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Technische Mechanik Kinematik

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Erich Sirrenberg<br />

<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

<strong>Kinematik</strong><br />

Ein interaktives eBook für Maple


Der Autor<br />

Prof. Dr. Erich Sirrenberg war lange als Entwicklungsingenieur in der Industrie<br />

tätig. Er lehrte an der TU Berlin und an den Fachhochschulen in<br />

Berlin und Bingen in den Disziplinen <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>, Systemdynamik,<br />

Numerische Methoden der Konstruktionsberechnung, Leichtbau, Strömungs-<br />

<strong>Mechanik</strong> und Computeralgebrasysteme.<br />

Verlag Harri Deutsch<br />

Gräfstr. 47, 60486 Frankfurt<br />

www.harri-deutsch.de<br />

verlag@harri-deutsch.de<br />

Bibliografische Information Der Deutschen Nationalbibliothek<br />

Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet<br />

über 〈 http://dnb.d-nb.de 〉 abrufbar.<br />

ISBN 978-3-8171-1788-8<br />

Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.<br />

Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdrucks und der Vervielfältigung<br />

des Buches – oder von Teilen daraus – sind vorbehalten. Kein Teil des<br />

Werkes darf ohne schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form<br />

(Fotokopie, Mikrofilm oder ein anderes Verfahren), auch nicht für Zwecke der<br />

Unterrichtsgestaltung, reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme<br />

verarbeitet werden. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen<br />

des Urheberrechtsgesetzes.<br />

Der Inhalt des Werkes wurde sorgfältig erarbeitet. Dennoch übernehmen Autor<br />

und Verlag für die Richtigkeit von Angaben, Hinweisen und Ratschlägen<br />

sowie für eventuelle Druckfehler keine Haftung.<br />

1. Auflage 2007<br />

c○Wissenschaftlicher Verlag Harri Deutsch GmbH, Frankfurt am Main, 2007<br />

Druck: betz-druck GmbH, Darmstadt<br />

Printed in Germany


Inhaltsverzeichnis<br />

Vorwort 3<br />

1 Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens 9<br />

2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> 17<br />

2.1 Aufgabe und Abgrenzung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 17<br />

2.2 Raum und Bezugssystem . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.3 Zeit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21<br />

2.4 Körper und Masse . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 24<br />

2.5 Gliederung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> . . . . . . . . . . . . . . 27<br />

3 <strong>Kinematik</strong> 31<br />

3.1 Lagebestimmung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 31<br />

3.2 Bewegungszustand von Elementen . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

3.3 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand . . . . . . . . 34<br />

4 Projekte 43<br />

Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe . . . . . . . . . . . . . . . 43<br />

Die Projekte im Überblick . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 57<br />

Anhang 62<br />

Literatur zu Maple . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

Ansprechpartner bei Fragen zu den Programmmen . . . . . . . 62


Vorwort<br />

Ungewöhnlich, das Vorwort eines Lehr- und Fachbuchs beginnt mit einem<br />

Witz:<br />

Wegen Husten geht die Person zum Arzt. Dieser verschreibt ihr<br />

Rizinusöl und bittet sie nach einigen Tagen wiederzukommen. Dieses<br />

erfolgt nach 5 Tagen. Der Arzt fragt: Haben Sie noch Husten?<br />

Die Antwort: Nein Herr Doktor, ich traue mich nicht mehr.<br />

Meine verehrten Lehrer Prof. Dr. I. Szabó und Prof. Dr. R. Trostel haben<br />

anderTUBerlin,Prof.Dr.K.Marguerre an der TH Darmstadt Mitte<br />

1950 begonnen, die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> zu „erneuern“, indem sie diese<br />

„mathematisierten“. Damit erfuhr die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> einen enormen<br />

Praxisbezug, wurde Grundlage der ingenieurwissenschaftlichen Praxis, bildet<br />

heute in dieser Form die Basis jeder Ingenieur-Ausbildung. Gleichermaßen<br />

wie im Witz stehen uns heute neue Werkzeuge zur Verfügung, z. B. CAS –<br />

Computer Algebra Systeme –, sollten neue Wege der Lehre und Anwendung<br />

beschritten werden.<br />

Den Studenten bereitete die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> stets Schwierigkeiten. Obwohl<br />

die wenigen Sätze der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> leicht zu verstehen sind,<br />

ist deren Anwendung auf praxisnahe Probleme infolge des mathematischen<br />

Aufwandes nicht einfach. Oft wird auch eine „Mathematisierung“ bemüht,<br />

die nicht angebracht, dem Praxisbezug zuwider ist. Um diese Schwierigkeiten<br />

zu umgehen, wird oft eine falsche Didaktik bemüht – die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

wird derart einfach gelehrt, dass sie mit der Praxis nichts mehr gemein<br />

hat, die Idealisierungen sind unvereinbar mit der Praxis. Dem gegenüber steht<br />

heute der Leistungsanspruch der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> – die Konstruktionen<br />

müssen in vielfacher Hinsicht exakter ausgelegt werden. Somit ist es sinnvoll,<br />

heute eine <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> zu lehren und anzuwenden, die den Zielen


4 Vorwort<br />

der Praxis gerecht wird, die Lernenden jedoch nicht „vergrault“. Die <strong>Technische</strong><br />

<strong>Mechanik</strong> kann heute – bis auf die Materialtheorie – als „abgeschlossen“<br />

betrachtet werden. Geschichtlich bedingter Ballast und althergebrachte<br />

Vorgehensweisen sollten keinen Bestand mehr haben – z. B. der Aufbau der<br />

<strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> in der Form Statik, <strong>Kinematik</strong>, Dynamik usw. In der<br />

Mechatronik ist die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> vereint mit einer Vielzahl von Disziplinen,<br />

in der Praxis ist dieses generell.<br />

Das Ziel muss sein, Denk- und Arbeitslehre methodisch zu gestalten, dabei<br />

jedoch die Praxis nicht zu vergessen. Erinnert sei diesbezüglich an das alte<br />

Modell von Konfuzius – das Modell der modernen Pädagogik:<br />

1. Zeige es mir, so werde ich es vergessen<br />

2. Mache es mit mir, so werde ich es verstehen<br />

3. Lass es mich machen, so werde ich es können<br />

Damit ist dem Frontalunterricht der Kampf angesagt, der interdisziplinären<br />

Projektarbeit im Team die Tür geöffnet.<br />

Derart habe ich seit 1980 Studenten an Hochschulen in mehreren Disziplinen<br />

begleitet mit dem Ergebnis: die Studenten hatten Spaß, ich hatte Spaß und<br />

– das Wesentliche – Punkt 3 wurde erreicht. Das Motto muss sein:<br />

Lernen soll Spaß machen<br />

Der vorliegende 1. Teil der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> gibt eine Einführung in<br />

diese Disziplin und die Darstellung der <strong>Kinematik</strong>, d.h.dieLehrevonder<br />

Bewegung. Diese ist die einfachste, weil rein geometrische Disziplin der <strong>Technische</strong>n<br />

<strong>Mechanik</strong>. Gleichzeitig stellt sie die Basis dar für die Bereiche des 2.<br />

Teils – Kinetik. Darüber hinaus hat die <strong>Kinematik</strong> wesentliche unmittelbare<br />

Anwendungen in der Praxis.<br />

Der Aufbau dieser <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> unterscheidet sich nun grundlegend<br />

von der üblichen Vorgehensweise. Die Darstellung ist gänzlich mit CAS<br />

Maple 10.02 classical und CAD Megacad – mit letzterem die Skizzen –<br />

in einem eBuch realisiert. Maple ist das hervorragende CAS, mittels dessen<br />

Textbearbeitung, Zeichnung, symbolische und numerische Mathematik – besonders<br />

Animationen – einfach zu realisieren sind. Die Einarbeitungszeit in<br />

Maple – gleiches gilt für Megacad – ist gering. Komplizierte mathematische<br />

Analysen entarten zu Spielereien, bewegte Bilder gründen das Gefühl für<br />

das betrachtete System, die wesentliche Hilfe für die Synthese. Nicht nur die<br />

Aufgaben, auch die theoretischen Entwicklungen sind in dieser <strong>Technische</strong>n


Vorwort 5<br />

<strong>Mechanik</strong> mit Maple einfach realisiert. Damit sind die Möglichkeiten von<br />

Maple allerdings noch längst nicht ausgeschöpft.<br />

Der Lernende erfährt an theoretischen Entwicklungen und praxisnahen Aufgaben<br />

den Umgang mit Maple, erkennt dabei, wie einfach nun die <strong>Technische</strong><br />

<strong>Mechanik</strong> wird, auch welch mächtiges, zukunftsorientiertes Werkzeug Maple<br />

darstellt. Er wird in Zukunft einfach mapeln.<br />

Nun liegt hier kein Buch im üblichen Sinn vor. Das hat weitreichende Vorteile.<br />

Will der Lernende ein übliches Buch haben, so kann er sich dieses entsprechend<br />

seinen Vorstellungen drucken lassen. Da die Skizzen, Gleichungen, Texte<br />

usw. farbig sind, kann dieses Buch individuell gestaltet werden: Skizzen,<br />

Texte, mathematische Beziehungen usw. können beliebig verändert werden,<br />

so können z. B. ergänzende Zeichnungen, Texte an beliebiger Stelle eingefügt<br />

werden. Der Flexibilität sind keine Grenzen gesetzt. Auch kann die Darstellung<br />

mittels L ATEX, Rtf o. Ä. bearbeitet werden.<br />

Dieses ist kein „Lehrbuch“ für Maple. Neben der Entwicklung der <strong>Kinematik</strong><br />

werden eine Vielzahl von Übungsaufgaben sowie eine große Zahl von Projekten<br />

mit Maple bearbeitet. Nach Durcharbeit dieser <strong>Kinematik</strong> – möglichst<br />

im Team – werden die Lernenden erkennen, wir sind in der Lage, praxisnahe<br />

kinematische Probleme einfach zu bearbeiten und wir können mapeln –auch<br />

in anderen Disziplinen.<br />

Bisher war es üblich, stets neue Rechner-Sprachen zu lernen. Maple macht<br />

diesem Unfug ein Ende. Die Vielfalt, Flexibilität, enorme Schnelligkeit bei numerischen<br />

Rechnungen – bedingt durch NAG (Numerical Algorithms Group)<br />

– lassen kaum Wünsche aufkommen. Wenn unbedingt notwendig, können mit<br />

Maple entwickelte Programme einfach in Fortran, C und Java abgebildet<br />

werden. Hinzu kommt, dass ausgehend von Maple auch Matlab und Excel<br />

bemüht werden können.<br />

Trotz der großen Vorteile von Maple – es wird kein fehlerfreies CAS geben.<br />

Daher ist wesentlich, die Ergebnisse kritisch zu betrachten. Andererseits ist<br />

Maple so weit „ausgereift“, dass Fehler eher Mangelware sind. Damit sind<br />

wir beim letzten wesentlichen Aspekt: Maple liefert uns keine Diskussion<br />

der Ergebnisse. Mittels der Animationen beschaffen wir uns aber das Gefühl<br />

für die Funktion des Systems und die Einflüsse der Parameter – das Gefühl<br />

mitteilen, die Diskussion der Ergebnisse müssen wir realisieren.<br />

Danken möchte ich Scientific Computers, Aachen für das Überlassen einer<br />

Maple 10 Version, MegaTech, Berlin für das Überlassen einer MegaCad


6 Vorwort<br />

Lizenz, meiner lieben Frau Marie für die Mühe, die sie mit mir hatte und<br />

hat.<br />

Bleibt nur noch zu bemerken – was für alle Programme gilt: Da Programme<br />

in der Regel nicht frei sind von Fehlern, wird auch keine Haftung für das<br />

Arbeiten mit diesen übernommen. Fehler in diesem eBuch bitte ich mir zu<br />

melden unter esirrenberg@aol.com.<br />

Hüffelsheim, im Oktober 2006 E. Sirrenberg


Anleitung zum Gebrauch<br />

Verwendung der classical Version<br />

Die in dem Maple-eBook eingebundenen worksheets sind entsprechend der<br />

Möglichkeiten, die Maple bietet – die Maple 10 enthält, die eingesehen werden<br />

können –, bewusst nicht „professionell“ gestaltet – der problemorientierten<br />

Anschauung ist der Vorzug gegeben. Das Ziel dieser <strong>Kinematik</strong> ist nicht<br />

die elegante Programmierung, sondern die Bearbeitung praxisnaher Aufgaben<br />

mittels CAS Maple. Die Darstellung ist mittels Maple 10.02 classical<br />

erstellt, jedoch sind die worksheets mit einfach zu behebenden Ausnahmen<br />

auch in den Versionen 6, 7, 8 und 9 verwendbar.<br />

Der Grund für die Verwendung der Version classical liegt darin, dass in der<br />

Java Version das Einbinden von mit Cad erstellten <strong>Technische</strong>n Zeichnungen<br />

und Skizzen nur mühevoll möglich ist. Dieses ist aber für die ingenieurwissenschaftliche<br />

Ausbildung und Anwendung grundlegend. In der Windows<br />

orientierten classical Version ist dieses mittels Ole sehr einfach.<br />

Aktivierung von Unterprogrammen<br />

Dieses ist ein Lehr- und Arbeitsbuch, in dem als Hilfsmittel CAS Maple<br />

bemüht wird. Maple ist ein mächtiges System und bietet sehr viele Hilfen<br />

an. Trotzdem kommen wir nicht umhin, auch Programme zu entwickeln, die<br />

unseren unmittelbaren Belangen genügen. Auch hier hilft uns Maple, diese<br />

Programme zu erstellen. Bevor wir mit dem eigentlichen Thema beginnen,<br />

sind zunächst Programme aufgelistet, auf welche innerhalb des Buches stets<br />

zurückgegriffen wird. Diese Programme werden sichtbar durch Anklicken der<br />

+Symbole. Zeilenweise werden diese Programme aktiviert, wodurch mittels


8 Anleitung zum Gebrauch<br />

save Unterprogramme (m-Dateien) in die Maple-lybrary geschrieben werden.<br />

Daher müssen die folgenden 7 Programme nur einmal ausgeführt werden.<br />

adtan Mittels Additionstheorem werden sin- und cos-Terme in tan-<br />

Terme abgebildet<br />

ketreg Kettenregel der Differentiation<br />

lager Symbolische Darstellung von Los- und Fest-Lagern sowie Einspannungen<br />

in 2D-Zeichnungen<br />

ortbas Aktivieren von Orthonormierten Basen, Grundbasis und Rotationsmatrix<br />

ohne Aktivieren der Vektoralgebra<br />

vekalg Aktivieren von symbolischen Operationen der Vektoralgebra<br />

vekop Aktivieren weiterer spezieller Operationen zur Vektoralgebra<br />

viergelgetr Übertragungsverhalten des Viergelenkgetriebes<br />

Diese m-Dateien können wir nicht verändern, wollen wir dieses, so muss das<br />

zugehörige Programm neu geschrieben und gespeichert werden. Allerdings<br />

können wir mittels print oder eval die m-Dateien einsehen. Diese m-Dateien<br />

können wir nun in jedem worksheet mittels read aktivieren. Nach der Aktivierung<br />

dieser Programme sollte der Lernende entsprechend den dort gelisteten<br />

Beispielen „spielen“, selber Beispiele ausführen.<br />

Gleiches gilt bezüglich des worksheets animation_einführung. DadieErstellung<br />

bewegter Bilder – Animationen bzw. Simulationen – wesentliche Bedeutung<br />

hat, zeigt dieses worksheet an einfachen Beispielen die Erstellung<br />

derartiger „Filme“.<br />

animation_einführung Erzeugung bewegter Bilder – grundlegende Beispiele<br />

Bemerkungen zur Darstellung<br />

Üblich ist in der Literatur die Darstellung von Vektoren mittels Pfeil- oder<br />

Fettdruck-Schreibweise. Dieses kann auch mit Maple realisiert werden – allerdings<br />

mit erheblichem Aufwand, der meines Erachtens nicht gerechtfertigt<br />

ist. Der Bearbeiter eines Projektes weiß genau über die Struktur seiner Größen<br />

Bescheid – was sind skalare, was vektorielle Größen, was Matrizen, was<br />

Gleichungen usw. Hinzu kommt, dass Maple’s Fehlermeldungen vorzüglich<br />

sind, auf die Inkompatibilität von Größen hinweisen.


