7 9 11 8 10 12
7 9 11 8 10 12
7 9 11 8 10 12
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
m<br />
1<br />
3<br />
5<br />
7<br />
Ursachen Und Formen<br />
hUmanitärer hilFe<br />
Kopiervorlage 1.1<br />
2<br />
4<br />
6<br />
1
m<br />
7<br />
9<br />
<strong>11</strong><br />
7<br />
Kopiervorlage 1.1<br />
8<br />
<strong>10</strong><br />
<strong>12</strong><br />
2
m<br />
7<br />
Kopiervorlage 1.2.1<br />
Mystery-AufgAbenstellung<br />
Leitfrage: Führt die Spende von Frau winter dazu, dass David länger kindersoldat<br />
bleiben muss?<br />
aufgabe:<br />
• Die zentrale Aufgabe besteht darin, die<br />
hier wiedergegebene Leitfrage logisch begründet<br />
zu beantworten. Die Beantwortung<br />
soll schriftlich erfolgen.<br />
• Zu diesem Zweck müssen die 26 Mystery-<br />
Kärtchen in eine logische Reihenfolge<br />
gebracht werden und/oder sinnvoll miteinander<br />
in Beziehung gesetzt werden.<br />
Einige Kärtchen werden Sie nicht weiterbringen.<br />
Diese können Sie zur Seite legen.<br />
• Stellen Sie bitte dann die einzelnen Argumentationsschritte<br />
dar, die Sie zur Beantwortung<br />
der Leitfrage führen (schriftliche<br />
Skizze).<br />
• Vertiefende Fragen:<br />
– Wie sollte sich Ihrer Meinung nach<br />
eine Hilfsorganisation verhalten, die<br />
gebeten wird, in einem Kriegsgebiet<br />
Hilfe zu leis ten?<br />
– Wer handelt besser – Frau Winter oder<br />
Herr Seelmann? Begründen Sie Ihre Antworten.<br />
Quelle: Welthaus Bielefeld. Misereor. DED (Hrsg.) (2006): Entwicklungshindernis Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue<br />
Kriege und erzwungene Armut. Peter Hammer Verlag GmbH, Wuppertal. S. 1–3.<br />
i
m<br />
7<br />
a: Alle Hilfsorganisationen<br />
drängen darauf, dass ihre<br />
Kontonummern in der Tagesschau<br />
genannt werden.<br />
E: David ist seit seinem zehnten<br />
Lebensjahr Kindersoldat<br />
bei einem «Warlord». Ein Teil<br />
seiner Familie wurde bei<br />
einem Überfall umgebracht,<br />
ein anderer Teil in die Flucht<br />
geschlagen.<br />
I: Die kriegführenden Gruppen<br />
rauben oft mit Gewalt Lebensmittel<br />
oder Medikamente aus<br />
den Lagerräumen oder sie<br />
nehmen den Hilfsempfänger/innen<br />
diese Sachen wieder ab.<br />
m: Es ist unverantwortlich, in<br />
Kriegsgebieten Humanitäre Hilfe<br />
zu leisten.<br />
Q: Humanitäre Hilfe in Kriegsgebieten<br />
ist politisch neutral<br />
und über jede Kritik erhaben.<br />
u: Falls David von der Warlord<br />
Bande wegkommt, besteht<br />
seine einzige Hoffnung darin,<br />
über eine Hilfsorganisation<br />
seine Familienangehörigen zu<br />
finden und eine Ausbildung<br />
anzufangen.<br />
Y: Wer als Hilfsorganisation im<br />
Kriegsgebiet arbeiten will,<br />
muss Schutzgelder an<br />
Warlords und Rebellenführer<br />
bezahlen. Ohne Schutzgeld<br />
riskieren die Helfer/innen<br />
ihr Leben.<br />
Mystery-Karten<br />
B: Für die Verteilung ihrer<br />
Güter müssen Hilfsorganisationen<br />
oft Personen einstellen,<br />
die von Kriegsherren<br />
bestimmt werden. Zudem<br />
müssen sie einen Teil der<br />
transportierten Hilfsgüter den<br />
Warlords abgeben.<br />
F: Die Banden der Warlords<br />
dulden nicht, dass sich Personen<br />
ohne ihre Erlaubnis in<br />
ihrem Gebiet aufhalten.<br />
J: Die meisten Kriege in der<br />
Welt sind «innerstaatliche»<br />
Kriege, die von Warlords,<br />
Rebellenführern oder Milizen<br />
geführt werden.<br />
N: Herr Seelmann gibt grundsätzlich<br />
keine Spenden, weil<br />
das Geld sowieso nicht<br />
«unten» ankommt.<br />
R: Humanitäre Hilfe muss von<br />
vornherein damit rechnen,<br />
dass ein Teil der Hilfsmittel in<br />
die Taschen der Warlords und<br />
Rebellenführer fliesst.<br />
V: Ohne Bezahlung dulden die<br />
Warlords keine Transporte<br />
von Lebensmitteln oder Medikamenten<br />
durch ihr Gebiet.<br />
Z: Zweimal am Tag sieht Frau<br />
Winter die Tagesschau und<br />
informiert sich dort über das<br />
Weltgeschehen.<br />
c: David hofft darauf, dass er<br />
endlich die WarlordBande<br />
verlassen kann, die ihn vor<br />
mehr als fünf Jahren gezwungen<br />
hat, sich der Gruppe<br />
anzuschliessen und sich an<br />
Gewaltakten zu beteiligen.<br />
