br />
oder entwicklungspolitische Entwicklungen im quantitativen<br />
Maßstab. Gerade in den großen Megacitys der Schwellen-<br />
und Entwicklungsländer gibt es genug Beispiele für<br />
negativ-behaftetes, hochverdichtetes Wohnen 7 . Abgesehen<br />
von Dubai (wo ein hochwertiges Projekt nach dem anderen<br />
entsteht) ist der exklusive Wohnturm in ausländischen Metropolen<br />
- wenn auch vermehrt als in Deutschland - ebenfalls<br />
als hochwertiges Nischensegment zu betrachten.<br />
In Deutschland haben die wenigen Wohntürme aktuell eine<br />
große Affinität zu Wasser, runden den Trend zum citynahen<br />
Wohnen ab bzw. verleihen der Stadtentwicklung neue Impulse.<br />
Gerade in Hinblick auf die Reurbanisierung und die Attraktivität<br />
des zentralen Wohnens spricht grundsätzlich vieles<br />
für neue Wohntürme. In exponierter Lage lassen sich so bei<br />
geringem Flächenverbrauch Top-Objekte errichten, die eine<br />
im Flächenumsatz bemessene hohe Rendite erbringen können.<br />
Die Kauf- und Mietpreise gestalten sich in der Regel sehr<br />
objektbezogen und sind weitestgehend vom Makrostandort<br />
abgekoppelt.<br />
Trotz dieser optimistischen Einschätzung in einem Premiumsegment<br />
sehen wir aber keine Marktvoraussetzungen, die<br />
gegenwärtig in Deutschland zwingend einen Wohnhochhaus-<br />
Boom auslösen sollten – trotz stagnativer Bevölkerungszahlen<br />
bei gleichzeitigem Anstieg der Anzahl der Haushalte. So ist<br />
nicht zu erwarten, dass sich die Städtebilder in absehbarer<br />
Zeit in Form einer neuen „Wohnturm-Skyline“ verändern -<br />
hierfür ist sowohl die Nachfragerstruktur zu eng, als auch das<br />
einzugehende Risiko keine marktgerechte Bewertung fi ndet.<br />
Frankfurt und Hamburg nehmen deutschlandweit, wenn<br />
auch als Nischenprodukt des gehobenen Wohnens, in Bezug<br />
auf den urbanen Wohnturm eine Vorreiterrolle ein – sowohl<br />
in Form eines gewissen Nachfragepotenzials als auch<br />
hinsichtlich der bislang projektierten Hochbauweise. Der<br />
suburbane Raum verliert weiter an Attraktivität, gerade für<br />
(ältere) Menschen, die das zentrale Wohnen neu entdecken<br />
wollen. Wohntürme können hier die nächste Stufe darstellen;<br />
sowohl als interessante Wohnlösung in der Nachnutzung vorhandener<br />
Bestände als auch in Form moderner Projekte mit<br />
hochwertigen Apartments und exklusiven Penthouses, die<br />
vor allem eines haben: einen einmaligen Ausblick, nicht nur<br />
in die Zukunft des Wohnens.<br />
Anmerkungen:<br />
1) Unter dem städtebaulichen Gebietstyp der Großwohnsiedlungen werden<br />
solche Teilräume verstanden, die eine Größe von mehr als 1.000 Wohnungen<br />
haben, nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden sind und auf einheitlichen<br />
Städtebaukonzepten basieren (vgl. B. Breuer 1997).<br />
2) Im Förderschwerpunkt „Forschung für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />
und ein nachhaltiges Flächenmanagement“ (REFINA) des<br />
Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird das Thema<br />
Flächenversiegelung aufgegriffen. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten<br />
steht die Entwicklung von Lösungen für einen effizienten Umgang mit Grund<br />
und Boden<br />
3) vgl. Lichtenberger 1989.<br />
4) Bsp. aus den USA zeigen, dass die Bewohner ihre Immobilie im Grunde<br />
nicht mehr verlassen müssen, weil sie alles Wesentliche beinhalten. Älteren<br />
Haushalten bescheinigt man hierzulande einen großen Nachholeffekt auf<br />
dem Wohnungsmarkt.<br />
5) Der Zusammenbruch der Werftindustrie oder Standortverlagerungen ganzer<br />
Wirtschaftszweige waren die auslösenden Faktoren einer Veränderung der<br />
traditionellen, innenstadtnahen Hafenanlagen.<br />
6) Dieser Begriff beschreibt ein durch Sicherheitsdienste und spezielle Maßnahmen<br />
geschütztes privates Wohnen, oft in bevorzugten Wohnanlagen;<br />
freier Zugang bleibt nur den Anwohnern vorbehalten.<br />
7) Siehe illegale und semilegale Viertel in den großen Megacities von Entwicklungsländern.<br />
Im Schwellenland China hatten in den 80er Jahren die<br />
Stadtbewohner lediglich 5 m² Wohnfläche zur Verfügung; heute sind es im<br />
Durchschnitt bereits 26. In Deutschland beträgt der durchschnittliche Wohnfl<br />
ächenverbrauch ca. 42 m².<br />
40 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
1.000 Standorte managen<br />
Durch die Einführung eines CAFM-Systems konnte in Dresden<br />
im Bereich Flächen- und Raumverwaltung ein effizientes<br />
Kosten- und Leistungs-Management etabliert werden.<br />
Die sächsische Landeshauptstadt Dresden entschied sich<br />
für die Anschaffung einer Computer-Aided-Management-<br />
Lösung (CAFM), um sämtliche Liegenschaften und Gebäude<br />
der Stadt zu managen. Das Unternehmen iCon führte die<br />
Standard-Software IMSware der Firma IMS.kom in Dresden<br />
ein. Den städtischen Verantwortlichen war es wichtig, dass<br />
das CAFM –System mit den speziellen Anforderungen der<br />
Stadt zu wachsen vermag und sich dabei an die individuellen<br />
Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen der Fachbereiche<br />
anpassen lässt. Das Projekt startete mi9t einem Kick-Off-<br />
Workshop. In einem Projektjournal wurden Bezeichnungen,<br />
Systemstruktur und Inhalt von Katalogen dokumentiert. Einzelne<br />
Prozesse wurden systematisch konkretisiert, um sie<br />
in der Software entsprechend abbilden zu können. Der genaue<br />
Einführungszeitplan wurde festgelegt, Teilziele definiert<br />
und Prioritäten vereinbart. Zeitgleich erfolgte die Begehung<br />
und CAD-Erfassung von etwa 25 Verwaltungsgebäuden mit<br />
einem Aufmaß von rund 80.000 Quadratmetern.<br />
Die erfassten Daten dienten als Grundlage für gezielte Auswertungen.<br />
So sind etwa Optimierungspotenziale bei der<br />
Flächen- und Raumverwaltung erkennbar. Das CAFM-System<br />
macht auf diesem Gebiet ein effizientes Kosten- und<br />
Leistungs-Management möglich.<br />
Höhere Energieeffizienz in öffentlichen Liegenschaften<br />
Energiespar-Contracting entlastet öffentliche Haushalte<br />
Von Wolfgang Schmid*<br />
Der Bund will künftig mit Hilfe der Deutschen Energieagentur<br />
„dena“ das Energieeffizienz-Contracting stärker<br />
forcieren. Erfahrungen mit Energiespar-Contracting in<br />
30 Bundesliegenschaften zeigen jedoch, dass bei den<br />
Bauverwaltungen noch eine gewisse Skepsis gegenüber<br />
Drittfinanzierungen besteht. Ein Grund sind die meist<br />
unklaren Vorstellungen. Die dena will deshalb ihr Beratungsangebot<br />
im Rahmen der „Contracting-Offensive für<br />
öffentliche Liegenschaften“ erweitern. Wichtigstes Ziel<br />
künftiger Contracting-Projekte sei eine umfassendere<br />
bereichsübergreifende Kommunikation, die alle betroffene<br />
Dienststellen mit einbeziehen soll.<br />
Im Zeitraum von <strong>2008</strong> bis 2012 sollen in Deutschland die CO2-<br />
Emissionen gegenüber dem Stand im Jahr 1990 um rund 21<br />
Prozent gesenkt werden. Die Bundesregierung hat sich im Nationalen<br />
Klimaschutzprogramm dazu verpflichtet. Aufgerufen<br />
sind sowohl private Haushalte, gewerbliche Unternehmen, die<br />
Industrie, die Verwaltungen der Bundesliegenschaften wie auch<br />
Länder, Städte und Gemeinden. Eigentlich müsste die öffentliche<br />
Hand bei der Umsetzung der hohen Klimaschutzziele eine<br />
Vorbildfunktion übernehmen, doch gerade dort ist die Haushaltslage<br />
so angespannt, dass oft nur noch Mängel verwaltet<br />
werden. Alternative Finanzierungsformen wie Public-Private-<br />
Partnership (PPP) und Energiespar-Contracting könnten die Finanzierungslücke<br />
füllen. Sie finden inzwischen mehr und mehr<br />
DieAbgrenzungenzwischeneinzelnenLeistungsbeziehernlassen<br />
sich deutlich ziehen, Leerstände aufdecken und Verbräuche verursachergerecht<br />
zuordnen. Einzelne Bereiche können als Grafik<br />
auf den Bildschirm geholt und Daten wie Nutzungsart, Abteilung<br />
und Raumnummer abgerufen werden. Insgesamt will die Stadt<br />
Dresden mittels Software-Unterstützung circa 1.000 Standorte<br />
effizient managen. IMSware stellt in Dresden keineswegs eine<br />
Insellösung dar, sondern ist vollkommen in die bestehende EDV-<br />
Landschaft integriert. Für alle finanztechnischen Vorgänge wird<br />
eine Schnittstelle zu SAP R/3 realisiert. Weitere Schnittstellen<br />
zum kommunalen Informationssystem KIS sowie zur Organisationsdatenbank<br />
DBORG werden aktuell umgesetzt.<br />
Wichtig ist der Stadtverwaltung das Thema Umzugs-Management.<br />
Dank der grafischen Stärken des CAFM-Systems sollen<br />
künftig alle möglichen Belegungs- und Umzugsvarianten am<br />
Bildschirm simuliert und geplant werden. Ausstattungsanforderungen<br />
und Platzbedarf nach DIN sollen dabei automatisch berücksichtigt<br />
werden. So sollen komplette Belegungspläne entstehen,<br />
inklusive Personal- und Inventarlisten. Zurzeit wird das<br />
Thema Reinigung informationstechnisch unterstützt. Mit Hilfe<br />
des entsprechenden CAFM-Moduls lassen sich von der Reinigungsflächenermittlung<br />
über Ausschreibung und Vergabe bis<br />
hin zur Reklamationsabwicklung sämtliche Prozesse steuern.<br />
Geplant ist, dass etwa 100 Anwender über alle Fachbereiche<br />
hinweg die Software nutzen. Nach und nach soll IMSware in<br />
der Stadtverwaltung Dresden für die gesamte Bandbreite des<br />
CAFM zum Einsatz kommen.<br />
Zuspruch auch bei der öffentlichen Hand, jedoch bei weitem<br />
nicht in dem Maße, wie es vom Gesetzgeber gewünscht ist.<br />
Pilotprojekt „Contracting in Bundesliegenschaften“<br />
Um die Skepsis gegenüber der für die öffentlichen Haushalte<br />
neuartigen Drittfinanzierung abzubauen sowie mögliche<br />
Schwachstellen bei Ausschreibungen, Vergabe und Vertragswesen<br />
aufzudecken, hat die Bundesregierung bereits im Jahr<br />
2002 die Deutsche Energie Agentur – dena – mit dem Pilotprojekt<br />
„Energieeffizienz-Contracting in Liegenschaften des<br />
Bundes“ beauftragt. In der Koalitionsvereinbarung vom 11.<br />
November 2005 wurde die Absicht nochmals bestätigt, das<br />
Instrument „Contracting“ bei der Energieeffizienzoffensive<br />
des Bundes verstärkt einzusetzen.<br />
Bis November 2007 wurden im Rahmen des Pilotprojektes für<br />
30 Bundesliegenschaften Verträge über die energetische Sanierung<br />
im Rahmen von Energiespar-Contracting geschlossen.<br />
Sie repräsentieren jährliche Energiekosten von rund 10,9 Mio.<br />
Euro. Die aus den Energieeinsparungen finanzierten Sanierungs-,<br />
Modernisierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen<br />
bewirken verbindliche Energiekostensenkungen von 32 Prozent<br />
bzw. CO2-Minderungen in ähnlicher Größenordnung. Mehr<br />
noch: Von den eingesparten Energiekosten in Höhe von etwa<br />
3,5 Millionen Euro erhalten die Bundesverwaltungen jährlich<br />
655.000 Euro an Auszahlungen zur Entlastung ihrer Haushalte.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 41
Contracting-Offensive für öffentliche Liegenschaften<br />
Die Contracting-Erfahrungen mit den Bundesliegenschaften<br />
stehen seit 2004 im Rahmen der von der dena initiierten<br />
„Contracting-Offensive für öffentliche Liegenschaften“ auch<br />
Städten und Gemeinden zur Verfügung. Neben gezielten<br />
Publikationen, Veranstaltungen und der Internet-Plattform<br />
„www.contracting-offensive.de“ bietet die dena den Bauverwaltungen<br />
eine Erstinformation und Initialberatung an. Diese<br />
schließt auch die Unterstützung bei Ausschreibungen und die<br />
Kontaktvermittlung an ein Beraternetzwerk mit ein.<br />
Dass trotz langjährigen Erfahrungen mit dem Sanierungsund<br />
Finanzierungsmodell Energiespar-Contracting weiterhin<br />
Aufklärung und Unterstützung notwendig ist, zeigt eine<br />
telefonische Befragung der Teilnehmer des dena-Projektes<br />
„Contracting in Bundesliegenschaften“, die von der Prognos<br />
AG im Auftrag der dena Anfang 2007 durchgeführt wurde.<br />
Allgemeiner Tenor: Ohne die dena-Initiative wären die Projekte<br />
nicht zustande gekommen, das heißt, ohne Anschub<br />
von Außen wäre es bei den meisten Bundesbauten wohl bei<br />
der „Mängelverwaltung“ geblieben. Obwohl in Deutschland<br />
bereits mehr als zehn Jahre Erfahrung mit Contracting vorliegt,<br />
wird es immer noch als neuartiges Arbeitsgebiet eingeschätzt,<br />
in manchen Bauverwaltungen ist es sogar noch<br />
unbekannt.<br />
Ein weiteres Ergebnis: Aufgrund fehlender Erfahrungen in den<br />
Projekt- und Fachabteilungen der Behörden wird der Aufwand<br />
eines Energiespar-Contracting-Projektes meist unterschätzt.<br />
Als wichtige Maßnahme wird von fast allen Befragten<br />
eine umfassendere, bereichsübergreifende Kommunikation<br />
gewünscht, die alle betroffenen Dienststellen mit einbezieht.<br />
Viele Barrieren bei der Erschließung von Contracting-<br />
Projekten sind offensichtlich auf Unkenntnis und das Gefühl<br />
mancher Mitarbeiter des „Übergangenwerdens“ zurückzuführen.<br />
Allgemein sei der Kenntnisstand und damit auch die<br />
Akzeptanz von Energiespar-Contracting in den Projektabteilungen<br />
höher als in den Fachabteilungen und bei den Betreuern<br />
der Liegenschaften. Die Akzeptanzprobleme gehen meist<br />
einher mit unklaren Vorstellungen der Betroffenen hinsichtlich<br />
der Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Beschneidung von<br />
Zuständigkeiten.<br />
Was macht die Expo Real aus Ihrer Sicht so erfolgreich?<br />
Michael Barth: „Die Expo Real ist eine weit über die Grenzen<br />
Europas hinausreichende wichtige und dabei zentrale Immobilienmesse.<br />
Dort tummelt sich alles, was in der Immobilienbranche<br />
Rang und Namen hat – egal ob Objektentwickler,<br />
Makler, Vermieter oder Mieter. Insbesondere unter Networking-Gesichtspunkten<br />
bietet die Expo Real eine interessante<br />
Plattform, um sich mit anderen Teilnehmern des Immobilien-,<br />
Investitions- und Finanzierungsmarktes auszutauschen und<br />
Trends abzulesen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen.“<br />
Welche Trends sehen Sie im aktuellen Büromarkt?<br />
Michael Barth: „Wir verspüren im Markt der Büroimmobilien<br />
vor allem drei aktuelle Trends.<br />
Erstens: Die Arbeitswelt unterliegt durch den technologischen<br />
Fortschritt einer zunehmenden Mobilisierung. Das ist nicht<br />
neu. Neu dabei ist allerdings, dass der einst so trendige Ar-<br />
Durch eine enge Einbindung von Behördenmitarbeitern in die<br />
ungewohnten Arbeitsprozesse der Contractoren könne jedoch<br />
die Akzeptanz gegenüber dem Projekt ganz wesentlich<br />
verbessert werden, so ein Ergebnis der Umfrage. Sehr positiv<br />
wurde die menschliche und fachliche Kompetenz der Mitarbeiter<br />
der Contracting-Unternehmen beurteilt.<br />
Interessant ist die unterschiedliche Sichtweise, welche Energieeinsparmaßnahmen<br />
wirtschaftlich sinnvoll sind und wie<br />
man den hohen Effizienzstandard weiterhin hält. So wurden<br />
einige der von den Contractoren definierten Energiespar-Maßnahmen<br />
vom Personal der Bauabteilungen zunächst als „nicht<br />
durchsetzbar“ deklariert. Noch immer gelten viele Energieeffizienz-Technologien,<br />
aber auch das Energie-Controlling mittels<br />
Gebäudeautomation per se, in diesen Kreisen als Neuland.<br />
Prognos-Mitarbeiter interpretieren diese Erkenntnis dahingehend,<br />
dass die herausragende Stärke von Contracting in der<br />
konsequenten prozessorientierten Umsetzung liegt, mehr noch<br />
als in innovativen Lösungen. Grundsätzlich würden alle Befragten<br />
wieder an einem Contracting-Projekt teilnehmen und<br />
auch den Weg über ein externes Contracting-Unternehmen<br />
gehen. Allgemein beurteilen die Befragten heute ihre Einstellung<br />
gegenüber dem Finanzierungs- und Modernisierungsmodell<br />
Energiespar-Contracting positiver, oftmals mit der Begründung,<br />
dass sie zuvor keine ausreichenden Kenntnisse hatten,<br />
wie Energiespar-Contracting in der Praxis funktioniert.<br />
42 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />
Fazit<br />
Die Akzeptanz von Energiespar-Contracting hat viel mit Wissen,<br />
Motivation und Kommunikation zu tun. Widerstände<br />
kommen oft aus Personenkreisen und Bereichen, die sich<br />
schlecht informiert oder übergangen fühlen. Durch eine bessere<br />
Kommunikation können die häufig unterschwelligen Befürchtungen<br />
von Kompetenz- und Arbeitsplatzverlust abgebaut<br />
werden. Neben dem eigentlichen Ziel, Energie, Kosten<br />
und CO2 durch Energieeffizienz-Technologien einzusparen,<br />
liegt die Stärke des Energiespar-Contracting in der prozessorientierten<br />
Arbeitsweise und einer effizienten Umsetzung. Von<br />
Behördenmitarbeitern lange Jahre oft als „nicht umsetzbar“<br />
erachtete Maßnahmen werden von den externen Energieprofi<br />
s unvoreingenommen angegangen und deshalb eher akzeptiert<br />
als Vorschläge aus dem eigenen Behördenumfeld.<br />
Expo Real und der Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland und weltweit<br />
5 Fragen an Michael Barth, Regional General Manager Germany, Nordics & Ireland von Regus<br />
beitsnomade, der im Café, am Flughafen oder unterwegs mit<br />
seinem Laptop auf den Knien wichtige und auch vertrauliche<br />
Geschäfte führen musste, sich heute lieber in eine professionelle<br />
und sichere Arbeitsumgebung wie ein Business Center<br />
oder eine Business Lounge zurückzieht.<br />
Der zweite Trend schließt sich an die Mobilisierung der Arbeitswelt<br />
an: Viele Firmenbüros stehen oft tagelang ungenutzt<br />
leer. Und der teuerste Quadratmeter ist immer noch der,<br />
der gezahlt, aber nicht genutzt wird. Hinzu kommt ein ökologischer<br />
Druck durch steigende Rohstoffpreise und Klimawandel.<br />
Auch diese bringen Unternehmen zunehmend dazu,<br />
auf fl exiblere ausgelagerte Bürolösungen umzusteigen, bei<br />
denen nach Nutzung gezahlt wird.<br />
Und letzlich merken wir, dass Firmen sich wieder trauen, neue<br />
Standorte zu eröffnen - auch in Deutschland. Und wir merken<br />
dabei, dass sie im Vergleich zu ähnlich starken Konjunkturphasen<br />
der Vergangenheit vorsichtiger geworden sind – mög-
licherweise auch beeinflusst durch die US-Immobilienkrise.<br />
Sie zögern, langfristige Mietverträge einzugehen und wählen<br />
eine kostentransparente und fl exible On-Demand-Lösung.<br />
All diese Trends spielen uns als Business-Center-Anbieter natürlich<br />
in die Hände.“<br />
Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Besuch<br />
der Expo Real <strong>2008</strong>?<br />
Michael Barth: „Regus ist ein stark expandierendes Unternehmen.<br />
In Europa stehen für <strong>2008</strong> rund 20 Regus-Centereröffnungen<br />
auf dem Plan, in Frankreich, Niederlande, Belgien,<br />
Österreich, Schweiz, Ungarn, Rumänien, Italien, Malta und<br />
natürlich Deutschland. Erst im Juni dieses Jahres haben wir<br />
einen Wettbewerber in München übernommen. Wir planen<br />
weiterhin zu wachsen – sowohl durch Übernahmen als auch<br />
die Eröffnung neuer Center. Unsere Strategie basiert dabei auf<br />
zwei Standbeinen: Einerseits schauen wir uns in Städten um,<br />
in denen wir bereits gut vertreten sind, aber das Geschäft z.B.<br />
in Standtrandgebieten erweitern wollen. Andererseits wollen<br />
wir neue Städte und Regionen erschließen, in denen wir bisher<br />
noch gar nicht präsent sind. Dabei haben wir vor allem die<br />
neuen Bundesländer im Visier, z.B. Leizig und Dresden, wo wir<br />
momentan auf der Suche nach geeigneten Standorten sind.<br />
Die Expo Real ist eine geeignete Plattform, die Angebote in den<br />
einzelnen Regionen zu sondieren und Gespräche zu führen.“<br />
Sie haben kürzlich auch die Verantwortung der Region<br />
Nordics & Ireland übernommen. Wie ist die Situation dort<br />
im Vergleich zu Deutschland in Bezug auf den Gewerbeimmobilienmarkt?<br />
Michael Barth: „Nordeuropa und Irland sind offenere Wachstumsmärkte<br />
als Deutschland – in jedem Bereich, sei es in den<br />
Arbeitsmärkten als auch im Immobilienbereich. Zudem steht<br />
der angelsächsische Raum dem Outsourcing von Bürofläche<br />
grundsätzlich offener gegenüber als Kontinentaleuropa. Unternehmen<br />
hierzulande verpassen dadurch viele Chancen,<br />
z.B. wenn es um Expansionen geht. Die jährlich wachsende<br />
internationale Ausrichtung der Expo Real ist für Regus als Global<br />
Player eine äußerst interessante Entwicklung. Wir suchen<br />
beständig nach neuen Immobilienpartnern auf der ganzen<br />
Welt, die bereit sind, in Wachstumsmärkte zu investieren. Die<br />
Expo Real bietet daher ein ideales Forum, attraktive Märkte<br />
ausfindig zu machen, damit wir den Ausbau unseres internationalen<br />
Netzwerks weiter vorantreiben können.<br />
Wie schätzen Sie die Entwicklung des Gewerbeimmobilienmarktes<br />
in den nächsten 12 Monaten in Deutschland<br />
ein?<br />
Michael Barth: „Der Immobilienmarkt ist immer auch ein Konjukturbarometer:<br />
Wenn er boomt, dann meist als Reaktion auf<br />
eine steigende Konjunktur und Prosperität in einzelnen Ländern<br />
und Regionen. Das Beispiel Naher Osten ist nur eines<br />
von vielen, wo ein Emerging Market einen explosionsartigen<br />
Bauboom gebracht hat. Davon sind wir in Deutschland als<br />
Old Economy mit bestehender Infrastruktur weit entfernt. Allerdings<br />
schwappt aus dem angelsächsischen Raum auch zu<br />
uns eine steigende Offenheit für Dienstleistungen und Outsourcing<br />
im Bürobereich herüber, die wir mit attraktiven Angeboten<br />
und einer fl ächendeckenden Präsenz nutzen werden.<br />
Und wir investieren in die aufstrebenden Wirtschaftszentren<br />
Deutschlands, um unsere Position als weltweit größter Anbieter<br />
von Business Centern mit 950 Centern in 400 Städten und<br />
70 Ländern auch hier zu behaupten: Im Fokus haben wir hier<br />
vor allem München, Dresden und Leipzig.“<br />
Klinikum Bremerhaven Reinkenheide mit BUND-Gütesiegel ausgezeichnet<br />
Das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide erhielt am 26.<br />
Juni <strong>2008</strong> das Umweltsiegel „Energie sparendes Krankenhaus“,<br />
das vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />
e.V. (BUND) verliehen wird. Entscheidende Faktoren für<br />
die Vergabe des zeitlich befristeten Zertifikats ist die<br />
Senkung des Kohlendioxidausstoßes um 2.600 Tonnen<br />
und die damit verbundene Reduzierung des Energieverbrauchs<br />
um 25 Prozent. Die enorme Einsparung kommt<br />
nicht von ungefähr: Das Klinikum Bremerhaven gilt in<br />
Deutschland als eines der größten Energiespar-Contracting-Projekte<br />
im Krankenhausbereich. Vertragspartner<br />
ist Siemens.<br />
Die überproportional ansteigenden Energiekosten sind immer<br />
häufiger mitentscheidend für den Fortbestand eines Krankenhauses.<br />
Das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide hat<br />
frühzeitig auf die sich abzeichnende Kostenlawine reagiert<br />
und zusammen mit der Klimaschutzagentur Bremer Energie-<br />
Konsens gGmbH und der Berliner Energieagentur GmbH<br />
eine umfassende Strategie zur nachhaltigen Einsparung von<br />
Energie und CO2, zur Senkung der Betriebskosten und zur<br />
Verbesserung der Versorgungssicherheit entwickelt. Um den<br />
Energiespar-Contracting-Auftrag hatten sich ursprünglich13<br />
Firmen beworben. Den Zuschlag erhielt Siemens Building<br />
Technologies für das bessere Konzept, das Unternehmen<br />
konnte eine höhere Einspargarantie anbieten und ging zudem<br />
viel detaillierter auf die spezifischen Belange des Klinikbetreibers<br />
ein. Siemens investierte rund 6,2 Millionen Euro in die<br />
energetische Modernisierung der gebäudetechnischen Anlagen<br />
und garantiert eine Mindestenergieeinsparung von 25<br />
Prozent über eine Vertragslaufzeit von zwölf Jahren. Insgesamt<br />
wurden im Klinikum Bremerhaven im Rahmen des Energiespar-Contracting-Projektes<br />
120 Einzelmaßnahmen umgesetzt.<br />
Dank der hohen Energieeinsparungen konnten auch<br />
andere Maßnahmen mitfinanziert werden, wie beispielsweise<br />
die komplette Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung.<br />
Das Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ wird nur<br />
dann verliehen, wenn das Krankenhaus mindestens zwei von<br />
vier BUND-Vergabekriterien erfüllt. Dazu zählen die Reduzierung<br />
des CO2-Ausstoßes um 25 Prozent durch Energiesparmaßnahmen,<br />
die kontinuierliche Verringerung des Energieverbrauchs<br />
unter die Mittelwerte der VDI-Richtlinie 3807<br />
„Energie- und Wasserverbrauchskennwerte für Gebäude“ in<br />
der entsprechenden Krankenhauskategorie, die langfristige<br />
Einhaltung dieser Werte sowie der Nachweis über die Durchführung<br />
eines Energiemanagements.<br />
Für das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide hat sich der Energiespar-Contracting-Vertrag<br />
gleich in mehrfacher Hinsicht<br />
gelohnt: Durch die Finanzierung der Anlagenmodernisierung<br />
aus den Energiekosteneinsparungen wurden nicht nur die Sicherheit<br />
und Verfügbarkeit der gebäudetechnischen Anlagen<br />
enorm verbessert, sondern auch der Kliniketat entlastet – zugunsten<br />
von Anschaffungen im medizinischen Bereich. Damit<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 43
erfüllt das Klinikum alle vier BUND-Bewertungskriterien.<br />
Das Klinikum Bremerhaven ist bundesweit das 24. Krankenhaus,<br />
das vom BUND mit dem Gütesiegel „Energie sparendes<br />
Krankenhaus“ ausgezeichnet wurde. In Deutschland gibt es<br />
rund 2.100 Krankenhäuser, wovon aber erst fünf Prozent energetisch<br />
saniert sind. Etwa 80 Prozent der Krankenhäuser<br />
gelten als Altbauten und müssten von Grund auf saniert werden.<br />
Commerz Real verstärkt Immobilieninvestitionen im Logistikmarkt<br />
• Ausweitung des Logistikengagements im Spezialfondsbereich<br />
auf den Publikumsfonds hausInvest europa<br />
• Akquisition leistet Beitrag zur Diversifizierung des Portfolios<br />
auf Länder- und Nutzungsebene<br />
• Langfristiger Mietvertrag sichert nachhaltig stabile Erträge<br />
Erstmals hat die Commerz Real für ihren Offenen Immobilienfonds<br />
hausInvest europa eine Logistikimmobilie erworben.<br />
Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf über €<br />
50 Mio. Die 15 km nördlich der Londoner Ringautobahn in<br />
Harlow gelegene Projektentwicklung “Comet“ umfasst eine<br />
Gesamtmietfläche von rund 35.300 m².<br />
„Bislang haben wir unsere reinen Logistikinvestitionen auf unseren<br />
Spezialfonds ´EUROLOGISTIK 1` konzentriert, der über<br />
ein Immobilienvermögen von rund 300 Millionen Euro verfügt.<br />
Mit der Akquisition von ´Comet` weiten wir die Aktivitäten in<br />
diesem Marktsegment auf unseren Publikumsfonds hausInvest<br />
europa aus“, sagt Hans-Joachim Kühl, im Vorstand der<br />
Commerz Real AG verantwortlich für die Immobilienakquisition.<br />
