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Direkte Beobachtung von atomaren und molekularen Stoßpaaren

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<strong>Direkte</strong> <strong>Beobachtung</strong> <strong>von</strong><br />

<strong>atomaren</strong> <strong>und</strong> <strong>molekularen</strong><br />

<strong>Stoßpaaren</strong><br />

1999<br />

Dem Fachbereich Physik<br />

der Universität Hannover<br />

zur Erlangung des Grades<br />

Doktor der Naturwissenschaften<br />

- Dr. rer. nat. -<br />

genehmigte Dissertation<br />

<strong>von</strong><br />

Dipl.-Phys. Olaf Hoffmann<br />

geboren am 11.03.1967 in Lübbecke


dissertation.de<br />

Verlag im Internet<br />

Sonderausgabe des Werkes mit der ISBN-Nummer: 3-933342-27-9<br />

dissertation.de<br />

Verlag im Internet<br />

Leonhardtstr. 8-9<br />

D-14 057 Berlin<br />

Email: dissertation.de@snafu.de<br />

Internetadresse: http://www.dissertation.de


Referent: Prof. Dr. Joachim Großer<br />

Coreferent: Prof. Dr. Manfred Kock<br />

Tag der Promotion: 22.12.1998


Abstract<br />

The optical excitation of collision pairs Na + X + h ,! Na(3p) +X(with X =<br />

noble gas atom or molecule) is studied for thermal collisions in an experiment with<br />

crossed beams and angle resolved detection of the collision product Na(3p).<br />

The oscillatory structure in the differential cross section for the sodium-noble-gascollisions<br />

is used to test and to determine the potentials of the collisional quasimolecule<br />

with an accuracy of about 10cm ,1 .<br />

Detailed geometric properties of collision pairs are determined from the dependence<br />

of the signal on the photon polarisation. For atom-molecule-collisions the possibility<br />

for the observation of geometric properties is demonstrated.<br />

State analysis of the collision product Na(3p) is used for a detailed observation of<br />

elementary nonadiabatic processes.<br />

Keywords: optical collisions, intramolecular potentials, nonadiabatic transitions, collision<br />

geometry, transition state, collision complex<br />

Die optische Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> Na + X + h ,! Na(3p) +X (mit X =<br />

Edelgas oder Molekül) wird für thermische Stöße in einem Experiment mit gekreuzten<br />

Strahlen <strong>und</strong> winkelaufgelöstem Nachweis des Stoßproduktes Na(3p) durchgeführt.<br />

Oszillierende Strukturen im differentiellen Wirkungsquerschnitt der Natrium-Edelgas-<br />

Stöße werden zu Testen <strong>und</strong> Bestimmen <strong>von</strong> Potentialen des Stoßquasimoleküls mit<br />

einer Genauigkeit <strong>von</strong> etwa 10cm ,1 verwendet.<br />

Detaillierte geometrische Eigenschaften <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> werden aus der Abhängigkeit<br />

des Signals <strong>von</strong> der Polarisation des Photons bestimmt. Für Atom-Molekül-Stöße wurde<br />

die Möglichkeit der <strong>Beobachtung</strong> der geometrischen Eigenschaften demonstriert.<br />

Die Zustandsanalyse des Stoßproduktes Na(3p) wird zur detaillierten <strong>Beobachtung</strong><br />

<strong>von</strong> elementaren nichtadiabatischen Prozessen verwendet.<br />

Stichworte: Optische Stöße, Molekülpotenteniale, nichtadiabatische Übergänge, Stoßgeometrie,<br />

Übergangszustand, Stoßkomplex<br />

PACS: 34.20, 34.30, 34.50


Inhaltsverzeichnis<br />

Abstract 1<br />

Einleitung 7<br />

1 Prinzip des Experimentes der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> 9<br />

2 Experimenteller Aufbau <strong>und</strong> experimentelle Methoden 13<br />

2.1ExperimentellerGesamtaufbau..................... 13<br />

2.2OptischerAufbau............................ 14<br />

2.2.1 Lasersystem ........................... 14<br />

2.2.2 Unterdrückung verstärkter spontaner Emission . . . . . . . . 17<br />

2.2.3 Strahlführung <strong>und</strong> optische Komponenten . . ......... 17<br />

2.3 Primärstrahl............................... 18<br />

2.3.1 Zweikammerofen . . . . .................... 18<br />

2.3.2 Geheizte Blende . . . . .................... 19<br />

2.3.3 Strahleigenschaften . . . .................... 20<br />

2.4 Sek<strong>und</strong>ärstrahl ............................. 23<br />

2.5 Differentieller Nachweis des Stoßproduktes Na(3p) . ......... 24<br />

2.6Ablauf<strong>und</strong>SteuerungdesExperimentes................ 26<br />

2.7Alter<strong>und</strong>neuerAufbau......................... 28<br />

2.8 Konkurrenzprozesse <strong>und</strong> Korrekturverfahren . ............. 30<br />

2.8.1 Konkurrenzprozesse . . .................... 30<br />

2.8.1.1 Anregung mit resonantem Licht . . ......... 30<br />

2.8.1.2 Zweiphotonenprozesse am Natrium-Atom . . . . . 31<br />

2.8.1.3 Prozesse mit Na2 ................... 31<br />

3


2.8.1.4 Mehrphotonenprozesse . . ............. 31<br />

2.8.1.5 Optische NaNa-Stöße ................ 32<br />

2.8.1.6 Nachweis währenddesStoßes............ 32<br />

2.8.2 Korrekturverfahren . . . .................... 33<br />

2.8.2.1 Einfaches Korrekturverfahren . . . ......... 33<br />

2.8.2.2 Verbessertes Korrekturverfahren . ......... 33<br />

2.8.2.3 Weitere Korrekturen . . . . ............. 34<br />

2.8.3 Kontrollmessungen . . . .................... 34<br />

2.8.4 Zusammenfassung . . . .................... 35<br />

3 Theorie zur optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> 37<br />

3.1 Theorie der Dynamik <strong>und</strong> des differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes . . . . . .................... 37<br />

3.1.1 Semiklassische Theorie . .................... 37<br />

3.1.1.1 Differentieller Wirkungsquerschnitt ......... 37<br />

3.1.1.2 Semiklassisches Bild des Stoßes . ......... 38<br />

3.1.1.3 Der Alignmenttensor des Übergangsdipolmomentes 40<br />

3.1.1.4 Darstellung des Tensors . . ............. 41<br />

3.1.1.5 Inkohärente Näherung................ 42<br />

3.1.1.6 Anregung mit zirkular polarisiertem Licht . . . . . 43<br />

3.1.2 Quantenmechanische Theorie . . . . ............. 44<br />

3.2 Molekülpotentiale............................ 44<br />

3.3 Berechnung des Wirkungsquerschnittes<br />

im Laborsystem aus dem im Schwerpunktsystem unter Berücksichtigung<br />

der AuflösungderApparatur ................... 45<br />

3.4Koordinaten............................... 46<br />

4 Differentielle Wirkungsquerschnitte 49<br />

4.1 Gemessene differentielle Wirkungsquerschnitte . . . ......... 49<br />

4.2 Vergleich gemessener <strong>und</strong> theoretischer differentieller Wirkungsquerschnitte<br />

. . . . . . ........................... 55<br />

4.3 Übersicht über die Unsicherheiten der Messungen . . ......... 58<br />

4.3.1 Einfluß der Unsicherheiten der geometrischen Abmessungen<br />

der Streuapparatur auf die Unsicherheiten der Lagen der Maxima<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnittes . . . . . . . . 59<br />

4


4.3.2 Einfluß der Intensität des Anregungslasers auf die Unsicherheit<br />

der Lagen der Maxima des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

. ........................... 59<br />

4.3.3 Sonstige Einflüsse auf die Unsicherheit der Lagen der Maxima<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnittes . . ......... 60<br />

4.4 Vergleich gemessener <strong>und</strong> theoretischer Lagen der Maxima differentieller<br />

Wirkungsquerschnitte . . . .................... 62<br />

4.5 Test <strong>von</strong> Potentialen <strong>und</strong> Bestimmung des NaKr B 2 -Potentials . . . 63<br />

4.6 Schlußfolgerungen ........................... 66<br />

5 <strong>Direkte</strong> <strong>Beobachtung</strong> der Geometrie <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> 69<br />

5.1Alignmenttensoren ........................... 69<br />

5.1.1 Der Normalfall: Inkohärente <strong>Beobachtung</strong>en ......... 69<br />

5.1.2 Einfluß der Interferenz auf die Lage des Alignmenttensors . . 77<br />

5.1.3 <strong>Beobachtung</strong> <strong>von</strong> Geometrie außerhalb des klassischen Bereichs 83<br />

5.2ExperimentemitzirkularpolarisiertemLicht.............. 86<br />

5.3 Geometrische Informationen aus der Kombination <strong>von</strong> Messungen mit<br />

linear<strong>und</strong>zirkularpolarisiertemLicht ................. 91<br />

5.4 Einzelbestimmung <strong>von</strong> Condonvektoren . . . ............. 94<br />

5.5 Schlußfolgerungen ........................... 100<br />

6 <strong>Beobachtung</strong> nichtadiabatischer Prozesse 101<br />

6.1Prinzip<strong>und</strong>Umsetzung......................... 101<br />

6.2 Feinstrukturbesetzungsverhältnis des Stoßproduktes Na(3p) . . . . . . 103<br />

6.2.1 Messungen ........................... 103<br />

6.2.2 Interpretation der Meßergebnisse . . ............. 108<br />

6.2.3 Vergleich mit der Theorie . . . . . . ............. 110<br />

6.3 Orientierung des Stoßproduktes Na(3p) . . . ............. 112<br />

6.4 Schlußfolgerungen ........................... 114<br />

7 Erweiterung der Methode auf Atom-Molekül-Stoßkomplexe 115<br />

7.1 Abhängigkeit des Signals <strong>von</strong> der Polarisation des anregenden Lichtes 115<br />

7.2 Differentieller Wirkungsquerschnitt für NaN2 ............. 121<br />

7.3 Schlußfolgerungen ........................... 123<br />

5


8 Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick 125<br />

Literaturverzeichnis 129<br />

Dank 137<br />

Lebenslauf 139<br />

6


Einleitung<br />

Ein Streuexperiment stand am Anfang der modernen Atomphysik (Rutherford 1911).<br />

Streuexperimente gehören bis heute zu den erfolgreichsten Werkzeugen zur Untersuchung<br />

<strong>von</strong> Wechselwirkungen. Auch beim gerade aktuellen Thema der Bose-Einstein<br />

Kondensation in verdünnten Gasen spielen Stoßprozesse eine zentrale Rolle bei der<br />

Entstehung <strong>und</strong> der Auflösung des Kondensates.<br />

Stoßprozesse bestimmen die Dynamik unserer Umwelt. Stoßprozesse sind allgegenwärtig:<br />

in der Atmosphäre, in Plasmen, bei chemischen Reaktionen, bei der Entstehung<br />

<strong>von</strong> Atomen, Molekülen, Clustern <strong>und</strong> Festkörpern.<br />

Eine Methode zur Untersuchung <strong>von</strong> Stoßprozessen ist das herkömmliche Streuexperiment.<br />

Bei einem idealen Experiment dieses Types werden die Stoßpartner vor dem<br />

Stoß eindeutig in einem einzigen Zustand präpariert <strong>und</strong> nach dem Stoß zustandsselektiv<br />

nachgewiesen.<br />

Mit Zeitdauern <strong>von</strong> typischerweise weniger als Picosek<strong>und</strong>en sind diese Prozesse extrem<br />

schnell. Die Präparation vor dem Stoß <strong>und</strong> die Analyse danach liefert allerdings<br />

nur indirekte Informationen über den eigentlichen Gegenstand der Untersuchung: Den<br />

Stoßprozeß. Die Meßergebnisse müssen somit erst aufwendig analysiert werden, um<br />

so auf indirektem Wege Informationen über den Stoß zu gewinnen.<br />

Die Spektroskopie ist ein weiteres sehr erfolgreiches Werkzeug zur Erforschung des<br />

Aufbaus <strong>und</strong> der Wechselwirkung <strong>von</strong> Atomen <strong>und</strong> Molekülen. Die Spektroskopie der<br />

Stoßverbreiterung <strong>von</strong> Spektrallinien <strong>von</strong> Atomen <strong>und</strong> Molekülen greift direkt in den<br />

Stoßprozeß ein. Solche Untersuchungen finden vorwiegend an statistischen Ensembles<br />

statt, so daß das Ergebnis eine Mittelung über viele Freiheitsgrade ist <strong>und</strong> somit wieder<br />

nur sehr indirekte <strong>und</strong> <strong>und</strong>ifferenzierte Informationen über den eigentlichen Stoßprozeß<br />

liefert.<br />

Weitere in der Literatur übliche Bezeichnungen für diese Gruppe <strong>von</strong> verwandten Experimenten<br />

sind zum Beispiel ”optische Stöße” (”optical collisions”), Linienflügelanregung<br />

(”far wing excitation”), ”Laser- oder Photoneninduzierte Atom-Atom- oder<br />

Atom-Molekül-Stoßprozesse”, Druckverbreiterung <strong>von</strong> Spektrallinien.<br />

Optische Stöße werden seit mehr als fünf<strong>und</strong>zwanzig Jahren erfolgreich zur Untersuchung<br />

<strong>von</strong> Molekülpotentialen <strong>und</strong> nichtadiabatischen Wechselwirkungen angewendet<br />

( [BeMF 93], [BMKR 96], [Burn 85], [Have 82], [HDG 72], [PeBe 78], [OKCO 95],<br />

7


[KOCO98], [OhSa98], [KlSS93] , ...). DieUntersuchungen finden an statistischen<br />

Ensembles in Gaszellenexperimenten statt. In den letzten Jahren gibt es auch<br />

Experimente oder Überlegungen zu Experimenten in lasergekühlten statistischen Ensembles<br />

oder Bose-Einstein-Kondensaten ( [ZMMH 96], [MMNT 97], [NaWJ 97],<br />

[BuJS 96], [BMNZ 98]).<br />

Eine direkte <strong>Beobachtung</strong> <strong>von</strong> <strong>atomaren</strong> <strong>und</strong> <strong>molekularen</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> wird erst durch<br />

eine Kombination beider Methoden ermöglicht. Das wird im hier beschriebenen Experiment<br />

realisiert. Es werden thermische Stöße in einem Experiment mit gekreuzten<br />

Teilchenstrahlen <strong>und</strong> einem differentiellen Nachweis des angeregten Stoßproduktes<br />

am Beispiel <strong>von</strong> Natrium-Edelgas- <strong>und</strong> Natrium-Molekül-Stößen untersucht. Diese<br />

Untersuchungen werden in dieser Arbeit als ”optische Anregung <strong>von</strong> <strong>atomaren</strong> <strong>Stoßpaaren</strong>”<br />

oder ”optische Anregung <strong>von</strong> Stoßkomplexen” bezeichnet.<br />

Von einem ersten erfolgreichen Versuch mit einem solchen Aufbau mit dem Stoßpaar<br />

NaKr wurde 1994 [GGMB 94] berichtet. 1996 wurde das erste Mal <strong>von</strong> aufgelösten<br />

Oszillationen im differentiellen Wirkungsquerschnitt berichtet <strong>und</strong> <strong>von</strong> der<br />

Untersuchung geometrischer Eigenschaften der Anregung des Quasimoleküls NaKr<br />

[GrHK 96].<br />

Weitere Untersuchungen in gekreuzten Teilchenstrahlen zu diesem Themenbereich<br />

sind beschrieben in: [G<strong>und</strong> 93], [Maet 94], [Werh 95], [Matt 95], [Hohm 95],<br />

[Klos 96], [Rake 97], [SchW 98].<br />

8


1<br />

Prinzip des Experimentes der<br />

optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

Die optische Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> wird beschrieben durch die Prozeßgleichungen:<br />

oder kurz:<br />

A + B + h ,! AB + h ,! (AB) ,! A + B<br />

A + B + h ,! A + B<br />

Das Photon h ist dabei zu keinem der Übergänge der Teilchen A, B resonant. Bei den<br />

untersuchten Beispielen ist<br />

A = Na(3s), A = Na(3p) <strong>und</strong> X = He; Ne; Ar;Kr; Xe; H 2;N 2;CO 2.<br />

Abbildung 1.1 zeigt Molekülpotentiale für das Stoßpaar NaKr. Der Pfeil repräsentiert<br />

die Energie des Anregungsphotons h .Während des Stoßes ist bei einem NaKr-<br />

Kernabstand r die Resonanzbedingung erfüllt, wenn gilt:<br />

V e(r) , V g(r) =h (1.1)<br />

wobei V g das Gr<strong>und</strong>zustandspotential <strong>und</strong> V e das Potential des angeregten Zustandes<br />

ist. Statt der Photonenenergie h wird üblicherweise die Verstimmung<br />

h = h , h Resonanz (1.2)<br />

9


Potentielle Energie / cm −1<br />

18000<br />

17500<br />

17000<br />

16500<br />

1000<br />

500<br />

0<br />

A 2<br />

Π<br />

X 2<br />

Σ<br />

B 2<br />

Σ<br />

r c<br />

Na(3p 1/2,3/2 ) + Kr<br />

Na(3s) + Kr<br />

5 10 15<br />

Na−Kr−Abstand / au<br />

Abbildung 1.1: NaKr-Molekülpotentiale; der Pfeil repräsentiert die Photonenenergie<br />

h ; r c bezeichnet den Condonradius, bei dem die Anregung stattfinden kann.<br />

angegeben. Dabei wird in dieser Arbeit der D 1-Übergang Na(3p 1=2) ! Na(3s 1=2) als<br />

Bezugsenergie h Resonanz benutzt.<br />

Durch die Verstimmung wird mit den Formeln 1.1 <strong>und</strong> 1.2 ein Kernabstand r c festgelegt.<br />

Diese Festlegung ist im Falle <strong>von</strong> Natrium-Edelgas-Stößen im untersuchten<br />

Bereich eindeutig. r c wird Condonradius genannt.<br />

Abbildung 1.2 zeigt die für die optische Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> charakteristischen<br />

geometrischen Eigenschaften des Stoßpaares. Dargestellt ist im Schwerpunktsystem<br />

ein Modell mit klassischen Trajektorien für den Kernabstandsvektor r. Zur anschaulichen<br />

Interpretation wird die semiklassische Theorie verwendet (warum dies für an-<br />

schauliche Interpretationen eine sehr gute Näherung ist, wird in Kapitel 3 erläutert).<br />

Der große Kreis kennzeichnet den Condonradius r c. Die Vektoren v rel <strong>und</strong> v 0<br />

rel geben<br />

die Richtungen der Relativgeschwindigkeiten vor <strong>und</strong> nach dem Stoß an. Die Vektoren<br />

10


Condon<br />

V rel<br />

r 1<br />

r 2<br />

Interferenz<br />

V’ rel<br />

Polarisationsvektor E<br />

Abbildung 1.2: Prinzip der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> am Beispiel NaKr<br />

im Schwerpunktsystem in einer Darstellung im Trajektorienbild bei positiver Verstimmung.<br />

Die Vektoren vrel <strong>und</strong> v0 geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeiten<br />

rel<br />

vor <strong>und</strong> nach dem Stoß an. rc ist der Condonradius, r1 <strong>und</strong> r2 die Condonvektoren,<br />

die Kreise markieren die Orte einer möglichen Anregung. Der Polarisationsvektor des<br />

anregenden Lichtes E liegt in der Streuebene.<br />

r1 <strong>und</strong> r2 zeigen zu den Orten r, bei denen die Anregung stattfinden kann. Zu vorgegebenem<br />

Streuwinkel 6 (vrel; v 0<br />

) <strong>und</strong> festgelegter Stoßenergie gibt es bei positiver<br />

rel<br />

Verstimmung wie in der Darstellung gezeigt genau zwei Trajektorien (entsprechend<br />

den ri). Bei der ersten tritt die Anregung beim ersten Durchqueren des Condonradius<br />

auf, bei der zweiten beim zweiten Durchqueren. Die Anregung bei der ersten Trajektorie<br />

beim zweiten Durchqueren <strong>und</strong> umgekehrt ist auch möglich, führt aber zu einem<br />

11


anderen Ablenkwinkel. Gr<strong>und</strong> dafür ist, daß innerhalb des Condonradius ein anderes<br />

Potential durchlaufen wird <strong>und</strong> somit andere Kräfte zwischen den Stoßpartnern wirken.<br />

Die zwei Anregungsmöglichkeiten führen zu Interferenzen im differentiellen Wirkungsquerschnitt,<br />

die <strong>von</strong> der Polarisation der anregenden Photonen abhängen. Diese<br />

Interferenzstrukturen werden analog zu denen <strong>von</strong> elastischen Stößen Stueckelbergoszillationen<br />

genannt [Stue 32].<br />

Üblicherweise wird bei den Gaszellenexperimenten zu den optischen Stößen ein Fluoreszenznachweis<br />

verwendet. Die direkte <strong>Beobachtung</strong> der Geometrie des Stoßpaares,<br />

wie in Abbildung 1.2 dargestellt oder die Messung der Interferenz im differentiellen<br />

Wirkungsquerschnitt ist damit nicht möglich. Dazu ist es notwendig, die Polarisation<br />

der anregenden Photonen <strong>und</strong> die Geschwindigkeiten der Stoßpartner vor <strong>und</strong> nach<br />

dem Stoß (die Stoßkinematik) festzulegen.<br />

Im vorliegenden Experiment wird die Stoßkinematik im Falle der Atom-Atom-Stöße<br />

völlig festgelegt, im Falle der Atom-Molekülstöße näherungsweise.<br />

12


2<br />

Experimenteller Aufbau <strong>und</strong><br />

experimentelle Methoden<br />

2.1 Experimenteller Gesamtaufbau<br />

Das hier beschriebene Streuexperiment wird in einer Hochvakuumapparatur betrieben<br />

(Vakuum ohne Teilchenstrahlen typisch 10 ,6 bis 10 ,7 mbar, mit Teilchenstrahlen typisch<br />

um 10 ,5 mbar), damit die Stoßpartner nur im Wechselwirkungsvolumen definiert<br />

miteinander wechselwirken.<br />

Abbildung 2.1 zeigt die Anordnung der wesentlichen Komponenten der Streuapparatur:<br />

Einen Zweikammer-Natriumofen mit Blende, eine gepulste Düse für den Edelgasbeziehungsweise<br />

Molekül-Überschallstrahl mit Skimmer, den Anregungs- <strong>und</strong> den<br />

Nachweislaser, den Detektor.<br />

Im Tabelle 2.1 wird tabellarisch eine Übersicht über Abmessungen der verwendeten<br />

Streuapparaturen <strong>und</strong> typische Strahlintensitäten angegeben. Die einzelnen Komponenten<br />

werden in den folgenden Abschnitten beschrieben. Unterschiede zwischen dem<br />

alten <strong>und</strong> dem neuen Aufbau werden in Abschnitt 2.7 erläutert. Typische Strahlintensitäten<br />

werden zur Abschätzung der Gesamtintensität wie in [Maet 94], [Klos 96]<br />

genauer ausgeführt verwendet.<br />

Die Teilchenstrahlen kreuzen sich unter einem Winkel <strong>von</strong> neunzig Grad. Die <strong>von</strong><br />

den Teilchenstrahlen aufgespannte Ebene wird als Streuebene bezeichnet. Die Laserstrahlen<br />

verlaufen senkrecht zur Streuebene <strong>und</strong> werden gegenläufig in die Streukammer<br />

mit entspiegelten Fenstern eingekoppelt. Ein Laser dient der Anregung, einer dem<br />

Nachweis (siehe Abschnitt 2.5). Der Bereich, in dem sich die vier Strahlen kreuzen,<br />

ist das Wechselwirkungsvolumen.<br />

Durch die Natrium-Blende, den Skimmer <strong>und</strong> ein Blendensystem für die Laser innerhalb<br />

<strong>und</strong> außerhalb der Streukammer wird erreicht, daß das Wechselwirkungsvolumen<br />

13


Natriumofen<br />

Duse ¨<br />

Anregungslaser<br />

Blende<br />

Skimmer<br />

Detektor<br />

Nachweislaser<br />

Abbildung 2.1: Anordnung in der Streukammer<br />

auf einen zylindrischen Bereich eingeschränkt ist. Das Wechselwirkungsvolumen ist<br />

zehn Millimeter lang <strong>und</strong> hat einen Durchmesser <strong>von</strong> einem Millimeter.<br />

Der Detektor ist in der Streuebene um das Wechselwirkungsvolumen schwenkbar. Die<br />

Position in Abbildung 2.1 wird als negativer Laborwinkel definiert. Der Detektor ist<br />

etwa siebzig Millimeter vom Wechselwirkungsvolumen entfernt.<br />

Der Natriumofen befindet sich in einer gesonderten Kammer, die verhindert, daß die<br />

sonstigen Komponenten der Streukammer - insbesondere die Fenster für die Laser -<br />

mit Natrium verunreinigt werden.<br />

2.2 Optischer Aufbau<br />

2.2.1 Lasersystem<br />

Die zur Anregung <strong>und</strong> zum Nachweis verwendeten Photonen werden <strong>von</strong> Excimerlaser<br />

[LaPE 86] gepumpten Farbstofflasern [LaPD 87] erzeugt. Die Laser werden<br />

jeweils mit geeigneten Farbstoffen betrieben. Zur allgemeinen Information über derartige<br />

Lasersysteme siehe zum Beispiel [Demt 93] oder [KnSi 91].<br />

Die Dauer der Farbstofflaserpulse liegt im Bereich <strong>von</strong> 12 bis 20 Nanosek<strong>und</strong>en <strong>und</strong><br />

hängt <strong>von</strong> der Pumpleistung des Excimerlasers <strong>und</strong> dem Alter der Farbstofflösungen<br />

ab. Abbildung 2.2 zeigt ein typisches Beispiel für die zeitliche Überlappung der Laserpulse<br />

im Wechselwirkungsvolumen. Die maximalen Pulsleistungen sind jeweils auf<br />

14


Lasersystem Anregung Nachweis<br />

Abstand Fokus-Mitte Ww.vol. 50mm 50mm<br />

Durchmesser im Ww.vol. 1.0mm 1.0mm<br />

Pulsdauer 12 - 20 ns 12 -20 ns<br />

Zeitverzögerung im Ww.vol. 1.7ns 1.0ns Def.: 0 ns<br />

Pulsenergie im Ww.vol. 0.1 - 0.5 mJ 0.04 - 0.2 mJ<br />

Polarisationsgrad > 0.95 > 0.95<br />

Primärstrahl Alter Aufbau Neuer Aufbau<br />

Abstand Ofen-Ww.vol. 28.8mm 30.2mm<br />

Abstand Ofen-Blende 23.3mm 23.3mm<br />

Blendenöffnung 10.0mm 0.8mm 10.0mm 1mm<br />

10 Kapillaren auf 11.8mm 0.8mm 0.8mm<br />

Länge der Kapillaren 8.0mm 8.0mm<br />

Typische Temperatur Reservoir 560K - 640K 560K - 640K<br />

Typische Temperatur Ofenkopf 850K - 930K 850K - 930K<br />

Teilchendichte im Ww.vol. 4 10 16 , 8 10 17 m ,3<br />

Sek<strong>und</strong>ärstrahl Alter Aufbau Neuer Aufbau<br />

Abstand Düse-Ww.vol. 11.0mm 11.05mm<br />

Abstand Düse-Skimmer 6.0mm 6.03mm<br />

Skimmeröffnung 5.4mm 0.8mm 5.38mm 0.76mm<br />

Düsenöffnung 0.2mm 0.2mm<br />

Reservoirtemperatur zwischen 285K - 330K 290K<br />

Reservoirdruck 100 - 300mbar 100 - 300mbar<br />

Translationstemp. Edelgas etwa 5K etwa 5K<br />

Translationstemp. Molekül 40K - 60K 40K - 60K<br />

Teilchendichte im Ww.vol. 0:5 10 21 , 1:5 10 21 m ,3<br />

Detektor Alter Aufbau Neuer Aufbau<br />

Abstand Drehachse-Blende 66.6mm 0.2mm 64.0mm 0.2mm<br />

Abst. Blende-Ionisationsgebiet 6.0mm 6.0mm<br />

Eintrittsblende 30.4mm 2.7mm 30.4mm 2.7mm<br />

Relative Ausrichtung Alter Aufbau Neuer Aufbau<br />

Winkel Primär-Sek<strong>und</strong>ärstrahl 90.0 0.4 Grad 90 Grad<br />

Überlapp im Ww.vol. > 0.9mm > 0.9mm<br />

Überlapp im Ww.vol. Länge 10mm 10mm<br />

Abstand Drehachse-Ww.vol. 2.6mm < 0.05mm<br />

pol < 1Grad < 1Grad<br />

Tabelle 2.1: Abmessungen <strong>und</strong> Arbeitsbereiche der Streuapparatur. Die bekannten systematischen<br />

Fehler wie die Abweichung der Drehachse vom Wechselwirkungsvolumen<br />

(Ww.vol.) beim alten Aufbau werden mit einem Korrekturverfahren für die experimentellen<br />

<strong>und</strong> theoretischen Daten vor einem Vergleich berücksichtigt. pol ist die<br />

Unsicherheit der Ausrichtung der Polarisation der Laser relativ zur Vorwärtsrichtung<br />

des Natriumstrahles.<br />

15


Signal/relative Einheiten<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

20 30 40 50 60 70<br />

Zeit/ns<br />

Abbildung 2.2: Zeitliche Überlappung der Laserpulse im Wechselwirkungsvolumen.<br />

Nachweislaser: gestrichelte Linie, Anregungslaser: durchgezogene Linie.<br />

eins normiert. Die Pulsbreiten betragen 14:0ns 1:0ns. Die Laserpulse sind zeitlich<br />

so gegeneinander eingestellt, daß der Nachweislaser im Wechselwirkungsvolumen<br />

1:7ns 1:0ns vor dem Anregungslaser eintrifft. Dies geschieht, um Konkurrenzprozesse<br />

durch den Zerfall <strong>von</strong> Na(3p)-Atomen zu vermeiden [Maet 94]. Die Angabe der<br />

Zeitverzögerung bezieht sich auf die Zeitpunkte, bei denen die Laser die Hälfte ihrer<br />

maximalen Leistung erreicht haben (Pulsfront). Im Gegensatz zum zeitlichen Abstand<br />

der Maxima ist dieser Zeitabstand unabhängig <strong>von</strong> der Pulslänge der einzelnen Laserpulse.<br />

Beide Laser haben spektrale Breiten <strong>von</strong> 0:2cm ,1 [LaPD 87]. Die Pulsenergie beträgt<br />

bis zu 12mJ. Die maximale Repetitionsrate beträgt bei kurzen Betriebszeiten (Minu-<br />

16


ten) etwa 100=s, im Dauerbetrieb etwa 40=s.<br />

Kalibriert wird der Anregungslaser auf die beiden Natrium-D-Linien, der Nachweislaser<br />

anhand eines Rydbergspektrums (siehe Abschnitt 2.5). Die Unsicherheit der Kalibrierung<br />

liegt im ersten Falle bei etwa 0:004nm, im zweiten Falle noch unter diesem<br />

Wert.<br />

2.2.2 Unterdrückung verstärkter spontaner Emission<br />

Bedingt durch den technischen Aufbau des verwendeten Farbstofflasertyps [LaPD 87]<br />

wird auf dem jeweiligen Verstärkungsprofil Strahlung durch verstärkte spontane Emission<br />

im Farbstofflaser erzeugt (ASE: amplified spontaneous emission). Der Anteil der<br />