g: Die Einnahmen, welche<br />
sich die Warlords aus den<br />
Hilfslieferungen aneignen,<br />
ermöglichen es ihnen, den<br />
Krieg fortzusetzen und die<br />
Kriegskosten zu bezahlen.<br />
k: Die Menschen, deren Not<br />
am grössten ist, wohnen in<br />
Gebieten, die man nur sehr<br />
schwer erreichen kann.<br />
O: Herr Seelmann hat kein<br />
Interesse an beunruhigenden<br />
Nachrichten und schaltet zur<br />
Tagesschauzeit lieber auf<br />
andere Programme.<br />
S: In der Schweiz unterstützt<br />
der Staat die Humanitäre Hilfe<br />
in Krisengebieten mit bis zu<br />
3<strong>10</strong> Millionen Schweizer<br />
Franken (20<strong>10</strong>).<br />
w: Wenn Frau Winter von den<br />
Fernsehbildern berührt wird,<br />
ist sie auch zu einer Spende<br />
bereit.<br />
Kopiervorlage 1.2.2<br />
D: David ist darauf angewiesen,<br />
dass er von seinem<br />
«Warlord» mit Lebensmitteln<br />
versorgt wird oder dass er<br />
Gelegenheit erhält, sich diese<br />
gewaltsam zu besorgen.<br />
H: Die Entführung von NothilfeMitarbeiter/innen<br />
aus<br />
Europa oder Nordamerika ist<br />
für Warlords und kriminelle<br />
Banden ein gutes Mittel, um<br />
an Geld zu kommen.<br />
L: Davids Mutter konnte sich<br />
mit ihrem Baby in ein Flüchtlingslager<br />
retten.<br />
P: Hilfsorganisationen sind<br />
moralisch verpflichtet, dort zu<br />
helfen, wo Menschen in Not<br />
sind, auch wenn dort die<br />
Warlords das Sagen haben.<br />
T: Kindersoldat/innen sind<br />
ein preiswertes und willfähriges<br />
Instrument in der Hand<br />
brutaler Kriegsherren.<br />
X: Wenn Länder über längere<br />
Zeit von Kriegen betroffen<br />
sind, wird die Ernährungssituation<br />
der Bevölkerung fast<br />
immer kritisch.<br />
Quelle: Welthaus Bielefeld. Misereor. DED (Hrsg.) (2006): Entwicklungshindernis<br />
Gewalt. Ein Arbeitsbuch über neue Kriege und<br />
erzwungene Armut. Peter Hammer Verlag GmbH, Wuppertal. S. 1–3.<br />
Siehe auch: Why War – Webseite:<br />
http://www.whywar.at/methoden_mystery_fragen (3.8.20<strong>11</strong>)
m<br />
7<br />
Humanitäre Hilfe des Bundes<br />
• Auftrag: weltweit Leben retten und Leid lindern<br />
• Einsätze bei: Naturkatastrophen, Krisen, Konflikten,<br />
technologischen Katastrophen, Terroranschlägen<br />
• Aufgabenfelder: Nothilfe, Wiederaufbau, Präven-<br />
tion, Schutz und Anwaltschaft<br />
• Grundsätze: Menschlichkeit, Neutralität & Unpar-<br />
teilichkeit, frei von politischen Bedingungen, Zusammenarbeit<br />
& Koordination<br />
• Direkte Aktionen oder Unterstützung von Partnerorganisationen<br />
• 3<strong>12</strong> Mio. CHF sind 20<strong>11</strong> für die Humanitäre Hilfe budgetiert,<br />
davon geht ein Drittel an bilaterale Aktionen,<br />
ein Drittel ans IKRK (Internationales Komitee vom<br />
Kopiervorlage 2.1<br />
wichtiger Teil der schweizerischen aussenpolitik: Humanitäre Hilfe ist ein Bereich der Direktion für<br />
Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) innerhalb des Eidgenössischen Departements für auswärtige<br />
Angelegenheiten (EDA)<br />
Roten Kreuz) und ein Drittel an UNO-Organisationen<br />
wie das Flüchtlingshochkommissariat oder das Welternährungsprogramm.<br />
(NZZ 18.4.<strong>11</strong>)<br />
• Wichtige Akteure:<br />
– Schweizerisches Korps für Huma nitäre Hilfe<br />
(SKH) beruht auf dem Milizprinzip (600 freiwillige<br />
Korps angehörige);<br />
– Rettungskette Schweiz<br />
• Fokus: Prävention und Anwaltschaft für die Opfer<br />
erhalten in der Zukunft ein grösseres Gewicht.<br />
Quelle: Bundesgesetz über die internationale Entwicklungszusammenarbeit<br />
und humanitäre Hilfe, 19. März 1976 (SR 974.0).<br />
Nothilfeeinsätze: Die Verladung von Notzelten und Lage besprechung der Rettungskette Schweiz beim Tsunami-Einsatz in Indonesien<br />
(oben und Mitte unten), frisches Trinkwasser für ein Katastrophengebiet in Burundi (links), und Einsatz eines Rettungshundes<br />
in Griechenland (rechts).<br />
i
m<br />
7<br />
Kopiervorlage 2.1a<br />
Humanitäre Hilfe des Bundes<br />
in liByen, april 20<strong>11</strong><br />
Engagement der<br />
Humanitären Hilfe des Bundes<br />
zugunsten der von der Krise in<br />
Libyen betroffenen Menschen<br />
Stand 14.April 20<strong>11</strong><br />