„Angesichts der Globalisierung und der erwarteten Steigerung<br />
des weltweiten Transportaufkommens wird der Markt<br />
für Logistikimmobilien weiter wachsen. Vor diesem Hintergrund<br />
planen wir, deren Anteil im hausInvest europa weiter<br />
auszubauen. Mit ´Comet` haben wir zugleich erstmals eine<br />
Logistikimmobilie in England erworben. Insofern trägt das<br />
Objekt nicht nur zur nutzungsbezogenen sondern auch zur<br />
länderbezogenen Diversifizierung des Fonds bei.“<br />
Nach mehreren Jahren, die durch hohe Preisniveaus geprägt<br />
waren, hat sich der Großraum London für die Commerz Real<br />
wieder zu einer interessanten Zielregion für Immobilienakquisitionen<br />
entwickelt. Vor wenigen Wochen hatte sie dort erstmals<br />
seit 2005 investiert.<br />
Veräußert wird das Objekt ´Comet` von Kenmore Capital,<br />
einem bekannten britischen Projektentwickler.<br />
Der Mietertrag ist langfristig gesichert. So sind alle Flächen<br />
über eine feste Laufzeit von 20 Jahren vollständig an die<br />
Comet Group Plc. vermietet. Der Mieter gehört zur KESA-<br />
Gruppe und ist einer der führenden europäischen Anbieter<br />
für Konsumgüterelektronik. Comet nutzt die Stahlbauhalle als<br />
nationales Distributionszentrum. Die Attraktivität des Objekts<br />
für den Mieter und für den Fonds generiert sich aus seiner<br />
modernen technischen Ausstattung und aus seiner nachhaltig<br />
fl exiblen Grundkonzeption. Zum Komplex gehören eine<br />
eigene LKW-Tankanlage sowie ein eigenes LKW-Servicegebäude.<br />
Harlow ist ein dynamischer Logistik- und Einzelhandelsstandort,<br />
der im Norden der Finanzmetropole London und somit im<br />
Zentrum eines der wichtigsten europäischen Logistikmärkte<br />
liegt. Der Standort des Objekts bietet eine sehr gute Anbindung<br />
an das Straßennetz, den öffentlichen Personennahverkehr<br />
sowie an den in unmittelbarer Nähe liegenden Flughafen<br />
Stansted.<br />
IVD Marktbericht: Mieten in München ziehen weiter an; Altbauwohnungen, Reihen- und Doppelhäuser auf<br />
historischem Höchstwert<br />
Bayern-Trend: Verschnaufpause bei den Wohnungsmieten<br />
Das IVD-Marktforschungsinstitut des Immobilienverband<br />
Deutschland IVD Verband der Immobilienberater,<br />
Makler, Verwalter und Sachverständigen Region Süd<br />
e.V. hat am 28. Juli <strong>2008</strong> auf einer Pressekonferenz den<br />
Frühjahrsmarktbericht „Wohnimmobilien-Mietobjekte<br />
vorgelegt. „Während die Mietpreise im Bayern-Trend eine<br />
Verschnaufpause einlegten, so Prof. Stephan Kippes, Leiter<br />
des IVD-Marktforschungsinstituts, „stiegen die Mietpreise<br />
in München auch im Frühjahr <strong>2008</strong> weiter kräftig<br />
an. „Wie schon im Frühjahr 2007, so Stephan Zehnter,<br />
Vorstandsmitglied des IVD Süd, „war auch im Herbst 2007<br />
ein Ansteigen der Mietpreise, wenn auch gemäßigter,<br />
festzustellen. Der Bayern-Trend im Frühjahr <strong>2008</strong> zeigt<br />
sich dann stabil bis leicht rückläufig.<br />
Die Abschläge bei den Mietpreisen reichen sich, so Zehnter,<br />
von -0,4% für Altbauwohnungen bis auf -2,5 % für Neubaudoppelhaushälften,<br />
jeweils der gute Wohnwert.<br />
Derzeit gibt es, so Prof. Kippes „eine gespaltete Marktsi-<br />
tuation. Es gibt klar steigende Mieten in den bayerischen<br />
Groß- und Mittelstädten, allen voran München, während der<br />
Anstieg der Mieten in der der Masse der kleineren Städte und<br />
Gemeinden eine Verschnaufpause einlegte. Die Tendenz am<br />
bayerischen Mietwohnungsmarkt wird hierbei nicht von den<br />
Großstädten bestimmt, sondern geht hier von der Masse der<br />
kleineren Städte und Gemeinden aus; insofern gab der Bayern-Trend<br />
etwas nach.<br />
Ab dem Frühjahr 2006 wiesen die bayerischen Großstädte<br />
stabile bis leicht steigende Mietpreise aus. Im Frühjahr <strong>2008</strong><br />
hat sich der Aufwärtstrend deutlich verstärkt. Die Preiserhöhungen<br />
liegen zwischen +2,0 % für Doppelhaushälften aus<br />
dem Bestand und sogar beachtliche +7,0 % für Altbauten,<br />
jeweils für den guten Wohnwert.<br />
Wie schon im Vorjahr herrscht in München ein weiter ansteigender<br />
Trend vor, besonders bei den Mietpreisen für Altbauwohnungen.<br />
Altbauwohnungen stehen weiter hoch in der<br />
Gunst der Wohnungssuchenden. Hier legen die Preise für<br />
44 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
alle Wohnwerte weiter zu (+9,0 % der einfache, +14,7 % der<br />
mittlere und +8,7 % der gute Wohnwert). Der Mietpreis für<br />
Altbauten mit gutem Wohnwert nähert sich immer mehr an<br />
den für Neubauwohnungen an. Auch bei den Wohnungen aus<br />
dem Bestand ziehen alle Wohnwerte im Vergleich zum Vorjahr<br />
weiter an (+6,7 % der einfache, +9,0 % der mittlere und +7,5<br />
% der gute Wohnwert). Das gleiche Bild zeigt sich bei den<br />
Neubauwohnungen (+5,6 der mittlere und +5,8 % der gute<br />
Wohnwert). In München erreichten die Mieten bei Altbauwohnungen,<br />
sowie Doppelhaushälften und neuen Reihenhäusern<br />
einen historischen Höchstwert<br />
Die Mietpreise für die einzelnen Wohnwerte bei den Reihenmittelhäusern<br />
aus dem Bestand ziehen dieses Frühjahr in<br />
München ebenso deutlich an (+6,4 % für den guten Wohnwert),<br />
wie die der neu gebauten Reihenmittelhäuser (+4,5 %<br />
der gute Wohnwert). Bei den Doppelhaushälften aus dem<br />
Bestand legt der gute Wohnwert im Frühjahr <strong>2008</strong> mit einem<br />
Plus von 6,5 % deutlich zu. Die neu gebauten Doppelhaushälften<br />
weisen Anstiege beim mittleren +5,6 % und beim guten<br />
Wohnwert +8,1 % aus.<br />
Besonders in München nimmt der Bedarf an Wohnraum<br />
durch steigende Bevölkerungszahlen, einen hohen Anteil<br />
an Einpersonenhaushalten sowie wachsendem Pro-Kopf-<br />
Flächenbedarf kontinuierlich zu. Um mittelfristig ein nachfragegerechtes<br />
Angebot an Wohnraum im Ballungszentrum<br />
München anbieten zu können, ist es einerseits wichtig, die<br />
klassischen Bestandshalter, etwa große Versicherungen, wieder<br />
dazu zu bringen, ihre Bestände an Wohnungen zu halten<br />
und auszubauen. Auf der anderen Seite fordert der IVD, auch<br />
den Einzelanleger wieder in vernünftigem Umfang steuerlich<br />
zu fördern. Spätestens mittelfristig rechnet der IVD speziell<br />
für München angesichts einer zu geringen Wohnungsfertigstellung<br />
und einer guten Wirtschaftsentwicklung mit weiter<br />
deutlich steigenden Neuvermietungsmieten.<br />
In Nürnberg tendierten die Mietpreise bereits in den Vorjahren<br />
nach oben. Auch im Frühjahr <strong>2008</strong> liegen die Mietpreistendenzen<br />
zwischen stabilen Preisen für Doppelhaushälften<br />
(Neubauten) und +4,9 % für Mietwohnung aus dem Bestand<br />
(nach 1950). Auch hier ist ein sichtbarer, wenn auch nicht für<br />
alle Objekttypen so deutlicher Aufwärtstrend zu vermerken.<br />
Im Einzelnen berichtete Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-<br />
Marktforschungs-instituts, von folgenden Trends:<br />
• Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik<br />
und Datenverarbeitung lag die Zahl der Baugenehmigungen<br />
für Wohnungen in Bayern im Jahr 2007 bei 31.771 (-31,2 %<br />
im Vergleich zum Vorjahr). Im ersten Quartal <strong>2008</strong> liegt die<br />
rückläufige Tendenz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei<br />
-9,6 %. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten des<br />
Jahres <strong>2008</strong> 6.883 Wohnungen genehmigt.<br />
• Auch die Zahl der fertig gestellten Wohnungen verzeichnete<br />
im Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang<br />
um 24,4 %. Insgesamt lagen die Baufertigstellungszahlen in<br />
Bayern bei 38.333 Wohneinheiten.<br />
• Ähnlich dem Bayerntrend ging auch die Zahl der Baugenehmigungen<br />
in München im Vergleich zum Jahr 2007 mit<br />
-36,6 % deutlich zurück. Insgesamt wurden 4.498 Genehmigungen<br />
erteilt, 2.592 weniger als vor einem Jahr.<br />
• Die Zahl der Baufertigstellungen in München lag bei 4.200.<br />
Die Veränderung zum Jahr 2006 betrug -42,4 %, wobei die<br />
Werte des Vorjahres durch die Nachmeldungen der vergangenen<br />
Jahre beeinflusst werden.<br />
• Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik<br />
und Datenverarbeitung gab es in Bayern im Jahr 2007 insgesamt<br />
5,9 Mio. Haushalte. Im Vergleich zum Jahr 1997<br />
stieg die Zahl um rund 9,0 %. Die durchschnittliche Haushaltsgröße<br />
sank in diesem Zeitraum von 2,25 Personen auf<br />
2,14 Personen je Haushalt. Dies ist vor allem auf die hohe<br />
Zunahmen der Einpersonenhaushalte zurück zu führen. Im<br />
Jahr 2007 lag der Anteil an Einpersonenhaushalten bayernweit<br />
bei ca. 37,9 %, im Vergleich zum Jahr 1997 ein Plus<br />
von 18 %. Die Zahl der Haushalte mit 5 und mehr Personen<br />
ging dagegen um 12,7 % zurück. In Folge der steigenden<br />
Haushaltszahlen steigt der Bedarf an Wohnungen. Der<br />
Wohnraumbedarf im Jahr 2007 in Bayern wurde von Experten<br />
auf 60.000 Wohnungen geschätzt. Tatsächlich errichtet<br />
wurden etwa 30 % weniger Wohnungen.<br />
• Der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen 742.000 gezählten<br />
Haushalten in München lag im Jahr 2007 bei 54,2<br />
%. Die Einpersonenhaushalte dominieren alle anderen<br />
Haushaltsgrößen mit steigender Tendenz. Besonders in<br />
den Großstädten ist diese Entwicklung in den letzten Jahren<br />
verstärkt zu beobachten. Die Gründe für diese Entwicklung<br />
sind vielfältig. Zum einen hat sich das Verhalten der<br />
Generationen zueinander verändert und ist die Lebenserwartung<br />
gestiegen; zum anderen haben die zunehmende<br />
Individualisierung aber auch die steigende gesellschaftliche<br />
Akzeptanz von neuen Wohn- und Lebensformen die<br />
Haushaltsgrößen beeinflusst. Aber auch Faktoren wie z.B.<br />
Wanderungsströme, die durch Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatzsuchende<br />
ausgelöst werden, spielen eine große Rolle.<br />
Den größten Anteil bei den Einpersonenhaushalten machen<br />
jedoch nicht die sogenannten Singles, sprich allein lebende<br />
junge Menschen aus, vielmehr steigt die Anzahl älterer<br />
Menschen, die durch Scheidung oder Verwitwung wieder<br />
alleine leben. Die durchschnittliche Haushaltsgröße nahm<br />
in der letzten Jahren ab. Während im Jahr 1997 statistisch<br />
gesehen noch 1,90 Personen in einem Haushalt lebten,<br />
sank dieser Wert bis zum Jahr 2005 auf 1,82. In den Jahren<br />
2005-2007 konnte jedoch leichter Anstieg der Haushaltsgröße<br />
verzeichnet werden.<br />
• In München ist jedoch der Bedarf an Wohnraum nach wie<br />
vor ungebrochen hoch. Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />
sorgen für positive Wanderungssalden der Stadt,<br />
was zur verstärkten Wohnraumnachfrage führt. Diese Entwicklung<br />
wird auch durch eine steigende Wohnfläche je<br />
Einwohner deutlich verstärkt.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 45
Wenn Arena – dann nur mit Wolf<br />
„O2 World“, eine riesige Halle für Berlin<br />
Die von dem US-Milliadär Phil Anschutz fi nanzierte Erlebnishalle<br />
am Berliner Ostbahnhof macht schon Schlagzeilen, bevor<br />
sie überhaupt gebaut ist. „O2 World“ heißt das gigantische<br />
Projekt von mehr als 170 Millionen Euro Investitionssumme.<br />
Wolf liefert für diese riesige Halle die anspruchsvolle Klimatechnik:<br />
41 Geräte der Serie KG-TOP mit Luftvolumenleistungen<br />
von 1400 m3/h bis 60.000 m3/h und integrierter<br />
Wärmerückgewinnung gewährleisten eine Gesamtluftvolumenleistung<br />
von 800.000 m3/h.<br />
Die „O2 World“ soll mit ihren bis zu 17 000 Plätzen eine der<br />
modernsten Hallen in Europa werden. Innerhalb weniger<br />
Stunden soll sie sich von einem Eishockeystadion in eine<br />
Konzerthalle verwandeln können. Die Eröffnung ist für den<br />
Herbst <strong>2008</strong> vorgesehen.<br />
Kommunal-Leasing – Solaranlagen passen ins Konzept<br />
Von Kai Ostermann, Mitglied des Vorstandes Deutsche Leasing AG<br />
Dank nach wie vor attraktiver Einspeisevergütungen<br />
und gestiegenem Umweltbewusstsein entscheiden sich<br />
Kommunen immer öfter für Photovoltaik-Anlagen auf<br />
den Dächern öffentlicher Gebäude oder auf stadteigenen<br />
Freiflächen. Für deren Finanzierung kann es sich lohnen,<br />
Leasing in Betracht zu ziehen, was das Beispiel der Solaranlage<br />
auf der Rothaus-Arena der Neuen Messe Freiburg<br />
zeigt.<br />
„Green City“ und „Solar City“: Als reine Marketingmaßnahme<br />
ohne tieferen Wert möchte man in Freiburg die beiden Slogans<br />
nicht verstanden wissen. Daher liegt es nahe, dass die<br />
Dachflächen von Neu- und Bestandsbauten der Stadt im<br />
Breisgau auf ihre photovoltaische Eignung überprüft und da<br />
wo möglich mit einer Solaranlage ausgestattet werden. Bei<br />
der im zweiten Bauabschnitt errichteten Rothaus-Arena der<br />
Neuen Messe Freiburg gab es dazu keine Zweifel. Auf der<br />
sonnenbeschienenen Dachfläche von über 6000 Quadratmetern<br />
sollte eine leistungsfähige Solaranlage Strom produzieren.<br />
Das stand bereits vor dem Projektstart 2005 fest. Ebenso<br />
stand fest, dass sich gegenüber dem Photovoltaik-Projekt<br />
des ersten Bauabschnitts, das seit dem Jahr 2000 Strom in<br />
das örtliche Netz einspeist, einiges ändern sollte.<br />
Damals überließ es die Kommune dem in Freiburg ansässigen<br />
Solarpionier, der S.A.G. Solarstrom AG, auf den Dachfl<br />
ächen der Neuen Messe auf eigene Kosten eine Solaranlage<br />
zu installieren und in Eigenregie zu betreiben. Mit ihm schloss<br />
die Stadt lediglich einen klassischen Dachnutzungs-Vertrag.<br />
„Mittlerweile gehen die Kommunen etwas anders an solche<br />
Projekte heran“, weiß Ingmar Roth, als Direktor der Sparkasse<br />
Freiburg-Nördlicher Breisgau zuständig für kommunale<br />
und institutionelle Kunden. „Heute wissen sie den Wert ihrer<br />
Dachflächen besser zu schätzen.“<br />
Ob Sporthallen, Mehrfunktionszentren, Krankenhäuser, Altenheime<br />
oder andere städtische Bauten: Die geeignete Lage<br />
zur Sonne und eine gewisse Größe vorausgesetzt, bieten sich<br />
Was Besucher<br />
von einer O2-<br />
Partnerschaft<br />
haben? Für sie<br />
gibt es nicht nur<br />
einen eigenen<br />
VIP-Eingang<br />
und eine Bar sowie<br />
einen Shop.<br />
Sie erhalten<br />
auch Informationen<br />
über Veranstaltungen<br />
frühzeitig aufs Handy. Man arbeite zudem an einem System,<br />
mit dem Tickets auf das Handy transferiert werden können.<br />
die Dächer der Immobilien für die photovoltaische Nutzung<br />
geradezu an. Das Gleiche gilt für städtische Freiflächen – beispielsweise<br />
ehemalige Deponien. Statt diese Flächen ungenutzt<br />
zu lassen oder an irgendeinen Interessenten gegen ein<br />
geringes Entgelt abzutreten, überlegen die Verantwortlichen<br />
der Kommunen immer öfter selbst, ob darauf eine Photovoltaik-Anlage<br />
installiert werden soll. Fällt die Entscheidung<br />
positiv aus, stehen zwei weitere wichtige Fragen im Raum:<br />
Wie soll die Anlage betrieben werden? und Wer soll sie betreiben?<br />
Diese Fragen musste der Aufsichtsrat der Messe ebenfalls<br />
beantworten. Er stimmte zu, als die mit einem Mandat im<br />
Aufsichtsrat vertretene Sparkasse vorschlug, zu prüfen, ob<br />
der zukünftige Betreiber nicht aus den eigenen Reihen kommen<br />
könne. Nach deren strategischen und fi nanztechnischen<br />
Überlegungen sowie nach Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />
entschied das Gremium: Die zur Stadt und zum Finanzhaus<br />
gehörende Tochtergesellschaft, die Freiburg Wirtschafts Immobilien<br />
(FWI), sollte die Photovoltaik-Anlage betreiben.<br />
Leasing – wenn Stromproduktion nicht zum<br />
Geschäftsfeld gehört<br />
Als Konsequenz stand damit fest, dass für die mit mehr als 1,2<br />
Mio. Euro kalkulierte Investition nur eine Leasing-Finanzierung<br />
in Frage käme. Roth, der auch zur Geschäftsführer-Gruppe<br />
der FWI gehört, begründet das so: „Das war eine klassische<br />
Mittelstandsentscheidung. Denn wer im Mittelstand überlegt,<br />
in ein Photovoltaik-Projekt zu investieren, weil er über eine<br />
genügend große Dachfläche verfügt, der will mit dieser Geschäftsidee<br />
normalerweise seine Bilanz nicht nachhaltig belasten.<br />
Schließlich gehört die Stromproduktion im Allgemeinen<br />
nicht zu den eigenen Geschäftsfeldern.“ Leasing bietet sich<br />
in solchen Fällen als Finanzierungsalternative an, da der Leasing-Geber<br />
die Investitionssumme in seiner Bilanz aktiviert.<br />
Eine wichtige Voraussetzung für eine Leasing-Finanzierung<br />
muss allerdings erfüllt sein: Die Photovoltaik-Anlage muss als<br />
46 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
selbständige Betriebseinrichtung gelten. Das ist in der Regel<br />
bei allen auf dem Dach aufgeständerten Anlagen der Fall,<br />
und bei denen, die auf Freiflächen stehen, sowieso. Anders<br />
sieht es bei dach- bzw. fassadenintegrierten Anlagen aus,<br />
die Architekten mehr und mehr vor allem bei repräsentativen<br />
Neubauten favorisieren. Da sie sich nicht entfernen lassen,<br />
ohne die Immobilie empfindlich zu beschädigen, gelten sie<br />
als Gebäudebestandteil. Das hat Konsequenzen. Denn: Ein<br />
Gebäudebestandteil ist nicht leasingfähig.<br />
Spricht von Seiten des Leasing-Objekts nichts gegen den Abschluss<br />
eines Leasing-Vertrags, müssen die Vertragspartner<br />
im nächsten Schritt gemeinsam die notwendigen Rahmenbedingungen<br />
erarbeiten, die sich an den Erfordernissen beider<br />
Seiten ausrichten. Welche Anlagenart von welchem Hersteller<br />
oder Lieferanten kommt in Betracht? Mit wie viel Eigenkapital<br />
des Betreibers soll die Investition unterlegt werden? Welche<br />
Vertragsart – Voll- oder Teilamortisation – passt am besten?<br />
Wie lange soll der Vertrag laufen und wie sehen in dieser Zeit<br />
die Zahlungsmodalitäten aus? Diese und eine Vielzahl weiterer<br />
Fragen müssen geklärt werden, damit zum Unterschriftstermin<br />
ein maßgeschneidertes Vertragswerk vorliegt.<br />
Mit der Einspeisevergütung die monatlichen Kosten<br />
begleichen<br />
Während der Vertragslaufzeit fallen für den Betreiber – den<br />
Leasing-Nehmer – lediglich die festgelegten monatlichen<br />
Leasing-Raten plus die Rechnungen für Versicherung und<br />
Wartung der Anlage an. Diese Kosten kann er nicht nur steuerlich<br />
geltend machen. Sie schonen zudem seine Liquidität<br />
und verbessern seine Bonität gegenüber anderen externen<br />
Finanzgebern, was sich bei weiteren, geschäftsfeldrelevanten<br />
Investitionsvorhaben positiv auf die Finanzierungsverhandlungen<br />
auswirkt.<br />
Den monatlichen Kosten steht die gesetzlich vorgeschriebene<br />
Einspeisevergütung als Einnahme gegenüber. Diese spielt bei<br />
einer Leasing-Finanzierung eine ganz besondere Rolle. Denn<br />
bei den im Energiegeschäft üblichen Vertragslaufzeiten von<br />
15 und mehr Jahren können sich die Leasing-Gesellschaften<br />
bei ihrer Risikoeinschätzung nicht mehr allein auf die Bonität<br />
des Leasing-Nehmers und den Wertverlauf des Leasing-<br />
Objekts stützen. Daher entwickelten sie eigens für das Energiegeschäft<br />
Vertragsarten, die sich beispielsweise auf den<br />
mit der Stromeinspeisung generierten und gesetzlich fi xierten<br />
Ertrag stützen. Somit dient den Finanzgebern die zu erwartende<br />
Einspeisevergütung als Sicherheit, deren Höhe mit Hilfe<br />
von Ertragsgutachten abgeschätzt wird.<br />
Sofern die Überlegungen und Berechnungen im Vorfeld sowie<br />
bau-, anlagen- und fi nanztechnische Parameter stimmen,<br />
kann sich der Betreiber nach Abzug aller Kosten über eine<br />
jährliche Rendite freuen. Wie hoch die ausfällt, hängt entscheidend<br />
von der Auswahl der richtigen Projektpartner ab.<br />
Ob Modul- bzw. Anlagenhersteller, Planer, Baubegleiter oder<br />
Finanzgeber: Bei allen Partnern zählt vor allem deren Erfahrung<br />
mit Photovoltaik-Projekten. Nur dann können sie ihre –<br />
in diesem Feld oft eher unerfahrenen – Kunden wirkungsvoll<br />
unterstützen.<br />
Der Erfolg steht und fällt mit den richtigen Partnern<br />
Weitgehend störungsfreier Betrieb der 1210 Module umfassenden<br />
254-kWp-Solaranlage von Solarworld, mit 279.900<br />
kWh im Jahr 2007 eine um fast 45.000 kWh höhere Stromausbeute<br />
als prognostiziert, jährlich ein positiver Saldo: Die<br />
bisherigen Zahlen sprechen dafür, dass man in Freiburg auf<br />
die richtigen Partner gesetzt hat. So wurde mit Goldbeck Solar<br />
ein Spezialist für den Bau gewerblicher Solaranlagen ins<br />
Boot geholt, der nicht nur die Anlage mit neuester Technik<br />
plante und auf dem Dach schlüsselfertig montierte, sondern<br />
auch die regelmäßigen Wartungsarbeiten übernommen hat.<br />
Und mit der Deutsche Leasing Gruppe erarbeitete nicht nur<br />
ein Mitglied des Finanzverbundes das passende Finanzierungskonzept.<br />
Die Leasing-Gesellschaft zählt darüber hinaus zu den ersten<br />
der Branche, die sich in Photovoltaik-Projekten engagierte.<br />
Mithin kennt sie neben der Technologie die Gegebenheiten<br />
des Marktes sehr genau und weiß die gesetzlichen Regelungen<br />
in ihren Auswirkungen und Konsequenzen richtig einzuschätzen.<br />
Das und ein gut funktionierendes Netzwerk innerhalb<br />
der Solar-Branche zahlt sich für ihre Kunden aus. Sie<br />
profitieren vom projektspezifischen Leasing-Know-how und<br />
von der einschlägigen Fach- und Marktkenntnis. Gregor Würzburger,<br />
der von Seiten der Bank als Leiter Finanzmanagement<br />
Firmenkunden den Leasing-Vertrag mit erarbeitete, kann das<br />
nur bestätigen: „Es ist gut, mit einem Finanzierungspartner<br />
zusammenzuarbeiten, der beurteilen kann, ob die angebotene<br />
Technik tatsächlich so funktioniert wie versprochen und<br />
der beispielsweise auf überhöhte Kosten bei den Solarmodulen<br />
sowie auf mögliche Stolperfallen aufmerksam macht.“<br />
Das gilt umso mehr, da sich die Betreiber selbst i.d.R. zum<br />
ersten und einzigen Mal mit dem Thema beschäftigen.<br />
Für die Banker in Freiburg soll es allerdings nicht nur bei der<br />
Solaranlage auf der Messehalle bleiben. „Es ist eine gute Referenz“,<br />
meint Ingmar Roth – und zwar in mehrfacher Hinsicht.<br />
Zum einen lässt sich damit zeigen, dass die Bank als strategischer<br />
Partner des Klimaschutzprogramms „Klimaschutz am<br />
Oberrhein“ ein „grünes Image“ pflegt und lebt. Zum zweiten<br />
sammelt sie mit ihrer Tochtergesellschaft Erfahrungen über<br />
die besonderen Aufgaben eines Solarstrom-Produzenten und<br />
lernt dessen spezifische Anforderungen kennen. Das kommt<br />
ihr beim Beraten ihrer an Photovoltaik-Anlagen interessierten<br />
Kunden entgegen. Und schließlich kommt die Leasing-Konstruktion<br />
mit ins Spiel. Roth: „Jetzt können wir am konkreten<br />
Beispiel zeigen, dass und wie sich die Leasing-Finanzierung<br />
in solchen Projekten auszahlt.“ Das Tüpfelchen auf dem „i“<br />
ist aber, dass die Finanzgruppe sich einmal mehr als Komplettanbieter<br />
empfiehlt: für Finanzberatung, Leasing und<br />
Versicherung. Eine wirklich gute Referenz, gerade weil in der<br />
Region die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen deutlich<br />
steigt, und zwar von Kommunen und deren Stadtwerken, von<br />
mittelständischen Unternehmen oder landwirtschaftlichen<br />
Betrieben.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 47
Die Republik im Pflegeplatz-Vergleich<br />
Schnelle Altersentwicklung zeugt nicht zwingend von hoher<br />
Nachfrage / Regionaler Investitionsbedarf im Osten wie<br />
Westen gegeben / Richtwerte für Investoren: Absolute Alterszuwächse<br />
in Relation zum gegebenen Angebot werten<br />
Vor allem der Osten der Republik scheint auf den ersten Blick<br />
stark betroffen mit seiner raschen prozentualen Altersentwicklung.<br />
“Investoren und Finanziers sollten daraus jedoch<br />
nicht zwingend auch auf einen hohen regionalen Bedarf an<br />
Heimen schließen“, sagt Carsten Brinkmann, Geschäftsführer<br />
der Terranus-Gruppe (Köln). Mittels der eigenen Datenbank<br />
„Pflege-Atlas“ hat das Unternehmen Deutschland fl ächendeckend<br />
kartographisiert, um die Pflegeplatz-Situation<br />
heute und bis ins Jahr 2020 zu bewerten.<br />
Statistiken mit Interpretationsbedarf<br />
Ein gutes Beispiel für eine differenzierte Betrachtung der<br />
Statistik ist ein Vergleich zwischen Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen:<br />
Waren in Sachsen-Anhalt 2006 noch 21,6<br />
Prozent der Bevölkerung in der Altersgruppe 65plus, werden<br />
es 2020 über 27 Prozent sein. Der relative Anstieg ist deutlich<br />
- in absoluten Zahlen drückt sich dieser aber lediglich<br />
in einem Plus von 21.000 Senioren aus, die hier potentiell<br />
pflegebedürftig werden. In Nordrhein-Westfalen, das in der<br />
Altersgruppe nur 2,63 Prozentpunkte zulegt, beträgt der<br />
Zuwachs dagegen durch die Einwohnerdichte 400.000 Personen.<br />
„Relevant für eine realistische Bedarfseinschätzung<br />
sind deshalb zunächst die absoluten Zuwächse mit einer<br />
genauen Anzahl der zukünftig pflegebedürftigen Personen“,<br />
folgert Brinkmann. Stellt man dazu das regional vorhandene<br />
Angebot in Relation, schärft sich das Bild weiter: Denn nach<br />
der Terranus-Analyse besteht bereits heute in einigen Bundesländern<br />
– darunter z.B. Schleswig-Holstein, Nordrhein-<br />
Westfalen und Berlin – eine deutliche Überversorgung an<br />
Pflegebetten.<br />
Schlechte Karten für Investoren in Schleswig-Holstein<br />
Als Maß für die derzeitige Nachfrage gilt der Bundesdurchschnitt:<br />
Circa 4,4 Prozent der über 65jährigen Deutschen<br />
nahmen 2006 stationäre Pflege in Anspruch. Für 4,7 Prozent<br />
ist aktuell ein Bettenangebot gegeben – entsprechend gibt<br />
es Leerstände. In Anbetracht der Richtwerte der einzelnen<br />
Länder, zeigt sich bspw. in Schleswig-Holstein eine sehr ungünstige<br />
Situation für Investoren: Hier bestehen schon stati-<br />
Die Immobilie der Zukunft ist grün<br />
Symposium von Projekt Hafen Offenbach fi ndet großen Zuspruch<br />
Energieeffiziente Gebäude werden in Zukunft zum Standard.<br />
Ob gewerblich genutzt oder als Wohnhaus, die<br />
Einlösung sowohl ökologischer als auch wirtschaftlicher<br />
Ansprüche ist wesentlich für die künftige Marktfähigkeit<br />
eines Immobilienprojektes, so ein Fazit des Symposiums<br />
„Intelligente Energiekonzepte der Zukunft“ im Hafen Offenbach.<br />
Die Referenten stimmten darin überein, dass<br />
Nachhaltigkeit und Energieeffizienz Bauprojekte mehr<br />
und mehr prägen werden. Sowohl seitens der Investoren<br />
als auch der Nutzer würden die Erwartungen an eine Immobilie<br />
steigen.<br />
onäre Pflegebetten für 6,7 Prozent der Landesbürger. Bliebe<br />
der Bestand unverändert, würde sich der Versorgungsgrad<br />
durch die Altersentwicklung bis 2020 zwar auf 5,8 Prozent<br />
