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Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von<br />
Immobilienportfolien<br />
Helmut Trappmann/<br />
Daniel Ranker, Berlin<br />
1 Einleitung<br />
Bewertungen von Immobilienportfolien erfolgen aus unterschiedlichen<br />
Anlässen, für unterschiedliche Adressaten und damit<br />
regelmäßig auch unter unterschiedlichen Zwecksetzungen.<br />
Nicht zuletzt die Anforderung an die Punktschärfe des Verfahrens<br />
ist vom Bewertungszweck abhängig. So werden bspw. potenzielle<br />
Käufer in einer frühen Phase der Kaufanbahnung den<br />
individuellen Werten der einzelnen Objekte – insbesondere bei<br />
großen Immobilienportfolien – nur eingeschränkte Bedeutung<br />
beimessen. Während zunächst eine überschlägige Schätzung<br />
des Portfoliowertes im Vordergrund steht, steigt mit zunehmender<br />
Konkretisierung der Kaufabsicht auch die Notwendigkeit,<br />
fundierte Wertinformationen über das Portfolio zu erhalten.<br />
Diese Entwicklung im Informationsbedürfnis spiegelt sich auch<br />
in den zur Verfügung stehenden Verfahren zur Bestimmung eines<br />
Portfoliowertes wider. Ausgehend von pauschalierten und<br />
rein indikativen Verfahren, werden je nach Bedarf Stichprobenverfahren,<br />
strukturierte Bewertungsansätze oder Einzelbewertungen<br />
zur Anwendung kommen. In Abhängigkeit vom Bewertungszweck<br />
und den Kosten-Nutzen-Erwägungen des Investors<br />
kann im Einzelfall das eine oder das andere Verfahren zu präferieren<br />
sein.<br />
Vor der Darstellung und Diskussion der Verfahren der<br />
Portfoliobewertung soll zunächst kurz auf die Grundlagen<br />
der Portfoliobewertung und die Definition eines Immobilienportfolios<br />
eingegangen werden.<br />
2 Portfolio und Portfoliobewertung<br />
2.1 Grundlagen des Portfoliobegriffs<br />
Wer kennt sie nicht, Empfehlungen wie »Setz nicht alles auf<br />
eine Karte« oder »Don’t put all your eggs in just one bas-<br />
Abhandlungen<br />
Alternative Finanzierungsmöglichkeiten für Immobilien strahlen<br />
zunehmend stärker auf die Bewertung von Immobilienportfolien aus.<br />
Vor einer Analyse dieser Einflüsse des Kapitalmarktes setzt sich der<br />
Beitrag zunächst mit der Frage auseinander, welche Bewertungsverfahren<br />
für welchen Bewertungszweck geeignet sind und nach<br />
welchen Kriterien die Auswahl der geeigneten Verfahren erfolgt.<br />
Darauf aufbauend wird diskutiert, wie der Kapitalmarkt direkt und<br />
indirekt die Bewertung von Immobilienportfolien beeinflusst: Sei es<br />
durch die Fokussierung auf die Asset-Klasse Immobilien, die Wirkung<br />
von kapitalmarktinduzierten Leverage Effekten auf die Bewertung<br />
oder durch den Einfluss von besonderen Finanzierungsmöglichkeiten<br />
auf die individuelle Wertbeimessung der Investoren.<br />
ket«? Das hier ausgedrückte allgemeine Bedürfnis nach<br />
»naiver« Risikodiversifizierung ist ohne Frage tief im<br />
menschlichen Wesen verwurzelt, auch wenn die theoretische<br />
Fundierung der klassischen Portfoliotheorie erst Anfang der<br />
60er Jahre entwickelt wurde.<br />
Unter dem Begriff der klassischen Portfoliotheorie versteht<br />
man die von Markowitz im finanzwirtschaftlichen Bereich entwickelten<br />
Überlegungen zum Verhalten von Investoren in der<br />
Zusammenstellung eines für ihre Zwecke optimalen Portfolios<br />
auf der Grundlage der Diversifikation des Risikos. 1 Grundsätzlich<br />
zielt die Portfoliotheorie darauf ab, durch die Kombination<br />
von Vermögenswerten für einen gegeben Ertrag das Risiko zu<br />
minimieren oder bei gegebenem Risiko den Ertrag zu maximieren.<br />
2<br />
Wesentlich für das Verständnis der Portfoliotheorie ist die<br />
Aufspaltung des Risikos in ein systematisches und ein unsystematisches<br />
Risiko. Hierbei wird das systematische Risiko<br />
dadurch definiert, dass ihm alle Güter am Markt unterworfen<br />
1 Vgl. Bone-Winkel, S./Thomas, M./Allendorf, G. J./Walbröhl, V./Kurzrock,<br />
B.-M., Immobilien-Portfoliomanagement, in: Immobilienökonomie, Betriebswirtschaftliche<br />
Grundlagen, 3. Aufl., München 2005, S. 796.<br />
2 Vgl. Markowitz, H., Portfolio Selection, in: Archer, S./Hand C./D'Ambrosio, The<br />
Theory of Business Finance, New York – London 1967, S. 588– 601; Markowitz,<br />
H., Portfolio Selection: Efficient Diversification of Investments – Efficient Diversification<br />
of Investments, Oxford 1991. Die Portfoliotheorie unterstellt regelmäßig<br />
einen (risikoaversen) Investor, der sich in seinem Verhalten ausschließlich an<br />
Zahlungsgrößen (Cashflows) orientiert und eine Maximierung seines Vermögens<br />
anstrebt. Es wird also angenommen, dass der Investor rational und nutzenmaximierend<br />
handelt. Des Weiteren wird angenommen, dass der untersuchte Kapitalmarkt<br />
vollkommen ist. Vgl. hierzu auch Elton, E. J./Gruber, M. J., Modern Portfolio<br />
Theory and Investment Analysis, 5th edition, John Wiley & Sons, Inc. 1995,<br />
S. 70 ff.; Steiner, M./Bruns, C., Wertpapiermanagement, 8. Aufl., Frankfurt 2002,<br />
S. 4. Was die Beweggründe des Investors betrifft, existieren zwar auch noch andere<br />
Motive, wie Prestigefragen, persönliche Interessen und der Spieltrieb, die aber<br />
hier nicht weiter von Bedeutung sind. Vgl. hierzu Auckenthaler, C., Theorie und<br />
Praxis des modernen Portfolio-Managements, Bank- und finanzwirtschaftliche<br />
Forschungen, Bd. 135, 2. Aufl., Bern 1994; siehe auch Wellner, K., Entwicklung<br />
eines Immobilien-Portfolio-Management-Systems, Reihe: Immobilienmanagement,<br />
Band 3, Hrsg. Prof. Dr. Wolfgang Pelzl, Leipzig 2002, S. 3.<br />
GuG 2 n 2008 65
GuG Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien<br />
sind und es nicht durch Diversifikation reduziert werden<br />
kann, wohingegen das unsystematische Risiko jenes Risiko<br />
ist, das sich durch Diversifikation reduzieren lässt. Das folgende<br />
Schaubild verdeutlicht diesen Effekt.<br />
Abbildung 1: Unterscheidung in systematisches und<br />
unsystematisches Risiko 3/4<br />
Ohne an dieser Stelle näher auf die theoretischen Grundlagen<br />
der Portfoliotheorie einzugehen – ein Verweis auf die entsprechenden<br />
grundlegenden Ausführungen muss insoweit<br />
genügen 5 – lässt sich aus Sicht des Anlegers die wirtschaftliche<br />
Zielsetzung einer Portfoliobildung wie folgt beschreiben:<br />
Basierend auf der individuellen Zielsetzung des konkreten<br />
Anlegers respektive basierend auf der idealtypischen<br />
Zielsetzung eines fiktiven Anlegers werden definierte Ertrags-<br />
und Risikoerwartungen im Portfolio umgesetzt. 6<br />
Abbildung 2: Auswahl eines effizienten Portfolios bei risikofreier<br />
Anlage 7<br />
Für die folgenden Ausführungen soll zwischen einem Portfolio<br />
im engeren Sinne und einem Portfolio im weiteren Sinne unterschieden<br />
werden. Hierbei handelt es sich um ein Portfolio im<br />
engeren Sinne, wenn das Portfolio aus genau bestimmten Immobilien<br />
mit bewusst ausgewählten Merkmalen hinsichtlich Risiko,<br />
Rendite, Nutzung, Mikro- und Makrolage, etc. zusammengesetzt<br />
ist. Ein Portfolio im weiteren Sinne ist eine Gesamtheit<br />
von Immobilien, welche sich weder durch eine besondere Struktur<br />
noch eine bewusste Risiko-/Ertragssteuerung auszeichnen<br />
muss, sondern sich allein durch eine genau abgegrenzte Anzahl<br />
im Einzelnen identifizierbarer Objekte definiert. 8<br />
2.2 Wirtschaftliche Zielsetzung der<br />
Portfoliobildung<br />
Höchst unterschiedliche Zielsetzungen können für ein Investment<br />
in Immobilienportfolien maßgeblich sein. An erster<br />
Stelle stehen finanzielle, operative und strategische Zielsetzungen<br />
der Investoren. 9 Zu nennen sind aber auch öffentliche<br />
Zwecksetzungen – bspw. die Bereitstellung von Wohnraum<br />
in bestimmten Regionen oder für bestimmte Bevölkerungsgruppen<br />