Humanitäre Krise in und um Libyen<br />
Als Folge der anhaltenden politischen Krise und der<br />
bewaffneten Auseinandersetzungen in Libyen ist die<br />
humanitäre Lage insbesondere im Land aber auch in den<br />
umliegenden Grenzregionen prekär. Die Gewalt forderte<br />
bereits viele Tote und Verletzte. Zehntausende Menschen<br />
sind weiterhin auf der Flucht. West-Libyen bleibt nach wie<br />
vor unzugänglich und die Informationslage unübersichtlich<br />
und widersprüchlich. Bis anhin sind es vor allem<br />
AusländerInnen, die versuchen, sich in den Nachbarländern<br />
Ägypten, Tunesien, Algerien und Niger in Sicherheit zu<br />
bringen und von dort in ihre Heimat zurückzukehren. Die<br />
Rede ist von rund einer Million GastarbeiterInnen, darunter<br />
hauptsächlich Staatsangehörige aus dem Maghreb, der<br />
Subsahara und asiatischen Ländern (z.B. Bangladesch,<br />
Philippinen, China). An den Grenzübergängen in Tunesien<br />
und Ägypten, wo die meisten dieser Menschen erschöpft<br />
aus Lybien ankommen, hat sich die Hilfe organisiert. Eine<br />
Herausforderung bleibt weiterhin die Registrierung und<br />
Rückkehr der Gastarbeiterfamilien in ihre Herkunftsländer.<br />
Der humanitäre Zugang in Libyen, und der Schutz der<br />
betroffenen Zivilbevölkerung sind eine Hauptforderung an<br />
die Konfliktparteien. Die UNO hat dazu einen<br />
entsprechenden Aufruf für den freien und bedingungslosen<br />
Zugang humanitärer Akteure an das libysche Regime<br />
gerichtet.<br />
Einsatz der Humanitären Hilfe des Bundes<br />
Die Schweiz leistet einen Beitrag zur Linderung der Not der<br />
Menschen in Libyen und in den Grenzregionen. Die<br />
Humanitäre Hilfe des Bundes (HH) richtet einen besonderen<br />
Fokus auf bedrängte Minderheiten und Personengruppen<br />
mit speziellen Schutzbedürfnissen.<br />
� Zwei Sofort-Einsatz-Teams mit insgesamt sechs<br />
ExpertInnen der humanitären Hilfe und dem SKH sind<br />
noch in Libyen und Ägypten im Einsatz, um die<br />
Bedürfnisse zu evaluieren und Nothilfemassnahmen<br />
einzuleiten.<br />
� Die Schweizer Botschaften in Kairo und Tunis sind mit<br />
je einem bzw. einer SKH-SpezialistIn verstärkt.<br />
� Die HH unterstützt die medizinischen<br />
�<br />
Nothilfeaktivitäten des IKRK in Libyen mit CHF<br />
500'000.-.<br />
Die Internationale Organisation für Migration (IOM)<br />
wurde finanziell mit einem Beitrag von CHF 1‘000‘000.unterstützt<br />
und in Tunesien mit einem SKH-Experten<br />
verstärkt.<br />
� Ergänzend hat auch das Bundesamt für Migration<br />
(BfM) CHF 500‘000.- für IOM gesprochen.<br />
� Die HH hat dem Schweizerischen Roten Kreuz (SRK)<br />
ein medizinisches Notfallkit für die Behandlung von<br />
<strong>10</strong>‘000 Personen abgegeben. Das Kit wurde vom SRK<br />
in Tunesien dem Tunesischen Roten Halbmond<br />
überreicht.<br />
14.April 20<strong>11</strong><br />
Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA<br />
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA<br />
Humanitäre Hilfe und Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe<br />
� Das SRK hilft dem Tunesischen Roten<br />
Halbmond in der Betreuung der Geflüchteten<br />
und schickte Material und entsprechende<br />
Experten nach Tunesien. Die Mittel für diese<br />
Aktion (CHF 450‘000) stellte teilweise die HH<br />
zur Verfügung.<br />
� Die HH unterstützt das OCHA mit CHF<br />
300’000.- und leistet einen Beitrag zur<br />
humanitären Koordination im Krisengebiet.<br />
Quelle OCHA (05.April 20<strong>11</strong>)<br />
� Die HH schickte zwei medizinische Notfallkits<br />
nach Libyen. Ein Teil des Materials wurde dem<br />
Spital in Tobruk übergeben. Der andere Teil<br />
wurde an Spitäler im Raum Benghazi verteilt.<br />
Zusätzlich hat die HH <strong>10</strong>00 Portionen an<br />
Impfstoffen (Diphterie, Tetanus) nach<br />
Benghanzi geliefert.<br />
� Die HH hat eine mobile Wasserverteilanlage,<br />
die im Notfall 5000 Personen mit Trinkwasser<br />
versorgen kann, an die libysch-ägyptische<br />
Grenze geschickt. Außerdem wurden in<br />
Zusammenarbeit mit Partnerorganisationen<br />
Hygiene Kits und warme Mahlzeiten an die aus<br />
Libyen flüchtenden und in Ägypten<br />
