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Inaktivierung von Proteinen und Zellen durch Laserbestrahlung von ...

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Aus der Medizinischen Laserzentrum Lübeck GmbH,<br />

wissenschaftliche Einrichtung an der Universität zu Lübeck<br />

Forschungsleiter <strong>und</strong> Geschäftsführer:<br />

Prof. Dr. phil. nat. Reginald Birngruber<br />

<strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong><br />

<strong>Proteinen</strong> <strong>und</strong> <strong>Zellen</strong><br />

<strong>durch</strong><br />

<strong>Laserbestrahlung</strong> <strong>von</strong> Mikropartikeln<br />

Inauguraldissertation<br />

zur<br />

Erlangung der Doktorwürde<br />

der Universität zu Lübeck<br />

Technisch-Naturwissenschaftliche Fakultät<br />

vorgelegt <strong>von</strong><br />

Benno Radt<br />

aus Istanbul<br />

Lübeck 2002


Radt, Benno:<br />

<strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> <strong>und</strong> <strong>Zellen</strong> <strong>durch</strong> <strong>Laserbestrahlung</strong> <strong>von</strong><br />

Mikropartikeln / Benno Radt. –<br />

Als Ms. gedr.. – Berlin : dissertation.de – Verlag im Internet GmbH, 2003<br />

Zugl.: Lübeck, Univ., Diss., 2002<br />

ISBN 3-89825-617-0<br />

1.Berichterstatter: Prof. Dr. phil. nat. Reginald Birngruber<br />

2.Berichterstatter: Prof. Dr. rer. nat. Johannes Gerdes<br />

Tag der mündlichen Prüfung: 17.01.2003<br />

Zum Druck genehmigt Lübeck, den 17.01.2003<br />

gez. Prof. Dr. math. Rüdiger Reischuk<br />

-Dekan der Technisch-Naturwissenschaftlichen Fakultät-<br />

Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek<br />

Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen<br />

Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über<br />

abrufbar.<br />

Copyright dissertation.de – Verlag im Internet GmbH 2003<br />

Alle Rechte, auch das des auszugsweisen Nachdruckes, der auszugsweisen<br />

oder vollständigen Wiedergabe, der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen,<br />

auf Datenträgern oder im Internet <strong>und</strong> der Übersetzung,<br />

vorbehalten.<br />

Es wird ausschließlich chlorfrei gebleichtes<br />

Papier (TCF) nach DIN-ISO 9706 verwendet.<br />

Printed in Germany.<br />

dissertation.de - Verlag im Internet GmbH<br />

Pestalozzistraße 9<br />

10 625 Berlin<br />

URL: http://www.dissertation.de


Inhaltsverzeichnis<br />

1 Einleitung 1<br />

2 Theorie 9<br />

2.1 Struktur <strong>und</strong> Stabilität <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . 9<br />

2.1.1 Struktur der Proteine . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 11<br />

2.1.2 Stabilität <strong>und</strong> thermische Denaturierung <strong>von</strong><br />

<strong>Proteinen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 13<br />

2.1.3 Photochemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 20<br />

2.1.4 Grenzflächendenaturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.2 Enzyme als Modellsystem für<br />

thermische Proteinschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 22<br />

2.2.1 α-Chymotrypsin . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 23<br />

2.2.2 alkalische Phosphatase . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 25<br />

2.3 Verdampfung <strong>und</strong> Sieden in Tropfen oder Blasen . . . . . . . . . . 26<br />

2.3.1 Verdampfen <strong>und</strong> Sieden um Nanopartikel . . . . . . . . . . 26<br />

2.4 Wärmeleitung <strong>von</strong> Partikeln<br />

in die Umgebung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 32<br />

2.5 Eigenschaften <strong>von</strong><br />

Nano- <strong>und</strong> Mikroabsorbern . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

2.5.1 Gold-Nanoabsorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 38<br />

2.5.2 Magnetit-Mikroabsorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 49<br />

3 Material <strong>und</strong> Methoden 53<br />

3.1 Lasersysteme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 53<br />

3.1.1 Mikrosek<strong>und</strong>enpuls-Laser . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 54<br />

3.1.2 Nanosek<strong>und</strong>enpuls Nd:YAG Laser . . . . . . . . . . . . . . 62<br />

3.1.3 Pikosek<strong>und</strong>enpuls Nd:Ylf Laser . . . . . . . . . . . . . . . 63<br />

iii


iv<br />

3.2 Bestrahlung der Proben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

3.2.1 Homogenisierung <strong>durch</strong> Fasern . . . . . . . . . . . . . . . . 65<br />

3.2.2 Raumfrequenzfilterung des<br />

Nanosek<strong>und</strong>enpuls Lasers . . . . . . . . . . . . . . . . . . 69<br />

3.2.3 Bestrahlung mit einem TEM00 Laser . . . . . . . . . . . . 70<br />

3.2.4 Bestrahlung der Mikroabsorber-Konjugate . . . . . . . . . 75<br />

3.2.5 Bestrahlung der Goldkonjugate . . . . . . . . . . . . . . . 76<br />

3.3 Zusammenfassung der<br />

Bestrahlungsparameter . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 79<br />

3.4 Aufbau zur Probenherstellung <strong>und</strong><br />

Bestrahlung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

3.4.1 Nanoliterproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 81<br />

3.4.2 Optimierter Aufbau zur Handhabung <strong>von</strong><br />

Nanoliterproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 94<br />

3.4.3 Mikroliter-Probenplatten <strong>und</strong> Druckkammer . . . . . . . . 99<br />

3.5 Herstellung der Enzym-Absorberkonjugate<br />

<strong>und</strong> Ablauf der Experimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

3.5.1 Enzymassays . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 102<br />

3.5.2 Goldkonjugate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 105<br />

3.5.3 Ablauf der Experimente mit Goldkonjugaten . . . . . . . . 110<br />

3.5.4 Mikroabsorber-Konjugate . . . . . . . . . . . . . . . . . . 111<br />

3.5.5 Ablauf der Experimente mit Mikrometerkonjugaten . . . . 113<br />

3.5.6 Parameterübersicht Enzym-Absorber-Konjugate . . . . . . 114<br />

3.6 Mikroskopische Blasendetektion . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 114<br />

3.7 Wasserbadexperimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

3.8 Zellexperimente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 116<br />

4 Ergebnisse 121<br />

4.1 Absorber-Fragmentierung <strong>und</strong><br />

Blasenbildungsschwelle . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121<br />

4.1.1 Mikrometer-Partikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 121<br />

4.1.2 Gold-Nanoabsorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 125<br />

4.2 Sek<strong>und</strong>entemperatursprünge im Wasserbad . . . . . . . . . . . . . 130<br />

4.2.1 Denaturierungsrate <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase . . . . . . 130<br />

4.2.2 Einfluß der Enzym-Konjugatbindung . . . . . . . . . . . . 132<br />

4.3 Photostabilität der Enzyme . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 134


4.4 Bestrahlung der Mikrometerkonjugate . . . . . . . . . . . . . . . . 135<br />

4.4.1 Polystyren-Magnetitabsorber . . . . . . . . . . . . . . . . . 136<br />

4.4.2 Silika-Magnetitabsorber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 138<br />

4.5 Bestrahlung der Gold-Nanometerkonjugate . . . . . . . . . . . . . 143<br />

4.5.1 Nanosek<strong>und</strong>enpuls-Bestrahlung der Goldkonjugate . . . . . 143<br />

4.5.2 Pikosek<strong>und</strong>enpuls-Bestrahlung der Goldkonjugate . . . . . 146<br />

4.5.3 Abstandsabhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> . . . . . . . . . . 149<br />

4.5.4 Diffusion der Konjugate . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 151<br />

4.6 Selektive Schädigung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 152<br />

4.6.1 Selektivität <strong>und</strong> Effizienz der Zellschädigung . . . . . . . . 155<br />

4.6.2 Zellschädigung in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> den Inkubationsbedingungen . . . . . . . . . . . . . . 155<br />

4.6.3 Zelluläre Effekte innerhalb <strong>von</strong> 24h . . . . . . . . . . . . . 157<br />

4.6.4 Einfluß der Inkubationstemperatur . . . . . . . . . . . . . 158<br />

5 Modellierung der Schäden 167<br />

5.1 Partikeltemperaturen <strong>und</strong> -fragmentierung . . . . . . . . . . . . . 167<br />

5.1.1 Temperaturverlauf auf Mikropartikeln . . . . . . . . . . . 169<br />

5.1.2 Temperaturverlauf auf Gold-Nanopartikeln . . . . . . . . . 171<br />

5.2 Berechnung der Proteinschäden . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 174<br />

5.2.1 Berechnung der Schäden an Nanogoldkonjugaten<br />

nach der Arrheniusgleichung . . . . . . . . . . . . . . . . . 177<br />

5.2.2 Berechnung der Schäden an Nanogoldkonjugaten<br />

nach einem Schwellwertprozeß . . . . . . . . . . . . . . . . 183<br />

6 Diskussion 185<br />

6.1 Thermische Mikroeffekte . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 185<br />

6.1.1 Einfluß der Protein-Partikel-Bindungen auf die<br />

thermische Denaturierungskinetik . . . . . . . . . . . . . . 187<br />

6.1.2 Temperaturen an Mikroabsorbern . . . . . . . . . . . . . . 188<br />

6.1.3 <strong>Inaktivierung</strong> nach dem Arrheniusmodell . . . . . . . . . . 190<br />

6.2 <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

<strong>durch</strong> Gold-Nanopartikel . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 196<br />

6.2.1 Fragmentierung <strong>und</strong> Blasenbildung . . . . . . . . . . . . . 196<br />

6.2.2 Photochemie . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 201<br />

6.3 Selektive Schädigung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 204<br />

v


vi<br />

6.3.1 Schadensreichweite der Goldkonjugate . . . . . . . . . . . 205<br />

6.3.2 Mechanismen der Zellschäden . . . . . . . . . . . . . . . . 206<br />

7 Ausblick 209<br />

7.1 Thermische Proteindenaturierung . . . . . . . . . . . . . . . . . . 209<br />

7.2 Biologisch beschichtete Absorber<br />

als Mikroreaktoren . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 210<br />

7.3 Selektive Proteininaktivierung<br />

oder Zellabtötung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 212<br />

7.4 Handhabung <strong>von</strong> Nanoliterproben . . . . . . . . . . . . . . . . . . 214<br />

8 Zusammenfassung 217


Kapitel 1<br />

Einleitung<br />

Laser ermöglichen Materialbearbeitung mit höchster Präzision. Dies ist ein Anreiz,<br />

auch in der Medizin feinste Strukturen mit einer räumlichen Präzision <strong>von</strong><br />

zellulären bzw. subzellulären Ausmaßen zu manipulieren <strong>und</strong> damit in den Bereich<br />

der Zellchirurgie vorzustoßen.<br />

Hierfür bestehen zwei Ansätze: Erstens können mit fokussierten Lasern Strukturen<br />

in <strong>Zellen</strong> geschädigt werden. Zweitens können Schäden an Strukturen induziert<br />

werden, wenn diese eine deutlich höhere Absorption aufweisen als ihre<br />

Umgebung.<br />

Im ersten Fall der Manipulation <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> <strong>durch</strong> fokussierte Bestrahlung wird<br />

die Präzision <strong>durch</strong> die beugungsbegrenzte Fokusgröße <strong>von</strong> sichtbarem Licht begrenzt,<br />

die bei ca. 500 nm liegt. Dies entspricht ca. 5% der lateralen Ausdehnung<br />

einer Zelle, so dass man im günstigsten Fall damit rechnen kann, ganze<br />

Zellorganellen zu schädigen. Durch nichtlineare Absorptionsprozesse wie 2-<br />

Photonenabsorption oder Plasmabildung kann eine laserinduzierte Veränderung<br />

auch etwas unterhalb der beugungsbegrenzten Fokusgröße liegen [93, 94, 100,<br />

175, 176, 193]. Ein Problem dieses Ansatzes stellt das notwendige Zielen dar, da<br />

eine so feine Zielstruktur nur aufwendig immobilisiert werden kann. Medizinische<br />

Anwendungen mit einem zu behandelnden Areal <strong>von</strong> nur einigen Quadratzentimetern<br />

Größe an einer Vielzahl <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> sind deshalb kaum vorstellbar. Selbst<br />

zur Behandlung <strong>von</strong> aus dem Körper gewonnenen <strong>Zellen</strong> ist eine Zieleinrichtung,<br />

die alle <strong>Zellen</strong> verändert, technisch so aufwendig <strong>und</strong> die Behandlung so langwierig,<br />

dass Zellchirurgie <strong>durch</strong> fokussierte Laserstrahlung nur in der zellbiologischen<br />

Forschung denkbar ist. Im zweiten Ansatz wird die Selektivität <strong>durch</strong> eine<br />

1


2 Einleitung<br />

lichtabsorbierende Struktur, die sich selektiv am Zielort anreichert bzw. schon<br />

vorhanden ist, erreicht. Sind solche Stoffe in den <strong>Zellen</strong> oder im Gewebe vorhanden,<br />

so können diese mit einem Laser bestrahlt werden, der nur <strong>von</strong> den Stoffen<br />

absorbiert wird <strong>und</strong> lokal zu einem Effekt führt.<br />

Beispiele sind die photodynamische Therapie (PDT), Chromophore Assisted Laser<br />

Inactivation (CALI) <strong>und</strong> die selektive Thermolyse. PDT <strong>und</strong> CALI basieren<br />

auf photochemisch aktiven Stoffen, die als künstliche lichtabsorbierende Strukturen<br />

in die Zielregion gebracht werden. PDT wird als medizinisch-therapeutische<br />

Anwendung z. B. für die Behandlung <strong>von</strong> Tumoren [75, 82] eingesetzt oder für die<br />

Behandlung der altersbedingten Makuladegeneration klinisch getestet [23, 166].<br />

Bei CALI werden photochemisch wirksame Farbstoffe über Antikörper an ihr Antigen<br />

gebracht, um dieses <strong>durch</strong> eine photochemische Reaktion zu inaktivieren.<br />

Verschiedene photochemisch wirksame Substanzen wurden getestet, die häufig<br />

über eine sauerstoffabhängige photochemische Reaktion wirken. Die räumliche<br />

Präzision wird <strong>durch</strong> die Diffusion der photochemischen Reaktionsprodukte bestimmt<br />

<strong>und</strong> ist stark <strong>von</strong> der Mikroumgebung der Reaktionsorte abhängig.<br />

Die selektive Thermolyse [6, 7] basiert auf einer thermisch induzierten Zerstörung<br />

der Zielstruktur. Natürlich vorkommende lichtabsorbierende Strukturen wie z. B.<br />

Melaningranula [160] oder Hämoglobin in Gefäßen [104] wurden genutzt, um diese<br />

zu erhitzen <strong>und</strong> so deren Umgebung thermisch zu schädigen. Der thermische<br />

Schaden wird hier auf die mikrometer- bis millimetergroßen Strukturen begrenzt,<br />

indem die Bestrahlungsdauer an die Wärmeleitungsdauer in dem erhitzten Areal<br />

angepaßt wird. Die Bestrahlung muss für eine hohe Präzision demnach dann<br />

abgebrochen werden, wenn die direkte Umgebung der Absorber erhitzt wurde.<br />

Die tolerable Bestrahlungsdauer kann <strong>durch</strong> die thermische Relaxationszeit τ<br />

des zu erhitzenden Volumens abgeschätzt werden, wobei κ die Diffusivität des<br />

Mediums <strong>und</strong> d der Durchmesser des Absorbers ist [85].<br />

Heizdauer ≤ τ ≈ d2<br />

(1.1)<br />

27κ<br />

Die thermische Relaxationszeit der Absorber begrenzt somit die Zeit, innerhalb<br />

derer der thermische Schaden stattgef<strong>und</strong>en haben muss. Für Gefäße mit einigen<br />

10 µm Durchmesser liegt die Bestrahlungsdauer bei Millisek<strong>und</strong>en. Bei mikrometergroßen<br />

Strukturen im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich. Will man eine höhere räumliche<br />

Auflösung erreichen, so muss sowohl die absorbierende Struktur verkleinert als<br />

auch die Heizdauer verkürzt werden. Dieser Zusammenhang <strong>von</strong> Absorbergröße


Einleitung 3<br />

<strong>und</strong> Bestrahlungszeit ist in Abbildung 1.1 dargestellt, der die thermischen Eigenschaften<br />

<strong>von</strong> Wasser zugr<strong>und</strong>eliegen. Wählt man sehr kurze Heizdauern, so<br />

können <strong>durch</strong> thermoelastische Expansion erzeugte Unterdrücke zu einer Kavitationsblasenbildung<br />

führen. Diese akustischen Phänomene werden im akustischen<br />

Einschluß relevant, wenn ein Volumen schneller aufgeheizt wird als die <strong>durch</strong> die<br />

Wärmeausdehnung induzierte Druckwelle braucht, um das geheizte Volumen zu<br />

verlassen. Die Zeiten für den akustischen Einschluß in Wasser, die beim Erhitzen<br />

eines Volumens zur Vermeidung <strong>von</strong> Kavitation nicht unterschritten werden<br />

sollten, sind ebenfalls in Abbildung 1.1 dargestellt.<br />

Abbildung 1.1: Zusammenhang zwischen Absorbergröße <strong>und</strong> Bestrahlungszeit, in<br />

der eine selektive Thermolyse ohne thermoelastisch induzierte Kavitation möglich erscheint;<br />

Dargestellt ist der Bereich des thermischen Einschlusses nach Gleichung 1.1<br />

<strong>und</strong> des akustischen Einschlusses nach (τakust ≤ d ). Bestrahlt man mit Pulsdau-<br />

vSchall<br />

ern länger als der thermische Einschluß, so kommt es aufgr<strong>und</strong> der Wärmeleitung zu<br />

einem räumlich wachsenden Schaden. Bestrahlt man mit zu kurzen Dauern, so gelangt<br />

man in den Bereich des akustischen Einschlusses, in dem mechanische Schäden<br />

<strong>durch</strong> Druckwellen <strong>und</strong> Kavitationsblasen zu erwarten sind. Auf der zweiten Ordinate<br />

sind Lasertypen aufgetragen, mit denen Heizdauern gut erzeugt werden können, die zu<br />

den jeweiligen thermischen Relaxationszeiten passen.(Er: Erbium; Nd: Neodym; YAG:<br />

Yttrium Aluminium Granat; Ylf: Yttrium Lithium Fluorid).<br />

Proteindenaturierung spielt als Schadensmechanismus bei thermisch induziertem<br />

Zelltot eine zentrale Rolle [18, 109, 128, 161]. Gleichzeitig sind Proteine ein<br />

wichtiger Ansatzpunkt zum Verständnis <strong>von</strong> Zellfunktionen. Für eine Induktion<br />

<strong>von</strong> zellulären oder auch subzellulären Effekten stellt sich deswegen die Frage,


4 Einleitung<br />

in welchen Zeiten <strong>und</strong> bei welchen Temperaturen eine thermische Denaturierung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> innerhalb des thermischen Einschlusses möglich ist [84].<br />

Die Beschreibung der Denaturierungskinetik <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong>, <strong>Zellen</strong> <strong>und</strong> Gewebe<br />

nach einem einfachen Ratenprozeß <strong>und</strong> damit nach der Arrheniusgleichung hat<br />

sich bis 100◦Cbewährt. Danach steigen die Schädigungsraten exponentiell mit<br />

der reziproken Temperatur.<br />

Um einen präzisen Effekt zu induzieren, darf die thermische Relaxationszeit des<br />

zu schädigenden Areals <strong>von</strong> der Laserpulsdauer nicht wesentlich überschritten<br />

werden. D. h. für präzise Schäden nimmt die Zeit, in der der Effekt induziert<br />

werden muss, ab. Um die kurze Zeit zu kompensieren, muss eine höhere Temperatur<br />

an der Partikeloberfläche induziert werden, so dass die biochemischen<br />

Reaktionen in dem geheizten Areal schneller ablaufen.<br />

In Abbildung 1.2 sind extrapolierte thermischen Schädigungsdauern <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

<strong>und</strong> Gewebe [145] in einer Arrheniusdarstellung aufgetragen. Zusätzlich ist<br />

die thermische Relaxationszeit nach Gleichung 1.1 <strong>von</strong> möglichen Zielvolumen auf<br />

der 2. Ordinate aufgetragen, die die Zeit, in der die Reaktion stattfinden muss,<br />

begrenzt. Man kann demnach aus dieser Auftragung ablesen, in welchem Zeit<strong>und</strong><br />

Temperaturbereich eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> nach den extrapolierten<br />

Daten erwartet werden kann.


Einleitung 5<br />

Schädigungszeit [s]<br />

10 -10<br />

10 -9<br />

10 -8<br />

10 -7<br />

10 -6<br />

10 -5<br />

10 -4<br />

10 -3<br />

10 -2<br />

10 -1<br />

10 1<br />

10 2<br />

10 0<br />

10 -11<br />

10 -12<br />

Temperatur [°C]<br />

180 160 140 120 100 80 60 40 20<br />

0.0022 0.0024 0.0026 0.0028 0.003 0.0032 0.0034<br />

1/Temperatur [1/K]<br />

1<br />

3<br />

4<br />

2<br />

5<br />

1 Retina<br />

2 Haut<br />

3 Hühnereiweiß<br />

4 Chymotrypsin<br />

5 Photobakterien<br />

-2<br />

10<br />

-3<br />

10<br />

-4<br />

10<br />

-5<br />

10<br />

10 -6<br />

10 -7<br />

10 -8<br />

Abbildung 1.2: Arrheniusdarstellung der extrapolierten Denaturierungskinetik verschiedener<br />

Proteine in Zusammenhang mit der Absorbergröße, an der eine Denaturierung<br />

innerhalb der thermischen Relaxationszeit zu erwarten ist. Der Bereich, in dem<br />

eine thermische Denaturierung zu erwarten ist, ist hinterlegt. Der Bereich, in dem die<br />

Denaturierung gemessen wurde, ist in den einzelnen Graphen fett gezeichnet. Nach dieser<br />

Darstellung existiert ein Parameterbereich hoher Temperaturen <strong>und</strong> kurzer Zeiten,<br />

in dem eine thermische Denaturierung innerhalb <strong>von</strong> Nanosek<strong>und</strong>en bei Temperaturen<br />

unter 200◦C ohne Blasenbildung möglich ist. (Daten aus: Retina (1) [19], Haut (2)<br />

[77], Hünereiweiß (3) [202], Chymotrypsin (4) [149], Photobakterien (5) [89]).<br />

Nach dieser Extrapolation sollte es möglich sein, innerhalb <strong>von</strong> Mikrosek<strong>und</strong>en<br />

einige Proteine thermisch bei ca. 100◦Czuschädigen. Dies sollte eine Schadensreichweite<br />

im Mikrometerbereich ermöglichen. Innerhalb <strong>von</strong> Nano- bis Pikosek<strong>und</strong>en<br />

kann eine thermische <strong>Inaktivierung</strong> erwartet werden, sobald Temperaturen<br />

im Bereich <strong>von</strong> 150 bis 200◦C induziert werden. Nach der Wärmeleitung liegt<br />

die Größe des erhitzen Volumens dann bereits im Bereich <strong>von</strong> 100 nm.<br />

Temperaturen im Bereich <strong>von</strong> 150 bis 200 ◦Ckönnen in der Umgebung <strong>von</strong> Partikeln<br />

ohne Kavitation oder Sieden des Wassers induziert werden, da die Oberflächenspannung<br />

<strong>von</strong> Wasser eine Blasenbildung in diesem Temperaturbereich bei<br />

Heizdauern bis zu Mikrosek<strong>und</strong>en verhindert. Überhitzungen bis zum spinodalen<br />

Durchmesser der Struktur [m]


6 Einleitung<br />

Punkt bei ca. 300 ◦ C sind bei Nanopartikeln denkbar.<br />

Da thermisch induzierte Effekte eine Additivität besitzen, können die notwendigen<br />

Temperaturen <strong>durch</strong> mehrfache Bestrahlung gesenkt werden. Hier<strong>durch</strong><br />

kann eine längere effektive Heizzeit bei gleichzeitiger Lokalisierung der Temperatur<br />

erreicht werden. Dieser Ansatz der selektiven Thermolyse der Umgebung<br />

<strong>von</strong> Melaningranula mit Mehrfachpulsen ist für eine selektive Schädigung des retinalen<br />

Pigmentepithels (RPE) <strong>von</strong> Birngruber vorgeschlagen worden [20]. In<br />

Analogie dazu ist es denkbar, mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen an der Oberfläche <strong>von</strong> nanometergroßen<br />

Absorbern einen Proteinschaden mit einer Ausdehnung <strong>von</strong> nur<br />

10 nm bei einer Temperatur <strong>von</strong> ca. 180◦C zu induzieren. Ein neuer vielversprechender<br />

Ansatz zur <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> zellulären- bis hin zu subzellulären<br />

Strukturen ist demnach, Absorber, die als stark lokalisierte Hitzequellen wirken,<br />

für eine <strong>Inaktivierung</strong> der Proteine oder <strong>Zellen</strong> zu nutzen.<br />

Für eine praktische Anwendung müssen die Absorber zwei Voraussetzugen erfüllen:<br />

Die Absorber müssen stark absorbierend <strong>und</strong> photostabil sein, so dass Temperaturen<br />

bis 300◦C induziert werden können, ohne Schäden <strong>durch</strong> die Restabsorption<br />

des Gewebes bzw. der <strong>Zellen</strong> zu erzeugen. Außerdem müssen die Absorber derart<br />

beschichtet werden können, dass sie selektiv an ein Zielantigen binden können.<br />

Die Voraussetzungen werden <strong>von</strong> einer zunehmenden Anzahl <strong>von</strong> anorganischen<br />

Partikeln erfüllt. Metall-, Halbleiter- <strong>und</strong> Magnetitpartikeln besitzen eine hohe<br />

Absorption <strong>und</strong> können mit Antikörpern oder Antikörperfragmenten beschichtet<br />

werden, so dass eine selektive Anreicherung solcher Partikel an Zielstrukturen gut<br />

vorstellbar ist.<br />

Ziel der vorliegenden Arbeit war es, Partikel mit Durchmessern im Mikrometer<strong>und</strong><br />

Nanometerbereich daraufhin zu untersuchen, inwieweit man mit ihrer Hilfe<br />

Proteine laserinduziert inaktivieren kann, <strong>und</strong> welche Partikel- <strong>und</strong> Laserparameterbereiche<br />

für eine Nutzung der Partikel zur Modifikation <strong>von</strong> zellulären oder<br />

subzellulären Strukturen sinnvoll sind. Als erste Fragestellungen wurde formuliert:<br />

• Ist eine thermische <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> innerhalb <strong>von</strong> Mikrosek<strong>und</strong>en<br />

möglich ?<br />

• Folgt die <strong>Inaktivierung</strong>skinetik der Arrheniuskinetik, die für Schäden bei<br />

längerenZeiteninAbhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur beobachtet wurde ?


Einleitung 7<br />

Der experimentelle Ansatz zur Bearbeitung der Fragestellungen bestand darin,<br />

proteinbeschichtete Absorber mit jeweils zur Absorbergröße passenden Pulsdauern<br />

zu erhitzen <strong>und</strong> anschließend die Proteinfunktion zu messen (Abbildung 1.3).<br />

Durch die Bestrahlung der Absorber werden an den Absorberoberflächen Temperatursprünge<br />

im Mikrosek<strong>und</strong>en- bis in den Pikosek<strong>und</strong>enbereich induziert.<br />

Als Modellsystem zur Untersuchung <strong>von</strong> Proteininaktivierung wurden mit Enzymen<br />

beschichtete Absorber genutzt (Abbildung 1.3).<br />

Protein (aP)<br />

4MUP<br />

denaturiertes Protein<br />

Fluoreszenz<br />

4MU<br />

E<br />

[mJ]<br />

1 2 3 4<br />

Laserpuls<br />

4MUP: Enzymsubstrat<br />

t [µs]<br />

Mikro- Nanoabsorber<br />

Abbildung 1.3: Modellsystem zur Untersuchung laserinduzierter Mikroeffekte. Dargestellt<br />

ist ein Absorber mit Enzymbeschichtung, der während des Laserpulses die Proteinschicht<br />

heizt. Die Enzymaktivität, die nach dem Erhitzen dauerhaft erhalten bleibt,<br />

kann mit Enzymsubstraten quantitativ gemessen werden. Dargestellt ist stellvertretend<br />

alkalische Phosphatase (aP) mit dem Fluoreszenzsubstrat 4-Methyl-Umbelliferyl-<br />

Phosphat 4MUP.<br />

Der endgültige Verlust der Enzymaktivität der Enzym-Absorber-Konjugate wurde<br />

als Maß für die Proteindenaturierung benutzt. Aus der Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> der Bestrahlung, der Pulslänge <strong>und</strong> der Pulszahl sollte geschlossen<br />

werden, ob die Proteindenaturierung dem Arrheniusgesetz auch bei kurzen Heizraten<br />

folgt.<br />

Noch während der Bearbeitung der ersten Fragestellung zeigte sich, dass eine<br />

<strong>Inaktivierung</strong> im Temperaturbereich der erwarteten Schäden nach der Arrheni-<br />

4MUP<br />

X


8 Einleitung<br />

usgleichung nur in Zusammenhang mit Aggregationseffekten beobachtet werden<br />

konnte <strong>und</strong> damit stark <strong>von</strong> der Umgebung <strong>und</strong> dem betrachteten System abhing.<br />

Deshalb orientierten sich weitere Experimente an der zweiten Fragestellung:<br />

• Können <strong>durch</strong> die hohen, kurz anhaltenden Temperaturen, die sich in der<br />

Umgebung vor allem <strong>von</strong> Gold-Nanopartikeln erzeugen lassen, selektiv Proteine<br />

inaktiviert <strong>und</strong> <strong>Zellen</strong> geschädigt werden?<br />

Für die experimentellen Untersuchungen wurden Laser mit Pulslängen <strong>von</strong> 35<br />

Pikosek<strong>und</strong>en bis 15 Mikrosek<strong>und</strong>en eingesetzt, die zum Teil für die Arbeit aufgebaut<br />

bzw. modifiziert wurden.<br />

Um die Konjugate auch bei hohen Bestrahlungsstärken untersuchen zu können,<br />

wurde ein Aufbau zur Erstellung, Bestrahlung <strong>und</strong> Auswertung <strong>von</strong> Proben mit<br />

Nanolitervolumina entwickelt.


Kapitel 2<br />

Theorie<br />

2.1 Struktur <strong>und</strong> Stabilität <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

Die für das Verständnis <strong>von</strong> biochemischen Reaktionen, die eine Denaturierung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> zur Folge haben, wichtigen Strukturen <strong>und</strong> die Größenordnungen<br />

der beteiligten physikalischen Parameter Ort, Zeit <strong>und</strong> Energie werden im Folgenden<br />

kurz beleuchtet.<br />

Zeit-, Größen- <strong>und</strong> Energieskalen<br />

Wichtig ist, eine Vorstellung <strong>von</strong> den Größenordnungen der für Proteine relevanten<br />

Strukturen zu bekommen (Abbildung 2.1).<br />

C-C Bindung Hämoglobin<br />

Lichtmikroskopische<br />

Auflösung<br />

Bakterium Erythrocyt<br />

Glucose<br />

Ribosom<br />

0,1 nm<br />

3<br />

1 nm 10 nm 100 nm 10 nm<br />

4<br />

10 nm<br />

Abbildung 2.1:<br />

[183](verändert).<br />

Größe verschiedener biologischer Strukturen. Abbildung nach<br />

Proteine sind ca. 2 bis 3 Größenordnungen größer als C-C Bindungen. Die maximale<br />

Ausdehnung der meisten Proteine umspannt einen Bereich <strong>von</strong> 5 bis 50 nm.<br />

9


10 Theorie<br />

Dabei existiert eine Vielzahl an Proteinformen. Proteine, die nicht ortsfest in der<br />

Zelle sind, besitzen meist eine globuläre Struktur. Einige Strukturproteine wie<br />

z.B. Kollagen sind langgestreckt <strong>und</strong> haben ein Längen-zu-Durchmesserverhältnis<br />

<strong>von</strong> 1/10. Proteine sind somit ein bis zwei Größenordnungen kleiner als Zellorganellen<br />

oder die lichtmikroskopische Auflösung.<br />

Um eine Vorstellung <strong>von</strong> den Geschwindigkeiten möglicher Reaktionen, die bei<br />

der Denaturierung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> eine Rolle spielen, zu bekommen, ist in Abbildung<br />

2.2 eine Skala <strong>von</strong> verschiedenen für die Arbeit wichtigen Reaktionsdauern<br />

bei physiologischen Temperaturen aufgetragen [183, 147].<br />

Thermalisierung <strong>von</strong><br />

-<br />

e Zuständen<br />

in Nanogold<br />

-15<br />

10 s<br />

(fs)<br />

therm. Relaxation<br />

<strong>von</strong> Nanogold<br />

Photochemie<br />

in<br />

Rhodopsin<br />

-12<br />

10 s<br />

(ps)<br />

Bewegung <strong>von</strong><br />

"Scharnierbezirken"<br />

in <strong>Proteinen</strong><br />

-9<br />

10 s<br />

(ns)<br />

Entspiralisierung<br />

der DNA- Helix<br />

-6<br />

10 s<br />

(µs)<br />

enzymatische<br />

Reaktionen<br />

-3<br />

10 s<br />

(ms)<br />

1s<br />

Proteinsynthese<br />

Abbildung 2.2: Dauer <strong>von</strong> verschiedenen Reaktionen unter physiologischen Temperaturbedingungen.<br />

Abbildung nach [183](verändert).<br />

Zu den schnellsten Reaktionen, die gemessen wurden, gehört die photochemische<br />

Strukturänderung der lichtabsorbierenden Gruppe Retinal <strong>von</strong> Rhodopsin in der<br />

Retina mit 0.5 ps [78]. Die Bewegung <strong>von</strong> Scharnierbezirken in <strong>Proteinen</strong> findet<br />

im Nanosek<strong>und</strong>enbereich statt [132]. Die enzymatische Entspiralisierung der<br />

DNA im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich ist eine der schnellsten enzymatisch ablaufenden<br />

Reaktionen. Die Dauer anderer enzymatisch katalysierter Reaktionen erstreckt<br />

sich bis in den Millisek<strong>und</strong>enbereich.<br />

Die Energien, die bei biologischen Reaktionen involviert sind, spannen sich über<br />

mehrere Größenordnungen [183]. Mit am stabilsten sind die kovalenten C-C Bindungen.<br />

Eine Energie <strong>von</strong> 384 kJ/mol wird benötigt, um Kohlenstoffbrücken<br />

direkt zu trennen. Die meisten anderen Reaktionen benötigen weniger Energie,<br />

um ablaufen zu können. Mit einer Energie <strong>von</strong> 239 kJ/mol können Photonen


Theorie 11<br />

im grünen Spektralbereich biochemische Reaktionen initieren, sofern die beteiligten<br />

Moleküle dort absorbieren. Die Energie <strong>von</strong> nichtkovalenten Bindungen <strong>und</strong><br />

Schwingungsfreiheitsgraden liegt im Bereich <strong>von</strong> wenigen kJ/mol. Damit reicht<br />

die thermische Energie bei 25◦C aus, sie entstehen zu lassen <strong>und</strong> zu brechen.<br />

In der Biochemie sind die reversiblen Wechselwirkungen mit geringer Bindungsenergie<br />

pro Bindung: elektrostatische Bindungen, Wasserstoffbrückenbindung<br />

<strong>und</strong> Van der Waals Bindungen wichtig. Sie liefern die entscheidenden Beiträge<br />

zur Proteinfaltung, Koppelung <strong>von</strong> Substraten an Enzyme <strong>und</strong> der DNA Replikation<br />

[37].<br />

Sie werden dabei <strong>durch</strong> das die Biomoleküle umgebende Wasser beeinflußt. Wassermoleküle<br />

als polare Moleküle haben eine große Affinität zueinander <strong>und</strong> bilden<br />

eine teilweise geordnete Struktur. In der Nähe geladener Strukturen <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

<strong>und</strong> anderen Makromolekülen liegt das Wasser als geordnete Struktur um<br />

die Proteine mit einem Radius <strong>von</strong> ca. 100 nm vor [136]. Wasser schwächt die<br />

elektrostatische Wechselwirkung <strong>von</strong> polaren Molekülen oder Molekülteilen <strong>und</strong><br />

beeinflußt wesentlich die Wasserstoffbrückenbindungen. Wasser hat auch einen<br />

Einfluß auf unpolare Moleküle. Um die Wechselwirkungsenergie bei der Assoziation<br />

der Wassermoleküle untereinander zu maximieren, wird der Kontakt zu<br />

unpolaren Molekülen minimiert, so dass diese sich zu größeren Aggregaten zusammenschließen.<br />

Dieser Prozeß wird als hydrophobe Wechselwirkung bezeichnet.<br />

Der Gr<strong>und</strong> für die Aggregation ist primär die starke Wechselwirkung <strong>von</strong><br />

Wassermolekülen untereinander <strong>und</strong> nicht eine Wechselwirkung <strong>von</strong> unpolaren<br />

Gruppen untereinander [37, 89, 183].<br />

2.1.1 Struktur der Proteine<br />

Der Aufbau <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> läßt sich in verschiedene Strukturebenen gliedern. Die<br />

unterste Strukturebene sind die 20 Aminosäuren, die bei neutralem pH als dipolare<br />

Ionen vorliegen. In einem Protein schließen sich die Aminosäuren über Peptidbindungen<br />

zu Aminosäureketten zusammen. Die Peptidbindung ist in der Rotation<br />

<strong>durch</strong> die Seitengruppen eingeschränkt, so dass sich die Polypeptidketten<br />

nicht beliebig falten können. Die Wechselwirkungen, die die räumliche Struktur<br />

der Proteine bestimmen, sind nach Stärke sortiert: die Schwefelbrückenbindungen<br />

zwischen den schwefelhaltigen Aminosäuren Cystein <strong>und</strong> Methionin, Wasserstoffbrückenbindungen<br />

<strong>und</strong> hydrophobe Wechselwirkungen. Die Polypeptidketten


12 Theorie<br />

können zwei periodische Strukturen bilden, die als Sek<strong>und</strong>ärstruktur bezeichnet<br />

werden: Die plane β-Faltblattstruktur <strong>und</strong> die α-Helices. Der Anteil dieser<br />

Strukturen in <strong>Proteinen</strong>, die in den verschiedenen Konformationen vorliegen,<br />

ist sehr unterschiedlich. In den meisten globulären <strong>Proteinen</strong> liegt die Länge<br />

der α-Helices bei ca. 4 nm <strong>und</strong> die Strukturen wechseln sich innerhalb des Proteins<br />

ab. Der Übergang zwischen Helices <strong>und</strong> Faltblattstrukturen wird <strong>durch</strong><br />

β-Haarnadelschleifen ermöglicht. Diese führen nahezu zu einer Umkehrung der<br />

Raumrichtung der Polypeptidkette. Ständige Richtungsänderungen in der Polypeptidkette<br />

bewirken die globulären Strukturen vieler Proteine. Die Anordnung<br />

der Helices bzw. Faltblattstrukturen wird als Tertiärstruktur bezeichnet.<br />

Entscheidend für die Funktion der Proteine sind Konformationsänderungen, die<br />

teilweise zwischen entfernten Orten innerhalb <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> übertragen werden<br />

[183]. Konformationsänderungen, die eine gewissen Labilität voraussetzten, sind<br />

zum Beispiel für die Bindung eines Substrats an das aktive Zentrum eines Enzyms<br />

nach dem Schlüssel- Schloss Prinzip unerläßlich, das bei völlig starren Molekülen<br />

schon geometrisch gesehen meist nicht möglich wäre.<br />

Die Polypeptidketten der Proteine falten sich selbständig. Dies erfolgt in den meisten<br />

Fällen reversibel. Während der Faltung kommt es zu einer Assoziation <strong>von</strong><br />

Polypeptidsegmenten, die vorübergehend eine α-Helix oder β-Faltblattstruktur<br />

annehmen. Die starke Tendenz hydrophober Reste, dem Wasser auszuweichen,<br />

treibt die Faltung voran. Die genannten schwachen, nichtkovalenten Wechselwirkungen<br />

stabilisieren die gefalteten Strukturen [37, 76, 95, 183]. Es gibt verschiedene<br />

Ansätze zur Bestimmung der möglichen Freiheitsgrade, die für eine<br />

theoretische Betrachtung zur Faltung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> vorgeschlagen wurden. Der<br />

Ansatz, dass sich die unterschiedlichen Aminosäuren sequentiell ausrichten <strong>und</strong><br />

es zu einer zeitlich geordneten Faltung kommt, kann ausgeschlossen werden, wenn<br />

man die Freiheitsgrade einer Peptidkette betrachtet. Bei drei möglichen Rotationsfreiheitsgraden<br />

in der Polypeptidkette <strong>und</strong> einer Rotationsgeschwindigkeit<br />

<strong>von</strong> 1/ps würde es bereits mehr als 1075 Jahre dauern, um eine Faltung <strong>von</strong> 100<br />

Aminosäuren zu erhalten [41].<br />

Für einfache Proteine aus einer Polypeptidkette wurde experimentell wie theoretisch<br />

bestätigt, dass die Proteine unabhängig vom Faltungsweg das Energieminimum<br />

als nativen Zustand annehmen (thermodynamische Hypothese) [43, 96, 66].<br />

Es existieren jedoch ebenso Proteine, die im nativen Zustand nicht im Zustand<br />

der minimalen freien Enthalpie gefaltet sind, so dass es zu einer Weiterfaltung in


Theorie 13<br />

den Zustand minimaler Energie, der biologisch inaktiv ist, kommen kann. Beispiele<br />

hierfür sind der Plasminogen-Aktivator-Inhibitor (PAI-1), dessen aktive<br />

d.h. native Form metastabil ist <strong>und</strong> innerhalb <strong>von</strong> 6 St<strong>und</strong>en in eine stabile inaktive<br />

Form übergeht [14]. Weitere Beispiele aus der Gruppe der Serpine lassen sich<br />

anführen, die dafür verantwortlich gemacht werden können, dass es zu Proteinfehlfaltungen<br />

kommt, die für die Alzheimer- , Creutzfeldt-Jakob Krankheit oder<br />

BSE verantwortlich sind [188]. Die schnelle <strong>und</strong> in der Regel fehlerfreie Faltung<br />

der Peptidketten ist eins der erstaunlichsten Phänomene der Biochemie.<br />

2.1.2 Stabilität <strong>und</strong> thermische Denaturierung <strong>von</strong><br />

<strong>Proteinen</strong><br />

Proteine sind gegenüber Störeinflüssen wie Wechsel in der Ionenstärke, dem pH<br />

oder der Temperatur empfindlich. Eine Erhöhung der Temperatur führt in der<br />

Regel zu einem Verlust der räumlichen Proteinstruktur. Schon sehr früh wurden<br />

Versuche unternommen [89], beobachtete Reaktionskonstanten kD mit der<br />

sogenannten Arrheniusgleichung über zwei empirische Konstanten(A0, Ea) zubeschreiben,<br />

wobei R die allgemeine Gaskonstante <strong>und</strong> T die Temperatur ist.<br />

Ea<br />

−<br />

kD = A0e RT (2.1)<br />

Ebenso wurde <strong>von</strong> Anfang an der Versuch unternommen Größenzubestimmen,<br />

die die Vielzahl möglicher Reaktionsvorgänge in <strong>Proteinen</strong> global über thermodynamische<br />

Größen charakterisieren. Zur Berechnung der thermodynamischen<br />

Größen über die statistische Mechanik muss über die Bewegungsfreiheitsgrade<br />

der Moleküle eine Zustandssumme für ein Protein bestimmt werden. Das einfachst<br />

mögliche Modell für die thermisch induzierte <strong>Proteinen</strong>tfaltung ist ein<br />

Zwei-Zustands-Modell [89, 125]. Darin findet eine Reaktion <strong>von</strong> einem nativen<br />

Proteinzustand (N) über eine Energiebarriere (G # ) in einen denaturierten Zustand<br />

(D) statt. Die Gleichgewichtsverteilung der Anzahl der Moleküle in den<br />

jeweiligen Zuständen richtet sich nach der Differenz der potentiellen Energie in<br />

den Zuständen. Die potentielle Energie in Abhängigkeit einer abstrakten Reaktionskoordinate,<br />

die vom nativen zum entfalteten Zustand führt, ist schematisch<br />

in Abbildung 2.3 dargestellt.


