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14<br />

Gestalten | Primarstufe<br />

Über Sachwissen und Sachkönnen, Selbst- und Sozialkompetenz<br />

«Ich erzähl dir, was ich gelernt<br />

habe.»<br />

Hätten wir im technischen und textilen Gestalten noch immer das Fachverständnis unserer<br />

Grosseltern, so wäre die Auswahl der Beurteilungskriterien für Arbeiten im technischen und<br />

textilen Gestalten unbestritten und die entsprechende Beurteilung ein Leichtes.<br />

karolin Weber<br />

Das regelmässige, saube-<br />

re und zügige Ausführen<br />

der Verfahren sowie das<br />

genaue Nachvollziehen<br />

des vorgegebenen Objektes<br />

zeichnete nach altem<br />

Fachverständnis die<br />

besten Schülerinnen und<br />

Schüler aus!<br />

Machen wir es uns unnötig schwer, wenn wir<br />

das Fach heute anders definieren, wenn wir<br />

Individualität, Ideenvielfalt und Kooperationsfähigkeit<br />

<strong>als</strong> wesentliche Fähigkeiten in die<br />

Beurteilung einbeziehen? Die Versuchung ist<br />

gross, grundsätzlich alle Resultate der Kinder<br />

der Primarstufe <strong>als</strong> gelungen zu bezeichnen,<br />

um damit einer weiterführenden Beurteilung<br />

aus dem Weg zu gehen. Natürlich könnten auch<br />

Aufgaben gestellt werden, deren Ziel ein möglichst<br />

identisches, gut nachgebasteltes Produkt<br />

wäre. Diese Produkte liessen sich miteinander<br />

vergleichen und damit einfacher beurteilen. Auf<br />

diese Weise wäre – auf Kosten der vergebenen<br />

Lernmöglichkeiten der Kinder – das Beurteilungsdilemma<br />

vordergründig gelöst. Es liegt<br />

auf der Hand: Dieser Ausweg taugt nicht; eine<br />

andere Strategie muss her! Eine aussagekräftige<br />

Beurteilung ist nur dann möglich, wenn eine<br />

Aufgabenstellung mit einem definierten Lerninhalt<br />

oder einem definierten Kompetenzaufbau<br />

verbunden ist.<br />

Die Publikation «Handlungskompetenz im<br />

technischen und textilen Gestalten» stellt die<br />

Lerngelegenheiten im ttG umfassend dar. In<br />

drei Kompetenzstufen und mit über 30 Kriterien<br />

wird aufgezeigt, wie sich Handlungskompetenz<br />

entwickelt und woraus sie sich<br />

zusammensetzt. Die Formulierungen zum Aufbau<br />

der Fachkompetenz werden ergänzt durch<br />

gezielt ausgewählte und für das Gestalten<br />

<strong>profi</strong>-L 1 / 13 © Schulverlag plus AG<br />

besonders relevante Anteile der Selbst- und<br />

Sozialkompetenz.<br />

Die Fachkompetenz wird <strong>als</strong> Sachwissen und<br />

Sachkönnen definiert. Somit wird klar, dass<br />

es im Gestalten nicht nur um Können, <strong>als</strong>o<br />

Ausführen und Herstellen, sondern auch um<br />

Wissen geht. «Woher<br />

kommt das Material,<br />

wie heisst es, wozu<br />

soll das Produkt die-<br />

nen, wie stellen<br />

Handwerker diesen<br />

Gegenstand her?»<br />

Solche und ähnliche Fragen leiten die Schü-<br />

lerinnen und Schüler dazu an, die gestaltete<br />

Umwelt zu erkunden, Begriffe aufzubauen<br />

und Zusammenhänge zu erkennen. Beispiel:<br />

Gemeinsam mit den Kindern werden unter-<br />

schiedlichste Taschen gesammelt. Tragtaschen<br />

aus Papier, solche aus Recycling-Kunststoff,<br />

Sporttaschen, Schultaschen, alte Koffer, Hand-<br />

taschen usw. Diese Sammlung wird von den<br />

Schülerinnen und Schülern geordnet und un-<br />

tersucht: Woraus ist die Tasche gefertigt, wozu<br />

braucht man sie, was kann man damit trans-<br />

portieren, kann man sie mehrm<strong>als</strong> verwenden?<br />

Das handwerkliche, motorische Können ist un-<br />

abdingbar, um Ideen anschliessend umzuset-<br />

zen. Je älter die Schülerinnen und Schüler sind,<br />

umso mehr und umso komplexere Verfahren<br />

haben sie bereits entdeckt, erlernt, geübt und<br />

in unterschiedlichen Situationen eingesetzt.<br />

Die motorischen Fertigkeiten und das Wissen<br />

um die Regeln der Anwendung bilden das<br />

Repertoire, das sie für ihre Konstruktionen<br />

einsetzen können.<br />

Im Kompetenzmodell ttG werden die Aspekte<br />

der Selbst- und Sozialkompetenz fachspezifisch<br />

formuliert. Es wird deutlich, wie stark diese Be-<br />

reiche mit dem gestalterischen Handeln und<br />

dem Gelingen einer Aufgabe verbunden sind.<br />

Die Kriterien in diesen Bereichen unterstützen<br />

Lehrpersonen darin, die eigene Beobachtungsfähigkeit<br />

im Unterricht zu fokussieren und die<br />

Kinder differenziert wahrzunehmen. So kann<br />

man z.B. Kindern besser gerecht werden, wel-<br />

«Mit dem KMttG bekommt die Selbstreflexion<br />

der Schülerinnen und Schüler<br />

eine wesentliche Bedeutung.»<br />

che über ein gut entwickeltes Vorstellungsvermögen<br />

verfügen und sich mit viel Engagement<br />

in der Gruppe einbringen, motorisch aber<br />

noch nicht so geschickt sind. Auch sie können<br />

mit Hilfe dieses Modells <strong>als</strong> gute Gestalter erkannt<br />

und in ihren Entwicklungsbedürfnissen<br />

entsprechend gefördert werden.<br />

Wie kann das Kompetenz modell ttG<br />

(KMttG) eingesetzt werden?<br />

Mit dem KMttG bekommt die Selbstreflexion<br />

der Schülerinnen und Schüler eine wesent-<br />

liche Bedeutung. Sie sollen dazu angeleitet<br />

werden, ihr Lernen, ihre Fortschritte und Ziele<br />

fachspezifisch einzuschätzen. Stolz erkennen<br />

sie, dass sie einen grossen Holzklotz zersägen<br />

oder auch die ganz kleinen Nägel einschlagen<br />

konnten. Sie besprechen, wie sie sich im Ge-<br />

brauch des begehrten Akkubohrers organi-<br />

siert haben, oder berichten, was sie diesmal<br />

anders gemacht haben beim Einspannen des<br />

Werkstückes <strong>als</strong> beim letzten Mal. Mit den<br />

entsprechenden Arbeitsmaterialien werden<br />

Schülerinnen und Schüler ab der 2. Klasse in<br />

eine strukturierte Reflexion eingeführt.<br />

Das Modell stellt in den drei Kompetenzberei-<br />

chen über 30 verschiedene Deskriptoren zur

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