gestrandeten Menschen verteilt.<br />
Die erwähnten Maßnahmen werden in<br />
Zusammenarbeit mit den lokalen Behörden und in<br />
Koordination mit den Partnerorganisationen vor Ort<br />
durchgeführt. Weitere Aktionen sind in Planung.<br />
Verpflichtete und geplante Mittel<br />
CHF 500‘000 an das IKRK (HH)<br />
CHF 1‘500‘000 an die IOM (HH+ BfM)<br />
CHF 500‘000 an das WFP (HH)<br />
CHF 300‘000 an die OCHA (HH)<br />
(weitere Mittel für SKH Experten Einsätze)<br />
Zusätzliche Information<br />
DEZA Humanitäre Hilfe und SKH<br />
Sägestrasse 77 Köniz<br />
3003 Bern<br />
Telefon: +41 (0)31 322 31 24<br />
Fax: +41 (0)31 324 16 94<br />
E-Mail: hh@deza.admin.ch / www.deza.admin.ch<br />
i
m<br />
7<br />
Erdbeben und Tsunami in<br />
Japan<br />
Stand 22.03.20<strong>11</strong>, 16:00 Uhr<br />
Situation in Japan<br />
Ein schweres Erdbeben mit Magnitude 8.9 auf der<br />
Richterskala hat am <strong>11</strong>. März um 06.46 Uhr Schweizer Zeit<br />
Japan stark erschüttert und einen gewaltigen Tsunami<br />
ausgelöst. Es gibt bis heute sehr viele starke Nachbeben.<br />
Der Tsunami hat Japans Küste auf einer Länge von rund<br />
600 Kilometern hart getroffen. Die am schlimmsten<br />
betroffenen Präfekturen sind: Miyagi, Iwate, Fukushima,<br />
Yamagata, Akita and Aomor. Bei Sendai, 300 km nördlich<br />
von Tokio, war die Welle bis <strong>10</strong> Meter hoch und drang mit<br />
riesiger Gewalt und bis 17km weit ins Landesinnere vor.<br />
Die japanische Regierung spricht bislang von über 2‘500<br />
Verletzten, 13‘300 Vermissten und 8‘600 Toten. Bis zu<br />
350‘000 Menschen sind durch die Naturkatastrophen<br />
obdachlos geworden. Laut offiziellen Angaben stehen<br />
diesen Personen rund 2’300 Evakuationszenter zur<br />
Verfügung. Täglich können laut offiziellen Angaben rund<br />
<strong>10</strong>’000 Menschen die Evakuationszentren verlassen, da sie<br />
Unterkunft bei Familienangehörigen und Bekannten in nicht<br />
betroffenen Gebieten finden.<br />
Reaktorstörungen<br />
Die Lage im Atomkraftwerk Fukushima l hat sich etwas<br />
verschlechtert. Heute stieg wieder Rauch oder Dampf über<br />
dem Reaktorblock 2 auf. Alle Reaktoren sind inzwischen an<br />
die Stromversorgung angeschlossen. Vor der Freigabe der<br />
Stromzufuhr müssen aber die Pumpen geprüft werden.<br />
Einsatz der Humanitären Hilfe des Bundes<br />
• Experten der Humanitären Hilfe des Bundes (Logistik,<br />
Strahlenschutz, Telecom) befinden sich weiterhin in<br />
Osaka. Hauptaufgabe dieser Mitarbeiter ist die<br />
Verstärkung der Botschaft bei der Unterstützung von<br />
ausreisewilligen Schweizer Bürgerinnen und Bürger<br />
sowie anderen Nationalitäten.<br />
• Das Schweizer Team verfügt permanent über einen<br />
Strahlenschutzexperten mit Mess- und Monitoringgeräten.<br />
Er macht im Einsatzort stündlich Messungen<br />
und sendet die Resultate der NAZ.<br />
• Die medizinische Repatriierung des erfolgreich<br />
operierten Korpsangehörigen mit dem begleitenden<br />
Team-Arzt ist abgeschlossen. Dem Korpsangehörigen<br />
geht es den Umständen entsprechend gut. Seine<br />
Behandlung steht nicht im Zusammenhang mit dem<br />
Einsatz.<br />
• Die 23 Experten der Humanitären Hilfe des Bundes und<br />
die neun Suchhunde, die im Katastrophengebiet<br />
Sucharbeiten durchführten, haben ihren Einsatz beendet<br />
und sind zurückgekehrt.<br />
• Das Suchteam konnte während seines Einsatzes drei<br />
Ortungen vornehmen. Die Bergung der Opfer wurde<br />
durch die lokale Feuerwehr eingeleitet.<br />
• Das Einsatzgebiet befand sich ca. <strong>10</strong>0km nördlich der<br />
Stadt Sendai, rund 150 km von den Kernkraftwerken<br />
Fukushima I und II entfernt.<br />
• Zur Sicherheit des eingesetzten Teams wurden in<br />
Zusammenarbeit mit dem Paul Scherrer Institute (PSI)<br />
Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA<br />
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZA<br />
Humanitäre Hilfe und Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe<br />
Kopiervorlage 2.1b<br />
Humanitäre Hilfe des Bundes<br />
in Japan, märz 20<strong>11</strong><br />
persönliche Messungen vorgenommen. Die Ergebnisse<br />
zeigen ausnahmslos normale Werte auf.<br />