14 Theorie<br />

G<br />

TT stab<br />

N<br />

�G #<br />

D<br />

Konformationen<br />

Abbildung 2.3: Schematische Darstellung der temperaturabhängigen potentiellen<br />

Energie, die die Gleichgewichtsverteilung <strong>von</strong> nativem Zustand (N), einem Zwischenzustand<br />

<strong>und</strong> einem denaturierten Zustand (D) beschreibt; a) für Temperaturen unterhalb<br />

der Stabilitätsgrenze Tstab, b)für Temperaturen oberhalb dieser Temperatur.<br />

Die Höhe der Energiebarriere ∆G # bestimmt die Geschwindigkeit, mit der sich<br />

dieses Verhältnis einstellt. Bei einer Erhöhung der Temperatur verschieben sich<br />

die Energieniveaus, so dass der denaturierte Zustand stärker bevölkert wird. Unter<br />

den Rahmenbedingungen eines konstanten Drucks <strong>und</strong> einer konstanten Temperatur<br />

bestimmen die Unterschiede in der freien Enthalpie ∆G das Verhältnis<br />

der Konzentration <strong>von</strong> nativem zu denaturiertem Protein.<br />

Vernachlässigt man die Rückreaktion <strong>von</strong> dem denaturierten Zustand in den Zwischenzustand,<br />

was bei der Hydrolyse, der Aggregation der entfalteten Proteine<br />

oder einer großen Differenz in der freien Enthalpie gerechtfertigt ist [109], so<br />

erhält man das Drei-Zustands-Modell<br />

N<br />

kZ(T )<br />

⇀↽<br />

kN (T )<br />

Z<br />

kD(T )<br />

⇀ D. (2.2)<br />

Die Ratenkonstante kD läßt sich mit Hilfe des genannten Zwischenzustands [64,<br />

89, 157] unter der Annahme herleiten, dass zwischen dem nativen Zustand <strong>und</strong><br />

dem Zwischenzustand ein Gleichgewicht besteht. Die Denaturierungsrate kann<br />

dann mit<br />

kD = kbT [Z]<br />

(2.3)<br />

h [N]<br />

als Funktion der Temperatur <strong>und</strong> der Konzentration <strong>von</strong> N <strong>und</strong> Z ausgedrückt<br />

werden [64]. Hierin bezeichnet kb die Boltzmannkonstante <strong>und</strong> h das Planck’sche


Theorie 15<br />

Wirkungsquantum. Setzt man für den Konzentrationsquotienten in Gleichung 2.3<br />

eine der freien Aktivierungsenthalpie ∆G entsprechende Boltzmannverteilung an,<br />

so folgt<br />

kD = kbT<br />

h exp<br />

�<br />

− ∆G<br />

�<br />

. (2.4)<br />

RT<br />

Drückt man mit ∆G =∆H−T∆S die freie Enthalpie als Funktion <strong>von</strong> Enthalpie<br />

<strong>und</strong> Entropie aus, so kann Gleichung 2.4 auch als<br />

kD = kbT<br />

h exp<br />

� � �<br />

∆S<br />

exp −<br />

R<br />

∆H<br />

�<br />

(2.5)<br />

RT<br />

geschrieben werden. Experimentell ist die im ersten Term <strong>von</strong> Gleichung 2.5 auftretende<br />

lineare Abhängigkeit der Reaktionsrate <strong>von</strong> der Temperatur gegenüber<br />

dem Exponentialterm vernachlässigbar, so dass der erste <strong>und</strong> zweite Faktor zu<br />

einem in erster Näherung temperaturunabhängigen Faktor A0 zusammengefaßt<br />

werden kann. Da die Rahmenbedingungen einer konstanten Temperatur <strong>und</strong> eines<br />

konstanten Drucks experimentell meist nur eine gute Näherung darstellen,<br />

wird statt der Enthalpie meist die experimentell bestimmbare Aktivierungsenergie<br />

Ea angegeben. In dieser Form entspricht die Temperaturabhängigkeit der<br />

Ratenkonstante der Arrheniusgleichung (Gleichung 2.1), die eine exponentielle<br />

Abhängigkeit der Reaktionsrate <strong>von</strong> der reziproken Temperatur postuliert [9].<br />

Der Schaden, der <strong>durch</strong> thermisch induzierte <strong>Proteinen</strong>tfaltung verursacht wird,<br />

kann über das Schädigungsintegral beschrieben werden <strong>und</strong> anhand der Reaktionseduktkonzentration<br />

c(t) gemessen werden [18]:<br />

dc(t)<br />

�<br />

dt<br />

�<br />

c(t)<br />

→ ln<br />

c0<br />

= −k(t)c(t) (2.6)<br />

= −<br />

� t<br />

k(t<br />

0<br />

′ )dt ′<br />

(2.7)<br />

mit der Arrheniusabhängigkeit der Raten <strong>von</strong> der Temperatur ergibt sich das<br />

Schädigungsintegral Ω(t) zu:<br />

k(t ′ Ea<br />

−<br />

) ∼ e RT (t ′ ) (2.8)<br />

Ω(t) = A0 ·<br />

� t<br />

0<br />

Ea<br />

−<br />

e RT (t ′ ) dt ′<br />

(2.9)<br />

Wie im vorhergehenden Abschnitt beschrieben, kommt es <strong>durch</strong> eine Erhöhung<br />

der Temperatur zu exponentiell mit der Temperatur steigenden Reaktionsraten


16 Theorie<br />

in Ratenprozessen. Für eine thermische Denaturierung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> versuchten<br />

Johnson, Eyring <strong>und</strong> Stover [89] eine Verbindung <strong>von</strong> temperaturabhängigen<br />

Ratenprozessen mit den einzelnen Strukturelementen <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> herzustellen.<br />

Die Verknüpfung <strong>von</strong> verschiedenen Reaktionen mit einzelnen beobachteten Kinetiken<br />

wurde unter anderem <strong>von</strong> Klibanov <strong>und</strong> Volkin für hohe Temperaturen<br />

fortgesetzt [2, 98, 197].<br />

Das einfachste Modell einer irreversiblen Denaturierung ist eine Entfaltung der<br />

Polypeptidketten mit einer verhinderten Rückfaltung in den nativen Zustand,<br />

wobei entfalteten Peptidketten <strong>durch</strong> eine fehlerhafte Rückfaltung, Aggregation<br />

oder kovalente Veränderungen der Peptidketten an einer Renaturierung gehindert<br />

werden können.<br />

Die Entfaltungsraten, die sowohl gemessen als auch berechnet wurden, sind für<br />

einzelne Polypeptidketten sehr schnell. Von Mayor wurde die Entfaltung des En-<br />

”<br />

grailed Homeodomain Protein”, das mit die schnellsten bekannten Entfaltungsraten<br />

aufweist, gemessen <strong>und</strong> theoretisch für Temperaturen bis 225◦C berechnet<br />

[120]. Die Ergebnisse der Rechnung sind in Abbildung 2.4 dargestellt.


Theorie 17<br />

Entfaltung bei 100°C<br />

Entfaltung bei 225°C<br />

Abbildung 2.4: Von Mayor berechneter Entfaltungsverlauf für das Engrailed Homeo-<br />

domain Protein (En-HD) bei 100 ◦ C <strong>und</strong> 225 ◦ C . In dem Beispiel wird deutlich, dass<br />

man mit einer <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> im Bereich <strong>von</strong> 260 ps bis 10 ns rechnen<br />

kann, da sich kurze Polypeptidstränge oder Substrukturen eines Proteins in dieser Zeit<br />

entfalten können. Abbildung nach Mayor [120](verändert).<br />

Nach seinen Messungen <strong>und</strong> Rechnungen ist die Entfaltung des kleinen Proteins,<br />

das die Größe einer Domäne größerer Proteine besitzt, ein sehr schneller Prozeß,<br />

der schon bei 100◦C zu einer Entfaltung innerhalb <strong>von</strong> Nanosek<strong>und</strong>en führt.<br />

Für die hohe Temperatur <strong>von</strong> 225◦C sagt Mayor Raten im Pikosek<strong>und</strong>enbereich<br />

voraus. Die <strong>Inaktivierung</strong> kann nach diesen Rechnungen bei 225◦C schon nach<br />

260 ps erwartet werden. Die Proteine falten jedoch reversibel zurück, so dass nach


18 Theorie<br />

kurzen Temperatursprüngen keine irreversible Schädigung zu erwarten ist. Die<br />

vollständig reversible Entfaltung wurde <strong>von</strong> Dinner [44] für ein 125 Aminosäuren<br />

langes Polypeptid ebenfalls theoretisch bestätigt. Dinner kommt in seiner Arbeit<br />

zu dem Schluß, dass für kurze Polypeptidketten die Rückfaltung der umgekehrte<br />

Prozeß einer Entfaltung ist. Dies gilt nach Dinner für einen eingeschränkten Temperaturbereich<br />

hoher Temperaturen für einfache Polypeptidstränge auch für die<br />

Kinetik der Ent- <strong>und</strong> Rückfaltung. Pande [142] hat für eine β-Haarnadelschleife<br />

des Proteins G eine Entfaltung über zwei Zwischenzustände vorhergesagt, die<br />

bei 400 K insgesamt 1500 ps dauert. Munoz hat die Entfaltung <strong>von</strong> solch einer<br />

β-Haarnadelschleife experimentell über Tryptophanfluoreszenzänderungen beob-<br />

achtet [132]. Die <strong>von</strong> ihm beobachteten Entfaltungsraten liegen für 12◦Cbis50◦C zwischen 105 1/s <strong>und</strong> 106 1/s.<br />

Unter physiologischen Bedingungen ist die Aggregation der entfalteten Peptide<br />

mit in der Umgebung vorhandenen entfalteten Peptiden der wichtigste Schritt<br />

einer thermischen Zerstörung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong>, sofern die ganze Zelle erhitzt wird. In<br />

diesem Fall entfalten so viele Peptide, dass die Proteine untereinander aggregieren<br />

<strong>und</strong> bereits ein Anteil <strong>von</strong> ≤5% denaturierter Proteine in einer Zelle zum Zelltod<br />

führt [110].<br />

Schließt man diesen Schritt einer Aggregation aus, der stark <strong>von</strong> den Umgebungsbedingungen<br />

der erhitzten Proteine abhängt, führen nach Ahern <strong>und</strong> Klibanov<br />

die in folgender Tabelle aufgelisteten kovalenten chemischen Modifikationen der<br />

Polypeptidkette zu einer irreversiblen <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> [2].<br />

<strong>Inaktivierung</strong> Ratenkonstante (hr −1 )<br />

pH4 pH6 pH8<br />

Deamidierung <strong>von</strong> Asn/Gln Bindungen 0.45 4.1 18<br />

Hydrolyse <strong>von</strong> Asn-X Peptidbindungen 0.12<br />

Zerstörung <strong>von</strong> Cysteinresten 6<br />

Fehlfaltungen 32<br />

Tabelle 2.1: Irreversible thermische Modifikationen, die bei 100◦C zu einer irreversiblen<br />

<strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> Enzymen führen [2].<br />

Die Reaktionen sind zusammen mit Raten aufgelistet, die für Lysozym aus Hühnereiweiß<br />

bei 100◦C gemessen wurden. Die einzelnen Reaktionen weisen Besonder-


Theorie 19<br />

heiten auf, die für eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> in sehr kurzen Zeiten entscheidend<br />

sein können:<br />

Die Deamidierung <strong>von</strong> Asparagin-Glutamin Bindungen ist um den Faktor 50<br />

schneller als <strong>von</strong> Asparagin-Prolin oder Asparagin-Leucin Bindungen. Die Reaktion<br />

ist jedoch stark <strong>von</strong> der Proteinkonformation abhängig, so dass sie in<br />

bestimmten gefalteten oder Zwischenzuständen nicht abläuft [101].<br />

Bei der Veränderung der Schwefelbrückenbindungen <strong>und</strong> Cysteingruppen kommt<br />

es auf einem Reaktionsweg zur Bildung <strong>von</strong> freien Thiolgruppen, die wiederum<br />

den Bruch der Disulfidbrücken katalysieren [196]. Zusätzlich können die Cysteingruppen<br />

oxidiert werden.<br />

Für die irreversible Denaturierung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> unter physiologischen Bedingungen<br />

ist somit entscheidend, wie schnell die Proteine entfalten, Untereinheiten<br />

dissoziieren <strong>und</strong> Reaktionspartner für eine Aggregation vorhanden sind, da diese<br />

Prozesse je nach Umgebung bei Temperaturen bis 100◦C sehr viel schneller<br />

ablaufen können als Veränderungen kovalenter Bindungen, die zur <strong>Inaktivierung</strong><br />

führen. Bei schnellen Temperatursprüngen im Pikosek<strong>und</strong>enbereich <strong>und</strong> hohen<br />

Temperaturen über 250◦C oder in Systemen, in denen Aggregation nicht möglich<br />

ist, können die kovalenten Veränderungen eine entscheidende Rolle spielen, da<br />

die Entfaltung dort entweder nicht so weit erfolgt, wie bei langen Temperatursprüngen<br />

oder reversibel ist. Die Raten der kovalenten Veränderungen steigen<br />

jedoch weiter.<br />

Sie stellen die Grenze für Leben bei hohen Temperaturen dar <strong>und</strong> wurden dort<br />

<strong>von</strong> White [199] detailliert untersucht, um zu verstehen, wie das Bakterium ‘black<br />

smoker’ bei 250◦C existieren kann. Von White wurde ebenfalls die Deamidierung<br />

der Asn-Gln Gruppe bei den hohen Temperaturen als der schnellste Prozeß<br />

identifiziert. White zeigt die wichtige Ergänzung auf, dass die <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong>, die man <strong>durch</strong> die kovalenten Veränderungen erhält, größen<strong>und</strong><br />

zusammensetzungsabhängig ist, da die Wahrscheinlichkeit für eine kovalente<br />

Veränderung an einzelnen Peptidbindngen in erster Linie <strong>von</strong> der Anzahl dieser<br />

Bindungen in einem Protein abhängt. Für ein Protein mit einem Molekulargewicht<br />

≥ 48000 kDa liegt die <strong>Inaktivierung</strong>sdauer bei 250◦C damit im Bereich <strong>von</strong><br />

Millisek<strong>und</strong>en oder darunter. Eine temperaturabhängige Rate für die Deaminierung<br />

<strong>von</strong> Asparaginsäure wurde <strong>von</strong> Bada mit logkdeam.(s−1 )=14.35 − 8047.5/T<br />

bei pH 7 angegeben [11].


20 Theorie<br />

Da die Deamidierung vom Faltungszustand abhängig ist aber z.B. die Cysteinoxidation<br />

nicht, kann das einfache Modell der thermischen Denaturierung folgendermaßen<br />

erweitert werden:<br />

N<br />

k1(T )<br />

⇀↽<br />

k2(T )<br />

D<br />

k3(T ) ↓ ↓k4(T )<br />

I1<br />

I2<br />

(2.10)<br />

Darin stellen I1 <strong>und</strong> I2 unterschiedliche thermisch denaturierte Zustände dar, N<br />

den nativen Zustand <strong>und</strong> D den entfalteten. Schon für einen nur um den einen<br />

Schritt modifizierten Reaktionsweg ist jedoch zu erwarten, dass man eine Nicht-<br />

Arrheniusabhängigkeit der Denaturierungsraten <strong>von</strong> der Temperatur erhält, wenn<br />

ein großer Anteil der Proteine im Zwischenzustand D gefangen ist <strong>und</strong> nicht an<br />

der Reaktion in den Zustand I1 teilnehmen kann. Eine <strong>Inaktivierung</strong>skinetik in<br />

dieser Form wurde <strong>von</strong> Siksnis [178] für chemisch modifizierte Enzyme u.a. für<br />

α-Chymotrypsin beobachtet <strong>und</strong> mit dem dargestellten Reaktionsablauf erklärt.<br />

2.1.3 Photochemie<br />

Unter Bestrahlung mit Licht können photochemische Veränderungen eine Denaturierung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> bewirken. Proteine ohne Metallgruppen absorbieren bei<br />

527 nm <strong>und</strong> längeren Wellenlängen nicht. Photochemische Schäden an <strong>Proteinen</strong><br />

können jedoch <strong>durch</strong> Zweiphotonenabsorption <strong>und</strong> <strong>durch</strong> Photochemie der<br />

Partikel verursacht werden. Aufgr<strong>und</strong> der absorbierten Photonen können direkt<br />

kovalenten Bindungen zerstört werden, die einen Bruch der Polypeptidketten zur<br />

Folge haben, ohne dass eine starke Ladungsverschiebung auftritt. Es können<br />

modifizierte Gruppen entstehen, die <strong>durch</strong> Ladungsverschiebungen zu Proteinstrukturveränderungen<br />

führen können. Schliesslich können Radikale oder freie<br />

Ladungsträger gebildet werden, die weiterdiff<strong>und</strong>ieren können <strong>und</strong> an vom Absorptionsort<br />

entfernten Proteinstrukturen zu einer Veränderung führen können.<br />

Im ersten Fall der direkten Zerstörung der Polypeptidkette <strong>durch</strong> eine Modifikation<br />

einer Aminosäure kann eine Vielzahl <strong>von</strong> solchen chemischen Modifikationen<br />

stattfinden, ohne dass es zu einer starken Veränderung der Proteinstruktur <strong>und</strong><br />

der Funktion kommt, wenn die Proteine vorher richtig gefaltet sind [131]. Dies


Theorie 21<br />

wird besonders an dem Beispiel deutlich, dass posttranslationale Modifikation<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> häufig, wie auch im Fall <strong>von</strong> Chymotrypsin, aus der Unterbrechung<br />

der Polypeptidkette bestehen. Dies führt zwar zu einer Veränderung des<br />

Enzyms, nicht aber zu einer gr<strong>und</strong>sätzlichen Umstrukturierung. Anschaulich<br />

wird dies, wenn man sich ein Protein wie ein Wollknäuel vorstellt. Trennt man<br />

einen Faden <strong>durch</strong>, so bleibt das Knäuel als solches bestehen.<br />

Die Entfaltung <strong>und</strong> <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> <strong>durch</strong> photochemische Veränderungen<br />

wird in erster Linie nach Reaktionen erwartet, die zu einer Veränderung<br />

der Ladungen innerhalb des Proteins führen. Solche Ladungsverschiebungen haben<br />

einen starken Einfluß auf die nichtkovalenten Bindungen, die Struktur <strong>und</strong><br />

Stabilität der Proteine bestimmen. Verantwortlich für Ladungsverschiebungen<br />

innerhalb eines Proteins können langlebige Radikale oder ionisierende Prozesse<br />

sein [90]. Die Lebensdauer <strong>von</strong> Radikalen ist in einer Proteinumgebung allerdings<br />

so kurz, dass Radikale in hohen Konzentrationen vorliegen müssen, um<br />

direkt eine <strong>Inaktivierung</strong> zu verursachen. Wahrscheinlicher ist, dass die Radikale<br />

oder auch andere angeregte Gruppen mit den Aminosäuren derart weiterreagieren,<br />

dass diese ihre Eigenschaften in Hinblick auf die nichtkovalenten Bindungen<br />

verändern. Diese Veränderungen sind in der Regel irreversibel <strong>und</strong> führen damit<br />

schließlich zu einer Strukturveränderung. Diese Prozesse sind in erster Näherung<br />

proportional zur Anzahl der absorbierten Photonen <strong>und</strong> damit zur Gesamtenergie,<br />

mit der die Proben bestrahlt wurden. Sind jedoch Reaktionsedukte aus dem<br />

Puffer wie z.B. Sauerstoff an der Reaktion beteiligt, so spielen die Pufferzusammensetzung<br />

<strong>und</strong> die äußeren Bedingungen eine Rolle. Die lineare Abhängigkeit<br />

der Denaturierung <strong>von</strong> der Bestrahlung kann eine nichtlinear mit der Bestrahlung<br />

zunehmende Form annehmen, wenn Reaktionen, die ein Reaktionsedukt für eine<br />

Weiterreaktion erst hervorbringen, beteiligt sind. Ein Beispiel hierfür, das für die<br />

irreversible Proteindenaturierung wichtig ist, ist die genannte Thiol katalysierte<br />

Cysteinzerstörung [2, 90, 197].<br />

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Reaktionen, die zu lokalisierten Ver-<br />

änderungen der kovalenten Bindungen der Aminosäurekette führen, meist keine<br />

<strong>Inaktivierung</strong> der Proteine zur Folge haben. Am stärksten denaturierend wirken<br />

Reaktionen, in denen es zu Ionisierung oder starken Ladungsverschiebungen<br />

innerhalb der Proteine kommt, so dass die strukturgebenden nichtkovalenten<br />

Wechselwirkungen, die stark <strong>von</strong> der räumlichen Ladungsverteilung abhängig<br />

sind, gestört werden.


22 Theorie<br />

2.1.4 Grenzflächendenaturierung<br />

Ein weiterer Mechanismus, der zu einer Proteindenaturierung führen kann, ist<br />

die Denaturierung an Grenzflächen [106]. Selbst wenn Proteine wasserlöslich<br />

sind, können sie an Grenzflächen unlösliche monomolekulare Filme bilden. Dieser<br />

Effekt führt z.B. bei zu schnellem Zugeben oder Mischen <strong>von</strong> Proteinlösungen<br />

zu Schaumbildung [33, 34]. Dabei richten sich die normalerweise innen liegenden<br />

hydrophoben Gruppen an der Grenzfläche aus, so dass sich die Proteine<br />

entfalten <strong>und</strong> schnell eine große Fläche mit einer kleinen Dicke einnehmen<br />

<strong>und</strong> in dem geringen Volumen entsprechend schnell aggregieren können. Eine<br />

Oberflächendenaturierung kann an Flüssigkeit-Flüssigkeit, Flüssigkeit-Gas oder<br />

Festkörper-Flüssigkeit Grenzflächen stattfinden. Für fast alle Proteine ist diese<br />

Denaturierung vollständig irreversibel, wenn ein Film gebildet wurde [90, 106].<br />

Eine experimentelle Bestimmung der Kinetik der Oberflächendenaturierung ist<br />

schwierig, da in der Regel die Diffusionsdauer der Proteine zu einer Oberfläche<br />

im Millisek<strong>und</strong>enbereich liegt. Eine Ausnahme könnten Kavitationsblasen bilden,<br />

da die Grenzfläche Blase-Wasser innerhalb <strong>von</strong> Nanosek<strong>und</strong>en erzeugt werden<br />

kann. Untersuchungen zu Oberflächendenaturierung an Kavitations- <strong>und</strong><br />

Gasblasen sind jedoch nicht bekannt.<br />

2.2 Enzyme als Modellsystem für<br />

thermische Proteinschäden<br />

Für die Untersuchung der schnellen Denaturierungskinetik <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> sollten<br />

Proteine genutzt werden, deren Eigenschaften in Hinblick auf die thermische<br />

Denaturierungskinetik bereits gut untersucht worden sind <strong>und</strong> die experimentell<br />

einfach handhabbar sind. Da Signale aus indirekten Meßverfahren zur<br />

Proteindenaturierung wie Raman-Streuung, Änderung der optische Eigenschaften<br />

wie Absorption, Streuung, Eigenfluoreszenzänderung oder Änderungen der<br />

Wärmekapazität [52, 54, 68, 123, 158] noch keine direkten Aussagen über eine<br />

biologische <strong>Inaktivierung</strong> machen, die schon <strong>durch</strong> eine kleine Veränderung<br />

z.B. an der Bindungsstelle eines Antikörpers oder Antigens erfolgen kann, wurden<br />

Enzyme als Modellsystem gewählt, deren biologische Funktion leicht messbar<br />

ist.


Theorie 23<br />

Es wurden die Enzyme alkalische Phosphatase <strong>und</strong> α-Chymotrypsin als relativ<br />

gut charakterisierte Proteine gewählt. Diese werden im Folgenden beschrieben:<br />

2.2.1 α-Chymotrypsin<br />

α-Chymotrypsin ist ein strukturell einfaches Protein <strong>und</strong> stellt in den Untersuchungen<br />

das Modellprotein dar, bei dem aufgr<strong>und</strong> der einfachen Struktur aus<br />

einer Polypeptidkette eine thermisch induzierte reversible Entfaltung erwartet<br />

werden kann. Chymotrypsin ist in Hinblick auf die thermische Denaturierung<br />

[115, 149, 150, 151, 131, 189], die druckabhängige Denaturierung [130, 129], die<br />

chemisch induzierte Denaturierung [118] <strong>und</strong> die Denaturierung an Grenzflächen<br />

[26, 51, 137, 210] untersucht worden. Der Aufbau <strong>von</strong> α-Chymotrypsin ähnelt<br />

stark Chymotrypsinogen, einem Vorläufermolekül, das posttranslational in der<br />

Form modifiziert wird, dass die Polypeptidkette zweimal unterbrochen wird. Bei<br />

einer vollständigen Entfaltung <strong>und</strong> räumlichen Trennung der einzelnen Polypeptidketten,<br />

die über Disulfidbrücken miteinander verb<strong>und</strong>en sind, kann demnach<br />

nicht <strong>von</strong> einer einfachen Rückfaltung, wie im Fall des Chymotrypsinogens, ausgegangen<br />

werden. Das Molekül besitzt einen hohen Anteil an Haarnadelschleifen<br />

<strong>und</strong> nur eine β-Faltblattstruktur [191, 15]. Biologisch kommt Chymotrypsin bei<br />

stark unterschiedlichen pH-Werten vor [189]. Die Funktion <strong>von</strong> α-Chymotrypsin<br />

als Verdauungsenzym besteht darin Peptidbindungen zu trennen. Die maximale<br />

Aktivität entfaltet es außerhalb der Lysosomen im Zytosol bei pH 7.6 [209, 208].<br />

Auf dieser Funktion bauen die Substrate auf, die aus einem entsprechenden Polypeptid<br />

bestehen, das an ein Fluorochrom gekoppelt ist <strong>und</strong> dessen optische<br />

Eigenschaften sich da<strong>durch</strong> spektroskopisch verändern. Chymotrypsin trennt die<br />

Peptidkette des Fluorochroms, so dass sich die Fluoreszenz ändert.<br />

Die Stabilität <strong>von</strong> Chymotrypsin wird <strong>durch</strong> 2 Schwefelbrücken <strong>und</strong> einen stark<br />

hydrophoben Kern verursacht. Seine Struktur ist in Abbildung 2.5 dargestellt<br />

[191, 15].<br />

Aufgr<strong>und</strong> der Struktur erwartet man eine vollständige <strong>Inaktivierung</strong>, sobald sich<br />

die Lage der Polypeptidketten geometrisch verändert, da unterschiedliche Bereiche<br />

der Kette an der Bildung des aktiven Zentrums beteiligt sind <strong>und</strong> deshalb<br />

das aktive Zentrum nicht als besonders stabiler Bereich gelten kann, der während<br />

einer Entfaltung konserviert bleibt.


24 Theorie<br />

Die thermische Denaturierung wurde <strong>von</strong> Pohl in Temperatursprungexperimenten<br />

mit einer Temperaturanstiegszeit <strong>von</strong> ca. 1 s [149, 150, 151] eingehend untersucht.<br />

Als Meßgröße nutzte er die Absorption im Spektralbereich <strong>von</strong> 230 nm bis<br />

300 nm, die vor allem Tryptophan zugeordnet werden kann. Da die Kinetik der<br />

beobachteten Absorptionsänderungen nicht <strong>von</strong> der Wellenlänge abhing, folgerte<br />

Pohl, dass die Denaturierung <strong>durch</strong> eine weitgehend reversible Entfaltung <strong>und</strong><br />

Rückfaltung zwischen lediglich zwei Zuständen beschrieben werden kann.<br />

Es existiert nach diesem Modell ein Gleichgewicht zwischen einem denaturierten<br />

<strong>und</strong> einem nativen Zustand mit jeweils spezifischen Absorptionsspektren. Die<br />

Temperaturabhängigkeit der Ratenkonstante für die Entfaltung lässt sich sich<br />

aus den Messungen <strong>von</strong> Pohl entsprechend der Arrheniusgleichung ablesen:<br />

kD =8.2810 39 250·103<br />

−<br />

· e RT [1/s] (2.11)<br />

Der Einfluß <strong>von</strong> erhöhtem Druck auf die Stabilität <strong>und</strong> die Entfaltungskinetik<br />

beruht auf der Volumenänderung, die eine <strong>Proteinen</strong>tfaltung mit sich bringt.<br />

Nach dem Prinzip des kleinsten Zwanges <strong>von</strong> le Chatelier erwartet man, dass<br />

ein erhöhter Druck zu einer Stabilisierung der Proteine führt. Unterhalb <strong>von</strong><br />

1 kbar sind diese Einflüsse jedoch in der Regel klein. Im Fall <strong>von</strong> α-Chymotrypsin<br />

wurde dies bestätigt [90, 130]. In Arbeiten <strong>von</strong> Mozhaev [130, 129] konnte eine<br />

Druckabhängigkeit der Aktivität der Enzyme für Drücke im Bereich <strong>von</strong> 5 kbar<br />

festgestellt werden.<br />

Gegenüber chemischen Veränderungen <strong>und</strong> pH-Änderungen ist α-Chymotrypsin<br />

vergleichsweise stabil. Der Stabilitätsbereich reicht <strong>von</strong> pH 1 bis pH 9 [189] <strong>und</strong> eine<br />

hohe Stabilität gegenüber chemisch induzierter Denaturierung in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> Harnsäure wurde beobachtet [118].<br />

Zusammenfassend erlaubt α-Chymotrypsin als relativ einfaches Molekül die Untersuchung<br />

der Frage, ob eine weitgehend reversible Entfaltung der Polypeptidkette<br />

zu einer irreversiblen Veränderung des Proteins auch im Zeitbereich <strong>von</strong><br />

Pikosek<strong>und</strong>en bis Mikrosek<strong>und</strong>en führt, sofern die Temperatur dafür ausreichend<br />

hoch ist.


Theorie 25<br />

a)<br />

Abbildung 2.5: Struktur der Enzyme: a) alkalische Phosphatase <strong>und</strong> b) α-<br />

Chymotrypsin im Maßstab zueinander. a) Protein Data Bank Eintrag 1ELZ [182, 15]<br />

b) 4CHA [191, 15]). Die für die Goldkonjugation wichtigen geladenen Gruppen sind<br />

gelb hervorgehoben.<br />

2.2.2 alkalische Phosphatase<br />

Alkalische Phosphatase (aP) wurde als ein komplexeres Modellprotein gewählt,<br />

das aus zwei gleichen nicht kovalent miteinander verb<strong>und</strong>enen Untereinheiten besteht<br />

(Homodimer). Die Struktur <strong>von</strong> bakterieller alkalische Phosphatase ist in<br />

Abbildung 2.5 dargestellt [182], die nach der Charakterisierung <strong>von</strong> Manes [117]<br />

der bovinen alkalische Phosphatase entspricht. Im Inneren sind die Metallio-<br />

nen Mg 2+ <strong>und</strong> Zn 2+ eingebaut. Aufgr<strong>und</strong> der größeren Anzahl an Subdomänen<br />

<strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Eigenschaft als Homodimer sollten die Einflüsse der Dissoziation<br />

<strong>und</strong> Aggregation der einzelnen Gruppen deutlich werden. In Hinblick auf<br />

die thermische Denaturierung ist alkalische Phosphatase ein weniger gut untersuchtes<br />

Enzym. Das hat seinen Gr<strong>und</strong> in der komplizierteren Struktur, die eine<br />

Zuordnung der Effekte zu einzelnen Strukturen erschwert (siehe Abbildung 2.5).<br />

Alkalische Phosphatase ist jedoch bezüglich seiner Funktion ein gut untersuchtes<br />

Molekül, da es in einer Vielfalt <strong>von</strong> enzymatischen Nachweisen genutzt wird.<br />

Es ist unter Laborbedingungen einfach zu handhaben <strong>und</strong> stabil. Das Molekül<br />

besitzt im Gegensatz zu α-Chymotrypsin einen hohen Anteil an α-Helices. Alkalische<br />

Phosphatase kommt mit pI-Werten <strong>von</strong> 4.5 bis 5.8 vor [16, 57]. Die Funktion<br />

<strong>von</strong> alkalische Phosphatase besteht darin Phosphat-Monoester zu hydrolysieren.<br />

Die maximale Aktivität entfaltet es bei pH 9.6 [31, 127].<br />

Für die Stabilität <strong>von</strong> alkalische Phosphatase ist sicherlich entscheidend, dass es<br />

ein Homodimer ist. Außerdem spielen die Metallionen Mg 2+ <strong>und</strong> Zn 2+ , ohne<br />

b)


26 Theorie<br />

die alkalische Phosphatase weder eine starke enzymatische Aktivität noch eine<br />

stabile Konformation erhält, eine Rolle. Wie bei α-Chymotrypsin sind am aktiven<br />

Zentrum unterschiedliche Polypeptidkettenabschnitte beteiligt, so dass bei einer<br />

Entfaltung mit einer <strong>Inaktivierung</strong> gerechnet werden kann. Trennt sich nur das<br />

Dimer, so kann eine Restaktivität erhalten bleiben [35].<br />

2.3 Verdampfung <strong>und</strong> Sieden in Tropfen oder<br />

Blasen<br />

2.3.1 Verdampfen <strong>und</strong> Sieden um Nanopartikel<br />

Eine mögliche Dampf- oder Kavitationsblasenbildung um die Partikel spielt für<br />

diese Arbeit eine wichtige Rolle, da sich <strong>durch</strong> Blasen die optischen <strong>und</strong> thermischen<br />

Randbedingungen um die Partikel soweit ändern, dass eine Temperaturabschätzung<br />

mit analytischen Modellen nicht mehr möglich ist. Durch die<br />

Blasenbildung könnte es zu einer Denaturierung oder Abtrennung der Proteine<br />

<strong>von</strong> der Partikeloberfläche kommen. Zusätzlich ist auch eine Veränderung der<br />

Denaturierungskinetik der Proteine innerhalb der Blase möglich, da die Reaktion<br />

nicht mehr in wässriger Umgebung erfolgt.<br />

Die Temperatur <strong>und</strong> Druckbereiche, in denen Wasser sich im flüssigen, gasförmigen<br />

oder festem Zustand befindet, kann aus dem Phasendiagramm (Abbildung 2.6)<br />

abgelesen werden.


Theorie 27<br />

p [bar]<br />

1000<br />

100<br />

10<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

0.001<br />

FEST<br />

FLÜSSIG<br />

Tripelpunkt<br />

GASFÖRMIG<br />

kritischer Punkt<br />

spinodaler Punkt<br />

p,T; 5 bar p,T; 10bar p,T; spinodalen Punkt 1 bar<br />

-50 0 50 100 150 200<br />

T [°C]<br />

250 300 350 400 450<br />

Abbildung 2.6: Phasendiagramm <strong>von</strong> Wasser (p-T-Diagramm ; Daten aus [112]). Es<br />

lassen sich für Druck <strong>und</strong> Temperatur die Phasen fest, flüssig <strong>und</strong> gasförmig angeben.<br />

Die flüssige <strong>und</strong> die gasförmige Phase ist <strong>durch</strong> die Binoidale getrennt, die den Tripelpunkt<br />

<strong>und</strong> den kritischen Punkt verbindet. Bei Temperaturen oberhalb der Binoidalen<br />

kommt es zum Sieden. In dem Diagramm sind zusätzlich für die Arbeit wichtige Parameter<br />

markiert: Siedetemperatur bei 5 <strong>und</strong> 9 bar <strong>und</strong> der spinodale Punkt bei 1 bar.<br />

An den Phasengrenzen können zwei Phasen koexistieren. Da die Phasen sich<br />

dort im Gleichgewicht befinden, müssen ihre chemischen Potentiale gleich sein:<br />

µg = µf, wobeiµgdas chemische Potential des Gases <strong>und</strong> µf das chemische<br />

Potential der Flüssigkeit ist.<br />

Der Druck des Gases, das sich im Gleichgewicht mit der Flüssigkeit bei einer<br />

bestimmten Temperatur einstellt, wird als Dampfdruck bezeichnet. In Abbildung<br />

2.6 ist die Dampfdruckkurve als <strong>durch</strong>gezogene Linie in Verbindung vom<br />

Tripelpunkt bis zum kritischen Punkt dargestellt. Sie wird auch als Binoidale<br />

bezeichnet. Ist der Partialdruck <strong>von</strong> Wasserdampf über einer Wasseroberfläche<br />

geringer als der Dampfdruck, so kommt es zur Verdunstung <strong>von</strong> Wasser. Umgekehrt<br />

kommt es zur Kondensation, wenn der Partialdruck <strong>von</strong> Dampf im Gas<br />

höher als der Dampfdruck ist. Übersteigt der Dampfdruck <strong>von</strong> der Flüssigkeit<br />

den Umgebungsdruck, der auf der Flüssigkeit lastet, so kommt es zum Sieden.<br />

Dann entwickelt sich der Dampf nicht nur an der Oberfläche sondern im gesam-


28 Theorie<br />

ten Flüssigkeitsvolumen. Die Siedetemperatur hängt demnach wie in Abbildung<br />

2.6 gezeigt vom Außendruck ab. Sind keine Siedekeime im Wasser vorhanden,<br />

so ist eine Überhitzung des Wassers in einem metastabilen Zustand möglich. In<br />

einer thermodynamischen Beschreibung des Siedevorgangs äußert sich dies in einer<br />

Barriere im Verlauf der freien Enthalpie ∆G zwischen dem flüssigen <strong>und</strong> dem<br />

gasförmigen Zustand (siehe Abbildung 2.7). In der Abhängigkeit ∆G <strong>von</strong> der<br />

spezifischen Dichte gibt es weit oberhalb der Siedetemperatur zwei Minima.<br />

G<br />

Flüssigkeit<br />

Dam pf<br />

T spin<br />

Abbildung 2.7: Schematische Darstellung der freien Enthalpie G <strong>von</strong> Wasser über<br />

dem Volumen V .Für Temperaturen unterhalb des spinodalen Punktes Tspin existieren<br />

zwei Minima in der freien Enthalpie mit unterschiedlicher spezifischer Dichte, so dass<br />

Wasser ab der Siedetemperatur Tsat (100 ◦ C bei 1 bar) in einem metastabilen Zustand<br />

überhitzt werden kann. Abbildung nach Venugopalan [195](verändert).<br />

Mit steigender Temperatur verändert sich das Potential so weit, bis die Barriere<br />

in der freien Enthalpie zwischen Flüssigkeits- <strong>und</strong> Gasphase verschwindet. Diesen<br />

Ort im p-T-Diagramm bezeichnet man als spinodalen Punkt. Das Wasser<br />

wird ab dieser Temperatur nicht mehr in der Phasenumwandlung gebremst, so<br />

dass es zu einer sogenannten Phasenexplosion kommt <strong>und</strong> sich das überhitzte<br />

Wasser schlagartig in Wasser <strong>und</strong> Wasserdampf verwandelt. Man kann Wasser<br />

demnach maximal bis zum spinodalen Punkt überhitzen, ohne dass es zu einer<br />

Blasenbildung kommt. Nach theoretischen Berechnungen der Temperatur für den<br />

spinodalen Punkt bei Umgebungsdruck beträgt dieser 305 bis 312◦C [179, 180].<br />

T sat<br />

T<br />

v


Theorie 29<br />

Experimentell wurde er zu 279.5◦Cbeiüber Sek<strong>und</strong>en bis Minuten anhaltender<br />

Temperatur bestimmt [8].<br />

Physikalische Ursache für die Barriere ist die Tatsache, dass bei der Ausbildung<br />

<strong>von</strong> Blasen in Wasser die Oberflächenspannung <strong>von</strong> Wasser einen wichtigen Beitrag<br />

liefert, der der Verdampfung entgegensteht. Für eine korrekte Beschreibung<br />

muss zu dem chemischen Potential des Dampfes <strong>und</strong> der Flüssigkeit ein Term für<br />

die Oberflächenspannung eingefügt werden:<br />

∆G = 4πr3<br />

(µg − µf)+4πr<br />

3<br />

2 γ (2.12)<br />

mit r dem Blasenradius <strong>und</strong> γ der Oberflächenspannung <strong>von</strong> Wasser [195, 1]. Der<br />

Term der Oberflächenspannung hängt quadratisch vom Radius der Blasenkeime<br />

ab, wohingegen der Beitrag des chemischen Potentials vom Volumen d.h. kubisch<br />

vom Radius abhängt. Um eine gekrümmte Wasseroberfläche wie einen Tropfen<br />

oder eine Blase mit einer Oberfläche σ bilden zu können, muss Arbeit w aufgewendet<br />

werden.<br />

dw = γdσ (2.13)<br />

Die Oberflächenenergie der Fläche σ ist γσ, was4πr2γ entspricht, wenn es sich<br />

um eine Sphäre handelt. Daraus läßt sich wie <strong>von</strong> Adkins [1] beschrieben herleiten,<br />

dass der Druck innerhalb einer gekrümmten Fläche um 2γ/r größer ist als<br />

außerhalb. Dieser Druckbeitrag wirkt sich auf die Phasengrenze aus.<br />

Dampfblasen können deshalb erst wachsen, wenn sie den kritischen Radius rk<br />

überw<strong>und</strong>en haben, d.h. wenn die Differenz der chemischen Potentiale die Oberflächenspannung<br />

<strong>von</strong> Wasser übersteigt. Mit wachsender Temperatur steigt die<br />

Differenz der chemischen Potentiale <strong>von</strong> Wasserdampf in der Blase <strong>und</strong> Wasser<br />

außerhalb <strong>und</strong> sinkt die Oberflächenspannung, so dass der kritische Radius, der<br />

überw<strong>und</strong>en werden muss, kontinuierlich sinkt. Der kritische Blasenradius, der<br />

erreicht werden muss, damit eine Blase weiterwachsen kann, ist in Abbildung 2.8<br />

dargestellt.


30 Theorie<br />

kritischer Blasenradius [nm]<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

10 1<br />

10 0<br />

spinodaler<br />

Punkt<br />

kritischer<br />

Punkt<br />

s]<br />

-3 -1<br />

log Nukleationsrate [cm<br />

10<br />

50 100 150 250 300 160 180 200 220 240 260<br />

T-T sat [°C]<br />

T-T sat [°C]<br />

50<br />

0<br />

-100<br />

-150<br />

-200<br />

spinodaler<br />

Punkt<br />

2,8 µm 15 nm<br />

8µm<br />

kritischer<br />

Punkt<br />

Abbildung 2.8: a) Kritischer Radius einer Blase in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur,<br />

die erreicht werden muss, damit eine Blase wachsen kann. b) Nukleationskeimrate<br />

bei einer Temperatur T oberhalb der Siedetemperatur Tsat <strong>von</strong> 100◦C <strong>durch</strong> Dichteschwankungen<br />

im Wasser pro Volumen <strong>und</strong> Zeit in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur.<br />

Abbildung nach [195](verändert).<br />

Für ein Sieden bei Temperaturen unterhalb vom spinodalen Punkt sind somit Siedekeime<br />

mit einer Ausdehnung oberhalb des kritischen Radius notwendig. Dies<br />

können zum einen Verunreinigungen sein (heterogene Nukleation) als auch statistische<br />

Dichteschwankungen in Wasser. Die Dichteschwankungen wirken als<br />

Nukleationskeim. Dies wird als homogene Nukleation bezeichnet [180]. Die<br />

Nukleationsrate pro Volumen <strong>und</strong> Zeit, die <strong>durch</strong> solche Dichteschwankungen<br />

hervorgerufen wird, ist in Abbildung 2.8 nach Vogel <strong>und</strong> Venugopalan [195] dargestellt.<br />

Aus ihr läßt sich abschätzen, ob es in der Umgebung erhitzter Mikro<strong>und</strong><br />

Nanopartikel zur Blasenbildung <strong>durch</strong> homogene Nukleation kommt. Danach<br />

ergibt sich für ein Volumen, das <strong>von</strong> 15 nm Partikeln, die mit ca. 10 nm<br />

Protein beschichtet sind, eingenommen wird, eine Temperatur <strong>von</strong> 328◦C, bei<br />

der schon innerhalb <strong>von</strong> 35 ps eine Blasenbildung zu erwarten ist. Partikel mit<br />

einem Radius <strong>von</strong> 1.5 µm bis4µmnehmen ein entsprechend größeres Volumen<br />

ein, so dass die Temperatur, nach der homogene Nuklation innerhalb <strong>von</strong> 15 µs<br />

erwartet werden kann, auf 308◦Csinkt. Die Temperaturen, bei denen Blasenbildung <strong>durch</strong> homogene Nukleation erwartet<br />

werden, liegen oberhalb der spinodalen Temperatur bei Normaldruck. Homogene<br />

Nukleation ist deshalb für ein Sieden um die Partikel nicht relevant. Kommt es<br />

bei Erreichen des spinodalen Punktes zum schlagartigen Verdampfen des Wassers<br />

in der Umgebung der Partikel, wird aufgr<strong>und</strong> der Zustandsgleichung <strong>von</strong><br />

Wasser ein Druck <strong>von</strong> ca. 90 bar erwartet [133], der die Blasenentstehung treibt.


Theorie 31<br />

Diesem Druck steht die Trägheit des Wassers entgegen. Das überhitzte Wasser<br />

bildet eine Lage <strong>von</strong> ca. 5 bis 10 nm um den Goldpartikelkern. Das Volumen<br />

ist somit extrem gering. Bei extrem schneller Abkühlung ist es deshalb möglich,<br />

dass es trotz Überschreitung des spinodalen Punktes nicht zu einer vollständigen<br />

Ablösung des Wassers <strong>von</strong> den Partikeln, d.h. zu einer Blasenbildung kommt. Eine<br />

Abschätzung, ob die Entstehung <strong>von</strong> Blasen um 15 nm Gold verhindert werden<br />

kann, erlaubt das Rayleigh-Modell, das Kavitationsblasenentstehung beschreibt.<br />

Hiernach stellt sich bei konstantem Innendruck nach einer kurzen Beschleunigungsphase<br />

eine konstante Blasenwandgeschwindigkeit ein [194, 156, 124], so dass<br />

die Blasengröße nach folgender Formel berechnet werden kann:<br />

� �1/2 2(pg − P∞)<br />

r(t) =<br />

· t (2.14)<br />

3ρf<br />

Darin sind ρf dieDichtedesWassers,pg der Druck innerhalb der Blase <strong>und</strong> p∞<br />

der Umgebungsdruck.<br />

Nach dieser Formel kann man bei einem maximalen Anfangsdruck <strong>von</strong> 90 bar<br />

bei der Temperatur am spinodalen Punkt mit einem Blasen<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong><br />


32 Theorie<br />

2.4 Wärmeleitung <strong>von</strong> Partikeln<br />

in die Umgebung<br />

Die Temperatur an der Absorberoberfläche <strong>und</strong> in der Absorberumgebung wurde<br />

auf der Basis der Wärmeleitung einer homogen absorbierenden Kugel berechnet.<br />

Diese Annahme ist bei Goldpartikeln vernünftig, da aufgr<strong>und</strong> der hohen<br />

Wärmeleitung <strong>von</strong> Gold der Ausgleich der Temperatur innerhalb der Partikel<br />

sehr viel schneller erfolgt als die Wärmeleitung ins Wasser. Mikropartikel, für<br />

die der Absorptionskoeffizient klein im Verhältnis zum reziproken Durchmesser<br />

ist (µabs≤1/d), werden ebenfalls homogen erwärmt.<br />

Die räumliche <strong>und</strong> zeitliche Entwicklung der Temperatur in der Umgebung der<br />

absorbierenden Partikel hängt <strong>von</strong> den Wärmeleitungseigenschaften <strong>und</strong> der Geometrie<br />

der Absorber sowie <strong>von</strong> der Laserpulsform ab. Sie kann als Lösung der<br />

Differentialgleichung<br />

∂T<br />

− κ∆T (r,t) = 0 (2.16)<br />

∂t<br />

berechnet werden. Dabei bezeichnen t <strong>und</strong> der Vektor r die zeitlichen <strong>und</strong><br />

räumlichen Koordinaten, ρ die Dichte, κ die Diffusivität <strong>und</strong> cp die Wärmekapazität<br />

des Mediums. T bezeichnet die Temperatur, K die Wärmeleitfähigkeit<br />

<strong>und</strong> κ die thermische Diffusivität. Die Wärmeleitfähigkeit K beschreibt den<br />

Wärmefluß <strong>durch</strong> eine Fläche als Funktion des Temperaturgradienten. In die<br />

thermische Diffusivität geht zusätzlich die Wärmekapazität <strong>und</strong> die Dichte des<br />

Mediums mit ein, so dass sie die zeitliche Temperaturänderung, verursacht <strong>durch</strong><br />

einen Temperaturgradienten, beschreibt [28].<br />

Das Aufheizen der Partikel <strong>durch</strong> die Laserpulse wird mit einem zeitabhängigen<br />

Quellterm q(r,t)berücksichtigt [28].<br />

∂T<br />

∂t<br />

− κ∆T (r,t)=q(r,t)<br />

ρcp<br />

(2.17)<br />

Für die Lösung der Wärmeleitungsgleichung für Absorber, die <strong>durch</strong> eine zeitlich<br />

modulierte Quelle geheizt werden, ist entscheidend, dass es für homogene Medien<br />

aufgr<strong>und</strong> der Linearität der Wärmeleitungsgleichungen möglich ist, gef<strong>und</strong>ene<br />

Lösungen zu superponieren <strong>und</strong> damit die Lösung für die Summe der Einzelquellterme<br />

zu erhalten. Die Lösung <strong>von</strong> Gleichung 2.17 für den elementarsten


Theorie 33<br />

denkbaren Quellterm δ(r − r ′ )δ(t − t ′ )führt unter den Randbedingungen<br />

zur sogenannten Greenfunktion.<br />

g(r,t,r ′ ,t ′ )=<br />

lim<br />

t→t ′ g(r,t,r′ ,t ′ ) = 0 ∀ r �= r ′<br />

(2.18)<br />

lim<br />

|r|→∞ g(r,t,r′ ,t ′ ) = 0 (2.19)<br />

1<br />

8ρcp[πκ(t − t ′ exp<br />

)] 3/2<br />

� � ′ 2 |r − r |<br />

−<br />

4κ(t − t ′ ��<br />

)<br />

(2.20)<br />

MitdieserFunktionläßt sich die Lösung der inhomogenen Wärmeleitungsgleichung<br />

im unendlich ausgedehnten homogenen Medium für einen beliebigen Quellterm<br />

als Faltung der Greenfunktion mit q(r,t)<br />

T (r,t)=<br />

� t<br />

0<br />

dt ′<br />

� ∞<br />

dr<br />

−∞<br />

′ g(r − r ′ ,t− t ′ )q(r ′ ,t ′ ) (2.21)<br />

berechnen. Insbesondere lassen sich mit Hilfe eines Quellterms der Form<br />

q(r ′ ,t)=q(r ′ )δ(t) (2.22)<br />

feste Randbedingungen für die Temperatur zur Zeit t = 0 vorgeben <strong>und</strong> damit<br />

auch die <strong>durch</strong> die homogene Wärmeleitungsgleichung beschriebenen Probleme<br />

als Spezialfall <strong>von</strong> Gleichung 2.21 behandeln.<br />

Punktquelle<br />

Eine instantane Punktquelle bei r = 0 erzeugt eine kugelsymmetrisch gaußförmige<br />

Temperaturverteilung der Form<br />

�<br />

q<br />

T (r, t) =<br />

exp −<br />

8ρcp(πκt) 3/2 r2<br />

�<br />

, (2.23)<br />

4κt<br />

wie aus der Gleichung 2.20 direkt abgelesen werden kann. Nach einer Zeit <strong>von</strong><br />

t = ω2 0/(4κ) erreicht diese Verteilung eine Breite (1/e Abfall) <strong>von</strong> ω0. Die Zeit<br />

τ1/2, diefür eine Halbierung der Temperatur bei r =0benötigt wird, errechnet<br />

sich gemäß Gleichung 2.23 zu:<br />

τ1/2 = ω2 0<br />

4κ (22/3 − 1) ≈<br />

(2ω0) 2<br />

27κ<br />

(2.24)<br />

Zurückgehend auf Anderson [7] wird diese Beziehung häufig als Richtwert für die<br />

thermische Relaxationszeit einer kugelförmigen absorbierenden Struktur mit dem<br />

Durchmesser 2 ω0 genommen.


