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Facilitymanagement Oktober 2008 - Kommunalverlag

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Zeitschrift<br />

Schriftleitung: Prof. Dr. Bachmaier, Dr. Ing. Friedrich,<br />

Dipl. Ing. Schulze, Dipl. Volksw. Mollenkotten<br />

Sonderausgabe:<br />

<strong>Facilitymanagement</strong> <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

Aus dem Inhalt Seite<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong> wächst um eine weitere Halle 3<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong> setzt Maßstäbe bei dem Thema „Nachhaltigkeit“ 4<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hotelinvestmentmarkt bleibt in Bewegung 4<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hot Spot Russland 5<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong>: Neue Halle bereits ausverkauft 6<br />

EXPO REAL und PropertyEU verleihen den “Green Thinker Award” 6<br />

Stadtcenter – Wider die Renaissance<br />

von Suburbia in der Mitte der Stadt<br />

Von Prof. Wolfgang Christ 8<br />

Ostdeutsche Städte im Trend<br />

Von Dr. Eugen von Lackum 14<br />

Renaissance der Marktplätze<br />

Von Dr. Volkmar von Obstfelder 16<br />

Neue Chancen für den Stadtumbau 20<br />

NBank und vdw präsentieren Trendstudie zu Wohnstiltypen 26<br />

Shopping-Center in Deutschland –<br />

eine Renaissance der Marktplätze 27<br />

Auf neuen Wegen: Shoppingcenter und Vergaberecht<br />

Von Dr. Ute Jasper und Barbara v. der Recke 28<br />

Klinikfinanzierung: Mehr Eigenkapital durch Erbbau<br />

Von Markus Bienentreu 31<br />

Gewerbeflächensuche im wirtschaftlichen Kontext 32<br />

Vom Industrieabbruch zum Zukunftsaufbau 34<br />

Hafenentwicklung geht ungebremst weiter 37<br />

Wohntürme – auf der Suche nach dem Markt von Morgen 38<br />

1.000 Standorte managen 41<br />

Energiespar-Contracting entlastet öffentliche Haushalte<br />

Von Wolfgang Schmid 41<br />

Expo Real und der Gewerbeimmobilienmarkt<br />

in Deutschland und weltweit 42<br />

Klinikum Bremerhaven Reinkenheide mit<br />

BUND-Gütesiegel ausgezeichnet 43<br />

Commerz Real verstärkt Immobilieninvestitionen<br />

im Logistikmarkt 44<br />

Bayern-Trend: Verschnaufpause bei den Wohnungsmieten 44<br />

„O2 World“, eine riesige Halle für Berlin 46<br />

Kommunal-Leasing – Solaranlagen passen ins Konzept<br />

Von Kai Ostermann 46<br />

Die Republik im Pflegeplatz-Vergleich 48<br />

Die Immobilie der Zukunft ist grün 48<br />

Commerz Real weitet Investitionen<br />

in Wiener Stadtentwicklungsprojekt aus 49<br />

„Darmstadtium“ – eine harmonische Symbiose<br />

von Historie und Moderne. 50<br />

Ganzheitliche Stadt- und Gemeindeentwicklung<br />

mit dem STEG-Compass<br />

Von Michael Blum 51<br />

Rathausbau setzt Zeichen<br />

Von Birgitt Wüst 54<br />

Nachhaltiges Bauen: Kommunen rüsten nach<br />

Von Holger Busch 55<br />

Keine Entwarnung bei Grundstücksverkäufen –<br />

OLG Karlsruhe bestätigt die Vergabepflicht 57<br />

OFRA leistet „Erste Hilfe“ beim DRK in Friedberg 58<br />

Bremer Überseestadt – „volle Fahrt voraus“ im alten Havenrevier 59<br />

Besseres Licht für Städte und Gemeinden 60<br />

Alternative Finanzierungsmodelle für unsere<br />

Verkehrsinfrastruktur<br />

Von Bernward Kulle 60<br />

Aus Wirtschaft und Verwaltung 63<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 1


2 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Zeitschrift für das gesamte Verwaltungswesen, die sozialen und wirtschaftlichen Aufgaben<br />

der Städte, Landkreise und Landgemeinden<br />

Organ des Vereins für Kommunalwirtschaft und Kommunalpolitik e.V.<br />

Gegründet<br />

im Jahre 1910<br />

in Berlin<br />

Verlag<br />

Kommunal-Verlag<br />

Fachverlag für Kommunalwirtschaft und Umwelttechnik<br />

Wuppertal<br />

Verlagsort Wuppertal Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

EXPO REAL <strong>2008</strong> wächst um eine weitere Halle<br />

Die EXPO REAL <strong>2008</strong> wird auf Grund der starken Flächennachfrage<br />

um eine Halle wachsen und damit sieben Hallen<br />

der Messe München mit insgesamt 75.000 Quadratmetern<br />

belegen. Dieses Wachstum ist vor allem auf das<br />

starke internationale Interesse zurückzuführen. Die 11.<br />

Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien fi ndet<br />

vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München statt.<br />

„Die EXPO REAL wird sich weiter internationalisieren und<br />

der Branche neue Märkte und Investitionstrends vorstellen:<br />

Stabil nachgefragte Märkte wie Deutschland, Großbritannien<br />

und die Niederlande, Expansionsmärkte wie die Russische<br />

Föderation, das Baltikum und Mittel-/Osteuropa sowie neue<br />

Märkte und Nischenmärkte im Mittleren Osten - die richtige<br />

Mischung aus Herkunft- und Zielländern von Immobilieninvestitionen“,<br />

sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Messe München.<br />

Inhaltlich wird die EXPO REAL <strong>2008</strong> das Thema Nachhaltigkeit<br />

und Immobilienwirtschaft weiterdenken und beispielsweise<br />

die in den USA initiierten LEED-Standards (Leadership in<br />

Energy and Environmental Design) vorstellen. Der U.S. Green<br />

Building Council (USGBC) zertifiziert seit 2000 gewerbliche<br />

und öffentliche Gebäude, die nach bestimmten energieeffizi-<br />

enten und umweltverträglichen Kriterien geplant und gebaut<br />

sind. Mittlerweile haben in den USA etwa 620 Gebäude ein<br />

LEED-Zertifikat; weitere 3.500 Projekte befinden sich im Zertifizierungsprozess.<br />

Ein weiteres Thema wird das Krisenmanagement sein: Wie soll<br />

die Immobilienwirtschaft, vor allem Banken und Finanzierer,<br />

mit den Auswirkungen der US-Immobilienkrise, den Problemkrediten<br />

(Non Performing Loans) und der Kreditverknappung<br />

(Credit Crunch) umgehen? Daraus resultieren weitere Fragen,<br />

denen Experten auf der EXPO REAL nachgehen werden: Wer<br />

werden die künftigen Geldgeber sein? In welchen Märkten<br />

sitzen die Investoren und wohin wird ihr Kapital fl ießen? In<br />

den vergangenen fünf Jahren nahm das Investitionsvolumen<br />

in gewerblich genutzte Immobilien rund um den Globus kontinuierlich<br />

um durchschnittlich 20 Prozent pro Jahr zu. 2006<br />

belief sich das Gesamtvolumen an grenzüberschreitenden<br />

Immobilieninvestitionen auf 682 Milliarden US-Dollar, in 2007<br />

erreichte es die Rekordmarke von 800 Milliarden US-Dollar.<br />

Ob dieser Trend weitergehen wird, und wer die Akteure sein<br />

werden, wird eines der Konferenzthemen auf der EXPO REAL<br />

<strong>2008</strong> sein.<br />

Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 3


EXPO REAL <strong>2008</strong> setzt Maßstäbe bei dem Thema „Nachhaltigkeit“<br />

Nachhaltiges Entwickeln, Finanzieren und Betreiben einer<br />

Gewerbeimmobilie ist eines der Schwerpunktthemen der<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong> vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> in München. Experten<br />

werden im Konferenzprogramm die verschiedenen<br />

Aspekte von „Nachhaltigkeit und Immobilienwirtschaft“<br />

beleuchten, wie die Wertsteigerung nachhaltig konstruierter<br />

Gebäude, Nachhaltigkeit im urbanen Kontext, den<br />

Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und Corporate<br />

Social Responsibility - und eine Reihe von internationalen<br />

„Best-practice“-Beispielen geben. Der Veranstaltungsort<br />

der EXPO REAL, die Neue Messe München, setzt dabei<br />

selbst Maßstäbe in Sachen Nachhaltigkeit.<br />

Gebäude haben mehr als 40 Prozent Anteil am Energieverbrauch<br />

und damit an den Treibhausgas-Emissionen in der<br />

Europäischen Union. Weitgehend unbemerkt von der Öffentlichkeit<br />

verabschiedete der Rat der Industrie- und Energieminister<br />

der EU im Jahr 2003 die Richtlinie über die<br />

„Gesamtenergieeffizienz von Gebäuden“. Sie ist Teil der<br />

EU-Bemühungen im Kampf gegen den Klimawandel. Ziel ist<br />

die Reduzierung des Energiebedarfs und der Kohlendioxidemissionen.<br />

Das Kyoto-Protokoll bildet die Grundlage dieser<br />

Entscheidung. Darin verpflichteten sich die Industrieländer,<br />

Treibhausgase bis 2012 um durchschnittlich 5,2 Prozent<br />

zu senken. Auf Grund ihrer Vorreiterrolle wollen die EU und<br />

Deutschland sogar eine Senkung von acht beziehungsweise<br />

21 Prozent erreichen. Diese Entscheidung zwingt auch die<br />

Immobilienwirtschaft zum Umdenken. „Nachhaltigkeit“ und<br />

„Energieeffizienz“ beherrschen inzwischen den fachlichen<br />

Diskurs weltweit.<br />

Das wohl derzeit ehrgeizigste Projekt eines Green Buildings<br />

entsteht in der chinesischen Provinz Guangzhou. Das Chicagoer<br />

Architektenbüro Skidmore, Owings & Merrill (SOM) entwarf<br />

den Pearl River Tower, den ersten Null-Energie-Wolkenkratzer<br />

der Welt. Mit Windturbinen und Solarzellen, eigenen<br />

Minikraftwerken und energieeffizienter Bauweise soll das 310<br />

Meter hohe Bürogebäude lediglich die Energie verbrauchen,<br />

die es selbst produziert. Neben einzelnen Gebäuden werden<br />

auch komplette „Öko-Städte“ geplant. Das Vauban-Projekt in<br />

Freiburg in Deutschland und das BedZED-Projekt im Süden<br />

Londons in England, zwei Wohnsiedlungen, die Nachhaltig-<br />

keit in der Kombination von ressourcenschonender Planung,<br />

Design und Technologie erzielen, sind bereits realisiert. Die<br />

zwei neusten Entwicklungen befinden sich fernab der europäischen<br />

Grenzen: Eines ist das Dongtan-Projekt vor den<br />

Toren von Shanghai, das andere ist eine Stadt ohne Kohlendioxid-Emissionen<br />

und ohne Müll, die in Abu Dhabi gebaut<br />

werden soll.<br />

In den USA hat sich mittlerweile das so genannte LEED-<br />

Bewertungsverfahren am Markt etabliert. Diese Zertifizierung<br />

des „US Green Building Council“ ist in den USA und in Kanada<br />

ein anerkanntes ökologisches Bewertungsverfahren von<br />

Gebäuden. Generell gilt immer mehr: Immobilien, die wenig<br />

Energie verbrauchen, erzielen künftig höhere Miet- und<br />

Kaufpreise als welche mit schlechter energetischer Bilanz.<br />

Energieeffizient und nachhaltig zu bauen, senkt nicht nur die<br />

Betriebskosten einer Immobilie, es erhöht auch das Image<br />

eines Unternehmens und wird als Beitrag zu Corporate Social<br />

Responsibility (CSR) gewertet.<br />

Die Messe München (MMG), Veranstalter der internationalen<br />

Immobilienmesse EXPO REAL, reiht sich in den Kreis der<br />

Unternehmen ein, die Verantwortung für die Umwelt übernehmen.<br />

Bei Planung, Bau und Betrieb des Messegeländes<br />

wurden eine Reihe energie- und umweltschonender Maßnahmen<br />

berücksichtigt. So besitzt die Messe München eine der<br />

weltgrößten Photovoltaik-Dachanlagen. Damit gelingt es ihr,<br />

jährlich rund 7.000 Tonnen Kohlenstoffdioxid einzusparen.<br />

Wollte man diese Menge in Tanklastzüge füllen, müsste man<br />

rund 116.000 Fahrzeuge bereitstellen, die aneinander gereiht<br />

eine Strecke von circa. 2.000 Kilometer umfassen würden<br />

– also zum Beispiel der Strecke von Hamburg bis Madrid.<br />

Den Ansprüchen eines Green Buildings wird die Messe außerdem<br />

durch ein ausgeklügeltes Energieerzeugungssystem<br />

mit eigenem Blockheizkraftwerk, Regenwasser-versickerung<br />

über Rigolen-Röhren und einem Regenwasserspeicher, Energiesparbeleuchtung<br />

und einem Grünanteil von 17 Prozent<br />

(entspricht 125.000 Quadratmeter) gerecht. Allein die Messedächer<br />

haben circa 35.000 Quadratmeter begrünte Fläche.<br />

Mehr Informationen unter www.messe-muenchen.de<br />

und unter www.exporeal.net<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hotelinvestmentmarkt bleibt in Bewegung<br />

Der europäische Hotelinvestmentmarkt bleibt nach wie<br />

vor bewegt. Wohin die Entwicklung geht, zeigen Experten<br />

beim 7. Hospitality Industry Dialogue auf der EXPO<br />

REAL <strong>2008</strong>. Die Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />

fi ndet vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München<br />

statt.<br />

Zwar fi el das Transaktionsvolumen 2007 im Hotelinvestmentmarkt<br />

hinter das Rekordergebnis von 2006 zurück, doch lag<br />

es nach Angaben von Jones Lang LaSalle mit 18,7 Milliarden<br />

Euro immer noch deutlich über dem Durchschnitt der Jahre<br />

2000 bis 2006 (11,2 Milliarden Euro). Interessanter als die<br />

rein quantitative Bewertung sind jedoch die Tendenzen und<br />

Entwicklungen, die sich hinter dieser Zahl verbergen. Waren<br />

es 2006 vor allem Private Equity-Unternehmen, die mit<br />

43 Prozent am Gesamttransaktionsvolumen beteiligt waren,<br />

erreichten sie 2007 nur noch 16 Prozent. An ihre Stelle traten<br />

private und institutionelle Investoren. Auf der EXPO REAL<br />

<strong>2008</strong> werden beim 7. Hospitality Industry Dialogue am Montag,<br />

6. <strong>Oktober</strong>, Experten unter anderem diskutieren, welche<br />

internationalen Kapitalströme nach Deutschland fl ießen. David<br />

Fattal, Gründer der Fattal-Gruppe (Leonardo Hotels) aus<br />

Tel Aviv, Yakir Gabay, Hauptinvestor der Grand City Hotels in<br />

Berlin, und Christopher Day, Managing Director von Christie<br />

& Co London, werden diese neuen Einflüsse auf diesen etablierten<br />

Markt bewerten.<br />

Eine weitere Runde wird sich mit dem Comeback der Mittelklasse-Hotels<br />

befassen und der Perspektive für die Entwickler.<br />

Während die großen internationalen Hotelketten mit ihren<br />

Konzepten für die beiden Preis-Pole der Hotellerie - Luxus<br />

und Budget - eher stärker im Fokus der Investoren stehen,<br />

4 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


fallen Mittelklassehotels dagegen häufig aus dem Interessenspektrum<br />

der Investoren heraus. Genau für dieses Segment<br />

aber haben große Ketten große Pläne. Werden sie Erfolg haben?<br />

Oder zwischen Luxus und Budget zerrieben werden?<br />

Mit dieser Frage befassen sich auf der EXPO REAL: Prof.<br />

Andreas-Norbert Fay, Managing Director von Fay Projects in<br />

Mannheim, Jasper Muller, Acquisition Director bei CitizenM<br />

Hotels in den Niederlanden, Uwe Niemann, Immobilien Banking<br />

Inland der NordLB/Girozentrale, Georg Schlegel, Senior<br />

Development Direct Select Service Brands Starwood Hotels<br />

EXPO REAL <strong>2008</strong>: Hot Spot Russland<br />

Der Blick westlicher Investoren richtet sich immer stärker<br />

auf den Immobilienmarkt Russlands. Auf der EXPO REAL<br />

<strong>2008</strong> werden über 70 russische Städte und Regionen,<br />

Investoren, Projektentwickler und Dienstleister der Immobilienbranche<br />

ausstellen – so viele wie noch nie zuvor.<br />

Die 11. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />

fi ndet vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München statt.<br />

Nach Angaben von CB Richard Ellis betrug der Investmentumsatz<br />

im vergangenen Jahr bei gewerblichen Immobilien<br />

in Russland gut fünf Milliarden US-Dollar – 35 Prozent<br />

mehr als im Vorjahr – und das, obwohl die Finanzierung<br />

mit der sich ausweitenden Kreditkrise im zweiten Halbjahr<br />

2007 für manche westlichen Investoren schwieriger wurde.<br />

Damit zog Russland erstmals auch den höchsten Anteil des<br />

Gesamtinvestitionsvolumens in Mittel- und Osteuropa auf<br />

sich.<br />

Noch ist es nach wie vor Moskau, auf das sich das Interesse<br />

konzentriert. Hier waren vor allem Einzelhandels- und Büroimmobilien<br />

„Investor’s Darling“. Allein auf den Büroimmobilienmarkt<br />

entfiel 2007 fast die Hälfte des Gesamtinvestmentvolumens<br />

– 2,3 Milliarden US-Dollar. Zahlreiche Unternehmen<br />

aus Moskau wie auch die Stadtregierung und Region Moskau<br />

werden bei der EXPO REAL <strong>2008</strong> dabei sein und ihre neuesten<br />

Projekte präsentieren.<br />

Einen Marktüberblick bietet der Real Estate Investors Guide<br />

„Russische Föderation“ am Montag, 6. <strong>Oktober</strong>, im INVEST-<br />

MENT LOCATIONS FORUM der EXPO REAL. Dort werden<br />

Branchenfachleute aus Moskau wie Georgii A. Ivanov, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter von Eurasia, und Lawrence<br />

J. Mahon, Co-Bereichsvorstand Bau bei Basic Element sprechen.<br />

Aber auch internationale Akteure in Russland wie die<br />

Metro Asset Management GmbH aus Düsseldorf wird mit Michael<br />

Cesarz, Sprecher der Geschäftsführung, vertreten sein,<br />

außerdem Dr. Sergey Nikitin, Leiter der russischen Handelsund<br />

Industriekammer in Berlin.<br />

Allerdings rücken allmählich auch die regionalen Zentren,<br />

die Städte mit mehr als einer Million Einwohnern, die so genannten<br />

Millioniki, in den Blick. Das allgemeine Wirtschaftswachstum<br />

fördert auch die Entwicklung dieser Städte. Einzelhandelszentren<br />

wie Ekaterinburg und Samara, denen weiter<br />

starke Wachstumsraten prognostiziert werden, werden sich<br />

auch auf der EXPO REAL <strong>2008</strong> präsentieren, wie auch Kasan,<br />

das zunehmend seine Industrie diversifiziert und Jaroslawl,<br />

das im Einzelhandel auf Wachstum setzt und auf die<br />

eine Million Einwohner zusteuert. Der Russian Afternoon<br />

in der MEDIA LOUNGE der EXPO REAL <strong>2008</strong> am Dienstag,<br />

& Resorts in Brüssel und Ulrich Widmer, Vice President Development<br />

Central & Eastern Europe Hilton Hotels in Frankfurt<br />

Weitere Themen des Hospitality Industry Dialogue werden<br />

sein: „Wann sterben wir den Markentod? Die Perversion der<br />

Profilierung“, „Betreiber und Investoren. Die gegenseitige<br />

(Un-) Abhängigkeit“ und „Investieren in Grün. Ganzheitliche<br />

Öko-Resorts rechnen sich“.<br />

Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />

7. <strong>Oktober</strong>, wird über Moskau hinaus spannende Investment-<br />

Möglichkeiten beleuchten: Welche Städte boomen als nächstes<br />

und wer wird die Projekte fi nanzieren? Die Veranstaltung<br />

wird aber auch aufzeigen, wo es im „Powerhouse“ Moskau<br />

noch Sinn macht, zu investieren und welche Unternehmen<br />

aus welchen Gründen dort aktiv sind. Es wird aber auch<br />

ein Blick erstmals in die „emerging markets“ Kasachstan und<br />

Ukraine geworfen.<br />

Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 5


EXPO REAL <strong>2008</strong>: Neue Halle bereits ausverkauft<br />

Die neue Halle der EXPO REAL <strong>2008</strong> ist bereits ausverkauft:<br />

Auf 11.000 Quadratmetern Fläche werden sich in<br />

der Halle A1 der Investitionsstandort München mit seinen<br />

Partnern und eine Reihe namhafter, internationaler<br />

Immobilienunternehmen präsentieren. Die EXPO REAL<br />

wird damit eine Rekordfläche von 74.000 Quadratmetern<br />

belegen. Die 11. Internationale Fachmesse für Gewerbeimmobilien<br />

fi ndet vom 6. bis 8. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> in München<br />

statt.<br />

Das Jahr 2007 war für Immobilien-Deutschland das Jahr der<br />

Investitionsrekorde. Nach Hochrechungen der Deutschen<br />

Gesellschaft für Immobilienfonds (DEGI) ergibt sich für 2007<br />

ein Gesamttransaktionsvolumen von nahezu 60 Milliarden<br />

Euro, was im Vergleich zum Vorjahr einer Steigerung von<br />

knapp 40 Prozent entspricht. Der Blick der Investoren wird<br />

auch <strong>2008</strong> stark nach Deutschland gerichtet sein, schätzen<br />

die Experten.<br />

Dem entsprechend interessiert sind attraktive Standorte,<br />

ihr Investitionspotenzial komplett und übersichtlich darzustellen.<br />

So will der Marktplatz München mit seinen Partnern<br />

die neue Halle der EXPO REAL nutzen, um gebündelt Projekte<br />

und Entwicklungen des prosperierenden bayerischen<br />

Wirtschaftsstandortes zu präsentieren. Unter dem Dach des<br />

„Marktplatzes München“ vereinen sich die Landeshauptstadt<br />

München, die Bayerische Bau- und Immobilien Gruppe, die<br />

Bayern LB, die KG Allgemeine Leasing und Siemens Real Estate.<br />

Der Marktplatz München steht seit sieben Jahren als erfolgreiche<br />

Marke für die Kompetenz und Professionalität der<br />

Münchner Immobilienwirtschaft auf der EXPO REAL. Mit dem<br />

Umzug von der Halle C1 in A1 wird der Marktplatz München<br />

an einem noch attraktiveren Standort die Vielfalt und Attraktivität<br />

des Münchner Immobilienmarktes präsentieren, sagt Dr.<br />

Reinhard Wieczorek, Referent für Arbeit und Wirtschaft der<br />

Landeshauptstadt München. „Auch die Europäische Metropolregion<br />

München (EMM) mit den Ständen der Greater Munich<br />

Area (GMA), der Stadt Augsburg und weiteren Partnern<br />

hat sich für einen Umzug in die Halle A1 entschieden.“<br />

Daneben werden sich eine Reihe weiterer starker Immobilienunternehmen<br />

in der Halle A1 präsentieren, die am Marktplatz<br />

, aber auch weltweit aktiv sind: Immobilienfinanzierer wie die<br />

Royal Bank of Scotland, die Credit Suisse, die Unicredit. oder<br />

institutionelle Investoren wie die MEAG und die Deutsche Gesellschaft<br />

für Immobilienfonds (DEGI), Immobilienberatungen<br />

wie CB Richard Ellis oder Lührmann Holding und Immobilienbestandshalter<br />

wie die Allianz Immobilien GmbH. Daneben<br />

sind natürlich auch weitere nationale und internationale Immobiliendienstleister<br />

präsent. „Mit dem Marktplatz München,<br />

seinen Partnern und weiteren großen, international operierenden<br />

Immobilienmarken ist es der EXPO REAL auf Anhieb<br />

gelungen, die neue Halle zu einem Premium-Geschäftsplatz<br />

machen“, sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Messe München.<br />

Zusätzlich wurden in der Halle A1 das EXPO REAL FORUM<br />

und das INVESTMENT LOCATIONS FORUM integriert. Die<br />

Diskussionsforen ziehen jährlich mit branchenaktuellen Themen<br />

wie Nachhaltigkeit im Immobiliensektor oder der Vorstellung<br />

attraktiver Wachstumsmärkte jeweils rund 3.000 Besucher<br />

an.<br />

Mehr Informationen unter www.exporeal.net<br />

EXPO REAL und PropertyEU verleihen den “Green Thinker Award”<br />

Die EXPO REAL ruft gemeinsam mit der niederländischen<br />

Fachzeitung PropertyEU zur EXPO REAL <strong>2008</strong> einen neuen<br />

Preis ins Leben: den Green Thinker Award. Die Auszeichnung<br />

soll an den nachhaltigsten Entwickler in Europa gehen<br />

und wird erstmals am 7. <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> auf der Gewerbeimmobilienmesse<br />

EXPO REAL in München verliehen.<br />

„Nachhaltigkeit in der Immobilienwirtschaft ist nicht nur ein<br />

Trendthema. Es wird uns in der Zukunft begleiten. Mit dem<br />

,Green Thinker Award’ wollen wir als Europas größte Immobilienmesse<br />

das Bewußtsein für die Relevanz des Themas<br />

schärfen und den Dialog über nachhaltige Lösungen vorantreiben“,<br />

sagt Eugen Egetenmeir, Mitglied der Geschäftsführung<br />

der Messe München.<br />

Der Preis zielt darauf ab, die „grünen Vordenker“ in der europäischen<br />

Immobilienwirtschaft zu ermitteln. Welche nachhaltigen<br />

Strategien setzen sie bereits effektiv um und was<br />

können andere von den nachhaltigen Pionieren lernen. Zur<br />

Jury gehören Anna Braune, Direktorin des German Green<br />

Building Council, und Jack de Leeuw, Direktor des niederländischen<br />

Green Building Council, Professor Graeme Newell<br />

von der Universität von Western Sydney, der bereits Studien<br />

zum umweltschonenden Engagement europäischer Immobilienentwickler<br />

veröffentlicht hat, und Louise Ellison, Research<br />

Director am Investment Property Forum in London.<br />

Grundlage für die Nominierung zum Green Thinker Award war<br />

eine Übersicht über die 100 führenden Immobilienentwickler<br />

in Europa, die PropertyEU im Januar <strong>2008</strong> veröffentlicht hatte.<br />

Aus dieser Liste wurden in der ersten Runde 53 Unternehmen<br />

mit nachhaltigen Engagement ausgewählt. Bis Ende August<br />

sollen daraus die 15 endgültigen Bewerber für den „Green<br />

Thinker Award“ feststehen.<br />

Der Gewinner des „Green Thinker Awards“ wird eine vier Quadratmeter<br />

große Skulptur aus lebenden Pflanzen mit dem Titel<br />

„Weight of Thoughts“ des niederländischen Künstlers David<br />

Veldhoen erhalten, mit dem das Unternehmen künftig sein<br />

Firmengelände schmücken kann. Das Kunstwerk wird live auf<br />

der EXPO REAL in der „Green Thinker Lounge“ erstellt und<br />

am Dienstag, 7. <strong>Oktober</strong>, im PLANNING & PARTNERSHIPS<br />

FORUM verliehen.<br />

Mehr Informationen unter www.witvorm.com/gta/<br />

und www.exporeal.net<br />

6 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 7


Stadtcenter – Wider die Renaissance von Suburbia in der Mitte der Stadt<br />

von Prof. Wolfgang Christ, Bauhaus-Universität Weimar<br />

Der vorliegende Text refl ektiert in städtebaulicher und urbanistischer<br />

Hinsicht die aktuelle Situation der Stadtentwicklung<br />

im Zusammenhang der Entwicklung des Einzelhandels.<br />

Betrachtet und verglichen werden entsprechende Trends in<br />

Deutschland und den USA. Anlass meiner Überlegungen<br />

ist ein latentes Unbehagen, das mich beschleicht, wenn ich<br />

durch Innenstädte und Stadtteilzentren gehe, Kleinstadt- und<br />

Dorfmittelpunkte betrachte und mir ihr Erscheinungsbild vor<br />

30 - 40 Jahren in Erinnerung rufe, oder wenn wir mit dem Auto<br />

bei Edeka, Aldi & Co vorfahren: Von einer ‚Renaissance der<br />

Mitte’ oder gar einer Trendwende hin zur kompakten Stadt<br />

des traditionellen europäischen Typs ist in meiner Alltagserfahrung<br />

wenig zu spüren. Gleichwohl existieren genügend<br />

Anzeichen für ein Zurück in die Stadt und ein Wiederaufladen<br />

ihrer urbanen Energie.<br />

Mein Ziel ist es also, dem gefühlten Mangel objektivierend<br />

auf den Grund zu gehen. Hintergrund meines Unbehagens<br />

ist die jahrelange und intensive Beschäftigung mit dem Städtebau<br />

der Stadtregion aus der Perspektive der Zwischenstadt<br />

1 sowie die kontinuierliche Auseinandersetzung mit dem<br />

Shopping Center als einer neuen und sich stetig wandelnden<br />

Architekturtypologie der Konsumkultur in der zweiten Hälfte<br />

des 20. Jahrhunderts. Die ‚Leipziger Erklärung’ von 1999<br />

(siehe Anhang) ist auf diesem Weg der erste Trittstein. Die<br />

dritte Triebfeder sind die USA: Moderne und Amerika sind<br />

seit dem frühen 19. Jahrhundert insbesondere für Deutsche<br />

synonyme Begriffe. Exkursionen in die USA, enge persönliche<br />

Kontakte mit Partnern im Rahmen der Modellprojekte<br />

der Europäischen Urbanistik 2 , ein Sabbatical 2001 an der<br />

UCLA, die Mitgliedschaft im ‚Urban Land Institute’ und seit<br />

2004 im ‚Congress for the New Urbanism’ (CNU) versetzen<br />

mich in die Lage, die Entwicklung von Stadt und Center dort<br />

zu studieren, wo bis heute der ‚Fortschritt’ am radikalsten<br />

auftritt und der Paradigmenwechsel der Industriegesellschaft<br />

am weitesten fortgeschritten ist.<br />

1. Town Center:<br />

Wohnen als Impulsgeber der Urbanisierung<br />

Je nach ideologischem Standort verbinden sich mit dem<br />

Begriffspaar Amerikanisierung & Modernisierung eher positive,<br />

humanistische bis utopisch-visionäre Werte – Amerika<br />

als das Land von Freiheit, Demokratie und Wohlstand – oder<br />

eben negative. Dann ist Amerika (gemeint sind immer die<br />

USA) die ‚Krämernation’, fi xiert auf Handel und Geschäft und<br />

gegenüber dem den Deutschen eigenen Tiefsinn ein Land<br />

‚routinierter Flachheit’! 3<br />

Die Entfremdungserfahrung im Prozess der Industrialisierung<br />

drückt sich im Wesentlichen im Prozess der Verstädterung<br />

aus, mit all den Folgen der Rationalisierung, Technisierung<br />

und Medialisierung der Lebenswelt. Ein bis heute nicht versiegender<br />

Strom des Antiamerikanismus, von Anfang an untrennbar<br />

verknüpft mit Antisemitismus, projiziert nicht zuletzt<br />

Vorurteile und Verliererängste auf Händler und Handel. 4<br />

Shopping, gleichwohl eingedeutscht, gilt zurecht als Inbegriff<br />

amerikanischen Alltagslebens und auch hierzulande als beliebte<br />

Freizeitaktivität. Dennoch wird das Haus, in dem man<br />

in den Innenstädten bevorzugt „shoppt“, nicht unbedingt in<br />

gleichem Maße geschätzt: Shopping Center amerikanisieren<br />

die europäische Stadtmitte, denn sie sind sehr groß, ihre<br />

Eigentümer und Betreiber sind es vergleichsweise auch, sie<br />

agieren international und treiben den lokalen Einzelhandel<br />

in traditionellen 1a-Lagen in einen Modernisierungswettlauf,<br />

den viele nicht bewältigen. So entsteht schnell ein Goliath-<br />

David-Mythos und es ist vom ‚Angriff auf die City’ 5 die Rede.<br />

Händler außerhalb des Centers bilden dann eine Standortgemeinschaft,<br />

die aber ebenfalls amerikanische Wurzeln hat,<br />

Business Improvement District (BID) genannt.<br />

Was spricht prinzipiell für Shopping Center? Sie sind neben<br />

den Discountern und den Fachmärkten zurzeit die erfolgreichste<br />

Form des Einzelhandels in einem seit mehr als zehn<br />

Jahren stagnierenden Markt. Sie sind in der Regel die einzige<br />

Großinvestition in einer Innenstadt oder einem Stadtteilzentrum,<br />

während die traditionellen Stadtbausteine Wohnen<br />

und Arbeiten bis heute die kompakte Stadt fl iehen. Selbst<br />

Bildung und Kultur bleiben nicht selbstverständlich innen,<br />

wie der Auszug von Universitäten an den Stadtrand zeigt.<br />

Ohne Shopping Center wäre der innerstädtische Fußgängerzonen-<br />

und Kaufhaushandel gegenüber neuen Formaten am<br />

Ortsrand, in Gewerbegebieten, an Autobahnknoten und im<br />

Internet hoffnungslos unterlegen. Center sind Investitionen<br />

mit Langfristperspektive, Frequenzbringer, Betreiber und Manager<br />

von Erlebnis-Events, stärken das Zentrale-Orte-Konzept<br />

der Raumordnung, sind Steuerzahler. Sie sind vor allem<br />

auch Zeugen der Globalisierung im Herzen der historischen<br />

Stadt: Sie bieten die Plattform für all das, was von außen, von<br />

weit her, anonym, fordernd und zugleich reizvoll daherkommt.<br />

Die Centermaschine läuft immer auf Hochtouren, ist gepflegt,<br />

wird ständig modernisiert, bietet immer irgendwo was Neues<br />

und verspricht Komfort und Sicherheit, z. B. Barrierefreiheit.<br />

Schaut man sich in den deutschen Innenstädten um, gewinnt<br />

man leicht den Eindruck, es existiere nur eine einzige, gleichsam<br />

naturgegebene Gestalt des großflächigen Einzelhandels.<br />

Es ist jener suburbane Centertyp, der sich Anfang der 50er-<br />

Jahre in den USA als Erfolgsmodell herauskristallisierte, mit<br />

fünf prägenden Merkmalen:<br />

1. Großform: geschlossen, wenige Eingänge, zweigeschossig;<br />

2. Mall: zentrales, innen liegendes Rückgrat;<br />

3. Anchor Stores: Ankermieter als Frequenzbringer;<br />

4. Auto: massenhaft Parkplätze, bequem und sicher;<br />

5. Monofunktion: ausschließlich Handel, Dienstleistung, Unterhaltung<br />

In meinen Beiträgen zu<br />

Shopping_Center_Stadt<br />

2003 – „Centerstadt“ –<br />

und 2005 – ‚Stadtwert’ –<br />

konnte ich zeigen, dass:<br />

1. das Shopping Center<br />

typologisch mit der Flaniermeile<br />

einer traditionellen<br />

europäischen<br />

Stadt verwandt ist;<br />

2. dessen Erfinder, der Architekt<br />

Victor Gruen, als<br />

jüdischer Emigrant aus<br />

Wien kommend in den<br />

USA nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg ein Stück<br />

Stadtmitte nach Suburbia<br />

verpflanzen wollte;<br />

3. ebenso wie die Geschichte<br />

des Kauf- und<br />

Old City Philadelphia: Neues<br />

Wohnen, Leben im Quartier<br />

8 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 9


Warenhauses, die Kulturgeschichte des Shopping Centers<br />

eine transatlantische Dimension hat;<br />

4. und entscheidend: Beginnend Mitte der 1980er-Jahre mit<br />

Jon Jerdes ‚Horton Plaza’ in San Diego, USA, Shopping<br />

Center einen radikalen Transformationsprozess durchlaufen:<br />

von der ‚Big Box’ in Suburbia zum ‚Town Center’ in<br />

der Stadtmitte.<br />

‚Shopping Center machen sich unsichtbar’ und ‚Stadtluft<br />

macht reich’ lauten die Überschriften zur Erklärung des Phänomens,<br />

dass Shopping Center sich der räumlichen Grundfi<br />

gur einer Innenstadt vergleichsweise feinkörnig anpassen<br />

und dabei ökonomisch sogar renditeträchtiger sein können.<br />

Der neue urbane Typ des Shopping Centers ist in Deutschland<br />

jedoch noch nicht angekommen. Die strukturellen Merkmale<br />

des ‚Stadtcenters’ sind:<br />

1. Modulare Form: Block – große Teile bilden ein Quartierspuzzle;<br />

2. Straße: Läden werden von außen, einem nicht überdachten<br />

Bürgersteig, betreten;<br />

3. Platz: öffentlicher Raum wie Plaza, Park oder Square als<br />

Anker;<br />

4. Fußgänger: Orientierung auf städtische Wegenetze und<br />

Blickperspektiven;<br />

5. Multifunktion: Mischung mit Wohnen, Büros usw.<br />

Weiterhin gilt, dass die Einzelhandelsflächen von einer Hand<br />

geplant, entwickelt, fi nanziert, betrieben werden; dass eine<br />

Mindestgröße für eine Erfolg versprechende Angebotsvielfalt<br />

gegeben sein muss; dass auch die öffentlich gewidmeten Flächen<br />

privater Verfügung und privatem Hausrecht unterliegen.<br />

Die amerikanische Erfahrung lehrt nun, dass der suburbane<br />

‚Knochen-Typ’ des Shopping Centers nur dann aufgebrochen<br />

und urbanisiert werden kann, wenn es gelingt, eine kritische<br />

Masse an Wohnbevölkerung mit überdurchschnittlichem<br />

Haushaltseinkommen im unmittelbaren Umfeld anzusiedeln,<br />

wie im Fall des ‚Paseo Colorado’ in Pasadena. Die Wohnnachbarschaft<br />

des Centers muss so groß und fi nanziell so<br />

potent sein, dass anstelle des Anchor Stores ein Platz unter<br />

freiem Himmel die Hauptattraktion sein kann. Dann besucht<br />

auch der mit dem Auto anreisende Kunde in erster Linie die<br />

City – und damit indirekt das Center.<br />

Solange jedoch die innerstädtischen Shopping Center, wie in<br />

Deutschland üblich, im Wesentlichen die suburbane Kundschaft<br />

vom Stadtrand, aus der Zwischenstadt, aus dem<br />

Speckgürtel, bedienen, sind sie nichts anderes als deren eigentliches<br />

Herz im Körper eines anderen!<br />

Da nutzen auch City-Marketing-Aktionen wenig, denn die<br />

Innenstadt bleibt Durchlauferhitzer für Kaufanreize und Ort<br />

eines tagtäglichen Wechselspiels vom Einund Auszug der<br />

Konsumpendler.<br />

Erst wenn genügend Bewohner der Innenstadt oder des Stadtteilzentrums<br />

ein gemeinsames Interesse an ‚Urbanität durch<br />

Bensheim-Auerbach: gründerzeitliche Straßenrandbebauung/gleiche Straße<br />

mit Discountplatz<br />

Handel’ im Spiegel der<br />

Stadt Center-Typologie<br />

Erfolg versprechend anmelden<br />

können, besteht<br />

die Chance, dass sich<br />

die Kräfte von Stadt<br />

& Center potenzieren,<br />

statt sich gegenseitig<br />

abzustoßen.<br />

2. Downtown: Ideally<br />

situated suburban<br />

lifestyle<br />

Eintönige suburbane<br />

‚Big Box-Larven’ mit ihrem<br />

steifen Mall-Rückgrat<br />

können sich also<br />

in bestimmten Biotopen<br />

und unter günstigen<br />

Philadelphia: Vertical Suburbia<br />

boomt!<br />

Bedingungen in bunte urbane ‚Town Center-Schmetterlinge’<br />

verpuppen. 6 Wohnen spielt dabei die Rolle des Impulsgebers.<br />

Und in der Tat können amerikanische Innenstädte z. T.<br />

spektakuläre Zuwachsraten vorweisen, mit denen in Europa<br />

wahrscheinlich nur Manchester mit einem Plus von 25.000<br />

Einwohnern in der City von 1990 bis 2005, mithalten kann. 7<br />

So hat Chicago in der 16 km² großen Innenstadt am Lake<br />

Michigan zwischen 1990 und 2000 die Einwohnerzahl um<br />

23.000 auf 106.623 gesteigert. Insgesamt hat die Stadt damit<br />

112.000 Einwohner hinzubekommen – soviel wie sie in 40<br />

Jahren zuvor verloren hatte. Von 2000 bis 2006 legte die Einwohnerzahl<br />

in Chicagos Central Area noch einmal um weitere<br />

48.000 (!) zu, ein Plus von 45 %. 8<br />

In Los Angeles, der ‚Capital of Sprawl’, wird von 2006 bis<br />

2010 die Zahl der Wohneinheiten in Downtown von 8.000 auf<br />

27.000 steigen, also um mehr als das Vierfache. Im <strong>Oktober</strong><br />

2005 war ein Wohnturm mit 191 Wohneinheiten in sieben<br />

Stunden ausverkauft. Von 1980 bis 2000 wurden nur zwei<br />

Wohngebäude mit mehr als zehn Geschossen gebaut. Bis<br />

Januar 2006 lagen 46 Baugenehmigungen für den Zeitraum<br />

bis 2010 vor, die privaten Investments auch in Hotels, Büros,<br />

Entertainment etc. beliefen sich auf ca. 10 Mrd. allein für<br />

Downtown L. A. 9<br />

Wer zieht in die Stadtmitte? ‚The Young and Restless in a<br />

Knowledge Economy.’ Laut einer von ‚CEOs for Cities’<br />

(deutsch etwa: Vorstände für die Stadt) in Auftrag gegebenen<br />

Untersuchung 10 erklären 2005 34 % der 25 -34-Jährigen<br />

ihre Präferenz für ein Leben in der Stadt gegenüber nur 12<br />

% zehn Jahre zuvor. Die Untersuchung folgert daraus, dass<br />

die ökonomische Konkurrenzfähigkeit der Städte unmittelbar<br />

mit ihrer Fähigkeit verknüpft ist, junge und gut ausgebildete<br />

Menschen anzuziehen und an sich zu binden: „[...] we found<br />

strong preferences among young adults for dense, vibrant<br />

neighborhoods served by transit with mixeduses<br />

and active street life. Where they fi nd other<br />

young people like themselves, with plenty of options<br />

for things to do and people to meet.“<br />

Die zweite relevante Gruppe, die in die Innenstadt<br />

drängt, sind die ‚Empty Nesters’, die Generation<br />

50 plus. In Philadelphia konnte ich Mitte<br />

Mai 2007 anlässlich meiner Teilnahme am viertägigen<br />

XV. Congress for the New Urbanism unter<br />

dem Motto ‚New Urbanism and the Old City’<br />

einige Konsequenzen der Urban Renaissance<br />

made in USA in Augenschein nehmen:<br />

10 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


‚Philly’ hatte bis in die 1990er-Jahre mit den typischen Symptomen<br />

des ‚urban decline’ zu kämpfen, wie Bevölkerungsschwund,<br />

Leerstand und Ausbreitung von Brachen, Kriminalität,<br />

Schmutz und dergleichen. 1999 wurde ein BID, der<br />

‚Center City District’ gegründet. Investoren erhalten seitdem<br />

Steuervorteile für ihr Engagement in der Stadt. Private<br />

Spenden in Höhe von $ 265 Mio. ermöglichten den Bau des<br />

‚Kimmel Center for the Performing Arts’: Downtown wurde<br />

endgültig zu einer noblen Adresse. Mittlerweile wuchs die<br />

Innenstadt um 12.000 Wohneinheiten auf 90.000 Einwohner<br />

und tausende Wohnungen sind im Bau und in Planung. Eine<br />

unübersehbare Zahl darunter im Luxus-Segment, das, so hat<br />

es den Anschein bei einer Stadttour, den Markt beherrscht.<br />

Zum Beispiel das ‚Mandeville Place’, entworfen von Richard<br />

Meier & Partners Architects, ein Wohntower mit Appartements<br />

der Preisklasse $ 1.98 Mio. bis $ 21 Mio. (www.mandevilleplace.com).<br />

Oder ‚steps from the Kimmel Center’ die ‚Symphony<br />

House Condominiums’ (www.symphonyhousecondo.<br />

com), das mit ‚resort-style amenities in the city’ wirbt und<br />

dabei im achten Stock Pool, Weinkeller, Fitnesscenter, Bibliothek,<br />

Terrassengarten etc. aufführt. Das ‚Parc Rittenhouse’<br />

(www.parcrittenhouse.com) bietet auf dem Dach ebenfalls<br />

Swimming Pool, Brunnen, einen Garten usw. an. Je näher<br />

diese Häuser an prestigeträchtigen Standorten wie Theater,<br />

Park oder historischen Monumenten liegen, je höher sie sind<br />

und je berühmter der Architekt und der von ihm repräsentierte<br />

Stil, desto teurer die Wohnung.<br />

Nach meiner Beobachtung kommen fünf ‚S’- Merkmale für<br />

ein erfolgreiches Angebot in die Stadt zu ziehen, zusammen:<br />

1. Service: 24 Std. Concierge, Indoor Parking, Fitness Center<br />

usw. In der Nachbarschaft: Eine Vielfalt an Bars, Cafés, Restaurants,<br />

exotischen Läden…;<br />

2. Sicherheit: 24 Std. Security, Videoüberwachung, Polizeipräsenz<br />

rund um die Uhr in der ganzen Innenstadt;<br />

3. Sauberkeit: Bürgersteige werden in 24 Std. dreimal gekehrt,<br />

im Monat einmal nass gewischt. Kaugummi etc. wird<br />

mit Hochdruckreinigern entfernt;<br />

4. Schönheit: City Beautification ist ein Muss. Urban Design<br />

Codes geben kleinmaßstäbliche Anleitungen vor;<br />

5. Suburbia: Von der Fläche vor der Stadt in die Türme in der<br />

Stadt: ‚Urban living’ als neuer‚ suburban lifestyle’.<br />

Niemand verzichtet offensichtlich freiwillig auf einmal errungene<br />

Privilegien und praktizierten Komfort. Im Gegenteil: Die<br />

neuen Stadtbewohner sind bereit, viel zu zahlen, um ihre<br />

Lebensqualität zu verdoppeln, indem sie ihren suburbanen<br />

Lebensstil beibehalten, um dennoch nach Belieben mit dem<br />

Fahrstuhl in die vibrierende urbane Welt der Straßen von Philadelphia<br />

einzutauchen. Das Motto lautet: ‘Living in the Center<br />

of Everything’ (www.centercityphila.org)<br />

Eine Innenstadt, voll gepackt mit Luxusappartements in<br />

Wohnhochhäusern, ist nichts anderes als eine Versammlung<br />

vertikaler Suburbias auf engem Raum!<br />

Das bereits erwähnte Manchester ist stolz, zurzeit Europas<br />

höchsten neuen Wohnturm mit 48 Stockwerken zu besitzen, 11<br />

und auch in Philadelphia wird sichtbar, dass die Renaissance<br />

der Mitte das traditionelle Bild von Stadtkultur mit postmodernen<br />

Lebensstilen konfrontiert. Die Suburbanisierung der<br />

Innenstadt im Kostüm urbaner Dichte und unter dem Beifall<br />

der Innenrechner, die überall quantitatives Wachstum messen,<br />

läuft Gefahr, die lokale Geschichte, ihre Identität und<br />

Aura dem Stadt-Konsumhunger saturierter Ruheständler,<br />

bzw. dem Abwechslungsbedürfnis durchreisender Vertreter<br />

der Wissensgesellschaft zu opfern. Beispiele fi nden sich zuhauf:<br />

www.docksidecondominiums.com stellt die 242 tierfreundlichen<br />

Wohnungen – günstige $ 300 bis $ 1 Mio. – am<br />

Hafen von Philadelphia vor: „Located just minuts from … the<br />

airport and Center City, Dockside evokes an ideally situated<br />

suburban lifestyle, with all the conveniences of urban living.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 11


With Penn’s Landing and Old City just minutes away, owners<br />

can explore the areas uniquelly Philly restaurants, friendly<br />

lounges, and upscale boutiques.“ Und in New York wird der<br />

geplante Wohntower an der 200 Eleventh Avenue “the residents<br />

(enable) to take their cars up an elevator and park right<br />

next to where they live, just like in the suburbs.” 12<br />

Mein Zwischenfazit lautet: Nachdem es in den 1990-er Jahren<br />

zivilgesellschaftliche Bewegungen in den USA im Zuge<br />

der vielfältigen ‚Anti-Sprawl’ und ‚Smart-Growth’-Initiativen 13<br />

gelungen ist, Stadt und Urbanität vom Stigma eines minderwertigen,<br />

armen Minderheiten überlassenen Milieus zu befreien<br />

und insbesondere den öffentlichen Raum, zugänglich<br />

für alle, ins Zentrum der Stadtdebatte zu rücken – die derart<br />

in Quantität und Qualität in Deutschland unbekannt ist – ist<br />

die heutige Lage nach meiner Auffassung zutiefst widersprüchlich.<br />

Auf der einen Seite stehen die unbestreitbaren<br />

Urbanisierungstendenzen, Stichworte: Wohnen in der Stadt<br />

ist populär, Funktionen werden gemischt, 20 % ‚affordable<br />

housing’ ist häufig die Regel, Rückbau autobahnähnlicher<br />

Stadtstraßen, Fuß- und Radwegeorientierung, Car Sharing<br />

boomt, Straßenbahnnetze werden neu gebaut, Straßen und<br />

Plätze einladend gestaltet, kontextuelle Baukultur gepflegt,<br />

LEED-Zertifizierung für nachhaltiges Bauen ist marktgängig,<br />

Planung wird in Charrette-Prozessen öffentlich gestaltet…<br />

Auf der anderen Seite wirken starke Suburbanisierungskräfte,<br />

Stichworte hierzu: ungebrochene Pkw-Orientierung, vertikale<br />

Ghettos für Wohlhabende bzw. gleiche Schichtangehörige<br />

mit einer blockhohen Distanzzone aus Parkplatzschichten,<br />

ein Eingang je Tower, wie in der gated community, totale Kontrolle<br />

& autarker Service vor Ort selbstverständlich, Angebote<br />

eines Resort & Suburbia – Lebensstils…<br />

Beobachten lässt sich ein Versuch- und Irrtum-Experiment<br />

am lebendigen Stadtorganismus mit offenem Ausgang. Lernen<br />

ließe sich daraus für die europäische Entwicklung viel,<br />

wenn man akzeptiert, dass die europäische und die amerikanische<br />

Stadt wirklich enge Verwandte sind.<br />

3. Lebendige Zwischenstadt:<br />

Vom Marktplatz zum Discountplatz<br />

Im Unterschied zu den USA müssen in der EU seit dem Ende<br />

der 1990er-Jahre Shopping Center an sogenannten städtebaulich<br />

integrierten Lagen angesiedelt werden. Der Gesetzgeber<br />

hat es in Deutschland gleichwohl vermieden, klar zu<br />

definieren, was eine ‚integrierte Lage’ eigentlich ausmacht.<br />

Sie sollte prinzipiell das in jeder Hinsicht schwere Gewicht<br />

eines Shopping Centers mit oft weit mehr als 10.000 m² VKF<br />

tragen können. Z. B. indem eine kritische Masse an Wohnbevölkerung,<br />

an Arbeitsplätzen und an kommunalen Bildungs-<br />

Kultur- oder Verwaltungseinrichtungen gemeinsam mit dem<br />

Center Synergieeffekte realisieren könnten.<br />

Kurzgefasst: Die ‚integrierte Lage’ sollte immer das Ergebnis<br />

einer integrativen Stadtentwicklungsplanung sein, die neben<br />

dem Center gleichgewichtige und gleichwerte Mitspieler einsetzt.<br />

In der Regel ist das Gegenteil der Fall:<br />

1. Die Center-Betreiber werden von der Kommunalpolitik gerne<br />

gerufen, wenn ihren integrierten Lagen die Luft ausgeht,<br />

z. B. weil Kaufkraft abwandert.<br />

2. Die Diskussion um die Center-Ansiedlung blendet oft genug<br />

die Bringschuld der anderen Innenstadt-Funktionen<br />

aus. Sie konzentriert sich auf die meist sperrige Großfigur<br />

und deren Einfügung in den Stadtkörper, Verkehrsprobleme,<br />

Konsequenzen für den lokalen Handel.<br />

3. Schließlich werden die zeitgleich angesiedelten viel<br />

kleineren Einzelhandelsformate von noch größeren Unternehmen<br />

wegen der Unübersichtlichkeit von Stadt oder<br />

Stadtregion gerne übersehen.<br />

Im Schatten der teilweise hoch emotionalisierten Debatte<br />

um Fluch oder Segen von Shopping Centern – die das Beispiel<br />

der amerikanischen Town Center-Entwicklung nicht zur<br />

Kenntnis nimmt oder negiert – erobern die Discount- und<br />

Fachmärkte mit den Vollsortimentern im Schlepptau die Einzelhandelslandschaft<br />

in atemberaubenden Tempo und das<br />

bevorzugt an nicht integrierten Standorten. Das Wachstum<br />

von 400 Discountmärkten allein im vergangenen Jahr führt der<br />

Zwischenstadt neues Leben zu. Jeder neue Markt verschiebt<br />

die Umsatzverteilung, da das Marktvolumen insgesamt eher<br />

sinkt. Der urbane Fußabdruck im Siedlungsgefüge, z. B. als<br />

Leerstand in traditionellen Lagen (M1-M3), ist unübersehbar.<br />

Mit der hier erstmals vorgestellten städtebaulichen Kategorisierung<br />

von Einzelhandelsformaten, typisch für Kommunen<br />

und Städte ohne Zentralität, 14 soll die Aufmerksamkeit auf die<br />

Suburbanisierung traditioneller Handelsstandorte zu Plätzen<br />

ohne Markt und neuen Märkten ohne Platz, gelenkt werden:<br />

Markt macht Mitte-Typologie<br />

M1 · historischer Geschäftswohnhaustyp<br />

M2 · Geschäfts- Wohnhausneubau<br />

M3 · Ladenzentrum<br />

M4 · Markt am Ortsrand<br />

M5 · Marktcluster zwischen Orten<br />

M6 · Supercluster in der Zwischenstadt<br />

M7 · Megacluster in der Stadtregion<br />

M8 · Mobilitätscluster in Sonderlagen<br />

12 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

Fazit<br />

Es ist erstaunlich, dass, wie eine Stichwortrecherche in<br />

deutschsprachigen Architekturfachzeitschriften der Jahre<br />

2000 bis 2005 ergeben hat, ‚Discounter’ dort praktisch nicht<br />

vorkommen und ‚Shopping Center’ sich z. B. dem neunfach<br />

häufiger behandelten Thema Museum geschlagen geben<br />

müssen.<br />

Das fehlende Interesse der Fachjournalisten spiegelt die Haltung<br />

der planenden und bauenden Disziplinen. Doch es steht<br />

in eklatantem Gegensatz zur Rolle der Discounter und Fachmärkte<br />

im Alltagsleben der Bürger und ihrer Bedeutung in der<br />

Bau- und Raumproduktion:<br />

· Shopping Center und ca. 15.500 Discountmärkte weisen<br />

2007 mit jeweils ca. 14 Mio. m² VKF einen gleich hohen Wert<br />

auf (900 m² je Discounter);<br />

· das jährliche Flächenwachstum ist bei ca. 20 Centern und<br />

400 Discountern ebenfalls identisch;<br />

· gleichwohl ist der Flächenverbrauch der Discounter, bezogen<br />

auf die Grundstücksfläche ca. fünf Mal höher als derjenige<br />

der Shopping Center und bezogen auf die VKF sogar<br />

15 -30 Mal höher! (je Markt werden 7.500 m² Grundstück<br />

unterstellt)<br />

Shopping Center sind im Vergleich zu Discountern (Fachmärkten<br />

und Vollsortimentern in Einzellage) geradezu der Gipfel<br />

an Nachhaltigkeit, was Lage, Flächenverbrauch, Verkehrsanbindungen<br />

und bauliche Dichte angeht!<br />

Die Fixierung der deutschen Debatte auf die Innenstadt bietet<br />

beste Voraussetzungen für eine mächtige Suburbanisierungswelle,<br />

die den Einzelhandel in die Zwischenstadt treibt.<br />

Z. B. in Rhein-Main:<br />

Hier hat der Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-<br />

Main 2005 15 stolz ein Leitbild präsentiert, bei dem sich die


Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 13


Metropolregion zur Stärkung der Stadtzentren bekennt. Ein<br />

Einzelhandelskonzept unterstützt diesen Ansatz. Zugleich<br />

wird aber mit großer Wahrscheinlichkeit der Verband dem<br />

Wunsch der Kommunen nachgeben und einen Zuwachs an<br />

Gewerbeflächen (+ 2.758 ha) genehmigen, der um mehr als<br />

das Fünffache die vom Verband als sinnvoll und nachhaltig<br />

erachtete Größenordnung (490 ha) übertrifft. 16<br />

In der Praxis der Stadtentwicklung hat absehbar leerstehendes<br />

Gewerbebauland immer dazu verführt, Handelseinrichtungen<br />

trotz aller Bekenntnisse zum Standort Mitte am Rand<br />

anzusiedeln. Dies wird auch für Rhein-Main 2020 gelten.<br />

1975 war das Europäische Jahr des Denkmalschutzes ein<br />

starker Impulsgeber für die Wiederentdeckung der Qualitäten<br />

der kompakten europäischen Stadt. Gleichwohl musste man<br />

20 Jahre darauf zur Kenntnis nehmen, dass quantitativ die<br />

‚Zwischenstadt’ die Europäische Stadt dominiert. Heute laufen<br />

wir wieder Gefahr, bei der Fixierung auf die ‚Renaissance<br />

der Mitte’ die de facto Suburbanisierung selbst zentraler<br />

Ortslagen aus den Augen zu verlieren: Leitbilder sind schön,<br />

sie machen nur viel Arbeit! |<br />

Anmerkungen<br />

1 Bölling, Lars und Christ, Wolfgang: Bilder einer Zwischenstadt – Ikonografie<br />

und Szenografie eines Urbanisierungsprozesses, Bd. 6 der Schriftenreihe:<br />

Zwischenstadt, Reihenherausgeber: Thomas Sieverts, Wuppertal 2005<br />

2 Christ, Wolfgang und Fladt, Martin: Jahrbuch der Modellprojekte 2005/2006,<br />

Institut für Europäische Urbanistik, Weimar 2007<br />

3 Diner, Dan: Feindbild Amerika. Über die Beständigkeit eines Ressentiments,<br />

München 2002<br />

4 Fischer, Erica und Ladig- Winters, Simone: Die Wertheims – Geschichte<br />

einer Familie, Berlin 2004<br />

5 Brune, Walter, Junker, Rolf, Pump-Uhlmann, Holger (Hrsg.): Angriff auf die<br />

City, Düsseldorf 2006<br />

6 Kirk, L. Patricia: Alternative Anchors, Urban Land, Nr. 10, Washington DC<br />

2005, S. 96Ff<br />

7 Urban Task Force: Towards a Strong Urban Renaissance, www.urbantaskforce.org/UTF_final_report.pdf,<br />

Abruf: 06.09.2007<br />

8 Gordon, J., Ludgin. M und Zinn, N.: Chicago`s Evolution, Urban Land, Nr. 3,<br />

Washington DC 2007, S. 60Ff<br />

9 Pomfret, John: Downtown Los Angeles gets a $ 10 Billion Remake.Development<br />

Boom is seen Reviving City Core, Washington Post, 02.01.2006,<br />

S. AO3<br />

10 Cortright, Joe und Colette, Carol: Young at heart: Finding the key demographic<br />

needed to revitalize Amerika’s Inner Cities, Planetizen: The Planning<br />

and Development Network, 10.01.2006<br />

11 Bisping, Stephanie: Wo England rockt, Sonntag Aktuell, Mannheim,<br />

02.09.2007, S. M<br />

12 Sternbergh, Adam: The High Line. It brings good things to life. New York<br />

Magazin, 07.05.2007, S. 30<br />

13 Schönig, Barbara und Bodenschatz, Harald: Smart Growth – New Urbanism<br />

– Liveable Communities. Programm und Praxis der Anti-Sprawl-Bewegung<br />

in den USA, Bd. 2 der Schriftenreihe: Zwischenstadt, Reihenherausgeber:<br />

Thomas Sieverts, Wuppertal 2004<br />

14 Hauptverband des Deutschen Einzelhandels (HDE): Zukunftsprogramm<br />

Stadt und Handel, Berlin 2003, S. 13<br />

15 Planungsverband Ballungsraum Frankfurt/Rhein-Main: Frankfurt/Rhein-<br />

Main 2020 – die europäische Metropolregion. Leitbild für den regionalen<br />

Flächennutzungsplan und Regionalplan Südhessen, Frankfurt, Januar 2005,<br />

S. 13, www.planungsverband.de/media/custom/1136_51_1.PDF?loadDocu<br />

ment&ObjSvrID=1136&ObjID=51&ObjLa=1&Ext=PDF, Abruf 06.09.2007<br />

16 von Schwanenflug, Christoph: Frankfurt lehnt Entwurf der Regionalplaner<br />

ab, Immobilien Zeitung, Nr. 33, 23.08.2007, S. 22<br />

Wir danken Prof. Christ (Bauhaus Universität Weimar) für die freundliche Nachdruckgenehmigung seines Beitrags.<br />