ASE an der Gesamtintensität des Lasers beträgt typisch 2 10 ,3 [LaPD 87], der genaue<br />

Wert hängt <strong>von</strong> der Laserwellenlänge <strong>und</strong> der Pumpleistung ab.<br />

Der ASE-Anteil, der zur Anregung Na(3s)+h resonant ,! Na(3p) resonant ist, muß<br />

im Experiment unterdrückt werden, da mit dem Nachweislaser alle Na(3p) unabhängig<br />

<strong>von</strong> ihrer Entstehung nachgewiesen werden. Eine einfache Unterscheidung zwischen<br />

resonant durch ASE-Strahlung angeregtem Na(3p) <strong>und</strong> einem durch die optische Anregung<br />

<strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> erzeugtem Na(3p) ist nicht möglich.<br />

Der resonante Anteil der ASE wird mit einer Natrium-Argon Dampfzelle herausgefiltert.<br />

Dazu wird der Laser zuvor mit einem Teleskop aufgeweitet. In der Dampfzelle<br />

wird das resonante Licht absorbiert <strong>und</strong> in den gesamten Raumbereich wieder emittiert.<br />

Die Laufstrecke zwischen Dampfzelle <strong>und</strong> Streukammer ist so gewählt, daß nur<br />

ein Bruchteil <strong>von</strong> etwa 4 10 ,7 der resonanten reemittierten Strahlung das Wechselwirkungsvolumen<br />

erreichen kann. Damit wird erreicht, daß der Signalanteil resonant<br />

angeregten Na(3p) vernachlässigbar gegenüber dem der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

ist [Klos 96].<br />

2.2.3 Strahlführung <strong>und</strong> optische Komponenten<br />

In Abbildung 2.3 wird die Führung der Laserstrahlen <strong>und</strong> der optische Aufbau skizziert.<br />

Die Linsen fokussieren die Laser jeweils fünf Zentimeter vor dem Wechselwirkungsvolumen.<br />

Dadurch wird zusammen mit einem Blendensystem erreicht, daß das Wechselwirkungsvolumen<br />

gleichmäßig ausgeleuchtet wird. Durch eine gleichmäßige Ausleuchtung<br />

wird das Verhältnis des Signalbeitrages <strong>von</strong> in der Lichtintensität nichtlinearen<br />

Konkurrenzprozessen zu dem der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> klein<br />

gehalten.<br />

Für die Experimente wird je nach Art der Messung linear polarisiertes oder zirkular<br />

polarisiertes Licht verwendet, dessen Polarisation automatisch verändert werden<br />

17


PD A<br />

Excimerlaser<br />

P<br />

Verzögerungsstrecke<br />

Nachweislaser<br />

Anregungslaser T<br />

Streukammer<br />

W<br />

T<br />

F F<br />

B<br />

Dampfzelle<br />

FR FR<br />

CP, P<br />

B<br />

PD N<br />

L B B L<br />

P<br />

Abbildung 2.3: Skizze zur Strahlführung <strong>und</strong> zum optischen Aufbau. T: Teleskop, P:<br />

Polarisationsprisma, FR: Fresnelrhombus, CP: =4-Verzögerungsplatte für zirkular<br />

polarisiertes Licht, L: Linse, B: Blende, F: entspiegeltes Quarzfenster, W: Wechselwirkungsvolumen,<br />

PD A,PD N: Photodiode für Anregungs- oder Nachweislaser.<br />

können muß. Dazu werden Polarisationsprismen, Fresnelrhomben, Zirkularpolarisatoren<br />

(monochromatische oder achromatische =4-Plättchen) verwendet [Hall 97] <strong>und</strong><br />

geeignet in den Strahlengang eingebaut. Die Fresnelrhomben sind mit Schrittmotoren<br />

automatisch drehbar. Somit kann im Experiment vom Meßprogramm eine automatische<br />

Änderung der Polarisation durchgeführt werden. Der Polarisationsgrad im Experiment<br />

liegt typisch über 0.95.<br />

Die Polarisation <strong>und</strong> die Laserstrahlintensität werden jeweils hinter der Streukammer<br />

während der Messung kontrolliert <strong>und</strong> zusammen mit den eigentlichen Meßdaten aufgezeichnet<br />

[Klos 96].<br />

2.3 Primärstrahl<br />

2.3.1 Zweikammerofen<br />

Bei der Erzeugung eines Natrium-Atomstrahls gibt es das Problem, daß neben den<br />

benötigten Natrium-Atomen auch Dimere <strong>und</strong> größere Moleküle im Natriumdampf<br />

18<br />

CP, P


eines Ofens vorliegen. Zur Vermeidung <strong>von</strong> Molekülen im Atomstrahl wird ein Zweikammerofen<br />

(Abbildung 2.4) verwendet [Maet 94]. Ein ähnlich funktionierender<br />

Ofentyp ist zum Beispiel in [LaMo 77] beschrieben.<br />

In der hinteren Kammer (Ofenreservoir) wird das Natrium bei Temperaturen um 600 K<br />

verdampft. Durch einen Kanal ist die erste Kammer mit der zweiten verb<strong>und</strong>en. Diese<br />

wird mit Temperaturen um 900 K betrieben. Die zweite, vordere Kammer (Ofenkopf)<br />

enthält Kapillaren als Austrittsöffnungen. Bei der höheren Temperatur des Ofenkopfes<br />

werden die im Natriumdampf enthaltenen Natrium-Moleküle dissoziiert. Der Anteil<br />

der Moleküle ist kleiner als 2 10 ,4 [Rake 97]. Im Betriebsbereich des Ofens ist der<br />

Signalbeitrag klein gegenüber anderen Konkurrenzprozessen (siehe Abschnitt 2.8).<br />

wassergekühlte Kupferplatte<br />

Heizpatrone<br />

Ofenreservoir<br />

Ofenkopf<br />

Heizdraht<br />

Ofenaustritt<br />

Abbildung 2.4: Erzeugung des Primärstrahls: Skizze des Natrium-Zweikammerofens<br />

2.3.2 Geheizte Blende<br />

Der Natrium-Ofen befindet sich in einer wassergekühlten Kupferkammer. Aus dem<br />

Ofen austretendes Natrium, welches nicht in das Wechselwirkungsvolumen gelangt,<br />

bleibt an der Wand der Kupferkammer haften. Diese dient somit als Kühlfalle für das<br />

Natrium.<br />

Eine Blende läßt den Natriumstrahl in die Streukammer austreten <strong>und</strong> begrenzt den<br />

Strahl auf das Wechselwirkungsvolumen. Eine Ansammlung <strong>von</strong> Natrium an der Blen-<br />

19


de würde diese schnell verschließen. Deshalb wird die Blende geheizt (etwa 400 bis<br />

450 K).<br />

2.3.3 Strahleigenschaften<br />

Signal/relative Einheiten<br />

1.0<br />

0.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

−3 −2 −1 0 1 2 3<br />

0.0<br />

−10 0 10 20 30 40 50<br />

θlab /Grad<br />

Abbildung 2.5: Natriumstrahlprofil: Dicke Linie, große Punkte mit Fehlerbalken; mit<br />

dem Sek<strong>und</strong>ärstrahl elastisch gestreutes Natriumstrahlprofil: Dünne Linie <strong>und</strong> kleine<br />

Punkte mit Fehlerbalken.<br />

Abbildung 2.5 zeigt das gemessene Natriumstrahlprofil einmal ohne <strong>und</strong> einmal mit<br />

elastischer Streuung am Sek<strong>und</strong>ärstrahl.<br />

Die Natrium-Winkelverteilung wird routinemäßig zur Bestimmung der Vorwärtsrichtung<br />

mit dem Detektor vermessen. Dazu wird das Natrium mit einem Zweiphotonenprozeß<br />

in einen Rydbergzustand (vergleiche Abschnitt 2.5) angeregt:<br />

Na(3s) +h 1 + h 2 ! Na(nl) (2.1)<br />

Mit dem Verfahren ist die Bestimmung der Vorwärtsrichtung mit einer Unsicherheit<br />

<strong>von</strong> 0.2 Grad möglich.<br />

Mit dem Zweiphotonenprozeß kann ebenfalls mittels einer Laufzeitmessung die Geschwindigkeitsverteilung<br />

der im Detektor ankommenden Natriumatome gemessen werden<br />

(Abbildung 2.6).<br />

In der Abbildung 2.7 ist eine experimentell bestimmte Abhängigkeit der Teilchendichte<br />

im Wechselwirkungsvolumen <strong>von</strong> der Teilchendichte im Ofen angegeben, dazu<br />

20


Signal/relative Einheiten<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

0 1000 2000 3000 4000<br />

vNa /(m/s)<br />

Abbildung 2.6: Natrium-Geschwindigkeitsverteilung: Die Punkte mit Fehlerbalken<br />

sind gemessen, die durchgezogene Linie entspricht eine theoretischen Verteilung bei<br />

der Ofenkopftemperatur T = 760 K: f (vNa) / v3 Naexp(,mv2 =(2kT )).<br />

Na<br />

wurde die Abhängigkeit des Zweiphotonensignals <strong>von</strong> der Ofenreservoirtemperatur<br />

bei konstanter Ofenkopftemperatur aufgenommen. Die so bestimmte Teilchendichte<br />

im Wechselwirkungsvolumen kann allerdings nur in relativen Einheiten angegeben<br />

werden.<br />

Aus dem Dampfdruck ( [Nesm 63], [KnKH 91]) im Ofenreservoir <strong>und</strong> der Temperatur<br />

des Ofenkopfes läßt sich die Teilchendichte im Ofenkopf bestimmen. Die absolute<br />

Teilchendichte im Wechselwirkungsvolumen läßt sich aus der Teilchendichte im<br />

Ofen <strong>und</strong> der Temperatur des Ofenkopfes eindeutig bestimmen. In [PaSc 88] wird<br />

eine Übersicht über die theoretische Behandlung <strong>von</strong> effusiven Strahlen aus Kapillaren<br />

gegeben. Auch [Hoff 95] enthält eine ausführliche Übersicht einschließlich einer<br />

näherungsweisen Erweiterung der Theorie vom effusiven Bereich auf den Knudsenbereich<br />

(siehe zum Beispiel [WuAW 97]). Zunächst wird die Teilchenstromstärke für<br />

eine Kapillare berechnet <strong>und</strong> daraus die zugehörige Winkelverteilung. Mit der Teilchenstromstärke<br />

<strong>und</strong> der Winkelverteilung wird dann für das Wechselwirkungsvolumen<br />

die Teilchendichte berechnet.<br />

Der Ofen wird unter typischen Betriebsbedingungen im Knudsenbereich betrieben.<br />

Wie in [Hoff 95] angegeben, können für die jeweils bei den Messungen vorliegenden<br />

Strömungsverhältnisse die Winkelverteilungen <strong>und</strong> Teilchendichten im Wechselwirkungsvolumen<br />

näherungsweise bestimmt werden.<br />

Die Teilchendichte im Wechselwirkungsvolumen wird nur zur Abschätzung <strong>von</strong> Er-<br />

21


Natriumteilchendichte im Streuvolumen / m −3<br />

10 19<br />

10 18<br />

10 17<br />

10 16<br />

10 20<br />

10 21<br />

10 22<br />

Natriumteilchendichte im Ofen /m −3<br />

10 23<br />

Abbildung 2.7: Natriumteilchendichte im Wechselwirkungsvolumen (Streuvolumen):<br />

Quadrate mit Fehlerbalken: Experimentell mit dem Zweiphotonensignal bestimmte Intensitäten<br />

(allerdings nur in relativen Einheiten).<br />

Kreise mit Fehlerbalken: Aus den Ofentemperaturen bestimmte absoluten Teilchendichten<br />

(die durchgezogene fette Linie ist eine Ausgleichskurve dazu für den Arbeitsbereich).<br />

Gestrichelte Linie: Entspricht einem linearen Zusammenhang.<br />

eignisraten benötigt. Zur experimentellen Bestimmung der Teilchendichte wird der<br />

Verbrauch an Natrium unter typischen Betriebsbedingungen gemessen. Das Natrium<br />

wird vor dem Einfüllen in den Ofen gewogen, <strong>und</strong> die Zeit für den Verbrauch dieser<br />

Ofenfüllung wird gemessen. Damit ergibt sich zum Beispiel bei einer gemessenen<br />

mittleren Teilchenstromstärke <strong>von</strong> 8:5 10 17 Teilchen pro Sek<strong>und</strong>e (Ofenreservoir 640<br />

22


K, Ofenkopf 921 K) eine mittlere Teilchendichte im Wechselwirkungsvolumen <strong>von</strong><br />

5:7 10 17m ,3<br />

1:2 10 17m ,3 .<br />

Der Arbeitsbereich für die Teilchendichte im Wechselwirkungsvolumen, in dem Messungen<br />

durchgeführt wurden, ist etwa 4 10 16m ,3 bis 8 10 17m ,3 . Abbildung 2.7 zeigt<br />

für diesen Bereich den Zusammenhang zwischen der Natriumteilchendichte im Ofenkopf<br />

bei einer Temperatur <strong>von</strong> 900 K <strong>und</strong> der Natriumteilchendichte im Wechselwirkungsvolumen.<br />

Es gilt: nW echselwirkungsvolumen / n mit =0:815 0:02.Die<br />

Of enkopf<br />

Abweichung <strong>von</strong> einem linearen Zusammenhang wird bewirkt durch eine Abhängigkeit<br />

der Transmissionswahrscheinlichkeit der Kapillare <strong>und</strong> der Winkelverteilung des<br />

Strahles <strong>von</strong> der Teilchendichte im Ofen.<br />

In der Abbildung 2.7 ist auch die mit dieser Methode bestimmte Teilchendichte im<br />

Wechselwirkungsvolumen angegeben.<br />

Die Steigung beider Kurven stimmen sehr gut überein. Das ist ein deutlicher Hinweis<br />

darauf, daß die verwendete Näherung nach [Hoff 95] den Natriumstrahl auch<br />

unter diesen schwierigen Strömungsverhältnissen gut beschreibt. Somit ist auch der<br />

berechnete Absolutwert sehr genau <strong>und</strong> auch die Winkelverteilung, welche später in<br />

Abschnitt 3.3 benötigt wird.<br />

2.4 Sek<strong>und</strong>ärstrahl<br />

Zur Festlegung der Stoßkinematik ist es notwendig, die Geschwindigkeit der Teilchen<br />

des Sek<strong>und</strong>ärstrahls festzulegen. Dazu wird ein Überschallstrahl verwendet.<br />

Als Strahlquelle für den Sek<strong>und</strong>ärstrahl (Edelgasatome, Moleküle) wird eine gepulste<br />

Düse verwendet [GeVa 94]. Der mit der Düse erzeugte Überschallstrahl legt zusammen<br />

mit dem Skimmer den Geschwindigkeitsvektor der Teilchen des Sek<strong>und</strong>ärstrahls<br />

fest.<br />

Eine Übersicht zur Theorie <strong>von</strong> Überschallstrahlen gibt zum Beispiel [MiSc 88] oder<br />

[Hoff 95]. Speziell zur Bestimmung der Geschwindigkeit <strong>und</strong> die Translationstemperatur<br />

wird eine Theorie nach [BeVe 81] verwendet. Für die Edelgase ergibt sich eine<br />

Translationstemperatur <strong>von</strong> typisch 5 K, für die Moleküle um 50 K. In [Hohm 95],<br />

[Werh 95], [Klos 96] wird am Beispiel Krypton die Anwendbarkeit der Theorie beim<br />

konkreten Aufbau überprüft.<br />

Der Arbeitsbereich des Sek<strong>und</strong>ärstrahls liegt zwischen einem Reservoirdruck <strong>von</strong> 100<br />

<strong>und</strong> 300 mbar. Aus der Temperatur <strong>und</strong> dem Reservoirdruck in der Düse ergeben sich<br />

eindeutig die Strahleigenschaften des Sek<strong>und</strong>ärstrahls.<br />

Die aus dem Reservoirdruck <strong>und</strong> der Reservoirtemperatur bestimmte Teilchendichte<br />

im Wechselwirkungsvolumen liegt im Bereich 0:5 , 1:5 10 20 m ,3 . Die maximal im<br />

Experiment verwendbare Teilchendichte wird durch die Forderung nach der Einzelstoßbedingung<br />

festgelegt [Rake 97]. Experimentell überprüft wird die Einzelstoßbe-<br />

23


dingung anhand der elastischen Streuung des Zweiphotonensignals (Abbildung 2.5).<br />

In der Vorwärtsrichtung des Natriumstrahls soll das elastisch gestreute Signal mindestens<br />

noch 2/3 des ungestreuten Signals betragen.<br />

Zur Überprüfung der Funktionsfähigkeit der gepulsten Düse wird ein dafür geeignet<br />

verschaltetes [Hohm 95] Ionisationsvakuummeter [Leyb 93] nach Bayard <strong>und</strong> Alpert<br />

[BaAl 50] verwendet. Die damit gemessenen Gaspulse sind etwa 0:6ms lang. Durch<br />

Verzögerung der Laserpulse gegenüber dem Gaspuls wird erreicht, daß der Zeitpunkt<br />

des Zusammentreffens <strong>von</strong> Laserpulsen <strong>und</strong> Gaspuls in dessen ungestörter Pulsfront<br />

(bei etwa 0.7 bis 0.9 der maximalen Intensität des Gaspulses) erfolgt.<br />

Für den Primärstrahl ist die Überschallstrahltechnik nicht anwendbar, weil der adiabatische<br />

Abkühlungsprozeß bei der Düsenstrahlexpansion die Bildung <strong>von</strong> Dimeren <strong>und</strong><br />

Clustern unterstützt, sofern die Teilchenart (wie Natrium) zur Dimerenbildung neigt.<br />

In Abbildung 2.7 setzt ab einer Teilchendichte im Ofenkopf <strong>von</strong> etwa 1 10 23 m ,3<br />

allmählich eine Überschallströmung ein.<br />

Ausgeprägte Dimeren- <strong>und</strong> Clusterbildung tritt bei Edelgasen <strong>und</strong> den verwendeten<br />

<strong>molekularen</strong> Gasen erst bei deutlich höheren Drücken (einige bar) als dem Arbeitsbereich<br />

auf.<br />

2.5 Differentieller Nachweis des Stoßproduktes Na(3p)<br />

Mit dem Detektor ist das Stoßprodukt Na(3p) nachzuweisen. Zur Festlegung der Stoßkinematik<br />

ist es notwendig, die Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p) nach dem<br />

Stoß zu messen. Dazu ist ein winkelselektiver Nachweis des Stoßproduktes notwendig.<br />

Außerdem ist der Betrag der Geschwindigkeit zu bestimmen. Bei einer typischen Geschwindigkeit<br />

der Na(3p)-Atome <strong>von</strong> tausend Metern pro Sek<strong>und</strong>e <strong>und</strong> einer Lebensdauer<br />

<strong>von</strong> sechzehn Nanosek<strong>und</strong>en ergibt sich eine Laufstrecke <strong>von</strong> etwa sechzehn<br />

Mikrometern vor dem Übergang in den Gr<strong>und</strong>zustand. Um das Stoßprodukt Na(3p)<br />

überhaupt zu messen <strong>und</strong> außerdem dessen Geschwindigkeit bestimmen zu können,<br />

ist daher eine besondere Nachweistechnik notwendig.<br />

Abbildung 2.8 zeigt schematisch das Experiment mit dem Nachweis. Die angeregten<br />

Natriumatome werden mit einem weiteren Laser in einen Rydbergzustand versetzt, der<br />

langlebig genug ist, damit die Rydbergatome einen Detektor erreichen. Der Nachweis<br />

erfolgt dort durch Feldionisation der Rydbergatome <strong>und</strong> Einzelteilchennachweis der<br />

Ionen in einem Einzelkanal-Elektronenvervielfacher (Channeltron, [VaPh 87]).<br />

Der Detektor wird Rydbergdetektor genannt. Details des verwendeten Detektors sind<br />

[Maet 94] <strong>und</strong> [G<strong>und</strong> 93] zu entnehmen. Der Rydbergdetektor ist etwa siebzig Millimeter<br />

<strong>von</strong> Wechselwirkungsvolumen entfernt. Der Betrag der Geschwindigkeit wird<br />

durch Messung der Flugzeit vom Wechselwirkungsvolumen zum Detektor bestimmt.<br />

Das Nachweisschema wird detailliert in [Maet 94] untersucht. Wesentliches Ergebnis<br />

ist, daß unter typischen experimentellen Bedingungen die Lebensdauer der Rydberg-<br />

24


Ionisationsgrenze<br />

Anregungslaser<br />

Feldionisation<br />

Nachweislaser<br />

Abbildung 2.8: Schematische Darstellung <strong>von</strong> Anregung <strong>und</strong> Nachweis im Potentialkurvenbild<br />

(<strong>von</strong> unten links nach oben rechts): Die Anregung während des Stoßes,<br />

der Nachweis des Stoßproduktes Na(3p) durch Anregung in einen Rydbergzustand, die<br />

anschließende Feldionisation <strong>und</strong> Einzelteilchennachweis mit einem Channeltron.<br />

atome so groß ist, daß ein Anteil <strong>von</strong> 0.7 den Detektor erreicht. Der Detektor hat eine<br />

Nachweiswahrscheinlichkeit <strong>von</strong> 0.7. Der Anteil <strong>von</strong> Rydbergatomen, die durch Stöße<br />

mit dem Hintergr<strong>und</strong>gas ihre Richtung ändern, kann gegenüber dem Gesamtsignal vernachlässigt<br />

werden ( [Maet 94], [Klos 96]).<br />

Abbildung 2.9 zeigt ein Nachweisspektrum unter typischen Versuchsbedingungen.<br />

Die angegebenen theoretischen Linienpositionen sind mit [RaSm 85] berechnet, die<br />

Positionen der Na(3p)-Feinstrukturniveaus sind [BaSt 75] entnommen.<br />

25


Ereignisse/Laserpuls<br />

0.2<br />

0.1<br />

3p3/2 −> 37s<br />

3p3/2 −> 35d<br />

3p1/2 −> 32 d<br />

3p3/2 −> 36s<br />

3p1/2 −> 33s<br />

3p3/2 −> 34d<br />

3p3/2 −> 35s<br />

3p1/2 −> 31d<br />

3p1/2−> 32s<br />

0.0<br />

410.0 410.1 410.2 410.3 410.4 410.5<br />

λNachweislaser /nm<br />

Abbildung 2.9: Nachweisspektrum für das Stoßprodukt Na(3p):<br />

Das Spektrum (graue Fläche) wurde mit dem Stoßpaar NaKr bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 240cm ,1 <strong>und</strong> einem Laborwinkel <strong>von</strong> 22.5 Grad aufgenommen. Die Striche geben<br />

die theoretischen Positionen der Spektrallinien an. Die Beschriftung gibt den jeweiligen<br />

Übergang an.<br />

2.6 Ablauf <strong>und</strong> Steuerung des Experimentes<br />

Die einzelnen im Detektor auf das Channeltron treffenden feldionisierten Rydbergatome<br />

erzeugen Strompulse, die mit einem Verstärkersystem [Orte 95] zu Rechteckpulsen<br />

verarbeitet werden. Die Länge der Rechteckpulse wird so gewählt, daß pro<br />

Ereignis auf dem nachgeschalteten Speicheroszilloskop [Tekt 90] genau ein ein Pixel<br />

breites Signal entsteht.<br />

In Abbildung 2.10 ist schematisch die verwendete Elektronik dargestellt.<br />

Das Meßprogramm des Meßrechners (Rechner Experiment) steuert das gesamte Expe-<br />

26<br />

3p3/2 −> 33d<br />

3p3/2−> 34s<br />

3p1/2−> 30d<br />

3p3/2−> 32d<br />

3p1/2 −> 31s<br />

3p3/2 −> 33s<br />

3p1/2 −> 29d<br />

3p3/2 −> 31d


Streuapparatur<br />

Lasersystem<br />

Gepulste<br />

Düse<br />

Mehrkanal-<br />

Analysator<br />

Speicher-<br />

Oszilloskop<br />

Trigger<strong>und</strong><br />

Steuer-<br />

Signale<br />

Photodioden Sample &<br />

Hold<br />

Elektronik<br />

Rechner<br />

Rechner<br />

Experiment<br />

Analog/<br />

Digital-<br />

Wandler<br />

Rechner<br />

Auswertung<br />

Regeltechnik<br />

Justierung<br />

Abbildung 2.10: Vereinfachte Darstellung der verwendeten Elektronik<br />

riment automatisch. Zunächst wird den Schrittmotoren (Regeltechnik) des experimentellen<br />

Aufbaus <strong>und</strong> dem Mikrocomputer der Farbstofflaser die Parametereinstellung<br />

für den nächsten Meßpunkt mitgeteilt. Die einzelnen Komponenten führen die Einstellung<br />

der Parameterkonstellation durch. Anschließend werden dem Mikrocomputer<br />

des Anregungslasers die Repetitionsrate <strong>und</strong> die Anzahl der Laserpulse pro Meßpunkt<br />

(Burst) übermittelt. Beides wird vor der Messung festgelegt. Die Parameterkonstellation<br />

für alle Bursts einer Messung entnimmt der Meßrechner zuvor angefertigten<br />

Steuerdateien.<br />

Der Mikrocomputer des Anregungslasers generiert daraufhin Triggerpulse für die gepulste<br />

Düse. Diese triggern ebenfalls zeitverzögert den Excimerlaser. Das Signal einer<br />

schnellen Photodiode im Nachweislaser wird zur Triggerung des restlichen Experimentes<br />

verwendet.<br />

Die im Channeltron entstandenen Ereignispulse werden wie beschrieben in ein Speicheroszilloskop<br />

eingelesen oder alternativ oder gleichzeitig <strong>von</strong> einer Meßkarte (Mehrkanalanalysator<br />

[Fast 96]) verarbeitet. Die Meßkarte zählt die vom Verstärkersystem<br />

ebenfalls produzierten schnellen NIM-Standardpulse zeitaufgelöst <strong>und</strong> summiert Flugzeitspektren<br />

selbständig über einen Burst <strong>von</strong> Laserpulsen bei Repetitionsraten bis zu<br />

einigen 1000 Triggerpulsen pro Sek<strong>und</strong>e.<br />

27


Das Meßprogramm liest das Laufzeitspektrum des Speicheroszilloskops burstweise<br />

aus <strong>und</strong> sortiert <strong>und</strong> summiert die Ereignisse eines Bursts <strong>von</strong> Laserpulsen in Geschwindigkeitsintervalle<br />

mit einer typischen Breite <strong>von</strong> 50m=s ein. Die Meßdaten<br />

werden jeweils nach 100 Bursts über ein lokales Netzwerk auf einen Arbeitsplatzrechner<br />

mit Unix-Betriebssystem gespeichert. Dort können die Daten bereits bei noch<br />

laufender Messung ausgewertet werden.<br />

Die Signale der in Abbildung 2.3 dargestellten Photodioden werden mit einer Sample&Hold-Elektronik<br />

zum Zeitpunkt des Eintreffens der Laserpulse ausgelesen <strong>und</strong><br />

digitalisiert in den Meßrechner eingelesen. Die Daten dieser Photodioden werden wie<br />

die des eigentlichen Experiments über das lokale Netzwerk abgespeichert.<br />

Das Experiment wurde zunächst mit einer Repetitionsrate <strong>von</strong> achtzehn Pulsen pro Sek<strong>und</strong>e<br />

betrieben. Einschließlich der Pausen zur Steuerung des gesamten Experimentes<br />

entspricht das je nach Komplexität der durchgeführten Messung einer effektiven Repetionsrate<br />

<strong>von</strong> sechs bis neun Pulsen pro Sek<strong>und</strong>e.<br />

Durch Verzicht auf die Oszilloskopanzeige bei laufender Messung <strong>und</strong> Optimierung<br />

des Meßprogramms wird bei einer nominellen Repetitionsrate <strong>von</strong> acht<strong>und</strong>zwanzig<br />

Pulsen pro Sek<strong>und</strong>e eine effektive Repetitionsrate <strong>von</strong> typisch zwei<strong>und</strong>zwanzig Pulsen<br />

pro Sek<strong>und</strong>e erreicht. Die Repetitionsrate wird nun vor allem durch das Speicheroszilloskop<br />

begrenzt. Ohne Verwendung der Oszilloskop-Rechner Kombination nur<br />

mit der Meßkarte sind prinzipiell Repetitionsraten bis etwa eintausend Pulsen pro Sek<strong>und</strong>e<br />

möglich (begrenzt durch das Laufzeitspektrum der Rydbergatome). Allerdings<br />

begrenzt zur Zeit das Lasersystem die Repetitionsrate auf maximal einh<strong>und</strong>ert Pulse<br />

pro Sek<strong>und</strong>e (wegen Überhitzung beträgt die Betriebsdauer dann nur wenige Minuten,<br />

zuverlässiger Dauerbetrieb ist bis etwa vierzig Pulsen pro Sek<strong>und</strong>e möglich).<br />

2.7 Alter <strong>und</strong> neuer Aufbau<br />

Für das Experiment wurden zwei Streuapparaturen verwendet. Der größte Teil der Untersuchungen<br />

wurde mit einer Apparatur vorgenommen, die bereits an anderer Stelle<br />

[Klos 96] ausführlich beschrieben wurde <strong>und</strong> im Rahmen dieser Arbeit nur in technischen<br />

Details verändert oder optimiert wurde. Bei diesem Aufbau handelt es sich um<br />

eine kontinuierlich weiterentwickelte Apparatur ( [G<strong>und</strong> 93], [Maet 94], [Werh 95],<br />

[Hohm 95]).<br />

Nachdem sich das Funktionsprinzip an sich bewährt hatte, aber technisch nicht mehr<br />

korrigierbare Mängel bei den Messungen nachgewiesen werden konnten, wurde ein<br />

komplett neuer Aufbau geplant <strong>und</strong> realisiert. Dieser erfüllt die inzwischen gestiegenen<br />

Anforderungen an die präzise Kenntnis der technischen Abmessungen besser.<br />

Außerdem kann mit diesem neuen Aufbau flexibler auf zukünftige Entwicklungen reagiert<br />

werden.<br />

28


Beim neuen Aufbau befindet sich die gepulste Düse in einer zweiten Kammer, die differentiell<br />

bepumpt wird. Dadurch bleibt der Druckanstieg durch die X-Strahlquelle in<br />

der Streukammer mit dem Wechselwirkungsvolumen klein. Das ermöglicht entweder<br />

einen kontinuierlichen Betrieb des Überschallstrahls oder eine höhere Repetitionsrate<br />

des neuen Systems gegenüber dem alten.<br />

Die Form der geheizten Blende hat sich als entscheidend für einen Konkurrenzprozeß<br />

(siehe Abschnitt 2.8.1.5) herausgestellt. Beim alten Aufbau war ein großer Teil<br />

der Blendenkonstruktion, die auch als Halterung für die gepulste Düse diente, parallel<br />

zum Natriumstrahl angeordnet (siehe Anhang A4 in [Klos 96]). Experimentell konnte<br />

herausgef<strong>und</strong>en werden, daß ein Konkurrenzsignal außerhalb des Natriumstrahls,<br />

das zwei Natrium-Atome benötigt, ein monoton mit der Blendentemperatur steigendes<br />