34 Theorie<br />

Wärmeleitung in ausgedehnten Kugeln <strong>und</strong> an Mediengrenzen<br />

Für Medien, bei denen die thermischen Materialeigenschaften nicht unabhängig<br />

vom Ort sind, verliert das Superpositionsprinzip in Bezug auf den Raum seine<br />

Gültigkeit, <strong>und</strong> der Green-Formalismus kann nur noch auf die zeitliche Temperaturentwicklung<br />

angewendet werden. Trotzdem können für einfache Geometrien<br />

analytische Lösungen gef<strong>und</strong>en werden.<br />

Dies gilt auch für absorbierende Partikel in Wasser. Speziell betrachtet sei hier<br />

zuerst das eindimensionale Problem, das sich ergibt, wenn zwei verschiedene Medien<br />

bei x=0 aneinanderstoßen, die zum Zeitpunkt t=0 unterschiedliche aber<br />

homogene Temperaturen besitzen:<br />

�<br />

T0 : x>0<br />

T (x, 0) =<br />

(2.25)<br />

0 : x < 0<br />

Für die Grenzfläche gelten folgende Randbedingungen für alle Zeiten t,<br />

K1<br />

T1(0,t) = T2(0,t) (2.26)<br />

∂T1(0,t)<br />

∂x<br />

= K2<br />

∂T2(0,t)<br />

∂x<br />

, (2.27)<br />

wobei mit 1 die Medieneigenschaften für x0 indiziert werden. K1,K2 sind die Wärmeleitfähigkeiten<br />

der Materialien. Das Problem wird also <strong>durch</strong> ein System <strong>von</strong> zwei gekoppelten<br />

Differentialgleichungen beschrieben. Die Lösung läßt sich mit Hilfe der so<br />

genannten Errorfunktion<br />

K1κ −1/2<br />

1<br />

Erf(x) = 2<br />

√ π<br />

+ K2κ −1/2<br />

2<br />

� x<br />

0<br />

exp[−ξ 2 ]dξ (2.28)<br />

ausdrücken <strong>und</strong> wird <strong>von</strong> Carslaw [28] wie folgt angegeben:<br />

T1(x, t) =<br />

K1κ −1/2<br />

1 T0<br />

K1κ −1/2<br />

�<br />

−1/2<br />

K2κ2 1+ −1/2<br />

1 + K2κ2 K1κ −1/2<br />

�<br />

x<br />

Erf<br />

2<br />

1<br />

√ �<br />

κ1t<br />

�<br />

T2(x, t) =<br />

K1κ −1/2 � �<br />

1 T0<br />

|x|<br />

1 − Erf<br />

2 √ ��<br />

κ2t<br />

(2.29)<br />

(2.30)<br />

Für eine ausgedehnte homogene Kugel, die <strong>von</strong> Wasser umgeben ist, wurde das<br />

Problem <strong>von</strong> Goldenberg [65] für folgende Randbedingungen gelöst: Zur Zeit<br />

t=0 befinden sich sowohl die Kugel als auch die Umgebung auf einer Temperatur


Theorie 35<br />

T = 0. Die Kugel mit dem Radius R stellt eine Wärmequelle dar, die mit einer<br />

konstanten Rate A Wärme erzeugt. Die Temperatur an der Kugeloberfläche muss<br />

stetig sein.<br />

Die Größen, welche die Kugel beschreiben, sind mit dem Index 1 versehen, die<br />

physikalischen Größen des umgebenden Mediums besitzen den Index 2.<br />

Innerhalb der Kugel wird die Temperaturentwicklung <strong>durch</strong> die inhomogene Wärmeleitungsgleichung<br />

mit Quellterm <strong>und</strong> außerhalb der homogenen Wärmeleitungsgleichung<br />

ohne Quellterm beschrieben. Die genannten Randbedingungen werden<br />

<strong>durch</strong> folgende Gleichungen ausgedrückt:<br />

∂T1<br />

K1<br />

∂r<br />

T1 = T2 =0 , für t =0für alle r (2.31)<br />

T1 = T2 , für r = R für alle t (2.32)<br />

∂T2<br />

= K2<br />

∂r<br />

, für r = R für alle t (2.33)<br />

Die Temperatur außerhalb einer Kugel mit Radius R kann nach Goldenberg [65]<br />

für einen konstanten Quellterm<br />

T2(r) = R3 �<br />

A 1 K1<br />

− J<br />

rK1 3 K2<br />

2<br />

�<br />

(2.34)<br />

π<br />

J =<br />

�∞<br />

0<br />

e −y2t γ1 y3 (sin y − y cos y)[by sin y cos σy − (c sin y − y cos y)sinσy]<br />

[(c sin y − y cos y) 2 + b2y2 sin2 dy (2.35)<br />

y]<br />

b = K2<br />

K1<br />

� κ1<br />

κ2<br />

, c =1− K2<br />

K1<br />

,γ1 = R2<br />

κ1<br />

,σ=<br />

�<br />

r<br />

�<br />

− 1<br />

R � κ1<br />

κ2<br />

(2.36)<br />

berechnet werden, wobei y die Integrationsvariable darstellt <strong>und</strong> r die Entfernung<br />

<strong>von</strong> der Kugeloberfläche, für den die Lösung berechnet ist, in der Variable<br />

σ enthalten ist. Die Heizrate A erhält man aus dem pro Volumen <strong>und</strong> Zeit absorbierten<br />

Laserlicht. Die Gleichung 2.4 beschreibt die Temperatur T nach einer<br />

Zeit t, wenn zum Zeitpunkt t =0dieWärmequelle A angeschaltet wird <strong>und</strong> bis<br />

zur Zeit t der Kugel Wärme mit einer konstanten Rate zugeführt wird. Da die<br />

thermische Diffusivität <strong>von</strong> Gold fast 900 mal höher ist als die <strong>von</strong> Wasser, kann<br />

da<strong>von</strong> ausgegangen werden, dass die Partikel räumlich homogen geheizt werden.<br />

Da die Wärmeleitungsgleichung in der Zeit linear verläuft, kann die Temperatur<br />

nach einem kurzen Laserpuls der Länge ∆t d.h. einem zeitlich endlichen Quellterm<br />

berechnet werden:


36 Theorie<br />

Es wird die Lösung mit eine Heizrate A+ mit der um ∆t verschobenen Kühlrate<br />

A− addiert.<br />

T∆t = T2(t, A) − T2(t − ∆t, −A) (2.37)<br />

Man erhält damit eine Funktion, die den Temperaturverlauf nach einem zeitlich<br />

rechteckförmigen Temperatursprung für einen bestimmten Ort beschreibt.<br />

Läßt man den Zeitabstand ∆t gegen 0 laufen, erhält man die Temperaturantwort<br />

auf einen infinitesimal kurzen Laserpuls, d.h. man kann die Lösung als zeitliche<br />

Greenfunktion zur Berechnung der Temperatur bei nicht konstanter Heizrate<br />

A(t) nutzen. Da das Problem kugelsymmetrisch ist, beschreibt die Lösung den<br />

Temperaturverlauf nach einem Deltapuls in einem bestimmten Abstand <strong>von</strong> der<br />

Partikeloberfläche. Eine Lösung, bei der die Absorption der 15 nm Goldpartikel<br />

eingesetzt wurde, ist beispielhaft für einen infinitesimal kurzen Puls in Abbildung<br />

2.9 dargestellt. Der Absorptionsquerschnitt wurde wie in Abschnitt 2.5.1<br />

näher ausgeführt über die Mie-Theorie berechnet. Die Temperatur nimmt mit<br />

der Entfernung <strong>von</strong> der Oberfläche ab. Die Spitzentemperatur wird an der Oberfläche<br />

am Ende des Heizpulses erreicht. In der Entfernung wird aufgr<strong>und</strong> der<br />

Wärmeleitung die Spitzentemperatur erst später erreicht.


Theorie 37<br />

Greenfkt. [K m²/J²]<br />

. -10<br />

110<br />

10 -11<br />

110<br />

. -12<br />

0<br />

0nm<br />

5nm<br />

10 nm<br />

2´ 10 -9<br />

4´ 10 -9<br />

Zeit [s]<br />

6´ 10 -9<br />

8´ 10 -9<br />

1´ 10 -8<br />

Abbildung 2.9: Lösung der Greenfunktion, in der bereits die Absorption<br />

berücksichtigt wurde (siehe Gleichung 2.4) für 15 nm Goldpartikel an der Partikeloberfläche,<br />

in 5 nm Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm Entfernung für eine Bestrahlung mit einem<br />

infinitesimal kurzen Puls <strong>von</strong> 1 J/m2 .<br />

In Abbildung 2.10 ist <strong>durch</strong> Faltung mit der Lösung aus Abbildung 2.9 die Temperatur<br />

bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 1 mJ/cm2 auf der Goldoberfläche, in 5 nm <strong>und</strong><br />

10 nm Abstand eines 15 nm Goldkolloids mit gaußförmigen Pulsen der Halbwertsbreite<br />

<strong>von</strong> 26 ps als Funktion der Zeit zu sehen.


38 Theorie<br />

�T[K/(mJ/cm²)]<br />

100<br />

50<br />

20<br />

10<br />

5<br />

2<br />

0<br />

5nm<br />

25<br />

0nm<br />

10 nm<br />

50 75<br />

100<br />

Zeit [ps]<br />

125 150 175 200<br />

Abbildung 2.10: Durch Faltung mit der Greenfunktion aus Abbildung 2.9 berechneter<br />

Temperaturverlauf für einen 26 ps Puls auf der Oberfläche eines 15 nm Goldpartikels<br />

in 5 nm <strong>und</strong> 10 nm Entfernung <strong>von</strong> der Partikeloberfläche.<br />

2.5 Eigenschaften <strong>von</strong><br />

Nano- <strong>und</strong> Mikroabsorbern<br />

Nanopartikel verhalten sich physikalisch zum Teil anders als makroskopische<br />

Festkörper. Die optischen Eigenschaften sind gegenüber makroskopischen Stoffen<br />

stark verändert. Aufgr<strong>und</strong> der Größe weit unterhalb der optischen Wellenlänge<br />

können Elektronen <strong>von</strong> dem kohärenten elektromagnetischen Feld zu kollektiven<br />

Schwingungen angeregt werden. Dies beeinflußt die Absorption <strong>und</strong> die Lichtstreuung.<br />

Gleichzeitig steigt der Einfluß <strong>von</strong> Oberflächeneffekten wie z.B. der<br />

Einfluß der Oberflächenspannung des Wassers auf die Verdampfung.<br />

2.5.1 Gold-Nanoabsorber<br />

Die optischen Eigenschaften <strong>von</strong> Gold-Nanopartikeln interessieren die Menschen<br />

seit der Antike [198]. Der Gr<strong>und</strong> für das frühe Interesse ist die Tatsache, dass


Theorie 39<br />

Glas mit Gold purpurrot gefärbt werden kann. Im Zuge <strong>von</strong> Untersuchungen<br />

zu kolloidalem Partikelwachstum in chemischen Lösungen wurde die Farbe <strong>von</strong><br />

kolloidalen Lösungen u. a. <strong>von</strong> Faraday <strong>und</strong> Kirchner verstärkt untersucht [56,<br />

97]. Für die optischen Eigenschaften <strong>von</strong> Gold-Nanopartikeln spielen kollektive<br />

Schwingungen der Elektronen in einem Band als auch Übergänge zwischen den<br />

Elektronenbändern <strong>von</strong> Gold eine Rolle.<br />

Die Partikelausmaße sind dabei deutlich kleiner als die Wellenlänge, so dass die<br />

Partikel <strong>von</strong> dem Feld der elektromagnetischen Wellen vollständig umgeben werden<br />

<strong>und</strong> alle Elektronen der Partikel in diesen Feldern oszillieren können. Dies<br />

ist in Abbildung 2.11 dargestellt <strong>und</strong> veranschaulicht die Effekte, vor allem die<br />

resonante Oszillation der Elektronen, die zu den außergewöhnlichen optischen<br />

Eigenschaften der Nanopartikel führen.<br />

Abbildung 2.11: Lokale elektrische Felder E bei der Wechselwirkung <strong>von</strong> optischer<br />

Strahlung mit Goldkolloiden in einem transparenten dielektrischen Medium. Abbildung<br />

nach Perner [147](verändert).<br />

Mie-Theorie<br />

Mie [122] berechnete die Absorptioneigenschaften <strong>von</strong> Goldpartikeln <strong>durch</strong> die<br />

Betrachtung der elektromagnetischen Felder um sphärische Partikel mit Hilfe der<br />

Maxwellgleichung in sphärischen Koordinaten, in dessen Zentrum sich das Partikel<br />

mit einem komplexen Brechungsindex befindet. Aus den Maxwellgleichungen


40 Theorie<br />

läßt sich die Wellengleichung für elektromagnetische Wellen ψ herleiten [83]:<br />

∆ψ + k 2 m 2 ψ = 0 (2.38)<br />

wobei k die Wellenzahl im Vakuum <strong>und</strong> m der komplexe Brechungsindex des<br />

Mediums sind. Löst man die Wellengleichung in sphärischen Koordinaten unter<br />

Berücksichtigung folgender Randbedingungen,<br />

n × (H2 − H1) =n × (E2 − E1) (2.39)<br />

n · (m 2 2E2 − m 2 1E1) =n · (H2 − H1) (2.40)<br />

so lassen sich elektrische <strong>und</strong> magnetische Felder innerhalb <strong>und</strong> außerhalb der<br />

Kugel berechnen. Gleichung 2.39 beschreibt die Bedingungen für die tangentialen<br />

Komponenten der Felder auf der Kugeloberfläche, Gleichung 2.40 die senkrechten<br />

Komponenten. Der Index 1 beschreibt Größen innerhalb der Kugel, der Index 2<br />

außerhalb der Kugel.<br />

Zur Lösung wird die eingestrahlte ebene Welle in Multipole entwickelt [83]. Eine<br />

analytische Lösung ist dann in Form einer unendlichen Reihenentwicklung<br />

möglich. Die Entwicklung kann für kleine Teilchen in schwach brechenden Matritzen<br />

schon nach wenigen Ordnungen abgebrochen werden. Eine Lösung äquivalent<br />

zur Herleitung der Rayleigh-Streuung nach einer elektrostatischen Beschreibung<br />

erhält man, wenn die Reihe bereits nach dem ersten Term abgebrochen wird. Aus<br />

der Lösung für die Feldstärken können die Absorptions- <strong>und</strong> Streuquerschnitte<br />

bezogen auf den geometrischen Querschnitt (Q-Faktoren) berechnet werden. Die<br />

Q-Faktoren für Absorption <strong>und</strong> Streuung können wiederum in eine Potenzreihe<br />

<strong>von</strong> x = ka = 2πa<br />

λ entwickelt werden. Der Parameter x ist das Verhältnis aus<br />

Kugelumfang (2πa) <strong>und</strong> Wellenlänge λ .DieQ-Faktorenfür Streuung Qscat <strong>und</strong><br />

Absorption Qabs könnendannwiefolgtgenähert werden [83]:<br />

Qabs = A<br />

Ageom<br />

= −Im<br />

�<br />

Qscat = x 4<br />

�<br />

8<br />

3<br />

4x m2 − 1<br />

m2 4<br />

+<br />

+2 15 x3<br />

�<br />

m2 − 1<br />

m2 � �<br />

2<br />

+ ... (2.41)<br />

+2<br />

� m 2 − 1<br />

m 2 +2<br />

�2 m4 +27m2 +38<br />

2m2 �<br />

+ ... (2.42)<br />

+3<br />

Für einen Grössenfaktor x ≤ 0.35 wird der Q-faktor Qabs bei 500 nm Wellenlänge<br />

mit der Gleichung 2.42 auf 10% genau berechnet. In Abbildung 2.12 ist der<br />

Q-Faktor in Abhängigkeit der Wellenlänge für verschiedene Absorbergrößen dargestellt.<br />

Er wurde nach den Angaben <strong>von</strong> van de Hulst [83] berechnet, der für


Theorie 41<br />

527 nm den komplexen Brechungsindex <strong>von</strong> Gold mit m =0.767676 − i · 2.23919<br />

angibt.<br />

Q-Faktor<br />

3.5<br />

3.0<br />

2.5<br />

2.0<br />

1.5<br />

1.0<br />

0.5<br />

0.0<br />

450<br />

300 nm<br />

500<br />

150 nm<br />

10 nm<br />

20 nm<br />

Wellenlänge [nm]<br />

40 nm<br />

80 nm<br />

550 600 650<br />

Abbildung 2.12: Nach der Mie-Theorie berechneter Q-Faktor für Goldkugeln mit den<br />

Durchmessern 10 nm bis 300 nm in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Wellenlänge. Der höchste Q-<br />

Faktor <strong>von</strong> 3.5 tritt bei 80 nm Partikeln auf.<br />

Die Absorption hat für Goldkolloide, die kleiner als 100 nm sind, ein ausgeprägtes<br />

Maximum im Bereich <strong>von</strong> 530 nm bis 550 nm. Bis etwa 80 nm Durchmesser steigt<br />

der Q-Faktor auf 3.5 an. Für größere Partikel sinkt er wieder ab <strong>und</strong> die ausgeprägte<br />

Absorptionsbande verschwindet. Dieses Maximum entsteht <strong>durch</strong> den<br />

Resonanzeffekt der Elektronen in den Partikeln <strong>und</strong> kann für die Edelmetalle<br />

Kupfer, Silber <strong>und</strong> Gold beobachtet werden.<br />

Der komplexe Brechungsindex in Metallen kann über die Drude-Sommerfeld-<br />

Theorie [102] beschrieben werden. Der komplexe Brechungsindex m hängt über<br />

m = n + ik = � µm · ɛ(ω) (2.43)<br />

mit der dielektrischen Funktion zusammen. Die relative Permeabilität µm des<br />

Mediums kann dabei als 1 angenommen werden. Darin bestimmt das <strong>durch</strong><br />

die s-Elektronen gebildete freie Elektronengas die dielektrische Funktion ɛ(ω) in<br />

folgender Weise:<br />

Ω 2 P<br />

ɛ(ω) =1+χDS(ω) mit χDS(ω) =−<br />

ω2 + iωγDS<br />

(2.44)


42 Theorie<br />

Dabei ist ɛ(ω) die dielektrischen Funktion <strong>von</strong> Gold mit χDS der Intrabandsuszeptibilität<br />

des freien Elektronengases, in der die Dämpfung γDS <strong>und</strong> die Plasmafrequenz<br />

ΩP eingehen [102, 147].<br />

Für reale Metalle ist die Dämfungskonstante γDS <strong>durch</strong> den Kehrwert der mittleren<br />

Stoßzeit τ gegeben <strong>und</strong> liegt für die genannten Edelmetalle in dem Bereich<br />

τ=40 fs. Dieser Wert wurde für Silber bei 273 K gemessen [10]. Die Plasmafrequenz<br />

Ω 2 2 nee<br />

p = (2.45)<br />

ɛ0ɛmeff<br />

wird <strong>durch</strong> die Elektronendichte ne <strong>und</strong> die effektive Elektronenmasse meff be-<br />

stimmt, wobei diese als Hilfsgröße betrachtet werden sollte, da die Leitungselektronen<br />

nur quasi-frei sind <strong>und</strong> teilweise an die Rumpfelektronen <strong>und</strong> an die<br />

Elektronen der umgebenden Goldatome koppeln. Das Drude-Sommerfeld-Modell<br />

erklärt qualitativ die Absorption <strong>durch</strong> freie Elektronen im Leitungsband (Intrabandabsorption).<br />

Bei Edelmetallen muss für eine Erklärung des Absorptionsspektrums<br />

im sichtbaren Bereich jedoch zusätzlich die Inter-bandabsorption betrachtet<br />

werden, bei der es zu einem Energieübertrag zwischen den Energiebändern<br />

kommt. Das bedeutet, dass die elektrische Intrabandsuszeptibilität χDS um einen<br />

Interbandsuszeptibilitätsterm ergänzt werden muss [10, 83]. Die Interbandabsorption<br />

kann in Dipolnäherung als eine Summe <strong>von</strong> Einelektronenübergängen<br />

der Energie hω zwischen dem Ausgangsniveau i <strong>und</strong> dem Endniveau f mit einem<br />

Bandabstand <strong>von</strong> hωif aufgefaßt werden [141]. Abbildung 2.13 zeigt ein gemessenes<br />

Absorptionsspektrum <strong>von</strong> 15 nm Goldpartikeln. Die Beiträge der Intra- <strong>und</strong><br />

der Inter-bandabsorption sind schematisch eingezeichnet.


Theorie 43<br />

Absorption [willk. Einh.]<br />

0.6<br />

0.5<br />

0.4<br />

0.3<br />

0.2<br />

0.1<br />

0<br />

200 300 400 500 600 700 800 900 1000 1100<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Absorption <strong>von</strong><br />

15 nm Gold-Chymotrypsinkonjugaten<br />

Plasmonenabsorption<br />

Interbandabsorption<br />

Abbildung 2.13: Gemessene Absorption <strong>von</strong> 15 nm Goldpartikeln zusammen mit der<br />

schematischen Darstellung der Beiträge der Interbandabsorption <strong>und</strong> der Plasmonenabsorption<br />

jeweils als Funktion der Wellenlänge.<br />

Die dielektrische Funktion realer Metalle hängt <strong>von</strong> der Gitter- <strong>und</strong> der Elektronentemperatur<br />

ab. Die Plasmaresonanz hΩP [eV ] <strong>von</strong> Gold verschiebt sich <strong>von</strong><br />

2.3 eV bei 283 K zu 2.12 eV 1336 K kaum. Stärker wirkt sich die Temperaturabhängigkeit<br />

in der Dämpfungskonstante γ0[meV ] aus, die <strong>von</strong> 40 bei 283 K auf 155<br />

bei 1336 K steigt. Die Temperaturabhängigkeit der Interbandabsorption kann<br />

näherungsweise im Energieabstand zwischen der Fermikante <strong>und</strong> dem d-Band<br />

berücksichtigt werden [22]:<br />

Feldverstärkung<br />

Ed−EF (TL) =2.35eV − 50.6meV/300K · TL<br />

(2.46)<br />

Durch die kollektive Anregung <strong>von</strong> Elektronenschwingungen kommt es neben<br />

der erhöhten Absorption zur lokalen Feldverstärkung. Die Feldverstärkungen<br />

können einen Einfluß auf nichtlineare chemischen Reaktionen wie Mehrphotonen-<br />

Photochemie haben. Eine Abschätzung dieser Feldverstärkungen unter der An-


44 Theorie<br />

nahme, dass die Partikel einfache Dipole sind, kann mit [86]<br />

Eloc = E + P<br />

3ɛ0<br />

mit (2.47)<br />

ρP = −Pn (2.48)<br />

erfolgen. Wobei Eloc das lokale elektrische Feld, P die Polarisierbarkeit, ɛ die<br />

dielektrische Funktion <strong>von</strong> Gold <strong>und</strong> ρ die Flächenladungsdichte ist. Unter<br />

Berücksichtigung <strong>von</strong> einem äußeren Medium mit der dielektrischen Funktion<br />

ɛm <strong>und</strong> der dielektrischen Funktion ɛ der Nanopartikel kann eine Berechnung der<br />

Feldverstärkung nach Kreibig [102] erfolgen,<br />

Eloc = fL · E0 (2.49)<br />

fL =<br />

3 ɛm<br />

ɛ<br />

1+2 ɛm<br />

ɛ<br />

(2.50)<br />

wobei für Edelmetalle ɛ(ω) ≤ 0möglich <strong>und</strong> damit auch eine Verstärkung möglich<br />

ist. fL wird auch häufig als lokaler Feldverstärkungsfaktor bezeichnet. Für vereinzelte<br />

Partikel konnte die Fluoreszenzverstärkung bis zu einem Faktor 200 an Goldmikrostrukturen<br />

gemessen werden [119, 187]. Die Verstärkungen sind abhängig<br />

<strong>von</strong> dem Abstand zwischen Fluoreszenzfarbstoff <strong>und</strong> Partikel. Ein Maximum der<br />

Fluoreszenzverstärkung <strong>von</strong> FITC markierten Antikörpern konnte bei 40 nm Abstand<br />

gemessen werden. Sind die Farbstoffe näher an der Oberfläche, kommt es<br />

zu einer verstärkten Quenchung. Sind die Farbstoffe weiter entfernt, so nimmt<br />

die Fluoreszenz überproportional ab.<br />

Thermalisierung der Energie in Goldpartikeln<br />

Thermalisierung in Goldpartikeln Neben der in den Goldpartikeln absorbierten<br />

Energie ist auch entscheidend, wie schnell <strong>und</strong> in welcher Form die Energie<br />

weitergegeben wird, d.h. wie schnell sie thermalisiert wird.<br />

Trifft ein ultrakurzer Laserpuls auf ein Metallnanopartikel, so wird zunächst die<br />

Energie <strong>von</strong> Elektronen absorbiert, die da<strong>durch</strong> nicht mehr thermisch im Gleichgewicht<br />

mit dem Gitter stehen. Als erstes erfolgt die Thermalisierung der Energie<br />

innerhalb des Elektronengases, im Laufe derer die Energieverteilung der Elektronen<br />

in die Fermi-Verteilung übergeht. Nach der Thermalisierung des Elektronengases<br />

<strong>durch</strong> elastische (Elektron-Elektron) <strong>und</strong> inelastische (Elektron-Phonon)


Theorie 45<br />

Streuprozesse [69] kühlt das Elektronengas <strong>durch</strong> Emission <strong>von</strong> Phononen ab<br />

<strong>und</strong> heizt das Edelmetallkristallgitter auf. Die Energierelaxation heißer Elektronen<br />

<strong>und</strong> der Temperaturausgleich mit dem Gitter kann mit einem Ratenprozess<br />

modelliert werden. Das dazugehörige Modell wird auch als Two Temperature<br />

”<br />

Model” bezeichnet. Die Thermalisierung <strong>von</strong> angeregten Elektronen in Goldnanopartikeln<br />

wurde <strong>von</strong> mehreren Gruppen untersucht [3, 74, 80, 200]. Die<br />

Ergebnisse sind in Abbildung 2.14 dargestellt.<br />

Abbildung 2.14: Typischer Verlauf <strong>von</strong> Elektronentemperatur Te <strong>und</strong> der Gittertemperatur<br />

Tl gemäß dem Thermalisierungsmodell nach einer 150 fs Laserpulsanregung.<br />

Deutlich sind drei Zeitbereiche zu sehen: 1.) die Thermalisierung der Elektronen, 2.)<br />

das Elektronenkühlen <strong>und</strong> Gitteraufheizen <strong>und</strong> 3.) das Kühlen auf Umgebungstemperatur.<br />

Abbildung nach Perner [147](verändert).<br />

Nach diesem Modell benötigt die Thermalisierung der Energie des Elektronengases<br />

wenige Pikosek<strong>und</strong>en, während der Temperaturausgleich zwischen Elektronengas<br />

<strong>und</strong> Gitter ungefähr 10 bis 15 ps benötigt. Entsprechend bestimmt die<br />

Thermalisierung selbst für Experimente mit 30 ps Pulsen nicht den Temperaturverlauf.<br />

Energierelaxation am Übergang Partikel-Wasser Die Thermalisierung an<br />

der Grenzfläche Gold-Protein-Wasser kann nach Nölting [136] mit der Lösung der<br />

Wärmeleitungsgleichung wie in Abschnitt 2.4 beschrieben werden. Aus der Reaktion<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> an geheizten Grenzflächen oder <strong>durch</strong> Farbstoffe in Lösung


46 Theorie<br />

kommt Nölting auf eine Thermalisierungszeit <strong>von</strong> 10 bis 20 ps für Schichten mit einer<br />

Dicke <strong>von</strong> einem Protein mit 10 nm Durchmesser. Diese Zeit ist demnach noch<br />

schneller als eine Thermalisierung in reinem Wasser, da die Wärmeleitungsgrößen,<br />

die Nölting für Proteine in Wasser ansetzt, mit cp = 1300 J<br />

kg<br />

, ρ = 1400 kg·K m3 eine höhere Diffusivität ergeben.<br />

K =0.17 J<br />

sKm<br />

Goldpartikeltemperaturen Mit Hilfe <strong>von</strong> Gleichung 2.4 für die Wärmeleitung<br />

um die Partikel <strong>und</strong> Gleichung 2.42 für den Q-Faktor kann die Temperatur auf<br />

der Partikeloberfläche bei Bestrahlung mit einer bestimmten Pulsenergie berechnet<br />

werden (Abbildung 2.15). Dabei wurden bei der Näherung <strong>von</strong> Qabs. für<br />

große Partikel<strong>durch</strong>messer Terme höherer Ordnung berücksichtigt. Von großen<br />

Durchmessern aus kommend bis 80 nm nimmt die Temperatur mit kleiner werdenem<br />

Durchmesser proportional zum inversen Durchmesser zu. Unterhalb <strong>von</strong><br />

80 nm im Bereich des thermischen Einschlußes bleibt sie annähernd konstant <strong>und</strong><br />

nimmt erst bei kleinen Durchmessern, die außerhalb des thermischen Einschlusses<br />

liegen, proportional zum Durchmesser ab. Die höchsten Sprungtemperaturen<br />

erzielt man mit Partikeln <strong>von</strong> 80 nm Durchmesser, die für 527 nm die stärkste<br />

resonante Absorption aufweisen.


Theorie 47<br />

�T [K/(mJcm²)]<br />

100<br />

1<br />

0.01<br />

. -9<br />

110<br />

1 ps Puls<br />

1 ns Puls<br />

1 µ s Puls<br />

. -8<br />

110<br />

. -7<br />

110<br />

Goldpartikel<strong>durch</strong>messer [m]<br />

. -6<br />

110<br />

Abbildung 2.15: Berechnete maximale Temperaturerhöhung auf der Oberfläche <strong>von</strong><br />

Goldpartikeln in Abhängigkeit der Partikelgrösse für Pulse bei 527 nm der Dauer 1 µs,<br />

1ns, 1ps.<br />

Aus Abbildung 2.15 läßt sich ablesen, dass man für 10 nm Partikel <strong>und</strong> Nanosek<strong>und</strong>enpulse<br />

mit Bestrahlungen im Bereich <strong>von</strong> einigen 100 mJ/cm2 schon Temperaturen<br />

im Bereich <strong>von</strong> 900◦C induziert. Im Fall der Pikosek<strong>und</strong>enpulse reichen<br />

Bestrahlungen unter 10 mJ/cm2 schon aus, um extrem hohe Temperaturen bei<br />

1000◦C zu induzieren.<br />

Goldkonjugation<br />

Antikörperkonjugate mit Goldnanopartikeln sind seit Ende der 60er Jahre ein<br />

etabliertes Kontrastmittel zur Visualisierung <strong>von</strong> Proteintypen in der Elektronenmikroskopie.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der hohen Elektronendichte ergeben sie einen hohen<br />

Kontrast <strong>und</strong> aufgr<strong>und</strong> der Möglichkeit, die Kolloide über einen langen Zeitraum<br />

<strong>von</strong> Wochen in entsprechendem Puffer elektrisch geladen zu halten, haben sie<br />

sich als hervorragend geeignet erwiesen, um geladene Gruppen an die Partikel zu<br />

binden.


48 Theorie<br />

Außer Ladungen spielen hydrophobe Gruppen, die sich zu dem Gold hin ausrichten,<br />

bei der Bindung eine Rolle [81]. Die van der Waals Wechselwirkungen<br />

werden <strong>durch</strong> diese Umstrukturierung ebenfalls beeinflußt. Bei einer Bindung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> ist demnach darauf zu achten, dass die Proteine einerseits fest an<br />

die Partikel geb<strong>und</strong>en sind, andererseits <strong>durch</strong> die Bindung nicht denaturieren.<br />

Roth [162, 163] hat für die Konjugation, die diesen Kompromiß erfüllt, das Konzept<br />

entworfen, die Proteine in einem Puffer nahe an ihrem isoelektrischen Punkt<br />

zu konjugieren, damit die effektive Ladung der Proteine gering ist <strong>und</strong> einzelne<br />

stark geladene Gruppen nicht für eine Denaturierung bei der Bindung sorgen.<br />

Auch nahe am isoelektrischen Punkt stehen noch ausreichend viele Ladungen im<br />

Protein für die Bindung zur Verfügung.<br />

Für eine Konjugation sind entsprechend die Ladung einzelner Proteingruppen,<br />

die Gesamtladung <strong>und</strong> die Verteilung der hydrophoben Gruppen entscheidend.<br />

Eine effektive Konjugation mit noch intaktem Protein ist nur möglich, wenn die<br />

hydrophoben Gruppen <strong>und</strong> ausreichend viele geladene Gruppen an die Proteinaußenseite<br />

gebracht werden können, ohne dass die Proteinkonformation stark<br />

gestört wird. Es konnte <strong>von</strong> Bendayan gezeigt werden, dass nicht nur Antikörper,<br />

sondern auch etliche Enzyme wie z.B. Nuklease so weit auf den Goldpartikeln stabilisiert<br />

werden können, dass sie auch nach mehreren Präparationschritten für die<br />

Elektronenmikroskopie an das Partikel geb<strong>und</strong>en bleiben. Gleichzeitig werden sie<br />

in ihrer Struktur <strong>und</strong> Beweglichkeit nur so gering beeinflußt, dass sie weiterhin<br />

enzymatisch aktiv sind [13, 162, 163].<br />

Die Bindung kann sowohl elektronenmikroskopisch als auch direkt optisch kontrolliert<br />

werden, da eine hohe Elektrolytkonzentration bei nicht erfolgter Konjugation<br />

zu einer Aggregation der Nanopartikel führt, die zu einer spektralen<br />

Verschiebung der Absorption führt. Aggregate zeigen dabei analog zu großen<br />

Partikeln eine stark ins Rote verschobene Absorption, wohingegen vereinzelte<br />

Partikel unterhalb <strong>von</strong> 60 nm eine deutlich ins Blaue verschobene Absorption<br />

aufweisen. Sind die Partikel vollständig mit Protein bedeckt <strong>und</strong> da<strong>durch</strong> in der<br />

Ladung neutralisiert, kommt es nicht mehr zu einer Aggregation, so dass ein<br />

Farbumschlag bei Zugabe <strong>von</strong> einem starken Elektrolyt nicht mehr stattfindet.


Theorie 49<br />

2.5.2 Magnetit-Mikroabsorber<br />

Bei den genutzten Absorbern, in denen Fe3O4 (Magnetit) in Polystyren bzw. Silikat<br />

gleichmäßig verteilt ist, kann man keine resonante Anregung <strong>von</strong> Bandstrukturen<br />

erwarten, da Magnetit keine metallischen Elektronenbänder aufweist. Die<br />

Absorption gleicht der Absorption <strong>von</strong> makroskopischem Magnetit <strong>und</strong> besitzt<br />

im Sichtbaren keine ausgeprägte Struktur. Das Absorptionsspektrum ist in Abbildung<br />

2.16 dargestellt. Für die genutzten 2.8 bis 8 µm großen Absorber ist der<br />

Durchmesser um einen Faktor 4 bis 8 größer als die Wellenlänge. Es wird erwartet,<br />

dass sich die Partikel fast vollständig als makroskopische Absorber verhalten.<br />

Absorption [willk. Einh.]<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

250 300 450 550 650 750 850 950 1050<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 2.16: Absorptionsspektrum <strong>von</strong> in Polystyren oder Silikat eingelagertem<br />

Magnetit.<br />

Kovalente Proteinkonjugation<br />

Außer mit Adsorptionsprozessen oder einer ionischen Wechselwirkung kommen<br />

noch affine Bindungen, wie z.B. die Bindung an ein immobilisiertes Substrat<br />

oder kovalente Bindungen zur Kopplung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> an Absorberoberflächen<br />

in Frage. Der Hauptvorteil <strong>von</strong> kovalenten Bindungen besteht darin, dass die<br />

Bindungen sehr stabil sind <strong>und</strong> damit eine einfache Handhabung erlauben. Es<br />

existiert eine Vielzahl <strong>von</strong> Kopplungsmöglichkeiten, wobei die Bindungen an Ami-


50 Theorie<br />

nogruppen der Proteine sehr häufig genutzt werden, wenn es sich um eine einfache<br />

kovalente Immobilisierung handelt. Die gängigsten kovalenten Kopplungen sind<br />

in Tabelle 2.2 zusammengefaßt. Die Kopplungsmöglichkeiten wurden im Detail<br />

<strong>von</strong> Hermanson [79] beschrieben.<br />

funktioneller Anker Reaktionspartner Reaktion<br />

-SiO2, -TiO2, -HfO2 -Si(Cl) x,<br />

-Si(OR)x direkt<br />

-Au, -Ag -SH direkt<br />

-COOH -NH2 mitCarbodiimid<br />

O<br />

O N<br />

(N-Hydroxysuccinimid, NHS)<br />

O<br />

O<br />

R<br />

-NH2<br />

O<br />

Epoxid<br />

O<br />

N<br />

O<br />

Maleinimid<br />

O<br />

N<br />

H NH 2<br />

Säurehydrazid<br />

-NH-NH2<br />

Hydrazid<br />

-NH 2<br />

-NH 2<br />

-NH 2<br />

direkt<br />

reduktive Aminierung<br />

mit NaCNBH 3<br />

Glutardialdehyd<br />

-NH2, -SH, -OH direkt<br />

-SH, -NH2 direkt<br />

O<br />

H<br />

mit IO4 - aktiviertes<br />

Kohlenhydrat<br />

Tabelle 2.2: Eine Auflistung der gängigsten Kopplungsliganden / Moleküle für die<br />

kovalente Kopplung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> an Festkörper.<br />

Für eine Erhaltung der Enzymstruktur <strong>und</strong> Labilität d.h. der Enzymfunktion sollte<br />

eine Bindung erfolgen, die möglichst wenig Quervernetzungen innerhalb der<br />

Proteine zur Folge hat. Nutzt man die am häufigsten verwendeten Linker zwischen<br />

den Aminogruppen oder den Aminogruppen mit OH-Gruppen, so kommt<br />

es zu einer Quervernetzung <strong>von</strong> Asparagin, Glutamin, Lysin <strong>und</strong> Arginin, mehr<br />

oder weniger also zu einer vollständigen Vernetzung der Aminosäuren im Prote-<br />

direkt<br />

direkt


Theorie 51<br />

in. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die Immobilisierung mit Glutardialdehyd.<br />

Ortsspezifische Anker, die sowohl in das Protein als auch auf der Oberfläche synthetisiert<br />

werden <strong>und</strong> nur eine Bindung an diese Ankermoleküle erlauben, sind<br />

die optimale Lösung. Da dies vor allem auf der Proteinseite aufwendig ist, ist die<br />

nächstbessere Lösung eine zweistufige Reaktion, in der an die Oberfläche <strong>und</strong> an<br />

die Proteine jeweils ein Linker gebracht wird, der nur mit seinem Gegenstück reagieren<br />

kann, so dass es nur zu einer Vernetzung der Proteine mit der Oberfläche,<br />

nicht jedoch der Proteine untereinander oder der Proteine mit sich selbst kommen<br />

kann. Ein Standardverfahren hierfür ist die Kopplung der Partikel über Carbodiimide<br />

zusammen mit N-Hydroxysuccinimide (NHS) [67]. Der Reaktionsablauf<br />

ist in Abbildung 2.17 dargestellt.<br />

COOH<br />

aktivierter Zwischenzustand<br />

primäre Aminogruppe<br />

des Enzyms<br />

Zwischenzustand<br />

Amid<br />

Bindung<br />

Abbildung 2.17: Die Reaktion <strong>von</strong> Carbodiimiden auf den Partikeloberflächen (R)<br />

mit Aminogruppen der Proteine (R ′ ) kann ohne Quervernetzung innerhalb der Proteine<br />

erfolgen, wenn man das reaktive Zwischenprodukt verestert <strong>und</strong> erst anschließend die<br />

zu bindenden Proteine (R ′ ) beigibt. Abbildung nach [79](verändert).<br />

Mit dieser Kopplung kann es nur noch zu einer Bindung <strong>von</strong> den primären Aminogruppen<br />

d.h. den Enden der Polypeptidketten an die COOH-Gruppe d.h. an<br />

die Partikeloberfläche kommen. Betrachtet man die Struktur <strong>von</strong> alkalische Phosphatase<br />

bzw. Chymotrypsin, so sind im Fall <strong>von</strong> alkalische Phosphatase die Bindungstellen<br />

am ehesten die beiden nach unten zeigenden Polypeptidkettenenden<br />

<strong>und</strong> im Fall <strong>von</strong> α-Chymotrypsin das freie Ende der leichten Kette.


52 Theorie<br />

Partikel<br />

aP<br />

Chymotrypsin<br />

Abbildung 2.18: Die Reaktion der Ester-Zwischenprodukte mit den <strong>Proteinen</strong> kann<br />

vor allem mit den N-terminalen Aminogruppen erwartet werden, die in der Darstellung<br />

blau dargestellt sind. Die C-terminalen Gruppen sind rot dargestellt (Strukturen nach<br />

Protein Data Bank [182, 191, 15]).<br />

Durch die limitierten Möglichkeiten der Bindung der veresterten Carbodiimide<br />

an die Proteine ist eine Kopplung im Fall der genutzten Enzyme für eine gewisse<br />

Orientierung mit gleichzeitiger Bindung an wenigen Ankerstellen möglich.