– und dem Gemeinwohl dienende Zwecksetzungen,<br />
wie bspw. die Entwicklung bestimmter Stadtteile. 10 Die Zielsetzungen<br />
können auf einer zweiten Ebene anhand der Nebenbedingungen<br />
des Investors unterschieden werden. Zu<br />
nennen sind hier die geplante Dauer der Investition 11 , die<br />
Mindestertragserwartung, 12 die Risikoausrichtung des Investors<br />
oder die regionale, nationale oder internationale Ausrichtung<br />
des Portfolios. 13 Durch die Investition in ein Portfolio<br />
respektive die Zusammenstellung des individuellen<br />
Portfolios kann die jeweilige Zwecksetzung des Investors bezüglich<br />
der Ertrags- und Risikogewichtung abgebildet und<br />
somit individualisiert werden. 14<br />
3 Siehe Poddig, T./Dichtl, H./Petersmeier, K., Statistik, Oekonometrie, Optimierung,<br />
2. Aufl., Bad Soden 2001, S. 159.<br />
4 Allerdings ist zu beachten, dass Immobilienanlagen jedenfalls nicht in vollem<br />
Umfang den idealtypischen Voraussetzungen der Portfoliotheorie entsprechen;<br />
zu verweisen ist insbesondere auf die nicht unerheblichen Transaktionskosten,<br />
die einschränkte Liquidität sowie die nicht unbegrenzte Teilbarkeit der Güter.<br />
Vgl. Bone-Winkel, S./Thomas, M./Allendorf, G. J./Walbröhl, V./Kurzrock,<br />
B.-M., a. a. O. (Fn. 1), S. 796.<br />
5 Vgl. u.a. Mertens, D., Portfolio-Optimierung nach Markowitz, Frankfurt/M.<br />
2004, S. 12.<br />
6 Vgl. auch Hahn, D., Zweck und Standort des Portfoliokonzeptes in der strategischen<br />
Unternehmensführung, in: agplan Gesellschaft für Planung e.V.: Portfoliomanagement,<br />
Berlin 1982, S. 3 f.<br />
7 Vgl. Dichtl, H./Kleeberg, J. M./Schlenger, C., Handbuch Asset Allocation,<br />
Bad Soden 2003.<br />
8 Einige andere Definitionen eines Immobilienportfolios sollen an dieser Stelle<br />
beispielhaft genannt werden. Gondring (H., Immobilienwirtschaft, München<br />
2004, S. 633) definiert ein Portfolio als »Ansammlung verschiedenster Investitionen<br />
eines einzelnen Anlegers«.; Wellner (K., Entwicklung eines Immobilien-Portfolio-Management-Systems,<br />
Reihe: Immobilienmanagement, Bd. 3,<br />
Hrsg. Prof. Dr. Wolfgang Pelzl, Leipzig 2002, S. 33 f.) stellt fest: »Unter einem<br />
Immobilien-Portfolio ist eine Anzahl von Immobilienobjekten und Grundstücken<br />
zu verstehen, die über verschiedene Merkmale in einem Verbund stehen.<br />
Dies kann z.B. der gemeinsame Eigentümer sein oder aber sie unterstehen einem<br />
einheitlichen Management oder zumindest einer einheitlichen Verwaltung.«<br />
9 Vgl. Georgi, C., Ansätze zur Neustrukturierung von Wohnungsunternehmen –<br />
Prozessmanagement, Portfoliomanagement, Berlin 2006, S. 83 f.<br />
10 Vgl. zur sog. Stadtrendite als Berechnungsansatz zur Ermittlung der Rendite<br />
von Wohnungsunternehmen unter gesamtgesellschaftlichen Aspekten für die<br />
Kommune, http://www.degewo.de/presse/pressemitteilung/download/<br />
2006/2006_10_06_stadtrendite_a.pdf, Stand: 3. 8. 2007.<br />
11 Vgl. Gondring, H., Immobilienwirtschaft, München 2004, S. 633.<br />
12 Vgl. Kruschwitz, L., Investitionsrechnung, 10. Aufl., München 2005, S. 250 ff.<br />
13 Vgl. Georgi, C., Ansätze zur Neustrukturierung von Wohnungsunternehmen –<br />
Prozessmanagement, Portfoliomanagement, Berlin 2006, S. 117 f.<br />
14 Bezogen auf Immobilienportfolios kommen weite Teile der Forschung zu dem<br />
Schluss, dass Diversifikation anhand von Investitionen in verschiedene Nutzungskategorien<br />
möglich ist, wohingegen die Wirksamkeit einer regionalen Diversifikation<br />
empirisch in Frage zu stellen ist. Siehe hierzu Wilson-Hudson, S./Wurtzebach,<br />
C. H., Managing Real Estate Portfolios, Irwin 1994, S. 177 und die dort zitierten<br />
Quellen, insb. Miles, M./McCue, T., Historic Returns and Institutional Real Estate<br />
Portfolios, AREUEA Journal 10, Nr. 2 (Sommer 1982), 184–199; Miles, M./<br />
McCue, T., Commercial Real Estate Returns, AREUEA Journal 12, Nr. 3 (Herbst<br />
1984), 355–377; Mirstenberg, P. M./Ross, S. A./Zisler, R. C., Real Estate: The<br />
Whole Story, Journal of Portfolio Management 14, Nr. 3 (Frühjahr 1988), 22–34.<br />
66 2 n 2008 GuG
Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien GuG<br />
3 Subjektive Wertkonzeption<br />
In der Auseinandersetzung mit Fragen der Bewertung<br />
herrscht heute das übereinstimmende Verständnis vor, dass<br />
es den einen, objektiv richtigen Wert nicht gibt. 15 Die unterschiedlichen<br />
Zwecksetzungen, aber auch der unterschiedliche<br />
rechtliche, unternehmerische und finanzielle<br />
Kontext der einzelnen Adressaten führen auf Ebene des<br />
Portfolios zu unterschiedlichen Wertbeimessungen. Entsprechend<br />
weit ist der Raum vertretbarer Bewertungsergebnisse<br />
in einem sich verändernden Bewertungskontext. Zur<br />
Verdeutlichung seien einige beispielhafte Unterschiede<br />
ausgehend von der jeweiligen Situation des Käufers oder<br />
Verkäufers genannt.<br />
Auf Ebene der Portfoliotransaktion können in der Folge<br />
mehrere subjektive Wertvorstellungen über das Portfolio nebeneinander<br />
existieren, ohne dass die eine oder andere Wertbeimessung<br />
unter ihrem jeweiligen Bewertungszweck weniger<br />
zutreffend wäre.<br />
4. Portfoliobewertung<br />
4.1 Anlässe der Portfoliobewertung<br />
Da die Bewertung von Immobilienportfolien nicht unerhebliche<br />
Kosten verursacht, ist offenkundig, dass die Bewertung<br />
per se keinen Selbstzweck darstellt, sondern regelmäßig auf<br />
der Grundlage eines konkreten Anlasses erfolgt. Zu nennen<br />
sind im Wesentlichen die folgenden Anlässe: 16<br />
Die beabsichtigte Transaktion des Portfolios, die eine<br />
Bewertung sowohl aus Käufer- als auch aus Verkäufersicht<br />
erfordern kann. 17 Portfoliotransaktionen werden regelmäßig<br />
zu einem Teil durch Fremdkapital finanziert. Für diese Finanzierung<br />
benötigen die Kreditoren – im Regelfall die beteiligten<br />
Kreditinstitute – Informationen über den Wert des<br />
Portfolios zur Risikoeinschätzung. 18 Zudem besichern Kreditinstitute<br />
ihre Forderungen im Bereich des Immobilienkreditgeschäfts<br />
regelmäßig durch Grundschulden oder Hypothe-<br />
ken, was ggf. die Zusammenstellung der hierzu notwendigen<br />
Wertinformationen erfordert. Daran anknüpfend kann auch<br />
die Verbriefung des Portfolios Anlass einer Bewertung sein,<br />
bspw. bei Refinanzierung des Grundgeschäfts am Kapitalmarkt.<br />
19 Immobilien, die im wirtschaftlichen Eigentum des<br />
Bilanzierenden stehen, unterliegen sowohl im HGB als auch<br />
in den IFRS einer Bilanzierungspflicht. 20 Voraussetzung jeder<br />
Portfoliosteuerung ist es, dass die wesentlichen Informationen<br />
über die Objekte des Portfolios bekannt sind. Hierzu<br />
zählen nicht zuletzt die Informationen über den Wert und<br />
die Risikoklasse der Objekte des Portfolios. 21 Auch steuerliche<br />
Massenbewertungen und Massenbewertungen im Rahmen<br />
städtebaulicher Maßnahmen können genannt werden. 22<br />
4.2 Aufbereitung der Informationen und<br />
Strukturierung des Portfolios<br />
Setzt man sich mit der Portfoliobewertung auseinander, so<br />
ist es unabdingbar, auf die Herausforderungen hinzuweisen,<br />
die mit der Behandlung großer Datenbestände einhergehen.<br />
Denn während bei einer Einzelbewertung eines Objektes die<br />
notwendigen Informationen in der Regel relativ einfach erhoben<br />
werden können und auch eine ›weniger organisierte‹<br />
Vorgehensweise aufgrund der überschaubaren Zahl an Informationen<br />
nicht unmittelbar zu Problemen führt, bedarf es bei<br />
der Portfoliobewertung eines organisierten und strukturierten<br />
Vorgehens.<br />
Von der Erfassung des Mengengerüsts über die Erhebung<br />
der wertbeeinflussenden Faktoren bis hin zur Bewertung<br />
selbst ist es notwendig, sämtliche Schritte schon zu Beginn<br />