• Gemäss der Lageeinschätzung der Nationalen<br />
Alarmzentrale (NAZ) besteht momentan ausserhalb der<br />
von den japanischen Behörden deklarierten Schutzzonen<br />
um das Kernkraftwerk Fukushima-Daiichi keine<br />
radiologische Gefährdung.<br />
• Die japanische Regierung leitet ihre humanitäre Hilfe für<br />
die Opfer über 32 lokale Hilfswerke und koordiniert über<br />
zwei Plattformen, die vom japanischen Kabinettsminister<br />
geleitet wird.<br />
Suchteam mit Hund in Minamisanriku<br />
Verpflichtete und geplante Mittel<br />
CHF 1‘000‘000.- für Einsatz und Hilfeleistungen<br />
Zusätzliche Information<br />
DEZA Humanitäre Hilfe und SKH<br />
Sägestrasse 77 Köniz<br />
3003 Bern<br />
Telefon: +41 (0)31 322 31 24<br />
Fax: +41 (0)31 324 16 94<br />
E-Mail: hh@deza.admin.ch / www.deza.admin.ch<br />
i
m<br />
7<br />
Cholera-Epidemie Haiti<br />
Stand Januar 20<strong>11</strong><br />
Ausgangslage<br />
Nach dem verheerenden Erdbeben vom <strong>12</strong>. Januar<br />
20<strong>10</strong> ist in Haiti Mitte Oktober eine Cholera-<br />
Epidemie ausgebrochen. Die Krankheitsfälle traten<br />
zuerst in der nördlichen Provinz Artibonite auf. Die<br />
Krankheit breitete sich weiter aus und erreichte die<br />
Hauptstadt Port-au-Prince mit ihren Notunterkünften<br />
der Erdbebenopfer und die Armenviertel, wo die<br />
Bewohner unter prekären hygienischen Bedingungen<br />
leben. Die Zahl der Epidemie-Toten ist auf<br />
mehr als 3‘700 angestiegen, über 170‘000 Menschen<br />
sind seit Mitte Oktober erkrankt.<br />
Die Sofortmassnahmen der DEZA<br />
Seit dem Ausbruch der Cholera wurden bis zu 20<br />
Experten aus dem Korps für Humanitäre Hilfe<br />
(SKH) in Haiti eingesetzt.<br />
� Wasserexperten unterstützen die staatliche<br />
Trinkwasserbehörde DINEPA beim Testen sowie<br />
bei der Produktion von sauberem Trinkwasser<br />
und die damit verbundene Ausbildung der Mitarbeiter<br />
der DINEPA.<br />
� Die DEZA lieferte medizinische Hilfsgüter und Material<br />
zur Wasserdesinfektion mit einem Gesamtwert<br />
von CHF 90‘000.<br />
� SKH-Experten aus den Bereichen Medizin und<br />
Logistik unterstützen die Partnerorganisation Terre<br />
des Hommes Lausanne, Médcins du Monde<br />
und das Hôpital Albert Schweitzer in Deschapelles<br />
bei der Behandlung von CholerapatientInnen.<br />
� Die Caritas erhielt einen Finanzbeitrag für die Unterstützung<br />
von Gesundheitsposten und zur Choleraprävention.<br />
Behandlung eines Cholerapatienten<br />
Eidgenössisches Departement für auswärtige Angelegenheiten EDA<br />
Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit DEZAHumanitäre<br />
Hilfe und Schweizerisches Korps für humanitäre Hilfe<br />
Kopiervorlage 2.1c<br />
Humanitäre Hilfe des Bundes<br />
in Haiti, 20<strong>10</strong><br />
Die DEZA in Haiti<br />
Seit Ende der neunziger Jahre unterstützt die bilaterale<br />
Entwicklungszusammenarbeit Haiti mit zwei<br />
Projekten in den Bereichen Trinkwasser/ Siedlungshygiene<br />
und Waldschutz /Nahrungsmittelproduktion.<br />
Helvetas setzt diese Projekte für die DEZA um.<br />
Nach dem schweren Erdbeben im Januar 20<strong>10</strong> hat<br />
der Bundesrat entschieden, dass die DEZA ihre bilaterale<br />
Entwicklungszusammenarbeit komplementär<br />
zum gegenwärtigen Engagement der Humanitären<br />
Hilfe ausbauen soll.<br />
Die Humanitäre Hilfe engagiert sich seit 2005 in<br />
Haiti. Das Programm 20<strong>10</strong>-2013 setzt den Schwerpunkt<br />
auf den Wiederaufbau von sozialen Infrastrukturen<br />
(Schulen und Gesundheitseinrichtungen),<br />
Nahrungssicherheit und Reduktion von Naturrisiken.<br />
Im Bereich Nahrungssicherheit wird ein Beitrag an<br />
das Welternährungsprogramm, gleichzeitig verfügt<br />
die Schweiz über ein Milchpulverprogramm das in<br />
Haiti durch Terre des Hommes umgesetzt wird.<br />
Gesamthaft setzt der Bund für die Entwicklungszusammenarbeit<br />
und die Humanitäre Hilfe in Haiti von<br />
20<strong>10</strong> bis 20<strong>12</strong> CHF 36 Mio. ein.<br />
Für die Sofortmassnahmen der DEZA zur Cholera-<br />
Epidemie werden CHF 550‘000 eingesetzt.<br />
Weitere Informationen<br />
EDA-Info<br />
E-Mail info@eda.admin.ch<br />
Tel: 031 322 31 53<br />
