Hohenasperg - Haus der Geschichte Baden-Württemberg

ARBEITSBLATT VORBEREITUNG
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tion, was jeweils als Delikt definiert wird und was nicht, und die Regeln, nach denen
Gendar men ein Protokoll verfertigen und damit bestimmen, was dem Gericht schriftlich,
etwa über den Tatort oder die entwendeten Gegenstände vor liegt, haben einen
unterschiedlichen Stellenwert für die Beantwortung der Frage, wie Recht gefunden
und eine Rechtsordnung verändert wird. Ebenso liegen die Folgen, die der Sprachkodex
der Rechtsanwälte oder die Symbolik der Gerichtsarchitektur auf die Art und
Weise haben, wie eine Tat beurteilt wird, auf nur sehr behutsam miteinander zu vergleichenden
Ebenen.
»Doing Recht« ist, drittens, kein Aushandlungsprozess jenseits von Macht, diese
spielt vielmehr eine erhebliche, freilich recht unterschiedlich wirksame Rolle. Die
Macht der Prozessordnung, Regeln des Sprechens und Schweigens aufzustellen, verstärkt,
schwächt oder unterläuft die Chance auf Einflussnahme, die die Staatsprokuratoren
und Richter qua Habitus oder auch aufgrund ihrer gesellschaftlichen Stellung
haben können. Die Möglichkeit der Gerichtsreportage, Deutungen zu präsentieren,
kann wie derum größer sein als die Kraft, die ein Plädoyer entfaltet. Auch mag die
Bedeutung der Geschworenen geringer sein als die Macht eines bestimm ten Verfahrensschrittes
für die Entscheidung, ob jemand freigesprochen wird oder nicht.
Kurzum: All das und vieles mehr bestimmt in sich ständig wechselndem Gewicht
die Gestalt einer Rechtsordnung und ihren Wandel.
(aus: Rebekka Habermas: Diebe vor Gericht. Die Entstehung der modernen Rechtsordnung
im 19. Jahrhundert, Frankfurt/New York 2008, S. 20f)
Aufgabe:
1. Untersuchen Sie, wie Habermas das Zusammenspiel zwischen „Normen, Akteuren
und Institutionen“ definiert (Z. 2).
2. Erklären Sie, was die Autorin unter „Doing Recht“ versteht.
3. Beurteilen Sie, inwiefern diese Sicht auf Rechtsprechung als Aushandlungsprozess
neue Perspektiven öffnet.
4. Diskutieren Sie, welche Akteure in den Blick zu nehmen sind, um den Ansatz
Habermas‘ in einer historischen Ausstellung umzusetzen.