des Prozesses zu planen und sämtliche Datenformate, Schnitt-<br />
15 Vgl. nur zur Abkehr vom objektiven Wert in der Unternehmensbewertung<br />
Herzig, N., Einführungsstatement: Unternehmensbewertung Wirtschaftswissenschaft,<br />
WPg 2007, 806–807.<br />
16 Vgl. die Auflistung bei Trotz, R./Schenkel, A., Wertermittlung von Immobilienportfolien,<br />
in: Professionelles Immobilien-Banking, Verband Deutscher<br />
Hypothekenbanken, 2004, S. 31, die zusätzlich noch den Fall der Unternehmensveränderung<br />
anführen. Siehe auch Kleiber, W./Simon, J., Verkehrswertermittlung<br />
von Grundstücken – Kommentar und Handbuch zur Ermittlung von<br />
Verkehrs-, Versicherungs- und Beleihungswerten unter Berücksichtigung von<br />
WertV und BelWertV, hrsg. von Kleiber, Wolfgang/Simon, Jürgen, 5. Aufl.,<br />
Köln 2007, S. 1041.<br />
17 Vgl. Leopoldsberger, G., Pauschale Bewertungsverfahren für Immobilienmassenbestände,<br />
GuG 1996, 90; Beck, M., Wertermittlung von Immobilien, Unternehmensbewertung,<br />
Moderne Instrumente und Lösungsansätze, hrsg. von<br />
Frank Richter/Christian Timmreck, Stuttgart 2004, S. 344.<br />
18 Vgl. Trotz, R./Schenkel, A., Wertermittlung von Immobilienportfolien, in: Professionelles<br />
Immobilien-Banking, Verband Deutscher Hypothekenbanken,<br />
2004, S. 9.<br />
19 Vgl. Beck, M., Wertermittlung von Immobilien, Unternehmensbewertung, Moderne<br />
Instrumente und Lösungsansätze, hrsg. von Frank Richter/Christian<br />
Timmreck, Stuttgart 2004, S. 344.<br />
20 Vgl. Brühl, M. J./Jandura, I., in: Schäffer, Jürgen/Conzen, Georg, Praxishandbuch<br />
der Immobilien-Investition, München 2005, S. 404; Trotz, R./Schenkel,<br />
A., Wertermittlung von Immobilienportfolien, in: Professionelles Immobilien-<br />
Banking, Verband Deutscher Hypothekenbanken, 2004, S. 9; Ranker, D., Immobilienbewertung<br />
nach HGB und IFRS, Berlin 2006, S. 120 ff., 148 ff.<br />
21 Vgl. Greiner, M./Dildei, N., Bewertung von Immobilienportfolios, in: Handbuch<br />
Immobilien-Portfoliomanagement, Hrsg. Karl-Werner Schulte/Matthias<br />
Thomas, Köln 2007, S. 185.<br />
22 Vgl. Kleiber, W./Simon, J., Verkehrswertermittlung von Grundstücken – Kommentar<br />
und Handbuch zur Ermittlung von Verkehrs-, Versicherungs- und Beleihungswerten<br />
unter Berücksichtigung von WertV und BelWertV, hrsg. von<br />
Kleiber, Wolfgang/Simon, Jürgen, 5. Aufl., Köln 2007, S. 1041.<br />
GuG 2 n 2008 67
GuG Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien<br />
stellen, Verantwortlichkeiten, Sicherheitsabfragen usw. klar<br />
und eindeutig zu definieren. Dabei hängt es vom jeweiligen<br />
Zweck ab, wie umfangreich und wie belastbar die übergebenen<br />
Informationen im Detail sein müssen.<br />
Am Anfang jeder Portfoliobewertung stehen die Erfassung<br />
der Mengen und die Entwicklung des Mengengerüsts,<br />
unabhängig davon, ob es sich um eine überschlägige oder<br />
um eine dezidierte Erfassung des Mengengerüsts handelt. Im<br />
Mengengerüst sind regelmäßig Größen (z.B. qm), aber häufig<br />
auch Nutzungsangaben (z.B. Wohnbauland) enthalten.<br />
Auch die Informationen zu den wertbeeinflussenden Parametern<br />
müssen aus Wirtschaftlichkeitsüberlegungen – soweit möglich<br />
– aus den Datenbeständen extrahiert werden. Unternehmen<br />
verfügen häufig bspw. über Wohnungsdatenbanken, ein SAP-<br />
Business-Warehouse, eine Mietbuchhaltung etc. Bei der Verwendung<br />
von Datenbanken ist es notwendig, aus den Originaldaten<br />
des Unternehmens eine Arbeitsdatenbank für die<br />
Bewertung zu generieren. 23 Diese Arbeitsdatenbank ist hinsichtlich<br />
Vollständigkeit und Übereinstimmung mit den Ursprungsdaten<br />
zu prüfen. 24 Des Weiteren sollte die Plausibilität der in<br />
der Datenbank enthaltenen Informationen anhand von Stichproben<br />
oder anderer systematischer Kontrollen geprüft werden.<br />
Voraussetzungen für die Verwendung der Arbeitsdatenbank<br />
für die Bewertung sind: 25 Maschinelle Lesbarkeit, Sortierbarkeit<br />
der Informationen nach verschiedenen Kriterien,<br />
Auswertbarkeit der Daten, eindeutig definierte Datenstruktur,<br />
Eindeutigkeit der Zuordnungen, einheitliche Datenformate<br />
(Anzahl der Datensätze und Felder, Bezeichnung der<br />
Felder, verwendete Datenformate etc.).<br />
Je nach gegebener Zielsetzung und Qualität der bestehenden<br />
Daten kann es darüber hinaus notwendig sein, einzelne<br />
Daten neu zu erheben oder bestimmte Informationen zu aktualisieren.<br />
Hierbei ist darauf zu achten, dass die Datenformate<br />
nach Möglichkeit so definiert werden, dass eine Rückübertragung<br />
in das bestandsführende System möglich ist. So kann sichergestellt<br />
werden, dass die aus der Bewertung regelmäßig<br />
resultierende höhere Qualität der Daten auch nach Abschluss<br />
der Bewertung im Unternehmen genutzt werden kann.<br />
Aber nicht nur die Erfassung des Mengengerüsts, sondern<br />
auch die sich daran anschließende Strukturierung und Bewertung<br />
des Portfolios ist in der Tiefe sowie in der Aufbereitung<br />
der Daten davon abhängig, welches Verfahren in der<br />
Bewertung zur Anwendung gelangen soll. Denn je nach Verfahren<br />
werden unterschiedliche Informationen zur Bewertung<br />
benötigt. In der Praxis geht die erstmalige Erfassung<br />
des Mengengerüsts einher mit einer Strukturierung des Portfolios.<br />
Eine Strukturierung des Portfolios ist aus mehreren<br />
Gründen notwendig. Zum einen kann nur bei einer Analyse<br />
des Portfolios beurteilt werden, welches Bewertungsverfahren<br />
für den gegebenen Sachverhalt geeignet ist. Zum anderen<br />
besteht ohne eine Strukturierung des Portfolios die nicht zu<br />
unterschätzende Gefahr, dass in der Bewertung methodisch<br />
unterschiedliche Vorgehensweisen für gleiche Sachverhalte<br />
gewählt werden. Nur wenn klar ist, welche Struktur das Portfolio<br />
aufweist und welche Sachverhalte sich somit ähneln,<br />
kann eine methodische Gleichbehandlung gewährleistet werden.<br />
Die Bewertungsgenauigkeit hängt nicht zuletzt von der<br />
Strukturierung und der damit verbundenen Qualität der Kategorisierung<br />
der Objekte ab.<br />
Als mögliche Strukturierungsmerkmale können beispielsweise<br />
die Makro- sowie die Mikrolage, die Nutzungsart, die<br />
Baualtersklassen (ggf. unter Berücksichtigung von umfassenden<br />
Renovierungsmaßnahmen), die Kaufkraft, der Objekttyp,<br />
der Bauzustand, die Größe und die prognostizierte<br />
regionale Wertentwicklung herangezogen werden. Bei<br />
Grundstücken sind vor allem Mikro- und Makrolage, Nutzungsmöglichkeiten,<br />
Zuschnitt, Maß der baulichen Nutzung,<br />
Bodenrichtwertbezirk und bauplanungsrechtliche Merkmale<br />
entscheidend. 26<br />
Es ist an dieser Stelle nochmals darauf hinzuweisen, dass<br />
die Art der Strukturierung vom jeweiligen Portfolio, der<br />
Zielsetzung der Bewertung und dem verwendeten Bewertungsverfahren<br />
abhängig ist. Aus diesen drei Einflussgrößen<br />
bestimmt sich nicht nur die Detaillierung der Bewertung an<br />
sich, sondern auch die vorgelagerte Aufbereitung der Daten<br />
sowie die notwendige Strukturierung des Portfolios.<br />
4.3 Verfahren der Portfoliobewertung<br />
4.3.1 Einführung<br />
In der Immobilienportfoliobewertung kommen verschiedene<br />
Verfahren zur Anwendung, die in ihrer idealtypischen Ausprägung<br />
im Folgenden kurz vorgestellt werden sollen. Unterschieden<br />
wird hier in pauschalierte Verfahren, strukturierte<br />
Verfahren und Einzelbewertungen. Dabei ist in praxi die Unterscheidung<br />
zwischen den einzelnen Verfahren nicht trennscharf,<br />
sondern regelmäßig fließend. Es können folglich<br />
auch einzelne Elemente der jeweiligen Verfahren – abhängige<br />
von der Zwecksetzung – miteinander verbunden werden.<br />
Bei der Auswahl der Verfahren ist zu beachten, dass generell<br />