Kapitel 3<br />

Material <strong>und</strong> Methoden<br />

3.1 Lasersysteme<br />

Zur Untersuchung <strong>von</strong> Mikro- <strong>und</strong> Nanoeffekten wurden Partikel mit Durchmessern<br />

<strong>von</strong> 15 nm bis 8 µm eingesetzt. Die Laserpulslänge <strong>und</strong> -energie wurde an die<br />

thermische Relaxationszeit der einzelnen Partikeltypen angepasst. Somit wurden<br />

Pulslängen <strong>von</strong> 35 ps bis 15 µs eingesetzt.<br />

Die benötigte Bestrahlungsstärke pro Probe ergibt sich aus der Absorption <strong>und</strong><br />

der Wärmeleitungseigenschaften der Partikel sowie den Anforderungen an die<br />

Homogenität der Bestrahlung innerhalb des Probenvolumens. Die Anforderungen<br />

an die Piko- <strong>und</strong> Nanosek<strong>und</strong>enlaser haben sich aus der Wahl <strong>von</strong> Gold<br />

als bevorzugten Absorber, einem Probenvolumen im Mikroliterbereich <strong>und</strong> einer<br />

Homogenität im transversalen Strahlprofil <strong>von</strong> mehr als 90% in Bezug auf<br />

den Bestrahlungsmittelwert ergeben. Um Temperaturerhöhungen <strong>von</strong> mehr als<br />

1000 K auf der Partikeloberfläche zu erreichen, wurden bei Verwendung <strong>von</strong> 15 nm<br />

Goldpartikeln Bestrahlungen <strong>von</strong> 10 mJ/cm2 mit den ps Pulsen benötigt. Werden<br />

die Partikel mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen bestrahlt, muss die Bestrahlung fast 2<br />

Grössenordungen höher sein, da die Pulse wesentlich länger als die thermische Relaxationszeit<br />

sind <strong>und</strong> damit <strong>durch</strong> Wärmeleitung ein großer Teil der Energie an<br />

die Umgebung abgegeben wird. Die benötigte Gesamtenergie ergibt sich aus der<br />

Probengröße. Die Probentiefe in Strahlrichtung sollte so gering ausfallen, dass<br />

man keine Abschattungseffekte innerhalb derProbezuerwartenhat,d.h.eine<br />

Gesamtabsorption der Probe <strong>von</strong> 0.01 sollte nicht überschritten werden. Für eine<br />

53


54 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

quantitative Auswertung der Bestrahlungsexperimente ist eine möglichst homogene<br />

Bestrahlung notwendig, da erwartet wird, dass die Effekte sehr stark <strong>von</strong><br />

der Temperatur <strong>und</strong> damit <strong>von</strong> der Bestrahlung abhängen.<br />

Aus den Laserenergieverlusten zur Erzeugung einer homogenen Bestrahlung <strong>von</strong><br />

ca. 90% <strong>und</strong> einem Proben<strong>durch</strong>messer im Millimeterbereich ergeben sich aus<br />

den benötigten Bestrahlungen die Laserenergien ca. 100 mJ im Fall der ns Pulse<br />

<strong>und</strong> ca. 1 mJ im Fall der ps Pulse.<br />

Die Versuche mit Partikeln im Mikrometerbereich wurden mit Magnetit gesättigten<br />

Partikeln <strong>durch</strong>geführt, die als magnetische Partikel in biologischen Anwendungen<br />

weit verbreitet sind [139]. Die Bestrahlungen, die man für die Erhitzungen<br />

solcher Mikroabsorber benötigt, liegen im Bereich <strong>von</strong> 3000 mJ/cm2 innerhalb<br />

<strong>von</strong> 5 µs.<br />

3.1.1 Mikrosek<strong>und</strong>enpuls-Laser<br />

Für die Mikrosek<strong>und</strong>en-Experimente war es notwendig, einen Laser aus vorhandenen<br />

Komponenten aufzubauen, der eine Wellenlänge zwischen 500 nm <strong>und</strong><br />

1000 nm <strong>und</strong> eine Pulsspitztenleistung <strong>von</strong> 1 MW/cm2 besitzt. Eine einstellbare<br />

Pulsdauer zwischen 5 µs <strong>und</strong> 50 µs war gewünscht. Im Prinzip gab es zwei<br />

mögliche Ansätze, um µs Pulse mit hohen Bestrahlungen zu erzeugen. Ein<br />

kontinuierlicher Hochleistungslaser kann unterbrochen werden oder es kann ein<br />

Laser im gepulsten Betrieb mit hohen Pulsleistungen genutzt werden. Bei einem<br />

Probenradius <strong>von</strong> einem Millimeter gelangt man unter Berücksichtigung<br />

der benötigten Bestrahlungen zu Lasern, die eine kontinuierliche Leistung <strong>von</strong><br />

ca. 5 kW emittieren müssen. Erst bei einem Probenradius <strong>von</strong> 100 µm könnten<br />

übliche 20 W Argonlaser genutzt werden.<br />

Deshalb wurde ein blitzlampengepumpter µs Puls Laser aufgebaut. In Frage<br />

kamen Lasermedien, die eine möglichst kurze Fluoreszenzlebensdauer besitzen,<br />

damit der Laserpulsverlauf ohne Spiking dem Pumplichtverlauf folgt [87]. Außerdem<br />

sollten die Lasermedien hohe Intensitäten im Bereich <strong>von</strong> 1 MW ermöglichen.<br />

Diese beiden Anforderungen haben die Auswahl an möglichen Lasermedien stark<br />

eingeschränkt. Die folgende Tabelle enthält die Fluoreszenzlebensdauer verschiedener<br />

Lasermedien für Pulslaser [99]: Das Lasermedium sollte eine Lebensdauer<br />

im Laserniveau unterhalb der thermischen Relaxationszeit der Partikel haben,


Material <strong>und</strong> Methoden 55<br />

Fluoreszenzlebensdauer [µs]<br />

Rubin Nd:YAG Nd:YLF Alexandrit Ti:Sa Rhodamin6G<br />

3000 230 480 260 3.2 0.005<br />

Tabelle 3.1: Fluoreszenzlebensauern <strong>von</strong> Festkörperlasermedien.<br />

um keine Temperaturschwankungen an der Partikeloberfläche <strong>durch</strong> längere statistische<br />

Intensitätsspitzen (spikes) hervorzurufen.<br />

Aus den Fluoreszenzlebensdauern ist klar ersichtlich, dass Titan-Saphir (Ti:Sa)<br />

das einzige gängige Festkörperlasermedium ist, das ausreichend kurze Fluoreszenzlebensdauern<br />

besitzt, um im µs Zeitbereich glatte Pulse zu erwarten. Bei<br />

allen anderen Medien treten Relaxationsschwingungen auf. Für Ti:Sa kann ein<br />

Spiking im Zeitbereich etwas kleiner als die Fluoreszenzlebensdauer erwartet werden.<br />

Neben dem Ti:Sa können auch mit gepulsten Farbstofflasern glatte Mikrosek<strong>und</strong>enpulse<br />

erzeugt werden [186].<br />

Mikrosek<strong>und</strong>enpuls-Farbstofflaser<br />

Als Lasermedium wurde Rhodamin 6G (R6G) verwendet. Der Laser wurde im<br />

Maximum der Verstärkung <strong>von</strong> R6G bei 600 nm betrieben.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der gewünschten kurzen Laserniveaulebensdauern wurde der Farbstoff<br />

mit einer leistungsstarken Blitzlampe <strong>und</strong> speziellen Pumpkammer für Rhodamin<br />

6G (Baasel Lasertech, Deutschland) mit bis zu 6.5 MW Spitzenleistung betrieben.<br />

Das Simmer-Netzteil erzeugt einen Simmerstrom <strong>von</strong> 500 mA bei einer<br />

maximalen Spannung <strong>von</strong> 600 V. Da<strong>durch</strong> muss während der Entladung der<br />

Kondensatoren nicht erst die negative Flanke des k-Werts der Blitzlampen <strong>durch</strong>laufen<br />

werden <strong>und</strong> es findet direkt ein Anstieg der Lichtemission mit der Kondensatorentladung<br />

statt [154]. Das Emmissionsspektrum <strong>von</strong> stark gepumpten<br />

Blitzlampen liegt aufgr<strong>und</strong> der Schwarzkörperstrahlercharakteristik weit im blauen<br />

Spektralbereich [70], so dass das Licht größten Teils nicht zum Pumpen des<br />

Laserprozesses genutzt werden kann. Da<strong>durch</strong> kommt es neben dem Pumpprozeß<br />

zu chemischen <strong>und</strong> thermischen Störungen des Lasermediums. Um das Pumplicht<br />

möglichst auf das benötigte Pumpspektrum einzugrenzen, wurde ein abbildender<br />

einfach elliptischer Reflektor mit einer dichroitischen Verspiegelung, deren Reflektivität<br />

auf Rhodamin 6G angepasst ist, genutzt.


56 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Die Farbstoff-Küvette hat einen Innen<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 6 mm, eine Wandstärke<br />

<strong>von</strong> 1 mm <strong>und</strong> eine aktive Länge <strong>von</strong> 250 mm. Die Blitzlampe befand sich in einer<br />

Durchflußküvette, mit der die Blitzlampe gekühlt wird. Um das abgestrahlte<br />

UV-Licht der Blitzlampe zu absorbieren, besitzt die Durchflußküvette eine Dotierung,<br />

die im UV-Bereich absorbierend wirkt. Zusätzlich wurde zum Kühlwasser<br />

Koffein in einer Konzentration <strong>von</strong> 5 g/l zugesetzt, das ebenfalls als UV-Filter<br />

dient [143]. Somit ist der UV-Anteil im Pumplicht <strong>durch</strong> die Absorption in der<br />

Durchflußküvette <strong>und</strong> <strong>durch</strong> den spektral angepaßten Reflektor stark verringert,<br />

dass Photochemie so weit wie möglich verhindert wurde. Der Farbstoff-Durchfluß<br />

wurde so ausgelegt, dass die Farbstofflösung komplett nach jedem Puls ausgetauscht<br />

wurde. Bei einem Innen<strong>durch</strong>messer der Farbstoff-Küvette <strong>von</strong> 6 mm<br />

<strong>und</strong> einem Fördervolumen <strong>von</strong> 15 l/min betrug die Zeitdauer für den Austausch<br />

des Farbstoffs in der Küvette ca 11 ms. Für die Zeitdauer der Anregung im<br />

Mikrosek<strong>und</strong>enbereich ergab sich aber eine quasi-stationäre Farbstofflösung.<br />

In der Kondensatorendladeeinheit, im weiteren als Puls Forming Network (PFN)<br />

bezeichnet, stehen zwei Endladekreise für den Anschluß <strong>von</strong> zwei Blitzlampen zur<br />

Verfügung. Die zwei Entladekreise sind wiederum in je 4 einzelne Entladeeinheiten<br />

unterteilt worden. Das PFN besitzt zwei Zeitbereiche, in denen Zeiten <strong>von</strong><br />

3bis40µs<strong>und</strong> 15 bis 160 µs vorgewählt werden können. Im kleinen Zeitbereich<br />

stehen 8 µF pro Blitzlampe zur Verfügung. Im großen Zeitbereich steht die doppelte<br />

Kondensatorkapazität zur Verfügung. Je nach Einstellung der Zeit werden<br />

die einzelnen Kondensatoren in den Kondensatorbänken hintereinander entladen,<br />

was zu Pumpleistungmodulationen im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich führt. Als elektrische<br />

Pumpenergien pro Blitzlampe stehen im kleinen Zeitbereich 81 J (Umax=<br />

4,5 kV) <strong>und</strong> im grosser Zeitbereich 98 J (Umax= 3,5 kV) zur Verfügung. Daraus<br />

ergeben sich bei Entladungsdauern zwischen 3 µs <strong>und</strong> 160 µs Pumpleistungen<br />

zwischen 27 MW <strong>und</strong> 0.6 MW.<br />

Wie in Abbildung 3.1 gezeigt, folgt der Laserpuls nicht dem Pumplicht, sondern<br />

zeigt Maxima mit einer Dauer <strong>von</strong> ca. 5 µs. Des weiteren erlischt der Laserpuls,<br />

bevor die Pumpleistung abnimmt. Akustische, photochemische sowie thermische<br />

Störungen können hierfür verantwortlich sein.


Material <strong>und</strong> Methoden 57<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

1,2<br />

0,8<br />

0,4<br />

0<br />

Anregungspuls<br />

Laserpuls<br />

0<br />

10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Zeit [µs]<br />

Abbildung 3.1: Laserverhalten des Rhodamin 6G Lasers bei 80 µs Pumplichtdauer<br />

<strong>und</strong> 98 J Pumpenergie.<br />

Sowohl akustische als auch thermische Störungen führen zu einer Refraktionsänderung<br />

im Lasermedium <strong>und</strong> damit zu einer Linse, die die Güte des Resonators<br />

beeinträchtigt. Eine thermische Linse konnte <strong>durch</strong> die Vermessung der Pilotlaserablenkung<br />

bei 633 nm beobachtet werden. Die Linsenwirkung wurde nicht<br />

weiter quantifiziert. Die thermische Linse läßt sich in erster Linie <strong>durch</strong> Vermeidung<br />

<strong>von</strong> Pumplicht in nicht genutzten Wellenlängenbereichen vermeiden, was<br />

jedoch wie zuvor beschrieben schon weitestgehend optimiert wurde.<br />

Als weitere Optimierung des Systems wurden photochemische Effekte minimiert.<br />

Durch die lange Anregungsdauer kommt es im Farbstoff zu erhöhter Triplettabsorption<br />

[186]. Die angeregten Triplettzustände besitzen in Ethanol eine Lebensdauer<br />

<strong>von</strong> ca. 5 µs. Die Farbstoffmoleküle im Triplettzustand sind nicht<br />

laseraktiv <strong>und</strong> können in irreversiblen chemischen Reaktionen vor allem mit Sauerstoff<br />

zerstört werden. Sauerstoff selbst führt jedoch zu einer effektiven Triplettlöschung.<br />

Als zusätzlicher Triplettlöscher wurde 1,3,5,7-Cyclooctatetraen<br />

(COT) eingesetzt. Die Meßergebnisse dieser Untersuchung sind in der Abbildung<br />

3.2 dargestellt.


58 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Anregungspuls<br />

1<br />

0<br />

2<br />

3<br />

4<br />

0<br />

1<br />

ohne Zusatz<br />

1mM<br />

2<br />

3<br />

4<br />

2mM<br />

3mM<br />

4mM<br />

0<br />

0 5 10 15 20 25 30 35 40<br />

Zeit [µs]<br />

Abbildung 3.2: Zugabe <strong>von</strong> COT zu R6G als Triplettquencher. Die Pulsform bleibt<br />

unverändert moduliert, wohingegen die Laserenergie ansteigt.<br />

Wie aus Abbildung 3.2 ersichtlich, ergibt sich keine Veränderung der Pulsform<br />

<strong>durch</strong> die Zugabe <strong>von</strong> COT. Die einzige Veränderung besteht in einer Erhöhung<br />

der Pulsenergie <strong>durch</strong> die COT-Zugabe.<br />

Um photochemische Reaktionen weiter zu unterdrücken, wurde der Farbstoff<br />

Rhodamin 6G Perchlorat Radiant Dyes GmbH, Deutschland verwendet, der chemisch<br />

besonders inert ist [155]. Durch den veränderten Farbstoff kam es zu keiner<br />

wesentlich besseren Laserleistung, sondern in erster Linie zu einer erhöhten<br />

Farbstofflebensdauer. Als Farbstoffkonzentration wurde 10−4 mol/l in Ethanol<br />

verwendet. Die Energie fiel bei einem 1 l Farbstoffreservoir innerhalb <strong>von</strong> 1000<br />

Pulsen auf die Hälfte ab. Um die Lebensdauer des Farbstoffs zu erhöhen, wurden<br />

weitere Maßnahmen getestet, die im Folgenden beschrieben werden.<br />

Erstens wurde <strong>durch</strong> kontinuierliches Zuführen <strong>von</strong> Stickstoff die Sauerstoffkonzentration<br />

in der Farbstoff-Lösung mit dem Ziel verringert, chemische Reaktionen<br />

mit Sauerstoffradikalen zu unterdrücken. Die Laserschwelle wurde da<strong>durch</strong><br />

deutlich erhöht, <strong>und</strong> es zeigte sich ein nur kurzer Laserpuls mit geringer Energie.<br />

Dieses Ergebnis läßt sich über die Wirkung <strong>von</strong> Sauerstoff als effizienter<br />

Triplettlöscher erklären. Zweitens wurde neben COT Glycerin, das ebenfalls<br />

als guter Triplettlöscher in ethanolischen Lösung beschrieben ist [186], zu dem


Material <strong>und</strong> Methoden 59<br />

Farbstoff zugegeben. Mit einer Farbstofflösung aus(1 l Ethanol + 1/2 l Glycerol<br />

85 % + 1/2 l H2O) konnte der Energieabfall auf 17% nach 1000 Pulsen verringert<br />

werden.<br />

Optimiertes Farbstofflasersystem Der kürzest mögliche Resonator mit der<br />

zuletzt beschriebenen Farbstoffmischung aus Ethanol, Glycerol <strong>und</strong> Wasser hat<br />

einen Auskoppelgrad des Resonators <strong>von</strong> 30% erlaubt. Mit dieser Konfiguration<br />

wurden Laserenergien bis hin zu einem Joule bei 20 µs Pulslänge erreicht. Es<br />

konnte eine maximale Pulslänge bis zu τp =35 µs <strong>und</strong> einer Pulsenergie <strong>von</strong> 100 mJ<br />

bei ca. 2 kV Ladespannung erzeugt werden. Das Strahlprofil war näherungsweise<br />

gaußförmig <strong>und</strong> konnte <strong>durch</strong> eine Faser gut homogenisiert werden, da die nicht<br />

weiter quantifizierte Kohärenzlänge ausreichend klein ist. Die Abbildung 3.3 zeigt<br />

mit diesem System erzielte Laserpulse.<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

1.2<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

2<br />

1<br />

4<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 90<br />

Zeit [µs]<br />

3<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

Anregungspuls<br />

Laserpuls<br />

Anregungspuls<br />

Laserpuls 35 µs<br />

Abbildung 3.3: Maximale <strong>und</strong> minimale Pulsdauer des Rhodamin 6G Lasers zusammen<br />

mit den jeweiligen Pumplichtpulsen.<br />

Problematisch bei dem System blieben die phochemischen Prozesse, die zu einer<br />

geringen Standzeit der Farbstofflösung <strong>und</strong> zu kurzen Pulsen geführt haben.<br />

Sowohl COT als auch Glycerol haben keine Pulsdauerverlängerung gebracht, sondern<br />

in erster Linie eine irreversible Schädigung der Farbstoffmoleküle verhindert.


60 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Deswegen scheint für die Triplettlöschung während des Pulses unverändert Sauerstoff<br />

verantwortlich gewesen zu sein, so dass in dem System Glycerol mehr als<br />

Radikalfänger für Sauerstoffradikale wirkt <strong>und</strong> so die Laserlebensdauer erhöht.<br />

Die 5 µs andauernden Intensitätsmodulationen werden <strong>durch</strong> die Pumplichtmodulationen<br />

hervorgerufen, falls die Schwelle so ansteigt, dass der Laser quasi<br />

immer schwellennah betrieben wird. Diese Theorie wird <strong>von</strong> der Tatsache untermauert,<br />

dass die Dauer der Modulation <strong>und</strong> deren Zeitpunkt gut mit der Entladedauer<br />

der einzelnen Kondensatoren des PFNs korreliert. Die Entladung <strong>von</strong><br />

mehreren Entladekreisen hintereinander hat sich somit als kontraproduktiv erwiesen,<br />

da auf diese Weise zwar lange Pulse erzeugt werden können, diese zeitlich<br />

aber immer moduliert bleiben.<br />

Mikrosek<strong>und</strong>enpuls Titan-Saphir-Laser<br />

Parallel zum Farbstofflasersystem wurde ein Titan-Saphir-Festkörperlaserkopf für<br />

das gleiche PFN aufgebaut, der Bestrahlungen bei 800 nm erlaubt. Die Absorption<br />

<strong>von</strong> Magnetit bei 800 nm fällt im Vergleich zu 600 nm vom Farbstofflaser<br />

um nur 10 % kontinuierlich ab, so dass für die Bestrahlung der Absorber-<br />

Proteinkonjugate nur geringfügig höhere Bestrahlungen erreicht werden müssen.<br />

Es wurde analog zu dem Farbstofflaser ein möglichst kurzer Resonator, eine abbildende<br />

Pumpkammer <strong>und</strong> ein auf die Laserenergie optimierter Auskoppelgrad<br />

gewählt. Die Resonatorlänge betrug 36,5 cm. Die Pumpkammer ist doppelt elliptisch,<br />

abbildend mit einem Silberreflektor (Light Age Inc., USA). Als Blitzlampen<br />

haben Lampen vom Typ Q-Arc/L6790 gedient, die oberhalb ihrer Spezifikationen<br />

betrieben wurden. Es wurde ein Laserstab mit 6 mm Durchmesser, 140 mm<br />

Länge <strong>und</strong> einer Titandotierung <strong>von</strong> 0.07% genutzt (HAM, Andreas Maier GmbH,<br />

Deutschland). Als Auskoppelspiegel hat ein 85% Planspiegel in Kombination mit<br />

einem Konkavspiegel (2 m) zu der maixmalen Laserenergie geführt. Mit dem beschriebenen<br />

Resonator können Pulse mit einstellbarer Pulslänge erzeugt werden.<br />

Die Pulse bei maximaler Pumppulslänge des PFNs zerfielen <strong>durch</strong> das sukzessive<br />

Entladen der 4 Kondensatorbänke pro Lampe in Einzelpulse, da die Pumpleistung<br />

in dem genutzten PFN nicht ausreichend war. Bei annähernd rechteckiger<br />

Pulsform wurden Pulslängen <strong>von</strong> maximal 35 µs mit einer Energie <strong>von</strong> 80 mJ<br />

erreicht. Die minimale Pulslänge lag bei 15 µs, bei der eine deutlich höherer<br />

Energie <strong>von</strong> 270 mJ (Abbildung 3.4) erreicht wurde. Die maximalen Puls-zu-Puls-


Material <strong>und</strong> Methoden 61<br />

Schwankungen innerhalb <strong>von</strong> 10000 Pulsen betrugen 15%. Diese Puls-zu-Puls-<br />

Schwankungen wurden in erster Linie <strong>durch</strong> Schwankungen der Pumplichtpulse<br />

hervorgerufen.<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

0 0<br />

0 10 20 30 40 50 60 0 10 20 30 40 50 60<br />

a) b)<br />

t [µs]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

t [µs]<br />

Abbildung 3.4: Ti:Sa Pulse a) minimaler (15 µs)- <strong>und</strong> b) maximaler Pulsdauer<br />

(35 µs).<br />

Für eine Bestrahlung der Mikroabsorber stellte sich die Frage, ob eine Bestrahlung<br />

mit 35 µs Pulsen einen Vorteil gegenüber einer Bestrahlung mit 15 µs Pulsen<br />

bringt. Eine Abschätzung ist mit Hilfe <strong>von</strong> Temperaturrechnungen möglich, die<br />

im Detail in Abschnitt 5.1.1 vorgestellt werden. Der Temperaturverlauf für Partikel<br />

mit 8 µm Durchmesser ist für die minimale <strong>und</strong> maximale Pulsdauer des<br />

Ti:Sa Lasersystems in Abbildung 3.5 dargestellt.<br />

Diodensignal<br />

12<br />

10<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

max. Pulsdauer<br />

min. Pulsdauer<br />

T [K/(mJ/cm²)]<br />

0<br />

a)<br />

0 20<br />

Zeit [µs]<br />

40 80<br />

b)<br />

0.175<br />

0.125<br />

0.075<br />

0.025<br />

0<br />

Temperatur<br />

normierte Raten<br />

0 40 80<br />

Zeit [µs]<br />

Abbildung 3.5: a) Minimale <strong>und</strong> maximale Pulsdauer des Ti:Sa Lasers mit Pulsenergien<br />

> 50 mJ. b) Berechneter Temperaturverlauf auf der Oberfläche <strong>von</strong> 8 µm<br />

Silika-Absorbern zusammen mit der thermischen Denaturierungsrate <strong>von</strong> Phosphatase<br />

für diese Temperaturverläufe.<br />

In den Temperaturverläufen ist deutlich zu sehen, dass die Intensitätsschwankungen


62 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

im 100 Nanosek<strong>und</strong>enbereich des Ti:Sa Lasers <strong>durch</strong> die Wärmekapazität der<br />

Partikel ausgeglichen werden. Durch die exponentiell temperaturabhängige Reaktion,<br />

die untersucht werden soll, wird mehr als 90% der Denaturierung <strong>von</strong><br />

den Temperaturen in der Nähe der Maxima induziert. Die langen Pulsdauern<br />

verursachen somit in dieser Form keinen deutlich stärkeren Effekt im Vergleich<br />

zu den um den Faktor 2 kürzeren Pulsen.<br />

Eine gute Reproduzierbarkeit der Laserpulsform ist eine Bedingung, um die Ergebnisse<br />

<strong>von</strong> Experimenten mit einer zeitlich modulierten Bestrahlung auswerten<br />

zu können, da man in diesem Fall die Schäden unter Berücksichtigung der Pulsform<br />

berechnen kann. Hier liegt der Hauptvorteil des Ti:Sa Systems gegenüber<br />

dem Farbstofflaser: die Pulse sind sehr viel besser reproduzierbar. Eine Nutzung<br />

des Rhodamin 6G Farbstofflasers für einzelne Versuche, in denen die Proben nicht<br />

miniaturisert werden können, ist in Zukunft sinnvoll, da mit dem Farbstofflaser<br />

um einen Faktor 10 höhere Energien erreicht werden konnten als mit dem Ti:Sa<br />

Laser.<br />

3.1.2 Nanosek<strong>und</strong>enpuls Nd:YAG Laser<br />

Die Bestrahlung <strong>von</strong> Gold-Protein-Konjugaten wurden mit zwei frequenzverdoppelten<br />

Nd:YAG Nanosek<strong>und</strong>en-Lasersystemen <strong>durch</strong>geführt. Für Experimente<br />

mit Pulsenergien bis 10 mJ bei 532 nm wurde ein Multimode-Q-switch Laser ohne<br />

Verstärker genutzt (MBB). Höhere Energien bis 120 mJ bei 532 nm wurden<br />

mit einem nachverstärkten System ( YG671-10, Continuum, USA) erreicht. Beide<br />

Systeme haben gemeinsam, dass der Laser resonatorextern verdoppelt, die<br />

Güte der Resonatoren <strong>durch</strong> eine Pockelszelle geschaltet <strong>und</strong> der Oszillator auf<br />

einen multimode-Betrieb zur Erzielung hoher Pulsenergie ausgelegt ist. Zwischen<br />

Verdoppler <strong>und</strong> Verstärker befindet sich im Continuum-System ein λ/2-Plättchen<br />

<strong>und</strong> ein Polarisator, mit dem die Energie abgeschwächt werden kann. Damit ist<br />

im Fall des Continuum-Systems das Strahlprofil bis auf die Energieabhängigkeit<br />

der Verdopplungseffizienz unabhängig <strong>von</strong> der Laserengie. Beim MBB System<br />

wurde die Pulsenergie über die Pumpenergie eingestellt. Dabei muss mit einer<br />

Änderung des Strahlprofils <strong>durch</strong> eine Änderung der thermischen Linse <strong>und</strong> der<br />

Pulslänge gerechnet werden.<br />

Die Puls-zu-Puls-Schwankungen im Fall des MBB Lasers betrugen 20%. Mit dem<br />

Continuum-System wurden keine Experimente mit Mehrfachpulsen <strong>durch</strong>geführt.


Material <strong>und</strong> Methoden 63<br />

Die Puls-zu-Puls-Schwankungen sind bei dem Laser stark <strong>von</strong> der Justierung<br />

abhängig <strong>und</strong> liegen zwischen 5 <strong>und</strong> 10%. Die zeitliche Pulsform zeigt zeitlich bei<br />

beiden Systemen ein Anlaufen weniger longitudinaler Moden, die schwellennah<br />

zu periodischen Leistungsspitzen führen. Für hohe Laserenergien geht das Profil<br />

nahezu in ein zeitlich gaußförmiges Profil über. In ca. 10% der Pulse bleiben<br />

jedoch Leistungsspitzen im Laserpulsverlauf sichtbar. Die Pulsformen sind in<br />

Abbildung 3.6 dargestellt.<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

Diodensignal [willk. Einh.]<br />

0<br />

0<br />

a)<br />

0 10 20<br />

Zeit [ns]<br />

30<br />

b)<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0 10 20 30<br />

Zeit [ns]<br />

Abbildung 3.6: Pulsformen der Nd:YAG Laser bei 532 nm a) MBB Laser 16 ns b)<br />

Continuum Laser 6 ns.<br />

3.1.3 Pikosek<strong>und</strong>enpuls Nd:Ylf Laser<br />

Für die Bestrahlung der Gold-Protein-Konjugate mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen wurde<br />

das Lasersystem ISL 2001 (ISL Laser, USA), dessen Aufbau in Abbildung 3.7<br />

dargestellt ist, genutzt. Es handelt sich hierbei um ein klinisches Lasersystem,<br />

das für die Versuche modifiziert wurde.


64 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Oszillator<br />

Faraday Rotator<br />

Auskoppelspiegel<br />

AOM<br />

Photodiode 3<br />

Regenerativer<br />

Modenblende<br />

Verstärker<br />

HR Spiegel<br />

Nd:YLF<br />

Probe<br />

Photodiode 1<br />

Teleskop<br />

Shutter Abschwächer<br />

Photodiode 2<br />

Ethalon<br />

Brewsterfenster<br />

Nd:YLF<br />

l/4 Plättchen<br />

Strahlteiler<br />

Abbildung 3.7: Aufbau des ISL ps Laser Systems.<br />

Pockelszelle<br />

Pumpdiode<br />

HR Spiegel<br />

Der Oszillator ist ein mit 80 Mhz modengekoppelter, diodengpumpter Nd:YLF<br />

Laser, der in TEM00 betrieben wird. Diese Pulse werden über einen Faraday-<br />

Rotator, der eine Rückkopplung der verstärkten Pulse in den Oszillator verhindert,<br />

in einen kontinuierlich bogenlampengepumpten regenerativen Verstärker<br />

mit maximal 1 kHz eingekoppelt. Um den Verstärker in TEM00 zu betreiben,<br />

wurde eine Modenblende in den Verstärker eingebaut. Die Pulse wurden nach<br />

dem Verstärker mit einem Abschwächer, bestehend aus zwei Polarisationswürfeln<br />

<strong>und</strong> einem λ/2-Plättchen auf die gewünschte Pulsenergie gebracht. Die maximale<br />

Pulsenergie betrug bei einer Repetitionsrate <strong>von</strong> 1 kHz 600 µJ. Die Pulse wurden<br />

hinter dem Abschwächer mit einem LBO Kristall bei nichtkritische Phasenanpassung<br />

frequenzverdoppelt. Die Pulslänge betrug bei 527 nm 35 ps. 10000 Pulse<br />

mit einer Repititionsrate <strong>von</strong> 500 Hz <strong>und</strong> maximaler Laserenergie wiesen 15%<br />

Puls-zu-Puls-Schwankungen auf.


Material <strong>und</strong> Methoden 65<br />

Pulsenergie [µJ]<br />

300<br />

250<br />

200<br />

150<br />

0<br />

Pulsstatistik nach 1000 Pulsen:<br />

mittlere Pulsenergie 271 µJ<br />

Standardabweichung 13 µJ<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000<br />

Zahl der Pulse<br />

Abbildung 3.8: Schwankungen der Pulsenergie während des Betriebs des ps Lasers<br />

bei 532 nm.<br />

3.2 Bestrahlung der Proben<br />

Eine homogene Ausleuchtung der bestrahlten Proben wurde auf 2 Wegen erreicht:<br />

1.) Abbildung einer Faserendfläche einer ausreichend langen Faser, die<br />

bewirkt, dass Intensitätsmodulationen <strong>durch</strong> Speckle am Faserende unter 5%<br />

reduziert werden <strong>und</strong> 2.) Nutzung nur des zentralen Bereichs eines Gaußschen<br />

Profils bzw. nur eines kleinen Areals des Strahlprofils, in dem die lokale Variation<br />

ausreichend gering ist. In beiden Fällen ist der Verlust an Laserenergie aufgr<strong>und</strong><br />

der Homogenisierung groß.<br />

3.2.1 Homogenisierung <strong>durch</strong> Fasern<br />

Mikrosek<strong>und</strong>enpuls-Laser<br />

Zur homogenen Bestrahlung der Mikrometer-Konjugate wurde sowohl für den<br />

Rhodamin 6G Lasers als auch den Ti:Sa Laser eine Bestrahlung <strong>durch</strong> eine Faser<br />

<strong>und</strong> eine Abbildung der Faserendfläche auf die Probe gewählt. 5 m Faserlänge<br />

waren ausreichend, um eine Specklemodulationen unterhalb <strong>von</strong> 5% in Bezug<br />

auf die mittlere Bestrahlung am Faserende zu erhalten. Die Bestrahlung erfolgte


66 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

<strong>durch</strong> eine Faser mit 600 µm Kern<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> einer numerischen Apertur<br />

<strong>von</strong> 0.22. Ein Profil des Ti:Sa Lasers in der Bestrahlungsebene ist in Abbildung<br />

3.9 dargestellt. Es konnten 70% der Laserenergie auf die Probe abgebildet werden.<br />

Dies deckt sich mit den theoretischen Erwartungen, da <strong>durch</strong> die hohe Divergenz<br />

des Strahls nicht alle Moden in die numerische Apertur der Faser eingekoppelt<br />

werden können.<br />

Intensität [willk. Einh.]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

20 40 60<br />

# der Pixel<br />

80 100<br />

Abbildung 3.9: Räumliche Intensitätsverteilung in der Probenebene, in die das Bestrahlungsfaserende<br />

abgebildet wurde bei Bestrahlung mit dem Ti:Sa.<br />

Nanosek<strong>und</strong>enpuls-Laser<br />

Eine homogene Bestrahlung der Proben über eine Faser wurde auch für Nanosek<strong>und</strong>enpulse<br />

der Nd:YAG Laser untersucht. Hierfür wurden eine Faser mit<br />

500 µm Kern<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> einer Länge <strong>von</strong> 50 m sowie eine Faser mit 160 µm<br />

Kern<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> der Länge <strong>von</strong> 300 m getestet. Die Modulation am Faserende<br />

ist jeweils in Abbildung 3.10 a), b) dargestellt. Aus den Bildern wird<br />

ersichtlich, dass sowohl nach 50 m Faserlänge als auch nach 300 m Länge Modulationen<br />

<strong>von</strong> über 10% des Bestrahlungsmittelwertes erhalten sind.


Material <strong>und</strong> Methoden 67<br />

a)<br />

b)<br />

Intensität [willk. Einh.]<br />

Intensität [willk. Einh.]<br />

60<br />

40<br />

20<br />

60<br />

40<br />

20<br />

20 40 60 80 100<br />

# der Pixel<br />

20 40 60 80 100<br />

# der Pixel<br />

Abbildung 3.10: Strahlprofil der Continuum Laserpulse nach Faserhomogenisierung<br />

zusammen mit einem Schnitt <strong>durch</strong> das Strahlprofil a) Abbildung einer Faserendfläche<br />

einer Faser mit 50 m Länge, 500 µm Kern<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> einer numerischen Apertur<br />

NA <strong>von</strong> 0.22; b) Abbildung einer Faserendfläche einer Faser mit 300 m Länge, 160 µm<br />

Kern<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> einer NA <strong>von</strong> 0.2.<br />

Die Unterdrückung der Modulationen <strong>durch</strong> Speckle hinter Fasern ist schwierig,<br />

da aufgr<strong>und</strong> des schmalen spektralen Verstärkungsprofils <strong>von</strong> Nd:YAG <strong>und</strong> der<br />

daraus folgenden hohen Kohärenzlänge lange Fasern nötig sind. Die nötige Länge<br />

wird dabei <strong>durch</strong> die Numerische Apertur NA, den Brechungsindex der Faser nf<br />

<strong>und</strong> die Kohärenzlänge des Lasers bestimmt. Eine Abschätzung der Länge, die<br />

zur Unterdrückung der Modulationen nötig ist, kann nach Lange [105] erfolgen.<br />

Abbildung 3.11 zeigt eine logarithmische Auftragung der Standardabweichung der<br />

relativen Intensität bezogen auf den Intensitätsmittelwert σ(I/ Ī), die mit einer<br />

Faser erreicht werden kann, in Abhängigkeit <strong>von</strong> dem Verhältnis der Faserlänge


68 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

zur Kohärenzlänge des Lasers.<br />

Abbildung 3.11: Auftragung der Faserlänge (NA 0.22, nf=1.4), die benötigt wird,<br />

um eine gewünschte Homogenisierung der Intensitätsmodulationen zu erreichen [105].<br />

Daraus wird deutlich, dass die zur Homogenisierung zu nutzenden Faserlängen<br />

mit steigendem Anspruch an die Homogenität dramatisch ansteigen. Es wären<br />

deshalb Faserlängen im Kilometerbereich notwendig gewesen, um die Nd:YAG<br />

Laserprofile <strong>durch</strong> Fasern zu homogenisieren.<br />

Zudem begrenzt die Plasmabildung an der Fasereinkoppelfläche die mögliche Homogenisierung<br />

des Strahlprofils <strong>durch</strong> lange Fasern. Theoretisch liegt die höchste<br />

Plasmabildungsgrenze bei 20 bis 40 J/cm2 [152]. An der Faser mit 160µm Kern<strong>durch</strong>messer<br />

<strong>und</strong> 300 m Länge war die transmittierte Leistung experimentell auf<br />

10 mJ bei 6 ns Pulsen (ca. 30 J/cm2 ) begrenzt. Der Faser<strong>durch</strong>messer müsste<br />

demnach für eine realistische Handhabung im Labor mehr als 500 µm betragen.<br />

Somit ist eine homogene Bestrahlung der Proben über Fasern mit ns-Q-Switch<br />

Nd:YAG Lasern nur mit einer extrem langen Faser mit großem Kern<strong>durch</strong>messer<br />

möglich.


Material <strong>und</strong> Methoden 69<br />

3.2.2 Raumfrequenzfilterung des<br />

Nanosek<strong>und</strong>enpuls Lasers<br />

Da weder eine Homogenisierung <strong>durch</strong> lange Fasern noch eine Bestrahlung mit einem<br />

Gaußschen Strahlprofil im Fall der Nanosek<strong>und</strong>en Laser möglich war, wurde<br />

das Strahlprofil <strong>durch</strong> eine Raumfrequenzfilterung homogenisiert. Der Fokus der<br />

TEM00-Mode ist am kleinsten, so dass <strong>durch</strong> unterschiedliche Blendengrössen<br />

im Fokus des Raumfrequenzfilters das Strahlprofil bis hin zu einem Gaußschen<br />

Strahlprofil homogenisiert werden kann. Das Verfahren ist <strong>durch</strong> die Plasmabildung<br />

an der Blende limitiert, da das Plasma selbst stark absorbiert. Der<br />

Continuum Laser hatte aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Interferenzen <strong>von</strong> an optischen Komponenten<br />

gestreuter Strahlung ein stark ungleichmäßiges Profil, das in Abbildung<br />

3.12 dargestellt ist. Aufgr<strong>und</strong> der hohen Leistungen wurde der Strahl mit einer<br />

langbrennweitigen Linse <strong>von</strong> 800 mm zur Fokussierung <strong>und</strong> eine Keramikblende<br />

als Filter genutzt. Für eine Brennweite <strong>von</strong> 800 mm ergibt sich ein Gaußscher<br />

Fokus<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 26 µm. Bei diesem Durchmesser bildete sich ab 15 mJ<br />

ein Plasma an der Blende. Eine gute Homogenisierung konnte somit nicht für<br />

hohe Energien erreicht werden. Der Hauptgr<strong>und</strong> für die Plasmabildung lag in<br />

der schlechten Pointing-Stabilität des Resonators. Wandert der Fokus auf den<br />

Blendenrand, so kommt es aufgr<strong>und</strong> der hohen Elektronendichte in Festkörpern<br />

sofort zu einer Plasmabildung. Mit einer größeren Blende <strong>von</strong> 400 µm istdas<br />

Strahlprofil nach der Filterung nicht mehr gaußförmig. Die lokale Homogenität<br />

innerhalb <strong>von</strong> einem 500 µm Durchmesserareal war aber ausreichend gut, um Proben<br />

zu bestrahlen. Das Strahlprofil, bei dem 120 mJ transmittiert wurden, ist<br />

in Abbildung 3.12 dargestellt. Es besitzt Unregelmäßigkeiten, die ohne scharfe<br />

Intensitätsmodulationen ineinander übergehen. Die Probe lässt sich innerhalb<br />

des Strahls in dem markierten Areal derart positionieren, dass die Modulationen<br />

innerhalb der Probe unter 10% des Mittelwerts der Bestrahlung betragen.


70 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

x [cm]<br />

1mm<br />

y [cm]<br />

a) b)<br />

x [cm]<br />

1mm<br />

y [cm]<br />

Abbildung 3.12: Strahlprofil des Continuum Nd:YAG Lasers a) ohne Raumfrequenzfilter;<br />

b) mit Raumfrequenzfilter <strong>und</strong> ausreichender Energie (150 mJ). Der Kreis zeigt<br />

die Position <strong>und</strong> die Grösse der im weiteren mit diesem Strahlprofil bestrahlten Proben<br />

an.<br />

Das Strahlprofil der ns-Laser wurde mit einer CCD-Kamera aufgenommen, da die<br />

Versuche mit Einzelpulsen <strong>durch</strong>geführt wurden <strong>und</strong> entsprechend das räumliche<br />

Profil einzelner Pulse gemessen werden sollte. Die hohe Kohärenzlänge hat dies<br />

wesentlich erschwert, da auf der Kamera aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Interferenzen mit Streulicht<br />

starke Intensitätsschwankungen vorgetäuscht wurden. Deshalb wurden die<br />

Abschwächer für die Aufnahme des Profils mehrfach verschoben, so dass sich die<br />

Interferenzmuster räumlich änderten <strong>und</strong> anschliessend eine Mitteilung über die<br />

Bilder erfolgen konnte.<br />

3.2.3 Bestrahlung mit einem TEM00 Laser<br />

Die Bestrahlung der Konjugate mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen erfolgte direkt mit dem<br />

TEM00 Strahlprofil.


Material <strong>und</strong> Methoden 71<br />

Bestrahlungsmodulation in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Probengrösse <strong>und</strong><br />

-form<br />

Bei der Herstellung der Proben wurden besonders die Probenform, die Probenträgerform<br />

<strong>und</strong> die Art der Bestrahlung mit dem Ziel berücksichtigt, möglichst<br />

wenig Bestrahlungsmodulationen innerhalb der Proben zu erhalten.<br />

Bestrahlt man eine Probe mit einem Strahl mit gaußschem Strahlprofil, so kann<br />

man für eine homogene Bestrahlung die Probe nur mit der Spitze des Strahlprofils<br />

bestrahlen. Dabei ist der Anteil der Energie, die zur Bestrahlung der Probe zur<br />

Verfügung steht, proportional zu den Modulationen innerhalb der Probe, sofern<br />

keine Interferenzeffekte berücksichtigt werden. Will man die Probe mit einem<br />

Profil bestrahlen, das innerhalb der Probe weniger als 10% <strong>von</strong> dem Maximalwert<br />

abweicht, so muss man den Strahl so aufweiten, dass sich 90% der Energie<br />

außerhalb der Probe befinden. Dies hat zwei Probleme zur Folge: zum einen<br />

braucht man sehr leistungsstarke Laser, zum anderen ist der Proben<strong>durch</strong>messer<br />

immer klein im Verhältnis zum Strahl<strong>durch</strong>messer, so dass der Einfluss der <strong>durch</strong><br />

die Probenbegrenzung gebildeten Apertur berücksichtigt werden muss.<br />

Betrachtet man eine feste kreisförmige Apertur mit dem Radius a, sokönnen die<br />

da<strong>durch</strong> hervorgerufenen Modulationen über das Huygens’sche Beugungsintegral<br />

nach [177] in einem zylindrischen Koordinatensystem in der <strong>durch</strong> z = 0 gegebenen<br />

Ebene berechnet werden. Bei Beleuchtung dieser Blende mit einer beliebigen<br />

aber rotationssymmetrischen Quellfunktion A0(r0) wird in paraxialer Näherung<br />

die komplexe Amplitude A(r, N) hinter der Apertur <strong>durch</strong> das Huygens’sche Integral<br />

A(r, N)=i2πNe −iπN(r/a)2<br />

� 1<br />

0<br />

−iπN(r0/a) 2<br />

r0A0(r0)e<br />

J0<br />

a<br />

� 2πNrr0<br />

a 2<br />

�<br />

d<br />

� �<br />

r0<br />

a<br />

(3.1)<br />

angegeben, wobei<br />

N = a2<br />

(3.2)<br />

zλ<br />

die Fresnel-Zahl (mit z der axialen Entfernung <strong>von</strong> der Blende, λ der Wellenlänge)<br />

<strong>und</strong> J0 die Bessel-Funktion nullter Ordnung ist. Für eine ebene Welle (A0 ≡ 1)<br />

läßt sich dieses Integral relativ einfach numerisch lösen. Es ergibt sich in radialer<br />

Richtung eine mit sinkendem Abstand zur Apertur immer kleinräumiger<br />

werdende, jedoch in ihrer Amplitude nicht abnehmende zentrale Oszillation der


72 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Bestrahlungsstärke. Auf der optischen Achse variiert die Intensität des gebeugten<br />

Lichtes zwischen Null <strong>und</strong> einer vierfachen Überhöhung der ursprünglichen<br />

Intensität. Die Anzahl der Modulationen innerhalb einer Blende entspricht der<br />

Fresnel-Zahl.<br />

Wird der zentrale Bereich eines gaußförmigen TEM00-Intensitätsprofils <strong>durch</strong><br />

eine solche Apertur aus dem Laserstrahl herausgeschnitten, um eine homogene<br />

Bestrahlung zu erhalten, so ist mit Intensitätsmodulationen im Bereich <strong>von</strong><br />

einem Faktor 4 zu rechnen, da der die Apertur <strong>durch</strong>laufende Teilstrahl im wesentlichen<br />

als ebene Welle anzusehen ist. Für eine Geometrie, in der die Blende<br />

einen Durchmesser <strong>von</strong> ca. 500 µm besitzt, man mit grünem Licht einstrahlt <strong>und</strong><br />

die Probe ca. 100 µm hoch ist, werden die Fresnel-Zahlen grösser als 1000. Die<br />

Modulationen bekommen schon 10 µm hinter der Blende eine Ausdehnung, die<br />

mit 40 nm grösser ist als die Partikel, die im Rahmen dieser Arbeit untersucht<br />

werden. Auch Blenden, die nur die Phase <strong>und</strong> nicht die Amplitude verändern,<br />

können zu Intensitätsmodulationen führen.<br />

Entlang der Strahlachse wurden deswegen nur Blenden mit einem Durchmesser<br />

<strong>von</strong> über 15 mm eingebaut <strong>und</strong> eine möglichst gute Anpassung des Brechungsindex<br />

der Probenträger nGlas =1.5an den Brechungsindex der Proben<br />

nW asser =1.33 <strong>durch</strong>geführt.<br />

Als wichtige Restmodulation bleibt die Interferenz der Teilreflektion <strong>von</strong> 3%<br />

an dem Wasser-Luft-Übergang mit dem einfallenden Strahl. Die <strong>durch</strong> diesen<br />

Rückreflex hervorgerufenen Modulationen innerhalb der Probe lassen sich experimentell<br />

nicht mit vertretbarem Aufwand verhindern. Eine Restmodulation<br />

<strong>durch</strong> Beugungs- <strong>und</strong> Interferenzeffekte <strong>von</strong> unter 10% bei Bestrahlung wurde<br />

damit in Kauf genommen.<br />

Das Strahlprofil wurde mit mehreren Methoden vermessen. Als schnellste aber<br />

auch ungenaueste Methode wurde das Strahlprofil über eine Mattscheibe auf eine<br />

CCD-Kamera abgebildet <strong>und</strong> mit einem Strahlanalysesystem (Spiricon, USA)<br />

analysiert. Diese Bilder ließen keine genauen Aussagen über die Halbwertsbreite<br />

des Laserstrahls zu. Deshalb wurde das Strahlprofil mit einer Rasierklinge<br />

vermessen. Hierfür wurde die Klinge mit einem Verschiebetisch mit Mikrometerauflösung<br />

<strong>durch</strong> den Strahl gefahren <strong>und</strong> die Pulsenergie hinter der Klinge in<br />

Abhängigkeit ihrer Position gemessen. An die so erhaltenen Meßdaten wurde das<br />

Integral einer Gaußschen Fehlerfunktion angepaßt, aus der dann die Halbwerts-


Material <strong>und</strong> Methoden 73<br />

breite des Strahls abgeleitet werden konnte. Diese Methode eignete sich sehr gut,<br />

um den Strahl<strong>durch</strong>messer zu bestimmen. Sie ist allerdings nicht eindeutig, wenn<br />

es darum geht, genaue Aussagen über das Strahlprofil zu machen, da über einen<br />

Schnitt <strong>durch</strong> den Strahl integriert wurde. Als dritte Methode wurde der Strahl<br />

längs mehrerer Achsen <strong>durch</strong> das Strahlmaximum mit einer 20 µm großen Blende<br />

vermessen. Auch hier wurde die Blende mit einem Verschiebetisch entlang<br />

dieser Achsen <strong>durch</strong> den Strahl gefahren. Das Strahlprofil ist zusammen mit der<br />

berechneten Pulsform in Abbildung 3.13 dargestellt.<br />

normiertes Diodensignal<br />

1.0 1.0<br />

normiertes Diodensignal<br />

0.8 0.8<br />

70%<br />

0.6 0.6<br />

0.4 0.4<br />

2mm<br />

0.2 0.2<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5<br />

x [mm] y [mm]<br />

Abbildung 3.13: Strahlprofil des ps-Lasers in der Objektebene zur Probenbestrahlung<br />

in x- <strong>und</strong> y-Schnittebene.<br />

Scannende Bestrahlung<br />

Eine weitere Möglichkeit zur Bestrahlung der Proben mit limitierter Laserenergie<br />

besteht darin die Proben abzuscannen. Die da<strong>durch</strong> entstehenden Inhomogenitäten<br />

wirken sich wie in Abbildung 3.14 dargestellt je nach Schadensmechanismus<br />

auf eine Proteininaktivierung aus.