www.deza.admin.ch<br />
i
m<br />
7<br />
Kopiervorlage 2.2.1<br />
«Ich hatte Tränen in den augen, als die Patienten verladen wurden»<br />
Von Alison Criado-Perez.<br />
ErlEbnisbEricht von<br />
ÄrztE ohnE GrEnzEn<br />
die wir die Infusionsbeutel hängen<br />
können. Aber richtig einrichten können<br />
wir erst, wenn wir 6,5 Tonnen<br />
medizinische Ausrüstung und Medikamente<br />
ausgeladen haben. Das<br />
Material ist eine Spende von MSF an<br />
das Spital in Misrata. Momentan ist<br />
die Hälfte der Bettenplätze noch mit<br />
Fracht belegt.<br />
Eine kugel im Rückenmark<br />
Am Mittag kommt endlich der Notfallkoordinator<br />
Helmi und ruft<br />
Es ist Sonntag, 3. April, <strong>11</strong>.30 Uhr, wir tern und einigen freiwilligen Ärzten<br />
erleichtert: «Der Kontakt steht, wir<br />
haben grünes Licht!» Ein kleines Boot<br />
geleitet uns in den Hafen. Jegliche<br />
Angebote für militärischen Schutz<br />
haben wir abgelehnt, da MSF sich<br />
stets neutral verhält und keine Waffen<br />
duldet. Als wir am Dock anlegen,<br />
ist es ruhig in Misrata. Das gesamte<br />
befinden uns in internationalen aus Tunesien, die sich zu diesem Ein- Team und die Schiffsmannschaft bil-<br />
Gewässern etwa 30 Kilometer vor satz bereit erklärt haben. Wir wollen den eine Kette, und wir laden so<br />
der libyschen Küste. Wir versuchen, Kriegsverletzte per Schiff aus Mis- schnell als möglich die vielen schwe-<br />
mit dem Hafen von Misrata Kontakt rata evakuieren und sie nach Sfax in ren Kisten auf den Quai, damit wir die<br />
aufzunehmen, damit er uns freie Tunesien bringen, wo sie medizinisch Matratzen auf den Boden der beiden<br />
Fahrt gibt. Die Spannung steigt, da versorgt werden können. Gestern Stationen legen und unser Material<br />
wir nur noch für eine halbe Stunde Abend ging es los, auf einer Schnell- vorbereiten können, bevor die ersten<br />
Treibstoff haben. Wir warten hier fähre vom Typ San Pawl mit 216 Sitz- Patienten eintreffen.<br />
schon seit einigen Stunden. Wo ist plätzen. Das Schiff wurde so umge- Nach wenigen Minuten ist es so<br />
unsere Kontaktperson? Heute Morbaut, dass es 60 Patienten auf Mat- weit: Zwei Ärzte koordinieren die<br />
gen im Briefing hat man uns noch ratzen und 30 mobile Verletzte Verteilung der Patienten, während ich<br />
erzählt, wie man sich in einer Kriegs- befördern kann. Wir wissen nicht, mit Kate, der anderen internationalen<br />
zone zu verhalten hat. Bin ich wirk- wie die Patientenliste aussehen wird, Pflegefachfrau, drinnen warte. Bald<br />
lich hier? Alles erscheint mir ziem- insbesondere weil Misrata gestern kommen sie nicht mehr einzeln, sonlich<br />
surreal.<br />
wieder bombardiert wurde. Unser dern strömen herein; auf Bahren, an<br />
Unser 13-köpfiges Team besteht Logistiker Annas hat dünne Seile Krücken, mit Infusionen und Kanülen,<br />
aus internationalen MSF-Mitarbei- zwischen die Pfosten gespannt, an junge Menschen und auch ältere. Da<br />
i<br />
1
m<br />
7<br />
Kopiervorlage 2.2.1<br />
ist ein 13-jähriger Junge mit schreck- <strong>12</strong> Leute, ist die meiste Zeit auf vier vom Roten Halbmond darauf warten,<br />
lichen Verbrennungen im Gesicht von oder fünf reduziert. Niemand hat mit die Verletzten von der Fähre zu tra-<br />
der Explosion eines Molotowcock- der Seekrankheit gerechnet, und gen. Ein Patient auf der Intensivstatails.<br />
Sein Vater ist bei ihm. Da sind immer wieder fallen einige Ärzte aus. tion fasst nach Kates Hand. «Hat sich<br />
junge Männer, die nie mehr werden Aber wir schaffen es. Wir tun, was wir die Überfahrt gelohnt?», fragt er.<br />
gehen können, querschnittgelähmt können. Wir sehen zu, dass die Pati- «Ja», antwortet sie ruhig. Was kann<br />
durch eine Kugel im Rückenmark. enten stabil bleiben, dass ihre Infusi- sie schon sagen? Ich habe Tränen in<br />
Und die Amputierten werden Protheonen laufen. Wir geben bei Bedarf den Augen, als die jungen Männer, mit<br />
sen brauchen. Einige wurden gerade Antibiotika und Schmerzmittel, wir denen wir intensive zwölf Stunden<br />
erst operiert; ich hoffe, dass die Blu- leeren die Urinbeutel, wechseln Drai- verbracht haben, in die Ambulanzen<br />
tung wirklich gestoppt ist. Einige nage-Flaschen. Wir versuchen, die geschoben werden, die sofort zu den<br />
