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Seite 198 Beiträge Dietrich/Malsch, Neuregelung der Vorschriften zur Konsolidierung und Fair-Value-Bewertung nach IFRS und deren Auswirkung auf die Bilanzierung von Investmentfonds betrifft die zusammengefassten finanziellen Informationen, zu denen u. a. auch Angaben zu den Vermögenswerten, Verpflichtungen, Ergebnissen und Zahlungsströmen gehören, auf die die Minderheitenanteile einen Anspruch haben. Diese Angaben sind verpflichtend für alle konsolidierten Unternehmen mit Minderheitenanteilen, die für die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage wesentlich sind (Angabe je Unternehmen). 68 Die Angaben zu den strukturierten Unternehmen betreffen sowohl die strukturierten Unternehmen, die konsolidiert werden, als auch diejenigen, die nicht konsolidiert werden, zu denen das bilanzierende Unternehmen jedoch eine Beziehung unterhält. 69 Während die Angaben zu konsolidierten strukturierten Unternehmen sich im Wesentlichen auf die Angaben zu erbrachten oder erwarteten finanziellen Unterstützungen beziehen, enthalten die Angabepflichten zu den nicht konsolidierten 70 strukturierten Unternehmen zusätzlich noch Angaben zu der Art der Beziehung zu dem strukturierten Unternehmen. Hintergrund der durch IFRS 12 neu geforderten Angaben zu Anteilen an strukturierten Unternehmen ist, dass der IASB auf Erkenntnisse aus der Finanz- und Wirtschaftskrise, in der insbes. Risiken von Zweckgesellschaften nicht adäquat in den Abschlüssen der jeweiligen Unternehmen abgebildet wurden, durch diese Angabepflichten reagiert. 71 2. Bedeutung der Angabepflichten für Beziehungen zu Investmentfonds IFRS 12 definiert Minderheitenanteile nicht. Insofern stellt sich die Frage, ob die Angabepflichten sich lediglich auf die in der Eigenkapitalgliederung separat auszuweisenden Minderheitenanteile beziehen (sog. EK-Minderheiten) oder ob hierunter auch die als Verbindlichkeiten auszuweisenden Minderheiten (sog. FK- Minderheiten) 72 fallen. Investmentfonds des InvG wären von der Angabepflicht nur betroffen, wenn die FK-Minderheiten ebenfalls unter den Begriff „non controlling interests“ des IFRS 12 fallen würden. Vor dem Hintergrund, dass die Definition von strukturierten Unternehmen im Standard nur sehr wenig eingegrenzt wird, fallen nach Ansicht der Verf. hierunter auch Investmentfonds nach InvG. 73 Darüber hinaus sprechen auch die in IFRS 12.B22 genannten ergänzenden Kriterien, wie z. B. eine eingeschränkte Geschäftstätigkeit, eine eng definierte Zielsetzung (z. B. Risikotransfer), eine unzureichende Eigenkapitalausstattung wie auch eine vertraglich verlinkte Finanzierung, für eine Einbeziehung des Investmentfonds in die Definition eines strukturierten Unternehmens. Die für nicht konsolidierte strukturierte Unternehmen erforderlichen Angaben beziehen sich ausschließlich auf Angaben zu der Beziehung zum strukturierten Unternehmen selbst und erfordern Recht der Finanzinstrumente | 3.2012 | 14.5.2012 daher keine Informationserhebung beim strukturierten Unternehmen. Beispielhaft seien folgende Angaben genannt: 74 Tabelle: Ausgewählte Angaben zu nicht konsolidierten strukturierten Unternehmen Art der Beteiligung Art des Risikos Art, Umfang, Ziel und Aktivitäten des strukturierten Unternehmens (inkl. Informationen zur Finanzierung) In der Bilanz des bilanzierenden Unternehmens ausgewiesenen Buchwerte der Vermögenswerte und Verpflichtungen und entsprechende Bilanzposten Vereinnahmte Erträge Maximales Ausfallrisiko und eine Vergleichsrechnung mit den bilanzierten Vermögenswerten und Verpflichtungen Übertragene Vermögenswerte Wenn nicht konsolidierten strukturierten Unternehmen eine finanzielle oder andere Unterstützungsleistung gewährt wurde oder aber eine solche geplant ist, sind sowohl Angaben zur erhaltenen als auch zur geplanten Unterstützung erforderlich. 