Signal aufweist. Das wird darauf zurückgeführt, daß zu dem Prozeß auch Teilchen<br />

beitragen, die <strong>von</strong> der geheizten Blendenoberfläche wieder desorbieren. Das Heizen<br />

der Blende ist aber notwendig, damit die Öffnung nicht durch sich anlagerndes Natrium<br />

verschlossen wird. Beim neuen Aufbau konnte der Konkurrenzprozeß durch eine<br />

andere Form der Blende deutlich reduziert werden.<br />

Beim alten Aufbau ist die Düse auf der geheizten Blende der Natrium-Kammer montiert.<br />

Die Funktionsfähigkeit der Düse hängt aber <strong>von</strong> der Betriebstemperatur ab. Das<br />

liegt unter anderem daran, daß die Dichtung des Öffnungsmechanismus aus Teflon besteht<br />

(Eine Eigenentwicklung der Dichtungsform <strong>und</strong> die Auswahl des Materials ist<br />

notwendig gewesen, weil die vom Hersteller angebotenen Dichtungen nur eine Haltbarkeit<br />

in der Größenordnung <strong>von</strong> zwei bis drei Millionen Pulsen haben. Der selbstentwickelte<br />

Dichtungstyp zeigt bisher keine Verschleißerscheinungen. Weitere Verschleißteile<br />

sind mechanische Federn in der Düse, deren Lebensdauern nach bisherigen<br />

Erfahrungen mit einigen h<strong>und</strong>ert Millionen Pulsen abgeschätzt werden kann.).<br />

Teflon deformiert sich leicht bei deutlich höheren Temperaturen als Raumtemperatur.<br />

Um für den Betrieb akzeptable Temperaturen zu erreichen, ist an einer Seite der Düse<br />

ein mit Flüssigstickstoff gekühlter Kupferfinger befestigt. Damit stellt sich eine Düsentemperatur<br />

zwischen etwa 285 K <strong>und</strong> 330 K ein, die während einer Messung typisch<br />

auf 3 K stabil gehalten werden kann.<br />

Beim neuen Aufbau stellt sich durch Vermeidung eines thermischen Kontaktes mit der<br />

geheizten Blende <strong>und</strong> mit einer Wasserkühlung eine Temperatur <strong>von</strong> etwa 290 K ein,<br />

die während einer Messung genauer als 1 K stabil gehalten werden kann.<br />

Der neue Aufbau der Streuapparatur ist bereits prinzipiell für Repetitionsraten bis<br />

zu eintausend Pulsen pro Sek<strong>und</strong>e ausgelegt (differentielle Pumpstufe für den gepulsten<br />

Düsenstrahl), bisher steht aber noch kein hochrepetierendes Lasersystem zur<br />

Verfügung.<br />

Bei der neuen Apparatur ist die Ausrichtung der Fenster gegenüber den Lasern justierbar,<br />

das verbessert den Polarisationsgrad des Lichts im Wechselwirkungsvolumen<br />

<strong>und</strong> auch die Richtung der Polarisation im Wechselwirkungsvolumen kann genauer<br />

festgelegt werden.<br />

29


2.8 Konkurrenzprozesse <strong>und</strong> Korrekturverfahren<br />

2.8.1 Konkurrenzprozesse<br />

Neben dem Signal der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

mit dem Nachweis durch Rydbergatome<br />

Na(3s) +X+h ! Na(3p) +X (2.2)<br />

Na(3p) +h 0 ! Na(nl) (2.3)<br />

gibt es noch weitere Möglichkeiten <strong>von</strong> Prozessen, die zum Gesamtsignal beitragen<br />

können.<br />

Hinweise auf Konkurrenzprozesse ergeben sich im allgemeinen bei Kontrollmessungen<br />

(siehe Abschnitt 2.8.2) indirekt. Das Signal der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

benötigt <strong>von</strong> jedem der vier Strahlen genau ein Teilchen, steigt also jeweils linear<br />

mit der Intensität eines jeden Strahls an <strong>und</strong> hat außerdem ein charakteristisches Rydbergspektrum.<br />

Abweichungen <strong>von</strong> diesem Verhalten werden als das Vorhandensein<br />

<strong>von</strong> Konkurrenzprozessen interpretiert. Gemäß der Abhängigkeit <strong>von</strong> den jeweiligen<br />

Strahlintensitäten werden die Konkurrenzprozesse identifiziert <strong>und</strong> durch Wahl eines<br />

geeigneten Arbeitspunktes für die jeweiligen Strahlintensitäten gegenüber dem Signal<br />

der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> klein gehalten.<br />

Ausführlich wird darauf bereits in [Maet 94] <strong>und</strong> [Klos 96] oder [GHK1 97] eingegangen.<br />

Im folgenden wird noch einmal eine Übersicht über die identifizierten Konkurrenzprozesse<br />

<strong>und</strong> die durchgeführten Maßnahmen zu ihrer Vermeidung gegeben.<br />

2.8.1.1 Anregung mit resonantem Licht<br />

Die Erzeugung <strong>von</strong> nachweisbaren Rydbergatomen mit resonantem Licht<br />

Na(3s) +h resonant ! Na(3p) (2.4)<br />

Na(3p) +h 0 ! Na(nl) (2.5)<br />

ist ein möglicher Konkurrenzprozeß. Das resonante Licht ist in der ASE des Anregungslasers<br />

enthalten. Dieser Bestandteil des Lichtes wird jedoch wie in Abschnitt<br />

2.2.2 beschrieben mit einer Dampfzelle unterdrückt. Durch Variation der Temperatur<br />

der Dampfzelle wurde ein Arbeitsbereich für die Dampfzelle ermittelt, bei dem das<br />

Gesamtsignal nicht <strong>von</strong> der Temperatur der Dampfzelle abhängt, der Signalbeitrag<br />

dieses Konkurrenzprozesses also klein gegenüber dem Signal der optischen Anregung<br />

<strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> ist.<br />

30


2.8.1.2 Zweiphotonenprozesse am Natrium-Atom<br />

Die Erzeugung <strong>von</strong> nachweisbaren Rydbergatomen mit einem Zweiphotonenprozeß<br />

Na(3s) +h 1 + h 2 ! Na(nl) (2.6)<br />

tritt bei negativen Verstimmungen <strong>und</strong> kleinen positiven Verstimmungen auf. Die Spektrallinien<br />

dieses Prozesses sind um Größenordnungen intensiver als die der optischen<br />

Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong>, jedoch spektral scharf. Ein Signalbeitrag des Zweiphotonenprozesses<br />

wird durch Auswahl eines geeigneten Nachweisüberganges vermieden.<br />

2.8.1.3 Prozesse mit Na 2<br />

Wird beim Natrium-Ofen die Temperatur des Ofenkopfes zu niedrig gewählt, entsteht<br />

ein zusätzliches Signal, dessen Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur des Ofenkopfes nahelegt,<br />

daß es sich um Prozesse mit Natrium Dimeren handelt [Maet 94], [Rake 97].<br />

Diese werden durch eine ausreichend hohe Ofenkopftemperatur vermieden.<br />

2.8.1.4 Mehrphotonenprozesse<br />

Mehrphotonenprozesse wie der Hyperramaneffekt an Natrium-Atomen<br />

Na(3s) +2h ! Na(3p) +h HR (2.7)<br />

Na(3p) +h 0 ! Na(nl) (2.8)<br />

treten im gesamten untersuchten Bereich auf. Der Effekt liefert einen zusätzlichen Beitrag<br />

zum Gesamtsignal, welcher in der Nähe <strong>von</strong> Resonanzen nicht mehr klein gegenüber<br />

dem Beitrag der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> ist. Das Signal wird bei<br />

größer werdender Entfernung <strong>von</strong> Resonanzen jedoch kleiner. Für den beobachteten<br />

Effekt kommen folgende Resonanzen in Betracht:<br />

Na(3s) ! Na(3p);Na(3d);Na(5s);Na(4d)<br />

Bei Verstimmungen in einem Bereich <strong>von</strong> etwa 290cm ,1 bis 350cm ,1 kann daher keine<br />

sinnvolle Messung durchgeführt werden. Außerhalb dieses Bereichs kann der Konkurrenzprozeß<br />

durch Wahl einer ausreichend niedrigen Intensität des Anregungslasers<br />

verkleinert werden.<br />

Praktisch begrenzen diese Prozesse also die maximal verwendbare Leistung des Anregungslasers.<br />

Ein großer Teil des Signals in Vorwärtsrichtung des Natriumstrahls besteht<br />

aus diesem Prozeß.<br />

31


2.8.1.5 Optische NaNa-Stöße<br />

Ein Konkurrenzprozeß, dessen Intensität quadratisch <strong>von</strong> der Natriumteilchendichte<br />

im Wechselwirkungsvolumen abhängt <strong>und</strong> auch bei Winkeln außerhalb der Vorwärtsrichtung<br />

des Natriumstrahls auftritt, legt eine Interpretation als optischer Stoß <strong>von</strong> Natrium<br />

an Natrium nahe:<br />

Na(3s) +Na(3s) +h ! Na(3p) +Na(3s) (2.9)<br />

Na(3p) +h 0 ! Na(nl) (2.10)<br />

Es wurde experimentell eine Abhängigkeit dieses Signalbeitrages <strong>von</strong> der Temperatur<br />

der geheizten Blende der Natrium-Kammer festgestellt. Das Signal steigt monoton mit<br />

der Temperatur der Blende. Außerdem konnte es durch eine andere Blendenform beim<br />

neuen Aufbau stark reduziert werden (siehe Abschnitt 2.7). Dieser Konkurrenzprozeß<br />

läßt sich durch die Wahl einer geeigneten Blendenform, einer niedrigen Blendentemperatur<br />

<strong>und</strong> einer niedrigen Teilchendichte im Natriumstrahl reduzieren.<br />

2.8.1.6 Nachweis während des Stoßes<br />

Bei hohen Intensitäten des Nachweislasers tritt Sättigung des Nachweises des Stoßproduktes<br />

auf. Gleichzeitig tritt ein Kontinuum im Nachweisspektrum (Abbildung 2.9)<br />

auf, welches weiterhin linear mit der Intensität des Nachweislasers ansteigt. Dieser<br />

Konkurrenzprozeß wird als Nachweis während des Stoßes interpretiert (fractional collisions):<br />

Na(3s) +X+h + h 0 ! (NaX) + h 0 ! Na(nl) +X (2.11)<br />

Der Prozeß ist für das Experiment in der derzeitigen Form unerwünscht <strong>und</strong> begrenzt<br />

somit die Intensität des Nachweislasers. Der Prozeß ist unerwünscht, weil das Feinstrukturniveau<br />

des Stoßproduktes <strong>und</strong> der Endzustand Na(nl) nicht anhand des Spektrums<br />

zu identifizieren sind. Bei einer vorgegebenen Photonenenergie des Nachweislasers<br />

addieren sich also Beiträge <strong>von</strong> verschiedenen Rydbergzuständen <strong>und</strong> gleichzeitig<br />

verschiedenen zugehörigen Kernabständen des (NaX) -Quasimoleküls. Erst wenn<br />

experimentell eine eindeutige Zuordnung wie bei der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

realisiert wird, kann dieser Prozeß sinnvoll untersucht werden. Das ist zum<br />

Beispiel in einem Experiment mit drei Lasern möglich. Der zweite Laser dient dann<br />

als Analyselaser für den (NaX) -Zustand <strong>und</strong> erst der dritte Laser regt das Stoßprodukt<br />

Na(nl) in einen eindeutig nachweisbaren Rydbergzustand Na(n’l’) an.<br />

32


2.8.2 Korrekturverfahren<br />

Im Gegensatz zu den anderen Konkurrenzprozessen lassen sich die Prozesse gemäß<br />

der Abschnitte 2.8.1.4 <strong>und</strong> 2.8.1.5 innerhalb praktikabler Meßzeiten nicht so stark<br />

durch Verminderung der betreffenden Strahlintensitäten reduzieren, daß ihr Beitrag<br />

zum Gesamtsignal keine Rolle mehr spielt. Sie tragen außerhalb der Vorwärtsrichtung<br />

des Natriumstrahls bis zu zehn Prozent (neuer Aufbau) zum Gesamtsignal bei. Die<br />

dadurch entstehenden systematischen kleinen Fehler werden mit Korrekturverfahren<br />

weiter verkleinert.<br />

2.8.2.1 Einfaches Korrekturverfahren<br />

Wie in ( [Klos 96]) beschrieben können Prozesse, die wie die in den Abschnitten<br />

2.8.1.4 <strong>und</strong> 2.8.1.5 angegebenen nicht vom Sek<strong>und</strong>ärstrahl abhängen, berücksichtigt<br />

werden, indem abwechselnd mit <strong>und</strong> ohne Sek<strong>und</strong>ärstrahl gemessen wird. Wird der Signalbeitrag<br />

ohne <strong>von</strong> dem mit Sek<strong>und</strong>ärstrahl abgezogen, ergibt sich näherungsweise<br />

der Signalbeitrag der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong>.<br />

Da ferner die Konkurrenzprozesse nur langsam mit einem Parameter wie zum Beispiel<br />

dem Streuwinkel variieren, genügt es bei Winkelverteilungen, weniger Meßpunkte ohne<br />

Sek<strong>und</strong>ärstrahl aufzunehmen als mit. Anschließend werden die fehlenden Punkte<br />

interpoliert.<br />

Dieses Korrekturverfahren wurde bei allen Messungen angewendet, bei denen nicht<br />

das im folgenden beschriebene Verfahren angewendet wurde.<br />

2.8.2.2 Verbessertes Korrekturverfahren<br />

Bei dem einfachen Korrekturverfahren wird vernachlässigt, daß es auch noch eine elastische<br />

Streuung der Natriumatome am Sek<strong>und</strong>ärstrahl gibt. Beim Konkurrenzprozeß<br />

gemäß Abschnitt 2.8.1.5 spielt dies praktisch keine Rolle, weil dieser Prozeß ohnehin<br />

eine breite Winkelverteilung besitzt, die nur langsam über den gesamten Winkelbereich<br />

abfällt. Prozesse nach Abschnitt 2.8.1.4, die ohne elastische Streuung am<br />

Sek<strong>und</strong>ärstrahl nur in der Vorwärtsrichtung des Natriumstrahls auftreten, können mit<br />

einem anderen Korrekturverfahren ( [Maet 94]) besser berücksichtigt werden. Dabei<br />

wird ausgenutzt, daß die Winkelverteilung dieser Konkurrenzprozesse mit der eines<br />

Zweiphotonenprozesses übereinstimmt. In beiden Fällen ist der Sek<strong>und</strong>ärstrahl entweder<br />

gar nicht oder nur als elastischer Streuer beteiligt (Siehe Abbildung 2.5).<br />

Zur Korrektur wird also zunächst eine Winkelverteilung des Zweiphotonenprozesses<br />

mit <strong>und</strong> ohne elastische Streuung durch den Sek<strong>und</strong>ärstrahl aufgenommen. Abgezogen<br />

<strong>von</strong> der Winkelverteilung des Gesamtsignals wird nun die skalierte elastisch gestreute<br />

Winkelverteilung des Zweiphotonenprozesses. Die Höhe des Signals wird skaliert,<br />

indem durch das Zweiphotonensignal ohne Sek<strong>und</strong>ärstrahl in Vorwärtsrichtung des<br />

33


Natriumstrahls geteilt wird. Anschließend wird mit dem Signal multipliziert, welches<br />

mit den zur eigentlichen Messung gehörenden Wellenlängen der Laser in Vorwärtsrichtung<br />

des Natriumstrahls ohne Sek<strong>und</strong>ärstrahl gemessen wurde. Dieses Verfahren<br />

berücksichtigt alle Prozesse, die an freien Natriumatomen zu Na(3p)-Atomen oder zu<br />

Rydbergzuständen führen.<br />

Zusätzlich zu dieser Korrektur nach [Maet 94] wird die Winkelverteilung des Gesamtsignals<br />

außerhalb der Vorwärtsrichtung des Natriumstrahls ohne Sek<strong>und</strong>ärstrahl<br />

abgezogen, die dem Prozeß in Abschnitt 2.8.1.5 entspricht. Dieses Signal wird in<br />

Vorwärtsrichtung interpoliert.<br />

Dieses Korrekturverfahren wurde bei den Winkelverteilungen zu den <strong>Stoßpaaren</strong> NaAr<br />

<strong>und</strong> NaNe <strong>und</strong> bei den Feinstrukturmessungen angewendet.<br />

2.8.2.3 Weitere Korrekturen<br />

Instabilitäten der Laser <strong>und</strong> Teilchenstrahlen werden ebenfalls mit einem Korrekturverfahren<br />

berücksichtigt. Dazu werden während einer Messung wiederholt Referenzpunkte<br />

vermessen <strong>und</strong> anhand dieser ein Ausgleich vorgenommen. Voraussetzung dafür<br />

ist, daß diese Variationen der Strahlintensitäten langsam gegenüber dem eigentlichen<br />

Verlauf der Messung sind. Andere Meßdaten werden als unbrauchbar verworfen.<br />

Bei Winkelverteilungen wird nach einigen Meßpunkten immer eine Messung auf einem<br />

Referenzwinkel durchgeführt. Mit diesen Marken wird ein Ausgleich der Variation<br />

durchgeführt.<br />

Eine weitere verwendete Möglichkeit zum Ausgleich <strong>von</strong> langsamen Variationen der<br />

Strahlintensitäten ist die schnelle Variation der Parameter einer Messung <strong>und</strong> anschließende<br />

mehrmalige Wiederholung.<br />

2.8.3 Kontrollmessungen<br />

Am Prozeß der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> beteiligt sich jeweils genau ein<br />

Teilchen aus jedem Strahl (abgesehen <strong>von</strong> einer möglichen Sättigung des Nachweisprozesses).<br />

Die in Abschnitt 2.8.1 dargestellten Konkurrenzprozesse unterscheiden sich<br />

da<strong>von</strong> bei mindestens einem Strahl. Für diese Prozesse werden entweder mehr oder<br />

weniger als ein Teilchen benötigt. Im Falle eines Prozesses gemäß 2.8.1.6 ist zumindest<br />

das Nachweisspektrum anders. Das Signal der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

sollte also linear mit der Intensität eines jeden Strahls ansteigen, während dies bei<br />

den anderen Prozessen nicht so ist. Das ergibt eine Möglichkeit zur Kontrolle, ob das<br />

Gesamtsignal hauptsächlich aus dem erwünschten Prozeß besteht oder aus den Konkurrenzprozessen.<br />

Diese Möglichkeit wird stichprobenartig <strong>und</strong> routinemäßig wahrgenommen,<br />

insbesondere wenn neue experimentelle Bedingungen vorliegen. Solche<br />

Messungen werden zum Beispiel in [Klos 96] für das Stoßpaar NaKr <strong>und</strong> in [Rake 97]<br />

34


für den Stoßkomplex NaN 2 ausführlich diskutiert. Für die Feinstrukturbesetzungen<br />

sind entsprechende experimentelle Ergebnisse in [SchW 98] dargestellt.<br />

2.8.4 Zusammenfassung<br />

Insgesamt liegt der Beitrag <strong>von</strong> Konkurrenzprozessen zum Gesamtsignal bei der neuen<br />

Apparatur typisch bei weniger als zehn Prozent. Bei der alten Apparatur konnte dieser<br />

Wert nur in Einzelfällen mit besonders niedrigen Strahlintensitäten erreicht werden.<br />

Zur Vermeidung <strong>von</strong> systematischen Fehlern werden Korrekturverfahren angewendet.<br />

Die Beiträge zur Gesamtunsicherheit eines Meßpunktes ist in den jeweiligen Einzelabbildungen<br />

berücksichtigt, wenn nicht im Einzelfall anders beschrieben.<br />

35


3<br />

Theorie zur optischen Anregung <strong>von</strong><br />

<strong>Stoßpaaren</strong><br />

3.1 Theorie der Dynamik <strong>und</strong> des differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes<br />

3.1.1 Semiklassische Theorie<br />

3.1.1.1 Differentieller Wirkungsquerschnitt<br />

Zur anschaulichen Interpretation der Physik der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

wird in dieser Arbeit die semiklassische Theorie verwendet. Für einen quantitativen<br />

Vergleich mit dem Experiment wird die quantenmechanische Theorie verwendet (siehe<br />

Abschnitt 3.1.2).<br />

Bei der semiklassischen Theorie handelt es sich um ein Modell mit klassischen Trajektorien<br />

für die Kernbewegungen in Verbindung mit dem elementaren quantenmechanischen<br />

Gr<strong>und</strong>begriff der Interferenz.<br />

Der semiklassische Ausdruck für den differentiellen Wirkungsquerschnitt in enger<br />

Analogie zur elastischen Streuung [Chil 74] ist [ReKG 98]:<br />

I( cm) =<br />

1<br />

sin( cm)<br />

j X<br />

j<br />

vu<br />

u<br />

t p j b j<br />

jd cm=db jj<br />

l j<br />

exp(i j)j 2<br />

(3.1)<br />

Die Summation wird über alle Beiträge zum Streuwinkel cm durchgeführt. p j ist die<br />

optische Anregungswahrscheinlichkeit, b j der Stoßparameter. Es ist l j = e e p,wobei<br />

e p der Polarisationsvektor ist <strong>und</strong> e der Einheitsvektor in Richtung des Übergangsdipolmomentes.<br />

Es gilt für linear polarisiertes Licht <strong>und</strong> einen - -Übergang<br />

l j = cos( j , pol). Für linear polarisiertes Licht <strong>und</strong> einen - -Übergang gilt l j =<br />

37


sin( j , pol), wobei pol die Richtung des Polarisationsvektors angibt <strong>und</strong> j die des<br />

Condonvektors j. Für zirkular polarisiertes Licht mit der Helizität + beziehungsweise<br />

-istlj = exp( i j). j ist die gesamte stoßbedingte Phase. In Abschnitt 3.4 sind der<br />

Streuwinkel <strong>und</strong> andere Koordinaten genau angegeben.<br />

Abbildung 3.1 zeigt ein typisches Beispiel für einen differentiellen Wirkungsquerschnitt,<br />

einmal mit quantenmechanischer Theorie berechnet <strong>und</strong> zum Vergleich mit<br />

semiklassischer. Außerhalb der Vorwärtsstreuung ist die Übereinstimmung sehr gut.<br />

Das ist ein Beleg für die Qualität der semiklassischen Theorie <strong>und</strong> die Berechtigung<br />

<strong>von</strong> qualitativen anschaulichen Interpretationen der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

mit semiklassischen Begriffen.<br />

σ(θ cm ) sin(θ cm )<br />

0<br />

0 20 40 60 80<br />

Streuwinkel θ cm /Grad<br />

Abbildung 3.1: Differentiellen Wirkungsquerschnitt : Stoßpaar NaKr, Verstimmung<br />

137cm ,1 , Stoßenergie 100 meV, Anregung mit zirkular polarisiertem Licht negativer<br />

Helizität in der Streuebene; dicke durchgezogene Linie: quantenmechanischer Querschnitt;<br />

dünne gestrichelte Linie: semiklassischer Querschnitt [Klos 96].<br />

3.1.1.2 Semiklassisches Bild des Stoßes<br />

Abbildung 3.2 zeigt Beispiele zum semiklassischen Bild eines Stoßes. Während des<br />

Stoßes ist die Resonanzbedingung erfüllt, wenn gilt:<br />

V e(r) , V g(r) =h (3.2)<br />

38


Abbildung 3.2: Klassische Trajektorien für den Kernabstandsvektor beim NaKr-<br />

System <strong>und</strong> einer Verstimmung <strong>von</strong> 120 cm ,1 (links; cm = 63.9 Grad; Relativgeschwindigkeit<br />

v rel = 881m/s) <strong>und</strong> -100 cm ,1 (rechts; cm = 61.7 Grad; v rel = 1006m/s).<br />

Der große Kreis stellt den Condonradius dar. Die kleinen Kreise markieren die Orte<br />

einer möglichen Anregung, der Durchmesser ist proportional zu den Gewichtsfaktoren<br />

der jeweiligen Anregung. Die zugehörigen Striche repräsentieren die Condonvektoren.<br />

Die beiden grauen Balken stellen den Alignmenttensor dar (siehe dazu 3.1.1.4).<br />

Abgebildet ist ein Bereich mit einer Kantenlänge <strong>von</strong> 26 Bohrschen Radien.<br />

Dabei sind V e <strong>und</strong> V g das Potentail des angeregten Zustandes beziehungsweise des<br />

Gr<strong>und</strong>zustandes, h die Photonenenergie. Durch die Photonenenergie wird für die Anregung<br />

ein Kernabstand festgelegt, der sogenannte Condonradius. In der Regel gibt<br />

es für eine Trajektorie r = r(t) genau einen Punkt r c für den Übergang. Dieser wird<br />

Condonpunkt genannt (entsprechend wird der zugehörige Vektor als Condonvektor<br />

bezeichnet). Eine weitere Bedingung im semiklassischen Modell ist dadurch gegeben,<br />

daß die potentielle Energie am Condonradius nicht größer sein darf als die kinetische<br />

Energie vor dem Stoß (klassisch erlaubter Bereich).<br />

Abbildung 3.3 zeigt die zu Abbildung 3.2 gehörigen Ablenkfunktionen <strong>und</strong> Condonvektoren<br />

als Funktion des Stoßparameters.<br />

Zu vorgegebenem Streuwinkel <strong>und</strong> festgelegter Stoßenergie gibt es bei positiver Verstimmung<br />

wie in der Darstellung gezeigt genau zwei Trajektorien (bei negativer genau<br />

vier). Bei der ersten tritt die Anregung beim ersten Durchqueren des Condonradius<br />

auf, bei der zweiten beim zweiten Durchqueren. Die Anregung bei der ersten beim<br />

zweiten Durchqueren <strong>und</strong> umgekehrt ist auch möglich, führt aber zu einem anderen<br />

Ablenkwinkel. Gr<strong>und</strong> dafür ist, daß innerhalb des Condonradius ein anderes Potential<br />

durchlaufen wird <strong>und</strong> somit andere Kräfte auf das Stoßpaar wirken. Die zwei Anregungsmöglichkeiten<br />

führen zu Interferenzen im differentiellen Wirkungsquerschnitt.<br />

39


Winkel / Grad<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

Ablenkfunktion<br />

Condonvektoren<br />

0 5 10 15<br />

Stoßparameter / au<br />

Winkel / Grad<br />

150<br />

100<br />

50<br />

0<br />

−50<br />

−100<br />

−150<br />

Ablenkfunktion<br />

Condonvektoren<br />

0 5 10 15<br />

Stoßparameter / au<br />

Abbildung 3.3: Ablenkfunktionen (dünne Linien) <strong>und</strong> Richtungen der Condonvektoren<br />

(dicke Linien) für die in Abbildung 3.2 angebenen Verstimmungen <strong>und</strong> Relativgeschwindigkeiten;<br />

links positive Verstimmung, rechts negative. Die Winkel sind jeweils<br />

relativ zu v rel angegeben.<br />

Diese Interferenzstrukturen werden analog zu denen, die in herkömmlichen Streuexperimenten<br />

auftreten, wenn mehrere Trajektorien zu einem Ablenkwinkel führen, Stueckelbergoszillationen<br />

genannt [Stue 32].<br />

Im Falle der negativen Verstimmungen kommen noch zwei weitere Trajektorien hinzu,<br />

bei denen die attraktive Ablenkung dominiert (in der Abbildung die beiden unteren).<br />

Dies führt zu entsprechend komplizierteren Interferenzstrukturen.<br />

3.1.1.3 Der Alignmenttensor des Übergangsdipolmomentes<br />

Durch Variation des in der Streuebene liegenden Polarisationsvektors (vergleiche Abbildung<br />

1.2) können die geometrischen Eigenschaften der Anregung des Stoßpaares<br />

untersucht werden.<br />

In Dipolnäherung ist die optische Übergangswahrscheinlichkeit (wie bereits in Gleichung<br />

3.1 angegeben) proportional zu<br />

jhejdEjaij 2<br />

jai<strong>und</strong> jei sind dabei Anfangs- <strong>und</strong> Endzustand, d ist der elektrische Dipoloperator,<br />

E der elektrische Feldvektor (entsprechend im folgenden d i <strong>und</strong> E i deren kartesischen<br />

Komponenten).<br />

In der Regel gibt es Beiträge <strong>von</strong> mehreren Trajektorien i zum Signal I, also (Gleichung<br />

3.1 umformuliert, mit c als Proportionalitätskonstante):<br />

40


I = cj<br />

nX<br />

j=1<br />

w 1=2<br />

j<br />

exp(i j) hejdEjaij 2<br />

Für die w i gilt (vergleiche Gleichung 3.1 <strong>und</strong> siehe [ReKG 98]):<br />

w j =<br />

p j b j<br />

sin( cm) jd cm=db jj<br />

Die wj sind die statistischen Gewichte der jeweiligen Trajektorien.<br />

Das Gesamtsignal aus Gleichung 3.3 läßt sich auch schreiben als<br />

(3.3)<br />

(3.4)<br />

X<br />

I = A E E (3.5)<br />

mit dem feldunabhängigen Tensor A (das gilt auch mit quantenmechanischer Theorie).<br />

In Anlehnung an die Bezeichnung <strong>von</strong> Alignmenttensoren bei der Charakterisierung<br />

<strong>von</strong> <strong>atomaren</strong> statistischen Ensembles [Blum 81] oder <strong>von</strong> Stoßprodukten [AGHB 88]<br />

wird in dieser Arbeit A der Alignmenttensor des Übergangsdipolmomentes genannt.<br />

Der Tensor charakterisiert jedoch jetzt direkt den Stoß oder genauer die Anregung<br />

während des Stoßes <strong>und</strong> nicht wie bei herkömmlichen Messungen nur die Eigenschaften<br />

eines Stoßproduktes.<br />

Für ein statistisches Ensemble <strong>von</strong> verschiedenen Trajektorien oder Zuständen - wie<br />

zum Beispiel im Falle <strong>von</strong> Atom-Molekül-Stößen mit Molekülen in verschiedenen<br />

Rotationszuständen ergibt sich das Gesamtsignal aus der Summe der Einzelbeiträge<br />

Ij. 3.1.1.4 Darstellung des Tensors<br />

Die Reflektionssymmetrie der elektronischen Wellenfunktion zur Streuebene ist für<br />

den Stoß eine Erhaltungsgröße [ReKG 98]. Zur Darstellung der experimentellen Ergebnisse<br />

für linear polarisiertes Licht wird daher der Tensor durch seine Hauptachsen<br />

Agg <strong>und</strong> Akk in der Streuebene repräsentiert.<br />

Alternativ zu Agg <strong>und</strong> Akk wird der Winkel max zwischen der großen Hauptachse<br />

Agg <strong>und</strong> der Richtung des Natriumstrahls <strong>und</strong> der Kontrast K angegeben (vergleiche<br />

Abbildung 3.5):<br />

Damit ergibt sich für das Signal die Form:<br />

K = A gg , A kk<br />

A gg + A kk<br />

41<br />

(3.6)


I = I 0(1 + K cos(2( max , pol))) (3.7)<br />

wobei pol den Winkel der Polarisation des Anregungslasers bezüglich der Natriumvorwärtsrichtung<br />

angibt.<br />

3.1.1.5 Inkohärente Näherung<br />

Eine wichtige Vereinfachung ist möglich, wenn die Signalbeiträge inkohärent addiert<br />

werden können, dann ergibt sich aus den Gleichungen 3.3 <strong>und</strong> 3.5:<br />

A = c X<br />

wjhejd jaihejd jai (3.8)<br />

j<br />

Dies kann als Näherung verwendet werden, wenn keine Interferenzstrukturen aufgelöst<br />

werden.<br />

Im Falle linearer Polarisation <strong>und</strong> positiver Verstimmung (Anregung in den -Zustand)<br />

gibt es zwei Beiträge wj, <strong>von</strong> zwei Condonvektoren, damit ergibt sich in der inkohärenten<br />