Ostdeutsche Städte im Trend<br />

Von Dr. Eugen von Lackum, Geschäftsführer der TLG IMMOBILIEN<br />

„Architektur ist gefrorene Musik“, stellte einst der deutsche<br />

Philosoph Arthur Schopenhauer fest. Nimmt man dies Bild<br />

auf, dann klingen an vielen Orten Ostdeutschlands Symphonien:<br />

Städte wie Dresden, Leipzig oder die alten Hansestädte<br />

an der Ostsee – um nur einige Beispiele zu nennen – verleihen<br />

den neuen Bundesländern einen einzigartigen Klang,<br />

nicht nur innerhalb Deutschlands, sondern europaweit. Allerdings<br />

mischen sich in diesen Wohlklang auch immer noch geschichtlich<br />

bedingte Misstöne, denn die DDR-Regierung ging<br />

seinerzeit, nicht zuletzt wegen des chronischen Baustoffmangels,<br />

nicht immer pfleglich mit ihrem kulturellen Erbe um.<br />

Städtebau als Verpflichtung<br />

Studien belegen, dass historische Innenstädte von der Bevölkerung<br />

geliebt werden. Beispielhaft ist etwa der Wiederaufbau<br />

der Dresdener Frauenkirche, der nicht nur bei den Dresdnern,<br />

sondern bundesweit auf Interesse und Unterstützung stieß.<br />

Für ein ausschließlich in Ostdeutschland tätiges Unternehmen<br />

wie die TLG IMMOBILIEN ist dies Herausforderung und<br />

Verpflichtung zugleich. Denn „Stark im Osten“ zu sein bedeutet<br />

auch, Verantwortung für die Region zu übernehmen, in<br />

der wir seit nunmehr 17 Jahren tätig sind. Die meisten ostdeutschen<br />

Städte verfügen über einen historischen Kern, der<br />

jedoch häufig infolge Kriegszerstörung oder Verwahrlosung<br />

Neubauten erfordert.<br />

Es gilt also, vorhandene Baulücken in einem historischen,<br />

gewachsenen Umfeld adäquat zu schließen. Dies sind He-<br />

rausforderungen, bei denen Visionen gefragt sind. Ein prominentes<br />

Beispiel ist etwa der Postplatz in Dresden, auf dem<br />

die TLG IMMOBILIEN zur Zeit den so genannten „Wilsdruffer<br />

Kubus“ baut. Eine ganz besondere Herausforderung, denn<br />

dieses Gebäude wird nicht nur unmittelbar gegenüber dem<br />

Zwinger und damit in einer exponierten Lage Dresdens errichtet,<br />

sondern es bildet den Auftakt zu einer weitreichenden<br />

städtebaulichen Maßnahme: der Wiedergeburt des Postplatzes.<br />

Diese Neugestaltung ist der Beginn der Umsetzung<br />

des Masterplans des Architekten Schürmann, auf dessen Realisierung<br />

die Stadt seit inzwischen über 16 Jahren wartet. So<br />

ist in diesem Konzept nicht nur die zukünftige Gestaltung des<br />

Postplatzes festgelegt – er ist großzügig konzipiert und soll<br />

den Dresdenern Raum zum Verweilen und Flanieren bieten -,<br />

sondern in ihm ist auch konkret die Bebauung definiert.<br />

14 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Der „Wilsdruffer Kubus“ ist nun der erste Neubau, der dieses<br />

Konzept umsetzt. Obwohl er eigene starke städtebauliche Akzente<br />

setzt, passt er sich dem Advanta-Riegel an und vermag<br />

dennoch zugleich mit seiner hellen Kalk- oder Sandsteinfassade<br />

mit dem Sandstein des Zwingers zu korrespondieren.<br />

Die Lochfassade ist eine gelungene architektonische Antwort<br />

auf die Fülle der Fensteröffnungen des wohl berühmtesten<br />

historischen Dresdener Gebäudes. Neben dem „Kubus“ mit<br />

9.400 m² Nutzfläche errichtet die TLG IMMOBILIEN noch einen<br />

zweigeschossigen Riegelbau mit weiteren 400 m² Nutzfl<br />

äche. Beide Gebäude sind durch eine Tiefgarage mit 225<br />

Stellplätzen verbunden. Im Zuge der in Angriff genommenen<br />

Erweiterung der Altmarkt-Galerie, an der die TLG IMMOBI-<br />

LIEN zu einem Drittel beteiligt ist, wird das dem Neubau des<br />

„Kubus“ an der Wilsdruffer Straße gegenüberliegende ehemalige<br />

Linde-Gebäude abgerissen. Es wird eine Aufgabe der<br />

Architekten sein, ihrerseits einen städtebaulichen Wohlklang<br />

des Neubaus herzustellen, der wie der „Kubus“ eine Brücke<br />

zwischen dem historischen und dem modernen Dresden<br />

schlägt.<br />

Mit dem Hotel de Saxe am Dresdner Neumarkt stand die TLG<br />

IMMOBILIEN schon einmal vor einer vergleichbaren Aufgabe.<br />

Dieses Vier-Sterne-Hotel, das auf einer Grundstücksfläche<br />

von 2 010 Quadratmetern 185 Gästezimmer beherbergt, ist<br />

eine Flaggschiff der Steigenberger Gruppe, die dieses Hotel<br />

betreibt, und eine besondere Perle im Portfolio der TLG IM-<br />

MOBILIEN. Das ehrwürdige Hotel de Saxe – 1786 durch den<br />

Umbau von sechs verschiedenen Gebäuden errichtet und<br />

1888 wieder abgerissen – zählte einst zu den berühmtesten<br />

Quartieren am Dresdner Neumarkt. Berühmt wurde es vor<br />

allem durch seinen Konzertsaal. Der Neubau von 2006 knüpft<br />

sowohl optisch als auch vom Komfort an diese große Hoteltradition<br />

an, und seine Lage direkt an der Frauenkirche zählt<br />

wohl zu den attraktivsten in ganz Deutschland.<br />

Alt- und Neubauten in perfekter Harmonie<br />

Diese Beispiele zeigen bereits, dass das allenthalben, so auch<br />

in Ostdeutschland, dass das Bauen in historisch geprägtem<br />

Umfeld hochsensibel ist. Wer dort im bloßen Profitstreben<br />

ohne Rücksicht auf die geschichtliche Prägung der Umgebung<br />

Bauten errichtet, schadet sich letztlich selbst. Denn es<br />

sind bekanntlich gerade die überkommenen städtebaulichen<br />

Akzente, die darüber entscheiden, ob eine Lage wirklich attraktiv<br />

ist. Dass sie es bleibt ist durch die Qualität und der einfühlsame<br />

architektonische Gestaltung des Neubaus sicherzustellen.<br />

Die TLG IMMOBILIEN achtet daher stets darauf,<br />

Erhaltenswertes zu erhalten und Neubauten in Zusammenarbeit<br />

mit den Denkmalschutzbehörden ins Stadtbild zu integrieren.<br />

In dieser Abstimmung entstand in Wismar mit dem<br />

Quartier 54 eine Lösung von ganz besonderem Reiz:<br />

Inmitten des als UNESCO-Weltkulturerbe geschützten Altstadtkerns<br />

von Wismar und in unmittelbarer Nachbarschaft zu<br />

St. Georg, einer der drei monumentalen<br />

Backsteinkathedralen<br />

Wismars, unmittelbar neben dem<br />

Fürstenhof, der ehemaligen Residenz<br />

der mecklenburgischen<br />

Herzöge in Wismar, liegt das so<br />

genannte Quartier 54. Der Block<br />

zwischen Grüner Straße, Papenstraße,<br />

Bliedenstraße und Dankwartstraße<br />

ist von kleinteiliger<br />

Wohnbebauung aus dem 17. bis<br />

19. Jahrhundert sowie dem Antoniterhof<br />

aus dem 15. Jahrhundert geprägt. Im Blockinnenbereich<br />

befand sich eine 1991 stillgelegte Fleischwarenfabrik.<br />

Leerstehende Fabrikgebäude und mehrere Baulücken<br />

prägten seitdem weite Teile des Quartiers. In enger Partnerschaft<br />

mit der Stadt Wismar entwickelte die TLG IMMOBILI-<br />

EN als Eigentümer und Bauherr ein abgestimmtes Konzept<br />

für den gesamten Standort.<br />

Nach Abrissen und Tiefenenttrümmerung im Jahr 1997<br />

wurde eine städtebauliche und architektonische Planung in<br />

Auftrag gegeben. Darauf aufbauend wurde in Zusammenarbeit<br />

mit der Diakonie als künftigem Träger – das Areal sollte<br />

künftig dem altengerechten Wohnen dienen - ein innovatives<br />

Nutzungskonzept entwickelt. Die dafür vorgesehenen<br />

Neubauten sollten dazu beitragen, an diesem Ort die städtebauliche<br />

Struktur des Quartiers wiederherzustellen und für<br />

hochwertige Nutzungen zu erschließen. In einem zweiten<br />

Bauabschnitt sollten die denkmalgeschützten Altbauten des<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 15


Quartiers saniert werden. Die dreigeschossigen Neubauten,<br />

darunter 28 altersgerechte Wohnungen (betreutes Wohnen),<br />

ein Alten- und Pflegeheim mit 49 Plätzen sowie ein Wohn- und<br />

Geschäftshaus mit vier Wohn- und zwei Gewerbeeinheiten<br />

wurden so gruppiert, dass sie im Blockinneren gemeinsam einen<br />

nahezu quadratischen Hof bilden und zugleich zur Straße<br />

die Baulücke in Form von Giebelhäusern schließen. Unter der<br />

Anlage wurde eine Tiefgarage mit 80 Stellplätzen realisiert,<br />

die im Teileigentum der Stadt Wismar steht und zur Lösung<br />

der Parkraumnot in dem eng bebauten Altstadtbereich Wismars<br />

beiträgt. Diese hervorstechende Gesamtlösung wurde<br />

2006 mit dem Deutschen Städtebaupreis ausgezeichnet.<br />

Hierbei handelt es sich keinesfalls um ein Einzelprojekt. Im<br />

sachsen-anhaltinischen Halle entstand in der Altstadt ein<br />

neues Büro- und Geschäftshaus. Hauptmieter ist die KKH,<br />

die damit ihren Gründungsstandort ausbaute, denn die Kaufmännische<br />

Krankenkasse Halle wurde 1890 in der Saalestadt<br />

gegründet.. Die TLG IMMOBILIEN erwarb den aus zwei Teilgebäuden<br />

bestehenden Komplex schlüsselfertig von Hochtief<br />

Construction, die den Bau errichteten, und zwar das Hauptgebäude<br />

als Winkelbau entlang der Großen Steinstraße/<br />

Neunhäuser Straße. Beim zweiten, denkmalgeschützten Haus<br />

handelt es sich um das ehemalige „Kaufhaus Schnee“ an der<br />

Ecke Neunhäuser Straße/Brüderstraße, in das die TLG IMMO-<br />

BILIEN 7,3 Mio. Euro für Ankauf und Sanierung investierte.<br />

Ein vergleichbares Projekt hat die TLG IMMOBILIEN in Stralsund<br />

realisiert. Hier galt es, das ehemalige „Kaufhaus Tietz“<br />

zu sanieren, umzugestalten und um einen dreigeschossigen<br />

Neubau zu erweitern. Rund 8,2 Mio. Euro fl ossen in das<br />

„Center 19“, das heute zwei Läden und vierzehn hochwertig<br />

ausgestattete Innenstadtwohnungen beherbergt. Auch hier<br />

bestand die Aufgabe darin, den Bau geschickt in das Innenstadtbild<br />

der Hansestadt zu integrieren, die ebenfalls den<br />

Status des UNESCO Welterbes besitzt. Investitionen, die sich<br />

buchstäblich bezahlt machen.<br />

Partnerschaftlich handeln<br />

Die TLG IMMOBILIEN hat die Chancen, die sich in Ostdeutschland<br />

bieten, begründet durch ihre Marktpräsenz seit<br />

der Wiedervereinigung und durch fl ankierende Analysen, früh<br />

Renaissance der Marktplätze<br />

Nach der „Flucht aufs Land“ in den 70er Jahre zieht es die<br />

Deutschen zurück in die Städte – ein Trend, der besonders in<br />

Ostdeutschland zu beobachten ist. So konnte allein in 2007<br />

etwa Dresden fast 6.000 Bürger mehr verzeichnen, in Leipzig<br />

waren es 3.000 und in Potsdam sowie Jena jeweils 2.000, um<br />

nur einige Beispiele zu nennen.<br />

Der neue Trend zur Stadt<br />

Laut einer Studie des Berlin-Instituts sind es vor allem die<br />

jungen Erwachsenen, die in den 70er Jahren mit ihren Eltern<br />

auf die „grüne Wiese“ zogen und heute die Vorteile des Stadtlebens<br />

für sich entdecken. Die Gründe dafür sind vielschichtig,<br />

wie dies die renommierte BAT-Stiftung für Zukunftsfragen<br />

berichtet: Mit einer Nennung von 71 Prozent fi nden die<br />

Bundesbürger demnach besonders Gefallen an „attraktiven<br />

erkannt und genutzt. Als andere das Risiko von Investitionen<br />

in den neuen Bundesländern noch scheuten, haben wir<br />

längst gehandelt. Die Grundlage unserer Investitionspolitik ist<br />

dabei eine ausgefeilte Portfoliostrategie. Durch An- und Verkäufe<br />

konzentrieren wir unseren Bestand nur auf Objekte und<br />

Immobilen-Segmente, die eine langfristig attraktive Rendite<br />

versprechen.<br />

Unsere erstklassigen Vor-Ort-Kontakte werden von unserer<br />

Ortskenntnis und unserer Marktstärke getragen. Bei der Flächen-<br />

und Stadtentwicklung sind die Mitarbeiter der TLG<br />

IMMOBILIEN oft wichtige Partner von Land, Städten und<br />

Gemeinden. Dies nicht nur als ausgewiesene Fachleute auf<br />

diesem Gebiet, sondern auch als Arbeitgeber: Nach der öffentlichen<br />

Hand sind wir einer der größten Auftraggeber im<br />

ostdeutschen Baubereich. Und, zugegeben: Wir sind stolz<br />

darauf, als „Investor der ersten Stunde“ nicht nur zum wirtschaftlichen<br />

Aufschwung der Region beigetragen, sondern<br />

auch viele ostdeutsche Städte mitgestaltet zu haben.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Wenn wir an Schopenhauers Musikmetapher anschließen,<br />

so ist es sicherlich kein Zufall, dass Ostdeutschland auch<br />

im Konzert der europäischen Wirtschaftsstandorte einen herausragenden<br />

Part spielt. Denn neben der exzellenten geografischen<br />

Lage zählt auch die Attraktivität der Städte zu den<br />

Entscheidungskriterien bei der Standortsuche. Nicht ohne<br />

Grund ist beispielsweise Dresden – laut Allensbach-Umfrage<br />

übrigens die deutsche Stadt, in der nach Meinung der Bevölkerung<br />

die Erhaltung der historischen Bausubstanz am<br />

besten gelungen ist – gleichzeitig auch einer der wichtigsten<br />

Wirtschaftsstandorte Deutschlands. Und sicherlich ist es<br />

auch kein Zufall, dass im Jahre 2007 mit Dresden (plus 6.000<br />

Bürger), Leipzig (plus 3.000) und in Potsdam (plus 2.000) ausgerechnet<br />

die ostdeutschen Städte am stärksten gewachsen<br />

sind, deren urbane Attraktivität am größten ist.<br />

Umgekehrt wird das Ruhrgebiet – jahrzehntelang einer der<br />

wichtigsten Wirtschaftsstandorte Deutschlands – laut einer<br />

Prognos-Studie bis zum Jahr 2050 rund ein Viertel seiner<br />

Bevölkerung verloren haben. Investitionen – so die Forscher<br />

- müssen in Zukunft dem Humankapital nachwandern. Insofern<br />

hat die Zukunft für die ostdeutschen Städte soeben erst<br />

begonnen.<br />

Von Dr. Volkmar von Obstfelder, Vorsitzender der Geschäftführung der TLG IMMOBILIEN GmbH, Berlin<br />

historischen Innenstädten“ und Zweidrittel schätzen „die kulturelle<br />

Vielfalt“ sowie „das abwechslungsreiche öffentliche<br />

Leben auf Straßen und Plätzen“. Und wie sollte eine Stadt<br />

idealerweise aussehen? Stadtparks (91Prozent), Naherholungsgebiete<br />

(87 Prozent sowie vielfältige Einkaufsmöglichkeiten<br />

(52 Prozent) stehen in der Gunst ganz oben. Wünsche<br />

und Vorstellungen, von denen etwa Potsdam heute schon<br />

profitiert: Experten sprechen hier bereits von absehbarem<br />

Wohnraummangel. Denn die Bevölkerungsprognosen sehen<br />

bis 2020 mehr als 10.000 neue Einwohner vor - ein Plus von<br />

rund 7 Prozent. Schon jetzt aber liegt der Wohnungsleerstand<br />

in der Stadt unter zwei Prozent. Der Grund: Zahlreiche Berliner<br />

zieht es wegen der reizvollen Landschaft und des hohen<br />

Freizeitwertes der Region aus der Hauptstadt hierher.<br />

Nicht ohne Grund hat sich die TLG IMMOBILIEN GmbH, die<br />

seit 1991 ausschließlich in den neuen Bundesländern tätig<br />

16 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


ist, daher sehr früh auf Berlin und sein Umland konzentriert. In<br />

Prognose-Analysen wurden zudem als weitere Wachstumsregionen<br />

die Städte an der Ostseeküste, der mitteldeutsche<br />

Kernraum im Dreieck Dresden, Chemnitz, Leipzig/Halle und<br />

die Region entlang der Autobahn A4 ermittelt. Heute gehört<br />

die TLG IMMOBILIEN in diesen Städten und Regionen zu den<br />

größten Investoren – und mit Investitionen von 280 Millionen<br />

Euro allein im vergangenen Jahr zu einem der größten in Ostdeutschland<br />

insgesamt.<br />

Dank ihrer Marktkenntnis hat die TLG IMMOBILIEN in den<br />

Schwerpunktregionen frühzeitig investiert und kann Ihren<br />

Kunden deshalb heute ein attraktives Portfolio mit derzeit<br />

rund 1.500 Immobilien in den Segmenten Büro, Einzelhandel,<br />

Gewerbe und Wohnen in besten Lagen der neuen Bundesländer<br />

bieten. Wobei „beste Lage“ in Bezug auf Wohnungen<br />

immer auch Arbeitsplätze in erreichbarer Nähe bedeutet.<br />

Nah an den Menschen<br />

Beispiel Thüringen: Der Freistaat punktet wirtschaftlich vor<br />

allem durch die Automobilindustrie mit ihren Zulieferbetrieben.<br />

Dieser Wirtschaftsbereich steigerte im vergangenen Jahr<br />

seine Erlöse um ein Viertel. Aber auch die Computer- und Telekommunikationstechnik,<br />

die Metall- und Stahlindustrie sowie<br />

Optik und Werkzeugbau gewinnen zunehmend an Bedeutung,<br />

die Arbeitslosigkeit sinkt und die Bevölkerung wächst.<br />

Damit steigt auch der Bedarf an Wohnraum in Thüringen, wie<br />

zum Beispiel im so genannten „Flensburger Block“ in Erfurt<br />

mit insgesamt 192 Wohnungen, den die TLG IMMOBILIEN im<br />

vergangenen Jahr kaufte und nun schrittweise modernisiert.<br />

Oder in Mecklenburg-Vorpommern, das als Standort von<br />

Wissenschaft und Forschung von sich reden macht. Hier<br />

wird unter anderem im Warnemünder Centrum für Luft- und<br />

Raumfahrt das europäische Satelliten-Navigationssystem<br />

Galileo weiterentwickelt. Auch das ein Bereich, der mit neuen<br />

Arbeitsplätzen verbunden ist. Dementsprechend bietet die<br />

TLG IMMOBILIEN in der Region hochwertige Wohnungen an<br />

– zum Beispiel in der Blücherstraße in Rostock, wo die Mieter<br />

zwischen Zwei- und Vierzimmerwohnungen mit Wohnflächen<br />

zwischen 42 und 119 m² wählen können – alle hochwertig mit<br />

Balkon oder Terrasse ausgestattet, die Wohnungen im Erdgeschoss<br />

wurden behindertengerecht ausgeführt.<br />

Individuelle Lösungen<br />

Doch die „neuen Städter“ verlangen neben Arbeitsplätzen<br />

auch nach neuen, individuellen Wohnformen, wie die Studie<br />

des BAT-Instituts eindrucksvoll belegt. Sie besagt, dass zukünftig<br />

eher Lebensstile und nicht nur Wohnhäuser gesucht<br />

werden. Wie so etwas in der Praxis aussehen kann, zeigt<br />

Strausberg im wald- und wasserreichen Gebiet östlich von<br />

Berlin. Hier ist die TLG IMMOBILIEN Eigentümerin der „Siedlung<br />

Strausberg am See“ und bietet von der Single-Wohnung<br />

mit zwei Zimmern bis zur geräumigen 4-Raum-Wohnung individuellen<br />

Komfort. Das Konzept ´Wohnraum nach Maß´ ist<br />

dabei einzigartig, so können die Mieter etwa nicht nur zwischen<br />

Parkett- und Teppichboden wählen. Es ist vielmehr<br />

sogar eine Grundrissanpassung möglich, wobei hier nicht alleine<br />

die Größe der Wohnung gemeint ist. Kein Wunder, dass<br />

die Wohnungen voll vermietet sind.<br />

Ein anderes Beispiel ist die Hauptstadt selbst: Unweit des<br />

Berliner Hauptbahnhofes, auf der Chausseestraße, entsteht<br />

rund um die künftige Zentrale des Bundesnachrichtendienstes<br />

(BND) derzeit ein völlig neues, attraktives Viertel mit<br />

Wohnungen, Hotels, Büros und Geschäften. Denn das viele<br />

Jahre lang fast vergessene Areal an der Grenze zu Wedding<br />

ist einzigartig: wegen der ruhigen Lage einerseits und der<br />

Nähe zum Zentrum andererseits. Die TLG IMMOBILIEN ent-<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 17


wickelt ein Grundstück gegenüber der künftigen BND-Zentrale<br />

und plant, vorhandene historische Gebäude zu sanieren<br />

und Neubauten hinzuzufügen. 70 Millionen Euro werden dort<br />

voraussichtlich investiert, unter anderem auch für die Bebauung<br />

einer Freifläche auf dem ehemaligen Industriegelände.<br />

Hier sollen bis 2010 Läden und Cafés entstehen.<br />

Einkaufserlebnisse schaffen<br />

Mit der neuen Urbanität erleben die Städte aber auch als<br />

„Marktplatz“ ihre Renaissance. Wie die Studie der BAT-Stiftung<br />

für Zukunftsfragen belegt, legen 86 Prozent der Deutschen<br />

Wert auf Fußgängerzonen in den Städten, dicht gefolgt<br />

vom Wunsch nach Einkaufspassagen mit 83 Prozent.<br />

Laut dem aktuellen Kempers-Ranking ist die Schildergasse<br />

in Köln mit derzeit 12.585 Passanten pro Stunde die am meisten<br />

frequentierte Einkaufsmeile der Republik, aber mit der<br />

Petersstraße in Leipzig hat sich auch eine ostdeutsche Einkaufsstraße<br />

in den „Top Ten“ etabliert und verwies mit 9.360<br />

Passanten pro Stunde selbst den Berliner Kurfürstendamm<br />

auf die Plätze. Um beim Beispiel Leipzig zu bleiben: Von März<br />

2005 bis <strong>Oktober</strong> 2007 sank die Arbeitslosenquote in Leipzig<br />

um fast 25 Prozent. Gleichzeitig stieg die Zentralitätsziffer als<br />

Maßstab der Kaufkraft um zehn auf nunmehr 110 Punkte.<br />

Wobei davon auszugehen ist, dass die ostdeutschen Einkaufsstraßen<br />

mittelfristig noch eine weitaus größere Rolle<br />

spielen werden. Denn mit sinkenden Arbeitslosenzahlen und<br />

steigender Kaufkraft in der Region gewinnen ostdeutsche<br />

Einzelhandelsimmobilien weiter an Attraktivität, was sich<br />

nicht zuletzt in Mietpreissteigerungen um bis zu 45 Prozent<br />

für kleinere Handelsflächen im Geschäftskern (bis 100 m²) in<br />

ostdeutschen Spitzenlagen niederschlägt.<br />

Folglich verlangt der Markt nach attraktiven Einzelhandelsimmobilien<br />

in bevorzugter Lage. Nur ein Beispiel ist das moderne<br />

„Center 19“ in Stralsund, in das die TLG IMMOBILIEN<br />

allein rund 4,2 Millionen Euro investierte. Das attraktive Gebäude<br />

in bester Innenstadtlage fand sofort solvente Mieter<br />

und erweist sich angesichts steigender Mietpreise als ausgesprochen<br />

renditesicher.<br />

Tourismus gewinnt an Bedeutung<br />

Wie das Beispiel Berlin zeigt, ist die deutlich verbesserte wirtschaftliche<br />

Lage in Ostdeutschland jedoch nicht die einzige<br />

Ursache für die zunehmende Beliebtheit der Einkaufsstraßen<br />

im Osten: Machten 1997 die Berliner Einzelhändler erst 15<br />

Prozent ihres Umsatzes mit Touristen, waren es 2007 bereits<br />

fast 25 Prozent. Tendenz: weiter steigend. In Spitzenlagen<br />

wie der Friedrichstraße werden bereits bis zu 50 Prozent des<br />

Umsatzes mit Touristen erzielt, und in den meisten Fällen<br />

handelt es sich um eine kaufkräftige Klientel. Da zahlreiche<br />

ostdeutsche Städte – wie etwa Dresden, Leipzig, Potsdam<br />

oder Erfurt – ebenfalls beliebte Tourismusziele sind, ist das<br />

Potenzial längst noch nicht erschöpft. Die TLG IMMOBILIEN<br />

trägt dem Rechnung, indem sie etwa in der Leipziger Innenstadt<br />

derzeit unter anderem einen Hotelneubau direkt gegenüber<br />

der Nikolaikirche realisiert – und selbstverständlich auch<br />

attraktive Einzelhandelsimmobilien in Spitzenlagen bietet.<br />

Verbrauchermärkte gefragt<br />

Mit den steigenden Bevölkerungszahlen in den ostdeutschen<br />

Städten geht aber auch eine verstärkte Nachfrage nach den<br />

Dingen des täglichen Lebens einher. So errichtete die TLG IM-<br />

MOBILIEN im vergangenen Jahr in allein Thüringen gleich vier<br />

neue Verbrauchermärkte - mit diesen vier Neubauten verwaltet<br />

beispielsweise die Niederlassung Süd der TLG IMMOBILIEN im<br />

Segment Einzelhandel nun 180.000 Quadratmeter Nutzfläche.<br />

Der demografische Wandel<br />

Den Berechnungen des Statistischen Bundesamtes zufolge<br />

wird die Einwohnerzahl Deutschlands von derzeit rund 82<br />

Millionen auf 77 Millionen Einwohner im Jahr 2030 sinken -<br />

seit Mitte der sechziger Jahre hat sich die Geburtenrate von<br />

1,4 Millionen (1964) auf 0,7 Millionen (2005) halbiert, womit<br />

Deutschland zu den Ländern mit der niedrigsten Geburtenrate<br />

der Welt zählt. Insgesamt bleibt heute jede dritte Frau<br />

kinderlos. Eine Entwicklung mit Folgen: Die Zahl der 60-Jährigen<br />

wird mit gut einer Million im Jahr 2050 doppelt so hoch<br />

sein wie die Zahl der Neugeborenen; 2005 gab es fast genauso<br />

viele Neugeborene wie 60-Jährige. Die Zahl der Kinder<br />

und Jugendlichen im Betreuungs- und Schulalter sinkt<br />

ebenso wie die der jungen Menschen im Ausbildungsalter.<br />

Dagegen wird sich die Zahl der 80-Jährigen und Älteren von<br />

heute nicht ganz 4 Millionen auf 10 Millionen im Jahr 2050<br />

nahezu verdreifachen.<br />

Wie eine Studie des Forschungsinstituts empirica zeigt, hat<br />

sich der deutsche Wohnungsmarkt entsprechend nachhaltig<br />

verändert: Die Nachfrager sind längst nicht mehr nur junge<br />

Familien, die eine neue Wohnung suchen. Jährlich wollen<br />

allein 800.000 Menschen über 50 umziehen, so das Ergebnis<br />

der Untersuchung. Und: Bereits heute machen die über<br />

50-Jährigen mehr als die Hälfte aller Haushalte aus – insbesondere<br />

in Ostdeutschland ist die Tendenz stark steigend.<br />

Wie eine aktuelle Studie des Leibniz-Instituts zeigt, sind aber<br />

nur wenige der Neubauten als barrierefrei oder altengerecht<br />

zu bezeichnen. Deutlich mehr Ältere wünschen sich einen<br />

Aufzug, als tatsächlich über einen solchen verfügen können.<br />

Häufig fehlen auch Rampen im Eingangsbereich, und in den<br />

Wohnungen stören Türschwellen. Als altengerecht stuften<br />

demnach auch nur 35 Prozent der Befragten ihre Wohnung<br />

ein. Unter dem Blickwinkel einer älter werdenden Bewohnerschaft<br />

ist die entsprechende Ausstattung der Gebäude<br />

bedeutsam für die zukünftige Nutzbarkeit der Wohnungen.<br />

Auch in diesem Bereich setzt die TLG IMMOBILIEN Akzente,<br />

so zum Beispiel in Rostock, wo das Unternehmen eine durchweg<br />

barrierefreie Wohnanlage im Patriotischen Weg realisierte<br />

– ein Resultat der starken<br />

Mieternachfrage.<br />

Neue Modelle für<br />

altersgerechtes Wohnen<br />

Wie die Studie des<br />

Leibniz-Instituts ebenfalls<br />

belegt, wollen ältere<br />

Menschen so lange wie<br />

möglich selbständig in<br />

den eigenen vier Wänden<br />

leben – diese An-<br />

18 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


sicht teilten nahezu alle in der Studie Befragten. Die Mehrheit<br />

wünscht sich jedoch nicht abgeschlossene Wohnparks für<br />

Senioren: Vielen Älteren ist an einem Wohnen in gemischten<br />

Gebieten gemeinsam mit jüngeren Generationen gelegen.<br />

Rund die Hälfte der Befragten hält eine Generationenmischung<br />

im Wohngebiet für wichtig oder sehr wichtig. Wohnen<br />

unter Gleichaltrigen wird nur von weniger als einem Fünftel der<br />

Befragten bevorzugt genannt. Eine Antwort auf diesen Trend<br />

werden laut BAT-Studie in Zukunft die Mehrgenerationen-<br />

Häuser sein – zwölf von einhundert Bundesbürgern äußern<br />

diesen Wunsch schon heute ganz konkret. Nach Prognose<br />

der Zukunftsforscher leben in wenigen Jahren mehrere Generationen<br />

unter einem Dach, aber jeder für sich. Auch hierauf<br />

hat die TLG IMMOBILIEN früh und innovativ reagiert. Unter<br />

unserer Ägide entstand in der Rostocker Innenstadt das<br />

bundesweit beachtete „Mehrgenerationenhaus“: Neben einer<br />

Tagesstätte für rund 100 Kinder befinden sich hierin auch ein<br />

Dutzend seniorengerechte Wohnungen und ein Pflegeheim<br />

mit 75 Plätzen. Diese pfiffige Idee traf ganz offensichtlich ins<br />

Schwarze, denn bereits zwei Wochen nach der Eröffnung des<br />

Hauses war es komplett vermietet.<br />

Gleiches gilt für das TLG-Projekt Seebadzentrum in der Hansestadt<br />

Wismar, das aus seniorengerechten Wohnungen,<br />

einer Pflegeeinrichtung und verschiedenen Geschäften<br />

besteht. Hier waren alle 20 Einheiten sogar weit vor Fertigstellung<br />

schon vermietet. Die Wohnungen sind deshalb so<br />

gefragt, weil sie so lange wie möglich ein Leben mitten im<br />

Zentrum erlauben.<br />

Dass die TLG IMMOBILIEN diese Projekte bevorzugt in Mecklenburg-Vorpommern<br />

realisiert, hat einen konkreten Grund:<br />

Wie sich bereits jetzt abzeichnet, erfreut sich die Ostseeküste<br />

bei Senioren besonderer Beliebtheit. Zwischen 1995 und<br />

2005 verlegten über 41.000 Rentner ihren Wohnsitz nach<br />

Mecklenburg-Vorpommern. Bad Doberan, der Nachbarkreis<br />

der Hansestadt Rostock, erzielte so beispielsweise mit 26,3<br />

Prozent den höchsten Bevölkerungszuwachs Deutschlands.<br />

Auf die Zukunft vorbereitet<br />

Ein ähnliches Projekt wie die Mehrgenerationenhäuser ist der<br />

„Wohnpark Waldschänke“ in Stahnsdorf im nachgefragten<br />

Südwesten der Hauptstadt. Hier besticht ebenfalls das generationsübergreifende<br />

Konzept der TLG IMMOBILIEN - neben<br />

der parkähnliche Anlage des Ensembles sowie der unmittelbaren<br />

Nähe zum idyllischen Teltowkanal. So umfasst die<br />

Siedlung neben sieben Mehrfamilienhäusern mit insgesamt<br />

83 Wohnungen auch ein Pflegezentrum mit 60 Betten sowie<br />

Läden und Arztpraxen.<br />

Vor dem Hintergrund des demographischen Wandels und der<br />

steigenden Lebenserwartung der Bevölkerung gewinnt auch<br />

die medizinische Versorgung noch weiter an Bedeutung. So<br />

erwarb die TLG IMMOBILIEN im Juli dieses Jahres in Berlin<br />

zwei Facharztzentren. Das Facharztzentrum in der Damerowstraße<br />

in Berlin-Pankow ist voll vermietet und beherbergt<br />

auf 1.557 m² Mietfläche nicht nur Ärzte verschiedener Fachrichtungen,<br />

sondern auch ergänzende Dienstleistungen. Das<br />

Facharztzentrum in der Myslowitzer Straße in Kauldorf, Bezirk<br />

Marzahn-Hellersdorf, verfügt über 22 Gewerbeeinheiten mit<br />

einer Mietfläche von 2.466 m² und ist bis auf drei Einheiten<br />

vermietet. Zusammen mit den beiden Eigenentwicklungen der<br />

Reihe „com@care“ in Marzahn und Treptow verfügt die TLG<br />

IMMOBILIEN in Berlin damit bereits über vier Ärztehäuser.<br />

Fazit und Ausblick<br />

Die TLG IMMOBILIEN versteht sich als Portfolio-Optimierer.<br />

Durch An- und Verkäufe sowie gezielte Entwicklung eigener<br />

Immobilienbestände geht es um den Aufbau eines nachhaltig<br />

rentierlichen und nach Risikogesichtspunkten ausgewogenen<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 19


Portfolios. Ergebnis dieser Strategie ist, dass heute 75 Prozent<br />

des langfristigen Anlagevermögens der TLG IMMOBILI-<br />

EN in den beschriebenen Wachstumsstädten und -regionen<br />

liegen. Auch in Zukunft will das Unternehmen hier jährlich<br />

zwischen 180 und 200 Millionen Euro investieren. Denn die<br />

Perspektiven sind und bleiben hier vielversprechend.<br />

Der Schlüssel zum Erfolg lag für Immobilien-Unternehmen<br />

in Ostdeutschland also in der frühzeitigen Fokussierung auf<br />

Wachstumsstädte und -regionen. Doch mittlerweile reicht<br />

Neue Chancen für den Stadtumbau<br />

Ob interkommunaler Stadtumbau zur Stärkung einer Region,<br />

EU-geförderte Regionalentwicklung, innovatives Pilotprojekt<br />

zur Bürgerbeteiligung mittels 3D-Visualisierungen<br />

oder senioren- und behindertengerechter Stadtumbau:<br />

Innovationsbereite Kommunen orientieren sich frühzeitig<br />

an entstehenden und künftigen Bedürfnissen, um ihre<br />

Attraktivität als Standort für Bevölkerung und Wirtschaft<br />

zu wahren. Der demografische und wirtschaftsstrukturelle<br />

Wandel kann auf diese Weise zu einer positiven Entwicklung<br />

werden. Bei dieser komplexen Aufgabe nutzen<br />

Kommunen verstärkt das umfangreiche Know-how externer<br />

Berater, die sich mit gesetzlichen Vorgaben, dem<br />

Fördergeld-Management oder auch den Besonderheiten<br />

europäischer Förderprogramme bestens auskennen.<br />

Wie erfolgreich eine solche Zusammenarbeit sein kann,<br />

veranschaulichen verschiedene Projekte in Hessen und<br />

Nordrhein-Westfalen, die mit effektiver Unterstützung der<br />

NH ProjektStadt, einer Marke der Unternehmensgruppe<br />

Nassauische Heimstätte/Wohnstadt, realisiert werden.<br />

Interkommunaler Stadtumbau:<br />

Mehr Power im Rheingau<br />

Lorch, Rüdesheim, Geisenheim, Oestrich-Winkel, Kiedrich,<br />

Eltville und Walluf haben in den nächsten Jahren gemeinsam<br />

viel vor: Sie möchten über den eigenen Kirchturm und über<br />

Parteigrenzen hinweg zusammenwachsen und im Verbund<br />

neue Potentiale erschließen. Ihr langfristiges gemeinsames<br />

Ziel: Stärkung der Region und damit Neupositionierung im<br />

bundesweiten und europäischen Wettbewerb!<br />

Die Kommunen wurden bereits 2006 in das Förderprogramm<br />

„Stadtumbau in Hessen“ aufgenommen. Das Programm ist<br />

die Antwort auf den demographischen und wirtschaftlichen<br />

Wandel. Es fördert besonders interkommunale Kooperationen,<br />

von denen der Rheingau mit sieben Städten und Gemeinden<br />

die zweitgrößte in Hessen bildet. Das Land geht<br />

es nicht mehr aus, sich allein auf Wirtschaftsdaten zu konzentrieren.<br />

Sondern es gilt, den demografischen Wandel und<br />

veränderten Präferenzen der Menschen Rechnung zu tragen,<br />

um für die Zukunft gerüstet zu sein. Gegenwärtig erlebt der<br />

Wohnimmobilienmarkt in diesem Sinne einen nachhaltigen<br />

Umbruch. Allen Prognosen zufolge wird die „Landflucht“ weiter<br />

anhalten, während die Innenstädte und die „Speckgürtel“<br />

um die Wirtschaftszentren herum weiter an Bedeutung steigen.<br />

davon aus, dass die Umsetzung der Projekte in Zukunft vermehrt<br />

durch einen Verbund der öffentlichen Hände mit der<br />

Privatwirtschaft erfolgt. Mit dem Stadtumbau soll eine entsprechende<br />

Anschubfinanzierung geleistet werden. Mit zunehmender<br />

Reife des Projekts wird von einer steigenden Förderung<br />

ausgegangen. Der „Fahrplan“ sieht zwei Abschnitte<br />

vor: Die Erarbeitung des Städtebaulichen Entwicklungskonzepts<br />

(SEK). Als „Eintrittskarte“ liefert es die konzeptionelle<br />

Grundlage und grenzt einzelne Stadtumbaugebiete ab. Und:<br />

Die Durchführung und Förderung von Maßnahmen in diesen<br />

Gebieten – wie bspw. Ordnungs- (Rückbau, Erschließung,<br />

Bodenordnung u. ä.) und Baumaßnahmen.<br />

Die Areale in den sieben Kommunen stehen bereits fest.<br />

Vorrang haben jene Projekte, die für den Rheingau als zusammengehörige<br />

Region von übergeordneter Bedeutung<br />

sind. Wirtschaftlich schwächere Kommunen werden nicht<br />

automatisch bevorzugt. Vielmehr gilt es, dem Verlust von<br />

Arbeitsplätzen und der damit einhergehenden Abwanderung<br />

der Bevölkerung aktiv zu begegnen. Die Schwerpunkte der<br />

Stadtumbaugebiete der sieben Kommunen liegen in der Revitalisierung<br />

von Gewerbebranchen sowie der Aufwertung<br />

und Stärkung innerörtlicher Gebiete. Einzelhandel und Tourismus<br />

spielt eine ganz besondere Rolle.<br />

Diesen vielfältigen Aufgaben müssen sich die Kommunen jedoch<br />

nicht alleine stellen: In einer öffentlichen Ausschreibung<br />

setzte sich die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

2007 mit ihrer Marke NH ProjektStadt als Träger<br />

für den inter-kommunalen Stadtumbau im Rheingau durch. In<br />

Zusammenarbeit mit der Wiesbadener Planergruppe HTWW<br />

und unter aktiver Beteiligung der Kommunen entwickelt und<br />

gestaltet nun die NH Projektstadt die Region Rheingau städtebaulich<br />

neu. Mit dieser Aufgabe avanciert sie zum größten<br />

Dienstleister innerhalb des Städtebauförderprogramms in<br />

Hessen.<br />

Lorch: Stadtumbaugebiet Kolpinghaus (Erhalt des Kolpinghauses für Vereine u. ä., Nachnutzung des Hauptschulgebäudes),<br />

Stadtumbaugebiet Hilchenhaus (Erhalt des Hilchenhauses), Stadtumbaugebiete<br />

ehemalige Bundeswehr-Standorte (Nachnutzung)<br />

Rüdesheim: Stadtumbaugebiet Asbach-Gelände (touristische Nachnutzung), Stadtumbaugebiet Rheinhallen-<br />

Komplex (Nachnutzung)<br />

Geisenheim: Stadtumbaugebiet Gewerbegebiet Geisenheim (Gewerbliche Nachnutzung)<br />

Oestrich-Winkel: Stadtumbaugebiet Kerbeplatz Winkel (Einzelhandel), Stadtumbaugebiet Wachendorff-Gelände<br />

(Nachnutzung), Stadtumbaugebiet Alt Mittelheim (Aufwertung des öffentlichen Umfelds, Bahnhof)<br />

Kiedrich: Stadtumbaugebiet Bangert (Neue Heimat/Sonnenlandstraße – Ziel: Einzelhandel)<br />

Eltville: Stadtumbaugebiet Rheingauhalle (Hotel), Stadtumbaugebiet Effert (gewerbliche Nachnutzung),<br />

Stadtumbaugebiet Kiedricher Straße/Erbacher Straße (Nachnutzung Gewerbe/Wohnen)<br />

Walluf: Stadtumbaugebiet Niederwalluf/Rheinufer (Aufwertung Rheinufer, Parkraum-Versorgung)<br />

20 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Gemeinsam stark: Neue Akzente am Main<br />

Nur ca. 25 Kilometer entfernt bietet sich ein ähnliches Szenario:<br />

Auch die Kommunen Rüsselsheim, Raunheim und<br />

Kelsterbach nutzen die Chance der interkommunalen Zusammenarbeit,<br />

um eine vielversprechende Zukunft für Ihre<br />

Region in die Wege zu leiten. Schon 2006 wurden die drei<br />

Partner als Arbeitsgemeinschaft in das Städtebauförderungsprogramm<br />

„Stadtumbau in Hessen” aufgenommen. Seit November<br />

2007 erarbeitet die NH ProjektStadt in ihrem Auftrag<br />

ein interkommunales Stadtumbaukonzept für alle drei Städte,<br />

zwei kommunale Integrierte Stadtumbaukonzepte für Raunheim<br />

und Kelsterbach sowie Ergänzungen zum Kommunalen<br />

Konzept Rüsselsheim 2020. Außerdem wurde das Unternehmen<br />

mit dem Stadtumbau-Management beauftragt.<br />

Der geplante interkommunale Stadtumbau soll die drei Kommunen<br />

für Wirtschaft und Bevölkerung attraktiver gestalten<br />

und generell als Standort stärken. Gemarkungsübergreifend<br />

sollen Probleme des wirtschaftlichen, demographischen und<br />

gesellschaftlichen Strukturwandels gelöst werden. Die Themenvielfalt<br />

fordert das gesamte Leistungsspektrum moderner<br />

Stadtentwicklung: Wirtschaftsförderung, Stadtplanung, aktive<br />

Integration von Personen mit Migrationshintergrund. Ökologie<br />

und Soziales haben hierbei den gleichen Stellenwert. Die drei<br />

Kommunen profitieren besonders von der fachübergreifenden<br />

Querschnittskompetenz der NH ProjektStadt. Eine achtköpfi<br />

ge Arbeitsgruppe aus Architekten, Stadt- und Raumplanern,<br />

Immobilien-Fachwirten, Verwaltungsfachleuten und Öffentlichkeitsarbeitern<br />

wird das Projekt entwickeln und managen.<br />

Die Ermittlung der Grundlagen und die Analyse der Teilbereiche<br />

sind bereits abgeschlossen. Zudem erfolgte an allen<br />

drei Standorten eine lösungsorientierte Beteiligung von Experten<br />

aus Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Gesellschaft<br />

in Form von Themen-Workshops. Auch die Bürger werden<br />

umfassend eingebunden. Ein vor-läufiger Konzeptentwurf<br />

wird im Frühjahr dieses Jahres zur Verabschiedung vorgelegt.<br />

Seine Bestandteile: verschiedene Szenarien, die Definition<br />

von interkommunalen und kommunalen Leitbildern sowie<br />

die Festlegung von Stadtumbaugebieten und ausgewählten<br />

Initial-Projekten. Die fertigen Konzepte mit allen Maßnahmen<br />

werden noch im Herbst <strong>2008</strong> auf politischer Ebene zur Verabschiedung<br />

präsentiert.<br />

Die drei Städte am Main haben ihre Gemeinsamkeiten erkannt.<br />

Dazu zählen die Lage am Fluss, die innerörtliche Zerschneidung<br />

durch die Bahnlinie, die Zusammensetzung der<br />

Bevölkerungsstruktur. Erschwerend kommen städtebauliche<br />

Auswirkungen des industriellen Umbruchs hinzu - beste Beispiele:<br />

Opel, Caltex, Enka. Diese Industrie-brachen müssen<br />

im Rahmen der Gewerbe-Entwicklung einer neuen Nutzung<br />

zugeführt werden. Die Voraussetzungen für eine Kooperation<br />

sind gut: Die Kommunen zeichnen sich aus durch einen klaren<br />

politischen Willen zur freiwilligen Zusammenarbeit, eine solide<br />

Vertrauensbasis und einen fairen Interessensausgleich.<br />

Besondere Bedeutung für den interkommunalen Stadtumbau<br />

hat der Main als verbindendes Sinnbild der Zusammenarbeit.<br />

Daher soll – als Initial-Projekt – das Flussufer imageorientiert<br />

als städtischer Erlebnisraum mit hoher Lebensqualität und<br />

Freizeitwert besser angebunden werden. Hier spielt der Lückenschluss<br />

des Mainufer-Radwegs, der bis nach Bayern<br />

führt, eine herausragende Rolle. Mehrere Brücken – u. a. am<br />

Raunheimer Ölhafen – werden die Verbindung entlang des<br />

Stroms sicherstellen.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 21


Mit im Programm: Revitalisierung von Brachflächen.<br />

Weitere Schwerpunkte, die der interkommunale Stadtumbau<br />

im Visier hat, sind (Wieder-)Belebung und Stärkung der<br />

Innenstädte, der Umgang mit dem chancenreichen Thema<br />

Flughafennähe sowie die Entwicklung der zentrumsnahen<br />

Wohnbereiche.<br />

Lahn-Dill-Bergland wird zum „LEADER“<br />

Eine Änderung von demografischen, wirtschaftlichen – und<br />

damit auch gesellschaftlichen – Gegebenheiten und Strukturen<br />

wirkt sich insbesondere auf kleinere Städte, Gemeinden<br />

und Landkreise massiv aus. Und dies nicht nur in Deutschland.<br />

Die Europäische Union hat die Problematik erkannt<br />

und verschiedene Förderprogramme initiiert, um betroffene<br />

Kommunen in ihrer Region zu unterstützen. Zu diesen Tools<br />

gehört der ‚Europäische Landwirtschaftsfonds für die Entwicklung<br />

des ländlichen Raums’ (ELER). Das Programm wurde<br />

durch eine Verordnung des Rates der Europäischen Union<br />

vom 20. September 2005 gegründet und nahm im Jahr 2007<br />

seine Arbeit auf. Folgende Ziele werden dabei angestrebt:<br />

Verbesserung der Umwelt und der Landschaft, Steigerung<br />

der Wettbewerbsfähigkeit von Land- und Forstwirtschaft sowie<br />

Steigerung der Lebensqualität im ländlichen Raum und<br />

Diversifizierung der Wirtschaft.<br />

Die Kommunen haben diese EU-Förderprogramme für sich<br />

entdeckt und nehmen das Angebot gerne an: So hat beispielsweise<br />

das Interesse an LEADER (Liaison entre actions<br />

de développement de l’économie rurale), einer Förderstrategie<br />

der Europäischen Union für den ländlichen Raum, in Hessen<br />

deutlich zugenommen. Das Areal Lahn-Dill-Bergland ist<br />

eine von insgesamt 20 Regionen, die ein regionales Entwicklungskonzept<br />

erarbeitet haben und als LEADER-Förderregion<br />

in der neuen EU-Förderperiode ELER von 2007 bis 2013 anerkannt<br />

sind.<br />

Acht Kommunen des Landkreises Marburg Biedenkopf (Angelburg,<br />

Bad Endbach, Biedenkopf, Breidenbach, Dautphetal,<br />

Gladenbach, Lohra, Steffenberg) und elf Kommunen<br />

des Lahn-Dill-Kreises (Bischoffen, Dietzhölztal, Dillenburg,<br />

Ehringshausen, Eschenburg, Haiger, Herborn, Hohenahr,<br />

Mittenaar, Siegbach, Sinn) bilden Kreisgrenzen übergreifend<br />

die Region Lahn-Dill-Bergland. Traditionell verfügt das Gebiet<br />

über enge Verflechtungen und versteht sich auch als naturnahe<br />

Tourismusregion. Vor diesem Hintergrund setzen alle<br />

Beteiligten insbesondere auf den Naturpark, die bestehende<br />

Infrastruktur sowie den Ausbau und die Erweiterung der zertifizierten<br />

Wanderwege. Darüber hinaus soll in Verbindung mit<br />

dem geplanten Geopark Westerwald-Lahn-Taunus eine Vielzahl<br />

von neuen Projekten entstehen. Weiterer Schwerpunkt<br />

ist die Förderung eines breiten Umweltbewusstseins. Neben<br />

den bisherigen Themen Landwirtschaft und Tourismus rückt<br />

das Lahn-Dill-Bergland so auch als nachhaltige Wirtschafts-,<br />

Energie- und Kulturregion in den Fokus.<br />

Herrenwald ist ein kleineres Areal und konnte bisher auf keine<br />

Vorarbeit in der Regionalentwicklung zurückgreifen. Von<br />

daher sind gerade für diesen Landstrich das Konzept sowie<br />

dessen Aufnahme in das ELER-Programm besonders zu begrüßen.<br />

Als natürliches Bindeglied der beiden Gemeinden<br />

Neustadt und Stadtallendorf stand Herrenwald mit seinem<br />

Namen Pate für das neue Projekt. Damit wird eines der ehrgeizigen<br />

Ziele des erarbeiteten Konzeptes unterstrichen: das<br />

Hervorheben der eigenen regionalen Identität.<br />

Die NH ProjektStadt hat die Fortschreibung des Regionalentwicklungskonzeptes<br />

Lahn-Dill-Bergland sowie das regionale<br />

Entwicklungskonzept Herrenwald erfolgreich erarbeitet.<br />

Seit Frühjahr 2007 ist sie im regionalen Entwicklungskonzept<br />

Lahn-Dill-Bergland verantwortlich tätig. Potenziale und<br />

Chancen für die Regionalentwicklung sieht Klaus Schotte,<br />

verantwortlicher Projektleiter der NH ProjektStadt, vor allem<br />

in der Vernetzung unterschiedlicher Bereiche wie Tourismus,<br />

Landwirtschaft, Wirtschaft, Ausbildung und Energieerzeugung.<br />

Positive Auswirkungen sind insbesondere durch die<br />

Verknüpfung mit dem Programm „Stadtumbau in Hessen“<br />

zu erwarten, von der die Kommunen im Landkreis Marburg-<br />

Biedenkopf partizipieren. „Durch die enge Verflechtung und<br />

Bündelung der Ressourcen werden wertvolle Synergieeffekte<br />

ausgeschöpft“, so Schotte. Besondere Bedeutung komme<br />

dabei der weiteren Verzahnung der jeweiligen Managementstrukturen<br />

zu. Diese soll Garant sein für die erfolgreiche Umsetzung,<br />

Kommunikation und Vernetzung aller Interessen.<br />

3 D macht’s möglich:<br />

Die Neue Dimensionen der Bürgerbeteiligung<br />

Kommunen können nicht nur über die eigenen Gemeindeoder<br />

Stadtgrenzen hinweg neue Wege beschreiten und ihre<br />

Nachbarn in die Planung einbinden. Auch kommunalintern<br />

bietet es sich an, Stadtumbau zeitgemäßer – und daher effektiver<br />

– zu gestalten. Dies gilt insbesondere für die Bürgerbeteiligung.<br />

Schließlich ist eine solide Zukunftsplanung nur<br />

möglich, wenn die Wünsche der wichtigsten Beteiligten möglichst<br />

detailliert und umfassend bekannt sind.<br />

Über 100 Städte in Hessen profitieren aktuell von den Fördermittelprogrammen<br />

‚Soziale Stadt’ und ‚Stadtumbau in<br />

Hessen’. Rege Bürgerbeteiligung ist bei allen Maßnahmen<br />

die Voraussetzung, um überhaupt Fördermittel zu erhalten.<br />

Moderne Stadtplanung sieht sich daher dem öffentlichen Diskurs<br />

verpflichtet.<br />

Doch bisherige Formen der Bürgerbeteiligung – wie zeitintensive<br />

Workshops oder öffentliche Foren – reichen längst nicht<br />

mehr aus, um diesem Anspruch gerecht zu werden. Eine<br />

sinnvolle Ergänzung stellen Online-Aktivitäten dar: Virtuell<br />

call for ideas – kurz V.I.C.I. – ist ein hessisches Pilot-Projekt,<br />

das zum Thema „Bürgerbeteiligung bei Stadtentwicklungsmaßnahmen“<br />

neue Maßstäbe setzt. Es wurde von der NH<br />

ProjektStadt in Kooperation mit dem Darmstädter Unternehmen<br />

Invirt GmbH entwickelt. Das Ungewöhnliche: Dank eines<br />

innovativen Computerprogramms mit 3D-Visualisierung können<br />

sich Bürger vom heimischen Schreibtisch aus an den Planungen<br />

in ihrem Stadtviertel beteiligen. Das Programm reduziert<br />

Komplexität und trägt dem zunehmenden Zeitmangel in<br />

einer hektischen Arbeitswelt Rechnung. Investoren ermöglicht<br />

es, Architektur weniger abstrakt erscheinen zu lassen und<br />

Ideen anschaulich zu präsentieren. Die zeitgemäße Ansprache<br />

animiert eine möglichst breite Bevölkerungsschicht zur<br />

Mitarbeit und berücksichtigt auch Ansprüche der jüngeren<br />

Generation. Gleichzeitig ermöglicht die in Hessen erstmals<br />

eingesetzte Methode sowohl eine Erfolgskontrolle und Evaluation<br />

der Projekte wie auch zeitnahe Entwicklungsprognosen.<br />

22 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 23


Partner der ungewöhnlichen Maßnahme und damit Vorreiter<br />

in Sachen „interaktiver Stadtplanung“ sind derzeit die Städte<br />

Hanau und Neu-Isenburg.<br />

Hanau steht derzeit im Fokus internationaler Investoren.<br />

Die Stadt hat sich für die Realisierung wesentlicher Innenstadtprojekte<br />

im Rahmen eines `Wettbewerblichen Dialogs´<br />

entschieden. Dessen Ziel ist eine nachhaltige Entwicklung<br />

der City – im Rahmen eines innovativen Vergabeverfahrens,<br />

das Planungsprozess und Realisierung zusammenbringt. Als<br />

Grundlage hierfür wurden für den Standort Stadtentwicklungsziele<br />

räumlich und inhaltlich definiert, anschließend im<br />

Rahmen einer Ausschreibung für die Wettbewerbsteilnehmer<br />

abgebildet. Neben der Gestaltung von Einzelhandelsflächen<br />

ist es deren Aufgabe, architektonisch ansprechende und kreative<br />

Lösungen für innenstadtrelevante Fragestellungen zu<br />

entwickeln. Zur Visualisierung dieser Entwicklungsansätze<br />

wird dann V.I.C.I. eingesetzt.<br />

„Die 3 D-Darstellung städtischer Entwicklungszonen bietet<br />

Investoren die Möglichkeit, fl exibel virtuell vor Ort zu sein, Lösungsansätze<br />

zunächst zu planen und sie im Anschluss daran<br />

anschaulich öffentlich zu präsentieren.“, so Oberbürgermeister<br />

Claus Kaminsky. Der Magistrat hat sieben Investoren<br />

als Teilnehmer am wettbewerblichen Dialog zur Entwicklung<br />

der Hanauer Innenstadt benannt. Kaminsky: „Ich bin zutiefst<br />

beeindruckt von der Intensität, mit der sich die Investoren mit<br />

Hanau beschäftigt und die Ausschreibung umgesetzt haben.<br />

Alle teilnehmenden Investoren spielen in Sachen Reputation<br />

und Finanzausstattung national oder international in der ersten<br />

Liga.“<br />

Mit den Herausforderungen bürgernaher Stadtentwicklung<br />

und Stadtplanung setzt sich auch die Stadt Neu-Isenburg<br />

schon immer in besonderer Art und Weise auseinander. Im<br />

Stadtteil Westend leben etwa 3.000 Menschen - davon fast<br />

ein Viertel mit Migrationshintergrund. In den rund 1.900 Wohnungen<br />

wohnen deutlich weniger Personen über 65 Jahre wie<br />

in vergleichbaren anderen Stadtgebieten. Zahlreiche kinderreiche<br />

Familien und ein höherer Anteil an Bewohnern unter 30<br />

Jahren prägen das Quartier. Seit 1. <strong>Oktober</strong> 2007 ist auch ein<br />

dreiköpfiges Team der Unternehmensgruppe Nassauische<br />

Heimstätte / Wohnstadt vor Ort. Ihr Stadtteilbüro soll primär<br />

Anlaufpunkt für Fragen und Anregungen sein, aber auch Versammlungsort<br />

für Bewohnergruppen, Vereine und Bürgerinitiativen.<br />

Die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte / Wohnstadt<br />

mit ihrer Marke NH ProjektStadt ist ständiger Begleiter<br />

der Veränderungen im Westend. Die Leiterin des Fachbereichs<br />

Integrierte Stadt- und Gewerbeflächenentwicklung,<br />

Marion Schmitz-Stadtfeld, erläutert: „Im Auftrag der Stadt<br />

haben wir ein integriertes Handlungskonzept erarbeitet, das<br />

in den nächsten Jahren schrittweise verwirklicht werden soll.<br />

Ebenso haben wir im <strong>Oktober</strong> 2007 das Projekt- und Quartiersmanagement<br />

