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Den Regieanweisungen kann man entnehmen, dass Mirandolina die gesamte Szene über<br />
mit Bügeln beschäftigt ist. Die Art und Weise, wie sie diese Tätigkeit ausführt,<br />
unterstreicht ihre Ablehnung dem Cavaliere gegenüber (“senza guardarlo”, “con rabbia”),<br />
der neben der arbeitenden Herbergswirtin als ein lästiger Bittsteller erscheinen muss. Das<br />
Bügeleisen selbst erhält im Weiteren eine symbolische Dimension, steht es doch für die<br />
‘erkaltete’ Liebe Mirandolinas, die mehrmals Fabrizio herbeiruft, um ihr ein heißes Eisen<br />
als Ersatz zu bringen – woraus ersichtlich wird, dass sie eben ‘mehrere Eisen im Feuer hat’.<br />
Belustigend wirkt die Szene nicht zuletzt deshalb, weil der frisch verliebte Cavaliere in<br />
Anbetracht der plötzlich wie ausgewechselt agierenden Mirandolina die Welt nicht mehr<br />
versteht, während die Zuschauer bzw. Leser des Stückes über diese planmäßige Abstrafung<br />
des einstigen Frauenverächters bestens informiert sind.<br />
Aufgabe 7.12 [Zusatzmaterialien] Welcher dramatische Konflikt ist am Beispiel des<br />
voranstehenden Ausschnitts im Stück angelegt? Wieso können die personaggi nicht selbst<br />
auf der Bühne vor Publikum spielen? Wieso beharren sie auf ihrer Sicht der Dinge?<br />
Weshalb hatte der Autor seine Figuren ‘verworfen’?<br />
Der padre kann in der Auseinandersetzung mit dem capocomico nicht begreifen, dass er<br />
als ‘Figur’ nicht selbst das Schauspiel auf der Bühne geben kann, da dies die Aufgabe der<br />
seine Rolle interpretierenden Schauspieler ist. Zwischen der Idee zu einer literarischen<br />
Figur und der theatralischen Ausführung liegt eine Kluft, nämlich jene zwischen Konzept<br />
und fiktionaler Ausarbeitung im Manuskript, schlussendlich gar in der Inszenierung. Für<br />
den Schauspieldirektor hängt dies zunächst einmal ganz grundsätzlich mit der fehlenden<br />
Professionalität der personaggi zusammen, die nicht über das notwendige Können<br />
verfügten, um eine Textvorlage im Sinne der gängigen Bühnenpraxis korrekt zu rezitieren<br />
(“ma qua, caro signore, non recitano i personaggi”). Die Figuren wiederum finden sich in<br />
ihren ‘Verkörperungen’, den Schauspielern, nicht wieder (“non m’assomiglia per nulla!”),<br />
was eingangs bereits mit der Namensproblematik (erhält die Figur auf der Bühne den<br />
‘echten’ Namen oder doch einen ganz anderen?) kenntlich gemacht wird. Der Vater sieht<br />
in dieser Diskrepanz schließlich sogar den mutmaßlichen Grund für die Entscheidung des<br />
Autors, seine Figuren nicht für ein Theaterstück zu verwenden. Da die Figuren letztlich<br />
nichts weiter als Konzepte sind, die zu einem bestimmten Zeitpunkt entstanden sind, um<br />
danach wieder verworfen zu werden, und keine lebendigen, wandelbaren Wesen mit einer<br />
eigenen Entwicklungsgeschichte, bleiben sie notwendigerweise auf ihre einmal vorgegebene<br />
Rolle fixiert.<br />
Aufgabe 7.13 [Zusatzmaterialien] An welchen Stellen des voranstehenden Textausschnitts<br />
werden die Ebenen zwischen Spiel und Wirklichkeit im Sinne eines programmatischen<br />
Illusionsbruchs vermischt? Übertragen Sie den Aussagegehalt des erörterten<br />
Illusionsbruchs auf die Gattung ‘Drama’ an sich. Welche meta-theatralische Deutung lässt<br />
sich an Pirandellos Stück ablesen?<br />
Ein Illusionsbruch stellt sich jeweils ein, wenn die personaggi auf ihrer ‘Existenz’ beharren<br />
und sich mit den tatsächlich lebenden Schauspielern vergleichen bzw. wenn die Diskrepanz<br />
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