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Ursachen Und Formen<br />

hUmanitärer hilFe<br />

Kopiervorlage 1.1<br />

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Kopiervorlage 1.2.1<br />

Mystery-AufgAbenstellung<br />

Leitfrage: Führt die Spende von Frau winter dazu, dass David länger kindersoldat<br />

bleiben muss?<br />

aufgabe:<br />

• Die zentrale Aufgabe besteht darin, die<br />

hier wiedergegebene Leitfrage logisch begründet<br />

zu beantworten. Die Beantwortung<br />

soll schriftlich erfolgen.<br />

• Zu diesem Zweck müssen die 26 Mystery-<br />

Kärtchen in eine logische Reihenfolge<br />

gebracht werden und/oder sinnvoll miteinander<br />

in Beziehung gesetzt werden.<br />

Einige Kärtchen werden Sie nicht weiterbringen.<br />

Diese können Sie zur Seite legen.<br />

• Stellen Sie bitte dann die einzelnen Argumentationsschritte<br />

dar, die Sie zur Beantwortung<br />

der Leitfrage führen (schriftliche<br />

Skizze).<br />

• Vertiefende Fragen:<br />

– Wie sollte sich Ihrer Meinung nach<br />

eine Hilfsorganisation verhalten, die<br />

gebeten wird, in einem Kriegsgebiet<br />

Hilfe zu leis ten?<br />

– Wer handelt besser – Frau Winter oder<br />

Herr Seelmann? Begründen Sie Ihre Antworten.<br />

Quelle: Welthaus Bielefeld. Misereor. DED (Hrsg.) (2006): Entwicklungshindernis Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue<br />

Kriege und erzwungene Armut. Peter Hammer Verlag GmbH, Wuppertal. S. 1–3.<br />

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a: Alle Hilfsorganisationen<br />