74 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

�<br />

[mJ/cm²]<br />

�<br />

[mJ/cm²]<br />

a) b)<br />

c)<br />

integrale Bestrahlung thermischer Schaden<br />

x[m]<br />

x[m]<br />

y[m]<br />

y[m]<br />

Abbildung 3.14: Einfluß einer scannenden Bestrahlung auf den induzierten Schaden<br />

in Abhängigkeit vom Schadensmechanismus. a) Bestrahlung B im Strahlprofil mit aufgeweitetem<br />

Strahl; b) Induzierter thermischer Schaden Ω an Phosphatase nach einer<br />

Bestrahlung mit aufgeweitetem Strahl; c) Bestrahlung B nach scannender Bestrahlung;<br />

d) Induzierter thermischer Schaden Ω an Phosphatase nach einer Bestrahlung<br />

mit scannender Bestrahlung.<br />

In Abbildung 3.14 a) ist homogen Bestrahlung einer Probe mit der Spitze eines<br />

gaußschen Strahls der zusammen mit b) der erwarteten <strong>Inaktivierung</strong> nach<br />

der Arrheniuskinetik <strong>von</strong> alkalischer Phophatase dargestellt (Parameter: siehe<br />

Abschnitt 4.2.1). Die in der Bestrahlung minimalen Modulationen machen sich<br />

schon in nicht zu vernachlässigender Weise bemerkbar. In Abbildung 3.14 c),<br />

d) ist die integrale Bestrahlung nach scannender Bestrahlung <strong>und</strong> die erwartete<br />

<strong>Inaktivierung</strong> infolge der dieser Bestrahlung für einen thermischen Schaden nach<br />

der Arrheniusgleichung <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase dargestellt. Das Scanmuster<br />

<strong>und</strong> der Strahl<strong>durch</strong>messer wurden derart gewählt, dass sich die überlappenden<br />

Bestrahlungsfelder zu einer nahezu homogenen Gesamtbestrahlung der Proben<br />

an jedem Ort aufsummiert haben (Abbildung 3.15).<br />

�<br />

�<br />

d)<br />

x[m]<br />

x[m]<br />

y[m]<br />

y[m]


Material <strong>und</strong> Methoden 75<br />

normierte Bestrahlung<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

B<br />

[mJ/cm²]<br />

0<br />

-0.001<br />

-1.5 -1 -0.5 0.5 1 1.5<br />

x [mm]<br />

a) b)<br />

2<br />

1.5<br />

1<br />

0.5<br />

-0.0005<br />

x[m]<br />

0<br />

0.0005<br />

-0.001<br />

0.001<br />

Abbildung 3.15: Muster der scannenden Bestrahlung zur Untersuchung der aP-<br />

Goldkonjugate. a) Überlappung der einzelnen Strahlprofile miteinander; Die Probentöpfchen<br />

mit 2 mm Durchmesser sind eingezeichnet; b) Summe der Energien (Gesamtbestrahlung)<br />

in einem Probentöpfchen mit 2 mm Durchmesser.<br />

Je nach Schadensmechanismus wirkt sich die scannende Bestrahlung unterschiedlich<br />

auf die <strong>Inaktivierung</strong> der Proteine aus. Bei einem stark <strong>von</strong> der Laserleistung<br />

abhängigen Effekt wie dem thermischen Schaden kommt es zu einer geringeren<br />

<strong>Inaktivierung</strong> als bei einem rein <strong>von</strong> der Bestrahlung abhängigen Schadensmechanismus<br />

wie z.B. Einphotonen-Photochemie. Dieser geringer ausfallende Schaden<br />

bewirkt ein Abflachen der Inaktiveirung in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung.<br />

Der Schaden lässt sich bei bekanntem Strahlprofil jedoch gut berechnen.<br />

Eine scannende Bestrahlung ist damit bei limitierter Laserenergie eine gute Möglichkeit,<br />

um große Probenvolumen zu untersuchen.<br />

3.2.4 Bestrahlung der Mikroabsorber-Konjugate<br />

Bestrahlung der Polystyren-Magnetit-Konjugate<br />

Zur Bestrahlung der Polystyren-Magnetit-Konjugate mit alkalischer Phosphatase<br />

(aP-PM-Konjugate) wurde der Rhodamin 6G Laser genutzt. Die Proben wurden<br />

in transparenten Greiner 1536 Well Platten mit 4 µl Volumen <strong>und</strong> einer quadratischen<br />

Gr<strong>und</strong>fläche mit 1.5 mm Kantenlänge hergestellt. Die Konzentration der<br />

Partikel wurde so eingestellt, dass der Boden der Töpfchen zu 3/4 bedeckt war.<br />

0<br />

-0.0005<br />

0.0005<br />

0.001<br />

y[m]


76 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Dies ist bei ca. 70000 Absorbern der Fall, da die Absorber schnell sedimentieren.<br />

Die Proben wurden <strong>durch</strong> den Plattenboden bestrahlt. Hierfür ist das Ende der<br />

zur Homogenisierung genutzten 600 µm Kern<strong>durch</strong>messer- Faser mit einer 40 mm<br />

Plankonvexlinse auf den Plattenboden abgebildet worden. Der Bild<strong>durch</strong>messer<br />

betrug 2 mm.<br />

Bestrahlung der Silika-Magnetit-Konjugate<br />

Die Phosphatase- <strong>und</strong> die Chymotrypsinkonjugate mit Silika-Magnetitpartikeln<br />

(aP-SM-Konjugate, chymo-SM-Konjugate) wurden in den 18 Loch Bestrahlungsplatten<br />

aus Glas (siehe Abschnitt 3.4.3) mit einem Proben<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 2 mm<br />

bestrahlt. Die Partikelkonzentration wurde wieder entsprechend der Bodenbelegung<br />

gewählt. Der Experimentablauf war äquivalent zu den Experimenten mit<br />

Kunstoffpartikeln. Als Bestrahlungslaser wurde der Ti:Sa mit 15 µs Pulsdauer<br />

genutzt. Die Proben wurden über die gleiche Faser <strong>und</strong> Abbildungslinse, die<br />

auch für die Kunstoffpartikel genutzt wurde, bestrahlt. Die Bestrahlung der<br />

chymo-SM-Konjugate mit hohen Bestrahlungsstärken über 2 J/cm2 ist in Mikroglas<br />

Lochplatten (siehe Abschnitt 3.4.3) mit einem Proben<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong><br />

1.2 mm erfolgt. Die Abbildung des Faserendes wurde, um die hohen Bestrahlungen<br />

zu erreichen, angepasst <strong>und</strong> die Bildgröße hatte einen Durchmesser <strong>von</strong><br />

1.5 mm.<br />

3.2.5 Bestrahlung der Goldkonjugate<br />

Bestrahlung der Goldkonjugate mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen<br />

Die Gold-Enzymkonjugate wurden als Tröpfchen mit einem Durchmesser <strong>von</strong><br />

500 µm auf Objektträger aufgebracht.


Material <strong>und</strong> Methoden 77<br />

Glas<br />

Laser<br />

Probentropfen<br />

Abbildung 3.16: Probentropfen der Enzym-Goldkonjugate <strong>und</strong> BSA im Puffer<br />

enthält auf einer Glasplatte, wie sie als Proben für die Bestrahlung mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen<br />

eingesetzt wurden.<br />

Die gesamte Handhabung der tropfenförmigen Proben <strong>und</strong> der dazugehörige Detektionsaufbau<br />

sind in Abschnitt 3.4.1 beschrieben. Der nötige Strahl<strong>durch</strong>messer<br />

in der Probenebene bei Bestrahlung mit dem MBB Laser <strong>und</strong> damit der Homogenität<br />

der Probenbestrahlung wurde gewählt, indem der Strahl bei maximaler<br />

Pulsenergie aufgeweitet wurde, um ihn anschließend so weit zu fokussieren, bis<br />

mit einem Puls ein Effekt <strong>von</strong> über 50% <strong>Inaktivierung</strong> der Proteine zu verzeichnen<br />

war. Mit dem MBB Laser wurden sowohl alkalische Phosphatase-Goldkonjugate<br />

als auch Chymotrypsin-Goldkonjugate untersucht. Die Probentropfen wurden im<br />

Fall einer Mehrfachbestrahlung mit dem MBB Laser mit 10 Hz bestrahlt. Der<br />

Probentropfen wurde auf dem Maximum des gaußähnlichen Strahlprofils positioniert,<br />

indem der erste Tropfen des Rasters manuell auf den Pilotstrahl <strong>und</strong><br />

anschließend auf den Q-Switchstrahl positioniert wurde. Als Maß hat die Linsenwirkung<br />

des Tropfens gedient. Der vergrößerte Bestrahlungsfleck wurde zentrisch<br />

auf den Strahl ohne Tropfen justiert. Behilflich waren zudem konzentrische Interferenzringe.<br />

Die Positionierung der restlichen Proben erfolgte automatisch <strong>und</strong><br />

wurde anhand der Strahlablenkung <strong>durch</strong> die Linsen kontrolliert. In Abbildung<br />

3.17 ist das Strahlprofil dargestellt, mit dem eine <strong>Inaktivierung</strong> der Proben gemessen<br />

werden konnte. Die Bestrahlung am Rand der Proben betrug nur noch<br />

45% der maximalen Bestrahlung im Zentrum. Außerdem ist das Strahlprofil des<br />

Continuum Lasers mit dem Probentropfen. In der Abbildung wird deutlich, dass<br />

die Bestrahlung in der Probe maximal um 10% um den Mittelwert geschwankt<br />

hat.


78 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Bestrahlung [willk. Einh.]<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

0<br />

1<br />

Probentropfen<br />

Bestrahlung [willk. Einh.]<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

Probentropfen<br />

0<br />

0.5 0 0.5 1 -0.3 -0.2 -0.1 0 0.1 0.2 0.3<br />

r [mm] r [cm]<br />

Abbildung 3.17: a) gaußähnliches Strahlprofil des MBB Lasers, das zur inhomogenen<br />

Bestrahlung der Goldkonjugate eingesetzt wurde; b) mit einer Raumfrequenzfilterung<br />

homogenisiertes Strahlprofil des Continuum Lasers, das zur bestrahlung der chymo-Au<br />

Konjugate eingesetzt wurde.<br />

Die Positionierung der Proben im Strahl des Continuum Nd:YAG mit 5 mm<br />

Strahl<strong>durch</strong>messer konnte nicht anhand des Beugungsmusters <strong>von</strong> dem Tropfen<br />

erfolgen. In diesem Fall ist die Positionierung erfolgt, indem eine Videokamera<br />

fest über der Klimakammer eingebaut wurde, mit der die Strahllage festgestellt<br />

<strong>und</strong> anschließend die Tropfenlage einjustiert werden konnte. Eine direkte Kontrolle<br />

während der Bestrahlung war aufgr<strong>und</strong> der hohen Energien nicht möglich.<br />

Einen Hinweis auf eine gute Positionierung bei hohen Energien haben die Plasmen<br />

gegeben, die sich über den Tropfen gebildet haben.<br />

Bestrahlung der Goldkonjugate mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen<br />

Die Bestrahlung der Gold-Konjugate mit ps-Pulsen ist in den ersten Versuchen<br />

in Glas Mikrotiterplatten mit einem Proben<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 2 mm mit einem<br />

aufgeweiteten Strahl erfolgt, der in Abbildung 3.13 zusammen mit dem Proben<strong>durch</strong>messer<br />

dargestellt ist.<br />

Die weitere Bestrahlung der alkalische Phosphatase -Goldkonjugate mit ps-Pulsen<br />

ist mit der scannenden Bestrahlung mit 16 Feldern erfolgt (siehe Abbildung 3.15).<br />

Die Bestrahlung der Chymotrypsin-Goldkonjugate erfolgte ebenfalls mit der scannenden<br />

Bestrahlung. Aufgr<strong>und</strong> eines Verdopplerkristallschadens wurden die Versuche<br />

mit einem weniger effizienten Verdopplerkristall <strong>durch</strong>geführt, so dass aufgr<strong>und</strong><br />

der weiter limitierten Energie 36 anstatt 16 Positionen (Abbildung 3.18)


Material <strong>und</strong> Methoden 79<br />

angefahren wurden. Das Bestrahlungsraster wurde wie in den vorhergehenden<br />

Versuchen so ausgelegt, dass eine Überlappung der Positionen zu einer homogenen<br />

Gesamtbestrahlung führte.<br />

normierte Bestrahlung<br />

1<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

0.2<br />

B<br />

[mJ/cm²]<br />

-1.5 -1 -0.5 0.5 1 1.5<br />

a)<br />

x [mm]<br />

b)<br />

Abbildung 3.18: Muster der scannenden Bestrahlung zur Untersuchung der chymo-<br />

Goldkonjugate. a) Überlappung der einzelnen Strahlprofile miteinander; Die Probentöpfchen<br />

mit 2 mm Durchmesser sind eingezeichnet; b) Summe der Energien (Gesamtbestrahlung)<br />

in einem Probentöpfchen mit 2 mm Durchmesser.<br />

Die Bestrahlung <strong>und</strong> Auswertung <strong>von</strong> Enzym-Antikörper-Goldkonjugaten ist analog<br />

zu der Bestrahlung <strong>von</strong> Chymotrypsin-Goldkonjugaten erfolgt.<br />

3.3 Zusammenfassung der<br />

Bestrahlungsparameter<br />

Die Versuchsbedinungen, unter denen die Versuchreihen zur Untersuchung der<br />

Protein-Denaturierung <strong>durch</strong> laserinduzierte Temperatursprünge an Absorbern<br />

<strong>durch</strong>geführt wurden, sind in der folgenden Tabelle zur Übersicht zusammengefaßt.<br />

x [m]<br />

y [m]


80 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

τlaser Partikel Laser Probenträger Strahlprofil<br />

6 µs 2.8 µm PM R6G 600 nm Kunststoff Faserabbildung<br />

15 µs >8 µm SM Ti:Sa 800 nm Glas/Foturan Faserabbildung<br />

16 ns 15 nm Gold MBB 532 nm Tropfen Multim.-Gauß<br />

6ns 15 nm Gold Conti. 532 nm Tropfen Raumfrequenzfilter<br />

35 ps 15 nm Gold ISL 527 nm Glas Gauß-scannend<br />

Tabelle 3.2: Zusammenfassung der Bestrahlungsparameter, die für die Bestrahlung<br />

der unterschiedlichen Enzym-Partikel-Konjugate eingesetzt wurden.


Material <strong>und</strong> Methoden 81<br />

3.4 Aufbau zur Probenherstellung <strong>und</strong><br />

Bestrahlung<br />

3.4.1 Nanoliterproben<br />

Die ersten Experimente zur Denaturierung <strong>von</strong> Protein-Absorberkonjugaten hatten<br />

gezeigt, dass eine <strong>Inaktivierung</strong> mit einer homogenen Bestrahlung <strong>von</strong> Proben<br />

mit einem Durchmesser im Millimeterbereich mit den zur Verfügung stehenden<br />

Lasern nicht zufriedenstellend möglich ist. Deshalb wurde ein Aufbau<br />

entwickelt, mit dem eine größere Anzahl <strong>von</strong> Proben mit einem Durchmesser im<br />

Bereich <strong>von</strong> wenigen 100 µm bestrahlt werden kann. Nach der Bestrahlung kann<br />

im gleichen Aufbau die Proteinaktivität über Fluoreszenz-/ Chemolumineszenzmessungen<br />

bestimmt werden. Die Miniaturisierung der Proben <strong>und</strong> die damit<br />

verb<strong>und</strong>enen technischen Herausforderungen <strong>und</strong> deren Lösungen werden im Folgenden<br />

besprochen <strong>und</strong> diskutiert. Die Anforderungen an die Plattform waren:<br />

• Handhabung kleiner Flüssigkeitsmengen im pl- bis nl-Bereich<br />

• Verhinderung <strong>von</strong> Verdunstung <strong>und</strong> Kondensation<br />

• Optische Zugänglichkeit der Proben für die Bestrahlung, eine Beobachtung<br />

der Proben während der Bestrahlung <strong>und</strong> eine mikroskopische Fluoreszenz<strong>und</strong><br />

Chemolumineszenz-Analyse der Proben nach der Bestrahlung.<br />

Das Konzept des Aufbaus bestand darin, die Proben auf einfache optisch transparente<br />

Träger als kleine Probentröpfchen aufzutragen. Die Probentröpfchen<br />

mit einem Durchmesser im Bereich <strong>von</strong> wenigen 100 µm wurden in einer Klimakammer<br />

erstellt <strong>und</strong> stabilisiert, da sie unter Raumluftbedingungen innerhalb<br />

<strong>von</strong> wenigen Sek<strong>und</strong>en verdunsten würden. Als Träger wurden einfache Objektträger<br />

aus der Mikroskopie oder Vergleichbares genommen. Dieser Ansatz wurde<br />

verfolgt, da auf diese Weise keine Festlegung auf eine Probengröße <strong>durch</strong> einen<br />

strukturierten Probenträger wie z. B. Lochplatten nötig war. Außerdem konnten<br />

Platten gewählt werden, die sehr gute optische Qualität besitzten, so dass sie<br />

hohe Bestrahlungsstärken aushalten <strong>und</strong> im Vergleich zu strukturierten Platten<br />

kostengünstig sind. Der Probenhalter sollte so variabel gehalten werden, dass


82 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

außer Objekträgern auch strukturierte Träger wie 96 bis 1536 Well-Platten <strong>und</strong><br />

eine Druckkammer als Probenträger genutzt werden konnten.<br />

In Vorversuchen wurde experimentell untersucht, wie sich die einzelnen Anforderungen<br />

an die Bestrahlungs- <strong>und</strong> Detektionseinheit technisch umsetzen lassen.<br />

Die Experimente dienten somit als Gr<strong>und</strong>lage für den endgültigen Aufbau einer<br />

Plattform zur Bestrahlung der Proben.<br />

Klimakammer<br />

Ziel beim Bau einer Klimakammer war es, diese schnell auf annähernd 100%<br />

relative Feuchtigkeit einzustellen. Eine Luftfeuchte <strong>von</strong> ≥ 99% r. F. ist nötig, um<br />

die geringen Probenmengen zu bestrahlen <strong>und</strong> über mehr als 30 min auswerten zu<br />

können. Ein schnelles Erreichen der Luftfeuchte ist nötig, um die Klimakammer<br />

zwischen den Messungen öffnen zu können, ohne dass sich danach eine lange<br />

Wartezeit während des Wiederbefeuchtens ergibt. Aus diesem Gr<strong>und</strong> sollte die<br />

Klimakammer in weniger als 10 min mindestens 90% r. F. erreichen.<br />

Zur schnellen Anfeuchtung der Luft in der Klimakammer wurden drei Verfahren<br />

getestet: 1.) Anfeuchten über thermisch beschleunigte Verdampfung, 2.) Anfeuchten<br />

über Vernebler <strong>und</strong> 3.) Anfeuchten über erhöhte Verwirbelung der Luft<br />

in der Klimakammer.<br />

Dem ersten Ansatz folgend wurde in einer geschlossenen Klimakammer ein Wassereservoir<br />

dicht neben dem Probenträger auf bis zu 10◦Chöherer Temperatur im<br />

Vergleich zur Probenträgertemperatur erwärmt. Nur mit einem hohen Temperaturgradienten<br />

(∆T >10 K) zwischen Wasserbad <strong>und</strong> Objektträger ist es möglich,<br />

die Klimakammer in weniger als 10 min auf über 90 % r. F. zu bringen. Durch den<br />

hohen Temperaturgradienten kommt es schon nach kurzer Zeit zur Bildung <strong>von</strong><br />

Tropfen in der Luft, die als Kondensationstropfen auf dem Probenträger ausfallen.<br />

Die Tropfengröße dieser Kondensationstropfen beträgt bis zu 100 µm.<br />

Dem zweiten Ansatz folgend wurde Luft aus einem Ultraschallvernebler über<br />

einen 2 m langen Schlauch <strong>und</strong> eine Kondensationsfalle bei Raumtemperatur in<br />

die Kammer geleitet. Es zeigte sich jedoch, dass die Nebeltropfen, die sich um<br />

Kondensationskeime herum bilden, nicht mehr verdunsten <strong>und</strong> als Kondensationstropfen<br />

auf den Probenträger ausfallen. Zur Vermeidung <strong>von</strong> ungewollter<br />

Kondensation konnte entsprechend nur der dritte Ansatz gewählt werden, in dem


Material <strong>und</strong> Methoden 83<br />

<strong>durch</strong> eine Verwirbelung der Luft über einem Wasserreservoir innerhalb der Klimakammer<br />

der Temperaturgradient minimiert <strong>und</strong> der maximale Luftfeuchtegradient<br />

über dem Wasserbad aufrecht erhalten wird, so dass das Wasser so schnell<br />

wie möglich verdunstet. Die Konstruktion der Klimakammer erfolgte so, dass<br />

Temperaturgradienten vermieden wurden. Die Kammer wurde so kompakt wie<br />

möglich <strong>und</strong> aus gut wärmeleitenden Materialen hergestellt. Ein Ventilator mit<br />

einem möglichst geringen Druckunterschied wurde genutzt, um keine Kondensation<br />

<strong>durch</strong> Druckunterschiede zu erzeugen. Die Abbildung 3.19 zeigt, dass mit<br />

einer Klimakammer, die diesem Konzept folgt, ein um den Faktor 5.5 schnelleres<br />

Anfeuchten der Luft im Vergleich zu reiner Verdunstung möglich ist.<br />

relative Feuchte [%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

Klimakammer mit Verwirbelung<br />

t = 530 s<br />

90% t = 1775 s<br />

90%<br />

Klimakammer ohne Verwirbelung<br />

0 500 1000 1500 2000 2500<br />

Abbildung 3.19: Vergleich des Feuchtanstiegs in der Klimakammer (siehe 3.20) mit<br />

<strong>und</strong> ohne Verwirbelung der Luft.<br />

Mit dem zuletzt beschriebenen Ansatz ist es möglich, die Klimakammer innerhalb<br />

<strong>von</strong>3.5minauf90%r.F.zubringen. Diefür die Bestrahlungsexperimente genutzte<br />

Klimakammer ist in Abbildung 3.20 dargestellt. Der Probenträger ist umgeben<br />

<strong>von</strong> einem Wasserbecken, dessen Niveau oberhalb vom Probenniveau liegt.<br />

Die Luftströmung wird direkt über ein die Proben umgebendes Wasserreservoir<br />

geleitet, so dass nur frisch mit Wasser angereicherte Luft zu den Proben gelan-<br />

t[s]


84 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

gen kann. Die Dichtung zwischen den einzelnen Komponenten erfolgt mit Hilfe<br />

<strong>von</strong> Wasserfilmen, die sich <strong>durch</strong> die Oberflächenspannung in die Dichtespalten<br />

ziehen. Das Material der Halterung <strong>und</strong> des Wasserbeckens ist Aluminium. Der<br />

Deckel besteht aus Plexiglas. In den Deckel eingelassen ist der Dispensierkopf zur<br />

Probenherstellung <strong>und</strong> ein kombinierter Temperatur- <strong>und</strong> Luftfeuchtemeßkopf.<br />

Wassereservoir Probenträgerhalterung<br />

Detektion Bestrahlung Gr<strong>und</strong>platte<br />

Anschlüsse für Umluft<br />

& Versorgungsspannung<br />

Wasserbecken<br />

Abbildung 3.20: Aufbau der Klimakammer zur Stabilisierung der Tropfen a) Aufsicht<br />

b) Skizze der Luftströmung.<br />

Tropfenlebensdauer Die Verdunstung bzw. Kondensation innerhalb der Klimakammer<br />

wurde anhand der Probenlebensdauern in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Luftfeuchte<br />

<strong>und</strong> des Probenvolumens untersucht. Die Experimente wurden mit einem<br />

inversen Mikroskop, auf dem die Klimakammer stand, <strong>durch</strong>geführt. Der Verdampfungsverlauf<br />

eines 5 nl Tropfens in normaler Atmosphäre zeigt, dass dieses<br />

Probevolumen (ca. 40 % r. F. ) innerhalb <strong>von</strong> 2 min verdampft (Abb. 3.21). Es<br />

zeigt sich, dass der Volumenverlust des Tropfens in Aufsicht nur relativ ungenau<br />

zu messen ist, da der Tropfen<strong>durch</strong>messer nicht proportional zum Volumen abnimmt.<br />

Für die Experimente zur Tropfenlebenszeit wurde deshalb die komplette<br />

Verdampfung des Tropfenvolumens als Kriterium gewählt.<br />

Y<br />

X


Material <strong>und</strong> Methoden 85<br />

500µm<br />

Abbildung 3.21: Verdampfungsverlauf eines 5 nl Tropfens mit einem Bildabstand <strong>von</strong><br />

20 s bei Raumluftbedingungen.<br />

Die Abbildung 3.22 zeigt die Tropfenlebensdauer eines 100 pl-Tropfens in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der relativen Luftfeuchte.<br />

Tropfenlebensdauer [s]<br />

4000<br />

3000<br />

2000<br />

1000<br />

0<br />

86 88 90 92 94 96 98 100<br />

relative Feuchte [%]<br />

Abbildung 3.22: Tropfenlebensdauer in Abhängigkeit der relativen Luftfeuchte.<br />

Für eine Probenlebensdauer <strong>von</strong> über 30 min benötigt man Luftfeuchtigkeiten <strong>von</strong><br />

über 99% r. F. Für eine 1.5 nl Probe bei 99 % r. F. ergibt sich eine vollständige<br />

Verdampfung nach 8.6 St<strong>und</strong>en. Das entspricht einer Verdampfungsrate <strong>von</strong><br />

3pl/min. Während des Bestrahlungszyklus’ <strong>von</strong> ca. 30 min muss man demnach<br />

mit einer Verdampfung um 6 % rechnen, selbst wenn die Luftfeuchtigkeit über<br />

99% r.F. beträgt. Ein Einfluss der Verdampfung auf den pH-Wert der Proben


86 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

in diesem Volumenbereich für die genutzten Puffer (PBS) wurde ausgeschlossen,<br />

indem in 5 ml Proben ein Teil des Wasser verdampft <strong>und</strong> nach der Abkühlung der<br />

pH-Wert des Puffers bestimmt wurde. Dieser war vor <strong>und</strong> nach Verdampfen des<br />

Puffers bis zu einem Volumen <strong>von</strong> 20% gleich. Die beobachtete Teilverdampfung<br />

der Probentropfen hat somit keinen Einfluss auf die Enzym-Absorberkonjugate.<br />

Trotz einer Verdampfung der Probentropfen über den langen Zeitraum <strong>von</strong> mehreren<br />

St<strong>und</strong>en wurde auf dem Probenträger auch eine Tröpfchenbildung um die<br />

Proben bei der Luftfeuchte <strong>von</strong> nahe 100 % r. F. beobachtet. Dies wird in Abbildung<br />

3.23 deutlich, die eine 100 pl Probe nach 30 min bei ca. 100% r. F. zeigt.<br />

100 µm<br />

Abbildung 3.23: Kondensation um eine 100 pl Probe bei ca. 100% r.F. <strong>und</strong> einer<br />

Klimakammeranfeuchtung ohne Temperaturgradient.<br />

Aus der Abbildung wird ersichtlich, dass die Kondensation keinen Einfluss auf<br />

die Probe hat, wenn man bedenkt, dass das Probenvolumen in der Abbildung<br />

noch ca. 15 mal kleiner als die bestrahlten Probenmengen im Nanoliterbereich<br />

ist. Des weiteren wird ersichtlich, dass das Kondensat keinen Kontakt zur Probe<br />

hat <strong>und</strong> diese somit nicht verändert.<br />

Für den endgültigen Aufbau wurde die Anreicherung der Luft mit Wasser <strong>durch</strong><br />

reine Diffusion gewählt, wobei die Proben <strong>und</strong> die Probenkammer auf der gleichen<br />

Temperatur bleiben. Dies hat den Vorteil, dass keine Regelung nötig ist,<br />

um die 100 % r. F. einzustellen. Durch eine Verwirbelung der Luft kann die Zeit<br />

bis zum Erreichen ausreichender Luftfeuchte auf 2.5 min begrenzt werden, was<br />

für den Laborgebrauch akzeptabel ist. Ein prinzipielles Problem bei einer aktiven<br />

Verwirbelung besteht in <strong>und</strong>ichten Stellen. Ist in dem System ein Loch, so


Material <strong>und</strong> Methoden 87<br />

kommt es <strong>durch</strong> die Positionierung der Klimakammer gegenüber dem Deckel <strong>und</strong><br />

<strong>durch</strong> die Verwirbelung zu einem sehr schnellen Abfall der Luftfeuchte, der nicht<br />

nachreguliert werden kann. Die Verwirbelung wurde nach Erreichen der 100 %<br />

r. F. deswegen auf ein Minimum reduziert. Die Tröpfchenbildung um den Probentropfen<br />

auch bei einer langsamen Verdunstung der Probe scheint eine prinzipielle<br />

Limitierung der Probenlebensdauer <strong>durch</strong> Umverteilungsprozesse innerhalb der<br />

Probenkammer darzustellen. Vorstellbar ist, dass die Probentropfen zugunsten<br />

des Wasserreservoirs aufgr<strong>und</strong> der Erhöhung des Dampfdrucks <strong>durch</strong> die Oberflächenspannung<br />

verdunsten. Kleine Tröpfchen bilden sich dagegen kontinuierlich<br />

<strong>durch</strong> entropische Umverteilungsprozesse, die auf einen homogenen Wasserfilm in<br />

der gesamten Kammer hin zielen. Die notwendige Kondensation <strong>und</strong> die Oberflächenspannung<br />

führen jedoch nicht zur Bildung eines Films, sondern zur Bildung<br />

der kleinen Tröpfchen, die groß genug sind, dass sie nicht sofort zugunsten des<br />

Reservoirs verdunsten.<br />

Berücksichtigt werden muss außerdem, dass sich der Dampfdruck in den Proben<br />

<strong>durch</strong> z.B. <strong>durch</strong> gelöste Salze oder Proteine verändert. Salze setzen generell<br />

den Dampfdruck herab [1], so dass z. B. über einer 5 M KCl Lösung eine relative<br />

Feuchte <strong>von</strong> nur 70 % herrscht. Je nach Probengröße muss dies bei der Zusammensetzung<br />

des Flüssigkeitsreservoirs berücksichtigt werden.<br />

Probenträger<br />

Eine Bestrahlung der Proben kann nur <strong>durch</strong> den Probenträger erfolgen, da der<br />

Probentropfen eine starke Linsenwirkung hat, die bei Bestrahlung <strong>von</strong> oben zu<br />

einer ungleichmäßigen Bestrahlung führt. Der Krümmungsradius des Tropfens<br />

wird vom Probenträgermaterial <strong>und</strong> der Oberflächenspannung der Probenlösung<br />

bestimmt. Für eine homogene Bestrahlung der Proben <strong>durch</strong> den Probenträger<br />

muss der Kontaktwinkel der Probe kleiner als der Totalreflexionswinkel sein. Ansonsten<br />

kommt es <strong>durch</strong> Totalreflexion an der Grenzfläche Tropfen-Luft zu einer<br />

Intensitätsüberhöhung in der äußeren Tropfenschale. Dies ist in Abbildung 3.24<br />

dargestellt.


88 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

r<br />

x<br />

a b<br />

Abbildung 3.24: Totalreflexion innerhalb <strong>von</strong> Proben führt zu inhomogener Bestrahlung,<br />

wenn der Kontaktwinkel mit dem Probenträger zu groß ist. a) Oberhalb des Totalreflexionswinkels<br />

werden die äußeren Probenanteile stärker bestrahlt als die zentralen;<br />

b) homogen bestrahlte Probe mit einem Kontaktwinkel unterhalb des Totalreflexionswinkels,<br />

der an der Grenzfläche Wasser-Luft 49 ◦ beträgt.<br />

Um solch eine Totalreflexion zu vermeiden, wurden unterschiedliche Oberflächen<br />

für die Probenträger getestet. Als erstes wurde mit Chromschwefelsäure, Ethanol<br />

<strong>und</strong> Bidest gereinigtes Glas (Bk7) untersucht. Nach diesen Untersuchungen<br />

konnte festgestellt werden, dass der Kontaktwinkel unterhalb vom Totalreflexionswinkel<br />

liegt, die Reinigung aber unerlässlich ist, da sonst die Verunreinigungen<br />

die Probenform bestimmen. Das gleiche konnte für Deckgläser aus Borosilikatglas<br />

(Karl Hecht KG, Assistent, Deutschland) beobachtet werden. Die Abbildung 3.25<br />

zeigt den Kontaktwinkel für verschiedene Probenvolumina auf einem Deckglas.


Material <strong>und</strong> Methoden 89<br />

Abbildung 3.25: Kontaktwinkel <strong>und</strong> Kontakt<strong>durch</strong>messer der Probentropfen bei den<br />

Probenvolumina 1.65 nl (50 Tropfen), 3.3 nl (100 Tropfen), 4.95 nl (150 Tropfen) <strong>und</strong><br />

6.6 nl (200 Tropfen).<br />

Der Kontaktwinkel liegt unabhängig vom Probenvolumen knapp unterhalb des<br />

Totalreflexionswinkels <strong>von</strong> 49◦ . Bei Verschmutzung der Oberfläche können aber<br />

auch höhere Winkel auftreten. Da einfache Objekträger aus Glas meist nicht sehr<br />

sauber sind, wurden zusätzlich gewaschene <strong>und</strong> beschichtete Gläser getestet. Bei<br />

den Objektträgern (Super Frost Plus, MENZEL-Gläser, Deutschland) wurde der<br />

gleiche Kontaktwinkel wie bei gereinigtem Bk7 beobachtet. Desweiteren zeigte<br />

sich bei neuen, sauberen Probenträgern eine scharfe Tropfenabgrenzung <strong>und</strong><br />

eine reproduzierbare Probenherstellung. Um eine Totalreflexion innerhalb des<br />

Tropfens auf diesen Objektträgern auszuschließen, wurden in einem zusätzlichen<br />

Experiment die Tropfen senkrecht zur Probengr<strong>und</strong>fläche mit einem parallelen<br />

Laserstrahl beleuchtet. Bei den Probenträgern, bei denen der Probenkontaktwinkel<br />

größer als der Totalreflexionswinkel war, konnte eine deutliche Rückreflexion<br />

des Lasers <strong>durch</strong> die Totalreflexion beobachtet werden. Bei dem verwendeten<br />

Super Frost Plus Objektträger war dies nicht der Fall.<br />

Die Abbildung 3.26 zeigt den Proben<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> die Probenhöhe für verschiede<br />

Probenvolumina auf den Super Frost Plus Objektträgern. Die Probenvolumina<br />

sind als Vielfaches der Dispensertröpfchen (Volumen=33 pl) angegeben.


90 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Durchmesser bzw. Höhe [µm]<br />

1000<br />

800<br />

600<br />

400<br />

200<br />

0<br />

Kontakt<strong>durch</strong>messer<br />

Tropfenhöhe<br />

0 100 200 300<br />

Tropfenanzahl<br />

Abbildung 3.26: Kontakt<strong>durch</strong>messer <strong>und</strong> Probenhöhe in Abhängigkeit vom Probenvolumen.<br />

Für eine vorgegebene Probenkontaktfläche <strong>von</strong> 500 µm ergibt sich auf dem verwendeten<br />

Objektträger eine Tropfenzahl <strong>von</strong> 50 Tropfen, die einem Probenvolumen<br />

<strong>von</strong> 1.675 nl entspricht. Der gewählte Super Frost Plus Objektträger wurde<br />

nach einer Bestrahlung mit 0.5 GW/cm2 mikroskopisch untersucht, ohne dass<br />

Veränderungen festgestellt werden konnten.<br />

Probendispenser<br />

Als Probendispenser wurden piezogetriebene Pipettierköpfe (Microdrop GmbH,<br />

Deutschland) genutzt. Das Einzeltropfenvolumen hängt <strong>von</strong> der Düse des jeweiligen<br />

Kopfes ab <strong>und</strong> betrug 33 pl bei einem Kopf mit einer 40 µm-Düse <strong>und</strong><br />

268 pl bei einem Kopf mit einer 80 µm-Düse. Das gewünschte Probenvolumen<br />

kann <strong>durch</strong> Pipettieren einer bestimmten Anzahl <strong>von</strong> Tropfen hergestellt werden.<br />

Für die Herstellung <strong>von</strong> reproduzierbaren Proben aus unterschiedlichen Komponenten<br />

ist es entscheidend, dass sich die Dispensertropfen gut mit der schon


Material <strong>und</strong> Methoden 91<br />

vorhandenen Probe <strong>durch</strong>mischen, da die Diffusionsprozesse <strong>von</strong> Molekülen in<br />

Wasser mit Diffusionskonstanten im Bereich <strong>von</strong> 1.29 10 −5 cm 2 /s so langsam sind<br />

[112], dass selbst in wenige 100 µm großen Proben die Diffusion ein zeitlich begrenzender<br />

Faktor wird. In Hinblick auf die Trennung der Probentropfen untereinander<br />

auf dem Probenträger darf es beim Pipettieren <strong>von</strong> Dispensertropfen<br />

nicht zu Spritzern kommen. Sowohl die Proben<strong>durch</strong>mischung als auch ein Spritzen<br />

der Proben während des Pipettierens wurde untersucht. Die Durchmischung<br />

der Probentropfen wurde überprüft, indem 50 Tropfen Fluoresceinlösung dispensiert<br />

<strong>und</strong> anschließend 250 Tropfen Wasser jeweils mit 2.5 m/s hinzudispensiert<br />

wurden. Ein Scan dieser Tropfen hat eine gleichmäßige Fluoreszenz ergeben.<br />

Abbildung 3.27: Verhalten der Probentropfen beim Auftreffen eines Tropfens aus<br />

dem Piezopipettierkopf.<br />

Bildserien des eintauchenden Tropfens unter stroboskopischer Beleuchtung zeigten,<br />

dass beim Auftreffen eines Einzeltropfens mit 2.5 m/s in eine Probe deutlich<br />

sichtbare Oberfächenwellen erzeugt werden. Trotz der Oberflächenwellen <strong>und</strong><br />

der hohen Geschwindigkeit, mit der der Tropfen auf die Probe trifft, wurde kein<br />

Herausspritzen <strong>von</strong> Flüssigkeit aus der Probe beobachtet.


92 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Die Reproduzierbarkeit des Eintrittsortes der Dispensertropfen in die Probe bei<br />

einem Abstand zwischen Düse <strong>und</strong> Probenträger <strong>von</strong> 2 mm liegt bei 10 µm.<br />

Mit diesem Dispensiersystem ist somit eine ausreichend hohe Genauigkeit in Bezug<br />

auf das Probenvolumen <strong>und</strong> die Positionierung der Probe gegeben. Die Oberflächenspannung<br />

verhindert ein Ablösen <strong>von</strong> reflektierten Tropfen während des<br />

Pipettierens [168], so dass Probenanteile mit sehr hoher Geschwindigkeit zu den<br />

Probentropfen hinzupipettiert werden können. Dies erlaubt ein schnelles Bearbeiten<br />

der gesamten Probenfelder mit einer hohen Dispensiergeschwindigkeit<br />

<strong>und</strong> führt bei einem mehrfachen Zupipettieren zu einer guten Durchmischung<br />

der Proben.<br />

Mikroskopoptik Für die Messung der Enzymaktivität wurde ein konfokales<br />

Fluoreszenzdektionssystem entsprechend einem inversen Fluoreszenzmikroskop<br />

aufgebaut (Abbildung 3.28). Durch den konfokalen Aufbau kann das Messvolumen<br />

in Tropfen eingeschränkt werden.


Material <strong>und</strong> Methoden 93<br />

PMT<br />

Bandpass<br />

Blende<br />

Strahlteiler<br />

Langpass<br />

Linse<br />

Langpass<br />

Probe<br />

Spiegel<br />

Mikroskopobjektiv<br />

Bandpass<br />

Verschluß<br />

Blende<br />

Streuscheibe<br />

Flüssigkeitslichtleiter<br />

Abbildung 3.28: Detektionseinheit analog zu einem Fluoreszenzmikroskop. Die<br />

Anregungs- <strong>und</strong> Emissionswellenlängen wurden <strong>durch</strong> einen Wechsel der Filter an die<br />

jeweiligen Assays angepasst.<br />

Um das Messfeld homogen auszuleuchten, wurde direkt hinter einer Anregungsblende,<br />

die sich in der Abbildungsebene des Mikroskopobjektivs befindet, eine<br />

Streuscheibe eingesetzt. Die Streuscheibe wurde mit einem Flüssigkeitslichtleiter<br />

(2 mm Durchmesser) mit Anregungslicht beleuchtet. Als Anregungslichtquelle<br />

wurde eine 100 W-Quecksilberdampflampe (Photon Technology International,<br />

Kanada) genutzt. Das Anregungslicht konnte mit einem Verschluss ein- bzw. ausgeschaltet<br />

werden, um die Probe nur während der Messzeit zu beleuchten. Das<br />

Spektrum des Anregungslichts wurde <strong>durch</strong> Bandpassfilter je nach verwendetem<br />

Assay (siehe Enzymassays 3.5.1) vorgegeben. Über einen dichroitischen Strahl-


94 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

aP Assay chymo Assay<br />

4MUP CII<br />

BP360±10 BP380±10<br />

ST400 ST400<br />

LP400 LP400<br />

LP440 LP440<br />

BP445±8.6 BP459±44<br />

Tabelle 3.3: Filter, die für den alkalische Phosphatase bzw. den Chymotrypsin-Assay<br />

verwendet wurden. BP gibt einen Bandpass mit dem spezifizierten TransmissionsbereichinNanometernan.<br />

LPstehtfür einen Langpass <strong>und</strong> ST für einen Strahlteiler, der<br />

Licht mit Wellenlängen unterhalb <strong>von</strong> 400 nm reflektiert <strong>und</strong> Licht mit längeren Wellenlängen<br />

transmittiert. Hersteller der Filter: BP360, ST400, LP400 aus Filterblock A<br />

(Leitz, Fluoreszenzmikroskopie, Deutschland), BP380: AF03, BP445: AF12, BP459:<br />

A459 (Amko, Deutschland), LP440: LS440 (Corion, USA).<br />

teiler wird das Licht in das Mikroskopobjektiv eingekoppelt. Aus dem verwendeten<br />

20-fach Mikroskopobjektiv (20x/NA 0,5 (Linos, Deutschland) ergibt sich ein<br />

Anregungsspot mit einem maximalen Durchmesser <strong>von</strong> 1.25 mm. Das <strong>von</strong> der<br />

Probe ausgehende Fluoreszenzlicht wird <strong>durch</strong> den Strahlteiler, einen Langpaß<br />

<strong>und</strong> eine Sammellinse über Umlenkspiegel auf den Photomultiplier kollimiert.<br />

Ein zusätzlicher Bandpaß sorgt für eine Unterdrückung der Eigenfluoreszenzen<br />

der Optiken. Die Detektionsblende befindet sich wie die Anregungsblende in<br />

der Bildebene des Objektivs. In der folgenden Tabelle sind die Filter, die für<br />

den alkalische Phosphatase bzw. den α-Chymotrypsin Assay eingesetzt wurden<br />

aufgelistet.<br />

3.4.2 Optimierter Aufbau zur Handhabung <strong>von</strong><br />

Nanoliterproben<br />

Der gesamte Aufbau zum Erstellen, Bestrahlen <strong>und</strong> Auswerten der Proben ist<br />

schematisch in Abbildung 3.29 dargestellt.