1 Methodik<br />

ingenieurwissenschaftlichen<br />

Arbeitens<br />

Im Bereich der Natur- und Ingenieurwissenschaften stellt sich vordergründig<br />

die Aufgabe: Beobachtung und Analyse der realen Umgebung mit dem<br />

Ziel, deren Verhalten verstehen, gegebenenfalls beeinflussen zu können. Diese<br />

Umgebung ist aus einer Mannigfaltigkeit sich beeinflussender Elemente<br />

aufgebaut, letztlich den Elementarteilchen. Wir bezeichnen daher als System<br />

fortan ein derart aufgebautes Ganzes, unsere Umgebung somit als Reales System.<br />

Beispiele solcher Systeme: Kraftfahrzeuge, Blutkreislauf, Werkzeugmaschinen,<br />

Sonnensysteme, Volkswirtschaften, Parlamente, Familien usw.<br />

Reale Systeme zu beschreiben ist i. Allg. unmöglich bzw. äußerst komplex.<br />

Unser Ziel kann daher nur sein, ein mehr oder weniger stark vereinfachtes<br />

Ersatzsystem des Realen Systems – ein Modell – zu entwickeln. Die Beschreibung<br />

sollte derart sein, dass einerseits das Modell mit der Beobachtung des<br />

Realen Systems möglichst gut übereinstimmt, andererseits die Beschreibung<br />

des Modells nicht zu aufwendig wird. Sofern bekannt, sollten unwesentliche<br />

gegenüber wesentlichen Einflüssen zunächst vernachlässigt werden, wobei aus<br />

der Erfahrung bzw. Übung folgt, was wesentlich bzw. unwesentlich – vernachlässigbar<br />

– zu handhaben ist. Wichtig ist, das stets die Vernachlässigungen<br />

vereinbart sind, was zur sauberen Modellbildung führt, auch die Anwendbarkeit<br />

der aus diesem Modell folgenden Ergebnisse zeigt.<br />

Als Modell verstehen wir nun ein mehr oder weniger idealisiertes Abbild der<br />

Wirklichkeit, bezüglich dessen wir bestrebt sind, mittels formaler Sprachen –<br />

z. B. Mathematik – Ergebnisse zu entwickeln, die uns erlauben, Rückschlüsse<br />

auf das Reale System zu formulieren. Damit sind wir dann u. U. in der Lage,<br />

Reale Systeme zu verstehen bzw. diese zu beeinflussen.<br />

Um Modelle mittels formaler Sprachen zu formulieren, benötigen wir Grundbegriffe.<br />

Diese sind eine Folge der Abstraktion unserer Erfahrung, z. B. Kör-


10 Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens<br />

per, Masse, Zeit usw. Mittels formaler Sprache, deren Regeln eine Aussagelogik<br />

darstellen, ist es möglich, die Grundbegriffe mit unserer Erfahrung zu<br />

verknüpfen. Wir sprechen von grundlegenden Aussagen – Axiomen –, welche<br />

dadurch gekennzeichnet sind, dass die Grundbegriffe so verknüpft sind,<br />

dass eine Reduktion auf elementarere Aussagen nach unserem momentanen<br />

Erfahrungsbestand nicht möglich ist. Axiome sind somit nicht theoretisch<br />

zu begründen, sind als sinnvolle Definition unserer Erfahrung zu betrachten,<br />

können bestenfalls durch Experimente bestätigt werden.<br />

Aufbauend auf den derart definierten Axiomen erfolgt mittels der Logiksysteme<br />

die Formulierung weiterführender Aussagen. Dieses Vorgehen ist typisch<br />

für sämtliche Fachgebiete, z. B. Elektrotechnik, Betriebswirtschaft, Biologie<br />

usw.<br />

Fassen wir zusammen: Axiome und das bemühte Logiksystem sind nur dadurch<br />

gerechtfertigt, dass die damit erhaltenen Aussagen ein die Realität befriedigendes<br />

Abbild liefern. Einzusehen ist unmittelbar, dass das Logiksystem<br />

nicht eindeutig ist, d. h. mehrere derartige Systeme zulässig sind zur Beschreibung<br />

eines Sachverhaltes. Mittels unterschiedlicher Vorgehensweise sind<br />

gleichermaßen befriedigende Ergebnisse realisierbar.<br />

Als formale Sprache bemühen wir in der Natur- und Ingenieurwissenschaft<br />

die Mathematik . Das hat zur Folge, dass auch das Logiksystem stark mathematisch<br />

ausgerichtet ist, somit die Methodik des ingenieurwissenschaftlichen<br />

Arbeitens ein großes Maß an mathematischer Routine voraussetzt.<br />

Mittels dem Logiksystem und der Mathematik sind wir in der Lage, das idealisierte<br />

System – Modell – zu beschreiben. Dieses führt zum Mathematischen<br />

Modell – auch analytisches Modell genannt. Da das Logiksystem nicht eindeutig<br />

ist, kann für ein Modell eine Vielzahl Mathematischer Modelle formuliert<br />

werden. Sämtliche sind jedoch in der Lage, das Systemverhalten zu approximieren.<br />

Was wollen wir unter Systemverhalten verstehen? Um fachübergreifend eine<br />

Antwort zu geben, sei vereinbart: Da i. Allg. die Beschreibung des Realen<br />

Systems unmöglich ist, wollen wir das idealisierte System – Modell – unserer<br />

Systembetrachtung zugrunde legen, dieses als System definieren. Unter Systemverhalten<br />

– exakter Systemübertragungsverhalten – sei verstanden, wie<br />

ein System bezüglich äußerer Einwirkungen reagiert. Die Größen, welche dem<br />

System von außen eingeprägt sind, definieren wir als Eingangsgrößen. Deren<br />

Auswirkungen nehmen wir wahr am Systemausgang, wir bezeichnen diese


Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens 11<br />

Auswirkungen daher als Ausgangsgrößen. Welche Größen als Ein- bzw. Ausgangsgrößen<br />

verwendet werden, ist abhängig von der Verwendung bzw. Art<br />

der Analyse des Systems. In der Regel sind Ein- und Ausgangsgrößen messbar<br />

– physikalisch. Entsprechend DIN 19229 definieren wir als System:<br />

u<br />

u 1<br />

2<br />

un<br />

a<br />

v v 1 m<br />

u<br />

Abbildung 1.1: System<br />

D1 Ein System ist das Modell eines Realen Systems mit einer Zahl n von Variablen<br />

als unabhängige Eingangs-, einer Zahl m von Variablen als abhängige<br />

Ausgangsgrößen.<br />

Die Symbolik ist entsprechend Abbildung 1.1a bzw. in abstrakter Form entsprechend<br />

Abbildung 1.1b als Blockschaltbild bezeichnet. Systeme mit nur<br />

einer Ein- und Ausgangsgröße sind als Einfachsysteme definiert, ansonsten<br />

spricht man von Mehrfachsystemen. Als Vektoren der Ein- und Ausgangsgrößen<br />

sind definiert<br />

u T =(u1, u2, ....., un) und v T =(v1, v2, ....., vm)<br />

Mit dieser Vereinbarung schreiben wir das Systemübertragungsverhalten<br />

v =Φ(u)<br />

worin mit Φ der Abbildungsoperator definiert ist. Dieser ist abhängig vom<br />

inneren Aufbau des Systems, d. h. von der Vernetzung der Teilsysteme und<br />

den Systemparametern, z. B. Werkstoff, Geometrie usw., bildet die Ein- auf<br />

die Ausgangsgrößen ab. Die formulierte Beziehung stellt eine Relation dar.<br />

Nach der Formulierung des Mathematischen Modells und dessen Lösung bezüglich<br />

der Ausgangsgrößen ist der wesentliche Schritt einer ingenieurwissenschaftlichen<br />

Analyse eines Systems erfolgt. Wir bezeichnen diesen Schritt als<br />

analytisch.<br />

Als Folge der Voraussetzungen erhalten wir ein Modell, welches mit dem Realen<br />

System nicht übereinstimmt. Das zugehörige Mathematische Modell ist<br />

b<br />

v


12 Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens<br />

das Bemühen, das System formal zu beschreiben. Um Ergebnisse in der zuvor<br />

formulierten Form zu realisieren, ist die Lösung des Mathematischen Modells<br />

notwendig. Dabei können erhebliche Schwierigkeiten anfallen derart, dass eine<br />

exakte Lösung nicht oder nur mit sehr großem Aufwand möglich ist. Dieses hat<br />

heute zur Folge, dass i. Allg. für praxisnahe Probleme die Näherungslösung<br />

bemüht wird, in der Regel eine mittels EDV numerisch ermittelte Lösung.<br />

Diese Lösung wird die Realität nur näherungsweise beschreiben – wir sprechen<br />

von einer Approximation. Im Allgemeinen ist dieses in der Praxis ausreichend,<br />

wenn die Näherung keine unzulässigen Abweichungen zur Realität<br />

aufweist. Diese Frage kann jedoch nur mittels Versuch beantwortet werden,<br />

was voraussetzt, dass dieser durchführbar ist. In der modernen Technik ist<br />

das keine Selbstverständlichkeit, denken wir z. B. an die Gentechnik, Tierversuche<br />

usw. Auch unzulässige Kosten können ein Grund sein. Ein wesentlicher<br />

Nachteil der numerischen Lösung – diese lässt nur beschränkt eine Systhese<br />

des Systems zu, d. h. auf den Einfluss von Parameter-, System-Änderungen<br />

können kaum Schlüsse gezogen werden. Allerdings ist auch hier der Einfluss<br />

der EDV wesentlich. Als Folge der Leistungsfähigkeit moderner EDV-Anlagen<br />

sind Parameter- und System-Änderungen i. Allg. ohne großen Aufwand möglich.<br />

Oft ist ein exaktes Ergebnis nicht notwendig. Beantwortet werden muss,<br />

ob das System die Anforderungen erfüllt. Dazu ist i. Allg. eine Approximation<br />

ausreichend. Mittels EDV wird diese Frage oft beantwortet durch Simulation<br />

– Animation des Systems. Diese fördert wesentlich die Anschauung, die<br />

Korrektheit der Lösung und erlaubt in einfacher Weise Parameterstudien,<br />

ist eine wesentliche Hilfe bezüglich der Synthese. Die Animation hat sich als<br />

mächtiges Werkzeug praxisnaher Ingenieurtätigkeit herausgestellt.<br />

Das Versuchsergebnis verglichen mit der analytischen Näherung bzw. der Simulation<br />

gibt Auskunft über die Brauchbarkeit der Approximation, damit<br />

auch der Brauchbarkeit des Modells und der Realisierung des Systems. Der<br />

Versuch dient somit auch der Frage nach der Brauchbarkeit eines Modells<br />

bzw. dessen Animation. Ist dieser Schritt positiv beantwortet, so kann die<br />

Brauchbarkeit des Modells und das daraus zu folgernde Systemübertragungsverhalten<br />

weiterführende Aufgaben – z. B. Konstruktion, Optimierung usw. –<br />

bedingen.<br />

Ergibt sich zwischen Versuchsergebnis und Systemübertragungsverhalten eine<br />

unzulässige Abweichung, so müssen die Brauchbarkeit des Modells und evtl.<br />

die Numerik in Frage gestellt werden. Die Voraussetzungen müssen bezüglich<br />

des Ziels geprüft werden, das Modell dem Realen System besser anzupassen.<br />

Auch sollte die Numerik dem System entsprechend gewählt werden.


Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens 13<br />

Versuch<br />

Vergleich<br />

Reales System<br />

Voraussetzungen<br />

Modell<br />

Mathematisches Modell<br />

Lösung Mathematisches Modell<br />

Übereinstimmung<br />

ja<br />

nein<br />

Voraussetzung prüfen<br />

Ausführung<br />

Abbildung 1.2: Analyse und Synthese<br />

Das Flussdiagramm in Abbildung 1.2 zeigt die wesentlichen Schritte des zuvor<br />

Erläuterten. Daraus ist zu erkennen, dieses Vorgehen ist nicht nur als eine<br />

Verkettung einzelner Teilprozesse zu betrachten, auch parallel und rückgekoppelte<br />

Abläufe erfolgen. Dieser Prozess – sowohl Analyse als auch Synthese –<br />

weist bedingt durch die Rückkopplung iterativen Charakter auf.<br />

Der zuvor phänomenologisch skizzierte Prozess der ingenieurwissenschaftlichen<br />

Analyse ist nicht einfach zu erlernen, setzt beachtlichen Arbeits- und<br />

Zeitaufwand voraus. Die Formulierung der Voraussetzungen ist eine erste<br />

Schwierigkeit, die fachbezogen im Rahmen des Studiums nur eingeschränkt zu<br />

lernen ist. Allerdings sollte gerade darauf in sämtlichen Disziplinen besonderer<br />

Wert gelegt werden. Aus dem Verständnis des Problems sollten stets die


14 Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens<br />

Voraussetzungen präzise formuliert werden. Jede ingenieurwissenschaftliche<br />

Analyse ist nur gültig entsprechend der zugrunde liegenden Voraussetzungen.<br />

Eine weitere Schwierigkeit ist die Entwicklung des Mathematischen Modells.<br />

Mittels der Axiome und dem Logiksystem müssen abstrakte mathematische<br />

Formulierungen ausgeführt werden. Dieses setzt einerseits tiefes Verständnis<br />

der Axiome und des Logiksystems, andererseits beachtliche Übung mit der<br />

Mathematik voraus. Zu folgern ist daraus, dass das Erlernen der Grundlagen<br />

– besonders fachübergreifend – und der Mathematik für das ingenieurwissenschaftliche<br />

Arbeiten grundlegend ist. Als Grundlagen wollen wir vornehmlich<br />

die fachspezifischen Axiome und das Logiksystem verstehen.<br />

Erfahrungsgemäß tritt noch die wesentliche Schwierigkeit der Lösung des Mathematischen<br />

Modells auf. In der Vergangenheit wurden die exakt analytischen<br />

Methoden neben grafischen Verfahren bemüht. Letztere sind nicht mehr<br />

relevant. Die exakten analytischen Methoden sind weiterhin wertvoll für das<br />

Verständnis der Mathematik, nicht jedoch die unmittelbare Anwendung. Dort<br />

werden leistungsstarke numerische Methoden bemüht. Dieses hat weitreichende<br />

Konsequenzen für die ingenieurwissenschafliche Ausbildung. Der Einsatz<br />

von Hochleistungsrechnern verlang einerseits deren Beherrschung – sowohl der<br />

Soft-, als auch der Hardware –, andererseits das tiefe Verständnis der theoretischen<br />

Zusammenhänge der zu analysierenden Probleme. Der Umgang mit<br />

dem Rechner verlangt die analytische Lösung zumindest eines Elementarproblems,<br />

um die Richtigkeit des Rechnerausdruckes zu prüfen. Der Einsatz der<br />

Rechner ist mehr und mehr dominant. Das bedeutet „Zeitgewinn“, Entlastung<br />

von stumpfsinnigen Umformungen und Routinen, auch neue Möglichkeiten.<br />

Allerdings wird es nie fehlerfreie Rechner und Programme geben. Auch liefert<br />

der Einsatz modernster Werkzeuge – CAS, Finite Elemente (FEM), Control<br />

Volume Elements (CVE) usw. – Rechnerausdrucke mit komplexen unübersichtlichen<br />

analytischen Ausdrücken und Daten. Diese müssen interpretiert<br />

werden. Dieses ist nur möglich, wenn der Anwender kritisch ist, über tiefes<br />

Verständnis der theoretischen Grundlagen verfügt. Allerdings zeigt sich, dass<br />

das Verständnis dieser Grundlagen mittels CAS wesentlich einfacher erreicht<br />

werden kann, mittels der Animationen auch zu einem „Fühlen“ der Grundlagen<br />

führt. Besonders deutlich zeigt die rasante Rechnerentwicklung die Notwendigkeit<br />

einer neuen, flexiblen Arbeitsweise – auch was das Studium betrifft.<br />

Bisher waren der Frontalunterricht und der „Einzelkämpfer“ (Klausur)<br />

gefragt. Diese Formen sind antiquiert. Heute ist Seminarunterricht, Gruppenund<br />

Projektarbeit gefragt – in der Industrie der Alltag !


Methodik ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens 15<br />

Zusammenfassung Die Methodik des ingenieurwissenschaftlichen Arbeitens<br />

verlangt tiefes Verständnis der grundlegenden theoretischen Zusammenhänge,<br />

Abstraktionsvermögen, die formale Sprache der Mathematik, Denken in<br />

Logiksystemen, Umgang mit modernen Werkzeugen, z. B. Literatur, Rechner,<br />

CAS usw., um nur einige zu nennen. Dieses zu lernen muss Aufgabe der Ingenieurausbildung<br />

sein. Der Lernende sollte bestrebt sein, diese Methodik in<br />

sämtlichen Disziplinen zu bemühen. Entsprechend dem Flussdiagramm sind<br />

die wesentlichen Schritte gelistet:<br />

1. Möglichst präzise Formulierung des Problems sowie Abgrenzung<br />

2. Idealiserung des Problems durch Beschränkung auf das Wesentliche –<br />

Formulierung der Voraussetzungen<br />

3. Formulierung des Mathematischen Modells mittels Axiomen und Logiksystem<br />

– CAS<br />

4. Analytische oder numerische Lösung des Mathematischen Modells –<br />

CAS (Animation)<br />

5. Vergleich der Lösung mit Versuch und Diskussion<br />

6. Abweichungen zulässig – Ende, sonst Modellverfeinerung<br />

Das Versuchswesen setzt i. Allg. herrvorragende theoretische und praktische<br />

Grundlagen und Messtechnik voraus. Letztere wird in der Regel in späteren<br />

Abschnitten der Ausbildung erlernt. Wir beschränken uns daher auf die<br />

Punkte 1 bis 4 sowie die Diskussion der Ergebnisse, was auch eine Fehlerkontrolle<br />

einschließt – z. B. Einheitenkontrolle, Reduktion auf bekannte Spezialfälle<br />

usw. Ingenieurwissenschaftliche Arbeitsmethode schließt ein, dass jede<br />

Lösung anschaulich in sämtlichen Einzelheiten interpretiert wird. Die Frage –<br />

kann das möglich sein? – führt einerseits zur Fehleranalyse, andererseits wird<br />

das Gefühl für das Systemübertragungsverhalten gefördert, beides grundlegend<br />

für Ingenieure.


2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

2.1 Aufgabe und Abgrenzung<br />

<strong>Mechanik</strong> ist der grundlegendste und älteste Zweig der Physik und dient dem<br />

Erkennen, Beschreiben und Beeinflussen der uns umgebenden Realität. Zwei<br />

grundlegende, gekoppelte Betrachtungsweisen sind in den Naturwissenschaften<br />

üblich:<br />

Induktive Betrachtungsweise mit dem Ziel, aus der Beobachtung der Natur<br />

bzw. von Experimenten mittels definierter Begriffe und Ordnen der<br />

Beobachtungen zur Erkenntnis grundsätzlicher Gesetzmäßigkeiten zu<br />

gelangen – Formulierung der Axiome und Logiksysteme.<br />

Deduktive Betrachtungsweise baut auf der Induktiven Betrachtung auf, sie<br />

dient dem Ziel, Voraussagen zu formulieren bezüglich des Verhaltens<br />

Realer Systeme.<br />

Die erste Betrachtungsweise dient der Grundlagenforschung, die zweite der<br />

Anwendung, wobei beide allgemein oder spezifisch bemüht werden. Die Ingenieurwissenschaft<br />

bemüht mehr die Deduktive Betrachtungsweise, eine Folge<br />

des Aufgabenbereichs: Entwicklung und Realisierung von Systemen, die in der<br />

Natur nicht vorkommen – z. B. Werkzeugmaschinen, Flugzeuge, Land- und<br />

Volkswirtschaften, künstliche medizinische Systeme usw. –, neuerdings auch<br />

das Bemühen, aus der Natur zu lernen (Bionik).<br />

Nun sind wir in der Lage, <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> zu definieren: Anwendung<br />

der Grundgesetze der <strong>Mechanik</strong> auf die Belange der Ingenieurwissenschaften.<br />

Nach wie vor ist die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> eine der wichtigsten Disziplinen<br />

in der Ausbildung von Ingenieuren. Stellen wir zunächst die Frage nach den<br />

konkreten Aufgaben der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>. Zur Antwort verwenden wir<br />

Begriffe, die uns aus dem Alltag vertraut sind, ohne diese präzise zu definieren.<br />

Auf ein System wirken in der Regel äußere Beanspruchungen – als solche<br />

sind wir z. B. vertraut mit Kräften, Momenten, Temperaturen – als Eingangsgrößen.<br />

Die physikalischen Ursachen dieser Beanspruchungen sind zum Teil


18 2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

noch nicht bekannt, lediglich ihre Wirkung auf das System. Die Belastungen<br />

führen zur Veränderung des Systems in der Form von Ortsveränderungen,<br />

inneren Beanspruchungen usw. Diese Größen definieren wir als Ausgangsgrößen.<br />

Sind die Ausgangsgrößen derart, dass das System zerstört wird, so kann<br />

das System die ihm zugedachte Rolle nicht ausführen.<br />

Das Flussdiagramm in Abbildung 2.1 erläutert den Prozess.<br />

Belastung<br />

( Kräfte , Momente , Temperatur )<br />

Ortsveränderungen<br />

Beanspruchungen im Innern<br />

Vergleich von innerer Beanspruchung<br />

und zulässiger Werkstoffbeanspruchung<br />

Werkstoff hält Werkstoff hält nicht<br />

Ortsveränderung zulässig<br />

Ortsveränderung unzulässig<br />

System kann Aufgabe<br />

erfüllen nicht erfüllen<br />

Abbildung 2.1: System unter Belastung<br />

Der untere Teil des Diagramms ist Inhalt der Werkstofftechnik – eine heute<br />

besonders wichtige komplexe Disziplin.<br />

Nach der Aufgabe, die wir der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> zugewiesen haben, wollen<br />

wir diese abgrenzen bezüglich des breiten Rahmens der Physik. Das ist<br />

nicht unbedingt notwendig, vereinfacht jedoch das Verständnis und die Anwendung<br />

wesentlich. Allerdings können dann nicht sämtliche in der modernen<br />

Technik anfallenden Probleme beschrieben werden, z. B. Elektrotechnik,<br />

Raumfahrt usw. Die Abgrenzung erfolgt derart, dass wir die <strong>Mechanik</strong> bezüglich<br />

der weiteren physikalischen Disziplinen „entkoppeln“. So sei z. B. zunächst<br />

vereinbart, keine Beanspruchung infolge Temperatur zu berücksichtigen. Das<br />

hat zur Folge, dass die Größen der Thermodynamik zunächst nicht anfallen,<br />

eine Beschränkung, die wir später nicht aufrecht erhalten können. Die elementarste<br />

Abgrenzung erreichen wir durch Beschränkung auf die Klassische


2.1 Aufgabe und Abgrenzung 19<br />

<strong>Mechanik</strong>. Dazu vereinbaren wir:<br />

V1 Sämtliche Ortsveränderungen verlaufen mit einer Geschwindigkeit v, die<br />

im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit c sehr klein ist. Als Anhaltswert kann<br />

v/c = O(1/10) angenommen werden.<br />

V2 Sämtliche Ortsveränderungen sind unabhängig von thermischen Vorgängen.<br />

Die erste Voraussetzung grenzt die Relativitätstheorie, Quantenmechanik,<br />

Atomphysik, die zweite die Thermodynamik aus. Ähnlich wollen wir vereinbaren,<br />

die weiteren Disziplinen der Physik, z. B. Optik, Akustik, Elektrodynamik<br />

usw. zunächst auszugrenzen. Mit zunehmendem Kenntnisstand in der Ausbildung<br />

muss die Ausgrenzung eingeschränkt werden, um allgemeine Probleme<br />

zu beschreiben – Mechatronik.<br />

Durch die Abgrenzung fallen von der Vielzahl der physikalischen Größen in der<br />

<strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> nur wenige an. Bei Beschränkung auf das physikalische<br />

Maßsystem die Basisgrößen Länge, Zeit, Masse mit den Basiseinheiten Meter,<br />

Sekunde, Kilogramm und den Dimensionen dim(Länge) = L, dim(Zeit) = T<br />

und dim(Masse) = M. Durch die Ausgrenzung der Thermodynamik entfällt<br />

die Basiseinheit Temperatur, der Elektrotechnik die Basiseinheit Stromstärke<br />

usw.<br />

Aus den Basiseinheiten werden je nach Bedarf weitere Einheiten entwickelt –<br />

wir sprechen von abgeleiteten Einheiten. Dazu gehört z. B. die Kraft mit der<br />

Einheit N (Newton) und der Dimension dim(F) = ML/T 2 , die Leistung mit der<br />

Einheit W (Watt) und der Dimension dim(Leistung) = ML2/T<br />

3 .Entsprechend<br />

sind weitere Einheiten vereinbart. Die Basisgrößen lassen sich stets in der<br />

Form schreiben<br />

Basisgröße = Zahl Basiseinheit<br />

Derartige Größen sind als skalar definiert. Bezüglich abgeleiteter Größen können<br />

auch die Richtung und der Richtungssinn bedeutsam sein; derartige Größen<br />

definieren wir als Vektoren bzw. Tensoren, wobei wir letztere zunächst<br />

nicht bemühen.