drängen darauf, dass ihre<br />

Kontonummern in der Tagesschau<br />

genannt werden.<br />

E: David ist seit seinem zehnten<br />

Lebensjahr Kindersoldat<br />

bei einem «Warlord». Ein Teil<br />

seiner Familie wurde bei<br />

einem Überfall umgebracht,<br />

ein anderer Teil in die Flucht<br />

geschlagen.<br />

I: Die kriegführenden Gruppen<br />

rauben oft mit Gewalt Lebensmittel<br />

oder Medikamente aus<br />

den Lagerräumen oder sie<br />

nehmen den Hilfsempfänger/innen<br />

diese Sachen wieder ab.<br />

m: Es ist unverantwortlich, in<br />

Kriegsgebieten Humanitäre Hilfe<br />

zu leisten.<br />

Q: Humanitäre Hilfe in Kriegsgebieten<br />

ist politisch neutral<br />

und über jede Kritik erhaben.<br />

u: Falls David von der Warlord­<br />

Bande wegkommt, besteht<br />

seine einzige Hoffnung darin,<br />

über eine Hilfsorganisation<br />

seine Familienangehörigen zu<br />

finden und eine Ausbildung<br />

anzufangen.<br />

Y: Wer als Hilfsorganisation im<br />

Kriegsgebiet arbeiten will,<br />

muss Schutzgelder an<br />

Warlords und Rebellenführer<br />

bezahlen. Ohne Schutzgeld<br />

riskieren die Helfer/­innen<br />

ihr Leben.<br />

Mystery-Karten<br />

B: Für die Verteilung ihrer<br />

Güter müssen Hilfsorganisationen<br />

oft Personen einstellen,<br />

die von Kriegsherren<br />

bestimmt werden. Zudem<br />

müssen sie einen Teil der<br />

transportierten Hilfsgüter den<br />

Warlords abgeben.<br />

F: Die Banden der Warlords<br />

dulden nicht, dass sich Personen<br />

ohne ihre Erlaubnis in<br />

ihrem Gebiet aufhalten.<br />

J: Die meisten Kriege in der<br />

Welt sind «innerstaatliche»<br />

Kriege, die von Warlords,<br />

Rebellenführern oder Milizen<br />

geführt werden.<br />

N: Herr Seelmann gibt grundsätzlich<br />

keine Spenden, weil<br />

das Geld sowieso nicht<br />

«unten» ankommt.<br />

R: Humanitäre Hilfe muss von<br />

vornherein damit rechnen,<br />

dass ein Teil der Hilfsmittel in<br />

die Taschen der Warlords und<br />

Rebellenführer fliesst.<br />

V: Ohne Bezahlung dulden die<br />

Warlords keine Transporte<br />

von Lebensmitteln oder Medikamenten<br />

durch ihr Gebiet.<br />

Z: Zweimal am Tag sieht Frau<br />

Winter die Tagesschau und<br />

informiert sich dort über das<br />

Weltgeschehen.<br />

c: David hofft darauf, dass er<br />

endlich die Warlord­Bande<br />

verlassen kann, die ihn vor<br />

mehr als fünf Jahren gezwungen<br />

hat, sich der Gruppe<br />

anzuschliessen und sich an<br />

Gewaltakten zu beteiligen.<br />

g: Die Einnahmen, welche<br />

sich die Warlords aus den<br />

Hilfslieferungen aneignen,<br />

ermöglichen es ihnen, den<br />

Krieg fortzusetzen und die<br />

Kriegskosten zu bezahlen.<br />

k: Die Menschen, deren Not<br />

am grössten ist, wohnen in<br />

Gebieten, die man nur sehr<br />

schwer erreichen kann.<br />

O: Herr Seelmann hat kein<br />

Interesse an beunruhigenden<br />

Nachrichten und schaltet zur<br />

Tagesschauzeit lieber auf<br />

andere Programme.<br />

S: In der Schweiz unterstützt<br />

der Staat die Humanitäre Hilfe<br />

in Krisengebieten mit bis zu<br />

3<strong>10</strong> Millionen Schweizer<br />

Franken (20<strong>10</strong>).<br />

w: Wenn Frau Winter von den<br />

Fernsehbildern berührt wird,<br />

ist sie auch zu einer Spende<br />

bereit.<br />

Kopiervorlage 1.2.2<br />

D: David ist darauf angewiesen,<br />

dass er von seinem<br />

«Warlord» mit Lebensmitteln<br />

versorgt wird oder dass er<br />

Gelegenheit erhält, sich diese<br />

gewaltsam zu besorgen.<br />

H: Die Entführung von Nothilfe­Mitarbeiter/­innen<br />

aus<br />

Europa oder Nordamerika ist<br />

für Warlords und kriminelle<br />

Banden ein gutes Mittel, um<br />

an Geld zu kommen.<br />

L: Davids Mutter konnte sich<br />

mit ihrem Baby in ein Flüchtlingslager<br />

retten.<br />

P: Hilfsorganisationen sind<br />

moralisch verpflichtet, dort zu<br />

helfen, wo Menschen in Not<br />

sind, auch wenn dort die<br />

Warlords das Sagen haben.<br />

T: Kindersoldat/­innen sind<br />

ein preiswertes und willfähriges<br />

Instrument in der Hand<br />

brutaler Kriegsherren.<br />

X: Wenn Länder über längere<br />

Zeit von Kriegen betroffen<br />

sind, wird die Ernährungssituation<br />

der Bevölkerung fast<br />

immer kritisch.<br />

Quelle: Welthaus Bielefeld. Misereor. DED (Hrsg.) (2006): Entwicklungshindernis<br />

Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue Kriege und<br />

erzwungene Armut. Peter Hammer Verlag GmbH, Wuppertal. S. 1–3.<br />

Siehe auch: Why War – Webseite:<br />

http://www.whywar.at/methoden_mystery_fragen (3.8.20<strong>11</strong>)


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Humanitäre Hilfe des Bundes<br />

• Auftrag: weltweit Leben retten und Leid lindern<br />

• Einsätze bei: Naturkatastrophen, Krisen, Konflikten,<br />

technologischen Katastrophen, Terroranschlägen<br />

• Aufgabenfelder: Nothilfe, Wiederaufbau, Präven-<br />

tion, Schutz und Anwaltschaft<br />

• Grundsätze: Menschlichkeit, Neutralität & Unpar-<br />

teilichkeit, frei von politischen Bedingungen, Zusammenarbeit<br />

& Koordination<br />

• Direkte Aktionen oder Unterstützung von Partnerorganisationen<br />

• 3<strong>12</strong> Mio. CHF sind 20<strong>11</strong> für die Humanitäre Hilfe budgetiert,<br />

davon geht ein Drittel an bilaterale Aktionen,<br />

ein Drittel ans IKRK (Internationales Komitee vom<br />

Kopiervorlage 2.1<br />

wichtiger Teil der schweizerischen aussenpolitik: Humanitäre Hilfe ist ein Bereich der Direktion für<br />

Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige<br />

Angelegenheiten (EDA)<br />

Roten Kreuz) und ein Drittel an UNO-Organisationen<br />

wie das Flüchtlingshochkommissariat oder das Welternährungsprogramm.<br />

(NZZ 18.4.<strong>11</strong>)<br />

• Wichtige Akteure:<br />

– Schweizerisches Korps für Huma nitäre Hilfe<br />

(SKH) beruht auf dem Milizprinzip (600 freiwillige<br />

Korps angehörige);<br />

– Rettungskette Schweiz<br />

• Fokus: Prävention und Anwaltschaft für die Opfer<br />

erhalten in der Zukunft ein grösseres Gewicht.<br />

Quelle: Bundesgesetz über die internationale Entwicklungszusammenarbeit<br />

und humanitäre Hilfe, 19. März 1976 (SR 974.0).<br />

Nothilfeeinsätze: Die Verladung von Notzelten und Lage besprechung der Rettungskette Schweiz beim Tsunami-Einsatz in Indonesien<br />