ein Zielkonflikt zwischen den Kosten der Wertermittlung einerseits<br />
und der Qualität der Bewertungsergebnisse andererseits<br />
besteht. 27<br />
4.3.2 Pauschalierte Verfahren<br />
Pauschalierte Verfahren zeichnen sich schon dem Wortverständnis<br />
nach durch eine Vorgehensweise aus, die sich einer<br />
überschlägigen Schätzung und damit einer vereinfachenden<br />
Bewertung bedient; dies führt in der Folge auch zu einem<br />
überschlägigen, weil näherungsweisen Ergebnis.<br />
So verwenden pauschalierte Verfahren für einzelne Bereiche<br />
des Portfolios oder sogar für das gesamte Portfolio einheitliche<br />
Annahmen hinsichtlich wesentlicher wertbeeinflussender<br />
Faktoren und ermitteln auf dieser Basis einen Wert<br />
23 Vgl. Beck, M., Wertermittlung von Immobilien, Unternehmensbewertung, Moderne<br />
Instrumente und Lösungsansätze, hrsg. von Frank Richter/Christian<br />
Timmreck, Stuttgart 2004, S. 347.<br />
24 Vgl. Greiner, M./Dildei, N., Bewertung von Immobilienportfolios, in: Handbuch<br />
Immobilien-Portfoliomanagement, Hrsg. Karl-Werner Schulte/Matthias<br />
Thomas, Köln 2007, S. 188.<br />
25 Vgl. hierzu schon Katte, H. H. et al., Bewertungssysteme für große Immobilienbestände,<br />
GuG 2001, 4 ff.<br />
26 Vgl. hierzu nur Georgi, C., Ansätze zur Neustrukturierung von Wohnungsunternehmen<br />
– Prozessmanagement, Portfoliomanagement, Berlin 2006,<br />
S. 118.<br />
27 Vgl. Greiner, M./Dildei, N., Bewertung von Immobilienportfolios, in: Handbuch<br />
Immobilien-Portfoliomanagement, Hrsg. Karl-Werner Schulte/Matthias<br />
Thomas, Köln 2007, S. 187; Brühl, M. J., Aspekte der Bewertung von Immobilienportfolios,<br />
in: HypZert GmbH (Hrsg.), Studienbrief »Bemessung von<br />
Marktwerten für Immobilien«, 1994, S. 79.<br />
68 2 n 2008 GuG
Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien GuG<br />
Portfolio Verkäufer Käufer Preis in E/m 2<br />
Petruswerk GmbH Bistum Berlin Avila Management 700<br />
BIG Heimbau HSH Nordbank, DZ Bank, Provinzial Deutsche Annington 620<br />
Preussag Werkswohnungen DAL Babcock and Brown 690<br />
Gagfah BfA Fortress 741<br />
ThyssenKrupp Werkswohnungen ThyssenKrupp Corpus, Morgan Stanley 729<br />
GSW Land Berlin Cerberus, Whitehall 515<br />
Degewo Land Berlin Cerberus 690<br />
RWE Werkswohnungen RWE Deutsche Annington 833<br />
Peabody HPE GE Real Estate 660<br />
Viterra E.ON Deutsche Annington 790<br />
West-Berlin Wohnen Tefag Immofinanz 880<br />
NILEG NordLB Fortress 890<br />
Wohnen Ruhr, Köln, Bonn, etc. Oberhausener Grundrendite Liegenschaft Vivacon 760<br />
GHG BVG Corpus, Morgan Stanley 980<br />
Immeo Corpus, Morgan Stanley Fonciere des Regions 980<br />
Baubecon BGAG Cerberus 900<br />
GEHAG HSH Norbank Oaktree 730<br />
WOBA Dresden Stadt Dresden Fortress 660<br />
Wohnungsbau Jade, Wohnen, Hannover Cerberus Babcock Brown 630<br />
DGAG, Wohnen Nordd. HSH Nordbank, B&L Immobilien Pirelli RE 776<br />
Immeo Wohnen Cörpus, Mörgän Stanley Fonciere Develop. Logements 808<br />
Abbildung 3: Kaufpreis in E pro m 2 für verschiedene, beispielhaft ausgewählte Immobilienbestände in den letzten Jahren<br />
für alle betrachteten Objekte. Verwendet werden hierbei sowohl<br />
Angaben zum Preis pro m 2 Fläche als auch Multiplikatoren<br />
bezogen auf die Jahres(netto)kaltmiete oder Umsatzmultiplikatoren.<br />
28 Denkbar sind auch pauschalierte<br />
Annahmen zum Mengengerüst, bspw. zur Größe von Grundstücken<br />
oder Wohnungen. Zur Bewertung werden dabei regelmäßig<br />
Vergleichswerte anhand sog. Comparables bestimmt.<br />
Hierbei werden sowohl öffentlich zugängliche<br />
Informationen aus Transaktionen als auch Erhebungen über<br />
die Einschätzungen der Marktteilnehmer verwendet. Die folgende<br />
Tabelle enthält eine beispielhafte Übersicht solcher<br />
Preise pro m 2 Wohnfläche für Verkäufe von Wohnungsportfolien<br />
respektive von Wohnungsunternehmen mit entsprechenden<br />
Mietflächen. 29<br />
Mit Blick auf die obige Abbildung wird auch offenkundig,<br />
worin der Charme einer solchen Darstellung liegt: Die<br />
m 2 -Preise scheinen schon auf den ersten Blick einen Eindruck<br />
bezüglich des Preises gegenüber anderen Verkäufen<br />
der jüngeren Vergangenheit zu liefern. So wird – auch ohne<br />
vertiefte Kenntnis des Portfolios – eine grobe Schätzung der<br />
Angemessenheit des Kaufpreises vorgenommen bzw. die<br />
Angemessenheit des Kaufpreises auf dieser Grundlage gegenüber<br />
dem Kapitalmarkt kommuniziert.<br />
Allerdings darf man die Augen vor den Schwächen einer<br />
solchen Vorgehensweise nicht verschließen. So muss bei der<br />
Verwendung veröffentlichter Wertinformationen, die die<br />
Grundlage vieler pauschalierter Bewertungen bilden, Vorsicht<br />
walten. Denn dem Kauf liegt regelmäßig ein höchst<br />
komplexes Vertragswerk zugrunde. So sind bspw. aufgrund<br />
vertraglicher Vereinbarung soziale Verpflichtungen oder Investitionsverpflichtungen<br />
durch den Käufer zu tragen. Solche<br />
zur Beurteilung des Kaufpreises notwendigen Detailinformationen<br />
werden allerdings nicht veröffentlicht, so dass<br />
eine Beurteilung eines quasi »korrigierten« Kaufpreises regelmäßig<br />
nicht möglich ist. Auch enthält der Kaufpreis keinen<br />
Hinweis auf Zustand, Lage und Zusammensetzung des<br />
Portfolios, so dass zur Beurteilung der Angemessenheit des<br />
Preises im Vergleich zu anderen gezahlten Preisen im Einzelfall<br />
eine erhebliche Marktkenntnis sowie eine dezidierte<br />
Kenntnis der übertragenen »Vergleichsportfolien« notwendig<br />
sein kann. Außerdem ist zu beachten, auf welche Art und<br />
Weise der Kaufpreis gezahlt wird. Denn die Zahlungsbedingungen<br />
sind häufig wesentlicher Bestandteil der Kaufpreiskonditionen.<br />
Auch ist zu beachten, dass höchst unterschiedliche<br />
Volumina gehandelt werden.<br />
Ein Vorteil pauschalierter Verfahren liegt fraglos im vergleichsweise<br />
geringen zeitlichen und finanziellen Aufwand<br />
und in der Indizfunktion einer solchen, überschlägigen Wertschätzung.<br />
Pauschalierte Verfahren werden häufig ›Desktop‹<br />
28 Vgl. Münchehofe, M./Springer, U., Bewertung von Paketverkäufen, GuG<br />
2006, 144, 145 f. Siehe auch das Beispiel bei Leopoldsberger, G., GuG 1996,<br />
S. 91 zu vereinfachten Verfahren.<br />
29 Vgl. HSH Nordbank, Wohnungsportfoliotransaktionen in Deutschland, November<br />
2006, S. 37 ff. Beyerle, Thomas, Der deutsche Immobilienmarkt im Visier<br />
ausländischer Investmentgesellschaften, Juni 2005, http://www.german<br />
propertycentre.com/pdf/DEGI%20%20-Auslaendische_Investoren_am_deut<br />
schen_Immobilienmarkt.pdf; Just, Tobias, Deutsche Wohnungen: Warum sie<br />
bei internationalen Investoren so begehrt sind, vhw FW – März/April 2006,<br />
http://www.vhw-online.de/forum/content/200602_893.pdf.<br />
GuG 2 n 2008 69
GuG Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien<br />
durchgeführt, d.h., eine Besichtigung der Immobilien ist im<br />
Regelfall nicht Bestandteil der Wertermittlung. 30 Damit wird<br />
auch unmittelbar ersichtlich, was – abgesehen von der Qualität<br />
der Vergleichsinformationen und deren Eignung im Einzelfall<br />
– die Schwachstellen eines solchen Verfahrens sind:<br />
Die Datenlage, auf deren Grundlage die Bewertung erfolgt,<br />
muss nicht nur mit den Tatsachen übereinstimmen, sie muss<br />
auch die für die Bewertung notwendigen Informationen<br />
möglichst vollständig enthalten. Soweit Information fehlen<br />
oder fehlerhaft sind, schlägt dieser Fehler unmittelbar auf<br />
das Bewertungsergebnis durch, da im Regelfall keine Abgleich<br />
der Informationen mit den tatsächlichen Verhältnissen<br />
stattfinden kann. Und je inhomogener die Objekte des Portfolios<br />
sind und je mehr Besonderheiten zu berücksichtigen<br />