20 2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

2.2 Raum und Bezugssystem<br />

Bisher hatten wir oft Begriffe ohne exakte Definition verwendet, z. B. Körper.<br />

Wir gehen dabei von der Erfahrung aus, uns einen Körper als verformbaren<br />

Gegenstand, z. B. Stein, Gummi, Fluid usw. vorzustellen, der Träger von Eigenschaften<br />

ist, z. B. Farbe, Gewicht, Bewegung usw. Im nächsten Abschnitt<br />

werden wir die unserer Erfahrung entnommenen Begriffe präzisieren, soweit<br />

dieses für die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong> von Belang ist. Bleiben wir zunächst bei<br />

der Anschauung. Ausgehend von der Basisgröße Länge können wir die abgeleitete<br />

Größe des dreidimensionalen Raumes mit der Dimension dim(R 3 )=L 3<br />

entwickeln. Erfahrungsgemäß nehmen Körper einen Raum ein, jedoch können<br />

auch in einem definierten Raum physikalische Vorgänge ablaufen, z. B. sich<br />

Elemente bewegen, sich die Farben ändern – allgemein Systeme Änderungen<br />

erfahren. Um diese Vorgänge berechenbar, auch messbar zu machen, müssen<br />

wir wesentliche Eigenschaften des Raumes vereinbaren. Wir definieren zunächst:<br />

D1 Unter dem Raum verstehen wir entsprechend der Anschauung eine dreidimensionale<br />

Ausdehnung mit Länge, Breite und Höhe. Als Folge der Abgrenzung<br />

der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> definieren wir weiter:<br />

D2 Der Raum ist unabhängig von momentan ablaufenden Vorgängen, vom<br />

Beobachter und dessen momentanen Standpunkt.<br />

D3 Es existieren keine ausgezeichneten Bezugselemente und Richtungen im<br />

Raum – Isotropie des Raumes.<br />

Als Folge dieser Vereinbarung sind sämtliche Punkte (Elemente) – deren Mannigfaltigkeit<br />

bildet den Raum – gleichwertig. Wählen wir ein Element des<br />

Raumes als Ursprung O, so können wir bezüglich O jeden Punkt im Raum<br />

durch Vorgabe von 3 reellen Zahlen eindeutig festlegen. Das bedeutet, der<br />

Raum ist eindeutig messbar – jedem Zahlentripel entspricht eindeutig ein<br />

Raumpunkt. Entsprechend der Messung der Zahlentripel bezüglich O erhalten<br />

wir unterschiedliche Maßsysteme. Diese können wir in unterschiedlicher<br />

Weise vereinbaren, nennen diese Koordinatensysteme. Am bekanntesten ist<br />

das Kartesische Koordinatensystem mit 3 zueinander senkrechten – orthogonalen<br />

– Koordinatenachsen. Oft werden wir auch die orthogonalen Polar-,<br />

Zylinder- und Kugel-Koordinaten bemühen. Auch nicht orthogonale Systeme<br />

sind gebräuchlich, jedoch ist der mathematische Aufwand wesentlich. Wir<br />

beschränken uns auf orthogonale Koordinatensysteme. In der <strong>Technische</strong>n<br />

<strong>Mechanik</strong> bemühen wir oft orthogonale Vektorräume, d h. wir definieren im<br />

Ursprung O eine orthonormierte Basis – ein Tripel von 3 Einheitsvektoren.<br />

Einen derartigen Raum bezeichnen wir als Euklidisch und die Basisvektoren


2.3 Zeit 21<br />

weisen die folgend entwickelten Eigenschaften auf – das Skalarprodukt zweier<br />

Vektoren erfolgt mittels Operator &., das Vektorprodukt mittels &x<br />

Maple Beispiele<br />

1 Eigenschaften des Skalar- und Vektorproduktes<br />

2 Ermittlung des Kreisumfang in Kartesischen und Polar-Koordinaten.<br />

Das letzte Beispiel zeigt, dass durch die Wahl des Koordinatensystems der<br />

Aufwand wesentlich beeinflusst wird. Oft führt die Wahl eines Koordinatensystems<br />

zu keiner, bei Wahl eines anderen Systems jedoch zu einer Lösung. Unser<br />

Ziel muss daher sein, das Koordinatensystem dem zu behandelnden Problem<br />

anzupassen. Leider gibt es diesbezüglich nur „Faustregeln“ – zylinderbzw.<br />

kugelförmige Geometrie ist i. Allg. mittels Zylinder- bzw. Kugelkoordinaten<br />

besser zu behandeln. Wir werden diesem Problem später oft begegnen.<br />

Der beste Lehrer ist auch hier die Übung.<br />

Koordinatensysteme, die sich unserer Anschauung entziehen, sind auch weit<br />

verbreitet zur Beschreibung Realer Systeme, z. B. das Gauß’sche Koordinatensystem<br />

zur Darstellung Komplexer Funktionen. Dieses wird in der Elektrotechnik<br />

dominant bemüht. Auch die moderne Mechatronik greift auf dieses<br />

abstrakte System zurück, gleiches gilt für die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>.<br />

Koordinatensysteme können raumfest – ruhend – und körperfest, d.h.mitbewegt<br />

mit dem Körper, aufgespannt werden. Beide Darstellungen weisen<br />

Vorteile auf, haben in der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> große Bedeutung. Dieses<br />

zeigt sich bei der Behandlung konkreter Systeme.<br />

2.3 Zeit<br />

Als weitere Basiseinheit hatten wir die Zeit erwähnt, ohne präzise zu definieren,<br />

was wir darunter verstehen wollen. Diesem Ziel dient die Definition<br />

D1 Als Zeit definieren wir die skalare Koordinate t, deren messbare Einheit<br />

(Sekunde) mit einem periodischen Vorgang verglichen und festgesetzt<br />

wird. Läuft eine Ortsveränderung innerhalb der Gesamtheit der Zeitelemente<br />

– Zeitraum T – ab, so definieren wir die Zeit durch die Menge<br />

t ∈ T | t>0 und T ∈ R 1


22 2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

wobei der Ursprung der momentanen Zeitkoordinate beliebig festsetzbar ist.<br />

Daraus folgt, dass keine bevorzugten Zeitelemente existieren und die Zeitkoordinate<br />

monoton wachsend ist. Somit weist die Zeitkoordinate ähnliche<br />

Eigenschaften auf wie die Ortskoordinaten. Daher vereinbaren wir die Voraussetzung<br />

V1 Raum und Zeit sind als indifferenter Rahmen sämtlicher physikalischer Eigenschaften<br />

zu betrachten, d. h. diese sind unabhängig vom jeweils bemühten<br />

räumlichen und zeitlichen Bezugssystem – Koodinaten –, auch unabhängig<br />

vom jeweiligen Beobachter – Indifferenzprinzip von Zeit und Raum.<br />

Wir folgern daraus: Laufen zwei Ereignisse gleichzeitig an unterschiedlichen<br />

Orten ab, so sind diese Ereignisse unabhängig vom jeweiligen Beobachter eindeutig<br />

feststellbar, d. h. messbar. Letztlich vereinbaren wir noch<br />

V2 Raum- und Zeitkoordinaten seien abschnittsweise stetig und differenzierbar,<br />

d. h. xj und t ∈ C 1 ∀j =1..3.<br />

Mit der Definition der Zeitkoordinate erfährt auch das Koordinatensystem eine<br />

ergänzende Betrachtung. Es liege die Aufgabe vor, in einem Koordinatensystem<br />

eine physikalische Eigenschaft orts- und zeitabhängig zu beschreiben.<br />

Wir bezeichnen diesen Vorgang als Beobachtung dieser Eigenschaft, auch deren<br />

Messung, unabhängig davon, wie diese Messung vorgenommen wird. Wir<br />

benötigen somit einen Beobachter – Messgerät –, stellen uns zunächst vor,<br />

dass unsere Sinnesorgane dieses Messgerät verkörpern. Betrachten wir die Beobachtung<br />

an einem konkreten einfachen Beispiel, dem Schiefen Wurf eines<br />

kleinen Steines, der zu Beginn der Beobachtung – zeitlicher Ursprung t0 –am<br />

Ort y0 mit bekannten physikalisch-geometrischen Eigenschaften abgeworfen<br />

wird. Den Beobachter vereinbaren wir raumfest im Koordinatenursprung O –<br />

s. Abbildung 2.2. Will der Beobachter die zeitveränderliche Lage des Steines<br />

y P(t 1)<br />

y<br />

y<br />

0 P(t<br />

0<br />

)<br />

P(t 2)<br />

O<br />

x<br />

O<br />

x<br />

a : Lagrange'sche b : Euler'sche Betrachtungsweise<br />

Abbildung 2.2: Lagrange’sche und Euler’sche Betrachtungsweise<br />

P1<br />

P2


2.3 Zeit 23<br />

wahrnehmen, so blickt er zur Zeit t0 von O aus nach P(t0), zurZeitt1 hat<br />

der Stein die Lage P(t1) eingenommen, so dass der Blick von O nach P(t1)<br />

die Folge ist – Entsprechendes gilt bezüglich P(t2). Der Beobachter wendet<br />

seinen Blick entsprechend der Kurve, die der Stein durchläuft, verfolgt von<br />

seinem raumfesten Ort O die Bahn des Elementes P. Diese Betrachtungsweise<br />

setzt voraus, dass der Anfangszustand – als Anfangsbedingung formuliert<br />

y(t0) =y0 – des Elementes bekannt ist, wird in der Festkörpermechanik bevorzugt,<br />

ist als Betrachtungsweise von Lagrange benannt. Da der momentane<br />

Zeitursprung beliebig festsetzbar ist, wird oftmals t0 =0vereinbart. Wir können<br />

uns diese Betrachtungsweise auch derart vorstellen, dass der Beobachter<br />

körperfest mit dem Stein bewegt wird, jeweils die physikalische Eigenschaft<br />

wahrnimmt und zur Station O übermittelt.<br />

Stellen wir uns die konkrete Aufgabe: Die Temperaturverteilung innerhalb eines<br />

Raumes soll gemessen werden. Hier stehen wir vor dem Problem, dass die<br />

Temperatur – physikalische Eigenschaft – keines Raumelementes zu Beginn<br />

der Betrachtung bekannt ist. Selbst die Elemente des Raumes – z. B. Luft<br />

– nicht elementar messbar sind. Eine eindeutige Anfangsbedingung ist für<br />

das einzelne Element nicht formulierbar, somit kommt die Betrachtungsweise<br />

von Lagrange nicht in Betracht. Wir bemühen daher eine Betrachtungsweise,<br />

bei welcher der Raum entsprechend Abbildung 2.2b durch ein Netz von<br />

Linien x =konst,y=konstin ein Gitter unterteilt wird. In jedem Gitterschnittpunkt<br />

postieren wir einen Beobachter, der im Moment t, in dem sich<br />

ein Element an ihm vorbeibewegt, dessen Eigenschaften wahrnimmt und zum<br />

Ursprung O übermittelt. Im nächsten Moment wird die Eigenschaft von einem<br />

anderen Beobachter beschrieben, während der erste Beobachter ein neues<br />

an ihm vobeikommendes Element wahrnimmt. Diese Betrachtungsweise wird<br />

nach Euler benannt und ist geeignet zur Beschreibung von Fluiden – Flüssigkeiten<br />

und Gasen.<br />

Zusammenfassung: In der Lagrange’schen Betrachtungsweise verfolgt ein körperfester<br />

– mit dem Teilchen mitbewegter – Beobachter beginnend im Anfangszustand<br />

die Eigenschaft – Anfangsbedingung muss eindeutig definiert<br />

sein, in der Euler’schen Betrachtungsweise werden ∞ viele Beobachter raumfest<br />

angeordnet und nehmen die Eigenschaften der vorbeikommenden Teilchen<br />

wahr – Anfangsbedingung muss nicht definiert sein.


24 2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

2.4 Körper und Masse<br />

Wir stellen uns vor, mittels einer Oberfläche A(V) im R 3 eine zusammenhängende<br />

Punktmenge derart abzugrenzen, dass als Gesamtheit der Raumpunkte<br />

zunächst ein Gebiet mit dem Volumen V entsteht. Weisen wir nun jedem<br />

Punkt dieses Gebietes Materie zu, so ist diese kontinuierlich innerhalb des<br />

Gebietes verteilt; aus dem Raumpunkt wird ein materielles Element, aus der<br />

Gesamtheit der materiellen Elemente der Körper. Ein Körper kann aus Teilkörpern<br />

aufgebaut sein, indem jedem Teilgebiet andere Materie zugewiesen<br />

wird. An den Grenzen der Teilkörper ist die Materie unstetig. Wir definieren:<br />

D1 Jedes kontinuierliche mit Materie belegte Gebiet – Volumen – ist als<br />

Körper bezeichnet, jedes Körperelement ist ein materielles Element.<br />

Aus der Kenntnis, dass jedes Volumenelement eindeutig identifizierbar ist<br />

durch Angabe von 3 Koordinaten folgt, dass auch jedes Körperelement eindeutig<br />

identifizierbar ist. Wir folgern:<br />

F1 Der einem Teilvolumen dV zugeordnete Teilkörper dK ist eindeutig identifizierbar<br />

– Identitätsprinzip für Volumen, Körper und Masse.<br />

Diese elementaren Zusammenhänge zeigt Abbildung 2.3. Mittels diesem Prinzip<br />

folgern wir weiter, dass ein materielles Element gleichzeitig nicht an unterschiedlichen<br />

Orten sein kann, oder anders formuliert, dass an einem Ort<br />

des Raumes gleichzeitig nicht mehrere materielle Elemente gegenwärtig sein<br />

können.<br />

O<br />

dm(dV)<br />

V<br />

m(V)<br />

A(V)<br />

Abbildung 2.3: Identitätsprinzip für Volumen, Körper und Masse<br />

Für die analytische Beschreibung von Körpersystemen ist wichtig, dass zwar


2.4 Körper und Masse 25<br />

jedem materiellen Element ein geometrisches Raumelement zugeordnet ist,<br />

nicht jedoch jeder geometrische Raumpunkt ein materielles Element bedeutet.<br />

Wir müssen daher in konkreten Problemen geometrische und materielle<br />

Punkte trennen.<br />

Um die Materiebelegung des Raumes zu präzisieren, vereinbaren wir eine<br />

skalare Größe, die uns zeigt, wie die Mannigfaltigkeit der Materialbelegung<br />

innerhalb des Körpers anfällt, die Materialdichte bzw. üblicher Dichte<br />

ρ(x, y, z, t) > 0<br />

Die Dichte ist veränderlich mit der Lage des materiellen Elementes und der<br />

Zeit. Die Ungleichung ist stets erfüllt, da in der klassischen Physik der Körper<br />

per Definition D1 Materie enthält. Weisen wir nun jedem Volumenelement dV<br />

Dichte zu, so folgt zunächst aus dem Identitätsprinzip das Produkt<br />

ρ(x, y, z) dV = dm<br />

welches wir als Masse des Volumenelementes bezeichnen. Setzen wir die Dichte<br />

stetig und differenzierbar voraus, so erhalten wir als Masse des Körpers vom<br />

Volumen V durch Integration über sämtliche Volumenelemente des Körpers<br />

�<br />

m =<br />

�<br />

dm =<br />

V(t)<br />

ρ(x, y, z, t) dV<br />

Wegen der Ungleichung ist die Masse eine positive reelle Zahl, beschreibt<br />

die materielle Eigenschaft des Körpers, d. h. vereinfacht die Menge der darin<br />

enthaltenen Materie. Als Folge des Identitätsprinzips ist jedem Teilkörper Ki<br />

die Teilmasse mi, i = 1..n zugeordnet, was zur weiteren Beziehung führt<br />

�<br />

m =<br />

V<br />

�<br />

ρ(x, y, z, t) dV =<br />

V1<br />

�<br />

ρ(x, y, z, t) dV +<br />

V2<br />

ρ(x, y, z, t) dV = m1+m2<br />

d. h. die Gesamtmasse eines Körpers ist die Summe der Teilmassen. Schreiben<br />

wirdieDichtenuninderForm<br />

ρ(x, y, z, t) = d<br />

dV<br />

m(V )