übernommen.“ Erklärtes Ziel: Möglichst<br />

viele Bürger sollen sich am Wandel ihres Wohngebiets beteiligen.<br />

Gemeinsam mit Rolf Kruse, Geschäftsführer des<br />

Darmstädter Unternehmens Invirt GmbH, hat die NH Projekt-<br />

Stadt ein spezielles Computerprogramm mit dem dreidimensionalen<br />

Modell des Westends entwickelt. Junge Bewohner<br />

des Viertels wurden aktiv mit einbezogen: Im Rahmen einer<br />

Zusammenarbeit mit dem städtischen Infocafé halfen sie<br />

beim Programmieren der insgesamt 280 Baukörper. „So wird<br />

Stadtplanung für alle Beteiligten spannend! Die Bürger können<br />

als User entscheiden, wo zusätzliche Büsche und Bäume<br />

angepflanzt, eine Tischtennisplatte aufgestellt oder eine Straßenlaterne<br />

installiert werden sollte“, formuliert Silke Dillenber-<br />

Ein wichtiger Bestandteil der Stadtplanung: das Bahnhofsareal.<br />

ger, Projektleiterin für das Gebiet und Mitarbeiterin der NH<br />

ProjektStadt. Darüber hinaus können öffentliche Gebäude<br />

virtuell „begangen“ werden. Komplexe städtebauliche Umgestaltungen<br />

– wie zum Beispiel die eines Bahnhofsvorplatzes<br />

oder einer Parkanlage – werden so erfahrbar. Die fertige Planung<br />

wird dokumentiert und über eine Homepage direkt an<br />

das Projektmanagement gesendet. Am Ende eines Beteiligungszeitraums<br />

können so die Gestaltungswünsche effektiv<br />

ausgewertet werden. Wer keinen eigenen Computer besitzt,<br />

kann seine Gestaltungsvorschläge im Stadtteilbüro der NH<br />

ProjektStadt in einen PC eingeben oder an öffentlichen Workshops<br />

im Stadtteilbüro teilnehmen.<br />

Barrierefrei – ein Wettbewerbsvorteil<br />

Tatkräftige Städte und Gemeinden nutzen nicht nur die Möglichkeiten<br />

der virtuellen Gestaltung, um auf die Wünsche ihrer<br />

Bürger einzugehen. Sie berücksichtigen ebenso die Bedürfnisse<br />

älterer und behinderter Menschen. Diese Gruppe<br />

wächst – aufgrund des fortschreitenden demografischen<br />

Wandels - stetig: Ihr Anteil macht bereits heute einen großen<br />

Teil der Gesamtbevölkerung aus. Aufgrund der sich ändernden<br />

Alterspyramide wird sich ihre Zahl in den nächsten<br />

Jahrzehnten noch drastisch erhöhen. Daher ist es sinnvoll,<br />

auf die Anliegen dieser Personengruppe bereits heute einzugehen<br />

und diese in anstehenden Stadtumbau-Projekten zu<br />

integrieren.<br />

Immenhausen nahm diese Herausforderung frühzeitig als<br />

Chance wahr. Die spezifischen Belange älterer und behinderter<br />

Bürger hat die Kommune schon jetzt stadtplanerisch<br />

berücksichtigt. NH ProjektStadt gestaltete in einem beispielhaften<br />

Projekt die gesamte historische Innenstadt - inklusive<br />

bestehender Einrichtungen für den öffentlichen Verkehr - behindertengerecht<br />

um. Hierdurch sind die infrastrukturelle Versorgung<br />

älterer und behinderter Menschen sowie deren Teilnahme<br />

am öffentlichen Leben auf lange Sicht gewährleistet.<br />

Elmar Meier, Abteilungsleiter Städtebau Nord der NH Projekt-<br />

Stadt, bringt den ideellen Ansatz des Konzeptes auf den Punkt:<br />

”Barrierefreiheit verstehen wir als wichtigen Meilenstein zur<br />

gesellschaftlichen<br />

Gleichberechtigung<br />

von behinderten und<br />

geschwächten Menschen.”<br />

Aber nicht nur nach<br />

ethischen sondern<br />

auch nach wirtschaftlichenMaßstäben<br />

kann das<br />

Projekt Pluspunkte<br />

verbuchen. Die Se-<br />

Unterschiedliche Flächenstrukturen<br />

erleichtern sehbehinderten Menschen<br />

die Orientierung.<br />

24 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


nioren selbst – aber auch Investoren für seniorengerechtes<br />

Wohnen, Klinken oder Reha-Einrichtungen – bevorzugen<br />

Standorte, die dieser Klientel optimale Lebensbedingungen<br />

bieten. Eine barrierefreie Infrastruktur steht hier mit an erster<br />

Stelle. So profitieren von den Maßnahmen nicht nur die betroffenen<br />

Menschen, sondern durch zusätzlich Gewerbesteuer-<br />

Einnahmen und verstärkte Kaufkraft die gesamte Kommune.<br />

Vor zwanzig Jahren sah Immenhausen noch eher trist aus:<br />

Stark sanierungsbedürftig Häuser und leer stehende Gebäudekomplexe<br />

kennzeichneten das gesamte Stadtbild. Zudem<br />

beeinträchtigten hohe Verkehrsbelastungen die Wohn- und<br />

Lebensqualität in der Altstadt. Heute erscheint der nordhessische<br />

Ort in einem deutlich veränderten Licht: eine attraktive,<br />

lebendige Kleinstadt mit verkehrsberuhigtem historischen<br />

Stadtkern. Eine Teilumgehungsstraße entlastet nicht nur Anwohner<br />

und Besucher, sondern ebenso die Bausubstanz der<br />

alten Fachwerkhäuser. Letztere wurden stimmig saniert und<br />

schaffen ein reizvolles Ambiente Darüber hinaus bilden sie<br />

eine harmonische Einheit mit dem Rathausvorplatz. Die neu<br />

gestaltete Stadtmitte lädt jetzt zum beschaulichen Bummeln<br />

und Verweilen ein. Immenhausen präsentiert sich in seinem<br />

städte-baulichen und wirtschaftlichen Gefüge gestärkt: ein<br />

gelungenes Beispiel für eine Renaissance der Stadtkerne -<br />

ganz im Sinne der EU ”Leipzig-Charta”.<br />

Seit 1985 ist die Unternehmensgruppe Nassauische Heimstätte/Wohnstadt<br />

als Sanierungsträger und Projektentwickler<br />

für die Kommune tätig. Die gesamte Ausführung erstreckte<br />

sich von 2002 bis 2004. Schwerpunkt des 0,8 Hektar großen<br />

Stadterneuerungsprozesses war die Belebung und die Aufwertung<br />

der Altstadt. Bei der Sanierung achtete die NH ProjektStadt<br />

von Beginn an konsequent darauf, dass nachhaltig<br />

und behindertengerecht saniert wurde. ”Wenn die Belange<br />

der Barrierefreiheit frühzeitig in der Planung berücksichtigt<br />

werden, verursacht eine derartige Gestaltung des öffentlichen<br />

Raumes kaum Mehrkosten. Sie bringt aber entscheidende<br />

Vorteile.” So Architekt und Stadtplaner Dipl.-Ing. Ulrich Türk,<br />

der bei der Wohnstadt das Projekt seit zehn Jahren verantwortlich<br />

betreut.<br />

Die Umsetzung der barrierefreien Gestaltung war gar nicht<br />

einfach: Für Nicht behinderte erst auf den zweiten Blick erkennbar,<br />

ergaben sich zahlreiche Interessenskonflikte. So<br />

stellt die Beeinträchtigung von Seh- und Gehvermögen unterschiedliche<br />

Anforderungen an ein behindertengerechtes<br />

Umfeld. Mit einer Vielzahl konstruktiver Vorschläge und<br />

großer Beharrlichkeit hat die NH ProjektStadt diese Herausforderungen<br />

im Sinne aller Beteiligten gelöst. Stufen,<br />

Bordstein-Kanten und andere Höhenunterschiede wurden<br />

von vornherein vermieden, um gerade Gehbehinderten und<br />

Rollstuhlfahrern das Fortkommen zu erleichtern. Für Sehbehinderte,<br />

die sich häufig an diesen neuralgischen Punkten<br />

orientieren, setzte man gezielt Materialien mit deutlich zu<br />

unterscheidenden Oberflächen ein. Zusätzlich erleichtert ein<br />

neues Leitsystem generell Bürgern und Gästen das schnelle<br />

Zurechtfinden im Ort.<br />

Eine konsequente barrierefreie Gestaltung der Innenstadt hat<br />

Seltenheitswert – noch immer! Der Sozialverband VDK Hessen-Thüringen<br />

e.V. honorierte die ausgeklügelte behindertengerechte<br />

städtebauliche Umgestaltung der Altstadt. Er verlieh<br />

ihr als erste Stadt in Hessen eine Plakette und zeichnete<br />

Immenhausen offiziell als ”Barrierefrei erbaut” aus. Städtebau<br />

ohne Barrieren ist wegweisend für die Zukunft – und Immenhausen<br />

ist hier deutlich einen Schritt voraus.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 25


NBank und vdw präsentieren Trendstudie zu Wohnstiltypen:<br />

Wie wir morgen leben wollen: Am liebsten im Einfamilienhaus, auf jeden Fall altengerecht und klimaschonend<br />

Mieter suchen heute mehr als eine Wohnung. Baustil, Grundriss,<br />

Lage und Ausstattung spielen eine immer größere Rolle.<br />

Die aktuellen Trends beschreibt eine Studie des vdw Verband<br />

der Wohnungswirtschaft in Niedersachsen und Bremen und<br />

der NBank. In ihrem Auftrag hat das Hamburger GEWOS<br />

Institut für Stadt-, Regional- und Wohnforschung 20.000<br />

Haushalte befragt und dabei festgestellt: Die Ansprüche an<br />

die eigenen vier Wände werden bei anhaltendem Kostenbewusstsein<br />

individueller.<br />

Diese differenzierten Wohnwünsche äußern Bewohner von<br />

Einfamilien- ebenso wie die von Mehrfamilienhäusern. Junge<br />

Paare und Familien zum Beispiel achten mehr auf Kosten<br />

und ausreichenden Platz als auf Extras bei Technik, Ausstattung<br />

und Sicherheit. Ein eigener Garten darf es trotzdem sein.<br />

Dagegen legen Familien, die klassische Mehrfamilienhäuser<br />

bewohnen, wegen der Kinder gesteigerten Wert auf gemeinschaftliches<br />

Wohnen. Mit dem Einkommen steigen auch die<br />

Ansprüche: Da werden die Zuschnitte des Eigenheims offener<br />

und ungewöhnlicher, wenn dem Haus nicht gleich ein Loft in<br />

der Großstadt vorgezogen wird.<br />

Die Wunschwohnform der Niedersachsen ist und bleibt das<br />

klassische Einfamilienhaus. 61% der befragten Haushalte<br />

wollen in ihm auf kurz oder lang ihre ganz persönliche Vorstellung<br />

vom Wohnen verwirklichen. Dieser Wunsch nach Wohnen<br />

„mit eigenem Garten“ zieht sich quer durch alle Nachfragetypen,<br />

auch wenn nicht alle ihn in gleichem Maße werden<br />

fi nanzieren können. Gefragt sind zumeist Objekte zwischen<br />

200.000 und 250.000 Euro.<br />

Darüber hinaus lassen sich zwei weitere Trends durchgehend<br />

für alle Typen der Nachfrage feststellen: Zum einen<br />

ist ein großes Interesse an Niedrigenergiestandards und<br />

ökologischer Bauweise festzustellen. Die höheren Kosten<br />

wollen die Befragten trotz ausdrücklicher Hinweise in Kauf<br />

nehmen. Beeinflusst wird diese Haltung vermutlich von der<br />

augenblicklichen Klimaschutz-Debatte und den steigenden<br />

Energiepreise. Zum anderen schenken insbesondere die 35bis<br />

50-Jährigen dem altersgerechten, barrierefreien Wohnen<br />

große Beachtung. Auch sie dürfte die öffentliche Diskussion<br />

zu frühzeitigen Planungen motiviert haben, zumal das Altenund<br />

Pflegeheim als Alternative mehrheitlich abgelehnt wird.<br />

„Mit ausgefeilten Förderprogrammen des Landes sind wir<br />

bestrebt, die Finanzierung dieser zum Teil kostenintensiven<br />

Trends zu erleichtern.“, erklärt Walter Koch, Mitglied des<br />

NBank-Vorstandes. Er sieht die zielgerichtete Ausrichtung<br />

der Förderung durch die Wohnstiltypenstudie bestätigt.<br />

„Schon heute tragen wir durch die Förderung energetischer<br />

Modernisierungen bei, umwelt- und klimaschonendes Bau-<br />

„In welchem Zeitraum planen Sie<br />

Ihren Eigentumserwerb?“<br />

en bezahlbar zu machen.“, verweist er auf einschlägige<br />

Förderprogramme des Landes. Ein weiterer Schwerpunkt<br />

liege auf der Förderung von Neu-, Aus- und Umbau sowie<br />

der Erweiterung von Alten- und Appartementwohnungen mit<br />

dem Ziel, betreutes Wohnen zu ermöglichen. „Und wir lassen<br />

den Traum Vieler Wirklichkeit werden, wenn wir Familien mit<br />

Kindern unterstützen, ihren Wunsch von Wohneigentum zu<br />

fi nanzieren.“, erläutert Koch.<br />

Bernd Meyer, Verbandsdirektor des vdw, hob die Bedeutung<br />

der Trendstudie für die Wohnungsgenossenschaften und<br />

-gesellschaften hervor: „Das Hauptaugenmerk unserer Mitgliedsunternehmen<br />

gilt seit Jahren der Aufwertung des Wohnungsbestandes.<br />

Jahr für Jahr werden dafür zwischen Nordsee<br />

und Harz mehrere hundert Millionen Euro investiert. Die<br />

Erkenntnisse der GEWOS-Untersuchung werden uns helfen,<br />

die richtigen Angebote für die künftige Nachfrage zu entwickeln.“<br />

Nach Worten Meyers steht die Branche angesichts der<br />

Ausdifferenzierung der<br />

Nachfrage sowie der individuellen<br />

Lebensstile,<br />

die sich in der eigenen<br />

Wohnung abbilden, vor<br />

großen Herausforderungen.<br />

Allerdings sei<br />

die Ausgangslage viel<br />

versprechend: „Die Umfrage<br />

hat gezeigt, dass<br />

die allermeisten Befragten<br />

in Niedersachsen<br />

und Bremen mit<br />

ihrer derzeitigen Wohnsituation<br />

ausgesprochen<br />

zufrieden sind.“<br />

Umzugsabsichten Kostenaffiner<br />

Wohnstil, traditionalles EFH<br />

Hauhaltsgrößenstruktur<br />

"Verfügen Sie bereits über ausreichend<br />

Eigenkapital (ca. 20%<br />

des Kaufpreises)?"<br />

Gewünschte Wohnform<br />

26 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Shopping-Center in Deutschland – eine Renaissance der Marktplätze<br />

1 Million Quadratmeter neue Verkaufsfläche bis 2009 erwartet<br />

Die beständige Marktbeobachtung des German Council of<br />

Shopping Centers (GCSC) bestätigt eindrucksvoll den weiter<br />

wachsenden Markt an innerstädtischen Handelsimmobilien,<br />

an Shopping-Centern. „Derzeit können wir feststellen, dass<br />

allein bis zum Jahr 2009 rund 1 Millionen Quadratmeter neue<br />

Verkaufsflächen in 40 Innenstädten Deutschlands entstehen“,<br />

stellt Wolfgang R. Bays, Vorstand des GCSC, German<br />

Council of Shopping Centers, dem einzigen bundesweiten<br />

Interessenverband der Handelsimmobilienwirtschaft fest.<br />

Insgesamt werden nach dem heutigen Stand in den nächsten<br />

vier Jahren weitere 1,3 Millionen Quadratmeter Verkaufsfläche<br />

in 50 Handelsimmobilien die Einkaufslandschaften der<br />

Städte verändern.<br />

„Dies ist eine natürliche Marktreaktion, die sich in ganz Europa<br />

in unterschiedlich starker Intensität vollzieht“, erklärt Bays weiter.<br />

„Der Kunde als Konsument bestimmt dabei letztlich Geschwindigkeit<br />

und Erfolg dieser Entwicklung und somit auch<br />

ob irgendwann das Ende der Fahnenstange erreicht ist!“<br />

Deutsche Innenstädte profitieren vom Wachstum der<br />

Handelsimmobilien<br />

Schon vor über 1000 Jahren haben Städte in Deutschland<br />

ihre Bedeutung oft erst durch das Marktrecht, durch Märkte<br />

und Handelshäuser erlangt. Nur Ansiedlungen, die das<br />

Marktrecht hatten, konnten sich das Stadtrecht zurechnen.<br />

Es waren Mittelpunkte für Menschen, die durch Kommunikation<br />

- auch als soziale Komponente - Waren und Dienstleis-<br />

tungen gehandelt haben. Unterhaltung durch Gaukler, aber<br />

auch leibliche Genüsse gehörten schon immer dazu.<br />

„Der derzeitige Boom großformatiger Handelsimmobilien -<br />

besonders in den Innenstadtlagen - ist daher die Renaissance<br />

von uralten Handelstraditionen der europäischen Menschen<br />

in den Städten“, erklärt Wolfgang R. Bays.<br />

Der belebte und gelebte Marktplatz kehrt als Handelsfokus in<br />

die Städte zurück - eine außergewöhnliche Chance, besonders<br />

für verödete Innenstädte - und wird nach Erkenntnissen<br />

des GCSC genauso intensiv von den Menschen angenommen,<br />

wie schon zu den Zeiten der Städte und Marktflecken<br />

mit Marktrecht.<br />

Handelsimmobilien werden Erlebnisimmobilien<br />

Zeitgemäß übersetzt und umgesetzt - auf der Basis von vielen<br />

100 Jahren Erfahrung - wird heute ein neuer „überdachter<br />

Marktplatz“, eine Handels- und Erlebnisimmobilie wieder zum<br />

Mittelpunkt einer Stadt und somit zum zentralen Kommunikations-<br />

und Handelsplatz.<br />

Die frühzeitige Abstimmung von Politik, Entwicklern, Händlern<br />

und Investoren ist dabei besonders gefragt. Die vielfältigen<br />

Interessen des Bürgers müssen allerdings von allen angemessen<br />

gewichtet werden, denn sie allein bestimmen den<br />

langfristigen Erfolg.<br />

Ein erlebnisorientiertes innerstädtisches Shopping-Center<br />

wird sich in Zukunft noch mehr als bisher in die Zentren der<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 27


Städte implizieren. Eine solitäre und introvertierte Handelsimmobilie,<br />

der es nicht gelingt, spürbaren Trends in der Architektur<br />

und Mieterstruktur umzusetzen, wird enorme Anstrengungen<br />

unternehmen müssen um eine attraktive Position zu<br />

erhalten. Der hierbei heute schon zu erkennende Revitalisierungsaufwand<br />

vieler Shopping-Center, dürfte neben den Herausforderungen<br />

rund um die Themen der Nachhaltigkeit in<br />

den nächsten Jahren eine wichtige Aufgabe darstellen.<br />

Über 400 Shopping-Center aber Flächenanteil noch<br />

unter 10%<br />

Derzeit gibt es in Deutschland über 400 Shopping-Center. Im<br />

Verhältnis zu anderen Handelsformen ist der Flächenanteil<br />

bundesweit damit aber noch bei unter 10 % an der Gesamthandelsfläche<br />

angekommen.<br />

„Shopping-Center bestätigen in den letzten Monaten weiterhin<br />

ihre bedeutungsvolle Position für die Menschen unserer<br />

Zeit“, stellt Wolfgang R. Bays fest und führt weiter aus,<br />

„besonders die Neueröffnungen und Projektplanungen von<br />

innerstädtischen Shopping-Centern in den letzten Monaten<br />

haben uns mit den durchweg positiven Reaktionen der<br />

Konsumenten bestätigt, dass die Bürger des Landes die modernen<br />

Marktplätze nicht nur akzeptieren, sondern wirklich<br />

lieben!“ Ein Stimmungsbarometer unter den bekannten Akteuren<br />

und GCSC Mitgliedern der Branche spiegelt ein interessantes<br />

Bild wider.<br />

So konnte Thomas Binder, CEO von der aus Portugal stammenden,<br />

international tätigen Sonae Sierra bei der Eröffnung<br />

des ALEXA (43.000 qm/180 Geschäfte) in Berlin feststellen:<br />

„Viele tausend Menschen haben das ALEXA zur Eröffnung<br />

Auf neuen Wegen: Shoppingcenter und Vergaberecht<br />

-von Dr. Ute Jasper und Barbara v. der Recke -<br />

„Oer-Erkenschwick“, „Münster“ und „Mönchengladbach“ sind<br />

nur einige Beispiele von Shoppingcentern oder Einzelhandelsvorhaben,<br />

bei denen die Projektentwicklung in den vergangenen<br />

Monaten gestoppt wurde: Aus Angst vor gerichtlichen Verfahren,<br />

Schadensersatzansprüchen anderer interessierter Investoren,<br />

einem Veto aus Brüssel oder vor der Nichtigkeit etwaiger<br />

Verträge. Denn Entscheidungen des Europäischen Gerichtshofes<br />

und besonders des Oberlandesgerichts Düsseldorf stellten<br />

derartige Entwicklungsmaßnahmen mit einem Mal in Frage.<br />

Hintergrund ist: Kommunale Grundstücksverkäufe dürfen nicht<br />

mehr direkt an den Wunschinvestor verkauft werden.<br />

Der Verkauf von kommunalen Grundstücken ist nach der neueren<br />

Rechtsprechung europaweit auszuschreiben, wenn die<br />

Stadt dem Investor eine Bauverpflichtung auferlegt und das<br />

Bauvorhaben den Schwellenwert von € 5.150 Mio. erreicht.<br />

Obwohl die erste aufsehenerregende Entscheidung des Oberlandesgerichts<br />

Düsseldorf (die sogenannte „Ahlhorn-Entscheidung“,<br />

Beschluss vom 13.06.2007, Verg 02/07) inzwischen<br />

über ein Jahr zurückliegt, zeigt sich immer noch vielerorts Unverständnis<br />

und Ärger über die neuen Spielregeln. Zwar sind<br />

von der Ausschreibungspflicht auch andere öffentliche Vorhaben<br />

betroffen, z.B. der Verkauf von städtischen Grundstücken<br />

für Wohnentwicklung, Altersgerechtes Wohnen, Sportanlagen,<br />

etc. Gegenstand der in den vergangenen Monaten fast wöchentlich<br />

ergangenen Entscheidungen der Vergabekammern<br />

und Beschwerdeinstanzen waren aber meist Shoppingcenter.<br />

besucht - gerade weil das unser erstes Projekt in Deutschland<br />

war, hat uns das sehr gefreut. Ein toller Start für unseren<br />

Markteintritt in Deutschland!“.<br />

„Trotz spannender Rahmenbedingungen durch Themen wie<br />

die steigenden Energiepreise und die „gefühlte Inflation“ aus<br />

Sicht des Verbrauchers können wir bestätigen, dass neue als<br />

auch vorhandene Shopping-Center sehr gut angenommen<br />

wurden“, erklärt hierzu Mathias Bönning, Sprecher der MFI<br />

aus Essen. So wurde zum Beispiel ein Zuwachs allein bei den<br />

Parkhauseinfahrten der Köln Arcaden von 20 % gemessen.<br />

Die ECE mit rund 90 unterschiedlich großen Centern allein in<br />

Deutschland, stellte vor allem eine starke Nachfrage der Händler<br />

als Mieter für ihre Center fest. Klaus Striebich, GF Vermietung<br />

der ECE und auch Vorstand des GCSC, freute sich: „Wenn<br />

Kunden und Händler die Vorzüge eines Shopping-Centers<br />

mehr und mehr entdecken, dann wird der Marktplatz nachhaltig<br />

lebendig!“. Axel Funke von Multi Development, einem international<br />

aktivem Centerentwickler, fasst zusammen: „Wichtig<br />

ist und bleibt dabei, dass die Einzelhandelsentwicklungen gut<br />

positioniert sind – in allen Bedeutungen des Wortes!“.<br />

Eine insgesamt gute Ausgangslage für eine weiterhin positive<br />

Entwicklung der bestehenden und derzeit in Planung<br />

befindlichen Handelsimmobilien und Shopping-Center in<br />

Deutschland resümiert Wolfgang R. Bays mit den Worten:<br />

„Die Langfristigkeit einer Handelsimmobilie einerseits und die<br />

Abhängigkeit von der schnelllebigen Konsumentenhaltung<br />

andererseits, erfordert von den Kapitänen dieser Immobilien<br />

einen besonnenen und gradlinigen Kurs der insbesondere im<br />

globaler werdenden Immobilienmarkt auch in rauher See Bestand<br />

hat!“.<br />

In den meisten Fällen hatten Städte oder deren Tochtergesellschaften<br />

häufig bereits vor einigen Jahren Entwicklungsvereinbarungen<br />

über beste Innenstadt-Grundstücke geschlossen.<br />

Die Projektentwickler und Investoren wurden in<br />

der Regel ohne Wettbewerb ausgewählt. Die Entwicklungen<br />

hatten oft schon einen Grad erreicht, wonach der Realisierung<br />

des Vorhabens eigentlich nichts mehr im Wege stand.<br />

Wären da nicht die europaweite Ausschreibungspflicht und<br />

der Wettbewerbsgedanke des EU-Primärrechts, der von den<br />

Gerichten plötzlich eingefordert und mit Nichtigkeit der Verträge<br />

durchgesetzt wurde.<br />

Die „Ahlhorn-Linie“<br />

Die „Ahlhorn-Linie“ des Oberlandesgerichts Düsseldorf hat<br />

sich inzwischen gefestigt. Das OLG hat diese Rechtsprechung<br />

in weiteren Fällen bestätigt. Dem schlossen sich im März und<br />

Juni dieses Jahres außerdem die Obergerichte Bremen und<br />

Karlsruhe an. Danach steht fest: Die üblichen Investorenverhandlungen<br />

sind in der bisherigen Form nicht mehr zulässig,<br />

wenn zum Grundstückskaufvertrag gleichzeitig ein städtebaulicher<br />

Entwicklungsvertrag abgeschlossen wird, die Kommune<br />

städtebauliche oder planerische Gestaltungsvorgaben<br />

macht oder infrastrukturelle Umfeld- und Erschließungsmaßnahmen<br />

vorgibt. Denn dann enthält der Grundstücksverkauf<br />

zugleich einen vergaberelevanten öffentlichen Bauauftrag im<br />

Sinne von § 99 Abs. 3 des Gesetzes gegen Wettbewerbsbe-<br />

28 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


schränkungen (GWB). Unerheblich ist dabei, ob der Verkäufer,<br />

d.h. die Stadt (sowie Land und Bund) oder die kommunalen<br />

Gesellschaften bei dem Verkauf zugleich Bauleistungen<br />

beauftragen oder selbst nur mittelbare Ziele, zum Beispiel der<br />

Stadtentwicklung, verfolgen. Entscheidend ist allein, ob sich<br />

der Investor verpflichten muss, ein Vorhaben nach konkreten<br />

Vorgaben des Auftraggebers zu errichten. Wird hingegen auf<br />

eine Bau- oder Strukturpflicht des Investors verzichtet, ist<br />

der Verkauf des Grundstücks nach wie vor vergaberechtsfrei<br />

und unterliegt allenfalls dem allgemeinen Wettbewerbsgebot,<br />

der für die Kommunen und Städte bereits nach kommunalem<br />

Haushalts- und Beihilferecht gilt.<br />

Ausnahmen von der Vergabepflicht<br />

Zwar gibt es noch immer viele Gegenargumente bei den Vergabekammern<br />

und in der Literatur. Dies hat zwar dazu geführt,<br />

dass der Vergabesenat des OLG Düsseldorf sich zwischenzeitlich<br />

einschränkend zu seiner Rechtsprechung und den erforderlichen<br />

Ausnahmen des Vergaberechts geäußert hat. So<br />

steht nunmehr fest, dass rein nutzungsbezogene Vorgaben<br />

und solche, die auf kommunaler Rechtsetzung beruhen, wie<br />

z.B. auf einem bestehenden Bebauungsplan, keine vergaberelevanten<br />

Erfordernisse im Sinne eines öffentlichen Bauauftrages<br />

gemäß § 99 Abs. 3 GWB sind. Ferner dürften auch<br />

Bauwerke, die bei funktionaler Betrachtung keine öffentliche<br />

Zweckbestimmung erfüllen sollen, wie z.B. Einzelbauvorhaben<br />

eines selbst nutzenden Bauherrn, nicht der europaweiten<br />

Ausschreibungspflicht unterliegen. Denn bei Vorhaben<br />

dieser Art ist bereits kein Markt und somit kein Wettbewerb<br />

gegeben, der durch das Vergaberegime sichergestellt werden<br />

könnte. Hiervon dürften alle Vorhaben umfasst sein, die nicht<br />

von Projektentwicklern und Investoren vor dem Hintergrund<br />

etwaiger Vermarktungsstrategien realisiert, sondern aus<br />

unternehmensspezifischen Gründen, wie z.B. der An- oder<br />

Umsiedlung eines Gewerbebetriebes, errichtet werden. Eine<br />

weitere Ausnahme besteht, wenn der Investor bereits Eigentümer<br />

der Grundstücke oder wesentlicher Grundstücksteile<br />

ist und somit über eine Monopolstellung verfügt. Diese darf er<br />

aber nicht missbräuchlich herbeigeführt haben.<br />

Auswirkungen der Rechtsprechung auf<br />

Einzelhandelsvorhaben<br />

Für die typischen Innenstadt-Fälle bleibt die Vergabepflicht<br />

aber bestehen. Und bei ihnen ist es meist nicht mit einer<br />

einfachen Ausschreibung getan, weil private Grundstücke<br />

und bauplanungsrechtliche Anforderungen in das Vergabeverfahren<br />

einzuflechten sind. Da Einzelhandelsvorhaben und<br />

Shoppingcenter zumeist großräumige und am Markt begehrte<br />

Flächen (vorzugsweise in Innenstadtlage) in Anspruch nehmen,<br />

sind neben städtischen Grundstücken nicht seIten auch<br />

private Grundstücke betroffen. Daher wirkt sich bei diesen<br />

Vorhaben die neue Rechtsprechung besonders auf die bewährten<br />

Planungsprozesse und städtebaulichen Instrumente<br />

aus. Kommunen und Immobilienwirtschaft sind aufgefordert,<br />

Ansätze zu fi nden, mit den Konsequenzen umzugehen.<br />

Die bislang vielerorts bewährte Entwicklungsvereinbarung<br />

zur Vorbereitung und Festsetzung der beiderseitigen Ziele<br />

und des entsprechenden Planungsrechts zwischen Stadt und<br />

Investoren dürfte nun der Vergangenheit angehören. Als die<br />

meisten Entwicklungsverträge der eingangs erwähnten Vorhaben<br />

unterzeichnet wurden, war von einer EU-weiten Ausschreibungspflicht<br />

noch gar nicht oder kaum die Rede. Wie<br />

man es auch dreht und wendet, führt der Abschluss solcher<br />

Vereinbarungen von nun an aber zu einem Verstoß gegen das<br />

Europarecht. Selbst wenn der Verkauf städtischer Grundstücke<br />

im Anschluss an die Umsetzung solcher Vereinba-<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 29


ungen europaweit ausgeschrieben werden würde, verstieße<br />

das Verfahren regelmäßig gegen den allgemeinen Wettbewerbsgrundsatz<br />

und das Gleichbehandlungsgebot und somit<br />

gegen vorrangig zu beachtende Grundsätze des europäischen<br />

Vergaberechts. Der Projektentwickler, der den Entwicklungsvertrag<br />

vorab geschlossen hat, hätte einen Wettbewerbsvorteil<br />

gegenüber weiteren Bietern. Dieser Vorteil kann nur dann<br />

neutralisiert werden, wenn sich der Bevorteilte bereit erklärt,<br />

seine gesamte Planung und alle weiteren Informationen, die<br />

er im Vorfeld der Ausschreibung vom Auftraggeber erhalten<br />

hat, offen zu legen. Hierzu dürfte aber angesichts des harten<br />

Wettbewerbs kaum ein Marktteilnehmer bereit sein.<br />

Neue Wege<br />

Städte und Kommunen müssen daher von nun an neue, vergaberechtskonforme<br />

Wege einschlagen. Das Vergaberecht<br />

ist hier fl exibler als viele befürchten und bietet hinreichende<br />

Spielräume, um dem Vorhaben dennoch wunschgemäß, zügig<br />

und im Einklang mit dem vergabe- und städtebaulichen<br />

Anforderungen zum Ziel zu verhelfen.<br />

Beabsichtigt die Kommune, für den Verkauf eines Grundstücks<br />

und die Bebauung, beispielsweise mit einem Shoppingcenter,<br />

ein europaweites Vergabeverfahren durchzuführen, droht zwar<br />

ein bereits ins Auge gefasster Investor nicht selten, von dem<br />

weiteren Verfahren abzuspringen. Ungeachtet der Tatsache,<br />

dass auch Projektentwickler und Investoren sich der neuen<br />

Rechtsprechung stellen müssen, hat die Praxis aber bereits<br />

vielfach gezeigt, dass das Vergaberecht kein Hindernis für die<br />

Stadtentwicklung darstellen muss. Im Gegenteil: die Chance<br />

auf weitaus wirtschaftlichere Konzepte, Ideen und Angebote<br />

im Wettbewerb wird noch viel zu sehr unterschätzt. So eröffnen<br />

sich den Städten und Kommunen im Wettbewerb häufig<br />

neue Ansätze und Ideen, die der Stadtentwicklung ebenso<br />

oder gar mehr förderlich sind. Grundstückspreise werden oftmals<br />

um das Vielfache überboten. Kleine und mittlere Unternehmen<br />

können zum Zuge kommen.<br />

Für komplexe und politisch sehr sensible Projekte auf „Filetgrundstücken“,<br />

kommt in der Regel das Verhandlungsverfahren<br />

mit vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb in Betracht.<br />

Es bietet eine weitreichende Flexibilisierung und viele „Stellschrauben“,<br />

um die Ziele der Stadt im „Fine-Tuning“ zu optimieren.<br />

Sämtliche Aspekte des Bauvorhabens, so z. B. die<br />

städtebauliche Qualität, die architektonische Gestaltung, die<br />

Fassadengestaltung, Nutzungskonzepte und Gesichtspunkte<br />

der Wirtschaftsförderung können hierbei verhandelt werden.<br />

Der Auftraggeber hat weitreichende Verhandlungs- und Steuerungsmöglichkeiten.<br />

Das Verhandlungsverfahren fi ndet zwar<br />

nach den vergaberechtlichen Paragraphen nur in Ausnahmefällen<br />

Anwendung. Bei Grundstückstransaktionen, bei denen<br />

das genaue Vorhaben aufgrund seiner Komplexität zumeist<br />

noch nicht feststeht, ist es aber regelmäßig zulässig.<br />

Das Verhandlungsverfahren bietet auch die nötige Flexibilität,<br />

um private Grundstücke mit in das Verfahren einzubinden,<br />

wenn diese für die Realisierung des angestrebten Projekts<br />

erforderlich sind. Dabei stellt sich in der Regel die Frage, ob<br />

die privaten Grundstücke im Vorfeld durch den Auftraggeber,<br />

beispielsweise über kommunale Vorkaufsrechte, eingebunden<br />

werden oder ob die Bieter aufgefordert werden sollen, die<br />

Verfügbarkeit dieser Grundstücke im Laufe des Vergabeverfahrens<br />

eigens sicherzustellen. Beide Wege sind, je nach der<br />

fi nanziellen Haushaltslage der Kommune, möglich. Bei letzterem<br />

Weg bietet es sich im Zweifel an, das Vergabeverfahren<br />

zunächst über ein bedingtes Vorkaufsrecht an den städtischen<br />

Grundstücken zu führen, damit ein Wettlauf der Bieter um die<br />

Sicherstellung der privaten Grundstücke vermieden wird.<br />

Vereinbarkeit mit der Planungshoheit der Kommunen<br />

Die neue Rechtslage stellt auch neue Anforderungen an die<br />

Bauplanung. Sie fordert mehr denn je eine Zusammenarbeit<br />

zwischen Stadtplanung, Liegenschaften und Wirtschaftsförderung.<br />

Damit werden Städte und Kommunen vor eine weitere<br />

Herausforderung bei der Stadtentwicklung gestellt.<br />

Die vielfach bewährte Praxis einer Bauleitplanung auf Basis<br />

des Angebotes eines Investors ist passé. Erforderlich ist nun<br />

eine kreative Verzahnung von Vergabe- und Stadtplanungsrecht.<br />

Das Vergaberecht darf selbstverständlich nicht dazu<br />

führen, dass das verfassungsrechtlich garantierte Selbstverwaltungsrecht<br />

der Kommunen und ihre Planungshoheit durch<br />

das Vergaberecht beeinträchtigt werden. Befürchtungen dieser<br />

Art wurden in letzter Zeit häufiger laut. Es ist aber nicht<br />

Sinn und Zweck des Vergaberechts, den Kommunen bestimmte<br />

städtebauliche Ziele vorzuschreiben. Dem Stadtplanungsrecht<br />

ist nach wie vor in jedem Fall der Vorrang einzuräumen.<br />

Das Vergaberecht hat vom Grundsatz her lediglich<br />

die Funktion, die Umsetzung planerisch bereits vorgegebener<br />

Ziele zu strukturieren und damit in rechtsstaatliche Bahnen<br />

zu lenken. Dann aber besteht auch keine Gefahr, dass die<br />

Planungshoheit beeinträchtigt werden könnte. Denn in diesem<br />

Fall kann das Planungsrecht bereits ohne Weiteres zuvor<br />

beschlossen werden.<br />

Wenn die städtebaulichen Ziele noch nicht feststehen und<br />

der vergaberechtlich geführte Wettbewerb diese anhand der<br />

abgefragten Konzepte und Ideen erst noch ermitteln soll, ist<br />

besondere Kreativität gefragt. Anders als bei dem bislang<br />

bewährten Weg der Entwicklungsvereinbarungen und Angebotsplanungen<br />

besteht bei einem vorweg geführten Vergabeverfahren<br />

die Gefahr, dass sich der Rat der Stadt durch<br />

den Zuschlag und somit den Abschluss eines Grundstückskaufvertrages<br />

oder eines Städtebaulichen Vertrages dazu<br />

verpflichtet, das entsprechende Planungsrecht zu schaffen.<br />

Damit aber wäre seine Entschlussfreiheit im Rahmen seiner<br />

Planungshoheit tatsächlich beeinträchtigt. Die Flexibilität des<br />

Verhandlungsverfahrens ermöglicht es jedoch, dass auch<br />

diese Hürde bewältigt werden kann. Vergabe- und Bauplanungsverfahren<br />

müssen deshalb zeitlich nur geschickt miteinander<br />

verzahnt werden.<br />

30 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

Fazit<br />

Die Rechtsprechung zur Ausschreibung kommunaler Grundstücksverkäufe<br />

hat sich gefestigt. Die bislang entschiedenen<br />

Fälle betrafen überwiegend Grundstücksverkäufe zur Entwicklung<br />

von Einzelhandelsvorhaben oder Shoppingcentern.<br />

Daher ist nicht zu erwarten, dass es in diesem Bereich<br />

in nächster Zeit eine Abkehr der Rechtsprechung aus dem<br />

vergangenen Jahr geben wird; zumal das Oberlandesgericht<br />

Düsseldorf zwischenzeitlich auch von weiteren Obergerichten<br />

vielfach bestätigt wurde.<br />

Das Vergaberecht bietet aber die nötige Flexibilität, ein Vergabeverfahren<br />

mit dem Ziel eines Shoppingcenters zügig und<br />

den politischen Zielen entsprechend umzusetzen. Aufgrund<br />

des weiten Verhandlungsspielraumes können sämtliche Aspekte,<br />

wie z.B. die städtebauliche Qualität des Vorhabens,<br />

die Architektur, der Grundstückskaufpreis und sogar die Einbindung<br />

privater Grundstücke verhandelt werden. Die Planungshoheit<br />

der Kommunen muss dem Vergaberecht nicht<br />

weichen. Städtebaurecht und Vergaberecht können miteinander<br />

verzahnt werden. Städte und Kommunen sind insoweit<br />

gefordert, umzudenken und bereit zu sein, neue und kreative<br />

Wege zu gehen.


Klinikfinanzierung: Mehr Eigenkapital durch Erbbau<br />

Von Markus Bienentreu, Geschäftsführer Terranus Real Estate GmbH (Köln)<br />

Das Erbbaurecht ist seit 90 Jahren in Deutschland etabliert.<br />

Machte davon außer den Kirchen und privaten<br />

Häuslebauern bislang niemand so recht Gebrauch, wird<br />

es in jüngster Zeit neu entdeckt: Leere öffentliche Kassen<br />

und erschwerte Finanzierungsbedingungen bringen<br />

zunehmend Wohnungsbaugesellschaften und Investoren<br />

auf den Geschmack. Aber auch Sozial-Immobilien können<br />

durch die Trennung von Grundstück und Immobilie<br />

spürbar profitieren.<br />

Deutsche Sozial-Immobilien haben ein bisher wenig beachtetes<br />

Pfund, mit dem sie wuchern können: der Grund auf<br />

dem sie stehen. Dieser könnte sich im harten Wettbewerb als<br />

„goldwert“ erweisen, da die klassischen Finanzierungswege<br />

für Ersatz- und Neuinvestitionen limitiert sind. Auf über 30<br />

Milliarden Euro taxiert die Deutsche Krankenhausgesellschaft<br />

(DKG) mittlerweile den Investitionsstau in der Branche. Weitere<br />

sieben bis zehn Milliarden Euro müssten für eine zeitgemäße<br />

Versorgung kurzfristig in die stationäre Pflege fl ießen.<br />

Woher sollen diese Mittel kommen? Fehlende Transparenz im<br />

System, starre Regularien, rückläufige Förderung – Gründe<br />

für die wachsende Finanzmisere sind zuhauf bekannt. Ein<br />

probater Lösungsweg zur Refinanzierung wird indes noch<br />

gesucht…<br />

Geringe Fördermittel, hohe Kreditmargen –<br />

ein guter Nährboden für institutionelle Investoren<br />

Fakt ist: Die Investitionsmittel der Bundesländer für Klinik-<br />

Immobilien haben mit rund 2,7 Milliarden Euro im Jahr 2006<br />

einen absoluten Tiefstand erreicht. Steigende Personalkosten<br />

durch hohe Tarifabschlüsse sowie allgemeine Preiserhöhungen,<br />

die im laufenden und kommenden Jahr noch zu<br />

erwarten sind, belasten diesen Sektor voraussichtlich mit<br />

weiteren acht Milliarden Euro. Drastisch bemerkbar machen<br />

sich die gestiegenen Bonitätsanforderungen der Banken, seit<br />

diese Kredite nicht mehr durchhandeln, sondern in ihren Büchern<br />

mit Eigenkapital, abhängig von der Bonität des Kreditnehmers,<br />

unterlegen müssen: Lediglich vier Prozent aller erforderlichen<br />

Investitionen im Akutklinikbereich konnten 2007<br />

über Kredite getätigt werden.<br />

Ungenutzte Liquiditätsreserven liegen aber näher, als mancher<br />

Träger ahnt – nämlich direkt zu seinen Füßen. Was die<br />

Kirchen als einer der größten Grundbesitzer Deutschlands<br />

seit Jahren erfolgreich als Finanzierungsmodell einsetzen,<br />

könnte auch für Sozial-Immobilien ein ideales Konzept sein:<br />

Die Bestellung von Erbbaurechten. Lässt der Klinikbetreiber<br />

auf seinen Grund und Boden ein solches Erbbaurecht eintragen,<br />

kann er diesen – losgelöst von der Immobilie – verkaufen.<br />

Zugleich sichert er sich als Erbbaurechtsnehmer für bis<br />

zu 198 Jahre die dauerhafte Nutzung des Grundstücks gegen<br />

die Errichtung eines Erbbauzinses.<br />

Interessenten für die Liegenschaften von Krankenhäusern,<br />

Reha-Kliniken und Senioren-Residenzen sind zunehmend institutionelle<br />

Investoren wie Lebensversicherer und Pensionskassen.<br />

Sie können bei einem Investment in Erbbaugrundstücke<br />

von Sozial-Immobilien mit ca. fünf Prozent Rendite<br />

über eine lange Laufzeit mit Indexierung rechnen. Eine vergleichsweise<br />

rentable Kapitalanlage mit sicherer Perspektive<br />

- ähnlich den Obligationen.<br />

Erbbaurecht hat viele Vorzüge: unkompliziert, fl exibel,<br />

steuerlich abzugsfähig<br />

Augrund der rückläufigen Förderpraxis und der stark verteuerten<br />

Investitionskredite nach Basel II erwägen immer mehr<br />

Betreiber diesen Schritt zu gehen. Denn das Erbbaurecht bietet<br />

ihnen höchste Flexibilität. Es ist grundsätzlich unabhängig<br />

von Trägerschaft, Gesellschafterstruktur sowie der Organisation<br />

von Klinik und Betrieb anwendbar. Im Zuge einer „klassischen“<br />

Immobilienfinanzierung kommt dem Grundstück bei<br />

der Bewertung der Sozial-Immobilie lediglich eine geringe<br />

Bedeutung zu. Mit einer Veräußerung des Bodens auf Erbbau-Basis<br />

wird also gebundenes bzw. nicht adäquat bewertetes<br />

Eigenkapital freigesetzt. Kaufpreis und Erbbaurechtszins<br />

können dabei von den Parteien frei verhandelt werden,<br />

so dass auch ein Preis oberhalb des Bodenrichtwertes möglich<br />

ist. Klug investiert, sichert sich der Träger – selbst unter<br />

Berücksichtigung der fälligen Zinsen – mit neuer Liquidität für<br />

zeitgemäße Erhaltungs- und Erweiterungsmaßnahmen einen<br />

qualitativen Wettbewerbsvorsprung.<br />

Ein entscheidender Vorteil für Krankenhausträger ist zudem:<br />

Die Immobilie als „Tafelsilber“ bleibt im Eigentum und der<br />

Verfügungsgewalt des Betreibers. Patienten und Bewohnern<br />

kann das gewohnte medizinische/pflegerische Konzept dauerhaft<br />

garantiert werden und die erwirtschafteten Einkünfte<br />

aus dem Betrieb der Immobilie fl ießen ihm zu 100 Prozent zu.<br />

Umnutzung und Erweiterungsbauten sind ohne Zustimmung<br />

des Erbbaurechtgebers möglich. Ebenso ist ein bestelltes<br />

Erbbaurecht für Fördermöglichkeiten oder eine Veräußerung<br />

des Betriebes in der Zukunft nicht hinderlich. Dieses kann als<br />

so genanntes „grundstücksgleiches Recht“ verkauft, vererbt,<br />

beliehen oder verschenkt werden. Nicht zuletzt bestehen auch<br />

Steuervorteile, da Erbbauzinsen abzugsfähig sind. Anders als<br />

Fremdkapitalzinsen unterliegen sie nicht dem Abzugsverbot<br />

durch die Zinsschranke, die mit der Unternehmenssteuerreform<br />

<strong>2008</strong> eingeführt wurde.<br />

Klar im Vorteil gegenüber PPP-Projekten und Sale<br />

and lease back-Verfahren<br />

Im Gegensatz zu vielen angelsächsischen Ländern spielt das<br />

Erbbaurecht im hiesigen gewerblichen Immobilienmarkt noch<br />

eine untergeordnete Bedeutung. Das wird sich perspektivisch<br />

stark verändern. Es gibt bereits einige erfolgreiche Praxisbeispiele<br />

für sozialverträgliche Privatisierungen kommunaler<br />

Wohnungsbestände. Der Gesundheitssektor wird dieser Entwicklung<br />

folgen. Deutsche Sozial-Immobilien stehen großteils<br />

noch immer unter öffentlicher oder gemeinnütziger Träger-<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 31


schaft (Reha-Kliniken zu 14 bzw. 25 Prozent, Akut-Kliniken zu<br />

59 bzw. 35 Prozent und stationäre Pflege-Einrichtungen zu<br />

acht bzw. 55 Prozent).<br />

Bisher versuchen sich kommunale Sozial-Immobilien in der<br />

Regel über Privat Public Partnerships, Leasing- und Vermietungs-<br />

oder Privatisierungsmodelle neue fi nanzielle Spielräume<br />

zu eröffnen. Das Erbbaurechtsmodell stellt dazu eine<br />

unkomplizierte Alternative dar, ohne jedoch zwingend die<br />

Verfügungsgewalt über Gebäude und Betrieb abgeben zu<br />

müssen. Zudem generieren z.B. PPP-Projekte im Vergleich<br />

keinen sofortigen Liquiditätszufluss. Durch sie wird lediglich<br />

eine Kostenersparnis angestrebt und das Risiko auf den privaten<br />

Betreiber verlagert. In der Regel erfolgt dabei ein Risikoaufschlag<br />

zu Lasten der öffentlichen Hand, so dass angestrebte<br />

Reduktionsziele oftmals nicht erreicht werden können.<br />

Gewerbeflächensuche im wirtschaftlichen Kontext<br />

Premiere auf der Expo Real: Wirtschaftsatlas NRW erleichtert Standortwahl<br />

Die Auswahl des richtigen Standortes gehört für jeden<br />

Investor zu den erfolgskritischen Faktoren. Mit gebündelten<br />

Informationen über Infrastruktur, Branchenumfeld,<br />

Fachkräftesituation und vielen weiteren wichtigen<br />

Daten schafft das nordrhein-westfälische Gewerbeflächenportal<br />

germansite.com mehr Klarheit, Vergleichbarkeit<br />

und Transparenz. Die Suche nach den notwendigen<br />

wirtschaftlichen, geographischen und demographischen<br />

Daten war bislang oft ein wahrer Hindernislauf. Der Wirtschaftsatlas<br />

NRW schafft jetzt Abhilfe.<br />

Mit dem Wirtschaftsatlas NRW können Investoren Daten zur<br />

Bevölkerungsdynamik, zur wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit<br />

(BIP), zur Bevölkerungsdichte sowie zu Einkommen und<br />

Kaufkraft in den ausgewählten Regionen schnell und bequem<br />

miteinander vergleichen. Eine durchaus wichtige Hilfe im Entscheidungsprozess<br />

um den idealen Standort. Dabei kann<br />

sich der Nutzer diese Daten untergliedert nach Wirtschaftsbereichen<br />

und Pro-Kopfgrößen darstellen lassen.<br />

Ebenfalls neu und noch in diesem Jahr verfügbar: der Branchenatlas<br />

NRW. Auch dieses neue Werkzeug von germansite.<br />

com liefert wichtige Hilfen für die Standortentscheidung. Der<br />

Branchenatlas gibt Auskunft über 15 wichtige Branchen in Nordrhein-Westfalen.<br />

Denn um den passenden Standort zu finden,<br />

ist es für Unternehmen wichtig seine „Nachbarn“ zu kennen.<br />

So ist es für viele Wirtschaftszweige durchaus relevant, sich in<br />

Regionen anzusiedeln, die bereits eine entsprechende Prägung<br />

aufweisen. Chemische Betriebe etwa siedeln sich bevorzugt<br />

an chemiegeprägten Standorten an. So ist sichergestellt, dass<br />

Zulieferindustrie, Spezialdienstleistungen und Fachpersonal in<br />

ausreichender Menge zur Verfügung stehen. Dies belegt übrigens<br />

auch die zunehmende Entwicklung sogenannter Verbundstandorte<br />

wie eben Chemieparks und die generelle Etablierung<br />

regionaler Wirtschaftscluster mit entsprechender Infrastruktur.<br />

Die meist sehr aufwändige Recherche genauer Informationen<br />

über branchenrelevante Daten auf Kreisebene können Investoren<br />

mit Hilfe des Branchenatlas NRW deutlich vereinfachen.<br />

Auskünfte über die regionale Konzentration wichtiger<br />

Branchen in Nordrhein-Westfalen von der Automobilindustrie<br />

bis hin zur Wasserversorgung sind per Mausklick abrufbar.<br />

Sie liefern auf Basis der regionalen Datenbanken interessante<br />

Weitaus komplexer gestaltet sich auch die Vertragsseite: Der<br />

Betreibervertrag wird i. d. R. kombiniert mit einer Reihe von<br />

Nebenverträgen, die die Funktionalität der Gebäude genau<br />

definieren. Neben der einfacheren Handhabung bei Erbbaurechtsveräußerungen<br />

ist letztlich auch vorteilhaft, dass diese<br />

kein kreditähnliches Rechtsgeschäft darstellen und somit keine<br />

Auswirkungen auf den Verschuldungsgrad der Kommune<br />

haben.<br />

Auch bei frei gemeinnützig oder privat geführten Häusern ergänzt<br />

das Erbbaurecht die klassischen Finanzierungsformen<br />

sowie Sale and lease back-Verfahren. Bei Letzteren ist die<br />

Nutzung der Immobilie nur in Abstimmung mit Leasinggeber<br />

möglich - eine freie Verfügbarkeit wie beim Erbbaurecht ist<br />

nicht gegeben. Am Ende der Laufzeit muss zudem ein Rückkaufpreis<br />

errichtet werden und der Zinsanteil der Leasingraten<br />

fällt unter die Zinsschranke.<br />

Rückschlüsse auf die Entwicklung branchenspezifischer Infrastrukturen,<br />

die Zulieferindustrie und die Verbindung in<br />

Wissenschaft und Forschung. Um den neuen Branchenatlas<br />

NRW kostenlos zu nutzen, können Interessierte sich auf germansite.com<br />

registrieren. Wie alle anderen Anwendungen auf<br />

Germansite sind auch der Wirtschafts- und der Branchenatlas<br />

NRW in deutscher und englischer Sprache verfügbar.<br />

Globaler Erfolg braucht lokale Stärke<br />

Instrumente wie der Wirtschafts- und der Branchenatlas NRW<br />

vereinfachen den komplexen Datenvergleich bei der Suche<br />

nach einer Gewerbefläche erheblich, da sie ansiedlungsinteressierten<br />

Investoren eine Vielzahl ausschlaggebender<br />

Informationen auf einen Blick bieten. Faktoren, die für den<br />

wirtschaftlichen Erfolg der neuen Betriebsstätte maßgebend<br />

sind. Denn auch und gerade auf globalisierten Märkten ist<br />

der Standort ein wesentlicher Aspekt der Wettbewerbsfähigkeit<br />

von Unternehmen. Bei der Auswahl der Gewerbefläche<br />

herrscht deshalb äußerste Sorgfaltspflicht. Wichtige Kriterien<br />

sind beispielsweise die geographische Lage und die<br />

Anbindung an Flughäfen, Bundesstraßen, Autobahnen und<br />

Schifffahrtswege. Doch auch andere Faktoren dürfen nicht<br />

vernachlässigt werden: branchenbezogene Daten, die lokale<br />

oder regionale Forschungsinfrastruktur sowie Informationen<br />

über den Arbeitsmarkt sind bei der Entscheidungsfindung<br />

von hoher Bedeutung.<br />

Beispiel Produktlebenszyklus: Im weltweiten Warenaustausch<br />

und mit fortschreitendem technischen Entwicklungstempo<br />

werden die Lebenszyklen von Produkten und Dienstleistungen<br />

immer kürzer. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU), die oft ohne eigene Forschungsabteilungen<br />

auskommen müssen, gehören daher Informationen über die<br />

Forschungs- und Entwicklungslandschaft zu den zentralen<br />

Fragen an den künftigen Betriebsstandort. Sie sind eine notwendige<br />

Quelle der Innovation und damit der Fähigkeit, wettbewerbsfähige<br />

Angebote schnell an den Markt zu bringen.<br />

Beispiel Fachkräfte: Daten zu Bruttoinlandsprodukt (BIP),<br />

Bruttowertschöpfung (BWS), Einwohnerentwicklung und verfügbarem<br />

Vermögen lassen Rückschlüsse auf die mittel- bis<br />

langfristige wirtschaftliche und demographische Entwicklung<br />

32 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


zu. Denn die wirtschaftlichen und bevölkerungsspezifischen<br />

Informationen lassen Prognosen über die zu erwartende Entwicklung<br />

des regionalen Arbeitsmarktes zu.<br />

Die Lösung des Komplexitätsproblems<br />

Alle diese Informationen sind wichtige Steinchen in einem<br />

Mosaik, das schließlich ein umfassendes Bild des infrage<br />

kommenden Standortes widerspiegelt. Den Aufwand für die<br />

Informationsbeschaffung können Investoren durch die clevere<br />

Nutzung der Angebote auf germansite.com erheblich<br />

begrenzen und nur solche Daten gezielt herausfiltern, die zur<br />

Entscheidungsfindung unabdingbar sind. Denn ist ein Standort<br />

einmal gewählt, ist es für die meisten Investoren nur sehr<br />

schwer möglich, die Entscheidung zu revidieren. Darum ist<br />

sicher gut beraten, wer einen intensiven Blick hinter die Kulissen<br />

des bevorzugten neuen Standortes wirft. Diesen Blick<br />

erlaubt germansite.com auch im wörtlichen Sinne. Denn<br />

das Online-Gewerbeflächenangebot des Landes Nordrhein-<br />

Westfalen bedient sich bei der Darstellung auch der Hilfe von<br />

Google Earth. Investoren bekommen somit einen sehr plastischen<br />

Eindruck von den Standorten ihrer Wahl.<br />

Neben der Vielschichtigkeit der verfügbaren Informationen<br />

ist es vor allem die föderale Struktur, die vielen Investoren<br />

die Suche nach Gewerbeflächen in Deutschland erschwert.<br />

Mit der Vielzahl der kommunalen Flächen, die von vielen unterschiedlichen<br />

Akteuren im Wettbewerb angeboten werden,<br />

entwickelt sich eine Komplexität, die für viele Investoren kaum<br />

noch zu durchschauen ist. Denn die tatsächliche Vermarktung<br />

der Flächen erfolgt zum Beispiel durch die kommunalen<br />

Verwaltungen, die Entwicklungs- und Wirtschaftsförderungsgesellschaften<br />

auf lokaler, regionaler und überregionaler Ebene<br />

oder durch die Industrie- und Handelskammern.<br />

Immer wieder sehen sich potenzielle Investoren vor der für sie<br />

absurden Situation, dass sie mit Anbietern verhandeln, die ihnen<br />

nur ein eigenes lokales Angebot offerieren, obwohl in der<br />

Nachbargemeinde ein besseres Grundstück zu haben wäre.<br />

Für Investoren aus weniger föderal strukturierten Ländern ist<br />

das nicht nachvollziehbar. Sie suchen nicht kommunale Gewerbeflächen<br />

aus einem lokal begrenzten Angebot. Sie suchen<br />

vielmehr Standorte „erster Wahl“.<br />

Allein aus geographischer Sicht ist dies kein leichtes Unterfangen:<br />

In Ballungsräumen wird das Gewerbe im Wettbewerb<br />

mit hochwertigen Nutzungen durch steigende Preise<br />

im innerstädtischen Raum an die Randgebiete gedrängt. In<br />

Mittelgebirgslagen ist das Potenzial oftmals erschöpft und in<br />

der Tiefebene fehlt der urbane Standortfaktor. Das heißt, ein<br />

idealer Standort ist nicht ohne weiteres zu fi nden, insbesondere<br />

wenn zu diesen geographischen Standortfaktoren, wirtschafts-<br />

und branchenspezifische Bezüge hinzukommen.<br />

Meistern deutsche Investoren diese Jagd nach dem richtigen<br />

Standort mit Mühe, so schreckt es ausländische Investoren in<br />

der Regel ab. Bei der Suche nach neuen Standorten benötigen<br />

die potenziellen Investoren übergeordnete Angebote, die<br />

Informationen systematisch aufbereiten und möglichst leicht<br />

vergleichbar darstellen. Daher sind gerade überregionale Datenbanken<br />

ein optimales Hilfsmittel bei der Akquisition ausländischer<br />

Investoren.<br />

Nicht erst seit Google Earth: GIS-Systeme im Trend<br />

Geografische Informations-Systeme (GIS) als strategische<br />

Vermarktungsinstrumente von Gewerbeflächen liegen voll<br />

im Trend. Das ist keine Überraschung, liefern sie dem interessierten<br />

Investor doch eine sehr anschauliche Übersicht<br />

über den Standort und seine Rahmenbedingungen. Denn im<br />

Rahmen eines GIS werden nicht nur die Sachdaten der gewerblich<br />

genutzten oder nutzbaren Flurstücke und Betriebsgrundstücke<br />

in den Städten und Gemeinden dargestellt. Vielmehr<br />

unterstützen Karten, Pläne und Bilder die Visualisierung<br />

von Flächen und deren geographische Gegebenheiten. Die<br />

sinnvolle Kombination von Sachdaten, wie z.B. Größe, Gebietsausweisung,<br />

Infrastruktur und Geofachdaten erleichtern<br />

dem potenziellen Investor die Vorauswahl eines oder mehrerer<br />

Standorte. Aus Anbietersicht fi ndet mit der Einführung<br />

von GIS letztendlich ein Informationsträgerwechsel statt: Der<br />

Kartenschrank wird durch den Server ersetzt.<br />

Die einzelnen Bundesländer Deutschlands betreiben stattdessen<br />

verschiedenste Gewerbeflächenportale und -börsen.<br />

Dabei verfügt die Mehrzahl von ihnen seit den 90er Jahren<br />

über Online-Datenbanken. Doch deren Qualität ist sehr unterschiedlich.<br />

Denn nur wo Datenerfassungs- und Verwaltungssysteme<br />

einen sichtbaren Mehrwert für die laufenden<br />

Arbeitsprozesse erbringen, besteht auch ein Interesse an der<br />

Datenpflege, an Genauigkeit und inhaltlicher Konsistenz. Dies<br />

war bei den bisherigen Systemen meist nicht der Fall. Die verschiedenen<br />

Akteure bzw. Ämter konnten für unterschiedliche<br />

Zwecke nicht auf ein und denselben Datenbestand zugreifen.<br />

Das Land Nordrhein-Westfalen änderte dies im vergangenen<br />

Jahr bei der Neugestaltung ihres landesweiten Gewerbeflächenportals<br />

Germansite.<br />

Gewerbeflächen-Portal zur aktiven Flächenvermarktung<br />

NRW.INVEST, die landeseigene Gesellschaft zur Ansiedlung<br />

von Investoren, entwickelte zusammen mit dem Bielefelder<br />

Geoinformatik-Systemhaus GeoDok ein Gewerbeflächen-<br />

Portal, in das regionale Partner dezentral Gewerbeflächen<br />

einpflegen und bearbeiten können. Dadurch ist es möglich,<br />

einmal vorhandene Daten mehrfach zu nutzen. Die Informationen<br />

werden sowohl in den Regionalportalen als auch<br />

bei germansite.com präsentiert. So gelang es, den Gewerbeflächenatlas<br />

OWL der Industrie- und Handelskammer<br />

Ostwestfalen-Lippe, Gistra - das Gewerbeflächen-Informations-System<br />

der Technologieregion Aachen, die ruhrsite der<br />

Wirtschaftsförderung metropoleruhr GmbH, den Strukturatlas<br />

Region Köln/Bonn der Industrie- und Handelskammer zu<br />

Köln sowie die Gewerbeflächenbörse der Aktion Münsterland<br />

e.V. in das Portal des Landes zu integrieren.<br />

Die direkte Integration der regionalen Partner über einen<br />

SOAP Web Service erspart den Kommunen die mehrfache<br />

Datenpflege, denn die im Regionalportal erfassten Flächenund<br />

Sachdaten werden automatisch an die Germansite-<br />

Geodatenbank weitergereicht. Kommunen, die nicht an ein<br />

Regionalportal angeschlossen sind, haben die Möglichkeit,<br />

über die Extranet-Anwendung von Germansite Sach- und<br />

Geometriedaten per Browser einzupflegen.<br />

Ein weiterer Vorteil sowohl für die Kommunen als auch die<br />

Anwender ist die Verfügbarkeit aller Informationen in deutscher<br />

und englischer Sprache. Denn bislang sind die meisten<br />

regionalen Gewerbeflächenangebote nur in deutscher Sprache<br />

vorhanden. NRW.INVEST bietet den Kommunen somit<br />

den Wettbewerbsvorteil, ihre Gewerbeflächen auch international<br />

zu vermarkten. Den potenziellen Investoren nimmt sie<br />

damit die Hürde der Sprachbarriere.<br />

Umfassendes Bild - schnell und bequem<br />

Bei diesem interaktiven Gewerbeflächenportal können interessierte<br />

Investoren aus einem Angebot von derzeit rund<br />

1.000 Gewerbeflächen ihren idealen Standort wählen. Mit<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 33


der Erweiterung der seit 1997 bestehenden Datenbank will<br />

NRW.INVEST die internationale Vermarktung des Standortes<br />

Nordrhein-Westfalen weiter optimieren. Zum 10-jährigen Bestehen<br />

wurde die komplette Datenbank von GeoDok überarbeitet<br />

und mit einer neuen Webanwendung ausgestattet.<br />

Durch die Einführung der WebGIS-Komponente können Nutzer<br />

nun alle Gewerbeflächen auch interaktiv in einer Karte<br />

suchen und dargestellt bekommen. Das Geo-Informations-<br />

System ermöglicht dem Anwender die Wahl zwischen verschiedenen<br />

schematischen und topografischen Karten sowie<br />

Luftbildansichten. Der Nutzer kann außerdem zusätzliche<br />

Kartenebenen aus den Bereichen Infrastruktur sowie Bildung<br />

und Forschung einzeln oder zusammen aufrufen. So sind seit<br />

August <strong>2008</strong> auch Flughäfen, Güterbahnhöfe und Häfen sowie<br />

Hochschulen, Forschungseinrichtungen und Technologiezentren<br />

abfragbar.<br />

Mit den thematischen Kartenebenen können Unternehmen<br />

die Gewerbeflächensuche nach ihren individuellen Bedürfnissen<br />

gestalten. Sie sehen die Ergebnisse direkt im Vergleich<br />

und können so schneller selektieren, welche Nutzflächen in<br />

Frage kommen.<br />

Großer Wert wurde auch auf die enge Verknüpfung von Karteninformationen<br />

und Gewerbekenndaten gelegt. Exposés<br />

mit allen relevanten Informationen werden sowohl Online als<br />

Vom Industrieabbruch zum Zukunftsaufbau<br />

Seit Juli tritt die Montan-Grundstücksgesellschaft (MGG)<br />

unter dem neuen Namen RAG Montan Immobilien unter<br />

dem Dach des RAG-Konzerns auf. Mit der Einbindung<br />

in den Beteiligungsbereich des Konzerns bleibt die RAG<br />

Montan Immobilien unter der Leitung von Prof. Dr. Hans-<br />

Peter Noll, Vorsitzender der Geschäftsführung, ein wichtiger<br />

Teil des Strukturwandels der Bergbauregionen in<br />

Nordrhein-Westfalen und im Saarland.<br />

Herr Prof. Dr. Noll, welche Aufgabe hat die RAG Montan Immobilien<br />

seit Mitte des Jahres innerhalb des RAG-Konzerns?<br />

Die RAG Montan Immobilien ist seit dreißig Jahren der innovative<br />

Spezialist für vorgenutzte Immobilien. Nach ihrem<br />

Übergang in die RAG gilt das Unternehmen mit seinem umfassenden<br />

Know-how für die nachhaltige Inwertsetzung und<br />

die integrierte Vermarktung von Flächen und Gebäuden als<br />

das Immobilienkompetenz-Center des Konzerns, mit der Aufgabe<br />

die nicht betriebsnotwendigen Flächen wertoptimiert<br />

am Markt anzubieten.<br />

Wir verwalten rund 130 Millionen Quadratmeter Fläche aus<br />

dem Bestand des RAG-Konzerns – darunter etwa 7000 Hektar<br />

land- und forstwirtschaftliche Flächen. Zur Zeit umfasst<br />

unser Angebot neben den Flächen über 100 industriehistorische,<br />

teilweise denkmalgeschützte Objekte, die für unterschiedliche<br />

Nutzungen erschlossen werden können. Unser<br />

Ziel ist, die betrieblich ungenutzten Flächen wertoptimiert am<br />

Markt anzubieten. Rund 1400 Hektar werden derzeit für zukunftsweisende<br />

und nachhaltige neue Nutzungen entwickelt<br />

- von Gewerbe- und Industriegebieten sowie Logistikzentren<br />

über moderne Wohngebiete bis hin zu Grün- und Naherholungsflächen.<br />

Seit 1977 konnte die RAG Montan Immobilien<br />

bis heute rund 6500 Hektar Flächen entwickeln und zu Zukunftsstandorten<br />

vermarkten, vom Industrieabbruch zum Zukunftsaufbau.<br />

auch als Pdf-Datei von der Webanwendung bereitgestellt.<br />

Mittels verschiedener Werkzeuge wie dem Entfernungsmesser<br />

und der Lupen-Funktion erhält der Nutzer individuelle Informationen<br />

über das aktive Objekt und sein Umfeld. Durch<br />

die nutzerfreundliche Bedienung können Interessenten die<br />

Suche räumlich und inhaltlich einschränken, beispielsweise<br />

durch die Angaben von Flächengrößen oder Maximalentfernungen<br />

zu Autobahnen oder Flughäfen. Die Treffer werden<br />

dann sowohl tabellarisch als auch geografisch dargestellt.<br />

Navigator für Investoren<br />

Mit all seinen Funktionen ist Germansite ein umfassendes<br />

Informationssystem, das die Stärken und Qualitäten der einzelnen<br />

Gewerbeflächen am Standort Nordrhein-Westfalen<br />

besonders transparent macht. Kombiniert der Anwender die<br />

verschiedenen Suchfunktionen erhält er aus der Kombination<br />

mit den verschiedenen thematischen Kartenebenen, dem<br />

Wirtschaftsatlas NRW und dem Branchenatlas NRW einen<br />

sehr detaillierten Gesamteindruck über die freien Gewerbefl<br />

ächen in Nordrhein-Westfalen. Ein gutes Argument, sich für<br />

einen Standort in Nordrhein-Westfalen zu entscheiden.<br />

Weitere Informationen unter:<br />

www.germansite.com • www.nrwinvest.com<br />

Kernkompetenzen<br />

Die RAG Montan Immobilien gilt als Full-Service-Provider<br />

und national sowie international ausgewiesener Spezialist<br />

ganzheitlicher Problemlösungen aus einer Hand. Herr Prof.<br />

Dr. Noll, können Sie ihre Kernbereiche skizzieren?<br />

Eine fl exible, marktgerechte Immobilienentwicklung wird immer<br />

wichtiger für eine erfolgreiche Vermarktung. Hier setzt die<br />

RAG Montan Immobilien Maßstäbe in ihrer Branche. Kaum ein<br />

anderer Anbieter verfügt über eine so umfassende Expertise<br />

in den Bereichen Umwelt-Engineering, Flächenentwicklung<br />

und Immobilienmanagement. Mit diesen Kernkompetenzen<br />

können wir schnell und effizient ganzheitliche Lösungen mit<br />

messbarem Mehrwert schaffen und an Ruhr und Saar dafür<br />

sorgen, dass aus ehemaligen Zechengeländen Standorte mit<br />

Zukunft werden.<br />

Im Bereich Umwelt-Engineering decken wir alle Leistungen<br />

des ingenieurtechnischen Rückbaus von Industriearealen<br />

und -gebäuden ab. Hier kommen uns unsere Erfahrungen<br />

im Umgang mit Restriktionen aus früheren Nutzungen und in<br />

Altbergbau-Fragen zugute.<br />

Mit einem professionellen Flächenrecycling gewährleistet die<br />

RAG Montan Immobilien, dass ein Standort zeitnah für die<br />

künftige Nutzung zur Verfügung steht. Dabei übernehmen<br />

wir die Projekt- und Prozesssteuerung – angefangen vom<br />

Behörden-Engineering, der Vergabe und Überwachung von<br />

Gutachter-, Planungs- und Bauleistungen über die Budgetplanung<br />

und das Controlling bis zur Koordinierung und Umsetzung<br />

von Nachsorgekonzepten. Auch die Europäische<br />

Union hat bereits auf unser Know-how zurückgegriffen: Sie<br />

beauftragte uns im Jahr 2002 mit der Koordination des Projekts<br />

RESCUE (Regeneration of European Sites in Cities and<br />

Urban Environments). Mit unserer Unterstützung entstand so<br />

ein europäisches Arbeitshandbuch mit einheitlichen Quali-<br />

34 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


tätsmaßstäben, Handlungsempfehlungen und Werkzeugen<br />

für ein nachhaltiges Flächenrecycling.<br />

Der Bereich des Immobilienmanagements der RAG Montan<br />

Immobilien umfasst die Immobiliendienstleistung, das Portfoliomanagement<br />

und das Liegenschaftsmanagement. Zurzeit<br />

verwalten wir etwa 12.000 Hektar. Dabei sichern wir die<br />

wirtschaftliche Effizienz vermieteter und verpachteter Liegenschaften<br />

mit Unterstützung eines Corporate Real Estate Management-Systems.<br />

Darüber hinaus liefern wir Empfehlungen<br />

für die Generierung zusätzlicher Werte, die sich aus dem strategischen<br />

Portfoliomanagement ergeben. Auch bei Ankaufsund<br />

Verkaufsgeschäften nehmen wir die Eigentümerinteressen<br />

wahr. Für das durchgängige Wertemanagement bieten<br />

wir das Datenmanagement zum Monitoring der Werthaltigkeit<br />

des Grundbesitzes an. Durch das effiziente Zusammenspiel<br />

unserer Tools optimieren wir kontinuierlich alle immobilienbezogenen<br />

Prozesse und Unternehmens-aktivitäten. Dabei<br />

halten wir die Planungs- und Entwicklungsphase durch den<br />

gezielten Einsatz unseres immobilienwirtschaftlichen Knowhows<br />

so kurz und fl exibel wie möglich. Die sich anschließende<br />

Vermarktung forcieren wir mit einem professionellen Vertrieb<br />

von der Investorenakquisition bis hin zum Verkaufs- und Vertragsmanagement.<br />