(oben und Mitte unten), frisches Trinkwasser für ein Katastrophengebiet in Burundi (links), und Einsatz eines Rettungshundes<br />

in Griechenland (rechts).<br />

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Kopiervorlage 2.1a<br />

Humanitäre Hilfe des Bundes<br />

in liByen, april 20<strong>11</strong><br />

Engagement der<br />

Humanitären Hilfe des Bundes<br />

zugunsten der von der Krise in<br />

Libyen betroffenen Menschen<br />

Stand 14.April 20<strong>11</strong><br />

Humanitäre Krise in und um Libyen<br />

Als Folge der anhaltenden politischen Krise und der<br />

bewaffneten Auseinandersetzungen in Libyen ist die<br />

humanitäre Lage insbesondere im Land aber auch in den<br />

umliegenden Grenzregionen prekär. Die Gewalt forderte<br />

bereits viele Tote und Verletzte. Zehntausende Menschen<br />

sind weiterhin auf der Flucht. West-Libyen bleibt nach wie<br />

vor unzugänglich und die Informationslage unübersichtlich<br />

und widersprüchlich. Bis anhin sind es vor allem<br />

AusländerInnen, die versuchen, sich in den Nachbarländern<br />

Ägypten, Tunesien, Algerien und Niger in Sicherheit zu<br />

bringen und von dort in ihre Heimat zurückzukehren. Die<br />

Rede ist von rund einer Million GastarbeiterInnen, darunter<br />

hauptsächlich Staatsangehörige aus dem Maghreb, der<br />

Subsahara und asiatischen Ländern (z.B. Bangladesch,<br />

Philippinen, China). An den Grenzübergängen in Tunesien<br />

und Ägypten, wo die meisten dieser Menschen erschöpft<br />

aus Lybien ankommen, hat sich die Hilfe organisiert. Eine<br />

Herausforderung bleibt weiterhin die Registrierung und<br />

Rückkehr der Gastarbeiterfamilien in ihre Herkunftsländer.<br />

Der humanitäre Zugang in Libyen, und der Schutz der<br />

betroffenen Zivilbevölkerung sind eine Hauptforderung an<br />

die Konfliktparteien. Die UNO hat dazu einen<br />

entsprechenden Aufruf für den freien und bedingungslosen<br />

Zugang humanitärer Akteure an das libysche Regime<br />

gerichtet.<br />

Einsatz der Humanitären Hilfe des Bundes<br />

Die Schweiz leistet einen Beitrag zur Linderung der Not der<br />

Menschen in Libyen und in den Grenzregionen. Die<br />

Humanitäre Hilfe des Bundes (HH) richtet einen besonderen<br />

Fokus auf bedrängte Minderheiten und Personengruppen<br />

mit speziellen Schutzbedürfnissen.<br />

� Zwei Sofort-Einsatz-Teams mit insgesamt sechs<br />

ExpertInnen der humanitären Hilfe und dem SKH sind<br />

noch in Libyen und Ägypten im Einsatz, um die<br />

Bedürfnisse zu evaluieren und Nothilfemassnahmen<br />

einzuleiten.<br />

� Die Schweizer Botschaften in Kairo und Tunis sind mit<br />

je einem bzw. einer SKH-SpezialistIn verstärkt.<br />

� Die HH unterstützt die medizinischen<br />

�<br />

Nothilfeaktivitäten des IKRK in Libyen mit CHF<br />

500'000.-.<br />

Die Internationale Organisation für Migration (IOM)<br />

wurde finanziell mit einem Beitrag von CHF 1‘000‘000.unterstützt<br />

und in Tunesien mit einem SKH-Experten<br />

verstärkt.<br />

� Ergänzend hat auch das Bundesamt für Migration<br />

(BfM) CHF 500‘000.- für IOM gesprochen.<br />

� Die HH hat dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK)<br />

ein medizinisches Notfallkit für die Behandlung von<br />

<strong>10</strong>‘000 Personen abgegeben. Das Kit wurde vom SRK<br />

in Tunesien dem Tunesischen Roten Halbmond<br />

überreicht.<br />

14.April 20<strong>11</strong><br />

Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA<br />

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA<br />

Humanitäre Hilfe und Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe<br />

� Das SRK hilft dem Tunesischen Roten<br />

Halbmond in der Betreuung der Geflüchteten<br />

und schickte Material und entsprechende<br />

Experten nach Tunesien. Die Mittel für diese<br />

Aktion (CHF 450‘000) stellte teilweise die HH<br />

zur Verfügung.<br />

� Die HH unterstützt das OCHA mit CHF<br />

300’000.- und leistet einen Beitrag zur<br />

humanitären Koordination im Krisengebiet.<br />

Quelle OCHA (05.April 20<strong>11</strong>)<br />

� Die HH schickte zwei medizinische Notfallkits<br />

nach Libyen. Ein Teil des Materials wurde dem<br />

Spital in Tobruk übergeben. Der andere Teil<br />

wurde an Spitäler im Raum Benghazi verteilt.<br />

Zusätzlich hat die HH <strong>10</strong>00 Portionen an<br />

Impfstoffen (Diphterie, Tetanus) nach<br />

Benghanzi geliefert.<br />

� Die HH hat eine mobile Wasserverteilanlage,<br />

die im Notfall 5000 Personen mit Trinkwasser<br />

versorgen kann, an die libysch-ägyptische<br />

Grenze geschickt. Außerdem wurden in<br />

Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen<br />

Hygiene Kits und warme Mahlzeiten an die aus<br />

Libyen flüchtenden und in Ägypten<br />

gestrandeten Menschen verteilt.<br />

Die erwähnten Maßnahmen werden in<br />

Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und in<br />

Koordination mit den Partnerorganisationen vor Ort<br />

durchgeführt. Weitere Aktionen sind in Planung.<br />

Verpflichtete und geplante Mittel<br />

CHF 500‘000 an das IKRK (HH)<br />

CHF 1‘500‘000 an die IOM (HH+ BfM)<br />

CHF 500‘000 an das WFP (HH)<br />

CHF 300‘000 an die OCHA (HH)<br />

(weitere Mittel für SKH Experten Einsätze)<br />

Zusätzliche Information<br />

DEZA Humanitäre Hilfe und SKH<br />

Sägestrasse 77 Köniz<br />

3003 Bern<br />

Telefon: +41 (0)31 322 31 24<br />

Fax: +41 (0)31 324 16 94<br />

E-Mail: hh@deza.admin.ch / www.deza.admin.ch<br />

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Erdbeben und Tsunami in<br />