26 2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

so ist die Dichte deutbar als die Änderung der Masse bezüglich des Volumens,<br />

weist somit die Dimension auf dim(ρ) = M/L 3 . Setzen wir voraus, dass die Masse<br />

eines Körpers bzw. eines Systems von Körpern keine Änderung während<br />

der Zeit erfährt – massenkonstante Systeme –, so können wir schreiben<br />

�<br />

m =<br />

V(t)<br />

ρ(x, y, z) dV = konst<br />

Zeitliche Differentiation dieser Bilanz führt zur Kontinuitätsgleichung –auch<br />

als Satz von der Erhaltung der Masse bezeichnet<br />

˙m = ∂<br />

m =0<br />

∂t<br />

ein wesentlicher Erhaltungssatz der <strong>Mechanik</strong>, aus dem weitreichende Konsequenzen<br />

folgen. Wesentlich ist, dass dieser Satz auch für zeitveränderliches<br />

Volumen V(t) gilt, da das Produkt aus 2 zeitveränderlichen Größen konstant<br />

sein kann. Eine beachtliche Zahl von Problemen der Praxis führt auch unter<br />

stark vereinfachenden Voraussetzungen – sehr grobe Modellbildung – zu befriedigenden<br />

Lösungen, wobei i. Allg. der analytische Aufwand gering ist – ein<br />

beachtlicher Vorteil. Auch können derartige Analysen oft als Abschätzungen<br />

bemüht werden.<br />

t1 t 2<br />

Q<br />

K K<br />

P<br />

P<br />

Q<br />

Bahn von P<br />

Abbildung 2.4: Starrer Körper<br />

Eines dieser groben Modelle ist der Starre Körper, welchen wir in Anlehnung<br />

an Abbildung 2.4 definieren:<br />

D2 Der Starre Körper ist die idealisierte Abbildung des realen Körpers mit


2.5 Gliederung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> 27<br />

der Eigenschaft, dass für sämtliche Ortsveränderungen der Abstand der Körperelemente<br />

stets konstant bleibt. Mathematisch formuliert lautet diese Definition<br />

mit Blick auf Abbildung 2.4<br />

(P Q)=(P(t)Q(t)) = konst<br />

2.5 Gliederung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong><br />

Betrachten wir Abbildung 2.4, so erkennen wir die Ortsveränderung des Starren<br />

Körpers innerhalb des Zeitintervalles t1..t2 –wirsprechenvonStarrkörperbewegung.<br />

Erfolgt die Ortsveränderung im Widerspruch zu D2, so sprechen wir<br />

vom verformbaren Körper, die Ortsveränderung bezeichnen wir dann als allgemeine<br />

Bewegung. Abhängig von der Belastung und der Art der Bewegung ist<br />

die Gliederung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> in der Form eines Flussdiagramms<br />

– siehe Abbildung 2.5 – dargestellt:<br />

oh<br />

ne<br />

Mechanisches System<br />

Belastung mi<br />

t<br />

<strong>Kinematik</strong> Dynamik<br />

St<br />

at<br />

ik<br />

sp<br />

ez<br />

ie<br />

ll<br />

e<br />

Bewegung al<br />

lg<br />

em<br />

ei<br />

ne<br />

Ki<br />

ne<br />

ti<br />

k<br />

verformbar Kö rp<br />

er<br />

starr starr Kö<br />

rp<br />

er<br />

verformbar<br />

Elastostatik<br />

Plastostatik<br />

Hydrostatik<br />

Aerostatik<br />

usw.<br />

St er<br />

eo<br />

st<br />

at<br />

ik<br />

St<br />

er<br />

eo<br />

ki<br />

ne<br />

ti<br />

k<br />

Elastokinetik<br />

Plastokinetik<br />

Hydrokinetik<br />

Aerokinetik<br />

usw.<br />

Abbildung 2.5: Gliederung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>


28 2 <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

<strong>Kinematik</strong> Nur die Bewegungsmöglichkeit von Systemen wird analysiert, ohne<br />

zu fragen, wie diese Bewegung zustande kommt. Die Ursache der Bewegung<br />

– die Belastungen – wird nicht betrachtet, so dass die Behandlung<br />

geometrischen Charakter aufweist. Die Körper werden als masselos<br />

betrachtet.<br />

Dynamik Untersuchung der allgemeinen Bewegung infolge Belastung – Zusammenhang<br />

zwischen Bewegungsursache und Bewegung wird formuliert.<br />

Statik Als Bewegungszustand werden nur die gleichförmige und geradlinige<br />

Geschwindigkeit sowie der Zustand der Ruhe zugelassen.<br />

Stereostatik Wie Statik, jedoch ist nur die Starrkörperbewegung zugelassen.<br />

Stereokinetik Wie Kinetik, jedoch ist nur die Starrkörperbewegung zugelassen.<br />

Elasto-, Plasto-Statik Statik spezieller elastischer, plastischer Körper und<br />

Werkstoffe.<br />

Elasto-, Plasto-Kinetik Kinetik spezieller elastischer, plastischer Körper und<br />

Werkstoffe.<br />

Hydro-Statik und -Dynamik Statik und Kinetik der Fluide – thermische Prozesse<br />

können oftmals vernachlässigt werden.<br />

Aero-Statik und -Dynamik Statik und Kinetik spezieller Fluide – Gase. Thermische<br />

Prozesse müssen berücksichtigt werden.<br />

Mit usw. sei im Flussdiagramm angedeutet, dass weitere wesentliche Bereiche,<br />

z. B. Tribologie, Rheologie, Magnetohydrodynamik usw. einzuordnen sind.<br />

Für eine einführende Betrachtung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> sind diese jedoch<br />

ohne Belang. Die skizzierte Gliederung haben wir entsprechend dem<br />

Flussdiagramm vorgenommen, dabei als weiteres Kriterium das Materialverhalten<br />

zugrunde gelegt. Auch andere Kriterien könnten bemüht werden, z. B.<br />

der Systemaufbau – MKS (Mehrkörpersysteme). Die in Abbildung 2.6 skizzierte<br />

grobe Gliederung soll jedoch „Fahrplan“ sein.<br />

In diesem 1. Teil der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> wollen wir nur die <strong>Kinematik</strong> darstellen.<br />

Als Folge ihres rein geometrischen Charakters ist sie der elementarste,<br />

auch der einfachste Bereich der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong>. Als Voraussetzung<br />

für die weiteren Bereiche ist sie grundlegend, hat allerdings auch wesentliche


2.5 Gliederung der <strong>Technische</strong>n <strong>Mechanik</strong> 29<br />

<strong>Kinematik</strong><br />

<strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong><br />

Dynamik<br />

Statik Kinetik<br />

Abbildung 2.6: Grobe Gliederung<br />

eigenständige Bedeutung in der industriellen Praxis – s. z. B. Getriebetechnik.


3 <strong>Kinematik</strong><br />

In der <strong>Kinematik</strong> untersuchen wir die Lage und Lageänderungen von geometrischen<br />

und materiellen Punkten, von Körpern und Körpersystemen. Dabei<br />

interessiert die Ursache dieser Änderung nicht. Damit liegt eine rein geometrische<br />

Betrachtung vor, bei der die Masse nicht anfällt. Eine Lage bzw. deren<br />

zeitliche Änderung ist nur messbar bezüglich eines Bezugssystems – Koordinatensystem.<br />

Das heißt, dass bezüglich unterschiedlicher Koordinatensysteme<br />

die Messung für das gleiche Ergebnis unterschiedlich erfolgt, was bedeutet,<br />

dass die Lageänderung unterschiedlich wahrgenommen wird. Newton definierte<br />

einen ruhenden Absoluten Raum, in dem die Zeit für alle Systeme<br />

gleichmäßig abläuft, definierte derart die Absolute Zeit. Ein derartiges Koordinatensystem<br />

ist als Inertialsystem bekannt. Die Beobachtung eines absolut<br />

ruhenden Körpers ist nicht bekannt, daher auch kein Inertialsystem. Auch hat<br />

die Relativistische <strong>Mechanik</strong> gezeigt, dass die Zeit keine absolute Größe ist.<br />

Als Folge der Abgrenzung 2. 1 V1 hat sich gezeigt, dass in der <strong>Technische</strong>n<br />

<strong>Mechanik</strong> die Annahme eines ruhenden Bezugssystems und der gleichmäßig<br />

monoton wachsenden Zeit zu brauchbaren Ergebnissen führt und die Betrachtung<br />

wesentlich vereinfacht.<br />

3.1 Lagebestimmung<br />

Einerseits muss, um eine Lageänderung zu beschreiben, zunächst eine von<br />

Punkten und Körpern bestimmte Lage gegeben sein. Andererseits müssen die<br />

Maße von Teilsystemen derart bestimmt werden, dass das System funktionsfähig<br />

ist. Beides sind Aufgaben der Maßbestimmung.<br />

Die folgenden Beispiele zeigen die typischen Elemente der rechnerorientierten<br />

<strong>Kinematik</strong>:<br />

• Formulieren von Vektorschleifen,<br />

• Abbilden auf äquivalente Gleichungssysteme,


32 3 <strong>Kinematik</strong><br />

• Lösung und Weiterverarbeitung der Gleichungssysteme.<br />

Maple Beispiele<br />

1 Zweiarm-Manipulator<br />

2 Dreistabaufhängung<br />

3 Dreistabaufhängung – Alternativlösung<br />

4 Stab-Seil-System<br />

5 Vorderradaufhängung<br />

6 Aufhängung einer Platte mittels Seilrolle<br />

7 Balkenbewegung durch Kanal<br />

8 Führung eines Stabes auf Achse und Wand<br />

9 Spannrolle eines Riementriebs<br />

10 Entwicklung der Gleichung einer Ellipse<br />

3.2 Bewegungszustand von Elementen<br />

Zur Beschreibung der Geometrie eines Elements benötigen wir ein Bezugssystem,<br />

welches wir zunächst als orthonormiertes Koordinatensystem raumfest<br />

durch den Ursprung O und die Basisvektoren ni, i=1..3 festlegen. Raumfest<br />

soll bedeuten, dass dieses System keine Änderung erfährt. Wie schon<br />

bemerkt, sind solche Systeme in der Realität nicht bekannt – somit für uns<br />

nur eine Hilfe. Die Lage eines Elementes P beschreiben wir bezüglich dieses<br />

Koordinatensystems durch den Ortsvektor<br />

r T =(r1, r2, r3)<br />

worin die Vektorkomponenten rj, j=1..3 konstant vorausgesetzt sind. Stellen<br />

wir uns in O einen Beobachter vor, so nimmt dieser die Lage von P wahr.<br />

Mittels r beschreiben wir, wo sich P dauernd befindet. Weist das Element zu<br />

verschiedenen Zeiten entsprechend Abbildung 3.1 t1 und t2 unterschiedliche<br />

Lagen auf – der Ortsvektor ist nun zeitabhängig


3.2 Bewegungszustand von Elementen 33<br />

r(t) T =(r1(t), r2(t), r3(t))<br />

so sprechen wir von der Bewegung des Elementes P im Bezugssystem O. P<br />

beschreibt im R 3 eine Raumkurve C mit der Zeit t als Parameter.<br />

n 3<br />

P1<br />

r(t 1)<br />

r(t 2)<br />

O<br />

n1<br />

n2<br />

P<br />

2<br />

Bahn von P<br />

Abbildung 3.1: Bahn eines Punktes<br />

Wir definieren diese Kurve als die Bahn des Elementes, welche eindeutig beschrieben<br />

ist, wenn ∀t ∈ T der Vektor r(t) bekannt ist. Ausgehend von der<br />

Ausgangslage r(t0) =r0 beschreibt r(t) den Bewegungsablauf des Elementes.<br />

Ist r(t) ∈ R 2 bzw. ∈ R 1 , so sprechen wir von den Spezialfällen der Ebenenbzw.<br />

Geradlinigen Bewegung. Die Bahn des Elementes liegt dann in der Ebene<br />

bzw. entartet zu einer Geraden. Die Koordinatensysteme zur Beschreibung<br />

der Bewegung können mannigfaltig gewählt sein, z. B. Polar-, Zylinder-,<br />

Kugel-Koordinaten usw.<br />

Maple Beispiele<br />

1 Punktbewegung auf Kurve in Parameterform<br />

2 Gegeben ist die Parameterform der Bahn eines Elementes mit den Daten<br />

– zu erstellen ist die Grafik dieser Bahn<br />

3 Punkt bewegt sich auf Kurve gegebener Form<br />

4 Fluidspiegel in einer Kugelvase<br />

5 Kürzester Abstand von Punkt zu Kurve – Extremwertproblem


34 3 <strong>Kinematik</strong><br />

3.3 Geschwindigkeits- und<br />

Beschleunigungs-Zustand<br />

Wir splitten diesen Abschnitt in die <strong>Kinematik</strong> des Geometrischen und Materiellen<br />

Punktes und des Starren Körpers.<br />

3.3.1 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand des<br />

Punktes<br />

Ein Punkt bewegt sich längs der Bahn – Raumkurve –, deren Zustand durch<br />

den Ortsvektor r(t) eindeutig gegeben ist. Wir setzen diesen Vektor stetig<br />

und zweimal bezüglich der Zeit t differenzierbar voraus. Nach Abbildung 3.2<br />

weist der Punkt zur Zeit t die Lage P(t) auf, die wir mittels r(t) beschreiben.<br />

Während des Zeitintervalls dt hat sich der Punkt in die Lage P(t+dt) bewegt,<br />

was durch r(t + dt) beschrieben ist. Der Vektor r(t) erfährt dabei während<br />

der Zeit dt den Zuwachs dr, die Bahn den Zuwachs der Bogenlänge ds.<br />

n1<br />

n 3<br />

P(t)<br />

O<br />

Maple Problem<br />

r(t)<br />

dr<br />

r(t+dt)<br />

n 2<br />

ds<br />

P(t+dt)<br />

Bahn von P<br />

Abbildung 3.2: Änderung im Zeitintervall dt<br />

Bedeutung der Differentiation<br />

Als wesentliche Folgerung für die Natur- und Ingenieurwissenschaften formulieren<br />

wir:


3.3 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand 35<br />

Physikalisch bedeutet der Differentialquotient d<br />

dt f(t) die<br />

Änderung der Funktion f(t) nach t im momentan betrachteten<br />

Element t.<br />

Mittels diesem Verständnis bezüglich des Differentialquotienten definieren wir<br />

den Geschwindigkeitsvektor als die zeitlichen Ableitung des Ortsvektors der<br />