relativieren. Dennoch bestünde weiterhin ein spürbares Überangebot.<br />
Berlin und Nordrhein-Westfalen haben 2020 wieder<br />
Investitionsbedarf<br />
Berlin (Versorgungsgrad heute: 5,3 Prozent) und Nordrhein-<br />
Westfalen (4,7 Prozent) hingegen könnten durch ihren hohen<br />
absoluten Zuwachs an Senioren bis 2020 mit einer Abschwächung<br />
ihrer Angebotssituation auf 4,2 Prozent rechnen. Damit<br />
wäre bei beiden wieder ein zusätzlicher Bettenbedarf gegeben.<br />
Denn in Ballungszentren ist 2020 ein Richtwert von 5,0<br />
Prozent für eine ausgewogene Nachfrage-/Angebotssituation<br />
maßgeblich.<br />
Potential in Brandenburg und Rheinland-Pfalz<br />
Sachsen-Anhalt mit seiner raschen Altersentwicklung weist<br />
heute einen Versorgungsgrad im Bundesdurchschnitt auf.<br />
Durch den niedrigen nominalen Nachfragezuwachs der über<br />
65-Jährigen ist dort bis 2020 nur mit einer mäßigen Absenkung<br />
des Versorgungsgrads zu rechnen (4,4 auf 4,2 Prozent).<br />
Anders Brandenburg und Rheinland-Pfalz: Ebenfalls aktuell<br />
im Durchschnitt liegend, steuern beide Länder bei konstantem<br />
Bettenangebot perspektivisch auf eine zu geringe<br />
Versorgung zu (Brandenburg: 3,5 Prozent; Rheinland-Pfalz:<br />
3,3 Prozent). Statistischer Neuinvestitionsbedarf ist bereits<br />
heute in Thüringen gegeben, dass mit einem Versorgungsgrad<br />
von aktuell 3,9 Prozent unterversorgt ist (Perspektive<br />
2020: 3,4 Prozent).<br />
Mikrostandorte beachten<br />
Für Betreiber, Finanziers und Investoren kann die Ländersituation<br />
ein erster wichtiger Anhaltspunkt bei ihrer Investitionsstrategie<br />
sein. Doch Achtung: Geht man noch feiner ins<br />
Detail und betrachtet einzelne Postleitzahlengebiete, können<br />
hier die Marktverhältnisse konträr zum Ländertrend verlaufen<br />
und Bedarfsstrukturen teils stark abweichen. Fazit: Entscheidungen<br />
für Senioren-Immobilien sollten immer bezogen auf<br />
Mikrostandorte getroffen werden. Dabei sind zwingend demografische,<br />
soziografische, geografische - und somit infrastrukturelle<br />
- Faktoren vor Ort mit ins Kalkül zu ziehen.<br />
Projekt Hafen Offenbach, Initiator der Veranstaltung und<br />
selbst Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />
Bauen (DGNB), setzt mit seinen Konzepten bereits vor Baubeginn<br />
Standards. Die Planungen gehen deutlich über die durch<br />
die Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegten, energetischen<br />
Mindeststandards für Gebäude hinaus. Das zukunftsorientierte<br />
Energiekonzept sieht eine besonders klima- und<br />
umweltschonende Quartiersentwicklung vor, bei der auch die<br />
Vorgaben der Kommunalpolitik nicht nur umgesetzt, sondern<br />
weit übertroffen werden. Gemeinsam mit dem örtlichen Energieversorger<br />
hat Projekt Hafen Offenbach ein Konzept ent-<br />
48 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
wickelt, das auf regenerative CO²-neutrale Fernwärme sowie<br />
Ökostrom setzt. „Was wir entwickeln, ist ein beispielhaftes<br />
energetisches Quartier. Mit den richtigen Schwerpunkten –<br />
und die haben wir auch mit unseren hochwertigen und marktfähigen<br />
Konzepten für Energie und Freiraum gesetzt – wird<br />
der neue Stadtteil ein Gewinn für alle werden“, sagte Joachim<br />
Böger, Geschäftsführer der Stadtwerke Offenbach Holding<br />
und verantwortlich für Projekt Hafen Offenbach. Es bestehe<br />
nun Baurecht, mit den ersten Erschließungsmaßnahmen könne<br />
daher noch in diesem Jahr begonnen werden.<br />
Auch Horst Schneider, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach,<br />
unterstrich bei seiner Begrüßung der rund 100 Gäste<br />
aus Immobilienszene, Wirtschaft und Politik die hohe strategische<br />
Bedeutung des Hafens für Offenbach und eine energieeffiziente<br />
Stadtentwicklung. Zugleich zeigte er sich erfreut<br />
über das Interesse an der Veranstaltung im Hafen. Der große<br />
Zuspruch bestätige die aktuelle Bedeutung des Themas Energieeffizienz<br />
für die Immobilienbranche.<br />
Green Buildings – Anforderungen, Umsetzung, Zertifikate<br />
Vier namhafte Experten hatte Projekt Hafen Offenbach für sein<br />
inzwischen sechstes Symposium gewinnen können. Im Auftaktvortrag<br />
referierte Dr. Andreas Blaschkowski, Vorstandssprecher<br />
der Drees & Sommer AG, über die Anforderungen<br />
im Bereich Green Building. Der Immobilienbranche insgesamt<br />
maß Blaschkowski eine hohe Mitverantwortung für Energieeinsparung<br />
und Klimaschutz bei. Immerhin würden Gebäude<br />
mit einem weltweiten C0²-Austoß von jährlich rund 174 Millionen<br />
Tonnen eine vergleichbare Menge an Treibhausgasen<br />
produzieren, wie das Verkehrs- und Transportwesen. Dabei<br />
hob er die Notwendigkeit einer international anerkannten Zertifizierung,<br />
eines so genannten „Labels“ wie zum Beispiel des<br />
US-amerikanische LEED (Leadership in Energy and Environmental<br />
Design), hervor. Denn zur besseren Vergleichbarkeit<br />
und zur Ausweisung für nachhaltige Immobilienfonds forderten<br />
gerade auch ausländische Investoren vermehrt eine<br />
anerkannte Bewertung ein. Auch der DGNB bereitet derzeit<br />
eine eigene Zertifizierung vor. „Gebäude ohne Label werden<br />
in fünf bis zehn Jahren Probleme bekommen“, so die Überzeugung<br />
Blaschkowskis.<br />
Ein außergewöhnliches Beispiel dafür, wie solche Green Building-Standards<br />
auch bei einem älteren Gebäude nachhaltig<br />
umsetzbar sind, bot der zweite Referent des Nachmittags,<br />
Prof. Holger Hagge, Director Strategic Projects bei der Deutschen<br />
Bank Frankfurt. Er konkretisierte die Ausführungen<br />
seines Vorredners am Beispiel des aktuellen Großprojektes<br />
der Bank: Die Modernisierung der Zwillingstürme zu einem<br />
„Green Building“. Der umfassende Umbau der Unternehmenszentrale<br />
– zunächst initiiert, um Brandschutzvorgaben<br />
zu erfüllen – soll Standards setzen und eine nachhaltige Verbesserung<br />
sowohl beim Nutzerkomfort als auch in Sachen<br />
Ressourcenverbrauch herbeiführen. Daher werden neben<br />
einer kompletten Erneuerung der Gebäudetechnik und der<br />
Fassade auch architektonische Änderungen vollzogen, die<br />
einerseits den Umbau der Büros, andererseits die Öffnung<br />
des Gebäudes zum öffentlichen Raum beinhalten. Die Fassade<br />
des Gebäudes, sein weithin bekanntes „Image“, bleibt<br />
dabei optisch erhalten. „Wir nutzen neueste Standards der<br />
Umwelttechnologie, um das energieeffizienteste Hochhaus<br />
Frankfurts zu werden und die weltweit erste LEED-Platin-<br />
Auszeichnung für eine Hochhaus-Modernisierung zu erreichen“,<br />
so Hagge.<br />
Innovative Gebäudekonzepte als Zukunftsinvestition<br />
Prof. Manfred Hegger vom Fachbereich Energie und energieeffizientes<br />
Bauen der TU Darmstadt kann sich bereits<br />
heute über eine ganz besondere Auszeichnung freuen. Mit<br />
einem 25-köpfigen Team von Studenten gewann er 2007<br />
den „Solar Decathlon“, einen vom US-Energieministerium<br />
ausgeschriebenen Wettbewerb um das attraktivste und energieeffizienteste<br />
Solarhaus. Das Gebäude, das Hegger beim<br />
Hafen-Symposium vorstellte, setzt eine Reihe von neuen<br />
Technologien ein. Zu den Highlights gehört eine neuartige<br />
Lamellenfassade, die nicht nur Schatten und Sichtschutz bietet,<br />
sondern über integrierte Photovoltaikelemente Strom erzeugt.<br />
„Wir unterschätzen immer die Möglichkeiten, die sich<br />
uns mit erneuerbaren Energien bieten“, so Hegger. „Schon<br />
heute können wir mit überschaubaren Mitteln Häuser bauen,<br />
die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.“<br />
Als vierter Referent des Symposiums beschloss Prof. Dr. Norbert<br />
Fisch die Vortragsrunde im Offenbacher Hafen. Seine<br />
Kritik an der Umsetzung vieler Bauprojekte: „Die wenigsten<br />
Gebäude funktionieren.“ Schon in der Planungsphase müsse<br />
der Kommunikations- und Informationsfluss von Ingenieuren<br />
und Architekten verbessert werden, um das bestmögliche<br />
Gesamtergebnis zu erzielen. „Das oberste Gut ist immer der<br />
Raumkomfort. Wenn dieser nicht da ist, nützt die beste Energieeffizienz<br />
nichts“, so Fisch weiter. Wesentlich sei daher,<br />
beide Aspekte zu kombinieren und in den ersten beiden Jahren<br />
der Nutzung eine zusätzliche Qualitätssicherung durch<br />
Erfolgskontrollen und Betriebsoptimierung zu gewährleisten.<br />
Commerz Real weitet Investitionen in Wiener Stadtentwicklungsprojekt aus<br />
Die Commerz Real verstärkt mit dem Erwerb von zwei weiteren<br />
Büroprojekten ihr Immobilienengagement im ehrgeizigen<br />
Wiener Stadtentwicklungsprojekt “TownTown“. Sie<br />
werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2010 fertig gestellt.<br />
Die Gespräche mit potenziellen Mietkandidaten sind bereits<br />
weit vorangeschritten. Die Commerz Real wird die Objekte –<br />
wie bereits im Falle der Erstakquisition – bei Erreichen einer<br />
Vorvermietungsquote von 75 Prozent in ihren Offenen Immobilienfonds<br />
hausInvest europa übernehmen. Darüber hinaus<br />
bestehen weit reichende Mietgarantien.<br />
Entwickler und Verkäufer ist eine gemeinsam von der städtischen<br />
Projektentwicklungsgesellschaft IWS, (Immobili-<br />
endevelopment Wiener Stadtwerke BMG) und der privaten<br />
Soravia AG gegründete Projektgesellschaft, über die auch<br />
die Vermarktung der Flächen erfolgt. Das Gesamtinvestitionsvolumen<br />
für die beiden Immobilien beläuft sich auf rund<br />
98 Millionen Euro.<br />
„Die hohe Flächennachfrage hat uns darin bestärkt, unser<br />
im Herbst 2007 gestartetes ’TownTown’-Engagement auszuweiten“,<br />
sagt Hans-Joachim Kühl, im Vorstand der Commerz<br />
Real AG verantwortlich für die Immobilienakquisition. „Wir<br />
freuen uns, damit einen noch größeren Beitrag zu diesem<br />
wichtigen Stadtentwicklungsprojekt leisten zu können.“<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 49
Zusammengenommen umfassen die zwei Büroobjekte eine<br />
Mietfläche von insgesamt rund 30.000 m². Aufgrund ihrer<br />
Nähe zu den benachbarten Bauabschnitten der Commerz<br />
Real erweitern sie das Areal, in dem das Unternehmen bereits<br />
investiert ist.<br />
Drittverwendungsfähig sind die modernen Gebäude aufgrund<br />
ihrer technischen Flexibilität, die eine geschoss- oder<br />
halbgeschossweise Vermietung ermöglicht. Dank ihrer verkehrsgünstigen<br />
Lage im dynamischen Teilmarkt Erdberg verfügen<br />
die Objekte über eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen<br />
Personennahverkehr und an die Autobahn A23 in<br />
Richtung Budapest und Bratislava. Der Stadtteil Erdberg liegt<br />
im Osten Wiens zwischen der Innenstadt und dem zwanzig<br />
Autominuten entfernten internationalen Flughafen Wien-<br />
Schwechat.<br />
„Darmstadtium“ – eine harmonische Symbiose von Historie und Moderne.<br />
Architektonisch außergewöhnlich – so könnte man das Konzept<br />
des „Darmstadtium“ mit wenigen Worten beschreiben.<br />
Denn die Planung des neues Wissenschafts- und Kongresszentrums<br />
in der Darmstädter Innenstadt sah von Beginn an<br />
die Integration eines Teils der alten Stadtmauer aus dem 14.<br />
Jahr-hundert in das moderne Gebäude vor. Als nun während<br />
der Aushubarbeiten für das Fundament des Gebäudekomplexes<br />
eine zweite mittelalterliche Stadtmauer mit Wehrturm<br />
gefunden und freigelegt werden konnte, war besondere Kreativität<br />
gefragt.<br />
So wurden die Baupläne kurzfristig modifiziert und der nachträglich<br />
entdeckte Stadtmauerteil kunstvoll in den Foyerbereich<br />
des Komplexes integriert. So steht das als Gemeinschaftsprojekt<br />
der TU Darmstadt, der Stadt Darmstadt und<br />
dem Land Hessen für rund 77 Millionen Euro erbaute „Darmstadtium“<br />
heute mehr denn je für eine gelungene Symbiose<br />
aus Stadthistorie und moderner Architektur. Neben wissenschaftlichen<br />
Kongressen fi nden in dem in unmittelbarer Nähe<br />
zu Schloss und Universität gelegenen Bauwerk auch Seminare,<br />
Empfänge oder Kulturveranstaltungen statt.<br />
Gebäudekonzept und Planung.<br />
Das nach Plänen von dem Wiener Architekten Talik Chalabi<br />
und fs-Architekten erstellte Gebäude sieht sich in der Diagonale<br />
zwischen der Innenstadt und dem Universitäts-Campus<br />
und nimmt diese Beziehungen in seiner inneren Struktur konsequent<br />
auf. Der bewusst skulptural angelegte Bau besteht<br />
insgesamt aus vier verschachtelten Gebäudeteilen (A bis D),<br />
die nur wenige gerade Flächen aufweisen. Der oberirdische<br />
Teil des Komplexes gliedert sich in mehrere kompakte Bauteile,<br />
wobei der zentral innen liegende Foyerbereich im westlichen<br />
Gebäudeteil von zweigeschossigen Seminarbereichen<br />
sowie dem „Kleinen Saal“ eingefasst wird.<br />
Im östlichen Teil des komplett barrierefrei geplanten „Darmstadtium“<br />
wird der 1.200 m² große und bis zu 2.000 Sitzplätze<br />
bietende Kongresssaal vom Foyerbereich umschlossen. Um<br />
das größenmäßig begrenzte Innenstadt-Gelände optimal auszunutzen,<br />
verfügt das Gebäude über drei Untergeschosse,<br />
wobei das dritte – mehr als 300 m Meter Lauflänge bietende<br />
Geschoss – als Versorgungs-kanal dient und gleichzeitig die<br />
Aussteifung des „Darmstadtium“ unterstützt. Abgerundet<br />
wird das Planungskonzept durch ein Restaurant für 150 Personen<br />
sowie eine Tiefgarage mit 420 Parkplätzen.<br />
Tief- und Rohbauarbeiten.<br />
Bereits ab dem ersten Spatenstich für die 16 m tiefe Baugrube<br />
erwarteten die ausführenden Unternehmen besondere<br />
Herausforderungen. Aufgrund der Innenstadtlage der Baustelle<br />
und der relativ großen Grundfläche von rund 8.000 m²<br />
erforderten die Roh- und Tiefbauarbeiten eine besondere Präzision<br />
– denn speziell für die Baustellen-Logistik und Anlieferung<br />
von Baumaterialien standen den mehr als 40 beteiligten<br />
Unternehmen nur sehr begrenzte Lagerflächen außerhalb der<br />
Baugrube zur Verfügung. Um dem Verkehr in der Darmstädter<br />
Innenstadt auszuweichen, entschieden sich die Verantwortlichen,<br />
die Betonagen für die Bodenplatten nachts zu erstellen.<br />
So wurden diese in zehn Abschnitten mit jeweils 1.000<br />
m³ Beton realisiert. Eine weitere Schwierigkeit: Die Baugrube<br />
umfasste einen Aushub von insgesamt 90.000 m3. Eine besondere<br />
Komplikation stellt der diagonal durch die Baugrube<br />
verlaufende Rheingrabenbruch dar. Das heißt, etwa ein Drittel<br />
des Bauwerks steht auf Fels, der restliche Teil auf Sand. Dies<br />
machte unter anderem erforderlich, dass zur Entwässerung<br />
zahlreiche horizontale Entspannungsbohrungen gesetzt werden<br />
mussten. Die 60 cm bis 1,60 cm starke Bodenplatte des<br />
dritten Untergeschosses wurde auf Bohrpfählen gegründet,<br />
während man bei der Bodenplatte U2 und U3 des zweiten<br />
Unter-geschosses auf eine Plattengründung setzte.<br />
Sichtbeton höchster Qualität.<br />
Die anspruchsvollen Geometrien der vier verschachtelten<br />
Gebäudeteile mit zahl-reichen geneigten Sichtbetonwänden<br />
Das Wirtschafts- und Kongresszentrum „Darmstadtium“: Eine<br />
gelungene Symbiose aus moderner Architektur und historischer<br />
Stadtmauer . (Foto: Betonbild, André Hack ).<br />
50 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
(SB4) von bis zu 23 m Länge stellten hohe Anforderungen<br />
an die Bauausführung. So wurden hier insgesamt 90.000 m²<br />
Schalung verwendet. Durch den Einsatz möglichst gleicher<br />
Wandtakte konnte die Vorhaltung von Schalmaterial auf ein<br />
Optimum minimiert werden. Die bis zu 2,50 m² starken Wände<br />
des „Darmstadtium“ enthalten zur Versteifung rund sechs<br />
Lagen Eisen. Die Schalungsarbeiten für die Sichtbetonwände<br />
des so genannten Bauteils A – hier befindet sich das Foyer<br />
mit Cafeteria – erwiesen sich dabei als besonders anspruchsvoll.<br />
Highlight des Foyers ist eine durchgängiger Glastrichter,<br />
der sich vertikal durch das Gebäude zieht und bis hinunter in<br />
die Tiefgarage für Tageslicht sorgt.<br />
Der gesamte Gebäudeteil A steht auf vier rautenförmigen Beton-Stützen<br />
– so genannten Pylonen. Diese weisen eine Stärke<br />
von 2,80 m und eine Gesamthöhe von 20 m auf und wurden<br />
ebenfalls aus Sichtbeton der höchsten Güteklasse gefertigt.<br />
Zudem neigen sich sämtliche Wände des Bauteils A um fünf<br />
Grad nach außen, während ein Teil der Saalfläche um 12° ansteigt<br />
und so bei Veranstal-tungen als Tribüne genutzt wer-<br />
den kann. In den<br />
Obergeschossen<br />
setzten die Planer<br />
auf fi ligrane V-Stützen<br />
aus Beton, die<br />
sich im Winkel von<br />
76° bzw. 79° neigen<br />
und – wie alle<br />
Stützen – direkt<br />
vor Ort als Fertigteile<br />
in Sichtbetonqualität<br />
produziert<br />
wurden. Auch die<br />
12 bis 14 m langen<br />
Betonstützen,<br />
die sich um ca. 3 m nach außen neigen, unterstreichen die<br />
außergewöhnliche Gestaltung dieses Gebäude-Bereiches.<br />
Insgesamt wurden auf der 45.000 m² Bruttogesamtfläche<br />
des Darmstadtiums 43.000 m³ Beton und 11.000 t Zement<br />
verarbeitet.<br />
Neues Instrument für aktives Flächen-, Gebäude- und Stadtentwicklungsmanagement<br />
Die Siedlungs-, Bau- und Nutzungsstrukturen in Städten und<br />
Döfern unterliegen seit einiger Zeit einem zunehmend dynamischen<br />
Wandlungsprozess. Ursachen hierfür sind unter anderem<br />
die anhaltenden Strukturveränderungen in Wirtschaft<br />
und Bevölkerung (demografischer Wandel). In der Folge ist<br />
häufig das Brachfallen von Flächen und Gebäuden in den Innenbereichen<br />
von Städten und Gemeinden festzustellen. Das<br />
wiederum ist mit einem fortschreitenden Funktionsverlust unserer<br />
Stadt- und Dorfkerne und einem generellen Verlust an<br />
Standortattraktivität der betroffenen Kommunen verbunden.<br />
Parallel hierzu ist nach wie vor eine Ausweisung von Flächen<br />
an den Siedlungsrändern festzustellen. Zusätzliche Infrastrukturkosten<br />
für die Kommunen sind das Ergebnis.<br />
Die Innenentwicklung der Städte und Gemeinden gelangt<br />
daher zunehmend in den Blickwinkel einer nachhaltigen Gemeinde-<br />
und Stadtentwicklung. Unter einem solchen Leitbild<br />
einer ganzheitlichen Stadt- und Gemeindeentwicklung muss<br />
es Ziel sein, auf gesamtstädtischer Ebene Wertschöpfungspotenziale<br />
zu erkennen und zu aktivieren, die sich durch eine<br />
effiziente Flächen und Infrastrukturnutzung und Erhaltung<br />
bzw. Revitalisierung attraktiver Orts- und Stadtkerne bieten.<br />
Hierzu ist es erforderlich, fl exible und innovative Entwicklungskonzepte<br />
und vor allem Steuerungsinstrumente für die<br />
notwendigen städtebaulichen und baulichen Strukturveränderungen<br />
einzuführen.<br />
Entsprechend dieser sich verändernden Rahmenbedingungen<br />
bemüht sich die STEG Stadtentwicklung GmbH gemeinsam<br />
mit Ihren Kunden, den Kommunen, solch innovative<br />
und ganzheitliche Konzepte, Ansätze und Instrumente zu<br />
schaffen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung und damit<br />
auch Wertschöpfung in den Kommunen beitragen.<br />
Mit diesem zentralen Anliegen wurde im Jahr 2005 das Pilotprojekt<br />
Kommunales Flächen- und Gebäuderessourcenmanagement<br />
ins Leben gerufen. Ziel hierbei war es, ein In-<br />
V-Stützen aus Sichtbeton setzen besondere<br />
Akzente. (Foto: Betonbild, André<br />
Hack ).<br />
Ganzheitliche Stadt- und Gemeindeentwicklung mit dem STEG-Compass<br />
Von Michael Blum, Geschäftsführer der STEG Stadtentwicklung GmbH in Stuttgart<br />
strument zu entwickeln, das Kommunen sowie allen an der<br />
Stadt- und Gemeindeentwicklung beteiligten Akteuren einen<br />
stets aktuellen Überblick über die innerörtlichen Flächen- und<br />
Gebäudepotenziale samt der zugehörigen Daten und Informationen<br />
bietet. Diverse Such-, Analyse- und Auswertungsfunktionen<br />
sollten die Kommunen darüber hinaus in die Lage versetzen,<br />
Innenentwicklung aktiv zu managen. Auf Basis dieser<br />
Zielformulierung entstand schnell die grundlegende Idee eines<br />
webbasierten städtebaulichen Fachdatenbank-Systems, das<br />
über eine Schnittstelle zudem die Möglichkeit der Datenvisualisierung<br />
über Geo-Informationssysteme (GIS) bietet.<br />
Um ein Instrument zu schaffen, das möglichst praxistauglich<br />
für die Anwendung im Arbeitsalltag der verschiedenen<br />
Fachabteilungen der Kommunalverwaltung ist, erfolgte die<br />
Entwicklung von Beginn an im Rahmen eines Pilotprojektes<br />
gemeinsam mit den beiden großen Kreisstädten Nagold und<br />
Rottweil. In beiden Pilotstädten erfolgte ein paralleles Vorgehen<br />
von städtebaulichen Dienstleistungen (Bestandsaufnahme;<br />
Standortanalysen; Definition von Schwerpunkt- bzw.<br />
Planbereichen samt Entwicklungszielen) und Technikentwicklung.<br />
In einem kontinuierlichen Prozess von Abstimmungsterminen<br />
zu Anforderungen und Wünschen beider Kommunen<br />
an ein solches System, Testphasen erster Prototypen und<br />
der Weiterentwicklung auf Basis der in Fragebögen erfassten<br />
Rückmeldungen der Kommunen konnte so ein praxisnahes<br />
Arbeitsinstrument geschaffen werden.<br />
Aktives und ganzheitliches Stadt- und<br />
Gemeindeentwicklungsmanagement<br />
Wichtiger war, dass das Instrument durch seine Module und<br />
Funktionen den Gesamtprozess ganzheitlicher Stadtentwicklung<br />
nach dem Leitbild „Innen vor Außen“ mit den Bausteinen<br />
Flächen- und Gebäudemanagement in seinen vielfältigen<br />
Phasen und Schritten möglichst perfekt abbildet und durch<br />
entsprechende Funktionalitäten erleichtert und unterstützt.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 51
Phase 1: Bestandsaufnahme und Bewertung<br />
Die Basis erfolgreicher Innenentwicklung bildet das fundierte<br />
aktuelle Wissen über innerörtliche Nutzungspotenziale<br />
(Baulücken, Nachverdichtungspotenziale, Umnutzungspotenziale,<br />
Entwicklungspotenziale, leerstehende Gebäude und<br />
Nutzungseinheiten wie z. B. Ladenlokale), deren Entwicklungsmöglichkeiten,<br />
Entwicklungshemmnisse und Entwicklungschancen.<br />
Grundlage ist somit ein Überblick über alle innerörtlichen<br />
Potenziale im gesamten Gemeindegebiet sowie<br />
das Vorliegen vielfältiger und aktueller Daten (Größe, Lage,<br />
Nutzung, Erschließung, Planungsrecht, Eigentümer, Altlasten,<br />
Restriktionen und Nutzungshemmnisse, Wert und Preis, etc.)<br />
zu diesen Potenzialen.<br />
Diese Potenziale und Daten sind im Rahmen einer umfassenden<br />
Bestandsaufnahme als Grundlage eines Flächenund<br />
Gebäuderessourcenkatasters zu erheben. Viele Daten<br />
und Informationen liegen bereits auch schon bei unterschiedlichen<br />
Stellen, der Kommune selbst oder anderen öffentlichen<br />
Behörden und Institutionen vor. Hier erscheint es vor allem<br />
auch wichtig, die vielfältigen bereits vorliegenden Daten,<br />
Informationen und Planunterlagen und die Ergebnisse der<br />
Städtebaulichen Vorort-Bestandsaufnahme im Sinne einer<br />
Datenzentrale zusammenzuführen.<br />
Darauf aufbauend bedarf es einer intensiven Standortanalyse,<br />
welche der aufgenommenen Flächen- und Gebäudepotenziale<br />
unter welchen Bedingungen (Nutzungsrestriktionen)<br />
für welche Nutzung besonders gut geeignet sind. Hierbei ist<br />
auch der aktuelle Bedarf bzw. die Marktsituation für unterschiedliche<br />
Flächennutzungssegmente zu beachten. Zudem<br />
ist auch bereits an diesem Punkt zu klären, welche Flächenpotenziale<br />
im Hinblick auf Erhalt und Steigerung der kleinund<br />
großräumigen Freiraum- und Aufenthaltsqualität in der<br />
Siedlung weiterhin von einer Bebauung freizuhalten sind.<br />
Abschließend sollte nach diesem Schritt jedem innerörtlichen<br />
Flächenpotenzial und Gebäudeleerstand eine vorrangige<br />
Nutzungseignung und eine Aussage zur zeitlichen Verfügbarkeit<br />
zugeordnet werden.<br />
Als eine Art Datenzentrale bietet der STEG-Compass die<br />
Möglichkeit zur Integration und Zusammenführung aller Daten<br />
zu den innerörtlichen Potenzialen. Als bislang einziges derart<br />
umfängliches und durchgängiges städtebauliches Fachdatenbanksystem<br />
verfügt die STEG-Compass über Datenbankmodule<br />
zu allen räumlichen Basiseinheiten der Stadtentwicklung<br />
wie Flächen, Gebäude und Nutzungseinheiten (z. B. Ladenlokale),<br />
die je nach individuellem Bedarf und Problemlage der<br />
einzelnen Kommune isoliert oder kombiniert zur Verfügung<br />
gestellt werden können. In jedem Modul können alle wesentlichen,<br />
zu der jeweiligen Einheit bei den Kommunen oder<br />
anderen Behörden vorliegenden Daten und Plangrundlagen<br />
übernommen und schließlich durch gezielte, von der Kommune,<br />
der STEG oder Dritten durchgeführte Bestandsaufnahmen<br />
und Standortpotenzialanalysen ergänzt werden.<br />
Phase 2a: Aktivierungsphase (Kleinere Flächenund<br />
Gebäudepotenziale in Streulage)<br />
Aufbauend auf die Erstellung und kontinuierliche Fortschreibung<br />
eines gesamträumlichen Flächen- und Gebäuderessourcenkatasters<br />
muss eine „ernstgemeinte und wertschöpfende“<br />
Innenentwicklung nahtlos in einen stetigen, immer<br />
wieder aufs Neue beginnenden Aktivierungsprozess übergehen.<br />
Diese Aktivierungsphase beinhaltet alle Maßnahmen<br />
und Bemühungen, um die standortpotenzialgemäße Aktivierung<br />
der einzelnen Flächen, Gebäude und Nutzungseinheiten<br />
voranzutreiben. Hierzu gehören der stetige Abgleich des<br />
derzeitigen Angebots verfügbarer innerörtlicher Flächen mit<br />
konkreten Anfragen und Gesuchen nach Flächen mit ganz<br />
bestimmten Eigenschaften, die Vorbereitung und Durchführung<br />
aktivierungsunterstützender Maßnahmen sowie die kontinuierliche<br />
Vermarktung der Potenziale.<br />
Die Anwendungsfunktionalitäten des relationalen Datenbanksystems<br />
STEG-Compass wurden speziell so entwickelt,<br />
dass das Instrument als wirkliche kommunale Arbeits- und<br />
Informationsplattform auch in dieser Phase eine echte Unterstützung<br />
und Hilfestellung bietet. Hierzu bietet der Compass<br />
vielfältige Such-, Analyse- wie auch statistische Auswertungsfunktionen,<br />
um beispielsweise etwa Flächen, Gebäude<br />
oder Nutzungseinheiten zu identifizieren bzw. herauszufiltern,<br />
die ganz spezifischen Merkmalen oder Anforderungen eines<br />
Interessenten genügen.<br />
Vier Praxisbeispiele:<br />
• Wo und wie viele Baulücken gibt es, die der Stadt gehören,<br />
größer als 300 Quadratmeter, und vom Kindergarten nicht<br />
weiterer als 750 Meter entfernt sind?<br />
• Welche Eigentümer besitzen mehrere innerörtliche Potenzialflächen?<br />
• Wo sind im Gemeindegebiet innerörtliche Flächenpotenziale<br />
mit Bodenrichtwerten unter x, auf denen die Bebauung<br />
mit Reihenhäusern mit maximal drei Vollgeschossen zulässig<br />
ist?<br />
• Wo und wie viele leerstehenden Ladenlokale in Hauptgeschäftslage<br />