wären, desto größer wird der Streuungsbereich einer Schätzung<br />
anhand pauschalierter Verfahren ausfallen.<br />
4.3.3 Strukturierte Verfahren<br />
4.3.3.1 Vorbemerkung<br />
Neben den eben dargestellten pauschalierten Verfahren, die<br />
ihre Berechtigung insbesondere in ersten Wertschätzungen<br />
finden, können strukturierte Bewertungsverfahren für vielfältige<br />
Zwecksetzungen zur Anwendung kommen. Bei letzteren<br />
lassen sich grundsätzlich zwei Varianten unterscheiden:<br />
Zum einen kann ein strukturiertes Verfahren Verwendung<br />
finden, bei dem Werte auf der Basis von Stichproben bestimmt<br />
werden. Hierbei wird zunächst anhand einer Strukturierung<br />
des Portfolios eine Kategorisierung/Segmentierung<br />
der einzelnen Bewertungsobjekte vorgenommen. In einem<br />
nächsten Schritt werden für die einzelnen Kategorien/das<br />
einzelne Segment die wesentlichen wertbeeinflussenden<br />
Faktoren anhand einer Stichprobe ermittelt. Hierauf aufbauend<br />
wird eine Bewertung für die Objekte in der jeweiligen<br />
Kategorie vorgenommen. Die Aufsummierung der Werte aller<br />
einzelnen Objektwerte liefert im Ergebnis den Portfoliowert.<br />
Zum anderen können strukturierte Verfahren auch dazu<br />
genutzt werden, die für eine Einzelbewertung benötigten Informationen<br />
über die Strukturierung zu identifizieren. Während<br />
die Mehrzahl der Informationen auf Einzelobjektebene<br />
erhoben wird, wird auf eine Erhebung bei all denjenigen Informationen<br />
verzichtet, bei denen die Strukturierung zu dem<br />
Ergebnis geführt hat, dass keine oder nur unbedeutende Abweichungen<br />
vom durchschnittlichen Merkmal innerhalb der<br />
homogenisierten Gruppe zu erwarten sind.<br />
4.3.3.2 Stichprobenbasierte strukturierte Bewertung<br />
Im Falle der stichprobenbasierten Bewertungsverfahren wird<br />
das Portfolio zunächst sinnvoll strukturiert. 31 Auf Basis dieser<br />
Strukturierung wird für den Sachverständigen erkennbar,<br />
inwiefern sich einzelne Objekte durch gleiche oder ähnliche<br />
(wertbeeinflussende) Merkmale auszeichnen. Für Objekte,<br />
deren Merkmale identisch oder sehr ähnlich sind, ist es aber<br />
nicht in jedem Fall notwendig, alle Informationen getrennt<br />
bei jedem Objekt einzeln zu erheben. Vielmehr reicht es aus,<br />
die Informationen für repräsentative Objekte zu erheben, da<br />
aus diesen bei sachgerechter Strukturierung auch auf die Informationen<br />
für die übrigen Objekte in der gleichen Kategorie<br />
geschlossen werden kann.<br />
Bezüglich der Strukturierung des Portfolios ist festzustellen,<br />
dass je größer die Anzahl der Ausprägungen der jeweiligen<br />
Kriterien ist, die zur Abschichtung des Bestandes in einzelne<br />
Kategorien verwendet wird, desto größer ist potenziell<br />
auch die Homogenität innerhalb der einzelnen Kategorie.<br />
Dies kann dazu führen, dass nur wenige Objekte in einer Kategorie<br />
verbleiben. Hierbei ist zu beachten, dass bei einer zu<br />
geringen Anzahl von Objekten eine sinnvolle Stichprobenziehung<br />
nicht mehr möglich ist und entsprechend eine Bewertung<br />
aller Einzelobjekte in der Kategorie notwendig<br />
wird. Die Strukturierung des Bestandes und damit die Kategorisierung<br />
der Objekte muss diese Abwägung zwischen Homogenität<br />
und Anwendbarkeit eines Stichprobenverfahrens<br />
unter Berücksichtigung des gegebenen Bewertungszwecks<br />
berücksichtigen. 32 Homogenitätskriterien zur Strukturierung<br />
des Portfolios können sein: Nutzung, Größe, Mikro- und Makrolage,<br />
Alter der Gebäude, Ausstattung, Miete und erwartete<br />
Mietentwicklung, Sonderklassifikationen (Denkmalschutz,<br />
Förderung), Kaufkraft, Bonität und Struktur der Mieter, etc.<br />
Mit Fortschreiten der Bewertung und Verbesserung der<br />
verfügbaren Informationen kann die Homogenität der Kategorisierung<br />
in einem iterativen Prozess zunehmend besser<br />
beurteilt werden. Entsprechend sollte nach Abschluss eines<br />
ersten Bewertungslaufes die in der Arbeitsphase getroffene<br />
Annahme hinsichtlich der Homogenität der Objekte innerhalb<br />
der einzelnen Kategorien anhand der sich ergebenden<br />
statistischen Merkmale überprüft werden.<br />
Nachdem die Strukturierung des Portfolios abgeschlossen<br />
ist, kann die Ziehung einer Stichprobe zur Ermittlung der<br />
notwendigen Informationen erfolgen, da bei sachgerechter<br />
Strukturierung aus den Informationen zu den einzelnen Objekten<br />
in der Stichprobe auf die übrigen Objekte in der Kategorie<br />
geschlossen werden kann. 33 Diese Informationen kommen<br />
dem nahe, was sich ergeben würde, wenn die<br />
entsprechenden Informationen bei jedem Objekt der Kategorie<br />
einzeln erhoben worden wären. Der Bewerter hat im Einzelfall<br />
die Entscheidung zu treffen, welche Art von Stichprobe<br />
er als geeignet erachtet. Zu erwähnen sind an dieser Stelle<br />
bspw. die Zufallsstichprobe oder die gezielte Stichprobe. 34<br />
Nach Durchführung der Wertermittlung für die Objekte in<br />
der Stichprobe muss eine Überprüfung der Grundannahmen<br />
der Strukturierung erfolgen, da die Ergebnisse der Stichprobe<br />
auch zeigen können, dass die gewählte Struktur für den<br />
gegebenen Bewertungssachverhalt nicht geeignet war und<br />
angepasst werden muss. Hierbei ist mit den Hilfsmitteln der<br />
Statistik zu untersuchen, inwiefern die Annahmen über die<br />
30 Vgl. Münchehofe, M./Springer, U., GuG 2006, 144, 145 f.<br />
31 Vgl. Katte, H. H. et al., GuG 2001, 5 f.; Schulte, K.-W., Immobilienbewertung<br />
und Immobilien-Portfoliobewertung, in: Kirsch Hans-Jürgen/Thiele Stefan<br />
(Hrsg.), Festschrift zum 70. Geburtstag von Prof. Jörg Baetge, Düsseldorf<br />
2007, S. 580.<br />
32 Vgl. Greiner, M./Dildei, N., Bewertung von Immobilienportfolios, in: Handbuch<br />
Immobilien-Portfoliomanagement, Hrsg. Karl-Werner Schulte/Matthias<br />
Thomas, Köln 2007, S. 188 f.<br />
33 Vgl. Greiner, M./Dildei, N., Bewertung von Immobilienportfolios, in: Handbuch<br />
Immobilien-Portfoliomanagement, Hrsg. Karl-Werner Schulte/Matthias<br />
Thomas, Köln 2007, S. 188.<br />
34 Bei einer Zufallsstichprobe hat jedes Element der Grundgesamtheit die gleiche<br />
Wahrscheinlichkeit in die Stichprobe zu gelangen, wohingegen bei der gezielten<br />
Stichprobe die Elemente aus der Grundgesamtheit anhand von bestimmten<br />
Merkmalen ausgewählt werden.<br />
70 2 n 2008 GuG
Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien GuG<br />
Abbildung 4: Darstellung des strukturierten Verfahrens bei einer Bewertung auf Stichprobenbasis<br />
Strukturierung der Grundgesamtheit mit den Ergebnissen der<br />
Stichprobenerhebung in Einklang stehen. 35<br />
Soweit sich zeigt, dass die Ergebnisse der Stichprobe aus<br />
dem jeweiligen Segment den getroffenen Annahmen hinsichtlich<br />
der Strukturierung und Kategorisierung entsprechen,<br />
kann aufbauend auf den ermittelten Informationen aus<br />
der Stichprobe eine Hochrechnung respektive eine Ermitt-<br />
lung des Gesamtwertes als Summe der Werte in der jeweiligen<br />
Kategorie erfolgen. Über die Aufsummierung sämtlicher<br />
Kategorien ergibt sich der Wert des gesamten Immobilienportfolios.<br />
35 Vgl. Schnell, R./Hill, P./Esser, E., Methoden der empirischen Sozialforschung,<br />
7. Aufl., München 2005, S. 253.<br />
GuG 2 n 2008 71
GuG Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien<br />
Die Abbildung 4 stellt die systematische Vorgehensweise<br />
bei Anwendung eines strukturierten Verfahrens auf Stichprobenbasis<br />
nochmals in einer schematischen Übersicht dar. 36<br />
4.3.3.3 Strukturierte Verfahren mit Bewertung auf<br />
Einzelbasis<br />
Je stärker die Stichprobenerhebung durch eine Einzelermittlung<br />
der Information ersetzt wird, desto näher kommt das<br />
Verfahren einer Einzelbewertung im klassischen Sinne. Tatsächlich<br />