Näherung:<br />

mit<br />

<strong>und</strong> für max gilt:<br />

I = w1l 2<br />

1 + w2l 2<br />

2<br />

mit 1 <strong>und</strong> 2 als den Winkeln der Condonvektoren <strong>und</strong><br />

sind<br />

mit<br />

(3.9)<br />

l j = cos( j , pol) (3.10)<br />

max = q 1 1 + q 2 2 (3.11)<br />

arccot<br />

q1 =<br />

q2 arccot<br />

q 1 + q 2 =1 (3.12)<br />

42<br />

w2<br />

w1<br />

+cos(2 )<br />

sin(2 )<br />

w1<br />

w2<br />

+cos(2 )<br />

sin(2 )<br />

(3.13)


Für den Kontrast K gilt:<br />

mit<br />

= 2 , 1 (3.14)<br />

q<br />

K = 1 , 4u1u2 sin 2 ( ) (3.15)<br />

w1 w2 u1 + u2 =1 u1= u2= (3.16)<br />

w1+w2 w1+w2 Folglich ergibt sich aus der Messung der Polarisationsabhängigkeit des Signals gemäß<br />

Gleichung 3.7 die Richtung der großen Hauptachse des Alignmenttensors als das gewichtete<br />

Mittel der Richtungen der Condonvektoren gemäß Gleichung 3.11. Die statistischen<br />

Gewichte wi stehen im Zusammenhang mit dem Kontrast gemäß Gleichung<br />

3.13 <strong>und</strong> 3.15. Ist der Winkel bekannt, ist damit eine Einzelbestimmung der Condonvektoren<br />

mit ihren Gewichten möglich.<br />

3.1.1.6 Anregung mit zirkular polarisiertem Licht<br />

Bei der Anregung mit zirkular polarisiertem Licht (Ausbreitungsrichtung des Lichtes<br />

ist senkrecht zur Streuebene; siehe dazu <strong>und</strong> zum Begriff der Helizität Abschnitt 3.4)<br />

wird eine Phasenverschiebung der Interferenzstruktur im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

gegenüber dem Fall mit linear polarisiertem Licht hervorgerufen.<br />

Aus Gleichung 3.1 folgt für eine Anregung bei positiver Verstimmung mit Licht der<br />

Helizität + beziehungsweise - :<br />

I( cm; )=jw 1=2<br />

1 exp( i 1) exp(i 1)+w 1=2<br />

2 exp( i 2) exp(i 2)j 2<br />

damit ergibt sich für die Phasendifferenz<br />

(3.17)<br />

= + , , = ,2 (3.18)<br />

mit dem Differenzwinkel zwischen den beiden Condonvektoren<br />

= 2 , 1 (3.19)<br />

Damit ergibt sich bei positiver Verstimmung eine Möglichkeit, mit der Phasenverschiebung<br />

der Extrema im differentiellen Wirkungsquerschnitt zwischen Anregung mit Photonen<br />

positiver <strong>und</strong> negativer Helizität den Winkel zwischen den beiden Condonvektoren<br />

zu bestimmen. Zusammen mit dem Kontrast <strong>und</strong> max aus dem vorherigen<br />

Abschnitt ist damit eine Einzelbestimmung der Condonvektoren mit ihren Gewichten<br />

möglich.<br />

43


3.1.2 Quantenmechanische Theorie<br />

Für einen präzisen Vergleich der experimentellen Ergebnisse mit einem theoretischen<br />

differentiellen Wirkungsquerschnitt wird eine quantenmechanische Berechnung des<br />

differentiellen Wirkungsquerschnittes für die Natrium-Edelgas-Stoßpaare durchgeführt<br />

[Rebe 98]. Dazu werden Atom <strong>und</strong> Feld quantenmechanisch behandelt (dressed states,<br />

[Weis 88], [Band 94]). Für die Dynamikrechnungen wird eine Erweiterung der Theorie<br />

der gekoppelten Kanalgleichungen benutzt. Das genaue Verfahren wird am Beispiel<br />

NaKr in [ReKG 98] <strong>und</strong> [GHKR 97] erläutert.<br />

Für die Berechnung der Natrium-Edelgas-Stöße werden die elektronischen Zustände<br />

X 2 , A 2 <strong>und</strong> B 2 als Basis benutzt. Die Spin-Bahn-Wechselwirkung wird als unabhängig<br />

vom Kernabstand angenommen. Die Hyperfeinstruktur wird vernachlässigt.<br />

Ferner werden die gekoppelten Gleichungen im Grenzfall gegen null gehender Lichtintensität<br />

gelöst. Der Einfluß der Lichtintensität auf den differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

wird anhand <strong>von</strong> experimentellen Beispielen in Abschnitt 4.3.2 behandelt.<br />

3.2 Molekülpotentiale<br />

Ab initio Kalkulationen <strong>von</strong> Molekülpotentialen werden <strong>von</strong> verschiedenen Gruppen<br />

mit numerischen Methoden für nahezu beliebige Moleküle mit verschiedenen Näherungen<br />

durchgeführt (zum Beispiel [Davi 90], [BrPe 87], [Cheb 82]). Mit solchen<br />

allgemein anwendbaren Programmen werden Genauigkeiten typisch in der Größenordnung<br />

<strong>von</strong> 100cm ,1 erreicht.<br />

Zum Beispiel sind mit dem Programm MELD [Davi 90] beziehungsweise MELDR<br />

[EGKM 97] Berechnungen <strong>von</strong> Potentialen <strong>und</strong> dynamische Kopplungen für Systeme<br />

bis mit bis zu fünfzig Atomen möglich. Es kann eine Genauigkeit <strong>von</strong> 10 meV<br />

(etwa 80cm ,1 ) erreicht werden [Davi 90]. Für einfachere zweiatomige Systeme sind<br />

Potentiale mit Unsicherheiten um 20cm ,1 verfügbar [KeMe 95].<br />

Da die kinetische Energie im vorliegenden Experiment selbst nur in der Größenordnung<br />

<strong>von</strong> mehreren h<strong>und</strong>ert cm ,1 liegt, ist die Unsicherheit der Potentiale nicht mehr<br />

klein gegenüber typischen kinetischen Energien. Bereits damit läßt sich abschätzen,<br />

daß Potentiale mit einer Genauigkeit um 100cm ,1 für einen Präzisionsvergleich kaum<br />

geeignet sind, beziehungsweise durch Experimente wie das vorliegende gut getestet<br />

beziehungsweise verbessert werden können. Untersuchungen hierzu werden in Abschnitt<br />

4 beschrieben.<br />

Im Falle des in dieser Arbeit experimentell untersuchten NaKr-Systems wird zur Berechnung<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnitts für den X-<strong>und</strong> A-Zustand ein experimentell<br />

bestimmtes Potential <strong>von</strong> Zimmermann <strong>und</strong> Mitarbeitern [BrKZ 91] verwendet.<br />

Für den B-Zustand wird zunächst ein Modellpotential nach Düren <strong>und</strong> Mit-<br />

44


arbeitern [Düre 82] zugr<strong>und</strong>e gelegt, dann durchgehend ein aus den experimentellen<br />

Daten dieser Arbeit bestimmtes (Kapitel 4, [GHKR 97]).<br />

Für die Systeme NaAr <strong>und</strong> NaNe werden Molekülpotentiale <strong>von</strong> Kerner <strong>und</strong> Meyer<br />

verwendet ( [KeMe 95]).<br />

3.3 Berechnung des Wirkungsquerschnittes<br />

im Laborsystem aus dem im Schwerpunktsystem<br />

unter Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur<br />

Für einen präzisen Vergleich eines theoretischen differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

mit einem experimentell bestimmten (für die Anregung mit linear polarisiertem<br />

Licht) ist es notwendig, die Auflösung der Streuapparatur zu berücksichtigen. Wegen<br />

der formalen Ähnlichkeit mit dem mathematischen Verfahren der Faltung oder Konvolution<br />

(siehe zum Beispiel [Heus 86]) wird diese Umrechnung im folgenden (kurz<br />

aber strenggenommen falsch) Faltung genannt. In die Umrechnung gehen die genauen<br />

geometrischen Abmessungen der Apparatur gemäß Tabelle 2.1 ein (Ausdehnung <strong>von</strong><br />

Strahlquellen <strong>und</strong> Wechselwirkungsvolumen <strong>und</strong> Entfernungen <strong>und</strong> Winkel zueinander).<br />

Ferner werden die bei der jeweiligen Messung vorliegenden Geschwindigkeits<strong>und</strong><br />

Winkelverteilungen <strong>von</strong> Primär- <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>ärstrahl berücksichtigt.<br />

Der berechnete differentielle Wirkungsquerschnitt liegt als Zahlenfeld ijk(P,V) vor.<br />

Dabei stehen die Indices i, j, k für die Relativenergie, den Schwerpunktwinkel <strong>und</strong> die<br />

Polarisation der anregenden Photonen. P steht für weitere Parameter (Verstimmung<br />

<strong>und</strong> Feinstruktur-Endzustand des Stoßproduktes Na(3p)), V steht symbolisch für die<br />

benutzte Potentialvariante.<br />

Zu dem im Experiment bestimmten differentiellen Wirkungsquerschnitt I lmn(P) ist ein<br />

theoretischer differentieller Wirkungsquerschnitt S lmn(P,V) zu berechnen. Die Indices<br />

l, m, n stehen für die im Experiment variierten Parameter Geschwindigkeit des Stoßproduktes<br />

Na(3p), Polarisation des Anregungslasers <strong>und</strong> Ablenkwinkel (Es werden bei<br />

einer Messung nicht immer alle drei variiert).<br />

Damit ergibt sich für die Transformation:<br />

<strong>und</strong><br />

S lmn(P; V )=<br />

X<br />

opqijk<br />

I lmn(P )=<br />

K lmnopqA opqijk(P; B) ijk(P; V ) (3.20)<br />

X<br />

opq<br />

K lmnopqJ opq(P ) (3.21)<br />

45


Klmnopq ist eine Korrekturtransformation für die alte Streuapparatur, die die Daten im<br />

Laborsystem darstellt (bei der neuen ist es eine Einheitsmatrix). Bei der alten Apparatur<br />

treten Abweichungen vom Laborsystem auf, weil die Drehachse nicht mit<br />

dem Streuvolumen übereinstimmt (vergleiche Tabelle 2.1). Außerdem korrigiert diese<br />

Transformation Abweichungen des Abstandes zwischen dem Wechselwirkungsvolumen<br />

<strong>und</strong> dem Detektor gegenüber dem Sollwert, der bei der Umrechnung der Flugzeit<br />

in eine Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p) angenommen wird.<br />

Die Korrekturtransformation wird sowohl auf die Theoriedaten als auch auf die experimentellen<br />

Daten Jopq(P) angewendet. Miteinander verglichen werden Slmn(P,V) <strong>und</strong> Ilmn(P) (Ausnahme sind die Abbildungen 4.7 <strong>und</strong> 4.8, bei denen aus Gründen<br />

des Arbeitaufwandes auf die Korrekturtransformation Klmnopq sowohl für die theoretischen<br />

als auch die experimentellen Daten verzichtet wurde. Es handelt sich dann um<br />

eine Darstellung im unkorrigierten Laborsystem).<br />

Aopqijk(P,B) ist ein Zahlenfeld, welches die Apparatefunktion der Streuapparatur repräsentiert.<br />

Der Parameter B steht für die bei den jeweiligen Messungen vorliegenden<br />

experimentellen Bedingungen (Temperaturen <strong>von</strong> Natriumofen <strong>und</strong> Düse <strong>und</strong> die sich<br />

daraus ergebenden Geschwindigkeits- <strong>und</strong> Winkelverteilungen, außerdem die geometrischen<br />

Abmessungen der Streuapparatur wie in Tabelle 2.1 angegeben).<br />

3.4 Koordinaten<br />

Zur Berechnung der Dynamik <strong>von</strong> Streuproblemen ist es vorteilhaft, die einzige Symmetrieachse<br />

des Systems - die der Relativgeschwindigkeit vor dem Stoß - als z-Achse<br />

zu bezeichnen. Die Koordinaten werden dann im Stoßsystem (”collision frame”) angegeben<br />

(Abbildung 3.4). Für die Messungen sind Koordinaten im Laborsystem (Abbildung<br />

3.5) maßgeblich.<br />

Für die Geometrie des Stoßpaares <strong>und</strong> des Stoßproduktes ist die Streuebene eine Symmetrieebene<br />

des Problems. Anregungs- <strong>und</strong> Nachweislaser werden senkrecht zur Streuebene<br />

eingestrahlt. Dabei ist es vorteilhaft, die Richtung des Nachweislasers als Quantisierungsachse<br />

zu benutzen <strong>und</strong> wie eingezeichnet die Helizitäten + <strong>und</strong> - des Lichtes<br />

einzuführen. Entsprechend dem Konzept des Photonendrehimpulses [Blum 81]<br />

ist L y = +1; ,1 die Helizität. Dies wird in dieser Arbeit für beide Laser benutzt<br />

(<strong>und</strong> nicht die Drehimpulskomponente in Ausbreitungsrichtung!). In [AGHB 88] wird<br />

im ”natural frame” bei gleicher Symmetrie ein weiteres Koordinatensystem benutzt<br />

(x n := z; y n := x; z n := y).<br />

46


00 11<br />

00 11<br />

vrel<br />

v rel=<br />

v Na - vX<br />

Streuebene<br />

L<br />

Akk<br />

y<br />

A<br />

00 11<br />

00 11<br />

yy<br />

y<br />

+<br />

-<br />

A gg<br />

α max<br />

Abbildung 3.4: Die Koordinaten im Stoßsystem: Eingezeichnet ist ein Alignmenttensor<br />

(siehe Abschnitt 3.1.1.4) mit der Hauptachse A yy senkrecht zur Streuebene <strong>und</strong> der<br />

großen A gg <strong>und</strong> kleinen Hauptachse A kk in der Streuebene; ferner ist die Helizitätsdefinition<br />

(+, -) für die Laser angegeben.<br />

47<br />

cm<br />

θ<br />

x<br />

cm<br />

z<br />

v’ rel


v Na<br />

Streuebene<br />

v X<br />

L<br />

A<br />

kk<br />

y<br />

A<br />

000 111<br />

000 111<br />

000 111<br />

yy<br />

y<br />

lab<br />

Anregungslaser<br />

+<br />

-<br />

A gg<br />

α max<br />

lab<br />

θ lab<br />

x<br />

lab<br />

Nachweislaser<br />

z<br />

lab<br />

v’ Na<br />

Abbildung 3.5: Das Laborkoordinatensystem: Eingezeichnet ist ein Alignmenttensor<br />

(siehe Abschnitt 3.1.1.4) mit den Hauptachsen A yy senkrecht zur Streuebene <strong>und</strong> der<br />

großen A gg <strong>und</strong> kleinen Hauptachse A kk in der Streuebene; ferner ist die Helizitätsde-<br />

finition (+, -) für die Laser angegeben. v Na ist die Geschwindigkeit des Natriums vor<br />

dem Stoß, v 0<br />

Na die des Stoßproduktes Na(3p), v X die der X-Teilchen des Überschallstrahles.<br />

Der Laborwinkel, der Winkel der Polarisation des Anregungslasers <strong>und</strong> max<br />

werden <strong>von</strong> der z lab-Achse aus wie dargestellt gemessen.<br />

48


4<br />

Differentielle Wirkungsquerschnitte<br />

4.1 Gemessene differentielle Wirkungsquerschnitte<br />

Es wurden geschwindigkeitsaufgelöste Winkelverteilungen bei festgehaltener Polarisation<br />

des Anregungslasers mit der Verstimmung als Parameter für die Stoßsysteme<br />

NaHe, NaNe, NaAr, NaKr, NaXe gemessen. Abbildung 4.1 zeigt ein Beispiel für<br />

einen differentiellen Wirkungsquerschnitt. Deutlich zu sehen sind die bereits in Kapitel<br />

3 beschriebenen Stueckelbergoszillationen.<br />

Die Anregung erfolgte bei allen Messungen in den B-Zustand, der Nachweis vom<br />

Endzustand Na(3p1=2) aus. Parameter für einzelne Messungen sind der Tabelle 4.1 zu<br />

entnehmen. Darüber hinaus gibt Tabelle 2.1 weitere technische Parameter an.<br />

σ(θ lab ) sin(θ lab )<br />

0<br />

0 20 40<br />

θ lab /Grad<br />

Abbildung 4.1: Die Punkte mit Fehlerbalken geben einen gemessenen differentiellen<br />

Wirkungsquerschnitt für das System NaAr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1 <strong>und</strong><br />

einer Geschwindigkeit des Stoßproduktes Natrium <strong>von</strong> 1280m=s an.<br />

49


Stoßsystem NaHe NaNe NaAr NaKr NaXe<br />

Richtung der<br />

Polarisation des 66 72 66 66 72<br />

Anregungslasers/Grad (120cm ,1 :) (480cm ,1 :)<br />

bezüglich v Na 72 85<br />

Nachweislaser jeweils<br />

senkrecht dazu<br />

Nachweisübergang 30d 30d 30d 30d 30d<br />

3p 1=2 ! (80cm ,1 :)<br />

39d<br />

Geschwindigkeit des<br />

Edelgases/(m/s)<br />

Unsicherheit /(m/s)<br />

bei Verstimmung<br />

80cm ,1 397 9<br />

120cm ,1 767 7 554 8 405 9<br />

160cm ,1 405 9<br />

200cm ,1 405 9<br />

240cm ,1 753 7 545 5 405 9<br />

288:5cm ,1 405 9<br />

360cm ,1 1684 8 755 7 545 5 405 9 301 2<br />

480cm ,1 762 9 545 5 379 2<br />

Tabelle 4.1: Parameterübersicht für die einzelnen Messungen <strong>von</strong> differentiellen Wirkungsquerschnitten.<br />

Die angegebenen Unsicherheiten für die Geschwindigkeit des<br />

Edelgases ergeben sich jeweils aus der Unsicherheit der Temperaturmessung des Gases.<br />

Die Abbildungen 4.2, 4.3, 4.4, 4.5 <strong>und</strong> 4.6 zeigen die Lagen der Maxima der Stueckelbergoszillationen<br />

in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Geschwindigkeit des Stoßproduktes<br />

Na(3p) (im folgenden mit v 0<br />

Na bezeichnet), des Laborwinkels ( lab) <strong>und</strong> der Verstimmung<br />

für verschiedene Natrium-Edelgas-Stoßsysteme. Zur Bestimmung der Lage der<br />

Maxima wurden durch die einzelnen gemessenen <strong>und</strong> mit sin( lab) multiplizierten differentiellen<br />

Wirkungsquerschnitte Tschebyschew-Polynome [BSGZ 96] gelegt. Anhand<br />

der Polynome wurden die Lagen der Maxima abgelesen. In der Wahl des Polynomgrades<br />

liegt eine gewisse Willkür. Stichprobenartig wurde jedoch getestet, daß<br />

eine Variation des Polynomgrades keine signifikanten Auswirkungen auf die Lagen<br />

der Maxima in Form <strong>von</strong> systematischen Verschiebungen hat (relativ zur Streuung der<br />

Lagen der Maxima um eine Ausgleichskurve).<br />

50


v’ Na /(m/s)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Na+Ar<br />

120cm −1<br />

θ lab /Grad<br />

240 cm −1<br />

360 cm −1 480 cm −1<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abbildung 4.2: Positionen der Maxima im differentiellen Wirkungsquerschnitt. v’ Na<br />

ist die Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p), lab ist der Laborwinkel. In jedem<br />

Kästchen steht die zugehörige Verstimmung. Die Kreise geben die experimentell bestimmten<br />

Positionen wieder, die durchgezogenen Linien die theoretischen Positionen<br />

nach der Faltung (siehe Abschnitt 4.4).<br />

51


v’ Na /(m/s)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Na+Kr<br />

80 cm −1<br />

160 cm −1<br />

θ lab /Grad<br />

120 cm −1<br />

200 cm −1<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abbildung 4.3: Positionen der Maxima im differentiellen Wirkungsquerschnitt. v’ Na<br />

ist die Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p), lab ist der Laborwinkel. In jedem<br />

Kästchen steht die zugehörige Verstimmung. Die Kreise geben die experimentell bestimmten<br />

Positionen wieder, die Linien die theoretischen Positionen nach der Faltung<br />

(siehe Abschnitt 4.4; dicke Linien stehen für das B-Potential nach [GHKR 97], dünne<br />

gestrichelte Linien für das B-Potential nach [Düre 82]).<br />

52


v’ Na /(m/s)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Na+Kr<br />

240 cm −1<br />

360 cm −1<br />

θ lab /Grad<br />

288.5 cm −1<br />

480 cm −1<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abbildung 4.4: Positionen der Maxima im differentiellen Wirkungsquerschnitt. v’ Na<br />

ist die Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p), lab ist der Laborwinkel. In jedem<br />

Kästchen steht die zugehörige Verstimmung. Die Kreise geben die experimentell bestimmten<br />

Positionen wieder, die Linien die theoretischen Positionen nach der Faltung<br />

siehe Abschnitt 4.4; dicke Linien stehen für das B-Potential nach [GHKR 97], dünne<br />

gestrichelte Linien für das B-Potential nach [Düre 82]). Die Daten für 480cm ,1 sind<br />

vorläufige Ergebnisse mit der neuen Apparatur.<br />

53


v’ Na /(m/s)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Na+Ne<br />

120cm −1<br />

θ lab /Grad<br />

240 cm −1<br />

360 cm −1 480 cm −1<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

Abbildung 4.5: Positionen der Maxima im differentiellen Wirkungsquerschnitt. v’ Na<br />

ist die Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p), lab ist der Laborwinkel. In jedem<br />

Kästchen steht die zugehörige Verstimmung. Die Kreise geben die experimentell bestimmten<br />

Positionen wieder, die durchgezogenen Linien die theoretischen Positionen<br />

nach der Faltung (siehe Abschnitt 4.4).<br />

54


v’ Na /(m/s)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

NaHe<br />

600<br />

0 10 20 30<br />

θlab /Grad<br />

40 50 60<br />

v’ Na /(m/s)<br />

1600<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

NaXe<br />

600<br />

0 10 20 30<br />

θlab /Grad<br />

40 50 60<br />

Abbildung 4.6: Die experimentell bestimmten Lagen der Maxima der differentiellen<br />

Wirkungsquerschnitte für die Stoßsysteme NaHe <strong>und</strong> NaXe bei einer Verstimmung <strong>von</strong><br />

360cm ,1 in Abhängigkeit vom Laborwinkel lab <strong>und</strong> der Geschwindigkeit des Stoßproduktes<br />

Na(3p) v’ Na.<br />

4.2 Vergleich gemessener <strong>und</strong> theoretischer differentieller<br />

Wirkungsquerschnitte<br />

In den Abbildungen 4.7 <strong>und</strong> 4.8 werden direkt experimentelle <strong>und</strong> die theoretische<br />

differentielle Wirkungsquerschnitte des Stoßpaares NaNe miteinander verglichen.<br />

Anhand der angenommenen Potentiale wird der differentielle Wirkungsquerschnitt berechnet<br />

<strong>und</strong> mit der Apparatefunktion gefaltet.<br />

Die absolute Signalgröße ist der einzige freie Parameter, der zum Vergleich angepaßt<br />

wurde. Dazu wurde bei dem Stoßsystem NaNe genau ein Skalierungsfaktor für alle<br />

dargestellten Kurven gemeinsam verwendet. Dieser wurde durch Anpassung der Signalgröße<br />

eines differentiellen Wirkungsquerschnittes bei einer Geschwindigkeit bestimmt.<br />

Für alle differentiellen Wirkungsquerschnitte eines Stoßsystems bei verschiedenen<br />

Geschwindigkeiten wurde anschließend der gleiche Skalierungsfaktor verwendet.<br />

Für alle Geschwindigkeiten wird der Verlauf der Signalintensität gut durch die<br />

Theorie wiedergegeben. Auch beim Kontrast ist eine gute Übereinstimmung festzustellen.<br />

Insbesondere Kontrast <strong>und</strong> Verlauf der Signalintensität hängen empfindlich<br />

<strong>von</strong> der Auflösung der Apparatur ab. Die Abbildungen belegen also, daß die aufwendige<br />

Faltungsprozedur den Einfluß der Auflösung der Apparatur gut wiedergibt.<br />

Wie im Abschnitt 6.2 noch gezeigt wird, enthält der für den Nachweis benutzte Endzustand<br />

Na(3p1=2) nur etwa dreißig Prozent des Gesamtsignals, der kleinste Wert für<br />

55


1650−1600<br />

1550−1500<br />

1450−1400<br />

1350−1300<br />

1250−1200<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

θ lab /Grad<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abbildung 4.7: Gemessener (Kreise mit Fehlerbalken) <strong>und</strong> gefalteter theoretischer (Linie)<br />

differentieller Wirkungsquerschnitt für das Stoßpaar NaNe bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 240cm ,1 im unkorrigierten Laborsystem (siehe 3.3). Das Signal ist jeweils mit<br />

sin( lab) multipliziert. Links <strong>und</strong> rechts neben den Kästchen sind jeweils die zugehörigen<br />

Geschwindigkeitsintervalle in m/s für das Stoßprodukt Na(3p) angegeben.<br />

56<br />

1600−1550<br />

1500−1450<br />

1400−1350<br />

1300−1250<br />

1200−1150


1150−1100<br />

1050−1000<br />

950−900<br />

850−800<br />

750−700<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0.2<br />

0.1<br />

0.0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

θ lab /Grad<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Abbildung 4.8: Gemessener (Kreise mit Fehlerbalken) <strong>und</strong> gefalteter theoretischer (Linie)<br />

differentieller Wirkungsquerschnitt für das Stoßpaar NaNe bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 240cm ,1 im unkorrigierten Laborsystem (siehe 3.3). Das Signal ist jeweils mit<br />

sin( lab) multipliziert. Links <strong>und</strong> rechts neben den Kästchen sind jeweils die zugehörigen<br />

Geschwindigkeitsintervalle in m/s für das Stoßprodukt Na(3p) angegeben.<br />

57<br />

1100−1050<br />

1000−950<br />

900−850<br />

800−750<br />

700−650


alle dort vermessenen Systeme. Das bedeutet, daß beim NaNe-System das Verhältnis<br />

<strong>von</strong> Signal zu Untergr<strong>und</strong> auf diesem Endzustand am ungünstigsten ist (weil die Besetzung<br />

des Endzustandes bei den relevanten Konkurrenzprozessen als unabhängig vom<br />

verwendeten Edelgas angesehen werden kann). Die Konkurrenzprozesse sind auch geschwindigkeitsabhängig.<br />

Der Vergleich zeigt aber eine gute Übereinstimmung für den<br />

Intensitätsverlauf <strong>von</strong> theoretischem <strong>und</strong> experimentellem Wirkungsquerschnitt. Das<br />

ist ein Beleg für die Anwendbarkeit des Korrekturverfahrens nach Abschnitt 2.8.2.2<br />

bei allen Messungen <strong>von</strong> Natrium-Edelgas-Stößen.<br />

4.3 Übersicht über die Unsicherheiten der Messungen<br />

Tabelle 4.2 gibt eine Übersicht über die Unsicherheiten der Messungen. Die einzelnen<br />

Beiträge werden in den folgenden Abschnitten erläutert.<br />

Stoßsystem NaNe NaAr NaKr<br />

Winkel lab/Grad 0.27 0.2 0.27<br />

Geschwindigkeit v0 Na/(m/s) 4 4 4<br />

Winkel (vX;vNa)/Grad entspricht gemittelt<br />

0.4 0.4 0.4<br />

lab/Grad 0.10 0.08 0.09<br />

v0 Na/(m/s)<br />

vX entspricht gemittelt<br />

4.8 3.15 3.15<br />

lab/Grad 0.03 0.07 0.12<br />

v0 /(m/s) Na<br />

Zu hohe Lichtintensität<br />

2.6 1.5 0.74<br />

lab/Grad<br />

Unsicherheiten zusammen<br />

0.3 0.3 0.5<br />

lab/Grad 0.41 0.38 0.59<br />

v0 /(m/s) Na 6.77 5.31 5.14<br />

( v 0<br />

Na bezogen auf /Grad) 0.17 0.14 0.15<br />

Gesamtunsicherheit hieraus<br />

labgesamt/Grad 0.45 0.40 0.61<br />

Tabelle 4.2: Übersicht über die Unsicherheiten der Lagen der Maxima des differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes (Sollgröße angegebene Unsicherheit).<br />

58


4.3.1 Einfluß der Unsicherheiten der geometrischen Abmessungen<br />

der Streuapparatur auf die Unsicherheiten der Lagen der<br />

Maxima des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

Die Genauigkeit, mit der geometrische Abmessungen der Streuapparatur bekannt sind,<br />

hat Einfluß auf die Abschätzung der Unsicherheit der Lagen der Maxima des differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes.<br />

Die Unsicherheit des Laborwinkels lab ergibt sich aus zwei wesentlichen Beiträgen,<br />

der Genauigkeit, mit der die Vorwärtsrichtung des Natriumstrahls bestimmt werden<br />

kann <strong>und</strong> der Reproduzierbarkeit einer Winkeleinstellung während einer Messung.<br />

Die Unsicherheit der Geschwindigkeit v0 des Stoßproduktes Na(3p) resultiert aus der<br />

Na<br />

Genauigkeit der Kenntnis der Flugstrecke vom Wechselwirkungsvolumen zum Detektor<br />

<strong>und</strong> der Genauigkeit der Messung der Flugzeit (einschließlich kleiner Korrekturen<br />

für Signalübertragungszeiten <strong>und</strong> ähnlichem).<br />

Einen weiteren Beitrag ergibt die Unsicherheit in der Kenntnis des Winkels zwischen<br />

Sek<strong>und</strong>är- <strong>und</strong> Primärstrahl (vX;vNa). Die Geschwindigkeit des Edelgas-Überschallstrahles<br />

wird aus den Reservoirbedingungen bestimmt. Aus der Genauigkeit der Messung<br />

der Reservoirtemperatur ergibt sich der Unsicherheitsbeitrag der Geschwindigkeit<br />

des Edelgases vX (vergleiche Tabelle 4.1).<br />

Durch Variation der betreffenden Größen bei der Transformation vom Schwerpunktsystem<br />

ins Laborsystem <strong>und</strong> umgekehrt werden die Beiträge der einzelnen Unsicher-<br />

heiten zur Unsicherheit des Laborwinkels lab <strong>und</strong> der Geschwindigkeit des Stoß-<br />

produktes Na(3p) v 0<br />

Na bestimmt. Aus der Abhängigkeit der Lagen der Maxima <strong>von</strong><br />

v 0<br />

Na <strong>und</strong> lab ergibt sich für die Abschätzung eine Umrechnung der Unsicherheit in der<br />

Geschwindigkeit in eine äquivalente Unsicherheit im Winkel.<br />

4.3.2 Einfluß der Intensität des Anregungslasers auf die Unsicherheit<br />

der Lagen der Maxima des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

Wie bereits in Abschnitt 3.1.2 erwähnt, sind die zur Zeit verwendeten theoretischen<br />

differentiellen Wirkungsquerschnitte für den Grenzfall kleiner Lichtintensität berechnet.<br />

Bei quantenmechanischer Behandlung <strong>von</strong> Atom <strong>und</strong> Lichtfeld (dressed states,<br />

[Weis 88], [Band 94]) kreuzen sich die Zustände X <strong>und</strong> B beim Condonradius. Diese<br />