erhalten Bluttransfusionen. Krankenakten nachzuführen. Die Spitälern von Sfax losbrausen.<br />
Da sind offene Brüche, fürchter- Arbeit nimmt kein Ende, wir sind Auf einmal ist alles vorbei. Als wir<br />
liche Unterleibsverletzungen, Brust- erschöpft und machen trotzdem die in unsere Basis in Zarsis gefahren<br />
verletzte mit Pneumothorax, die eine ganze Nacht weiter.<br />
werden, fünf Stunden südlich von Sfax,<br />
Thoraxdrainage brauchen. Ein junger<br />
sagt unser Fahrer Said plötzlich: «Im<br />
Mann, der wegen der schweren Ver- Ein Lied zum Dank<br />
Radio reden sie über Médecins sans<br />
brennungen an Gesicht und Hals Ich habe kaum gemerkt, wie es Mor- Frontières, über den Patiententrans-<br />
einen Luftröhrenschnitt bekam, kann gen geworden ist. Doch plötzlich port von Misrata nach Tunesien. Und<br />
nichts sehen, da sein Gesicht mit hören wir: «Anlegen in 30 Minuten!» sie möchten euch etwas zurückgeben,<br />
Gaze bedeckt ist. Wie sollen wir mit Die Überfahrt nach Sfax hat fast zwölf ein Dankeslied von der libyschen<br />
all diesen Verletzten fertig werden? Stunden gedauert. Ich schaue Bevölkerung.» Es ist ein berührendes<br />
Insgesamt sind es 71 Patienten, und erleichtert auf den Quai, wo 36 Ambu- Lied über Liebe und Verlust, und es<br />
unser medizinisches Team, offiziell lanzen stehen und überall Freiwillige klingt noch lange in uns nach.<br />
(MSF 20<strong>11</strong>)<br />
2
m<br />
7<br />
Kritische stimmen<br />
zu humanitärer hilfe<br />
a) Produkte, Technologien oder Arbeitsweisen des Westens<br />
werden durch Nichtregierungsorganisationen (NGOs ) expor-<br />
tiert und unterminieren oft traditionelle Lebensweisen. So<br />
forderten humanitäre Hilfsorganisationen 2005 nach dem<br />
Tsunami auf Java «cash for work» um die Bevölkerung zu<br />
animieren, ihre zerstörten Häuser wieder aufzubauen.<br />
Allerdings widerspricht das der Tradition der dortigen Wir-<br />
Kultur: Ist im Dorf eine Strasse oder Moschee beschädigt,<br />
reparieren die Menschen den Schaden gemeinsam – un-<br />
entgeltlich. Wer nicht mithilft, verliert sein G e sicht. Verlas-<br />
sen sich nun viele Einheimische auf die Humanitäre Hilfe,<br />
schafft dies Neid und Konkurrenz unter ihnen und bedroht<br />
den Zusammenhalt der dörflichen Gemeinschaft.<br />
b) Vor allem Nahrungsmittelhilfe ist heute ein Beispiel für<br />
den problematischen Kulturexport der NGOs: Beobachter<br />
sagen, dass durch diese Menschen in den Entwicklungsländern<br />
von ihren angestammten Lebensmitteln entwöhnt<br />
werden und einheimische Märkte zusammenbrechen. In<br />
den Westen Afrikas lieferten NGOs jahrelang Reis und Weizen,<br />
der sich dort gar nicht anbauen lässt. Doch die Einwohner<br />
fanden Gefallen daran, was dazu führte, dass die<br />
Bauern ihre Hirse kaum noch loswerden konnten und nun<br />
ihrerseits permanent auf Hilfslieferungen angewiesen<br />
waren – was wiederum Nahrungsmittelproduzent/-innen<br />
aus Amerika und Europa gerne zur Kenntnis nahmen.<br />
c) Fundraising bedeutet Public Relation, und PR bedeutet,<br />
die eigene Tätigkeit publikumswirksam zu inszenieren.<br />
NGOs konkurrieren also um öffentliche Aufmerksamkeit,<br />
und die Gefahr ist gross, dass dies ihre Agenda bestimmt.<br />
Mit anwaltschaftlichem Pathos lässt sich heute oft mehr<br />
Geld generieren als mit konkreter Hilfe.<br />
Quelle a)–d): Signer, D. & Böhm, M. (20<strong>11</strong>): NGOs – im<br />
Namen des Guten. In: DU, Kulturmagazin Nr. 813/<br />
Januar/Februar 20<strong>11</strong>. Die Hilfe braucht Hilfe - Zur Lage<br />
humanitärer Organisationen.<br />
Kopiervorlage 2.2.2<br />
i<br />
d) Viele NGOs, die eigentlich der Moral und universalen<br />
Werten verpflichtet sind, können indirekt zu Instrumenten<br />
partikularer, fremder Politik werden, weil sie finanziell<br />
von nicht neutralen staatlichen Geldern abhängig sind.<br />
Médecins Sans Frontières erhält z.B. die Hälfte ihres<br />
Budgets von verschiedenen Regierungen. Schon immer<br />
hat es Fälle gegeben, in welchen die NGOs als Vorposten<br />
fremder Regierungen parteiisch agiert haben; in einem<br />
Referat des Aussenministers Deutschlands wurde beispielsweise<br />