ist es über ein strukturiertes Verfahren möglich,<br />
Einzelwerte zu ermitteln, wobei durch eine geeignete Strukturierung<br />
die Kosten der Wertermittlung reduziert werden<br />
können. Denn für eine Einzelbewertung ist es nicht unbedingt<br />
notwendig, sämtliche Informationen bei jedem einzelnen<br />
Objekt getrennt zu erheben. Beispielsweise wird die Information<br />
zur Makrolage häufig für mehrere Objekte in<br />
einer Region identisch sein. Eine Strukturierung dieser Objekte<br />
hinsichtlich der Makrolage und Erhebungen der Informationen<br />
zur Makrolage stellvertretend für die Objekte der<br />
Kategorie entspricht folglich uneingeschränkt dem Prinzip<br />
der Einzelbewertung. Gleichfalls wird bei größeren Beständen,<br />
bei denen mehrere Häuserblocks zur gleichen Zeit, nach<br />
identischen Plänen auf gleiche Art und Weise errichtet wurden<br />
und die auch gleichmäßig Instand gehalten wurden, keine<br />
vollständige Untersuchung der Bausubstanz mehr notwendig<br />
sein, sondern es ist hinreichend, wenn auf<br />
Besonderheiten und Abweichungen eingegangen wird. Bei<br />
diesen Verfahren handelt es sich um optimierte Bewertungsprozesse<br />
innerhalb der Einzelbewertung, die primär aus arbeitsökonomischen<br />
Gründen vorgenommen werden.<br />
Auf Basis einer Analyse der insgesamt notwendigen Informationen<br />
ist festzulegen, welche Daten individuell ermittelt<br />
werden müssen und welche Daten für mehrere Objekte<br />
übereinstimmend erhoben werden können. Hierbei ergibt<br />
sich bspw. bei einem DCF-Verfahren für ein Wohnimmobilienportfolio<br />
das folgende Bild: Die Informationen zu Anschrift,<br />
Objektnummer, Flächen, Ist-Mieten, notwendiger Instandhaltung,<br />
Förderung etc. sind für jedes Objekt<br />
individuell zu erheben oder aus den verfügbaren Datenbanken<br />
zu generieren. Andere Informationen können hingegen<br />
auf der Grundlage der Strukturierung für bestimmte Segmente<br />
des Portfolios erhoben werden. Hierzu zählen beispielsweise<br />
die Schätzung marktüblicher Bewirtschaftungskosten,<br />
die Informationen zur Makrolage, ggf. auch die Informationen<br />
zur Mikrolage (bspw. bei Mehrfamilienhäusern innerhalb<br />
einer Wohnsiedlung), ortsübliche Vergleichsmieten, Informationen<br />
für Liegenschaftszinssätze und Anfangsrenditen<br />
für vergleichbare Objekte etc. Gerade bei Informationen, die<br />
nicht für das einzelne Objekt vorliegen, sondern nur für<br />
durchschnittliche Objekte oder bestimmte Regionen existieren,<br />
ist es nicht notwendig, die identische Information mehrfach<br />
getrennt zu erheben, wenn sich anhand der Strukturierung<br />
ergeben hat, dass sie für alle Objekte innerhalb der<br />
Kategorie identisch sind.<br />
Eine solche strukturierte Einzelbewertung reduziert einerseits<br />
den konkreten Erhebungsaufwand. Andererseits wird sichergestellt,<br />
dass in jedem Einzelfall gleiche Sachverhalte<br />
einer gleichen Behandlung zugeführt werden. Und schließlich<br />
bringt solch eine Vorgehensweise weitere Vorteile in<br />
den Folgeperioden mit sich, da eine Wiederbewertung des<br />
Bestandes auf Einzelwertbasis vereinfacht wird. Denn aufgrund<br />
der Erfassung und strukturierten Aufarbeitung der wesentlichen<br />
Informationen für die Bewertung kann in den Folgeperioden<br />
auf diese Informationen zurückgegriffen werden.<br />
Es kann auf diese Art und Weise eine »atmende« Bewertung<br />
implementiert werden, die – je nach konkreter Ausgestaltung<br />
– auch den Anforderungen an eine jährliche Fair Value Ermittlung<br />
gem. IAS 40 genügen kann. Mittels der Strukturierung<br />
und der nur selektiven Informationsermittlung zum<br />
Stichtag lassen sich die Kosten der Wertermittlung reduzieren,<br />
ohne dass dies eine negative Auswirkung auf die Qualität<br />
der Bewertung nach sich zieht.<br />
4.3.4 Einzelbewertung<br />
Die (klassische) Einzelbewertung zeichnet sich dadurch aus,<br />
dass für das konkrete Bewertungsobjekt in seinen vorgegebenen<br />
Abgrenzungen zu jedem Stichtag sämtliche wesentlichen<br />
wertbeeinflussenden Faktoren erhoben werden und in<br />
der Wertermittlung Berücksichtigung finden.<br />
Wie das Bewertungsobjekt im Einzelnen abzugrenzen ist,<br />
hängt wiederum vom Bewertungszweck ab. Während bei einer<br />
Bewertung für bilanzielle Zwecke, die entsprechenden<br />
Vorschriften zur Abgrenzung des Bewertungsgegenstandes<br />
zu beachten sind, kann eine Einzelbewertung der Objekte für<br />
Zwecke der Portfoliosteuerung durchaus eine abweichende<br />
Aggregationsebene der Objekte vorsehen. IAS 16.9 schreibt<br />
beispielsweise vor, dass für die Beurteilung der Bewertungseinheit<br />
einer Sachanlage auf die unternehmensspezifischen<br />
Gegebenheiten abzustellen sei. IAS 16.58 sieht zudem die<br />
getrennte Bilanzierung von Grundstück und Gebäude bei<br />
Anwendung des Cost Modells vor. Zur Abgrenzung von Finanzinvestitionen<br />
ist in IAS 40.5 definiert, dass es sich bei<br />
Investment Properties im Sinne dieses Standards um Grundstücke<br />
oder Gebäude – oder Teile von Gebäuden – respektive<br />
um Grundstücke und aufstehende Gebäude handelt. Diese<br />
Güter können jeweils selbständige Vermögenswerte verkörpern,<br />
was auch die Immobilie an sich als einzeln zu bewertendes<br />
Objekt umfasst. Damit ist in den IFRS die Abgrenzung<br />
der Bewertungsobjekte vom anzuwendenden Standard<br />
abhängig.<br />
Die Beantwortung der Frage, welche wertbeeinflussenden<br />
Faktoren im Einzelnen zu erheben sind, ist vom jeweils verwendeten<br />
Bewertungsverfahren abhängig. Somit können je<br />
nach verwendetem Verfahren auch unterschiedliche Erhebungen<br />
notwendig sein, um dem Grundsatz der Einzelbewertung<br />
Genüge zu tun. Zur Durchführung einer Einzelbewertung und<br />
zu den hierzu heranzuziehenden Bewertungsverfahren ist auf<br />
diebekannten Quellen in der Literatur zu verweisen. 37<br />
36 Vgl. hierzu auch die alternative Darstellung bei Kleiber, W./Simon, J., Verkehrswertermittlung<br />
von Grundstücken – Kommentar und Handbuch zur Ermittlung<br />
von Verkehrs-, Versicherungs- und Beleihungswerten unter Berücksichtigung<br />
von WertV und BelWertV, hrsg. von Kleiber, Wolfgang/Simon,<br />
Jürgen, 5. Aufl., Köln 2007, S. 1042.<br />
37 Vgl. Leopoldsberger, G./Thomas, M./Naubereit, P., Immobilienbewertung, in:<br />
Schulte Karl-Werner, Immobilienökonomie, München/Wien 2005,<br />
S. 453–527; Gondring, H., Immobilienwirtschaft, München 2004, S. 949 ff.<br />
72 2 n 2008 GuG
Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien GuG<br />
4.4 Verfahrensbeurteilung<br />
In Abhängigkeit vom Bewertungszweck ist die Entscheidung<br />
zu treffen, welche Vorgehensweise im konkreten Fall die geeignete<br />
ist. Eine allgemeine Aussage zum besten Verfahren<br />
für alle Bewertungsanlässe und Bewertungszwecke ist nicht<br />
möglich, da das Ziel der Bewertung und die Art des Portfolios<br />
die Wahl des Bewertungsverfahrens determinieren und<br />
mit der Bewertung teilweise erhebliche Bearbeitungskosten<br />
verbunden sind.<br />
Dabei ist bei allen Verfahren zu beachten, dass eine bloße<br />
rechnerische Richtigkeit nicht ausreicht. Das verwendete Bewertungsverfahren<br />
muss für einen Sachverständigen sowohl<br />
hinsichtlich der verwendeten Basisdaten, der getroffenen<br />
Annahmen sowie der Durchführung als auch hinsichtlich des<br />
Ergebnisses plausibel sein. 38<br />
Auf einen wichtigen Aspekt der sog. »Portfoliobewertung«<br />
ist an dieser Stelle hinzuweisen. Weitgehend umgangssprachlich<br />
wird im Zusammenhang mit der Bewertung<br />
mehrerer Immobilien der Begriff der Portfoliobewertung<br />
verwendet. Dies erweckt zunächst den Anschein, als wäre<br />
das Bewertungsobjekt in diesem Zusammenhang generell<br />