Kreuzung kann mit dem Landau-Zener-Modell [Chil 74], [Band 94] verstanden<br />

werden. Der Landau-Zener Parameter ist<br />

=<br />

2 H 2<br />

BX<br />

hv radj dVX<br />

dr , dVB<br />

dr j<br />

59<br />

(4.1)


dabei sind dV/dr die Ableitungen der Potentiale X <strong>und</strong> B, v rad die radiale Komponente<br />

der Relativgeschwindigkeit <strong>und</strong> H BX = h! R=2 die Wechselwirkung. Dabei ist ! R die<br />

Rabifrequenz für den X ! B Übergang. Alles ist jeweils am Condonradius zu nehmen.<br />

Der Grenzfall kleiner Lichtintensität ist gegeben durch ! R ! 0 <strong>und</strong> damit ! 0. Für<br />

eine Kreuzung mit einem ungleich null ergibt sich aus dem Landau-Zener-Modell<br />

[Chil 74] eine zusätzliche Phase <strong>von</strong> 2 mit einer entsprechenden Verschiebung der<br />

Stueckelbergoszillationen. Unter typischen experimentellen Bedingungen ergibt sich<br />

eine Verschiebung der Maxima um weniger als 0.1 Grad [GHKR 97]. Das liegt zur<br />

Zeit unterhalb der Auflösung des Experimentes. Bei kleinen Streuwinkeln wird allerdings<br />

v rad kleiner <strong>und</strong> damit größer. Das kann möglicherweise zu einer Verschiebung<br />

in etwa <strong>von</strong> der Größe 1 Grad führen.<br />

Experimentell gibt es noch einen weiteren Effekt, der durch das Korrekturverfahren<br />

für den Untergr<strong>und</strong> hervorgerufen wird. Das betrifft vor allem ebenfalls das erste<br />

Maximum bei kleinen Streuwinkeln. Durch das Korrekturverfahren wird der in der<br />

Vorwärtsrichtung gegenüber dem Signalanteil der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

nicht kleine Anteil des Hyperramaneffektes (siehe Abschnitt 2.8.1.4) abgezogen,<br />

der quadratisch <strong>von</strong> der Intensität des Anregungslasers abhängt. Fehler beim Abziehen<br />

des Untergr<strong>und</strong>es führen zu einer systematischen Verschiebung insbesondere des<br />

ersten Maximums.<br />

Um für die Fehlerabschätzung einen quantitativen Wert für die durch die Lichtintensität<br />

verursachte Verschiebung zur Verfügung zu haben, wurden Messungen mit verschiedenen<br />

Laserintensitäten miteinander verglichen (einmal mit der für die Messungen<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnittes typischen Intensität <strong>und</strong> einmal mit einem<br />

achtel dieser Intensität). Abbildung 4.9 zeigt gemessene erste Maxima für NaKr<br />

<strong>und</strong> NaAr.<br />

Im Falle <strong>von</strong> NaKr (ausgewertet mit dem Korrekturverfahren nach Abschnitt 2.8.2.1)<br />

ist bei typischen Parameterkonstellationen für das erste Maximum eine Verschiebung<br />

<strong>von</strong> -0.5 Grad 0.4 Grad experimentell bestimmt worden. Das negative Vorzeichen ist<br />

dabei so zu verstehen, daß die Maxima bei hohen Intensitäten kleinere Winkel annehmen.<br />

Die Werte sind hier gegenüber den Angaben in [GHKR 97] noch einmal präzisiert.<br />

Angegeben wird ein gewichtetes Mittel für eine charakteristische Messung. Im<br />

Falle <strong>von</strong> NaAr <strong>und</strong> NaNe (ausgewertet mit dem Korrekturverfahren gemäß Abschnitt<br />

2.8.2.2) wurde eine Verschiebung <strong>von</strong> 0.3 Grad 0.5 Grad experimentell bestimmt. In<br />

beiden Fällen wird das als Unsicherheit in der Fehlerabschätzung berücksichtigt (siehe<br />

Tabelle 4.2).<br />

4.3.3 Sonstige Einflüsse auf die Unsicherheit der Lagen der Maxima<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

Der Einfluß <strong>von</strong> Mehrfachstößen mit dem Edelgas wird vernachlässigt, da da<strong>von</strong> ausgegangen<br />

wird, daß dieser Effekt nur den Kontrast der Stueckelbergoszillationen ge-<br />

60


θ lab / Grad<br />

17<br />

15<br />

13<br />

11<br />

9<br />

7<br />

5<br />

3<br />

1<br />

600 800 1000 1200 1400 1600 1800<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 4.9: Vergleich der Positionen des ersten Maximums im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

bei verschiedenen Intensitäten des Anregungslasers (offene Symbole<br />

jeweils ein achtel der Intensität der gefüllten). v’ Na ist die Geschwindigkeit des Stoßproduktes<br />

Na(3p), lab der Laborwinkel. Die Kreise zeigen Daten für das System NaKr<br />

bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 200cm ,1 , die Dreiecke für NaAr bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 240cm ,1 .<br />

ringfügig verkleinert, nicht jedoch zu einer Verschiebung der Maxima führt.<br />

Die Massenverteilungen der beteiligten Atome werden in der Faltungsprozedur nicht<br />

berücksichtigt. Stattdessen wird jeweils das gewichtete Mittel über das natürliche Isotopengemisch<br />

der Erde verwendet [PaPr 90]. Es wird da<strong>von</strong> ausgegangen, daß auch<br />

dieser Effekt nur den Kontrast der Stueckelbergoszillationen geringfügig verkleinert,<br />

nicht jedoch zu einer Verschiebung der Maxima führt.<br />

Auch Fehler beim Abziehen des Untergr<strong>und</strong>es können Einfluß auf die Lage der Ma-<br />

61


xima haben. Allerdings ist der Einfluß auf den Kontrast des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

größer.<br />

Da in den Abbildungen 4.7 <strong>und</strong> 4.8 auch der gemessene Kontrast des differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes sehr gut durch die gefaltete Theorie wiedergegeben wird, belegt<br />

dies, daß die in diesem Abschnitt beschriebenen Einflüssekleinsindgegenüber<br />

den Einflüssen in den beiden vorherigen Abschnitten. Daher werden diese Unsicherheiten<br />

in der Fehlerabschätzung vernachlässigt.<br />

4.4 Vergleich gemessener <strong>und</strong> theoretischer Lagen der<br />

Maxima differentieller Wirkungsquerschnitte<br />

Zum Vergleich mit den gemessenen Lagen der Maxima der differentiellen Wirkungsquerschnitte<br />

sind in den Abbildungen 4.5, 4.2, 4.3 <strong>und</strong> 4.4 auch die theoretischen<br />

Lagen nach der Faltung angegeben.<br />

Die Abbildungen 4.10 <strong>und</strong> 4.11 zeigen die für die theoretischen Daten zugr<strong>und</strong>e gelegten<br />

Potentiale für die Stoßsysteme NaNe <strong>und</strong> NaAr wie in Abschnitt 3.2 angegeben<br />

mit einer Unsicherheit <strong>von</strong> etwa 20cm ,1 .<br />

Abbildung 4.12 zeigt die für die theoretischen Rechnungen angenommenen NaKr-<br />

Potentiale für die X- <strong>und</strong> A-Zustände nach [BrKZ 91]. Es wird eine Unsicherheit <strong>von</strong><br />

15cm ,1 angegeben. Das gestrichelte B-Potential ist ein Modellpotential <strong>von</strong> Düren<br />

<strong>und</strong> Mitarbeitern [Düre 82]. Das durchgezogene B-Potential ist eines durch systematische<br />

Variation erhaltenes [GHKR 97].<br />

Die beiden Potentialvarianten für das System NaKr unterscheiden sich im untersuchten<br />

Bereich typisch um 120cm ,1 .Während in den Abbildungen 4.3 <strong>und</strong> 4.4 die durchgezogenen<br />

Linien für die theoretischen Daten gut mit dem Experiment übereinstimmen,<br />

ist die Übereinstimmung bei den Daten für das Modellpotential schlecht. Aus der Verschiebung<br />

der Daten für die beiden Potentialvarianten ergibt sich für die Maxima eine<br />

typische Verschiebung <strong>von</strong> sechs Grad pro 120cm ,1 Potentialvariation. Wegen dieser<br />

starken Variation der Stueckelbergoszillationen bei Änderung des Potentials eignen<br />

sich solche systematischen Messungen der Maxima im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

gut für einen empfindlichen Test <strong>von</strong> Potentialen.<br />

Analog zum System NaKr können die experimentellen Daten für die Systeme NaNe<br />

<strong>und</strong> NaAr verwendet werden, um Potentiale zu testen. Die Übereinstimmung beim<br />

System NaAr zwischen den theoretischen <strong>und</strong> experimentellen Daten ist gut, die für<br />

das System NaNe sehr gut.<br />

Weitere vorläufige Variationsversuche an den NaNe-Potentialen X <strong>und</strong> B lassen vermuten,<br />

daß ein solcher Test nicht nur empfindlich auf die Variation des Differenzpotentials<br />

zwischen dem X- <strong>und</strong> B-Zustand ist, sondern auch auf eine Variation der<br />

einzelnen Potentiale. Eine systematische Untersuchung steht allerdings noch aus.<br />

62


Potentielle Energie /cm −1<br />

19000<br />

18000<br />

17000<br />

1000<br />

0<br />

A 2<br />

Π 1/2, 3/2<br />

B 2 Σ<br />

X 2 Σ<br />

3 8 13<br />

Na−Ne Abstand /a.u.<br />

Abbildung 4.10: Natrium-Neon Molekülpotentiale nach Kerner <strong>und</strong> Meyer<br />

[KeMe 95].<br />

4.5 Test <strong>von</strong> Potentialen <strong>und</strong> Bestimmung des NaKr B<br />

2 -Potentials<br />

Die auf den Laborwinkel bezogene Gesamtunsicherheit in Tabelle 4.3 wird mit der<br />

in Abschnitt 4.4 abgeschätzten Empfindlichkeit <strong>von</strong> sechs Grad pro 120cm ,1 in eine<br />

Angabe für die Genauigkeit der experimentellen Daten umgerechnet.<br />

Mit den in Abschnitt 4.1 abgebildeten experimentell bestimmten Lagen der Maxima<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnittes können Potentiale mit der in Tabelle 4.3 abgeschätzten<br />

Unsicherheit getestet werden. Bezogen auf die Verstimmung relativ zum<br />

Endzustand (16956:183cm ,1 [BaSt 75]) sind die abgeschätzten Empfindlichkeitsbereiche<br />

für einen solchen Test der Potentialsysteme angegeben. Der Test ist also empfindlich<br />

für die jeweiligen X- <strong>und</strong> B-Potentiale, wenn das Differenzpotential im Emp-<br />

63<br />

NaNeKM


Potentielle Energie /cm −1<br />

19000<br />

18000<br />

17000<br />

1000<br />

0<br />

B 2<br />

Σ<br />

A 2<br />

Π 1/2, 3/2<br />

X 2 Σ<br />

3 8 13<br />

Na−Ar Abstand /a.u.<br />

Abbildung 4.11: Natrium-Argon Molekülpotentiale nach Kerner <strong>und</strong> Meyer<br />

[KeMe 95].<br />

findlichkeitsbereich liegt.<br />

Für das NaKr-System wurde das mit einer durchgezogenen Linien dargestellte B 2 -<br />

Potential in Abbildung 4.12 auf der Gr<strong>und</strong>lage der experimentellen Daten selbst bestimmt.<br />

Da das X 2 -Potential mit 15 cm ,1 etwa die gleiche Unsicherheit aufweist wie<br />

die abgeschätzte Genauigkeit der Messung, wurde nur das B 2 -Potential variiert. Mit<br />

semiklassischen Querschnitten wurde zunächst eine systematische Suche nach einem<br />

am besten passenden Potential durchgeführt. Das Ergebnis wurde anschließend durch<br />

den Vergleich der experimentell bestimmten Lagen der Maxima mit denen der gefalteten<br />

quantenmechanischen Querschnitte überprüft <strong>und</strong> geringfügig optimiert. Aus den<br />

verbleibenen Abweichungen ergibt sich eine weitere Unsicherheit <strong>von</strong> etwa 10 cm ,1 .<br />

Damit ergibt sich zusammen mit der abgeschätzten Unsicherheit aus Tabelle 4.2 für<br />

das aus den experimentellen Daten bestimmte B 2 -Potential eine Gesamtunsicherheit<br />

64<br />

NaArKM


Potentielle Energie /cm −1<br />

19000<br />

18000<br />

17000<br />

16000<br />

1000<br />

0<br />

X 2 Σ<br />

3 8 13<br />

Na−Kr Abstand /a.u.<br />

NaKr<br />

B 2<br />

Σ<br />

A 2<br />

Π 1/2, 3/2<br />

Abbildung 4.12: Natrium-Krypton Molekülpotentiale: X <strong>und</strong> A nach [BrKZ 91], das<br />

gestrichelte B-Potential <strong>von</strong> [Düre 82], das durchgezogene nach [GHKR 97], da<strong>von</strong><br />

ist der dünn gepunktete Teil plausibel extrapoliert.<br />

<strong>von</strong> 22 cm ,1 . Ohne den Fehlerbeitrag des X 2 -Potentials ergibt sich nur für das Differenzpotential<br />

zwischen dem X- <strong>und</strong> dem B-Zustand eine Unsicherheit <strong>von</strong> 16 cm ,1 .<br />

Im Falle des NaNe-Systems sind die Abweichungen zwischen theoretischen <strong>und</strong> experimentellen<br />

Daten kleiner als die in Tabelle 4.2 angegebene Genauigkeit des Tests <strong>von</strong><br />

9 cm ,1 . Deshalb wurde bei diesem System kein eigenes Potential bestimmt, sondern<br />

das vorliegende bestätigt.<br />

Beim NaAr-System sind die Abweichungen zwischen theoretischen <strong>und</strong> experimentellen<br />

Daten mit etwa 20 cm ,1 ungefähr so groß wie die angegebenen Unsicherheit<br />

des Potentials. Die Genauigkeit des Tests ist mit 8 cm ,1 allerdings besser. Eine Optimierung<br />

des Potentials steht allerdings noch aus.<br />

65


Stoßsystem NaNe NaAr NaKr<br />

Gesamtunsicherheit aus Tabelle 4.2<br />

labgesamt/Grad 0.45 0.40 0.61<br />

umgerechnet auf cm ,1 9 8 12<br />

Empfindlichkeitsbereich/cm ,1 60 - 2200 60 - 2050 30 - 1920<br />

Tabelle 4.3: Abgeschätzte Empfindlichlichkeiten <strong>und</strong> Empfindlichkeitsbereiche der Potentialtests.<br />

4.6 Schlußfolgerungen<br />

Der gemessene differentielle Wirkungsquerschnitt in Form einer geschwindigkeitsaufgelösten<br />

Winkelverteilung für verschiedene Verstimmungen ermöglicht einen empfindlichen<br />

Test <strong>von</strong> Molekülpotentialen.<br />

Ein Präzisionstest der theoretischen Methoden an diesen relativ einfachen zweiatomigen<br />

Systemen ist wichtig, weil die Untersuchung großer Moleküle, die zur Zeit keinem<br />

präzisen experimentellen Verfahren zugänglich sind, auf die Berechnung <strong>von</strong> Potentialen<br />

mit quantenchemischen Methoden angewiesen ist.<br />

Spektroskopische Methoden zum Bestimmen oder Testen <strong>von</strong> Potentialen sind oft bei<br />

repulsiven Potentialen nicht anwendbar. Die Spektroskopie geb<strong>und</strong>ener Zustände erlaubt<br />

meistens nur einen Test <strong>von</strong> kleinen Bereichen <strong>von</strong> attraktiven Potentialen.<br />

Die Methode der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> ist mit verfügbaren Präparationstechniken<br />

für die Teilchenstrahlen hingegen auf zweiatomige Systeme allgemein<br />

anwendbar <strong>und</strong> ermöglicht einen empfindlichen Test großer Potentialbereiche <strong>von</strong> attraktiven<br />

<strong>und</strong> repulsiven Potentialkurven.<br />

Die Genauigkeit der Methode bei der vorliegenden Apparatur liegt zur Zeit für die<br />

untersuchten Systeme im Bereich <strong>von</strong> 10cm ,1 . Mit einer speziell für diesen Zweck<br />

optimierten Apparatur (hochrepetierendes Lasersystem, Präzisionsmethoden zur Bestimmung<br />

der geometrischen Abmessungen der Apparatur, bessere Auflösung) ist sicher<br />

eine Genauigkeit <strong>von</strong> besser als 1cm ,1 möglich. Die in einem späteren Kapitel<br />

6 an konkreten Beispielen behandelte Endzustandsanalyse des Stoßproduktes Na(3p)<br />

ermöglicht vermutlich noch genauere Tests der langreichweitigen Wechselwirkung.<br />

Damit ist das Verfahren bereits jetzt <strong>von</strong> vergleichbarer Genauigkeit wie spektroskopische<br />

Methoden, wo diese anwendbar sind. Wird die mit der Methode der optischen<br />

Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> erreichte Unsicherheit mit denen der berechneten Potentiale<br />

verglichen (20 bis 100cm ,1 , siehe Abschnitt 3.2), so zeigt sich auch hierbei die große<br />

Präzision der Messungen - die somit durch strukturierte Vergleichsdaten selbst für die<br />

quantenchemisch relativ einfachen Natrium-Edelgas-System zur Verbesserung der in<br />

66


der Quantenchemie angewendeten Näherungsmethoden zur Berechnung <strong>von</strong> Potentialen<br />

beitragen kann.<br />

Allerdings gibt es zur Zeit noch einige offene Fragen. Durch systematische Variation<br />

der Potentiale ist zum Beispiel noch die Vermutung zu sicher zu belegen, daß die mit<br />

den experimentellen Daten ermittelten Potentiale eindeutig sind. Auch die Angabe der<br />

Unsicherheiten um 10cm ,1 für die Tests sind bisher nur Abschätzungen. Eine genaue<br />

Fehlerrechung erfordert eine systematische Variation der einzelnen Potentiale, die den<br />

theoretischen Rechnungen zugr<strong>und</strong>e gelegt werden. Damit kann dann auch quantitativ<br />

genau festgestellt werden, wie empfindlich der Test nun für die einzelnen Potentiale<br />

(Gr<strong>und</strong>zustand <strong>und</strong> angeregte Zustände) ist.<br />

67


5<br />

<strong>Direkte</strong> <strong>Beobachtung</strong> der Geometrie<br />

<strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong><br />

5.1 Alignmenttensoren<br />

5.1.1 Der Normalfall: Inkohärente <strong>Beobachtung</strong>en<br />

Abbildung 5.1 zeigt ein Beispiel für die Abhängigkeit des Signals bei festgehaltenem<br />

Streuwinkel <strong>von</strong> der Polarisation des Anregungslasers. Für die direkte <strong>Beobachtung</strong><br />

der Geometrie <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> ist es jedoch naheliegender, eine Darstellung des Alignmenttensors<br />

in Polarkoordinaten zusammen mit klassischen Trajektorien zu wählen.<br />

Damit wird die geometrische Anordnung <strong>von</strong> Alignmenttensor <strong>und</strong> Trajektorien relativ<br />

zueinander sichtbar. Abbildung 5.2 zeigt die Meßdaten aus Abbildung 5.1 in Polarkoordinaten<br />

zusammen mit dem zugehörigen Alignmenttensor. Dazu sind die klassischen<br />

Trajektorien <strong>und</strong> Condonpunkte mit statistischen Gewichten dargestellt. Die anderen<br />

Abbildungen dieses Abschnittes zeigen weitere Beispiele in dieser Darstellung im Trajektorienbild.<br />

Weil Mittelungen über große Geschwindigkeitsintervalle insbesondere zu einer systematischen<br />

Verkleinerung des Kontrastes führen, wurden die Messungen mit sechzehn<br />

beziehungsweise zwanzig Geschwindigkeitsintervallen <strong>von</strong> 50 m/s Breite durchgeführt.<br />

Für diese Daten entsprechend Abbildung 5.1 wird für jedes Geschwindigkeitsintervall<br />

die Lage der großen Hauptachse des Alignmenttensors <strong>und</strong> der Kontrast<br />

beziehungsweise das Verhältnis der Größe der kleinen Hauptachse zur großen bestimmt.<br />

Durch diese Daten werden Ausgleichspolynome gelegt. Die Abbildungen zeigen<br />

jeweils ein Beispiel, für welches der Alignmenttensor gemäß dem Ausgleichspolynom<br />

in das Trajektorienbild eingetragen ist.<br />

Bei den Daten für das Stoßpaar NaAr ist ein systematisch zu kleiner Kontrast zu erwarten,<br />

da bei hohen Natriumteilchendichten, wie sie bei diesen Messungen vorgelegen<br />

haben, das zusätzliche, nicht <strong>von</strong> der Polarisation abhängige Konkurrenzsignal<br />

69


Signal<br />

0<br />

−50 50 150 250 350<br />

αpol /Grad<br />

Abbildung 5.1: Abhängigkeit des Signals <strong>von</strong> der Polarisation des anregenden Lichtes<br />

für das Stoßpaar NaKr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 , lab = 21 Grad. Kreise<br />

<strong>und</strong> Fehlerbalken stehen für die gemessenen Daten. Die durchgezogenen Linien sind<br />

eine Ausgleichkurve nach der Methode der kleinsten Quadrate mit der entsprechenden<br />

Unsicherheit als dünner Linien.<br />

gemäß Abschnitt 2.8.1.5 nur zum Teil mit dem einfachen Korrekturverfahren nach<br />

Abschnitt 2.8.2.1 abgezogen wird. Experimentell wurde herausgef<strong>und</strong>en, daß das keinen<br />

signifikanten Einfluß auf die Lage der großen Hauptachse in den Bildern hat <strong>und</strong><br />

das Verhältnis der kleinen zur großen Hauptachse damit um weniger als zehn Prozent<br />

vergrößert wird. Letzterer systematischer Fehler hat jedoch keinen Einfluß auf die Interpretation<br />

der Daten, bei der es vor allem um die Lage der großen Hauptachse geht.<br />

Deshalb wurde auf eine Wiederholung der Messungen mit geeigneteren experimentellen<br />

Parametern verzichtet. Bei allen anderen (später durchgeführten) Messungen wur-<br />

70


Abbildung 5.2: Die gemessenen Daten (Kreise) entsprechend Abbildung 5.1 in Polarkoordinaten<br />

mit dem zugehörigen Alignmenttensor (Balken) <strong>und</strong> berechneten klassischen<br />

Trajektorien, Condonvektoren mit Gewichten (proportional zum Durchmesser<br />

der Kreise an den Condonpunkten). Die Pfeile geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeit<br />

vor <strong>und</strong> nach dem Stoß an.<br />

den allerdings die experimentellen Parameter so eingestellt, daß der Einfluß auf den<br />

Kontrast nicht mehr signifikant ist.<br />

Für positive Verstimmungen liegt eine Anregung in einen -Zustand vor. Das Übergangsdipolmoment<br />

(Gleichung 3.9) steht parallel zur Kernverbindungsachse (<strong>und</strong> zum<br />

Condonvektor). Wie nach Gleichung 3.11 zu erwarten ist, liegt der gemessene Alignmenttensor<br />

zwischen den Condonvektoren <strong>und</strong> ist zum größeren Gewicht hin geneigt.<br />

Der Alignmenttensor stellt also ein gewichtetes Mittel über die Richtungen der<br />

71


Abbildung 5.3: Na-Kr-Stoßpaare bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> v’ Na = 1000 m/s <strong>und</strong> Laborwinkeln <strong>von</strong> 11.2, 16.8, 21.0, 28.0 Grad<br />

(<strong>von</strong> links oben nach rechts unten). Die dicken Balken stellen den gemessenen Alignmenttensor<br />

dar. Die dünnen Linien geben jeweils die gerechneten Trajektorien <strong>und</strong><br />

die Condonvektoren mit Gewichten an. Die Gewichte sind proportional zum Durchmesser<br />

der Kreise. Die Pfeile geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeit vor<br />

<strong>und</strong> nach dem Stoß an.<br />

Condonvektoren dar. Da der Alignmenttensor relativ zu den durch das Experiment<br />

festgelegten Geschwindigkeiten gemessen wurde, liegt mit dem Alignmenttensor eine<br />

direkte Information über die Geometrie des Stoßpaares während der Anregung vor.<br />

Mit Gleichung 3.15 ergibt sich ein Zusammenhang zwischen dem Kontrast, dem<br />

Verhältnis der statistische Gewichte der beiden Condonvektoren <strong>und</strong> dem Winkel zwi-<br />

72


Abbildung 5.4: Na-Kr-Stoßpaare bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> v’ Na = 1000 m/s <strong>und</strong> Laborwinkeln <strong>von</strong> 33.6, 39.2, 44.8, 55.9 Grad<br />

(<strong>von</strong> links oben nach rechts unten). Die dicken Balken stellen den gemessenen Alignmenttensor<br />

dar. Die dünnen Linien geben jeweils die gerechneten Trajektorien <strong>und</strong><br />

die Condonvektoren mit Gewichten an. Die Gewichte sind proportional zum Durchmesser<br />

der Kreise. Die Pfeile geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeit vor<br />

<strong>und</strong> nach dem Stoß an.<br />

schen den Condonvektoren max. Sind zwei der Größen bekannt, kann die dritte<br />

bestimmt werden.<br />

In Abbildung 5.8 liegen Messungen für eine negative Verstimmung vor. In dem Fall<br />

gibt es Beiträge <strong>von</strong> vier Trajektorien <strong>und</strong> Condonvektoren. Da ein -Zustand angeregt<br />

wird, steht das Übergangsdipolmoment (Gleichung 3.1, 3.3) senkrecht zur Kernver-<br />

73


Abbildung 5.5: Na-Kr-Stoßpaare bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 120cm ,1 <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> v’ Na = 1090 m/s bei Laborwinkeln <strong>von</strong> 11.2, 22.5, 33.6, 44.8 Grad<br />

(<strong>von</strong> links oben nach rechts unten). Die dicken Balken stellen den gemessenen Alignmenttensor<br />

dar. Die dünnen gepunkteten Linien geben jeweils die gerechneten Trajektorien<br />

<strong>und</strong> die Condonvektoren mit Gewichten an. Die Gewichte sind proportional<br />

zum Durchmesser der Kreise.<br />

bindungsachse (<strong>und</strong> zum Condonvektor). Zu erwarten ist, daß die große Hauptachse<br />

des Alignmenttensors senkrecht zu den dominierenden Condonvektoren steht. Der Abbildung<br />

ist zu entnehmen, daß im wesentlichen nur zwei Condonvektoren zum Signal<br />

beitragen. Tatsächlich liegt der gemessen Alignmenttensor etwa senkrecht zum gewichteten<br />

Mittel der beiden Condonvektoren mit den großen Gewichten.<br />

Zusammenfassend ist festzustellen, daß mit den Messungen eine Möglichkeit demon-<br />

74


Abbildung 5.6: Na-Ar-Stoßpaare bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 120cm ,1 <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> v’ Na = 985 m/s <strong>und</strong> Laborwinkeln <strong>von</strong> 11.2, 22.5, 33.6, 44.8 Grad<br />

(<strong>von</strong> links oben nach rechts unten). Die dicken Balken stellen den gemessenen Alignmenttensor<br />

dar. Die dünnen <strong>und</strong> gestrichelten Linien geben jeweils die gerechneten<br />

Trajektorien <strong>und</strong> die Condonvektoren mit Gewichten an, ein weiterer Kreis den<br />

Schwerpunkt. Die Gewichte sind proportional zum Durchmesser der Kreise. Die Pfeile<br />

geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach dem Stoß an.<br />

striert wurde, direkt geometrische Eigenschaften <strong>von</strong> Stößen im <strong>atomaren</strong> Bereich mit<br />

typischen Dimensionen <strong>von</strong> zehn Bohrschen Radien <strong>und</strong> Stoßzeiten <strong>von</strong> weniger als<br />

einer Picosek<strong>und</strong>e zu beobachten. Dies wird erreicht durch Festlegung der Teilchengeschwindigkeiten<br />

vor <strong>und</strong> nach dem Stoß, Anregung des stoßenden Quasimoleküles<br />

während des Stoßes <strong>und</strong> Messung der Richtung des Übergangsdipolmomentes durch<br />

75


Abbildung 5.7: Na-Ne-Stoßpaare bei der Verstimmung 360cm ,1 <strong>und</strong> dem Laborwinkel<br />

<strong>von</strong> 10.8 Grad <strong>und</strong> den Geschwindigkeiten v’ Na = 1350 m/s, 1550 m/s. Die dicken<br />

Balken stellen den gemessenen Alignmenttensor dar. Die dünnen gestrichelten Linien<br />

geben die gerechneten Trajektorien an, die dünnen durchgezogenen Linien die Condonvektoren,<br />

die gefüllten Kreise bei den Condonpunkten die statistischen Gewichte<br />

(proportional zum Durchmesser) der Condonpunkte; ein weiterer Kreis den Schwerpunkt.<br />

Die Pfeile geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach dem<br />

Stoß an.<br />

Variation der Polarisation des Anregungslasers.<br />

Bemerkenswert ist, daß zur Interpretation der Messungen eine klassische Theorie (die<br />

inkohärente Näherung) ausreicht. Abbildung 5.11 des folgenden Abschnittes zeigt<br />

für ein typisches Beispiel einen Vergleich des experimentell bestimmten Alignmenttensors<br />

mit dem der klassischen Theorie (inkohärente Näherung) <strong>und</strong> dem der quantenmechanischen<br />

Theorie (mit Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur durch<br />

Faltung). Die gute Übereinstimmung der drei Alignmenttensoren untereinander ist typisch<br />

für die in diesem Abschnitt dargestellten Messungen. Deswegen wurde zugunsten<br />

der anschaulichen Interpretation mit der klassischen Theorie auf einen Vergleich<br />

mit Alignmenttensoren verzichtet, die aus der quantenmechanischen Theorie bestimmt<br />

werden können.<br />

Die Auflösung der Apparatur ist so, daß die überwiegende Zahl der Messungen mit<br />

dem Modell der klassischen Bahnen <strong>und</strong> der inkohärenten Näherung verstanden werden<br />

können. Lediglich in der Nähe der Minima im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

treten Effekte auf, die mit diesem klassischen Modell nicht erklärt werden können<br />

(siehe Abschnitt 5.1.2).<br />

76


Abbildung 5.8: Na-Kr-Stoßpaare bei der Verstimmung ,100cm ,1 <strong>und</strong> der Geschwindigkeit<br />

v’ Na = 1090 m/s <strong>und</strong> den Laborwinkeln 22.5, 44.8 Grad. Die dicken Balken<br />

stellen den gemessenen Alignmenttensor dar. Die dünnen gepunkteten Linien geben die<br />

gerechneten Trajektorien <strong>und</strong> Condonvektoren an; die Kreise bei den Condonpunkten<br />

die statistischen Gewichte (proportional zum Durchmesser) der Condonpunkte.<br />

5.1.2 Einfluß der Interferenz auf die Lage des Alignmenttensors<br />

In der Nähe eines Minimums im differentiellen Wirkungsquerschnitt ist eine Situation<br />

gegeben, in der die Messungen mit der klassischen Theorie nicht mehr erklärt<br />

werden können. Wegen des kleinen Signals im Bereich des Minimums im differentiellen<br />

Wirkungsquerschnitt sind solche Effekte nur schwer zu beobachten. Durch die<br />

