Hohenasperg - Haus der Geschichte Baden-Württemberg
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EINLEITUNG<br />
Die vom <strong>Haus</strong> <strong>der</strong> <strong>Geschichte</strong> <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong> erarbeitete Ausstellung „<strong>Hohenasperg</strong>.<br />
Ein deutsches Gefängnis“ zeigt den Staat und das Individuum in ihrer extremen<br />
Beziehung zueinan<strong>der</strong>: Tausende Bürger hatten über die Jahrhun<strong>der</strong>te hinweg<br />
die Strafe des Freiheitsentzugs auf dem <strong>Hohenasperg</strong> zu verbüßen. Aus welchen<br />
Gründen und mit welchen Intentionen strafte <strong>der</strong> Staat? Wie weit reicht das Recht<br />
des Staates auf Selbstverteidigung und wann gibt es ein Wi<strong>der</strong>standsrecht des Einzelnen?<br />
Wie wirkt sich die Haft auf die Gefangenen aus? Und welche Rolle spielen<br />
Familie, Medien o<strong>der</strong> allgemein die Öffentlichkeit?<br />
Diesen und an<strong>der</strong>en Fragen geht die Dauerausstellung im ehemaligen Arsenalbau<br />
nach. Dabei legt die Schau zwar einen Schwerpunkt auf die Funktion des Gefängnisses<br />
als politischem Haftort. Viele Insassen kamen jedoch auch aus an<strong>der</strong>en Gründen<br />
auf den „Schicksalsberg“. Manche hatten schlicht den Zorn <strong>der</strong> Herrschenden<br />
auf sich gezogen, wurden als Kriegsgefangene interniert o<strong>der</strong> aus rassischen Gründen<br />
verfolgt. An<strong>der</strong>e hatten betrogen o<strong>der</strong> gestohlen o<strong>der</strong> waren zu Mör<strong>der</strong>n geworden.<br />
Der <strong>Hohenasperg</strong> war also nicht nur Staatsgefängnis, son<strong>der</strong>n auch Zuchthaus, Gefangenenlager<br />
o<strong>der</strong> Irrenanstalt für psychisch kranke Straftäter. In <strong>der</strong> NS-Zeit war<br />
die Festung Sammellager für Sinti und Roma vor ihrer Deportation nach Polen, nach<br />
dem Zweiten Weltkrieg war dort kurzzeitig ein Internierungslager und bis heute dient<br />
<strong>der</strong> <strong>Hohenasperg</strong> als Justizvollzugskrankenhaus mit angeschlossener sozialtherapeutischer<br />
Einheit.<br />
Am Beispiel von 22 Häftlingsbiographien wird in acht Räumen die <strong>Geschichte</strong> des<br />
Gefängnisses von <strong>der</strong> Zeit des Absolutismus bis zum Ende <strong>der</strong> 1990er Jahre vorgestellt.<br />
Der Umgang des Insassen mit <strong>der</strong> Haft und die Auswirkungen auf den einzelnen<br />
Verurteilten werden mit zahlreichen aussagekräftigen Exponaten aus <strong>der</strong> Haftzeit erzählt.<br />
Projektionen ermöglichen es, die Gefühle <strong>der</strong> Delinquenten nachzuvollziehen.<br />
Den Lebensgeschichten ist jeweils die Sicht <strong>der</strong> Staatsmacht gegenüber gestellt. Die<br />
Motive staatlichen Handelns werden hier ebenso zum Thema gemacht wie die Haftbedingungen<br />
auf dem <strong>Hohenasperg</strong>.<br />
Die Ausstellung „<strong>Hohenasperg</strong>. Ein deutsches Gefängnis“ bietet für Schulklassen<br />
neue Blicke auf Themen <strong>der</strong> Bildungspläne in den Fächern <strong>Geschichte</strong>, Gemeinschaftskunde/Politik<br />
und Ethik. Anhand von historischen Längsschnitten können<br />
Fragen des staatlichen Umgangs mit Abweichung, aber auch Themen wie politische<br />
Partizipation, politische Utopien und Menschenrechte bearbeitet werden.