das »Portfolio«. Tatsächlich lässt sich diese Schlussfolgerung<br />
aufgrund des unscharfen Sprachgebrauchs nicht ziehen.<br />
Mit einer Portfoliobewertung kann sowohl die Ermittlung<br />
des Wertes eines Portfolios – mit allen damit einhergehenden<br />
Verbundeffekten und Paketzu- oder -abschlägen 39 – angesprochen<br />
sein, als auch schlicht und einfach die Ermittlung<br />
der Summe der Einzelwerte innerhalb eines Portfolios. Im<br />
Spannungsverhältnis zwischen Portfoliobewertung und Einzelbewertung<br />
ist daher zu unterscheiden, ob ein Portfoliowert<br />
bestimmt wird oder ob Einzelwerte aggregiert werden.<br />
Gleichzeitig ist zu beachten, dass nicht jeder Verkauf einer<br />
Gruppe von Immobilien ein optimiertes Portfolio darstellt,<br />
teilweise werden mit einigen »guten« auch eine gleiche Zahl<br />
»schlechter« Immobilien veräußert, deren Eigentum sich der<br />
Verkäufer unter allen Umständen entledigen will. Insofern<br />
ist zu diskutieren, ob bspw. auftretende Synergien durch die<br />
vorgestellten Verfahren abgebildet werden können.<br />
n Bei dem pauschalierten Verfahren handelt es sich per se<br />
um ein stark vereinfachendes Verfahren. Eine explizite –<br />
quasi rechnerisch nachvollziehbare – Berücksichtigung<br />
der aus der Portfoliobildung resultierenden Effekte<br />
kommt hierbei regelmäßig nicht infrage. Allerdings kann<br />
implizit über die Verwendung von Durchschnittswerten<br />
das abweichende Risiko-Ertragsmuster eines Portfolios<br />
im Gegensatz zur Anlage in Einzelimmobilien berücksichtigt<br />
worden sein.<br />
n Bei den strukturierten Verfahren ist die Abbildung der<br />
aus der Portfoliobildung resultierenden Effekte möglich,<br />
da über die Strukturierung des Portfolios schon eine Einordnung<br />
der einzelnen Immobilien erfolgt ist und darauf<br />
aufbauend die Portfolioeffekte bestimmt und – bspw. im<br />
zugrunde gelegten Risikoaufschlag beim Zinssatz für Immobilienanlagen<br />
– berücksichtigt werden können.<br />
n Bei der Anwendung einer Einzelbewertung scheidet im<br />
Regelfall eine Berücksichtigung der aus der Portfoliobildung<br />
resultierenden Effekte beim einzelnen Objekt aus.<br />
Allerdings kann im Nachgang durch entsprechende An-<br />
passung der Summe der Einzelwerte ein Step-Up oder<br />
Step-Down entsprechend der sachverständigen Beurteilung<br />
vorgenommen werden, um so die Wirkung der aus<br />
der Portfoliobildung resultierenden Effekte (überschlägig)<br />
abzubilden.<br />
5 Wesentliche Einflussfaktoren auf den<br />
Portfoliowert<br />
Es ist von großer Bedeutung zu unterscheiden, ob ein Portfoliowert<br />
bestimmt wird oder ob Einzelwerte aggregiert werden.<br />
Der zentrale Unterschied sei nur kurz umrissen: Das Risiko,<br />
welches aus der Anlage in eine Immobilieninvestition resultiert,<br />
muss für den Investor entlohnt werden. D.h. aus Sicht<br />
des Investors verkörpert ein »Risikozuschlag« für die Immobilieninvestition<br />
einen zusätzlichen Renditeanspruch zum<br />
Ausgleich des gegenüber einer risikofreien Kapitalanlage erhöhten<br />
Risikos. Da sich sowohl die Zahlungsstromschätzungen<br />
als auch die Risikoerwartungen auf Einzelwert- und auf<br />
Portfolioebene – bezogen auf das Einzelobjekt – unterscheiden<br />
können, ergeben sich Unterschiede in den Werten. Vielfältige<br />
Einflussfaktoren auf den Portofoliowert sind dabei<br />
denkbar, die zu einem Auseinanderfallen von Einzelwerten<br />
und Portfoliowert der einzelnen Immobilie führen können.<br />
Zunächst ist zu beachten, dass Preise für Portfolien häufig<br />
in Bieterverfahren ausgehandelt werden, bei denen subjektive<br />
Preisvorstellungen der einzelnen Bieter maßgeblich sind.<br />
So ergeben sich teilweise deutlich unterschiedliche Preise<br />
für ein und dasselbe Portfolio, ohne dass auch die Marktwerte<br />
(oder Fair Values) der einzelnen Assets des Portofolios<br />
aus Marktsicht einer Veränderung unterliegen würden.<br />
Die Preise im Bieterverfahren ergeben sich allgemein aus<br />
den Nutzenerwartungen, die der konkrete Erwerber mit dem<br />
Portfolio verbindet. Gründe für einen höheren Portfoliowert<br />
können für den Erwerber so in Synergien zu sehen sein, die<br />
sich für ihn bspw. in der Verwaltung dieses Portfolios im Gegensatz<br />
zur Verwaltung einzelner Objekte ergeben. Hierbei<br />
können sowohl echte als auch unechte Synergien den Kaufpreis<br />
wesentlich beeinflussen. Echte Synergien kann ausschließlich<br />
der konkrete Investor realisieren, während unechte<br />
Synergien auch anderen Dritte zugänglich sind 40 und<br />
damit schon im Marktwert der einzelnen Immobilie ihren<br />
Niederschlag gefunden haben. Nutzenerwartungen können<br />
sich aber auch aus der Hoffnung auf zukünftig steigende Im-<br />
38 Von der Bewertung eines Immobilienportfolios klar zu trennen ist die Bewertung<br />
eines Immobilienunternehmens. Zwar gibt es durchaus inhaltliche Verbindungen;<br />
so kann der Marktwert des Portfolios einen Hinweis auf den Wert<br />
des Unternehmens geben, soweit es sich um ein reines Immobilienunternehmen<br />
handelt. Allerdings sind bei der Bewertung eines Immobilienunternehmens<br />
weitere Effekte zu berücksichtigen und ggf. auch andere Bewertungsverfahren<br />
zu wählen.<br />
39 Vgl. zu Paketabschlägen Teufelsdorfer, H., Portfoliobewertung und Spezialimmobilien<br />
im Portfoliokontext, Bewertung von Spezialimmobilien, Risiken –<br />
Benchmarks und Methoden, hrsg. von Sven Bienert, Wiesbaden 2005, S. 100.<br />
40 Vgl. zur bilanziellen Unterscheidung von echten und unechten Synergien Richter,<br />
M., Die Bewertung des Goodwill nach SFAS No. 141 und SFAS No. 142,<br />
Düsseldorf 2004, S. 159, m. w. N.<br />
GuG 2 n 2008 73
GuG Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien<br />
mobilienwerte nähren, die der Investor in Teilen durch die<br />
Bereitschaft einer höheren Kaufpreiszahlung abbildet.<br />
Umgekehrt ist auch denkbar, dass ein Portfolioabschlag<br />
gezahlt wird, um die Abnahme einer großen Menge von Objekten<br />
zu honorieren. 41 Auch können schlecht aufbereitete<br />
Verkaufsunterlagen zu einem Risikoaufschlag führen, da potentielle<br />
Käufer die Unsicherheit aufgrund der fehlenden Informationen<br />
kaufpreismindernd berücksichtigen. 42<br />
Ein weiterer Grund für das Auseinanderfallen der Summe<br />
der Einzelwerte und des Portfoliowertes mag in den<br />
(Fremd-)Finanzierungsmöglichkeiten des Portfolios im Vergleich<br />
zu Einzelimmobilien begründet sein. Der Wert des<br />
Portfolios wird nämlich auch – und wie sich in letzter Zeit<br />
gezeigt hat in teilweise erheblichem Maße – durch die Möglichkeit<br />
der Finanzierung bestimmt. 43 Während eine übliche<br />
Fremdfinanzierungsmöglichkeit jedenfalls impliziter Bestandteil<br />
der Bewertung sein dürfte, bieten besonders hohe<br />
Fremdkapitalfinanzierungsmöglichkeiten durch den damit<br />
verbundenen Leverage-Effekt Ertragsperspektiven für bestimmte<br />
Investorengruppen. Diese Ertragsperspektiven sind<br />
insbesondere in Niedrigzinsphasen besonders groß, was sich<br />
aus der stärkeren Wirkung des Leverage Effekts erklären<br />
lässt. 44 So stehen Investoren auch in einer Niedrigzinsphase<br />
unter dem Zwang zur Anlage überlassener Gelder. Entsprechend<br />
attraktiv ist eine Anlage in ein Immobilienportfolio<br />
bei niedrigen Zinsen. Dies spiegelt sich wiederum in der Erhöhung<br />
jedenfalls des subjektiven Wertes des Portfolios für<br />
diese Investoren wieder, und zwar unabhängig von einer<br />
Veränderung des Wertes der einzelnen Immobilien. Denn für<br />
die Beurteilung werden diese Investorengruppen allein die<br />
Eigenkapitalrendite heranziehen, die bei niedrigen Zinssätzen<br />
und einer hohen Fremdkapitalfinanzierung optimiert<br />
werden kann.<br />
