Gutachten
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2.1.2.2 Entwicklung durch leistungsfähige Wachstumspole<br />
Der Disparitätenausgleich stellt jedoch nicht die einzige ökonomisch begründe-<br />
te Zielvorstellung für den räumlichen Zuschnitt der Gebietskörperschaften dar.<br />
Eine vollkommen entgegengesetzte Wirkungshypothese lässt sich aus der re-<br />
gionalen Wachstumspoltheorie ableiten. Dieser zufolge geht wirtschaftliche<br />
Entwicklung von räumlichen Wachstumspolen aus, die – aufgrund bestimmter<br />
Standortvorteile und der hieraus resultierenden Magnetwirkung für ökonomi-<br />
sche Aktivität – zum Wachstumsmotor für den Gesamtraum werden. Interregi-<br />
onale Entwicklungsunterschiede sind demnach unvermeidlich. Doch für den<br />
Gesamtraum geht diese ungleiche Entwicklung mit Nettowohlfahrtsgewinnen<br />
einher, da die positiven Effekte von Agglomeration und Polarisation ihre Nach-<br />
teile überwiegen. Folgt man dem Ansatz konsequent, dann sollte eine wachs-<br />
tumsorientierte Politik räumliche Unterschiede der Ressourcenausstattung ge-<br />
rade nicht nivellieren, sondern – im Gegenteil – gezielt verstärken. Im Falle ei-<br />
ner politischen Umsetzung des Konzeptes ergäben sich hieraus auch Implika-<br />
tionen für den Gebietszuschnitt. Auch in gebietsstruktureller Hinsicht müsste<br />
die Politik demzufolge nach dem Prinzip „Stärken stärken“ verfahren und sozi-<br />
oökonomisch sowie demografisch ähnlich strukturierte Regionen nach Mög-<br />
lichkeit unter einem gemeinsamen administrativen Dach zusammenfassen, um<br />
den bestehenden Wachstumspolen hinreichende Entwicklungsmöglichkeiten<br />
zu gewähren.<br />
Schon in Anbetracht der ausgleichsorientierten rechtlichen und politischen Re-<br />
alität in Deutschland – das Prinzip des räumlichen Disparitätenausgleichs ist in<br />
der politischen Kultur, in der finanz- und wirtschaftspolitischen Praxis sowie<br />
Verfassungsorganisation der Bundesrepublik Deutschland gleichermaßen tief<br />
verwurzelt – wird dieses Konzept im Rahmen der anschließenden methodi-<br />
schen Operationalisierung und Analyse jedoch nicht weiter verfolgt.<br />
2.2 Anforderungen an eine ökonomisch und<br />
verwaltungswissenschaftlich sinnvolle Gebietsstruktur<br />
Vor dem Hintergrund der dargestellten Einflussfaktoren und Wirkungszusam-<br />
menhänge zwischen der Gebietsstruktur einerseits und der gesellschaftlichen<br />
Leistungs- und Entwicklungsfähigkeit andererseits, stellt sich die Frage nach<br />
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