Bewegung<br />

v(t) = dr(t)<br />

dt<br />

und den Beschleunigungsvektor als die zeitliche Ableitung des Geschwindigkeitsvektors<br />

a(t) = dv(t)<br />

dt<br />

Berücksichtigen wir darin die Definition von v(t), so können wir den Beschleunigungsvektor<br />

auch wie folgt schreiben<br />

a(t) = d2 v(t)<br />

dt 2<br />

Im Spezialfall der geradlinigen Bewegung sind r, v und a skalare Größen.<br />

Abhängig vom gegebenen Bewegungsgesetz sind 7 Fälle – s(t), t(s), v(t), v(s),<br />

a(t), a(s), odera(v) gegeben – möglich:<br />

Maple Problem<br />

Bewegungsgesetz – die 7 Fälle<br />

Maple Beispiele<br />

1 Bremsvorgang eines Lifts<br />

2 Dissipationsfreier Schiefer Wurf<br />

3 Oszillatorische Aufnahme einer Bewegung<br />

4 Fluid durchströmt Rohrleitung veränderlichen Querschnitts<br />

5 Element bewegt sich nach gegebenem Geschwindigkeits-Zeit-Diagramm<br />

6 Bestimmung der Flughöhe eines Ballons<br />

7 Dissipationsfreier Schiefer Wurf zweier Kugeln


36 3 <strong>Kinematik</strong><br />

8 Bewegung eines Elementes nach gegebenen Beschleunigungs-Weg-Gesetz<br />

9 Bewegung eines Wagens nach gegebenen Beschleunigungs-Zeit-Gesetz<br />

10 <strong>Kinematik</strong> eines Elementes auf einer Ellipse<br />

11 <strong>Kinematik</strong> in Zylinderkoordinaten<br />

12 <strong>Kinematik</strong> in Kugelkoordinaten – Anwendung auf Roboter<br />

13 Flug auf der nördlichen Erdhalbkugel<br />

14 Andocken an ein bewegtes Objekt – Flugzeug<br />

15 Biegen eines Blechs um einen Zylinder<br />

16 Element bewegt sich auf einer cos-Funktion – Diskussion der Beschleunigungskomponenten<br />

17 Ermittlung des Normaleneinheitsvektors einer Kurve im R 3<br />

18 Bewegung einer Spindel aus einer Rotierenden Scheibe – Relativbewegung<br />

19 Bewegung von 2 Punkten<br />

20 <strong>Kinematik</strong> eines rotierenden Massenpunktes<br />

3.3.2 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand<br />

Starrer Körper und Mehrkörpersysteme (MKS)<br />

Wir definieren den Starren Körper als die Mannigfaltigkeit ∞ vieler Punkte,<br />

die als Folge der idealisiert angenommenen starren Bindung ihre Lage zueinander<br />

nicht ändern. Die <strong>Kinematik</strong> des Punktes gilt also weiterhin, wenn wir<br />

einen Punkt des Starren Körpers betrachten. Ein wesentlicher Unterschied<br />

zum materiellen Punkt – dieser weist keine Ausdehnung auf – ist, dass wir<br />

bei diesem eine Rotation nur um eine Achse wahrnehmen, die nicht durch<br />

den Punkt verläuft. Hingegen kann ein Körper sich um „seine eigene Achse“<br />

drehen. Wir unterscheiden daher die Art der Bewegung in Translation und<br />

Rotation. Stellen wir uns zwei Punkte eines Starren Körpers vor, die durch<br />

eine Gerade verbunden sind, so erfährt bei der Translation diese Gerade nur<br />

parallele Lageänderungen – die einfachste Form der Bewegung. Bezüglich der<br />

Rotation sei auf das Projekt Nr. 3, Drehung von Vektoren, hingewiesen. Das<br />

folgende Beispiel macht die Begriffe deutlich.


3.3 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand 37<br />

Maple Beispiel<br />

1 Translation, Rotation und deren Überlagerung<br />

Um die allgemeine Bewegung Starrer Körper oder Starrkörpersysteme – Mehrkörpersysteme<br />

MKS – zu beschreiben, führen wir entsprechend Abbildung 3.3<br />

zum raumfesten Koordinatensystem O noch ein körperfestes System A ein.<br />

Dabei kann A ein beliebiger materieller Punkt des Körpers K sein. Der Punkt<br />

P, dessen Bewegung beschrieben werden soll, kann sich entweder relativ zu<br />

K bewegen – wir sprechen dann von Relativbewegung – oder wird fest mit<br />

dem Körper K bewegt – Starrkörperbewegung .ImerstenFallnimmtderin<br />

A installierte Beobachter die relative Bewegung von P gegenüber dem Körper<br />

K wahr, im zweiten Fall nimmt er keine Bewegung von P wahr. Wir<br />

bezeichnen mit r(t) die Absolute Bewegung von P gegenüber O, mit R(t) die<br />

Bewegung des körperfesten Koordinatensystems A gegenüber O und mit ρ(t)<br />

die Relative Bewegung von P gegenüber A.<br />

O<br />

R<br />

r<br />

A<br />

ρ<br />

P<br />

K<br />

Abbildung 3.3: Bewegung Starrer Körper<br />

Da die Starrkörperbewegung – AP = konst – einen Spezialfall der Relativbewegung<br />

darstellt, seien die Beziehungen der Relativkinematik entwickelt.<br />

Dabei werden Operationen aus dem Paket vekop bemüht.<br />

Maple Problem<br />

Beziehungen der Relativkinematik<br />

Maple Beispiele<br />

2 Bewegung eines Krans<br />

ω


38 3 <strong>Kinematik</strong><br />

3 Typische Aufgaben für Relativkinematik<br />

4 Weitere Aufgabe zur Relativkinematik<br />

5 <strong>Kinematik</strong> eines Getriebes<br />

6 Rast- und Gangpolbahn<br />

7 <strong>Kinematik</strong> eines Zapfenlagers – System Rote Erde<br />

8 <strong>Kinematik</strong> eines Reibradgetriebes<br />

9 <strong>Kinematik</strong> eines Kurbeltriebs<br />

10 <strong>Kinematik</strong> des Wankel-Motors<br />

11 Auf Ebene abrollendes Rad<br />

12 Quadrat rollt auf Kurve ab<br />

13 Führung eines Seils durch eine Kurbel – kinematisch unsinniges Beispiel<br />

14 Gegeben Hub eines Gleitstößels – gesucht Kurvenscheibe (Gleit-Kurvenscheibengetriebe)<br />

15 Gegeben Hub eines Rollenstößels – gesucht Kurvenscheibei (Rollenstößel-<br />

Kurvenscheiben-Getriebe)<br />

16 Rollenkurbel bewegt Walze auf gegebener Parabel – Interessantes Beispiel<br />

aus der theoretischen <strong>Kinematik</strong><br />

Auslegung von Kurvenscheiben für typische Kurvenscheibengetriebe<br />

Bei der Konstruktion von Kurvenscheibengetrieben ist die grundlegende Aufgabe<br />

die Auslegung der Kurvenscheibe. Prinzipiell ist der Hub vorgegeben,<br />

die Kurvenscheibe entsprechend dem Typ des Getriebes auszulegen und deren<br />

Fertigungsdaten bereitzustellen. Diese Aufgabe kann unterschiedlich realisiert<br />

werden. Die einfachste Möglichkeit ist die mittels der Einhüllenden Kurvenschar<br />

– Theorie der Enveloppe.<br />

Ohne tief diese Theorie darzustellen, wollen wir anschaulich einen Einblick<br />

bereitstellen. Die Skizze zeigt eine Hüllkurve – zu fertigende Kurvenscheibe –<br />

und eine Kurvenschar F (x, y, C) mit dem Parameter C. Die erste Forderung<br />

an die Kurvenschar ist, dass diese die Hüllkurve berühren soll. Als zweite<br />

Forderung verlangen wir, dass die Kurvenschar die Hüllkurve stets tangiert.


3.3 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand 39<br />

Hüllkurve<br />

y<br />

O<br />

F(x,y,C+dC)<br />

F(x,yC)<br />

Abbildung 3.4: Einhüllenden Kurvenschar<br />

Maple Problem<br />

Einblick in die Theorie der Enveloppen<br />

Zunächst sind einige Beispiele mit dem Ziel dargestellt, die Theorie der Hüllkurven<br />

– Enveloppe –zu veranschaulichen.<br />

Maple Beispiele<br />

1 Enveloppe einer Geradenschar<br />

2 Ein Kreis mit dem Radius r rollt auf einer geraden Ebene. Welche Kurve<br />

hüllt ein im Kreis fester Durchmesser ein?<br />

3 Entsprechend Skizze liegt auf der Kurve y = f(x) =b + axn der Punkt P<br />

mit den Koordinaten OQ = ξ, OR = η . Welche Kurve hüllt die Gerade<br />

QR ein, wenn sich P auf der gegebenen Kurve bewegt?<br />

Nach diesen Vorbereitungen folgen die mechanischen Anwendungen.<br />

Maple Beispiele<br />

4 Skizziert ist ein Rollenhubkurvengetriebe mit exzentrischer – e ist Maß<br />

der Exzentrizität – Stößelanordnung. Der Hub sei mittels s(θ) gegeben.<br />

Die Kurvenscheibe ist auszulegen und deren Fertigungsdaten bereitzustellen.<br />

Das Kurvenscheibenprofil ist die Hüllkurve der abrollenden Stößelrolle.<br />

Der Kontaktpunkt weise die Koordinaten (x, y) auf. Der Radius<br />

der Stößelrolle R sei identisch mit dem Werkzeug – Fräser. Statt der Betrachtung<br />

der umlaufenden Kurvenscheibe – Umlaufwinkel ist θ – und<br />

der starr angeordneten Stößellagerung betrachten wir den Stößel umlaufend<br />

um die feststehende Scheibe, ausgehend von der Anfangslage –<br />

gestrichelt blau skizziert. Das wird für 2 Hubverläufe realisiert.<br />

x


40 3 <strong>Kinematik</strong><br />

5 Für das skizzierte Kurvenscheiben-Schwinghebel-Getriebe sind bei gegebenem<br />

Winkelverlauf des Hebels φ(θ) die Kurvenscheibe und deren<br />

Fertigungsdaten zu ermitteln.<br />

6 Für das skizzierte Gleitstößelgetriebe sind für gegebenen Hub s(φ) die<br />

Kurvenscheibe und deren Fertigungsdaten zu bestimmen.<br />

7 Für das skizzierte Schwenkhebel-Gleitgetriebe sind für gegebenen Winkelverlauf<br />

φ(θ) die Kurvenscheibe auszulegen, die Fertigungsdaten zu erstellen.<br />

3.3.3 <strong>Kinematik</strong> Ebener Systeme mittels Komplexer<br />

Funktionen<br />

Allgemeine Betrachtungen<br />

Beschreiben wir Systeme im R 3 , so bemühen wir stets die Vektoranalysis. Im<br />

R 2 können wir diese ebenfalls verwenden, einfacher und anschaulicher ist jedoch<br />

die Verwendung von Komplexen Funktionen –auchoftmalsalsKomplexe<br />

Vektoren bezeichnet. Diese werden formuliert im orthogonalen Gauß’schen<br />

Koordinatensystem.<br />

Um das Rechnen mit Zahlenpaaren und insbesondere das Gauß’sche Koordinatensystem<br />

anschaulich zu verstehen, gehen wir von einem einfachen Modell<br />

aus.<br />

Maple Problem<br />

Bestimmung des Wertes eines Warenlagers<br />

Große Bedeutung haben die Zahlenpaare z bei der Lösung von algebraischen<br />

Gleichungen. Bekanntlich weist die Gleichung<br />

z 2 = −1<br />

keine anschaulich erklärbare Lösung auf. Bezeichnet man eine imaginäre Lösung<br />

formal mit j, soistauch−j eine solche Lösung. Mit der Eigenschaft<br />

j 2 = −1 definieren wir die Zahlenpaare z = x + jy als Komplexe Zahlen.


3.3 Geschwindigkeits- und Beschleunigungs-Zustand 41<br />

Maple Problem<br />

Rechnen mit komplexen Zahlen<br />

Komplexe Funktionen<br />

Anwendung von Maple auf Komplexe Funktionen<br />

Maple stellt hervorragende Werkzeuge bezüglich Komplexer Funktionen bereit.<br />

Deren Anwendung wird in diesem Abschnitt bereitgestellt.<br />

Maple Aufgaben<br />

1 Die Komplexe Funktion z = a + i b ist um α zu drehen und um λ zu<br />

strecken. Wie lautet die Abbildung in Normal- und Exponentialform?<br />

2 Bringen Sie die Ausdrücke<br />

e √ i ,e (πi) , 2 i , ln(i), sin(i), i<br />

auf die Form Ausdruck = u + iv.<br />

�<br />

i +1<br />

, ln(−2 i), (−1+2i)<br />

1 − i 2+i<br />

17<br />

3 Gegeben ist die Komplexe Funktion z = z0 + re (iφ)<br />

Welches geometrisches Gebilde wird damit beschrieben? Zeichnen Sie<br />

dieses.<br />

4 Lösen Sie die Gleichung z 5 =16(1+i √ 3) und stellen Sie die Lösungen<br />

mittels Pfeilen dar.<br />

<strong>Kinematik</strong><br />

Nach diesen Vorbereitungen der Komplexen Funktionen entwickeln wir in<br />

diesem Abschnitt die <strong>Kinematik</strong>.