mit einer Nutzfläche von 120 – 150 Quadratmetern<br />
gibt es?<br />
Zu allem auf derart gezielte Anfragen passenden oder aktuelle<br />
in Verhandlung befindlichen Flächen, Gebäuden und Nutzungseinheiten<br />
können auf Knopfdruck Kurzreports mit allen<br />
wichtigen Daten als Handout zur Vorbereitung von Sitzungen,<br />
Gesprächen und Verhandlungen erzeugt werden. Weiterhin<br />
ermöglicht das System auf Knopfdruck auch statistische<br />
Gesamtauswertungen, wie etwa tagesaktuelle Bilanzen innerörtlicher<br />
Baulücken oder Leerstände insgesamt bzw. nach<br />
Gemarkungsteilen und bestimmten Merkmalen (Eigentümerart,<br />
etc.) spezifiziert.<br />
Die zumeist große Vielzahl von Akteuren (Stadtplanungsamt,<br />
Liegenschaftsamt, Wirtschaftsförderung, Eigentümer, Interessenten<br />
und Investoren, externe Planungs- und Ingenieurbüros,<br />
usw.), die in diesen kontinuierlichen Managementprozess<br />
zur Aktivierung von Flächenpotenzialen involviert sind,<br />
erklärt auch, warum bei der Entwicklung des STEG-Compass<br />
ein zukunftsorientierter internetbasierter Ansatz als ideale Lösung<br />
gewählt wurde. Ohne Zusatzkosten und Softwareinstallation<br />
können alle beteiligten kommunalen Verwaltungsabteilungen<br />
und alle weiteren Akteure mit Zugangsberechtigung<br />
sich durch einfachen Zugriff über einen Internet-Browser an<br />
jedem beliebigen Arbeitsplatz benötigte Daten beschaffen,<br />
ggf. Daten fortschreiben und so auch Daten austauschen und<br />
miteinander kommunizieren.<br />
Auch die zur Aktivierung notwendige offensive Vermarktung<br />
der innerörtlichen Flächenangebote kann aufgrund des webgestützten<br />
Ansatzes durch den Compass über das ortsgebundene<br />
Medium Internet deutlich unterstützt werden. Neben<br />
der internen ausführlichen Arbeitsplattform bietet das<br />
Tool die Möglichkeit, zur Vermarktung eine reduzierte Version,<br />
die nur die von den Eigentümern freigegebenen Flächen und<br />
Gebäude sowie ausgewählte Informationen zu diesen enthält,<br />
über die Homepage der Kommune in Kreis und Schrift<br />
freizuschalten.<br />
52 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Phase 2b: Planungsphase (größere und/oder für die<br />
Stadtentwicklung bedeutende Flächenareale und<br />
Gebäudequartiere)<br />
Neben dem dargelegten fortlaufenden Management- und<br />
Aktivierungsprozess für vor allem kleinere, in Streulage befi<br />
ndliche Flächen (v.a. Baulücken, Nachverdichtungsflächen)<br />
und Gebäude (v.a. Leerstehende Gebäude und Nutzungseinheiten)<br />
ist im Rahmen einer aktiven Innenentwicklung aber<br />
auch der Umgang mit größeren un- oder mindergenutzten<br />
innerörtlichen Arealen zu bewältigen. Dies können größere<br />
zusammenhängende innerörtliche Brach- bzw. Umnutzungsfl<br />
ächen, Bereiche, die durch eine räumliche Konzentration<br />
verschiedener un- oder mindergenutzter Flächen auffallen,<br />
oder eben Gebäudequartiere, die durch eine Vielzahl leerstehender<br />
und vom Verfall bedrohter Gebäude und Nutzungseinheiten<br />
geprägt sind, sein.<br />
Solche Areale und Quartiere stellen einerseits aufgrund ihrer<br />
Größe und teilweise negativen Auswirkung auf Umfeld und<br />
Gesamtstandort und komulierten Problemsituation eine besondere<br />
Herausforderung für die Stadtentwicklung dar. Sie<br />
bieten andererseits aber gerade aufgrund ihrer Größe und<br />
Lage oft die Chance, in zentraler Lage ein großes Impulsprojekt<br />
zu initiieren, durch das nicht nur das Quartier, sondern<br />
auch die Entwicklung des Umfeldes oder gar der gesamten<br />
Siedlung in den kommenden Jahren maßgeblich positiv beeinflusst<br />
und vor allem die Innenbereiche, Stadt- und Dorfkerne<br />
nachhaltig aufgewertet werden.<br />
Aufgrund Größe, Vornutzung, Zustand, Grundstückszuschnitt<br />
und Erschließung können diese Areale zumeist nicht<br />
unmittelbar in einen Aktivierungs- und Vermarktungsprozess<br />
einbezogen werden, sondern bedürfen zunächst einer oft<br />
langwierigen Planungsphase, in der vielfältige offene Fragen<br />
– von der Nutzungsfindung über die städtebauliche Planung,<br />
Investition und Finanzierung bis hin zur Erschließung und<br />
Baureifmachung der Flächen – zu klären sind. Eine etwaige<br />
Altlastensanierung kann die Komplexität eines solchen Prozesses<br />
noch wesentlich erhöhen.<br />
Ziel der Planungsphase muss zum einen sein, jeweils alle aktuellen<br />
Plan- bzw. Schwerpunktbereiche auf gesamtstädtischer<br />
Ebene zu definieren, und zum anderen diesen Bereichen jeweils<br />
Ziele und zur Zielerreichung nötige Maßnahmen für ihre<br />
Aktivierung und Entwicklung zuzuordnen. Grundlage dieser<br />
strategischen Entscheidungen sollte das städtebauliche Leitbild<br />
für die Gesamtgemeinde sowie der aktuell absehbare<br />
und prognostizierte Bedarf und die Marktsituation für die verschiedenen<br />
Nutzflächensegmente sein.<br />
Auch hierfür hält das System Compass der STEG ein Datenbankmodul<br />
„Planbereichsmanagement“ bereit, das speziell<br />
für diese Phase entwickelt wurde. Die Planbereichsdatenbank<br />
ermöglicht es zu jedem Zeitpunkt, auf gesamtstädtischer<br />
Ebene die aktuellen Schwerpunkte (Planbereiche) der<br />
Stadtentwicklung durch Zusammenfassung der zugehörigen<br />
Flurstücke und Gebäudequartiere neu zu definieren und diesen<br />
auf Datenbankbasis Ziele und entsprechende Maßnahmen<br />
für ihre Aktivierung zuzuordnen.<br />
Damit bietet das Modul wiederum im Vergleich zum klassischen<br />
statischen Stadtentwicklungskonzept im Papierformat<br />
die Möglichkeit, dieses stets entsprechend der sich<br />
verändernden Rahmenbedingungen und örtlichen Bestandsveränderungen<br />
dynamisch fortzuschreiben und mit angepassten,<br />
konkreten, umsetzungsorientierten Maßnahmen<br />
zu hinterlegen. Ein solch stets aktuelles gesamträumliches<br />
Stadtentwicklungskonzept bildet wiederum die unverzichtbare<br />
Grundlage für strategische Entscheidungen der Stadtentwicklung.<br />
Phase 3: Umsetzungsphase (größere und/oder für die<br />
Stadtentwicklung strategisch besonders bedeutende<br />
Flächenareale und Gebäudequartiere)<br />
Auch bei den definierten größeren bzw. strategisch besonders<br />
bedeutsamen Flächenarealen und Gebäudequartieren<br />
muss aufbauend auf die Planungsergebnisse eine Umsetzungsphase<br />
folgen. Im Rahmen eines aktiven Planungs- und<br />
Prozessmanagements ist die Umsetzung der zuvor definierten<br />
Maßnahmen im sinne der zielorientierten Realisierung<br />
der Gesamtplanung zu koordinieren. Hierzu gehören insbesondere<br />
auch die Definition, Abstimmung, Einhaltung und<br />
Fortschreibung der Zuständigkeiten und Zeithorizonte für die<br />
einzelnen Maßnahmen.<br />
In diesem Zusammenhang kommt der Funktion des STEG-<br />
Compasses als Informations- und Kommunikationsplattform<br />
eine besondere Bedeutung zu. Gerade in solche komplexen<br />
Planungs- und Umsetzungsphasen ist immer eine Vielzahl<br />
unterschiedlicher Akteure, von den städtischen Ämtern über<br />
Eigentümer, potenzielle Investoren bis hin zu externen Ingenieur-<br />
und Planungsbüros, involviert. Hier kommt dem gegenseitigen<br />
Austausch und der abgestimmten Koordination<br />
der Aufgaben im Sinne eines möglichst reibungsverlustarmen<br />
Projektablaufs eine enorme Bedeutung zu.<br />
Der Compass bietet über ein Benutzermanagement nun<br />
die Möglichkeit, allen gewünschten Akteuren, passwortgeschützt<br />
Zugriff selektiert auf die spezifischen Projektdaten zu<br />
gewähren. Somit besteht für alle die Möglichkeit zur Information<br />
über aktuelle Projektdaten und zu erfüllende Aufgaben<br />
mit Zeithorizonten. Darüber hinaus bestehen im Sinne eines<br />
virtuellen Projektraums aber auch besondere Möglichkeiten<br />
des Austauschs und der Kommunikation, wie etwa dem projektbezogenen<br />
Eintrag von Kurznachrichten oder Hochladen<br />
aktueller Dokumente, Pläne oder Entwürfe.<br />
Natürlich aktiviert der STEG-Compass alleine keine innerörtlichen<br />
Potenziale. Er stellt jedoch ein professionelles und zeitgemäßes<br />
Medium dar, das Städte und Gemeinden beim Prozess<br />
der ganzheitlichen Stadtentwicklung und Wertschöpfung<br />
auf vielfältige Art und weise unterstützen kann. Aufbauend<br />
auf das Werkzeug bedarf es in der Planungs-, Umsetzungsund<br />
Aktivierungsphase vielfältiger weiterer Maßnahmen, um<br />
die innerörtlichen Potenziale tatsächlich der gewünschten<br />
Nutzung zuzuführen.<br />
Zwar gibt es hierfür aufgrund der jeweiligen individuellen<br />
raum-, markt- und personenbezogenen Rahmenbedingungen<br />
kein Patentrezept, jedoch sind der Kreativität in diesem Zusammenhang<br />
auch wenig Grenzen gesetzt. Beispielhaft seien<br />
hier einzelne Maßnahmenfelder genannt, mit denen die STEG<br />
Stadtentwicklung GmbH bislang in solchen Prozessen positive<br />
Erfahrungen gemacht hat:<br />
• Bürgerinformationsveranstaltungen zur Sensibilisierung der<br />
Bevölkerung für das Thema Innenentwicklung/Ortskernvitalität<br />
einerseits und zur Förderung einer gesamtstädtischen<br />
Betrachtungsperspektive andererseits,<br />
• ggf. Einrichtung einer Koordinations- und Beratungsstelle<br />
bei der Stadt zwecks Koordination des Gesamtprozesses<br />
und Anlaufstelle für Eigentümer und Interessenten,<br />
• Auflage problemspezifischer kommunaler Förderprogramme<br />
im Sinne der Potenzialaktivierung,<br />
• Veranstaltung von Immobilienbörsen/-messen,<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 53
• kostenlose Testentwürfe für Potenzialflächen und Planbereiche<br />
zwecks Überzeugung von Eigentümern und Investoren,<br />
• Direktkontakt mit den Betroffenen: intensive und behutsame<br />
Eigentümergespräche,<br />
• Beratung von Interessenten und Investoren über Nutzungsund<br />
Fördermöglichkeiten, Problembehandlung etc.,<br />
• Einsatz geeigneter städtebaulicher Instrumente und Förderprogramme<br />
(B-Plan; Abweichung; Befreiung; Sanierungs-,<br />
Entwicklungsmaßnahme; ...),<br />
• ggf. Zwischenerwerb einzelner Flächen durch die Kommune<br />
zwecks zielgerichteter Inwertsetzung, Vermarktung und<br />
Nutzung,<br />
• Projektentwicklung.<br />
Stadtentwicklung ist ein kontinuierlicher, nie endender und<br />
somit immer wieder aufs Neue beginnender Prozess. Die<br />
Stadt verändert sich im Rahmen der dargestellten Planungs-,<br />
Aktivierungs- und Umsetzungsmaßnahmen ebenso wie die<br />
überregionalen und globalen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen<br />
und ökologischen Rahmenbedingungen. All dies wirkt<br />
sich wiederum auf die lokale, sich im Raum (Flächen, Gebäude)<br />
widerspiegelnde Bestandssituation und damit auf<br />
neu zu definierende Schwerpunktbereiche, Impulsprojekte<br />
und notwendige Maßnahmen aus. Stadtentwicklung – Bestand,<br />
Ziele und Maßnahmen – als solcher Kreislauf verstanden,<br />
bedarf somit einer kontinuierlichen Fortschreibung und<br />
Weiterentwicklung. Entsprechend dieses dynamischen Kreislaufgedankens<br />
sind auch die Module des STEG-Compasses<br />
konzipiert. Als dynamisches, nicht statisches Instrument der<br />
Stadtentwicklung sind Bestand, Schwerpunktbereiche, Ziele<br />
und Maßnahmen in der Datenbank und in Karten und Plänen<br />
jederzeit aktuell.<br />
Fazit<br />
Mit dem durchgängigen städtebaulichen Fachdatenbanksystem<br />
Compass als webbasierte Arbeits-, Informations- und<br />
Rathausbau setzt Zeichen<br />
von Birgitt Wüst<br />
Immer mehr Bauherren, Investoren, Projektentwickler<br />
und vor allem auch Kommunen denken heute langfristiger.<br />
Dabei rückt die energetische Optimierung von Immobilien<br />
in den Blickwinkel – wie beim neuen Rathaus in<br />
Kirchdorf an der Iller.<br />
Klimaschutz ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen<br />
der Gegenwart. Auch in der Immobilienbranche<br />
gewinnt das Thema „Nachhaltigkeit“ zunehmend an<br />
Bedeutung. Nachdem die Münchner Immobilienmesse Expo<br />
Real im vergangenen Herbst ihr Rahmenprogramm dem Thema<br />
gewidmet hatte, beschäftigte die Parole „Going Green“<br />
nun auch die MIPIM in Cannes. Auf der weltweit größten<br />
Messe für Gewerbeimmobilien und Urbanistik drehten sich<br />
mehrere Veranstaltungen um die Frage, wie der CO2-Ausstoß<br />
bis 2020 EU-weit um durchschnittlich mindestens 20 Prozent<br />
gesenkt werden kann.<br />
„Technisch sind die Möglichkeiten zu einer größeren Energieeffizienz<br />
von Gebäuden längst gegeben, etwa durch die<br />
Nutzung erneuerbarer Energien wie Erdwärme, Windkraft<br />
Kommunikationsplattform liefert die STEG Stadtentwicklung<br />
GmbH einen Beitrag zur Erreichung des übergeordneten<br />
Zieles der Wertschöpfung durch nachhaltige Stadtentwicklung<br />
in Form effizienter Flächen- und Infrastrukturnutzung<br />
sowie attraktiven, lebendigen und anziehenden Innen- und<br />
Kernbereichen. Das Instrument soll mit seinen vielfältig einsetzbaren<br />
Modulen und Funktionen Städte und Gemeinden<br />
in die Lage versetzen, den Prozess der ganzheitlichen Stadtund<br />
Gemeindeentwicklung durch Sensibilisierung der Akteure<br />
anzustoßen und kontinuierlich, den jeweiligen Rahmenbedingungen<br />
angepasst, aktiv fortzuführen und zu gestalten.<br />
Das System ermöglicht einen stets aktuellen Überblick über<br />
alle Flächen und Gebäudepotenziale und auch Schwerpunktbereiche<br />
der gegenwärtigen Stadtentwicklung und bietet<br />
damit die Basis, um strategische Entscheidungen der Stadtentwicklung<br />
zu treffen. Deren Umsetzung kann wiederum<br />
durch das Planbereichs- und Fördergebietsmanagement aktiv<br />
besteuert werden. Vor allem wird der STEG-Compass aber<br />
dem Wesen der Stadtentwicklung als andauerndem Prozess<br />
gerecht, da Bestand, Schwerpunktbereiche, Ziele und Maßnahmen<br />
kontinuierlich in einer Datenbank und dynamischen<br />
Karten fortgeschrieben werden können.<br />
Letztendlich ist der Compass aber auch als Aufforderung an<br />
Städte und Gemeinden zu verstehen, den Prozess der Stadtentwicklung<br />
aktiv und ganzheitlich voranzubringen und zu<br />
gestalten.<br />
Die STEG Stadtentwicklung GmbH sucht regelmäßig den<br />
Austausch mit den Kommunen, um etwas über deren aktuelle<br />
Aufgaben und Problemstellungen sowie ihre Lösungsansätze<br />
und Vorgehensweisen in ihrer alltäglichen Arbeitspraxis der<br />
Stadt- und Gemeindeentwicklung zu erfahren. Nur so können<br />
Instrumente und Ansätze möglichst kundennah und problemgerecht<br />
weiter bzw. neu entwickelt werden.<br />
www.steg.de<br />
und Solarenergie“, sagt Thomas Bleier, einer der beiden Geschäftsführer<br />
der STEG Stadtentwicklung, die sich im Bereich<br />
nachhaltiger Entwicklungskonzepte in Deutschland einen Namen<br />
gemacht hat.<br />
Die Gesellschaft unterstützt Kommunen seit vielen Jahren<br />
unter den Aspekten Umweltschutz, Energieeinsparung und<br />
umweltverträgliche Energiegewinnung und setzt auch die<br />
<strong>2008</strong> hoch dotierten neuen Förderprogramme für diesen<br />
Bereich um, wie etwa den neuen Bund-Länder-Investitionspakt<br />
zur energetischen Erneuerung sozialer Infrastruktur<br />
(IVP).<br />
Eines der aktuellen Beispiele für Nachhaltigkeit im öffentlichen<br />
Bau ist das neue Rathaus in Kirchdorf an der Iller. „Im alten<br />
Rathaus platzen wir aus allen Nähten“, berichtet Dietmar Zettel,<br />
Kämmerer der rund 15 Kilometer nördlich von Memmingen<br />
direkt an der badenwürttembergisch-bayerischen Grenze<br />
gelegenen 3600-Einwohner-Gemeinde. Da weder ein Ausbau<br />
des Gebäudes noch ein Anbau möglich war, wurde im Rahmen<br />
des Landessanierungsprogramms Baden-Württemberg<br />
ein Neubau in Angriff genommen.<br />
54 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Erdwärme ins Rathaus<br />
Bei der Umsetzung zeigte sich Kirchdorf deutlich energieeffizienzbewusster<br />
als so manche Großstadt: Nach den Vorgaben<br />
des Gemeinderats sollte sich das Gebäudekonzept durch Bürgernähe,<br />
Transparenz, besondere gestalterische Qualitäten sowie<br />
durch kurze Wege auszeichnen, die eine effiziente Arbeitsweise<br />
ermöglichen. Einig war man sich vor allem darin, dass die<br />
Energieversorgung des Rathauses ressourcen- und umweltschonend<br />
sein sollte. Dabei setzten die Verantwortlichen auf regenerative<br />
Energien und entschieden sich für den Einbau einer<br />
zeitgemäßen Erdwärmeheizung. Die Vorteile der Nutzung von<br />
Erdwärme sahen die Ratsmitglieder unter anderem darin, dass<br />
praktisch keine Wartungskosten anfallen, ein Schornstein nicht<br />
erforderlich ist und auch keine Flächen für die Bevorratung von<br />
Brennstoff benötigt werden. Darüber hinaus lässt sich mit dieser<br />
Heizungsform über die Erdsonde an heißen Sommertagen<br />
eine herkömmliche Klimaanlage ersetzen.<br />
Zusammen mit dem Architekturbüro Bauke aus dem benachbarten<br />
Dietenheim erarbeitete die Stadtentwicklungsgesell-<br />
schaft eine städtebaulich und architektonisch hochwertige<br />
Lösung für die besondere, einer nachhaltigen Entwicklung<br />
verpflichteten Aufgabenstellung. „Neben der städtebaulichen<br />
und gestalterischen Betreuung zeichnete die STEG dabei<br />
auch für die fi nanzielle Projektsteuerung verantwortlich“,<br />
betont Projektleiter Arun Gandbhir unter Verweis auf den für<br />
Laien oft verwirrenden „Dschungel“ der Förderprogramme.<br />
Die Kosten für die rund 9000 Kubikmeter umbauten Raumes<br />
des neuen Rathauses beziffert Kämmerer Zettel auf rund 3,7<br />
Millionen Euro. Eine Investition, die sich gelohnt habe, merkt<br />
er an.<br />
„Die Transparentmachung des Gebäudeenergieverbrauchs<br />
steht in vielen Städten noch längst nicht auf der Agenda“,<br />
berichtet STEG-Geschäftsführer Bleier aus seiner täglichen<br />
Praxis. Umso erfreulicher, dass eine so kleine Gemeinde wie<br />
Kirchdorf mit ihrem Rathaus-Projekt deutliche städteplanerische<br />
Zeichen setzt. Die Kirchdorfer sind unterdessen sehr<br />
gespannt auf ihr neues Rathaus: Am 30. Mai, nach knapp<br />
zweijähriger Bauzeit, soll es offiziell eröffnet werden.<br />
www.kirchdorf-iller.de<br />
Nachhaltiges Bauen: Kommunen rüsten nach<br />
Von Holger Busch, TÜV SÜD Industrie Service GmbH<br />
Als Antwort auf die energetischen und ökologischen<br />
Herausforderungen der Zukunft setzen die Europäische<br />
Union und die Bundesregierung bei den größten Energieverbrauchern<br />
an – den Gebäuden. Kommunen, die für die<br />
Zukunft langfristig gerüstet sein wollen, investieren daher<br />
in die Nachhaltigkeit ihrer Liegenschaften.<br />
Rund 4,1 Milliarden Euro Energiekosten fallen bei den öffentlichen<br />
Liegenschaften bisher jährlich an – Tendenz steigend<br />
bei derzeitiger Heizkosten-Entwicklung. Schulen, Sporthallen,<br />
Museen, Gerichts- und Verwaltungsgebäude bergen<br />
gleichzeitig energetische Einsparreserven in Milliardenhöhe.<br />
Eine Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH ergab,<br />
dass durch die Sanierung von 20.000 Liegenschaften mittels<br />
Energie-Contracting 1 die Energiekosten bereits um 300<br />
Millionen Euro jährlich sinken würden. Der Sanierungsbedarf<br />
ist hoch: Die Hälfte der circa 190.000 öffentlichen Liegenschaften<br />
ist nicht mehr auf dem aktuellen Stand, wenn es<br />
etwa um Energieverbrauch oder verwendete Baustoffe geht.<br />
Immobilienbetreiber wie Kommunen, die für die Zukunft gerüstet<br />
sein wollen, setzen auf die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />
ihrer Gebäude, zur Erreichung von so genannten<br />
„Green Building“-Standards.<br />
Green Buildings: Umfassende Qualitätsperspektive<br />
Eine möglichst geringe ökologische Belastung sowie die Bereitstellung<br />
eines gesunden Lebensumfelds für die relevanten<br />
Nutzergruppen in allen Phasen des Lebenszyklus von Gebäuden<br />
(Planung, Erstellung, Nutzung, Erneuerung und Rückbau)<br />
– dies sind die Ziele nachhaltigen Bauens. Der Fokus liegt<br />
damit auf einer umfassenden Qualitätsperspektive: Green<br />
Buildings sind wirtschaftlich effizient, umweltfreundlich, Ressourcen<br />
sparend und bieten ein angenehmes und attraktives<br />
Wohn- oder Arbeitsumfeld. Ein bewusster Umgang mit den<br />
Ressourcen kann sich in einem verbesserten Energiehaushalt,<br />
weniger CO2-Emissionen, einem Abfallmanagementsystem<br />
sowie in einem verminderten Wasserverbrauch niederschlagen.<br />
Die Einsparpotenziale sind vielfältig, wie z. B. der Einsatz<br />
von Energiesparlampen und neuen Fassadenkonstruktionen,<br />
die Installation wassersparender Geräte wie Vakuumtoiletten<br />
oder Armaturen mit Annäherungselektronik.<br />
Durch die ganzheitliche Betrachtung der Einzelkomponenten<br />
eines Gebäudes – einschließlich aller vorhandenen Energiearten<br />
– können erhebliche Einsparungen erzielt werden. Bevor<br />
kostspielig saniert wird, lohnt es sich zunächst den Energieverbrauch<br />
durch intelligente Einstellungen der tatsächlichen<br />
Nutzung anzupassen. Ein Drittel weniger Aufwendungen an<br />
Energie ist dabei keine Seltenheit.<br />
Nachhaltigkeit bei Immobilien meint allerdings mehr als nur die<br />
energetische Situation: Offenere Strukturen, ein effektiverer<br />
Schallschutz und ökologisch unbedenkliche Baustoffe tragen<br />
zu einem angenehmen und gesundheitsfördernden Raumklima<br />
bei. Dem Menschen vermitteln Green Buildings ein besseres<br />
Lebensgefühl. Dazu trägt auch eine saubere Innenraumluft<br />
bei. Feinstaub, Pollen aus der Außenluft und Emissionen aus<br />
den Baustoffen beeinträchtigen indes nicht nur die Gesundheit,<br />
sondern verringern zudem die Leistungsfähigkeit. In puncto<br />
Arbeitseffizienz gerät auch die Zimmertemperatur in den Blickpunkt,<br />
da zu warme Räume die Produktivität mindern.<br />
Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Anbindung grüner Gebäude<br />
an öffentliche Verkehrsmittel und Fahrradwegnetze.<br />
Gerade in einer Zeit, in der die Benzinpreise steigen, wird das<br />
Augenmerk vermehrt auf die Lage des Objekts gelegt. Für<br />
den Nutzer komfortabel, sowie ökonomisch und ökologisch<br />
1 Die wichtigsten Formen sind das Energieeinspar- und das Energieliefer-Contracting. Beim Energieeinspar-Contracting plant, baut, fi nanziert und betreibt ein<br />
externes Unternehmen alle Maßnahmen zur effizienteren, hausinternen Energieversorgung. Das Unternehmen erhält aus den eingesparten Energiekosten für die<br />
Energielieferung ein Entgelt; nach dem Ende der Vertragslaufzeit gehören die Anlagen der Kommune. Verbleiben die Anlagen im Besitz des Unternehmens, eignet<br />
sich das Verfahren des Energieliefer- oder Anlagen-Contractings. Auch hier zahlt die Kommune für die Energielieferung ein Entgelt. Das Unternehmen übernimmt<br />
jedoch die volle Verantwortung für die Anlage.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 55
attraktiv ist etwa die Einbindung in die städtische Infrastruktur<br />
und die Nähe zum Stadtkern mit seinen Versorgungszentren.<br />
Niedrige Baunutzungskosten,<br />
gute Bewertungsperspektiven<br />
Nachhaltiges Bauen ist zwar teurer als herkömmliche Bauweisen,<br />
die Ausgaben für Planung und Errichtung machen<br />
jedoch im Allgemeinen nur 20 bis 25 Prozent der Lebenszykluskosten<br />
einer Immobilie aus. Der weitaus größte Teil der<br />
fi nanziellen Aufwendungen fällt in der Nutzungsphase an. In<br />
diesem Abschnitt macht sich die Qualität von Gebäuden bezahlt,<br />
die unter Nachhaltigkeitskriterien erstellt wurden: Die<br />
Kosten etwa für Betrieb, Instandsetzung und Baustoffentsorgungen<br />
sind bei qualitativ hochwertigen Objekten wie den<br />
Green Buildings in der Regel geringer. Grüne Immobilien sind<br />
auf diese Weise gut auf steigende Energiepreise vorbereitet<br />
und damit nachhaltige Investitionen, deren Armortisierung<br />
derzeit eine deutliche Beschleunigung erfährt.<br />
Die vielschichtigen Vorteile nachweisbar nachhaltiger Gebäude<br />
sorgen für ihren guten Ruf, der bei guter Lage zu einer<br />
besseren Vermietbarkeit und positiven Wiederverkaufschancen<br />
dieser Objekte führt. In der Tat beginnt sich das Nachfrageverhalten<br />
am deutschen Immobilienmarkt bereits zu<br />
verändern, und es sind bereits vereinzelt höhere Marktwerte<br />
festzustellen. Damit wächst der Einfluss nachhaltiger Maßnahmen<br />
auf die Marktattraktivität von Immobilien.<br />
Im Einzelnen sind nachhaltig errichtete gegenüber konventionell<br />
erstellten Gebäuden im Vorteil, weil:<br />
• Image und Vermietung verbessert werden,<br />
• der Immobilienwert durch längere Nutzungsdauer und verringerte<br />
Bewirtschaftungskosten steigt,<br />
• sich Lebenszykluskosten und Versicherungsbeiträge reduzieren,<br />
• die Gesundheit und Produktivität der Nutzer positiv beeinfl<br />
usst werden,<br />
• positive Effekte auf Umwelt und lokale Wirtschaftsstrukturen<br />
auftreten,<br />
• Milieu- und Quartierverbesserungen stattfinden,<br />
• überalterte Wohnanlagen revitalisiert und verjüngt werden.<br />
Forderung nach mehr Nachhaltigkeit<br />
Die Politik hat mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) schon<br />
seit einiger Zeit die Weichen für Gebäude auf Verbrauchsminderung<br />
gestellt. Bei Verkauf, Vermietung, Verpachtung oder<br />
Leasing kann der Interessent nun die Vorlage eines Energieausweises<br />
verlangen, der Auskunft über die Gesamtenergieeffizienz<br />
einer Immobilie gibt. Ab Juli nächsten Jahres haben<br />
auch Kommunen für ihre nicht bewohnten, öffentlichen<br />
Gebäude mit mehr als 1.000 m 2 Netto-Grundfläche einen<br />
Energieausweis auszuhängen. Betroffen sind davon etwa die<br />
kommunalen Verwaltungsgebäude, Kindergärten, Schulen,<br />
Universitäten und Krankenhäuser.<br />
Mit der EnEV-Novelle, die voraussichtlich Anfang 2009 in<br />
Kraft treten wird, sieht die Bundesregierung weitere Verschärfungen<br />
für Gebäude vor. Die Neuerungen gelten auch<br />
für Wohnobjekte, die von Kommunen und Gemeinden betrieben<br />
werden. Künftig muss bei Um- und Neubauten darauf<br />
geachtet werden, dass die Gesamtenergieeffizienz der<br />
Wohngebäude um rund 30 Prozent verbessert wird.<br />
Soll der Energieverbrauch deutscher Gebäude gesenkt werden,<br />
müssten rund 70 Prozent der 17 Millionen Wohn- und 7<br />
Millionen Gewerbe-, Sport- und Kulturbauten energetisch sa-<br />
niert werden. Immerhin ist mit rund 40 Prozent der Anteil der<br />
Gebäude am gesamten Energieverbrauch höher als der von<br />
Verkehr oder Industrie; entsprechend tragen Immobilien zu<br />
den CO2-Emissionen bei. Der Bevölkerung waren die negativen<br />
Auswirkungen der Gebäudenutzung auf Klima und Umwelt<br />
2007 allerdings noch nicht im gleichen Maße bewusst.<br />
Eine Umfrage im Auftrag des Bundesbauministeriums hat<br />
gezeigt, dass die Befragten mehr CO2-Einsparmöglichkeiten<br />