Für jedes Flächenentwicklungs- oder Flächenvermarktungsprojekt<br />

stellt die RAG Montan Immobilien ein interdisziplinäres<br />

Team zusammen, in dem Stadt- und Raumplaner, Architekten,<br />

Ingenieure, Kaufleute und Juristen zusammenarbeiten. Die<br />

Bündelung der Einzelleistungen schafft so marktfähige Zukunftsstandorte<br />

von nachhaltigem Wert. Aktuell entwickeln<br />

wir 66 Projekte. Dabei steht der RAG Montan Immobilien ein<br />

einzigartiges Portfolio von Flächen und Gebäuden zur Verfügung,<br />

das unterschiedlichsten Nutzungen dienen kann. Zum<br />

Beispiel als Logistikzentren und Großhandelsstandorte, Technologiestandorte<br />

und Gründerzentren, Service- und Gewerbeparks,<br />

Einzelhandelszentren, Wohngebiete und gemischt<br />

genutzte Stadtquartiere, Freizeitprojekte, Gesundheitszentren<br />

und Seniorenimmobilien.<br />

Standorte mit Zukunft<br />

Seit 30 Jahren konnte ihr Unternehmen eine Menge bewegen<br />

und einen wesentlichen Beitrag für den Strukturwandel vor<br />

Ort leisten. In Herne beispielsweise ist es der RAG Montan<br />

Immobilien gelungen, aus einer ehemaligen Industriebrache<br />

einen Standort mit Modellcharakter zu entwickeln.<br />

Ja, im Herzen des Herner Stadtteils Sodingen auf dem Gelände<br />

des 1976 stillgelegten Bergwerks Mont-Cenis. Kern<br />

dieses komplett neuen Stadtteils mit hoher urbaner Qualität<br />

ist die Fortbildungsakademie des Innenministeriums NRW.<br />

Mit Mont-Cenis ist der RAG Montan Immobilien und der<br />

Stadt Herne im Rahmen einer Public-Private-Partnership ein<br />

Stadtteilentwicklungsprojekt gelungen, welches im Sinne der<br />

Nachhaltigkeit aus städte-baulicher, sozialer, wirtschaftlicher<br />

und ökologischer Perspektive Modellcharakter besitzt.<br />

Das Nutzungskonzept für die 30 Hektar große Zechenbrache<br />

Mont-Cenis I/III sah als Keimzelle der gesamten Flächenentwicklung<br />

die Fortbildungsakademie vor, die 1999 fertiggestellt<br />

wurde und eng mit kommunalen Einrichtungen wie Bürgersaal,<br />

Stadtteilbüro und Bibliothek verzahnt ist. Dazu kommen<br />

Läden, Dienstleistungseinrichtungen, Büros, Praxen und ein<br />

neues Einkaufszentrum, die eng mit dem bestehenden alten<br />

Stadteil verbunden sind. In Nähe der umliegenden Grünanlagen<br />

ist ein Wohngebiet angesiedelt. Und in unmittelbarer<br />

Nachbarschaft der Akademie befindet sich eine Gewerbeimmobilie<br />

mit Kindergarten, Wohnungen und einer Arztpraxist<br />

- die Integration eines Kindergartens in ein Wohnhaus<br />

hat Modellcharakter. Das gesamte Areal Mont-Cenis wird als<br />

Park begriffen, der im Süden an das bestehende Stadtteilzentrum<br />

anschließt und im Norden in das Landschafts- und Naturschutzgebiet<br />

Vossnacken übergeht. Durch die öffentliche<br />

Nutzung des gesamten Geländes und die platz- und parkartigen<br />

Freiräume sowie die markante Architektur der Fortbildungsakademie<br />

wurden neue urbane Qualitäten geschaffen.<br />

Zu einem modernen Wirtschaftsstandort von europäischem<br />

Format hat sich auch das ehemalige Bergwerksgelände<br />

Ewald in Herten entwickelt.<br />

Wir können mit Stolz nur sieben Jahren nach der letzten Seilfahrt<br />

auf der ehemalige Zeche Ewald 1/2/7 vom 52 Hektar<br />

großen „Zukunftsstandort Ewald“ sprechen. In Rekordzeit<br />

haben die Stadt Herten und die RAG Montan Immobilien mit<br />

Unterstützung des Landes NRW den ehemaligen Schachtstandort<br />

saniert, erschlossen und bereits zu mehr als 60 Prozent<br />

vermarktet. Rund 1.000 neue Arbeitsplätze sollten auf<br />

dem ehemaligen Bergwerkt entstehen – diese Schallmauer<br />

werden wir bereits in diesem Jahr erreichen, wenn alle neuen<br />

Firmen ihren Betrieb vor Ort aufgenommen haben werden.<br />

Allein im Jahre 2007 hat die RAG Montan Immobilien auf<br />

Ewald 100 Prozent der 18 Hektar Logistikflächen – direkt<br />

nach Baureifmachung – an internationale Logistikunternehmen<br />

vermarktet. Auch die denkmalgeschützten Bestandsgebäude<br />

konnten bereits zu 70 Prozent vermarktet werden.<br />

Dieser Erfolg basiert im wesentlichen auf dem städtebauliche<br />

Konzept „Landschichten“ von Cino Zucchi, Martin Halfmann<br />

und Peter Köster, das die besonderen Potentiale des Standortes<br />

hervorragend aufgegriffen hat. Dieses Konzept war die<br />

Grundlage für die städtebauliche Rahmenplanung und den<br />

Bebauungsplan. Prägende Elemente des Konzeptes sind die<br />

historische Schicht mit den von weithin als Leuchtturm sichtbaren<br />

Fördertürmen sowie attraktiven Plätzen und Wegesystemen,<br />

der Ewaldpromenade, dem „blauen Band“ – ein<br />

begrünter Wasserweg, der den gesamten Standort in seiner<br />

Länge durchzieht sowie die Einbindung des Geländes in den<br />

750 Hektar großen Landschaftspark Emscherbruch. Dazu<br />

kommt die Ausrichtung auf zukunftsweisende Technologien.<br />

Eine Firma aus dem süddeutschen Raum wird auf einem Teil<br />

des Geländes ein Projekt zur Wasserstoffproduktion starten<br />

und das Land NRW ihr Wasserstoffkompetenzzentrum ansiedeln.<br />

Nachfragegerechte Entwicklung<br />

Am Niederrhein ist der Strukturwandel in vollem Gange. Ein<br />

Beispiel für den gelungenen Wandel fi nden wir allerdings<br />

schon heute in der Stadt Moers. Herr Prof. Noll, wie sind die<br />

Faktoren, dass auf dem Gelände des ehemaligen Bergwerks<br />

Rheinpreussen der außerordentlich erfolgreiche Technologieund<br />

Gewerbepark Eurotec entstanden ist?<br />

Strukturwandel dauert mindestens fünf Jahre, bis die ersten<br />

Erfolge sichtbar werden. Auch auf dem 30 Hektar großen Gelände<br />

von Rheinpreussen 5/9 in Moers kam der Erfolg für den<br />

Technologie- und Gewerbepark Eurotec nicht über Nacht.<br />

Nach und nach siedelten sich dort Dienstleister aus unterschiedlichen<br />

Branchen an, die mit ein oder zwei Beschäftigten<br />

starten, oder aber auch mittelständische Unternehmen mit<br />

über 50 Beschäftigten. Bei Eurotec ist unser Modell erfolgreich<br />

aufgegangen, durch eine nachfragegerechte Entwicklung<br />

eine sehr stabile Unternehmensstruktur zu erreichen. Dadurch,<br />

dass viele Branchen auf dem Gelände arbeiten, kann<br />

man der schwankenden Konjunktur und Nachfrage besser<br />

begegnen. Selbstverständlich trägt die gute Lage in der Nähe<br />

der Autobahnen auch zu den Vermarktungserfolgen bei.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 35


Der Stadtteilpark Gneisenau als Herz eines neuen Ortsteilzentrums<br />

in Dortmund-Derne Foto RAG Montan Immobilien<br />

Ein weiteres gelungenes Beispiele für erfolgreichen Strukturwandel<br />

ist in Westfalen das Gewerbegebiet Neumonopol in<br />

Bergkamen. Auch hier ist die Vermarktung fast abgeschlossen.<br />

In der einstmals größten Bergbaustadt Europas mit drei<br />

Schachtanlagen ist tatsächlich die Vermarktung von rund<br />

24 Hektar Fläche der ehemaligen Schachtanlage so gut wie<br />

abgeschlossen. Nur noch rund 2 Hektar stehen frei. Neumonopol<br />

ist geprägt durch eine industrielle Nutzung im Norden,<br />

im Süden durch das Stadtzentrum mit einer Geschäfts- und<br />

Wohnnutzung sowie im Osten und Westen durch Freiflächen.<br />

Neben einem 20 Megawatt-Biomasse-Heizkraftwerk, das seit<br />

2006 Abfallprodukte verwertet, haben zahlreiche Betriebe mit<br />

Schwerpunkt Recycling und Handwerkerleistungen auf dem<br />

ehemaligen Zechengelände einen neuen Standort gefunden.<br />

So fi nden sich zum Beispiel dort auf einer Fläche von acht<br />

Hektar Produktions- und Lagerflächen für die Aufbereitung<br />

von Elektronikschrott aus industriellem und privatem Anfall.<br />

Tradition und Innovation<br />

Herr Prof. Dr. Noll als Musterbeispiel für eine nachhaltige und<br />

integrierte Stadtentwicklung sowie für eine ausgezeichnet<br />

koordinierte Projektabwicklung gilt Consol in Gelsenkirchen.<br />

Consol schlägt im Gelsenkirchener Stadtteilzentrum Bismarck<br />

eine Brücke zwischen Tradition und Innovation. Wir haben<br />

dort gemeinsam mit der Stadt Gelsenkirchen ein neues Stadtteilzentrum<br />

mit industriehistorischen Charme geschaffen und<br />

dabei den gesamten Prozess der Entwicklung gesteuert. Das<br />

Areal des ehemaligen Bergwerks liegt nicht nur räumlich im<br />

Herzen von Gelsenkirchen-Bismarck. Für die Bewohner des<br />

Stadtteils hat Consol auch nach der Stilllegung eine große<br />

Bedeutung. In fast jeder alt eingesessenen Familie hat mindestens<br />

ein Mitglied auf Consolidation 3/4/9 gearbeitet.<br />

Um dem besonderen Stellenwert des insgesamt 26 Hektar<br />

großen Geländes und der industriehistorischen Gebäude gerecht<br />

zu werden, haben wir zusammen mit der Stadt Gelsenkirchen<br />

ein Nutzungskonzept für ein neues Stadtteilzentrum<br />

entwickelt und zeitnah realisiert. Heute ist die Fläche wieder<br />

ein Dreh- und Angelpunkt für die Bewohner des Stadtteils<br />

Bismarck. In den ehemaligen Bestandsgebäuden haben das<br />

Consol Theater sowie ein Musik- und Probenzentrum für lokale<br />

Musikbands ihren Platz gefunden. Die von der RAG Montan<br />

Immobilien errichtet Trendsportanlage mit umliegenden<br />

Grünflächen laden zu Freizeitaktivitäten und Erholung ein. 20<br />

Einfamilienhäuser und ein neues Nahversorgungs-zentrum<br />

runden das Konzept und den Standort ab. Zusätzlich standen<br />

auf Consol rund 170.000 Quadratmeter für die Ansiedlung<br />

von Dienstleistungsunternehmen zur Verfügung. Jetzt sind<br />

nur noch 12.000 Quadratmeter Fläche zur Vermarktung frei,<br />

da wir noch im August rund 20.000 Quadratmeter Fläche für<br />

die Betriebserweiterung eines international agierenden Gelsenkirchener<br />

Stahlhändlers verkauft haben.<br />

Projekte mit Zukunft<br />

In Städten wie Herne oder Herten hat die RAG Montan Immobilien<br />

den Zukunftsaufbau erfolgreich beschritten – oder<br />

steht kurz vor dem Ziel. Dieser Weg, Herr Prof. Noll, steht<br />

beispielsweise bei den Städten Dinslaken, Dorsten oder Dortmund<br />

noch aus, oder ist noch auf dem Weg in die Zukunft.<br />

In Dinslaken hat die RAG Montan Immobilien die ersten Entwicklungsschritte<br />

gemeinsam mit der Stadt eingeleitet. Der<br />

52 Hektar große Standort des ehemaligen Bergwerks Lohberg/<br />

Osterfeld 1/2 soll mit besonderen städtebaulichen und<br />

landschaftlichen Qualitäten entwickelt werden und der Stadt<br />

und der Region neue städtebauliche und wirtschaftliche Impulse<br />

geben.<br />

Eine imagebildende Adresse für Unternehmen aus dem Bereich<br />

Kreativwirtschaft soll der Standort in Dinslaken werden.<br />

Innovation und Energie, Kreativität, Kultur und Lifestyle sind<br />

die Themenfelder, die Lohbergs neues Image prägen sollen.<br />

Innovative Wohnformen, Arbeiten in denkmalgeschützten Industriebauten,<br />

aber auch Nahversorgung, Freizeit und Unterhaltung<br />

sollen neuen Nutzern ein attraktives Umfeld bieten.<br />

Dazu gehören qualitätsvolle Plätze sowie großzügige Grünund<br />

Freiflächen, die dem ehemaligen Bergwerk ein attraktives<br />

Gesicht geben werden. Die erforderliche Energie wird<br />

übrigens umweltgerecht mit regenerativen Primärenergien<br />

erzeugt. Grubengas, Geothermie und Fernwärme betont den<br />

Wechsel von „schwarzer“ zu „weißer“ Energie.<br />

In Dorsten werden vorraussichtlich im nächsten Jahr die<br />

Planungen zur zukünftigen Entwicklung für Fürst Leopold<br />

abgeschlossen sein. Rund 14 Hektar sollen stufenweise für<br />

groß- und kleinflächige Ansiedlungen auf dem ehemaligen<br />

Zechengelände zur Verfügung stehen. Südlich der Haupterschließungsachse<br />

ist die Ansiedlung von Fachmärkten und<br />

Einzelhandel geplant, nördlich Gewerbe und im Osten die<br />

Entwicklung einer naturnahen Spiel- und Grünfläche sowie<br />

die Ansiedlung von weiterem Gewerbe. Im zentralen Bereich<br />

sollen in den denkmalgeschützten Bestandsgebäuden weitgehend<br />

Einrichtungen aus den Themenbereichen Freizeit,<br />

Kultur und Entertainment angesiedelt werden. Übrigens einer<br />

der sich schon von den guten infrastrukturellen Bedingungen<br />

im Stadtteil Wulfen überzeugt hat, ist die Recyclingpark Fürst<br />

Leopold GmbH. Seit 2007 betreibt sie dort eine Altholz Aufbereitungsanlage,<br />

die zu einer Holzpellet-Produktionsanlage<br />

ausgebaut werden soll.<br />

Einige Schritte weiter auf dem Weg zur Zukunft sind wir auf<br />

Gneisenau in Dortmund. Dort ist im Stadtteil Derne ein neues<br />

Ortsteilzentrum entstanden, das das 60 Hektar große Gelände<br />

des ehemaligen Bergwerks wieder in das Leben von<br />

Derne integriert. Auf Teilen des Areals ist schon Leben eingekehrt.<br />

So wächst im Süden ein multifunktionaler und moderner<br />

Gewerbestandort für ortsansässige Handwerks- und<br />

Dienstleistungsbetriebe, der mit dem 2006 eröffneten neuen<br />

stadtteilbezogenen Einzelhandelszentrum und dem jetzt im<br />

Juni eröffneten Stadtteilpark Derne eng verbunden ist. Kurz<br />

vor der Umsetzung befindet sich der Bereich Gneisenau West<br />

zur Ansiedlung von Logistikunternehmen auf rund 13 Hektar<br />

Fläche sowie rund 18 Hektar Grünfläche inklusive Landschaftsbauwerk<br />

und der Bau der neuen Derner Lebensader,<br />

der Gneisenauallee.<br />

Kooperation für die Zukunft<br />

Herr Prof. Noll, in den vergangenen 30 Jahren hat sich die<br />

RAG Montan Immobilien und seine Vorläufer als Spezialist<br />

für innovative Lösungen rund um die Immobilie profiliert und<br />

36 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


seit 10 Jahren die Duisburger Hafengesellschaft Duisport als<br />

Logistikexperte. Die Gesellschaften streben nun gemeinsam<br />

eine strategische Allianz für Logistikflächen an. Was ist das<br />

Ziel?<br />

Die Grundsatzvereinbarung zur Gründung einer gemeinsamen<br />

Entwicklungs- und Vermarktungsgesellschaft unter<br />

dem Markennamen „Logport Ruhr“ haben wir schon im Juni<br />

miteinander beschlossen. Unser beider Ziel ist, nicht nur einen<br />

Mehrwert für die RAG Montan Immobilien und Duisport<br />

zu schaffen, sondern auch eine wirtschaftliche Stärkung der<br />

Metropolregion Ruhr und der Logistikkompetenz in Nordrhein-Westfalen.<br />

Wir sehen diese Allianz als wichtigen Beitrag<br />

Hafenentwicklung geht ungebremst weiter<br />

„Die attraktive Erschließung des Offenbacher Hafens ist<br />

eine Weichenstellung für die künftige Entwicklung der Stadt<br />

Offenbach. Der Standort ist für Vorhaben geeignet, deren<br />

Bedeutung weit über die Grenzen der Region reichen“, so<br />

Offenbachs Oberbürgermeister Horst Schneider auf einer<br />

Pressekonferenz am 17. Juni <strong>2008</strong>. Anlass der Pressekonferenz:<br />

die Vorstellung der jüngsten Entscheidungen des Magistrats<br />

zum Projekt Hafen. Joachim Böger, Geschäftsführer<br />

Stadtwerke Offenbach Holding GmbH und der Mainviertel<br />

Offenbach GmbH & Co. KG, der für die Hafenentwicklung zuständigen<br />

SOH-Tochtergesellschaft, betonte, dass die Finanzierung<br />

der Hafenentwicklung gesichert sei. SOH-Rücklagen<br />

seien dafür nicht ausschlaggebend.<br />

Die konsequent fortgeführte Projektentwicklung zeigten<br />

Böger und Prokuristin Daniela Matha anhand der in der Sitzung<br />

vom 04.06.08 bereits beratenen Magistratsvorlagen.<br />

Diese sollen am kommenden Donnerstag, den 19. Juni, von<br />

der Stadtverordnetenversammlung beschlossen werden. Sie<br />

konkretisieren zum einen die Freiraumplanung und das Energiekonzept<br />

des neuen Stadtteils, zum anderen schaffen sie<br />

die formalen Voraussetzungen, um planmäßig zum Ende des<br />

Jahres mit der Erschließung, also dem Bau von Straßen und<br />

öffentlichen Plätzen im ersten Bauabschnitt, zu beginnen.<br />

Und eine weitere freudige Nachricht für Offenbachs Kulturund<br />

Kneipenszene konnte Böger auch noch einmal bestätigen:<br />

Dank der Planung von Projekt Hafen Offenbach kann<br />

das Hafencafé ‚Hafen 2’ zunächst im alten Lokschuppen auf<br />

dem Hafengelände bleiben.<br />

Hafen Offenbach – wichtig für Stadt und Region<br />

Oberbürgermeister Schneider: „Der Hafen ist ein exponierter<br />

Standort, geeignet für die Ansiedlung von hochwertigem Gewerbe<br />

und als prominente Wohnlage. Die Ansiedlung von Kultur-<br />

und Bildungseinrichtungen mit Strahlkraft weit über die<br />

Grenzen der Region können ein Nukleus für die Ansiedlung<br />

von Unternehmen aus der Kreativwirtschaft sein“. Die positive<br />

Diskussion über den Vorschlag, auf dem Areal das Museum<br />

für Weltkulturen zu bauen, zeige darüber hinaus, welche<br />

Chancen mit der Entwicklung der Hafeninsel verbunden sind.<br />

Diese Potenziale können, werden die Entscheidungen des<br />

Magistrats jetzt bestätigt, weiterentwickelt werden.<br />

Insgesamt vier Magistratsvorlagen sollen am kommenden<br />

Donnerstag von der Offenbacher Stadtverordnetenversamm-<br />

zum weiteren Strukturwandel. Beide Unternehmen werden zu<br />

jeweils 50 Prozent beteiligt sein. Das Joint Venture wird sich<br />

auf die Aufbereitung und Vermarktung von multimodal angeschlossenen<br />

Flächen im Ruhrgebiet für Transport- und Logistikunternehmen<br />

konzentrieren. Die Areale werden an das bestehende<br />

internationale Transportnetz des Duisburger Hafens<br />

angebunden und integriert. Die ersten Flächen von insgesamt<br />

bis zu 400 Hektar könnten ab nächstem Jahr bereitstehen.<br />

Vor dem Hintergrund des Essener Zukunftskongresses „ContractFuture<br />

Ruhr 2030“ des Initiativkreises Ruhrgebiet leisten<br />

wir damit zusammen mit Duisport einen entscheidenden Beitrag<br />

für die Strukturentwicklung des Ruhrgebiets im Kompetenzfeld<br />

Logistik.<br />

Aktuelle Magistratsvorlagen zeigen Kontinuität und Qualität: Neue Freiraumplanung und zukunftsweisendes<br />

Energiekonzept vorgelegt - Café Hafen 2 bleibt.<br />

lung beschlossen werden. Wesentliche Inhalte hierbei sind<br />

neben den formalen Voraussetzungen für den Baubeginn<br />

<strong>2008</strong> mit den Erschließungsmaßnahmen im 1. Bauabschnitt:<br />

die Freiraumplanung und ein innovatives Energiekonzept.<br />

Freiraumplanung schafft einen Bezug zum Wasser<br />

und verbessert die Verbindung mit dem Nordend<br />

„Das neue Freiraumkonzept bietet die Chance, die hohe Qualität<br />

des Offenbacher Hafens zu erleben“, ist Joachim Böger<br />

überzeugt. Die Neuordnung der Eingangssituation und die<br />

damit einhergehende direkte Verbindung von Hafen und Main<br />

schafft eine einzigartige Atmosphäre. Dieser für das neue<br />

Stadtviertel zentrale Platz am Ende des Hafenbeckens wird<br />

bereits mit der Erschließung des 1. Bauabschnittes realisiert<br />

werden. Er endet in einer Treppe zum Hafenbecken mit Ruhezonen<br />

und Bereichen, die das Wasser für die Menschen<br />

erfahrbar macht. Cafés und Restaurants sollen hier einmal<br />

ebenso zum Verweilen einladen wie die Gesamtatmosphäre<br />

des Hafenplatzes. Wie Daniela Matha darstellte, würde die<br />

neue Freiraumplanung eine hohe Qualität des öffentlichen<br />

Raumes sichern, gleichzeitig macht sie die Änderung des beschlossenen<br />

Bebauungsplanes Nr. 563 A notwendig.<br />

Geplante Grünbereiche, die auch das Nordend mit dem Hafenviertel<br />

verbinden, ermöglichen den Zugang zum Wasser,<br />

das somit erstmals für die Nordendbewohner unmittelbar erfahrbar<br />

wird. Gleichzeitig sorgen sie für einen freien Blick auf<br />

den Main und das Hafenbecken, für entsprechende Begrünung<br />

und machen Lust zum Verweilen. Spielerisch wird hier<br />

das Element Wasser mit eingebunden, indem so genannte<br />

Regengärten entstehen, in denen das bei Regen anfallende<br />

Wasser in diesen Bereichen versickert wird und diese eine<br />

Möglichkeit eröffnen, das Wasser unmittelbar zu erleben.<br />

An der Innenseite des Hafenbeckens soll ein Weg direkt am<br />

Wasser und Grünflächen zusätzlichen Erholungsraum unmittelbar<br />

am Wasser schaffen.<br />

Optimale Ökobilanz durch ausgewogenes<br />

Energiekonzept<br />

Außerdem haben die Projektentwickler mit einem innovativen<br />

Energiekonzept den Beschluss der Stadtverordnetenversammlung<br />

von März 2007 über eine klima- und umweltschonende<br />

Stadtentwicklung auf dem Hafengelände umgesetzt<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 37


und sogar übertroffen. „Unsere Ziele sind ein sinnvoller<br />

Umgang mit Energieressourcen und aus ihnen resultiert ein<br />

möglichst geringer CO2-Ausstoß. Dies kann auf unterschiedlichste<br />

Weise erreicht werden“, führt Joachim Böger aus.<br />

Das Energiekonzept setzt einerseits energetische Mindeststandards<br />

für Wohn- und Bürogebäude, andererseits regelt<br />

es den Einsatz von regenerativer, CO2-neutraler Fernwärme<br />

sowie von Öko-Strom. Mit dem Offenbacher Energiedienstleister<br />

EVO sind dazu bereits entsprechende Verträge in sehr<br />

enger Zusammenarbeit, wie Böger lobte, vereinbart.<br />

„Wir wollen nicht nur mit der Freiraumgestaltung, sondern<br />

auch mit unseren Vorgaben für einen nachhaltigen, Klima<br />

schonenden Umgang mit Energie im Gebiet des Offenbacher<br />

Hafens eine Vorreiterrolle einnehmen“, so Böger. Mit dem<br />

Konzept kommen die Hafenentwickler auf einen um etwa<br />

ein Viertel geringeren Primärenergiebedarf als es der auf den<br />

Einsatz von Passivhäuser basierende Stadtverordnetenbeschluss<br />

vorsieht. Für die Wärmeversorgung geschieht dies<br />

durch die Kombination von Fernwärme die mit Biomasse erzeugt<br />

wird, CO2 frei. Böger bekräftigt: „Das neue Stadtviertel<br />

soll beispielhaft sein für andere Stadtentwicklungsprojekte..“<br />

DEGI Research – ImmobilienFOKUS<br />

Zugegeben, die ersten Wohntürme oder besser Wehrtürme<br />

wurden ursprünglich als Schutz vor herumstreuenden Räuberbanden<br />

entwickelt. Sicherheit und Aussicht waren die beiden<br />

Hauptmotive, um darin zu wohnen. Ob diese beiden Motive in<br />

aller Intensität die Jahrhunderte überdauert haben, mag der<br />

Leser beurteilen, noch besser natürlich die heutigen Bewohner<br />

und Investoren von Wohntürmen. Und die sind offensichtlich<br />

beide auf dem Vormarsch. Es vergeht kaum eine städtebauliche<br />

Tagung, auf der nicht diese Wohnform als Konzept der<br />

Zukunft beschrieben wird. Die aktuelle Argumentationslinie ist<br />

dabei die Kombination von „Zurück in die Städte“ und „Nachhaltigkeit“.<br />

In der Tat ist der Faktor Flächenverbrauch in Zeiten<br />

der anhaltenden Suburbanisierung ein wesentlicher Faktor innerhalb<br />

der „Sustainability-Diskussion“: 100 Reihenhäuser im<br />

Umland benötigen eben mehr Grundfläche als die Eroberung<br />

der Höhe in zentraler Lage. Auch die Reurbanisierung ist immer<br />

weniger ein frommer Wunsch der Avantgarde als mittlerweile<br />

messbare Realität. Kurz gefasst: Wenn alle zurück wollen, wird<br />

es eng in der Stadt. Möglicher Ausweg: die Höhe. Regulativ<br />

mit Sicherheit: die Zahlungsbereitschaft des Einzelnen.<br />

Dass es vielleicht auch für institutionelle Immobilieninvestoren<br />

ein Markt zum Diversifizieren sein kann, zeigen erste Beispiele<br />

aus der Fondsbranche. Europäische Investoren engagieren<br />

sich zunehmend in diesem Segment, insbesondere im asiatischen<br />

Raum. Denn dort werden sie auf der Produktebene<br />

fündig. Auch die arabischen Staaten entdecken Wohntürme als<br />

dominante Form der neuen Stadtgestaltung. Bei all diesen außereuropäischen<br />

Standorten - von Shanghai über Dubai nach<br />

New York - liegt der Schwerpunkt immer stärker auf dem „Upperclass“,<br />

wenn nicht gar auf dem Premiumsegment. In Europa<br />

hat sich der Wohnturm bisher kaum durchgesetzt. Trotz mannigfacher<br />

Bekundungen und gar Sicherstellungsmaßnahmen<br />

in Flächennutzungsplänen, eine große Investitionswelle in den<br />

letzten Jahren ist europaweit eher ausgeblieben.<br />

Die Gründe liegen dabei weniger in der technisch möglichen<br />

Dimension als vielmehr in der gesellschaftlichpolitischen:<br />

Baubeginn noch in <strong>2008</strong><br />

Die weiteren Vorlagen konkretisieren die Verträge zur unmittelbaren<br />

Erschließung des 1. Bauabschnittes, dem rund<br />

44.600 qm großen Gebiet des ersten Bauabschnittes im Osten<br />

des Hafengeländes. Die Erschließung ist in drei Stufen<br />

vorgesehen:<br />

1. die äußere Erschließung zur verkehrstechnischen Anbindung<br />

am Carl-Ulrich-Knoten sowie die östliche Nordumfahrung<br />

und den östlichen Nordring,<br />

2. die Erschließung der Grundstücksflächen und<br />

3. die Herstellung der Wege, Plätze und Grünflächen.<br />

Mit dem Beschluss des ‚Erster Erschließungsvertrages’ ist die<br />

SOH zum Baubeginn in <strong>2008</strong> verpflichtet. Die Vorlagen regeln<br />

darüber hinaus auch die Übertragung einzelner Grundstücke<br />

von der Stadt an die SOH, sowie den Umgang mit Folgekosten,<br />

der Pflege der Grünflächen oder Verkehrssicherung<br />

auf dem Gelände des ersten Bauabschnittes. Festgelegt wird<br />

unter anderem auch eine Teilung der Kosten zur Anbindung<br />

des neuen Stadtteils im Rahmen der ersten Erschließungsmaßnahmen.<br />

Wohntürme – auf der Suche nach dem Markt von Morgen<br />

Denn neu ist die Idee der Wohnhochbauten keineswegs, nur<br />

„leiden“ wir aktuell noch immer an der letzten Welle der Wohnhochbauten<br />

der 60/70er Jahre. Im wohnwirtschaftlichen Bau<br />

stehen Hochhäuser eben nicht nur als Synonym für aufstrebende<br />

Metropolen, Prosperität oder „american way of life“.<br />

Gerade durch den eher „untraditionellen“ und industriell vorgefertigten<br />

Bau von Großwohnsiedlungen fallen Assoziationen<br />

wie soziale Verelendung, Anonymität, Kriminalität – oder immobilienbezogen<br />

ausgedrückt: Sozialghettos, Wohnmaschinen<br />

und Betonburgen. In vielen Ländern stehen diese Objektstrukturen,<br />

sei es als Banlieues in Frankreich oder in Form von<br />

Großwohnsiedlungen wie in Köln-Chorweiler in Deutschland.<br />

Populistisch überzeichnet sind dies heute alles soziale Brennpunkte<br />

und nicht zuletzt eine Ursache für die Zurückhaltung<br />

von Investoren, in den Hochwohnungsbau zu investieren. Hinzu<br />

kommt der eigentliche Marktpreismechanismus, der belegt,<br />

dass mit der Höhe der Büroturm eben einen höheren Cashflow<br />

generiert als ein Wohnturm. Die wenigen wohnwirtschaftlich<br />

genutzten Neubau-Beispiele in zentraler Lage positionieren<br />

sich deshalb fast ausschließlich im höheren Preissegment.<br />

Existiert also doch ein (Nischen-)Markt? Oder ist es nur eine<br />

Diskussion der Vorurteile? Aus Sicht sich nachhaltig engagierender<br />

Investoren ist der Wohnturm eine der wenigen Möglichkeiten,<br />

Städte zukünftig urbaner zu gestalten und den<br />

Konsumenten, welche diesen Wohnwunsch äußern, entgegenzukommen.<br />

Wie verhält es sich aktuell mit dem Bauen in<br />

die Höhe in Deutschland? Welche Vorteile hat es und wie kann<br />

man mit ihm neuen städtischen Problemen entgegentreten?<br />

Warum gibt es in Deutschland und Europa wenige Investoren<br />

für Wohntürme? Kurzum: Haben sie eine Chance, sich auf<br />

dem deutschen und europäischen Markt zu positionieren?<br />

Städtebauliche und raumplanerische Rahmenbedingungen<br />

für Wohntürme in Deutschland<br />

Hochhäuser beeindrucken wegen ihrer Größe und spiegeln<br />

seit mehr als hundert Jahren Modernität bzw. einen gewissen<br />

38 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Zeitgeist wider, insbesondere in aufstrebenden Metropolen.<br />

Die Geschichte des Hochhausbaus resultiert einerseits aus<br />

(bau-)technischem und technologischem Fortschritt (z. B.<br />

Stahlskelettbau, feuerfestere Baustoffe, elektrische Aufzugsanlagen).<br />

Andererseits liegt ihr Ursprung in der Knappheit an<br />

Boden, die sich in Form steigender Grundstückspreise ausdrückte:<br />

Um rentabel zu wirtschaften, begannen Grundstückseigner,<br />

ihre Grundfläche maximal zu nutzen – was bedeutete,<br />

höher zu bauen. Amerika war weltweit der Vorreiter im<br />

Hochhausbau (Chicago 1885: Home Insurance Building mit<br />

10 Etagen); in Deutschland wurde diese Art der Gebäudekonstruktion<br />

erst in den 20er Jahren diskutiert und u. a. aufgrund<br />

der Weltwirtschaftskrise kaum bzw. erst viel später umgesetzt<br />

(z. B. Stuttgart 1928: Tagblatt-Turm mit 16 Etagen).<br />

Den ersten Bauboom erlebten Hochhäuser in Deutschland<br />

erst in den 60er Jahren. Auch er rekrutiert sich aus der Platzknappheit<br />

bzw. hohen Grundstückspreisen einerseits sowie<br />

„neuen baulichen Idealen“ andererseits. Im gewerblichen Bau<br />

gehörten zu den weiteren Motiven die räumliche Konzentration<br />

von Firmen und Institutionen unter einem Dach. Deshalb<br />

folgte aus der „industriellen Schlichtheit“ der Hochbauweise<br />

seit Beginn der 80er Jahre eine Betonung der Architektur als<br />

Ausdruck der Corporate Identity, nicht zuletzt in Form sogenannter<br />

Skyscraper.<br />

Im wohnwirtschaftlichen Bau sind Hochhäuser eher nachteilig<br />

besetzt. Gerade der Begriff Wohnturm wurde früher mit<br />

den oft eher negativ-behafteten Hochhaussiedlungen sozialer<br />

Wohnbauprogramme in Verbindung gebracht. Für das<br />

Ost und West übergreifende Schema einer architektonischen<br />

und gesellschaftlichen Alternative zur traditionellen Stadt<br />

standen die damals gerühmten Großsiedlungsprojekte 1 , die<br />

nicht gerade für den Inbegriff der Wohnwelten der Zukunft<br />

stehen – waren sie aber doch einst dafür konzipiert, solche<br />

zu sein.<br />

Neue Großsiedlungen entstehen schon lange nicht mehr –<br />

einhergehend mit der Suburbanisierungswelle ab den 80er<br />

Jahren wurden neue Lebenswelten in peripherer Lage der<br />

Städte in Form sogenannter Neubaugebiete (mit überwiegendem<br />

Einfamilienhausbau) erschlossen. Durch fi skalische<br />

und wohnungspolitische Rahmenbedingungen (u. a. Wegfall<br />

der Wohnungsbauprämie und der umstrittenen Pendlerpauschale)<br />

sowie mit einem zunehmenden Bewusstsein für den<br />

nachhaltigen Wohnungs- und Städtebau (Reduzierung der<br />

Flächeninanspruchnahme²) wird die Stadt wieder attraktiv.<br />

Maßnahmen wie Innenverdichtung, Revitalisierung und Sanierung<br />

liegen im städtebaulichen und politischen Trend.<br />

Nicht zuletzt deshalb erfährt der Begriff des Wohnturms<br />

gegenwärtig einen funktionalen Wandel – sowohl aufgrund<br />

des Nach haltigkeitsaspektes als auch aufgrund eines neuen<br />

Images zum höherwertigen und exklusiven Wohnen.<br />

Insbesondere im Ausland und unabhängig von der demographischen<br />

Situation gibt es sie doch: Die Wohntürme, die<br />

attraktiv und imageträchtig sind. In innerstädtischen Lagen<br />

werden hohe Quadratmeterpreise und Spitzenmieten erzielt,<br />

insbesondere in Bezug auf „Penthouses“. Die zeitgenössische<br />

„Leichtigkeit“ des Hochhausbaus gilt als trendy und<br />

avantgardistisch; die Architektur hat sich deutlich von dem<br />

Stil der 60er-80er Jahre entfernt.<br />

Doch sind die Städte tatsächlich wieder die Gewinner, wie<br />

die Reurbanisierungsthese behauptet, und ist der Zug „ins<br />

Grüne“ gestoppt? Deutschland steht zweifelsohne vor einem<br />

Umbruch in der Stadtentwicklung und Raumplanung, seit die<br />

Wanderungsbewegungen der Bevölkerung und die Alterung<br />

der Gesellschaft unübersehbare Probleme in vielen Städten<br />

und Regionen geschaffen haben. Das schlägt sich auch auf<br />

den Wohnimmobilienmarkt nieder, der eine Anpassung oder<br />

Neuorientierung für den Umgang mit der sich weiter ausdifferenzierenden<br />

räumlichen und soziokulturellen Entwicklung<br />

erfordert.<br />

Wohntürme in Deutschland<br />

Im Hinblick auf Kapital-, Instandhaltungs- und Bedienungskosten<br />

sowie Energieverbrauch kommt dichtere Bebauung<br />

insgesamt günstiger und nachhaltiger zu stehen. Auch vor<br />

dem Hintergrund, dass eine geringe Wohndichte als Prestigesymbol<br />

von besser verdienenden Einkommensgruppen<br />

angestrebt wird und daher auch gut vermarktbar ist, erweist<br />

sich in interkultureller Perspektive die Dichte als weitgehend<br />

von städtebaulichen Leitbildern beeinflusste Kategorie, die<br />

überdies von Normen der Stadtplanung und gesellschaftspolitischen<br />

Prinzipien der Wohnungswirtschaft von den Maximen<br />

des politischen Systems abhängig ist 3 .<br />

Das schlechte Image der Hochhaussiedlungen der 60er und<br />

70er Jahre belastet die Diskussion über Wohnhochhäuser in<br />

Deutschland bis heute. Neben den Projekten Stadtumbau<br />

„Ost“ (u. a. Rückbau, Sanierung, Abriss) und „West“ (z. B.<br />

qualitative Aufwertung vereinzelter Großwohnsiedlung) gibt<br />

es zahlreiche andere Revitalisierungsvorhaben, die das Wohnen<br />

im Hochhaus wieder attraktiv machen sollen (z. B. „Sonnenring“<br />

in Frankfurt, das über Jahre ein Image gewonnen<br />

hat; „Mitscherlich-Haus“ in Frankfurt, das energetisch saniert<br />

und mit Service-Dienstleistungen versehen wird).<br />

Darüber hinaus gibt es hierzulande besonders in den großstädtischen<br />

Agglomerationen verschiedene Projekte zur Errichtung<br />

von neuen Wohntürmen (allerdings sprechen einige<br />

Projektentwickler schon ab 8 Stockwerken vom Wohnturm).<br />

In der Regel handelt es sich dabei um „Einzelvorhaben“ in<br />

exponierter und relativ zentraler Lage, wie z. B. am Wasser.<br />

Fast jede größere Stadt, die einen Zugang zum Fluss hat,<br />

kann unter den vielfältigen Revitalisierungsmaßnahmen sogenannte<br />

Waterfront-Projekte vorweisen 5 . In Verbindung mit<br />

dem Bewusstsein von Erlebnis und Lebensqualität erfahren<br />

diese Lagen sowohl als Wohn- als auch als Bürostandort seit<br />

Ende des letzten Jahrtausends eine starke Aufwertung.<br />

Die Immobilienbranche entdeckt den Wohnturm als „gehobenes<br />

Nischenprodukt“. Oft mangelt es in den großen Wirtschaftszentren<br />

an geeignetem Wohnraumangebot für gehobenes<br />

Klientel, wie z. B. in Berlin (dort fangen vermehrt<br />

sogenannte „Townhouses“ oder auch „Boardinghäuser“ die<br />

Nachfrage nach höherwertigen Innenstadtlagen ab). In Frankfurt<br />

wird der Markt zukünftig mit gleich vier Wohntürmen von<br />

ca. 60 m Höhe und mehr bereichert, wobei hier einerseits<br />

mit einem preislichen Quantensprung zu rechnen ist, der<br />

andererseits mit bis zu 10.000 Euro pro m² im innereuropäischen<br />

Vergleich noch relativ niedrig ausfällt. Frankfurt hält<br />

mit diesen Projekten bundesweit ein Alleinstellungsmerkmal,<br />

da die Stadt als Finanzstandort ohnehin die einzige Skyline<br />

aufweist.<br />

Der geforderte Preissprung in Bezug auf die Wohnturm-<br />

Projekte ist nicht nur aufgrund des relativ hohen Mietpreisniveaus<br />

bzw. Cash-flows für Büroflächen erforderlich – ohne<br />

die Einbeziehung einer weltberühmten Architekten- oder<br />

Designermarke ist er jedoch auch nicht zu erreichen. Teure<br />

Apartments in hohen Häusern lassen sich am besten in Verbindung<br />

mit einem architektonischen Label vermarkten. Das<br />

urbane Wohnen erlebt also auch in Form des Wohnturms eine<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 39


Renaissance zeitgemäßer Architektur. Anders als in Deutschland<br />

stellt sich die Situation und das Image der Wohntürme<br />

im globalen Kontext dar.<br />

Internationaler Blickwinkel – Beispiele für die<br />

Akzeptanz und Möglichkeiten von Wohntürmen<br />

Durch die demographische Verteilung und sozio-kulturelle<br />

Entwicklung in Deutschland ist ein hochverdichtetes Wohnen<br />

im Gegensatz zu internationalen Metropolen und Megacities<br />

wie Tokio, London oder New York nicht zwangsläufig<br />

notwendig. Hierfür sind die Bevölkerungsdichtezahlen bei<br />

weitem nicht ausreichend und selbst in Berlin, Hamburg oder<br />

München lassen sich entweder innenstadtnahe aufgelockerte<br />

Siedlungsplätze fi nden oder die Anreise aus dem suburbanen<br />

Raum ist vergleichsweise schnell bewerkstelligt. In Hongkong<br />

leben beispielsweise so viele Menschen auf einem Quadratmeter,<br />

dass im Vergleich die ganze deutsche Bevölkerung<br />

auf der Fläche Berlins unterkäme. Die sogenannte Landflucht<br />

(Land-Stadt-Wanderungen) betrifft vor allem Schwellen- und<br />

Entwicklungsländer, wo es zu einem hohen Verstädterungsgrad<br />

bzw. zur problembehafteten Metropolisierung kommt.<br />

Der Blick ins Ausland zeigt, dass die Renaissance des<br />

Wohnhochhauses von einer zunehmenden Nachfrage im<br />

Luxus-Segment verursacht wird. Oft werden Wohntürme mit<br />

Fünf-Sterne-Hotels kombiniert (z. B. beim Beetham Tower<br />

in Manchester oder beim Burj Dubai). In New York gibt es<br />

gegenwärtig ein regelrechtes Wohnhochhaus-Fieber. Neueren<br />

Datums sind ebenso Projekte im europäischen Ausland,<br />

wie beispielsweise in Holland (u. a. Das Montevideo in Rotterdam)<br />

oder in Großbritannien. Sowohl im europäischen als<br />

auch im außereuropäischen Ausland gibt es eine Vielzahl von<br />

Beispielen, die die Akzeptanz und das Ansehen des Wohnens<br />

in Wohntürmen zeigen.<br />

Im arabischen Raum stehen die Emirate am Persischen Golf<br />

für einen anhaltenden Immobilienboom, der sich u. a. in der<br />

Errichtung zahlreicher Wohntürme manifestiert. Hier ist besonders<br />

Dubai zu nennen, das zur Zeit vor allem mit dem Bau<br />

des höchsten Gebäude der Welt besticht („Burj Dubai“ mit<br />

643 m – endgültige Höhe ist unbekannt). Dabei unterscheidet<br />

sich Dubai deutlich von anderen Städten: Wohnwirtschaftlich<br />

genutzte Neubauprojekte werden vorrangig für sehr kaufkräftige<br />

Investoren vorgesehen und oft schon vor Bauabschluss<br />

mit hohen Renditen weiterveräußert oder direkt als Investmentobjekt<br />

in Fonds aufgenommen.<br />

Voraussetzungen für die (globale) Etablierung von Wohntürmen<br />

ist nicht zuletzt eine Vielzahl unterschiedlichster Serviceleistungen.<br />

Hier steht besonders die Sicherheit im Vordergrund.<br />

Sogenannte Concierges bzw. Doorman-Konzepte<br />

gibt es vor allem in den Wohntürmen der Vereinigten Staaten.<br />

Spanien steht als herkömmliches Beispiel für bewachtes<br />

Wohnen in Europa: Dass in vielen Gebäuden die Eingangssituation<br />

von Porteros überbewacht wird, ist dort nicht nur bei<br />

gehobenem Mietniveau bekannt. Damit avancieren Wohntürme<br />

auch zu einer Form von „Gated Communities“6,dessen<br />

Art des Wohnens in Deutschland bislang nur vereinzelt umgesetzt<br />

wird (z. B. im Sony-Center, Berlin).<br />

Fazit<br />

Das moderne und attraktive mehrgeschossige Wohngebäude<br />

zeigt eine erfolgreiche Revitalisierung und eine neue Form<br />

des urbanen Wohnens: Der Wohnturm steht weltweit vielmehr<br />

als exponiertes und qualitatives Symbol von prosperierenden<br />

Großstädten und weniger als Symbol für häufig kritisierte soziale<br />

oder entwicklungspolitische Entwicklungen im quantitativen<br />

Maßstab. Gerade in den großen Megacitys der Schwellen-<br />

und Entwicklungsländer gibt es genug Beispiele für<br />

negativ-behaftetes, hochverdichtetes Wohnen 7 . Abgesehen<br />

von Dubai (wo ein hochwertiges Projekt nach dem anderen<br />

entsteht) ist der exklusive Wohnturm in ausländischen Metropolen<br />

- wenn auch vermehrt als in Deutschland - ebenfalls<br />

als hochwertiges Nischensegment zu betrachten.<br />

In Deutschland haben die wenigen Wohntürme aktuell eine<br />

große Affinität zu Wasser, runden den Trend zum citynahen<br />

Wohnen ab bzw. verleihen der Stadtentwicklung neue Impulse.<br />

Gerade in Hinblick auf die Reurbanisierung und die Attraktivität<br />

des zentralen Wohnens spricht grundsätzlich vieles<br />

für neue Wohntürme. In exponierter Lage lassen sich so bei<br />

geringem Flächenverbrauch Top-Objekte errichten, die eine<br />

im Flächenumsatz bemessene hohe Rendite erbringen können.<br />

Die Kauf- und Mietpreise gestalten sich in der Regel sehr<br />

objektbezogen und sind weitestgehend vom Makrostandort<br />

abgekoppelt.<br />

Trotz dieser optimistischen Einschätzung in einem Premiumsegment<br />

sehen wir aber keine Marktvoraussetzungen, die<br />

gegenwärtig in Deutschland zwingend einen Wohnhochhaus-<br />

Boom auslösen sollten – trotz stagnativer Bevölkerungszahlen<br />

bei gleichzeitigem Anstieg der Anzahl der Haushalte. So ist<br />

nicht zu erwarten, dass sich die Städtebilder in absehbarer<br />

Zeit in Form einer neuen „Wohnturm-Skyline“ verändern -<br />

hierfür ist sowohl die Nachfragerstruktur zu eng, als auch das<br />

einzugehende Risiko keine marktgerechte Bewertung fi ndet.<br />

Frankfurt und Hamburg nehmen deutschlandweit, wenn<br />

auch als Nischenprodukt des gehobenen Wohnens, in Bezug<br />

auf den urbanen Wohnturm eine Vorreiterrolle ein – sowohl<br />

in Form eines gewissen Nachfragepotenzials als auch<br />

hinsichtlich der bislang projektierten Hochbauweise. Der<br />

suburbane Raum verliert weiter an Attraktivität, gerade für<br />

(ältere) Menschen, die das zentrale Wohnen neu entdecken<br />

wollen. Wohntürme können hier die nächste Stufe darstellen;<br />

sowohl als interessante Wohnlösung in der Nachnutzung vorhandener<br />

Bestände als auch in Form moderner Projekte mit<br />

hochwertigen Apartments und exklusiven Penthouses, die<br />

vor allem eines haben: einen einmaligen Ausblick, nicht nur<br />

in die Zukunft des Wohnens.<br />

Anmerkungen:<br />

1) Unter dem städtebaulichen Gebietstyp der Großwohnsiedlungen werden<br />

solche Teilräume verstanden, die eine Größe von mehr als 1.000 Wohnungen<br />

haben, nach dem Zweiten Weltkrieg gebaut worden sind und auf einheitlichen<br />

Städtebaukonzepten basieren (vgl. B. Breuer 1997).<br />

2) Im Förderschwerpunkt „Forschung für die Reduzierung der Flächeninanspruchnahme<br />

und ein nachhaltiges Flächenmanagement“ (REFINA) des<br />

Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) wird das Thema<br />

Flächenversiegelung aufgegriffen. Im Mittelpunkt der Forschungsaktivitäten<br />

steht die Entwicklung von Lösungen für einen effizienten Umgang mit Grund<br />

und Boden<br />

3) vgl. Lichtenberger 1989.<br />

4) Bsp. aus den USA zeigen, dass die Bewohner ihre Immobilie im Grunde<br />

nicht mehr verlassen müssen, weil sie alles Wesentliche beinhalten. Älteren<br />

Haushalten bescheinigt man hierzulande einen großen Nachholeffekt auf<br />

dem Wohnungsmarkt.<br />

5) Der Zusammenbruch der Werftindustrie oder Standortverlagerungen ganzer<br />

Wirtschaftszweige waren die auslösenden Faktoren einer Veränderung der<br />

traditionellen, innenstadtnahen Hafenanlagen.<br />

6) Dieser Begriff beschreibt ein durch Sicherheitsdienste und spezielle Maßnahmen<br />

geschütztes privates Wohnen, oft in bevorzugten Wohnanlagen;<br />

freier Zugang bleibt nur den Anwohnern vorbehalten.<br />

7) Siehe illegale und semilegale Viertel in den großen Megacities von Entwicklungsländern.<br />

Im Schwellenland China hatten in den 80er Jahren die<br />

Stadtbewohner lediglich 5 m² Wohnfläche zur Verfügung; heute sind es im<br />

Durchschnitt bereits 26. In Deutschland beträgt der durchschnittliche Wohnfl<br />

ächenverbrauch ca. 42 m².<br />

40 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


1.000 Standorte managen<br />

Durch die Einführung eines CAFM-Systems konnte in Dresden<br />

im Bereich Flächen- und Raumverwaltung ein effizientes<br />

Kosten- und Leistungs-Management etabliert werden.<br />

Die sächsische Landeshauptstadt Dresden entschied sich<br />

für die Anschaffung einer Computer-Aided-Management-<br />

Lösung (CAFM), um sämtliche Liegenschaften und Gebäude<br />

der Stadt zu managen. Das Unternehmen iCon führte die<br />

Standard-Software IMSware der Firma IMS.kom in Dresden<br />

ein. Den städtischen Verantwortlichen war es wichtig, dass<br />

das CAFM –System mit den speziellen Anforderungen der<br />

Stadt zu wachsen vermag und sich dabei an die individuellen<br />

Arbeitsabläufe und Organisationsstrukturen der Fachbereiche<br />

anpassen lässt. Das Projekt startete mi9t einem Kick-Off-<br />

Workshop. In einem Projektjournal wurden Bezeichnungen,<br />

Systemstruktur und Inhalt von Katalogen dokumentiert. Einzelne<br />

Prozesse wurden systematisch konkretisiert, um sie<br />

in der Software entsprechend abbilden zu können. Der genaue<br />

Einführungszeitplan wurde festgelegt, Teilziele definiert<br />

und Prioritäten vereinbart. Zeitgleich erfolgte die Begehung<br />

und CAD-Erfassung von etwa 25 Verwaltungsgebäuden mit<br />

einem Aufmaß von rund 80.000 Quadratmetern.<br />

Die erfassten Daten dienten als Grundlage für gezielte Auswertungen.<br />

So sind etwa Optimierungspotenziale bei der<br />

Flächen- und Raumverwaltung erkennbar. Das CAFM-System<br />

macht auf diesem Gebiet ein effizientes Kosten- und<br />

Leistungs-Management möglich.<br />

Höhere Energieeffizienz in öffentlichen Liegenschaften<br />

Energiespar-Contracting entlastet öffentliche Haushalte<br />

Von Wolfgang Schmid*<br />

Der Bund will künftig mit Hilfe der Deutschen Energieagentur<br />

„dena“ das Energieeffizienz-Contracting stärker<br />

forcieren. Erfahrungen mit Energiespar-Contracting in<br />

30 Bundesliegenschaften zeigen jedoch, dass bei den<br />

Bauverwaltungen noch eine gewisse Skepsis gegenüber<br />

Drittfinanzierungen besteht. Ein Grund sind die meist<br />

unklaren Vorstellungen. Die dena will deshalb ihr Beratungsangebot<br />

im Rahmen der „Contracting-Offensive für<br />

öffentliche Liegenschaften“ erweitern. Wichtigstes Ziel<br />

künftiger Contracting-Projekte sei eine umfassendere<br />

bereichsübergreifende Kommunikation, die alle betroffene<br />

Dienststellen mit einbeziehen soll.<br />

Im Zeitraum von <strong>2008</strong> bis 2012 sollen in Deutschland die CO2-<br />