3. Kritische Würdigung der Angabepflichten aus IFRS 12 Die an konsolidierten Publikumsfonds bestehenden Minderheitenanteile sind i. d. R. für die Kapitalanlagegesellschaft wesentlich, so dass für alle konsolidierten Publikumsfonds die Angaben vorzunehmen sind. Darüber hinaus sind die Angaben für die konsolidierten strukturierten Unternehmen für alle konsolidierten Publikumsfonds 75 erforderlich. Für die nicht konsolidierten Publikumsfonds sind darüber hinaus die Angaben zu den nicht konsolidierten strukturierten Unternehmen einschlägig. Diese können in tabellarischer Form und aggregiert vorgenommen werden. Kritisch zu sehen sind in die- 68 IFRS 12.B10. 69 IFRS 12.14 ff. bzw. IFRS 12.24 ff. 70 Nicht konsolidiert bezeichnet hierbei strukturierte Unternehmen, die bei Prüfung der Konsolidierungskriterien des IFRS 10 nicht konsolidierungspflichtig sind. 71 IFRS 12.IN 5-7 und vgl. Zülch/ Erdmann/ Popp, KoR 2011, 512. 72 IAS 32.AG29A. 73 IFRS 12.Appendix A: „Ein strukturiertes Unternehmen ist ein Unternehmen, welches so ausgestaltet wurde, dass Stimmrechte oder Stimmrechten ähnliche Rechte nicht der dominierende Faktor bei der Entscheidung, wer die Gesellschaft beherrscht, sind.“ 74 Die Angabepflichten aus IFRS 12.26 ff. werden in IFRS 12. B25 weiter konkretisiert. 75 Grundsätzlich sind die obigen Aussagen auch für Spezial-Sondervermögen einschlägig, aber i. d. R. handelt es sich bei den konsolidierten Sondervermögen um Ein-Anleger-Spezial-Sondervermögen, an denen keine Minderheitenanteile bestehen und für die auch die Zusatzangaben über finanzielle Unterstützungen bereits über andere Angabepflichten (z. B. IAS 24 oder IAS 10) anzugeben sind.
sem Zusammenhang jedoch die Angabepflichten zur erhaltenen wie auch zur geplanten Unterstützung. 76 Sie dienen zwar der Zwecksetzung des IASB im Hinblick auf IFRS 12, jedoch darf man gespannt sein, welche Informationen von den Bilanzierenden in diesem Zusammenhang veröffentlicht werden, denn kein Unternehmen wird ein Interesse daran haben, bislang nicht veröffentlichte Informationen zu evtl. geplanten Übernahmen oder Stützungsmaßnahmen von Investmentfonds bekannt zu machen. Dies wäre ggf. gleichbedeutend mit einem Garantieversprechen oder würde im umgekehrten Fall zur Verunsicherung der Investoren beitragen. IV. Änderungen der Fair-Value-Bewertung durch IFRS 13 1. Neue Regelungen des IFRS 13 im Überblick IFRS 13 definiert Fair Value standardübergreifend als Preis, der beim Verkauf eines Vermögenswerts oder der Übertragung einer Verbindlichkeit im Rahmen einer gewöhnlichen Transaktion zwischen Marktteilnehmern am Bewertungsstichtag gezahlt würde („exit price“). 77 Die Definitionsmerkmale Abgangswert, Marktteilnehmerperspektive sowie marktübliche Bedingungen verdeutlichen, dass es sich bei dem Fair Value um eine markt- und keine unternehmensspezifische Bewertungsgröße handelt. 78 Dies bedeutet: – Der Fair Value wird unter Verwendung der gleichen Annahmen und unter Berücksichtigung der Charakteristika eines Vermögenswerts bzw. einer Verbindlichkeit ermittelt, die unabhängige Marktteilnehmer ansetzen würden. 79 Diese Annahme deckt sich inhaltlich mit den Regelungen des IAS 39.AG75 und AG76. 80 – Eine Bewertung zum Fair Value setzt voraus bzw. nimmt an, dass der Verkauf des Vermögenswerts bzw. die Übertragung der Verbindlichkeit im Hauptmarkt („principal market“) für diesen Vermögenswert bzw. die Verbindlichkeit erfolgt oder – falls ein solcher nicht verfügbar ist – im vorteilhaftesten Markt („most advantageous market“). 