Japan<br />

Stand 22.03.20<strong>11</strong>, 16:00 Uhr<br />

Situation in Japan<br />

Ein schweres Erdbeben mit Magnitude 8.9 auf der<br />

Richterskala hat am <strong>11</strong>. März um 06.46 Uhr Schweizer Zeit<br />

Japan stark erschüttert und einen gewaltigen Tsunami<br />

ausgelöst. Es gibt bis heute sehr viele starke Nachbeben.<br />

Der Tsunami hat Japans Küste auf einer Länge von rund<br />

600 Kilometern hart getroffen. Die am schlimmsten<br />

betroffenen Präfekturen sind: Miyagi, Iwate, Fukushima,<br />

Yamagata, Akita and Aomor. Bei Sendai, 300 km nördlich<br />

von Tokio, war die Welle bis <strong>10</strong> Meter hoch und drang mit<br />

riesiger Gewalt und bis 17km weit ins Landesinnere vor.<br />

Die japanische Regierung spricht bislang von über 2‘500<br />

Verletzten, 13‘300 Vermissten und 8‘600 Toten. Bis zu<br />

350‘000 Menschen sind durch die Naturkatastrophen<br />

obdachlos geworden. Laut offiziellen Angaben stehen<br />

diesen Personen rund 2’300 Evakuationszenter zur<br />

Verfügung. Täglich können laut offiziellen Angaben rund<br />

<strong>10</strong>’000 Menschen die Evakuationszentren verlassen, da sie<br />

Unterkunft bei Familienangehörigen und Bekannten in nicht<br />

betroffenen Gebieten finden.<br />

Reaktorstörungen<br />

Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima l hat sich etwas<br />

verschlechtert. Heute stieg wieder Rauch oder Dampf über<br />

dem Reaktorblock 2 auf. Alle Reaktoren sind inzwischen an<br />

die Stromversorgung angeschlossen. Vor der Freigabe der<br />

Stromzufuhr müssen aber die Pumpen geprüft werden.<br />

Einsatz der Humanitären Hilfe des Bundes<br />

• Experten der Humanitären Hilfe des Bundes (Logistik,<br />

Strahlenschutz, Telecom) befinden sich weiterhin in<br />

Osaka. Hauptaufgabe dieser Mitarbeiter ist die<br />

Verstärkung der Botschaft bei der Unterstützung von<br />

ausreisewilligen Schweizer Bürgerinnen und Bürger<br />

sowie anderen Nationalitäten.<br />

• Das Schweizer Team verfügt permanent über einen<br />

Strahlenschutzexperten mit Mess- und Monitoringgeräten.<br />

Er macht im Einsatzort stündlich Messungen<br />

und sendet die Resultate der NAZ.<br />

• Die medizinische Repatriierung des erfolgreich<br />

operierten Korpsangehörigen mit dem begleitenden<br />

Team-Arzt ist abgeschlossen. Dem Korpsangehörigen<br />

geht es den Umständen entsprechend gut. Seine<br />

Behandlung steht nicht im Zusammenhang mit dem<br />

Einsatz.<br />

• Die 23 Experten der Humanitären Hilfe des Bundes und<br />

die neun Suchhunde, die im Katastrophengebiet<br />

Sucharbeiten durchführten, haben ihren Einsatz beendet<br />

und sind zurückgekehrt.<br />

• Das Suchteam konnte während seines Einsatzes drei<br />

Ortungen vornehmen. Die Bergung der Opfer wurde<br />

durch die lokale Feuerwehr eingeleitet.<br />

• Das Einsatzgebiet befand sich ca. <strong>10</strong>0km nördlich der<br />

Stadt Sendai, rund 150 km von den Kernkraftwerken<br />

Fukushima I und II entfernt.<br />

• Zur Sicherheit des eingesetzten Teams wurden in<br />

Zusammenarbeit mit dem Paul Scherrer Institute (PSI)<br />

Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA<br />

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA<br />

Humanitäre Hilfe und Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe<br />

Kopiervorlage 2.1b<br />

Humanitäre Hilfe des Bundes<br />

in Japan, märz 20<strong>11</strong><br />

persönliche Messungen vorgenommen. Die Ergebnisse<br />

zeigen ausnahmslos normale Werte auf.<br />

• Gemäss der Lageeinschätzung der Nationalen<br />

Alarmzentrale (NAZ) besteht momentan ausserhalb der<br />

von den japanischen Behörden deklarierten Schutzzonen<br />

um das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi keine<br />

radiologische Gefährdung.<br />

• Die japanische Regierung leitet ihre humanitäre Hilfe für<br />

die Opfer über 32 lokale Hilfswerke und koordiniert über<br />

zwei Plattformen, die vom japanischen Kabinettsminister<br />

geleitet wird.<br />

Suchteam mit Hund in Minamisanriku<br />

Verpflichtete und geplante Mittel<br />

CHF 1‘000‘000.- für Einsatz und Hilfeleistungen<br />

Zusätzliche Information<br />

DEZA Humanitäre Hilfe und SKH<br />

Sägestrasse 77 Köniz<br />

3003 Bern<br />

Telefon: +41 (0)31 322 31 24<br />

Fax: +41 (0)31 324 16 94<br />