Emissionen gegenüber dem Stand im Jahr 1990 um rund 21<br />

Prozent gesenkt werden. Die Bundesregierung hat sich im Nationalen<br />

Klimaschutzprogramm dazu verpflichtet. Aufgerufen<br />

sind sowohl private Haushalte, gewerbliche Unternehmen, die<br />

Industrie, die Verwaltungen der Bundesliegenschaften wie auch<br />

Länder, Städte und Gemeinden. Eigentlich müsste die öffentliche<br />

Hand bei der Umsetzung der hohen Klimaschutzziele eine<br />

Vorbildfunktion übernehmen, doch gerade dort ist die Haushaltslage<br />

so angespannt, dass oft nur noch Mängel verwaltet<br />

werden. Alternative Finanzierungsformen wie Public-Private-<br />

Partnership (PPP) und Energiespar-Contracting könnten die Finanzierungslücke<br />

füllen. Sie finden inzwischen mehr und mehr<br />

DieAbgrenzungenzwischeneinzelnenLeistungsbeziehernlassen<br />

sich deutlich ziehen, Leerstände aufdecken und Verbräuche verursachergerecht<br />

zuordnen. Einzelne Bereiche können als Grafik<br />

auf den Bildschirm geholt und Daten wie Nutzungsart, Abteilung<br />

und Raumnummer abgerufen werden. Insgesamt will die Stadt<br />

Dresden mittels Software-Unterstützung circa 1.000 Standorte<br />

effizient managen. IMSware stellt in Dresden keineswegs eine<br />

Insellösung dar, sondern ist vollkommen in die bestehende EDV-<br />

Landschaft integriert. Für alle finanztechnischen Vorgänge wird<br />

eine Schnittstelle zu SAP R/3 realisiert. Weitere Schnittstellen<br />

zum kommunalen Informationssystem KIS sowie zur Organisationsdatenbank<br />

DBORG werden aktuell umgesetzt.<br />

Wichtig ist der Stadtverwaltung das Thema Umzugs-Management.<br />

Dank der grafischen Stärken des CAFM-Systems sollen<br />

künftig alle möglichen Belegungs- und Umzugsvarianten am<br />

Bildschirm simuliert und geplant werden. Ausstattungsanforderungen<br />

und Platzbedarf nach DIN sollen dabei automatisch berücksichtigt<br />

werden. So sollen komplette Belegungspläne entstehen,<br />

inklusive Personal- und Inventarlisten. Zurzeit wird das<br />

Thema Reinigung informationstechnisch unterstützt. Mit Hilfe<br />

des entsprechenden CAFM-Moduls lassen sich von der Reinigungsflächenermittlung<br />

über Ausschreibung und Vergabe bis<br />

hin zur Reklamationsabwicklung sämtliche Prozesse steuern.<br />

Geplant ist, dass etwa 100 Anwender über alle Fachbereiche<br />

hinweg die Software nutzen. Nach und nach soll IMSware in<br />

der Stadtverwaltung Dresden für die gesamte Bandbreite des<br />

CAFM zum Einsatz kommen.<br />

Zuspruch auch bei der öffentlichen Hand, jedoch bei weitem<br />

nicht in dem Maße, wie es vom Gesetzgeber gewünscht ist.<br />

Pilotprojekt „Contracting in Bundesliegenschaften“<br />

Um die Skepsis gegenüber der für die öffentlichen Haushalte<br />

neuartigen Drittfinanzierung abzubauen sowie mögliche<br />

Schwachstellen bei Ausschreibungen, Vergabe und Vertragswesen<br />

aufzudecken, hat die Bundesregierung bereits im Jahr<br />

2002 die Deutsche Energie Agentur – dena – mit dem Pilotprojekt<br />

„Energieeffizienz-Contracting in Liegenschaften des<br />

Bundes“ beauftragt. In der Koalitionsvereinbarung vom 11.<br />

November 2005 wurde die Absicht nochmals bestätigt, das<br />

Instrument „Contracting“ bei der Energieeffizienzoffensive<br />

des Bundes verstärkt einzusetzen.<br />

Bis November 2007 wurden im Rahmen des Pilotprojektes für<br />

30 Bundesliegenschaften Verträge über die energetische Sanierung<br />

im Rahmen von Energiespar-Contracting geschlossen.<br />

Sie repräsentieren jährliche Energiekosten von rund 10,9 Mio.<br />

Euro. Die aus den Energieeinsparungen finanzierten Sanierungs-,<br />

Modernisierungs- und Effizienzsteigerungsmaßnahmen<br />

bewirken verbindliche Energiekostensenkungen von 32 Prozent<br />

bzw. CO2-Minderungen in ähnlicher Größenordnung. Mehr<br />

noch: Von den eingesparten Energiekosten in Höhe von etwa<br />

3,5 Millionen Euro erhalten die Bundesverwaltungen jährlich<br />

655.000 Euro an Auszahlungen zur Entlastung ihrer Haushalte.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 41


Contracting-Offensive für öffentliche Liegenschaften<br />

Die Contracting-Erfahrungen mit den Bundesliegenschaften<br />

stehen seit 2004 im Rahmen der von der dena initiierten<br />

„Contracting-Offensive für öffentliche Liegenschaften“ auch<br />

Städten und Gemeinden zur Verfügung. Neben gezielten<br />

Publikationen, Veranstaltungen und der Internet-Plattform<br />

„www.contracting-offensive.de“ bietet die dena den Bauverwaltungen<br />

eine Erstinformation und Initialberatung an. Diese<br />

schließt auch die Unterstützung bei Ausschreibungen und die<br />

Kontaktvermittlung an ein Beraternetzwerk mit ein.<br />

Dass trotz langjährigen Erfahrungen mit dem Sanierungsund<br />

Finanzierungsmodell Energiespar-Contracting weiterhin<br />

Aufklärung und Unterstützung notwendig ist, zeigt eine<br />

telefonische Befragung der Teilnehmer des dena-Projektes<br />

„Contracting in Bundesliegenschaften“, die von der Prognos<br />

AG im Auftrag der dena Anfang 2007 durchgeführt wurde.<br />

Allgemeiner Tenor: Ohne die dena-Initiative wären die Projekte<br />

nicht zustande gekommen, das heißt, ohne Anschub<br />

von Außen wäre es bei den meisten Bundesbauten wohl bei<br />

der „Mängelverwaltung“ geblieben. Obwohl in Deutschland<br />

bereits mehr als zehn Jahre Erfahrung mit Contracting vorliegt,<br />

wird es immer noch als neuartiges Arbeitsgebiet eingeschätzt,<br />

in manchen Bauverwaltungen ist es sogar noch<br />

unbekannt.<br />

Ein weiteres Ergebnis: Aufgrund fehlender Erfahrungen in den<br />

Projekt- und Fachabteilungen der Behörden wird der Aufwand<br />

eines Energiespar-Contracting-Projektes meist unterschätzt.<br />

Als wichtige Maßnahme wird von fast allen Befragten<br />

eine umfassendere, bereichsübergreifende Kommunikation<br />

gewünscht, die alle betroffenen Dienststellen mit einbezieht.<br />

Viele Barrieren bei der Erschließung von Contracting-<br />

Projekten sind offensichtlich auf Unkenntnis und das Gefühl<br />

mancher Mitarbeiter des „Übergangenwerdens“ zurückzuführen.<br />

Allgemein sei der Kenntnisstand und damit auch die<br />

Akzeptanz von Energiespar-Contracting in den Projektabteilungen<br />

höher als in den Fachabteilungen und bei den Betreuern<br />

der Liegenschaften. Die Akzeptanzprobleme gehen meist<br />

einher mit unklaren Vorstellungen der Betroffenen hinsichtlich<br />

der Sicherheit des Arbeitsplatzes und der Beschneidung von<br />

Zuständigkeiten.<br />

Was macht die Expo Real aus Ihrer Sicht so erfolgreich?<br />

Michael Barth: „Die Expo Real ist eine weit über die Grenzen<br />

Europas hinausreichende wichtige und dabei zentrale Immobilienmesse.<br />

Dort tummelt sich alles, was in der Immobilienbranche<br />

Rang und Namen hat – egal ob Objektentwickler,<br />

Makler, Vermieter oder Mieter. Insbesondere unter Networking-Gesichtspunkten<br />

bietet die Expo Real eine interessante<br />

Plattform, um sich mit anderen Teilnehmern des Immobilien-,<br />

Investitions- und Finanzierungsmarktes auszutauschen und<br />

Trends abzulesen, die über das Tagesgeschäft hinausgehen.“<br />

Welche Trends sehen Sie im aktuellen Büromarkt?<br />

Michael Barth: „Wir verspüren im Markt der Büroimmobilien<br />

vor allem drei aktuelle Trends.<br />

Erstens: Die Arbeitswelt unterliegt durch den technologischen<br />

Fortschritt einer zunehmenden Mobilisierung. Das ist nicht<br />

neu. Neu dabei ist allerdings, dass der einst so trendige Ar-<br />

Durch eine enge Einbindung von Behördenmitarbeitern in die<br />

ungewohnten Arbeitsprozesse der Contractoren könne jedoch<br />

die Akzeptanz gegenüber dem Projekt ganz wesentlich<br />

verbessert werden, so ein Ergebnis der Umfrage. Sehr positiv<br />

wurde die menschliche und fachliche Kompetenz der Mitarbeiter<br />

der Contracting-Unternehmen beurteilt.<br />

Interessant ist die unterschiedliche Sichtweise, welche Energieeinsparmaßnahmen<br />

wirtschaftlich sinnvoll sind und wie<br />

man den hohen Effizienzstandard weiterhin hält. So wurden<br />

einige der von den Contractoren definierten Energiespar-Maßnahmen<br />

vom Personal der Bauabteilungen zunächst als „nicht<br />

durchsetzbar“ deklariert. Noch immer gelten viele Energieeffizienz-Technologien,<br />

aber auch das Energie-Controlling mittels<br />

Gebäudeautomation per se, in diesen Kreisen als Neuland.<br />

Prognos-Mitarbeiter interpretieren diese Erkenntnis dahingehend,<br />

dass die herausragende Stärke von Contracting in der<br />

konsequenten prozessorientierten Umsetzung liegt, mehr noch<br />

als in innovativen Lösungen. Grundsätzlich würden alle Befragten<br />

wieder an einem Contracting-Projekt teilnehmen und<br />

auch den Weg über ein externes Contracting-Unternehmen<br />

gehen. Allgemein beurteilen die Befragten heute ihre Einstellung<br />

gegenüber dem Finanzierungs- und Modernisierungsmodell<br />

Energiespar-Contracting positiver, oftmals mit der Begründung,<br />

dass sie zuvor keine ausreichenden Kenntnisse hatten,<br />

wie Energiespar-Contracting in der Praxis funktioniert.<br />

42 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong><br />

Fazit<br />

Die Akzeptanz von Energiespar-Contracting hat viel mit Wissen,<br />

Motivation und Kommunikation zu tun. Widerstände<br />

kommen oft aus Personenkreisen und Bereichen, die sich<br />

schlecht informiert oder übergangen fühlen. Durch eine bessere<br />

Kommunikation können die häufig unterschwelligen Befürchtungen<br />

von Kompetenz- und Arbeitsplatzverlust abgebaut<br />

werden. Neben dem eigentlichen Ziel, Energie, Kosten<br />

und CO2 durch Energieeffizienz-Technologien einzusparen,<br />

liegt die Stärke des Energiespar-Contracting in der prozessorientierten<br />

Arbeitsweise und einer effizienten Umsetzung. Von<br />

Behördenmitarbeitern lange Jahre oft als „nicht umsetzbar“<br />

erachtete Maßnahmen werden von den externen Energieprofi<br />

s unvoreingenommen angegangen und deshalb eher akzeptiert<br />

als Vorschläge aus dem eigenen Behördenumfeld.<br />

Expo Real und der Gewerbeimmobilienmarkt in Deutschland und weltweit<br />

5 Fragen an Michael Barth, Regional General Manager Germany, Nordics & Ireland von Regus<br />

beitsnomade, der im Café, am Flughafen oder unterwegs mit<br />

seinem Laptop auf den Knien wichtige und auch vertrauliche<br />

Geschäfte führen musste, sich heute lieber in eine professionelle<br />

und sichere Arbeitsumgebung wie ein Business Center<br />

oder eine Business Lounge zurückzieht.<br />

Der zweite Trend schließt sich an die Mobilisierung der Arbeitswelt<br />

an: Viele Firmenbüros stehen oft tagelang ungenutzt<br />

leer. Und der teuerste Quadratmeter ist immer noch der,<br />

der gezahlt, aber nicht genutzt wird. Hinzu kommt ein ökologischer<br />

Druck durch steigende Rohstoffpreise und Klimawandel.<br />

Auch diese bringen Unternehmen zunehmend dazu,<br />

auf fl exiblere ausgelagerte Bürolösungen umzusteigen, bei<br />

denen nach Nutzung gezahlt wird.<br />

Und letzlich merken wir, dass Firmen sich wieder trauen, neue<br />

Standorte zu eröffnen - auch in Deutschland. Und wir merken<br />

dabei, dass sie im Vergleich zu ähnlich starken Konjunkturphasen<br />

der Vergangenheit vorsichtiger geworden sind – mög-


licherweise auch beeinflusst durch die US-Immobilienkrise.<br />

Sie zögern, langfristige Mietverträge einzugehen und wählen<br />

eine kostentransparente und fl exible On-Demand-Lösung.<br />

All diese Trends spielen uns als Business-Center-Anbieter natürlich<br />

in die Hände.“<br />

Welche konkreten Ziele verfolgen Sie mit Ihrem Besuch<br />

der Expo Real <strong>2008</strong>?<br />

Michael Barth: „Regus ist ein stark expandierendes Unternehmen.<br />

In Europa stehen für <strong>2008</strong> rund 20 Regus-Centereröffnungen<br />

auf dem Plan, in Frankreich, Niederlande, Belgien,<br />

Österreich, Schweiz, Ungarn, Rumänien, Italien, Malta und<br />

natürlich Deutschland. Erst im Juni dieses Jahres haben wir<br />

einen Wettbewerber in München übernommen. Wir planen<br />

weiterhin zu wachsen – sowohl durch Übernahmen als auch<br />

die Eröffnung neuer Center. Unsere Strategie basiert dabei auf<br />

zwei Standbeinen: Einerseits schauen wir uns in Städten um,<br />

in denen wir bereits gut vertreten sind, aber das Geschäft z.B.<br />

in Standtrandgebieten erweitern wollen. Andererseits wollen<br />

wir neue Städte und Regionen erschließen, in denen wir bisher<br />

noch gar nicht präsent sind. Dabei haben wir vor allem die<br />

neuen Bundesländer im Visier, z.B. Leizig und Dresden, wo wir<br />

momentan auf der Suche nach geeigneten Standorten sind.<br />

Die Expo Real ist eine geeignete Plattform, die Angebote in den<br />

einzelnen Regionen zu sondieren und Gespräche zu führen.“<br />

Sie haben kürzlich auch die Verantwortung der Region<br />

Nordics & Ireland übernommen. Wie ist die Situation dort<br />

im Vergleich zu Deutschland in Bezug auf den Gewerbeimmobilienmarkt?<br />

Michael Barth: „Nordeuropa und Irland sind offenere Wachstumsmärkte<br />

als Deutschland – in jedem Bereich, sei es in den<br />

Arbeitsmärkten als auch im Immobilienbereich. Zudem steht<br />

der angelsächsische Raum dem Outsourcing von Bürofläche<br />

grundsätzlich offener gegenüber als Kontinentaleuropa. Unternehmen<br />

hierzulande verpassen dadurch viele Chancen,<br />

z.B. wenn es um Expansionen geht. Die jährlich wachsende<br />

internationale Ausrichtung der Expo Real ist für Regus als Global<br />

Player eine äußerst interessante Entwicklung. Wir suchen<br />

beständig nach neuen Immobilienpartnern auf der ganzen<br />

Welt, die bereit sind, in Wachstumsmärkte zu investieren. Die<br />

Expo Real bietet daher ein ideales Forum, attraktive Märkte<br />

ausfindig zu machen, damit wir den Ausbau unseres internationalen<br />

Netzwerks weiter vorantreiben können.<br />

Wie schätzen Sie die Entwicklung des Gewerbeimmobilienmarktes<br />

in den nächsten 12 Monaten in Deutschland<br />

ein?<br />

Michael Barth: „Der Immobilienmarkt ist immer auch ein Konjukturbarometer:<br />

Wenn er boomt, dann meist als Reaktion auf<br />

eine steigende Konjunktur und Prosperität in einzelnen Ländern<br />

und Regionen. Das Beispiel Naher Osten ist nur eines<br />

von vielen, wo ein Emerging Market einen explosionsartigen<br />

Bauboom gebracht hat. Davon sind wir in Deutschland als<br />

Old Economy mit bestehender Infrastruktur weit entfernt. Allerdings<br />

schwappt aus dem angelsächsischen Raum auch zu<br />

uns eine steigende Offenheit für Dienstleistungen und Outsourcing<br />

im Bürobereich herüber, die wir mit attraktiven Angeboten<br />

und einer fl ächendeckenden Präsenz nutzen werden.<br />

Und wir investieren in die aufstrebenden Wirtschaftszentren<br />

Deutschlands, um unsere Position als weltweit größter Anbieter<br />

von Business Centern mit 950 Centern in 400 Städten und<br />

70 Ländern auch hier zu behaupten: Im Fokus haben wir hier<br />

vor allem München, Dresden und Leipzig.“<br />

Klinikum Bremerhaven Reinkenheide mit BUND-Gütesiegel ausgezeichnet<br />

Das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide erhielt am 26.<br />

Juni <strong>2008</strong> das Umweltsiegel „Energie sparendes Krankenhaus“,<br />

das vom Bund für Umwelt und Naturschutz<br />

e.V. (BUND) verliehen wird. Entscheidende Faktoren für<br />

die Vergabe des zeitlich befristeten Zertifikats ist die<br />

Senkung des Kohlendioxidausstoßes um 2.600 Tonnen<br />

und die damit verbundene Reduzierung des Energieverbrauchs<br />

um 25 Prozent. Die enorme Einsparung kommt<br />

nicht von ungefähr: Das Klinikum Bremerhaven gilt in<br />

Deutschland als eines der größten Energiespar-Contracting-Projekte<br />

im Krankenhausbereich. Vertragspartner<br />

ist Siemens.<br />

Die überproportional ansteigenden Energiekosten sind immer<br />

häufiger mitentscheidend für den Fortbestand eines Krankenhauses.<br />

Das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide hat<br />

frühzeitig auf die sich abzeichnende Kostenlawine reagiert<br />

und zusammen mit der Klimaschutzagentur Bremer Energie-<br />

Konsens gGmbH und der Berliner Energieagentur GmbH<br />

eine umfassende Strategie zur nachhaltigen Einsparung von<br />

Energie und CO2, zur Senkung der Betriebskosten und zur<br />

Verbesserung der Versorgungssicherheit entwickelt. Um den<br />

Energiespar-Contracting-Auftrag hatten sich ursprünglich13<br />

Firmen beworben. Den Zuschlag erhielt Siemens Building<br />

Technologies für das bessere Konzept, das Unternehmen<br />

konnte eine höhere Einspargarantie anbieten und ging zudem<br />

viel detaillierter auf die spezifischen Belange des Klinikbetreibers<br />

ein. Siemens investierte rund 6,2 Millionen Euro in die<br />

energetische Modernisierung der gebäudetechnischen Anlagen<br />

und garantiert eine Mindestenergieeinsparung von 25<br />

Prozent über eine Vertragslaufzeit von zwölf Jahren. Insgesamt<br />

wurden im Klinikum Bremerhaven im Rahmen des Energiespar-Contracting-Projektes<br />

120 Einzelmaßnahmen umgesetzt.<br />

Dank der hohen Energieeinsparungen konnten auch<br />

andere Maßnahmen mitfinanziert werden, wie beispielsweise<br />

die komplette Erneuerung der Niederspannungshauptverteilung.<br />

Das Gütesiegel „Energie sparendes Krankenhaus“ wird nur<br />

dann verliehen, wenn das Krankenhaus mindestens zwei von<br />

vier BUND-Vergabekriterien erfüllt. Dazu zählen die Reduzierung<br />

des CO2-Ausstoßes um 25 Prozent durch Energiesparmaßnahmen,<br />

die kontinuierliche Verringerung des Energieverbrauchs<br />

unter die Mittelwerte der VDI-Richtlinie 3807<br />

„Energie- und Wasserverbrauchskennwerte für Gebäude“ in<br />

der entsprechenden Krankenhauskategorie, die langfristige<br />

Einhaltung dieser Werte sowie der Nachweis über die Durchführung<br />

eines Energiemanagements.<br />

Für das Klinikum Bremerhaven Reinkenheide hat sich der Energiespar-Contracting-Vertrag<br />

gleich in mehrfacher Hinsicht<br />

gelohnt: Durch die Finanzierung der Anlagenmodernisierung<br />

aus den Energiekosteneinsparungen wurden nicht nur die Sicherheit<br />

und Verfügbarkeit der gebäudetechnischen Anlagen<br />

enorm verbessert, sondern auch der Kliniketat entlastet – zugunsten<br />

von Anschaffungen im medizinischen Bereich. Damit<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 43


erfüllt das Klinikum alle vier BUND-Bewertungskriterien.<br />

Das Klinikum Bremerhaven ist bundesweit das 24. Krankenhaus,<br />

das vom BUND mit dem Gütesiegel „Energie sparendes<br />

Krankenhaus“ ausgezeichnet wurde. In Deutschland gibt es<br />

rund 2.100 Krankenhäuser, wovon aber erst fünf Prozent energetisch<br />

saniert sind. Etwa 80 Prozent der Krankenhäuser<br />

gelten als Altbauten und müssten von Grund auf saniert werden.<br />

Commerz Real verstärkt Immobilieninvestitionen im Logistikmarkt<br />

• Ausweitung des Logistikengagements im Spezialfondsbereich<br />

auf den Publikumsfonds hausInvest europa<br />

• Akquisition leistet Beitrag zur Diversifizierung des Portfolios<br />

auf Länder- und Nutzungsebene<br />

• Langfristiger Mietvertrag sichert nachhaltig stabile Erträge<br />

Erstmals hat die Commerz Real für ihren Offenen Immobilienfonds<br />

hausInvest europa eine Logistikimmobilie erworben.<br />

Die Gesamtinvestitionskosten belaufen sich auf über €<br />

50 Mio. Die 15 km nördlich der Londoner Ringautobahn in<br />

Harlow gelegene Projektentwicklung “Comet“ umfasst eine<br />

Gesamtmietfläche von rund 35.300 m².<br />

„Bislang haben wir unsere reinen Logistikinvestitionen auf unseren<br />

Spezialfonds ´EUROLOGISTIK 1` konzentriert, der über<br />

ein Immobilienvermögen von rund 300 Millionen Euro verfügt.<br />

Mit der Akquisition von ´Comet` weiten wir die Aktivitäten in<br />

diesem Marktsegment auf unseren Publikumsfonds hausInvest<br />

europa aus“, sagt Hans-Joachim Kühl, im Vorstand der<br />

Commerz Real AG verantwortlich für die Immobilienakquisition.<br />

„Angesichts der Globalisierung und der erwarteten Steigerung<br />

des weltweiten Transportaufkommens wird der Markt<br />

für Logistikimmobilien weiter wachsen. Vor diesem Hintergrund<br />

planen wir, deren Anteil im hausInvest europa weiter<br />

auszubauen. Mit ´Comet` haben wir zugleich erstmals eine<br />

Logistikimmobilie in England erworben. Insofern trägt das<br />

Objekt nicht nur zur nutzungsbezogenen sondern auch zur<br />

länderbezogenen Diversifizierung des Fonds bei.“<br />

Nach mehreren Jahren, die durch hohe Preisniveaus geprägt<br />

waren, hat sich der Großraum London für die Commerz Real<br />

wieder zu einer interessanten Zielregion für Immobilienakquisitionen<br />

entwickelt. Vor wenigen Wochen hatte sie dort erstmals<br />

seit 2005 investiert.<br />

Veräußert wird das Objekt ´Comet` von Kenmore Capital,<br />

einem bekannten britischen Projektentwickler.<br />

Der Mietertrag ist langfristig gesichert. So sind alle Flächen<br />

über eine feste Laufzeit von 20 Jahren vollständig an die<br />

Comet Group Plc. vermietet. Der Mieter gehört zur KESA-<br />

Gruppe und ist einer der führenden europäischen Anbieter<br />

für Konsumgüterelektronik. Comet nutzt die Stahlbauhalle als<br />

nationales Distributionszentrum. Die Attraktivität des Objekts<br />

für den Mieter und für den Fonds generiert sich aus seiner<br />

modernen technischen Ausstattung und aus seiner nachhaltig<br />

fl exiblen Grundkonzeption. Zum Komplex gehören eine<br />

eigene LKW-Tankanlage sowie ein eigenes LKW-Servicegebäude.<br />

Harlow ist ein dynamischer Logistik- und Einzelhandelsstandort,<br />

der im Norden der Finanzmetropole London und somit im<br />

Zentrum eines der wichtigsten europäischen Logistikmärkte<br />

liegt. Der Standort des Objekts bietet eine sehr gute Anbindung<br />

an das Straßennetz, den öffentlichen Personennahverkehr<br />

sowie an den in unmittelbarer Nähe liegenden Flughafen<br />

Stansted.<br />

IVD Marktbericht: Mieten in München ziehen weiter an; Altbauwohnungen, Reihen- und Doppelhäuser auf<br />

historischem Höchstwert<br />

Bayern-Trend: Verschnaufpause bei den Wohnungsmieten<br />

Das IVD-Marktforschungsinstitut des Immobilienverband<br />

Deutschland IVD Verband der Immobilienberater,<br />

Makler, Verwalter und Sachverständigen Region Süd<br />

e.V. hat am 28. Juli <strong>2008</strong> auf einer Pressekonferenz den<br />

Frühjahrsmarktbericht „Wohnimmobilien-Mietobjekte<br />

vorgelegt. „Während die Mietpreise im Bayern-Trend eine<br />

Verschnaufpause einlegten, so Prof. Stephan Kippes, Leiter<br />

des IVD-Marktforschungsinstituts, „stiegen die Mietpreise<br />

in München auch im Frühjahr <strong>2008</strong> weiter kräftig<br />

an. „Wie schon im Frühjahr 2007, so Stephan Zehnter,<br />

Vorstandsmitglied des IVD Süd, „war auch im Herbst 2007<br />

ein Ansteigen der Mietpreise, wenn auch gemäßigter,<br />

festzustellen. Der Bayern-Trend im Frühjahr <strong>2008</strong> zeigt<br />

sich dann stabil bis leicht rückläufig.<br />

Die Abschläge bei den Mietpreisen reichen sich, so Zehnter,<br />

von -0,4% für Altbauwohnungen bis auf -2,5 % für Neubaudoppelhaushälften,<br />

jeweils der gute Wohnwert.<br />

Derzeit gibt es, so Prof. Kippes „eine gespaltete Marktsi-<br />

tuation. Es gibt klar steigende Mieten in den bayerischen<br />

Groß- und Mittelstädten, allen voran München, während der<br />

Anstieg der Mieten in der der Masse der kleineren Städte und<br />

Gemeinden eine Verschnaufpause einlegte. Die Tendenz am<br />

bayerischen Mietwohnungsmarkt wird hierbei nicht von den<br />

Großstädten bestimmt, sondern geht hier von der Masse der<br />

kleineren Städte und Gemeinden aus; insofern gab der Bayern-Trend<br />

etwas nach.<br />

Ab dem Frühjahr 2006 wiesen die bayerischen Großstädte<br />

stabile bis leicht steigende Mietpreise aus. Im Frühjahr <strong>2008</strong><br />

hat sich der Aufwärtstrend deutlich verstärkt. Die Preiserhöhungen<br />

liegen zwischen +2,0 % für Doppelhaushälften aus<br />

dem Bestand und sogar beachtliche +7,0 % für Altbauten,<br />

jeweils für den guten Wohnwert.<br />

Wie schon im Vorjahr herrscht in München ein weiter ansteigender<br />

Trend vor, besonders bei den Mietpreisen für Altbauwohnungen.<br />

Altbauwohnungen stehen weiter hoch in der<br />

Gunst der Wohnungssuchenden. Hier legen die Preise für<br />

44 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


alle Wohnwerte weiter zu (+9,0 % der einfache, +14,7 % der<br />

mittlere und +8,7 % der gute Wohnwert). Der Mietpreis für<br />

Altbauten mit gutem Wohnwert nähert sich immer mehr an<br />

den für Neubauwohnungen an. Auch bei den Wohnungen aus<br />

dem Bestand ziehen alle Wohnwerte im Vergleich zum Vorjahr<br />

weiter an (+6,7 % der einfache, +9,0 % der mittlere und +7,5<br />

% der gute Wohnwert). Das gleiche Bild zeigt sich bei den<br />

Neubauwohnungen (+5,6 der mittlere und +5,8 % der gute<br />

Wohnwert). In München erreichten die Mieten bei Altbauwohnungen,<br />

sowie Doppelhaushälften und neuen Reihenhäusern<br />

einen historischen Höchstwert<br />

Die Mietpreise für die einzelnen Wohnwerte bei den Reihenmittelhäusern<br />

aus dem Bestand ziehen dieses Frühjahr in<br />

München ebenso deutlich an (+6,4 % für den guten Wohnwert),<br />

wie die der neu gebauten Reihenmittelhäuser (+4,5 %<br />

der gute Wohnwert). Bei den Doppelhaushälften aus dem<br />

Bestand legt der gute Wohnwert im Frühjahr <strong>2008</strong> mit einem<br />

Plus von 6,5 % deutlich zu. Die neu gebauten Doppelhaushälften<br />

weisen Anstiege beim mittleren +5,6 % und beim guten<br />

Wohnwert +8,1 % aus.<br />

Besonders in München nimmt der Bedarf an Wohnraum<br />

durch steigende Bevölkerungszahlen, einen hohen Anteil<br />

an Einpersonenhaushalten sowie wachsendem Pro-Kopf-<br />

Flächenbedarf kontinuierlich zu. Um mittelfristig ein nachfragegerechtes<br />

Angebot an Wohnraum im Ballungszentrum<br />

München anbieten zu können, ist es einerseits wichtig, die<br />

klassischen Bestandshalter, etwa große Versicherungen, wieder<br />

dazu zu bringen, ihre Bestände an Wohnungen zu halten<br />

und auszubauen. Auf der anderen Seite fordert der IVD, auch<br />

den Einzelanleger wieder in vernünftigem Umfang steuerlich<br />

zu fördern. Spätestens mittelfristig rechnet der IVD speziell<br />

für München angesichts einer zu geringen Wohnungsfertigstellung<br />

und einer guten Wirtschaftsentwicklung mit weiter<br />

deutlich steigenden Neuvermietungsmieten.<br />

In Nürnberg tendierten die Mietpreise bereits in den Vorjahren<br />

nach oben. Auch im Frühjahr <strong>2008</strong> liegen die Mietpreistendenzen<br />

zwischen stabilen Preisen für Doppelhaushälften<br />

(Neubauten) und +4,9 % für Mietwohnung aus dem Bestand<br />

(nach 1950). Auch hier ist ein sichtbarer, wenn auch nicht für<br />

alle Objekttypen so deutlicher Aufwärtstrend zu vermerken.<br />

Im Einzelnen berichtete Prof. Stephan Kippes, Leiter des IVD-<br />

Marktforschungs-instituts, von folgenden Trends:<br />

• Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik<br />

und Datenverarbeitung lag die Zahl der Baugenehmigungen<br />

für Wohnungen in Bayern im Jahr 2007 bei 31.771 (-31,2 %<br />

im Vergleich zum Vorjahr). Im ersten Quartal <strong>2008</strong> liegt die<br />

rückläufige Tendenz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bei<br />

-9,6 %. Insgesamt wurden in den ersten drei Monaten des<br />

Jahres <strong>2008</strong> 6.883 Wohnungen genehmigt.<br />

• Auch die Zahl der fertig gestellten Wohnungen verzeichnete<br />

im Jahr 2007 im Vergleich zum Vorjahr einen Rückgang<br />

um 24,4 %. Insgesamt lagen die Baufertigstellungszahlen in<br />

Bayern bei 38.333 Wohneinheiten.<br />

• Ähnlich dem Bayerntrend ging auch die Zahl der Baugenehmigungen<br />

in München im Vergleich zum Jahr 2007 mit<br />

-36,6 % deutlich zurück. Insgesamt wurden 4.498 Genehmigungen<br />

erteilt, 2.592 weniger als vor einem Jahr.<br />

• Die Zahl der Baufertigstellungen in München lag bei 4.200.<br />

Die Veränderung zum Jahr 2006 betrug -42,4 %, wobei die<br />

Werte des Vorjahres durch die Nachmeldungen der vergangenen<br />

Jahre beeinflusst werden.<br />

• Nach Angaben des Bayerischen Landesamtes für Statistik<br />

und Datenverarbeitung gab es in Bayern im Jahr 2007 insgesamt<br />

5,9 Mio. Haushalte. Im Vergleich zum Jahr 1997<br />

stieg die Zahl um rund 9,0 %. Die durchschnittliche Haushaltsgröße<br />

sank in diesem Zeitraum von 2,25 Personen auf<br />

2,14 Personen je Haushalt. Dies ist vor allem auf die hohe<br />

Zunahmen der Einpersonenhaushalte zurück zu führen. Im<br />

Jahr 2007 lag der Anteil an Einpersonenhaushalten bayernweit<br />

bei ca. 37,9 %, im Vergleich zum Jahr 1997 ein Plus<br />

von 18 %. Die Zahl der Haushalte mit 5 und mehr Personen<br />

ging dagegen um 12,7 % zurück. In Folge der steigenden<br />

Haushaltszahlen steigt der Bedarf an Wohnungen. Der<br />

Wohnraumbedarf im Jahr 2007 in Bayern wurde von Experten<br />

auf 60.000 Wohnungen geschätzt. Tatsächlich errichtet<br />

wurden etwa 30 % weniger Wohnungen.<br />

• Der Anteil der Einpersonenhaushalte an allen 742.000 gezählten<br />

Haushalten in München lag im Jahr 2007 bei 54,2<br />

%. Die Einpersonenhaushalte dominieren alle anderen<br />

Haushaltsgrößen mit steigender Tendenz. Besonders in<br />

den Großstädten ist diese Entwicklung in den letzten Jahren<br />

verstärkt zu beobachten. Die Gründe für diese Entwicklung<br />

sind vielfältig. Zum einen hat sich das Verhalten der<br />

Generationen zueinander verändert und ist die Lebenserwartung<br />

gestiegen; zum anderen haben die zunehmende<br />

Individualisierung aber auch die steigende gesellschaftliche<br />

Akzeptanz von neuen Wohn- und Lebensformen die<br />

Haushaltsgrößen beeinflusst. Aber auch Faktoren wie z.B.<br />

Wanderungsströme, die durch Ausbildungs- bzw. Arbeitsplatzsuchende<br />

ausgelöst werden, spielen eine große Rolle.<br />

Den größten Anteil bei den Einpersonenhaushalten machen<br />

jedoch nicht die sogenannten Singles, sprich allein lebende<br />

junge Menschen aus, vielmehr steigt die Anzahl älterer<br />

Menschen, die durch Scheidung oder Verwitwung wieder<br />

alleine leben. Die durchschnittliche Haushaltsgröße nahm<br />

in der letzten Jahren ab. Während im Jahr 1997 statistisch<br />

gesehen noch 1,90 Personen in einem Haushalt lebten,<br />

sank dieser Wert bis zum Jahr 2005 auf 1,82. In den Jahren<br />

2005-2007 konnte jedoch leichter Anstieg der Haushaltsgröße<br />

verzeichnet werden.<br />

• In München ist jedoch der Bedarf an Wohnraum nach wie<br />

vor ungebrochen hoch. Gute wirtschaftliche Rahmenbedingungen<br />

sorgen für positive Wanderungssalden der Stadt,<br />

was zur verstärkten Wohnraumnachfrage führt. Diese Entwicklung<br />

wird auch durch eine steigende Wohnfläche je<br />

Einwohner deutlich verstärkt.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 45


Wenn Arena – dann nur mit Wolf<br />

„O2 World“, eine riesige Halle für Berlin<br />

Die von dem US-Milliadär Phil Anschutz fi nanzierte Erlebnishalle<br />

am Berliner Ostbahnhof macht schon Schlagzeilen, bevor<br />

sie überhaupt gebaut ist. „O2 World“ heißt das gigantische<br />

Projekt von mehr als 170 Millionen Euro Investitionssumme.<br />

Wolf liefert für diese riesige Halle die anspruchsvolle Klimatechnik:<br />

41 Geräte der Serie KG-TOP mit Luftvolumenleistungen<br />

von 1400 m3/h bis 60.000 m3/h und integrierter<br />

Wärmerückgewinnung gewährleisten eine Gesamtluftvolumenleistung<br />

von 800.000 m3/h.<br />

Die „O2 World“ soll mit ihren bis zu 17 000 Plätzen eine der<br />

modernsten Hallen in Europa werden. Innerhalb weniger<br />

Stunden soll sie sich von einem Eishockeystadion in eine<br />

Konzerthalle verwandeln können. Die Eröffnung ist für den<br />

Herbst <strong>2008</strong> vorgesehen.<br />

Kommunal-Leasing – Solaranlagen passen ins Konzept<br />

Von Kai Ostermann, Mitglied des Vorstandes Deutsche Leasing AG<br />

Dank nach wie vor attraktiver Einspeisevergütungen<br />

und gestiegenem Umweltbewusstsein entscheiden sich<br />

Kommunen immer öfter für Photovoltaik-Anlagen auf<br />

den Dächern öffentlicher Gebäude oder auf stadteigenen<br />

Freiflächen. Für deren Finanzierung kann es sich lohnen,<br />

Leasing in Betracht zu ziehen, was das Beispiel der Solaranlage<br />

auf der Rothaus-Arena der Neuen Messe Freiburg<br />

zeigt.<br />

„Green City“ und „Solar City“: Als reine Marketingmaßnahme<br />

ohne tieferen Wert möchte man in Freiburg die beiden Slogans<br />

nicht verstanden wissen. Daher liegt es nahe, dass die<br />

Dachflächen von Neu- und Bestandsbauten der Stadt im<br />

Breisgau auf ihre photovoltaische Eignung überprüft und da<br />

wo möglich mit einer Solaranlage ausgestattet werden. Bei<br />

der im zweiten Bauabschnitt errichteten Rothaus-Arena der<br />

Neuen Messe Freiburg gab es dazu keine Zweifel. Auf der<br />

sonnenbeschienenen Dachfläche von über 6000 Quadratmetern<br />

sollte eine leistungsfähige Solaranlage Strom produzieren.<br />

Das stand bereits vor dem Projektstart 2005 fest. Ebenso<br />

stand fest, dass sich gegenüber dem Photovoltaik-Projekt<br />

des ersten Bauabschnitts, das seit dem Jahr 2000 Strom in<br />

das örtliche Netz einspeist, einiges ändern sollte.<br />

Damals überließ es die Kommune dem in Freiburg ansässigen<br />

Solarpionier, der S.A.G. Solarstrom AG, auf den Dachfl<br />

ächen der Neuen Messe auf eigene Kosten eine Solaranlage<br />

zu installieren und in Eigenregie zu betreiben. Mit ihm schloss<br />

die Stadt lediglich einen klassischen Dachnutzungs-Vertrag.<br />

„Mittlerweile gehen die Kommunen etwas anders an solche<br />

Projekte heran“, weiß Ingmar Roth, als Direktor der Sparkasse<br />

Freiburg-Nördlicher Breisgau zuständig für kommunale<br />

und institutionelle Kunden. „Heute wissen sie den Wert ihrer<br />

Dachflächen besser zu schätzen.“<br />

Ob Sporthallen, Mehrfunktionszentren, Krankenhäuser, Altenheime<br />

oder andere städtische Bauten: Die geeignete Lage<br />

zur Sonne und eine gewisse Größe vorausgesetzt, bieten sich<br />

Was Besucher<br />

von einer O2-<br />

Partnerschaft<br />

haben? Für sie<br />

gibt es nicht nur<br />

einen eigenen<br />

VIP-Eingang<br />

und eine Bar sowie<br />

einen Shop.<br />

Sie erhalten<br />

auch Informationen<br />

über Veranstaltungen<br />

frühzeitig aufs Handy. Man arbeite zudem an einem System,<br />

mit dem Tickets auf das Handy transferiert werden können.<br />

die Dächer der Immobilien für die photovoltaische Nutzung<br />

geradezu an. Das Gleiche gilt für städtische Freiflächen – beispielsweise<br />

ehemalige Deponien. Statt diese Flächen ungenutzt<br />

zu lassen oder an irgendeinen Interessenten gegen ein<br />

geringes Entgelt abzutreten, überlegen die Verantwortlichen<br />

der Kommunen immer öfter selbst, ob darauf eine Photovoltaik-Anlage<br />

installiert werden soll. Fällt die Entscheidung<br />

positiv aus, stehen zwei weitere wichtige Fragen im Raum:<br />

Wie soll die Anlage betrieben werden? und Wer soll sie betreiben?<br />

Diese Fragen musste der Aufsichtsrat der Messe ebenfalls<br />

beantworten. Er stimmte zu, als die mit einem Mandat im<br />

Aufsichtsrat vertretene Sparkasse vorschlug, zu prüfen, ob<br />

der zukünftige Betreiber nicht aus den eigenen Reihen kommen<br />

könne. Nach deren strategischen und fi nanztechnischen<br />

Überlegungen sowie nach Wirtschaftlichkeitsberechnungen<br />

entschied das Gremium: Die zur Stadt und zum Finanzhaus<br />

gehörende Tochtergesellschaft, die Freiburg Wirtschafts Immobilien<br />

(FWI), sollte die Photovoltaik-Anlage betreiben.<br />

Leasing – wenn Stromproduktion nicht zum<br />

Geschäftsfeld gehört<br />

Als Konsequenz stand damit fest, dass für die mit mehr als 1,2<br />

Mio. Euro kalkulierte Investition nur eine Leasing-Finanzierung<br />

in Frage käme. Roth, der auch zur Geschäftsführer-Gruppe<br />

der FWI gehört, begründet das so: „Das war eine klassische<br />

Mittelstandsentscheidung. Denn wer im Mittelstand überlegt,<br />

in ein Photovoltaik-Projekt zu investieren, weil er über eine<br />

genügend große Dachfläche verfügt, der will mit dieser Geschäftsidee<br />

normalerweise seine Bilanz nicht nachhaltig belasten.<br />

Schließlich gehört die Stromproduktion im Allgemeinen<br />

nicht zu den eigenen Geschäftsfeldern.“ Leasing bietet sich<br />

in solchen Fällen als Finanzierungsalternative an, da der Leasing-Geber<br />

die Investitionssumme in seiner Bilanz aktiviert.<br />

Eine wichtige Voraussetzung für eine Leasing-Finanzierung<br />

muss allerdings erfüllt sein: Die Photovoltaik-Anlage muss als<br />

46 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


selbständige Betriebseinrichtung gelten. Das ist in der Regel<br />

bei allen auf dem Dach aufgeständerten Anlagen der Fall,<br />

und bei denen, die auf Freiflächen stehen, sowieso. Anders<br />

sieht es bei dach- bzw. fassadenintegrierten Anlagen aus,<br />

die Architekten mehr und mehr vor allem bei repräsentativen<br />

Neubauten favorisieren. Da sie sich nicht entfernen lassen,<br />

ohne die Immobilie empfindlich zu beschädigen, gelten sie<br />

als Gebäudebestandteil. Das hat Konsequenzen. Denn: Ein<br />

Gebäudebestandteil ist nicht leasingfähig.<br />

Spricht von Seiten des Leasing-Objekts nichts gegen den Abschluss<br />

eines Leasing-Vertrags, müssen die Vertragspartner<br />

im nächsten Schritt gemeinsam die notwendigen Rahmenbedingungen<br />

erarbeiten, die sich an den Erfordernissen beider<br />

Seiten ausrichten. Welche Anlagenart von welchem Hersteller<br />

oder Lieferanten kommt in Betracht? Mit wie viel Eigenkapital<br />

des Betreibers soll die Investition unterlegt werden? Welche<br />

Vertragsart – Voll- oder Teilamortisation – passt am besten?<br />

Wie lange soll der Vertrag laufen und wie sehen in dieser Zeit<br />

die Zahlungsmodalitäten aus? Diese und eine Vielzahl weiterer<br />

Fragen müssen geklärt werden, damit zum Unterschriftstermin<br />

ein maßgeschneidertes Vertragswerk vorliegt.<br />

Mit der Einspeisevergütung die monatlichen Kosten<br />

begleichen<br />

Während der Vertragslaufzeit fallen für den Betreiber – den<br />

Leasing-Nehmer – lediglich die festgelegten monatlichen<br />

Leasing-Raten plus die Rechnungen für Versicherung und<br />

Wartung der Anlage an. Diese Kosten kann er nicht nur steuerlich<br />

geltend machen. Sie schonen zudem seine Liquidität<br />

und verbessern seine Bonität gegenüber anderen externen<br />

Finanzgebern, was sich bei weiteren, geschäftsfeldrelevanten<br />

Investitionsvorhaben positiv auf die Finanzierungsverhandlungen<br />

auswirkt.<br />

Den monatlichen Kosten steht die gesetzlich vorgeschriebene<br />

Einspeisevergütung als Einnahme gegenüber. Diese spielt bei<br />

einer Leasing-Finanzierung eine ganz besondere Rolle. Denn<br />

bei den im Energiegeschäft üblichen Vertragslaufzeiten von<br />

15 und mehr Jahren können sich die Leasing-Gesellschaften<br />

bei ihrer Risikoeinschätzung nicht mehr allein auf die Bonität<br />

des Leasing-Nehmers und den Wertverlauf des Leasing-<br />

Objekts stützen. Daher entwickelten sie eigens für das Energiegeschäft<br />

Vertragsarten, die sich beispielsweise auf den<br />

mit der Stromeinspeisung generierten und gesetzlich fi xierten<br />

Ertrag stützen. Somit dient den Finanzgebern die zu erwartende<br />

Einspeisevergütung als Sicherheit, deren Höhe mit Hilfe<br />

von Ertragsgutachten abgeschätzt wird.<br />

Sofern die Überlegungen und Berechnungen im Vorfeld sowie<br />

bau-, anlagen- und fi nanztechnische Parameter stimmen,<br />

kann sich der Betreiber nach Abzug aller Kosten über eine<br />

jährliche Rendite freuen. Wie hoch die ausfällt, hängt entscheidend<br />

von der Auswahl der richtigen Projektpartner ab.<br />

Ob Modul- bzw. Anlagenhersteller, Planer, Baubegleiter oder<br />

Finanzgeber: Bei allen Partnern zählt vor allem deren Erfahrung<br />

mit Photovoltaik-Projekten. Nur dann können sie ihre –<br />

in diesem Feld oft eher unerfahrenen – Kunden wirkungsvoll<br />

unterstützen.<br />

Der Erfolg steht und fällt mit den richtigen Partnern<br />

Weitgehend störungsfreier Betrieb der 1210 Module umfassenden<br />

254-kWp-Solaranlage von Solarworld, mit 279.900<br />

kWh im Jahr 2007 eine um fast 45.000 kWh höhere Stromausbeute<br />

als prognostiziert, jährlich ein positiver Saldo: Die<br />

bisherigen Zahlen sprechen dafür, dass man in Freiburg auf<br />

die richtigen Partner gesetzt hat. So wurde mit Goldbeck Solar<br />

ein Spezialist für den Bau gewerblicher Solaranlagen ins<br />

Boot geholt, der nicht nur die Anlage mit neuester Technik<br />

plante und auf dem Dach schlüsselfertig montierte, sondern<br />

auch die regelmäßigen Wartungsarbeiten übernommen hat.<br />

Und mit der Deutsche Leasing Gruppe erarbeitete nicht nur<br />

ein Mitglied des Finanzverbundes das passende Finanzierungskonzept.<br />

Die Leasing-Gesellschaft zählt darüber hinaus zu den ersten<br />

der Branche, die sich in Photovoltaik-Projekten engagierte.<br />

Mithin kennt sie neben der Technologie die Gegebenheiten<br />

des Marktes sehr genau und weiß die gesetzlichen Regelungen<br />

in ihren Auswirkungen und Konsequenzen richtig einzuschätzen.<br />

Das und ein gut funktionierendes Netzwerk innerhalb<br />

der Solar-Branche zahlt sich für ihre Kunden aus. Sie<br />

profitieren vom projektspezifischen Leasing-Know-how und<br />

von der einschlägigen Fach- und Marktkenntnis. Gregor Würzburger,<br />

der von Seiten der Bank als Leiter Finanzmanagement<br />

Firmenkunden den Leasing-Vertrag mit erarbeitete, kann das<br />

nur bestätigen: „Es ist gut, mit einem Finanzierungspartner<br />

zusammenzuarbeiten, der beurteilen kann, ob die angebotene<br />

Technik tatsächlich so funktioniert wie versprochen und<br />

der beispielsweise auf überhöhte Kosten bei den Solarmodulen<br />

sowie auf mögliche Stolperfallen aufmerksam macht.“<br />

Das gilt umso mehr, da sich die Betreiber selbst i.d.R. zum<br />

ersten und einzigen Mal mit dem Thema beschäftigen.<br />

Für die Banker in Freiburg soll es allerdings nicht nur bei der<br />

Solaranlage auf der Messehalle bleiben. „Es ist eine gute Referenz“,<br />

meint Ingmar Roth – und zwar in mehrfacher Hinsicht.<br />

Zum einen lässt sich damit zeigen, dass die Bank als strategischer<br />

Partner des Klimaschutzprogramms „Klimaschutz am<br />

Oberrhein“ ein „grünes Image“ pflegt und lebt. Zum zweiten<br />

sammelt sie mit ihrer Tochtergesellschaft Erfahrungen über<br />

die besonderen Aufgaben eines Solarstrom-Produzenten und<br />

lernt dessen spezifische Anforderungen kennen. Das kommt<br />

ihr beim Beraten ihrer an Photovoltaik-Anlagen interessierten<br />

Kunden entgegen. Und schließlich kommt die Leasing-Konstruktion<br />

mit ins Spiel. Roth: „Jetzt können wir am konkreten<br />

Beispiel zeigen, dass und wie sich die Leasing-Finanzierung<br />

in solchen Projekten auszahlt.“ Das Tüpfelchen auf dem „i“<br />

ist aber, dass die Finanzgruppe sich einmal mehr als Komplettanbieter<br />

empfiehlt: für Finanzberatung, Leasing und<br />

Versicherung. Eine wirklich gute Referenz, gerade weil in der<br />

Region die Nachfrage nach Photovoltaik-Anlagen deutlich<br />

steigt, und zwar von Kommunen und deren Stadtwerken, von<br />

mittelständischen Unternehmen oder landwirtschaftlichen<br />

Betrieben.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 47


Die Republik im Pflegeplatz-Vergleich<br />

Schnelle Altersentwicklung zeugt nicht zwingend von hoher<br />

Nachfrage / Regionaler Investitionsbedarf im Osten wie<br />

Westen gegeben / Richtwerte für Investoren: Absolute Alterszuwächse<br />

in Relation zum gegebenen Angebot werten<br />

Vor allem der Osten der Republik scheint auf den ersten Blick<br />

stark betroffen mit seiner raschen prozentualen Altersentwicklung.<br />

“Investoren und Finanziers sollten daraus jedoch<br />

nicht zwingend auch auf einen hohen regionalen Bedarf an<br />

Heimen schließen“, sagt Carsten Brinkmann, Geschäftsführer<br />

der Terranus-Gruppe (Köln). Mittels der eigenen Datenbank<br />

„Pflege-Atlas“ hat das Unternehmen Deutschland fl ächendeckend<br />

kartographisiert, um die Pflegeplatz-Situation<br />

heute und bis ins Jahr 2020 zu bewerten.<br />

Statistiken mit Interpretationsbedarf<br />

Ein gutes Beispiel für eine differenzierte Betrachtung der<br />

Statistik ist ein Vergleich zwischen Sachsen-Anhalt und Nordrhein-Westfalen:<br />

Waren in Sachsen-Anhalt 2006 noch 21,6<br />

Prozent der Bevölkerung in der Altersgruppe 65plus, werden<br />

es 2020 über 27 Prozent sein. Der relative Anstieg ist deutlich<br />

- in absoluten Zahlen drückt sich dieser aber lediglich<br />

in einem Plus von 21.000 Senioren aus, die hier potentiell<br />

pflegebedürftig werden. In Nordrhein-Westfalen, das in der<br />

Altersgruppe nur 2,63 Prozentpunkte zulegt, beträgt der<br />

Zuwachs dagegen durch die Einwohnerdichte 400.000 Personen.<br />

„Relevant für eine realistische Bedarfseinschätzung<br />

sind deshalb zunächst die absoluten Zuwächse mit einer<br />

genauen Anzahl der zukünftig pflegebedürftigen Personen“,<br />

folgert Brinkmann. Stellt man dazu das regional vorhandene<br />

Angebot in Relation, schärft sich das Bild weiter: Denn nach<br />

der Terranus-Analyse besteht bereits heute in einigen Bundesländern<br />

– darunter z.B. Schleswig-Holstein, Nordrhein-<br />

Westfalen und Berlin – eine deutliche Überversorgung an<br />

Pflegebetten.<br />

Schlechte Karten für Investoren in Schleswig-Holstein<br />

Als Maß für die derzeitige Nachfrage gilt der Bundesdurchschnitt:<br />

Circa 4,4 Prozent der über 65jährigen Deutschen<br />

nahmen 2006 stationäre Pflege in Anspruch. Für 4,7 Prozent<br />

ist aktuell ein Bettenangebot gegeben – entsprechend gibt<br />

es Leerstände. In Anbetracht der Richtwerte der einzelnen<br />

Länder, zeigt sich bspw. in Schleswig-Holstein eine sehr ungünstige<br />

Situation für Investoren: Hier bestehen schon stati-<br />

Die Immobilie der Zukunft ist grün<br />

Symposium von Projekt Hafen Offenbach fi ndet großen Zuspruch<br />

Energieeffiziente Gebäude werden in Zukunft zum Standard.<br />

Ob gewerblich genutzt oder als Wohnhaus, die<br />

Einlösung sowohl ökologischer als auch wirtschaftlicher<br />

Ansprüche ist wesentlich für die künftige Marktfähigkeit<br />

eines Immobilienprojektes, so ein Fazit des Symposiums<br />

„Intelligente Energiekonzepte der Zukunft“ im Hafen Offenbach.<br />

Die Referenten stimmten darin überein, dass<br />

Nachhaltigkeit und Energieeffizienz Bauprojekte mehr<br />

und mehr prägen werden. Sowohl seitens der Investoren<br />

als auch der Nutzer würden die Erwartungen an eine Immobilie<br />

steigen.<br />

onäre Pflegebetten für 6,7 Prozent der Landesbürger. Bliebe<br />

der Bestand unverändert, würde sich der Versorgungsgrad<br />

durch die Altersentwicklung bis 2020 zwar auf 5,8 Prozent<br />

relativieren. Dennoch bestünde weiterhin ein spürbares Überangebot.<br />

Berlin und Nordrhein-Westfalen haben 2020 wieder<br />

Investitionsbedarf<br />

Berlin (Versorgungsgrad heute: 5,3 Prozent) und Nordrhein-<br />

Westfalen (4,7 Prozent) hingegen könnten durch ihren hohen<br />

absoluten Zuwachs an Senioren bis 2020 mit einer Abschwächung<br />

ihrer Angebotssituation auf 4,2 Prozent rechnen. Damit<br />

wäre bei beiden wieder ein zusätzlicher Bettenbedarf gegeben.<br />

Denn in Ballungszentren ist 2020 ein Richtwert von 5,0<br />

Prozent für eine ausgewogene Nachfrage-/Angebotssituation<br />

maßgeblich.<br />

Potential in Brandenburg und Rheinland-Pfalz<br />

Sachsen-Anhalt mit seiner raschen Altersentwicklung weist<br />

heute einen Versorgungsgrad im Bundesdurchschnitt auf.<br />

Durch den niedrigen nominalen Nachfragezuwachs der über<br />

65-Jährigen ist dort bis 2020 nur mit einer mäßigen Absenkung<br />

des Versorgungsgrads zu rechnen (4,4 auf 4,2 Prozent).<br />

Anders Brandenburg und Rheinland-Pfalz: Ebenfalls aktuell<br />

im Durchschnitt liegend, steuern beide Länder bei konstantem<br />

Bettenangebot perspektivisch auf eine zu geringe<br />

Versorgung zu (Brandenburg: 3,5 Prozent; Rheinland-Pfalz:<br />

3,3 Prozent). Statistischer Neuinvestitionsbedarf ist bereits<br />

heute in Thüringen gegeben, dass mit einem Versorgungsgrad<br />

von aktuell 3,9 Prozent unterversorgt ist (Perspektive<br />

2020: 3,4 Prozent).<br />

Mikrostandorte beachten<br />

Für Betreiber, Finanziers und Investoren kann die Ländersituation<br />

ein erster wichtiger Anhaltspunkt bei ihrer Investitionsstrategie<br />

sein. Doch Achtung: Geht man noch feiner ins<br />

Detail und betrachtet einzelne Postleitzahlengebiete, können<br />

hier die Marktverhältnisse konträr zum Ländertrend verlaufen<br />

und Bedarfsstrukturen teils stark abweichen. Fazit: Entscheidungen<br />

für Senioren-Immobilien sollten immer bezogen auf<br />

Mikrostandorte getroffen werden. Dabei sind zwingend demografische,<br />

soziografische, geografische - und somit infrastrukturelle<br />

- Faktoren vor Ort mit ins Kalkül zu ziehen.<br />

Projekt Hafen Offenbach, Initiator der Veranstaltung und<br />

selbst Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges<br />

Bauen (DGNB), setzt mit seinen Konzepten bereits vor Baubeginn<br />

Standards. Die Planungen gehen deutlich über die durch<br />

die Energieeinsparverordnung (EnEV) festgelegten, energetischen<br />

Mindeststandards für Gebäude hinaus. Das zukunftsorientierte<br />

Energiekonzept sieht eine besonders klima- und<br />

umweltschonende Quartiersentwicklung vor, bei der auch die<br />

Vorgaben der Kommunalpolitik nicht nur umgesetzt, sondern<br />

weit übertroffen werden. Gemeinsam mit dem örtlichen Energieversorger<br />

hat Projekt Hafen Offenbach ein Konzept ent-<br />

48 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


wickelt, das auf regenerative CO²-neutrale Fernwärme sowie<br />

Ökostrom setzt. „Was wir entwickeln, ist ein beispielhaftes<br />

energetisches Quartier. Mit den richtigen Schwerpunkten –<br />

und die haben wir auch mit unseren hochwertigen und marktfähigen<br />

Konzepten für Energie und Freiraum gesetzt – wird<br />

der neue Stadtteil ein Gewinn für alle werden“, sagte Joachim<br />

Böger, Geschäftsführer der Stadtwerke Offenbach Holding<br />

und verantwortlich für Projekt Hafen Offenbach. Es bestehe<br />

nun Baurecht, mit den ersten Erschließungsmaßnahmen könne<br />

daher noch in diesem Jahr begonnen werden.<br />

Auch Horst Schneider, Oberbürgermeister der Stadt Offenbach,<br />

unterstrich bei seiner Begrüßung der rund 100 Gäste<br />

aus Immobilienszene, Wirtschaft und Politik die hohe strategische<br />

Bedeutung des Hafens für Offenbach und eine energieeffiziente<br />

Stadtentwicklung. Zugleich zeigte er sich erfreut<br />

über das Interesse an der Veranstaltung im Hafen. Der große<br />

Zuspruch bestätige die aktuelle Bedeutung des Themas Energieeffizienz<br />

für die Immobilienbranche.<br />

Green Buildings – Anforderungen, Umsetzung, Zertifikate<br />

Vier namhafte Experten hatte Projekt Hafen Offenbach für sein<br />

inzwischen sechstes Symposium gewinnen können. Im Auftaktvortrag<br />

referierte Dr. Andreas Blaschkowski, Vorstandssprecher<br />

der Drees & Sommer AG, über die Anforderungen<br />

im Bereich Green Building. Der Immobilienbranche insgesamt<br />

maß Blaschkowski eine hohe Mitverantwortung für Energieeinsparung<br />

und Klimaschutz bei. Immerhin würden Gebäude<br />

mit einem weltweiten C0²-Austoß von jährlich rund 174 Millionen<br />

Tonnen eine vergleichbare Menge an Treibhausgasen<br />

produzieren, wie das Verkehrs- und Transportwesen. Dabei<br />

hob er die Notwendigkeit einer international anerkannten Zertifizierung,<br />

eines so genannten „Labels“ wie zum Beispiel des<br />

US-amerikanische LEED (Leadership in Energy and Environmental<br />

Design), hervor. Denn zur besseren Vergleichbarkeit<br />

und zur Ausweisung für nachhaltige Immobilienfonds forderten<br />

gerade auch ausländische Investoren vermehrt eine<br />

anerkannte Bewertung ein. Auch der DGNB bereitet derzeit<br />

eine eigene Zertifizierung vor. „Gebäude ohne Label werden<br />

in fünf bis zehn Jahren Probleme bekommen“, so die Überzeugung<br />

Blaschkowskis.<br />

Ein außergewöhnliches Beispiel dafür, wie solche Green Building-Standards<br />

auch bei einem älteren Gebäude nachhaltig<br />

umsetzbar sind, bot der zweite Referent des Nachmittags,<br />

Prof. Holger Hagge, Director Strategic Projects bei der Deutschen<br />

Bank Frankfurt. Er konkretisierte die Ausführungen<br />

seines Vorredners am Beispiel des aktuellen Großprojektes<br />

der Bank: Die Modernisierung der Zwillingstürme zu einem<br />

„Green Building“. Der umfassende Umbau der Unternehmenszentrale<br />

– zunächst initiiert, um Brandschutzvorgaben<br />

zu erfüllen – soll Standards setzen und eine nachhaltige Verbesserung<br />

sowohl beim Nutzerkomfort als auch in Sachen<br />

Ressourcenverbrauch herbeiführen. Daher werden neben<br />

einer kompletten Erneuerung der Gebäudetechnik und der<br />

Fassade auch architektonische Änderungen vollzogen, die<br />

einerseits den Umbau der Büros, andererseits die Öffnung<br />

des Gebäudes zum öffentlichen Raum beinhalten. Die Fassade<br />

des Gebäudes, sein weithin bekanntes „Image“, bleibt<br />

dabei optisch erhalten. „Wir nutzen neueste Standards der<br />

Umwelttechnologie, um das energieeffizienteste Hochhaus<br />

Frankfurts zu werden und die weltweit erste LEED-Platin-<br />

Auszeichnung für eine Hochhaus-Modernisierung zu erreichen“,<br />

so Hagge.<br />

Innovative Gebäudekonzepte als Zukunftsinvestition<br />

Prof. Manfred Hegger vom Fachbereich Energie und energieeffizientes<br />

Bauen der TU Darmstadt kann sich bereits<br />

heute über eine ganz besondere Auszeichnung freuen. Mit<br />

einem 25-köpfigen Team von Studenten gewann er 2007<br />

den „Solar Decathlon“, einen vom US-Energieministerium<br />

ausgeschriebenen Wettbewerb um das attraktivste und energieeffizienteste<br />

Solarhaus. Das Gebäude, das Hegger beim<br />

Hafen-Symposium vorstellte, setzt eine Reihe von neuen<br />

Technologien ein. Zu den Highlights gehört eine neuartige<br />

Lamellenfassade, die nicht nur Schatten und Sichtschutz bietet,<br />

sondern über integrierte Photovoltaikelemente Strom erzeugt.<br />

„Wir unterschätzen immer die Möglichkeiten, die sich<br />

uns mit erneuerbaren Energien bieten“, so Hegger. „Schon<br />

heute können wir mit überschaubaren Mitteln Häuser bauen,<br />

die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.“<br />

Als vierter Referent des Symposiums beschloss Prof. Dr. Norbert<br />

Fisch die Vortragsrunde im Offenbacher Hafen. Seine<br />

Kritik an der Umsetzung vieler Bauprojekte: „Die wenigsten<br />

Gebäude funktionieren.“ Schon in der Planungsphase müsse<br />

der Kommunikations- und Informationsfluss von Ingenieuren<br />

und Architekten verbessert werden, um das bestmögliche<br />

Gesamtergebnis zu erzielen. „Das oberste Gut ist immer der<br />

Raumkomfort. Wenn dieser nicht da ist, nützt die beste Energieeffizienz<br />

nichts“, so Fisch weiter. Wesentlich sei daher,<br />

beide Aspekte zu kombinieren und in den ersten beiden Jahren<br />

der Nutzung eine zusätzliche Qualitätssicherung durch<br />

Erfolgskontrollen und Betriebsoptimierung zu gewährleisten.<br />

Commerz Real weitet Investitionen in Wiener Stadtentwicklungsprojekt aus<br />

Die Commerz Real verstärkt mit dem Erwerb von zwei weiteren<br />

Büroprojekten ihr Immobilienengagement im ehrgeizigen<br />

Wiener Stadtentwicklungsprojekt “TownTown“. Sie<br />

werden voraussichtlich im ersten Halbjahr 2010 fertig gestellt.<br />

Die Gespräche mit potenziellen Mietkandidaten sind bereits<br />

weit vorangeschritten. Die Commerz Real wird die Objekte –<br />

wie bereits im Falle der Erstakquisition – bei Erreichen einer<br />

Vorvermietungsquote von 75 Prozent in ihren Offenen Immobilienfonds<br />

hausInvest europa übernehmen. Darüber hinaus<br />

bestehen weit reichende Mietgarantien.<br />

Entwickler und Verkäufer ist eine gemeinsam von der städtischen<br />

Projektentwicklungsgesellschaft IWS, (Immobili-<br />

endevelopment Wiener Stadtwerke BMG) und der privaten<br />

Soravia AG gegründete Projektgesellschaft, über die auch<br />

die Vermarktung der Flächen erfolgt. Das Gesamtinvestitionsvolumen<br />

für die beiden Immobilien beläuft sich auf rund<br />

98 Millionen Euro.<br />

„Die hohe Flächennachfrage hat uns darin bestärkt, unser<br />

im Herbst 2007 gestartetes ’TownTown’-Engagement auszuweiten“,<br />

sagt Hans-Joachim Kühl, im Vorstand der Commerz<br />

Real AG verantwortlich für die Immobilienakquisition. „Wir<br />

freuen uns, damit einen noch größeren Beitrag zu diesem<br />

wichtigen Stadtentwicklungsprojekt leisten zu können.“<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 49


