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Einheit 10<br />
Aufgabe 10.1 Mit welchen Argumenten kritisieren die Verfasser die vorpositivistische Literaturbetrachtung?<br />
Worauf zielt demgegenüber ihre eigene Arbeit ab?<br />
Die Autoren kritisieren das ungenügende (“insufficienti”) und verzerrte (“falso concetto”)<br />
Bild, das von einer vorpositivistischen Literaturbetrachtung erarbeitet worden sei, die bestimmten<br />
Prämissen ästhetischer, politischer oder philosophischer Natur (“si badò ad alcuni<br />
preconcetti estetici, politici, filosofici”) mehr Bedeutung beimesse als einem Studium<br />
der Fakten, die Literaturgeschichte einer vorbestimmten Systematik unterwerfe (“ricostruire<br />
sistematicamente la storia”) und damit oberflächlich sei (“esposizioni superficiali”).<br />
Dem setzen die Positivisten ein vermeintlich “unmittelbares” Studium der Quellen (“studio<br />
diretto dei monumenti”) entgegen, das sich neben der jeweils untersuchten Literatur u.a.<br />
auf andere Nationalliteraturen, Politik und Biographien erstreckt. Wie im Folgetext im<br />
Lehrbuch dargelegt, ist die Annahme einer Objektivität und Unmittelbarkeit im Umgang<br />
mit dem geisteswissenschaftlichen Studienobjekt illusorisch und verdeckt lediglich die impliziten<br />
Annahmen, die auch der positivistische Zugang macht.<br />
Aufgabe 10.2 Lesen Sie folgenden Textauszug aus La coscienza di Zeno und arbeiten Sie<br />
Elemente der Psychoanalyse darin heraus. Wie wird diese im Roman dargestellt?<br />
Das Erzähler-Ich, also Zeno, schildert hier seinen Versuch einer psychoanalytischen Selbstanalyse,<br />
im Anschluss seiner Lektüre einer Abhandlung über die Psychoanalyse. Das Erzähler-Ich<br />
versucht hier offensichtlich mittels Selbsthypnose und Traumanalyse seine<br />
Kindheitstraumata zu ergründen. Dabei werden Aspekte wie die Problematik des manifesten<br />
Trauminhaltes angesprochen, dessen Deutung für den Erzähler erst einmal völlig undurchsichtig<br />
erscheint.<br />
Nach einer ersten Lektüre können wir also festhalten: Elemente der Psychoanalyse, wie<br />
z.B. die Traumdeutung, erscheinen als Thema des Textes. Wenn wir nun in einem zweiten<br />
Schritt die von Freud postulierte Analogie von Traum und künstlerischem Schaffen hinzuziehen,<br />
ergibt sich für den Text darüber hinaus eine metapoetologische Dimension: Der<br />
Text behandelt die Wirkung des Unbewussten und damit den Voraussetzungen der Psychoanalyse<br />
gemäß den Ursprung auch des vorliegenden Textes selbst. Dabei lässt der ironische<br />
Grundton des Textes (z.B. “Non è difficile d’intenderlo, ma molto noioso”)<br />
zugleich eine gewisse Distanzierung von den psychoanalytischen Erklärungsmustern erkennen.<br />
Aufgabe 10.3 Elio Gioanola ist einer der italienischen Literaturwissenschaftler, der die Psychoanalyse<br />
nach Freud auf die Interpretation literarischer Texte anwendet. Im Vordergrund<br />
steht dabei die Beziehung von Autor und Werk im Sinne der Beziehung von Krankheit<br />
und literarischer Produktion. Einer der von ihm bevorzugt untersuchten Autoren ist<br />
Italo Svevo. Lesen Sie im Folgenden seine Analyse der Coscienza di Zeno und arbeiten Sie<br />
die Freudschen Kategorien heraus. Wie dienen diese als Analysehilfen für die Interpretation<br />
eines literarischen Textes?<br />
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