Auflösung der Apparatur kommt es zu einer Mittelung, die die Effekte auf einen engen<br />

Bereich beschränken. Deswegen kann die klassische Theorie nur bei diesen wenigen<br />

Ausnahmen (weniger als zehn Prozent der Messungen) die Lage des Alignmenttensors<br />

nicht erklären. In diesen Fällen wird daher ein Vergleich mit der quantenmechanischen<br />

Theorie vorgenommen.<br />

Die Abbildungen 5.9 <strong>und</strong> 5.10 zeigen Beispiele für die beiden Meßgrößen Richtung<br />

des maximalen Signals relativ zur Natriumvorwärtsrichtung max <strong>und</strong> Kontrast, die<br />

den Alignmenttensor des Übergangsdipolmomentes charakterisiern (siehe Abschnitt<br />

3.1.1.3, Gleichungen 3.11 <strong>und</strong> 3.15).<br />

Im Bereich um v’ Na = 1180 m/s ist für max ein Maximum in der Kurve zu erkennen,<br />

für den Kontrast ein Minimum. Diese Strukturen sind auf den Einfluß der Interferenz<br />

auf die Lage <strong>und</strong> den Kontrast des Alignmenttensors zurückzuführen.<br />

Zum Vergleich sind in den Abbildungen 5.9 <strong>und</strong> 5.10 auch mit der quantenmechanischen<br />

Theorie berechnete Werte angegeben (fette Kurven). Die Übereinstimmung ist<br />

77


α max /Grad<br />

150<br />

130<br />

110<br />

90<br />

70<br />

Experiment<br />

QM−Theorie gefaltet<br />

QM−Theorie ungefaltet<br />

50<br />

600 800 1000 1200 1400 1600<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 5.9: Richtung des maximalen Signals relativ zur Natriumvorwärtsrichtung<br />

für das Stoßpaar NaKr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 , lab = 21 Grad. Die<br />

Meßdaten sind als Kreise mit Fehlerbalken dargestellt (die dünne Linie ist ein Ausgleichspolynom<br />

durch die Meßdaten). Verglichen werden die experimentellen Daten<br />

mit denen der quantenmechanischen Theorie. Bei den theoretischen Daten ist einmal<br />

lediglich die Breite der Geschwindigkeitsintervalle als Auflösung berücksichtigt (ungefaltet,<br />

Linie mittlerer Dicke) <strong>und</strong> einmal ist die quantenmechanische Theorie mit voller<br />

Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur angegeben (gefaltet, dicke Linie).<br />

gut. Bei der Berechnung wurde die Auflösung der Apparatur durch Faltung berücksichtigt.<br />

Die Abbildungen 5.11 <strong>und</strong> 5.12 zeigen zwei Beispiele aus den Abbildungen 5.9<br />

<strong>und</strong> 5.10 im Trajektorienbild. Wie nach der klassischen Theorie erwartet, liegt in Abbildung<br />

5.11 die große Hauptachse des gemessenen Alignmenttensors zwischen den<br />

Condonvektoren <strong>und</strong> ist zum größeren statistischen Gewicht hin geneigt. Hierbei han-<br />

78


Kontrast<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0.0<br />

600 800 1000 1200 1400 1600<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 5.10: Kontrast des Signals für das Stoßpaar NaKr bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 80cm ,1 , lab = 21 Grad. Die Meßdaten sind als Kreise mit Fehlerbalken dargestellt<br />

(die dünne Linie ist ein Ausgleichspolynom durch die Meßdaten). Verglichen<br />

werden die experimentellen Daten mit denen der quantenmechanischen Theorie. Bei<br />

den theoretischen Daten ist einmal lediglich die Breite der Geschwindigkeitsintervalle<br />

als Auflösung berücksichtigt (ungefaltet, Linie mittlerer Dicke) <strong>und</strong> einmal ist die<br />

quantenmechanische Theorie mit voller Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur<br />

angegeben (gefaltet, dicke Linie).<br />

delt es sich um die typische Situation außerhalb der scharfen Interferenzstrukturen.<br />

Diese Situation ist bereits im letzten Abschnitt behandelt worden. Abbildung 5.12<br />

zeigt demgegenüber eine Situation, bei der sich die große Hauptachse des gemessenen<br />

Alignmenttensors knapp außerhalb des Bereiches zwischen den Condonvektoren<br />

befindet. Dieses Verhalten wird dadurch verursacht, daß sich bei der angegebenen Parameterkombination<br />

gerade ein Minimum im differentiellen Wirkungsquerschnitt be-<br />

79


Abbildung 5.11: Alignmenttensoren im Trajektorienbild. Legende siehe Abbildung<br />

5.12. Dargestellt ist eine typische Situation außerhalb der scharfen Interferenzstrukturen<br />

(in den Abbildungen 5.9 <strong>und</strong> 5.10 die Geschwindigkeit 994 m/s).<br />

80


Abbildung 5.12: Alignmenttensoren im Trajektorienbild. Die dünnen Linien geben jeweils<br />

die gerechneten Trajektorien <strong>und</strong> die Condonvektoren mit Gewichten an. Die<br />

Gewichte sind proportional zum Durchmesser der Kreise. Außerdem sind gemessene<br />

<strong>und</strong> berechnete Alignmenttensoren (in den Abbildungen 5.9 <strong>und</strong> 5.10 die Geschwindigkeit<br />

1287 m/s) angegeben. Die dicken durchgezogenen Balken stehen für das Meßergebnis.<br />

Die gepunkteten stehen für die klassische Theorie (inkohärente Näherung);<br />

langer/kurzer Strich steht für die gefaltete quantenmechanische Theorie. Dargestellt<br />

ist eine typische Situation im Bereich der scharfen Interferenzstrukturen um das Minimum<br />

im differentiellen Wirkungsquerschnitt.<br />

81


Abbildung 5.13: Einfluß der Interferenz auf den gemessenen Alignmenttensor. Links<br />

für einen NaKr-Stoß bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> v’ Na = 1287 m/s <strong>und</strong> einem Laborwinkel <strong>von</strong> 11.2 Grad. Rechts für einen NaAr-<br />

Stoß bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 120cm ,1 <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit <strong>von</strong> v’ Na = 985<br />

m/s <strong>und</strong> einem Laborwinkel <strong>von</strong> 55.8 Grad. Bedingt durch den Einfluß der Interferenz<br />

liegt die große Achse des Alignmenttensors nicht mehr zwischen den Condonvektoren.<br />

findet. Abbildung 5.13 zeigt zwei weitere Beispiele für den Einfluß der Interferenz auf<br />

den gemessenen Alignmenttensor, durch den die große Hauptachse des Alignmenttensors<br />

nicht mehr zwischen den Condonvektoren liegt <strong>und</strong> nicht mehr mit der klassischen<br />

Theorie interpretiert werden kann.<br />

Zum Vergleich mit dem experimentell bestimmten Alignmenttensoren sind der aus der<br />

quantenmechanischen Theorie (mit Faltung) erhaltene Alignmenttensor <strong>und</strong> der Alignmenttensor<br />

gemäß der klassischen Theorie (inkohärente Näherung) angegeben. In<br />

beiden Fällen ist die Übereinstimmung zwischen quantenmechanischer Theorie (mit<br />

Faltung) <strong>und</strong> experimentellen Daten erwartungsgemäß gut. Dies trifft auch noch auf<br />

den Alignmenttensor nach der klassischen Theorie außerhalb der scharfen Interferenzstrukturen<br />

zu (Abbildung 5.11). Im Bereich der scharfen Interferenzstruktur um das<br />

Minimum im differentiellen Wirkungsquerschnitt liefert die klassische Theorie allerdings<br />

ein falsches Ergebnis.<br />

Ob die klassische Theorie zur Interpretation <strong>von</strong> Messungen angewendet werden kann<br />

oder nicht, hängt entscheidend <strong>von</strong> der Auflösung der Apparatur ab. Um dies zu zeigen,<br />

sind in den Abbildungen 5.9 <strong>und</strong> 5.10 auch nach der quantenmechanischen<br />

Theorie berechnete Daten angegeben, bei denen nur die Breite des Geschwindigkeitsintervalles<br />

der Messung als Auflösung der Apparatur berücksichtigt wurde (mittelfette<br />

Linien; diese Daten weichen nur geringfügig <strong>von</strong> denen ohne Berücksichtigung des<br />

Geschwindigkeitsintervalles der Messung ab). Der Einfluß der Auflösung ist nur be-<br />

82


sonders groß im Minimum des differentiellen Wirkungsquerschnittes. Dadurch wird<br />

effektiv der Bereich der Messungen vergrößert, der mit der klassischen Theorie interpretiert<br />

werden kann. Eine schlechte Auflösung der Apparatur entspricht also gerade<br />

einer inkohärenten Mittelung.<br />

Ohne Berücksichtigung der Auflösung tritt insbesondere beim Kontrast eine weitere<br />

interessante Struktur hervor. An der Stelle des Minimums im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

ist jetzt ein scharfes Maximum im Kontrast zu erkennen. Diese scharfe<br />

Interferenzstruktur könnte zum Beispiel bei einer besseren Auflösung der Apparatur<br />

zu einer präziseren Bestimmung der Extrema im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

benutzt werden.<br />

5.1.3 <strong>Beobachtung</strong> <strong>von</strong> Geometrie außerhalb des klassischen Bereichs<br />

In dem in diesem Abschnitt behandelten Beispiel liegt eine weitere Besonderheit gegenüber<br />

den bisher gezeigten Messungen vor. Die Anregung bei einigen der dargestellten<br />

Situationen findet nicht mehr im klassischen Bereich statt. Das heißt, es ist nicht<br />

mehr möglich, zugehörige klassische Trajektorien <strong>und</strong> Condonvektoren anzugeben.<br />

Abbildung 5.14 zeigt die entsprechenden Geometriebilder. Bei den hohen Geschwindigkeiten<br />

gibt es noch klassische Trajektorien. Mit abnehmender Geschwindigkeit<br />

wird etwa bei einer Geschwindigkeit <strong>von</strong> 1150 m/s eine Situation erreicht, bei der der<br />

kleinste beim Stoß angenommene Kernabstand dem Condonradius entspricht. Dann<br />

gibt es nur noch eine Tajektorie <strong>und</strong> einen Condonvektor. Bei kleineren Geschwindigkeiten<br />

wird der klassisch verbotenen Bereich erreicht.<br />

Zum Vergleich sind in allen Bildern die quantenmechanisch berechneten Alignmenttensoren<br />

als dünne Linien angegeben, die in allen Fällen gut mit den experimentellen<br />

Daten übereinstimmen.<br />

Die Situation entspricht einer Anregung in der Nähe des Regenbogens - hier das erste<br />

Maximum im differentiellen Wirkungsquerschnitt (Vergleiche dazu Abbildung 4.5;<br />

360cm ,1 <strong>und</strong> einem Laborwinkel <strong>von</strong> 10.8 Grad). Abbildung 5.15 zeigt zu der Situation<br />

mit der Geschwindigkeit 1150m/s Ablenkfunktionen <strong>und</strong> Condonvektoren im<br />

Schwerpunktsystem. Zu gegebener Stoßenergie entspricht der Anregung am Umkehrpunkt<br />

gerade der maximale Stoßparameter, der klassich möglich ist. Bei dem gleichen<br />

Stoßparameter gibt es dann auch nur noch einen Condonvektor. Messungen jenseits<br />

des klassischen Bereichs entsprechen noch größeren Stoßparametern als dem, der zur<br />

Anregung am Umkehrpunkt gehört. Der Regenbogen liegt wie in der Abbildung angegeben<br />

an der eng benachbarten Stelle, an der die Steigung der Ablenkfunktion null ist.<br />

Da die Messung natürlich im Laborsystem durchgeführt wird, ändern sich allerdings<br />

im Schwerpunktsystem mehr als ein Parameter, so daß die Darstellung in 5.15 nur zu<br />

der Messung in der Nähe des Umkehrpunktes gehört.<br />

83


Abbildung 5.14: Na-Ne-Stoßpaare bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1 <strong>und</strong> einem<br />

Laborwinkel <strong>von</strong> 10.8 Grad <strong>und</strong> Geschwindigkeiten <strong>von</strong> v’ Na = 750, 950, 1150, 1350<br />

m/s (<strong>von</strong> links oben nach rechts unten). Die dicken Balken stellen den gemessenen Alignmenttensor<br />

dar. Die dünnen durchgezogenen Balken sind jeweils die quantenmechanischen<br />

Alignmenttensoren ohne Berücksichtigung der Auflösung. Klassische Trajektorien<br />

sind als gestrichelte Linien <strong>und</strong> Condonvektoren als gefüllte Kreise eingezeichnet.<br />

Dabei ist der Durchmesser des Kreises proportional zum Gewicht des jeweiligen Condonvektors.<br />

Die Pfeile geben die Richtungen der Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach<br />

dem Stoß an.<br />

84


Schwerpunkt−Ablenkwinkel / Grad<br />

200<br />

150<br />

100<br />

50<br />

Ablenkfunktion<br />

Condonvektoren<br />

Regenbogen<br />

Messung<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Stoßparameter /au<br />

Abbildung 5.15: Ablenkfunktionen <strong>und</strong> Condonvektoren zu Abbildung 5.14, v’ Na =<br />

1150 m/s. Die obere Kurve zeigt die Lagen der Condonvektoren, die untere die der<br />

Ablenkfunktion. Der senkrechte Balken steht für eine Messung jenseits des klassischen<br />

Bereichs.<br />

Eine solche Situation am Rande des klassischen Bereiches ergibt die im Falle des Geschwindigkeitsintervalles<br />

um 1150m/s realisierte Möglichkeit, genau einen Condonvektor<br />

gerade am klassischen Umkehrpunkt anzuregen <strong>und</strong> damit sowohl den Molekülzustand<br />

als auch die Geometrie eindeutig durch die Anregung zu präparieren.<br />

85


5.2 Experimente mit zirkular polarisiertem Licht<br />

Abbildung 5.16 zeigt differentielle Wirkungsquerschnitte bei einer Anregung mit zirkular<br />

polarisiertem Licht. Die Messung wurde so durchgeführt, daß abwechselnd das<br />

Signal mit positiver <strong>und</strong> negativer Helizität jeweils für einen Laborwinkel gemessen<br />

wurde <strong>und</strong> anschließend der nächste. Dadurch sind auch die absoulten Signalhöhen<br />

miteinander vergleichbar.<br />

σ(θ lab ) sin(θ lab )<br />

0<br />

10 20<br />

θlab /Grad<br />

30<br />

Abbildung 5.16: Differentielle Wirkungsquerschnitte bei einer Anregung mit zirkular<br />

polarisiertem Licht. Gefüllte Symbole mit Fehlerbalken stehen für positive Helizität,<br />

nicht gefüllte mit Fehlerbalken für negative. Die durchgezogenen Linien sind Ausgleichskurven.<br />

NaKr-Stoßpaar bei der Verstimmung 288:5cm ,1 <strong>und</strong> der Geschwindigkeit<br />

v’ Na = 1140 m/s.<br />

86


v’ Na /(m/s)<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

+ exp<br />

− exp<br />

− qm<br />

+ qm<br />

600<br />

0 10 20 30 40 50 60<br />

θlab / Grad<br />

Abbildung 5.17: Maxima des differentiellen Wirkungsquerschnittes bei einer Anregung<br />

mit zirkular polarisiertem Licht. Ausgefüllte Symbole stehen für positive Helizität,<br />

nicht ausgefüllte für negative. NaKr-Stoßpaar bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 288:5cm ,1 .<br />

Zum Vergleich sind mit der quantenmechanischen Theorie berechnete Daten ohne<br />

Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur als Linien hinzugefügt. Dünne Linien<br />

für negative Helizität, dicke für positive.<br />

Die Abbildungen 5.17 <strong>und</strong> 5.18 zeigen die Positionen der Maxima des differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes mit zirkluar polarisiertem Licht mit positiver <strong>und</strong> negativer Helizität<br />

für das Stoßpaar NaKr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 288:5cm ,1 beziehungsweise<br />

80cm ,1 . Die Maxima werden analog zu denen der Messungen mit linear polarisiertem<br />

Licht (gemäß Kapitel 4) bestimmt.<br />

Im Falle der Verstimmung <strong>von</strong> 288:5cm ,1 wurde ein Vergleich mit der quantenmecha-<br />

87


v’ Na /(m/s)<br />

1400<br />

1200<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

0 10 20 30 40 50<br />

θLab /Grad<br />

Abbildung 5.18: Maxima des differentiellen Wirkungsquerschnittes bei einer Anregung<br />

mit zirkular polarisiertem Licht. Ausgefüllte Symbole stehen für positive Helizität,<br />

nicht ausgefüllte für negative. NaKr-Stoßpaar bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 .<br />

nischen Theorie durchgeführt. Die Angabe der Theoriedaten erfolgt ohne Berücksichtigung<br />

der Auflösung der Apparatur. Trotzdem ist die Übereinstimmung gut.<br />

Wie bereits in Abschnitt 3.1.1.6 erläutert, kann aus den gemessenen differentiellen<br />

Wirkungsquerschnitten der Winkel zwischen den Condonvektoren bestimmt werden<br />

(Gleichung 3.18). Die Abbildungen 5.19 <strong>und</strong> 5.20 zeigen für Verstimmungen <strong>von</strong><br />

288:5cm ,1 <strong>und</strong> einem Streuwinkel <strong>von</strong> 22.5 Grad beziehungsweise für 80cm ,1 <strong>und</strong><br />

einem Streuwinkel <strong>von</strong> 21.0 Grad den experimentell bestimmten Winkel zwischen<br />

den Condonvektoren als Funktion der Geschwindigkeit des Stoßproduktes Na(3p). Die<br />

durchgezogene Linie gibt den Winkel gemäß semiklassischer Theorie an. Die darge-<br />

88<br />

+<br />


α 2 − α 1 / Grad<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

800 1000 1200 1400 1600<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 5.19: Kreise mit Fehlerbalken geben den gemessenen Winkel zwischen den<br />

Condonvektoren für das NaKr-Stoßpaar bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 288:5cm ,1 <strong>und</strong><br />

einem Laborwinkel <strong>von</strong> 22.5 Grad an. Zum Vergleich ist die semiklassische Theorie<br />

ohne Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur als Linie hinzugefügt.<br />

stellten Kurven sind lediglich Beispiele. Den Abbildungen 5.17 <strong>und</strong> 5.18 können<br />

natürlich für einen ganzen Winkel- <strong>und</strong> Geschwindigkeitsbereich Meßwerte für den<br />

Winkel zwischen den Condonvektoren entnommen werden, beziehungsweise die Phase<br />

der Wellenfunktion läßt sich über den gesamten Bereich interpolieren <strong>und</strong> damit<br />

auch der Winkel zwischen den Condonvektoren. Die Übereinstimmung zwischen Experiment<br />

<strong>und</strong> semiklassischer Theorie ist gut.<br />

Bisher nicht realisiert wurden systematische Messungen mit elliptisch polarisiertem<br />

Licht. Gleichung 3.1 ist zu entnehmen, daß durch Änderung der elliptischen Polarisation<br />

<strong>von</strong> positiver zu negativer Helizität die Stueckelbergoszillationen kontinuierlich<br />

89


α 2 − α 1 / Grad<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

600 800 1000 1200 1400<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 5.20: Kreise mit Fehlerbalken geben den gemessenen Winkel zwischen den<br />

Condonvektoren für das NaKr-Stoßpaar bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> einem<br />

Laborwinkel <strong>von</strong> 21.0 Grad an. Zum Vergleich ist die semiklassische Theorie ohne<br />

Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur als Linie hinzugefügt.<br />

durchgestimmt werden können - im vollständiger Analogie zu einem durchstimmbaren<br />

Atominterferometer, dessen Ausdehnung in diesem Fall nur einige Bohrsche Radien<br />

beträgt.<br />

90


5.3 Geometrische Informationen aus der Kombination<br />

<strong>von</strong> Messungen mit linear <strong>und</strong> zirkular polarisiertem<br />

Licht<br />

Durch die Kombination der in den Abschnitten 5.1 <strong>und</strong> 5.2 gewonnenen Informationen<br />

ist es prinzipiell möglich, die Condonvektoren mit Gewichten einzeln zu bestimmen.<br />

Die praktische Durchführung wurde anhand eines Beispieles für das NaKr-<br />

System bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> einem Streuwinkel <strong>von</strong> 21.0 Grad<br />

untersucht. Zur Auswertung werden die Gleichungen 3.11, 3.13, 3.15 <strong>und</strong> 3.18<br />

verwendet.<br />

Da jedoch (vergleiche Abbildung 5.10) der Kontrast der Polarisationsmessungen stark<br />

<strong>von</strong> der Auflösung des Experimentes abhängt <strong>und</strong> sehr empfindlich auf die Unsicherheiten<br />

bei der Berücksichtigung <strong>von</strong> Konkurrenzprozessen zur optischen Anregung<br />

<strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> ist, ist eine experimentelle Bestimmung der einzelnen Condonvektoren<br />

mit Gewichten mit dieser Methode direkt aus dem gemessenen Kontrast nicht<br />

möglich. Ursache dafür ist, daß in Gleichung 3.15 der Kontrast ohne die Auflösung<br />

der Apparatur eingeht. Zwar setzt die Gleichung die Anwendbarkeit der inkohärenten<br />

Näherung voraus, beim Kontrast führt jedoch eine Mittelung durch die Auflösung der<br />

Apparatur immer zu einer systematischen Verkleinerung des Kontrastes, nicht nur zum<br />

Verschwinden der Interferenzstrukturen.<br />

Versuchsweise wird daher aus dem Verhältnis des berechneten Kontrastes mit <strong>und</strong> ohne<br />

Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur gemäß Abbildung 5.10 ein Korrekturfaktor<br />

bestimmt, mit dem aus dem gemessenen Kontrast Werte für den Kontrast<br />

ohne Auflösung der Apparatur für die inkohärente Näherung mit Gleichung 3.15 abgeschätzt<br />

werden.<br />

Ausgewertet wurden Beispiele außerhalb der Interferenzstrukturen, wo klassische Theorie<br />

<strong>und</strong> quantenmechanische Theorie etwa den gleichen Wert für Kontrast <strong>und</strong> max<br />

ergeben. Daher werden die gemessenen Werte für max (Gleichung 3.11, Abbildung<br />

5.9) ohne Korrektur verwendet, da die Auflösung der Apparatur dazu führt, daß für<br />

max die inkohärente Näherung angewendet werden kann.<br />

Die endliche Auflösung führt auch bei der Bestimmung des Differenzwinkels zwischen<br />

den Condonvektoren in Abschnitt 5.2 nicht zu systematischen Fehlern. Allenfalls<br />

gibt es kleine Verschiebungen beider differentieller Wirkungsquerschnitte in der gleichen<br />

Richtung, wie bereits im Abschnitt 4.3 diskutiert wurde.<br />

Wesentlicher Schwachpunkt der Bestimmung der einzelnen Condonvektoren mit Gewichten<br />

mit dieser Methode ist also die Ermittlung des Kontrastes in inkohärenter<br />

Näherung aus dem gemessenen Kontrast.<br />

Die Abbildungen 5.21 <strong>und</strong> 5.22 zeigen Vergleiche zwischen semiklassischer Theorie<br />

<strong>und</strong> wie beschrieben indirekt aus Messungen mit linear <strong>und</strong> zirkular polarisiertem<br />

91


Abbildung 5.21: Geometrische Informationen aus der Kombination <strong>von</strong> Messungen<br />

mit linear <strong>und</strong> zirkular polarisiertem Licht. NaKr-Stoßpaar bei einer Verstimmung <strong>von</strong><br />

80cm ,1 <strong>und</strong> einem Laborwinkel <strong>von</strong> 21.0 Grad, v’ Na = 980 m/s. Die theoretisch bestimmten<br />

Lagen der Condonvektoren <strong>und</strong> deren Gewichte <strong>und</strong> die Trajektorien werden<br />

zum Vergleich langgestrichelt wiedergegeben; die gemessene große Hauptachse des<br />

Alignmenttensors gepunktet, die einzeln bestimmten Condonvektoren mit Gewichten<br />

dick <strong>und</strong> durchgezogen. Die jeweiligen kürzeren Striche geben jeweils die Unsicherheiten<br />

an.<br />

Licht ermittelten Condonvektoren. Die Unsicherheiten ergeben sich aus der Fehlerfortpflanzung<br />

aus den ursprünglichen experimentellen Daten. Für die Ermittlung des Kontrastes<br />

in inkohärenter Näherung aus dem gemessenen Kontrast werden keine zusätzlichen<br />

Fehlerbeiträge berücksichtigt.<br />

92


Abbildung 5.22: Geometrische Informationen aus der Kombination <strong>von</strong> Messungen<br />

mit linear <strong>und</strong> zirkular polarisiertem Licht. NaKr-Stoßpaar bei einer Verstimmung <strong>von</strong><br />

80cm ,1 <strong>und</strong> einem Laborwinkel <strong>von</strong> 21.0 Grad, v’ Na = 1190 m/s. Legende siehe Abbildung<br />

5.21.<br />

Die Übereinstimmung zwischen den experimentell bestimmten Condonvektoren <strong>und</strong><br />

Gewichten <strong>und</strong> denen mit der klassischen Theorie bestimmten ist bemerkenswert gut.<br />

Dies ist vor allem ein Beleg dafür, daß die Faltung sehr genau ist, weil ohne den daraus<br />

bestimmten Korrekturfaktor die Auswertung nicht möglich wäre. Da andererseits die<br />

Auswertung entscheidend <strong>von</strong> der genauen Kenntnis der Apparatefunktion der Streuapparatur<br />

abhängt, kann die Methode nicht mehr als direktes Verfahren zur Einzelbestimmung<br />

<strong>von</strong> Condonvektoren bezeichnet werden. Ein wesentlich besseres Verfahren<br />

wird im nächsten Abschnitt beschrieben.<br />

93


5.4 Einzelbestimmung <strong>von</strong> Condonvektoren<br />

Die Polarisationsabhängigkeit des differentiellen Wirkungsquerschnittes eröffnet eine<br />

Möglichkeit zur Einzelbestimmung der Condonvektoren mit statistischen Gewichten.<br />

Das Bild 5.23 zeigt einen theoretischen differentiellen Wirkungsquerschnitt bei verschiedenen<br />

Polarisationen des anregenden Lichtes. Im nebenstehenden Trajektorienbild<br />

ist die Richtung der Polarisation als gestrichelte Linie für einen Schwerpunktswinkel<br />

<strong>von</strong> sieben<strong>und</strong>zwanzig Grad eingezeichnet. Die Stueckelbergoszillationen variieren<br />

mit der Polarisation des Anregungslasers.<br />

Der Signalbeitrag eines Condonvektors verschwindet (drittes <strong>und</strong> sechstes Bild <strong>von</strong> unten<br />

in der Abbildung 5.23), wenn die Polarisation senkrecht zu diesem Condonvektor<br />

steht, da ein -Zustand angeregt wird. Somit trägt nur der andere Condonvektor zum<br />

Signal bei, die Oszillationen verschwinden. Damit gibt es keine Interferenzstruktur<br />

mehr. Zwischen den beiden Richtungen der Polarisation, bei denen die Oszillationen<br />

verschwinden, sind die Oszillationen invertiert, ein Minimum erscheint, wo bei einer<br />

Polarisationsrichtung zwischen den Condonvektoren ein Maximum war (viertes <strong>und</strong><br />

fünftes Bild in der Abbildung 5.23).<br />

Dort, wo bei der Polarisationsabhängigkeit des Kontrastes des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

ein Nulldurchgang vorliegt, steht die Polarisation also gerade senkrecht<br />

auf einem Condonvektor. Damit ist eine Möglichkeit gegeben, die Condonvektoren<br />

einzeln zu bestimmen.<br />

Obwohl bei dieser Methode explizit die Interferenzstrukturen im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

ausgenutzt werden, um die Condonvektoren mit Gewichten zu bestimmen<br />

(mit semiklassischer Theorie), ist das Ergebnis wieder ein klassisches Bild<br />

des Stoßes. Dies ist eine Analogie zum Zweistrahlinterferometer. Wird dort festgelegt,<br />

welchen Weg ein Teilchen nimmt, verschwinden die Interferenzstrukturen. Bei dem<br />

hier vorliegenden Interferometer legt die Polarisation des Lichtes fest, welche Anregungsmöglichkeit<br />

vorliegt.<br />

Vorteil dieser Methode gegenüber der in Abschnitt 5.3 geschilderten Methode ist, daß<br />

die absolute Größe des Kontrastes nicht in die Bestimmung der Condonvektoren eingeht,<br />

sondern nur die Nulldurchgänge der Polarisationsabhängigkeit des Kontrastes<br />

gef<strong>und</strong>en werden müssen. Während der Wert des Kontrastes sowohl für die Polarisationsexperimente<br />

aus Abschnitt 5.1 als auch für die Winkelverteilungen aus den<br />

Abschnitten 4 <strong>und</strong> 5.2 anfällig für systematische Fehler ist, sind die Positionen der<br />

Extrema wenig anfällig für systematische Fehler. Selbst eine mögliche kleine Verschiebung<br />

der Extrema im differentiellen Wirkungsquerschnitt ändert nichts an den<br />

Nulldurchgängen bei der Polarisationsabhängigkeit des Kontrastes. Diese Methode ist<br />

also besser geeignet für die direkte Einzelbestimmung der Condonvektoren als die in<br />

Abschnitt 5.3 erläuterte.<br />

Abbildung 5.24 stellt Beispiele für die Abhängigkeit des gemessenen differentiellen<br />

Wirkungsquerschnittes bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> v’ Na = 1212 m/s bei<br />

94


σ(θ cm ) sin(θ cm )<br />

20 25 30 35<br />

θ cm / Grad<br />

Abbildung 5.23: Quantenmechanisch berechneter differentieller Wirkungsquerschnitt<br />

in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Richtung der Polarisation des anregenden Lichtes (für eine<br />

Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> eine Relativgeschwindigkeit vor dem Stoß <strong>von</strong> 1125<br />

m/s). Die Richtung der Polarisation (gestrichelte Linie) ist jeweils in den Bildern rechts<br />

zusammen mit den Trajektorien <strong>und</strong> Condonvektoren der semiklassischen Beschreibung<br />

dargestellt. Die Bilder beziehen sich auf den links markierten Winkel.<br />

95


σ(θ lab ) sin(θ lab )<br />

0<br />

5 15 25<br />

θ lab / Grad<br />

Abbildung 5.24: Abhängigkeit des gemessenen differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> v’ Na = 1212 m/s (entsprechend einer Relativgeschwindigkeit<br />

vor dem Stoß <strong>von</strong> etwa 1125 m/s) bei zwei verschiedenen Polarisationen<br />

des anregenden Lichtes. Die Symbole mit Fehlerbalken sind die Meßwerte; die<br />

durchgezogenen Linien sind Ausgleichskurven. Über den Meßwerten sind die im Text<br />

näher erläuterten Marken angegeben.<br />

zwei verschiedenen Polarisationen des anregenden Lichtes dar. Der Effekt ist bei der<br />

Messung im Laborsystem <strong>und</strong> bei realer Auflösung nicht so deutlich wie in Abbildung<br />

5.23 im Schwerpunktsystem, deutlich ist jedoch zu sehen, daß es bei der unteren Kurve<br />

zu einer Umkehrung der Oszillationen relativ zu der oberen Kurve kommt (linke<br />

Seite). Auch ein Verschwinden der Oszillationen ist angedeutet (rechte Seite). Wird<br />

der Kontrast des differentiellen Wirkungsquerschnittes als Funktion der Polarisation<br />