Zusammengenommen umfassen die zwei Büroobjekte eine<br />

Mietfläche von insgesamt rund 30.000 m². Aufgrund ihrer<br />

Nähe zu den benachbarten Bauabschnitten der Commerz<br />

Real erweitern sie das Areal, in dem das Unternehmen bereits<br />

investiert ist.<br />

Drittverwendungsfähig sind die modernen Gebäude aufgrund<br />

ihrer technischen Flexibilität, die eine geschoss- oder<br />

halbgeschossweise Vermietung ermöglicht. Dank ihrer verkehrsgünstigen<br />

Lage im dynamischen Teilmarkt Erdberg verfügen<br />

die Objekte über eine sehr gute Anbindung an den öffentlichen<br />

Personennahverkehr und an die Autobahn A23 in<br />

Richtung Budapest und Bratislava. Der Stadtteil Erdberg liegt<br />

im Osten Wiens zwischen der Innenstadt und dem zwanzig<br />

Autominuten entfernten internationalen Flughafen Wien-<br />

Schwechat.<br />

„Darmstadtium“ – eine harmonische Symbiose von Historie und Moderne.<br />

Architektonisch außergewöhnlich – so könnte man das Konzept<br />

des „Darmstadtium“ mit wenigen Worten beschreiben.<br />

Denn die Planung des neues Wissenschafts- und Kongresszentrums<br />

in der Darmstädter Innenstadt sah von Beginn an<br />

die Integration eines Teils der alten Stadtmauer aus dem 14.<br />

Jahr-hundert in das moderne Gebäude vor. Als nun während<br />

der Aushubarbeiten für das Fundament des Gebäudekomplexes<br />

eine zweite mittelalterliche Stadtmauer mit Wehrturm<br />

gefunden und freigelegt werden konnte, war besondere Kreativität<br />

gefragt.<br />

So wurden die Baupläne kurzfristig modifiziert und der nachträglich<br />

entdeckte Stadtmauerteil kunstvoll in den Foyerbereich<br />

des Komplexes integriert. So steht das als Gemeinschaftsprojekt<br />

der TU Darmstadt, der Stadt Darmstadt und<br />

dem Land Hessen für rund 77 Millionen Euro erbaute „Darmstadtium“<br />

heute mehr denn je für eine gelungene Symbiose<br />

aus Stadthistorie und moderner Architektur. Neben wissenschaftlichen<br />

Kongressen fi nden in dem in unmittelbarer Nähe<br />

zu Schloss und Universität gelegenen Bauwerk auch Seminare,<br />

Empfänge oder Kulturveranstaltungen statt.<br />

Gebäudekonzept und Planung.<br />

Das nach Plänen von dem Wiener Architekten Talik Chalabi<br />

und fs-Architekten erstellte Gebäude sieht sich in der Diagonale<br />

zwischen der Innenstadt und dem Universitäts-Campus<br />

und nimmt diese Beziehungen in seiner inneren Struktur konsequent<br />

auf. Der bewusst skulptural angelegte Bau besteht<br />

insgesamt aus vier verschachtelten Gebäudeteilen (A bis D),<br />

die nur wenige gerade Flächen aufweisen. Der oberirdische<br />

Teil des Komplexes gliedert sich in mehrere kompakte Bauteile,<br />

wobei der zentral innen liegende Foyerbereich im westlichen<br />

Gebäudeteil von zweigeschossigen Seminarbereichen<br />

sowie dem „Kleinen Saal“ eingefasst wird.<br />

Im östlichen Teil des komplett barrierefrei geplanten „Darmstadtium“<br />

wird der 1.200 m² große und bis zu 2.000 Sitzplätze<br />

bietende Kongresssaal vom Foyerbereich umschlossen. Um<br />

das größenmäßig begrenzte Innenstadt-Gelände optimal auszunutzen,<br />

verfügt das Gebäude über drei Untergeschosse,<br />

wobei das dritte – mehr als 300 m Meter Lauflänge bietende<br />

Geschoss – als Versorgungs-kanal dient und gleichzeitig die<br />

Aussteifung des „Darmstadtium“ unterstützt. Abgerundet<br />

wird das Planungskonzept durch ein Restaurant für 150 Personen<br />

sowie eine Tiefgarage mit 420 Parkplätzen.<br />

Tief- und Rohbauarbeiten.<br />

Bereits ab dem ersten Spatenstich für die 16 m tiefe Baugrube<br />

erwarteten die ausführenden Unternehmen besondere<br />

Herausforderungen. Aufgrund der Innenstadtlage der Baustelle<br />

und der relativ großen Grundfläche von rund 8.000 m²<br />

erforderten die Roh- und Tiefbauarbeiten eine besondere Präzision<br />

– denn speziell für die Baustellen-Logistik und Anlieferung<br />

von Baumaterialien standen den mehr als 40 beteiligten<br />

Unternehmen nur sehr begrenzte Lagerflächen außerhalb der<br />

Baugrube zur Verfügung. Um dem Verkehr in der Darmstädter<br />

Innenstadt auszuweichen, entschieden sich die Verantwortlichen,<br />

die Betonagen für die Bodenplatten nachts zu erstellen.<br />

So wurden diese in zehn Abschnitten mit jeweils 1.000<br />

m³ Beton realisiert. Eine weitere Schwierigkeit: Die Baugrube<br />

umfasste einen Aushub von insgesamt 90.000 m3. Eine besondere<br />

Komplikation stellt der diagonal durch die Baugrube<br />

verlaufende Rheingrabenbruch dar. Das heißt, etwa ein Drittel<br />

des Bauwerks steht auf Fels, der restliche Teil auf Sand. Dies<br />

machte unter anderem erforderlich, dass zur Entwässerung<br />

zahlreiche horizontale Entspannungsbohrungen gesetzt werden<br />

mussten. Die 60 cm bis 1,60 cm starke Bodenplatte des<br />

dritten Untergeschosses wurde auf Bohrpfählen gegründet,<br />

während man bei der Bodenplatte U2 und U3 des zweiten<br />

Unter-geschosses auf eine Plattengründung setzte.<br />

Sichtbeton höchster Qualität.<br />

Die anspruchsvollen Geometrien der vier verschachtelten<br />

Gebäudeteile mit zahl-reichen geneigten Sichtbetonwänden<br />

Das Wirtschafts- und Kongresszentrum „Darmstadtium“: Eine<br />

gelungene Symbiose aus moderner Architektur und historischer<br />

Stadtmauer . (Foto: Betonbild, André Hack ).<br />

50 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


(SB4) von bis zu 23 m Länge stellten hohe Anforderungen<br />

an die Bauausführung. So wurden hier insgesamt 90.000 m²<br />

Schalung verwendet. Durch den Einsatz möglichst gleicher<br />

Wandtakte konnte die Vorhaltung von Schalmaterial auf ein<br />

Optimum minimiert werden. Die bis zu 2,50 m² starken Wände<br />

des „Darmstadtium“ enthalten zur Versteifung rund sechs<br />

Lagen Eisen. Die Schalungsarbeiten für die Sichtbetonwände<br />

des so genannten Bauteils A – hier befindet sich das Foyer<br />

mit Cafeteria – erwiesen sich dabei als besonders anspruchsvoll.<br />

Highlight des Foyers ist eine durchgängiger Glastrichter,<br />

der sich vertikal durch das Gebäude zieht und bis hinunter in<br />

die Tiefgarage für Tageslicht sorgt.<br />

Der gesamte Gebäudeteil A steht auf vier rautenförmigen Beton-Stützen<br />

– so genannten Pylonen. Diese weisen eine Stärke<br />

von 2,80 m und eine Gesamthöhe von 20 m auf und wurden<br />

ebenfalls aus Sichtbeton der höchsten Güteklasse gefertigt.<br />

Zudem neigen sich sämtliche Wände des Bauteils A um fünf<br />

Grad nach außen, während ein Teil der Saalfläche um 12° ansteigt<br />

und so bei Veranstal-tungen als Tribüne genutzt wer-<br />

den kann. In den<br />

Obergeschossen<br />

setzten die Planer<br />

auf fi ligrane V-Stützen<br />

aus Beton, die<br />

sich im Winkel von<br />

76° bzw. 79° neigen<br />

und – wie alle<br />

Stützen – direkt<br />

vor Ort als Fertigteile<br />

in Sichtbetonqualität<br />

produziert<br />

wurden. Auch die<br />

12 bis 14 m langen<br />

Betonstützen,<br />

die sich um ca. 3 m nach außen neigen, unterstreichen die<br />

außergewöhnliche Gestaltung dieses Gebäude-Bereiches.<br />

Insgesamt wurden auf der 45.000 m² Bruttogesamtfläche<br />

des Darmstadtiums 43.000 m³ Beton und 11.000 t Zement<br />

verarbeitet.<br />

Neues Instrument für aktives Flächen-, Gebäude- und Stadtentwicklungsmanagement<br />

Die Siedlungs-, Bau- und Nutzungsstrukturen in Städten und<br />

Döfern unterliegen seit einiger Zeit einem zunehmend dynamischen<br />

Wandlungsprozess. Ursachen hierfür sind unter anderem<br />

die anhaltenden Strukturveränderungen in Wirtschaft<br />

und Bevölkerung (demografischer Wandel). In der Folge ist<br />

häufig das Brachfallen von Flächen und Gebäuden in den Innenbereichen<br />

von Städten und Gemeinden festzustellen. Das<br />

wiederum ist mit einem fortschreitenden Funktionsverlust unserer<br />

Stadt- und Dorfkerne und einem generellen Verlust an<br />

Standortattraktivität der betroffenen Kommunen verbunden.<br />

Parallel hierzu ist nach wie vor eine Ausweisung von Flächen<br />

an den Siedlungsrändern festzustellen. Zusätzliche Infrastrukturkosten<br />

für die Kommunen sind das Ergebnis.<br />

Die Innenentwicklung der Städte und Gemeinden gelangt<br />

daher zunehmend in den Blickwinkel einer nachhaltigen Gemeinde-<br />

und Stadtentwicklung. Unter einem solchen Leitbild<br />

einer ganzheitlichen Stadt- und Gemeindeentwicklung muss<br />

es Ziel sein, auf gesamtstädtischer Ebene Wertschöpfungspotenziale<br />

zu erkennen und zu aktivieren, die sich durch eine<br />

effiziente Flächen und Infrastrukturnutzung und Erhaltung<br />

bzw. Revitalisierung attraktiver Orts- und Stadtkerne bieten.<br />

Hierzu ist es erforderlich, fl exible und innovative Entwicklungskonzepte<br />

und vor allem Steuerungsinstrumente für die<br />

notwendigen städtebaulichen und baulichen Strukturveränderungen<br />

einzuführen.<br />

Entsprechend dieser sich verändernden Rahmenbedingungen<br />

bemüht sich die STEG Stadtentwicklung GmbH gemeinsam<br />

mit Ihren Kunden, den Kommunen, solch innovative<br />

und ganzheitliche Konzepte, Ansätze und Instrumente zu<br />

schaffen, die zu einer nachhaltigen Entwicklung und damit<br />

auch Wertschöpfung in den Kommunen beitragen.<br />

Mit diesem zentralen Anliegen wurde im Jahr 2005 das Pilotprojekt<br />

Kommunales Flächen- und Gebäuderessourcenmanagement<br />

ins Leben gerufen. Ziel hierbei war es, ein In-<br />

V-Stützen aus Sichtbeton setzen besondere<br />

Akzente. (Foto: Betonbild, André<br />

Hack ).<br />

Ganzheitliche Stadt- und Gemeindeentwicklung mit dem STEG-Compass<br />

Von Michael Blum, Geschäftsführer der STEG Stadtentwicklung GmbH in Stuttgart<br />

strument zu entwickeln, das Kommunen sowie allen an der<br />

Stadt- und Gemeindeentwicklung beteiligten Akteuren einen<br />

stets aktuellen Überblick über die innerörtlichen Flächen- und<br />

Gebäudepotenziale samt der zugehörigen Daten und Informationen<br />

bietet. Diverse Such-, Analyse- und Auswertungsfunktionen<br />

sollten die Kommunen darüber hinaus in die Lage versetzen,<br />

Innenentwicklung aktiv zu managen. Auf Basis dieser<br />

Zielformulierung entstand schnell die grundlegende Idee eines<br />

webbasierten städtebaulichen Fachdatenbank-Systems, das<br />

über eine Schnittstelle zudem die Möglichkeit der Datenvisualisierung<br />

über Geo-Informationssysteme (GIS) bietet.<br />

Um ein Instrument zu schaffen, das möglichst praxistauglich<br />

für die Anwendung im Arbeitsalltag der verschiedenen<br />

Fachabteilungen der Kommunalverwaltung ist, erfolgte die<br />

Entwicklung von Beginn an im Rahmen eines Pilotprojektes<br />

gemeinsam mit den beiden großen Kreisstädten Nagold und<br />

Rottweil. In beiden Pilotstädten erfolgte ein paralleles Vorgehen<br />

von städtebaulichen Dienstleistungen (Bestandsaufnahme;<br />

Standortanalysen; Definition von Schwerpunkt- bzw.<br />

Planbereichen samt Entwicklungszielen) und Technikentwicklung.<br />

In einem kontinuierlichen Prozess von Abstimmungsterminen<br />

zu Anforderungen und Wünschen beider Kommunen<br />

an ein solches System, Testphasen erster Prototypen und<br />

der Weiterentwicklung auf Basis der in Fragebögen erfassten<br />

Rückmeldungen der Kommunen konnte so ein praxisnahes<br />

Arbeitsinstrument geschaffen werden.<br />

Aktives und ganzheitliches Stadt- und<br />

Gemeindeentwicklungsmanagement<br />

Wichtiger war, dass das Instrument durch seine Module und<br />

Funktionen den Gesamtprozess ganzheitlicher Stadtentwicklung<br />

nach dem Leitbild „Innen vor Außen“ mit den Bausteinen<br />

Flächen- und Gebäudemanagement in seinen vielfältigen<br />

Phasen und Schritten möglichst perfekt abbildet und durch<br />

entsprechende Funktionalitäten erleichtert und unterstützt.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 51


Phase 1: Bestandsaufnahme und Bewertung<br />

Die Basis erfolgreicher Innenentwicklung bildet das fundierte<br />

aktuelle Wissen über innerörtliche Nutzungspotenziale<br />

(Baulücken, Nachverdichtungspotenziale, Umnutzungspotenziale,<br />

Entwicklungspotenziale, leerstehende Gebäude und<br />

Nutzungseinheiten wie z. B. Ladenlokale), deren Entwicklungsmöglichkeiten,<br />

Entwicklungshemmnisse und Entwicklungschancen.<br />

Grundlage ist somit ein Überblick über alle innerörtlichen<br />

Potenziale im gesamten Gemeindegebiet sowie<br />

das Vorliegen vielfältiger und aktueller Daten (Größe, Lage,<br />

Nutzung, Erschließung, Planungsrecht, Eigentümer, Altlasten,<br />

Restriktionen und Nutzungshemmnisse, Wert und Preis, etc.)<br />

zu diesen Potenzialen.<br />

Diese Potenziale und Daten sind im Rahmen einer umfassenden<br />

Bestandsaufnahme als Grundlage eines Flächenund<br />

Gebäuderessourcenkatasters zu erheben. Viele Daten<br />

und Informationen liegen bereits auch schon bei unterschiedlichen<br />

Stellen, der Kommune selbst oder anderen öffentlichen<br />

Behörden und Institutionen vor. Hier erscheint es vor allem<br />

auch wichtig, die vielfältigen bereits vorliegenden Daten,<br />

Informationen und Planunterlagen und die Ergebnisse der<br />

Städtebaulichen Vorort-Bestandsaufnahme im Sinne einer<br />

Datenzentrale zusammenzuführen.<br />

Darauf aufbauend bedarf es einer intensiven Standortanalyse,<br />

welche der aufgenommenen Flächen- und Gebäudepotenziale<br />

unter welchen Bedingungen (Nutzungsrestriktionen)<br />

für welche Nutzung besonders gut geeignet sind. Hierbei ist<br />

auch der aktuelle Bedarf bzw. die Marktsituation für unterschiedliche<br />

Flächennutzungssegmente zu beachten. Zudem<br />

ist auch bereits an diesem Punkt zu klären, welche Flächenpotenziale<br />

im Hinblick auf Erhalt und Steigerung der kleinund<br />

großräumigen Freiraum- und Aufenthaltsqualität in der<br />

Siedlung weiterhin von einer Bebauung freizuhalten sind.<br />

Abschließend sollte nach diesem Schritt jedem innerörtlichen<br />

Flächenpotenzial und Gebäudeleerstand eine vorrangige<br />

Nutzungseignung und eine Aussage zur zeitlichen Verfügbarkeit<br />

zugeordnet werden.<br />

Als eine Art Datenzentrale bietet der STEG-Compass die<br />

Möglichkeit zur Integration und Zusammenführung aller Daten<br />

zu den innerörtlichen Potenzialen. Als bislang einziges derart<br />

umfängliches und durchgängiges städtebauliches Fachdatenbanksystem<br />

verfügt die STEG-Compass über Datenbankmodule<br />

zu allen räumlichen Basiseinheiten der Stadtentwicklung<br />

wie Flächen, Gebäude und Nutzungseinheiten (z. B. Ladenlokale),<br />

die je nach individuellem Bedarf und Problemlage der<br />

einzelnen Kommune isoliert oder kombiniert zur Verfügung<br />

gestellt werden können. In jedem Modul können alle wesentlichen,<br />

zu der jeweiligen Einheit bei den Kommunen oder<br />

anderen Behörden vorliegenden Daten und Plangrundlagen<br />

übernommen und schließlich durch gezielte, von der Kommune,<br />

der STEG oder Dritten durchgeführte Bestandsaufnahmen<br />

und Standortpotenzialanalysen ergänzt werden.<br />

Phase 2a: Aktivierungsphase (Kleinere Flächenund<br />

Gebäudepotenziale in Streulage)<br />

Aufbauend auf die Erstellung und kontinuierliche Fortschreibung<br />

eines gesamträumlichen Flächen- und Gebäuderessourcenkatasters<br />

muss eine „ernstgemeinte und wertschöpfende“<br />

Innenentwicklung nahtlos in einen stetigen, immer<br />

wieder aufs Neue beginnenden Aktivierungsprozess übergehen.<br />

Diese Aktivierungsphase beinhaltet alle Maßnahmen<br />

und Bemühungen, um die standortpotenzialgemäße Aktivierung<br />

der einzelnen Flächen, Gebäude und Nutzungseinheiten<br />

voranzutreiben. Hierzu gehören der stetige Abgleich des<br />

derzeitigen Angebots verfügbarer innerörtlicher Flächen mit<br />

konkreten Anfragen und Gesuchen nach Flächen mit ganz<br />

bestimmten Eigenschaften, die Vorbereitung und Durchführung<br />

aktivierungsunterstützender Maßnahmen sowie die kontinuierliche<br />

Vermarktung der Potenziale.<br />

Die Anwendungsfunktionalitäten des relationalen Datenbanksystems<br />

STEG-Compass wurden speziell so entwickelt,<br />

dass das Instrument als wirkliche kommunale Arbeits- und<br />

Informationsplattform auch in dieser Phase eine echte Unterstützung<br />

und Hilfestellung bietet. Hierzu bietet der Compass<br />

vielfältige Such-, Analyse- wie auch statistische Auswertungsfunktionen,<br />

um beispielsweise etwa Flächen, Gebäude<br />

oder Nutzungseinheiten zu identifizieren bzw. herauszufiltern,<br />

die ganz spezifischen Merkmalen oder Anforderungen eines<br />

Interessenten genügen.<br />

Vier Praxisbeispiele:<br />

• Wo und wie viele Baulücken gibt es, die der Stadt gehören,<br />

größer als 300 Quadratmeter, und vom Kindergarten nicht<br />

weiterer als 750 Meter entfernt sind?<br />

• Welche Eigentümer besitzen mehrere innerörtliche Potenzialflächen?<br />

• Wo sind im Gemeindegebiet innerörtliche Flächenpotenziale<br />

mit Bodenrichtwerten unter x, auf denen die Bebauung<br />

mit Reihenhäusern mit maximal drei Vollgeschossen zulässig<br />

ist?<br />

• Wo und wie viele leerstehenden Ladenlokale in Hauptgeschäftslage<br />

mit einer Nutzfläche von 120 – 150 Quadratmetern<br />

gibt es?<br />

Zu allem auf derart gezielte Anfragen passenden oder aktuelle<br />

in Verhandlung befindlichen Flächen, Gebäuden und Nutzungseinheiten<br />

können auf Knopfdruck Kurzreports mit allen<br />

wichtigen Daten als Handout zur Vorbereitung von Sitzungen,<br />

Gesprächen und Verhandlungen erzeugt werden. Weiterhin<br />

ermöglicht das System auf Knopfdruck auch statistische<br />

Gesamtauswertungen, wie etwa tagesaktuelle Bilanzen innerörtlicher<br />

Baulücken oder Leerstände insgesamt bzw. nach<br />

Gemarkungsteilen und bestimmten Merkmalen (Eigentümerart,<br />

etc.) spezifiziert.<br />

Die zumeist große Vielzahl von Akteuren (Stadtplanungsamt,<br />

Liegenschaftsamt, Wirtschaftsförderung, Eigentümer, Interessenten<br />

und Investoren, externe Planungs- und Ingenieurbüros,<br />

usw.), die in diesen kontinuierlichen Managementprozess<br />

zur Aktivierung von Flächenpotenzialen involviert sind,<br />

erklärt auch, warum bei der Entwicklung des STEG-Compass<br />

ein zukunftsorientierter internetbasierter Ansatz als ideale Lösung<br />

gewählt wurde. Ohne Zusatzkosten und Softwareinstallation<br />

können alle beteiligten kommunalen Verwaltungsabteilungen<br />

und alle weiteren Akteure mit Zugangsberechtigung<br />

sich durch einfachen Zugriff über einen Internet-Browser an<br />

jedem beliebigen Arbeitsplatz benötigte Daten beschaffen,<br />

ggf. Daten fortschreiben und so auch Daten austauschen und<br />

miteinander kommunizieren.<br />

Auch die zur Aktivierung notwendige offensive Vermarktung<br />

der innerörtlichen Flächenangebote kann aufgrund des webgestützten<br />

Ansatzes durch den Compass über das ortsgebundene<br />

Medium Internet deutlich unterstützt werden. Neben<br />

der internen ausführlichen Arbeitsplattform bietet das<br />

Tool die Möglichkeit, zur Vermarktung eine reduzierte Version,<br />

die nur die von den Eigentümern freigegebenen Flächen und<br />

Gebäude sowie ausgewählte Informationen zu diesen enthält,<br />

über die Homepage der Kommune in Kreis und Schrift<br />

freizuschalten.<br />

52 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Phase 2b: Planungsphase (größere und/oder für die<br />

Stadtentwicklung bedeutende Flächenareale und<br />

Gebäudequartiere)<br />

Neben dem dargelegten fortlaufenden Management- und<br />

Aktivierungsprozess für vor allem kleinere, in Streulage befi<br />

ndliche Flächen (v.a. Baulücken, Nachverdichtungsflächen)<br />

und Gebäude (v.a. Leerstehende Gebäude und Nutzungseinheiten)<br />

ist im Rahmen einer aktiven Innenentwicklung aber<br />

auch der Umgang mit größeren un- oder mindergenutzten<br />

innerörtlichen Arealen zu bewältigen. Dies können größere<br />

zusammenhängende innerörtliche Brach- bzw. Umnutzungsfl<br />

ächen, Bereiche, die durch eine räumliche Konzentration<br />

verschiedener un- oder mindergenutzter Flächen auffallen,<br />

oder eben Gebäudequartiere, die durch eine Vielzahl leerstehender<br />

und vom Verfall bedrohter Gebäude und Nutzungseinheiten<br />

geprägt sind, sein.<br />

Solche Areale und Quartiere stellen einerseits aufgrund ihrer<br />

Größe und teilweise negativen Auswirkung auf Umfeld und<br />

Gesamtstandort und komulierten Problemsituation eine besondere<br />

Herausforderung für die Stadtentwicklung dar. Sie<br />

bieten andererseits aber gerade aufgrund ihrer Größe und<br />

Lage oft die Chance, in zentraler Lage ein großes Impulsprojekt<br />

zu initiieren, durch das nicht nur das Quartier, sondern<br />

auch die Entwicklung des Umfeldes oder gar der gesamten<br />

Siedlung in den kommenden Jahren maßgeblich positiv beeinflusst<br />

und vor allem die Innenbereiche, Stadt- und Dorfkerne<br />

nachhaltig aufgewertet werden.<br />

Aufgrund Größe, Vornutzung, Zustand, Grundstückszuschnitt<br />

und Erschließung können diese Areale zumeist nicht<br />

unmittelbar in einen Aktivierungs- und Vermarktungsprozess<br />

einbezogen werden, sondern bedürfen zunächst einer oft<br />

langwierigen Planungsphase, in der vielfältige offene Fragen<br />

– von der Nutzungsfindung über die städtebauliche Planung,<br />

Investition und Finanzierung bis hin zur Erschließung und<br />

Baureifmachung der Flächen – zu klären sind. Eine etwaige<br />

Altlastensanierung kann die Komplexität eines solchen Prozesses<br />

noch wesentlich erhöhen.<br />

Ziel der Planungsphase muss zum einen sein, jeweils alle aktuellen<br />

Plan- bzw. Schwerpunktbereiche auf gesamtstädtischer<br />

Ebene zu definieren, und zum anderen diesen Bereichen jeweils<br />

Ziele und zur Zielerreichung nötige Maßnahmen für ihre<br />

Aktivierung und Entwicklung zuzuordnen. Grundlage dieser<br />

strategischen Entscheidungen sollte das städtebauliche Leitbild<br />

für die Gesamtgemeinde sowie der aktuell absehbare<br />

und prognostizierte Bedarf und die Marktsituation für die verschiedenen<br />

Nutzflächensegmente sein.<br />

Auch hierfür hält das System Compass der STEG ein Datenbankmodul<br />

„Planbereichsmanagement“ bereit, das speziell<br />

für diese Phase entwickelt wurde. Die Planbereichsdatenbank<br />

ermöglicht es zu jedem Zeitpunkt, auf gesamtstädtischer<br />

Ebene die aktuellen Schwerpunkte (Planbereiche) der<br />

Stadtentwicklung durch Zusammenfassung der zugehörigen<br />

Flurstücke und Gebäudequartiere neu zu definieren und diesen<br />

auf Datenbankbasis Ziele und entsprechende Maßnahmen<br />

für ihre Aktivierung zuzuordnen.<br />

Damit bietet das Modul wiederum im Vergleich zum klassischen<br />

statischen Stadtentwicklungskonzept im Papierformat<br />

die Möglichkeit, dieses stets entsprechend der sich<br />

verändernden Rahmenbedingungen und örtlichen Bestandsveränderungen<br />

dynamisch fortzuschreiben und mit angepassten,<br />

konkreten, umsetzungsorientierten Maßnahmen<br />

zu hinterlegen. Ein solch stets aktuelles gesamträumliches<br />

Stadtentwicklungskonzept bildet wiederum die unverzichtbare<br />

Grundlage für strategische Entscheidungen der Stadtentwicklung.<br />

Phase 3: Umsetzungsphase (größere und/oder für die<br />

Stadtentwicklung strategisch besonders bedeutende<br />

Flächenareale und Gebäudequartiere)<br />

Auch bei den definierten größeren bzw. strategisch besonders<br />

bedeutsamen Flächenarealen und Gebäudequartieren<br />

muss aufbauend auf die Planungsergebnisse eine Umsetzungsphase<br />

folgen. Im Rahmen eines aktiven Planungs- und<br />

Prozessmanagements ist die Umsetzung der zuvor definierten<br />

Maßnahmen im sinne der zielorientierten Realisierung<br />

der Gesamtplanung zu koordinieren. Hierzu gehören insbesondere<br />

auch die Definition, Abstimmung, Einhaltung und<br />

Fortschreibung der Zuständigkeiten und Zeithorizonte für die<br />

einzelnen Maßnahmen.<br />

In diesem Zusammenhang kommt der Funktion des STEG-<br />

Compasses als Informations- und Kommunikationsplattform<br />

eine besondere Bedeutung zu. Gerade in solche komplexen<br />

Planungs- und Umsetzungsphasen ist immer eine Vielzahl<br />

unterschiedlicher Akteure, von den städtischen Ämtern über<br />

Eigentümer, potenzielle Investoren bis hin zu externen Ingenieur-<br />

und Planungsbüros, involviert. Hier kommt dem gegenseitigen<br />

Austausch und der abgestimmten Koordination<br />

der Aufgaben im Sinne eines möglichst reibungsverlustarmen<br />

Projektablaufs eine enorme Bedeutung zu.<br />

Der Compass bietet über ein Benutzermanagement nun<br />

die Möglichkeit, allen gewünschten Akteuren, passwortgeschützt<br />

Zugriff selektiert auf die spezifischen Projektdaten zu<br />

gewähren. Somit besteht für alle die Möglichkeit zur Information<br />

über aktuelle Projektdaten und zu erfüllende Aufgaben<br />

mit Zeithorizonten. Darüber hinaus bestehen im Sinne eines<br />

virtuellen Projektraums aber auch besondere Möglichkeiten<br />

des Austauschs und der Kommunikation, wie etwa dem projektbezogenen<br />

Eintrag von Kurznachrichten oder Hochladen<br />

aktueller Dokumente, Pläne oder Entwürfe.<br />

Natürlich aktiviert der STEG-Compass alleine keine innerörtlichen<br />

Potenziale. Er stellt jedoch ein professionelles und zeitgemäßes<br />

Medium dar, das Städte und Gemeinden beim Prozess<br />

der ganzheitlichen Stadtentwicklung und Wertschöpfung<br />

auf vielfältige Art und weise unterstützen kann. Aufbauend<br />

auf das Werkzeug bedarf es in der Planungs-, Umsetzungsund<br />

Aktivierungsphase vielfältiger weiterer Maßnahmen, um<br />

die innerörtlichen Potenziale tatsächlich der gewünschten<br />

Nutzung zuzuführen.<br />

Zwar gibt es hierfür aufgrund der jeweiligen individuellen<br />

raum-, markt- und personenbezogenen Rahmenbedingungen<br />

kein Patentrezept, jedoch sind der Kreativität in diesem Zusammenhang<br />

auch wenig Grenzen gesetzt. Beispielhaft seien<br />

hier einzelne Maßnahmenfelder genannt, mit denen die STEG<br />

Stadtentwicklung GmbH bislang in solchen Prozessen positive<br />

Erfahrungen gemacht hat:<br />

• Bürgerinformationsveranstaltungen zur Sensibilisierung der<br />

Bevölkerung für das Thema Innenentwicklung/Ortskernvitalität<br />

einerseits und zur Förderung einer gesamtstädtischen<br />

Betrachtungsperspektive andererseits,<br />

• ggf. Einrichtung einer Koordinations- und Beratungsstelle<br />

bei der Stadt zwecks Koordination des Gesamtprozesses<br />

und Anlaufstelle für Eigentümer und Interessenten,<br />

• Auflage problemspezifischer kommunaler Förderprogramme<br />

im Sinne der Potenzialaktivierung,<br />

• Veranstaltung von Immobilienbörsen/-messen,<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 53


• kostenlose Testentwürfe für Potenzialflächen und Planbereiche<br />

zwecks Überzeugung von Eigentümern und Investoren,<br />

• Direktkontakt mit den Betroffenen: intensive und behutsame<br />

Eigentümergespräche,<br />

• Beratung von Interessenten und Investoren über Nutzungsund<br />

Fördermöglichkeiten, Problembehandlung etc.,<br />

• Einsatz geeigneter städtebaulicher Instrumente und Förderprogramme<br />

(B-Plan; Abweichung; Befreiung; Sanierungs-,<br />

Entwicklungsmaßnahme; ...),<br />

• ggf. Zwischenerwerb einzelner Flächen durch die Kommune<br />

zwecks zielgerichteter Inwertsetzung, Vermarktung und<br />

Nutzung,<br />

• Projektentwicklung.<br />

Stadtentwicklung ist ein kontinuierlicher, nie endender und<br />

somit immer wieder aufs Neue beginnender Prozess. Die<br />

Stadt verändert sich im Rahmen der dargestellten Planungs-,<br />

Aktivierungs- und Umsetzungsmaßnahmen ebenso wie die<br />

überregionalen und globalen gesellschaftlichen, wirtschaftlichen<br />

und ökologischen Rahmenbedingungen. All dies wirkt<br />

sich wiederum auf die lokale, sich im Raum (Flächen, Gebäude)<br />

widerspiegelnde Bestandssituation und damit auf<br />

neu zu definierende Schwerpunktbereiche, Impulsprojekte<br />

und notwendige Maßnahmen aus. Stadtentwicklung – Bestand,<br />

Ziele und Maßnahmen – als solcher Kreislauf verstanden,<br />

bedarf somit einer kontinuierlichen Fortschreibung und<br />

Weiterentwicklung. Entsprechend dieses dynamischen Kreislaufgedankens<br />

sind auch die Module des STEG-Compasses<br />

konzipiert. Als dynamisches, nicht statisches Instrument der<br />

Stadtentwicklung sind Bestand, Schwerpunktbereiche, Ziele<br />

und Maßnahmen in der Datenbank und in Karten und Plänen<br />

jederzeit aktuell.<br />

Fazit<br />

Mit dem durchgängigen städtebaulichen Fachdatenbanksystem<br />

Compass als webbasierte Arbeits-, Informations- und<br />

Rathausbau setzt Zeichen<br />

von Birgitt Wüst<br />

Immer mehr Bauherren, Investoren, Projektentwickler<br />

und vor allem auch Kommunen denken heute langfristiger.<br />

Dabei rückt die energetische Optimierung von Immobilien<br />

in den Blickwinkel – wie beim neuen Rathaus in<br />

Kirchdorf an der Iller.<br />

Klimaschutz ist eine der wichtigsten gesellschaftlichen Herausforderungen<br />

der Gegenwart. Auch in der Immobilienbranche<br />

gewinnt das Thema „Nachhaltigkeit“ zunehmend an<br />

Bedeutung. Nachdem die Münchner Immobilienmesse Expo<br />

Real im vergangenen Herbst ihr Rahmenprogramm dem Thema<br />

gewidmet hatte, beschäftigte die Parole „Going Green“<br />

nun auch die MIPIM in Cannes. Auf der weltweit größten<br />

Messe für Gewerbeimmobilien und Urbanistik drehten sich<br />

mehrere Veranstaltungen um die Frage, wie der CO2-Ausstoß<br />

bis 2020 EU-weit um durchschnittlich mindestens 20 Prozent<br />

gesenkt werden kann.<br />

„Technisch sind die Möglichkeiten zu einer größeren Energieeffizienz<br />

von Gebäuden längst gegeben, etwa durch die<br />

Nutzung erneuerbarer Energien wie Erdwärme, Windkraft<br />

Kommunikationsplattform liefert die STEG Stadtentwicklung<br />

GmbH einen Beitrag zur Erreichung des übergeordneten<br />

Zieles der Wertschöpfung durch nachhaltige Stadtentwicklung<br />

in Form effizienter Flächen- und Infrastrukturnutzung<br />

sowie attraktiven, lebendigen und anziehenden Innen- und<br />

Kernbereichen. Das Instrument soll mit seinen vielfältig einsetzbaren<br />

Modulen und Funktionen Städte und Gemeinden<br />

in die Lage versetzen, den Prozess der ganzheitlichen Stadtund<br />

Gemeindeentwicklung durch Sensibilisierung der Akteure<br />

anzustoßen und kontinuierlich, den jeweiligen Rahmenbedingungen<br />

angepasst, aktiv fortzuführen und zu gestalten.<br />

Das System ermöglicht einen stets aktuellen Überblick über<br />

alle Flächen und Gebäudepotenziale und auch Schwerpunktbereiche<br />

der gegenwärtigen Stadtentwicklung und bietet<br />

damit die Basis, um strategische Entscheidungen der Stadtentwicklung<br />

zu treffen. Deren Umsetzung kann wiederum<br />

durch das Planbereichs- und Fördergebietsmanagement aktiv<br />

besteuert werden. Vor allem wird der STEG-Compass aber<br />

dem Wesen der Stadtentwicklung als andauerndem Prozess<br />

gerecht, da Bestand, Schwerpunktbereiche, Ziele und Maßnahmen<br />

kontinuierlich in einer Datenbank und dynamischen<br />

Karten fortgeschrieben werden können.<br />

Letztendlich ist der Compass aber auch als Aufforderung an<br />

Städte und Gemeinden zu verstehen, den Prozess der Stadtentwicklung<br />

aktiv und ganzheitlich voranzubringen und zu<br />

gestalten.<br />

Die STEG Stadtentwicklung GmbH sucht regelmäßig den<br />

Austausch mit den Kommunen, um etwas über deren aktuelle<br />

Aufgaben und Problemstellungen sowie ihre Lösungsansätze<br />

und Vorgehensweisen in ihrer alltäglichen Arbeitspraxis der<br />

Stadt- und Gemeindeentwicklung zu erfahren. Nur so können<br />

Instrumente und Ansätze möglichst kundennah und problemgerecht<br />

weiter bzw. neu entwickelt werden.<br />

www.steg.de<br />

und Solarenergie“, sagt Thomas Bleier, einer der beiden Geschäftsführer<br />

der STEG Stadtentwicklung, die sich im Bereich<br />

nachhaltiger Entwicklungskonzepte in Deutschland einen Namen<br />

gemacht hat.<br />

Die Gesellschaft unterstützt Kommunen seit vielen Jahren<br />

unter den Aspekten Umweltschutz, Energieeinsparung und<br />

umweltverträgliche Energiegewinnung und setzt auch die<br />

<strong>2008</strong> hoch dotierten neuen Förderprogramme für diesen<br />

Bereich um, wie etwa den neuen Bund-Länder-Investitionspakt<br />

zur energetischen Erneuerung sozialer Infrastruktur<br />

(IVP).<br />

Eines der aktuellen Beispiele für Nachhaltigkeit im öffentlichen<br />

Bau ist das neue Rathaus in Kirchdorf an der Iller. „Im alten<br />

Rathaus platzen wir aus allen Nähten“, berichtet Dietmar Zettel,<br />

Kämmerer der rund 15 Kilometer nördlich von Memmingen<br />

direkt an der badenwürttembergisch-bayerischen Grenze<br />

gelegenen 3600-Einwohner-Gemeinde. Da weder ein Ausbau<br />

des Gebäudes noch ein Anbau möglich war, wurde im Rahmen<br />

des Landessanierungsprogramms Baden-Württemberg<br />

ein Neubau in Angriff genommen.<br />

54 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Erdwärme ins Rathaus<br />

Bei der Umsetzung zeigte sich Kirchdorf deutlich energieeffizienzbewusster<br />

als so manche Großstadt: Nach den Vorgaben<br />

des Gemeinderats sollte sich das Gebäudekonzept durch Bürgernähe,<br />

Transparenz, besondere gestalterische Qualitäten sowie<br />

durch kurze Wege auszeichnen, die eine effiziente Arbeitsweise<br />

ermöglichen. Einig war man sich vor allem darin, dass die<br />

Energieversorgung des Rathauses ressourcen- und umweltschonend<br />

sein sollte. Dabei setzten die Verantwortlichen auf regenerative<br />

Energien und entschieden sich für den Einbau einer<br />

zeitgemäßen Erdwärmeheizung. Die Vorteile der Nutzung von<br />

Erdwärme sahen die Ratsmitglieder unter anderem darin, dass<br />

praktisch keine Wartungskosten anfallen, ein Schornstein nicht<br />

erforderlich ist und auch keine Flächen für die Bevorratung von<br />

Brennstoff benötigt werden. Darüber hinaus lässt sich mit dieser<br />

Heizungsform über die Erdsonde an heißen Sommertagen<br />

eine herkömmliche Klimaanlage ersetzen.<br />

Zusammen mit dem Architekturbüro Bauke aus dem benachbarten<br />

Dietenheim erarbeitete die Stadtentwicklungsgesell-<br />

schaft eine städtebaulich und architektonisch hochwertige<br />

Lösung für die besondere, einer nachhaltigen Entwicklung<br />

verpflichteten Aufgabenstellung. „Neben der städtebaulichen<br />

und gestalterischen Betreuung zeichnete die STEG dabei<br />

auch für die fi nanzielle Projektsteuerung verantwortlich“,<br />

betont Projektleiter Arun Gandbhir unter Verweis auf den für<br />

Laien oft verwirrenden „Dschungel“ der Förderprogramme.<br />

Die Kosten für die rund 9000 Kubikmeter umbauten Raumes<br />

des neuen Rathauses beziffert Kämmerer Zettel auf rund 3,7<br />

Millionen Euro. Eine Investition, die sich gelohnt habe, merkt<br />

er an.<br />

„Die Transparentmachung des Gebäudeenergieverbrauchs<br />

steht in vielen Städten noch längst nicht auf der Agenda“,<br />

berichtet STEG-Geschäftsführer Bleier aus seiner täglichen<br />

Praxis. Umso erfreulicher, dass eine so kleine Gemeinde wie<br />

Kirchdorf mit ihrem Rathaus-Projekt deutliche städteplanerische<br />

Zeichen setzt. Die Kirchdorfer sind unterdessen sehr<br />

gespannt auf ihr neues Rathaus: Am 30. Mai, nach knapp<br />

zweijähriger Bauzeit, soll es offiziell eröffnet werden.<br />

www.kirchdorf-iller.de<br />

Nachhaltiges Bauen: Kommunen rüsten nach<br />

Von Holger Busch, TÜV SÜD Industrie Service GmbH<br />

Als Antwort auf die energetischen und ökologischen<br />

Herausforderungen der Zukunft setzen die Europäische<br />

Union und die Bundesregierung bei den größten Energieverbrauchern<br />

an – den Gebäuden. Kommunen, die für die<br />

Zukunft langfristig gerüstet sein wollen, investieren daher<br />

in die Nachhaltigkeit ihrer Liegenschaften.<br />

Rund 4,1 Milliarden Euro Energiekosten fallen bei den öffentlichen<br />

Liegenschaften bisher jährlich an – Tendenz steigend<br />

bei derzeitiger Heizkosten-Entwicklung. Schulen, Sporthallen,<br />

Museen, Gerichts- und Verwaltungsgebäude bergen<br />

gleichzeitig energetische Einsparreserven in Milliardenhöhe.<br />

Eine Studie der Deutschen Energie-Agentur GmbH ergab,<br />

dass durch die Sanierung von 20.000 Liegenschaften mittels<br />

Energie-Contracting 1 die Energiekosten bereits um 300<br />

Millionen Euro jährlich sinken würden. Der Sanierungsbedarf<br />

ist hoch: Die Hälfte der circa 190.000 öffentlichen Liegenschaften<br />

ist nicht mehr auf dem aktuellen Stand, wenn es<br />

etwa um Energieverbrauch oder verwendete Baustoffe geht.<br />

Immobilienbetreiber wie Kommunen, die für die Zukunft gerüstet<br />

sein wollen, setzen auf die Umsetzung von Nachhaltigkeitsaspekten<br />

ihrer Gebäude, zur Erreichung von so genannten<br />

„Green Building“-Standards.<br />

Green Buildings: Umfassende Qualitätsperspektive<br />

Eine möglichst geringe ökologische Belastung sowie die Bereitstellung<br />

eines gesunden Lebensumfelds für die relevanten<br />

Nutzergruppen in allen Phasen des Lebenszyklus von Gebäuden<br />

(Planung, Erstellung, Nutzung, Erneuerung und Rückbau)<br />

– dies sind die Ziele nachhaltigen Bauens. Der Fokus liegt<br />

damit auf einer umfassenden Qualitätsperspektive: Green<br />

Buildings sind wirtschaftlich effizient, umweltfreundlich, Ressourcen<br />

sparend und bieten ein angenehmes und attraktives<br />

Wohn- oder Arbeitsumfeld. Ein bewusster Umgang mit den<br />

Ressourcen kann sich in einem verbesserten Energiehaushalt,<br />

weniger CO2-Emissionen, einem Abfallmanagementsystem<br />

sowie in einem verminderten Wasserverbrauch niederschlagen.<br />

Die Einsparpotenziale sind vielfältig, wie z. B. der Einsatz<br />

von Energiesparlampen und neuen Fassadenkonstruktionen,<br />

die Installation wassersparender Geräte wie Vakuumtoiletten<br />

oder Armaturen mit Annäherungselektronik.<br />

Durch die ganzheitliche Betrachtung der Einzelkomponenten<br />

eines Gebäudes – einschließlich aller vorhandenen Energiearten<br />

– können erhebliche Einsparungen erzielt werden. Bevor<br />

kostspielig saniert wird, lohnt es sich zunächst den Energieverbrauch<br />

durch intelligente Einstellungen der tatsächlichen<br />

Nutzung anzupassen. Ein Drittel weniger Aufwendungen an<br />

Energie ist dabei keine Seltenheit.<br />

Nachhaltigkeit bei Immobilien meint allerdings mehr als nur die<br />

energetische Situation: Offenere Strukturen, ein effektiverer<br />

Schallschutz und ökologisch unbedenkliche Baustoffe tragen<br />

zu einem angenehmen und gesundheitsfördernden Raumklima<br />

bei. Dem Menschen vermitteln Green Buildings ein besseres<br />

Lebensgefühl. Dazu trägt auch eine saubere Innenraumluft<br />

bei. Feinstaub, Pollen aus der Außenluft und Emissionen aus<br />

den Baustoffen beeinträchtigen indes nicht nur die Gesundheit,<br />

sondern verringern zudem die Leistungsfähigkeit. In puncto<br />

Arbeitseffizienz gerät auch die Zimmertemperatur in den Blickpunkt,<br />

da zu warme Räume die Produktivität mindern.<br />

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Anbindung grüner Gebäude<br />

an öffentliche Verkehrsmittel und Fahrradwegnetze.<br />

Gerade in einer Zeit, in der die Benzinpreise steigen, wird das<br />

Augenmerk vermehrt auf die Lage des Objekts gelegt. Für<br />

den Nutzer komfortabel, sowie ökonomisch und ökologisch<br />

1 Die wichtigsten Formen sind das Energieeinspar- und das Energieliefer-Contracting. Beim Energieeinspar-Contracting plant, baut, fi nanziert und betreibt ein<br />

externes Unternehmen alle Maßnahmen zur effizienteren, hausinternen Energieversorgung. Das Unternehmen erhält aus den eingesparten Energiekosten für die<br />

Energielieferung ein Entgelt; nach dem Ende der Vertragslaufzeit gehören die Anlagen der Kommune. Verbleiben die Anlagen im Besitz des Unternehmens, eignet<br />

sich das Verfahren des Energieliefer- oder Anlagen-Contractings. Auch hier zahlt die Kommune für die Energielieferung ein Entgelt. Das Unternehmen übernimmt<br />

jedoch die volle Verantwortung für die Anlage.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 55


attraktiv ist etwa die Einbindung in die städtische Infrastruktur<br />

und die Nähe zum Stadtkern mit seinen Versorgungszentren.<br />

Niedrige Baunutzungskosten,<br />

gute Bewertungsperspektiven<br />

Nachhaltiges Bauen ist zwar teurer als herkömmliche Bauweisen,<br />

die Ausgaben für Planung und Errichtung machen<br />

jedoch im Allgemeinen nur 20 bis 25 Prozent der Lebenszykluskosten<br />

einer Immobilie aus. Der weitaus größte Teil der<br />

fi nanziellen Aufwendungen fällt in der Nutzungsphase an. In<br />

diesem Abschnitt macht sich die Qualität von Gebäuden bezahlt,<br />

die unter Nachhaltigkeitskriterien erstellt wurden: Die<br />

Kosten etwa für Betrieb, Instandsetzung und Baustoffentsorgungen<br />

sind bei qualitativ hochwertigen Objekten wie den<br />

Green Buildings in der Regel geringer. Grüne Immobilien sind<br />

auf diese Weise gut auf steigende Energiepreise vorbereitet<br />

und damit nachhaltige Investitionen, deren Armortisierung<br />

derzeit eine deutliche Beschleunigung erfährt.<br />

Die vielschichtigen Vorteile nachweisbar nachhaltiger Gebäude<br />

sorgen für ihren guten Ruf, der bei guter Lage zu einer<br />

besseren Vermietbarkeit und positiven Wiederverkaufschancen<br />

dieser Objekte führt. In der Tat beginnt sich das Nachfrageverhalten<br />

am deutschen Immobilienmarkt bereits zu<br />

verändern, und es sind bereits vereinzelt höhere Marktwerte<br />

festzustellen. Damit wächst der Einfluss nachhaltiger Maßnahmen<br />

auf die Marktattraktivität von Immobilien.<br />

Im Einzelnen sind nachhaltig errichtete gegenüber konventionell<br />

erstellten Gebäuden im Vorteil, weil:<br />

• Image und Vermietung verbessert werden,<br />

• der Immobilienwert durch längere Nutzungsdauer und verringerte<br />

Bewirtschaftungskosten steigt,<br />

• sich Lebenszykluskosten und Versicherungsbeiträge reduzieren,<br />

• die Gesundheit und Produktivität der Nutzer positiv beeinfl<br />

usst werden,<br />

• positive Effekte auf Umwelt und lokale Wirtschaftsstrukturen<br />

auftreten,<br />

• Milieu- und Quartierverbesserungen stattfinden,<br />

• überalterte Wohnanlagen revitalisiert und verjüngt werden.<br />

Forderung nach mehr Nachhaltigkeit<br />

Die Politik hat mit der Energieeinsparverordnung (EnEV) schon<br />

seit einiger Zeit die Weichen für Gebäude auf Verbrauchsminderung<br />

gestellt. Bei Verkauf, Vermietung, Verpachtung oder<br />

Leasing kann der Interessent nun die Vorlage eines Energieausweises<br />

verlangen, der Auskunft über die Gesamtenergieeffizienz<br />

einer Immobilie gibt. Ab Juli nächsten Jahres haben<br />

auch Kommunen für ihre nicht bewohnten, öffentlichen<br />

Gebäude mit mehr als 1.000 m 2 Netto-Grundfläche einen<br />

Energieausweis auszuhängen. Betroffen sind davon etwa die<br />

kommunalen Verwaltungsgebäude, Kindergärten, Schulen,<br />

Universitäten und Krankenhäuser.<br />

Mit der EnEV-Novelle, die voraussichtlich Anfang 2009 in<br />

Kraft treten wird, sieht die Bundesregierung weitere Verschärfungen<br />

für Gebäude vor. Die Neuerungen gelten auch<br />

für Wohnobjekte, die von Kommunen und Gemeinden betrieben<br />

werden. Künftig muss bei Um- und Neubauten darauf<br />

geachtet werden, dass die Gesamtenergieeffizienz der<br />

Wohngebäude um rund 30 Prozent verbessert wird.<br />

Soll der Energieverbrauch deutscher Gebäude gesenkt werden,<br />

müssten rund 70 Prozent der 17 Millionen Wohn- und 7<br />

Millionen Gewerbe-, Sport- und Kulturbauten energetisch sa-<br />

niert werden. Immerhin ist mit rund 40 Prozent der Anteil der<br />

Gebäude am gesamten Energieverbrauch höher als der von<br />

Verkehr oder Industrie; entsprechend tragen Immobilien zu<br />

den CO2-Emissionen bei. Der Bevölkerung waren die negativen<br />

Auswirkungen der Gebäudenutzung auf Klima und Umwelt<br />

2007 allerdings noch nicht im gleichen Maße bewusst.<br />

Eine Umfrage im Auftrag des Bundesbauministeriums hat<br />

gezeigt, dass die Befragten mehr CO2-Einsparmöglichkeiten<br />

beim Gebrauch von Elektrogeräten oder beim Autofahren sahen<br />

als beim Heizen der eigenen Wohnung. Umso wichtiger ist<br />

es, dass die Kommunen ihrer Vorbildfunktion gegenüber der<br />

Öffentlichkeit gerecht werden, die ihnen mit dem Nationalen<br />

Energieeffizienz-Aktionsplan (EEAP) sowie dem Leitfaden<br />

Nachhaltiges Bauen hinsichtlich des Endenergieverbrauchs<br />

und der Nachhaltigkeit ihrer Gebäude zugeschrieben ist.<br />

Vor der Sanierung steht die Analyse<br />

Wie gehen Gemeinden und Kommunen vor, wenn sie ihre Liegenschaften<br />

sanieren lassen möchten? Die zahlreichen Zertifikate<br />

wie das US-amerikanische LEED- oder das britische<br />

BREEAM-Zertifikat, die derzeit um Einfluss auf dem Immobilienmarkt<br />

konkurrieren, geben darauf nicht immer die passende<br />

Antwort. Was dort zum Teil unter Nachhaltigkeit verstanden<br />

wird, ist in Deutschland bereits mit den umfangreichen deutschen<br />

Bauvorschriften geregelt. So ähneln einige der Anforderungen<br />

für die Vergabe des LEED-Silber-Zertifikats denen<br />

einer gewöhnlichen heutigen Bauabnahme in Deutschland.<br />

Auf die Bedürfnisse der deutschen Bauwirtschaft zugeschnitten<br />

ist hingegen das Gütesiegel der Deutschen Gesellschaft<br />

für Nachhaltiges Bauen (DGNB), das sich seit kurzem in der<br />

Pilotphase befindet. Allerdings gibt dieser Kriterienkatalog zunächst<br />

nur Auskunft über die Nachhaltigkeit von Neubauten.<br />

Ein Standard für bestehende Gebäude soll jedoch so schnell<br />

wie möglich folgen.<br />

Nachhaltiges Bauen ist seit jeher im Selbstverständnis des<br />

deutschen Sachverständigen- und Prüfwesens verankert.<br />

Diese grundsätzlich angelegte Wertbeständigkeit gilt es zu<br />

erhalten und an die neuen Anforderungen anzupassen. Es<br />

kommt auf die Machbarkeit, Finanzierbarkeit und nicht zuletzt<br />

auf die Wirksamkeit der einzelnen Maßnahmen an. Die Sanierung<br />

muss deshalb an den Punkten ansetzen, mit denen<br />

sich Nutzungskosten und Emissionen so stark und nachhaltig<br />

wie möglich senken lassen. Schließlich fi nanzieren sich bei einer<br />

durchschnittlichen Lebensdauer der Maßnahmen von 30<br />

Jahren zum Teil nur 80 Prozent der Kosten über die eingesparten<br />

Heizkosten (bei derzeitiger Heizkostenentwicklung).<br />

Fachkundige Ingenieure können dabei helfen, die geeignete<br />

Vorgehensweise zu fi nden, mit der sich die einzelnen Gebäude<br />

wirksam und kosteneffizient an nachhaltige Anforderungen<br />

anpassen lassen. Insbesondere für die Bewertung sind Gutachter<br />

nötig, die über eine umfangreiche Expertise zu Baumaterialien,<br />

Sanierungskosten und Energietechnik verfügen.<br />

Um die verdeckten Nachhaltigkeitsrisiken zu erkennen, eignet<br />

sich eine Due Diligence, bei der alle Einflussgrößen aus<br />

Umwelt-, Gestaltungs-, bautechnischen und Immobilienmarktgegebenheiten<br />

mit einbezogen werden. Für die Prüfung<br />

sollte nicht nur vorgelegte Mieterlisten, Finanzkennzahlen und<br />

rechtliche Verhältnisse, sondern auch die Gebäudesubstanz,<br />

die technische Infrastruktur und das Grundstück einbezogen<br />

werden. So darf der Wohlfühlaspekt offener Strukturen in<br />

nachhaltigen Gebäuden nicht zu Lasten der Standsicherheit<br />

gehen. Auch birgt die Nutzung bereits erschlossener, aber<br />

brachliegender Liegenschaften das Risiko der Schadstoffbelastung.<br />

Hier ist eine Prüfung auf mögliche Umwelt- und<br />

56 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Gesundheitsschädlichkeit der Objekte im Vorfeld der Sanierungsarbeiten<br />

durchzuführen. Als Ergebnis der Due Diligence<br />

können die Objekte dann so saniert werden, dass sie frei von<br />

umwelt- und gesundheitsschädlichen Baustoffen sind.<br />

Förderung nachhaltiger Baumaßnahmen<br />

Wer nicht auf die Finanzierung durch Energie-Contracting<br />

zurückgreifen will, kann Fördergeld-Programme des Bundes<br />

und der Länder beanspruchen. Für nachhaltige Modernisierungs-<br />

und Sanierungsmaßnahmen können die Kommunen<br />

und Städte verschiedene Fördermöglichkeiten in Anspruch<br />

nehmen. Gelder werden etwa von der Förderbank der Kreditanstalt<br />

für Wiederaufbau (KfW), dem Bundesamt für Wirtschaft<br />

und Ausfuhrkontrolle (BAFA) und vereinzelt von den<br />

Landesbanken zur Verfügung gestellt.<br />

Kommunen, die beispielsweise ihre Schulen, Schulsporthallen,<br />

Kitas und Gebäude der Kinder- und Jugendarbeit energetisch<br />

sanieren lassen wollen, können bei der KfW-Förderbank<br />

zinsgünstige langfristige Kredite mit Festzinssätzen und tilgungsfreien<br />

Anlaufjahren beantragen. Die Zinsen werden vom<br />

Bund für die erste Zinsfestschreibung zusätzlich verbilligt. Ziel<br />

der Sanierungsmaßnahmen sollte entweder die Erreichung<br />

des Neubau-Niveaus sein, oder es sollten mindestens drei<br />

von einem Sachverständigen empfohlene Maßnahmen durchgeführt<br />

werden, die den Energieverbrauch langfristig senken.<br />

Das BAFA fördert im Rahmen des Marktanreizprogramms des<br />

Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz und Reaktorsicherheit<br />

die Projekte der Kommunen zu erneuerbaren Energien.<br />

Subventioniert werden etwa Biomasse-Verfeuerungsanlagen,<br />

Wärmepumpen sowie Solaranlagen zur Unterstützung<br />

der Heizung, Warmwasserbereitung und zum Kühlen.<br />

An die ansässigen Körperschaften öffentlichen Rechts vergibt<br />

zum Beispiel das Bundesland Mecklenburg-Vorpommern Gelder<br />

für Investitionen in erneuerbare Energien, zur Steigerung der<br />

Energieeffizienz oder zur Energieeinsparung. Zuschussberechtigte<br />

Projekte sind beispielsweise die Installation von Anlagen<br />

für die Nutzung des Sonnenlichts, der Biomasse und Wärme.<br />

Eigene Förderprogramme und Beratung initiieren<br />

Die energetische Sanierung der öffentlichen Immobilien<br />

ist nur eine Möglichkeit der Kommunen zur Förderung der<br />

Nachhaltigkeit. Zahlreiche Stadtverwaltungen legen mittler-<br />

Keine Entwarnung bei Grundstücksverkäufen –<br />

OLG Karlsruhe bestätigt die Vergabepflicht<br />

Mit dem Karlsruher Oberlandesgericht (OLG) hat kürzlich<br />

das dritte OLG die strengen Anforderungen an Grundstücksverkäufe<br />

der öffentlichen Hand bestätigt (Beschluss<br />

vom 13.06.<strong>2008</strong>, 1 VK 1/08). Ausgangspunkt dieser<br />

Entwicklung war eine Entscheidung der Düsseldorfer<br />

Oberlandesrichter, dass größere Immobiliengeschäfte<br />

der öffentlichen Hand europaweit ausgeschrieben werden<br />

müssen. So sollen Bund, Länder und Gemeinden ihre<br />

Grundstücke nicht mehr ohne Weiteres an Investoren veräußern<br />

können, wenn sie zugleich Anforderungen an die<br />

spätere Bebauung stellen. (Beschluss vom 13.06.2007,<br />

Verg 02/07 „Ahlhorn“ und Weitere).<br />

weile eigene Programme zur Steigerung der Energieeffizienz<br />

im privaten Wohnungsbau auf. So hat z. B. das Frankfurter<br />

Stadtparlament Ende 2007 beschlossen, vermehrt private<br />

Projekte zu unterstützen, die etwa die Bestimmungen der<br />

kommenden EnEV 2009 einhalten. Förderprogramme werden<br />

immer wichtiger, damit die Mehrkosten für nachhaltiges<br />

Sanieren und Bauen nicht zu einem Boykott der Immobilienund<br />

Wohnungseigentümer führt.<br />

Bevor solche Fördermaßnahmen initiiert werden, sollte eingehend<br />

geprüft werden, ob die Sanierungsart auch für einen<br />

Großteil der Gebäude geeignet ist. Nicht zu unterschätzen ist<br />

daher auch die Beratung durch einen Sachverständigen mit<br />

interdisziplinärer Vernetzung im Vorfeld der Sanierung. Denn<br />

nicht jede förderfähige Maßnahme ist für jedes Objekt gleichermaßen<br />

sinnvoll. So ist eine Solaranlage auf dem Dach für<br />

einige Gebäude nicht ökonomisch und ökologisch effizient.<br />

Die Einsparung einer Tonne Kohlendioxyd kann bei manchen<br />

Gebäuden auch durch bessere Wärmedämmung erreicht werden<br />

und nur ein Zehntel dessen kosten, was für die Einsparung<br />

der gleichen Menge durch Photovoltaik-Anlagen investiert<br />

werden müsste. Ein Negativ-Beispiel für Förderung ist die<br />

Fensteraustauschaktion der Bundesregierung in den 1970er<br />

Jahren. Zwar trugen die dichteren Fenster im Anschluss dazu<br />

bei, Heizenergie einzusparen. Aufgrund der schlechteren Belüftung<br />

der Gebäude nach dem Fenstereinbau, kam es jedoch<br />

zu vermehrter Schimmelbildung in den Räumen.<br />

Ebenso wichtig wie die Fördergelder selbst, ist die Information<br />

der Bevölkerung über die abrufbaren Finanzhilfen. Die<br />

erwähnte Umfrage zeigt sogar einen Informationsbedarf, der<br />

früher anfällt: Die Bürger müssen zunächst einmal über die<br />

Erfordernisse von ökonomisch sinnvollen und ökologisch<br />

notwendigen Sanierungs- und Baumaßnahmen aufgeklärt<br />

werden. Der erste Schritt dahin sind sicherlich Kommunen,<br />

die ihre Liegenschaften nachhaltig sanieren und diese Maßnahmen<br />

kommunizieren. So kann das naheliegende Ziel der<br />

eigenen Haushaltskassenentlastung und Werterhaltung der<br />

Immobilien nachfolgend auch Sanierungen im Häuserbestand<br />

der Bevölkerung anstoßen und auf diese Weise einen<br />

Innovationsschub ganzer Regionen auslösen. Damit wird<br />

nicht nur der Umwelt Gutes getan, auch die Sozialgemeinschaft<br />

vor Ort erhält neue Impulse mit einer gesamtheitlichen<br />

Zukunftsperspektive.<br />

Holger Busch ist Branchenmanager Immobilien bei der TÜV<br />

SÜD Industrie Service GmbH, München.<br />

Konkret ging es vor dem Karlsruher Oberlandesgericht um den<br />

Verkauf eines städtischen Grundstücks zwecks Ansiedlung<br />

eines Lebensmittelmarktes. Der Kaufoptionsvertrag enthielt<br />

eine durch Rückkaufsrecht gesicherte Bauverpflichtung. Die<br />

Richter bestätigten das OLG Düsseldorf ausdrücklich. Auch<br />

sie sehen es für unerheblich an, ob die baulichen Anlagen<br />

später in das Eigentum des Auftraggebers übergehen. Ein<br />

körperlicher Beschaffungsbezug der baulichen Maßnahme<br />

sei nicht notwendig. Es genügten mittelbare Eigeninteressen,<br />

so z. B. allgemeine wirtschafts- und gesellschaftspolitische<br />

Zwecksetzungen, wie beispielsweise die Aufwertung und Belebung<br />

eines bestimmten Stadtviertels.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 57