E-Mail: hh@deza.admin.ch / www.deza.admin.ch<br />

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Cholera-Epidemie Haiti<br />

Stand Januar 20<strong>11</strong><br />

Ausgangslage<br />

Nach dem verheerenden Erdbeben vom <strong>12</strong>. Januar<br />

20<strong>10</strong> ist in Haiti Mitte Oktober eine Cholera-<br />

Epidemie ausgebrochen. Die Krankheitsfälle traten<br />

zuerst in der nördlichen Provinz Artibonite auf. Die<br />

Krankheit breitete sich weiter aus und erreichte die<br />

Hauptstadt Port-au-Prince mit ihren Notunterkünften<br />

der Erdbebenopfer und die Armenviertel, wo die<br />

Bewohner unter prekären hygienischen Bedingungen<br />

leben. Die Zahl der Epidemie-Toten ist auf<br />

mehr als 3‘700 angestiegen, über 170‘000 Menschen<br />

sind seit Mitte Oktober erkrankt.<br />

Die Sofortmassnahmen der DEZA<br />

Seit dem Ausbruch der Cholera wurden bis zu 20<br />

Experten aus dem Korps für Humanitäre Hilfe<br />

(SKH) in Haiti eingesetzt.<br />

� Wasserexperten unterstützen die staatliche<br />

Trinkwasserbehörde DINEPA beim Testen sowie<br />

bei der Produktion von sauberem Trinkwasser<br />

und die damit verbundene Ausbildung der Mitarbeiter<br />

der DINEPA.<br />

� Die DEZA lieferte medizinische Hilfsgüter und Material<br />

zur Wasserdesinfektion mit einem Gesamtwert<br />

von CHF 90‘000.<br />

� SKH-Experten aus den Bereichen Medizin und<br />

Logistik unterstützen die Partnerorganisation Terre<br />

des Hommes Lausanne, Médcins du Monde<br />

und das Hôpital Albert Schweitzer in Deschapelles<br />

bei der Behandlung von CholerapatientInnen.<br />

� Die Caritas erhielt einen Finanzbeitrag für die Unterstützung<br />

von Gesundheitsposten und zur Choleraprävention.<br />

Behandlung eines Cholerapatienten<br />

Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA<br />

Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZAHumanitäre<br />

Hilfe und Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe<br />

Kopiervorlage 2.1c<br />

Humanitäre Hilfe des Bundes<br />

in Haiti, 20<strong>10</strong><br />

Die DEZA in Haiti<br />

Seit Ende der neunziger Jahre unterstützt die bilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit Haiti mit zwei<br />

Projekten in den Bereichen Trinkwasser/ Siedlungshygiene<br />

und Waldschutz /Nahrungsmittelproduktion.<br />

Helvetas setzt diese Projekte für die DEZA um.<br />

Nach dem schweren Erdbeben im Januar 20<strong>10</strong> hat<br />

der Bundesrat entschieden, dass die DEZA ihre bilaterale<br />

Entwicklungszusammenarbeit komplementär<br />

zum gegenwärtigen Engagement der Humanitären<br />

Hilfe ausbauen soll.<br />

Die Humanitäre Hilfe engagiert sich seit 2005 in<br />

Haiti. Das Programm 20<strong>10</strong>-2013 setzt den Schwerpunkt<br />

auf den Wiederaufbau von sozialen Infrastrukturen<br />

(Schulen und Gesundheitseinrichtungen),<br />

Nahrungssicherheit und Reduktion von Naturrisiken.<br />

Im Bereich Nahrungssicherheit wird ein Beitrag an<br />

das Welternährungsprogramm, gleichzeitig verfügt<br />

die Schweiz über ein Milchpulverprogramm das in<br />

Haiti durch Terre des Hommes umgesetzt wird.<br />

Gesamthaft setzt der Bund für die Entwicklungszusammenarbeit<br />

und die Humanitäre Hilfe in Haiti von<br />

20<strong>10</strong> bis 20<strong>12</strong> CHF 36 Mio. ein.<br />

Für die Sofortmassnahmen der DEZA zur Cholera-<br />

Epidemie werden CHF 550‘000 eingesetzt.<br />

Weitere Informationen<br />

EDA-Info<br />

E-Mail info@eda.admin.ch<br />

Tel: 031 322 31 53<br />

www.deza.admin.ch<br />

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Kopiervorlage 2.2.1<br />

«Ich hatte Tränen in den augen, als die Patienten verladen wurden»<br />

Von Alison Criado-Perez.<br />

ErlEbnisbEricht von<br />

ÄrztE ohnE GrEnzEn<br />

die wir die Infusionsbeutel hängen<br />

können. Aber richtig einrichten können<br />

wir erst, wenn wir 6,5 Tonnen<br />

medizinische Ausrüstung und Medikamente<br />

ausgeladen haben. Das<br />

Material ist eine Spende von MSF an<br />

das Spital in Misrata. Momentan ist<br />

die Hälfte der Bettenplätze noch mit<br />

Fracht belegt.<br />

Eine kugel im Rückenmark<br />

Am Mittag kommt endlich der Notfallkoordinator<br />

Helmi und ruft<br />

Es ist Sonntag, 3. April, <strong>11</strong>.30 Uhr, wir tern und einigen freiwilligen Ärzten<br />