Material <strong>und</strong> Methoden 95<br />

C<br />

Klima<br />

kammer<br />

Proben<br />

Spotter<br />

A<br />

B<br />

CCD<br />

Lampe<br />

Abbildung 3.29: Aufbau zur Herstellung, Bestrahlung <strong>und</strong> Auswertung <strong>von</strong><br />

Nanoliter-Proben. Der Aufbau besteht aus 3 Kompartimenten: A) Detektionseinheit,<br />

B) Klimakammer, C) Gehäuse für die Positionierung, Bestrahlungsoptik, CCD-<br />

Kamera, Laser <strong>und</strong> Steuerung.<br />

Der Aufbau besteht aus 3 Kompartimenten. A) einem Detektionsbereich, der aus<br />

dem invers-mikroskopischen Aufbau zur Fluoreszenzauswertung besteht. B) der<br />

Klimakammer, die wie in Abbildung 3.20 gezeigt aufgebaut ist, um die Probenlebensdauer<br />

auf das nötige Maß anzuheben. C) einem äußeren Gehäusebereich,<br />

der die Positioniereinheit, die Probenpiezodispensierer <strong>und</strong> die Bestrahlungsoptik<br />

enthält. Bei der Positionierung war eine Genauigkeit <strong>von</strong> besser als 10 µm<br />

in allen Achsen realisiert. Auch der Abstand zwischen Probenträger <strong>und</strong> Objektiv<br />

wurde in diesem Bereich konstant gehalten, um die Reproduzierbarkeit<br />

Laser


96 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

der Messungen zu gewährleisten. Dies wurde erreicht, indem die Probenkammer<br />

auf einer polierten Granitplatte geführt wird, deren Welligkeit weniger als 10 µm<br />

über 20 cm x 15 cm beträgt. In x- <strong>und</strong> y- Richtung wurde die Genauigkeit mit einer<br />

schrittmotorgetriebenen Führung der benötigten Präzision (Micos) erreicht.<br />

Um die Reproduzierbarkeit der Probenauswertung mit dem Detektionsaufbau zu<br />

überprüfen, wurden Fluoresceinproben direkt <strong>und</strong> 30 min. nach ihrer Herstellung<br />

vermessen.<br />

Zahl der Photonen [s ]<br />

-1<br />

1000000<br />

800000<br />

600000<br />

400000<br />

200000<br />

0<br />

50 Tr.<br />

1. Durchgang 30 min. später<br />

150 Tr.<br />

100 Tr.<br />

0 200<br />

t [s]<br />

meß<br />

50 Tr.<br />

100 Tr.<br />

0 200<br />

150 Tr.<br />

Abbildung 3.30: Messung der Reproduzierbarkeit der Detektionssignale <strong>von</strong> nl-<br />

Fluoreszinproben direkt nach dem Pipettieren <strong>und</strong> nach 5 Mess<strong>durch</strong>gängen, die ein<br />

Photobleaching zur Folge hatten.<br />

Es wurden je 4 Proben aus 50, 100 <strong>und</strong> 150 Tropfen (33 pl) Fluorescein in Wasser<br />

auf den Probenträger aufgebracht. Die Probenfluoreszenz wurde mehrfach über<br />

eine halbe St<strong>und</strong>e hinweg über jeweils 20 s pro Tropfen ausgelesen. Die Signale<br />

der einzelnen Proben mit gleichen Volumina unterscheiden sich um weniger als<br />

1%, d. h. die Reproduzierbarkeit <strong>von</strong> Dispenser, Positionierung <strong>und</strong> Fluoreszenzmessung<br />

ist sehr gut (Abb. 3.30). Da nur ein Teil des Probenvolumens vermessen<br />

wird, nimmt das Signal nicht proportional mit dem Volumen zu. Im fünften<br />

Durchgang, dessen Signale neben den Signalen des ersten Durchgangs dargestellt<br />

sind, ist zu erkennen, dass die Absolutwerte <strong>durch</strong> das Ausbleichen des Farbstoffs


Material <strong>und</strong> Methoden 97<br />

abnehmen. Photobleaching kann die Messungen beeinflussen <strong>und</strong> muss deshalb<br />

je nach verwendetem Farbstoff berücksichtigt werden.<br />

Die Reproduzier- <strong>und</strong> Messgenauigkeit wurde anschließend mit dem Enzymassay<br />

der alkalische Phosphatase quantifiziert. Jeweils 50 Tropfen alkalische Phosphatase<br />

mit einem Gesamtvolumen <strong>von</strong> 1.6 nl (caP = 10 mg/l) wurden 30 min<br />

auf dem Probenträger gehalten. Anschließend wurden 8 nl 4MUP-Substratpuffer<br />

(c = 1 mM) zu jedem Probentropfen hinzugegeben. Die Abbildung 3.31 zeigt die<br />

Fluoreszenz der Proben, die in einem Abstand <strong>von</strong> 3 min jeweils 5 mal für je 20 s<br />

vermessen wurden.<br />

Zahl der Photonen [s ]<br />

-1<br />

22000<br />

20000<br />

18000<br />

16000<br />

14000<br />

12000<br />

10000<br />

0 180 360 540 720<br />

Abbildung 3.31: Fluoreszenzsignalanstieg <strong>durch</strong> die Phosphataseaktivität in 6 Tropfen<br />

aus nl-Phosphataselösung mit Substrat aus einem Probenraster. Die Substratfluoreszenz<br />

wurde alle 180 s gemessen.<br />

Die Proben wurden für 20 s ausgelesen, um ein Ausbleichen des Farbstoffs zu<br />

verhindern. Durch die Aktivität der Phosphatase steigt die Fluoreszenz linear<br />

mit der Zeit an, wobei die Steigung ein Maß für die Gesamtenzymaktivität<br />

in der Probe ist. Die Steigungen der einzelnen Proben stimmen überein. Die<br />

Abweichung <strong>von</strong> maximaler zu minimaler Steigung beträgt 6.1 %. Das Signal-zu-<br />

Rausch-Verhältnis, definiert als das Quantenrauschen innerhalb der 20 s Messzeit<br />

t [s]


98 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

bezogen auf die Untergr<strong>und</strong>fluoreszenz der Probe, beträgt 5. Die Detektionseinheit<br />

hat somit eine ausreichend hohe Messgenauigkeit für den endgültigen<br />

Aufbau. Abbildung 3.32 zeigt eine Messung bestrahlter <strong>und</strong> unbestrahlter aP-<br />

Goldkonjugate. Die Probensubstratfluoreszenz wurde für jede Probe an 10 aufeinanderfolgenden<br />

Zeitpunkten für je 5 s gemessen.<br />

Enzymsubstratfluoreszenz<br />

[Photonen/ s*1*10 ]<br />

4<br />

5<br />

4<br />

3<br />

2<br />

1<br />

0<br />

13:45:07<br />

unbestrahlt<br />

13:48:00 13:50:53 13:53:46 13:56:38<br />

Zeit [h:min:s]<br />

bestrahlt<br />

Abbildung 3.32: Fluoreszenzintensität <strong>von</strong> 12 bestrahlten <strong>und</strong> 6 unbestrahlten Proben<br />

mit aP-Goldkonjugaten nach Zugabe des Fluoreszenzsubstrats. Jede Probe wurde<br />

in regelmäßigen Abständen<strong>von</strong>ca.2minfür 5 s vermessen. Das Probenvolumen betrug<br />

1.6 nl.<br />

Zusammenfassung Das für diese Arbeit aufgebaute Bestrahlungs- <strong>und</strong> Detektionssystem<br />

ist in der Lage, Nanoliterproben herzustellen <strong>und</strong> die Proben für<br />

einen Zeitraum <strong>von</strong> über einer St<strong>und</strong>e zu stabilisieren. Durch die Automatisierung<br />

des Systems ist es möglich, mehrere h<strong>und</strong>ert Proben pro Tag zu vermessen.<br />

Der Messfehler in der Enzymaktivität beträgt ca. 6 % des Maximalwertes. Dies<br />

ist im Vergleich zu Mikrotiterplatten, die eine Reproduzierbarbkeit unter vollautomatischer<br />

Beladung <strong>von</strong> 10 % erreichen [138], sehr gut. Vor allem sind die Objekträger<br />

jedoch sehr viel kostengünstiger <strong>und</strong> <strong>durch</strong> ihre Variabilität für eine Untersuchung<br />

<strong>von</strong> laserinduzierten Effekten besonders geeignet, da unterschiedliche<br />

Probenträger genutzt werden können, die an die Wellenlänge <strong>und</strong> Laserleistung


Material <strong>und</strong> Methoden 99<br />

angepasst sind. Die Probengröße kann leicht an die Pulsenergie <strong>und</strong> das Strahlprofil<br />

angepaßt werden. Die herkömmlichen Kunststofftiterplatten sind darauf in<br />

der Regel nicht optimiert <strong>und</strong> <strong>durch</strong> ihre aufwendige Strukturierung auch nicht<br />

einfach auf eine Hochleistungs-Laseranwendung anzupassen. In Abbildung 3.33<br />

ist ein Probenraster aus Fluoresceinlösungstropfen <strong>und</strong> ein Probenraster, in dem<br />

eine Probe bestrahlt wird, dargestellt.<br />

Proben-<br />

Tropfenraster<br />

Fluoreszenzdetektion<br />

bestrahlter-<br />

Tropfen<br />

Proben-<br />

Tropfenraster<br />

Abbildung 3.33: a) Probenraster während der Bestrahlung der Tropfen; im Hintergr<strong>und</strong><br />

ist das Mikroskopobjektiv zur Auswertung der Fluoreszenzen zu erkennen; b)<br />

Bild eines Probenrasters kurz nach Öffnen der Klimakammer.<br />

3.4.3 Mikroliter-Probenplatten <strong>und</strong> Druckkammer<br />

Mikroliter-Lochplatten<br />

Für einen Teil der Experimente sollten die Proben manuell handhabbar sein. Das<br />

Probenvolumen für die Versuche sollte dabei so klein wie möglich gewählt werden,<br />

um mit den vorhandenen Lasern eine möglichst homogene Ausleuchtung der Proben<br />

zu erzielen. Proben im Mikroliterbereich d. h. Durchmessern <strong>von</strong> 1 bis 2 mm<br />

ließen sich gerade noch vernünftig handhaben. Standard-Loch-Platten mit 1536<br />

Probentöpfchen der Firma Greiner weisen eine Restabsorption der Plattenböden<br />

auf, die zu Brandflecken auf den Plattenböden <strong>und</strong> vor allem in den Plattenstegen<br />

während der Bestrahlung führt. Somit sind diese Platten nur für Bestrahlungen<br />

mit geringer Bestrahlungsstärke geeignet. Eine Schwelle für diesen stark <strong>von</strong> den<br />

einzelnen Platten abhängigen Effekt kann mit ca. 1000 mJ/cm2 mit 532 nm <strong>und</strong><br />

6 ns Pulsen, bei 30 mJ/cm 2 mit 35 ps Pulsen bei 527 nm <strong>und</strong> mit > 5J/cm 2 mit<br />

15 µs Pulsen bei 800 nm angegeben werden. Der Schmelzpunkt des Plattenbodens<br />

beträgt 120◦C. Somit waren die Träger auch für Experimente mit Mikropartikeln


100 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

in der Druckkammer, wo Temperaturen bis zu 180◦Cfür Mikrosek<strong>und</strong>en erreicht<br />

werden, ungeeignet.<br />

Zwei Miktrotiterplattentypen aus Glas wurden angefertigt. Der erste Typ hat<br />

Bohrungen mit einem Durchmesser <strong>von</strong> 2 mm <strong>und</strong> einer Tiefe <strong>von</strong> 2 mm. Der<br />

Plattenboden besteht aus poliertem optischen Glas. Die Platten lassen sich <strong>durch</strong><br />

Ansprengen eines Deckels abdichten. Der zweite Plattentyp besteht aus Foturan<br />

mit Löchern, deren Durchmesser 1.2 mm beträgt. Der optisch polierte Boden war<br />

wiederum an die Lochplatte gebondet. Beide Platten haben Objekträgerformat.<br />

Die Platten mit 2 mm-Probenbehältern haben ein Volumen <strong>von</strong> 4 µl <strong>und</strong> je 18<br />

Probentöpfchen mit 8 mm Abstand <strong>von</strong> Zentrum zu Zentrum. Die Foturan Platte<br />

hat einen Probenlochabstand <strong>von</strong> 1.5 mm <strong>und</strong> 200 Probentöpfchen. Im Fall der<br />

Foturanplatte existierte kein dichtschließender Deckel, so dass die Probenverdunstung<br />

hier die Meßzeit begrenzt. Die größte Schwierigkeit in der Handhabung der<br />

Platten besteht im manuellen blasenfreien Pipettieren <strong>von</strong> stark proteinhaltigen<br />

Proben, da Blasen zu einer Proteindenaturierung führen [34, 33]. Die Reproduzierbarkeit<br />

bei Messungen der kleinsten Proben in den Foturanplatten ist in<br />

Abbildung 3.34 dargestellt.<br />

Substratfluoreszenz [willk. Einh.]<br />

8<br />

6<br />

4<br />

2<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500<br />

Zeit [s]<br />

Abbildung 3.34: Phosphataseaktivität in 10 manuell pipettierten Proben in einer<br />

Mikrotiterplatte mit einem Probenvolumen <strong>von</strong> 1.5 µl.<br />

Die Fehler <strong>von</strong> 40 % sind so hoch, dass eine Messung der Aktivität in jeder einzelnen<br />

Probe vor den Bestrahlungsversuchen nötig ist, oder die Platten nur für<br />

die qualitative Bestimmung <strong>von</strong> Denaturierungseffekten einsetzbar sind.


Material <strong>und</strong> Methoden 101<br />

Druckkammer<br />

Um Absorber im Mikrometerbereich auf Temperaturen wesentlich über 100◦C zu erhitzen, wurden die Proben unter statischen Druck gesetzt. Es wurde eine<br />

Druckkammer aus Plexiglas konstruiert, die eine Wandstärke <strong>von</strong> 15 mm besitzt<br />

<strong>und</strong> einen Innenraum <strong>von</strong> 100·50·40 mm bietet. Für die Bestrahlung wurden die<br />

Probenplatten in der Kammer mit Stickstoff unter Druck bis zu 10 bar gesetzt.<br />

Da<strong>durch</strong> kann nach der Zustandsgleichung <strong>von</strong> Wasser (siehe Abbildung 2.6)<br />

ein Sieden in den Proben unter 180◦C verhindert werden. Die Druckkammer<br />

wurde statt der Klimakammer während der Bestrahlung über dem Laserstrahl<br />

positioniert. Abbildung 3.35 zeigt die beschriebene Druckkammer.<br />

Abbildung 3.35: Druckkammer zur Bestrahlung der Proben, die mit Gas unter<br />

max. 10 bar Druck gesetzt werden kann.<br />

Zur Bestrahlung der Konjugate wurde eine 600 µm Faser <strong>durch</strong> das Plexiglas <strong>und</strong><br />

die Probenplatte auf den Probenplattenboden abgebildet. Zur Bestrahlung wurde<br />

der Ti:Sa mit einer Pulsdauer <strong>von</strong> 15 µs eingesetzt. Die Bestrahlung erfolgte 5 min<br />

nachdem die Kammer unter Druck gesetzt wurde, damit sich der Stickstoff in den<br />

Proben lösen konnte. Nach der Bestrahlung wurde die Probenplatte geöffnet,<br />

um 2 µl des jeweiligen Enzym-Substrats hinzuzugeben. Die Enzymaktivität der<br />

Proben in der Probenplatte wurde ohne Druckkammer mit der Positioniereinheit<br />

der Klimakammer gemessen.


102 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

3.5 Herstellung der Enzym-Absorberkonjugate<br />

<strong>und</strong> Ablauf der Experimente<br />

3.5.1 Enzymassays<br />

Als Modellsystem wurden Enzyme, die auf Partikeln immobilisiert waren, untersucht.<br />

Die Methoden zur Messung der Aktivität in den verschiedenen Proben<br />

unterscheiden sich somit lediglich in den Enzymsubstraten. Das Verhältnis der<br />

Aktivität <strong>von</strong> bestrahlten zu unbestrahlten Proben diente als direktes Maß für<br />

die Denaturierung der Enzyme. Als Assay wurden Fluoreszenz- <strong>und</strong> Chemolumineszenzsubstrate<br />

genutzt. Die Fluoreszenzintensität der Proben nimmt linear<br />

mit der Zeit zu, wenn das Substrat in Sättigung vorhanden ist.<br />

Es wurden weit verbreitete Substrate verwendet, die für quantitative Messungen<br />

der Enzymaktivität in Proben bereits etabliert waren. Somit mussten lediglich die<br />

schon etablierten Verfahren für die Versuchsbedingungen angepasst <strong>und</strong> überprüft<br />

werden.<br />

Alkalische Phosphatase<br />

Zur Quantifizierung der Aktivität der alkalischen Phosphatase wurde das Fluoreszenzsubstrat<br />

4-Methylumbelliferyl-phosphat (4 MUP) (CALBIOCHEM 474431)<br />

verwendet [36]. Durch die gute Quantenausbeute des Umbelliferyls in basischem<br />

Lösungsmittel eignet es sich besonders für die verwendete alkalische Phosphatase,<br />

deren optimale Aktivität bei pH 9.6 liegt. Das 4 MUP wurde aus diesem Gr<strong>und</strong><br />

in 1 M Diethanolaminpuffer (DEA) bei pH 9.8 gelöst. Im nicht umgesetzten Zustand<br />

besitzt das Substrat ein Maximum im Anregungsspektrum bei 323 nm <strong>und</strong><br />

ein Emisssionsmaximum bei 385 nm. Die Abspaltung der Phosphatgruppe des<br />

4 MUP hat eine Rotverschiebung des Anregungs- <strong>und</strong> Emissionsspektrums zur<br />

Folge. Das Maximum der Anregung des umgesetzten 4 MU-Spektrums liegt so<br />

bei 363 nm <strong>und</strong> die maximale Emmission bei 445 nm. Die Aktivität der Phosphatase<br />

war somit proportional zum Fluoreszenzanstieg bei 363 nm, der <strong>durch</strong> die<br />

Umsetzung des 4 MUP nach 4 MU bewirkt wird. Die Absorptions- <strong>und</strong> Fluoreszenzemissionsspektren,<br />

gemessen im Fluoreszenzspektrometer Fluoromax, Spex,<br />

USA des Substrats in umgesetzter <strong>und</strong> nativer Form, sind in Abbildung 3.36<br />

dargestellt.


Material <strong>und</strong> Methoden 103<br />

Neben dem Fluoreszenzsubstrat wurde anfangs das Chemolumineszenzsubstrat<br />

CSPD <strong>von</strong> Tropix, USA genutzt. CSPD basiert auf 1, 2 Dioxetan, einem zyklischen<br />

Peroxid, das nach Oxidierung ein Photon bei 466 nm emittiert [25]. Aufgr<strong>und</strong><br />

der untergr<strong>und</strong>freien Messungen kann die Detektionsgrenze mit diesem<br />

Substrat bis auf 3 pM alkalische Phosphatase Konzentrationen gesenkt werden.<br />

Da im Rahmen der Arbeit aufgr<strong>und</strong> der erfolgreichen Herstellung enzymatisch<br />

stark aktiver Konjugate Empfindlichkeit nicht im Vordergr<strong>und</strong> stand <strong>und</strong> schon<br />

wenige Photonen Streulicht aus dem Labor die Chemolumineszenzmessungen<br />

stören, wurde in den Versuchen nach Aufbau der Fluoreszenzdetektion 4MUP<br />

für den Nachweis der Phosphataseaktivität genutzt.<br />

α-Chymotrypsin<br />

Im Fall <strong>von</strong> α-Chymotrypsin wurde das Fluoreszenzsubstrat Suc-Ala-Ala-Pro-<br />

Phe-AMC (CII) (CALBIOCHEM 230914) genutzt [209, 208]. Die optimale Aktivität<br />

<strong>von</strong> α-Chymotrypsin liegt bei pH 7.6. Das CII-Substrat wurde in Alkohol<br />

gelöst <strong>und</strong> anschließend in Phospatpuffer verdünnt, da das Substrat selbst nicht<br />

wasserlöslich ist. Im nicht umgesetzten Zustand besitzt das Substrat ein Maximum<br />

im Anregungsspektrum bei 323 nm <strong>und</strong> ein Emisssionsmaximum bei 385 nm.<br />

Die Abspaltung der Aminosäuren vom Fluorochrom hat eine Rotverschiebung des<br />

Anregungs- <strong>und</strong> Emissionsspektrums zur Folge (Abbildung 3.36). Das Maximum<br />

der Anregung des umgesetzten CII-Spektrums liegt jetzt bei 350 nm <strong>und</strong> die maximale<br />

Emmission bei 445 nm. Da sich die Fluoreszenzanregung des Substrats<br />

<strong>und</strong> die des umgesetzten Substrats deutlich überlappen, wurde mit 390 nm die<br />

Anregungswellenlänge auf der abfallenden Flanke der Absorption gewählt. In<br />

den Experimenten wurde die Detektionswellenlänge <strong>von</strong> 450 nm genutzt.


104 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Substratfluoreszenz<br />

[willk. Einh.]<br />

a)<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

4 MUP<br />

4MU<br />

0<br />

280 380<br />

� [nm]<br />

480<br />

Substratfluoreszenz<br />

[willk. Einh.]<br />

b)<br />

1,2<br />

1<br />

0,8<br />

0,6<br />

0,4<br />

0,2<br />

CII<br />

CII umgesetzt<br />

0<br />

280 380<br />

� [nm]<br />

480<br />

Abbildung 3.36: Normierte Anregungs- <strong>und</strong> Emissionsspektren der enzymatisch umgesetzten<br />

sowie der nativen Enzymsubstrate a) 4 MUP (alkalische Phosphatase ) <strong>und</strong><br />

b) CII (α-Chymotrypsin ).<br />

Fluoreszenz- Chemolumineszenzdetektion außerhalb der Probenplattform<br />

Sammeloptik mit Faserbündel Zur Untersuchung der Fluoreszenzassays wurde<br />

für die Versuche mit aP-Au-Konjugaten ein <strong>von</strong> der Probenplattform getrennter<br />

<strong>und</strong> vereinfachter Aufbau mit dem Fluoreszenzspektrometer (Fluoromax/SPEX)<br />

aufgebaut (Abbildung 3.37), da so beliebige Wellenlängen sowohl<br />

im Anregungs- als auch im Emmissionslicht eingestellt werden konnten.<br />

Fluoromax<br />

PMT <strong>und</strong><br />

Monochromator<br />

Xe Lampe <strong>und</strong><br />

Monochromator<br />

Faserbündel<br />

Probe<br />

Abbildung 3.37: Aufbau einer Detektionseinheit mit Sammellinse <strong>und</strong> Fluoreszenzspektrometer<br />

zur Messung <strong>von</strong> Probenfluoreszenzen <strong>von</strong> µl- Proben.<br />

Das Anregungslicht sowie das Emissionslicht wird über ein gespleißtes Quarzfaserbündel,<br />

welches auch als Strahlteiler dient, aus dem bzw. in das Fluoromax


Material <strong>und</strong> Methoden 105<br />

geführt. Das Faserende wurde mit einer Bikonvexlinse (f=16 mm) auf die Probe<br />

abgebildet. Dies geschah unter einem Winkel <strong>von</strong> 70◦ , damit kein Anregungslicht<br />

<strong>von</strong> dem Probenträger in den Emmissionszweig reflektiert wird. Dieser<br />

Aufbau wurde zur Auswertung der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> alkalische Phosphatase-<br />

Goldkonjugaten genutzt.<br />

Die Messung der CSPD Chemolumineszenzemission wurde mit Hilfe eines Aufbaus<br />

<strong>durch</strong>geführt, in dem die Proben in Mikrotiterplatten mit einem Mikropositioniersystem<br />

über einem Glasstab positioniert wurden, der das Licht als Lichtleiter<br />

an einen großflächigen Photomuliplier weitergeleitet hat, der für das Zählen<br />

<strong>von</strong> Einzelphotonen beschaltet war. Der Aufbau ist schematisch in Abbildung<br />

3.38 dargestellt.<br />

Lichtleiter<br />

PMT<br />

SPC-Einheit<br />

Abbildung 3.38: Aufbau einer Detektionseinheit zur Messung <strong>von</strong> Chemolumineszenzlicht<br />

<strong>von</strong> Mikroliterproben; Ein Glasstab als Lichtleiter sammelt das Chemolumineszenzlicht<br />

für einen Photomultiplier mit Einzelphotonenempfindlichkeit.<br />

3.5.2 Goldkonjugate<br />

Die Kopplung der in dieser Arbeit verwendeten Proteine an Gold wurde experimentell<br />

etabliert <strong>und</strong> ist nach der in der Theorie 2.5.1 beschriebenen Vorgehensweise<br />

erfolgt. Die für die Kopplung optimale Proteinkonzentration wurde<br />

mit Hilfe des Farbumschlags bestimmt, der nach Zugabe <strong>von</strong> 10% NaCl erfolgt,<br />

wenn die Goldpartikel nicht ausreichend mit Protein bedeckt sind. Solch ein<br />

Farbumschlag ist für alkalische Phosphatase Goldkonjugate in Abbildung 3.39<br />

dargestellt.


106 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

A<br />

B<br />

C<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12<br />

15nm<br />

80nm<br />

Abbildung 3.39: Farbumschlag <strong>von</strong> Rot nach Blau nach der Aggregation <strong>von</strong> unzureichend<br />

beschichteten Goldpartikeln in Proben, in denen die Proteinkonzentration<br />

<strong>von</strong> 1 nach 12 abnimmt.<br />

Zu Goldkolloiden wurde in abnehmender Konzentration Protein zugegeben, das<br />

nahe am isoelektrischen Punkt der Proteine an das Gold bindet. Ist zu wenig<br />

Protein in der Lösung, so können die Konjugate nicht vollständig bedeckt werden,<br />

so dass sie nach wie vor gegenüber starken Ionen empfindlich bleiben. D. h. <strong>durch</strong><br />

Zugabe <strong>von</strong> Salzlösung kommt es zu einer Aggregation <strong>und</strong> damit zu einem Farbumschlag<br />

ins Blaue. Ist zu viel Protein in der Lösung, so kommt es zu einer<br />

schwächeren Bindung, da mehr Protein auf die Oberfläche bindet <strong>und</strong> so eine<br />

kleinere Wechselwirkung zwischen dem einzelnen Protein <strong>und</strong> der Partikeloberfläche<br />

möglich ist. Dies ist schematisch in Abbildung 3.40 dargestellt <strong>und</strong> führt<br />

vor allem zu einer verminderten Langzeitstabilität der Konjugate.<br />

kleine Protein Konzentration<br />

starke Bindung<br />

große Protein Konzentration<br />

schwache Bindung<br />

Abbildung 3.40: Schematische Darstellung der nicht kovalenten Bindung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

an Gold in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Proteinkonzentration.<br />

Die Konjugation wurde sowohl für alkalische Phosphatase -Konjugate als auch


Material <strong>und</strong> Methoden 107<br />

für α-Chymotrypsin -Konjugate einmalig bei der Etablierung elektronenmikroskopisch<br />

kontrolliert. Die elektronenmikroskopischen Aufnahmen zeigten, dass<br />

die Konjugate mit einem Monolayer der Proteine bedeckt waren. Die charakteristische<br />

Bildung eines losen Pellets der vereinzelten Konjugate in der Zentrifugation<br />

in einem Festwinkelrotor <strong>und</strong> die Auftrennung vom Clusteranteil [162]<br />

wurde für alle folgenden Ansätze als Maß dafür genommen, dass sich an dem<br />

Clusteranteil in den Proben <strong>und</strong> der Proteinbelegung nichts im Vergleich zu den<br />

ersten Ansätzen verändert hatte. Elektronenmikroskopisch konnten jedoch auch<br />

nach der Aufreinigung einige Cluster aus 3 bis 5 Partikeln beobachtet werden.<br />

Eine grobe Abschätzung anhand der elektronenmikroskopischen Aufnahmen ergab,<br />

dass der Anteil dieser Cluster unter 10 % der Partikelzahl liegt. Alle für die<br />

Bestrahlung eingesetzten Konjugate wurden direkt vor der Bestrahlung <strong>durch</strong><br />

eine Zentrifugation bis 2000 g über 45 min <strong>von</strong> Clustern befreit.<br />

alkalische Phosphatase -Au<br />

Die Konjugation der Proteine an 15 nm Gold ist nach dem Protokoll <strong>von</strong> dem<br />

Goldhersteller (British Biocell International) erfolgt [12]. Das Protokoll wurde<br />

für die Kopplung der Enzyme entsprechend dem pI Wert der Enzyme modifiziert.<br />

Alkalische Phosphatase hat seinen isoelektrischen Punkt bei pH 5.8, so dass die<br />

Goldlösung mit K2CO3 <strong>und</strong> HCl auf diesen pH eingestellt wurde.<br />

Die benötigte Proteinmenge wurde mit Hilfe des beschriebenen Farbumschlags<br />

nach einer NaCl Ausfällung zu 0.1 µg/ml bestimmt. Die Konjugate wurden elektronenmikroskopisch<br />

überprüft, die EM-Präparation ist in Abschnitt 3.5.2 beschrieben.<br />

Es konnte nachgewiesen werden, dass bei der über den Farbumschlag<br />

bestimmten Proteinkonzentration die einzelnen Goldpartikel nicht aggregieren.<br />

Die optimale Proteinkonzentration wurde vor jeder Beschichtung neu bestimmt.<br />

Bei Bindungen, in denen zu wenig Protein eingesetzt wurde, konnte sowohl elektronenmikroskopisch<br />

als auch <strong>durch</strong> Ultrazentrifugation eine Aggregation eindeutig<br />

nachgewiesen werden. Die Konjugation erfolgt innerhalb <strong>von</strong> 10 Minuten. Die<br />

Proben wurden anschließend mit 10000 g für 30 min zentrifugiert. Eine weitere<br />

Aufreinigung ist <strong>durch</strong> zweimaliges Zentrifugieren mit 2000 g für 45 min erfolgt.<br />

Nach der Aufreinigung wurden weniger als 5 % der Probenaktivität <strong>durch</strong> unkonjugierte<br />

Proteine hervorgerufen. Eine Kopplung mit 80 nm kolloidalem Gold


108 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

ist bei gleichen Bedingungen möglich. Die Konjugate werden im Folgenden als<br />

aP-Au bezeichnet.<br />

Chymotrypsin-Au<br />

Der isoelektrische Punkt <strong>von</strong> Chymotrypsin liegt bei dem pH 8.8. Entsprechend<br />

wurden in diesem Fall die Konjugationspuffer auf diesen Wert eingestellt. Die<br />

Bestimmung der Konzentration wurde in der NaCl-Ausfällung zu 0.5 µg/ml bestimmt.<br />

Die Aufreinigung wurde analog zur Aufreinigung der alkalische Phosphatase<br />

-Konjugate <strong>durch</strong>geführt. Es konnte ebenfalls eine Konjugation mit 80 nm<br />

Gold bei gleicher Vorgehensweise erzielt werden. Die Konjugate werden im Folgenden<br />

als chymo-Au bezeichnet.<br />

MIB-1-Au<br />

MIB-1 (Molekulare Immunologie Borstel 1) [29, 169] ist ein Antikörper gegen<br />

das Kernprotein Ki-67 [62, 61, 169, 53], das spezifisch bei Zellwachstum synthetisiert<br />

wird. Die Konjugation des Antikörpers MIB-1 an 15 nm Gold ist nach<br />

dem Protokoll <strong>von</strong> dem Goldhersteller British Biocell International erfolgt [12].<br />

Anstatt die Antikörper zu dialysieren, wurde eine stark konzentrierte Proteinstammlösung<br />

verwendet, so dass die Verunreinigung der Gesamtprobe derart<br />

klein gehalten werden konnte, dass Bestandteile des Antikörperlagerungspuffers<br />

die Bindung nicht wesentlich beeinflussten. Die Antikörperkonzentration wurde<br />

vor jeder Konjugation mit der vorhergehend beschriebenen NaCl-Ausfällung<br />

bestimmt. Für die Konjugation wurde die Goldsuspension mit K2CO3 auf den<br />

pH 9.2 eingestellt. Die Proben wurden im Unterschied zu den Enzymproben mit<br />

BSA stabilisiert, da eine Nutzbarkeit über eine langen Zeitraum im Vordergr<strong>und</strong><br />

stand. Die Stabilisierung erfolgte, indem nach der ersten Aufreinigung 10 % BSA<br />

zugesetzt wurden. Diese Konzentration wurde für 10 Minuten aufrecht erhalten.<br />

Anschließend wurden die Proben zweifach bei 2000 g in 10 % BSA-Puffer<br />

aufgereinigt, so dass es zu einer weiteren Stabilisierung <strong>durch</strong> das BSA kommen<br />

konnte. Die Konjugate werden im Folgenden mit MIB1-Au bezeichnet.


Material <strong>und</strong> Methoden 109<br />

BerH2-Au<br />

BerH2 ist ein Antikörper gegen das Oberflächenantigen CD30, das auch als Ki-1<br />

[171] bekannt ist. Die Konjugation <strong>von</strong> dem Antikörper BerH2 an das 15 nm<br />

Gold ist analog zu der Konjugation <strong>von</strong> MIB-1 erfolgt. Die eingesetzte Proteinkonzentration<br />

wurde zu 0.9 mg/ml bestimmt. Diese Konjugate neigen stärker<br />

zur Aggregation als MIB-1-Konjugate.<br />

aP-AK-AK-Au<br />

Die Konjugate für die Versuche zur Abstandsabhängigkeit der Denaturierung<br />

sind erfolgt, indem MIB-1-Goldkonjugate mit einem Ziege-anti-Maus-Antikörper<br />

inkubiert wurden, der kovalent mit alkalischer Phosphatase gekoppelt war (DA-<br />

KO D0486). Die beiden Konjugate wurden 30 min inkubiert, so dass die aP-<br />

Konjugate an die Goldkonjugate binden konnten. Anschließend wurden die Proben<br />

<strong>durch</strong> Zentrifugieren bei 2000 g (45 min) aufgereinigt. Diese Konjugation<br />

resultierte in Proben, bei denen mindestens eine Antikörperlage zwischen Gold<br />

<strong>und</strong> Enzym lag. Der maximale Abstand zwischen Gold <strong>und</strong> Enzym beträgt zwei<br />

Antikörperlagen. Die Konjugate werden im Folgenden mit BerH2-Au bezeichnet.<br />

Elektronenmikroskopie<br />

Elektronenmikroskopisch wurde anhand des Eigenkontrastes <strong>von</strong> Gold die Integrität<br />

der Partikel überprüft. Mit Hilfe einer Negativkontrastierung konnte<br />

die Proteinhülle um die Goldpartikel sichtbar gemacht werden. Die Negativkontrastierung<br />

beruht darauf, dass die Umgebung der darzustellenden Objekte mit<br />

einer Verbindung inkubiert wird, die stark Elektronen streut, wie z. B. Schwermetall-Salzlösungen.<br />

Wenn die Lösung eintrocknet, bildet sich eine glasartige Schicht,<br />

die <strong>von</strong> den Abdrucken“ des elektronentransparenten biologischen Materials un-<br />

”<br />

terbrochen wird. An den Kanten des biologischen Materials ändert sich die<br />

Schichtdicke entsprechend den Unregelmäßigkeiten der Objektoberfläche. Diese<br />

Bereiche unterschiedlicher Massendicke streuen die Elektronen unterschiedlich<br />

<strong>und</strong> erzeugen so den Bildkontrast. Die Proben wurden mit 0.5% Uranylacetat<br />

kontrastiert. Elektronenmikroskopische Aufnahmen wurden in der hohen<br />

Auflösung mit dem EMP10 (Phillips, Holland) aufgenommen. Die Aufnahmen<br />

der geringeren Auflösung wurden mit Zeiss-Gerät EM9 aufgenommen.


110 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

3.5.3 Ablauf der Experimente mit Goldkonjugaten<br />

aP-Au-Konjugate<br />

Die Bestrahlung der aP-Gold-Konjugate mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen erfolgte in<br />

PBS mit Tropfen <strong>von</strong> 500 µm Durchmesser (V=1.6 nl) <strong>und</strong> einem pH <strong>von</strong> 7.6.<br />

Nach der Bestrahlung des gesamten Rasters wurde <strong>durch</strong> einen zweiten Pipettierkopf<br />

das Substrat 4MUP in DEA-Puffer bei einem pH <strong>von</strong> 9.6 zugefügt. Das<br />

Gesamtvolumen betrug so 8 nl. Durch den DEA-Puffer wurde der pH der Probe<br />

auf 9.6 erhöht. Die gesamte Auslesedauer hing <strong>von</strong> der Anzahl der Proben<br />

ab. Die einzelnen Proben wurden nacheinander für jeweils 5 Sek<strong>und</strong>en ausgelesen.<br />

Dieser Prozess wurde mehrfach wiederholt, bis das Fluoreszenzsignal der<br />

Kontrollen mindestens doppelt so groß war wie das Untergr<strong>und</strong>signal.<br />

Die Bestrahlung der aP-Au-Konjugate mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen war die einzige<br />

Versuchsreihe, in der kommerzielle Konjugate der Firma ICN, USA eingesetzt<br />

wurden. Diese waren nicht so stabil, dass die Dissoziation der alkalische Phosphatase<br />

<strong>von</strong> dem Gold während der Versuche vernachlässigt werden konnte. Deshalb<br />

wurde für die Berechnung der Enzyminaktivierung der Anteil der <strong>von</strong> nicht<br />

gekoppelter Phosphatase hervorgerufenen Aktivität subtrahiert. Hierzu wurde<br />

vor jeder Bestrahlung die Phosphataseaktivität in Sediment <strong>und</strong> Rückstand nach<br />

Aufreinigung (Zentrifugation mit 8415 g über 45 Minuten) gemessen. Die <strong>Inaktivierung</strong>en<br />

in den Versuchsreihen aus dem vorhergehenden Abschnitt (4.5.2)<br />

wurden mit folgender Formel berechnet:<br />

<strong>Inaktivierung</strong>[%] = ASediment (Aunbestrahlt − Abestrahlt )<br />

Aunbestrahlt (ASediment − ARückstand)<br />

A bezeichnet die Steigung des Fluoreszenzsignals in den jeweiligen Proben.<br />

(3.3)<br />

Für alle anderen Konjugate war eine Berechnung der Restaktivität nach dieser<br />

Formel nicht notwendig, da die Konjugate ausreichend stabil waren <strong>und</strong> sich<br />

während der Messzeit kein Enzym <strong>von</strong> den Konjugaten gelöst hat. Die Bestrahlung<br />

erfolgte in den Mikrotiterplatten aus optischem Spezialglas mit 2 mm Proben<strong>durch</strong>messer.<br />

Für die Bestrahlung der Proben mit einem homogenen Strahlprofil<br />

<strong>und</strong> Pikosek<strong>und</strong>enpulsen wurde das gaußsche Strahlprofil aufgeweitet. Für<br />

die Bestrahlungen, in denen eine <strong>Inaktivierung</strong> gemessen wurde, wurde die scannende<br />

Bestrahlung über 16 Felder eingesetzt.


Material <strong>und</strong> Methoden 111<br />

Chymo-Au-Konjugate<br />

Die Chymotrypsin-Gold-Konjugate wurden wie die Phosphatase-Konjugate mit<br />

Nanosek<strong>und</strong>enpulsen in Tropfen mit einem Durchmesser <strong>von</strong> 500 µm bestrahlt.<br />

Sie befanden sich ebenfalls in PBS mit einem pH <strong>von</strong> 7.6. Das Substrat wurde in<br />

einer Konzentration <strong>von</strong> 10 mM in PBS zugefügt. Das Auslesen erfolgte analog<br />

zu dem der Phosphatase-Konjugate.<br />

Die Bestrahlung der chymo-Au-Konjugate mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen <strong>und</strong> hohen<br />

Bestrahlungen <strong>und</strong> einem Scannen über 64-Felder erfolgte analog zu den Experimenten<br />

mit aP-Au-Konjugaten <strong>und</strong> ps-Pulsen in den Mikrotiterplatten aus Glas.<br />

3.5.4 Mikroabsorber-Konjugate<br />

Polystyren-Magnetit-Absorber<br />

Als Mikropartikel wurden zum einen magnetithaltige Kunstoffabsorber des Typs<br />

Dynabead Tosylactivated M-280 mit einem Durchmesser <strong>von</strong> 2.8 µm genutzt, die<br />

im Folgenden als PM-Konjugate bezeichnet werden. Die Partikel bestehen aus einem<br />

zu 12% Magnetit infiltrierten Polystyrenkern, der mit Polyurethan beschichtet<br />

ist. Die Polyurethanstärke beträgt weniger als 100 nm. Die Partikeloberfläche<br />

ist derart modifiziert, dass P-Toluenesulphonyl-Chlorid als Reaktionspartner für<br />

kovalente Bindungen mit Aminogruppen oder mit Sulphydrylgruppen an <strong>Proteinen</strong><br />

zur Verfügung steht. Die Konjugation <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase an diese<br />

Absorber wurde nach dem Protokoll <strong>von</strong> Dynal [50] <strong>durch</strong>geführt.<br />

10 µm<br />

a b<br />

10 µm<br />

Abbildung 3.41: Mikroabsorber mit Magnetit als Chromophor: a) Silika-Magnetit<br />

6µm(Sikastar M); b) 2.8µm Polystyrene-Magnetit, Polyurethan (Dynabeads).


112 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

Silika-Magnetit-Absorber<br />

Als temperaturstabile Absorber wurden Silika-Absorber, die mit Magnetit angereichert<br />

sind, genutzt, die im Folgenden als SM-Konjugate bezeichnet werden.<br />

Das Absorptionsspektrum im sichtbaren Bereich entspricht dem der Dynabeads.<br />

Die Silikapartikel (Sikastar-M, Micromod GmbH, Deutschland) werden über ein<br />

Hydrolyseverfahren aus Orthosilicaten <strong>und</strong> Derivaten in Gegenwart <strong>von</strong> Magnetit<br />

hergestellt. Sie bestehen aus clusterförmigen Aggregaten im Größenbereich<br />

<strong>von</strong> 100 nm bis 10 µm mit einem mittleren Durchmesser <strong>von</strong> 6 µm. Sie weisen<br />

eine homogene Verteilung <strong>von</strong> Magnetit in der Silikatmatrix auf <strong>und</strong> besitzen<br />

eine hydrophile Oberfläche mit terminalen Si-OH-Gruppen. Diese Partikel wurden<br />

mit einer COOH-Oberfläche erworben. Somit war eine kovalente Kopplung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> über eine Carbodiimid-Bindung an die Aminogruppen der Proteine<br />

möglich. Diese Kopplung ist auch als EDC-NHS-Kopplung bekannt. Die<br />

Kopplung ist nach dem Protokoll <strong>von</strong> Thelen <strong>und</strong> Hermanson [79] erfolgt. Dies<br />

hat gegenüber der verbreiteten direkten Carbodiimid Kopplung (EDC) den Vorteil,<br />

dass COOH nicht direkt mit den Aminogruppen reagieren kann. Deshalb<br />

kommt es in der genutzten Kopplung zu keiner Quervernetzung der Aminosäuren<br />

innerhalb der Proteine, sondern nur zu einer Bindung der Proteine an die Absorberoberfläche.<br />

Die Proteine können dabei mehrere Bindungsstellen mit der<br />

Oberfläche eingehen. Da die Proben einen nicht zu vernachlässigenden Anteil an<br />

Partikeln mit einem Durchmesser unter 1 µm enthielten, die bei einer Bestrahlung<br />

nicht ausreichend erhitzt werden, mussten die Proben filtriert werden. Ziel der<br />

Filtration war, Partikel oberhalb einer bestimmten Größe zu erhalten, so dass alle<br />

Partikel bis zu der Mindesttemperatur <strong>und</strong> -dauer der kleinsten Partikel erhitzt<br />

wurden. Als Kantenfilter wurden Polycarbonatmembranen (nuclepore, Whatman,<br />

USA) genutzt. Die Porengrößen betrug 8 µm. Die Membranen eignen sich<br />

<strong>durch</strong> ihre glatte Oberfläche für eine Kantenfilterung, die ein Binden <strong>von</strong> Partikeln<br />

an die Oberfläche verhindert (Abbildung 3.42). Die Partikel in dem Filter<br />

wurden über einen Rüttler während des gesamten Filtrationsprozesses in Bewegung<br />

gehalten, so dass immer mehr Partikel unterhalb der Abscheidegrenze den<br />

Filter passieren konnten, ohne dass dieser verstopfte. Um eine Größenverteilung<br />

zu erhalten, die eine Partikeloberfläche <strong>von</strong> Partikeln unter 8 µm Durchmesser <strong>von</strong><br />

weniger als 1 % der gesamten Partikeloberfläche gewährleistet, wurde das Probenvolumen<br />

mit seinem 50000-fachen Volumen bei einer Flußrate <strong>von</strong> ca. 100 ml/min<br />

gespült. Entscheidend für die Filtration ist, dass die Partikel <strong>durch</strong> die Schwer-


Material <strong>und</strong> Methoden 113<br />

kraft auf die Membran sinken <strong>und</strong> in regelmäßigen Abständen <strong>durch</strong> eine Drehung<br />

wieder komplett <strong>von</strong> der Membran gelöst werden müssen. Dies wurde <strong>durch</strong> eine<br />

zusätzliche Taumelvorrichtung an dem Rüttler gewährleistet.<br />

100 µm<br />

Abbildung 3.42: SikastarM Partikel (weiß umrandet) auf einer Polycarbonatmembran<br />

mit einheitlicher Porengröße <strong>von</strong> 8 µm, die als Kantenfilter dient <strong>und</strong> Partikel<br />


114 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

SM-Konjugate<br />

Die Chymotrypsin-Gold-Konjugate wurden in Lochplatten mit 2 mm Durchmesser<br />

bestrahlt. Sie befanden sich ebenfalls in PBS mit einem pH <strong>von</strong> 7.6. Das<br />

Substrat wurde in einer Konzentration <strong>von</strong> 10 mM zugefügt. Das Auslesen erfolgte<br />

analog zum Auslesen mit den Phosphatase-Konjugaten.<br />

3.5.6 Parameterübersicht Enzym-Absorber-Konjugate<br />

τlaser λ Strahlprofil Probenform Partikel Enzym Assay Aggreg. Druck Pulszahl Bestrahlungmax.<br />

[nm] [bar] [mJ/cm²]<br />

6 µs 600 Faser 1.3 mm Greiner 2.8 µm PM aP CSPD 1 1-1000 1200<br />

2.8 µm PM aP CSPD x 100 600<br />

2.8 µm PM aP CSPD x 1000 600<br />

15 µs 800 Faser 2mm Töpfchen 8 µm SM aP CSPD 1-1000 2500<br />

8 µm SM aP CSPD 10 1-1000 2500<br />

8 µm SM chymo CII 1 1 3000<br />

8 µm SM chymo CII 5 1 2500<br />

8 µm SM chymo CII 9 1 2500<br />

8 µm SM chymo CII x 9 1 10000<br />

1.2 mm Töpfchen 8 µm SM chymo CII x 9 100 10000<br />

16 ns 532 homogen Tropfen 15 nm Au aP 4MUP 1 1 600<br />

gaußähnlich 15 nm Au aP 4MUP 1-100 3500<br />

gaußähnlich 15 nm Au chymo CII 1 3500<br />

6 ns 532 homogen Tropfen 15 nm Au chymo 1 1200<br />

35 ps 527 homogen 2mm Töpfchen 15 nm Au aP 4MUP 10000 2.1<br />

homogen 15 nm Au chymo CII 2.1<br />

4x4 scan 15 nm Au aP 4MUP 1-10000 54<br />

8x8 scan 15 nm Au chymo CII 500-10000 76<br />

Tabelle 3.4: Übersicht über die Bestrahlungsparameter, Probenformen <strong>und</strong> Versuchsbedingungen,<br />

die für die unterschiedlichen Enzym-Partikel-Konjugate eingesetzt wurden.<br />

3.6 Mikroskopische Blasendetektion<br />

Blasenbildung <strong>durch</strong> Bestrahlung der Partikel wurde in einem mikroskopischen<br />

Aufbau zur Kurzzeitphotographie untersucht (Abbildung 3.43). Eine Faser wurde<br />

in die Probe abgebildet mit einem 63-fach Objektiv abgebildet. Diese Bildebene<br />

wurde wiederum mit einer Sammellinse auf eine CCD-Kamera abgebildet, die


Material <strong>und</strong> Methoden 115<br />

<strong>durch</strong> einen Bandpaß vor dem Laserlicht geschützt war. Mit einem Stickstoff-Dye-<br />

Laser konnte zu einstellbaren Zeiten nach dem Laserpuls die Probe für 6 ns beleuchtet<br />

werden. Die Aufnahmen haben eine Auflösung <strong>von</strong> 1 µm. Entsprechend<br />

konnten die Nanoabsorber <strong>und</strong> kleine Blasen nicht aufgelöst werden. Sie waren<br />

jedoch als stark streuende Objekte in dem Bild mit einer Größe der Auflösung<br />

sichtbar. Größere Blasen <strong>und</strong> mikrometergroße Absorber konnten gut sichtbar<br />

gemacht werden. Die Absorber konnten auf ihre Integrität vor <strong>und</strong> nach der<br />

Bestrahlung untersucht werden.<br />

Nd:YLF<br />

Photodiode<br />

a)<br />

Abschwächer<br />

CCD<br />

N Dye- Beleuchtung<br />

2<br />

Probe<br />

800 nm 600 nm<br />

15 µs 6 µs<br />

b)<br />

Bestrahlung<br />

Beleuchtung<br />

N2 - dye laser<br />

485 nm 3 ns<br />

CCD<br />

40 X<br />

Probe<br />

Abbildung 3.43: a) Aufbau zur optischen Bestimmung der Blasenschwelle an Einzelpartikeln<br />

mit Nd:YLF, 527 nm, 280 ns Pulsen als Bestrahlungslaser. b) Aufbau zur<br />

optischen Bestimmung der Blasenbildungsschwelle in den Enzym-Absorber-Proben bei<br />

Bestrahlung mit dem Ti:Sa <strong>und</strong> Rhodamim 6G Laser.<br />

Zur Messung der Blasenbildung <strong>und</strong> Fragmentierung der Partikel mit Nd:Ylf<br />

280 ns-Pulsen wurden der Aufbau wie in Abbildung 3.43 dargestellt <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

Neumann beschrieben [134] genutzt. Zur Messung der Blasenbildungsschwelle<br />

bei Bestrahlung mit dem Ti:Sa <strong>und</strong> dem Rhodamin 6G Laser wurden vergleichbare<br />

Aufbauten genutzt (Abbildung 3.43 b), die an den Bestrahlungsaufbau zur<br />

Bestrahlung der Proben angebaut wurden. Entsprechend ist die Bestrahlung mit<br />

einer Faserabbildung wie in Abschnitt 3.2.1 beschrieben erfolgt. Als Einkoppelspiegel<br />

wurden der Laserwellenlänge entsprechende Spiegel (HR 800 nm, 600 nm)<br />

genutzt. Die Detektion ist <strong>von</strong> oben erfolgt. Aufgr<strong>und</strong> der sehr viel höheren<br />

Energien wurde zur Aufnahme ein nichtgekittetes Mikroprojektionsobjektiv (Linos,<br />

Deutschland) mit einer Brennweite <strong>von</strong> 8.3 mm eingesetzt.