81 Es besteht dabei die widerlegbare Vermutung, dass der Hauptmarkt bzw. der vorteilhafteste Markt derjenige Markt ist, auf dem das Unternehmen solche Vermögenswerte üblicherweise veräußert bzw. solche Verbindlichkeiten gewöhnlich überträgt. 82 Darüber hinaus enthält IFRS 13 erstmals konkrete Regelungen zur bilanziellen Behandlung von sog. Day One Gains/ Losses. 83 Diese können vorliegen, wenn der Transaktionspreis bei Zugang („entry price“) eines Vermögenswerts bzw. einer Verbindlichkeit vom Fair Value („exit price“) abweicht. Ein Day One Gain/ Loss eines Finanzinstruments, der sich aufgrund der in IFRS 13.B4 genannten Ausnahmetatbestände zurückführen lässt, ist sofort GuV-wirksam zu erfassen, wenn der Fair Value auf einem quotierten Preis auf einem aktiven Markt beruht oder in das Bewer- Seite 199 Beiträge Dietrich/Malsch, Neuregelung der Vorschriften zur Konsolidierung und Fair-Value-Bewertung nach IFRS und deren Auswirkung auf die Bilanzierung von Investmentfonds tungsmodell ausschließlich beobachtbare Parameter Eingang finden. 84 Basiert die Bewertung in diesen Fällen hingegen auf nicht beobachtbaren Parametern, ist die Differenz abzugrenzen und über die Laufzeit zu amortisieren. In allen anderen Fällen, ist die Differenz zwischen Transaktionspreis und dem Modellwert zu beseitigen, indem das Bewertungsmodell für die Fair-Value- Ermittlung auf den Transaktionspreis kalibriert wird. 85 Bislang schreibt IAS 39 verpflichtend die Bewertung mit Geldkursen vor. 86 Nach IFRS 13.71 ist zukünftig auch eine Bewertung zu Mittelkursen zulässig. Neben den Änderungen, die die Bewertung an sich betreffen, enthält IFRS 13 auch noch umfangreiche Anhangangaben. Die wesentlichen Änderungen betreffen dabei die Übernahme der bisher lediglich in IFRS 7 enthaltenen Fair-Value-Hierarchie auch für Bewertungen nicht finanzieller Vermögenswerte und Schulden. 2. Auswirkungen auf die Bilanzierung und Bewertung von Investmentfonds Die Festlegung eines Hauptmarkts bzw. des vorteilhaftesten Markts wird die Kapitalanlagegesellschaften, die ihren Anlegern IFRS-Fonds-Reportings zur Verfügung stellen, vor die Frage stellen, ob die verwendete Kursversorgungsordnung, d. h. welche Kurse für welche Vermögenswerte von welchen Börsen verwendet werden, der Vorgabe des IFRS 13 entspricht. 87 Die Kapitalanlagegesellschaften werden diesbezüglich ihren Kursversorgungsprozess überprüfen und ggf. neu strukturieren müssen, um den Anforderungen des IFRS 13 gerecht zu werden. Bislang wurde von Kapitalanlagegesellschaften in Bezug auf die von ihnen in Wertpapier-Sondervermögen gehaltenen Finanz- 76 IFRS 12.30-31. 77 IFRS 13.9. 78 IFRS 13.2. 79 IFRS 13.22. 80 Vgl. Flick/ Gehrer/ Meyer, IRZ 2011, 388. 81 IFRS 13.16. 82 IFRS 13.17; vgl. auch Flick/ Gehrer/ Meyer, IRZ 2011, 389. 83 IFRS 13.57 ff. und B4. 84 Vgl. Flick/ Gehrer/ Meyer, IRZ 2011, Heft 9, 389. 85 IFRS 13.64. 86 IAS 39.IG.E.2.1. Ausgenommen Fälle des IAS 39.AG72. 87 Die nachfolgende Aufzählung der Auswirkungen des IFRS 13 auf Investmentfonds fokussiert lediglich auf einzelne Fragestellungen und enthält keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Die angesprochenen Fragestellungen stellen sich i. d. R. dann, wenn ein Wertpapier-Sondervermögen konsolidiert wird. Eine detaillierte Darstellung der Auswirkungen des IFRS 13 auf die Bewertung von Immobilien enthält PricewaterhouseCoopers, Practical Guide to IFRS – Fair value measurement: implications of IFRS 13 for the real estate industry, S. 6 f. abrufbar unter http:// pwcinform.pwc.com/ inform2/ show?action=informContent&id=1105100810205776 (Abruf: 29.4.2012). Recht der Finanzinstrumente | 3.2012 | 14.5.2012
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