erleichtert: «Der Kontakt steht, wir<br />

haben grünes Licht!» Ein kleines Boot<br />

geleitet uns in den Hafen. Jegliche<br />

Angebote für militärischen Schutz<br />

haben wir abgelehnt, da MSF sich<br />

stets neutral verhält und keine Waffen<br />

duldet. Als wir am Dock anlegen,<br />

ist es ruhig in Misrata. Das gesamte<br />

befinden uns in internationalen aus Tunesien, die sich zu diesem Ein- Team und die Schiffsmannschaft bil-<br />

Gewässern etwa 30 Kilometer vor satz bereit erklärt haben. Wir wollen den eine Kette, und wir laden so<br />

der libyschen Küste. Wir versuchen, Kriegsverletzte per Schiff aus Mis- schnell als möglich die vielen schwe-<br />

mit dem Hafen von Misrata Kontakt rata evakuieren und sie nach Sfax in ren Kisten auf den Quai, damit wir die<br />

aufzunehmen, damit er uns freie Tunesien bringen, wo sie medizinisch Matratzen auf den Boden der beiden<br />

Fahrt gibt. Die Spannung steigt, da versorgt werden können. Gestern Stationen legen und unser Material<br />

wir nur noch für eine halbe Stunde Abend ging es los, auf einer Schnell- vorbereiten können, bevor die ersten<br />

Treibstoff haben. Wir warten hier fähre vom Typ San Pawl mit 216 Sitz- Patienten eintreffen.<br />

schon seit einigen Stunden. Wo ist plätzen. Das Schiff wurde so umge- Nach wenigen Minuten ist es so<br />

unsere Kontaktperson? Heute Morbaut, dass es 60 Patienten auf Mat- weit: Zwei Ärzte koordinieren die<br />

gen im Briefing hat man uns noch ratzen und 30 mobile Verletzte Verteilung der Patienten, während ich<br />

erzählt, wie man sich in einer Kriegs- befördern kann. Wir wissen nicht, mit Kate, der anderen internationalen<br />

zone zu verhalten hat. Bin ich wirk- wie die Patientenliste aussehen wird, Pflegefachfrau, drinnen warte. Bald<br />

lich hier? Alles erscheint mir ziem- insbesondere weil Misrata gestern kommen sie nicht mehr einzeln, sonlich<br />

surreal.<br />

wieder bombardiert wurde. Unser dern strömen herein; auf Bahren, an<br />

Unser 13-köpfiges Team besteht Logistiker Annas hat dünne Seile Krücken, mit Infusionen und Kanülen,<br />

aus internationalen MSF-Mitarbei- zwischen die Pfosten gespannt, an junge Menschen und auch ältere. Da<br />

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Kopiervorlage 2.2.1<br />

ist ein 13-jähriger Junge mit schreck- <strong>12</strong> Leute, ist die meiste Zeit auf vier vom Roten Halbmond darauf warten,<br />

lichen Verbrennungen im Gesicht von oder fünf reduziert. Niemand hat mit die Verletzten von der Fähre zu tra-<br />

der Explosion eines Molotowcock- der Seekrankheit gerechnet, und gen. Ein Patient auf der Intensivstatails.<br />

Sein Vater ist bei ihm. Da sind immer wieder fallen einige Ärzte aus. tion fasst nach Kates Hand. «Hat sich<br />

junge Männer, die nie mehr werden Aber wir schaffen es. Wir tun, was wir die Überfahrt gelohnt?», fragt er.<br />

gehen können, querschnittgelähmt können. Wir sehen zu, dass die Pati- «Ja», antwortet sie ruhig. Was kann<br />

durch eine Kugel im Rückenmark. enten stabil bleiben, dass ihre Infusi- sie schon sagen? Ich habe Tränen in<br />

Und die Amputierten werden Protheonen laufen. Wir geben bei Bedarf den Augen, als die jungen Männer, mit<br />

sen brauchen. Einige wurden gerade Antibiotika und Schmerzmittel, wir denen wir intensive zwölf Stunden<br />

erst operiert; ich hoffe, dass die Blu- leeren die Urinbeutel, wechseln Drai- verbracht haben, in die Ambulanzen<br />

tung wirklich gestoppt ist. Einige nage-Flaschen. Wir versuchen, die geschoben werden, die sofort zu den<br />

erhalten Bluttransfusionen. Krankenakten nachzuführen. Die Spitälern von Sfax losbrausen.<br />