116 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

3.7 Wasserbadexperimente<br />

Die Experimente zur Charakterisierung der thermischen Denaturierung <strong>von</strong> alkalischer<br />

Phosphatase, aP-PM-Konjugaten, aP-SM-Konjugaten <strong>und</strong> chymo-SM-<br />

Konjugaten im Zeitbereich 1 bis 100 s mit Temperaturen bis zu 100◦C wurden mit<br />

Wasserbad-Temperatursprung-Experimenten <strong>durch</strong>geführt. Als Behälter für die<br />

zu untersuchenden Proteine wurden für den Zeitbereich 1 bis 10 s Markröhrchen<br />

aus Quartz (Hilgenberg, Deutschland) genutzt. Für den Zeitbereich 10 bis 100 s<br />

wurden einfache 1.5 ml PP-Reaktionsgefäße (Eppendorf, Deutschland) genutzt.<br />

Die Markröhrchen haben einen Durchmesser im genutzten Bereich <strong>von</strong> 300 µm<br />

<strong>und</strong> eine Wandstärke <strong>von</strong> 10 µm. Die Röhrchen wurden am Wasserbadende mit<br />

einem temperaturstabilen Wachs verschlossen. Die Proben wurden für einen<br />

Temperatursprung einer gewünschten Zeit in das geheizte Wasserbad getaucht.<br />

Um den Temperatursprung zu beenden, wurden die Proben in ein Eisbad gebracht.<br />

Mit den Markröhrchen wurde eine Erwärmung der Proben auf 99 %<br />

der Solltemperatur nach einer Temperaturrechnung innerhalb <strong>von</strong> 100 ms <strong>durch</strong><br />

Wärmeleitung erreicht. Im Fall der Kunstoffröhrchen betrug die mit einem<br />

Thermofühler gemessene Heiz- bzw. Abkühlzeit 5 s.<br />

3.8 Zellexperimente<br />

Erste Versuche zur selektiven <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> <strong>durch</strong> <strong>Laserbestrahlung</strong><br />

<strong>von</strong> Goldpartiekln wurden an Suspensionszellen <strong>durch</strong>geführt, um ein einfaches<br />

Umsetzen der <strong>Zellen</strong> zwischen den verschiedenen Versuchsschritten zu ermöglichen.<br />

Die Zelllinie sollte folgende Eigenschaften besitzten:<br />

1. Die <strong>Zellen</strong> sollten einen hochspezifischen Zellmarker besitzen, der <strong>von</strong> einer<br />

ähnlichen Zelllinie nicht exprimiert wird.<br />

2. Die <strong>Zellen</strong> durften keine phagozytierenden <strong>Zellen</strong> sein, damit die Konjugate<br />

so wenig wie möglich unspezifisch aufgenommen werden würden.<br />

3. Die <strong>Zellen</strong> <strong>und</strong> deren Zellmarker sollte nach Möglichkeit eine medizinische<br />

Relevanz haben.


Material <strong>und</strong> Methoden 117<br />

Als diese Kriterien erfüllende Zelllinie wurde die Hodgkin Lymphom Zelllinie<br />

L428 gewählt. Diese ist in der Zelldatenbank DSMZ- Deutsche Sammlung <strong>von</strong><br />

Mikroorganismen <strong>und</strong> Zellkulturen GmbH beschrieben [48]. L428 trägt als spezifisches<br />

Oberflächenantigen CD30. CD30-Expression ist für die Bestimmung<br />

<strong>von</strong> primären kutanen <strong>und</strong> nodalen T-Zell-Lymphomen klinisch relevant [40].<br />

Als CD30 negative Kontrollzelllinie wurde die Zelllinie U937 gewählt, die ebenfalls<br />

in der Datenbank beschrieben ist. Die Zelllinien lassen sich neben CD30<br />

<strong>durch</strong> die Differenzierungsmarker CD13 <strong>und</strong> CD16 unterscheiden. In Vorversuchen<br />

wurde die CD30 Expression einer nicht synchronisierten Zellpopulation<br />

quantifiziert. Dafür wurde der gegen CD30 gerichtete Antikörper BerH2 (anti-<br />

CD30) gewählt. Dieser wurde mit einem Alexa-488-Farbstoff-markierten Ziegeanti-Maus-Antikörper<br />

auf den <strong>Zellen</strong> <strong>durch</strong>flusszytometrisch nachgewiesen. Die<br />

Ergebnisse sind in Abbildung 3.44 dargestellt.


118 Material <strong>und</strong> Methoden<br />

# Ereignisse<br />

# Ereignisse<br />

# Ereignisse<br />

U 937 L 428<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10<br />

Alexa Fluoreszenzintensität<br />

3<br />

10 4<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10<br />

Alexa Fluoreszenzintensität<br />

3<br />

10 4<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10<br />

Alexa Fluoreszenzintensität<br />

3<br />

10 4<br />

# Ereignisse<br />

# Ereignisse<br />

# Ereignisse<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10<br />

Alexa Fluoreszenzintensität<br />

3<br />

10 4<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10<br />

Alexa Fluoreszenzintensität<br />

3<br />

10 4<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10<br />

Alexa Fluoreszenzintensität<br />

3<br />

10 4<br />

Eigenfluoreszenz<br />

PFA fixiert (2%)<br />

IgG-Kontrolle<br />

A 488<br />

CD30/ A 488<br />

Abbildung 3.44: CD30-Expression der Zelllinien L428 <strong>und</strong> U937. Dargestellt ist<br />

Berh2 (Anti-CD30) Bindung an die <strong>Zellen</strong> über die Fluoreszenz <strong>von</strong> einem Alexa-488<br />

markierten Sek<strong>und</strong>ärantikörper, der an BerH2 bindet.<br />

Aus den Fluoreszenzanfärbugen folgt, dass sich die Zelllinien U937 <strong>und</strong> L428 in<br />

der CD30 Expression zu >99% unterscheiden. Damit sind sowohl die <strong>Zellen</strong> als<br />

auch die genutzten Antikörper als Testsystem geeignet.<br />

In Versuchen zur <strong>Inaktivierung</strong> der <strong>Zellen</strong> mit dem Antikörper-Goldkonjugat<br />

BerH2-Au wurden <strong>Zellen</strong> in Glas-Lochplatten mit 4 µl Probenvolumen bestrahlt.<br />

Die Zellzahl wurde so gewählt, dass der Plattenboden <strong>durch</strong> eine Zellschicht bedeckt<br />

wurde. Dies führte zu einer Konzentration <strong>von</strong> 105 <strong>Zellen</strong>/µl. Der Totanteil


Material <strong>und</strong> Methoden 119<br />

der <strong>Zellen</strong> betrug in der Zellkultur zwischen 20 <strong>und</strong> 40%. Die <strong>Zellen</strong> wurden in<br />

RPMI+ [48] als Medium kultiviert. Vor den Versuchen wurden die <strong>Zellen</strong> in<br />

Neubauer-Kammern gezählt. Der mittlere Durchmesser der U937-<strong>Zellen</strong> betrug<br />

5 µm, der der L428-<strong>Zellen</strong> 8 µm. Die L428-<strong>Zellen</strong> neigten zu Clusterbildung. Die<br />

Bestrahlung erfolgte mit dem Pikosek<strong>und</strong>en-Nd:YLF bei 527 nm. Der Strahl<strong>durch</strong>messer<br />

entsprach dem, der für die Bestrahlung der chymo-Au-Konjugate<br />

mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen genutzt wurde. Die Probe wurde kontinuierlich entlang<br />

eines Rasters abgefahren. Die Wendepunkte bei der Bestrahlung lagen außerhalb<br />

der Probe, so dass die gesamte Probe auch an den Rändern gleichmäßig bestrahlt<br />

wurde. Dies ist als Prinzipksizze in Abbildung 3.45 dargestellt.<br />

Laserstrahl<br />

Probentöpfchen<br />

Abbildung 3.45: Scanmuster, das zur Bestrahlung der <strong>Zellen</strong> eingesetzt wurde.<br />

Der Bestrahlung folgte eine Anfärbung der <strong>Zellen</strong> mit der lebend/tot-Färbung<br />

[126] über den DNA Farbstoff Probidium-Iodid <strong>und</strong> das Esterasensubstrat BCECF<br />

(Molecular Probes, USA). Die Proben wurden hierfür nach dem Bestrahlen der<br />

Probentöpfchen in 500 µl PBS in Flowzytometerröhrchen umgesetzt, das die<br />

Farbstoffe PI (1 µM) <strong>und</strong> BCECF (0.5 µM) enthielt. Die Signalsättigung wurde<br />

nach 15 min Inkubation erreicht. Die Inkubation mit Antikörpern <strong>und</strong> den<br />

AK-Au-Konjugaten erfolgte für je 30 min. In den ersten Versuchen (Ergebnisse<br />

in Kapitel 4.6.2) wurden <strong>Zellen</strong> nach der Konjugation in Medium gewaschen.<br />

In Versuchen zur Energieabhängigkeit <strong>und</strong> den Inkubationsbedingungen wurde<br />

das Gold in den Probentöpfchen belassen, so dass eine Goldkonzentration <strong>von</strong><br />

> 1 · 1012 Konjugate/ml in den Proben über die gesamte Versuchsdauer vorlag.


120 Material <strong>und</strong> Methoden


Kapitel 4<br />

Ergebnisse<br />

4.1 Absorber-Fragmentierung <strong>und</strong><br />

Blasenbildungsschwelle<br />

Für die Goldkonjugate <strong>und</strong> die Mikrometerpartikel wurden die Verdampfungsschwellen<br />

<strong>und</strong> die Stabilität der Partikel unter Bestrahlung untersucht. Die Untersuchungen<br />

sind für das Verständnis der Mechanismen, die zu einer <strong>Inaktivierung</strong><br />

der Proteine führen, wichtig <strong>und</strong> bieten einen Anhalt für die auftretenden<br />

Temperaturen.<br />

4.1.1 Mikrometer-Partikel<br />

Experimente mit mikrometergrossen Partikeln wurden mit zwei verschiedenen<br />

Arten <strong>von</strong> magnetithaltigen Partikeln <strong>durch</strong>geführt (Polystyren 2.8 µm; Silikat<br />

6µm). Die Partikel wurden in Hinblick auf ihre thermische Stabilität <strong>und</strong> die<br />

Blasenbildungsschwelle hin untersucht. Die Blasenbildungsschwelle wurde mikroskopisch<br />

<strong>und</strong> optoakustisch gemessen. Eine Fragmentierung der Absorber wurde<br />

mikroskopisch festgestellt.<br />

Polystyren-Magnetitabsorber<br />

Blasenbildungs- <strong>und</strong> Zerstörschwellen an Polystyren-Magnetitabsorbern mit 2.8 µm<br />

Durchmesser (PM) wurden mikroskopisch beobachtet. Die Partikel wurden während<br />

121


122 Ergebnisse<br />

der Bestrahlung stroboskopisch beleuchtet. Als Blasenbildungsschwelle wurde die<br />

Bestrahlung definiert, an der an einzelnen Partikeln in der Probe noch eine Blase<br />

detektiert werden konnte. Dies ist aufgr<strong>und</strong> der Annahme geschehen, dass das<br />

Wasser in der Umgebung der Partikel überhitzt werden <strong>und</strong> entsprechend die<br />

Blasenbildung ab der Siedetemperatur stattfinden kann <strong>und</strong> mit zunehmender<br />

Temperatur immer wahrscheinlicher wird. Dementsprechend kann angenommen<br />

werden, dass bei einer Schwelle, bei der an einer Promille der Partikel eine Blase<br />

zu sehen ist (ED0.1), Temperaturen in der Nähe vom Siedepunkt herrschen.<br />

Bei der Bestrahlung mit dem 6 µs Farbstoff-Laserpulsen (600 nm) kam es zu einer<br />

Blasenbildung um die Partikel ab einer Bestrahlung <strong>von</strong> 590 mJ/cm2 . Die Partikel<br />

wurden bei Bestrahlungen oberhalb der Blasenbildungsschwelle fragmentiert,<br />

wobei keine scharfe Schwelle bezüglich der Bestrahlung festgestellt werden konnte<br />

(siehe Abbildung 4.1). An weniger als ein Promille der Partikel in der Probe<br />

ist es zu einer dauerhaften Blasenbildung mit Blasenlebensdauern <strong>von</strong> bis zu 30<br />

Minuten gekommen. Eine Bestrahlung der PM-Absorber mit 280 ns Pulsen bei<br />

527 nm bewirkte ebenfalls eine Fragmentierung der Partikel <strong>und</strong> führte zu Blasen,<br />

die oberhalb der Blasenbildungsschwelle keine einheitliche Lebensdauer hatten.<br />

Abbildung 4.1: 2.8 µm Durchmesser Polystyren-Magnetit-Absorber vor <strong>und</strong> nach<br />

Bestrahlung mit einem 280 ns Puls bei 527 nm, 2 J/cm2 .<br />

Silika-Magnetitabsorber<br />

Mittels des mikroskopischen Aufbaus zur Kurzzeitphotographie wurden an 6 µm<br />

Durchmesser Silika-Magnetit-Absorber (SM) nach einer Bestrahlung mit 280 ns<br />

Pulsen bei 532 nm Blasen beobachtet. Die Abbildung 4.2 zeigt die Entstehung<br />

<strong>von</strong> Blasen bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 7 J/cm2 .


Ergebnisse 123<br />

0,6 µs 1,6 µs 2,0 µs 2,2 µs<br />

3,0 µs 4,8 µs 5,0 µs 10,4 µs<br />

Abbildung 4.2: Blasenbildung an 6 µm Durchmesser Silika-Magnetit-Absorbern nach<br />

Bestrahlung mit einem 280 ns Puls bei 527 nm; 7 J/cm2 .<br />

Im Gegensatz zur Bestrahlung <strong>von</strong> PM-Partikeln wurde das für Kavitationsblasen<br />

typische Aufschwingen <strong>und</strong> Kollabieren der Blasen beobachtet. Die Blasenlebensdauer<br />

bei dieser Bestrahlung betrug 5 µs. Die Blasenbildungsschwelle, definiert<br />

als Bestrahlung, bei der mit 50% Wahrscheinlichkeit Blasen um die Partikel entstehen,<br />

wurde zu 909±50 mJ/cm2 berechnet (ED50 Algorithmus; Probit V.2.1.1<br />

[181, 58]). Die Berechnung ist auf der Basis einer gaußschen Normalverteilung<br />

mit logarithmischer Kovariantenbasis erfolgt. Die Berechnung wurde in diesem<br />

Fall <strong>durch</strong>geführt, da in der Versuchsreihe Blasenbildung an Einzelpartikeln gemessen<br />

wurde <strong>und</strong> entsprechend nicht aus einer Messung auf die Blasenbildungswahrscheinlichkeit<br />

geschlossen werden kann.<br />

5µm


124 Ergebnisse<br />

Blasenwahrscheinlichkeit<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 4.3: Blasenbildungswahrscheinlichkeit an Silika-Magnetit-Absorbern in<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung (527 nm; 1 Puls 280 ns).<br />

Betrachtet man den Verlauf der Blasenbildungswahrscheinlichkeit, so wird daraus<br />

deutlich, dass die Bestrahlung verdoppelt werden muss, um <strong>von</strong> der Blasenbildungsschwelle<br />

in einer Probe mit vielen tausend Partikeln bis zu der Bestrahlung<br />

zu gelangen, bei der an nahezu allen Partikeln Blasen entstehen. Man kann da<strong>von</strong><br />

ausgehen, dass an den Partikeln, an denen die Blasenbildung später einsetzt, ein<br />

Siedeverzug bis zu Temperaturen, die doppelt so hoch wie der Siedepunkt liegen,<br />

erreicht wurde. Die Blasen bilden sich an einem kleinen Oberflächenbereich der<br />

Partikel. Von dort breiten sie sich um die Partikel aus. Bei niedrigen Energien<br />

können Blasen induziert werden, die kleiner als die Partikel selbst sind (Abbildung<br />

4.4).<br />

a)<br />

10 µm<br />

b) c)<br />

Abbildung 4.4: Silika-Magnetit-Partikel a) vor der Bestrahlung, b) während der<br />

Bestrahlung mit Blasen, die in der Grössenordnung der Partikel sind <strong>und</strong> c) nach der<br />

Bestrahlung (280 ns-Puls; 527 nm; 950 mJ/cm2 ).<br />

Eine Fragmentierung der Partikel wurde bis hin zu Bestrahlungen, die 10-fach<br />

über der Blasenbildungsschwelle lagen, nicht beobachtet. Dies gilt auch für eine


Ergebnisse 125<br />

Bestrahlung mit 15 µs Ti:Sa Pulsen.<br />

Detektion der Blasenbildungsschwellen bei Bestrahlung mit dem Ti:Sa-<br />

Laser Die Blasenbildungsschwelle an SM-Partikelproben in Probenplatten wurde<br />

entsprechend der Blasenbildungsschwelle bei Bestrahlung der PM-Partikel<br />

über die Bewegung einzelner Partikel aufgr<strong>und</strong> <strong>von</strong> Blasenbildung gemessen. Die<br />

Partikel in der Probe hatten einen Abstand <strong>von</strong> mehr als 50 µm zueinander. Die<br />

Schwelle für die Bewegung <strong>von</strong> einzelnen Partikeln bei Bestrahlung mit dem Ti:Sa<br />

Laser bei 800 nm mit 15 µs Pulsen wurde zu 1 J/cm2 gemessen. Die Schwelle<br />

ist nicht direkt mit der ED50 Schwelle aus dem vorhergehenden Abschnitt vergleichbar,<br />

da parallel an mehreren tausend Partikeln die Blasenbildungsschwelle<br />

gemessen wurde. Da sich nur ca. jedes tausendste Partikel bewegte, entspricht<br />

die Schwelle einer ED0.1 Schwelle. Eine ED50 Schwelle bei Bestrahlung mit dem<br />

Ti:Sa Laser kann nach der in Abbildung 4.3 dargestellten Blasenbildungswahrscheinlichkeit<br />

entsprechend bei ca. der doppelten Blasenbildungsschwelle, d.h. bei<br />

2 J/cm2 erwartet werden. Die Tatsache, dass die ED50 Schwelle für Bestrahlung<br />

mit 280 ns Pulsen <strong>und</strong> die ED0.1 Schwelle für 15 µs Pulse fast identisch sind, zeigt,<br />

dass bei Bestrahlung mit den Mikrosek<strong>und</strong>enpulsen ca. die Hälfte der Energie<br />

<strong>durch</strong> Wärmeleitung an die Umgebung abgegeben wird.<br />

4.1.2 Gold-Nanoabsorber<br />

Blasenbildung an Gold-Nanokonjugaten<br />

Auch wenn einzelne 15 nm Goldpartikel als heterogene Blasenkeime dienen, wird<br />

wegen der geringen Größe die Blasenbildung bis zu Temperaturen zwischen 270◦C <strong>und</strong> 300◦C nahe am spinoidalen Punkt verzögert. Die mit dem 280 ns Nd:YLF<br />

Laser gemessenen Blasenbildungsschwellen sollten deshalb, wenn überhaupt nur<br />

bei geringfügig niedrigeren Bestrahlungen liegen als die Blasenbildungsschwelle<br />

bei den Bestrahlungen, die zur Enzym-Konjugatinaktivierung mit den 16 ns, den<br />

6 ns <strong>und</strong> den 35 ps Pulsen eingesetzt wurden. Clusterbildung der Konjugate kann<br />

diese Schwelle deutlich herabsetzen, da die in einem Cluster absorbierte Energie<br />

im Vergleich zu Einzelpartikeln sehr viel schlechter abgegeben werden kann <strong>und</strong><br />

zusätzlich der Q-Faktor steigt, solange die Cluster unter 80 nm gross sind. Der


126 Ergebnisse<br />

Anteil der Konjugate, die Cluster bilden, wurde <strong>durch</strong> eine Zentrifugation direkt<br />

vor den Versuchen minimiert.<br />

Die folgenden Aufnahmen zeigen jeweils 3 typische mikroskopische Aufnahmen<br />

einer Suspension <strong>von</strong> Goldkonjugaten, die jeweils so hoch konzentriert war, dass<br />

der mittlere Abstand der Partikel < 1 µm betrug. Die Partikel wurden mit einem<br />

Puls der Halbwertsbreite 280 ns bei 527 nm bestrahlt. In der Bildreihe 4.5a<br />

ist die Blasenbildung bei Bestrahlung mit 1 J/cm2 <strong>von</strong> unaufgereinigten Proben<br />

aus 15 nm-BSA-Gold zu sehen. Es ist eine deutliche Blasenbildung im gesamten<br />

Bestrahlungsareal zu beobachten, die <strong>von</strong> aggregierten Konjugaten hervorgerufen<br />

wird. Dies konnte gezeigt werden, indem die Probe <strong>durch</strong> Ultrazentrifugation<br />

<strong>von</strong> den Aggregaten weitestmöglich befreit wurde. In dieser aufgereinigten Probe<br />

sind nur noch vereinzelt Blasen bei Bestrahlungen 12-fach über der Bestrahlung<br />

zu sehen, bei der in unaufgereinigten Proben Blasen beobachtet wurden (Abbildung<br />

4.5 b). Die Blasen haben einen maximalen Blasen<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 3 µm bei<br />

dieser Bestrahlung <strong>von</strong> 12 J/cm2 , so dass man da<strong>von</strong> ausgehen kann, dass diese<br />

Blasen <strong>von</strong> Partikelclustern aus wenigen Partikeln stammen.<br />

Im Fall <strong>von</strong> 80 nm Goldpartikeln konnte eine Blasenbildung mit Blasen<strong>durch</strong>messern<br />

<strong>von</strong> > 10µm bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 12 J/cm2 nicht <strong>durch</strong> Aufreinigung<br />

unterdrückt werden (Abbildung 4.5 c). Bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 1 J/cm2 nimmt<br />

die Blasenanzahl ab <strong>und</strong> die Blasengröße sinkt (Abbildung 4.5 d). Bei beiden Bestrahlungen<br />

treten die Blasen vereinzelt auf, so dass ebenfalls da<strong>von</strong> ausgegangen<br />

werden kann, dass es sich um Blasen handelt, die <strong>von</strong> einzelnen Aggregaten aus<br />

wenigen Partikeln hervorgerufen werden, die nicht <strong>durch</strong> Ultrazentrifugation abgetrennt<br />

werden konnten.<br />

In einer weiteren Versuchsreihe zur Blasenbildung <strong>durch</strong> Aggregate wurden diese<br />

gezielt verursacht, indem unkonjugierte kationische Partikel auf einen Objektträger<br />

verbracht wurden. Diese Partikel aggregierten an der Glasoberfläche. Dies<br />

spiegelt sich deutlich in der Blasenbildung an der Glasoberfläche, die in Abbildung<br />

4.5 e) zu sehen ist. Die Blasen sind scharf zu sehen <strong>und</strong> bilden sich damit<br />

direkt an der Glasoberfläche. Es sind zudem vereinzelte aber deutlich mehr Blasen<br />

als an zentrifugierten Proben zu sehen (Abbildung 4.5 e).


Ergebnisse 127<br />

30 µm<br />

15 nm-BSA-Gold<br />

mit Aggregaten<br />

1 J/cm²<br />

a)<br />

15 nm-BSA-Gold<br />

aufgereinigt<br />

12 J/cm²<br />

b)<br />

80 nm-BSA-Gold<br />

aufgereinigt<br />

12 J/cm²<br />

c)<br />

80 nm-BSA-Gold<br />

aufgereinigt<br />

1 J/cm²<br />

d)<br />

80 nm-Gold<br />

Aggregate<br />

auf Glas<br />

1 J/cm²<br />

e)<br />

Abbildung 4.5: Mikroskopische Aufnahme <strong>von</strong> bestrahlten Goldproben. Dargestellt<br />

sind jeweils 3 typische Aufnahmen <strong>von</strong> Blasenformen, die in den Proben beobachtet<br />

werden konnten: a) 15 nm Gold nicht aufgereinigt 1 J/cm2 ; b) 15 nm Gold aufgereinigt<br />

12 J/cm2 ; c) 80 nm Gold aufgereinigt 12 J/cm2 ; d) 80 nm Gold aufgereinigt 1 J/cm2 ;<br />

e) 80 nm Goldaggregate an der Glasgrenzfläche 1 J/cm2 (280 ns-Puls; 527 nm).<br />

Fragmentierung der Gold-Nanokonjugate<br />

Erste Versuche zur Fragmentierung <strong>von</strong> Nanogoldpartikeln <strong>durch</strong> die Bestrahlung<br />

wurden an 80 nm Goldpartikeln <strong>durch</strong>geführt, da diese für 527 nm den höchsten<br />

Q-Faktor besitzen <strong>und</strong> entsprechend an den Partikeln eine Fragmentierung bei


128 Ergebnisse<br />

den niedrigsten Bestrahlungen erwartet werden kann. Nachdem die in Abbildung<br />

4.6 gezeigten EM-Aufnahmen deutlich machten, dass bei den maximalen<br />

Bestrahlungen, die mit dem Bestrahlungsaufbau realisiert werden konnten, die<br />

80 nm Partikel vollständig fragmentiert werden, ist die Untersuchung der Fragmentierung<br />

der 15 nm Partikel nach Bestrahlung mit ps-Pulsen im Detail erfolgt.<br />

Die Fragmentgrösse der 80 nm Partikel nach Bestrahlung beträgt 10 nm <strong>und</strong> kleiner.<br />

a<br />

1000nm<br />

Abbildung 4.6: Elektronenmikroskopische Aufnahme <strong>von</strong> bestrahlten <strong>und</strong> unbestrahlten<br />

80 nm Goldkolloiden. Es wurden 10000 Pulse bei 54 mJ/cm2 appliziert (35 ps-<br />

Pulse; 527 nm) a) 80 nm Partikel unbestrahlt; b) 80 nm Partikel bestrahlt.<br />

Die Untersuchung der Bestrahlungsabhängigkeit der Fragmentierung der 15 nm<br />

Partikel erfolgte entsprechend an einem EM mit höherer Auflösung, da sowohl<br />

die Partikelfragmente kleiner als 5 nm sein konnten, als auch die Proteinhülle der<br />

Partikel dargestellt werden sollte. Die 15 nm Partikel, aufgenommen mit einer<br />

Auflösung <strong>von</strong> 5 nm, sind in Abbildung 4.7 dargestellt. Die Abbildungen zeigen<br />

die Partikel nach einer Bestrahlung mit 35 ps Pulsen bei 527 nm mit 69 mJ/cm2 ,<br />

55 mJ/cm 2 <strong>und</strong> 34 mJ/cm 2 sowie ohne Bestrahlung. Eine deutlich Zunahme frag-<br />

mentierter Partikel kann oberhalb einer Bestrahlung <strong>von</strong> 55 mJ/cm2 beobachtet<br />

werden.<br />

b


Ergebnisse 129<br />

50nm<br />

Abbildung 4.7: Elektronenmikroskopische Aufnahme <strong>von</strong> mit 10000 Pulsen bestrahlten<br />

15 nm Goldkonjugaten (35 ps-Pulse; 527 nm); a) 69 mJ/cm2 ;b)55mJ/cm2 ;c)<br />

34 mJ/cm2 <strong>und</strong> d) 0 mJ/cm2 In der folgenden Bildreihe wird sowohl die geringe Variation zwischen den einzelnen<br />

Partikel<strong>durch</strong>messern deutlich als auch die Beschichtung mit einer Proteinhülle,<br />

die als helle Korona” um die Partikel sichtbar ist. Einzelne Proteine in<br />

”<br />

der Lösung sind als helle Flecken auf dem Bild zu erkennen. Eine Unterscheidung<br />

nach Enzym oder BSA, das zur Stabilisierung der Proben genutzt wurde, ist nicht<br />

möglich. Es kann jedoch angenommen werden, dass es sich bei den <strong>Proteinen</strong> auf<br />

der Goldoberfläche um α-Chymotrypsin handelt, das für die Kopplung dieser Proben<br />

genutzt wurde, da BSA in dem Lagerungspuffer keine stabilen Konjugate mit


130 Ergebnisse<br />

Gold ausbildet. Nach Bestrahlung mit 69 mJ/cm2 oberhalb der Zerstörschwelle<br />

der Partikel (Abbildung 4.8) ist auffällig, dass selbst die Partikelfragmente noch<br />

teilweise mit Protein oder Proteinresten beschichtet sind. Um was für ein Protein<br />

es sich dabei handelt, kann aufgr<strong>und</strong> der Bilder nicht bestimmt werden. Da<br />

weder α-Chymotrypsin noch BSA bei den während der Bestrahlung genutzten<br />

Pufferbedingungen spontan an die intakten Goldpartikel binden, ist es möglich,<br />

dass es sich um geb<strong>und</strong>enes Chymotrypsin handelt.<br />

a<br />

b<br />

15 nm<br />

Abbildung 4.8: Jeweils 6 typische elektronenmikroskopische Aufnahmen <strong>von</strong> mit<br />

10000 Pulsen bestrahlten 15 nm Goldkonjugaten (35 ps-Pulse; 527 nm) a) 69 mJ/cm2 ,<br />

<strong>und</strong> b) unbestrahlten Konjugaten. Die Proteinhülle um die Konjugate ist in den Aufnahmen<br />

auch nach Bestrahlung teilweise zu erkennen (Pfeil).<br />

4.2 Sek<strong>und</strong>entemperatursprünge im Wasserbad<br />

4.2.1 Denaturierungsrate <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase<br />

Um Raten für die thermische Denaturierung <strong>von</strong> alkalische Phosphatase in den<br />

bei den Partikelexperimenten verwendeten Zeitbereich extrapolieren zu können,<br />

wurden Wasserbad-Temperatursprung-Experimente an gelöstem Protein <strong>durch</strong>geführt,<br />

da die vorhandene Literatur keine zufriedenstellende Daten über die thermische<br />

Denaturierungskinetik im zugänglichen Bereich bis zu wenigen Sek<strong>und</strong>en<br />

lieferte. Der Aktivitätsverlust, gemessen nach dem Wasserbadtemperatursprung,<br />

wurde als Maß für die Denaturierung des Enzyms genutzt. Die Experimente<br />

wurden <strong>durch</strong>geführt, indem die Proben für1s, 2s, 4s, 10s, 15s, 20s, 50s, 60s<br />

<strong>und</strong> 120 s jeweils bei den Wasserbadtemperaturen 60 ◦ C, 65 ◦ C, 70 ◦ C, 75 ◦ C <strong>und</strong><br />

80 ◦ C erhitzt wurden. Für jede Temperatur wurde über einen exponentiellen Fit


Ergebnisse 131<br />

die Denaturierungsrate kD(T ) bestimmt. In Abb. 4.9 ist diese Rate logarithmisch<br />

über die inverse Temperatur in der Arrheniusdarstellung” aufgetragen. Die Feh-<br />

”<br />

lerbalken der Ordinate geben den Standardfehler an. Dies gilt, falls nicht anders<br />

angegeben, für alle folgenden Diagramme für Grössen, die auf den Ordinaten<br />

aufgetragen sind (Restaktivitäten, Raten).<br />

Denaturierungsrate[s ]<br />

-1<br />

1<br />

0.1<br />

0.01<br />

0.00280 0.00285 0.00290 0.00295 0.00300 0.00305<br />

T -1<br />

[K -1<br />

Abbildung 4.9: Arrheniusdarstellung der Denaturierungsraten <strong>von</strong> in DEA-Puffer<br />

gelöster Phosphatase (Wasserbad-Temperatursprung-Experimente mit einer Temperaturanstiegszeit<br />

<strong>von</strong>


132 Ergebnisse<br />

4.2.2 Einfluß der Enzym-Konjugatbindung<br />

Einfluß der Bindung auf die thermische Denaturierungskinetik<br />

Der Einfluß der kovalenten Bindungen der Proteine an die Mikropartikel auf die<br />

thermische Denaturierung wurde an aP-PM-Absorbern <strong>und</strong> an Chymotrypsin-<br />

SM-Absorberkonjugaten in Wasserbad-Temperatursprung-Experimenten untersucht.<br />

aP-PM-Konjugate Restaktivitäten <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase, die über eine<br />

Tosylbindung (siehe Abschnitt 3.5.4) an PM-Absorber geb<strong>und</strong>en wurde, sind<br />

in Abbildung 4.10 dargestellt. Die Proben wurden für 100 s in einem Wasserbad<br />

erhitzt. Die Abbildung 4.10a zeigt die Denaturierung <strong>von</strong> alkalische Phosphatase<br />

Lösung (1 µM) im Vergleich zu verdünnter alkalische Phosphatase -Konjugat-<br />

Suspension (aP-PM-Konjugate). Der Puffer bestand aus einer reinen Salzlösung<br />

ohne Proteinzusatz. In Abbildung 4.10b ist der Einfluß einer hohen Konzentration<br />

<strong>von</strong> thermisch denaturierter, vollständig inaktivierter Phosphatase (5 mg/ml)<br />

dargestellt. In beiden Fällen ergibt sich kein signifikanter Unterschied in den<br />

<strong>Inaktivierung</strong>skurven <strong>von</strong> alkalische Phosphatase -Lösung im Vergleich zu aP-<br />

PM-Konjugaten unter den verschiedenen Bedingungen.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

Restaktivität [%]<br />

0<br />

a) 0 20 40 60 80 100<br />

0<br />

b) 0 20 40 60 80 100<br />

T [°C]<br />

T [°C]<br />

Abbildung 4.10: Restaktivität <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase nach Wasserbad-<br />

Temperatursprüngen mit 100 s Dauer. a) Vergleich der Denaturierung <strong>von</strong> aP-PM-<br />

Konjugaten (weiß) mit unkonjugierter alkalischer Phosphatase (schwarz) in Puffer; b)<br />

Vergleich der Denaturierung <strong>von</strong> aP-PM-Konjugaten (weiß) in reinem Puffer <strong>und</strong> in<br />

Puffer mit Zusatz <strong>von</strong> 5 mg/ml denaturiertem Protein (schwarz).<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20


Ergebnisse 133<br />

chymo-SM-Konjugate Der Einfluß der EDC-Kopplung (siehe Abschnitt 2.5.2)<br />

auf die <strong>Inaktivierung</strong>skinetik <strong>von</strong> Chymotrypsin wurde an chymo-SM-Konjugaten<br />

untersucht. Die Abbildung 4.11 zeigt die Denaturierung <strong>von</strong> verdünnter α-Chymotrypsin<br />

Lösung (µM) im Vergleich zu verdünnter chymo-SM-Konjugat-Suspension nach<br />

10 s Wasserbad-Temperatursprüngen. Dem PBS-Puffer wurden keine denaturierten<br />

Proteine zugesetzt. Es ergibt sich kein signifikanter Unterschied in den<br />

<strong>Inaktivierung</strong>skurven.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

6 µm Silika-Chymotrypsinkonjugate<br />

Chymotrypsinlösung<br />

20<br />

40<br />

T [°C]<br />

Abbildung 4.11: Restaktivität <strong>von</strong> Chymotrypsinlösung <strong>und</strong> chymo-SM-Konjugaten<br />

nach 10 s Wasserbad-Temperatursprung-Exposition im Vergleich.<br />

Bindungsstabilität<br />

Die Stabilität der kovalenten Bindungen der Proteine an die mikrometergrossen<br />

Absorber wurde untersucht, indem die Verteilung der Enzymaktivität auf die<br />

Partikel <strong>und</strong> auf den Probenüberstand nach der Bestrahlung oberhalb der Blasenbildungsschwelle<br />

gemessen wurde. Dies ist für aP-PM-Absorberkonjugate nach<br />

Bestrahlung mit einem 6 µs Farbstofflaserpuls mit 1 J/cm2 ,für chymo-SM nach<br />

Bestrahlung mit einem 15 µs Ti:Sa Puls mit 2.5 J/cm2 erfolgt. Hierfür wurden<br />

die Partikel nach der Bestrahlung magnetisch an den Bestrahlungstöpfchenböden<br />

festgehalten, während der Überstand abpipettiert wurde. Die Partikel wurden<br />

60<br />

80


134 Ergebnisse<br />

anschließend in den Töpfchen 3 mal gewaschen. In dem partikelfreien Probenüberstand<br />

konnte sowohl für die aP-PM-Konjugate als auch für die chymo-<br />

SM-Konjugate keine Enzymaktivität im Rahmen der Fehler gemessen werden,<br />

so dass danach maximal 5% der Enzyme <strong>von</strong> den Partikeln abgelöst wurden.<br />

Das partikelhaltige Filtrat hat eine deutliche Enzymaktivität <strong>von</strong> >80% der Ursprungsaktivität<br />

aufgewiesen, die aufgr<strong>und</strong> der Aufreinigungsverluste nicht weiter<br />

quantifiziert wurde.<br />

4.3 Photostabilität der Enzyme<br />

Die Photostabilität der Enzyme alkalische Phosphatase <strong>und</strong> α-Chymotrypsin<br />

wurde an Enzymlösung ohne Absorber unter Bestrahlung mit ps-Pulsen (527 nm;<br />

35 ps) <strong>und</strong> ns-Pulsen (532 nm; 16 ns) gemessen. Abbildung 4.12 zeigt, dass bei<br />

einer Bestrahlung mit 10000 Pulsen mit 50 mJ/cm2 20 % der Phosphatase inaktiviert<br />

wurden. Eine Bestrahlung mit 10000 Pulsen mit jeweils 10 mJ/cm2 hatte<br />

keinen inaktivierenden Effekt. Die maximale Bestrahlung <strong>von</strong> 3.5 J/cm2 (16 ns<br />

Pulse; gaußähnliches Profil) hat weder bei alkalische Phosphatase -Lösung noch<br />

bei Chymotrypsin-Lösung zu einer <strong>Inaktivierung</strong> geführt.


Ergebnisse 135<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

aP-ns<br />

1 J/cm²<br />

chymo-ns<br />

1 J/cm²<br />

aP-ps<br />

10 mJ/cm²<br />

chymo-ps<br />

10 mJ/cm²<br />

aP-ps<br />

50 mJ/cm²<br />

chymo-ps<br />

50 mJ/cm²<br />

Abbildung 4.12: Restaktivität <strong>von</strong> alkalische Phosphatase <strong>und</strong> <strong>von</strong> α-Chymotrypsin<br />

nach Bestrahlung mit einem Nanosek<strong>und</strong>enpuls (16 ns; 532 nm) <strong>und</strong> 104 ps-Pulsen<br />

(35 ps; 527 nm). Der stärkste Aktivitätsverlust trat mit 20% nach Bestrahlung <strong>von</strong><br />

alkalischer Phosphatase mit 104 Pulsen <strong>und</strong> 50 mJ/cm2 auf.<br />

4.4 Bestrahlung der Mikrometerkonjugate<br />

Bei der Bestrahlung der Mikrometerpartikel-Enzymkonjugate wurde die <strong>Inaktivierung</strong><br />

der Enzyme in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung, der Pulszahl <strong>und</strong> dem<br />

Zusatz <strong>von</strong> hitzdenaturiertem Protein als Pufferzusatz untersucht. Die Experimente<br />

wurden zum Teil unter erhöhtem Druck <strong>durch</strong>geführt. Durch den erhöhten<br />

Druck kann eine höhere Temperatur auf der Partikeloberfläche ohne Blasenbildung<br />

erreicht werden. Die Pulszahlabhängigkeit wurde gemessen, um eine Additivität<br />

der <strong>Inaktivierung</strong> zu untersuchen. Da es ein Ziel der Untersuchungen<br />

war, einen proteininhärenten irreversiblen Prozeß beobachten zu können, der unabhängig<br />

<strong>von</strong> der Umgebung der Proteine ist, wurden die Untersuchungen erst an<br />

Proben <strong>durch</strong>geführt, ohne dem Puffer zerkochte Proteine zuzusetzten, die mit<br />

den Enzymen aggregieren können. Um den Einfluß der Aggregation mit anderen<br />

<strong>Proteinen</strong> auf die <strong>Inaktivierung</strong> zu demonstrieren, wurden anschließend einige<br />

Messungen mit zugesetztem hochkonzentriertem denaturiertem Protein im Probenpuffer<br />

<strong>durch</strong>geführt. Die Erwartung war, dass entfaltete Proteinketten mit


136 Ergebnisse<br />

in der Lösung befindlichen Polypeptidketten aggregieren <strong>und</strong> sich nicht reversibel<br />

zurückfalten können. Im Folgenden wird der Zusatz <strong>von</strong> hitzedenaturiertem<br />

Protein im Puffer als Aggregationsprotein” bezeichnet. Die Fehlerbalken in den<br />

”<br />

Ordinaten der folgenden Diagramme geben, falls nicht anders angegeben, die<br />

Standardfehler der gemittelten Einzelmessungen an. Die Fehler in den Abszissengrößen<br />

(Bestrahlung) geben die maximale Puls-zu-Puls-Schwankung an, da<br />

für die thermische Denaturierung eine starke Temperaturabhängigkeit erwartet<br />

wird <strong>und</strong> schon geringe Puls-zu-Puls-Schwankungen einen grossen Einfluß auf das<br />

Ergebnis haben. Deshalb wurde der relative Fehler berechnet, der sich aus den<br />

maximalen Puls-zu-Puls-Schwankungen des Lasers bezogen auf den Mittelwert<br />

der Laserenergie ergibt.<br />

4.4.1 Polystyren-Magnetitabsorber<br />

Aufgr<strong>und</strong> der scharfen Grössenverteilung der Polystyren-Magnetitabsorber <strong>und</strong><br />

der einfachen Handhabung (siehe Abschnitt 3.5.4), zusammen mit der Erwartung,<br />

dass eine Denaturierung unterhalb <strong>von</strong> 100◦C mit Mehrfachpulsen erzielt werden<br />

kann, wurden die ersten Experimente zur laserinduzierten thermischen Denaturierung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> auf Mikroabsorbern mit den 2.8 µm Dynabeads (aP-PM-<br />

Konjugate), wie in Abschnitt 3.2.4 beschrieben, <strong>durch</strong>geführt. Die Partikel wurden<br />

mit dem Rhodamin 6G Laser mit 6 µs Pulslänge in Kunststoff-Lochplatten<br />

bestrahlt. Es wurde die Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Bestrahlung, der<br />

Pulszahl <strong>und</strong> <strong>von</strong> dem Zusatz <strong>von</strong> denaturiertem Protein gemessen.<br />

Die Bestrahlung der aP-PM-Konjugate mit 1 Puls in Puffer ohne Zusatz <strong>von</strong><br />

Aggregationsprotein ergab keine <strong>Inaktivierung</strong> bis zur maximal erreichbaren Bestrahlung<br />

<strong>von</strong> 1200 mJ/cm2 (Abbildung 4.13b). Die Partikel wurden bei Bestrahlungen<br />

oberhalb der Blasenbildungsschwelle, die bei 590 mJ/cm2 lag, fragmentiert.<br />

Aufgr<strong>und</strong> der erwarteten Additivität eines thermischen Schadens wurden Experimente<br />

mit Mehrfachpulsen <strong>durch</strong>geführt. Der Puls-zu-Puls-Abstand betrug<br />

100 ms, so dass die mittlere Temperatur der gesamten Proben bei der Bestrahlung<br />

in zu vernachlässigender Weise erhöht wurde. Die Bestrahlungsabhängigkeit<br />

der Restaktivität <strong>von</strong> aP-PM-Konjugaten nach Bestrahlung mit 100 R6G Pulsen<br />

ohne Aggregationsprotein als Pufferzusatz sind in Abbildung 4.13a dargestellt.