Mit der Karlsruher Entscheidung dürfte die Hoffnung vieler<br />

Kommunen, dass die Rechtsprechung der Düsseldorfer<br />

Richter noch gekippt werden könnte, nun endgültig vorbei<br />

sein. „Auch der von der Bundesregierung beschlossene Entwurf<br />

einer Vergaberechtsreform wird nach den Ausführungen<br />

des OLG Karlsruhe kaum zur Rückkehr der Vergabefreiheit<br />

von Immobiliengeschäften führen“, sagt Dr. Ute Jasper, Partnerin<br />

in der Düsseldorfer Anwaltsozietät Heuking Kühn Lüer<br />

Wojtek.<br />

Nach dem Reformentwurf sollen nur solche Grundstücksverkäufe<br />

mit Bauverpflichtungen als vergabepflichtige öffentliche<br />

Bauaufträge eingestuft werden, die „für“ den Auftraggeber erbracht<br />

werden und diesem wirtschaftlich „unmittelbar“ zugute<br />

kommen. Das OLG Karlsruhe bestätigte jetzt die vielerorts<br />

geäußerten Zweifel, ob der Reformentwurf mit dem Europarecht<br />

in Einklang steht. „Entscheidend sind die europäischen<br />

Vorgaben der Vergabekoordinierungsrichtlinie. Diese lassen<br />

nach der Auffassung des Senats keine Notwendigkeit eines<br />

unmittelbaren Beschaffungsbedarfs erkennen“, so Jasper.<br />

„Damit kann nach wie vor keine Entwarnung bei der Vergabe<br />

von Grundstücken gegeben werden.“ Es bleibt also vorerst<br />

dabei: Bund, Länder und Kommunen müssen die Rechtsprechung<br />

des OLG Düsseldorf anwenden und Immobiliengeschäfte<br />

europaweit ausschreiben, wenn sie rechtssichere<br />

OFRA leistet „Erste Hilfe“ beim DRK in Friedberg<br />

Pünktlich zum 100-jährigen Bestehen konnte der DRK-<br />

Kreisverband Friedberg im August 2007 seine neue Kreisgeschäftsstelle<br />

mit integrierter Rettungswache einweihen.<br />

Durch die Abwicklung des Auftrags in zwei Bauabschnitten<br />

und den zwischenzeitlichen Abriss des Bestandsgebäudes<br />

konnten auf dem Areal in der Homburger Straße 26 neben<br />

Räumen für Verwaltung und Rettungsdienst auch eine neue<br />

Fahrzeughalle, ein Kleiderladen sowie Seminarräume errichtet<br />

werden, wobei die Funktionsfähigkeit der Rettungswache<br />

durchgehend gewährleistet war.<br />

Mit dem neuen Dienstleistungszentrum bezieht der Verband<br />

sein drittes Domizil nach dem 2. Weltkrieg. Nachdem 1952<br />

die erste Kreisgeschäftsstelle mit vier Garagen errichtet worden<br />

war, wurden die Räumlichkeiten auf Grund des größer<br />

werdenden Aufgabenbereiches des DRK schnell zu eng, so<br />

dass bereits 1962 der Grundstein für eine neue Geschäftsstelle<br />

am jetzigen Standort gelegt wurde.<br />

Der jüngste Neubau war erforderlich geworden, da Veranstaltungs-,<br />

Lager- und Büroräume fehlten. Auch entsprachen die<br />

Räumlichkeiten in der Verwaltung und in der Rettungswache<br />

von ihrer baulichen Struktur her nicht mehr den Vorgaben<br />

der EU und waren somit nicht ohne Weiteres renovierbar.<br />

Nachdem feststand, dass die Kosten der Modernisierung der<br />

Altbauten in Verbindung mit dem geplanten Anbau nahezu<br />

denen eines Neubaus entsprachen, votierte der Vorstand des<br />

DRK-Kreisverbandes für einen kompletten Neubau.<br />

Die Entscheidung für die Auftragsvergabe an OFRA fi el nach<br />

der Besichtigung von Referenzobjekten, die durch OFRA in<br />

der schnellen und bewährten Modulbauweise errichtet wor-<br />

Verträge schließen wollen und Investitionen nicht stoppen<br />

sollen.<br />

In der Sache entschieden die Karlsruher Richter letztlich,<br />

dass die Beschwerde des unterlegenen Bieters aufgrund der<br />

„Verwirkung des Nachprüfungsrechts“ zurückzuweisen war.<br />

Dieses Recht ist in der Regel dann verwirkt, wenn der Bieter<br />

mehr als sechs Monate untätig war und Verkäufer und Käufer<br />

darauf vertrauen durften, dass das Vorhaben nicht mehr angegriffen<br />

wird. „Damit steht immerhin fest, dass Altverträge<br />

im Regelfall nicht mehr angegriffen werden können“, so Barbara<br />

von der Recke, Rechtsanwältin bei Heuking Kühn Lüer<br />

Wojtek.<br />

Ein wenig aufatmen können die Kommunen zudem seit einer<br />

am 5. Juni <strong>2008</strong> ergangenen Entscheidung der EU-Kommission.<br />

Danach fällt ein Grundstücksverkauf nur dann unter<br />

das Vergaberecht, wenn der Vertrag eine ausdrückliche<br />

Bauverpflichtung enthält. Das OLG Düsseldorf hatte noch<br />

im Mai dieses Jahres (Beschluss vom 14.05.<strong>2008</strong>, VII-Verg<br />

27/08) selbst mittelbare oder faktische Bauverpflichtungen -<br />

z.B. durch Rücktrittsrechte oder Vertragsstrafen gesicherte<br />

mündliche Bauabsprachen – für ausreichend erachtet. „Echte<br />

Rechtssicherheit kann allerdings erst eine Entscheidung des<br />

Europäischen Gerichtshofs EuGH bringen“, sagt Jasper.<br />

Hierfür bedarf es Geduld.<br />

In einer Bauzeit von nur sechs Monaten errichtete OFRA für den DRK-Kreisverband Friedberg e. V. eine neue<br />

Kreisgeschäftsstelle mit Rettungswache<br />

den waren. Vom hohen Maß an Know-how, über welches<br />

OFRA durch die Erstellung bereits mehrerer Rettungswachen<br />

verfügt, wollte auch der Kreisverband in Friedberg profitieren.<br />

Weiteres Entscheidungskriterium war der Zeitgewinn, den die<br />

Modulbauweise im Gegensatz zur herkömmlichen Stein-auf-<br />

Stein-Bauweise ermöglicht. Die kurze Bauzeit in Verbindung<br />

mit der hohen Bauqualität und anspruchsvollen Optik erfüllte<br />

die Anforderungen des Bauherrn zu 100 %.<br />

Das Objekt wurde aus 26 Systemeinheiten errichtet, die einschließlich<br />

der Außenwände und eingebauten Fenster zur<br />

Baustelle angeliefert wurden. Die witterungsunabhängige<br />

Produktion der Module in den Werkshallen garantiert eine<br />

optimale Qualität und eine verzögerungsfreie Fertigung. So<br />

konnte der Rohbau beider Bauabschnitte in insgesamt nur<br />

neun Wochen errichtet werden. Die gesamte technische Infrastruktur<br />

wie Stromversorgung, Wasser, Heizung, Lüftung,<br />

Datenleitungen etc. ist in den Decken der Module verlegt und<br />

erlaubt zu jeder Zeit – also auch nachträglich – eine bedarfsgerechte<br />

Nachrüstung, sofern erforderlich. Die mit Trapezblechen<br />

verkleidete Fahrzeughalle bildet bei diesem Objekt den<br />

optischen Gegenpol zur Putzfassade des Hauptgebäudes.<br />

Das Dienstleistungszentrum des DRK-Kreisverbandes Friedberg<br />

bündelt unter seinem Dach eine Vielzahl von Einrichtungen.<br />

Zentrale Anlaufstelle ist das Kundenzentrum, welches<br />

soziale Dienstleistungen wie Hausnotruf, Essen auf Rädern,<br />

betreutes Reisen, mobile soziale Hilfsdienste, Behindertentransport<br />

sowie Migrationserstberatung anbietet. Für Veranstaltungen<br />

stehen drei einzeln bzw. zusammen nutzbare<br />

Veranstaltungsräume mit einer Gesamtfläche von 155 m²<br />

zur Verfügung, die auch an externe Interessenten vermietet<br />

58 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


werden. Des Weiteren wurde im November 2007 ein Kleiderladen<br />

eröffnet. Für den Rettungsdienst wurden drei Rettungswagengaragen<br />

sowie eine Desinfektionshalle errichtet. Nach<br />

Infektionsfahrten können die DRK-Mitarbeiter die hier ebenfalls<br />

installierten Duscheinrichtungen nutzen. Die Aufenthaltsräume<br />

für die Mitarbeiter des Rettungsdienstes übererfüllen<br />

sogar die Anforderungen der Arbeitsstättenrichtlinie. Neben<br />

Kreisgeschäftsstelle und Rettungswache beherbergt der<br />

Neubau auch die Räumlichkeiten der DRK-Ortsvereinigung<br />

Friedberg mit einer Rettungshundestaffel.<br />

Der Geschäftsführer des DRK-Kreisverbandes Friedberg,<br />

Herr Andreas Fieweger, bestätigt eine perfekte Bauabwicklung<br />

und eine große Zufriedenheit mit dem erstellten Neubau.<br />

Das DRK-Dienstleistungszentrum wurde als Referenzobjekt<br />

bereits von etlichen Interessenten besichtigt.<br />

Gesamtansicht der 2007 in Betrieb genommenen Kreisgeschäftsstelle<br />

des DRK Kreisverbandes Friedberg e.V..<br />

Bremer Überseestadt – „volle Fahrt voraus“ im alten Havenrevier<br />

Entlang der Weser und in unmittelbarer Nähe zur Bremer Innenstadt entsteht ein attraktiver „Standort der<br />

Möglichkeiten“<br />

Die Bremer Überseestadt ist eines der größten städtebaulichen<br />

Projekte Europas. Auf einem knapp 300 Hektar großen<br />

Gebiet im alten bremischen Hafenrevier rechts der Weser entsteht<br />

seit dem Jahr 2000 ein ganz neuer Stadtteil. Das Gebiet<br />

– geprägt durch den Charme alter Lager- und Hafenimmobilien<br />

– wandelt sich zum modernen Dienstleistungszentrum.<br />

Weserlage, Innenstadtnähe und moderne Bürolofts in komplett<br />

restaurierten Speichern sind nur einige Vorzüge dieses<br />

neuen Stadtteils. Insbesondere die Art und Weise, wie der<br />

vorhandene Bestand an Gebäuden und Unternehmen mit<br />

den neuen Immobilienprojekten und Nutzungskonzepten<br />

verbunden wird, macht das Besondere dieses Stadtentwicklungsprojektes<br />

aus.<br />

Mehr als 450 Unternehmen und Einrichtungen aus Dienstleistung,<br />

Industrie, Kreativwirtschaft, Gastronomie oder Logistik<br />

mit über 7.500 Beschäftigten nutzen bereits das maritime<br />

Ambiente. „Das Konzept der Überseestadt stößt auf großes<br />

Interesse. Von den verfügbaren Flächen ist bereits knapp die<br />

Hälfte vermarktet“, betont Dr. Dieter Russ, Geschäftsführer<br />

der landeseigenen Bremer Invesitions-Gesellschaft mbH<br />

(BIG), die im Auftrag Bremens für die Erschließung, Vermarktung<br />

und Koordination sämtlicher Infrastruktur- und Entwicklungsmaßnahmen<br />

in der Überseestadt verantwortlich ist.<br />

Leben und Arbeiten an der Weser<br />

Eine charakteristische Komponente des Überseestadt-Konzeptes<br />

ist die Kombination von Arbeits- und Freizeitwelten.<br />

Wie diese Verknüpfung gelingen kann, zeigt die erfolgreiche<br />

Entwicklung des Quartiers am Europahafen, die bisher maßgeblich<br />

von der Justus Grosse Projektentwicklung GmbH<br />

betrieben wird. So ist der komplett renovierte Speicher I mit<br />

seinem Angebot an fl exibel nutzbaren Bürolofts und Event-<br />

Gastronomie unter einem Dach mittlerweile vollständig an<br />

Dienstleister und Unternehmen vermietet. Mit der Sanierung<br />

des Schuppen 2 sowie dem Neubau mehrerer Port-Gebäude<br />

mit Büro- und Gewerbelofts am Wasser gewann die Entwicklung<br />

rund um den Europahafen weiter an Fahrt. Durch die Umgestaltung<br />

der Grün- und Freiflächen im direkten Umfeld des<br />

Europahafens, die Sanierung der Kajen sowie durch weitere<br />

Bauprojekte entlang des Europahafens wird dieses Areal bis<br />

Ende <strong>2008</strong> zu einer zentralen maritimen Meile ausgebaut.<br />

Seit Herbst 2007 sind auch die Bauarbeiten am „Eingang zur<br />

Überseestadt“, dem Weser Quartier, in vollem Gang. Hier entsteht<br />

bis voraussichtlich Ende 2009 das zukünftig höchste<br />

Bürogebäude Bremens: Der „Weser Tower“ wurde von Stararchtitekt<br />

Helmut Jahn (Murphy/Jahn, Chicago; verantwortlich<br />

u.a. für den Bau des Sony-Centers in Berlin) entworfen.<br />

Investor des weithin sichtbaren 22-stöckigen und 82 Meter<br />

hohen Bürogebäudes ist die H. Siedentopf (GmbH & Co. KG),<br />

die neben dem Weser Tower weitere Immobilien im Weser<br />

Quartier realisiert und dafür mehr als 100 Millionen Euro investiert.<br />

Die Weichen für die ersten Wohnungen in der Überseestadt<br />

sind gestellt: Im August 2007 wurde der Überseepark, ein Gebiet<br />

in bevorzugter Wasserlage an der Weser, zur Bebauung<br />

als Misch- und Gewerbegebiet freigegeben. Auf dem rund 35<br />

Hektar großen Areal sollen sowohl Wohngebäude als auch<br />

Geschäfts- und Bürohäuser sowie Restaurants und Hotels<br />

entstehen. Für die Umsetzung auf einem 10 Hektar großen<br />

Grundstück im Überseepark zeichnet die Entwicklungsgesellschaft<br />

Hafenkante GmbH & Co. KG verantwortlich. Auch<br />

die Justus Grosse Projektentwicklung GmbH setzt auf attraktive<br />

Wohnprojekte in der Überseestadt. So entsteht am<br />

Europahafen bis voraussichtlich Ende 2009 das Projekt „WeserUfer“.<br />

Auf einem 14.000 Quadratmer großen Grundstück<br />

sollen in direkter Wasserlage architektonisch anspruchsvolle<br />

Wohnräume sowie Büroflächen entstehen.<br />

Attraktiver Branchen- und Nutzungsmix<br />

„Die Verbindung von Hafenambiente und moderner Architektur<br />

sowie von traditionellem Gewerbe und jungen Dienstleistungsunternehmen<br />

ist uns in der Überseestadt besonders<br />

wichtig“, sagt BIG-Geschäftsführer Dr. Dieter Russ. Quer<br />

durch die Überseestadt lassen sich Beispiele dafür fi nden. So<br />

schuf sich die auf Design spezialisierte Gruppe für Gestaltung<br />

(GfG) in der denkmalgeschützten Industriearchitektur der Alten<br />

Feuerwache am Kopf des Holz- und Fabrikenhafens ein<br />

inspirierendes Umfeld und plant gegenwärtig in der Nachbarschaft<br />

ein weiteres Gebäude mit Gastronomie- und Bü-<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 59


onutzung. Ebenfalls am Holz- und Fabrikenhafen werden die<br />

27.000 Quadratmeter des renovierten historischen Speicher<br />

XI von der Bremer Hochschule für Künste, verschiedenen<br />

Werbeagenturen und Dienstleistern sowie gastronomischen<br />

und kulturellen Einrichtungen genutzt. Mehrere Unternehmen<br />

aus dem Bereich Windenergie zog es in die alten Bachmann-<br />

Speicher 16 und 17 am Holz- und Fabrikenhafen, wo sie einen<br />

Bestandteil der so genannten „Energiemeile“ der Überseestadt<br />

bilden. In direkter Nachbarschaft arbeiten Industrieunternehmen,<br />

die bereits seit langem in der Überseestadt<br />

erfolgreich tätig sind. „Neben allen Neuerungen sollen auch<br />

weiterhin traditionelle Branchen den Charakter der Überseestadt<br />

prägen“, so Russ. Die Wirtschaftsförderer garantieren<br />

den ansässigen traditionellen Unternehmen Bestandsschutz.<br />

Sie sollen durch die neuen Entwicklungen in der Überseestadt<br />

nicht in ihrer Arbeit beeinträchtigt werden und wo möglich<br />

sogar expandieren können. Darüber hinaus gehören auch<br />

Neuansiedlungen traditioneller Gewerbe zum Konzept der<br />

City.People.Light Tour <strong>2008</strong><br />

Besseres Licht für Städte und Gemeinden<br />

Wie passen Stadtmarketing mit Licht, Lichtverschmutzung,<br />

Lichtmanagement, weißes Licht im Außenraum und Energieeffizienz<br />

zusammen? Mit diesen Fragen beschäftigt sich<br />

die City.People.Light Tour <strong>2008</strong>, die Philips zusammen mit<br />

dem Deutschen Städte- und Gemeindebund veranstaltet.<br />

Sie soll von September <strong>2008</strong> bis Februar 2009 durch über 20<br />

Städte und Gemeinden führen. Im Mittelpunkt stehen Lichtlösungen<br />

und Innovationen für die kommunale Beleuchtung in<br />

Innen- und Außenebereichen. Angesprochen werden sollen<br />

neben Bürgermeister und Amtsvorsteher auch Verantwortliche<br />

aus Hoch- und Tiefbauämtern sowie Energieversorger,<br />

Städteplaner und Architekten. Wann und wo die Tour im Einzelnen<br />

Station macht, ist im Internet unter www.philips.com/<br />

cpltour zu fi nden<br />

„Innovative Lichtsysteme schaffen mit besserer Lichtqualität<br />

nicht nur gute Sehbedingun-gen und mehr Sicherheit, sie sind<br />

PPP im Straßenbau<br />

Wo auch immer man sich in Europa umhörte: Wenn es<br />

um ein Autobahnnetz mit Vorbildcharakter ging, kam die<br />

Sprache schnell auf das deutsche Netz. War dies vor einigen<br />

Jahren noch zutreffend, so ist heute längst „der<br />

Lack ab“: Das deutsche Straßennetz benötigt dringend<br />

Investitionen, um den Erhaltungszustand zu sichern und<br />

der gestiegenen Verkehrslast, vor allem im Güterverkehr,<br />

gerecht zu werden.<br />

Nach einer Prognose des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung<br />

müssten bis zum Jahr 2020 etwa 60 Milliarden<br />

Euro in Deutschlands Straßenverkehrsinfrastruktur investiert<br />

werden, um diese auf einen zeitgemäßen und bedarfsge-<br />

Überseestadt. So seien erst kürzlich mit der Domeyer GmbH<br />

& Co. KG und der Polyplan GmbH zwei traditionsreiche Bremer<br />

Unternehmen in die Überseestadt gezogen, sagt Russ.<br />

Moderne Infrastruktur und direkte Innenstadtanbindung<br />

Die Überseestadt zeichnet sich auch durch die moderne Infrastruktur<br />

und optimale verkehrstechnische Lage aus. So<br />

liegt sie keine zwei Kilometer von der historischen Bremer<br />

Innenstadt entfernt und ist über eine eigene Autobahnabfahrt<br />

an die Bundesautobahn A27 angeschlossen. Darüber<br />

hinaus besteht direkter Anschluss an die Bundesstraße B6<br />

in Richtung Flughafen und an die neue Autobahn A281. Seit<br />

Dezember 2006 ist die Überseestadt sowohl mit dem Auto<br />

als auch mit der Straßenbahn in wenigen Minuten direkt von<br />

der Bremer City erreichbar. Spaziergänger und Radfahrer gelangen<br />

über die Schlachte, die Bremer Flaniermeile entlang<br />

der Weser, bequem in die Überseestadt.<br />

vor allem ökologisch aber auch ökonomisch sinnvoll“, sagt<br />

Robert Pfarrwaller, Geschäftsführer der Philips GmbH und<br />

Leiter Philips Lighting. Dennoch beträgt die Wechselrate zu<br />

energieeffizientem Licht bei der Straßenbeleuchtung gerade<br />

mal drei und bei der Bürobeleuchtung etwa sieben Prozent.<br />

Das sei zu wenig, so Pfarrwaller, wenn man die Forderung<br />

nach aktivem Klimaschutz wirklich ernst nimmt.<br />

Mit der City.People Light Tour <strong>2008</strong> will der weltweit führende<br />

Lichtanbieter das Wissen in Städten und Gemeinden in<br />

Fragen der kommunalen Beleuchtung erweitern und einen<br />

Bewusstseinswandel im Umgang mit Licht herbeizuführen.<br />

Es geht dabei nicht um das Ausschalten, sondern um das<br />

Umschalten auf Beleuchtungslösungen, die die Energie intelligenter<br />

nutzen. Die notwendigen Technologien dafür sind<br />

– so will es die Tour zeigen - bereits heute in vollem Umfang<br />

vorhanden.<br />

Alternative Finanzierungsmodelle für unsere Verkehrsinfrastruktur<br />

Von Bernward Kulle, Sprecher der Geschäftsführung, HOCHTIEF PPP Solutions GmbH<br />

rechten Stand zu bringen. Der Verkehrswegeplan des Bundes<br />

sieht jedoch lediglich Investitionen von etwa 50 Milliarden<br />

Euro vor. Diese Diskrepanz verschärft sich noch zusätzlich,<br />

da die tatsächlich vorgesehenen jährlichen Investitionsmittel<br />

für die Verkehrsinfrastruktur seit 1999 den ohnehin zu knapp<br />

kalkulierten Planungen nochmals um mehr als zehn Milliarden<br />

Euro unterdecken. Der Grund: Investitionen werden hierzulande<br />

meistens nicht mehr nach Bedarf oder dem Zustand<br />

des Straßennetzes eingesetzt, sondern lediglich nach regionalem<br />

Proporz („Länderquote“) und nach Haushaltslage getätigt.<br />

Es werden zumeist nur Teilmaßnahmen umgesetzt, die<br />

im Vergleich mit der Umsetzung der gesamten erforderlichen<br />

Baumaßnahme den Kosten- und Zeitaufwand erheblich erhö-<br />

60 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


hen. Nach neuesten Untersuchungen ließen sich hier durch<br />

eine Verstetigung der Finanzmittel und eine verbesserte Ablauforganisation<br />

bis zu 20 Prozent der Kosten einsparen, bei<br />

gleichzeitig deutlich schnellerer Fertigstellung der Arbeiten.<br />

Stattdessen verliert das deutsche Autobahnnetz zusehends<br />

an Qualität. Damit reißt die Lücke zwischen der Verkehrsinfrastruktur,<br />

die Deutschland als eine der führenden Industrienationen<br />

und als das am stärksten belastete europäische Transferland<br />

für den Güterverkehr benötigt, und den Möglichkeiten<br />

des Staates, diese auch in Zukunft zuverlässig zur Verfügung<br />

zu stellen, weiter auf.<br />

Sowohl der professionelle Transportsektor als auch der Personenverkehr<br />

leiden unter den fehlenden Investitionen und<br />

sehen sich zahlreichen Hindernissen gegenüber. Zumeist in<br />

Form von Staus – bedingt durch zweispurige Autobahnen,<br />

wo doch eigentlich drei oder mehr Spuren notwendig wären,<br />

um den Verkehr zu bewältigen. Oder aufgrund von Baustellen,<br />

deren Verweildauer auf den Straßen oft außergewöhnlich<br />

lange andauert. Dabei wäre jeder dritte Stau in Deutschland<br />

durch einfache Mittel wie moderne Technik oder zügigeren<br />

Ausbau zu vermeiden. Zurzeit entstehen jährlich 160.000<br />

Staus auf deutschen Autobahnen, in denen 288 Millionen Liter<br />

Treibstoff vergeudet werden. Dies bedeutet eine Belastung<br />

der Umwelt mit über 700.000 Tonnen Kohlendioxid – und<br />

damit ein weiterer kaum bezifferbarer volkswirtschaftlicher<br />

Schaden durch zehntausendfach sinnlos verwartete Minuten.<br />

Deutlicher lässt sich die Misere auf deutschen Straßen wohl<br />

kaum darstellen. Es besteht dringender Handlungsbedarf<br />

Nach unseren Schätzungen wären etwa 1000 neue Autobahn-<br />

Kilometer aber vor allem der Ausbau von zirka 2000-2500 bestehenden<br />

Kilometern von zwei auf drei Spuren notwendig,<br />

um diesen Bedarf in Deutschland zu decken. Und es gibt erprobte<br />

Lösungen, wie dieser Bedarf gedeckt werden kann.<br />

Eine davon ist die Einbindung privaten Kapitals und damit<br />

privater Unternehmen – kurz: Public-Private-Partnerships<br />

(PPPs). Dabei beauftragt die öffentliche Hand ein Unternehmen<br />

mit Planung, Finanzierung, Bau oder Ausbau sowie der<br />

langfristigen Instandhaltung und dem Betrieb der Autobahn.<br />

Gesamtwirtschaftlich lassen sich mit PPP-Modellen beträchtliche<br />

Effizienzgewinne erzielen. Denn Private haben die Motivation,<br />

die Lebenszykluskosten eines Projekts gesamtheitlich<br />

zu optimieren. So können schon bei Planung und Bau die Folgekosten<br />

für Unterhaltung und Instandsetzung minimiert werden.<br />

Vor allem die Nutzer profitieren von öffentlich-privaten<br />

Partnerschaften: Dringend erforderliche Investitionen können<br />

schnell realisiert werden, um Staus zu vermeiden. In der Regel<br />

profitieren die Nutzer auch von besseren Standards, wenn<br />

private Partner Verkehrsprojekte realisieren. So ist beispielsweise<br />

in den Konzessionsausschreibungen genau definiert,<br />

welches Instandhaltungsniveau ein privater Betreiber einhalten<br />

muss.<br />

Das PPP-Modell bietet auch Vorteile für die öffentliche Hand:<br />

Bau und Ausbau von Straßen, Brücken oder Tunneln werden<br />

möglich, ohne dass öffentliche Budgets in Anspruch genommen<br />

werden müssen. Dann belasten auch die Kosten für Betrieb<br />

und Instandhaltung nicht die öffentlichen Kassen. Darüber<br />

hinaus werden Risiken zu den Privaten transferiert. In der<br />

Praxis bedeutet das zum Beispiel: Wenn eine Straße später<br />

als geplant oder mit höheren Baukosten in Betrieb genommen<br />

wird, geht dies in der Regel ausschließlich zu Lasten der<br />

privaten Unternehmen, die auch das Betreiberrisiko tragen.<br />

Sowohl in Deutschland, vor allem aber im Ausland, gibt es<br />

bereits zahlreiche erfolgreiche Beispiele für diese Kooperationen<br />

zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft.<br />

Natürlich müssen auch die privaten Partner ihre Investitionen in<br />

Bau und Betrieb erwirtschaften. Dabei bedeutet die Einbindung<br />

von privatem Know-how und Kapital nicht zwangsläufig, dass<br />

auf den betroffenen Autobahnen dazu Mautgebühren erhoben<br />

werden. Als privatwirtschaftliche Lösung jenseits der Maut haben<br />

sich beispielsweise die so genannten Verfügbarkeitsmodelle<br />

vielfach etabliert. Bei diesen Modellen erhält der private Partner<br />

Zahlungen von der öffentlichen Hand, die sich nach der Verfügbarkeit<br />

der jeweiligen Strecke richten und somit beispielsweise<br />

von Baustellen und Staufreiheit abhängig sind. Die Mittel werden<br />

direkt aus dem Haushalt an den privaten Partner gezahlt.<br />

Eine zweite Variante ist das Modell der Schattenmaut. Auch<br />

hierbei erhebt nicht der private Investor Maut, sondern erhält<br />

Zahlungen der öffentlichen Hand, die sich an der Verkehrsmenge<br />

auf der Strecke orientieren. Funktionierende Beispiele<br />

hierfür gibt es bereits auch in Deutschland. Die Autobahn 4<br />

(A4) zwischen der hessisch-thüringischen Landesgrenze und<br />

Gotha ist eines davon. Sie ist eines der so genannten Ausbau-<br />

Modelle (A-Modelle), die das Bundesministerium für Verkehr,<br />

Bau und Stadtentwicklung ausgeschrieben hat.<br />

Das A-Modell zeichnet sich dadurch aus, dass private Unternehmen<br />

im Auftrag des Bundes Teilstücke des deutschen Autobahnnetzes<br />

fi nanzieren, aus- beziehungsweise neu bauen<br />

und über einen festen Zeitraum instand halten und betreiben.<br />

Die Investitionen der privaten Partner werden auf zwei Wegen<br />

refi nanziert. Zum einen erhält die Konzessionsgesellschaft<br />

eine staatliche Anschubfinanzierung. Zum zweiten – und dies<br />

ist der elementare Bestandteil – erhält der private Betreiber<br />

die Einnahmen aus der auf dem Streckenabschnitt durch Toll<br />

Collect erhobenen Lkw-Maut für Fahrzeuge, deren Zulassung<br />

über zwölf Tonnen liegt. Basis dafür ist das Autobahnmautgesetz<br />

für schwere Nutzfahrzeuge. Für die Pkw-Fahrer auf der A4<br />

ändert sich somit nichts. Der auf der Konzessionsstrecke anfallende<br />

Maut-Betrag wird über die Verkehrsinfrastrukturfinanzierungsgesellschaft<br />

mbH (VIFG) an den Konzessionsnehmer<br />

weitergeleitet. Von diesen Einnahmen muss die Konzessionsgesellschaft<br />

dann auch sämtliche Betriebs- und Erhaltungskosten<br />

sowie die laufenden Kosten der Gesellschaft decken.<br />

Die Finanzierung des Projekts erfolgt ausschließlich auf der<br />

Basis des erwarteten Cashflows der Projektgesellschaft.<br />

Vier A-Modelle wurden bisher vom Bund als Pilotprojekte<br />

ausgeschrieben, um umfangreiche Erfahrungen mit den langfristigen<br />

Vertragsmodellen zwischen öffentlicher Hand und<br />

Privatwirtschaft zu sammeln. Die A4 ist – nach der A8 zwischen<br />

Augsburg und München – das zweite A-Modell, das an<br />

ein privates Betreiberkonsortium vergeben wurde. Nach einer<br />

Präqualifikationsrunde, in der sich vier Bieter für die Abgabe<br />

eines ersten Angebots qualifizierten, schloss sich im Jahr<br />

2006 die eigentliche Angebotsbearbeitung an. Die Vorbereitung<br />

der Präqualifikationsunterlagen sowie der Angebote<br />

forderten von allen Beteiligten ein Höchstmaß an Einsatz –<br />

vor allem aufgrund des hohen Detaillierungsgrads der geforderten<br />

Unterlagen sowie des Pilotcharakters des Projekts. Im<br />

Fall der A4 wird der Bund durch die Deutsche Einheit Fernstraßenplanungs-<br />

und -bau GmbH (DEGES) vertreten. Das<br />

PPP-Vorhaben ist zudem Teil des Verkehrsprojekts Deutsche<br />

Einheit (VDE), das mehrere große Bauprojekte zur besseren<br />

Verkehrsverbindung zwischen den neuen und den alten Bundesländern<br />

umfasst. Dadurch sollen sich nicht zuletzt positive<br />

Effekte für die Regionalplanung und die Infrastruktur im<br />

Gebiet der ehemaligen innerdeutschen Grenze ergeben.<br />

Auf Basis der eingereichten Angebote wurden zwei Bieter<br />

ausgewählt, mit denen in drei Runden über den Konzessionsvertrag<br />

verhandelt wurde. Danach reichten die verbliebenen<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 61


Bieter Ende Juni 2007 ein letztverbindliches Angebot, das sogenannte<br />

Best And Final Offer (BAFO) ein, das Grundlage für<br />

die Vergabeentscheidung war.<br />

Vor der Zuschlagsentscheidung hatte die DEGES die verschiedenen<br />

Angebote der privaten Bieter nach definierten Kriterien<br />

bewertet. Im Zentrum standen dabei die beiden Aspekte Finanzierung<br />

und Technik. Wobei die Finanzierung mit 60 Prozent,<br />

die Technik mit 40 Prozent gewertet wurde. Insgesamt<br />

konnten die Bieter dabei 100 Punkte erzielen. Die Punkte für<br />

die Finanzierung ergaben sich aus dem Barwert der staatlichen<br />

Anschubfinanzierung – also dem Angebotspreis. Die Vergabe<br />

der Technikpunkte erfolgte nach den vier Hauptbereichen Bauablauf/Termine,<br />

Neubau, Erhaltung und Betrieb. Das höchste<br />

Gewicht mit 35 Prozent wurde dabei dem Neubau gegeben.<br />

Je 25 Prozent entfielen auf die Erhaltung und den Betrieb, die<br />

übrigen 15 Prozent auf die Terminschiene. Im September 2007<br />

erfolgte der Zuschlag auf das Angebot des besten Bieters.<br />

Im <strong>Oktober</strong> 2007 unterzeichneten die Projektgesellschaft und<br />

die fi nanzierenden Banken den Finanzierungsvertrag. Das für<br />

die Vergabe gewählte Strukturierte Verhandlungsverfahren mit<br />

vorgeschaltetem Teilnahmewettbewerb dauerte etwa 24 Monate<br />

und wurde durch die DEGES zügig abgewickelt. Dieses<br />

Verfahren erlaubt den Dialog zwischen den Verhandlungspartnern<br />

während des Vergabeverfahrens und ermöglicht es so,<br />

das Projekt frühzeitig zu optimieren.<br />

Die A4 ist jedoch das erste PPP-Projekt im deutschen Autobahnsektor,<br />

bei dem der private Partner die Strecke nicht nur<br />

ausbaut, sondern aufgrund einer Streckenverlegung auch teilweise<br />

neu errichtet. Insgesamt 45 Kilometer der A4 zwischen<br />

Eisenach und Gotha werden seit <strong>Oktober</strong> 2007 von der Via<br />

Solutions Thüringen GmbH & Co. KG auf Basis einer öffentlichprivaten<br />

Partnerschaft aus- beziehungsweise neugebaut. Zum<br />

1. Mai <strong>2008</strong> hat die Gesellschaft auch den Betrieb der Strecke<br />

bis zum Jahr 2038 übernommen. Zwei Partner stehen hinter Via<br />

Solutions Thüringen: die HOCHTIEF PPP Solutions GmbH und<br />

das französische Unternehmen Vinci S.A., die beide zu 50 Prozent<br />

an der Konzessionsgesellschaft beteiligt sind. Die Partner<br />

investieren insgesamt etwa 300 Millionen Euro in das Projekt.<br />

Die Konzessionsstrecke beginnt bei Kilometer 238,5 in der<br />

Nähe von Gotha. Die ersten gut 17 Kilometer Autobahn müssen<br />

dabei instand gesetzt werden – ebenso wie das etwa drei<br />

Kilometer lange Endstück des Abschnitts bei Kilometer 283,5<br />

nahe Eisenach an der hessisch-thüringischen Grenze. Alle Instandsetzungsarbeiten<br />

werden bei laufendem Verkehr realisiert.<br />

Zwischen diesen beiden Teilstücken baut der private Partner 25<br />

Kilometer Autobahn neu. Zurzeit läuft hier noch die alte A4 auf<br />

einer Länge von 22 Kilometern durch das Naturschutzgebiet<br />

Hörselberge und durch Eisenach. Dank der neuen, drei Kilometer<br />

längeren Trassenführung, die nördlich der bestehenden<br />

Strecke verläuft, werden die Hörselberge und die Eisenacher<br />

Bürger zukünftig spürbar vom Verkehr entlastet. Entlang der<br />

neuen Strecke entstehen unter anderem drei Talbrücken, ebenso<br />

viele Anschlussstellen sowie eine Park- und Rastanlage.<br />

Von dem zu ersetzenden Teilstück der A4 werden zwölf Kilometer<br />

zur Bundesstraße zurückgestuft und als Ortsumgehung<br />

für Eisenach genutzt. Die übrigen zehn Kilometer zwischen<br />

den Orten Wutha und Sättelstädt werden komplett zurückgebaut.<br />

Der zurückgestufte Abschnitt der A4 ist jedoch nicht<br />

Gegenstand der Konzession. Ende des Jahres 2009 wird der<br />

neue Autobahnabschnitt für den Verkehr geöffnet. Ab Ende<br />

2010 rollt der Verkehr dann durchgängig auf sechs Spuren.<br />

Mit den Bauarbeiten hat die Konzessionsgesellschaft eine<br />

Arbeitsgemeinschaft beauftragt, an der die HOCHTIEF<br />

Construction AG und sowie die Eurovia-Gruppe mit jeweils<br />

33 Prozent beteiligt sind. Die weiteren Partner sind Strassing-<br />

Limes Bau GmbH (17 Prozent) und Josef Rädlinger Bauunternehmen<br />

GmbH (17 Prozent). Während der Arbeiten werden<br />

3,2 Millionen Kubikmeter Erdmasse bewegt. Etwa 74.000<br />

Kubikmeter Beton und fast 15.000 Tonnen Stahl werden zum<br />

Bau von Brückenbauwerken verwendet. Es ist ein erklärtes<br />

Ziel von Via Solutions Thüringen, lokale und regionale Unternehmen<br />

in die Arbeiten mit einzubeziehen, um so einen<br />

Beitrag für die Wirtschaft vor Ort zu leisten.<br />

Neben den Neubaumaßnahmen gilt auch der Erhaltung des<br />

Autobahnabschnitts ein besonderes Augenmerk. Schließlich<br />

muss die Strecke nach 30 Jahren in gutem Zustand an den<br />

Konzessionsgeber zurückgegeben werden. Die Auswahl von<br />

Bauweise und Materialien erfolgt bei sämtlichen Bau- und<br />

Instandhaltungsmaßnahmen in enger Abstimmung zwischen<br />

den Verantwortlichen für den Bau und für die Erhaltung. So<br />

können die Qualität der Strecke und die damit verbundenen<br />

Kosten optimiert werden. Eine besondere Bedeutung fällt der<br />

Erhaltung der Werratalbrücke zu, die vor 30 Jahren für einen<br />

vierspurigen Verkehr ausgelegt wurde und nun sechs Spuren<br />

tragen muss. Die neue Trasse der A4 wird zudem niedrigere<br />

Steigungsgrade aufweisen, was zusätzlich die Stauanfälligkeit<br />

der Strecke verringert. Dies beschleunigt den Verkehrsfluss,<br />

ermöglicht es dem Nutzer schneller, entspannter und wirtschaftlicher<br />

sein Ziel zu erreichen und schont die Umwelt.<br />

Auch für den Betrieb der A4 ist Via Solutions Thüringen verantwortlich.<br />

In diesem Zusammenhang übernimmt das Unternehmen<br />

unter anderem die Streckenkontrolle, den Grünschnitt,<br />

Ausbesserungsarbeiten und den Winterdienst. Hinzu<br />

kommen die Beschaffung der notwendigen Geräte, die Ausbildung<br />

der Mitarbeiter sowie der Bau einer neuen Betriebsstätte<br />

in Sättelstädt.<br />

Mittlerweile ist es knapp ein Jahr her, seit Via Solutions Thüringen<br />

seine Arbeiten vor Ort aufgenommen hat. Ein erstes Zwischenfazit<br />

fällt positiv aus. Nicht nur wegen des ausgesprochen<br />

schnellen Baufortschritts. Sondern auch, weil der private<br />

Partner sowohl Arbeitsplätze schafft, als auch neue Technologien<br />

entwickelt und einsetzt. Dafür einige Beispiele: Um den<br />

Betrieb in bester Qualität sicherzustellen, hat Via Solutions<br />

Thüringen insgesamt zwölf Straßenwärter neu eingestellt.<br />

Ebenfalls beschäftigt wurde der Autobahnmeister, der bereits<br />

in Thüringen für vergleichbare Aufgaben Erfahrungen gesammelt<br />

hat. Ihm sind die Straßenwärter unmittelbar unterstellt.<br />

Damit hat Via Solutions Thüringen in der Region ein Dutzend<br />

neue Arbeitsplätze geschaffen. In den Wintermonaten wird<br />

aufgrund des höheren Personalbedarfs die Mitarbeiterzahl<br />

noch weiter aufgestockt. Zudem plant der private Partner seine<br />

Arbeiten ausgesprochen effektiv, in dem er neueste Technik<br />

und Software zum Einsatz bringt. Beispielsweise erfolgt die<br />

Aufnahme von Schäden und ausgeführten Tätigkeiten durch<br />

ein von Via Solutions Thüringen mit entwickeltes Mobiles Betriebsdatenerfassungssystem.<br />

Zu diesem Zweck wurden alle<br />

Betriebsfahrzeuge mit GPS und GPRS ausgestattet. Dadurch<br />

ist der Einsatzleiter ständig online über Tätigkeiten und Positionen<br />

der Fahrzeuge informiert und kann deren Einsatz optimal<br />

steuern. Dieses System zahlt sich vor allem dann aus, wenn<br />

Fahrzeuge schnell an bestimmten Orten sein müssen.<br />

Zum Abschluss ein kurzer Ausblick: Nach der Vergabe eines<br />

dritten A-Modells – der A1 zwischen dem Bremer Kreuz und<br />

dem Autobahndreieck Buchholz – ist nun noch ein weiteres<br />

A-Modell in der Ausschreibung. Dabei handelt es sich um ein<br />

Teilstück der A5 zwischen Malsch und Offenburg in Baden-<br />

Württemberg. Bei diesem A-Modell ist ein Konsortium unter<br />

Beteiligung von HOCHTIEF PPP Solutions und Vinci einer von<br />

62 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


zwei verbliebenen Bewerbern im Bieterverfahren. Bundesverkehrsminister<br />

Wolfgang Tiefensee hat darüber hinaus die<br />

Ausschreibung weiterer A-Modelle in den kommenden Jahren<br />

angekündigt. Ein erfreulicher und sinnvoller Schritt. Können<br />

doch dadurch die bei den bisherigen A-Modellen gemachten<br />

Erfahrungen in die neuen Projekte einfließen und das Modell zu<br />

einem noch effektiveren Mittel zur Auflösung des Investitionsstaus<br />

machen. Denn weitere Investitionen in den Ausbau und<br />

den Erhalt der Verkehrsinfrastruktur sind dringend notwendig.<br />

Die guten Lösungen dafür liegen schon bereit: Auf der einen<br />

Seite das Modell der geschlossenen Kreisläufe. Es kann für<br />

die notwendige und verlässliche Mittelbereitstellung sorgen.<br />

Auf der anderen Seite das leistungsfähige, international erprobte<br />

PPP-Modell. Es bietet unterschiedliche Ausprägungen,<br />

ist fl exibel und kann mit allen verschiedenen Typen<br />

auf Deutschland übertragen werden. Wir empfehlen dem Verkehrsministerium<br />

aus unseren Erfahrungen im Ausland, zukünftig<br />

durchaus größere Autobahnteilstücke als bisher oder<br />

kleine Teilnetze auszuschreiben.<br />

Die Modelle und die Erfahrungen sind vorhanden. Und die<br />

deutsche Wirtschaft, kleine wie große Unternehmen, stehen<br />

in den Startlöchern, um die anstehenden wichtigen Aufgaben<br />

umzusetzen. Durch den Systemwechsel bei den anstehenden<br />

Aufgaben erreichen wir eine stärkere Einbindung privater<br />

Partner und privaten Kapitals – und sorgen so für eine effiziente<br />

Realisierung. Mit der Erprobung der A-Modelle sind wir<br />

hier auf einem guten Weg. Diese bereits für gut befundenen,<br />

schon bewährten Modelle weiterzuentwickeln, ist eine gemeinsame<br />

Aufgabe für „Staat und Privat“ – eine Aufgabe, die<br />

beide Partner bereits mit großem Erfolg im Hochbaubereich,<br />

mehr und mehr aber auch im Straßenbereich meistern.<br />

Es gibt keinen Grund, länger zu warten. Denn wir alle tragen<br />

Verantwortung – auch für die Gesundheit, Mobilität und Lebensqualität<br />

nachfolgender Generationen. Dabei ist vor allem<br />

auch die Politik aufgerufen, sich der Situation zu stellen und<br />

auch in Zeiten des Wahlkampfes neue Handlungskonzepte<br />

zu realisieren. Denn ohne ein klares Bekenntnis und den Willen<br />

zur Veränderung auf Seiten des Staates sind Umdenken<br />

und Umlenken unmöglich.<br />

Noch werden wir um unser Autobahnsystem in vielen Ländern<br />

beneidet. Doch wenn wir davon auch in Zukunft profitieren<br />

wollen, gilt es, dieses Standort-Plus dauerhaft zu sichern und<br />

auszubauen. Wo Investitionen ausbleiben, werden die Folgen<br />

unmittelbar sichtbar: Deutlich höhere Instandhaltungs- und Ersatzkosten<br />

in der Zukunft sowie immer länger werdende Staus<br />

und eine zunehmen schlechtere Straßenqualität. Und dies<br />

verbunden mit einer zunehmenden Zurückhaltung bei Investitionen<br />

in den Industriestandort Deutschland. Die vorhandenen<br />

Mittel müssen wir also effizient einsetzen. Man sagt: Die eine<br />

Generation baut die Straße, auf der die nächste fährt. Dies lässt<br />

sich sehr gut auf die aktuelle Situation übertragen. Wir haben<br />

Verantwortung – nicht nur heute, sondern auch für morgen.<br />

Aus Verwaltung und Wirtschaft<br />

RAMADA Hotels zieht es an den Alexanderplatz<br />

TLG IMMOBILIEN vermietet langfristig und baut für den Bestand<br />

Direkt am Alexanderplatz im Herzen Berlins werden in der<br />

Karl-Liebknecht-Straße 32 ab Mitte 2010 ein RAMADA Hotel<br />

mit 336 Zimmern der Kategorie Drei- bis Vier-Sterne- sowie<br />

ein H2 Hotel mit 280 Zimmern im Budget-Bereich vertreten<br />

sein. Die Niederlassung Berlin/Brandenburg der TLG IMMO-<br />

BILIEN konnte mit dem Betreiber der Hotels, der Hospitality<br />

Alliance AG, einen langfristigen Mietvertrag schließen. Vermittelnd<br />

waren Eberhard Engel Immobilien und Bernd M.<br />

Wollschlaeger Immobilien tätig.<br />

Der neungeschossige Neubau wird insgesamt über eine<br />

Mietfläche von 27.500 m² verfügen, von denen neben den<br />

beiden Hotels (rd. 18.900 m²) Büros mit rd. 8.600 m 2 Mietfläche<br />

vorgesehen sind. Nach Abschluss des Mietvertrages soll<br />

Ende des Jahres bereits mit den Baumaßnahmen begonnen<br />

werden; die Fertigstellung des Gesamtvorhabens ist für Mitte<br />

2010 geplant. Das Gesamtinvestitionsvolumen beträgt rd. 80<br />

Mio. Euro und stellt damit das größte Einzelprojekt des Unternehmens<br />

dar.<br />

Bestandteil des RAMADA Hotels sind u.a. 14 Suiten, eine<br />

Tagungssuite, ein Restaurant, eine Bar, multifunktionaler<br />

Konferenz- und Tagungsbereich mit acht Räumen auf einer<br />

Fläche von über 800 m 2 für bis zu 550 Personen, sowie ein<br />

Fitness- und Wellnessbereich. Zielgruppen sind in erster Linie<br />

Geschäftskunden, der Konferenz- und Tagungsmarkt sowie<br />

Touristen. Seine Premiere erlebt am Alexanderplatz hingegen<br />

die Neuentwicklung der Hospitality Alliance AG im Budgetbereich<br />

(2 Sterne): das H2 Hotel. Das neue Hotel-Produkt<br />

zielt vor allem auf jüngere sowie kostenbewusste Einzel- und<br />

Gruppenreisende aus dem Touristensegment ab. Mittels neuartiger<br />

Raumkonzepte, einer modernen Innenausstattung sowie<br />

der Synergien zum Nachbarhaus RAMADA will sich das<br />

H2 Hotel in seiner Leistung über dem Wettbewerb positionieren,<br />

ohne Preisvorteile aufgeben zu müssen.<br />

Die Hospitality Alliance AG ist exklusiver Franchisepartner von<br />

Wyndham Worldwide, dem weltweit größten Franchisegeber<br />

der Hospitality-Branche für die Marke RAMADA. RAMADA<br />

stellt mit über 880 Hotels und 106.000 Betten rund 14% des<br />

Portfolios der Wyndham Hotel Group. Die Hospitality Alliance<br />

AG betreibt über 70 Hotels in Deutschland, Österreich und in<br />

der Schweiz, davon bereits drei in Berlin. Das Unternehmen<br />

befindet sich auf Expansionskurs. Neben Salzburg, wo vor<br />

kurzem das erste RAMADA Hotel Österreichs eröffnet wurde<br />

und dem im September eröffneten TREFF HOTEL München<br />

City Centre, stehen weitere Eröffnungen in Lübeck, Hamburg<br />

und Münster bevor.<br />

Neben dem Hotel de Sachs in Dresden sowie dem Motel One<br />

in Leipzig ist das RAMADA/H2 in Berlin das dritte Hotel im<br />

Bestand der TLG IMMOBILIEN. Der Bestand der Niederlassung<br />

Berlin/Brandenburg verfügt über rd. 200 Immobilienobjekte<br />

mit ca. 3.000 Mieteinheiten und einem Anlagevermögen<br />

von rund 450 Mio. EUR. Am Alexanderplatz befinden sich das<br />

Kino „Cubix“ sowie die Bürohäuser Alexanderstraße 1/3/5<br />

und Karl-Liebknecht-Straße 31/33 im Bestand des Unternehmens.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 63


DEGI investiert in Frankfurt<br />

DEGI EUROPE RETAIL erwirbt Gebäude auf der Zeil<br />

Die DEGI hat das vollvermietete Geschäftshaus Zeil 127 in<br />

Frankfurt am Main für ein Investitionsvolumen von über 30<br />

Millionen Euro erworben. Verkäufer der Immobilie ist die Nassauische<br />

Sparkasse (NASPA), die als Hauptmieter langfristig<br />

im Gebäude bleibt. DEGI wurde bei diesem Investment von<br />

Kempers Jones Lang LaSalle Frankfurt beraten.<br />

Das in den fünfziger Jahren erbaute und im Jahr 2000 komplett<br />

modernisierte Gebäude verfügt über eine Mietfläche von<br />

rund 5.100 m². Es befindet sich unmittelbar in der Frankfurter<br />

Haupteinkaufsstraße Zeil, die bundesweit zu den umsatzstärksten<br />

Einzelhandelsmeilen zählt. Nach einer Erhebung im<br />

Auftrag des Immobiliendienstleisters Kemper`s besuchen im<br />

Samstags-Durchschnitt pro Stunde fast 14.000 Passanten<br />

die Zeil (13.950 Passanten, gemessen am Samstag, den 12.<br />

Mai 2007, 13.00 bis 14.00 Uhr).<br />

Nach Angaben der DEGI soll das Gebäude in den von der<br />

Gesellschaft für institutionelle Investoren verwalteten Immobilienspezialfonds<br />

DEGI EUROPE RETAIL eingebracht werden.<br />

„Frankfurt ist nicht nur Deutschlands unangefochtene Finanzmetropole,<br />

sondern bildet mit London und Paris auch<br />

das europäische Finanzzentrum schlechthin. Das sichert der<br />

Investition langfristig gute Perspektiven“, erläutert Bärbel<br />

Schomberg, Vorsitzende der DEGI-Geschäftsführung.<br />

Nach Hannover und Mailand ist die Frankfurter Messe die drittgrößte<br />

in Europa und der Flughafen liegt in Kontinental-Europa<br />

in Bezug auf die Fracht- und Passagierzahlen an der Spitze.<br />

Schomberg hebt weiter hervor: „Die enorme Wirtschaftskraft<br />

Frankfurts als Messestadt und Standort einer der wichtigsten<br />

Flughäfen Europas spiegelt sich auch in den Einkaufslagen<br />

Frankfurts wider. Deshalb sehen wir bei unserer Investition ein<br />

gutes Potenzial in Bezug auf die Wertentwicklung.“<br />

TLG IMMOBILIEN akquiriert neue Mieter und Interessenten<br />

für Fachmarktzentrum Werdau<br />

Jetzt bevorzugt Büronutzer gesucht<br />

Für das künftige Fachmarktzentrum in der Werdauer Uhlandstraße/Zwickauer<br />

Straße stehen die Zeichen auf Grün: Seit<br />

dem 15. August <strong>2008</strong> liegt die Baugenehmigung für das Projekt<br />

vor und auch die Akquise der Mieter macht gute Fortschritte.<br />

Zu den großen Ankermietern REWE (1900 m² Mietfl<br />

äche) und Rossmann (775 m² Mietfläche) sowie Ernsting’s<br />

Familiy (150 m² Mietfläche), die sich entlang der Kranzbergstrasse<br />

und Uhlandstraße ansiedeln, sind weitere Vermietungen<br />

hinzugekommen:<br />

- zwei Marken-Textiler mit 450 m²/190 m² Mietfläche<br />

- Fleischerei Richter mit 140 m² Mietfläche<br />

- Apotheke mit 200 m² Mietfläche<br />

In Endverhandlungen steht das Immobilienunternehmen mit<br />

einem großen Schuh-Fachmarkt und einem Asia-Imbiss. Für<br />

drei kleineren Einheiten zwischen 19 und 40 m² werden Mieter<br />

aus den Sortimenten Presse/Tabak, Blumen oder Schlüsseldienst<br />

gesucht.<br />

„Das eigentliche Fachmarktzentrum ist sozusagen fast komplett“,<br />

so Klaus-Dieter Schwensen, Leiter der Niederlassung<br />

Commerz Real investiert in München<br />

• Bürokomplex für hausInvest europa erworben<br />

• Rund 50 Millionen Euro Gesamtinvestitionsvolumen<br />

Die Commerz Real hat in München für ihren Offenen Immobilienfonds<br />

hausInvest europa eine 2004 fertig gestellte Büroimmobilie<br />

mit einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund 50<br />

Millionen Euro erworben.<br />

Der im Münchner Stadtteil Obersendling gelegene Bürokomplex<br />

umfasst drei parallel angeordnete und miteinander<br />

verbundene Baukörper. Gemeinsam verfügen sie über eine<br />

Süd der TLG IMMOBILIEN. Jetzt müssen noch Mieter für das<br />

dreigeschossige neue Gebäude an der Uhlandstraße gefunden<br />

werden. Hier gibt es Interessenten für ein Sanitätshaus. „Für<br />

die Obergeschosse suchen wir Ärzte, Physiotherapeuten, aber<br />

auch Finanzdienstleister und andere Büronutzer, die von der innerstädtischen<br />