Da sind offene Brüche, fürchter- Arbeit nimmt kein Ende, wir sind Auf einmal ist alles vorbei. Als wir<br />

liche Unterleibsverletzungen, Brust- erschöpft und machen trotzdem die in unsere Basis in Zarsis gefahren<br />

verletzte mit Pneumothorax, die eine ganze Nacht weiter.<br />

werden, fünf Stunden südlich von Sfax,<br />

Thoraxdrainage brauchen. Ein junger<br />

sagt unser Fahrer Said plötzlich: «Im<br />

Mann, der wegen der schweren Ver- Ein Lied zum Dank<br />

Radio reden sie über Médecins sans<br />

brennungen an Gesicht und Hals Ich habe kaum gemerkt, wie es Mor- Frontières, über den Patiententrans-<br />

einen Luftröhrenschnitt bekam, kann gen geworden ist. Doch plötzlich port von Misrata nach Tunesien. Und<br />

nichts sehen, da sein Gesicht mit hören wir: «Anlegen in 30 Minuten!» sie möchten euch etwas zurückgeben,<br />

Gaze bedeckt ist. Wie sollen wir mit Die Überfahrt nach Sfax hat fast zwölf ein Dankeslied von der libyschen<br />

all diesen Verletzten fertig werden? Stunden gedauert. Ich schaue Bevölkerung.» Es ist ein berührendes<br />

Insgesamt sind es 71 Patienten, und erleichtert auf den Quai, wo 36 Ambu- Lied über Liebe und Verlust, und es<br />

unser medizinisches Team, offiziell lanzen stehen und überall Freiwillige klingt noch lange in uns nach.<br />