96


Kontrast des diff. Wirkungsq.<br />

0.1<br />

0<br />

−0.1<br />

90 135 180 225 270<br />

Polarisationsrichtung α /Grad<br />

Abbildung 5.25: Der Kontrast des gemessenen differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

für eine Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 <strong>und</strong> v’ Na = 1212 m/s (entsprechend einer Relativgeschwindigkeit<br />

vor dem Stoß <strong>von</strong> etwa 1125 m/s) als Funktion der Polarisation des<br />

anregenden Lichtes. Die Symbole mit Fehlerbalken sind die Meßwerte; die durchgezogene<br />

Linie ist eine Ausgleichskurve (siehe Text <strong>und</strong> [Rake 97]).<br />

dargestellt (Auswertung an den in Abbildung 5.24 markierten Stellen), so ergibt sich<br />

Abbildung 5.25. Dabei ist der ausgewertete Kontrast K DW Q definiert als<br />

K DW Q = I( aus) , I( mit)<br />

I( aus) +I( mit)<br />

(5.1)<br />

dabei ist I das mit sin( lab) multiplizierte Signal. Die Indizes mit <strong>und</strong> aus beziehen<br />

sich auf die Marken in Abbildung 5.24. Die mittlere trägt den Index ’mit’, die beiden<br />

äußeren ’aus’(über sie wurde bei der Auswertung gemittelt).<br />

In Abbildung 5.25 entspricht negativer Kontrast invertierten Oszillationen. Die durch-<br />

97


gezogene Linie ist eine Ausgleichskurve [Rake 97] mit der Methode der kleinsten<br />

Quadrate:<br />

Zur Berücksichtigung der Auflösung der Apparatur wird in den Gleichungen 3.1 <strong>und</strong><br />

3.3 ein Korrekturfaktor (0 1) an den Interferenzterm multipliziert. Ausgeschrieben<br />

ergibt sich dann:<br />

I = w1 cos 2 ( 1 , pol) +w2cos 2 ( 2 , pol)<br />

p<br />

w2 cos( 1 , pol) cos( 2 , pol) cos( ) (5.2)<br />

+ 2 p w 1<br />

( 1 , pol) <strong>und</strong> ( 2 , pol) sind die Winkel zwischen dem Polarisationsvektor <strong>und</strong><br />

dem entsprechenden Condonvektor. = 2 , 1 ist die Phasendifferenz zwischen<br />

den beiden stoßbedingten Phasen 1 <strong>und</strong> 2.<br />

In dem Bereich, in dem der Kontrast ausgewertet wird, wird die Lage der Condonvektoren<br />

näherungsweise als unabhängig vom Streuwinkel angenommen. Die Extremstellen<br />

im differentiellen Wirkungsquerschnitt liegen dann bei cos( ) = 1, <strong>und</strong> so<br />

ergibt sich der Kontrast als<br />

mit q =<br />

K DW Q =2<br />

cos( 1 , pol) cos( 2 , pol)<br />

q cos 2 ( 1 , pol) + 1<br />

q cos2 ( 2 , pol)<br />

(5.3)<br />

p w1<br />

p w2 . Die Parameter q, 1 <strong>und</strong> 2 wurden mittels eines Ausgleichs mit der<br />

Methode der kleinsten Quadrate bestimmt. Die Fehler wurden mit einer Fehlermatrix<br />

[Bevi 69] berechnet.<br />

Abbildung 5.26 stellt das Ergebnis der Auswertung des Kontrastes der gemessenen<br />

Abhängigkeit des differentiellen Wirkungsquerschnittes <strong>von</strong> der Polarisation des Anregungslasers<br />

zusammen mit berechneten Trajektorien <strong>und</strong> Condonvektoren <strong>und</strong> Gewichten<br />

dar. Mit dieser Messung konnten erstmals sämtliche geometrischen Informationen<br />

über die Anregung eines Stoßpaares direkt experimentell bestimmt werden. Es<br />

handelt sich praktisch um eine erste Photographie eines <strong>atomaren</strong> Stoßprozesses. Die<br />

Übereinstimmung ist befriedigend. Ob die Abweichungen auf experimentelle Probleme<br />

mit der alten Apparatur oder auf das Potential [GHKR 97], welches der Berechnung<br />

der Condonvektoren zugr<strong>und</strong>e liegt, zurückzuführen sind, ist nicht geklärt. Eine<br />

Wiederholung der Messung mit der neuen Apparatur steht noch aus.<br />

98


Abbildung 5.26: Die experimentell direkt <strong>und</strong> separat bestimmten Richtungen der beiden<br />

Condonvektoren mit statistischen Gewichten im Vergleich mit der semiklassischen<br />

Theorie. Dicke durchgezogene Linien <strong>und</strong> Symbole stehen für das Meßergebnis mit<br />

Unsicherheiten, die langgestrichelten Kurven für die Trajektorien, die gepunkteten Linien<br />

für die Theorie. Die Durchmesser der Kreise sind jeweils die relativen statistischen<br />

Gewichte. Bei den experimentellen Werten sind jeweils zwei dünne Kreise für<br />

die Unsicherheiten angegeben, der Kreis für den Meßwert läge genau in der Mitte.<br />

Dargestellt sind Daten bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 80cm ,1 , einem Laborwinkel <strong>von</strong> 20<br />

Grad <strong>und</strong> v’ Na = 1212 m/s (entsprechnend einer Relativgeschwindigkeit vor dem Stoß<br />

<strong>von</strong> etwa 1125 m/s <strong>und</strong> einem Schwerpunktswinkel <strong>von</strong> 27 Grad).<br />

99


5.5 Schlußfolgerungen<br />

Durch Untersuchung der Polarisationsabhängigkeit des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

können geometrische Informationen über die Lage des Übergangsdipolmomentes<br />

während des Stoßes experimentell bestimmt werden. Dies reicht praktisch bis<br />

zu einer Photographie des Stoßpaares. Das ist bemerkenswert, weil es sich bei dem<br />

Stoß um einen sehr schnellen Vorgang (weniger als eine Picosek<strong>und</strong>e) auf sehr kleinem<br />

Raum (einige Bohrsche Radien) handelt.<br />

Die Ergebnisse sind nicht nur durch einen Vergleich mit Ergebnissen quantenmechanischer<br />

Rechnungen zu verstehen, sondern bereits in den meisten Fällen mit semiklassischen<br />

oder sogar klassischen Modellen anschaulich interpretierbar.<br />

Da zweiatomige Stoßpaare einer theoretischen Behandlung zugänglich sind, haben<br />

sich diese Systeme als ideale Modelle zur Untersuchung dieser neuen experimentellen<br />

Methode erwiesen. Eine Anwendung dieser Methode auf mehratomige Stoßkomplexe<br />

wird in Kapitel 7 untersucht. Mehratomige Stoßkomplexe sind einer theoretischen<br />

Behandlung nicht so leicht zugänglich, deshalb kann die Methode dort neue Informationen<br />

über den Stoßkomplex liefern.<br />

100


6<br />

<strong>Beobachtung</strong> nichtadiabatischer<br />

Prozesse<br />

6.1 Prinzip <strong>und</strong> Umsetzung<br />

Der Nachweisprozeß<br />

Na(3p 1=2;3=2) +h 0 ,! Na(nl) (6.1)<br />

ermöglicht eine detaillierte Endzustandsanalyse des Na(3p)-Zustandes nach dem Stoß.<br />

Abbildung 6.1 zeigt das Prinzip der Endzustandsanalyse mit dem Nachweislaser am<br />

Stoßpaar NaKr. Mit dem Experiment ist eine weitgehende Analyse der elektronischen<br />

Wellenfunktion des Stoßproduktes wie bei herkömmlichen Streuexperimenten (siehe<br />

dazu [AGHB 88]) möglich. Untersucht werden können das Feinstrukturbesetzungsverhältnis,<br />

das Alignment <strong>und</strong> die Orientierung. Vorteil dieses Experimentes gegenüber<br />

klassischen Streuexperimenten ist die Möglichkeit, wie in den vorherigen Kapiteln<br />

auch mit dem anregenden Licht genau einen elektronischen Zustand des Quasimoleküls<br />

zu besetzen (im Falle des B-Zustandes, der A-Zustand besteht aus zwei Niveaus).<br />

Nach der Besetzung des Molekülzustandes durchläuft das Molekül einmal den<br />

Bereich der nichtadiabatischen Kopplung, in dem Übergänge <strong>von</strong> einem Molekülzustand<br />

in den anderen möglich sind. Nach dem Stoß liegen die Stoßprodukte Na(3p)<br />

<strong>und</strong> Edelgasatom vor. Das Natriumatom kann in zwei Feinstrukturzuständen vorliegen<br />

(Na(3p1=2) <strong>und</strong> Na(3p3=2)). Durch Messung des Besetzungsverhältnisses ergibt sich also<br />

eine direkte Information über die nichtadiabatische Kopplung. Durch die Abhängigkeit<br />

des Signals <strong>von</strong> der Polarisation des Nachweislasers ergeben sich Informationen<br />

über Orientierung <strong>und</strong> Alignment des Natriumatoms (den Drehimpuls <strong>und</strong> die räumliche<br />

Ausrichtung).<br />

Die experimentelle Umsetzung ist schwierig, weil alle Meßgrößen anfällig für systematische<br />

Fehler durch Konkurrenzprozesse sind.<br />

101


Um systematische Fehler durch eine Sättigung des Nachweisüberganges zu vermeiden,<br />

muß der Nachweis bei den Messungen zum Alignment <strong>und</strong> zur Orientierung bei<br />

sehr kleinen Intensitäten erfolgen. Für das Besetzungsverhältnis wurde experimentell<br />

herausgef<strong>und</strong>en, daß die Meßgröße umempfindlich gegenüber Sättigung ist. Zum Alignment<br />

wurden bisher keine erfolgreichen Messungen durchgeführt, zur Orientierung<br />

eine exemplarische Messung. Das Besetzungsverhältnis wurde systematisch für mehrere<br />

Edelgas-Stoßpartner untersucht.<br />

A 2 Π<br />

B 2<br />

Σ<br />

nichtadiabatische Kopplung<br />

hν<br />

hν’<br />

3p 3/2<br />

3p 1/2<br />

Abbildung 6.1: Prinzip der Analyse des Stoßproduktes Na(3p) <strong>von</strong> Natrium-Edelgas<br />

Stößen am Beispiel NaKr. Mit dem anregenden Licht wird genau ein Molekül-Zustand<br />

besetzt (gepunkteter Pfeil). Mit dem Nachweislaser wird das Stoßprodukt nach dem<br />

Stoß analysiert (gestrichelter Pfeil).<br />

102


6.2 Feinstrukturbesetzungsverhältnis des Stoßproduktes<br />

Na(3p)<br />

6.2.1 Messungen<br />

Die Abbildungen 6.2, 6.3 <strong>und</strong> 6.4 zeigen für verschiedene Natrium-Edelgas-Stoßpaare<br />

Feinstrukturbesetzungsverhältnisse Na(3p 1=2)/Na(3p 3=2) bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 360cm ,1 . Anregungs- <strong>und</strong> Nachweislaser waren linear polarisiert, der Nachweislaser<br />

senkrecht zum Anregungslaser. Tabelle 6.1 gibt die Parameter der Messungen<br />

für die einzelnen Edelgase an.<br />

Edelgas Edelgasgeschwindigkeit Winkel der Polarisation des<br />

Anregungslasers bezüglich<br />

der Natrium-Vorwärtsrichtung<br />

Ne 774 m/s 47 Grad<br />

Ar 550 m/s 64 Grad<br />

Kr 380 m/s 64 Grad<br />

Xe 303 m/s 64 Grad<br />

Tabelle 6.1: Parameter der Messungen des Feinstrukturbesetzungsverhältnisses<br />

Da die gemessenen Feinstrukturbesetzungsverhältnisse empfindlich gegenüber systematischen<br />

Fehlern sind, ist für einen signifikanten Vergleich mit berechneten Feinstrukturbesetzungsverhältnissen<br />

die Möglichkeit systematischer Fehler bei der Messung<br />

zu diskutieren.<br />

Die Messungen wurden so durchgeführt, daß im schnellen Wechsel die gesamten Linenprofile<br />

für die Übergänge Na(3p1=2) ! Na(25d) <strong>und</strong> Na(3p3=2) ! Na(25d) mit <strong>und</strong><br />

ohne Edelgas-Stoßpartner vermessen wurden. Der Nachweis wurde in Sättigung betrieben.<br />

Bei einer Variation der Intensität des Nachweislasers um zehn Prozent variiert<br />

das Signal um etwa zwei Prozent. Kontrollmessungen haben gezeigt, daß für beide<br />

Linien das gleiche Sättigungsverhalten vorliegt.<br />

Konkurrenzprozesse wurden vom Gesamtsignal abgezogen (siehe Abschnitt 2.8.2.2).<br />

Die Fehlerbalken in den Abbildungen beinhalten zusätzlich zum statistischen Fehler<br />

fünfzig Prozent der Untergr<strong>und</strong>korrektur zur Berücksichtigung möglicher systematischer<br />

Fehler durch die Korrektur. Der Untergr<strong>und</strong> entspricht in der Meßsituation typisch<br />

fünf bis fünfzehn Prozent des Signals. Geschwindigkeitsbereiche, bei denen der<br />

Untergr<strong>und</strong> mehr als ein Drittel des Signals ausmacht, wurden nicht dargestellt. Dies<br />

tritt vor allem bei den kleinen Geschwindigkeiten einer Messung auf.<br />

Nach der Korrektur wurden die Linienprofile integriert <strong>und</strong> die Resultate durcheinander<br />

geteilt. Das Verhältnis der integrierten Linienprofile wird in den Abbildungen<br />

dargestellt.<br />

103


0.1 1.0<br />

3p 1/2 / 3p 3/2<br />

700 1100 1500<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Na+Ne θ lab =10.8 0<br />

Na+Ne Theorie<br />

Na+Xe θ lab =10.8 0<br />

Abbildung 6.2: Gemessene Feinstrukturbesetzungsverhältnisse des Stoßproduktes<br />

Na(3p 1=2)/Na(3p 3=2) für die Stoßpaare NaNe <strong>und</strong> NaXe bei einer Verstimmung <strong>von</strong><br />

360cm ,1 <strong>und</strong> einem Streuwinkel <strong>von</strong> 10.8 Grad. Vergleich mit quantenmechanisch berechneter<br />

Theorie im Falle NaNe - im Falle NaXe fehlt ein theoretisches Potentialsystem,<br />

so daß der Vergleich zur Zeit entfällt. Die Meßdaten werden jeweils als Symbole<br />

mit Fehlerbalken dargestellt, die Theorie als Linie.<br />

Der Zustand Na(3p3=2) kann ein zusätzliches Alignment mit einem Kontrast <strong>von</strong> etwa<br />

0.5 aufweisen [Rebe 98]. Dieser Kontrast wird noch einmal durch den Nachweisübergang<br />

in einen d-Zustand um einen Faktor 0.1 verkleinert. Der Hyperfeinstruktureffekt<br />

[Blum 81], [AGHB 88] <strong>und</strong> der Betrieb in Sättigung verkleinert noch einmal den<br />

Einfluß des Alignments auf das gemessene Verhältnis der Linienintegrale. Insgesamt<br />

ergibt sich daraus eine zusätzliche Unsicherheit im Bereich <strong>von</strong> etwa einem Prozent.<br />

Zum Nachweis wird dasselbe obere Energieniveau für beide Feinstrukturkomponen-<br />

104


0.1 1.0<br />

3p 1/2 / 3p 3/2<br />

Na+Ar θ lab =10.8 0<br />

Na+Ar Theorie<br />

Na+Ar θ lab =32.4 0<br />

Na+Ar Theorie<br />

700 1100 1500<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 6.3: Gemessene Feinstrukturbesetzungsverhältnisse des Stoßproduktes<br />

Na(3p 1=2)/Na(3p 3=2) für das Stoßpaar NaAr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1 <strong>und</strong><br />

Streuwinkeln <strong>von</strong> 10.8 <strong>und</strong> 32.4 Grad. Vergleich mit quantenmechanisch berechneter<br />

Theorie. Die Meßdaten werden jeweils als Symbole mit Fehlerbalken dargestellt, die<br />

Theorie als Linien.<br />

ten benutzt. Die Lebensdauer ist für beide Feinstrukturniveaus gleich, ebenso die optischen<br />

Übergangswahrscheinlichkeiten für den Nachweisprozeß, abgesehen vom schon<br />

genannten Einfluß der Polarisation des Nachweislasers <strong>und</strong> des Alignments des Zustandes<br />

Na(3p 3=2).<br />

Die mit dem Nachweislaser produzierten Rydbergatome haben die gleichen Quantenzahlen<br />

n <strong>und</strong> l, aber unterschiedlichen Drehimpuls j. Da allerdings die Spinbahnwechselwirkung<br />

bei Rydbergatomen sehr klein ist, sind die Wechselwirkungen bis zum<br />

Eintreffen im Detektor wie optischer Zerfall, Stößen mit dem Hintergr<strong>und</strong>gas oder mit<br />

105


3p 1/2 / 3p 3/2<br />

1.0<br />

NaKr θ lab =10.8 0<br />

NaKr Theorie (Referenz)<br />

NaKr Theorie (Modifiziert)<br />

700 1100 1500<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 6.4: Gemessene Feinstrukturbesetzungsverhältnisse des Stoßproduktes<br />

Na(3p 1=2)/Na(3p 3=2) für das Stoßsystem NaKr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1<br />

<strong>und</strong> einem Streuwinkel <strong>von</strong> 10.8 Grad. Vergleich mit quantenmechanisch berechneter<br />

Theorie - einmal mit dem Potential gemäß [GHKR 97] als Referenz <strong>und</strong> einmal mit<br />

modifiziertem Potentialsystem (siehe Abbildung 6.7). Die Meßdaten werden jeweils<br />

als Symbole mit Fehlerbalken dargestellt, die Theorie als Linien.<br />

thermischer Hintergr<strong>und</strong>strahlung als gleich anzusehen.<br />

Insgesamt ist also die Änderung der Besetzung der Feinstrukturbesetzung der beiden<br />

Niveaus nach der Erzeugung bis zum Nachweis als gleich anzusehen, so daß sich aus<br />

dem Verhältnis der gemessenen Linienintegrale direkt das Besetzungsverhältnis ergibt.<br />

Die Laserintensitäten wurden während der Messungen kontrolliert. Daß die außerhalb<br />

der Vakuumapparatur gemessene Laserintensität proportional zur Intensität in der Ap-<br />

106


3p 1/2 / 3p 3/2<br />

1.0<br />

700 1100 1500<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 6.5: Gemessene Feinsturkurbesetzungsverhältnisse des Stoßproduktes<br />

Na(3p 1=2)/Na(3p 3=2) für das Stoßpaar NaKr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1 <strong>und</strong><br />

Streuwinkeln <strong>von</strong> 11.2 beziehungsweise 10.8 Grad bei niedriger Intensität des Nachweislasers<br />

(leere Kreise) <strong>und</strong> mit hoher Intensität (gefüllte Kreise).<br />

paratur ist, wurde mit entspiegelten planparallelen justierbaren Fenstern gewährleistet<br />

<strong>und</strong> mit Kontrollmessungen überprüft.<br />

Um sicherzustellen, daß die Sättigung des Nachweises keine systematischen Fehler<br />

verursacht, liegt exemplarisch eine Messung bei niedriger Lichtintensität zum Vergleich<br />

mit einer bei hoher Intensität vor. Bei niedriger Intensität ist der Signalanstieg<br />

mit der Intensität linear. Bei der hoher Intensität ist der Nachweis gesättigt. Die Messungen<br />

stimmen gut miteinander überein. Der Betrieb im Sättigungsbereich ruft also<br />

107


keine zusätzlichen systematischen Fehler hervor.<br />

Die Messung bei niedriger Intensität wurde mit der alten Apparatur durchgeführt, die<br />

anderen Messungen mit der neuen. Durch Vergleich dieser beiden <strong>von</strong>einander unabhängigen<br />

Messungen liegt eine weitere Kontolle der Zuverlässigkeit der Meßdaten<br />

vor. Die Abweichungen bei kleinen Geschwindigkeiten des Stoßproduktes Na(3p) <strong>von</strong><br />

den hier gezeigten Messungen mit der neuen Apparatur liegen an den Unsicherheiten<br />

beim Abziehen <strong>von</strong> Konkurrenzprozessen insbesondere auf dem Na(3p3=2)-Zustand. Wird diese kleine systematische Abweichung berücksichtigt, ergibt sich, daß die alte<br />

Messung <strong>von</strong> der neuen gut reproduziert wird (siehe Abbildung 6.5).<br />

6.2.2 Interpretation der Meßergebnisse<br />

Abbildung 6.6 zeigt die Potentiale für die Stoßpaare NaNe, NaAr <strong>und</strong> NaKr im Bereich<br />

der nichtadiabatischen Kopplung. Zwei verschiedene Mechanismen sind für die<br />

nichtadiabatischen Prozesse verantwortlich.<br />

Bei kleinen Kernabständen gehört das Quasimolekül zu den H<strong>und</strong>’schen Kopplungsfällen<br />

[Herz 47] a oder b, bei großen Abständen zum Fall c. Zum Fall a gehören die<br />

Zustände 2<br />

1=2, 2<br />

1=2 <strong>und</strong> 2<br />

3=2. Zum Atom-ähnlichen Fall c gehören die Zustände<br />

jj; i mit j= 1/2, 3/2 <strong>und</strong> als Quantenzahlen für die Größe <strong>und</strong> Projektion des<br />

elektronischen Gesamtdrehimpulses. Die Zustände der beiden Kopplungsfälle hängen<br />

durch eine einfache Transformation miteinander zusammen:<br />

j 2<br />

j 2<br />

j 2<br />

1=2i<br />

1=2i<br />

=<br />

=<br />

s s<br />

2<br />

1<br />

j3=2; 1=2i ,<br />

3 3<br />

s s<br />

1<br />

2<br />

j3=2; 1=2i +<br />

3 3<br />

3=2i = j3=2; 3=2i<br />

j1=2; 1=2i<br />

j1=2; 1=2i (6.2)<br />

Im Experiment ist 2<br />

1=2 der Anfangszustand. Bei einem schnellen Durchlaufen des<br />

Kopplungsbereiches (diabatischer Grenzfall) bleibt der elektronische Zustand unverändert.<br />

Es ist aber eine Projektion auf die Zustände des Falles c vorzunehmen. Daraus<br />

ergibt sich ein Feinstrukturbesetzungsverhältnis <strong>von</strong> 1/2. Für alle untersuchten Stoßpaare<br />

scheint das Besetzungsverhältnis diesem Grenzwert entgegen zu streben.<br />

Im anderen Grenzfall des langsamen Durchlaufens des Kopplungsbereiches (adiabatischer<br />

Grenzfall) ist zu erwarten, daß das Molekül auf einer Potentialkurve verbleibt.<br />

Mit 2<br />

1=2 als Anfangszustand sollte also nur der Zustand p3=2 besetzt werden. Für das<br />

Stoßsystem NaNe scheint sich ein solches Verhalten anzudeuten. Bei den schwereren<br />

Gasen hat die vermiedene Kreuzung der Potentialkurven der Zustände 2 <strong>und</strong> 2 bei<br />

etwa 12 au entscheidenden Einfluß auf das Besetzungsverhältnis im Bereich der vermessenen<br />

Geschwindigkeiten. Bei der vermiedenen Kreuzung gibt es offenbar eine<br />

108


Potentielle Energie / cm −1<br />

Potentielle Energie / cm −1<br />

Potentielle Energie / cm −1<br />

50<br />

0<br />

−50<br />

−100<br />

−150<br />

50<br />

0<br />

−50<br />

−100<br />

−150<br />

50<br />

0<br />

−50<br />

−100<br />

−150<br />

B 2<br />

Σ<br />

A 2<br />

Π<br />

A 2<br />

Π<br />

10 20<br />

Na−Ne−Abstand / au<br />

B 2<br />

Σ<br />

A 2<br />

Π<br />

10 20<br />

Na−Ar−Abstand / au<br />

B 2 Σ<br />

10 20<br />

Na−Kr−Abstand / au<br />

Abbildung 6.6: Potentialkurvenbereich der nichtadiabatischen Kopplung für die Stoßpaare<br />

NaNe, NaAr <strong>und</strong> NaKr.<br />

109


hohe Wahrscheinlichkeit, <strong>von</strong> einem adiabatischen Zustand in den anderen diabatisch<br />

zu wechseln. Mit dem Landau-Zener Modell [Chil 74] läßt sich tatsächlich für die<br />

Stoßpaare NaAr <strong>und</strong> NaKr eine Wahrscheinlichkeit <strong>von</strong> 0.8 bis 0.9 für den Wechsel<br />

abschätzen.<br />

6.2.3 Vergleich mit der Theorie<br />

Zum Vergleich sind in den Abbildungen 6.2, 6.3, 6.4 auch quantenmechanisch berechnete<br />

Feinstrukturverhältnisse angegeben. Eine Faltung der Daten steht noch aus.<br />

Im Falle des Systems NaKr wurde das in [GHKR 97] bestimmte Potential der Rechnung<br />

zugr<strong>und</strong>e gelegt, welches allerdings (vergleiche Abschnitt 4.4) nicht für den hier<br />

relevanten Bereich bestimmt worden ist. Daher sind Abweichungen zu erwarten. Interessant<br />

ist allerdings, daß durch eine Variation [Rebe 98] sowohl des B 2 -Potentials<br />

als auch des A 2 -Potentials um etwa 10cm ,1 (siehe Abbildung 6.7) eine sehr gute<br />

Übereinstimmung zwischen Theorie <strong>und</strong> Experiment erzielt werden kann (siehe Abbildung<br />

6.4). Dies kann benutzt werden, um das Potentialsystem auch in diesem mittelbis<br />

langreichweitigen Teil präzise zu bestimmen. Aus der mittleren Abweichung der<br />

Meßdaten <strong>von</strong> der Kurve für die modifizierten Potentiale (siehe Abbildung 6.7) ergibt<br />

sich zusammen mit den experimentellen Unsicherheiten als Abschätzung für die<br />

Gesamtunsicherheit der modifizierten Potentiale 1:5cm ,1 im dargestellten Bereich der<br />

nichtadiabatischen Kopplung <strong>von</strong> 10 bis 20 au.<br />

In den Fällen NaNe <strong>und</strong> NaAr bestätigen die Meßdaten die A- <strong>und</strong> B-Potentiale. Eine<br />

genaue Fehlerabschätzung durch Variation der Potentiale steht noch aus. Unter der<br />

Annahme einer ähnlichen Empfindlichkeit wie beim System NaKr ergibt sich eine<br />

Genauigkeit im Bereich <strong>von</strong> 1cm ,1 .<br />

Für das System NaXe liegt kein zuverlässiges Potentialsystem vor.<br />

110


Potentielle Energie / cm −1<br />

50<br />

0<br />

−50<br />

−100<br />

−150<br />

A 2 Π<br />

B 2<br />

Σ<br />

10 20<br />

Na−Kr−Abstand / au<br />

B 2 Σ modifiziert<br />

A 2<br />

Π modifiziert<br />

B 2<br />

Σ Referenz<br />

A 2<br />

Π Referenz<br />

Abbildung 6.7: Potentialkurvenbereich der nichtadiabatischen Kopplung für das Stoßpaar<br />

NaKr. Modifikation gegenüber dem Referenz-Potential (gemäß [GHKR 97] oder<br />

Abschnitt 4.4). Die Potentialkurven in dieser Abbildung sind im Gegensatz zu denen<br />

in den drei anderen Abbildungen ohne Feinstrukturaufspaltung angegeben. Diese wird<br />

erst in der Dynamikrechnung berücksichtigt, um zu den theoretischen Daten in Abbildung<br />

6.4 zu gelangen.<br />

111


6.3 Orientierung des Stoßproduktes Na(3p)<br />

Mit der experimentellen Anordnung ist es möglich, den Orientierungsvektor der Stoßprodukte<br />

Na(3p 1=2) <strong>und</strong> Na(3p 3=2) winkelaufgelöst <strong>und</strong> als Funktion der Geschwindigkeit<br />

des Stoßproduktes Na(3p) zu untersuchen. Abbildung 6.8 zeigt das Ergebnis<br />

einer ersten Demonstrationsmessung.<br />

J/(h/(2π))<br />

0.05<br />

0<br />

−0.05<br />

< > v’<br />

+11.2 o<br />

−11.2 o<br />

800 1100 1400<br />

v’ Na /(m/s)<br />

Abbildung 6.8: Die Symbole <strong>und</strong> Fehlerbalken stellen die Orientierung des Stoßproduktes<br />

Na(3p 1=2) für das Stoßsystem NaKr bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1 <strong>und</strong><br />

angegebenen Streuwinkeln dar. Die durchgezogenen Linien geben zum Vergleich die<br />

quantenmechanische Theorie an. Die beiden Werte links geben jeweils für die beiden<br />

Messungen den über den Geschwindigkeitsbereich gemittelten Wert an.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Probleme mit Konkurrenzprozessen auf dem Na(3p 3=2)-Zustand beim<br />

alten Aufbau wurde auf eine Untersuchung der Orientierung dieses Zustandes verzichtet,<br />

obwohl er eine deutlich größere Orientierung aufweist als der Na(3p 1=2)-Zustand<br />

[ReKG 98]. Es wurde lediglich an einem Beispiel die Möglichkeit der Messung am<br />

112


y<br />

z<br />

x<br />

Streuebene<br />

ε<br />

<br />

+ 11.2°<br />

-11.2 °<br />

Abbildung 6.9: Zwei Trajektorien mit betragsmäßig gleichen Streuwinkeln, aber unterschiedlichem<br />

Vorzeichen. steht für den Polarisationsvektor des anregenden Lichtes.<br />

Na(3p 1=2)-Zustand dokumentiert. Dazu wurde bei festgehaltenem Streuwinkel für den<br />

Nachweis <strong>und</strong> die Analyse zirkular polarisiertes Licht mit abwechselnd positiver <strong>und</strong><br />

negativer Helizität benutzt.<br />

Mit der Asymmetrie<br />

C = I + , I ,<br />

I + + I ,<br />

(6.3)<br />

ist der Drehimpulserwartungwert senkrecht zur Streuebene für den Na(3p 1=2)-Zustand<br />

gegeben:<br />

hJ ?i = ,0:5Ch (6.4)<br />

Da die gestreuten Na(3p)-Atome im Mittel erst etwa 5ns nach dem Stoß nachgewiesen<br />

werden, ergibt sich bedingt durch die Hyperfeinstruktur eine kleine Korrektur<br />

[Klos 96], so daß der angegebene Wert für hJ ?i etwas zu klein sein kann. Bei der<br />

Auswertung dieser Demonstrationsmessung wurde das gegenüber der angegebenen<br />

Unsicherheit der Meßwerte als klein betrachtet <strong>und</strong> vernachlässigt. Für systematische<br />

Messungen zur Orientierung steht eine präzise Berechnung des Korrekturfaktors noch<br />

aus.<br />

Da die Streuebene eine Symmetrieebene ist, muß sich beim zu beobachtenden Prozeß<br />

für Trajektorien mit Streuwinkeln mit zueinander umgekehrten Vorzeichen auch<br />

bei hJ ?i nur das Vorzeichen ändern, der Betrag aber gleich bleiben (siehe Abbildungen<br />