explizit erwähnt, dass Humanitäre Hilfe<br />
«nicht mehr wegzudenken ist aus der Aussenpolitik».<br />
e) Nach der demokratischen Revolution in Tunesien<br />
arbeiten die Leute mit viel Einsatz daran, den Alltag in<br />
Kebili wieder herzustellen. Taieb Foudhaili zum Beispiel<br />
wirkt im lokalen Übergangsrat mit. Als eine schweizerische<br />
Fair Trade Organisation ihn fragte, welche Unterstützung<br />
heute sinnvoll wäre, bat er einerseits um Solidarität<br />
auf politischer Ebene und andererseits um die<br />
Einrichtung eines Solidaritätskontos, um den Angehörigen<br />
der bei den Demonstrationen verletzten und getöteten<br />
Menschen zu helfen.<br />
Quelle: Fair Trade Report. Young Fair Traders. In: Terrafair-Magazin,<br />
Nr.20 /April 20<strong>11</strong>.<br />
f) «Hört auf uns Lebensmittel zu schicken, wir brauchen<br />
Küchengeräte um wieder selber zu kochen, und Backsteine<br />
um unsere Häuser neu aufzubauen». Eine vom<br />
Tsunami betroffene Person aus Indonesien.<br />
Quelle: 24 heures vom 03.01.2005, Lausanne
m<br />
7<br />
In Tunesien ist mehr als ein Drittel<br />
der Jugendlichen arbeitslos. Über<br />
80 000 Universitätsabsolventen<br />
jährlich werden in dem nordafri-<br />
kanischen Land nach dem franzö-<br />
sischen Bildungssystem ausge-<br />
bildet. Etwa ein Viertel dieser<br />
Uni-Abgänger findet einen ange-<br />
messenen Job in der Regierungsbürokratie<br />
und in der schmalen<br />
Privatwirtschaft. Die andern bringen<br />
sich bestenfalls als Kellner,<br />
Taxichauffeure und Tourismusführer<br />
durch. Aber in ganz Tunesien<br />
fehlt es an Automechanikern,<br />
Elektrikern, Spenglern oder Maurern<br />
mit beruflicher Qualifikation.<br />
Betriebliche Berufslehren gibt es<br />
keine, Lehrwerkstätten nur vereinzelte.<br />
Amerikanische und<br />
deutsche Ökonomieprofessoren<br />
rufen jetzt nach einem «Marshallplan<br />
für Tunesien», also nach<br />
einer gigantischen Finanzhilfe der<br />
Industrieländer. Die schweizerischeEntwicklungszusammenarbeit<br />
könnte eine nachhaltigere<br />
Wirkung als blosse Finanzhilfe<br />
haben, würde sie auf unser<br />
Erfolgsmodell Berufsbildung setzen.<br />
Im Falle Tunesiens brächten<br />
schon einjährige Berufsbildungsgänge<br />
viel. Die Zusicherung von<br />
Praktikumsplätzen in Tunesien,<br />
Kopiervorlage 3.1<br />
Ein Hilfsplan für dEn MagHrEb<br />
Tunesien fehlt es an Praktikern<br />
nicht in der Schweiz, könnte mit<br />
der Rückführung von Wirtschaftsflüchtlingen<br />
verbunden<br />
werden. Wer dort eine einjährige<br />
Ausbildung in einer Lehrwerkstätte<br />
absolviert hat, braucht<br />
nicht lange nach Arbeit zu suchen<br />
und kann sich vielleicht sogar<br />
selbstständig machen. Die<br />
Schweiz könnte mit spezifischen<br />
Berufsbildungsprojekten zum<br />
Beispiel für Automechaniker,<br />
Haustechniker, Monteure oder<br />
Pflegefachpersonen im Maghreb<br />
genau in jenen Bereichen nachhaltige<br />
Armutsbekämpfung leisten,<br />
in der die lateinischen und<br />
angelsächsischen Industrieländer<br />
nichts anzubieten haben. Weil<br />
Letztere die Berufslehre nicht<br />
einmal kennen. Dies würde allerdings<br />
eine stärkere Praxisorientierung<br />
der schweizerischen Entwicklungshilfe<br />
und eine Kooperation<br />
aller Akteure erfordern.<br />
Rudolf Strahm (1974–1978 Zentralsekretär<br />
der Erklärung von Bern, Nationalrat<br />
1991–2004, Preisüberwacher 2004–2008<br />
im Eidgenössischen Volksdepartement<br />
EVD, verschiedene Publikationen zu<br />
Entwicklungszusammenarbeit EZA)<br />
Quelle: Strahm, R.: Tunesien fehtl es<br />
an Praktiken. In: Tages-Anzeiger vom<br />
24.5.<strong>11</strong>, Zürich<br />
i<br />
1
m<br />
7<br />
BearBeitungsfragen<br />
1. Was schlägt Herr Strahm vor?<br />
4. Sind die vorgeschlagenen Massnahmen sinnvoll?<br />
5. Gibt es ähnliche Probleme in der Schweiz? Falls ja, wie wird damit umgegangen?<br />
Kopiervorlage 3.1<br />
2. Sind diese Massnahmen eher im Bereich der Humanitären Hilfe oder der Entwicklungszusammenarbeit<br />
(EZA)? Weshalb?<br />
3. Ist es sinnvoll, dass die Schweiz ihre Expertise im Bereich der Berufsbildung zur Verfügung stellt?<br />
Warum?<br />
?<br />
2