Neben aus zukünftigen Nutzenerwartungen zu erklärenden<br />
Gründen können aber auch Prestigegründe, der unbedingte<br />
Wille zum Engagement in einem bestimmten Marktsegment<br />
oder bloße Übertreibungen des Marktes den Wert<br />
des Immobilienportfolios im Einzelfall beeinflussen.<br />
Zudem muss die zunehmende Nähe von Immobilienportfoliotransaktionen<br />
zum Kapitalmarkt beachtet werden, bei<br />
denen teilweise das Verständnis eines Portfolios als nutzenstiftende,<br />
wirtschaftliche Einheit im Vordergrund steht. So<br />
werden am Kapitalmarkt spekulative Elemente bzgl. der gehandelten<br />
Immobilienportfolien durchaus anders beurteilt<br />
und honoriert, als dies bei der Bewertung einzelner Immobilien<br />
der Fall ist. Allein diese Effekte führen bei Portfolien,<br />
die als Finanzanlagen gehandelt werden können, zu einer<br />
Abweichung zwischen Portofoliowert und Summe der Einzelwerte<br />
des Portfolios. Finanztitel reagieren regelmäßig volatiler<br />
als einzelne Immobilienwerte auf wirtschaftliche ¾nderungen.<br />
So gesehen stellt ein exakt definiertes Portfolio,<br />
das durch Anteilsscheine in beliebiger Stückelung am Kapitalmarkt<br />
handelbar ist, eben nicht das gleiche Bewertungsobjekt<br />
dar, welches sich bei Betrachtung der Summe von x<br />
Einzelelementen ergeben würde, welche für sich nicht am<br />
Kapitalmarkt handelbar sind. Daher wird eine Wertidentität<br />
regelmäßig rein zufällig sein.<br />
Beobachtbar ist – trotz aller bekannten und zu berücksichtigenden<br />
Unterschiede – die unterschiedliche Volatilität ei-<br />
nes bloßen Immobilienportfolios im Vergleich zu einem Immobilienunternehmen.<br />
Die folgenden beiden Abbildungen<br />
zeigen die Entwicklung der Gagfah S. A. sowie der Colonia<br />
Real Estate über die letzten Monate. Dabei wird offenkundig,<br />
dass beide Aktien erheblichen Schwankungen unterlegen<br />
haben. Am Markt für Immobilien dürfte es hingegen<br />
schwerfallen, vergleichbare Schwankungen für die in ihren<br />
Portfolien gebundenen Immobilien zu beobachten.<br />
Abbildung 5: Börsenverlauf der Colonia Real Estate 45<br />
Abbildung 6: Börsenverlauf der Gagfah S. A. 46<br />
In zwei weiteren Punkten ist auf den Unterschied zwischen<br />
einer im Wesentlichen unmittelbaren Anlage in Immobilien<br />
und Immobilienportfolien und der Anlage über den Kapitalmarkt<br />
hinzuweisen.<br />
41 Vgl. hierzu Kleiber, W./Simon, J., Verkehrswertermittlung von Grundstücken<br />
– Kommentar und Handbuch zur Ermittlung von Verkehrs-, Versicherungsund<br />
Beleihungswerten unter Berücksichtigung von WertV und BelWertV,<br />
hrsg. von Kleiber, Wolfgang/Simon, Jürgen, 5. Aufl., Köln 2007, S. 1043.<br />
42 Vgl. Münchehofe, M./Springer, U., GuG 2006, 144, 150.<br />
43 Vgl. Münchehofe, M./Springer, U., GuG 2006, 144, 149.<br />
44 Vgl. Münchehofe, M./Springer, U., GuG 2006, 144, 149.<br />
45 Börsenverlauf der Colonia Real Estate, entnommen aus Boerse.ARD.de, http://<br />
ard.gedif.de/ard/kurse_einzekurs_charts.htm?u=0&k=0&s=633800&l=276&n=<br />
CONIA %20REAL%20ESTATE%20AG&seite=kurse&zeit=10000&d1=38&<br />
d2=200&b= 2&vergleich=0&typ=0, Stand: 21. 8. 2007.<br />
46 Börsenverlauf der Gagfah S. A., entnommen aus Boerse.ARD.de, http://ard.gedif.de/ard/kurse_einzelkurs_charts.htm?u=0&k=0&s=A0LBDT&n=GAGFAH<br />
%20S. A.&b=9&l=276, Stand: 21. 8. 2007.<br />
74 2 n 2008 GuG
Abhandlungen n Trappmann/Ranker n Einfluss der Finanzmärkte: Bewertung von Immobilienportfolien GuG<br />
Durch die – wie auch immer geartete – Refinanzierung<br />
am Kapitalmarkt, seien es nun Eigen- oder Fremdkapitalgeber,<br />
werden wesentliche neue Investorenkreise für die<br />
Anlage in Immobilien erschlossen. Denn zum einen können<br />
nahezu beliebige Stückelungen an Immobilien und Immobilienportfolien<br />
gehandelt werden, die auch denjenigen Investoren<br />
eine Anlage ermöglichen, für die aufgrund der Höhe<br />
der Kapitalbindung eine Direktanlage in Immobilien nicht<br />
möglich ist. Gleichzeitig werden für große Investoren hinreichend<br />
attraktive Pakete gebildet, so dass auch umgekehrt die<br />
Anlage größerer Kapitalbeträge in Immobilen möglich wird.<br />
Für beide Investorengruppen wird so die Möglichkeit eröffnet,<br />
ihr Portfolio um die Anlagenklasse der Immobilien zu<br />
erweitern und die daraus resultierenden Diversifizierungseffekte<br />
zu nutzen.<br />
Unabhängig von der Erschließung neuer Investorengruppen<br />
muss bei der kapitalmarktgerechten Aufbereitung der<br />
Immobilienanlagen auch gesehen werden, dass allgemeine<br />
Kapitalmarktbewegungen auch Wirkung auf am Kapitalmarkt<br />
gehandelte Immobilienanlagen nach sich ziehen, ohne<br />
dass derart begründete Kursänderungen ihren Ursprung in einer<br />
unmittelbaren Wertveränderung der zugrunde liegenden<br />
Immobilien hätten. Insbesondere in Zeiten günstiger Zinsen<br />
und einer Hausse am Kapitalmarkt kann dies allerdings eine<br />
mittelbare Wirkung auf die gezahlten Kaufpreise für Immobilienportfolien<br />
nach sich ziehen. 47<br />
6 Fazit<br />
Auch in der Immobilienbewertung gilt der Grundsatz, dass<br />
jede Bewertung vom zugrunde liegenden Bewertungszweck<br />
abhängt. Entsprechend existiert der einzig wahre Wert nicht,<br />
vielmehr existiert eine Vielzahl von vertretbaren Bewertungsergebnissen,<br />
die vom gewählten Bewertungszweck,<br />
den rechtlichen Rahmenbedingungen und den gewählten<br />
Prämissen abhängen. Aufgabe des Sachverständigen ist es,<br />
diese Grundlagen und Nebenbedingungen der Bewertung zu<br />
identifizieren und in der Bewertung und seinem Wertermittlungsbericht<br />
angemessen zu berücksichtigen.<br />
So erklärt es sich, dass für verschiedene Zwecksetzungen<br />
im Rahmen der Portfoliobewertung auch unterschiedliche<br />
Bewertungsverfahren zur Anwendung gelangen. Während<br />
für eine überschlägige Schätzung ein pauschaliertes Bewertungsverfahren<br />
ausreichend sein kann, lassen sich die höheren<br />
Kosten eines strukturieren Bewertungsverfahrens mit der<br />
entsprechenden höheren Sicherheit der Bewertung rechtfertigen.<br />
Dabei können durch geeignete Strukturierung und individuelle<br />
Erfassung aller wesentlichen wertbeeinflussenden<br />
Faktoren auch die Anforderungen einer Einzelbewertung im<br />
Rahmen eines strukturierten Bewertungsverfahrens erreicht<br />
werden. Hierdurch wird gleichzeitig sichergestellt, dass – gerade<br />
in großen Portfolien – gleiche Sachverhalte gleich bewertet<br />
werden.<br />
Zur Beurteilung der Portfoliobewertung ist zu beachten,<br />
dass sich die Einflüsse des Kapitalmarktes durchaus wesentlich<br />
auf die gezahlten Preise für Portfolien auswirken können.<br />
Als Gründe sind neben den besonderen Finanzierungsmöglichkeiten<br />
für internationale Investoren auch die<br />
Erschließung neuer Investorenkreise sowie die vom Kapitalmarkt<br />
geprägten Risikoeinschätzungen zu nennen, die sich<br />
teilweise von den Risikoeinschätzungen der zugrunde liegenden<br />
Immobilienanlagen gelöst haben.<br />
Letztlich beweisen wird sich der Wert eines Portfolios<br />
häufig erst Jahre später. Denn die Bewertung eines Portfolios<br />
bedarf aufgrund der inhärenten Unsicherheit über die Zukunft<br />
in vielen Punkten des sprichwörtlichen Blickes in die<br />
Kristallkugel. So sind es die Erfahrungen und die Qualität<br />
des Sachverständigen und seine professionelle Einschätzung<br />
des Marktes, auf denen die Zuverlässigkeit der Portfoliobewertung<br />
fußt.<br />
Dr. Helmut Trappmann, Dr. Daniel Ranker,<br />
PricewaterhouseCoopers<br />
10785 Berlin, Potsdamer Platz 11<br />
helmut.trappmann@de.pwc.com<br />
daniel.ranker@de.pwc.com<br />
47 Vgl. Britischer Immobilienmarkt in Turbulenzen, Handelsblatt 26. 11. 2007;<br />
Anleger verschmähen Immobilienaktien, Handelsblatt 26. 11. 2007.<br />
GuG 2 n 2008 75