42 3 <strong>Kinematik</strong><br />

Maple Beispiele<br />

1 Punkt-<strong>Kinematik</strong> auf einer Ellipse<br />

2 Testfahrzeug durchfährt gegebene Bahn<br />

3 Abwickeln eines dehnstarren dünnen Seils von einem Zylinder<br />

4 <strong>Kinematik</strong> eines rotierenden Punktes gegebener Beschleunigungsänderung<br />

5 <strong>Kinematik</strong> eines Wasserelementes in einem Schaufelrad<br />

6 Auslegung einer Transportvorrichtung mittels Viergelenkgetriebe


4 Projekte<br />

Eine Fülle von Projekten – die Mehrzahl aus der Praxis – unterschiedlicher<br />

Schwierigkeit beschließt die <strong>Technische</strong> <strong>Mechanik</strong>: <strong>Kinematik</strong>. Diese 117 Projekte<br />

dienen der Vertiefung und Ergänzung, sollten nach Erarbeiten der Theorie<br />

und der bisherigen Beispiele bearbeitet werden. Der Umgang mit Maple<br />

muss inzwischen selbstverständlich sein. Der Schwerpunkt liegt auf der methodischen<br />

Entwicklung, Darstellung und Animation.<br />

Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe<br />

Nach Skizze bewegt die Antriebskurbel r mittels eines Gleitsteins P die Abtriebskurbel<br />

OP. Spielfreiheit und Starre Körper vorausgesetzt, ist die <strong>Kinematik</strong><br />

des Systems zu entwickeln.<br />

h<br />

O<br />

l<br />

R<br />

n<br />

2<br />

φ<br />

a 1<br />

b 1<br />

L<br />

s<br />

n<br />

1<br />

r<br />

β<br />

P<br />

Abbildung 4.1: Quick-Step-Getriebe<br />

Dieses zunächst sehr einfach aussehende System weist beachtliche Eigenschaften<br />

auf, verlangt eine detaillierte Betrachtung. Durch Wahl der Maße<br />

r und OR wird ein unterschiedliches Systemübertragungsverhalten bewirkt:


44 4Projekte<br />

Für r with(student):with(plots):with(plottools):read"lager.m":<br />

Definition der Basen n, a und b<br />

> basen([[a,n,phi(t),3],[b,n,beta(t),3]]):<br />

Vektorschleife ORPO<br />

> ORPO := h*n[2]+l*n[1]+r*b[1]-s(t)*a[1];<br />

ORPO := hn2 + ln1<br />

+ r (cos(β(t)) n1 +sin(β(t)) n2) − s(t)(cos(φ(t)) n1 +sin(φ(t)) n2)<br />

und äquivalentes nichtlineares Gleichungssystem<br />

> sys := equate(ORPO);<br />

sys :={0 =0,<br />

l + r cos(β(t)) − s(t)cos(φ(t)) = 0, h+ r sin(β(t)) − s(t)sin(φ(t)) = 0}<br />

für die Unbekannten<br />

> unb := {s,phi}(t);<br />

unb := {φ(t), s(t)}<br />

Die Lösung ergibt zunächst<br />

> geo := solve(sys,unb);<br />

�<br />

�<br />

�<br />

geo := φ(t) = arctan %1 (h + r sin(β(t))), %1 (l + r cos(β(t))) , s(t) = 1<br />

�<br />

%1<br />

�<br />

%1 := RootOf (h 2 +2hrsin(β(t)) + l 2 +2lrcos(β(t)) + r 2 ) _Z 2 − 1,<br />

�<br />

label = _L1


Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe 45<br />

Sämtliche Lösungen folgern wir mittels<br />

> geo := allvalues(geo);<br />

geo :=<br />

�<br />

�√ √ �<br />

φ(t) = arctan %1 (h + r sin(β(t))), %1 (l + r cos(β(t))) , s(t) = 1<br />

�<br />

√ ,<br />

%1<br />

{φ(t) =<br />

%1 :=<br />

arctan(− √ %1 (h + r sin(β(t))), − √ %1 (l + r cos(β(t)))), s(t) =− 1<br />

√ %1 }<br />

1<br />

h 2 +2hrsin(β(t)) + l 2 +2lrcos(β(t)) + r 2<br />

Wir wählen die physikalisch sinnvolle Lösung für 0 < s(t) und vereinfachen<br />

> geo := radsimp(geo[1]);<br />

�<br />

geo := s(t) = √ �<br />

h + r sin(β(t))<br />

%1, φ(t) = arctan √ ,<br />

%1<br />

l + r cos(β(t))<br />

%1 := h 2 +2hrsin(β(t)) + l 2 +2lrcos(β(t)) + r 2<br />

�<br />

√<br />

%1<br />

�<br />

Die Antriebskoordinate setzen wir als gleichförmig beschleunigt voraus<br />

> dan := diff(omega(t),t)=alpha0,diff(beta(t),t)=omega(t);<br />

dan := d<br />

d<br />

dt ω(t) =α0, dt β(t) =ω(t)<br />

Bei Berücksichtigung allgemeiner Anfangsbedingungen lauten die Antriebsgrößen<br />

> bet :=<br />

> dsolve({dan,beta(0)=beta0,omega(0)=omega0},{beta,omega}(t));<br />

α0 t2<br />

bet := {ω(t) =α0 t + ω0, β(t) = + ω0 t + β0}<br />

2<br />

Wir wählen als Daten<br />

> dat := l=4,h=3,omega0=1,beta0=Pi/4,alpha0=1/2,L=12;<br />

dat := l =4,h=3,ω0=1,β0= π<br />

4 ,α0=1<br />

2 ,L=12<br />

Um das Systemübertragungsverhalten abhängig von r zu diskutieren, bilden<br />

wir den Operator<br />

> sph := unapply(subs(geo,bet,dat,[s,phi](t)),r);


46 4Projekte<br />

⎡<br />

�<br />

sph := r → ⎣ 25 + 6 r sin( 1<br />

4 t2 + t + 1<br />

π)+8r cos(1<br />

4 4 t2 + t + 1<br />

4 π)+r2 ,<br />

⎛<br />

arctan ⎝�<br />

�<br />

3+r sin( 1<br />

4 t2 + t + 1<br />

4 π)<br />

25 + 6 r sin( 1<br />

4 t2 + t + 1<br />

π)+8r cos(1<br />

4 4 t2 + t + 1<br />

4 π)+r2<br />

4+r cos( 1<br />

4 t2 + t + 1<br />

4 π)<br />

⎞⎤<br />

25 + 6 r sin( 1<br />

4 t2 + t + 1<br />

π)+8r cos(1<br />

4 4 t2 + t + 1<br />

4 π)+r2<br />

,<br />

⎠⎦<br />

Die grafische Darstellung zeigt für r = 6 ein unstetiges, für r = 4 ein stetiges<br />

Übertragungsverhalten für φ(t), eine Folge der Eigenschaft der trigonometrischen<br />

Funktionen.<br />

> la := labels=[“,“]:<br />

> plot(map(op,[sph(6),sph(4)]),t=0..2*Pi,<br />

> color=[black,red,blue,gold],la);<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

s(t), φ(t) für r =4und r =6<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Der Abstand OR ist 5. Wir diskutieren daher das Übertragungsverhalten<br />

beim Durchgang durch diesen Wert mittels for-Schleife<br />

> for r in [6,5.5,5,4.5,4] do print(phi[’ r’ = r]);<br />

> plot(sph(r)[2],t=0..2*Pi,la);od;


Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe 47<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

–3<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

–1<br />

–2<br />

–3<br />

2<br />

1.5<br />

–0.5<br />

1<br />

0.5<br />

0<br />

φr=6<br />

1 2 3 4 5 6<br />

φr=5.5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

φr=5<br />

1 2 3 4 5 6


48 4Projekte<br />

1.5<br />

0.5<br />

0<br />

–0.5<br />

1<br />

1.6<br />

1.4<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

–0.2<br />

φr=4.5<br />

1 2 3 4 5 6<br />

φr=4<br />

1 2 3 4 5 6<br />

In manchen Fällen können diese Unstetigkeiten durch geschickte Wahl der<br />

Koordinaten für deren Hauptwerte vermieden werden. Für beschleunigte Systeme<br />

– diese sind die Regel in der Praxis – ist dieses jedoch nicht möglich.<br />

Daher müssen weitere Möglichkeiten der Beschreibung derartiger Systeme untersucht<br />

werden, wobei wir o. E. d. A. die Anbtriebskoordinate mit konstanter<br />

Winkelgeschwindigkeit ω0 voraussetzen. Dann lautet β(t)<br />

> bet := beta(t)=omega0*t;<br />

bet := β(t) =ω0 t<br />

Der heute übliche Weg der Analyse derartiger Systeme ist die Formulierung<br />

der Beziehungen mittels Differentialgleichungen. Dazu definieren wir zunächst<br />

als Abkürzung


Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe 49<br />

> d := u->diff(u,t):<br />

Neutralisieren von r, Differentiation von geo und Lösen des Gleichungssystems<br />

führt zu den Dgln für die Unbekannten<br />

> r := ’r’:dgln := collect(d(geo),diff,simplify);<br />

dgln :=<br />

�<br />

d<br />

dt<br />

d<br />

dt<br />

r (−h cos(β(t)) + l sin(β(t))) (<br />

s(t) =−<br />

d<br />

dt β(t))<br />

�<br />

h2 +2hrsin(β(t)) + l2 +2lrcos(β(t)) + r2 ,<br />

d<br />

r (cos(β(t)) l +sin(β(t)) h + r)( dt φ(t) = β(t))<br />

h2 +2hrsin(β(t)) + l2 +2lrcos(β(t)) + r2 �<br />

Unabhängig von diesem Vorgehen können wir auch eine Geschwindigkeitsschleife<br />

formulieren<br />

> V := r*d(beta(t))*b[2]-s(t)*d(phi(t))*a[2]-d(s(t))*a[1];<br />

�<br />

d<br />

V := r<br />

dt β(t)<br />

��<br />

� �<br />

d<br />

− sin(β(t)) n1 +cos(β(t)) n2 − s(t)<br />

dt φ(t)<br />

��<br />

− sin(φ(t)) n1<br />

� �<br />

d<br />

+cos(φ(t)) n2 −<br />

dt s(t)<br />

��<br />

�<br />

cos(φ(t)) n1 +sin(φ(t)) n2<br />

folgern daraus das äquivalente Gleichungssystem<br />

> sys_v := equate(V);<br />

�<br />

sys_v := 0=0,<br />

− r ( d<br />

d<br />

d<br />

β(t)) sin(β(t)) + s(t)( φ(t)) sin(φ(t)) − ( s(t)) cos(φ(t)) = 0,<br />

dt dt dt<br />

r ( d<br />

d<br />

d<br />

�<br />

β(t)) cos(β(t)) − s(t)( φ(t)) cos(φ(t)) − ( s(t)) sin(φ(t)) = 0<br />

dt dt dt<br />

dessen Lösung nach Umformungen die Dgln ergibt<br />

> ls_V := combine(solve(sys_v,d({phi,s}(t))));<br />

� d<br />

d ( dt β(t)) cos(φ(t) − β(t))<br />

ls_V := φ(t) =r ,<br />

dt s(t)<br />

�<br />

d d<br />

s(t) =r ( β(t)) sin(φ(t) − β(t))<br />

dt dt<br />

Analytische Lösungen der Systeme dgln und ls_V sind nicht bekannt. Den<br />

Geschwindigkeitszustand in P erhalten wir zu (Vn bedeutet die Relativge-


50 4Projekte<br />

schwindigkeit des Gleitsteins gegenüber der Abtriebskurbel, ist ein Maß für<br />

den Verschleiß)<br />

> V := d(s(t)*a[1]);Vn := simplify(V &. a[1]);<br />

> Vt := simplify(V &. a[2]);<br />

V := ( d<br />

dt s(t)) (cos(φ(t)) n1 +sin(φ(t)) n2)<br />

+s(t)(−sin(φ(t)) ( d<br />

dt φ(t)) n1 +cos(φ(t)) ( d<br />

φ(t)) n2)<br />

dt<br />

Vn := d<br />

dt s(t)<br />

Vt := s(t)( d<br />

dt φ(t))<br />

Zur grafischen Darstellung vereinbaren wir den Operator<br />

> pv := unapply(eval(subs(bet,dat,eval([Vn,Vt],geo))),r):<br />

> plot(map(op,[pv(4),pv(6)]), t=0..2*Pi,<br />

> color=[black,red,blue,gold], la,<br />

> title=‘vt(t),vn(t) für r = 4 und r = 6‘);<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

vt(t),vn(t) für r =4und r =6<br />

vt(t),vn(t) f r r = 4 und r = 6<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Entsprechend beschreiben wir den Beschleunigungszustand in P<br />

> A := d(d(s(t)*a[1]));


Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe 51<br />

� � 2 d<br />

A := s(t) (cos(φ(t)) n1 +sin(φ(t)) n2)<br />

dt2 �<br />

d<br />

+2<br />

dt s(t)<br />

��<br />

−sin(φ(t)) ( d<br />

dt φ(t)) n1 +cos(φ(t)) ( d<br />

�<br />

φ(t)) n2<br />

dt<br />

�<br />

+s(t) −cos(φ(t)) ( d<br />

dt φ(t))2 n1 − sin(φ(t)) ( d2<br />

φ(t)) n1<br />

dt2 − sin(φ(t)) ( d<br />

dt φ(t))2 n2 +cos(φ(t)) ( d2<br />

�<br />

φ(t)) n2<br />

dt2 > An := simplify(A &. a[1]);At := simplify(A &. a[2]);<br />

An := ( d2<br />

dt 2 s(t)) − s(t)( d<br />

dt φ(t))2<br />

At := 2 ( d<br />

dt<br />

> pa :=<br />

d<br />

d2<br />

s(t)) ( dt φ(t)) + s(t)( dt2 φ(t))<br />

> unapply(eval(subs(bet,dat,collect(eval([An,At],geo),diff))),r):<br />

> plot(map(op,[pa(4),pa(6)]),t=0..2*Pi,<br />

> color=[black,red,blue,gold],la,<br />

> title=‘at(t),an(t) für r = 4 und r = 6‘);<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

–6<br />

at(t),an(t) für r =4und r =6<br />

at(t),an(t) f r r = 4 und r = 6<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Im vorliegenden Fall erscheint die Unstetigkeit nur für den Abtriebswinkel.<br />

Dieses ist jedoch nicht die Regel. In der Praxis wird daher der Weg der numerischen<br />

Lösung der Dgln bevorzugt, i. Allg. der einfachste Weg. Wir gehen aus<br />

von ls_V. Um dieses System zu lösen, werden Anfangsbedingungen benötigt.<br />

Diese bilden wir aus geo


52 4Projekte<br />

> an := unapply(evalf(eval(subs(bet,dat,t=0,geo))),r);<br />

�<br />

�<br />

3.<br />

an := r → φ(0) = arctan √<br />

25. +8.r+ r2 ,<br />

�<br />

4. + r<br />

√ ,<br />

25. +8.r+ r2 �<br />

s(0) = � 25. +8.r+ r 2<br />

So folgt z. B. für r = 4 und r = 6<br />

> an(4);an(6);<br />

{φ(0) = 0.3587706703, s(0) = 8.544003745}<br />

{φ(0) = 0.2914567944, s(0) = 10.44030651}<br />

Vereinigungsmenge von Dgln und Anfangsbedingungen<br />

> num := unapply(subs(dat,eval(ls_V,bet)) union an(r),r):<br />

Untersucht sei das System für r = 4.8 und r = 5.2. Zunächst bilden wir die<br />

Liste mit diesen Elementen<br />

> r_ := [4.8,5.2]:<br />

Die numerische Lösung für beide Fälle folgt nun mittels der for-Schleife<br />

> for i to 2 do t:=’t’:ls_num :=<br />

> dsolve(num(r_[i]),{s,phi}(t),numeric,output=listprocedure):<br />

> assign(subs(s(t)=st||i,phi(t)=pt||i,ls_num)):<br />

> p||i := plot([st||i,pt||i],0..2*Pi):<br />

> od:<br />

Die Grafik der Koordinaten s und φ zeigt nun stetiges Verhalten<br />

> display(p1,p2);


Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe 53<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

s(t), φ(t)<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Mittels der numerisch ermittelten Koordinaten bilden wir den Ausdruck für<br />

die Geschwindigkeits- und Beschleunigungskomponenten<br />

> va := i->subs(phi(t)=pt||i(z),t=z,dat,r=r_[i],<br />

> simplify(eval(subs(<br />

> ls_V,bet,eval(subs(ls_V,bet,[Vt,At,An])))))):<br />

und deren Grafik<br />

> for i to 2 do print(‘r‘=r_[i]);<br />

> plot(va(i)(z),z=0..2*Pi,color=[black,red,blue],<br />

> la,title=‘vt(t),at(t),an(t)‘);od;<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

r =4.8<br />

vt(t),at(t),an(t)<br />

1 2 3 4 5 6


54 4Projekte<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

r =5.2<br />

vt(t),at(t),an(t)<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Um Winkel-Geschwindigkeit, Beschleunigung und Abtriebswinkel zu erhalten,<br />

bilden wir zunächst<br />

> ome := eval(subs(ls_V,bet,d(phi(t))));<br />

rω0cos(−φ(t)+ω0 t)<br />

ome :=<br />

s(t)<br />

sodann mit geo weiter<br />

> om := omega(t)=simplify(expand(subs(geo,bet,ome)));<br />

om := ω(t) =<br />

rω0(sin(ω0 t) h + r + l cos(ω0 t))<br />

h 2 +2hrsin(ω0 t)+l 2 +2lrcos(ω0 t)+r 2<br />

> al := collect(d(om),r,factor);<br />

al := d<br />

dt ω(t) = rω02 (−cos(ω0 t) h + l sin(ω0 t)) (−h2 − l2 + r2 )<br />

(h2 +2hrsin(ω0 t)+l2 +2lrcos(ω0 t)+r2 ) 2<br />

> ph := phi(t)=subs(geo,bet,phi(t));<br />

�<br />

h + r sin(ω0 t)<br />

ph := φ(t) = arctan �<br />

h2 +2hrsin(ω0 t)+l2 +2lrcos(ω0 t)+r2 ,<br />

�<br />

l + r cos(ω0 t)<br />

�<br />

h2 +2hrsin(ω0 t)+l2 +2lrcos(ω0 t)+r2 Deren grafische Darstellung für r = 4.8 und r = 5.2<br />

> pw := unapply(subs(dat,map(rhs,[ph,om,al])),r):<br />

> plot(map(op,[pw(r_[1]),pw(r_[2])]),t=0..2*Pi,-5..5,<br />

> color=[black,red,blue,gold,green,violet],la);


Beispielprojekt: Quick-Step-Getriebe 55<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

φ(t), ω(t), α(t)<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Ermittelt sei noch die Abtriebswinkelgeschwindigkeit mittels der numerischen<br />

Ergebnisse. Wir gehen aus von ome und substituieren die Koordinaten<br />

> o := (i,z)->subs(dat,r=r_[i],s(t)=st||i(z),<br />

> phi(t)=pt||i(z),t=z,ome):<br />

Die Grafik zeigt Übereinstimmung mit der zuvor erstellten Grafik<br />

> plot([o(1,z),o(2,z)],z=0..2*Pi,-5..5,la);<br />

4<br />

2<br />

0<br />

–2<br />

–4<br />

ω(t)<br />

1 2 3 4 5 6<br />

Bleibt noch die Animation mittels Programm – N bedeutet Zahl der Bilder,<br />

i der Fall entsprechend der Liste r_


56 4Projekte<br />

> an := proc(N,i) local ins,th,su,lag,k,K,p,P,tr,g,G:<br />

> ins := insequence=true:su := u->subs(dat,u):<br />

> th := thickness=2:<br />

> lag := (u,v)->translate(lager(.3,fl),su([u,v])[]):<br />

> k := curve([[0,0],[r_[i],0]],color=black,th):<br />

> K := translate(display([seq(rotate(k,u*2*Pi/N),u=0..N)],ins),<br />

> su([l,h])[]):<br />

> p := curve([[0,0],[su(L),0]],color=blue,th):<br />

> P := display([seq(rotate(p,pt||i(u*2*Pi/N)),u=0..N)],ins):<br />

> g := disk([0,0],.25,color=red):<br />

> G := display([seq(rotate(translate(<br />

> g,st||i(u*2*Pi/N),0),pt||i(u*2*Pi/N)),u= 0..N)],ins):<br />

> display(lag(0,0),lag(l,h),K,P,G):<br />

> end:<br />

Animation mit 200 Bildern<br />

> display(an(200,1),translate(an(200,2),16,0));


Die Projekte im Überblick 57<br />

Die Projekte im Überblick<br />

Maple Projekte<br />

1 Maßbestimmung eines Pumpengehäuses<br />

2 Differentiation zeitveränderlicher Vektoren<br />

3 Drehung von Vektoren<br />

4 Heuristische Darstellung unstetiger Funktionen - Distributionen<br />

5 Weg innerhalb kürzester Zeit – Extremwertaufgabe<br />

6 Geradlinige Bewegung infolge gegebenem a(s)<br />

7 Geradlinige Bewegung infolge gegebenem v(s)<br />

8 Rohrströmung mit veränderlichem Rohrquerschnitt<br />

9 Schließen einer Dachluke<br />

10 Drehplatte – Kreisplatte aufgehängt an 3 Seilen<br />

11 Kugel prallt auf elastische Platte und wird reflektiert<br />

12 Regen prallt auf Dach –<br />

Neigungswinkel, damit Wasser schnellstens abfließt<br />

13 Einfaches Modell eines Tornados<br />

14 Teleskopzylinder im 3D<br />

15 Einholen eines Flugzeug-Bugrades<br />

16 Dreigelenk-Gleitgetriebe<br />

17 Doppelgleitgetriebe<br />

18 Ebenes Getriebe – Rechteck wird in 2 Ecken geführt<br />

19 Landeanflug eines Falters an Litfasssäule<br />

20 Ellipsengetriebe<br />

21 Auslegung eines Kinos – optimaler Sehwinkel<br />

22 Drehende Ellipsenscheibe führt gleitenden Winkelhebel<br />

23 Verbindungsstraße


58 4Projekte<br />

24 Flaschenzug – nicht parallel verlaufende Seile<br />

25 Flugkontrolle – Radarpeilung eines Flugobjekts<br />

26 Flugpeilung – Flugobjekt peilt Objekt an<br />

27 <strong>Kinematik</strong> eines Garagentors<br />

28 Getriebespiel – Einfluss von Spiel in einem Kreisgelenk<br />

29 <strong>Kinematik</strong> eines Gleitsteingetriebes<br />

30 Antrieb mittels gleitender Zahnstange<br />

31 Stößelhub-Scheibengetriebe –<br />

Hub ist gegeben, Kurvenscheibenform gesucht<br />

32 <strong>Kinematik</strong> einer Kapsel-Exzenter-Kolbenpumpe<br />

33 Fertigung von Kurvenscheibenformen mittels Zwei-Koordinaten-Maschine<br />

34 Zebrastreifen – <strong>Kinematik</strong> Auto-Fußgänger<br />

35 Marterpfahl – 3 Indianer wollen den Skalp<br />

36 Schatten – welchen Schatten wirft ein längs einer Kurve sich bewegender<br />

Fussgänger?<br />

37 Kardan- und Homokinetisches Getriebe<br />

38 Zahn-Kurbelgetriebe zur Erzeugung von Kardioiden<br />

39 <strong>Kinematik</strong> eines komplexen Karussells<br />

40 Kegel-Differentialgetriebe mit „rückkehrendem“ Abtrieb<br />

41 Maßbestimmung einer Kegelradpaarung<br />

42 Keilförmige Schikane bewegt Hubrolle<br />

43 Analyse eines Zweirollen-Kollergangs<br />

44 Analyse eines Kontainer-Verladekrans minimaler Arbeit<br />

45 <strong>Kinematik</strong> eines Kreisels<br />

46 Kreisbogen wird zwischen zwei senkrechten Wänden geführt<br />

47 Analyse eines Kreuzschiebers<br />

48 Kugel rollt im 3D auf einer V-förmigen Führung


Die Projekte im Überblick 59<br />

49 Synthese –<br />

mittels Zahn-Kurbelgetriebe sollen 3 Bedingungen erfüllt sein<br />

50 Gleitstein wird in Halbkreis bewegt und führt eine Kurbel<br />

51 Pleuel eines Kurbeltriebs wird auf gegebener Kurve geführt<br />

52 3D-Viergelenkgetriebe<br />

53 3D-Kurbelgleitgetriebe<br />

54 Kurbelkupplung<br />

55 Kurbeltrieb treibt Rolle an<br />

56 Kurbelschere zum Längen von Bändern<br />

57 Viergelenk-Zahnradgetriebe<br />

58 Kurvenstößel – Kurvenscheibe bewegt Hubstößel<br />

59 Analyse einer Kurzhobelmaschine<br />

60 <strong>Kinematik</strong> eines Labor-Schwingers<br />

61 <strong>Kinematik</strong> eines Kippladers<br />

62 Landeanflug eines Flugzeugs bei Seitenwind<br />

63 Analyse einer Legemaschine<br />

64 <strong>Kinematik</strong> eines Nocken-Steuer-Getriebes<br />

65 Analyse einer Ölförderpumpe<br />

66 Bewegung einer Oldham-Kupplung<br />

67 Dünnes parabelförmiges Blech gleitet zwischen zwei<br />

zueinander senkrechten Wänden<br />

68 Zwischen zwei parallelen Platten wird eine Kugel bewegt<br />

69 Auslegung eines Fahrzeug-Scheibenwischers<br />

70 <strong>Kinematik</strong> eines Plattenspielers<br />

71 Rädergetriebe – Analyse verschiedener Formen<br />

72 Radfahrer<br />

73 Rast- und Gangpolbahn


60 4Projekte<br />

74 Analyse eines Raumgetriebes<br />

75 Wahrnehmung im rotierenden Koordinatensystem 2D<br />

76 Wahrnehmung im rotierenden Koordinatensystem 3D<br />

77 Auslegung eines Roboters für eine Bandbeschickung<br />

78 Auslegung eines Roboters für eine Dreipunktbedingung<br />

79 Rollenstößel wird über Kurvenschikane bewegt<br />

80 Rollendes Rad zieht Stab<br />

81 Kurbel bewegt Zweiradwagen<br />

82 Beobachtung eines Satellits<br />

83a Kurvenscheibe gegebener Form bewegt Rollenstößel<br />

83b Kurvenscheibe gegebener Form bewegt Rollenstößel:<br />

Alternative Lösung<br />

84 Bewegung eines speziellen Scheibenwischers<br />

85 Analyse einer Flussfähre<br />

86 Zwei Schiffe überqueren gleichzeitig einen Kanal – Gefahrenbereich<br />

87 Analyse eines Räder-Schrittgetriebes<br />

88 <strong>Kinematik</strong> eines Schwenkgetriebes<br />

89 <strong>Kinematik</strong> einer 3D-Schwingstange<br />

90 Schiff wird über einen Fluss mittels Seil gezogen<br />

91 Seil wird nach gegebenem v(t)-Verhalten von einer Rolle abgwickelt<br />

92 Bewegung eines Förderkorbs mittels Seilgetriebe<br />

93 Spezielles Seilpendel<br />

94 Mittels Umlaufrolle wird eine Last bewegt<br />

95 Abwickeln eines Seils der Dicke d von einer Rolle<br />

96 Abwickeln eines Seils der Dicke d von einer kegelförmigen Rolle<br />

97 Abwicklung eines Seils der Dicke d von einer parabelförmigen Rolle<br />

98 Synthese einer Shapping-Kurzhobel-Maschine


Die Projekte im Überblick 61<br />

99 Analyse einer speziellen Spiralbewegung<br />

100 Antrieb einer Stanze<br />

101 Analyse eines 3D-Steuergetriebes<br />

102 Synthese von Viergelenkgetrieben<br />

103 Antrieb einer Tiefziehpresse<br />

104 Analyse einer Viergelenk-Transportvorrichtung<br />

105 3D-Bewegung eines T-Sücks auf gegebener Bahn<br />

106 Wann decken sich die Zeiger einer Uhr?<br />

107 Um eine Kurvenscheibe wird eine Rolle geführt<br />

108 Hund-Hase-Verfolgungskurven<br />

109 Analyse des 2D-Viergelenkgetriebes<br />

110 <strong>Kinematik</strong> eines speziellen Vierkantantriebs<br />

111 <strong>Kinematik</strong> eines speziellen Wälz-Kurbel-Getriebes<br />

112 Ein Gleitstein ist auf einer Parabel geführt<br />

113 Kinematische Analyse eines speziellen Scheibenwischers<br />

114 Analyse eines speziellen Zahnrad-Kurbelgetriebes<br />

115 Einfache Analyse des Fahrplans der Bahn<br />

116 Spezielle Bewegungen eines starren Stabs<br />

117 Analyse eines Systems mit 2 Freiheitsgraden


Anhang<br />

Literatur zu Maple<br />

Kofler, M., Bitsch, G., Komma, M.: Maple,<br />

Pearson Studium 2002, ISBN 978-3-8273-7036-5<br />

Heck, A.: Introduction to Maple,<br />

Springer Verlag New York 2003, ISBN 978-0-387-00230-9<br />

Walz, A.: Maple 7,<br />

Oldenbourg Wissenschaftsverlag München 2002, ISBN 978-3-486-25542-3<br />

Grotendorst, J.: Computer Mathematik mit Maple,<br />

Forschungszentrum Jülich 2003, ISBN 978-3-89336-325-4<br />

Ansprechpartner bei Fragen zu den<br />

Programmmen<br />

Herr Richards: Fragen zu Maple<br />

scientific Computers Aachen, t.richard@scientific.de<br />

Herr Weymar: Fragen zu MegaCad<br />

Megatech Software Berlin, weymar@megatech.de

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