beim Gebrauch von Elektrogeräten oder beim Autofahren sahen<br />
als beim Heizen der eigenen Wohnung. Umso wichtiger ist<br />
es, dass die Kommunen ihrer Vorbildfunktion gegenüber der<br />
Öffentlichkeit gerecht werden, die ihnen mit dem Nationalen<br />
Energieeffizienz-Aktionsplan (EEAP) sowie dem Leitfaden<br />
Nachhaltiges Bauen hinsichtlich des Endenergieverbrauchs<br />
und der Nachhaltigkeit ihrer Gebäude zugeschrieben ist.<br />
Vor der Sanierung steht die Analyse<br />
Wie gehen Gemeinden und Kommunen vor, wenn sie ihre Liegenschaften<br />
sanieren lassen möchten? Die zahlreichen Zertifikate<br />
wie das US-amerikanische LEED- oder das britische<br />
BREEAM-Zertifikat, die derzeit um Einfluss auf dem Immobilienmarkt<br />
konkurrieren, geben darauf nicht immer die passende<br />
Antwort. Was dort zum Teil unter Nachhaltigkeit verstanden<br />
wird, ist in Deutschland bereits mit den umfangreichen deutschen<br />
Bauvorschriften geregelt. So ähneln einige der Anforderungen<br />
für die Vergabe des LEED-Silber-Zertifikats denen<br />
einer gewöhnlichen heutigen Bauabnahme in Deutschland.<br />
Auf die Bedürfnisse der deutschen Bauwirtschaft zugeschnitten<br />
ist hingegen das Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft<br />
für Nachhaltiges Bauen (DGNB), das sich seit kurzem in der<br />
Pilotphase befindet. Allerdings gibt dieser Kriterienkatalog zunächst<br />
nur Auskunft über die Nachhaltigkeit von Neubauten.<br />
Ein Standard für bestehende Gebäude soll jedoch so schnell<br />
wie möglich folgen.<br />
Nachhaltiges Bauen ist seit jeher im Selbstverständnis des<br />
deutschen Sachverständigen- und Prüfwesens verankert.<br />
Diese grundsätzlich angelegte Wertbeständigkeit gilt es zu<br />
erhalten und an die neuen Anforderungen anzupassen. Es<br />
kommt auf die Machbarkeit, Finanzierbarkeit und nicht zuletzt<br />
auf die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen an. Die Sanierung<br />
muss deshalb an den Punkten ansetzen, mit denen<br />
sich Nutzungskosten und Emissionen so stark und nachhaltig<br />
wie möglich senken lassen. Schließlich fi nanzieren sich bei einer<br />
durchschnittlichen Lebensdauer der Maßnahmen von 30<br />
Jahren zum Teil nur 80 Prozent der Kosten über die eingesparten<br />
Heizkosten (bei derzeitiger Heizkostenentwicklung).<br />
Fachkundige Ingenieure können dabei helfen, die geeignete<br />
Vorgehensweise zu fi nden, mit der sich die einzelnen Gebäude<br />
wirksam und kosteneffizient an nachhaltige Anforderungen<br />
anpassen lassen. Insbesondere für die Bewertung sind Gutachter<br />
nötig, die über eine umfangreiche Expertise zu Baumaterialien,<br />
Sanierungskosten und Energietechnik verfügen.<br />
Um die verdeckten Nachhaltigkeitsrisiken zu erkennen, eignet<br />
sich eine Due Diligence, bei der alle Einflussgrößen aus<br />
Umwelt-, Gestaltungs-, bautechnischen und Immobilienmarktgegebenheiten<br />
mit einbezogen werden. Für die Prüfung<br />
sollte nicht nur vorgelegte Mieterlisten, Finanzkennzahlen und<br />
rechtliche Verhältnisse, sondern auch die Gebäudesubstanz,<br />
die technische Infrastruktur und das Grundstück einbezogen<br />
werden. So darf der Wohlfühlaspekt offener Strukturen in<br />
nachhaltigen Gebäuden nicht zu Lasten der Standsicherheit<br />
gehen. Auch birgt die Nutzung bereits erschlossener, aber<br />
brachliegender Liegenschaften das Risiko der Schadstoffbelastung.<br />
Hier ist eine Prüfung auf mögliche Umwelt- und<br />
56 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Gesundheitsschädlichkeit der Objekte im Vorfeld der Sanierungsarbeiten<br />
durchzuführen. Als Ergebnis der Due Diligence<br />
können die Objekte dann so saniert werden, dass sie frei von<br />
umwelt- und gesundheitsschädlichen Baustoffen sind.<br />
Förderung nachhaltiger Baumaßnahmen<br />
Wer nicht auf die Finanzierung durch Energie-Contracting<br />
zurückgreifen will, kann Fördergeld-Programme des Bundes<br />
und der Länder beanspruchen. Für nachhaltige Modernisierungs-<br />
und Sanierungsmaßnahmen können die Kommunen<br />
und Städte verschiedene Fördermöglichkeiten in Anspruch<br />
nehmen. Gelder werden etwa von der Förderbank der Kreditanstalt<br />
für Wiederaufbau (KfW), dem Bundesamt für Wirtschaft<br />
und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und vereinzelt von den<br />
Landesbanken zur Verfügung gestellt.<br />
Kommunen, die beispielsweise ihre Schulen, Schulsporthallen,<br />
Kitas und Gebäude der Kinder- und Jugendarbeit energetisch<br />
sanieren lassen wollen, können bei der KfW-Förderbank<br />
zinsgünstige langfristige Kredite mit Festzinssätzen und tilgungsfreien<br />
Anlaufjahren beantragen. Die Zinsen werden vom<br />
Bund für die erste Zinsfestschreibung zusätzlich verbilligt. Ziel<br />
der Sanierungsmaßnahmen sollte entweder die Erreichung<br />
des Neubau-Niveaus sein, oder es sollten mindestens drei<br />
von einem Sachverständigen empfohlene Maßnahmen durchgeführt<br />
werden, die den Energieverbrauch langfristig senken.<br />
Das BAFA fördert im Rahmen des Marktanreizprogramms des<br />
Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />
die Projekte der Kommunen zu erneuerbaren Energien.<br />
Subventioniert werden etwa Biomasse-Verfeuerungsanlagen,<br />
Wärmepumpen sowie Solaranlagen zur Unterstützung<br />
der Heizung, Warmwasserbereitung und zum Kühlen.<br />
An die ansässigen Körperschaften öffentlichen Rechts vergibt<br />
zum Beispiel das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Gelder<br />
für Investitionen in erneuerbare Energien, zur Steigerung der<br />
Energieeffizienz oder zur Energieeinsparung. Zuschussberechtigte<br />
Projekte sind beispielsweise die Installation von Anlagen<br />
für die Nutzung des Sonnenlichts, der Biomasse und Wärme.<br />
Eigene Förderprogramme und Beratung initiieren<br />
Die energetische Sanierung der öffentlichen Immobilien<br />
ist nur eine Möglichkeit der Kommunen zur Förderung der<br />
Nachhaltigkeit. Zahlreiche Stadtverwaltungen legen mittler-<br />
Keine Entwarnung bei Grundstücksverkäufen –<br />
OLG Karlsruhe bestätigt die Vergabepflicht<br />
Mit dem Karlsruher Oberlandesgericht (OLG) hat kürzlich<br />
das dritte OLG die strengen Anforderungen an Grundstücksverkäufe<br />
der öffentlichen Hand bestätigt (Beschluss<br />
vom 13.06.<strong>2008</strong>, 1 VK 1/08). Ausgangspunkt dieser<br />
Entwicklung war eine Entscheidung der Düsseldorfer<br />
Oberlandesrichter, dass größere Immobiliengeschäfte<br />
der öffentlichen Hand europaweit ausgeschrieben werden<br />
müssen. So sollen Bund, Länder und Gemeinden ihre<br />
Grundstücke nicht mehr ohne Weiteres an Investoren veräußern<br />
können, wenn sie zugleich Anforderungen an die<br />
spätere Bebauung stellen. (Beschluss vom 13.06.2007,<br />
Verg 02/07 „Ahlhorn“ und Weitere).<br />
weile eigene Programme zur Steigerung der Energieeffizienz<br />
im privaten Wohnungsbau auf. So hat z. B. das Frankfurter<br />
Stadtparlament Ende 2007 beschlossen, vermehrt private<br />
Projekte zu unterstützen, die etwa die Bestimmungen der<br />
kommenden EnEV 2009 einhalten. Förderprogramme werden<br />
immer wichtiger, damit die Mehrkosten für nachhaltiges<br />
Sanieren und Bauen nicht zu einem Boykott der Immobilienund<br />
Wohnungseigentümer führt.<br />
Bevor solche Fördermaßnahmen initiiert werden, sollte eingehend<br />
geprüft werden, ob die Sanierungsart auch für einen<br />
Großteil der Gebäude geeignet ist. Nicht zu unterschätzen ist<br />
daher auch die Beratung durch einen Sachverständigen mit<br />
interdisziplinärer Vernetzung im Vorfeld der Sanierung. Denn<br />
nicht jede förderfähige Maßnahme ist für jedes Objekt gleichermaßen<br />
sinnvoll. So ist eine Solaranlage auf dem Dach für<br />
einige Gebäude nicht ökonomisch und ökologisch effizient.<br />
Die Einsparung einer Tonne Kohlendioxyd kann bei manchen<br />
Gebäuden auch durch bessere Wärmedämmung erreicht werden<br />
und nur ein Zehntel dessen kosten, was für die Einsparung<br />
der gleichen Menge durch Photovoltaik-Anlagen investiert<br />
werden müsste. Ein Negativ-Beispiel für Förderung ist die<br />
Fensteraustauschaktion der Bundesregierung in den 1970er<br />
Jahren. Zwar trugen die dichteren Fenster im Anschluss dazu<br />
bei, Heizenergie einzusparen. Aufgrund der schlechteren Belüftung<br />
der Gebäude nach dem Fenstereinbau, kam es jedoch<br />
zu vermehrter Schimmelbildung in den Räumen.<br />
Ebenso wichtig wie die Fördergelder selbst, ist die Information<br />
der Bevölkerung über die abrufbaren Finanzhilfen. Die<br />
erwähnte Umfrage zeigt sogar einen Informationsbedarf, der<br />
früher anfällt: Die Bürger müssen zunächst einmal über die<br />
Erfordernisse von ökonomisch sinnvollen und ökologisch<br />
notwendigen Sanierungs- und Baumaßnahmen aufgeklärt<br />
werden. Der erste Schritt dahin sind sicherlich Kommunen,<br />
die ihre Liegenschaften nachhaltig sanieren und diese Maßnahmen<br />
kommunizieren. So kann das naheliegende Ziel der<br />
eigenen Haushaltskassenentlastung und Werterhaltung der<br />
Immobilien nachfolgend auch Sanierungen im Häuserbestand<br />
der Bevölkerung anstoßen und auf diese Weise einen<br />
Innovationsschub ganzer Regionen auslösen. Damit wird<br />
nicht nur der Umwelt Gutes getan, auch die Sozialgemeinschaft<br />
vor Ort erhält neue Impulse mit einer gesamtheitlichen<br />
Zukunftsperspektive.<br />
Holger Busch ist Branchenmanager Immobilien bei der TÜV<br />
SÜD Industrie Service GmbH, München.<br />
Konkret ging es vor dem Karlsruher Oberlandesgericht um den<br />
Verkauf eines städtischen Grundstücks zwecks Ansiedlung<br />
eines Lebensmittelmarktes. Der Kaufoptionsvertrag enthielt<br />
eine durch Rückkaufsrecht gesicherte Bauverpflichtung. Die<br />
Richter bestätigten das OLG Düsseldorf ausdrücklich. Auch<br />
sie sehen es für unerheblich an, ob die baulichen Anlagen<br />
später in das Eigentum des Auftraggebers übergehen. Ein<br />
körperlicher Beschaffungsbezug der baulichen Maßnahme<br />
sei nicht notwendig. Es genügten mittelbare Eigeninteressen,<br />
so z. B. allgemeine wirtschafts- und gesellschaftspolitische<br />
Zwecksetzungen, wie beispielsweise die Aufwertung und Belebung<br />
eines bestimmten Stadtviertels.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 57
Mit der Karlsruher Entscheidung dürfte die Hoffnung vieler<br />
Kommunen, dass die Rechtsprechung der Düsseldorfer<br />
Richter noch gekippt werden könnte, nun endgültig vorbei<br />
sein. „Auch der von der Bundesregierung beschlossene Entwurf<br />
einer Vergaberechtsreform wird nach den Ausführungen<br />
des OLG Karlsruhe kaum zur Rückkehr der Vergabefreiheit<br />
von Immobiliengeschäften führen“, sagt Dr. Ute Jasper, Partnerin<br />
in der Düsseldorfer Anwaltsozietät Heuking Kühn Lüer<br />
Wojtek.<br />
Nach dem Reformentwurf sollen nur solche Grundstücksverkäufe<br />
mit Bauverpflichtungen als vergabepflichtige öffentliche<br />
Bauaufträge eingestuft werden, die „für“ den Auftraggeber erbracht<br />
werden und diesem wirtschaftlich „unmittelbar“ zugute<br />
kommen. Das OLG Karlsruhe bestätigte jetzt die vielerorts<br />
geäußerten Zweifel, ob der Reformentwurf mit dem Europarecht<br />
in Einklang steht. „Entscheidend sind die europäischen<br />
Vorgaben der Vergabekoordinierungsrichtlinie. Diese lassen<br />
nach der Auffassung des Senats keine Notwendigkeit eines<br />
unmittelbaren Beschaffungsbedarfs erkennen“, so Jasper.<br />
„Damit kann nach wie vor keine Entwarnung bei der Vergabe<br />
von Grundstücken gegeben werden.“ Es bleibt also vorerst<br />
dabei: Bund, Länder und Kommunen müssen die Rechtsprechung<br />
des OLG Düsseldorf anwenden und Immobiliengeschäfte<br />
europaweit ausschreiben, wenn sie rechtssichere<br />
OFRA leistet „Erste Hilfe“ beim DRK in Friedberg<br />
Pünktlich zum 100-jährigen Bestehen konnte der DRK-<br />
Kreisverband Friedberg im August 2007 seine neue Kreisgeschäftsstelle<br />
mit integrierter Rettungswache einweihen.<br />
Durch die Abwicklung des Auftrags in zwei Bauabschnitten<br />
und den zwischenzeitlichen Abriss des Bestandsgebäudes<br />
konnten auf dem Areal in der Homburger Straße 26 neben<br />
Räumen für Verwaltung und Rettungsdienst auch eine neue<br />
Fahrzeughalle, ein Kleiderladen sowie Seminarräume errichtet<br />
werden, wobei die Funktionsfähigkeit der Rettungswache<br />
durchgehend gewährleistet war.<br />
Mit dem neuen Dienstleistungszentrum bezieht der Verband<br />
sein drittes Domizil nach dem 2. Weltkrieg. Nachdem 1952<br />
die erste Kreisgeschäftsstelle mit vier Garagen errichtet worden<br />
war, wurden die Räumlichkeiten auf Grund des größer<br />
werdenden Aufgabenbereiches des DRK schnell zu eng, so<br />
dass bereits 1962 der Grundstein für eine neue Geschäftsstelle<br />
am jetzigen Standort gelegt wurde.<br />
Der jüngste Neubau war erforderlich geworden, da Veranstaltungs-,<br />
Lager- und Büroräume fehlten. Auch entsprachen die<br />
Räumlichkeiten in der Verwaltung und in der Rettungswache<br />
von ihrer baulichen Struktur her nicht mehr den Vorgaben<br />
der EU und waren somit nicht ohne Weiteres renovierbar.<br />
Nachdem feststand, dass die Kosten der Modernisierung der<br />
Altbauten in Verbindung mit dem geplanten Anbau nahezu<br />
denen eines Neubaus entsprachen, votierte der Vorstand des<br />
DRK-Kreisverbandes für einen kompletten Neubau.<br />
Die Entscheidung für die Auftragsvergabe an OFRA fi el nach<br />
der Besichtigung von Referenzobjekten, die durch OFRA in<br />
der schnellen und bewährten Modulbauweise errichtet wor-<br />
Verträge schließen wollen und Investitionen nicht stoppen<br />
sollen.<br />
In der Sache entschieden die Karlsruher Richter letztlich,<br />
dass die Beschwerde des unterlegenen Bieters aufgrund der<br />
„Verwirkung des Nachprüfungsrechts“ zurückzuweisen war.<br />
Dieses Recht ist in der Regel dann verwirkt, wenn der Bieter<br />
mehr als sechs Monate untätig war und Verkäufer und Käufer<br />
darauf vertrauen durften, dass das Vorhaben nicht mehr angegriffen<br />
wird. „Damit steht immerhin fest, dass Altverträge<br />
im Regelfall nicht mehr angegriffen werden können“, so Barbara<br />
von der Recke, Rechtsanwältin bei Heuking Kühn Lüer<br />
Wojtek.<br />
Ein wenig aufatmen können die Kommunen zudem seit einer<br />
am 5. Juni <strong>2008</strong> ergangenen Entscheidung der EU-Kommission.<br />
Danach fällt ein Grundstücksverkauf nur dann unter<br />
das Vergaberecht, wenn der Vertrag eine ausdrückliche<br />
Bauverpflichtung enthält. Das OLG Düsseldorf hatte noch<br />
im Mai dieses Jahres (Beschluss vom 14.05.<strong>2008</strong>, VII-Verg<br />
27/08) selbst mittelbare oder faktische Bauverpflichtungen -<br />
z.B. durch Rücktrittsrechte oder Vertragsstrafen gesicherte<br />
mündliche Bauabsprachen – für ausreichend erachtet. „Echte<br />
Rechtssicherheit kann allerdings erst eine Entscheidung des<br />
Europäischen Gerichtshofs EuGH bringen“, sagt Jasper.<br />
Hierfür bedarf es Geduld.<br />
In einer Bauzeit von nur sechs Monaten errichtete OFRA für den DRK-Kreisverband Friedberg e. V. eine neue<br />
Kreisgeschäftsstelle mit Rettungswache<br />
den waren. Vom hohen Maß an Know-how, über welches<br />
OFRA durch die Erstellung bereits mehrerer Rettungswachen<br />
verfügt, wollte auch der Kreisverband in Friedberg profitieren.<br />
Weiteres Entscheidungskriterium war der Zeitgewinn, den die<br />
Modulbauweise im Gegensatz zur herkömmlichen Stein-auf-<br />
Stein-Bauweise ermöglicht. Die kurze Bauzeit in Verbindung<br />
mit der hohen Bauqualität und anspruchsvollen Optik erfüllte<br />
die Anforderungen des Bauherrn zu 100 %.<br />
Das Objekt wurde aus 26 Systemeinheiten errichtet, die einschließlich<br />
der Außenwände und eingebauten Fenster zur<br />
Baustelle angeliefert wurden. Die witterungsunabhängige<br />
Produktion der Module in den Werkshallen garantiert eine<br />
optimale Qualität und eine verzögerungsfreie Fertigung. So<br />
konnte der Rohbau beider Bauabschnitte in insgesamt nur<br />
neun Wochen errichtet werden. Die gesamte technische Infrastruktur<br />
wie Stromversorgung, Wasser, Heizung, Lüftung,<br />
Datenleitungen etc. ist in den Decken der Module verlegt und<br />
erlaubt zu jeder Zeit – also auch nachträglich – eine bedarfsgerechte<br />
Nachrüstung, sofern erforderlich. Die mit Trapezblechen<br />
verkleidete Fahrzeughalle bildet bei diesem Objekt den<br />
optischen Gegenpol zur Putzfassade des Hauptgebäudes.<br />
Das Dienstleistungszentrum des DRK-Kreisverbandes Friedberg<br />
bündelt unter seinem Dach eine Vielzahl von Einrichtungen.<br />
Zentrale Anlaufstelle ist das Kundenzentrum, welches<br />
soziale Dienstleistungen wie Hausnotruf, Essen auf Rädern,<br />
betreutes Reisen, mobile soziale Hilfsdienste, Behindertentransport<br />
sowie Migrationserstberatung anbietet. Für Veranstaltungen<br />
stehen drei einzeln bzw. zusammen nutzbare<br />
Veranstaltungsräume mit einer Gesamtfläche von 155 m²<br />
zur Verfügung, die auch an externe Interessenten vermietet<br />
58 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
werden. Des Weiteren wurde im November 2007 ein Kleiderladen<br />
eröffnet. Für den Rettungsdienst wurden drei Rettungswagengaragen<br />
sowie eine Desinfektionshalle errichtet. Nach<br />
Infektionsfahrten können die DRK-Mitarbeiter die hier ebenfalls<br />
installierten Duscheinrichtungen nutzen. Die Aufenthaltsräume<br />
für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes übererfüllen<br />
sogar die Anforderungen der Arbeitsstättenrichtlinie. Neben<br />
Kreisgeschäftsstelle und Rettungswache beherbergt der<br />
Neubau auch die Räumlichkeiten der DRK-Ortsvereinigung<br />
Friedberg mit einer Rettungshundestaffel.<br />
Der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Friedberg,<br />
Herr Andreas Fieweger, bestätigt eine perfekte Bauabwicklung<br />
und eine große Zufriedenheit mit dem erstellten Neubau.<br />
Das DRK-Dienstleistungszentrum wurde als Referenzobjekt<br />
bereits von etlichen Interessenten besichtigt.<br />
Gesamtansicht der 2007 in Betrieb genommenen Kreisgeschäftsstelle<br />
des DRK Kreisverbandes Friedberg e.V..<br />
Bremer Überseestadt – „volle Fahrt voraus“ im alten Havenrevier<br />
Entlang der Weser und in unmittelbarer Nähe zur Bremer Innenstadt entsteht ein attraktiver „Standort der<br />
Möglichkeiten“<br />
Die Bremer Überseestadt ist eines der größten städtebaulichen<br />
Projekte Europas. Auf einem knapp 300 Hektar großen<br />
Gebiet im alten bremischen Hafenrevier rechts der Weser entsteht<br />
seit dem Jahr 2000 ein ganz neuer Stadtteil. Das Gebiet<br />
– geprägt durch den Charme alter Lager- und Hafenimmobilien<br />
– wandelt sich zum modernen Dienstleistungszentrum.<br />
Weserlage, Innenstadtnähe und moderne Bürolofts in komplett<br />
restaurierten Speichern sind nur einige Vorzüge dieses<br />
neuen Stadtteils. Insbesondere die Art und Weise, wie der<br />
vorhandene Bestand an Gebäuden und Unternehmen mit<br />
den neuen Immobilienprojekten und Nutzungskonzepten<br />
verbunden wird, macht das Besondere dieses Stadtentwicklungsprojektes<br />
aus.<br />
Mehr als 450 Unternehmen und Einrichtungen aus Dienstleistung,<br />
Industrie, Kreativwirtschaft, Gastronomie oder Logistik<br />
mit über 7.500 Beschäftigten nutzen bereits das maritime<br />
Ambiente. „Das Konzept der Überseestadt stößt auf großes<br />
Interesse. Von den verfügbaren Flächen ist bereits knapp die<br />
Hälfte vermarktet“, betont Dr. Dieter Russ, Geschäftsführer<br />
der landeseigenen Bremer Invesitions-Gesellschaft mbH<br />
(BIG), die im Auftrag Bremens für die Erschließung, Vermarktung<br />
und Koordination sämtlicher Infrastruktur- und Entwicklungsmaßnahmen<br />
in der Überseestadt verantwortlich ist.<br />
Leben und Arbeiten an der Weser<br />
Eine charakteristische Komponente des Überseestadt-Konzeptes<br />
ist die Kombination von Arbeits- und Freizeitwelten.<br />
Wie diese Verknüpfung gelingen kann, zeigt die erfolgreiche<br />
Entwicklung des Quartiers am Europahafen, die bisher maßgeblich<br />
von der Justus Grosse Projektentwicklung GmbH<br />
betrieben wird. So ist der komplett renovierte Speicher I mit<br />
seinem Angebot an fl exibel nutzbaren Bürolofts und Event-<br />
Gastronomie unter einem Dach mittlerweile vollständig an<br />
Dienstleister und Unternehmen vermietet. Mit der Sanierung<br />
des Schuppen 2 sowie dem Neubau mehrerer Port-Gebäude<br />
mit Büro- und Gewerbelofts am Wasser gewann die Entwicklung<br />
rund um den Europahafen weiter an Fahrt. Durch die Umgestaltung<br />
der Grün- und Freiflächen im direkten Umfeld des<br />
Europahafens, die Sanierung der Kajen sowie durch weitere<br />
Bauprojekte entlang des Europahafens wird dieses Areal bis<br />
Ende <strong>2008</strong> zu einer zentralen maritimen Meile ausgebaut.<br />
Seit Herbst 2007 sind auch die Bauarbeiten am „Eingang zur<br />
Überseestadt“, dem Weser Quartier, in vollem Gang. Hier entsteht<br />
bis voraussichtlich Ende 2009 das zukünftig höchste<br />
Bürogebäude Bremens: Der „Weser Tower“ wurde von Stararchtitekt<br />
Helmut Jahn (Murphy/Jahn, Chicago; verantwortlich<br />
u.a. für den Bau des Sony-Centers in Berlin) entworfen.<br />
Investor des weithin sichtbaren 22-stöckigen und 82 Meter<br />
hohen Bürogebäudes ist die H. Siedentopf (GmbH & Co. KG),<br />
die neben dem Weser Tower weitere Immobilien im Weser<br />
Quartier realisiert und dafür mehr als 100 Millionen Euro investiert.<br />
Die Weichen für die ersten Wohnungen in der Überseestadt<br />
sind gestellt: Im August 2007 wurde der Überseepark, ein Gebiet<br />
in bevorzugter Wasserlage an der Weser, zur Bebauung<br />
als Misch- und Gewerbegebiet freigegeben. Auf dem rund 35<br />
Hektar großen Areal sollen sowohl Wohngebäude als auch<br />
Geschäfts- und Bürohäuser sowie Restaurants und Hotels<br />
entstehen. Für die Umsetzung auf einem 10 Hektar großen<br />
Grundstück im Überseepark zeichnet die Entwicklungsgesellschaft<br />
Hafenkante GmbH & Co. KG verantwortlich. Auch<br />
die Justus Grosse Projektentwicklung GmbH setzt auf attraktive<br />
Wohnprojekte in der Überseestadt. So entsteht am<br />
Europahafen bis voraussichtlich Ende 2009 das Projekt „WeserUfer“.<br />
Auf einem 14.000 Quadratmer großen Grundstück<br />
sollen in direkter Wasserlage architektonisch anspruchsvolle<br />
Wohnräume sowie Büroflächen entstehen.<br />
Attraktiver Branchen- und Nutzungsmix<br />
„Die Verbindung von Hafenambiente und moderner Architektur<br />
sowie von traditionellem Gewerbe und jungen Dienstleistungsunternehmen<br />
ist uns in der Überseestadt besonders<br />
wichtig“, sagt BIG-Geschäftsführer Dr. Dieter Russ. Quer<br />
durch die Überseestadt lassen sich Beispiele dafür fi nden. So<br />
schuf sich die auf Design spezialisierte Gruppe für Gestaltung<br />
(GfG) in der denkmalgeschützten Industriearchitektur der Alten<br />
Feuerwache am Kopf des Holz- und Fabrikenhafens ein<br />
inspirierendes Umfeld und plant gegenwärtig in der Nachbarschaft<br />
ein weiteres Gebäude mit Gastronomie- und Bü-<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 59
onutzung. Ebenfalls am Holz- und Fabrikenhafen werden die<br />
27.000 Quadratmeter des renovierten historischen Speicher<br />
XI von der Bremer Hochschule für Künste, verschiedenen<br />
Werbeagenturen und Dienstleistern sowie gastronomischen<br />
und kulturellen Einrichtungen genutzt. Mehrere Unternehmen<br />
aus dem Bereich Windenergie zog es in die alten Bachmann-<br />
Speicher 16 und 17 am Holz- und Fabrikenhafen, wo sie einen<br />
Bestandteil der so genannten „Energiemeile“ der Überseestadt<br />
bilden. In direkter Nachbarschaft arbeiten Industrieunternehmen,<br />
die bereits seit langem in der Überseestadt<br />
erfolgreich tätig sind. „Neben allen Neuerungen sollen auch<br />
weiterhin traditionelle Branchen den Charakter der Überseestadt<br />
prägen“, so Russ. Die Wirtschaftsförderer garantieren<br />
den ansässigen traditionellen Unternehmen Bestandsschutz.<br />
Sie sollen durch die neuen Entwicklungen in der Überseestadt<br />
nicht in ihrer Arbeit beeinträchtigt werden und wo möglich<br />
sogar expandieren können. Darüber hinaus gehören auch<br />
Neuansiedlungen traditioneller Gewerbe zum Konzept der<br />
City.People.Light Tour <strong>2008</strong><br />
Besseres Licht für Städte und Gemeinden<br />
Wie passen Stadtmarketing mit Licht, Lichtverschmutzung,<br />
Lichtmanagement, weißes Licht im Außenraum und Energieeffizienz<br />
zusammen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich<br />
die City.People.Light Tour <strong>2008</strong>, die Philips zusammen mit<br />
dem Deutschen Städte- und Gemeindebund veranstaltet.<br />
Sie soll von September <strong>2008</strong> bis Februar 2009 durch über 20<br />
Städte und Gemeinden führen. Im Mittelpunkt stehen Lichtlösungen<br />
und Innovationen für die kommunale Beleuchtung in<br />
Innen- und Außenebereichen. Angesprochen werden sollen<br />
neben Bürgermeister und Amtsvorsteher auch Verantwortliche<br />
aus Hoch- und Tiefbauämtern sowie Energieversorger,<br />
Städteplaner und Architekten. Wann und wo die Tour im Einzelnen<br />
Station macht, ist im Internet unter www.philips.com/<br />
cpltour zu fi nden<br />
„Innovative Lichtsysteme schaffen mit besserer Lichtqualität<br />
nicht nur gute Sehbedingun-gen und mehr Sicherheit, sie sind<br />
PPP im Straßenbau<br />
Wo auch immer man sich in Europa umhörte: Wenn es<br />
um ein Autobahnnetz mit Vorbildcharakter ging, kam die<br />
Sprache schnell auf das deutsche Netz. War dies vor einigen<br />
Jahren noch zutreffend, so ist heute längst „der<br />
Lack ab“: Das deutsche Straßennetz benötigt dringend<br />
Investitionen, um den Erhaltungszustand zu sichern und<br />
der gestiegenen Verkehrslast, vor allem im Güterverkehr,<br />
gerecht zu werden.<br />
Nach einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />
müssten bis zum Jahr 2020 etwa 60 Milliarden<br />
Euro in Deutschlands Straßenverkehrsinfrastruktur investiert<br />
werden, um diese auf einen zeitgemäßen und bedarfsge-<br />
Überseestadt. So seien erst kürzlich mit der Domeyer GmbH<br />
& Co. KG und der Polyplan GmbH zwei traditionsreiche Bremer<br />
Unternehmen in die Überseestadt gezogen, sagt Russ.<br />
Moderne Infrastruktur und direkte Innenstadtanbindung<br />
Die Überseestadt zeichnet sich auch durch die moderne Infrastruktur<br />
und optimale verkehrstechnische Lage aus. So<br />
liegt sie keine zwei Kilometer von der historischen Bremer<br />
Innenstadt entfernt und ist über eine eigene Autobahnabfahrt<br />
an die Bundesautobahn A27 angeschlossen. Darüber<br />
hinaus besteht direkter Anschluss an die Bundesstraße B6<br />
in Richtung Flughafen und an die neue Autobahn A281. Seit<br />
Dezember 2006 ist die Überseestadt sowohl mit dem Auto<br />
als auch mit der Straßenbahn in wenigen Minuten direkt von<br />