Lage, der hohen Kundenfrequenz und der guten<br />

Infrastruktur profitieren möchten“, so Schwensen weiter.<br />

Laut Analyse der GMA Gesellschaft für Markt- und Absatzforschung<br />

umfasst das Einzugsgebiet des Fachmarktzentrums<br />

37.700 Einwohner und weist für 2007 ein Kaufkraftpotential<br />

von 82,7 Mio. Euro aus.<br />

Das Ausschreibungsverfahren für Abbruch und Neubau<br />

des Fachmarktzentrums ist soeben abgeschlossen worden.<br />

Zur Zeit führt die TLG IMMOBILIEN die Vergabeverhandlungen<br />

und wird im <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> mit dem Abbruch der<br />

nicht nachnutzbaren Bausubstanz beginnen. Bei planmäßigem<br />

Verlauf eröffnet das Fachmarktzentrum Ende<br />

2009.<br />

Mietfläche von rund 22.000 m², die zu 85 Prozent an renommierte<br />

Unternehmen vermietet sind. Darüber hinaus verfügt<br />

das Objekt über ca. 300 Tiefgaragenstellplätze. Aufgrund der<br />

Flexibilität der Gebäudestrukturen können etagenweise bis<br />

zu zehn unabhängige Mieteinheiten gebildet werden. Neben<br />

der modernen technischen Ausstattung zeichnet sich die mit<br />

einer Naturstein-Fassade verkleidete Immobilie durch ihre<br />

markante Architektur und die sorgfältige Verarbeitung hochwertiger<br />

Materialien aus. Das Objekt profitiert zudem von seiner<br />

guten Anbindung an den Personennahverkehr und das<br />

Münchner Autobahnnetz.<br />

64 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


Risiken und Krisen managen mit Honeywell<br />

Das Management von Risiken ist nicht nur für Versicherungsunternehmen<br />

von Interesse, sondern auch für Unternehmen<br />

und Betreiber von Immobilien. Schäden aufgrund terroristischer<br />

Angriffe, natürliche Extremereignisse, Kriminalität,<br />

Vandalismus oder menschlichen Versagens können die Infrastruktur<br />

und damit die Geschäftstätigkeit eines Unternehmens<br />

stören, unterbrechen oder sogar beenden.<br />

Anfang diesen Jahres hat das Bundesministerium des Inneren<br />

einen bemerkenswerten Leitfaden mit dem Titel „Schutz<br />

kritischer Infrastrukturen - Risiko- und Krisenmanagement“<br />

herausgegeben, der auf Anfrage kostenlos bezogen werden<br />

kann (E-Mail: publikationen@bundesregierung.de). Der Leitfaden<br />

beschreibt die grundsätzliche Vorgehensweise bei der<br />

Erarbeitung eines Managementkonzeptes zum<br />

• Ermitteln von bestehenden Risiken,<br />

• Festlegen strategischer Schutzziele und anschließender Umsetzung<br />

vorbeugender Maßnahmen und Prozesse sowie<br />

• robusten Umgang mit Krisen.<br />

Das Risiko- und Krisenmanagement beginnt mit der Identifizierung<br />

der vorhandenen Risiken, die die Infrastruktur der eigenen<br />

Unternehmung bedrohen. Hierbei kann die Checkliste<br />

des Leitfadens wertvolle Dienste leisten. Unter anderem wer-<br />

Philips LEDs do it Tour <strong>2008</strong><br />

Roadshow zeigt neue Wege der Beleuchtung<br />

„LEDs do it Tour <strong>2008</strong>“ heißt eine Philips Roadshow zum Thema<br />

Leuchtdioden (LED). Sie wendet sich an Lichtdesigner,<br />

Licht- und Elektroplaner sowie Architekten. Sie bietet ihnen die<br />

Gelegenheit, sich sowohl über Technik und Trends als auch zu<br />

Produktinnovationen und Lichtlösungen auf LED-Basis zu informieren.<br />

In 13 Städten wird die Roadshow von Anfang September<br />

bis Ende November Station machen, um praxisnah<br />

und interaktiv zu informieren und zu präsentieren, was sich<br />

bereits heute mit LEDs realisieren lässt. Informationen zum<br />

Tourenplan gibt es unter http://www.philips.com/ledtour.<br />

„Der Lichtmarkt steht vor einem gravierenden Umbruch, denn<br />

Leuchtdioden drängen immer stärker in alle Bereiche der<br />

Lichtanwendung“, so Robert Pfarrwaller, Geschäftsführer der<br />

Philips GmbH und Leiter Philips Lighting. Die Digitalisierung<br />

des Lichts sei etwa vergleichbar mit dem Wechsel von der<br />

Analog- zur Digitaltechnik in der Elektronik. In der Beleuch-<br />

Eine Stadt wächst mit WOLF KG TOP über sich hinaus<br />

Der Gebäudekomples „ Viertel Zwei “ ist eines der größten Stadtentwicklungsprojekte<br />

in Wien und stellt einen Auftritt der Superlativen<br />

und einer der wichtigsten Großprojekte der Stadt dar.<br />

Auf 40.000 Quadratmetern Grundfläche entstehen 90.000m²<br />

Büro- und Geschäfts- gebäude, Wohnungen und ein Hotel.<br />

Ein See samt großzügigem Park sorgt für erholsame Atmosphäre<br />

in diesem Areal. Das markanteste Objekt – der Büroturm<br />

„Hoch zwei“ – wird gemeinsam mit dem Gebäude<br />

„Plus zwei“ ab 2009 die Konzernzentrale der OMV beherber-<br />

den auch Risiken in Bezug auf vorsätzliche Handlungen mit<br />

kriminellem und terroristischen Hintergrund beleuchtet und<br />

der Einsatz von Zutrittskontrolle, Videoüberwachung sowie<br />

Einbruch- und Gefahrenmeldetechnik aber auch die Anfälligkeit<br />

der Stromversorgungen und der Kommunikations- und<br />

Informationstechnik betrachtet.<br />

Die identifizierten Risikoelemente müssen zusammen mit Fachleuten<br />

aus dem Bereich der Sicherheitstechnik wie zum Beispiel<br />

den Sicherheitsexperten der Honeywell Building Solutions<br />

GmbH bewertet werden. Entscheidend dabei sind die Eintrittswahrscheinlichkeit<br />

eines Szenarios und die Verwundbarkeit des<br />

Teilprozesses aufgrund der Wirkung des Szenarios.<br />

Durch die Änderung von Arbeitsabläufen können beispielsweise<br />

Risiken vermieden und durch technische und organisatorische<br />

Maßnahmen Risiken vermindert werden. Die Experten von Honeywell<br />

unterstützen bei der Erarbeitung von Konzepten und<br />

technischen Lösungen für ein maßgeschneidertes, integriertes<br />

Sicherheitskonzept, das die identifizierten Schwachstellen<br />

adressiert. Restrisiken müssen jedoch durch ein funktionierendes<br />

Risiko- und Krisenmanagement zusammen mit einer<br />

qualitativ hochwertigen Dokumentation der Betriebsführung beherrscht<br />

werden, um Haftungsrisiken, betriebliche und persönliche<br />

Risiken aus der Betreiberverantwortung zu minimieren.<br />

tung werde es dadurch völlig neue technische und gestalterische<br />

Lösungen geben. Das erfordere in diesem Zusammenhang<br />

einen intensiven Dialog zwischen Hersteller, Handel und<br />

Anwender. Die Roadshow ist ein wichtiger Baustein dazu.<br />

Als weltgrößter Lichtanbieter ist Philips auf dem LED Sektor<br />

strategisch einzigartig aufgestellt. Mit der Integration führender<br />

Hersteller von Leuchtdioden, LED-Applikationen und Systemkomponenten<br />

wie Lumileds Lighting, Color Kinetics und<br />

TIR Systems sowie Partners in Lighting International für den<br />

Wohnraumleuchtenbereich, ist das Unternehmen an allen<br />

Phasen und in allen Bereichen der LED-Wertschöpfungskette<br />

beteiligt. Und davon will man in den kommenden Jahren mit<br />

seinen Partnern profitieren. Vor allem in den Bereichen Shop,<br />

City-Beautification sowie Gesundheit, Wohlbefinden und Lifestyle<br />

soll das LED-Produktportfolio massiv ausgebaut werden<br />

und so überproportional zum Marktwachstum beitragen.<br />

gen. Rechtzeitig zur EURO <strong>2008</strong> wurde „Hotel zwei“ – das<br />

4-Sterne-Hotel Courtyard by Marriott – eröffnet.<br />

Wolf ist auch hier wieder fester Bestandteil eines hypermodernen<br />

Projektes. In den imposantesten Gebäuden „Hotel<br />

Zwei“, „Hoch Zwei“ sowie bei „Plus Zwei“ kommt die Geräteserie<br />

KG-TOP zum Einsatz. Die Vorgabe, hocheffiziente Geräte<br />

mit Wärmerückgewinnung einzusetzen, ließ sowohl bei den<br />

Projektverantwortlichen als auch beim Planungsbüro und dem<br />

Anlagenbauer die Entscheidung auf Wolf aus Mainburg fallen.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 65


DEGI Research – ImmobilienFOKUS<br />

Zwischenzeit - Die deutschen Büroimmobilienmärkte zur Jahresmitte <strong>2008</strong><br />

Vieles ist in den ersten beiden Quartalen <strong>2008</strong> zu den deutschen<br />

Büroimmobilienmärkten und Investmentmärkten geschrieben<br />

und mehr noch kommentiert worden. Aktuell sind<br />

vermehrt pessimistische Stimmungen auszumachen, gespeist<br />

durch Diskussionen über Infl ationswirkungen und eine<br />

sich abkühlende globale Wirtschaft im kommenden Jahr. Hier<br />

die Betrachtung der globalen Konjunktur und dort die Übertragung<br />

auf die (deutschen) Immobilienmärkte.<br />

Hierin liegt eine sehr verkürzte, wenn nicht sogar falsche Argumentationskette:<br />

Vom allgemeinen Globalen ins spezifisch<br />

Deutsche, garniert mit Subprime Effekten in den USA, Spanien<br />

oder Großbritannien. Hier wird das traditionell ruhige erste<br />

Quartal als „Beweis“ für eine starke Beruhigung der Marktaktivitäten<br />

angeführt. Dort wird das völlige Verschwinden von stark<br />

risikogeprägten Finanzierungskonstrukten als weitere Verunsicherung<br />

der Märkte gedeutet. Doch kann das wirklich die Botschaft<br />

sein? Wird die rationale sachliche Analyse nicht überdeckt<br />

durch das bequeme Alibiargument „Subprime ist an allem<br />

schuld?“ Gibt es gar ein Mangel an Immobilienangeboten oder<br />

schlimmer noch bei der Projektfinanzierung? Nein, weit gefehlt.<br />

Alles vorhanden – noch immer. Fakt ist zur Jahresmitte, dass<br />

Deutschland bei den Fundamentaldaten wiederum glänzen<br />

kann, Deutschland erneut zum Hotspot bei ausländischen<br />

Investoren gekürt wurde. Auch zu Beginn der 2. Jahreshälfte<br />

hat sich bisher kaum eine strategische Änderung der Großwetterlage<br />

eingestellt: Dort steigen die Mieten weiter, hier verharren<br />

die Renditen, die Flächenumsätze werden vereinzelt<br />

die Höchstwerte von 2007 übertreffen. Wenn man unbedingt<br />

Wolken sehen möchte am immobilienwirtschaftlichen Investitionshimmel,<br />

dann doch eher bei der Beantwortung der Frage<br />

was denn aus den sehr sportlich eingekauften Portfolien aus<br />

dem Jahr 2007 in 2009 werden könnte? Doch vielleicht sind<br />

die Wolken nichts anderes als attraktive Kaufgelegenheiten<br />

für die anderen? Das ist eben der Markt.<br />

Gehen wir rational an die Interpretation der Halbjahreswerte:<br />

Die Investmentumsätze sind im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> im Vergleich<br />

zum Vorjahreswert von 29,4 Milliarden EUR um 40%<br />

auf 17,9 Mrd EUR zurückgegangen. War das zu erwarten?<br />

Eindeutig ja, denn das Rekordjahr 2007 zeigte bereits deutlich,<br />

dass die großen Portfolien in Kombination mit fi nancial engineering<br />

zunächst verteilt sind. Das Ende der Marktaktivitäten?<br />

Ganz sicher nicht, denn das Korrektiv sind nicht die Produkte<br />

bzw. Portfolien, sondern die Finanzierungsbedingungen dahinter.<br />

Zumal Wille und Wunsch nationaler und internationaler<br />

Investoren sehr ausgeprägt sind weiterhin in Deutschland zu<br />

investieren. Dass es weitergeht zeigt eine Reihe bedeutender<br />

Transaktionen der letzten Wochen. Folglich keine Ausgangslage,<br />

die eine Immobilienkrise beschreibt.<br />

Wir erwarten für die kommenden drei Jahre in Deutschland eine<br />

über dem achtjährigen Durchschnitt von rund 35 Mrd. EUR liegende<br />

Transaktionstätigkeit. Was hierbei natürlich geschieht,<br />

liegt auf der Hand. Die Preise für Objekte bzw. Portfolien werden<br />

reagieren, wie sie es auch bereits getan haben, vor allem im<br />

zweiten Quartal <strong>2008</strong>. Überall? Sicher nicht, denn noch immer<br />

versuchen Verkäufer die Preise des letzten Jahres in <strong>2008</strong> zu<br />

konservieren. Dies gelingt allerdings immer seltener. Als Ergebnis<br />

stellen wir vor allem an den sog. B- und C-Standorten fest, dass<br />

Renditen vereinzelt steigen. Diese Entwicklung wird sich in der<br />

zweiten Jahreshälfte fortsetzen, signifi kante Anstiege in den Top<br />

5 erwarten wir indes nicht.Die Mieten sind in den ersten beiden<br />

Quartalen <strong>2008</strong> weiter gestiegen. Der Konjunktureffekt und die<br />

Nachfrage nach Büroflächen bestimmen die Preisentwicklung<br />

der nächsten beiden Quartale. Hier sehen wir den vorläufigen<br />

Höhepunkt in 2009 erreicht. Dies wird sich aber in einer Spreizung<br />

zeigen, d.h. die Topwerte in Kombination Neubau/Erstbezug/CBD<br />

werden weiterhin stabil bleiben, Rückgänge werden<br />

sich in den Teilmarktlagen, B-Standorten und gegebenenfalls<br />

bei Nachvermietungen einstellen. Niemand wird Deutschland<br />

eine globale Unabhängigkeit bescheinigen. Sich dem Großen<br />

und Ganzen zu entziehen, wird in Zeiten der Globalisierung<br />

langfristig nicht gelingen. Allein in der isolierten Betrachtung der<br />

Immobilienmärkte sind wir noch immer im Stadium einer Sonderkonjunktur.<br />

Und diese konjunkturelle Positionierung und die<br />

daraus erwachsenden Marktchancen sind eindeutig gut.<br />

Immobilieninvestitionen in Deutschland<br />

im 1. Halbjahr <strong>2008</strong><br />

Die Investitionstätigkeit auf dem deutschen gewerblichen Immobilienmarkt<br />

hat im ersten Halbjahr <strong>2008</strong> stark nachgelassen.<br />

Nach Analyse der publizierten Deals konnte ein Gesamtinvestitionsvolumen<br />

von 17,9 Mrd. EUR registriert werden – im<br />

Vergleich zum Vorjahreswert von 29,4 Mrd. EUR entspricht<br />

dies einem Rückgang von nahezu 40 % (siehe Abbildung 1).<br />

Diese deutliche Abnahme an Immobilientransaktionen muss<br />

jedoch in seiner Entstehung differenziert betrachtet werden:<br />

Einerseits fanden auf Grund der Geschehnisse an den internationalen<br />

Finanzmärkten weniger große Portfoliotransaktionen<br />

statt bzw. werden Unternehmen in ihrer anhaltend schwierigen<br />

Fremdkapitalfinanzierung stark eingeschränkt. Andererseits<br />

kommt es, bedingt durch die geringere Anzahl finanzkräftiger<br />

Investoren, tendenziell zu einem Anstieg der Nettoanfangsrenditen<br />

und damit Absinken der Kaufpreise. Aber: das Jahr <strong>2008</strong><br />

verzeichnet in der langfristigen Betrachtung seit 2000 noch immer<br />

ein weit überdurchschnittliches Transaktionsvolumen und<br />

hat lediglich im Vergleich zu dem absoluten Rekordjahr 2007<br />

eindeutig an Dynamik verloren. Dieses Level über dem Durchschnittswert<br />

erwarten wir auch für die kommenden 3 Jahre.<br />

Die „Top 10“ der Immobilieninvestitionen für das 1. Halbjahr in<br />

Deutschland wird von dem Verkauf der LEG NRW an Whitehall<br />

angeführt, die vom Transaktionsvolumen her einen Anteil von<br />

fast 20 % auf sich zieht. Mit Abstand folgen gemischt genutzte<br />

Immobilien sowie eine Reihe von Einzelhandelsobjekten, bei<br />

denen es sich u. a. um größere Portfolien handelt.<br />

Zum Jahresende erwartet DEGI Research - nicht zuletzt aufgrund<br />

der stabilen Marktverhältnisse auf dem deutschen<br />

Gewerbeimmobilienmarkt - eine etwas stärkere Investitionstätigkeit<br />

als im ersten Halbjahr, so dass voraussichtlich ein<br />

Jahresgesamtvolumen von über 40 Mrd. EUR erreicht werden<br />

kann. Damit wird der Jahresdurchschnittswert von 2000<br />

bis 2007 mit rund 34,7 Mrd. EUR erneut deutlich übertroffen.<br />

Immobilieninvestitionen nach Nutzungsarten<br />

Mit 5,7 Mrd. EUR oder 32 % des Transaktionsvolumens fließt<br />

ein Großteil der Investitionen im 1. Halbjahres <strong>2008</strong> in gemischt<br />

genutzte Immobilien bzw. Portfolien. Auf dem zweiten Rang<br />

folgen mit 4,9 Mrd. EUR (28 %) Wohnimmobilien. Dieses Segment<br />

ist vor allem durch den Verkauf der Wohnungsbestände<br />

der LEG NRW an Whitehall geprägt, der mit Abstand den<br />

größten Deal darstellt. Einzelhandelsimmobilien – die <strong>2008</strong> ein<br />

starkes Segment bilden werden – folgen mit 3 Mrd. EUR (17<br />

%) auf dem dritten Rang. Hier sind jedoch einige Transaktionen<br />

nicht berücksichtigt, die in der Erdgeschosslage Einzelhandel<br />

66 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


und in den darüberliegenden Stockwerken Wohnungen oder<br />

Büros aufweisen und damit unter Mischnutzung fallen. Büroinvestitionen<br />

nehmen mit noch nicht einmal einem Fünftel des<br />

Vorjahreswertes Rang 4 ein, was angesichts der außergewöhnlich<br />

großen Deals 2007 jedoch als relativ „normal“ betrachtet<br />

werden kann. Trotzdem erwartet DEGI Research ein Anziehen<br />

der Transaktionen im Bürosektor bis zum Jahresende. Im Logistikbereich<br />

gab es lediglich vereinzelte Investitionen, die sich<br />

insgesamt auf ein Volumen von 1,4 Mrd. EUR belaufen.<br />

Immobilieninvestitionen nach Standortstruktur<br />

Bei der Analyse der Transaktionen nach Standortstruktur zeigt<br />

sich, dass rund die Hälfte der umgesetzten Immobilien auf Aund<br />

B-Städte entfällt. Dabei befinden sich 31 % in DEGI Bürozentren<br />

(A-Städte: Berlin, Düsseldorf, Dresden, Frankfurt a M.,<br />

Hamburg, Köln, Leipzig, München, Stuttgart) sowie 17,3 % in<br />

DEGI B-Standorten (Definition: über 800.000 Einwohner). Hinzu<br />

kommen 2,2 % aus den Portfolien, die sich sowohl auf A- als<br />

auch auf B-Städten beziehen. Dieses Ergebnis unterstreicht,<br />

dass A- und B-Standorte einen großen Anteil am deutschen Investmentmarkt<br />

einnehmen und für ein stabiles Marktgeschehen<br />

stehen. Der Löwenanteil aller Transaktionen lässt sich mit knapp<br />

44 % nicht auf einzelne Standortstrukturen runterbrechen, da es<br />

sich um Portfolien handelt, die sich über alle drei Standortkategorien<br />

verteilen. Hier spiegelt sich abermals der Verkauf der LEG<br />

NRW wider, da sich der Wohnungsbestand auf A-, B- und C-<br />

Städte verteilt. Die übrigen Investitionsstandorte (C-Kategorie)<br />

umfassen lediglich einen Anteil von 5,5 % aller Transaktionen.<br />

Geographische Strukturen – Immobilieninvestitionen<br />

nach Bundesländern<br />

Bei einer weiteren Aufschlüsselung der Immobilieninvestitionen<br />

nach Bundesländern spiegelt sich ebenfalls der größte<br />

Deal des 1. Halbjahres <strong>2008</strong> wieder: Nordrhein-Westfalen verbucht<br />

mit einem Umsatz von 5,7 Mrd. EUR den größten Anteil<br />

(ca. 32 %). Bezeichnend ist, dass lediglich vier Bundesländer<br />

die 1,0 Mrd. EUR-Grenze erreichen (Baden-Württemberg und<br />

Hessen) bzw. überschreiten (Berlin und Nordrhein-Westfalen).<br />

Insgesamt können sechs Bundesländer gegenüber dem Vorjahreswert<br />

ein Transaktionswachstum verbuchen. Neben<br />

Nordrhein-Westfalen zählen Berlin, Bremen, Rheinland-Pfalz<br />

sowie Sachsen-Anhalt zu den Umsatzgewinnern. Besonders<br />

niedrige Volumina weisen die Neuen Bundesländer (ausgenommen<br />

Sachsen) sowie das Saarland auf. Hierzu noch eine<br />

methodische Erläuterung: Wie bereits erwähnt ist eine gewisse<br />

Anzahl der Transaktionen in Portfolien erfolgt. Diese bundeslandübergreifenden<br />

Investments werden von DEGI Research<br />

separat ausgewiesen und summieren sich auf ein Volumen von<br />

4,7 Mrd. EUR. Somit fallen die Bundesländerwerte teilweise<br />

niedriger aus als von anderen Marktteilnehmern ausgewiesen.<br />

• Das Transaktionsvolumen in Baden-Württemberg betrug<br />

für das 1. Halbjahr <strong>2008</strong> 1,0 Mrd. EUR und fällt damit rund<br />

60 % geringer aus als 2007. Sowohl in Bezug auf die Nutzung<br />

als auch in Bezug auf die Standortwahl zeigt sich ein<br />

recht heterogenes Bild, gleichwohl Stuttgart hier als einziges<br />

DEGI Bürozentrum einen größeren Anteil an Transaktionen<br />

auf sich zieht.<br />

• In Bayern fällt der niedrige Umsatz bei Büroimmobilien ins<br />

Auge, insbesondere in München. Obwohl die gemischt genutzte<br />

Immobilie die höchsten Umsatzwerte verzeichnet,<br />

gibt es keine außerordentlichen räumlichen oder sektoralen<br />

Schwerpunkte.<br />

• In Berlin dominiert die gemischt genutzte Immobilie mit<br />

einem Anteil von fast 85 %. Ausschlaggebend sind hier<br />

die beiden großen Transaktionen, die den Potsdamer Platz<br />

betreffen: Der Verkauf der Daimler AG an die SEB AM einerseits<br />

sowie der Eigentümerwechsel des Sony Centers<br />

andererseits. Deshalb erzielt Berlin auch fast eine Verdopplung<br />

seiner Umsätze.<br />

• Für Brandenburg werden fast ausschließlich Investitionen<br />

in C-Standorte registriert. Insgesamt wurden nur knapp 75<br />

Mio. EUR umgesetzt, von denen der größte Anteil auf eine<br />

Einzelhandelsimmobilie in Wildau (nahe Berlin) entfällt.<br />

• Auch Bremen kann eine Transaktionssteigerung (um ein<br />

Drittel) verbuchen. Hier dominieren Büro, Logistik und der<br />

Einzelhandel.<br />

• Hamburg besticht durch einen hohen Anteil der Umsätze im<br />

Bereich Logistik (40 %). Auf eine Transaktion entfällt sogar ein<br />

Viertel aller Umsätze: Die AMB Property Germany hat vom<br />

Kosmetikproduzenten Beiersdorf eine 20 ha große Industrieliegenschaft<br />

in Hamburg-Hausbruch gekauft, auf der u. a.<br />

Bereits im laufenden Jahr mit dem Bau eines neuen Logistikzentrums<br />

begonnen werden soll. Der zweitgrößte Deal betrifft<br />

eine gemischtgenutzte, innerstädtisch gelegene Immobilie.<br />

• Hessen bündelt im 1. Halbjahr lediglich ein Volumen von<br />

einer knappen Milliarde EUR, was nur einem Sechstel des<br />

Vorjahreswertes entspricht - die Hälfte entfällt hierbei auf<br />

Büroimmobilien in Frankfurt. Im letzten vergleichbaren Zeitraum<br />

fi elen die Transaktionszahlen durch den Verkauf des<br />

„Spring“-Portfolios seitens der DEGI extrem hoch aus, so<br />

dass zur Zeit wieder „normale“ Aktivitäten am Immobilienmarkt<br />

vorherrschen. Jedoch geht DEGI Research aufgrund<br />

einiger diskutierter großfl ächiger Objektverkäufe (u. a. Japantower,<br />

Pollux-Turm, Messeturm) für das 2. Halbjahr von<br />

einem anziehenden Investmentmarkt aus.<br />

• Mecklenburg-Vorpommern verbuchte mit lediglich einer<br />

Transaktion in Rostock den insgesamt geringsten Umsatz<br />

mit 12 Mio. EUR.<br />

• In Niedersachsen wurden Investitionen ausschließlich<br />

in B-Standorten getätigt – ohne räumliche und sektorale<br />

Schwerpunkte. Den größten Deal verzeichnet Osnabrück<br />

mit einem Büroobjekt.<br />

• Die Umsätze in Nordrhein-Westfalen werden durch den<br />

Portfolio-Verkauf der LEG NRW charakterisiert. Deshalb<br />

umfasst das Wohnungssegment einen Anteil von 65 %,<br />

gefolgt von gleichen Anteilen (je knapp 10 %) Büro, Einzelhandel<br />

(Investition der DEGI in Dorsten für den Europe<br />

Retail Fonds) und gemischt genutzte Objekte. Räumliche<br />

Investitionsschwerpunkte bilden Düsseldorf und Köln.<br />

• Rheinland-Pfalz kann ebenfalls seine Transaktionen (um<br />

ein Vierfaches) steigern. Von den 362 Mrd. EUR entfällt<br />

mehr als die Hälfte auf den Einzelhandel. Hier gab es eine<br />

größere Transaktion in Bezug auf die Projektentwicklung<br />

des Shoppingcenters Rhein-Galerie in Ludwigshafen, das<br />

im Herbst 2010 fertig gestellt werden soll.<br />

• Das Saarland hat nur zwei Transaktionen vorzuweisen, von<br />

denen eine auf die DEGI entfällt (Fachmarktzentrum „Goldene<br />

Bremm“ in Saarbrücken).<br />

• Sachsen kann im Vergleich zum 1. Halbjahr 2007 mit 416 Mrd.<br />

EUR. nur ein Drittel der Volumina aufbringen, wobei die Hälfte<br />

auf den Bereich Wohnen entfällt. Ein Viertel wird durch den<br />

Verkauf der „Wahrener Rundlings“ (denkmalgeschützte Wohnungen)<br />

von der kommunalen Wohnungsgesellschaft LWB<br />

in Leipzig an die GRK Holding geprägt. Andere Investitionen<br />

verteilen sich relativ gleichmäßig auf A-, B- und C-Städte.<br />

• In Sachsen-Anhalt beziehen sich die wenigen Transaktionen<br />

fast ausschließlich auf die Stadt Halle und den Bereich<br />

Einzelhandel.<br />

• Die Transaktionen in Schleswig-Holstein betreffen die Segmente<br />

Einzelhandel (ein Drittel entfällt auf eine Einzelhandelsimmobilie<br />

in Flensburg) und Logistik.<br />

• In Thüringen wird in Erfurt und Gera in Wohn- und Einzelhandelsimmobilien<br />

investiert.<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 67


Umweltfreundliche Wärmeversorgung für die<br />

Bundeswehrverwaltungs- und die NATO-Schule<br />

Am 28. Juli <strong>2008</strong> wurde zwischen der Wehrbereichsverwaltung<br />

Süd und der Südwärme Gesellschaft für Energielieferung<br />

AG der erste Vertrag über eine Wärmevollversorgung<br />

aus regenerativen Brennstoffen geschlossen. Südwärme<br />

übernimmt für die nächsten 15 Jahre die Wärmeversorgung<br />

für die NATO-Schule und die Bundeswehrverwaltungsschule<br />

IV in Oberammergau über ein sog. Energielieferungs-Contracting.<br />

Die Beteiligten vereinbarten unter anderem, bis zu<br />

85% der erforderlichen Wärme aus heimischen Holzhackschnitzeln<br />

zu erzeugen.<br />

Alle Beteiligten sind sehr zufrieden mit der Lösung: die Bundeswehr<br />

freut sich über die deutliche Kostenentlastung bei<br />

gleichzeitiger Modernisierung des Heizwerkes, die Südwärme<br />

AG über eine langfristige Zusammenarbeit . Die Gemeinde<br />

Oberammergau als Luftkurort darf einen spürbaren Beitrag<br />

zur Erhaltung der Luftqualität erwarten. Durch die Nutzung<br />

nachwachsender Brennstoffe kann der CO2-Ausstoß um ca.<br />

1.700 Tonnen pro Jahr vermindert werden.<br />

Die Südwärme AG ist ein mittelständisch geprägter Energiedienstleister,<br />

bestehend aus einem Zusammenschluss verschiedener<br />

Gebäudetechnikfachbetriebe. Die Versorgung mit<br />

Holzhackschnitzeln erfolgt über das BiomasseEnergieNetzwerk<br />

(B.E.N.).<br />

Den Vertrag unterzeichneten Rudi Maier, der Vorstand der<br />

Südwärme AG und Götz-Friedrich Baron von der Ropp, der<br />

Präsident der Wehrbereichsverwaltung Süd, der für Ausschreibungsverfahren<br />

und Liegenschaftsmanagement der<br />

Bundeswehr in den Bundesländern Bayern und Baden-<br />

Württemberg zuständigen Stelle.<br />

Einheitlicher Leistungsgegenstand bei der Grunderwerbsteuer in der Kritik - Vorlage des Finanzgerichts Niedersachsen<br />

an den EuGH<br />

IVD rät bei offenen Fällen Einspruch einzulegen und Ruhen des Verfahrens<br />

zu beantragen<br />

Das Niedersächsische Finanzgericht (Beschluss vom<br />

02.04.<strong>2008</strong>, 7 K 333/06) hat die bisherige Rechtsprechung<br />

zum einheitlichen Leistungsgegenstand bei der Grunderwerbsteuer<br />

in Frage gestellt, die Rechtsfrage dem Europäischen<br />

Gerichtshof zur Klärung vorgelegt und das entsprechende<br />

Verfahren wegen einer Mehrfachbelastung<br />

des Bauherren mit Grunderwerb- und Umsatzsteuer zunächst<br />

ausgesetzt.<br />

„Damit, so IVD Süd-Vorsitzender Erik Nothhelfer, „wurde eine<br />

Forderung des IVD endlich aufgegriffen, der schon mehrfach<br />

auf diese Doppelbelastung und Wettbewerbsverzerrung hingewiesen<br />

hatte.<br />

Folgender Fall liegt der Vorlage zu Grunde: Die Klägerin beauftragte<br />

ein Bauunternehmen mit der Errichtung eines Einfamilienhauses.<br />

Im Bauvertrag wurde der genaue Bauort festgelegt.<br />

Einige Wochen später erwarb die Klägerin von einer<br />

Grundstücksgesellschaft den unbebauten Grund und Boden.<br />

Dem Vertrag über den Ankauf durch die Grundstücksgesellschaft<br />

war bereits ein Bebauungsplan beigefügt, in dem das<br />

von der Klägerin beauftragte Bauunternehmen benannt war.<br />

Der Geschäftsführer des Bauunternehmens war auch an der<br />

Grundstücksgesellschaft beteiligt. Daher nahm das Finanzamt<br />

eine personelle Verflechtung sowie ein Zusammenwirken<br />

der beiden Unternehmen bei der Veräußerung an und bezog<br />

die zukünftigen Baukosten in die Bemessungsgrundlage der<br />

Grunderwerbsteuer mit ein.<br />

Mit der hiergegen gerichteten Klage begehrt die Klägerin, allein<br />

den Erwerb des Baugrundstücks, also den tatsächlichen<br />

Grunderwerb, zum Gegenstand der Grunderwerbsteuer zu<br />

machen. Damit wendet sich das Finanzgericht gegen die prägende<br />

Rechtsprechung des II. Senats des Bundesfinanzhof<br />

(z.B.: BFH v. 27.10. 1999, II R 17/99, BStBI. II 2000, 34), der<br />

in ständiger Rechtsprechung bei so genannten einheitlichen<br />

Leistungsgegenstand, bestehend aus Bauleistungen sowie<br />

dem Erwerb von Grund und Boden, die Grunderwerbsteuer<br />

auf das gesamte Entgelt bezieht.<br />

Jedoch neigt der 7. Senat des FG Niedersachsen dazu,<br />

dem Klagebegehren zu entsprechen. Denn, so das Niedersächsische<br />

FG, die Erhebung der deutschen 3,5 prozentigen<br />

Grunderwerbsteuer wirkt im Kern wie eine der Mehrwertsteuer<br />

vergleichbare proportionale, sich auf den geschaffenen<br />

Mehrwert beziehende allgemeine Abgabe im Bereich<br />

der Errichtung von Gebäuden. Sie wirkt wie die zusätzliche<br />

Erhebung einer besonderen Grundstücksumsatzsteuer, die<br />

Erhebung einer sonstigen Teil-Umsatzsteuer (kurz: Sonderumsatzsteuer<br />

auf Bauleistungen). Und die Erhebung der<br />

Grunderwerbsteuer kann wettbewerbsverzerrend wirken.<br />

Denn womöglich werden bestimmte Bauunternehmen, die<br />

auf der Veräußerseite mit dem Verkäufer des Grund und Bodens<br />

zusammenwirken, trotz bester Vertragsangebote wegen<br />

drohender Grunderwerbsteuer-Zusatzbelastungen von steuerlich<br />

gut beratenen Bauinteressenten nicht berücksichtigt.<br />

Es handele sich nach Auffassung des FG Niedersachsen bei<br />

dem sowohl mit Umsatzsteuer als auch mit Grunderwerbsteuer<br />

belasteten Bauleistungen zivilrechtlich gerade nicht<br />

um einen Grunderwerb. Auch der IVD teilt diese Auffassung,<br />

dass die hierauf erhobene Grunderwerbsteuer daher ihrem<br />

Charakter nach eine zusätzliche „Sonderumsatzsteuer auf<br />

die Bauleistung darstellen könne. Dies könne gegen das gemeinschaftsrechtliche<br />

Gebot, Mehrfachbelastungen mit Umsatzsteuer<br />

zu unterlassen, verstoßen.<br />

Das vorlegende Gericht kann sich die EuGH-Antwort auf die<br />

gestellte Rechtsfrage wie folgt vorstellen: „Die Erhebung der<br />

deutschen Grunderwerbsteuer auf künftige Bauleistungen<br />

durch deren Einbeziehung in die grunderwerbssteuerliche<br />

Bemessungsgrundlage beim Erwerb eines noch unbebauten<br />

Grundstücks (sogenannter einheitlicher Leistungsgegenstand<br />

bestehend aus Bauleistungen sowie Erwerb des Grund<br />

68 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


und Bodens) verstößt gegen das europäische Umsatzsteuer-<br />

Mehrfachbelastungsverbot des Art. 401 der Mehrwertsteuer-<br />

Systemrichtlinie (einst: Art. 33 Abs. 1 der 6. EG Richtlinie),<br />

wenn die grunderwerbssteuerlich belasteten Bauleistungen<br />

zugleich als eigenständige Leistungen der deutschen Umsatzsteuer<br />

unterliegen.<br />

„In offenen Fällen des einheitlichen Leistungsgegenstands bei<br />

Bauleistungen ist daher empfehlenswert, so Nothhelfer, „Einspruch<br />

gegen entsprechende Grunderwerbsteuerbescheide<br />

einzulegen. Wird auf das anhängige Verfahren vor dem EuGH<br />

verwiesen, ruht der Einspruch gem. § 363 Abs. 2. Satz 2 AO.<br />

Das Aktenzeichen beim EuGH lautet: C-156/08.<br />

Wettbewerb zur Fassadengestaltung der Karl-Liebknecht-Straße 32<br />

in Berlin-Mitte entschieden<br />

Das von der TLG IMMOBILIEN, Niederlassung Berlin/Brandenburg,<br />

ausgelobte Wettbewerbsverfahren zur Fassadengestaltung<br />

des geplanten Neubaus Karl-Liebknecht-Straße<br />

32 wurde im Rahmen der Sitzung des Preisgerichts am<br />

16.07.<strong>2008</strong> entschieden.<br />

Die TLG IMMOBILIEN ist Eigentümerin des ca. 4.800 m² großen<br />

Projektgrundstücks Karl-Liebknecht-Straße 32. Es liegt<br />

im Geltungsbereich des Bebauungsplans „Alexanderplatz“,<br />

besser bekannt als Kollhoffscher Masterplan. Sie plant dort<br />

die Errichtung eines Hotel- und Bürogebäudes mit insgesamt<br />

ca. 27.500 m² Mietfläche (oberirdisch).<br />

Ziel des Wettbewerbs war die Gestaltung der Außenfassaden<br />

dieses Neubaukomplexes. Dabei wurde neben der Gestaltung<br />

besonderer Wert auf die Wirtschaftlichkeit des Entwurfes<br />

in Herstellung und Betrieb gelegt.<br />

Unter dem Vorsitz der Architektin Frau Professorin Hilde<br />

Léon, Berlin, entschied das Preisgericht nach ausführlicher<br />

Diskussion wie folgt:<br />

1. Preis: Nalbach + Nalbach Architekten, Berlin<br />

2. Preis: Bruno Fioretti Marquez Architekten, Berlin<br />

3. Preis: nps tchoban voss Architekten, Berlin<br />

3. Preis: Angelis & Partner, Architekten, Berlin<br />

M+W Zander: Großprojekt zur Energieversorgung<br />

von AMD-Chipfabrik in Dresden fertiggestellt<br />

Hochmodernes Kraftwerk mit mit energie-effizienter Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung<br />

Die M+W Zander FE GmbH, Stuttgart, hat ein Großprojekt zum<br />

Ausbau des Energieversorgungszentrums (EVC 1) der AMD-<br />

Halbleiterfabrik Fab 38 in Dresden fertiggestellt. Auftraggeber<br />

des Projekts ist der Betreiber der Anlage, die Energieversorgungscenter<br />

Dresden-Wilschdorf GmbH & Co KG. Als Generalübernehmer<br />

hatte M+W Zander die Gesamtverantwortung<br />

für Planung, Errichtung und schlüsselfertige Übergabe an<br />

den Betreiber. In der neuen Ausbaustufe wurde die Gesamtleistung<br />

des Kraftwerks an das erhöhte elektrische und thermische<br />

Energiebedarfsprofil der Fab 38 angepaßt.<br />

Herzstück der neuen Anlage sind die Erdgasmotoren mit den<br />

nachgeschalteten Dampf- und Heißwassergeneratoren. Der<br />

Dampf wird gleichzeitig zum Beheizen der Kältemaschinen<br />

sowie zum Erzeugen von Wärme genutzt. Insgesamt steigt der<br />

Wirkungsgrad der Anlage von 72 auf jetzt rund 80 Prozent.<br />

Eine besondere ingenieurtechnische Herausforderung war<br />

die Vorgabe, die bisherigen Schallemissionsgrenzen nicht<br />

zu überschreiten. Dank einer speziellen Konstruktion und<br />

Auslegung der Kühltürme konnte diese Auflage – trotz einer<br />

Verdoppelung der auf dem Dach installierten Kühlleistung –<br />

eingehalten werden.<br />

Die Jury empfahl die mit dem 1.Preis ausgezeichnete Arbeit<br />

des Büros Nalbach + Nalbach der TLG IMMOBILIEN zur Realisierung.<br />

Das Preisgericht begründete seine Entscheidung wie folgt:<br />

„Die hier vorgeschlagene Fassadengestaltung setzt den<br />

städtebaulichen Ansatz des Masterplans „der Block als Haus,<br />

das Haus als Block“ überzeugend um. Die subtile Differenzierung<br />

der verschiedenen Nutzungen fast einheitlich das gesamte<br />

Bebauungsareal in einer eleganten und großstädtischen Art<br />

und Weise mit Hilfe eines durchgängigen Brüstungsbrandes<br />

zusammen. Dabei wird die Gesamtfigur kaum zerteilt.<br />

Insgesamt handelt es sich um einen angemessenen, gut umsetzbaren<br />

und zum gegenwärtigen und zukünftigen Kontext<br />

passenden Vorschlag für die gegebenen Aufgaben.“<br />

Während des rund 18-monatigen Ausbaus arbeitete die Anlage<br />

unterbrechungsfrei weiter, es gab also weder Abschaltungen<br />

noch Ausfälle. Nach dem Ausbau arbeitet das Kraftwerk nun<br />

besonders wartungsfreundlich im Doppelstockbetrieb. Im<br />

Falle von Wartungs- oder Reparaturarbeiten können mit Hilfe<br />

eines Deckenkrans die Bauteile schnell ausgetauscht werden.<br />

Die Halbleiterherstellung benötigt eine kontinuierliche und<br />

absolut stabile Versorgung mit elektrischem Strom, Heiß- und<br />

Kaltwasser. Ein eigenes Energieversorgungscenter macht die<br />

Halbleiterproduktion unabhängig von Spannungs- und Frequenzschwankungen<br />

im öffentlichen Stromnetz, gleichzeitig<br />

wird die bei der Stromerzeugung anfallende Abwärme durch<br />

Kraft-Wärme-Kälte-Kopplung energie- und kostensparend<br />

für die Versorgung mit Heiß- und Kaltwasser genutzt.<br />

Das EVC 1 war zusammen mit der AMD – Halbleiterfabrik,<br />

Fab 30, in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre von M+W<br />

Zander als Generalübernehmer geplant und gebaut worden.<br />

Auch die zweite Dresdner AMD-Halbleiterfabrik, Fab 36, wurde<br />

mit dem zugehörigen EVC 2 von dem Stuttgarter Anlagenbauer<br />

geplant und gebaut.<br />

Über M+W Zander: www.mw-zander.com<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 69


Investition in Wiener Core-Immobilie: KGAL initiiert<br />

neuen Österreich-Immobilienfonds<br />

Der Wiener Büroimmobilienmarkt steht für Stabilität und Sicherheit.<br />

Dabei gilt der 3. Bezirk in Wien mit seiner optimalen<br />

Innenstadtanbindung als einer der renommiertesten Bürostandorte<br />

in der österreichischen Hauptstadt. Ein Vorteil,<br />

den sich PwC PricewaterhouseCoopers GmbH durch einen<br />

langfristigen Mietvertrag von mehr als 12 Jahren sicherte. Die<br />

Kombination von verkehrsgünstiger Lage, guter Infrastruktur,<br />

bonitätsstarkem Mieter und hochwertiger Ausstattung macht<br />

das 11.462 qm große Bürohaus zu einem vielversprechenden<br />

Investitionsobjekt. Die KGAL ermöglicht privaten Investoren<br />

mit dem PropertyClass Österreich 6 ab sofort die Beteiligung<br />

an dieser vergleichsweise renditestarken Core-Immobilie, wie<br />

sie derzeit selten in europäischen Metropolen zu fi nden ist.<br />

Österreich: „Tor zum Osten“ für internationale Konzerne<br />

Österreich ist einer der wirtschaftsstärksten Staaten der Europäischen<br />

Union (EU) – für das Jahr <strong>2008</strong> wird ein reales<br />

Wirtschaftwachstum von rund 2,1% erwartet – und gehört zu<br />

den wichtigsten Industrieländern der Welt. Hinzu tritt der in<br />

Österreich traditionell starke Dienstleistungssektor. Nach der<br />

Osterweiterung der EU nimmt insbesondere die Hauptstadt<br />

Wien ihre historische Rolle als „Tor zum Osten“ wieder ein,<br />

und ist noch mehr als zuvor attraktiver Sitz und strategisch<br />

wichtiger Standort für international tätige Konzerne. Aufgrund<br />

der günstigen geographischen Lage mitten in Europa sehen<br />

Marktkenner den Wiener Büroimmobilienmarkt in einem<br />

nachhaltigen Aufschwung. Der Wiener Büroimmobilienmarkt<br />

gilt als stabiler und sicherer Markt für Immobilieninvestitionen,<br />

ein wichtiger Aspekt vor dem Hintergrund der Schwankungen<br />

an den internationalen Finanzmärkten.<br />

PricewaterhouseCoopers setzt langfristig auf die<br />

Metropole Wien<br />

Mit dem PropertyClass Österreich 6 setzt die KGAL zum<br />

sechsten Mal auf die positiven Marktgegebenheiten der österreichischen<br />

Hauptstadt. „Wir können privaten Investoren mit<br />

dem an PricewaterhouseCoopers GmbH vermieteten Gebäude<br />

den Klassiker im Immobilienmarkt anbieten – eine rendite-<br />

VR FACTOREM kooperiert mit DATEV<br />

VR FACTOREM bietet zukünftig eine leistungsstarke Factoring-Lösung<br />

für Steuerberatungskanzleien und deren<br />

Mandanten. Ermöglicht wird dies durch eine aktuelle Gesetzesänderung<br />

und eine neue Kooperation.<br />

Seit Ende 2003 bietet die VR FACTOREM im genossenschaftlichen<br />

FinanzVerbund Factoring für die Firmenkunden der Volksund<br />

Raiffeisenbanken an. Durch eine neu geschlossene Kooperation<br />

mit der DATEV eG, Softwarehaus und IT-Dienstleister für<br />

Steuerberater, Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte sowie deren<br />

Mandanten, erweitert die VR FACTOREM ab sofort ihr Kundenportfolio<br />

und ermöglicht Factoring nun auch für Kanzleien.<br />

Liquiditätssicherung und Forderungsmanagement<br />

Ausreichende Liquidität ist nicht nur für Unternehmen, sondern<br />

mehr und mehr auch für Steuerberater ein wichtiges<br />

starke Core-Immobilie, wie sie derzeit selten auf dem europäischen<br />

Markt zu finden ist.“, stellt Gert Waltenbauer, Mitglied der<br />

Geschäftsführung der KGAL, heraus. Das Gebäude aus dem<br />

Jahr 2002 verfügt über eine hochwertige Ausstattung und liegt<br />

im etablierten Büroteilmarkt Erdberg/St. Marx/Gasometer (3.<br />

Wiener Gemeindebezirk), einem äußerst verkehrsgünstig gelegenen<br />

Standort mit direkter Anbindung an die Innenstadt sowie<br />

unmittelbarer Nähe zu den wichtigen Verkehrsknotenpunkten<br />

der Metropole. Eine Besonderheit der Fondskonzeption stellt<br />

der unbefristete Mietvertrag mit 12,5-jährigem Kündigungsverzicht<br />

für die gesamte Mietfläche mit dem „Single Tenant“ PricewaterhouseCoopers<br />

dar, womit der Mieter (zu einem Preis von<br />

EUR 12,80/qm) sein Commitment zu Standort und Immobilie<br />

gleichermaßen zum Ausdruck bringt. Mit Beitrittstermin<br />

31.08.<strong>2008</strong> beträgt die Restlaufzeit des Mietvertrages noch<br />

11,33 Jahre. Dank der funktionellen, marktgängigen und in<br />

der Aufteilung flexiblen Konzeption der Immobilie sind darüber<br />

hinaus die nötigen Voraussetzungen für eine mögliche<br />

Anschlussvermietung geschaffen. Der Mietzins liegt mit EUR<br />

12,80/qm im normalen Durchschnitt des Marktes.<br />

Bei einem Gesamtinvestitionsvolumen von rund EUR 42,97<br />

Mio. (inkl. Agio) und einem angestrebten Eigenkapitalanteil<br />

i. H. v. rund EUR 20,29 Mio. (inkl. Agio) beträgt die Mindestbeteiligungssumme<br />

für diesen geschlossenen Fonds EUR 10.000<br />

zzgl. 5 % Agio. Dabei sind Ausschüttungen/Entnahmen (bezogen<br />

auf die nominale Kapitaleinlage, ohne Agio) von anfänglich<br />

5,0 % p. a. auf 5,75 % p. a. ansteigend prognostiziert.<br />

Die KGAL bietet Investoren – als einer der führenden Fondsinitiatoren<br />

in Deutschland – seit 30 Jahren zukunftsweisende,<br />

renditeorientierte Investitionschancen. Rund 112.000 private<br />

und institutionelle Investoren (inkl. Mehrfachzeichnungen)<br />

haben ihr dabei bis 31.12.2007 für insgesamt 308 Beteiligungsangebote<br />

Eigenkapital in Höhe von rund EUR 9,8 Mrd.<br />

anvertraut. In den Jahren 1993 bis 2006 wurden dabei insgesamt<br />

18 Immobilienfonds mit einem Investitionsvolumen von<br />

EUR 1,63 Mrd. und Eigenkapital von EUR 842,1 Mio. platziert,<br />

darunter vier Fonds in Österreich. Der fünfte Österreich-<br />

Immobilienfonds PropertyClassÖsterreich 5 wurde mit einem<br />

Investitionsvolumen von EUR 59,2 Mio. und einem Eigenkapital<br />

von EUR 27,1 Mio. in 2007 vollständig platziert.<br />

Thema. Laut einer aktuellen Studie von Euler Hermes aus<br />

2007 sind schlechte Zahlungsmoral von Kunden (82%), Managementfehler,<br />

z. B. fehlendes Controlling (79%), nicht erkannte<br />

Finanzierungslücken (76%) oder ein unzureichendes<br />

Debitorenmanagement (64%) die Hauptgründe für Forderungsausfälle<br />

und Insolvenzen. Liquidität ist damit oftmals<br />

Gesprächsthema zwischen Steuerberater und Mandant, denn<br />

angesichts der oben genannten Punkte muss verstärkt auf<br />

Liquiditätssicherung und Forderungsmanagement geachtet<br />

werden. Dies gilt auch für Kanzleien selbst, die immer wieder<br />

mit Bitten ihrer Mandanten konfrontiert werden, sie mögen einen<br />

Zahlungsaufschub für Beratungsrechnungen gewähren.<br />

Gesetzliche Neuerung für Steuerberater<br />

Bislang konnten Steuerberater zwar ihre Mandanten mit Hilfe<br />

von Factoring bei der Sicherung der Liquidität unterstützen,<br />

70 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>


hatten aber selbst nicht die Möglichkeit, diese Dienstleistung<br />

in Anspruch zu nehmen. Das 8. StBÄndG ist seit 11. April<br />

<strong>2008</strong> in Kraft, so dass künftig auch Steuerberater Factoring<br />

für ihre Kanzlei in Anspruch nehmen können. Die entscheidende<br />

Änderung stellt in diesem Zusammenhang die Neufassung<br />

des § 64, Absatz 2 StBerG dar:<br />

Diese erlaubt es Steuerberatern, ihre Gebührenforderungen<br />

an Dritte abzutreten und/oder zum Einzug zu übertragen. Dadurch<br />

werden Finanzierungs- und Einzugsvarianten möglich,<br />

wie sie z. B. bei Ärzten seit langem üblich sind.<br />

Welche Vorteile bietet Factoring?<br />

Factoring schafft Liquidität sofort nach Rechnungsstellung, hundertprozentigen<br />

Schutz vor Forderungsausfällen, Entlastung und<br />

Kostenersparnis im Forderungsmanagement, ein besseres Unternehmensrating<br />

durch Bilanzoptimierung und ermöglicht ein<br />

automatisches Wachstum der Finanzierung mit dem Umsatz.<br />

Wie funktioniert Factoring für Steuerberater /<br />

Mandanten?<br />

Mit Factoring gewinnt der Steuerberater bzw. der Mandant<br />

zusätzliche Liquidität aus seinen Außenständen. Nach Leistung<br />

des Steuerberaters an seine Mandanten bzw. des Mandanten<br />

an seine gewerblichen Abnehmer werden die zugehörigen<br />

Rechnungsdaten an die VR FACTOREM übermittelt.<br />

Diese kauft die Forderungen im Rahmen vorab definierter<br />

Kauflimite an. Mit diesem Forderungsankauf übernimmt die<br />

VR FACTOREM das volle Ausfallrisiko. Bis zu 90% des Kaufpreises<br />

werden dem Steuerberater bzw. dem Mandanten<br />

sofort ausbezahlt. Der Rest wird zunächst als Sicherheit für<br />

eventuelle Rechnungskürzungen seitens der Abnehmer bzw.<br />

der Mandanten einbehalten. Dieser Sicherheitseinbehalt wird<br />

bei Zahlung durch den Mandanten bzw. Abnehmer oder spätestens<br />

120 Tage nach Fälligkeit ausgezahlt. Beim Full-Service-Verfahren<br />

übernimmt die VR FACTOREM das gesamte<br />

Forderungsmanagement inklusive Mahn- und Inkassowesen.<br />

Die technische Grundlage für diese Anwendung von Factoring<br />

sind für Steuerberater sowie in der Kanzlei gebuchte<br />

Mandanten die Programme DATEV Kanzlei-Rechnungswesen<br />

(Version 5.2 oder höher) und für vor Ort buchende Mandanten<br />

DATEV Rechnungswesen (Version 5.2 oder höher). Aus diesen<br />

Produkten heraus erfolgt eine standardisierte und sichere<br />

Datenübermittlung zwischen Kanzlei, Unternehmen und VR<br />

DekaBank übernimmt PPP-Spezialist WestKC<br />

Unterstützung der Sparkassen im Kommunalgeschäft<br />

Die DekaBank übernimmt die Westdeutsche Kommunal Consult<br />

GmbH (WestKC) von der WestLB AG. Mit mehr als 300 Projekten<br />

ist die WestKC einer der Marktführer in der Beratung von<br />

Kommunen und öffentlichen Unternehmen in Deutschland.<br />

„Wir begrüßen diesen Schritt sehr, da den Verbundpartnern<br />

aus der Sparkassen-Finanzgruppe damit ein kompetenter<br />

Berater im Geschäft mit kommunalen Einrichtungen zur<br />

Verfügung steht“, sagt Werner Netzel, geschäftsführendes<br />

Vorstandsmitglied des Deutschen Sparkassen- und Giroverbandes.<br />

„Die WestKC ist derzeit überwiegend auf Nordrhein-<br />

Westfalen und Brandenburg ausgerichtet. Mit der DekaBank<br />

– die bundesweit von allen Sparkassen und Landesbanken<br />

FACTOREM. Wesentlicher Vorteil ist die technische Unterstützung:<br />

Debitoren- und OPOS-Daten („Offene Posten“-<br />

Daten) werden durch ein speziell auf die Anforderungen des<br />

Factorings angepasstes Modul im Programm DATEV (Kanzlei-)<br />

Rechnungswesen via Schnittstelle elektronisch zu VR<br />

FACTOREM übermittelt.<br />

Was macht die Kooperation einzigartig?<br />

Besonders – und Stand heute einzigartig – ist dabei, dass diese<br />

Schnittstelle auch die von VR FACTOREM zurückgemeldeten<br />

Daten verarbeiten kann und daraus detaillierte automatische<br />

Buchungsvorläufe generiert. Der manuelle Aufwand ist<br />

somit so weit wie möglich reduziert, die Transparenz für den<br />

Kunden in der laufenden Buchführung deutlich erhöht. Gleichzeitig<br />

lassen sich durch die Schnittstelle auch Fehlerquellen,<br />

wie z. B. Eingabe- oder Übertragungsfehler, minimieren.<br />

„Die Kombination VR FACTOREM und DATEV ist für die<br />

Kunden der beiden Häuser ein großer Zugewinn, denn die<br />

Zuverlässigkeit und Seriosität beider Unternehmen in den<br />

Bereichen Finanzierung und Unternehmens-IT ermöglichen<br />

eine innovative und solide Finanzierungslösung“, so Hauke<br />

Kahlcke, Geschäftsführer der VR FACTOREM. „Dabei ergänzen<br />

sich die beiden Partner hervorragend, da beide sich auf<br />

mittelständische Kunden fokussieren, den genossenschaftlichen<br />

Grundgedanken für ein partnerschaftliches Miteinander<br />

pflegen und durch bundesweite dezentrale Präsenz die<br />

Kundennähe suchen. Kunden erhalten über die regional verbundenen<br />

Volks- und Raiffeisenbanken oder ihren Steuerberater<br />

eine moderne, technisch einzigartige und verlässliche<br />

Factoringlösung.“<br />

Die Vorteile zusammengefasst:<br />

1. Automatisierte, tagesaktuelle Datenübertragung<br />

• Arbeitsentlastung und Aktualität in DATEV (Kanzlei-)<br />

Rechnungswesen<br />

2. Direkte Nutzung der Factoring-Schnittstelle aus DATEV<br />

(Kanzlei-) Rechnungswesen<br />

• Reduktion der Gefahr fehlerhafter Eingaben<br />

• Vermeidung doppelter Eingaben<br />

3. Automatische Rückübermittlung sowie Verarbeitung in das<br />

Rechnungswesen der Kanzlei / des Mandanten und Erzeugung<br />

von Buchungsvorläufen<br />

• Arbeitsentlastung und Zeitersparnis<br />

• Höhere Transparenz in der laufenden Buchführung<br />

getragen wird – hat die WestKC noch bessere Wachstumschancen<br />

als bisher“, betont Hubert Beckmann, im Vorstand<br />

der WestLB bisher für die WestKC verantwortlich. „Davon<br />

können alle nur profitieren“, ergänzt Walter Groll, im Vorstand<br />

der DekaBank zukünftig verantwortlich für die WestKC. „Es<br />

ist geplant, sukzessive Kommunen, Sparkassen und Kunden<br />

in ganz Deutschland unsere Beratungsleistungen anzubieten.“<br />

Deshalb ist neben dem Standort Köln/Düsseldorf auch<br />

die Eröffnung eines Büros in Berlin vorgesehen.<br />

Die Gesellschaft, die zurzeit 15 Mitarbeiter hat, bietet den<br />

Kommunen sowie deren Unternehmen umfassende Beratungsleistungen<br />

an. Diese sind auf die strategische Neuaus-<br />

Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong> 71


ichtung von Städten, Gemeinden, Landkreisen und Gebietskörperschaften<br />

zugeschnitten.<br />

Im Fokus stehen dabei Themen wie Modernisierung der<br />

Verwaltung, Haushaltskonsolidierung, Beratung bei der Organisation<br />

von Beteiligungsportfolios und bei Fragen der<br />

Wirtschaftsförderung und Standortentwicklung. Auch kommunales<br />

Immobilienmanagement und Strategieberatung für<br />

Krankenhäuser gehören dazu. Bei der Beratung und Beglei-<br />

tung von kommunalen und staatlichen Public Private Partnership-Projekten<br />

gehört die WestKC bundesweit zu den Top-<br />

Beratern hinsichtlich<br />

Machbarkeits- und Wirtschaftlichkeitsuntersuchungen sowie<br />

der wirtschaftlichen Beratung und Projektsteuerung im<br />

Zusammenhang mit europaweiten Vergabeverfahren. Geschäftsführer<br />

der WestKC ist Hans- Joachim Wegner, der die<br />

Gesellschaft seit 2005 leitet.<br />

Verlag: Kommunal-Verlag - Fachverlag für Kommunalwirtschaft und Umwelttechnik GmbH -<br />

42399 Wuppertal, Hardtbacher Höhe 24<br />

Telefon 0 21 91/66 65 92, Telefax 0 21 91/66 65 93 - ISDN Telefon 0 21 91/6 83 17, Telefax 0 21 91/69 07 10<br />

Gesamt-Verantwortung: Horst Schumacher, Wuppertal - Sabine Schumacher M.A., stellv. Chefredakteurin, Büro Köln,<br />

Telefon/Telefax: 02 21/2 71 77 46 - Anzeigenleitung: H. J. Schumacher, Wuppertal - ISSN Nr. 0450-7169<br />

Satzherstellung, Druck & Verarbeitung:<br />

Weiss-Druck GmbH & Co. KG, Hans Georg Weiss Straße 7, 52156 Monschau, Telefon 0 24 72/9 82-0<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte wird keine Haftung übernommen. Namentlich gezeichnete Beiträge stellen nicht<br />

unbedingt die Meinung der Redaktion dar. Gerichtsstand und Erfüllungsort ist in allen Fällen Wuppertal.<br />

Einzelheftpreis: 8,- 2, Jahresabonnementpreis 72,- 2 einschließlich MwSt., zzgl. Versandkosten,<br />

Kündigung 3 Monate vor Ablauf des Kalenderjahres<br />

72 Kommunalwirtschaft / Sonderausgabe <strong>Oktober</strong> <strong>2008</strong>

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