6.9 <strong>und</strong> 6.8). Dies ist bei der Demonstrationsmessung gut erfüllt. Da für NaKr<br />

die Potentiale (nach [GHKR 97] <strong>und</strong> Kapitel 4) im Kopplungsgebiet nur schlecht<br />

bekannt sind, kann keine gute Übereinstimmung zwischen Theorie <strong>und</strong> Experiment<br />

erwartet werden. Im Rahmen der Unsicherheit der Messung ist die Abweichung aber<br />

nicht signifikant.<br />

113


6.4 Schlußfolgerungen<br />

In einem Experiment mit gekreuzten Atomstrahlen ist die Endzustandsanalyse ein<br />

ideales Werkzeug, um elementare nichtadiabatische Prozesse zu beobachten. Im Gegensatz<br />

zu herkömmlichen Experimenten in gekreuzten Strahlen mit resonanter Anregung<br />

wird bei der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> das Kopplungsgebiet nur einmal<br />

durchlaufen. Damit ist der Ablauf des Experimentes wesentlich einfacher <strong>und</strong> die<br />

Interpretation der Ergebnisse wird nicht durch mehrmaliges Durchlaufen des gleichen<br />

Kopplungsgebietes unnötig erschwert. Wie bei den optischen Stößen in Dampfzellenexperimenten<br />

erlaubt die optische Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> in gekreuzten Atomstrahlen<br />

eine vollständige Kontrolle des Anfangszustandes des Quasimoleküls. Die Analyse<br />

des Geschwindigkeitsvektors des Stoßproduktes Na(3p) gewährleistet zusätzlich eine<br />

direkte <strong>Beobachtung</strong> der nichtadiabatischen Kopplungen. Im Gegensatz dazu wird<br />

im Gaszellenexperiment immer über das gesamte statistische Ensemble gemittelt. Nur<br />

die Verstimmung dient als indirekter Parameter für die Variation der Dynamik des<br />

nichtadiabatischen Prozesses [HDVC 86], [EWBR 91]. Dagegen ist die Geschwindigkeit<br />

ein Parameter, der direkt in den Masseyparameter eingeht (siehe zum Beispiel<br />

[Chil 74]), welcher die Stärke der nichtadiabatischen Kopplung bestimmt.<br />

Die aufgenommenen Daten zu den Feinstrukturmessungen erlauben präzise Tests beziehungsweise<br />

die Bestimmung der A- <strong>und</strong> B-Potentiale im Bereich der nichtadiabatischen<br />

Kopplung mit einer geschätzten typischen Genauigkeit <strong>von</strong> etwa 1cm ,1 .<br />

Weitere experimentelle Daten zu anderen Streuwinkeln könnten die Empfindlichkeit<br />

des Verfahrens noch erhöhen. Eine systematische Variation der für die theoretischen<br />

Berechnungen verwendeten Potentiale kann die Fehlerabschätzung präzisieren.<br />

Zusammen mit den in Kapitel 4 beschriebenen Verfahren ergibt sich die Möglichkeit,<br />

Potentiale in einem Bereich <strong>von</strong> einigen Bohrschen Radien für den Kernabstand bis<br />

ins Unendliche mit Genauigkeiten um 1cm ,1 zu bestimmen.<br />

114


7<br />

Erweiterung der Methode auf<br />

Atom-Molekül-Stoßkomplexe<br />

7.1 Abhängigkeit des Signals <strong>von</strong> der Polarisation des<br />

anregenden Lichtes<br />

Die Methode der direkten <strong>Beobachtung</strong> der Geometrie <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> durch die optische<br />

Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> ist ohne Änderung des Versuchsaufbaus auf Atom-<br />

Molekül-Stöße verallgemeinert worden. Die in Abschnitt 5.1 erläuterte Methode wird<br />

auf die Paare NaH2,NaN2,NaCO2angewendet. Es wird die Abhängigkeit des Signals<br />

<strong>von</strong> der Polarisation des anregenden Lichtes untersucht. Es ist nicht zu erwarten, daß<br />

überhaupt noch geometrische Informationen gesehen werden können. Das liegt daran,<br />

daß die zusätzlichen Freiheitsgrade des Moleküls weder vor dem Stoß präpariert noch<br />

nach dem Stoß analysiert werden. Das Meßergebnis ist also eine Mittelung über die<br />

zusätzlichen Freiheitsgrade. Ziel dieser ersten exemplarischen Messungen ist zu zeigen,<br />

daß trotzdem noch geometrische Informationen über den Stoßkomplex sichtbar<br />

gemacht werden können.<br />

Während bei den Atom-Atom-Stößen die Geometrie des Stoßpaares auch einer theoretischen<br />

Behandlung zugänglich ist (siehe 3.1.1), ist das Problem für mehratomige<br />

Stoßkomplexe wesentlich komplizierter, so daß experimentelle Daten völlig neue Informationen<br />

über den Stoßkomplex geben können.<br />

Die Abbildungen 7.2, 7.3 <strong>und</strong> 7.4 zeigen entsprechende Beispiele in einer Darstellung<br />

in Polarkoordinaten wie im Abschnitt 5.1. Zum Vergleich sind in Abbildung 7.1 auch<br />

Beispiele für das Atom-Atom-Stoßpaar NaKr angegeben.<br />

Theoretische Vergleichsdaten sind zur Zeit nicht verfügbar. Deshalb kann nur eine<br />

qualitative Interpretation der Meßergebnisse statt eines Vergleiches mit theoretischen<br />

Daten gegeben werden. Die gemessenen Alignmenttensoren für NaN 2 <strong>und</strong> NaH 2 sind<br />

deutlich anisotrop. Auch im noch komplizierteren Falle NaCO 2 liegt noch eine leichte<br />

115


Abbildung 7.1: Na-Kr-Stöße zum Vergleich mit den Atom-Molekül-Stößen. Gemessene<br />

Daten <strong>und</strong> Alignmenttensoren im Schwerpunktsystem. Verstimmung 120cm ,1 (oben)<br />

beziehungsweise ,100cm ,1 (unten) <strong>und</strong> Geschwindigkeit v’ Na = 1090 m/s; Laborwinkel<br />

jeweils 22.5 <strong>und</strong> 44.8 Grad (vergleiche Abbildungen 5.5 <strong>und</strong> 5.8). Die Kreise<br />

geben die Meßdaten an, die dicken Balken jeweils die gemessenen Alignmenttensoren,<br />

die Pfeile die Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach dem Stoß.<br />

Anisotropie vor. Trotz der komplizierten Situation ist ein qualitatives Verständnis der<br />

Meßergebnisse möglich. Dazu werden die <strong>von</strong> der Darstellung im Schwerpunktsystem<br />

her eindeutigen Beispiele NaN 2 <strong>und</strong> NaCO 2 mit NaKr verglichen. Die Messungen<br />

wurden bei gleichem Laborwinkel <strong>und</strong> gleichen Verstimmungen durchgeführt.<br />

Der Alignmenttensor repräsentiert die Ausrichtung des Übergangsdipolmomentes bei<br />

der Anregung. Beim NaKr im B 2 -Zustand entspricht das der Richtung der Mo-<br />

116


Abbildung 7.2: Na-N 2-Stöße bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 120cm ,1 (oben) beziehungsweise<br />

,100cm ,1 (unten) <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit <strong>von</strong> v’ Na = 1090 m/s; Laborwinkel<br />

jeweils 22.5 <strong>und</strong> 44.8 Grad (vergleiche Abbildung 7.1). Die Kreise geben die<br />

Meßdaten an, die dicken Balken jeweils die gemessenen Alignmenttensoren, die Pfeile<br />

die Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach dem Stoß.<br />

lekülachse, beim A2 -Zustand der Richtung senkrecht zur Molekülachse. Auffallend<br />

ist nun die Ähnlichkeit zwischen den Alignmenttensoren für positive Verstimmungen<br />

bei NaKr <strong>und</strong> bei NaN2. Das Stickstoffmolekül hat nur abgeschlossene Molekülorbitale <strong>und</strong> verhält sich daher<br />

ähnlich wie ein Edelgas. Es hat kein statisches Dipolmoment <strong>und</strong> nur ein kleines Quadrupolmoment<br />

(siehe Tabelle 7.1). Offenbar ist das Übergangsdipolmoment parallel<br />

zur Na-N2-Achse entsprechend der Na-Kr-Achse ausgerichtet. Auch die Messungen<br />

117


Abbildung 7.3: Na-CO 2-Stöße bei einer Verstimmung <strong>von</strong> 120cm ,1 (oben) beziehungsweise<br />

,100cm ,1 (unten) <strong>und</strong> einer Geschwindigkeit <strong>von</strong> v’ Na = 1090 m/s; Laborwinkel<br />

jeweils 22.5 <strong>und</strong> 44.8 Grad (vergleiche Abbildung 7.1). Die Kreise geben<br />

die Meßdaten an, die dicken Balken jeweils die gemessenen Alignmenttensoren, die<br />

Pfeile die Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach dem Stoß.<br />

bei negativer Verstimmung sind entsprechend zu interpretieren, wenngleich die Ähnlichkeit<br />

nicht ganz so deutlich ausfällt.<br />

Ganz anders dagegen ist die Anordnung des Alignmenttensors beim NaCO 2.DerTensor<br />

hat zwei beinahe gleich große Hauptachsen, die etwas größere steht zudem ungefähr<br />

senkrecht zu der großen Hauptachse der entsprechenden NaKr-Vergleichsmessung.<br />

118


NaH 2 , 120 cm −1 , 11.2 Grad, v’ Na = 1500 m/s NaH 2 , 120 cm −1 , 11.2 Grad, v’ Na = 800 m/s<br />

NaH 2 , 120 cm −1 , 22.5 Grad, v’ Na = 800 m/s NaH 2 , 120 cm −1 , 33.7 Grad, v’ Na = 800 m/s<br />

Abbildung 7.4: Na-H 2-Stöße. Parameter jeweils wie angegeben. Die Kreise geben die<br />

Meßdaten an, die dicken Balken jeweils die gemessenen Alignmenttensoren, die Pfeile<br />

die Relativgeschwindigkeit vor <strong>und</strong> nach dem Stoß. Da es bei der Transformation der<br />

Meßdaten in das Schwerpunktsystem eine Mehrdeutigkeit gibt (siehe Text), sind für die<br />

eine Variante durchgezogene Pfeile angegeben, für die andere gestrichelte.<br />

Im Gegensatz zu N 2 hat CO 2 allerdings ein größeres Quadrupolmoment (siehe Tabelle<br />

7.1), die Elektronen der Molekülbindung sind etwas zu den Sauerstoffatomen hin<br />

verschoben. Das Quadrupolmoment <strong>und</strong> damit die CO 2-Molekülachse gibt damit also<br />

eine weitere charakteristische Richtung im Stoßkomplex NaCO 2 vor. Vermutlich sind<br />

die nahezu isotropen Tensoren beim NaCO 2 darauf zurückzuführen, daß das Über-<br />

119


Molekül Dipolmoment /(10 ,18 esu) Quadrupolmoment /(10 ,26 esu)<br />

H 2 0 +0.662<br />

N 2 0 -1.4<br />

CO 2 0 -4.3<br />

Tabelle 7.1: Dipol- <strong>und</strong> Quadrupolmomente nach [McDa 89]<br />

gangsdipolmoment in Richtung der Kohlenstoffdioxid-Achse ausgerichtet ist. Da bei<br />

dem durchgeführten Experiment aber <strong>von</strong> einer isotropen Verteilung der CO2-Achsen ausgegangen werden kann, dokumentiert der Alignmenttensor vor allem diese Isotropie<br />

des statistischen Ensembles.<br />

Es gibt allerdings auch noch die Möglichkeit, daß bereits vor dem Stoß die Moleküle<br />

ein Alignment aufweisen. Dieses tritt zwar verstärkt bei Überschallstrahlen in der ’seeded<br />

beam’-Technik auf, ist aber auch bei reinen Molekülstrahlen nicht auszuschließen<br />

(siehe [AABC 98], [CBKJ 98] <strong>und</strong> dortige Literaturhinweise).<br />

Im Falle des NaH2 ergibt sich aus dem für dieses Experiment ungünstigen Massenverhältnis<br />

<strong>von</strong> Na zu H2 eine experimentelle Schwierigkeit, die die qualitative Interpretation<br />

erschwert. Dabei handelt es sich um eine Doppeldeutigkeit bei der Transformation<br />

vom Labor- in das Schwerpunktsystem. Zu einem Laborwinkel gibt es also<br />

zwei Winkel im Schwerpunktsystem [SchW 98]. Trotzdem ist eine Interpretation der<br />

Messungen möglich.<br />

Auch H2 hat kein statisches Dipolmoment, jedoch ein Quadrupolmoment, welches betragsmäßig<br />

sogar noch kleiner als das <strong>von</strong> N2 ist (siehe Tabelle 7.1). Bei der Interpretation<br />

der Messungen muß außerdem berücksichtigt werden, daß der Signalbeitrag zum<br />

differentiellen Wirkungsquerschnitt für kleine Schwerpunktswinkel größer ist als für<br />

große (wegen des Geometriefaktors 1= sin( cm) in Formel 3.1). Allerdings gehört bei<br />

der Doppeldeutigkeit zu dem kleineren Ablenkwinkel eine kleinere Geschwindigkeit<br />

mit kleinerem statistischen Gewicht, weil in der Maxwellverteilung des Natriums diese<br />

Geschwindigkeiten jeweils die kleinere Teilchendichte aufweisen (etwa im Verhältnis<br />

0.7:1). Somit sind beide Möglichkeiten wieder etwa gleich gewichtet. Eine Ausnahme<br />

ist die Parameterkonstellation lab = 11.2 Grad, v’ Na = 1500m/s (in Abbildung 7.4).<br />

In letzterem Falle ist eine Situation gegeben, in der die Möglichkeit mit den durchgezogenen<br />

Pfeilen viel stärker (mehr als siebenfach) zum Signal beiträgt als die mit den<br />

gestrichelten Pfeilen. In dieser Situation ist das Meßergebnis tatsächlich vergleichbar<br />

mit dem <strong>von</strong> NaN2. Die große Halbachse des Alignmenttensors liegt auch ungefähr<br />

auf der Winkelhalbierenden <strong>von</strong> vrel <strong>und</strong> v’ rel. Dies ist ein deutlicher Hinweis darauf,<br />

das auch bei diesem Stoßkomplex das Übergangsdipolmoment bei der Anregung an<br />

der Na-H2-Achse ausgerichtet wird, entsprechend der Na-N2-Achse <strong>und</strong> der Na-Kr-<br />

Achse.<br />

Bei den anderen Situationen mit etwa gleichem Gewicht für beide Möglichkeiten ist<br />

120


also über die Alignmenttensoren in Richtung der jeweiligen Winkelhalbierenden aufzusummieren<br />

- das Ergebnis zeigt dann etwa in Richtung vrel - dies paßt gut zu den<br />

Meßergebnissen. Erstaunlich groß ist dabei allerdings der Kontrast der Messungen.<br />

Insgesamt ist also das Ziel dieser exemplarischen Messungen erreicht, die Methode<br />

der direkten <strong>Beobachtung</strong> der Geometrie <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> kann auch auf Stoßkomplexe<br />

angewendet werden. Auch dann ergeben sich anschaulich zu interpretierende<br />

Informationen, die einen ersten direkten Einblick in den Stoßkomplex erlauben. Mit<br />

verfeinerten Präparations- <strong>und</strong> Analysetechniken sollte sich dieser Einblick noch entscheidend<br />

vertiefen lassen.<br />

7.2 Differentieller Wirkungsquerschnitt für NaN 2<br />

Die Erweiterung der Methode <strong>von</strong> Atom-Atom- zu Atom-Molekül-Stoßkomplexen,<br />

durch Messung differentieller Wirkungsquerschnitte für die optische Anregung <strong>von</strong><br />

<strong>Stoßpaaren</strong>, Molekülpotentiale zu testen oder gar zu bestimmen, ist mit Demonstrationsmessungen<br />

am Beispiel NaN 2 untersucht worden. Gemessen wurden differentielle<br />

Wirkungsquerschnitte bei den Verstimmungen 120cm ,1 <strong>und</strong> 360cm ,1 .Bei120cm ,1<br />

sind keine Oszillationsstrukturen zu erkennen. Abbildung 7.5 zeigt Beispiele für die<br />

Verstimmung 360cm ,1 . Die Richtung der Polarisation des Anregungslasers war bei<br />

dieser Messung 66 Grad relativ zur Vorwärtsrichtung des Natriumstrahls. Bereits ohne<br />

Änderung an der experimentellen Technik sind bei dieser Verstimmung Oszillationsstrukturen<br />

im differentiellen Wirkungsquerschnitt zu erkennen. Diese reichen zwar<br />

zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht für einem Potentialtest aus, aber sie liefern<br />

deutliche Hinweise darauf, daß mit verbesserten Präparations- oder Analysetechniken<br />

eine solche Verallgemeinerung möglich zu sein scheint, selbst wenn nicht sämtliche<br />

energetischen <strong>und</strong> geometrischen Freiheitsgrade im Experiment aufgelöst werden<br />

können.<br />

Im differentiellen Wirkungsquerschnitt des NaN2-Systems gibt es bei einer Verstimmung<br />

<strong>von</strong> 360cm ,1 bei kleinen Stoßenergien <strong>und</strong> großen Ablenkwinkeln einen überraschenden<br />

Anstieg des Signals (siehe Abbildung 7.5 unten). Dies weist auf einen<br />

inelastischen Prozeß hin. Es kann sich allerdings auch um einen noch nicht identifizierten<br />

Konkurrenzprozeß für das Stoßpaar NaN2 handeln - eine genauere Untersuchung<br />

mit einem dafür optimierten Aufbau steht noch aus.<br />

Für einen inelastischen Prozeß spricht die Parameterkombination große Verstimmung<br />

<strong>und</strong> großer Ablenkwinkel. Das bedeutet einen kleinen Stoßparameter <strong>und</strong> eine starke<br />

Annäherung des Natriums an das Molekül. Ein kleiner Abstand zwischen Natrium<br />

<strong>und</strong> Molekül machen aber eine Störung <strong>und</strong> Änderung der Molekülrotation plausibel.<br />

Auch <strong>von</strong> der Geschwindigkeitsverteilung her wird hier für einen elastischen Prozeß<br />

kein großes Signal mehr erwartet. Bei elastischen Prozessen mit dem Geometriefaktor<br />

1= sin( cm) (in Formel 3.1) ist ein deutlicher Anstieg des differentiellen Wirkungsquerschnittes<br />

unplausibel.<br />

121


σ(θ lab ) sin(θ lab )<br />

σ(θ lab ) sin(θ lab )<br />

σ(θ lab ) sin(θ lab )<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

θlab / Grad<br />

0<br />

0<br />

0 20 40 60<br />

θ lab / Grad<br />

0 20 40 60<br />

θ lab / Grad<br />

Abbildung 7.5: Differentielle Wirkungsquerschnitte für das Stoßpaar NaN2 bei einer<br />

Verstimmung <strong>von</strong> 360cm ,1 <strong>und</strong> v’ Na = 1360 m/s (oben), 1060 m/s (mitte) 780 m/s<br />

(unten). Punkte <strong>und</strong> Fehlerbalken stehen für die Meßwerte, die durchgezogene Linie<br />

ist eine Ausgleichskurve.<br />

122


7.3 Schlußfolgerungen<br />

An statistischen Ensembles wurden bereits <strong>von</strong> anderen Arbeitsgruppen Untersuchungen<br />

zu optischen Atom-Molekülstößen durchgeführt (siehe zum Beispiel: [KlSS 93],<br />

[OKCO 95], [OTCS 96], [OhSa 98]). Erst im vorliegenden Experiment wurde das<br />

auch exemplarisch in gekreuzten Teilchenstrahlen mit differentiellem Nachweis durchgeführt.<br />

Zusammengefaßt kann festgehalten werden, daß mit den in diesem Kapitel beschriebenen<br />

Experimenten ein erster Schritt zur Erweiterung der Methode der optischen Anregung<br />

<strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> gelungen ist. Demonstrationsmessungen zu verschiedenen experimentellen<br />

Bereichen liegen vor. Für detailliertere Untersuchungen ist jedoch ein<br />

verbesserter experimenteller Aufbau notwendig, der bereits im Zusammenhang mit<br />

dem Aufbau der neuen Streuapparatur geplant <strong>und</strong> weitgehend realisiert ist, jedoch<br />

über den Rahmen dieser Arbeit hinausgeht. Experimente mit diesem Aufbau versprechen<br />

einen faszinierenden, relativ direkten <strong>und</strong> neuartigen Einblick in das komplizierte<br />

Problem der elastischen <strong>und</strong> inelastischen Atom-Molekül-Stöße.<br />

Weitere <strong>und</strong> detailliertere Untersuchungen <strong>von</strong> Atom-Molekül-Stoßkomplexen mit der<br />

Methode der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> werden also zu einem deutlich besseren<br />

Verständnis <strong>von</strong> inelastischen Stößen beitragen können. Dies bedeutet sogar<br />

einen ersten Einstieg in die differentielle Untersuchung <strong>von</strong> reaktiven Stößeningekreuzten<br />

Atomstrahlen, für die wiederum inelastische Atom-Molekül-Stöße ein einfaches<br />

experimentelles Modellsystem darstellen können, wie das Natrium-Edelgas-<br />

System ein einfaches <strong>und</strong> gut verstandenes Modell bei der Interpretation der elastischen<br />

Atom-Molekül-Stöße in Abschnitt 7.1 gewesen ist.<br />

Eine Erweiterung der Methode auf reaktive Stöße erscheint in greifbare Nähe gerückt,<br />

obwohl ein erstes Vorexperiment zu diesem Problembereich vorerst an einem Konkurrenzprozeß<br />

gescheitert ist [Rake 97]. Experimente an statistischen Ensembles zu<br />

diesem Thema ( [KlSS 93], [BBCH 92], [RaBe 88], [OhSa 98]) zeigen jedoch, daß<br />

solche Prozesse mit den Methoden der optischen Stöße untersuchbar sind, so daß eine<br />

Erweiterung des Experimentes in dieser Richtung eine Fülle neuer Informationen über<br />

reaktive Stöße ergeben wird.<br />

123


124


8<br />

Zusammenfassung <strong>und</strong> Ausblick<br />

Es wurde die optische Anregung <strong>von</strong> Natrium-Edelgas-<strong>Stoßpaaren</strong> <strong>und</strong> Natrium-Molekül-Stoßkomplexen<br />

in einem Experiment in gekreuzten Teilchenstrahlen <strong>und</strong> mit differentiellem<br />

Nachweis untersucht:<br />

mit X = He, Ne, Ar, Kr, Xe, H 2,N 2,CO 2<br />

Na + X + h ,! Na(3p) +X<br />

Anhand der Beispiele NaNe, NaAr, NaKr wurde eine Methode zum Präzisionstest <strong>von</strong><br />

zweitatomigen Molekülpotentialen demonstriert. Für die Systeme NaHe, NaNe, NaAr<br />

<strong>und</strong> NaXe wurden erstmals Stueckelbergoszillationen im differentiellen Wirkungsquerschnitt<br />

gemessen, die demonstrieren, daß die Methode des Potentialtests auch auf<br />

diese Paare anwendbar ist. Erstmals wurden für NaNe <strong>und</strong> NaAr systematische Messungen<br />

des differentiellen Wirkungsquerschnittes durchgeführt <strong>und</strong> Molekülpotentiale<br />

mit einer Unsicherheit <strong>von</strong> circa 10cm ,1 getestet, für das Molekül NaKr außerdem das<br />

Potential des B-Zustandes mit einer Genauigkeit <strong>von</strong> 22cm ,1 bestimmt.<br />

Die Untersuchung der Abhängigkeit des differentiellen Wirkungsquerschnittes <strong>von</strong> der<br />

Polarisation des anregenden Lichtes ermöglicht einen direkten Einblick in die Geometrie<br />

des Stoßpaares während der Anregung. Mit verschiedenen Ansätzen wurden erfolgreiche<br />

Experimente durchgeführt, die praktisch bis zur ’Photographie’ eines Stoßprozesses<br />

reichen.<br />

Die direkte <strong>Beobachtung</strong> <strong>von</strong> nichtadiabatischen Kopplungen wurde demonstriert. Erstmals<br />

ist es gelungen, die Feinstrukturbesetzung Na(3p1=2) /Na(3p3=2) nach dem Stoß<br />

in einem Experiment mit gekreuzten Atomstrahlen <strong>und</strong> differentiellem Nachweis für<br />

Natrium-Edelgasstöße systematisch zu untersuchen. Auch eine Demonstrationsmessung<br />

zur Orientierung des Na(3p)-Stoßproduktes liegt vor.<br />

Es wurde damit begonnen, die zunächst auf Natrium-Edelgas-Stoßpaare angewendete<br />

Methode auf Natrium-Molekül-Stoßkomplexe zu erweitern. An NaH2,NaN2<strong>und</strong> 125


NaCO 2 wurden Messungen zur direkten <strong>Beobachtung</strong> der Geometrie des Stoßkomplexes<br />

durchgeführt.<br />

Es gibt viele weitere Möglichkeiten, das Experiment fortzusetzen <strong>und</strong> zu erweitern:<br />

1. Das Testen attraktiver Potentiale. Zwar sind diese auch anderen, insbesondere<br />

spektroskopischen Methoden zugänglich, die Genauigkeiten der Methoden sind<br />

miteinander vergleichbar, während das Ergebnis auf vollständig unabhängige<br />

Weise erhalten wird - was eine gegenseitige Kontrolle der Zuverlässigkeit der<br />

Methoden ermöglicht.<br />

2. Eine Erweiterung der Potentialtest-Methode auf höhere Zustände <strong>von</strong> Atom-<br />

Atom-Potentialen mit gegebenenfalls einem zwei-, drei- oder mehr-Lasersystem.<br />

3. Systematische Anwendung der Methode der optischen Anregung <strong>von</strong> zweiatomigen<br />

<strong>Stoßpaaren</strong>, zunächst die Untersuchung <strong>von</strong> Alkali-Edelgas-Potentialen<br />

<strong>und</strong> Erdalkali-Edelgas-Potentialen, dann eine Anwendung allgemein auf weitere<br />

Atom-Atom-Poteniale. Eine Geschwindigkeitsselektion oder -präparation der<br />

Teilchenstrahlen vor dem Stoß mit einem Laufzeitexperiment (wie geplant <strong>und</strong><br />

teilweise realisiert) oder mit Überschallstrahltechnik (wie bereits realisiert) ermöglicht<br />

bereits im Prinzip eine solche Erweiterung.<br />

4. Pump- <strong>und</strong> Probeexperimente ohne Zeitauflösung, aber mit gekreuzten Teilchenstrahlen<br />

<strong>und</strong> differentiellem Nachweis während des Stoßes - <strong>Beobachtung</strong><br />

der ungestörten Zeitentwicklung des Stoßpaares <strong>von</strong> der Anregung während des<br />

Stoßes bis zu den freien Stoßprodukten (das ist bereits als Gaszellenexperiment<br />

realisiert, siehe [OLHS 93]).<br />

5. Zeitaufgelöste Untersuchungen mit einem fs-Lasersystem werden <strong>von</strong> der Arbeitsgruppe<br />

bereits vorbereitet. Die zeitaufgelöste Bewegung des Stoßpaares soll<br />

direkt im Sinne eines ’Filmes’ beobachtet werden.<br />

126


6. Erweiterung der optischen Anregung <strong>von</strong> <strong>Stoßpaaren</strong> auf Atom-Molekül-Stoßkomplexe<br />

mit einer dafür geeigneten Präparationstechnik - Modifikationen an<br />

der Apparatur sind bereits geplant <strong>und</strong> befinden sich im Aufbau.<br />

7. Gezielte Manipulation <strong>von</strong> Stößen mit Lasern als einfaches experimentelles Modellsystem<br />

für die Untersuchung der Lasermanipulation <strong>von</strong> chemischen Reaktionen,<br />

das Ein- <strong>und</strong> Ausschalten <strong>von</strong> Stoßkanälen mit Lasern.<br />

8. Untersuchung chemischer Reaktionen. Ein erstes Experiment dazu ist vorerst<br />

an einem zu großen Konkurrenzprozeß gescheitert [Rake 97]. Eine systematische<br />

Annäherung an dieses große Aufgabengebiet mit einfachen Experimenten<br />

erscheint sinnvoll zu sein.<br />

127


128


Literaturverzeichnis<br />

[AABC 98] V. Aquilanti, D Ascenzi, M. Bartolomei, D. Cappelleti, M. de Castro, F.<br />

Pirani<br />

6th EPS Conferene on Atomic and Molecular Physics, Book of Contributed<br />

Papers, Inv 82, Siena 1998<br />

[AGHB 88] N. Andersen, J. W. Gallagher, I. V. Hertel<br />

Phys. Rep. 165 (1988) 1<br />

N.Andersen,J.T.Broad,E.E.B.Campbell,J.W.Gallagher,I.V.Hertel<br />

Phys. Rep. 278 (1997) 107<br />

N.Andersen,K.B.Bartschat,J.T.Broad,I.V.Hertel<br />

Phys. Rep. 279 (1997) 251<br />

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135


136


Dank<br />

Die Hälfte meines Lebens<br />

Justierte ich vegebens!<br />

DieandreHälfte aber<br />

Vertat ich mit Gelaber...<br />

Drum dank ich herzlich allen,<br />

Für jeglichen Gefallen<br />

Es gab auch Diskussionen<br />

Das tat sich wirklich lohnen.<br />

IchdankauchAchimfür die Arbeit,<br />

Ehrlich, das ist die reine Wahrheit.<br />

Das hat mir viel Zeit vertrieben.<br />

Die Sanduhr ist fast leer,<br />

Der Kopf wird schwer.<br />

Die Arbeit ist geschrieben.<br />

137


138


Lebenslauf<br />

Name: Olaf Hoffmann<br />

Geboren: 11.03.1967 in Lübbecke<br />

Eltern: Erna Hoffmann<br />

(geborene Meyer),<br />

Johann Hoffmann<br />

Familienstand: ledig<br />

Der Autor im Jahre 1997<br />

139


Schule:<br />

8/73 - 7/77 Gr<strong>und</strong>schule Isenstedt (Espelkamp)<br />

8/77 - 7/83 Birger-Forell-Realschule (Espelkamp)<br />

Fachoberschulreife 25.06.1983<br />

8/83-6/86 Söderblom-Gymnasium (Espelkamp)<br />

Allgemeine Hochschulreife 13.06.1986<br />

-:<br />

7/86 - 2/88 Zivildienst am Kreiskrankenhaus Lübbecke<br />

3/88 - 9/88 Zeitweilige Erwerbstätigkeit bis zum Studienbeginn<br />

Studium:<br />

10/88 - 5/95 Physikstudium an der Universität Hannover<br />

4/94 - 4/95 Diplomarbeit am Institut für Atom- <strong>und</strong> Molekülphysik,<br />

Abteilung: Atomare Prozesse<br />

5/95 Diplom (Dipl. -Phys.) im Studiengang Physik 10.05.1995<br />

ab 6/95 Promotionsstudium an der Universität Hannover<br />

6/95 - 8/97 Stipendiat des Graduiertenkollegs<br />

’Photonen, atomare Teilchen <strong>und</strong> deren Wechselwirkungen’<br />

ab 9/97 Kollegiat des Graduiertenkollegs<br />

’Photonen, atomare Teilchen <strong>und</strong> deren Wechselwirkungen’<br />

<strong>und</strong> wissenschaftlicher Mitarbeiter<br />

am Institut für Atom- <strong>und</strong> Molekülphysik,<br />

Abteilung: Atomare Prozesse<br />

140

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