(MSF 20<strong>11</strong>)<br />

2


m<br />

7<br />

Kritische stimmen<br />

zu humanitärer hilfe<br />

a) Produkte, Technologien oder Arbeitsweisen des Westens<br />

werden durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs ) expor-<br />

tiert und unterminieren oft traditionelle Lebensweisen. So<br />

forderten humanitäre Hilfsorganisationen 2005 nach dem<br />

Tsunami auf Java «cash for work» um die Bevölkerung zu<br />

animieren, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen.<br />

Allerdings widerspricht das der Tradition der dortigen Wir-<br />

Kultur: Ist im Dorf eine Strasse oder Moschee beschädigt,<br />

reparieren die Menschen den Schaden gemeinsam – un-<br />

entgeltlich. Wer nicht mithilft, verliert sein G e sicht. Verlas-<br />

sen sich nun viele Einheimische auf die Humanitäre Hilfe,<br />

schafft dies Neid und Konkurrenz unter ihnen und bedroht<br />

den Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft.<br />

b) Vor allem Nahrungsmittelhilfe ist heute ein Beispiel für<br />

den problematischen Kulturexport der NGOs: Beobachter<br />

sagen, dass durch diese Menschen in den Entwicklungsländern<br />

von ihren angestammten Lebensmitteln entwöhnt<br />

werden und einheimische Märkte zusammenbrechen. In<br />

den Westen Afrikas lieferten NGOs jahrelang Reis und Weizen,<br />

der sich dort gar nicht anbauen lässt. Doch die Einwohner<br />

fanden Gefallen daran, was dazu führte, dass die<br />

Bauern ihre Hirse kaum noch loswerden konnten und nun<br />

ihrerseits permanent auf Hilfslieferungen angewiesen<br />

waren – was wiederum Nahrungsmittelproduzent/-innen<br />

aus Amerika und Europa gerne zur Kenntnis nahmen.<br />

c) Fundraising bedeutet Public Relation, und PR bedeutet,<br />

die eigene Tätigkeit publikumswirksam zu inszenieren.<br />

NGOs konkurrieren also um öffentliche Aufmerksamkeit,<br />

und die Gefahr ist gross, dass dies ihre Agenda bestimmt.<br />

Mit anwaltschaftlichem Pathos lässt sich heute oft mehr<br />

Geld generieren als mit konkreter Hilfe.<br />

Quelle a)–d): Signer, D. & Böhm, M. (20<strong>11</strong>): NGOs – im<br />

Namen des Guten. In: DU, Kulturmagazin Nr. 813/<br />

Januar/Februar 20<strong>11</strong>. Die Hilfe braucht Hilfe - Zur Lage<br />

humanitärer Organisationen.<br />

Kopiervorlage 2.2.2<br />

i<br />

d) Viele NGOs, die eigentlich der Moral und universalen<br />

Werten verpflichtet sind, können indirekt zu Instrumenten<br />

partikularer, fremder Politik werden, weil sie finanziell<br />

von nicht neutralen staatlichen Geldern abhängig sind.<br />

Médecins Sans Frontières erhält z.B. die Hälfte ihres<br />

Budgets von verschiedenen Regierungen. Schon immer<br />

hat es Fälle gegeben, in welchen die NGOs als Vorposten<br />

fremder Regierungen parteiisch agiert haben; in einem<br />

Referat des Aussenministers Deutschlands wurde beispielsweise<br />

explizit erwähnt, dass Humanitäre Hilfe<br />

«nicht mehr wegzudenken ist aus der Aussenpolitik».<br />

e) Nach der demokratischen Revolution in Tunesien<br />

arbeiten die Leute mit viel Einsatz daran, den Alltag in<br />

Kebili wieder herzustellen. Taieb Foudhaili zum Beispiel<br />

wirkt im lokalen Übergangsrat mit. Als eine schweizerische<br />

Fair Trade Organisation ihn fragte, welche Unterstützung<br />

heute sinnvoll wäre, bat er einerseits um Solidarität<br />

auf politischer Ebene und andererseits um die<br />

Einrichtung eines Solidaritätskontos, um den Angehörigen<br />

der bei den Demonstrationen verletzten und getöteten<br />

Menschen zu helfen.<br />

Quelle: Fair Trade Report. Young Fair Traders. In: Terrafair-Magazin,<br />

Nr.20 /April 20<strong>11</strong>.<br />

f) «Hört auf uns Lebensmittel zu schicken, wir brauchen<br />

Küchengeräte um wieder selber zu kochen, und Backsteine<br />

um unsere Häuser neu aufzubauen». Eine vom<br />

Tsunami betroffene Person aus Indonesien.<br />

Quelle: 24 heures vom 03.01.2005, Lausanne


m<br />

7<br />

In Tunesien ist mehr als ein Drittel<br />

der Jugendlichen arbeitslos. Über<br />

80 000 Universitätsabsolventen<br />

jährlich werden in dem nordafri-<br />

kanischen Land nach dem franzö-<br />

sischen Bildungssystem ausge-<br />

bildet. Etwa ein Viertel dieser<br />

Uni-Abgänger findet einen ange-<br />

messenen Job in der Regierungsbürokratie<br />

und in der schmalen<br />

Privatwirtschaft. Die andern bringen<br />

sich bestenfalls als Kellner,<br />

Taxichauffeure und Tourismusführer<br />

durch. Aber in ganz Tunesien<br />

fehlt es an Automechanikern,<br />

Elektrikern, Spenglern oder Maurern<br />

mit beruflicher Qualifikation.<br />

Betriebliche Berufslehren gibt es<br />

keine, Lehrwerkstätten nur vereinzelte.<br />

Amerikanische und<br />

deutsche Ökonomieprofessoren<br />

rufen jetzt nach einem «Marshallplan<br />

für Tunesien», also nach<br />

einer gigantischen Finanzhilfe der<br />

Industrieländer. Die schweizerischeEntwicklungszusammenarbeit<br />

könnte eine nachhaltigere<br />

Wirkung als blosse Finanzhilfe<br />

haben, würde sie auf unser<br />

Erfolgsmodell Berufsbildung setzen.<br />

Im Falle Tunesiens brächten<br />

schon einjährige Berufsbildungsgänge<br />

viel. Die Zusicherung von<br />

Praktikumsplätzen in Tunesien,<br />

Kopiervorlage 3.1<br />

Ein Hilfsplan für dEn MagHrEb<br />

Tunesien fehlt es an Praktikern<br />

nicht in der Schweiz, könnte mit<br />

der Rückführung von Wirtschaftsflüchtlingen<br />

verbunden<br />

werden. Wer dort eine einjährige<br />

Ausbildung in einer Lehrwerkstätte<br />

absolviert hat, braucht<br />

nicht lange nach Arbeit zu suchen<br />

und kann sich vielleicht sogar<br />

selbstständig machen. Die<br />

Schweiz könnte mit spezifischen<br />

Berufsbildungsprojekten zum<br />

Beispiel für Automechaniker,<br />

Haustechniker, Monteure oder<br />

Pflegefachpersonen im Maghreb<br />

genau in jenen Bereichen nachhaltige<br />

Armutsbekämpfung leisten,<br />

in der die lateinischen und<br />

angelsächsischen Industrieländer<br />

nichts anzubieten haben. Weil<br />

Letztere die Berufslehre nicht<br />

einmal kennen. Dies würde allerdings<br />

eine stärkere Praxisorientierung<br />

der schweizerischen Entwicklungshilfe<br />

und eine Kooperation<br />

aller Akteure erfordern.<br />

Rudolf Strahm (1974–1978 Zentralsekretär<br />

der Erklärung von Bern, Nationalrat<br />

1991–2004, Preisüberwacher 2004–2008<br />

im Eidgenössischen Volksdepartement<br />

EVD, verschiedene Publikationen zu<br />

Entwicklungszusammenarbeit EZA)<br />

Quelle: Strahm, R.: Tunesien fehtl es<br />

an Praktiken. In: Tages-Anzeiger vom<br />

24.5.<strong>11</strong>, Zürich<br />

i<br />

1


m<br />

7<br />

BearBeitungsfragen<br />

1. Was schlägt Herr Strahm vor?<br />

4. Sind die vorgeschlagenen Massnahmen sinnvoll?<br />

5. Gibt es ähnliche Probleme in der Schweiz? Falls ja, wie wird damit umgegangen?<br />

Kopiervorlage 3.1<br />

2. Sind diese Massnahmen eher im Bereich der Humanitären Hilfe oder der Entwicklungszusammenarbeit<br />

(EZA)? Weshalb?<br />

3. Ist es sinnvoll, dass die Schweiz ihre Expertise im Bereich der Berufsbildung zur Verfügung stellt?<br />

Warum?<br />

?<br />

2

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