der Bremer City erreichbar. Spaziergänger und Radfahrer gelangen<br />
über die Schlachte, die Bremer Flaniermeile entlang<br />
der Weser, bequem in die Überseestadt.<br />
vor allem ökologisch aber auch ökonomisch sinnvoll“, sagt<br />
Robert Pfarrwaller, Geschäftsführer der Philips GmbH und<br />
Leiter Philips Lighting. Dennoch beträgt die Wechselrate zu<br />
energieeffizientem Licht bei der Straßenbeleuchtung gerade<br />
mal drei und bei der Bürobeleuchtung etwa sieben Prozent.<br />
Das sei zu wenig, so Pfarrwaller, wenn man die Forderung<br />
nach aktivem Klimaschutz wirklich ernst nimmt.<br />
Mit der City.People Light Tour <strong>2008</strong> will der weltweit führende<br />
Lichtanbieter das Wissen in Städten und Gemeinden in<br />
Fragen der kommunalen Beleuchtung erweitern und einen<br />
Bewusstseinswandel im Umgang mit Licht herbeizuführen.<br />
Es geht dabei nicht um das Ausschalten, sondern um das<br />
Umschalten auf Beleuchtungslösungen, die die Energie intelligenter<br />
nutzen. Die notwendigen Technologien dafür sind<br />
– so will es die Tour zeigen - bereits heute in vollem Umfang<br />
vorhanden.<br />
Alternative Finanzierungsmodelle für unsere Verkehrsinfrastruktur<br />
Von Bernward Kulle, Sprecher der Geschäftsführung, HOCHTIEF PPP Solutions GmbH<br />
rechten Stand zu bringen. Der Verkehrswegeplan des Bundes<br />
sieht jedoch lediglich Investitionen von etwa 50 Milliarden<br />
Euro vor. Diese Diskrepanz verschärft sich noch zusätzlich,<br />
da die tatsächlich vorgesehenen jährlichen Investitionsmittel<br />
für die Verkehrsinfrastruktur seit 1999 den ohnehin zu knapp<br />
kalkulierten Planungen nochmals um mehr als zehn Milliarden<br />
Euro unterdecken. Der Grund: Investitionen werden hierzulande<br />
meistens nicht mehr nach Bedarf oder dem Zustand<br />
des Straßennetzes eingesetzt, sondern lediglich nach regionalem<br />
Proporz („Länderquote“) und nach Haushaltslage getätigt.<br />
Es werden zumeist nur Teilmaßnahmen umgesetzt, die<br />
im Vergleich mit der Umsetzung der gesamten erforderlichen<br />
Baumaßnahme den Kosten- und Zeitaufwand erheblich erhö-<br />
60 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
hen. Nach neuesten Untersuchungen ließen sich hier durch<br />
eine Verstetigung der Finanzmittel und eine verbesserte Ablauforganisation<br />
bis zu 20 Prozent der Kosten einsparen, bei<br />
gleichzeitig deutlich schnellerer Fertigstellung der Arbeiten.<br />
Stattdessen verliert das deutsche Autobahnnetz zusehends<br />
an Qualität. Damit reißt die Lücke zwischen der Verkehrsinfrastruktur,<br />
die Deutschland als eine der führenden Industrienationen<br />
und als das am stärksten belastete europäische Transferland<br />
für den Güterverkehr benötigt, und den Möglichkeiten<br />
des Staates, diese auch in Zukunft zuverlässig zur Verfügung<br />
zu stellen, weiter auf.<br />
Sowohl der professionelle Transportsektor als auch der Personenverkehr<br />
leiden unter den fehlenden Investitionen und<br />
sehen sich zahlreichen Hindernissen gegenüber. Zumeist in<br />
Form von Staus – bedingt durch zweispurige Autobahnen,<br />
wo doch eigentlich drei oder mehr Spuren notwendig wären,<br />
um den Verkehr zu bewältigen. Oder aufgrund von Baustellen,<br />
deren Verweildauer auf den Straßen oft außergewöhnlich<br />
lange andauert. Dabei wäre jeder dritte Stau in Deutschland<br />
durch einfache Mittel wie moderne Technik oder zügigeren<br />
Ausbau zu vermeiden. Zurzeit entstehen jährlich 160.000<br />
Staus auf deutschen Autobahnen, in denen 288 Millionen Liter<br />
Treibstoff vergeudet werden. Dies bedeutet eine Belastung<br />
der Umwelt mit über 700.000 Tonnen Kohlendioxid – und<br />
damit ein weiterer kaum bezifferbarer volkswirtschaftlicher<br />
Schaden durch zehntausendfach sinnlos verwartete Minuten.<br />
Deutlicher lässt sich die Misere auf deutschen Straßen wohl<br />
kaum darstellen. Es besteht dringender Handlungsbedarf<br />
Nach unseren Schätzungen wären etwa 1000 neue Autobahn-<br />
Kilometer aber vor allem der Ausbau von zirka 2000-2500 bestehenden<br />
Kilometern von zwei auf drei Spuren notwendig,<br />
um diesen Bedarf in Deutschland zu decken. Und es gibt erprobte<br />
Lösungen, wie dieser Bedarf gedeckt werden kann.<br />
Eine davon ist die Einbindung privaten Kapitals und damit<br />
privater Unternehmen – kurz: Public-Private-Partnerships<br />
(PPPs). Dabei beauftragt die öffentliche Hand ein Unternehmen<br />
mit Planung, Finanzierung, Bau oder Ausbau sowie der<br />
langfristigen Instandhaltung und dem Betrieb der Autobahn.<br />
Gesamtwirtschaftlich lassen sich mit PPP-Modellen beträchtliche<br />
Effizienzgewinne erzielen. Denn Private haben die Motivation,<br />
die Lebenszykluskosten eines Projekts gesamtheitlich<br />
zu optimieren. So können schon bei Planung und Bau die Folgekosten<br />
für Unterhaltung und Instandsetzung minimiert werden.<br />
Vor allem die Nutzer profitieren von öffentlich-privaten<br />
Partnerschaften: Dringend erforderliche Investitionen können<br />
schnell realisiert werden, um Staus zu vermeiden. In der Regel<br />
profitieren die Nutzer auch von besseren Standards, wenn<br />
private Partner Verkehrsprojekte realisieren. So ist beispielsweise<br />
in den Konzessionsausschreibungen genau definiert,<br />
welches Instandhaltungsniveau ein privater Betreiber einhalten<br />
muss.<br />
Das PPP-Modell bietet auch Vorteile für die öffentliche Hand:<br />
Bau und Ausbau von Straßen, Brücken oder Tunneln werden<br />
möglich, ohne dass öffentliche Budgets in Anspruch genommen<br />
werden müssen. Dann belasten auch die Kosten für Betrieb<br />
und Instandhaltung nicht die öffentlichen Kassen. Darüber<br />
hinaus werden Risiken zu den Privaten transferiert. In der<br />
Praxis bedeutet das zum Beispiel: Wenn eine Straße später<br />
als geplant oder mit höheren Baukosten in Betrieb genommen<br />
wird, geht dies in der Regel ausschließlich zu Lasten der<br />
privaten Unternehmen, die auch das Betreiberrisiko tragen.<br />
Sowohl in Deutschland, vor allem aber im Ausland, gibt es<br />
bereits zahlreiche erfolgreiche Beispiele für diese Kooperationen<br />
zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft.<br />
Natürlich müssen auch die privaten Partner ihre Investitionen in<br />
Bau und Betrieb erwirtschaften. Dabei bedeutet die Einbindung<br />
von privatem Know-how und Kapital nicht zwangsläufig, dass<br />
auf den betroffenen Autobahnen dazu Mautgebühren erhoben<br />
werden. Als privatwirtschaftliche Lösung jenseits der Maut haben<br />
sich beispielsweise die so genannten Verfügbarkeitsmodelle<br />
vielfach etabliert. Bei diesen Modellen erhält der private Partner<br />
Zahlungen von der öffentlichen Hand, die sich nach der Verfügbarkeit<br />
der jeweiligen Strecke richten und somit beispielsweise<br />
von Baustellen und Staufreiheit abhängig sind. Die Mittel werden<br />
direkt aus dem Haushalt an den privaten Partner gezahlt.<br />
Eine zweite Variante ist das Modell der Schattenmaut. Auch<br />
hierbei erhebt nicht der private Investor Maut, sondern erhält<br />
Zahlungen der öffentlichen Hand, die sich an der Verkehrsmenge<br />
auf der Strecke orientieren. Funktionierende Beispiele<br />
hierfür gibt es bereits auch in Deutschland. Die Autobahn 4<br />
(A4) zwischen der hessisch-thüringischen Landesgrenze und<br />
Gotha ist eines davon. Sie ist eines der so genannten Ausbau-<br />
Modelle (A-Modelle), die das Bundesministerium für Verkehr,<br />
Bau und Stadtentwicklung ausgeschrieben hat.<br />
Das A-Modell zeichnet sich dadurch aus, dass private Unternehmen<br />
im Auftrag des Bundes Teilstücke des deutschen Autobahnnetzes<br />
fi nanzieren, aus- beziehungsweise neu bauen<br />
und über einen festen Zeitraum instand halten und betreiben.<br />
Die Investitionen der privaten Partner werden auf zwei Wegen<br />
refi nanziert. Zum einen erhält die Konzessionsgesellschaft<br />
eine staatliche Anschubfinanzierung. Zum zweiten – und dies<br />
ist der elementare Bestandteil – erhält der private Betreiber<br />
die Einnahmen aus der auf dem Streckenabschnitt durch Toll<br />
Collect erhobenen Lkw-Maut für Fahrzeuge, deren Zulassung<br />
über zwölf Tonnen liegt. Basis dafür ist das Autobahnmautgesetz<br />
für schwere Nutzfahrzeuge. Für die Pkw-Fahrer auf der A4<br />
ändert sich somit nichts. Der auf der Konzessionsstrecke anfallende<br />
Maut-Betrag wird über die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft<br />
mbH (VIFG) an den Konzessionsnehmer<br />
weitergeleitet. Von diesen Einnahmen muss die Konzessionsgesellschaft<br />
dann auch sämtliche Betriebs- und Erhaltungskosten<br />
sowie die laufenden Kosten der Gesellschaft decken.<br />
Die Finanzierung des Projekts erfolgt ausschließlich auf der<br />
Basis des erwarteten Cashflows der Projektgesellschaft.<br />
Vier A-Modelle wurden bisher vom Bund als Pilotprojekte<br />
ausgeschrieben, um umfangreiche Erfahrungen mit den langfristigen<br />
Vertragsmodellen zwischen öffentlicher Hand und<br />
Privatwirtschaft zu sammeln. Die A4 ist – nach der A8 zwischen<br />
Augsburg und München – das zweite A-Modell, das an<br />
ein privates Betreiberkonsortium vergeben wurde. Nach einer<br />
Präqualifikationsrunde, in der sich vier Bieter für die Abgabe<br />
eines ersten Angebots qualifizierten, schloss sich im Jahr<br />
2006 die eigentliche Angebotsbearbeitung an. Die Vorbereitung<br />
der Präqualifikationsunterlagen sowie der Angebote<br />
forderten von allen Beteiligten ein Höchstmaß an Einsatz –<br />
vor allem aufgrund des hohen Detaillierungsgrads der geforderten<br />
Unterlagen sowie des Pilotcharakters des Projekts. Im<br />
Fall der A4 wird der Bund durch die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs-<br />
und -bau GmbH (DEGES) vertreten. Das<br />
PPP-Vorhaben ist zudem Teil des Verkehrsprojekts Deutsche<br />
Einheit (VDE), das mehrere große Bauprojekte zur besseren<br />
Verkehrsverbindung zwischen den neuen und den alten Bundesländern<br />
umfasst. Dadurch sollen sich nicht zuletzt positive<br />
Effekte für die Regionalplanung und die Infrastruktur im<br />
Gebiet der ehemaligen innerdeutschen Grenze ergeben.<br />
Auf Basis der eingereichten Angebote wurden zwei Bieter<br />
ausgewählt, mit denen in drei Runden über den Konzessionsvertrag<br />
verhandelt wurde. Danach reichten die verbliebenen<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 61
Bieter Ende Juni 2007 ein letztverbindliches Angebot, das sogenannte<br />
Best And Final Offer (BAFO) ein, das Grundlage für<br />
die Vergabeentscheidung war.<br />
Vor der Zuschlagsentscheidung hatte die DEGES die verschiedenen<br />
Angebote der privaten Bieter nach definierten Kriterien<br />
bewertet. Im Zentrum standen dabei die beiden Aspekte Finanzierung<br />
und Technik. Wobei die Finanzierung mit 60 Prozent,<br />
die Technik mit 40 Prozent gewertet wurde. Insgesamt<br />
konnten die Bieter dabei 100 Punkte erzielen. Die Punkte für<br />
die Finanzierung ergaben sich aus dem Barwert der staatlichen<br />
Anschubfinanzierung – also dem Angebotspreis. Die Vergabe<br />
der Technikpunkte erfolgte nach den vier Hauptbereichen Bauablauf/Termine,<br />
Neubau, Erhaltung und Betrieb. Das höchste<br />
Gewicht mit 35 Prozent wurde dabei dem Neubau gegeben.<br />
Je 25 Prozent entfielen auf die Erhaltung und den Betrieb, die<br />
übrigen 15 Prozent auf die Terminschiene. Im September 2007<br />
erfolgte der Zuschlag auf das Angebot des besten Bieters.<br />
Im <strong>Oktober</strong> 2007 unterzeichneten die Projektgesellschaft und<br />
die fi nanzierenden Banken den Finanzierungsvertrag. Das für<br />
die Vergabe gewählte Strukturierte Verhandlungsverfahren mit<br />
vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb dauerte etwa 24 Monate<br />
und wurde durch die DEGES zügig abgewickelt. Dieses<br />
Verfahren erlaubt den Dialog zwischen den Verhandlungspartnern<br />
während des Vergabeverfahrens und ermöglicht es so,<br />
das Projekt frühzeitig zu optimieren.<br />
Die A4 ist jedoch das erste PPP-Projekt im deutschen Autobahnsektor,<br />
bei dem der private Partner die Strecke nicht nur<br />
ausbaut, sondern aufgrund einer Streckenverlegung auch teilweise<br />
neu errichtet. Insgesamt 45 Kilometer der A4 zwischen<br />
Eisenach und Gotha werden seit <strong>Oktober</strong> 2007 von der Via<br />
Solutions Thüringen GmbH & Co. KG auf Basis einer öffentlichprivaten<br />
Partnerschaft aus- beziehungsweise neugebaut. Zum<br />
1. Mai <strong>2008</strong> hat die Gesellschaft auch den Betrieb der Strecke<br />
bis zum Jahr 2038 übernommen. Zwei Partner stehen hinter Via<br />
Solutions Thüringen: die HOCHTIEF PPP Solutions GmbH und<br />
das französische Unternehmen Vinci S.A., die beide zu 50 Prozent<br />
an der Konzessionsgesellschaft beteiligt sind. Die Partner<br />
investieren insgesamt etwa 300 Millionen Euro in das Projekt.<br />
Die Konzessionsstrecke beginnt bei Kilometer 238,5 in der<br />
Nähe von Gotha. Die ersten gut 17 Kilometer Autobahn müssen<br />
dabei instand gesetzt werden – ebenso wie das etwa drei<br />
Kilometer lange Endstück des Abschnitts bei Kilometer 283,5<br />
nahe Eisenach an der hessisch-thüringischen Grenze. Alle Instandsetzungsarbeiten<br />
werden bei laufendem Verkehr realisiert.<br />
Zwischen diesen beiden Teilstücken baut der private Partner 25<br />
Kilometer Autobahn neu. Zurzeit läuft hier noch die alte A4 auf<br />
einer Länge von 22 Kilometern durch das Naturschutzgebiet<br />
Hörselberge und durch Eisenach. Dank der neuen, drei Kilometer<br />
längeren Trassenführung, die nördlich der bestehenden<br />
Strecke verläuft, werden die Hörselberge und die Eisenacher<br />
Bürger zukünftig spürbar vom Verkehr entlastet. Entlang der<br />
neuen Strecke entstehen unter anderem drei Talbrücken, ebenso<br />
viele Anschlussstellen sowie eine Park- und Rastanlage.<br />
Von dem zu ersetzenden Teilstück der A4 werden zwölf Kilometer<br />
zur Bundesstraße zurückgestuft und als Ortsumgehung<br />
für Eisenach genutzt. Die übrigen zehn Kilometer zwischen<br />
den Orten Wutha und Sättelstädt werden komplett zurückgebaut.<br />
Der zurückgestufte Abschnitt der A4 ist jedoch nicht<br />
Gegenstand der Konzession. Ende des Jahres 2009 wird der<br />
neue Autobahnabschnitt für den Verkehr geöffnet. Ab Ende<br />
2010 rollt der Verkehr dann durchgängig auf sechs Spuren.<br />
Mit den Bauarbeiten hat die Konzessionsgesellschaft eine<br />
Arbeitsgemeinschaft beauftragt, an der die HOCHTIEF<br />
Construction AG und sowie die Eurovia-Gruppe mit jeweils<br />
33 Prozent beteiligt sind. Die weiteren Partner sind Strassing-<br />
Limes Bau GmbH (17 Prozent) und Josef Rädlinger Bauunternehmen<br />
GmbH (17 Prozent). Während der Arbeiten werden<br />
3,2 Millionen Kubikmeter Erdmasse bewegt. Etwa 74.000<br />
Kubikmeter Beton und fast 15.000 Tonnen Stahl werden zum<br />
Bau von Brückenbauwerken verwendet. Es ist ein erklärtes<br />
Ziel von Via Solutions Thüringen, lokale und regionale Unternehmen<br />
in die Arbeiten mit einzubeziehen, um so einen<br />
Beitrag für die Wirtschaft vor Ort zu leisten.<br />
Neben den Neubaumaßnahmen gilt auch der Erhaltung des<br />
Autobahnabschnitts ein besonderes Augenmerk. Schließlich<br />
muss die Strecke nach 30 Jahren in gutem Zustand an den<br />
Konzessionsgeber zurückgegeben werden. Die Auswahl von<br />
Bauweise und Materialien erfolgt bei sämtlichen Bau- und<br />
Instandhaltungsmaßnahmen in enger Abstimmung zwischen<br />
den Verantwortlichen für den Bau und für die Erhaltung. So<br />
können die Qualität der Strecke und die damit verbundenen<br />
Kosten optimiert werden. Eine besondere Bedeutung fällt der<br />
Erhaltung der Werratalbrücke zu, die vor 30 Jahren für einen<br />
vierspurigen Verkehr ausgelegt wurde und nun sechs Spuren<br />
tragen muss. Die neue Trasse der A4 wird zudem niedrigere<br />
Steigungsgrade aufweisen, was zusätzlich die Stauanfälligkeit<br />
der Strecke verringert. Dies beschleunigt den Verkehrsfluss,<br />
ermöglicht es dem Nutzer schneller, entspannter und wirtschaftlicher<br />
sein Ziel zu erreichen und schont die Umwelt.<br />
Auch für den Betrieb der A4 ist Via Solutions Thüringen verantwortlich.<br />
In diesem Zusammenhang übernimmt das Unternehmen<br />
unter anderem die Streckenkontrolle, den Grünschnitt,<br />
Ausbesserungsarbeiten und den Winterdienst. Hinzu<br />
kommen die Beschaffung der notwendigen Geräte, die Ausbildung<br />
der Mitarbeiter sowie der Bau einer neuen Betriebsstätte<br />
in Sättelstädt.<br />
Mittlerweile ist es knapp ein Jahr her, seit Via Solutions Thüringen<br />
seine Arbeiten vor Ort aufgenommen hat. Ein erstes Zwischenfazit<br />
fällt positiv aus. Nicht nur wegen des ausgesprochen<br />
schnellen Baufortschritts. Sondern auch, weil der private<br />
Partner sowohl Arbeitsplätze schafft, als auch neue Technologien<br />
entwickelt und einsetzt. Dafür einige Beispiele: Um den<br />
Betrieb in bester Qualität sicherzustellen, hat Via Solutions<br />
Thüringen insgesamt zwölf Straßenwärter neu eingestellt.<br />
Ebenfalls beschäftigt wurde der Autobahnmeister, der bereits<br />
in Thüringen für vergleichbare Aufgaben Erfahrungen gesammelt<br />
hat. Ihm sind die Straßenwärter unmittelbar unterstellt.<br />
Damit hat Via Solutions Thüringen in der Region ein Dutzend<br />
neue Arbeitsplätze geschaffen. In den Wintermonaten wird<br />
aufgrund des höheren Personalbedarfs die Mitarbeiterzahl<br />
noch weiter aufgestockt. Zudem plant der private Partner seine<br />
Arbeiten ausgesprochen effektiv, in dem er neueste Technik<br />
und Software zum Einsatz bringt. Beispielsweise erfolgt die<br />
Aufnahme von Schäden und ausgeführten Tätigkeiten durch<br />
ein von Via Solutions Thüringen mit entwickeltes Mobiles Betriebsdatenerfassungssystem.<br />
Zu diesem Zweck wurden alle<br />
Betriebsfahrzeuge mit GPS und GPRS ausgestattet. Dadurch<br />
ist der Einsatzleiter ständig online über Tätigkeiten und Positionen<br />
der Fahrzeuge informiert und kann deren Einsatz optimal<br />
steuern. Dieses System zahlt sich vor allem dann aus, wenn<br />
Fahrzeuge schnell an bestimmten Orten sein müssen.<br />
Zum Abschluss ein kurzer Ausblick: Nach der Vergabe eines<br />
dritten A-Modells – der A1 zwischen dem Bremer Kreuz und<br />
dem Autobahndreieck Buchholz – ist nun noch ein weiteres<br />
A-Modell in der Ausschreibung. Dabei handelt es sich um ein<br />
Teilstück der A5 zwischen Malsch und Offenburg in Baden-<br />
Württemberg. Bei diesem A-Modell ist ein Konsortium unter<br />
Beteiligung von HOCHTIEF PPP Solutions und Vinci einer von<br />
62 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
zwei verbliebenen Bewerbern im Bieterverfahren. Bundesverkehrsminister<br />
Wolfgang Tiefensee hat darüber hinaus die<br />
Ausschreibung weiterer A-Modelle in den kommenden Jahren<br />
angekündigt. Ein erfreulicher und sinnvoller Schritt. Können<br />
doch dadurch die bei den bisherigen A-Modellen gemachten<br />
Erfahrungen in die neuen Projekte einfließen und das Modell zu<br />
einem noch effektiveren Mittel zur Auflösung des Investitionsstaus<br />
machen. Denn weitere Investitionen in den Ausbau und<br />
den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur sind dringend notwendig.<br />
Die guten Lösungen dafür liegen schon bereit: Auf der einen<br />
Seite das Modell der geschlossenen Kreisläufe. Es kann für<br />
die notwendige und verlässliche Mittelbereitstellung sorgen.<br />
Auf der anderen Seite das leistungsfähige, international erprobte<br />
PPP-Modell. Es bietet unterschiedliche Ausprägungen,<br />
ist fl exibel und kann mit allen verschiedenen Typen<br />
auf Deutschland übertragen werden. Wir empfehlen dem Verkehrsministerium<br />
aus unseren Erfahrungen im Ausland, zukünftig<br />
durchaus größere Autobahnteilstücke als bisher oder<br />
kleine Teilnetze auszuschreiben.<br />
Die Modelle und die Erfahrungen sind vorhanden. Und die<br />
deutsche Wirtschaft, kleine wie große Unternehmen, stehen<br />
in den Startlöchern, um die anstehenden wichtigen Aufgaben<br />
umzusetzen. Durch den Systemwechsel bei den anstehenden<br />
Aufgaben erreichen wir eine stärkere Einbindung privater<br />
Partner und privaten Kapitals – und sorgen so für eine effiziente<br />
Realisierung. Mit der Erprobung der A-Modelle sind wir<br />
hier auf einem guten Weg. Diese bereits für gut befundenen,<br />
schon bewährten Modelle weiterzuentwickeln, ist eine gemeinsame<br />
Aufgabe für „Staat und Privat“ – eine Aufgabe, die<br />
beide Partner bereits mit großem Erfolg im Hochbaubereich,<br />
mehr und mehr aber auch im Straßenbereich meistern.<br />
Es gibt keinen Grund, länger zu warten. Denn wir alle tragen<br />
Verantwortung – auch für die Gesundheit, Mobilität und Lebensqualität<br />
nachfolgender Generationen. Dabei ist vor allem<br />
auch die Politik aufgerufen, sich der Situation zu stellen und<br />
auch in Zeiten des Wahlkampfes neue Handlungskonzepte<br />
zu realisieren. Denn ohne ein klares Bekenntnis und den Willen<br />
zur Veränderung auf Seiten des Staates sind Umdenken<br />
und Umlenken unmöglich.<br />
Noch werden wir um unser Autobahnsystem in vielen Ländern<br />
beneidet. Doch wenn wir davon auch in Zukunft profitieren<br />
wollen, gilt es, dieses Standort-Plus dauerhaft zu sichern und<br />
auszubauen. Wo Investitionen ausbleiben, werden die Folgen<br />
unmittelbar sichtbar: Deutlich höhere Instandhaltungs- und Ersatzkosten<br />
in der Zukunft sowie immer länger werdende Staus<br />
und eine zunehmen schlechtere Straßenqualität. Und dies<br />
verbunden mit einer zunehmenden Zurückhaltung bei Investitionen<br />
in den Industriestandort Deutschland. Die vorhandenen<br />
Mittel müssen wir also effizient einsetzen. Man sagt: Die eine<br />
Generation baut die Straße, auf der die nächste fährt. Dies lässt<br />
sich sehr gut auf die aktuelle Situation übertragen. Wir haben<br />
Verantwortung – nicht nur heute, sondern auch für morgen.<br />
Aus Verwaltung und Wirtschaft<br />
RAMADA Hotels zieht es an den Alexanderplatz<br />
TLG IMMOBILIEN vermietet langfristig und baut für den Bestand<br />
Direkt am Alexanderplatz im Herzen Berlins werden in der<br />
Karl-Liebknecht-Straße 32 ab Mitte 2010 ein RAMADA Hotel<br />
mit 336 Zimmern der Kategorie Drei- bis Vier-Sterne- sowie<br />
ein H2 Hotel mit 280 Zimmern im Budget-Bereich vertreten<br />
sein. Die Niederlassung Berlin/Brandenburg der TLG IMMO-<br />
BILIEN konnte mit dem Betreiber der Hotels, der Hospitality<br />
Alliance AG, einen langfristigen Mietvertrag schließen. Vermittelnd<br />
waren Eberhard Engel Immobilien und Bernd M.<br />
Wollschlaeger Immobilien tätig.<br />
Der neungeschossige Neubau wird insgesamt über eine<br />
Mietfläche von 27.500 m² verfügen, von denen neben den<br />
beiden Hotels (rd. 18.900 m²) Büros mit rd. 8.600 m 2 Mietfläche<br />
vorgesehen sind. Nach Abschluss des Mietvertrages soll<br />
Ende des Jahres bereits mit den Baumaßnahmen begonnen<br />
werden; die Fertigstellung des Gesamtvorhabens ist für Mitte<br />
2010 geplant. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rd. 80<br />
Mio. Euro und stellt damit das größte Einzelprojekt des Unternehmens<br />
dar.<br />
Bestandteil des RAMADA Hotels sind u.a. 14 Suiten, eine<br />
Tagungssuite, ein Restaurant, eine Bar, multifunktionaler<br />
Konferenz- und Tagungsbereich mit acht Räumen auf einer<br />
Fläche von über 800 m 2 für bis zu 550 Personen, sowie ein<br />
Fitness- und Wellnessbereich. Zielgruppen sind in erster Linie<br />
Geschäftskunden, der Konferenz- und Tagungsmarkt sowie<br />
Touristen. Seine Premiere erlebt am Alexanderplatz hingegen<br />
die Neuentwicklung der Hospitality Alliance AG im Budgetbereich<br />
(2 Sterne): das H2 Hotel. Das neue Hotel-Produkt<br />
zielt vor allem auf jüngere sowie kostenbewusste Einzel- und<br />
Gruppenreisende aus dem Touristensegment ab. Mittels neuartiger<br />
Raumkonzepte, einer modernen Innenausstattung sowie<br />
der Synergien zum Nachbarhaus RAMADA will sich das<br />
H2 Hotel in seiner Leistung über dem Wettbewerb positionieren,<br />
ohne Preisvorteile aufgeben zu müssen.<br />
Die Hospitality Alliance AG ist exklusiver Franchisepartner von<br />
Wyndham Worldwide, dem weltweit größten Franchisegeber<br />
der Hospitality-Branche für die Marke RAMADA. RAMADA<br />
stellt mit über 880 Hotels und 106.000 Betten rund 14% des<br />
Portfolios der Wyndham Hotel Group. Die Hospitality Alliance<br />
AG betreibt über 70 Hotels in Deutschland, Österreich und in<br />
der Schweiz, davon bereits drei in Berlin. Das Unternehmen<br />
befindet sich auf Expansionskurs. Neben Salzburg, wo vor<br />
kurzem das erste RAMADA Hotel Österreichs eröffnet wurde<br />
und dem im September eröffneten TREFF HOTEL München<br />
City Centre, stehen weitere Eröffnungen in Lübeck, Hamburg<br />
und Münster bevor.<br />
Neben dem Hotel de Sachs in Dresden sowie dem Motel One<br />
in Leipzig ist das RAMADA/H2 in Berlin das dritte Hotel im<br />
Bestand der TLG IMMOBILIEN. Der Bestand der Niederlassung<br />
Berlin/Brandenburg verfügt über rd. 200 Immobilienobjekte<br />
mit ca. 3.000 Mieteinheiten und einem Anlagevermögen<br />
von rund 450 Mio. EUR. Am Alexanderplatz befinden sich das<br />
Kino „Cubix“ sowie die Bürohäuser Alexanderstraße 1/3/5<br />
und Karl-Liebknecht-Straße 31/33 im Bestand des Unternehmens.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 63
DEGI investiert in Frankfurt<br />
DEGI EUROPE RETAIL erwirbt Gebäude auf der Zeil<br />
Die DEGI hat das vollvermietete Geschäftshaus Zeil 127 in<br />
Frankfurt am Main für ein Investitionsvolumen von über 30<br />
Millionen Euro erworben. Verkäufer der Immobilie ist die Nassauische<br />
Sparkasse (NASPA), die als Hauptmieter langfristig<br />
im Gebäude bleibt. DEGI wurde bei diesem Investment von<br />
Kempers Jones Lang LaSalle Frankfurt beraten.<br />
Das in den fünfziger Jahren erbaute und im Jahr 2000 komplett<br />
modernisierte Gebäude verfügt über eine Mietfläche von<br />
rund 5.100 m². Es befindet sich unmittelbar in der Frankfurter<br />
Haupteinkaufsstraße Zeil, die bundesweit zu den umsatzstärksten<br />
Einzelhandelsmeilen zählt. Nach einer Erhebung im<br />
Auftrag des Immobiliendienstleisters Kemper`s besuchen im<br />
Samstags-Durchschnitt pro Stunde fast 14.000 Passanten<br />
die Zeil (13.950 Passanten, gemessen am Samstag, den 12.<br />
Mai 2007, 13.00 bis 14.00 Uhr).<br />
Nach Angaben der DEGI soll das Gebäude in den von der<br />
Gesellschaft für institutionelle Investoren verwalteten Immobilienspezialfonds<br />
DEGI EUROPE RETAIL eingebracht werden.<br />
„Frankfurt ist nicht nur Deutschlands unangefochtene Finanzmetropole,<br />
sondern bildet mit London und Paris auch<br />
das europäische Finanzzentrum schlechthin. Das sichert der<br />
Investition langfristig gute Perspektiven“, erläutert Bärbel<br />
Schomberg, Vorsitzende der DEGI-Geschäftsführung.<br />
Nach Hannover und Mailand ist die Frankfurter Messe die drittgrößte<br />
in Europa und der Flughafen liegt in Kontinental-Europa<br />
in Bezug auf die Fracht- und Passagierzahlen an der Spitze.<br />
Schomberg hebt weiter hervor: „Die enorme Wirtschaftskraft<br />
Frankfurts als Messestadt und Standort einer der wichtigsten<br />
Flughäfen Europas spiegelt sich auch in den Einkaufslagen<br />
Frankfurts wider. Deshalb sehen wir bei unserer Investition ein<br />
gutes Potenzial in Bezug auf die Wertentwicklung.“<br />
TLG IMMOBILIEN akquiriert neue Mieter und Interessenten<br />
für Fachmarktzentrum Werdau<br />
Jetzt bevorzugt Büronutzer gesucht<br />
Für das künftige Fachmarktzentrum in der Werdauer Uhlandstraße/Zwickauer<br />
Straße stehen die Zeichen auf Grün: Seit<br />
dem 15. August <strong>2008</strong> liegt die Baugenehmigung für das Projekt<br />
vor und auch die Akquise der Mieter macht gute Fortschritte.<br />
Zu den großen Ankermietern REWE (1900 m² Mietfl<br />
äche) und Rossmann (775 m² Mietfläche) sowie Ernsting’s<br />
Familiy (150 m² Mietfläche), die sich entlang der Kranzbergstrasse<br />
und Uhlandstraße ansiedeln, sind weitere Vermietungen<br />
hinzugekommen:<br />
- zwei Marken-Textiler mit 450 m²/190 m² Mietfläche<br />
- Fleischerei Richter mit 140 m² Mietfläche<br />
- Apotheke mit 200 m² Mietfläche<br />
In Endverhandlungen steht das Immobilienunternehmen mit<br />
einem großen Schuh-Fachmarkt und einem Asia-Imbiss. Für<br />
drei kleineren Einheiten zwischen 19 und 40 m² werden Mieter<br />
aus den Sortimenten Presse/Tabak, Blumen oder Schlüsseldienst<br />
gesucht.<br />
„Das eigentliche Fachmarktzentrum ist sozusagen fast komplett“,<br />
so Klaus-Dieter Schwensen, Leiter der Niederlassung<br />
Commerz Real investiert in München<br />
• Bürokomplex für hausInvest europa erworben<br />
• Rund 50 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen<br />
Die Commerz Real hat in München für ihren Offenen Immobilienfonds<br />
hausInvest europa eine 2004 fertig gestellte Büroimmobilie<br />
mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 50<br />
Millionen Euro erworben.<br />
Der im Münchner Stadtteil Obersendling gelegene Bürokomplex<br />
umfasst drei parallel angeordnete und miteinander<br />
verbundene Baukörper. Gemeinsam verfügen sie über eine<br />
Süd der TLG IMMOBILIEN. Jetzt müssen noch Mieter für das<br />
dreigeschossige neue Gebäude an der Uhlandstraße gefunden<br />
werden. Hier gibt es Interessenten für ein Sanitätshaus. „Für<br />
die Obergeschosse suchen wir Ärzte, Physiotherapeuten, aber<br />
auch Finanzdienstleister und andere Büronutzer, die von der innerstädtischen<br />
Lage, der hohen Kundenfrequenz und der guten<br />
Infrastruktur profitieren möchten“, so Schwensen weiter.<br />
Laut Analyse der GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung<br />
umfasst das Einzugsgebiet des Fachmarktzentrums<br />
37.700 Einwohner und weist für 2007 ein Kaufkraftpotential<br />
von 82,7 Mio. Euro aus.<br />
Das Ausschreibungsverfahren für Abbruch und Neubau<br />
des Fachmarktzentrums ist soeben abgeschlossen worden.<br />
Zur Zeit führt die TLG IMMOBILIEN die Vergabeverhandlungen<br />
und wird im <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> mit dem Abbruch der<br />
nicht nachnutzbaren Bausubstanz beginnen. Bei planmäßigem<br />
Verlauf eröffnet das Fachmarktzentrum Ende<br />
2009.<br />
Mietfläche von rund 22.000 m², die zu 85 Prozent an renommierte<br />
Unternehmen vermietet sind. Darüber hinaus verfügt<br />
das Objekt über ca. 300 Tiefgaragenstellplätze. Aufgrund der<br />
Flexibilität der Gebäudestrukturen können etagenweise bis<br />
zu zehn unabhängige Mieteinheiten gebildet werden. Neben<br />
der modernen technischen Ausstattung zeichnet sich die mit<br />
einer Naturstein-Fassade verkleidete Immobilie durch ihre<br />
markante Architektur und die sorgfältige Verarbeitung hochwertiger<br />
Materialien aus. Das Objekt profitiert zudem von seiner<br />
guten Anbindung an den Personennahverkehr und das<br />
Münchner Autobahnnetz.<br />
64 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
Risiken und Krisen managen mit Honeywell<br />
Das Management von Risiken ist nicht nur für Versicherungsunternehmen<br />
von Interesse, sondern auch für Unternehmen<br />
und Betreiber von Immobilien. Schäden aufgrund terroristischer<br />
Angriffe, natürliche Extremereignisse, Kriminalität,<br />
Vandalismus oder menschlichen Versagens können die Infrastruktur<br />
und damit die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens<br />
stören, unterbrechen oder sogar beenden.<br />
Anfang diesen Jahres hat das Bundesministerium des Inneren<br />
einen bemerkenswerten Leitfaden mit dem Titel „Schutz<br />
kritischer Infrastrukturen - Risiko- und Krisenmanagement“<br />
herausgegeben, der auf Anfrage kostenlos bezogen werden<br />
kann (E-Mail: publikationen@bundesregierung.de). Der Leitfaden<br />
beschreibt die grundsätzliche Vorgehensweise bei der<br />
Erarbeitung eines Managementkonzeptes zum<br />
• Ermitteln von bestehenden Risiken,<br />
• Festlegen strategischer Schutzziele und anschließender Umsetzung<br />
vorbeugender Maßnahmen und Prozesse sowie<br />
• robusten Umgang mit Krisen.<br />
Das Risiko- und Krisenmanagement beginnt mit der Identifizierung<br />
der vorhandenen Risiken, die die Infrastruktur der eigenen<br />
Unternehmung bedrohen. Hierbei kann die Checkliste<br />
des Leitfadens wertvolle Dienste leisten. Unter anderem wer-<br />
Philips LEDs do it Tour <strong>2008</strong><br />
Roadshow zeigt neue Wege der Beleuchtung<br />
„LEDs do it Tour <strong>2008</strong>“ heißt eine Philips Roadshow zum Thema<br />
Leuchtdioden (LED). Sie wendet sich an Lichtdesigner,<br />
Licht- und Elektroplaner sowie Architekten. Sie bietet ihnen die<br />
Gelegenheit, sich sowohl über Technik und Trends als auch zu<br />
Produktinnovationen und Lichtlösungen auf LED-Basis zu informieren.<br />
In 13 Städten wird die Roadshow von Anfang September<br />
bis Ende November Station machen, um praxisnah<br />
und interaktiv zu informieren und zu präsentieren, was sich<br />
bereits heute mit LEDs realisieren lässt. Informationen zum<br />
Tourenplan gibt es unter http://www.philips.com/ledtour.<br />
„Der Lichtmarkt steht vor einem gravierenden Umbruch, denn<br />
Leuchtdioden drängen immer stärker in alle Bereiche der<br />
Lichtanwendung“, so Robert Pfarrwaller, Geschäftsführer der<br />
Philips GmbH und Leiter Philips Lighting. Die Digitalisierung<br />
des Lichts sei etwa vergleichbar mit dem Wechsel von der<br />
Analog- zur Digitaltechnik in der Elektronik. In der Beleuch-<br />
Eine Stadt wächst mit WOLF KG TOP über sich hinaus<br />
Der Gebäudekomples „ Viertel Zwei “ ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte<br />
in Wien und stellt einen Auftritt der Superlativen<br />
und einer der wichtigsten Großprojekte der Stadt dar.<br />
Auf 40.000 Quadratmetern Grundfläche entstehen 90.000m²<br />
Büro- und Geschäfts- gebäude, Wohnungen und ein Hotel.<br />
Ein See samt großzügigem Park sorgt für erholsame Atmosphäre<br />
in diesem Areal. Das markanteste Objekt – der Büroturm<br />
„Hoch zwei“ – wird gemeinsam mit dem Gebäude<br />
„Plus zwei“ ab 2009 die Konzernzentrale der OMV beherber-<br />
den auch Risiken in Bezug auf vorsätzliche Handlungen mit<br />
kriminellem und terroristischen Hintergrund beleuchtet und<br />
der Einsatz von Zutrittskontrolle, Videoüberwachung sowie<br />
Einbruch- und Gefahrenmeldetechnik aber auch die Anfälligkeit<br />
der Stromversorgungen und der Kommunikations- und<br />
Informationstechnik betrachtet.<br />
Die identifizierten Risikoelemente müssen zusammen mit Fachleuten<br />
aus dem Bereich der Sicherheitstechnik wie zum Beispiel<br />
den Sicherheitsexperten der Honeywell Building Solutions<br />
GmbH bewertet werden. Entscheidend dabei sind die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />
eines Szenarios und die Verwundbarkeit des<br />
Teilprozesses aufgrund der Wirkung des Szenarios.<br />
Durch die Änderung von Arbeitsabläufen können beispielsweise<br />
Risiken vermieden und durch technische und organisatorische<br />
Maßnahmen Risiken vermindert werden. Die Experten von Honeywell<br />
unterstützen bei der Erarbeitung von Konzepten und<br />
technischen Lösungen für ein maßgeschneidertes, integriertes<br />
Sicherheitskonzept, das die identifizierten Schwachstellen<br />
adressiert. Restrisiken müssen jedoch durch ein funktionierendes<br />
Risiko- und Krisenmanagement zusammen mit einer<br />
qualitativ hochwertigen Dokumentation der Betriebsführung beherrscht<br />
werden, um Haftungsrisiken, betriebliche und persönliche<br />
Risiken aus der Betreiberverantwortung zu minimieren.<br />
tung werde es dadurch völlig neue technische und gestalterische<br />
Lösungen geben. Das erfordere in diesem Zusammenhang<br />
einen intensiven Dialog zwischen Hersteller, Handel und<br />
Anwender. Die Roadshow ist ein wichtiger Baustein dazu.<br />
Als weltgrößter Lichtanbieter ist Philips auf dem LED Sektor<br />
strategisch einzigartig aufgestellt. Mit der Integration führender<br />
Hersteller von Leuchtdioden, LED-Applikationen und Systemkomponenten<br />
wie Lumileds Lighting, Color Kinetics und<br />
TIR Systems sowie Partners in Lighting International für den<br />
Wohnraumleuchtenbereich, ist das Unternehmen an allen<br />
Phasen und in allen Bereichen der LED-Wertschöpfungskette<br />
beteiligt. Und davon will man in den kommenden Jahren mit<br />
seinen Partnern profitieren. Vor allem in den Bereichen Shop,<br />
City-Beautification sowie Gesundheit, Wohlbefinden und Lifestyle<br />
soll das LED-Produktportfolio massiv ausgebaut werden<br />
und so überproportional zum Marktwachstum beitragen.<br />
gen. Rechtzeitig zur EURO <strong>2008</strong> wurde „Hotel zwei“ – das<br />
4-Sterne-Hotel Courtyard by Marriott – eröffnet.<br />
Wolf ist auch hier wieder fester Bestandteil eines hypermodernen<br />
Projektes. In den imposantesten Gebäuden „Hotel<br />
Zwei“, „Hoch Zwei“ sowie bei „Plus Zwei“ kommt die Geräteserie<br />
KG-TOP zum Einsatz. Die Vorgabe, hocheffiziente Geräte<br />
mit Wärmerückgewinnung einzusetzen, ließ sowohl bei den<br />
Projektverantwortlichen als auch beim Planungsbüro und dem<br />
Anlagenbauer die Entscheidung auf Wolf aus Mainburg fallen.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 65
DEGI Research – ImmobilienFOKUS<br />
Zwischenzeit - Die deutschen Büroimmobilienmärkte zur Jahresmitte <strong>2008</strong><br />
Vieles ist in den ersten beiden Quartalen <strong>2008</strong> zu den deutschen<br />
Büroimmobilienmärkten und Investmentmärkten geschrieben<br />
und mehr noch kommentiert worden. Aktuell sind<br />
vermehrt pessimistische Stimmungen auszumachen, gespeist<br />
durch Diskussionen über Infl ationswirkungen und eine<br />
sich abkühlende globale Wirtschaft im kommenden Jahr. Hier<br />
die Betrachtung der globalen Konjunktur und dort die Übertragung<br />
auf die (deutschen) Immobilienmärkte.<br />
Hierin liegt eine sehr verkürzte, wenn nicht sogar falsche Argumentationskette:<br />
Vom allgemeinen Globalen ins spezifisch<br />
Deutsche, garniert mit Subprime Effekten in den USA, Spanien<br />
oder Großbritannien. Hier wird das traditionell ruhige erste<br />
Quartal als „Beweis“ für eine starke Beruhigung der Marktaktivitäten<br />
angeführt. Dort wird das völlige Verschwinden von stark<br />
risikogeprägten Finanzierungskonstrukten als weitere Verunsicherung<br />
der Märkte gedeutet. Doch kann das wirklich die Botschaft<br />
sein? Wird die rationale sachliche Analyse nicht überdeckt<br />
durch das bequeme Alibiargument „Subprime ist an allem<br />
schuld?“ Gibt es gar ein Mangel an Immobilienangeboten oder<br />
schlimmer noch bei der Projektfinanzierung? Nein, weit gefehlt.<br />
Alles vorhanden – noch immer. Fakt ist zur Jahresmitte, dass<br />
Deutschland bei den Fundamentaldaten wiederum glänzen<br />
kann, Deutschland erneut zum Hotspot bei ausländischen<br />
Investoren gekürt wurde. Auch zu Beginn der 2. Jahreshälfte<br />
hat sich bisher kaum eine strategische Änderung der Großwetterlage<br />
eingestellt: Dort steigen die Mieten weiter, hier verharren<br />
die Renditen, die Flächenumsätze werden vereinzelt<br />
die Höchstwerte von 2007 übertreffen. Wenn man unbedingt<br />
Wolken sehen möchte am immobilienwirtschaftlichen Investitionshimmel,<br />
dann doch eher bei der Beantwortung der Frage<br />
was denn aus den sehr sportlich eingekauften Portfolien aus<br />
dem Jahr 2007 in 2009 werden könnte? Doch vielleicht sind<br />
die Wolken nichts anderes als attraktive Kaufgelegenheiten<br />
für die anderen? Das ist eben der Markt.<br />
Gehen wir rational an die Interpretation der Halbjahreswerte:<br />
Die Investmentumsätze sind im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> im Vergleich<br />
zum Vorjahreswert von 29,4 Milliarden EUR um 40%<br />
auf 17,9 Mrd EUR zurückgegangen. War das zu erwarten?<br />
Eindeutig ja, denn das Rekordjahr 2007 zeigte bereits deutlich,<br />
dass die großen Portfolien in Kombination mit fi nancial engineering<br />
zunächst verteilt sind. Das Ende der Marktaktivitäten?<br />
Ganz sicher nicht, denn das Korrektiv sind nicht die Produkte<br />
bzw. Portfolien, sondern die Finanzierungsbedingungen dahinter.<br />
Zumal Wille und Wunsch nationaler und internationaler<br />
Investoren sehr ausgeprägt sind weiterhin in Deutschland zu<br />
investieren. Dass es weitergeht zeigt eine Reihe bedeutender<br />
Transaktionen der letzten Wochen. Folglich keine Ausgangslage,<br />
die eine Immobilienkrise beschreibt.<br />
Wir erwarten für die kommenden drei Jahre in Deutschland eine<br />
über dem achtjährigen Durchschnitt von rund 35 Mrd. EUR liegende<br />
Transaktionstätigkeit. Was hierbei natürlich geschieht,<br />
liegt auf der Hand. Die Preise für Objekte bzw. Portfolien werden<br />
reagieren, wie sie es auch bereits getan haben, vor allem im<br />
zweiten Quartal <strong>2008</strong>. Überall? Sicher nicht, denn noch immer<br />
versuchen Verkäufer die Preise des letzten Jahres in <strong>2008</strong> zu<br />
konservieren. Dies gelingt allerdings immer seltener. Als Ergebnis<br />
stellen wir vor allem an den sog. B- und C-Standorten fest, dass<br />
Renditen vereinzelt steigen. Diese Entwicklung wird sich in der<br />
zweiten Jahreshälfte fortsetzen, signifi kante Anstiege in den Top<br />
5 erwarten wir indes nicht.Die Mieten sind in den ersten beiden<br />
Quartalen <strong>2008</strong> weiter gestiegen. Der Konjunktureffekt und die<br />
Nachfrage nach Büroflächen bestimmen die Preisentwicklung<br />
der nächsten beiden Quartale. Hier sehen wir den vorläufigen<br />
Höhepunkt in 2009 erreicht. Dies wird sich aber in einer Spreizung<br />
zeigen, d.h. die Topwerte in Kombination Neubau/Erstbezug/CBD<br />
werden weiterhin stabil bleiben, Rückgänge werden<br />
sich in den Teilmarktlagen, B-Standorten und gegebenenfalls<br />
bei Nachvermietungen einstellen. Niemand wird Deutschland<br />
eine globale Unabhängigkeit bescheinigen. Sich dem Großen<br />
und Ganzen zu entziehen, wird in Zeiten der Globalisierung<br />
langfristig nicht gelingen. Allein in der isolierten Betrachtung der<br />
Immobilienmärkte sind wir noch immer im Stadium einer Sonderkonjunktur.<br />
Und diese konjunkturelle Positionierung und die<br />
daraus erwachsenden Marktchancen sind eindeutig gut.<br />
Immobilieninvestitionen in Deutschland<br />
im 1. Halbjahr <strong>2008</strong><br />
Die Investitionstätigkeit auf dem deutschen gewerblichen Immobilienmarkt<br />
hat im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> stark nachgelassen.<br />
Nach Analyse der publizierten Deals konnte ein Gesamtinvestitionsvolumen<br />
von 17,9 Mrd. EUR registriert werden – im<br />
Vergleich zum Vorjahreswert von 29,4 Mrd. EUR entspricht<br />
dies einem Rückgang von nahezu 40 % (siehe Abbildung 1).<br />
Diese deutliche Abnahme an Immobilientransaktionen muss<br />
jedoch in seiner Entstehung differenziert betrachtet werden:<br />
Einerseits fanden auf Grund der Geschehnisse an den internationalen<br />
Finanzmärkten weniger große Portfoliotransaktionen<br />
statt bzw. werden Unternehmen in ihrer anhaltend schwierigen<br />
Fremdkapitalfinanzierung stark eingeschränkt. Andererseits<br />
kommt es, bedingt durch die geringere Anzahl finanzkräftiger<br />
Investoren, tendenziell zu einem Anstieg der Nettoanfangsrenditen<br />
und damit Absinken der Kaufpreise. Aber: das Jahr <strong>2008</strong><br />
verzeichnet in der langfristigen Betrachtung seit 2000 noch immer<br />
ein weit überdurchschnittliches Transaktionsvolumen und<br />
hat lediglich im Vergleich zu dem absoluten Rekordjahr 2007<br />
eindeutig an Dynamik verloren. Dieses Level über dem Durchschnittswert<br />
erwarten wir auch für die kommenden 3 Jahre.<br />
Die „Top 10“ der Immobilieninvestitionen für das 1. Halbjahr in<br />
Deutschland wird von dem Verkauf der LEG NRW an Whitehall<br />
angeführt, die vom Transaktionsvolumen her einen Anteil von<br />
fast 20 % auf sich zieht. Mit Abstand folgen gemischt genutzte<br />
Immobilien sowie eine Reihe von Einzelhandelsobjekten, bei<br />
denen es sich u. a. um größere Portfolien handelt.<br />
Zum Jahresende erwartet DEGI Research - nicht zuletzt aufgrund<br />
der stabilen Marktverhältnisse auf dem deutschen<br />
Gewerbeimmobilienmarkt - eine etwas stärkere Investitionstätigkeit<br />
als im ersten Halbjahr, so dass voraussichtlich ein<br />
Jahresgesamtvolumen von über 40 Mrd. EUR erreicht werden<br />
kann. Damit wird der Jahresdurchschnittswert von 2000<br />
bis 2007 mit rund 34,7 Mrd. EUR erneut deutlich übertroffen.<br />
Immobilieninvestitionen nach Nutzungsarten<br />
Mit 5,7 Mrd. EUR oder 32 % des Transaktionsvolumens fließt<br />
ein Großteil der Investitionen im 1. Halbjahres <strong>2008</strong> in gemischt<br />
genutzte Immobilien bzw. Portfolien. Auf dem zweiten Rang<br />
folgen mit 4,9 Mrd. EUR (28 %) Wohnimmobilien. Dieses Segment<br />
ist vor allem durch den Verkauf der Wohnungsbestände<br />
der LEG NRW an Whitehall geprägt, der mit Abstand den<br />
größten Deal darstellt. Einzelhandelsimmobilien – die <strong>2008</strong> ein<br />
starkes Segment bilden werden – folgen mit 3 Mrd. EUR (17<br />
%) auf dem dritten Rang. Hier sind jedoch einige Transaktionen<br />
nicht berücksichtigt, die in der Erdgeschosslage Einzelhandel<br />
66 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
und in den darüberliegenden Stockwerken Wohnungen oder<br />
Büros aufweisen und damit unter Mischnutzung fallen. Büroinvestitionen<br />
nehmen mit noch nicht einmal einem Fünftel des<br />
Vorjahreswertes Rang 4 ein, was angesichts der außergewöhnlich<br />
großen Deals 2007 jedoch als relativ „normal“ betrachtet<br />
werden kann. Trotzdem erwartet DEGI Research ein Anziehen<br />
der Transaktionen im Bürosektor bis zum Jahresende. Im Logistikbereich<br />
gab es lediglich vereinzelte Investitionen, die sich<br />
insgesamt auf ein Volumen von 1,4 Mrd. EUR belaufen.<br />
Immobilieninvestitionen nach Standortstruktur<br />
Bei der Analyse der Transaktionen nach Standortstruktur zeigt<br />
sich, dass rund die Hälfte der umgesetzten Immobilien auf Aund<br />
B-Städte entfällt. Dabei befinden sich 31 % in DEGI Bürozentren<br />
(A-Städte: Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt a M.,<br />
Hamburg, Köln, Leipzig, München, Stuttgart) sowie 17,3 % in<br />
DEGI B-Standorten (Definition: über 800.000 Einwohner). Hinzu<br />
kommen 2,2 % aus den Portfolien, die sich sowohl auf A- als<br />
auch auf B-Städten beziehen. Dieses Ergebnis unterstreicht,<br />
dass A- und B-Standorte einen großen Anteil am deutschen Investmentmarkt<br />
einnehmen und für ein stabiles Marktgeschehen<br />
stehen. Der Löwenanteil aller Transaktionen lässt sich mit knapp<br />
44 % nicht auf einzelne Standortstrukturen runterbrechen, da es<br />
sich um Portfolien handelt, die sich über alle drei Standortkategorien<br />
verteilen. Hier spiegelt sich abermals der Verkauf der LEG<br />
NRW wider, da sich der Wohnungsbestand auf A-, B- und C-<br />
Städte verteilt. Die übrigen Investitionsstandorte (C-Kategorie)<br />
umfassen lediglich einen Anteil von 5,5 % aller Transaktionen.<br />
Geographische Strukturen – Immobilieninvestitionen<br />
nach Bundesländern<br />
Bei einer weiteren Aufschlüsselung der Immobilieninvestitionen<br />
nach Bundesländern spiegelt sich ebenfalls der größte<br />
Deal des 1. Halbjahres <strong>2008</strong> wieder: Nordrhein-Westfalen verbucht<br />
mit einem Umsatz von 5,7 Mrd. EUR den größten Anteil<br />
(ca. 32 %). Bezeichnend ist, dass lediglich vier Bundesländer<br />
die 1,0 Mrd. EUR-Grenze erreichen (Baden-Württemberg und<br />
Hessen) bzw. überschreiten (Berlin und Nordrhein-Westfalen).<br />
Insgesamt können sechs Bundesländer gegenüber dem Vorjahreswert<br />
ein Transaktionswachstum verbuchen. Neben<br />
Nordrhein-Westfalen zählen Berlin, Bremen, Rheinland-Pfalz<br />
sowie Sachsen-Anhalt zu den Umsatzgewinnern. Besonders<br />
niedrige Volumina weisen die Neuen Bundesländer (ausgenommen<br />
Sachsen) sowie das Saarland auf. Hierzu noch eine<br />
methodische Erläuterung: Wie bereits erwähnt ist eine gewisse<br />
Anzahl der Transaktionen in Portfolien erfolgt. Diese bundeslandübergreifenden<br />
Investments werden von DEGI Research<br />
separat ausgewiesen und summieren sich auf ein Volumen von<br />
4,7 Mrd. EUR. Somit fallen die Bundesländerwerte teilweise<br />
niedriger aus als von anderen Marktteilnehmern ausgewiesen.<br />
• Das Transaktionsvolumen in Baden-Württemberg betrug<br />
für das 1. Halbjahr <strong>2008</strong> 1,0 Mrd. EUR und fällt damit rund<br />
60 % geringer aus als 2007. Sowohl in Bezug auf die Nutzung<br />
als auch in Bezug auf die Standortwahl zeigt sich ein<br />
recht heterogenes Bild, gleichwohl Stuttgart hier als einziges<br />
DEGI Bürozentrum einen größeren Anteil an Transaktionen<br />
auf sich zieht.<br />
• In Bayern fällt der niedrige Umsatz bei Büroimmobilien ins<br />
Auge, insbesondere in München. Obwohl die gemischt genutzte<br />
Immobilie die höchsten Umsatzwerte verzeichnet,<br />
gibt es keine außerordentlichen räumlichen oder sektoralen<br />
Schwerpunkte.<br />
• In Berlin dominiert die gemischt genutzte Immobilie mit<br />
einem Anteil von fast 85 %. Ausschlaggebend sind hier<br />
die beiden großen Transaktionen, die den Potsdamer Platz<br />
betreffen: Der Verkauf der Daimler AG an die SEB AM einerseits<br />
sowie der Eigentümerwechsel des Sony Centers<br />
andererseits. Deshalb erzielt Berlin auch fast eine Verdopplung<br />
seiner Umsätze.<br />
• Für Brandenburg werden fast ausschließlich Investitionen<br />
in C-Standorte registriert. Insgesamt wurden nur knapp 75<br />
Mio. EUR umgesetzt, von denen der größte Anteil auf eine<br />
Einzelhandelsimmobilie in Wildau (nahe Berlin) entfällt.<br />
• Auch Bremen kann eine Transaktionssteigerung (um ein<br />
Drittel) verbuchen. Hier dominieren Büro, Logistik und der<br />
Einzelhandel.<br />
• Hamburg besticht durch einen hohen Anteil der Umsätze im<br />
Bereich Logistik (40 %). Auf eine Transaktion entfällt sogar ein<br />
Viertel aller Umsätze: Die AMB Property Germany hat vom<br />
Kosmetikproduzenten Beiersdorf eine 20 ha große Industrieliegenschaft<br />
in Hamburg-Hausbruch gekauft, auf der u. a.<br />
Bereits im laufenden Jahr mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums<br />
begonnen werden soll. Der zweitgrößte Deal betrifft<br />
eine gemischtgenutzte, innerstädtisch gelegene Immobilie.<br />
• Hessen bündelt im 1. Halbjahr lediglich ein Volumen von<br />
einer knappen Milliarde EUR, was nur einem Sechstel des<br />
Vorjahreswertes entspricht - die Hälfte entfällt hierbei auf<br />
Büroimmobilien in Frankfurt. Im letzten vergleichbaren Zeitraum<br />
fi elen die Transaktionszahlen durch den Verkauf des<br />
„Spring“-Portfolios seitens der DEGI extrem hoch aus, so<br />
dass zur Zeit wieder „normale“ Aktivitäten am Immobilienmarkt<br />
vorherrschen. Jedoch geht DEGI Research aufgrund<br />
einiger diskutierter großfl ächiger Objektverkäufe (u. a. Japantower,<br />
Pollux-Turm, Messeturm) für das 2. Halbjahr von<br />
einem anziehenden Investmentmarkt aus.<br />
• Mecklenburg-Vorpommern verbuchte mit lediglich einer<br />
Transaktion in Rostock den insgesamt geringsten Umsatz<br />
mit 12 Mio. EUR.<br />
• In Niedersachsen wurden Investitionen ausschließlich<br />
in B-Standorten getätigt – ohne räumliche und sektorale<br />
Schwerpunkte. Den größten Deal verzeichnet Osnabrück<br />
mit einem Büroobjekt.<br />
• Die Umsätze in Nordrhein-Westfalen werden durch den<br />
Portfolio-Verkauf der LEG NRW charakterisiert. Deshalb<br />
umfasst das Wohnungssegment einen Anteil von 65 %,<br />
gefolgt von gleichen Anteilen (je knapp 10 %) Büro, Einzelhandel<br />
(Investition der DEGI in Dorsten für den Europe<br />
Retail Fonds) und gemischt genutzte Objekte. Räumliche<br />
Investitionsschwerpunkte bilden Düsseldorf und Köln.<br />
• Rheinland-Pfalz kann ebenfalls seine Transaktionen (um<br />
ein Vierfaches) steigern. Von den 362 Mrd. EUR entfällt<br />
mehr als die Hälfte auf den Einzelhandel. Hier gab es eine<br />
größere Transaktion in Bezug auf die Projektentwicklung<br />
des Shoppingcenters Rhein-Galerie in Ludwigshafen, das<br />
im Herbst 2010 fertig gestellt werden soll.<br />
• Das Saarland hat nur zwei Transaktionen vorzuweisen, von<br />
denen eine auf die DEGI entfällt (Fachmarktzentrum „Goldene<br />
Bremm“ in Saarbrücken).<br />
• Sachsen kann im Vergleich zum 1. Halbjahr 2007 mit 416 Mrd.<br />
EUR. nur ein Drittel der Volumina aufbringen, wobei die Hälfte<br />
auf den Bereich Wohnen entfällt. Ein Viertel wird durch den<br />
Verkauf der „Wahrener Rundlings“ (denkmalgeschützte Wohnungen)<br />
von der kommunalen Wohnungsgesellschaft LWB<br />
in Leipzig an die GRK Holding geprägt. Andere Investitionen<br />
verteilen sich relativ gleichmäßig auf A-, B- und C-Städte.<br />
• In Sachsen-Anhalt beziehen sich die wenigen Transaktionen<br />
fast ausschließlich auf die Stadt Halle und den Bereich<br />
Einzelhandel.<br />
• Die Transaktionen in Schleswig-Holstein betreffen die Segmente<br />
Einzelhandel (ein Drittel entfällt auf eine Einzelhandelsimmobilie<br />
in Flensburg) und Logistik.<br />
• In Thüringen wird in Erfurt und Gera in Wohn- und Einzelhandelsimmobilien<br />
investiert.<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 67
Umweltfreundliche Wärmeversorgung für die<br />
Bundeswehrverwaltungs- und die NATO-Schule<br />
Am 28. Juli <strong>2008</strong> wurde zwischen der Wehrbereichsverwaltung<br />
Süd und der Südwärme Gesellschaft für Energielieferung<br />
AG der erste Vertrag über eine Wärmevollversorgung<br />
aus regenerativen Brennstoffen geschlossen. Südwärme<br />
übernimmt für die nächsten 15 Jahre die Wärmeversorgung<br />
für die NATO-Schule und die Bundeswehrverwaltungsschule<br />
IV in Oberammergau über ein sog. Energielieferungs-Contracting.<br />
Die Beteiligten vereinbarten unter anderem, bis zu<br />
85% der erforderlichen Wärme aus heimischen Holzhackschnitzeln<br />
zu erzeugen.<br />
Alle Beteiligten sind sehr zufrieden mit der Lösung: die Bundeswehr<br />
freut sich über die deutliche Kostenentlastung bei<br />
gleichzeitiger Modernisierung des Heizwerkes, die Südwärme<br />
AG über eine langfristige Zusammenarbeit . Die Gemeinde<br />
Oberammergau als Luftkurort darf einen spürbaren Beitrag<br />
zur Erhaltung der Luftqualität erwarten. Durch die Nutzung<br />
nachwachsender Brennstoffe kann der CO2-Ausstoß um ca.<br />
1.700 Tonnen pro Jahr vermindert werden.<br />
Die Südwärme AG ist ein mittelständisch geprägter Energiedienstleister,<br />
bestehend aus einem Zusammenschluss verschiedener<br />
Gebäudetechnikfachbetriebe. Die Versorgung mit<br />
Holzhackschnitzeln erfolgt über das BiomasseEnergieNetzwerk<br />
(B.E.N.).<br />
Den Vertrag unterzeichneten Rudi Maier, der Vorstand der<br />
Südwärme AG und Götz-Friedrich Baron von der Ropp, der<br />
Präsident der Wehrbereichsverwaltung Süd, der für Ausschreibungsverfahren<br />
und Liegenschaftsmanagement der<br />
Bundeswehr in den Bundesländern Bayern und Baden-<br />
Württemberg zuständigen Stelle.<br />
Einheitlicher Leistungsgegenstand bei der Grunderwerbsteuer in der Kritik - Vorlage des Finanzgerichts Niedersachsen<br />
an den EuGH<br />
IVD rät bei offenen Fällen Einspruch einzulegen und Ruhen des Verfahrens<br />
zu beantragen<br />
Das Niedersächsische Finanzgericht (Beschluss vom<br />
02.04.<strong>2008</strong>, 7 K 333/06) hat die bisherige Rechtsprechung<br />
zum einheitlichen Leistungsgegenstand bei der Grunderwerbsteuer<br />
in Frage gestellt, die Rechtsfrage dem Europäischen<br />
Gerichtshof zur Klärung vorgelegt und das entsprechende<br />
Verfahren wegen einer Mehrfachbelastung<br />
des Bauherren mit Grunderwerb- und Umsatzsteuer zunächst<br />
ausgesetzt.<br />
„Damit, so IVD Süd-Vorsitzender Erik Nothhelfer, „wurde eine<br />
Forderung des IVD endlich aufgegriffen, der schon mehrfach<br />
auf diese Doppelbelastung und Wettbewerbsverzerrung hingewiesen<br />
hatte.<br />
Folgender Fall liegt der Vorlage zu Grunde: Die Klägerin beauftragte<br />
ein Bauunternehmen mit der Errichtung eines Einfamilienhauses.<br />
Im Bauvertrag wurde der genaue Bauort festgelegt.<br />
Einige Wochen später erwarb die Klägerin von einer<br />
Grundstücksgesellschaft den unbebauten Grund und Boden.<br />
Dem Vertrag über den Ankauf durch die Grundstücksgesellschaft<br />
war bereits ein Bebauungsplan beigefügt, in dem das<br />
von der Klägerin beauftragte Bauunternehmen benannt war.<br />
Der Geschäftsführer des Bauunternehmens war auch an der<br />
Grundstücksgesellschaft beteiligt. Daher nahm das Finanzamt<br />
eine personelle Verflechtung sowie ein Zusammenwirken<br />
der beiden Unternehmen bei der Veräußerung an und bezog<br />
die zukünftigen Baukosten in die Bemessungsgrundlage der<br />
Grunderwerbsteuer mit ein.<br />
Mit der hiergegen gerichteten Klage begehrt die Klägerin, allein<br />
den Erwerb des Baugrundstücks, also den tatsächlichen<br />
Grunderwerb, zum Gegenstand der Grunderwerbsteuer zu<br />
machen. Damit wendet sich das Finanzgericht gegen die prägende<br />
Rechtsprechung des II. Senats des Bundesfinanzhof<br />
(z.B.: BFH v. 27.10. 1999, II R 17/99, BStBI. II 2000, 34), der<br />
in ständiger Rechtsprechung bei so genannten einheitlichen<br />
Leistungsgegenstand, bestehend aus Bauleistungen sowie<br />
dem Erwerb von Grund und Boden, die Grunderwerbsteuer<br />
auf das gesamte Entgelt bezieht.<br />
Jedoch neigt der 7. Senat des FG Niedersachsen dazu,<br />
dem Klagebegehren zu entsprechen. Denn, so das Niedersächsische<br />
FG, die Erhebung der deutschen 3,5 prozentigen<br />
Grunderwerbsteuer wirkt im Kern wie eine der Mehrwertsteuer<br />
vergleichbare proportionale, sich auf den geschaffenen<br />
Mehrwert beziehende allgemeine Abgabe im Bereich<br />
der Errichtung von Gebäuden. Sie wirkt wie die zusätzliche<br />
Erhebung einer besonderen Grundstücksumsatzsteuer, die<br />
Erhebung einer sonstigen Teil-Umsatzsteuer (kurz: Sonderumsatzsteuer<br />
auf Bauleistungen). Und die Erhebung der<br />
Grunderwerbsteuer kann wettbewerbsverzerrend wirken.<br />
Denn womöglich werden bestimmte Bauunternehmen, die<br />
auf der Veräußerseite mit dem Verkäufer des Grund und Bodens<br />
zusammenwirken, trotz bester Vertragsangebote wegen<br />
drohender Grunderwerbsteuer-Zusatzbelastungen von steuerlich<br />
gut beratenen Bauinteressenten nicht berücksichtigt.<br />
Es handele sich nach Auffassung des FG Niedersachsen bei<br />
dem sowohl mit Umsatzsteuer als auch mit Grunderwerbsteuer<br />
belasteten Bauleistungen zivilrechtlich gerade nicht<br />
um einen Grunderwerb. Auch der IVD teilt diese Auffassung,<br />
dass die hierauf erhobene Grunderwerbsteuer daher ihrem<br />
Charakter nach eine zusätzliche „Sonderumsatzsteuer auf<br />
die Bauleistung darstellen könne. Dies könne gegen das gemeinschaftsrechtliche<br />
Gebot, Mehrfachbelastungen mit Umsatzsteuer<br />
zu unterlassen, verstoßen.<br />
Das vorlegende Gericht kann sich die EuGH-Antwort auf die<br />
gestellte Rechtsfrage wie folgt vorstellen: „Die Erhebung der<br />
deutschen Grunderwerbsteuer auf künftige Bauleistungen<br />
durch deren Einbeziehung in die grunderwerbssteuerliche<br />
Bemessungsgrundlage beim Erwerb eines noch unbebauten<br />
Grundstücks (sogenannter einheitlicher Leistungsgegenstand<br />
bestehend aus Bauleistungen sowie Erwerb des Grund<br />
68 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
und Bodens) verstößt gegen das europäische Umsatzsteuer-<br />
Mehrfachbelastungsverbot des Art. 401 der Mehrwertsteuer-<br />
Systemrichtlinie (einst: Art. 33 Abs. 1 der 6. EG Richtlinie),<br />
wenn die grunderwerbssteuerlich belasteten Bauleistungen<br />
zugleich als eigenständige Leistungen der deutschen Umsatzsteuer<br />
unterliegen.<br />
„In offenen Fällen des einheitlichen Leistungsgegenstands bei<br />
Bauleistungen ist daher empfehlenswert, so Nothhelfer, „Einspruch<br />
gegen entsprechende Grunderwerbsteuerbescheide<br />
einzulegen. Wird auf das anhängige Verfahren vor dem EuGH<br />
verwiesen, ruht der Einspruch gem. § 363 Abs. 2. Satz 2 AO.<br />
Das Aktenzeichen beim EuGH lautet: C-156/08.<br />
Wettbewerb zur Fassadengestaltung der Karl-Liebknecht-Straße 32<br />
in Berlin-Mitte entschieden<br />
Das von der TLG IMMOBILIEN, Niederlassung Berlin/Brandenburg,<br />
ausgelobte Wettbewerbsverfahren zur Fassadengestaltung<br />
des geplanten Neubaus Karl-Liebknecht-Straße<br />
32 wurde im Rahmen der Sitzung des Preisgerichts am<br />
16.07.<strong>2008</strong> entschieden.<br />
Die TLG IMMOBILIEN ist Eigentümerin des ca. 4.800 m² großen<br />
Projektgrundstücks Karl-Liebknecht-Straße 32. Es liegt<br />
im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Alexanderplatz“,<br />
besser bekannt als Kollhoffscher Masterplan. Sie plant dort<br />
die Errichtung eines Hotel- und Bürogebäudes mit insgesamt<br />
ca. 27.500 m² Mietfläche (oberirdisch).<br />
Ziel des Wettbewerbs war die Gestaltung der Außenfassaden<br />
dieses Neubaukomplexes. Dabei wurde neben der Gestaltung<br />
besonderer Wert auf die Wirtschaftlichkeit des Entwurfes<br />
in Herstellung und Betrieb gelegt.<br />
Unter dem Vorsitz der Architektin Frau Professorin Hilde<br />
Léon, Berlin, entschied das Preisgericht nach ausführlicher<br />
Diskussion wie folgt:<br />
1. Preis: Nalbach + Nalbach Architekten, Berlin<br />
2. Preis: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin<br />
3. Preis: nps tchoban voss Architekten, Berlin<br />
3. Preis: Angelis & Partner, Architekten, Berlin<br />
M+W Zander: Großprojekt zur Energieversorgung<br />
von AMD-Chipfabrik in Dresden fertiggestellt<br />
Hochmodernes Kraftwerk mit mit energie-effizienter Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung<br />
Die M+W Zander FE GmbH, Stuttgart, hat ein Großprojekt zum<br />
Ausbau des Energieversorgungszentrums (EVC 1) der AMD-<br />
Halbleiterfabrik Fab 38 in Dresden fertiggestellt. Auftraggeber<br />
des Projekts ist der Betreiber der Anlage, die Energieversorgungscenter<br />
Dresden-Wilschdorf GmbH & Co KG. Als Generalübernehmer<br />
hatte M+W Zander die Gesamtverantwortung<br />
für Planung, Errichtung und schlüsselfertige Übergabe an<br />
den Betreiber. In der neuen Ausbaustufe wurde die Gesamtleistung<br />
des Kraftwerks an das erhöhte elektrische und thermische<br />
Energiebedarfsprofil der Fab 38 angepaßt.<br />
Herzstück der neuen Anlage sind die Erdgasmotoren mit den<br />
nachgeschalteten Dampf- und Heißwassergeneratoren. Der<br />
Dampf wird gleichzeitig zum Beheizen der Kältemaschinen<br />
sowie zum Erzeugen von Wärme genutzt. Insgesamt steigt der<br />
Wirkungsgrad der Anlage von 72 auf jetzt rund 80 Prozent.<br />
Eine besondere ingenieurtechnische Herausforderung war<br />
die Vorgabe, die bisherigen Schallemissionsgrenzen nicht<br />
zu überschreiten. Dank einer speziellen Konstruktion und<br />
Auslegung der Kühltürme konnte diese Auflage – trotz einer<br />
Verdoppelung der auf dem Dach installierten Kühlleistung –<br />
eingehalten werden.<br />
Die Jury empfahl die mit dem 1.Preis ausgezeichnete Arbeit<br />
des Büros Nalbach + Nalbach der TLG IMMOBILIEN zur Realisierung.<br />
Das Preisgericht begründete seine Entscheidung wie folgt:<br />
„Die hier vorgeschlagene Fassadengestaltung setzt den<br />
städtebaulichen Ansatz des Masterplans „der Block als Haus,<br />
das Haus als Block“ überzeugend um. Die subtile Differenzierung<br />
der verschiedenen Nutzungen fast einheitlich das gesamte<br />
Bebauungsareal in einer eleganten und großstädtischen Art<br />
und Weise mit Hilfe eines durchgängigen Brüstungsbrandes<br />
zusammen. Dabei wird die Gesamtfigur kaum zerteilt.<br />
Insgesamt handelt es sich um einen angemessenen, gut umsetzbaren<br />
und zum gegenwärtigen und zukünftigen Kontext<br />
passenden Vorschlag für die gegebenen Aufgaben.“<br />
Während des rund 18-monatigen Ausbaus arbeitete die Anlage<br />
unterbrechungsfrei weiter, es gab also weder Abschaltungen<br />
noch Ausfälle. Nach dem Ausbau arbeitet das Kraftwerk nun<br />
besonders wartungsfreundlich im Doppelstockbetrieb. Im<br />
Falle von Wartungs- oder Reparaturarbeiten können mit Hilfe<br />
eines Deckenkrans die Bauteile schnell ausgetauscht werden.<br />
Die Halbleiterherstellung benötigt eine kontinuierliche und<br />
absolut stabile Versorgung mit elektrischem Strom, Heiß- und<br />
Kaltwasser. Ein eigenes Energieversorgungscenter macht die<br />
Halbleiterproduktion unabhängig von Spannungs- und Frequenzschwankungen<br />
im öffentlichen Stromnetz, gleichzeitig<br />
wird die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme durch<br />
Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung energie- und kostensparend<br />
für die Versorgung mit Heiß- und Kaltwasser genutzt.<br />
Das EVC 1 war zusammen mit der AMD – Halbleiterfabrik,<br />
Fab 30, in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre von M+W<br />
Zander als Generalübernehmer geplant und gebaut worden.<br />
Auch die zweite Dresdner AMD-Halbleiterfabrik, Fab 36, wurde<br />
mit dem zugehörigen EVC 2 von dem Stuttgarter Anlagenbauer<br />
geplant und gebaut.<br />
Über M+W Zander: www.mw-zander.com<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 69
Investition in Wiener Core-Immobilie: KGAL initiiert<br />
neuen Österreich-Immobilienfonds<br />
Der Wiener Büroimmobilienmarkt steht für Stabilität und Sicherheit.<br />
Dabei gilt der 3. Bezirk in Wien mit seiner optimalen<br />
Innenstadtanbindung als einer der renommiertesten Bürostandorte<br />
in der österreichischen Hauptstadt. Ein Vorteil,<br />
den sich PwC PricewaterhouseCoopers GmbH durch einen<br />
langfristigen Mietvertrag von mehr als 12 Jahren sicherte. Die<br />
Kombination von verkehrsgünstiger Lage, guter Infrastruktur,<br />
bonitätsstarkem Mieter und hochwertiger Ausstattung macht<br />
das 11.462 qm große Bürohaus zu einem vielversprechenden<br />
Investitionsobjekt. Die KGAL ermöglicht privaten Investoren<br />
mit dem PropertyClass Österreich 6 ab sofort die Beteiligung<br />
an dieser vergleichsweise renditestarken Core-Immobilie, wie<br />
sie derzeit selten in europäischen Metropolen zu fi nden ist.<br />
Österreich: „Tor zum Osten“ für internationale Konzerne<br />
Österreich ist einer der wirtschaftsstärksten Staaten der Europäischen<br />
Union (EU) – für das Jahr <strong>2008</strong> wird ein reales<br />
Wirtschaftwachstum von rund 2,1% erwartet – und gehört zu<br />
den wichtigsten Industrieländern der Welt. Hinzu tritt der in<br />
Österreich traditionell starke Dienstleistungssektor. Nach der<br />
Osterweiterung der EU nimmt insbesondere die Hauptstadt<br />
Wien ihre historische Rolle als „Tor zum Osten“ wieder ein,<br />
und ist noch mehr als zuvor attraktiver Sitz und strategisch<br />
wichtiger Standort für international tätige Konzerne. Aufgrund<br />
der günstigen geographischen Lage mitten in Europa sehen<br />
Marktkenner den Wiener Büroimmobilienmarkt in einem<br />
nachhaltigen Aufschwung. Der Wiener Büroimmobilienmarkt<br />
gilt als stabiler und sicherer Markt für Immobilieninvestitionen,<br />
ein wichtiger Aspekt vor dem Hintergrund der Schwankungen<br />
an den internationalen Finanzmärkten.<br />
PricewaterhouseCoopers setzt langfristig auf die<br />
Metropole Wien<br />
Mit dem PropertyClass Österreich 6 setzt die KGAL zum<br />
sechsten Mal auf die positiven Marktgegebenheiten der österreichischen<br />
Hauptstadt. „Wir können privaten Investoren mit<br />
dem an PricewaterhouseCoopers GmbH vermieteten Gebäude<br />
den Klassiker im Immobilienmarkt anbieten – eine rendite-<br />
VR FACTOREM kooperiert mit DATEV<br />
VR FACTOREM bietet zukünftig eine leistungsstarke Factoring-Lösung<br />
für Steuerberatungskanzleien und deren<br />
Mandanten. Ermöglicht wird dies durch eine aktuelle Gesetzesänderung<br />
und eine neue Kooperation.<br />
Seit Ende 2003 bietet die VR FACTOREM im genossenschaftlichen<br />
FinanzVerbund Factoring für die Firmenkunden der Volksund<br />
Raiffeisenbanken an. Durch eine neu geschlossene Kooperation<br />
mit der DATEV eG, Softwarehaus und IT-Dienstleister für<br />
Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren<br />
Mandanten, erweitert die VR FACTOREM ab sofort ihr Kundenportfolio<br />
und ermöglicht Factoring nun auch für Kanzleien.<br />
Liquiditätssicherung und Forderungsmanagement<br />
Ausreichende Liquidität ist nicht nur für Unternehmen, sondern<br />
mehr und mehr auch für Steuerberater ein wichtiges<br />
starke Core-Immobilie, wie sie derzeit selten auf dem europäischen<br />
Markt zu finden ist.“, stellt Gert Waltenbauer, Mitglied der<br />
Geschäftsführung der KGAL, heraus. Das Gebäude aus dem<br />
Jahr 2002 verfügt über eine hochwertige Ausstattung und liegt<br />
im etablierten Büroteilmarkt Erdberg/St. Marx/Gasometer (3.<br />
Wiener Gemeindebezirk), einem äußerst verkehrsgünstig gelegenen<br />
Standort mit direkter Anbindung an die Innenstadt sowie<br />
unmittelbarer Nähe zu den wichtigen Verkehrsknotenpunkten<br />
der Metropole. Eine Besonderheit der Fondskonzeption stellt<br />
der unbefristete Mietvertrag mit 12,5-jährigem Kündigungsverzicht<br />
für die gesamte Mietfläche mit dem „Single Tenant“ PricewaterhouseCoopers<br />
dar, womit der Mieter (zu einem Preis von<br />
EUR 12,80/qm) sein Commitment zu Standort und Immobilie<br />
gleichermaßen zum Ausdruck bringt. Mit Beitrittstermin<br />
31.08.<strong>2008</strong> beträgt die Restlaufzeit des Mietvertrages noch<br />
11,33 Jahre. Dank der funktionellen, marktgängigen und in<br />
der Aufteilung flexiblen Konzeption der Immobilie sind darüber<br />
hinaus die nötigen Voraussetzungen für eine mögliche<br />
Anschlussvermietung geschaffen. Der Mietzins liegt mit EUR<br />
12,80/qm im normalen Durchschnitt des Marktes.<br />
Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund EUR 42,97<br />
Mio. (inkl. Agio) und einem angestrebten Eigenkapitalanteil<br />
i. H. v. rund EUR 20,29 Mio. (inkl. Agio) beträgt die Mindestbeteiligungssumme<br />
für diesen geschlossenen Fonds EUR 10.000<br />
zzgl. 5 % Agio. Dabei sind Ausschüttungen/Entnahmen (bezogen<br />
auf die nominale Kapitaleinlage, ohne Agio) von anfänglich<br />
5,0 % p. a. auf 5,75 % p. a. ansteigend prognostiziert.<br />
Die KGAL bietet Investoren – als einer der führenden Fondsinitiatoren<br />
in Deutschland – seit 30 Jahren zukunftsweisende,<br />
renditeorientierte Investitionschancen. Rund 112.000 private<br />
und institutionelle Investoren (inkl. Mehrfachzeichnungen)<br />
haben ihr dabei bis 31.12.2007 für insgesamt 308 Beteiligungsangebote<br />
Eigenkapital in Höhe von rund EUR 9,8 Mrd.<br />
anvertraut. In den Jahren 1993 bis 2006 wurden dabei insgesamt<br />
18 Immobilienfonds mit einem Investitionsvolumen von<br />
EUR 1,63 Mrd. und Eigenkapital von EUR 842,1 Mio. platziert,<br />
darunter vier Fonds in Österreich. Der fünfte Österreich-<br />
Immobilienfonds PropertyClassÖsterreich 5 wurde mit einem<br />
Investitionsvolumen von EUR 59,2 Mio. und einem Eigenkapital<br />
von EUR 27,1 Mio. in 2007 vollständig platziert.<br />
Thema. Laut einer aktuellen Studie von Euler Hermes aus<br />
2007 sind schlechte Zahlungsmoral von Kunden (82%), Managementfehler,<br />
z. B. fehlendes Controlling (79%), nicht erkannte<br />
Finanzierungslücken (76%) oder ein unzureichendes<br />
Debitorenmanagement (64%) die Hauptgründe für Forderungsausfälle<br />
und Insolvenzen. Liquidität ist damit oftmals<br />
Gesprächsthema zwischen Steuerberater und Mandant, denn<br />
angesichts der oben genannten Punkte muss verstärkt auf<br />
Liquiditätssicherung und Forderungsmanagement geachtet<br />
werden. Dies gilt auch für Kanzleien selbst, die immer wieder<br />
mit Bitten ihrer Mandanten konfrontiert werden, sie mögen einen<br />
Zahlungsaufschub für Beratungsrechnungen gewähren.<br />
Gesetzliche Neuerung für Steuerberater<br />
Bislang konnten Steuerberater zwar ihre Mandanten mit Hilfe<br />
von Factoring bei der Sicherung der Liquidität unterstützen,<br />
70 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>
hatten aber selbst nicht die Möglichkeit, diese Dienstleistung<br />
in Anspruch zu nehmen. Das 8. StBÄndG ist seit 11. April<br />
<strong>2008</strong> in Kraft, so dass künftig auch Steuerberater Factoring<br />
für ihre Kanzlei in Anspruch nehmen können. Die entscheidende<br />
Änderung stellt in diesem Zusammenhang die Neufassung<br />
des § 64, Absatz 2 StBerG dar:<br />
Diese erlaubt es Steuerberatern, ihre Gebührenforderungen<br />
an Dritte abzutreten und/oder zum Einzug zu übertragen. Dadurch<br />
werden Finanzierungs- und Einzugsvarianten möglich,<br />
wie sie z. B. bei Ärzten seit langem üblich sind.<br />
Welche Vorteile bietet Factoring?<br />
Factoring schafft Liquidität sofort nach Rechnungsstellung, hundertprozentigen<br />
Schutz vor Forderungsausfällen, Entlastung und<br />
Kostenersparnis im Forderungsmanagement, ein besseres Unternehmensrating<br />
durch Bilanzoptimierung und ermöglicht ein<br />
automatisches Wachstum der Finanzierung mit dem Umsatz.<br />
Wie funktioniert Factoring für Steuerberater /<br />
Mandanten?<br />
Mit Factoring gewinnt der Steuerberater bzw. der Mandant<br />
zusätzliche Liquidität aus seinen Außenständen. Nach Leistung<br />
des Steuerberaters an seine Mandanten bzw. des Mandanten<br />
an seine gewerblichen Abnehmer werden die zugehörigen<br />
Rechnungsdaten an die VR FACTOREM übermittelt.<br />
Diese kauft die Forderungen im Rahmen vorab definierter<br />
Kauflimite an. Mit diesem Forderungsankauf übernimmt die<br />
VR FACTOREM das volle Ausfallrisiko. Bis zu 90% des Kaufpreises<br />
werden dem Steuerberater bzw. dem Mandanten<br />
sofort ausbezahlt. Der Rest wird zunächst als Sicherheit für<br />
eventuelle Rechnungskürzungen seitens der Abnehmer bzw.<br />
der Mandanten einbehalten. Dieser Sicherheitseinbehalt wird<br />
bei Zahlung durch den Mandanten bzw. Abnehmer oder spätestens<br />
120 Tage nach Fälligkeit ausgezahlt. Beim Full-Service-Verfahren<br />
übernimmt die VR FACTOREM das gesamte<br />
Forderungsmanagement inklusive Mahn- und Inkassowesen.<br />
Die technische Grundlage für diese Anwendung von Factoring<br />
sind für Steuerberater sowie in der Kanzlei gebuchte<br />
Mandanten die Programme DATEV Kanzlei-Rechnungswesen<br />
(Version 5.2 oder höher) und für vor Ort buchende Mandanten<br />
DATEV Rechnungswesen (Version 5.2 oder höher). Aus diesen<br />
Produkten heraus erfolgt eine standardisierte und sichere<br />
Datenübermittlung zwischen Kanzlei, Unternehmen und VR<br />
DekaBank übernimmt PPP-Spezialist WestKC<br />
Unterstützung der Sparkassen im Kommunalgeschäft<br />
Die DekaBank übernimmt die Westdeutsche Kommunal Consult<br />
GmbH (WestKC) von der WestLB AG. Mit mehr als 300 Projekten<br />
ist die WestKC einer der Marktführer in der Beratung von<br />
Kommunen und öffentlichen Unternehmen in Deutschland.<br />
„Wir begrüßen diesen Schritt sehr, da den Verbundpartnern<br />
aus der Sparkassen-Finanzgruppe damit ein kompetenter<br />
Berater im Geschäft mit kommunalen Einrichtungen zur<br />
Verfügung steht“, sagt Werner Netzel, geschäftsführendes<br />
Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.<br />
„Die WestKC ist derzeit überwiegend auf Nordrhein-<br />
Westfalen und Brandenburg ausgerichtet. Mit der DekaBank<br />
– die bundesweit von allen Sparkassen und Landesbanken<br />
FACTOREM. Wesentlicher Vorteil ist die technische Unterstützung:<br />
Debitoren- und OPOS-Daten („Offene Posten“-<br />
Daten) werden durch ein speziell auf die Anforderungen des<br />
Factorings angepasstes Modul im Programm DATEV (Kanzlei-)<br />
Rechnungswesen via Schnittstelle elektronisch zu VR<br />
FACTOREM übermittelt.<br />
Was macht die Kooperation einzigartig?<br />
Besonders – und Stand heute einzigartig – ist dabei, dass diese<br />
Schnittstelle auch die von VR FACTOREM zurückgemeldeten<br />
Daten verarbeiten kann und daraus detaillierte automatische<br />
Buchungsvorläufe generiert. Der manuelle Aufwand ist<br />
somit so weit wie möglich reduziert, die Transparenz für den<br />
Kunden in der laufenden Buchführung deutlich erhöht. Gleichzeitig<br />
lassen sich durch die Schnittstelle auch Fehlerquellen,<br />
wie z. B. Eingabe- oder Übertragungsfehler, minimieren.<br />
„Die Kombination VR FACTOREM und DATEV ist für die<br />
Kunden der beiden Häuser ein großer Zugewinn, denn die<br />
Zuverlässigkeit und Seriosität beider Unternehmen in den<br />
Bereichen Finanzierung und Unternehmens-IT ermöglichen<br />
eine innovative und solide Finanzierungslösung“, so Hauke<br />
Kahlcke, Geschäftsführer der VR FACTOREM. „Dabei ergänzen<br />
sich die beiden Partner hervorragend, da beide sich auf<br />
mittelständische Kunden fokussieren, den genossenschaftlichen<br />
Grundgedanken für ein partnerschaftliches Miteinander<br />
pflegen und durch bundesweite dezentrale Präsenz die<br />
Kundennähe suchen. Kunden erhalten über die regional verbundenen<br />
Volks- und Raiffeisenbanken oder ihren Steuerberater<br />
eine moderne, technisch einzigartige und verlässliche<br />
Factoringlösung.“<br />
Die Vorteile zusammengefasst:<br />
1. Automatisierte, tagesaktuelle Datenübertragung<br />
• Arbeitsentlastung und Aktualität in DATEV (Kanzlei-)<br />
Rechnungswesen<br />
2. Direkte Nutzung der Factoring-Schnittstelle aus DATEV<br />
(Kanzlei-) Rechnungswesen<br />
• Reduktion der Gefahr fehlerhafter Eingaben<br />
• Vermeidung doppelter Eingaben<br />
3. Automatische Rückübermittlung sowie Verarbeitung in das<br />
Rechnungswesen der Kanzlei / des Mandanten und Erzeugung<br />
von Buchungsvorläufen<br />
• Arbeitsentlastung und Zeitersparnis<br />
• Höhere Transparenz in der laufenden Buchführung<br />
getragen wird – hat die WestKC noch bessere Wachstumschancen<br />
als bisher“, betont Hubert Beckmann, im Vorstand<br />
der WestLB bisher für die WestKC verantwortlich. „Davon<br />
können alle nur profitieren“, ergänzt Walter Groll, im Vorstand<br />
der DekaBank zukünftig verantwortlich für die WestKC. „Es<br />
ist geplant, sukzessive Kommunen, Sparkassen und Kunden<br />
in ganz Deutschland unsere Beratungsleistungen anzubieten.“<br />
Deshalb ist neben dem Standort Köln/Düsseldorf auch<br />
die Eröffnung eines Büros in Berlin vorgesehen.<br />
Die Gesellschaft, die zurzeit 15 Mitarbeiter hat, bietet den<br />
Kommunen sowie deren Unternehmen umfassende Beratungsleistungen<br />
an. Diese sind auf die strategische Neuaus-<br />
Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 71
ichtung von Städten, Gemeinden, Landkreisen und Gebietskörperschaften<br />
zugeschnitten.<br />
Im Fokus stehen dabei Themen wie Modernisierung der<br />
Verwaltung, Haushaltskonsolidierung, Beratung bei der Organisation<br />
von Beteiligungsportfolios und bei Fragen der<br />
Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung. Auch kommunales<br />
Immobilienmanagement und Strategieberatung für<br />
Krankenhäuser gehören dazu. Bei der Beratung und Beglei-<br />
tung von kommunalen und staatlichen Public Private Partnership-Projekten<br />
gehört die WestKC bundesweit zu den Top-<br />
Beratern hinsichtlich<br />
Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen sowie<br />
der wirtschaftlichen Beratung und Projektsteuerung im<br />
Zusammenhang mit europaweiten Vergabeverfahren. Geschäftsführer<br />
der WestKC ist Hans- Joachim Wegner, der die<br />
Gesellschaft seit 2005 leitet.<br />
Verlag: Kommunal-Verlag - Fachverlag für Kommunalwirtschaft und Umwelttechnik GmbH -<br />
42399 Wuppertal, Hardtbacher Höhe 24<br />
Telefon 0 21 91/66 65 92, Telefax 0 21 91/66 65 93 - ISDN Telefon 0 21 91/6 83 17, Telefax 0 21 91/69 07 10<br />
Gesamt-Verantwortung: Horst Schumacher, Wuppertal - Sabine Schumacher M.A., stellv. Chefredakteurin, Büro Köln,<br />
Telefon/Telefax: 02 21/2 71 77 46 - Anzeigenleitung: H. J. Schumacher, Wuppertal - ISSN Nr. 0450-7169<br />
Satzherstellung, Druck & Verarbeitung:<br />
Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Hans Georg Weiss Straße 7, 52156 Monschau, Telefon 0 24 72/9 82-0<br />
Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Namentlich gezeichnete Beiträge stellen nicht<br />
unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Gerichtsstand und Erfüllungsort ist in allen Fällen Wuppertal.<br />
Einzelheftpreis: 8,- 2, Jahresabonnementpreis 72,- 2 einschließlich MwSt., zzgl. Versandkosten,<br />
Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres<br />
72 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>