Ergebnisse 137<br />

Restaktivität [%]<br />

140<br />

100<br />

80<br />

40<br />

Blasenbildungsschwelle<br />

0<br />

410 470 530 590 650<br />

a)<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

b)<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

1 Puls<br />

1200 mJ/cm²<br />

100 Pulse<br />

600 mJ/cm²<br />

Abbildung 4.13: Restaktivität <strong>von</strong> aP-PM-Konjugaten nach Bestrahlung. a) Bestrahlung<br />

mit 100 Pulsen ohne Aggregationsprotein b) 1 Puls; 1200 mJ/cm2 2fach<br />

oberhalb der Blasenbildungsschwelle ohne Aggregationsprotein <strong>und</strong> 100 Pulse mit<br />

600 mJ/cm2 an der Blasenbildungsschwelle mit Aggregationsprotein (5 mg/ml) als Pufferzusatz<br />

(6 µs-Pulse; 600 nm).<br />

100 Pulse haben zu keiner signifikanten <strong>Inaktivierung</strong> bis zur Blasenbildungsschwelle<br />

<strong>und</strong> darüber geführt. Eine Bestrahlung mit 100 Pulsen mit 600 mJ/cm2 an<br />

der Blasenbildungsschwelle hat auch mit Aggregationsproteinzusatz (Abbildung<br />

4.13b) zu keiner <strong>Inaktivierung</strong> geführt. Eine Bestrahlung mit einem Puls bei<br />

1200 mJ/cm2 hat ebenfalls zu keiner <strong>Inaktivierung</strong> geführt.<br />

Nach einer weiteren Erhöhung der Pulszahl auf 1000 Pulse konnte eine <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> 20% an der Blasenbildungsschwelle beobachtet werden (Abbildung4.14).<br />

Die Restaktivität nimmt mit zunehmender Bestrahlung auch oberhalb der Blasenbildungsschwelle<br />

kontinuierlich ab. Die maximale <strong>Inaktivierung</strong>, die beobachtet<br />

werden konnte, beträgt 60%.


138 Ergebnisse<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

aP-PM-Konjugate +<br />

Aggregationszusatz<br />

0<br />

0 294 588 882 1176<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Blasenbildung<br />

aP-PM-Konjugate<br />

Abbildung 4.14: <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> aP-PM-Konjugaten <strong>durch</strong> 1000 Pulse (6 µs;<br />

600 nm) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung. Die Konjugate wurden mit Aggre-<br />

”<br />

gationsprotein“ (5 mg/ml) als Pufferzusatz (schwarz) <strong>und</strong> ohne Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein<br />

bestrahlt (weiss).<br />

Erst unter Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein in hoher Konzentration (5 mg/ml) ist<br />

eine vollständige <strong>Inaktivierung</strong> unterhalb der Blasenbildungsschwelle nach einer<br />

Bestrahlung mit 1000 Pulsen möglich. Die Restaktivität nimmt kontinuierlich<br />

mit der Bestrahlung ab <strong>und</strong> erreicht bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 300 mJ/cm2 50%<br />

der Ausgangsaktivität.<br />

4.4.2 Silika-Magnetitabsorber<br />

Da die Silika-Magnetit-Absorber (SM) im Gegensatz zu den Kunststoffpartikeln<br />

auch bei höheren Temperaturen stabil sind, wurden mit ihnen Experimente in<br />

einer Druckkammer mit Partikeloberflächentemperaturen bis zu 180◦C <strong>durch</strong>geführt.<br />

Versuche mit den Kunstoff-Magnetit-Absorbern (PM) sind in diesem<br />

Temperaturbereich nicht mehr sinnvoll, da der Schmelzpunkt des Polystyren, in<br />

das das Magnetit eingebettet ist, überschritten wird <strong>und</strong> die beobachtete Fragmentierung<br />

der Partikel mutmaßlich auf eine thermische Zersetzung der Partikel<br />

zurückzuführen ist. Aufgr<strong>und</strong> der längeren Pulsdauer <strong>und</strong> der höheren Stabilität


Ergebnisse 139<br />

der Pulsenergie wurde für alle folgenden Bestrahlungsexperimente mit Mikrometerpartikeln<br />

der Ti:Sa mit 15 µs Pulslänge als Bestrahlungslaser genutzt. In den<br />

Experimenten wurden Glasprobenträger genutzt, damit keine Verschmelzung der<br />

Partikel mit einem Kunststoffträger zu Artefakten führt.<br />

Alkalische Phosphatase<br />

Auch bei aP-SM-Konjugaten mit einem mittleren Partikel<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 6 µm<br />

konnte bei 1 bar Druck unter einer Bestrahlung mit einem einzelnen 15 µs Puls<br />

weder unterhalb noch oberhalb der Blasenbildungsschwelle bei Bestrahlungen bis<br />

zu maximal 2.5 J/cm2 die alkalische Phosphatase inaktiviert werden. Die Pulszahlabhängigkeit<br />

der <strong>Inaktivierung</strong> unter 10 bar Druck bei einer Bestrahlung <strong>von</strong><br />

2.5 J/cm2 ist in Abbildung 4.15 dargestellt. Die Bestrahlung liegt ca. 2.5 fach<br />

über der Bestrahlung, bei der bei 1 bar Blasen beobachtet wurden. Damit liegt<br />

die Bestrahlung auch noch über der Schwelle <strong>von</strong> 1.8 J/cm2 , bei der aufgr<strong>und</strong> der<br />

Siedepunkterhöhung <strong>von</strong> Wasser bei 10 bar Verdampfung erwartet wird.<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

200 600 1000<br />

Pulszahl<br />

Abbildung 4.15: Restaktivität <strong>von</strong> aP-SM-Konjugaten bei Temperaturen bis zu<br />

180◦C unter 10 bar Druck nach einer Bestrahlung mit 1, 100 <strong>und</strong> 1000 Pulsen (15 µs-<br />

Puls, 800 nm, 2.5 J/cm2 ).


140 Ergebnisse<br />

Es konnte trotz der erwarteten deutlich höheren Temperaturen weder mit 1, 100<br />

noch mit 1000 Pulsen eine <strong>Inaktivierung</strong> erreicht werden. Da die Grössenverteilung<br />

der Partikel im Bereich <strong>von</strong> 500 nm bis 15 µm schwankte, ist es prinzipiell möglich,<br />

dass kleine Partikel für eine <strong>Inaktivierung</strong> nicht ausreichend erhitzt wurden <strong>und</strong><br />

deshalb die Aktivität nicht reduziert wurde. Um dies auszuschließen, wurde ein<br />

Versuch bei 1 bar Druck mit einer Partikelkonzentration <strong>durch</strong>geführt, die eine<br />

vollständige Lage auf den Probenböden bedeckt hat, so dass <strong>durch</strong> Wärmeleitung<br />

die kleineren Partikel mit erhitzt wurden. Auch in diesem Fall konnte mit 1000<br />

Pulsen <strong>und</strong> 2.5 J/cm2 keine <strong>Inaktivierung</strong> erzielt werden. Entsprechend kann<br />

festgehalten werden, dass es ohne Aggregationsprotein zu keiner Denaturierung<br />

der alkalischen Phosphatase auf den Partikeloberflächen <strong>durch</strong> 1000 Pulse kommt,<br />

selbst wenn Bestrahlungen weit über der Blasenbildungsschwelle eingesetzt werden.<br />

α-Chymotrypsin<br />

Bestrahlungsexperimente mit 15 Mikrosek<strong>und</strong>en Pulsdauer wurden auch mit chymo-<br />

SM-Konjugaten <strong>durch</strong>geführt. Bei α-Chymotrypsin ist es aufgr<strong>und</strong> der <strong>von</strong> Pohl<br />

veröffentlichten Ratenkonstanten für die thermisch induzierte Entfaltung (siehe<br />

Abschnitt 2.2.1) möglich, dass eine <strong>Inaktivierung</strong> bei geringeren Temperaturen<br />

als bei alkalischer Phosphatase einsetzt.<br />

Um eine homogenere Grössenverteilung der Konjugate als bei den Experimenten<br />

mit aP-SM-Konjugaten zu erhalten, wurde <strong>durch</strong> Filtration die Grössenverteilung<br />

auf einen Bereich über 8 µm eingegrenzt.<br />

Die Restaktivität <strong>von</strong> grössensortierten chymo-SM-Konjugaten nach Bestrahlung<br />

mit Einzelpulsen in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung bei Normaldruck ist in<br />

Abbildung 4.16 dargestellt.


Ergebnisse 141<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

Blasenbildungsschwelle<br />

0 0.5 1 1.5 2 2.5 3 3.5<br />

Bestrahlung [J/ cm²]<br />

Abbildung 4.16: Restaktivität <strong>von</strong> grössensortierten chymo-SM-Konjugaten >8 µm<br />

bei 1 bar Druck bis zur Blasenbildungsschwelle <strong>und</strong> darüber (15 µs-Puls;800 nm).<br />

Es konnte mit einem Puls keine <strong>Inaktivierung</strong> der Konjugate bis zur dreifachen<br />

Blasenbildungsschwelle erzielt werden.<br />

Konjugataktivitäten in Abhängigkeit vom Druck bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 2.5 J/cm 2<br />

sind in Abbildung 4.17 gezeigt. Es konnte jedoch auch bei erhöhtem Druck bis<br />

9 bar, d.h. mindestens 175◦C keine <strong>Inaktivierung</strong> nach Bestrahlung mit einzelnen<br />

Pulsen gemessen werden.


142 Ergebnisse<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10<br />

Druck [bar]<br />

Abbildung 4.17: Restaktivität <strong>von</strong> chymo-SM-Konjugaten in Abhängigkeit vom<br />

Druck nach einem 15 µs Pulsbei2.5J/cm 2 (Siedetemperatur <strong>von</strong> 5 bar: 151 ◦ C; Siede-<br />

temperatur <strong>von</strong> 9 bar: 175 ◦ C).<br />

Zusammenfassend ließen sich auch α-Chymotrypsin -Konjugate nicht mit einem<br />

15 µs Puls bei Temperaturen <strong>von</strong> mindestens 175◦C inaktivieren.<br />

Um dennoch eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> chymo-SM-Konjugaten zu erreichen, wurden<br />

Bestrahlungen mit 1 <strong>und</strong> 100 Pulsen, unter 9 bar Druck <strong>und</strong> unter Zusatz <strong>von</strong><br />

Aggregationsprotein in 1.2 mm Durchmesser Glas-Probenträgern <strong>durch</strong>geführt, so<br />

dass die Bestrahlung <strong>durch</strong> den kleineren Proben<strong>durch</strong>messer bis auf 10 J/cm2 erhöht werden konnte. Diese kleinen Volumina führen allerdings zu Pipettierfehlern<br />

<strong>von</strong> 40% (siehe Abschnitt 3.4.3), so dass die Aussagen dieser Messungen nur<br />

qualitativer Natur sind.<br />

Die Restaktivität nach Bestrahlung mit einem Puls lag bei 70% (Abbildung 4.18)<br />

<strong>und</strong> damit noch im Bereich der Meßfehler.


Ergebnisse 143<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 2 4 6 8 10<br />

Bestrahlung [J/cm²]<br />

50<br />

0<br />

Restaktivität [%] 100<br />

1 Puls 100 Pulse<br />

Abbildung 4.18: <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> chymo-SM-Konjugaten unter Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein<br />

<strong>und</strong> bei Bestrahlungen bis zu 10 J/cm2 , 9 bar <strong>und</strong> mit einem bzw. 100<br />

Pulsen.<br />

Eine Bestrahlung mit 100 Pulsen führte zu einer weiteren Verringerung der α-<br />

Chymotrypsin -Aktivität bis auf 15%.<br />

Zusammenfassend ist somit eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> α-Chymotrypsin auf den Partikeloberflächen<br />

bei Temperaturen <strong>von</strong> mindestens 175◦C innerhalb <strong>von</strong> 15 µs<br />

nicht möglich. Eine <strong>Inaktivierung</strong> konnte nur unter Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein<br />

bei hohen Bestrahlungen <strong>von</strong> über 6 J/cm2 nach 100 Pulsen beobachtet<br />

werden.<br />

4.5 Bestrahlung der Gold-Nanometerkonjugate<br />

4.5.1 Nanosek<strong>und</strong>enpuls-Bestrahlung der Goldkonjugate<br />

Die Bestrahlung der 15 nm Enzym-Gold-Konjugate mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen erfolgte<br />

mit zwei verschiedenen Q-Switch Nd:YAG Lasern bei 532 nm. Die Bestrahlungen<br />

<strong>von</strong> alkalische Phosphatase -Goldkonjugaten (aP-Au) <strong>und</strong> α-Chymotrypsin<br />

Goldkonjugaten (chymo-Au) wurden mit dem MBB Laser mit einem gaußähnlichen<br />

Strahlprofil <strong>durch</strong>geführt. Chymo-Au wurde außerdem mit einem homogenen<br />

Strahlprofil mit dem Continuum Laser bestrahlt. Alle Bestrahlungen wurden an<br />

Probentropfen mit einem Durchmesser <strong>von</strong> 500 µm, die in der entwickelten Klimakammer<br />

auf Objektträger aufgebracht worden waren (siehe Abschnitt 3.4.2),<br />

<strong>durch</strong>geführt.


144 Ergebnisse<br />

Alkalische Phosphatase-Goldkonjugate<br />

Die Bestrahlungsstärke der ersten Experimente zur <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> aP-Au-<br />

Konjugaten ist mit Hilfe der zu erwartenden Partikeltemperatur (siehe Abbildung<br />

2.15) so gewählt worden, dass ein thermischer Schaden nach der Arrheniustheorie<br />

in Absorbernähe zu erwarten war. Den Enzym-Goldkonjugaten wurde kein<br />

Aggregationsprotein im Puffer zugesetzt.<br />

Nach einer Bestrahlung mit einem Strahl<strong>durch</strong>messer <strong>von</strong> 2 mm, der eine maximale<br />

Modulation der Bestrahlungsstärke <strong>von</strong> 10% um den Mittelwert innerhalb<br />

des Probentropfens <strong>und</strong> Bestrahlungen bis zu 600 mJ/cm2 erlaubte, konnte mit<br />

Einzelpulsen keine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> alkalische Phosphatase festgestellt werden.<br />

Deshalb wurde der Strahl des MBB sukzessive fokussiert, bis eine signifikante<br />

<strong>Inaktivierung</strong> festzustellen war. Aufgr<strong>und</strong> der limitierten Pulsenergie des MBB<br />

Lasers betrug die Bestrahlung am Rand der Proben dann nur noch 25% der<br />

mittleren Bestrahlung.<br />

Die unter diesen Bedingungen gemessene <strong>Inaktivierung</strong> der aP-Au-Konjugate in<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung im Zentrum des gaussähnlichen Strahlprofils<br />

ist in Abbildung 4.19 dargestellt.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

100 Pulse aP-Au<br />

1 Puls aP-Au<br />

0<br />

0 500 1000 1500 2000 2500 3000 3500 4000 4500<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 4.19: <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> 15 nm aP-Au-Konjugaten in Abhängigkeit <strong>von</strong><br />

der Spitzenbestrahlung mit 1 bzw. 100 Pulsen (Gaußähnlichen Profil, 532 nm, 16 ns).


Ergebnisse 145<br />

Die Aktivität der Konjugate nimmt nach Bestrahlung mit einem Puls kontinuierlich<br />

bis auf 35 % bei der maximalen Bestrahlung <strong>von</strong> 3500 mJ/cm2 ab. Um<br />

eine Additivität des Effekts zu untersuchen, wurden Proben mit identischen Bestrahlungen<br />

mit je 100 Pulsen bei 10 Hz bestrahlt. Die Restaktivität nimmt mit<br />

der Bestrahlung ab, bis eine vollständige <strong>Inaktivierung</strong> bei der Bestrahlung <strong>von</strong><br />

3000 mJ/cm2 erreicht wird. Die Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Pulszahl<br />

bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 3500 mJ/cm2 ist in Abbildung 4.20 dargestellt. Darin<br />

wird deutlich, dass der erste Puls mit 65% den grössten Anteil zur <strong>Inaktivierung</strong><br />

beiträgt.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 10 30 50 70<br />

90 110<br />

Zahl der Pulse<br />

Abbildung 4.20: Restaktivität <strong>von</strong> aP-Au-Konjugaten in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Pulszahl<br />

bei einer Bestrahlung <strong>von</strong> 3500 mJ/cm2 (Gaußähnlichen Profil, 532 nm, 16 ns).<br />

Chymotrypsin-Goldkonjugate<br />

Auch Chymo-Au-Konjugate wurden mit dem glockenförmigen Strahlprofil (MBB-<br />

Nd:YAG) bestrahlt. Die Ergebnisse sind in Abbildung 4.21 dargestellt. Die Aktivtät<br />

der Chymo-Au-Konjugate nimmt wie im Fall der alkalische Phosphatase<br />

Konjugate bei Verwendung <strong>von</strong> Einzelpulsen stetig mit der Bestrahlung ab. Bei<br />

einer Bestrahlung <strong>von</strong> 2750 mJ/cm2 wurde die Aktivität der Konjugate bis auf<br />

20% reduziert.<br />

Durch Einsatz des leistungsstarken Continuum Lasers konnten die Chymo-Au-


146 Ergebnisse<br />

Konjugate mit einem homogenen Strahlprofil bestrahlt werden. Hierfür wurde<br />

der Strahl des Continuum Lasers <strong>durch</strong> die Raumfrequenzfilterung bis auf Restmodulationen<br />

<strong>von</strong> 10% innerhalb des Probentropfens geglättet. Die Pulslänge<br />

betrug 6 ns. Die Restaktivität der Konjugate nach Bestrahlung mit einem Puls<br />

sind ebenfalls in Abbildung 4.21 dargestellt.<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

1 Puls<br />

homogene<br />

Bestrahlung<br />

0<br />

0 500<br />

1000 1500 2000 2500 3000 3500<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

1Puls gaussähnliche<br />

Bestrahlung<br />

Abbildung 4.21: 15 nm Chymotrypsin-Goldkonjugate, die mit einem glockenförmigen<br />

(MBB; 16 ns; 532 nm) <strong>und</strong> einem homogenen Strahlprofil (Continuum; 6 ns; 532 nm)<br />

bestrahlt wurden.<br />

Die Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Bestrahlung unterscheidet sich für<br />

das homogene Strahlprofil deutlich <strong>von</strong> dem mit einem inhomogenen Strahlprofil.<br />

Bis zu einer Bestrahlung <strong>von</strong> 600 mJ/cm2 konnte keine <strong>Inaktivierung</strong> festgestellt<br />

werden. Für höhere Bestrahlungen nimmt die Probenaktivität steil ab. Eine<br />

vollständige <strong>Inaktivierung</strong> mit dem homogenen Strahlprofil wurde bereits bei<br />

1000 mJ/cm2 beobachtet.<br />

4.5.2 Pikosek<strong>und</strong>enpuls-Bestrahlung der Goldkonjugate<br />

Für die Experimente zur Bestrahlung <strong>von</strong> 15 nm Enzym-Goldkonjugaten wurden<br />

Pikosek<strong>und</strong>enpulse mit Pulshalbwertsbreiten <strong>von</strong> 35 ps bei 527 nm eingesetzt. Der


Ergebnisse 147<br />

Pikosek<strong>und</strong>enlaser läuft auf der TEM00 Gr<strong>und</strong>mode, so dass die Bestrahlung mit<br />

dem Gaußschen Strahlprofil erfolgte.<br />

Wird für eine homogene Bestrahlung der Proben das Gaußsche Strahlprofil so<br />

weit aufgeweitet, dass nur noch Modulationen <strong>von</strong> 10% zu beobachten waren,<br />

war die Bestrahlung auf maximal 2.1 mJ/cm2 begrenzt. Mit dieser Bestrahlung<br />

wurde mit 10000 Pulsen sowohl bei aP-Au-Konjugaten als auch bei Chymo-Au-<br />

Konjugaten keine signifikante <strong>Inaktivierung</strong> der Konjugate erreicht.<br />

Alkalische Phosphatase Goldkonjugate<br />

Um höhere Bestrahlungen zu erzielen, wurden die Proben mit einem stärker fokussierten<br />

Strahl in 16 Feldern, wie in Abschnitt 3.2.5 dargestellt, abgescannt.<br />

Beim Scannen der Proben in den Experimenten mit aP-Au-Konjugaten konnte<br />

die Bestrahlung bis auf 54 mJ/cm2 erhöht werden. Die Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> der Bestrahlung mit 500 bzw. 10000 Pulsen der aP-Au-Konjugate<br />

ist in Abbildung 4.22 dargestellt. Als Bestrahlung ist der Maximalwert des Gaußschen<br />

Strahlprofils auf der optischen Achse angegeben.<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0<br />

10 000 Pulse<br />

10 20<br />

500 Pulse<br />

30 40 50 60 70<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 4.22: <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> aP-Au-Konjugaten in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

mit 500 <strong>und</strong> 10000 Pulsen; scannende Bestrahlung mit 4x4 Feldern; Wiederholrate<br />

der Pulse 1 kHz (35 ps-Pulse; 527 nm).


148 Ergebnisse<br />

Die <strong>Inaktivierung</strong> in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Pulszahl wurde am Beispiel der aP-Au-<br />

Konjugate genauer untersucht. Die Restaktivität sinkt mit der Anzahl der applizierten<br />

Pulse. Dies ist in Abbildung 4.23 für die Bestrahlung <strong>von</strong> 54 mJ/cm2 dargestellt.<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0 2000 4000 6000 8000 10000<br />

Pulszahl<br />

Abbildung 4.23: <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> aP-Au-Konjugaten in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Pulszahl<br />

bei einer Bestrahlung mit 54 mJ/cm2 ; scannende Bestrahlung mit 4x4 Feldern;<br />

Wiederholrate der Pulse 1 kHz (35 ps-Pulse; 527 nm).<br />

α-Chymotrypsin -Goldkonjugate<br />

Entsprechende Messungen zur Bestrahlungsabhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong><br />

Chymo-Au-Konjugaten wurden ebenfalls <strong>durch</strong>geführt. Die Abhängigkeit der<br />

Aktivität der Proben <strong>von</strong> der Bestrahlung ist in Abbildung 4.24 für 500 <strong>und</strong><br />

10000 Pulse dargestellt. Die Zahl der Scanfelder mußte auf 8x8 Felder erhöht<br />

werden, um Spitzenbestrahlungen <strong>von</strong> 50 mJ/cm2 <strong>und</strong> mehr erreichen zu können<br />

(siehe Abschnitt 3.2.5).


Ergebnisse 149<br />

Restaktivität [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

10 000 Pulse<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

500 Pulse<br />

0<br />

0 20 40 60 80 100<br />

Abbildung 4.24: <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> 15 nm Chymo-Au-Konjugaten in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der Bestrahlung für 500 <strong>und</strong> 10000 Pulse; (scannende Bestrahlung mit 8x8 Feldern;<br />

Wiederholrate der Pulse 1 kHz (35 ps Pulse; 527 nm).<br />

Die <strong>Inaktivierung</strong> der Chymo-Au-Konjugate konnte bei vergleichbaren Bestrahlungen<br />

wie bei der <strong>Inaktivierung</strong> der aP-Au-Konjugate gemessen werden. Die<br />

Aktivität der Proben nimmt bei 104 Pulsen mit der Bestrahlung kontinuierlich<br />

bis auf 25% bei der maximalen Bestrahlung <strong>von</strong> 78 mJ/cm2 ab. Im Fall der<br />

Bestrahlung mit 500 Pulsen nimmt die Bestrahlung erst ab 50 mJ/cm2 ab <strong>und</strong><br />

erreicht bei 76 mJ/cm 2 fast die gleiche Restaktivität wie die mit 10 4 Pulsen be-<br />

strahlten Proben.<br />

4.5.3 Abstandsabhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong><br />

In den Versuchen mit ps-Pulsen konnte gezeigt werden, dass eine <strong>Inaktivierung</strong><br />

möglich ist. Das errechnete Temperaturprofil um ein 15 nm Goldpartikel, das<br />

mit einem ps Puls erhitzt wurde, läßt eine räumliche Auflösung im Bereich einer<br />

Proteinlage erwarten (siehe Abschnitt 2.4), sofern ausschliesslich ein thermischer<br />

Effekt für den Schaden verantwortlich ist. Ein einfacher Versuch, mit dem diese<br />

Hypothese überprüft werden konnte, war die Bestrahlung <strong>von</strong> Konjugaten, bei


150 Ergebnisse<br />

denen Enzyme über zwei Antikörper (siehe Abschnitt 3.5.2) an das Gold gekoppelt<br />

wurden (aP-Ak-Ak-Au). Die folgende Abbildung 4.25 zeigt die <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> alkalische Phosphatase -Goldkonjugaten, alkalische Phosphatase -Lösung ohne<br />

Gold <strong>und</strong> <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase, die in einem Abstand <strong>von</strong> mehr als<br />

einem Antikörper an das Gold geb<strong>und</strong>en war. Die Experimente wurden bei der<br />

Spitzenbestrahlung <strong>von</strong> 54 mJ/cm2 <strong>durch</strong>geführt.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

aP-Au 15nm aP-AK-AK-Au 15nm aP<br />

Abbildung 4.25: Restaktivität <strong>von</strong> aP-Au-Konjugaten, aP-Lösung <strong>und</strong> aP, die über<br />

zwei Antikörper als Abstandshalter an das Gold gekoppelt war (aP-AK-AK-Au), nach<br />

Bestrahlung mit 10000 Pulsen; 54 mJ/cm2 ; scannende Bestrahlung mit 4x4 Feldern<br />

(35 ps-Pulse; 527 nm).<br />

Nur die direkt gekoppelten Enzyme wurden inaktiviert. Die <strong>Inaktivierung</strong> der<br />

über 2 Antikörper gekoppelten alkalischen Phosphatase entspricht der <strong>Inaktivierung</strong>,<br />

die bei dieser Bestrahlung auch ohne Gold hervorgerufen wird. Damit konnte<br />

in dieser Experimentreihe gezeigt werden, dass es eine Abstandsabhängigkeit<br />

der <strong>durch</strong> die Nanopartikel hervorgerufenen <strong>Inaktivierung</strong> im Nanometerbereich<br />

gibt.


Ergebnisse 151<br />

4.5.4 Diffusion der Konjugate<br />

Um zu überprüfen, ob Diffusion der Kolloide in der Probe während scannender<br />

Bestrahlung, die insgesamt etwa 3 Minuten je Probenkammer dauerte, die Messungen<br />

beeinflusst, wurden verschieden große Areale (siehe Abbildung 4.26) einer<br />

aP-Au-Probe mit gleicher Gesamtpulszahl abgescannt.<br />

Abbildung 4.26: Schematische Darstellung des Bestrahlungsmusters zur Untersuchung<br />

des Einflusses der Diffusion der Konjugate auf die <strong>Inaktivierung</strong>. Diff<strong>und</strong>ieren<br />

die Konjugate innerhalb der Bestralungszeit nicht, so sollte sich die Restaktivität für<br />

die dargestellten Bestrahlungsmuster wie 1:2:16 verhalten.<br />

Diff<strong>und</strong>ieren die Partikel während des Experimentes nicht aus der bestrahlten<br />

Fläche, so müsste die <strong>Inaktivierung</strong> nach der Bestrahlung proportional zum Anteil<br />

des bestrahlten Areals sein. Wäre die Diffusion sehr schnell, so sollten alle drei<br />

Bestrahlungsmuster die gleiche <strong>Inaktivierung</strong> aufweisen. Die Proben wurden mit<br />

50 mJ/cm2 <strong>und</strong> je 16 × 10000 Pulsen bestrahlt.


152 Ergebnisse<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

50 mJ/cm²<br />

40 mJ/cm²<br />

25 mJ/cm²<br />

theoretische <strong>Inaktivierung</strong><br />

bei vernachlässigbarer<br />

Diffusion<br />

0.2 0.4 0.6 0.8 1.0<br />

Verhältnis <strong>von</strong> bestrahltem Areal zur Probenfläche<br />

Abbildung 4.27: Die <strong>Inaktivierung</strong> der Konjugate ist proportional zu der bestrahlten<br />

Fläche unabhängig vom Bestrahlungsmuster.<br />

Die Messungen ergeben, dass die <strong>Inaktivierung</strong> im Rahmen der Fehler proportional<br />

zur bestrahlten Fläche ist <strong>und</strong> somit die Diffusion der Konjugate während<br />

der Bestrahlungsdauer keinen entscheidenden Einfluß hat.<br />

4.6 Selektive Schädigung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong><br />

In einem ersten Versuchsansatz an <strong>Zellen</strong> wurde das Konzept der Mikroeffekte<br />

daraufhin untersucht, selektiv einzelne <strong>Zellen</strong>, die mit Antikörper-Goldkonjugaten<br />

markiert worden sind, abtöten zu können. Hierfür wurden <strong>Zellen</strong> genutzt, die<br />

einen charakteristischen Oberflächenmarker besitzen. Wie in Abschnitt 3.8 beschrieben,<br />

wurden die Zelllinien L428 <strong>und</strong> U937 genutzt, wobei die Zelllinie L428<br />

das Oberflächenantigen CD30 trägt <strong>und</strong> die Zellinie U937 nicht. Die <strong>Zellen</strong> wurden<br />

in den Bestrahlungsexperimenten mit Goldkonjugaten aus dem Antikörper<br />

BerH2 <strong>und</strong> 15 nm Goldpartikeln (BerH2-Au) bei 37◦C im Brutschrank inkubiert.<br />

Der Antikörper BerH2 ist gegen CD30 gerichtet. Als Kontrolle wurden die <strong>Zellen</strong><br />

mit Konjugaten aus dem Antikörper MIB-1 <strong>und</strong> 15 nm Goldpartikeln (MIB1-<br />

Au) inkubiert. MIB-1 ist gegen das Kernprotein Ki-67 gerichtet, das auf der


Ergebnisse 153<br />

Zellmembran in keiner Form vorkommen kann. Als weitere Kontrollen wurden<br />

1.) die <strong>Zellen</strong> ganz ohne Goldkonjugate bestrahlt, um eine Schädigung <strong>durch</strong> die<br />

Bestrahlung auszuschliessen <strong>und</strong> 2.) die <strong>Zellen</strong> nach der Inkubation mit Goldkonjugaten<br />

vor der Bestrahlung einmal gewaschen <strong>und</strong> im Vergleich dazu mit<br />

der hohen Konzentration <strong>von</strong> Goldkonjugaten im Puffer bestrahlt, die auch zur<br />

Inkubation benutzt wurde, um einen Schaden <strong>durch</strong> frei im Puffer befindlichem<br />

Gold auszuschließen.<br />

Der Effekt auf die <strong>Zellen</strong> wurde in einer lebend-tot Anfärbung <strong>durch</strong>flusszytometrisch<br />

gemessen. Hierfür wurden die <strong>Zellen</strong> mit dem DNA-Farbstoff Probidiumiodid<br />

(PI) <strong>und</strong> dem Esterasensubstrat BCECF angefärbt. PI gelangt als sehr<br />

kleines Molekül schon bei leichten Plasmamembranpermeabilisierungen <strong>durch</strong> die<br />

Plasmamembran <strong>und</strong> färbt dann direkt, ohne <strong>von</strong> der Kernmembran behindert<br />

zu werden, die DNA an. PI fluoresziert rot mit einem Maximum bei 610 nm. Das<br />

Esterasensubstrat BCECF kann <strong>durch</strong> die intakte Plasmamembran diff<strong>und</strong>ieren<br />

<strong>und</strong> fluoresziert, nachdem es <strong>von</strong> den Esterasen umgesetzt wurde, grün. Außerdem<br />

verändern sich in der umgesetzten Form die polaren Gruppen des Substrats,<br />

so dass es nicht <strong>durch</strong> eine intakte Membran aus der Zelle herausdiff<strong>und</strong>ieren<br />

kann. In der <strong>durch</strong>flusszytometrischen Analyse können <strong>Zellen</strong> nach der Bestrahlung<br />

nach <strong>Zellen</strong> aufgeteilt werden, die unterschiedliche Anteile <strong>von</strong> BCECF <strong>und</strong><br />

PI Fluoreszenz aufweisen. Eine starke PI Fluoreszenz zeigt eine permeabilisierte<br />

Plasmamembran an. Die BCECF Fluoreszenz zeigt die Esterasenaktivität <strong>und</strong><br />

eine soweit intakte Membran an, dass weder die Esterasen noch der umgesetzte<br />

Farbstoff aus der Zelle hinausdiff<strong>und</strong>ieren können.<br />

Abbildung 4.28 zeigt repräsentative Ergebnisse der Fluoreszenzsignale <strong>von</strong> L428<br />

<strong>und</strong> U937 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Goldkonjugaten, MIB-1-Goldkonjugaten <strong>und</strong><br />

ohne Goldkonjugate inkubiert wurden, nach maximaler scannender Bestrahlung<br />

(55 mJ/cm2 ).


154 Ergebnisse<br />

Unbestrahlt Bestrahlt<br />

tot<br />

Unbestrahlt Bestrahlt<br />

tot<br />

lebend<br />

lebend<br />

L428 +<br />

Berh2-Au<br />

a) b)<br />

U937 +<br />

Berh2-Au<br />

c) d)<br />

tot<br />

tot<br />

lebend<br />

lebend<br />

L428 +<br />

Berh2-Au<br />

U937 +<br />

Berh2-Au<br />

Abbildung 4.28: Zwei-Parameter-Darstellung (Dot Plot) <strong>durch</strong>flußzytometrischer Signale<br />

<strong>von</strong> bestrahlten <strong>und</strong> unbestrahlten <strong>Zellen</strong> die mit PI (tot) <strong>und</strong> BCECF (lebendig)<br />

angefärbt wurden; a) L428 <strong>Zellen</strong> (CD30+), die mit BerH2-Gold (Anti-CD30) inkubiert,<br />

aber nicht bestrahlt wurden; b) L428 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Gold inkubiert <strong>und</strong><br />

mit 54 mJ/cm2 bestrahlt wurden; c) U937 <strong>Zellen</strong> (CD30-), die mit BerH2-Gold inkubiert,<br />

aber nicht bestrahlt wurden; d) U937 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Gold inkubiert <strong>und</strong><br />

mit 54 mJ/cm2 bestrahlt wurden.<br />

In den Abbildungen 4.28 a), b) sind eine unbestrahlte <strong>und</strong> eine bestrahlte Probe<br />

der mit BerH2-Gold (anti CD30) inkubierten L428 (CD30+) <strong>Zellen</strong> dargestellt,<br />

in c), d) sind bestrahlte <strong>und</strong> unbestrahlte Proben <strong>von</strong> U937 <strong>Zellen</strong> als Kontrolle<br />

dargestellt, die den CD30 Rezeptor nicht tragen. Für eine Auswertung der Ex-


Ergebnisse 155<br />

perimente wurden mindestens zwei Areale definiert. Die <strong>Zellen</strong> mit einer hohen<br />

Esteraseaktivität zeigen eine starke Fluoresceinfluoreszenz im grünen Spektralbereich<br />

(x-Achse) <strong>und</strong> werden als lebend bezeichnet. Die <strong>Zellen</strong> mit einer niedrigen<br />

Esteraseaktivität <strong>und</strong> einer hohen DNA-Anfärbung, die im Fluoreszenzkanal für<br />

Licht im roten Spektralbereich (y-Achse) sichtbar werden, werden als geschädigt<br />

oder tot bezeichnet. Als weiterer Parameter zur Identifizierung der <strong>Zellen</strong> wurde<br />

das Streulicht gemessen. Zur Auswertung kamen nur Fluoreszenzsignale <strong>von</strong> Partikeln<br />

bzw. <strong>Zellen</strong>, deren Vorwärts- <strong>und</strong> Seitwärtsstreuung in der Größenordnung<br />

<strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> lag. Kleine Zellfragmente wurden in der Auswertung entsprechend<br />

nicht berücksichtigt. Wie deutlich in dem Beispielplots zu sehen ist, existieren<br />

in den Messungen 5 % nicht angefärbte <strong>Zellen</strong>. Der Anteil toter <strong>Zellen</strong> vor der<br />

Bestrahlung betrug in den ersten Pilotexperimenten (siehe Abbildung 4.29 <strong>und</strong><br />

4.30) 30%-50%. In diesen Experimenten wurde die Zellkultur noch optimiert. In<br />

den darauffolgenden Experimenten lag der Anteil toter <strong>Zellen</strong> in der Zellkultur<br />

bei normalen 10% bis 25%.<br />

4.6.1 Selektivität <strong>und</strong> Effizienz der Zellschädigung<br />

4.6.2 Zellschädigung in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> den Inkubationsbedingungen<br />

Die Schädigung der CD30-positiven L428 <strong>Zellen</strong>, an deren Membran BerH2-Au-<br />

Konjugate binden, wurde im ersten Schritt bei Zellkulturbedingungen (37◦C, 10%<br />

CO2) zusammenmitdenKontrollenuntersucht. Die<strong>Zellen</strong>wurdennach30min<br />

Inkubationszeit gewaschen, so dass der Zellschaden nicht unspezifisch <strong>durch</strong> Gold<br />

im Puffer hervorgerufen werden konnte. Die <strong>Zellen</strong> wurden in den Glaslochplatten<br />

bestrahlt <strong>und</strong> 2 St<strong>und</strong>en nach der Bestrahlung in 1,5 ml Färbungspuffer bei<br />

Zimmertemperatur umgesetzt. Die Ergebnisse der Bestrahlungen sind in Abbildung<br />

4.29 dargestellt. Die Balken geben den Anteil der <strong>Zellen</strong> in den definierten<br />

Regionen toter bzw. lebendiger <strong>Zellen</strong> an der Gesamtzahl aller über das Streulicht<br />

identifizierten <strong>Zellen</strong> an. Die Bestrahlung <strong>von</strong> 76 mJ/cm2 hat sich an der<br />

Bestrahlung orientiert, die benötigt wurde, um Chymotrypsin zu inaktivieren.


156 Ergebnisse<br />

Anteil der <strong>Zellen</strong> [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

BerH2-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

MIB1-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

U937 lebend L428 lebend<br />

U937 tot L428 tot<br />

ohne-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

ohne Au<br />

0 mJ/cm²<br />

Abbildung 4.29: Zellschädigungsanteil an L428 (CD30+) <strong>und</strong> U937 (CD30-) <strong>Zellen</strong> in<br />

Abhängigkeit der Bestrahlung nach Inkubation der <strong>Zellen</strong> mit BerH2-Au (Anti CD30)<br />

oder MIB-1-Goldkonjugaten (Anti Ki-67) bei 37◦C direkt nach der Bestrahlung; <strong>von</strong><br />

links nach rechts: <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Au Konjugaten inkubiert <strong>und</strong> 76 mJ/cm2 bestrahlt<br />

wurden;<br />

Kontrollen: <strong>Zellen</strong>, die mit MIB1-Au Konjugaten inkubiert <strong>und</strong> 76 mJ/cm2 bestrahlt<br />

wurden; <strong>Zellen</strong>, die mit 76 mJ/cm2 bestrahlt wurden; <strong>Zellen</strong> die nicht mit Goldkonjugaten<br />

inkubiert <strong>und</strong> nicht bestrahlt wurden (scannende Bestrahlung; 35 ps Pulse;<br />

532 nm).<br />

In den Experimenten wurde trotz des Pilotexperimentcharakters aufgr<strong>und</strong> des hohen<br />

Totanteils deutlich, dass die absorbervermittelte Schädigung der <strong>Zellen</strong> eine<br />

selektive Methode zur Tötung <strong>von</strong> den <strong>Zellen</strong> darstellt, die einen zellspezifischen<br />

Rezeptor tragen. L428 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Au inkubiert wurden, wurden zu<br />

84% abgetötet. Es konnte auch eine partielle Schädigung <strong>von</strong> 20% der Kontrollzellen<br />

U937, die mit MIB1-Au-Konjugaten inkubiert wurden, beobachtet werden.<br />

In keinem der Kontrollexperimente ist es jedoch zu einer Schädigung der <strong>Zellen</strong><br />

gekommen, die der Schädigung bei zusammenpassender Rezeptor-Konjugat-<br />

Kombination vergleichbar ist. Alle Proben wiesen einen relativ hohen Anteil <strong>von</strong><br />

toten <strong>Zellen</strong> auf, der auf die Zellkultur zurückzuführen ist.


Ergebnisse 157<br />

4.6.3 ZelluläreEffekteinnerhalb<strong>von</strong>24h<br />

Da der Schaden eine hohe räumliche Präzision <strong>und</strong> die Reaktionsprodukte nach<br />

der Bestrahlung keinen zytotoxischen Einfluß auf die <strong>Zellen</strong> haben sollten, wurden<br />

die <strong>Zellen</strong> in allen folgenden Experimenten nach der Inkubation nicht mehr<br />

gewaschen. Die Goldkonzentration in dem Probenpuffer war damit in den Proben,<br />

in denen keine Konjugate an die <strong>Zellen</strong> binden sollten, so hoch, dass sich<br />

ca. 1000 Konjugate in einer Entfernung <strong>von</strong> 100 nm zur Zelloberfläche befanden.<br />

Da es in allen Versuchsreihen eine kleine Anzahl überlebender <strong>Zellen</strong> gab, stellte<br />

sich die Frage, ob diese <strong>Zellen</strong> <strong>durch</strong> zeitverzögerte Effekte sterben. Entsprechend<br />

wurden in einer Versuchsreihe die <strong>Zellen</strong> nach der Bestrahlung in 96-Well-Platten<br />

unter Kulturbedingungen aufbewahrt <strong>und</strong> 24 h später untersucht. Innerhalb dieses<br />

Zeitraums <strong>durch</strong>laufen L428 <strong>Zellen</strong> unter Kulturbedingungen eine Zellteilung.<br />

Die Ergebnisse sind in Abbildung 4.30 dargestellt.<br />

Anteil der <strong>Zellen</strong> [%]<br />

120<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

direkt nach<br />

Bestrahlung<br />

BerH2-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

MIB1-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

BerH2-Au<br />

0 mJ/cm²<br />

24h nach<br />

Bestrahlung<br />

BerH2-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

MIB1-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

tot<br />

lebendig<br />

BerH2-Au<br />

0 mJ/cm²<br />

Abbildung 4.30: Anteil geschädigter L428 <strong>Zellen</strong> in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

nach Inkubation der <strong>Zellen</strong> mit BerH2-Goldkonjugaten bei 37◦C; direkt nach der<br />

Bestrahlung <strong>und</strong> 24 h nach der Bestrahlung.<br />

Die Schädigung der <strong>Zellen</strong> direkt nach der Bestrahlung verhält sich prinzipiell genau<br />

wie in den vorangehend beschriebenen Ergebnissen: Die L428 <strong>Zellen</strong>, die mit<br />

dem passenden Antikörper-Gold-Konjugat inkubiert wurden, sind die einzigen,


158 Ergebnisse<br />

dieeinestarkeSchädigung aufweisen. Die mit MIB1-Au-Konjugaten inkubierten<br />

<strong>Zellen</strong> weisen eine schwache Schädigung <strong>von</strong> 20% auf. Auch 24 St<strong>und</strong>en später<br />

verändert sich der Effekt nicht. Es gab ein weiteres zeitverzögertes Sterben der<br />

<strong>Zellen</strong> in den L428-BerH2-Au-Proben, in denen nach 24 h keine lebenden <strong>Zellen</strong><br />

mehr gemessen werden konnten. Die Kontrollproben haben sich dagegen in dieser<br />

Zeit nicht wesentlich verändert, obwohl der Totanteil schon vor der Bestrahlung<br />

hoch war.<br />

Nach diesen Pilotexperimenten kann festgehalten werden, dass eine gezielte Schädigung<br />

<strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> <strong>durch</strong> die Verwendung <strong>von</strong> Goldkonjugaten, die selektiv an<br />

einen für die <strong>Zellen</strong> charakteristischen membranständigen Rezeptor binden, möglich<br />

ist. Die <strong>Zellen</strong> mit zu den Konjugaten passenden Rezeptoren sterben innerhalb<br />

der ersten 24 h vollständig ab. Die Kontrollzellen, an die die Konjugate nicht<br />

binden sollten, werden auch dann nicht abgetötet, wenn das Gold während der<br />

Bestrahlung im Probenpuffer bleibt.<br />

4.6.4 Einfluß der Inkubationstemperatur<br />

Die <strong>Zellen</strong> veränderten sich im mikroskopischen Bild äußerlich bereits direkt nach<br />

der Bestrahlung. Abbildung 4.31 zeigt L428 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Au inkubiert<br />

wurden, direkt vor <strong>und</strong> 10 s nach der Bestrahlung. Es ist deutlich eine Abnahme<br />

des Kontrastes <strong>und</strong> eine Grössenveränderung zu beobachten.


Ergebnisse 159<br />

a)<br />

Abbildung 4.31: Aufnahme der L428 <strong>Zellen</strong> in dem Bestrahlungsaufbau direkt vor<br />

(a) <strong>und</strong> direkt nach (b) der Bestrahlung. Nach der Bestrahlung nimmt der Kontrast<br />

der <strong>Zellen</strong> ab <strong>und</strong> die Größe zu. Zum einfacheren Größenvergleich sind 2 Hilfslinien<br />

eingezeichnet.<br />

Diese Veränderung der optischen Eigenschaften deutet auf einen Membranschaden<br />

hin. Entsprechend wurde in den folgenden Versuchen die Beteiligung der<br />

Plasmamembran an dem zellabtötenden Effekt näher untersucht, indem die Inkubation<br />

<strong>und</strong> Bestrahlung der Proben bei Zellkulturbedingungen bzw. auf Eis<br />

<strong>durch</strong>geführt wurden. Die Hypothese war, dass die Fluidität der Plasmamembran<br />

<strong>und</strong> der Zellmetabolismus auf Eis so weit heruntergesetzt werden, dass die<br />

<strong>Zellen</strong> keine Konjugate internalisieren <strong>und</strong> in Lysosomen aufnehmen können. Der<br />

Zellschaden sollte in diesem Fall in erster Linie <strong>durch</strong> einen Schaden der Plasmamembran<br />

hervorgerufen werden. Bei einer Inkubation unter Zellkulturbedingungen<br />

bei 37◦C ist es denkbar, dass die <strong>Zellen</strong> einen Teil der Konjugate in Lysosomen<br />

aufnehmen <strong>und</strong> während der Bestrahlung die Lysosomen zerstört <strong>und</strong> so ein<br />

Zellschaden hervorgerufen wird.<br />

Die Abhängigkeit des Effekts <strong>von</strong> der Bestrahlung gibt neben der Inkubationstemperatur<br />

weitere Hinweise auf den Schadensmechanismus <strong>und</strong> wurde für Inkubation<br />

bei 37◦C <strong>und</strong> auf Eis gemessen. Einzelne <strong>durch</strong>flusszytometrische Messungen<br />

für Bestrahlungen <strong>von</strong> 0 mJ/cm 2 bis 76 mJ/cm 2 der Experimentreihen unter 0 ◦ C<br />

<strong>und</strong> 37 ◦ C sind in Abbildung 4.32 dargestellt.<br />

b)


160 Ergebnisse<br />

a)<br />

PI Fluoreszenz (650 nm LP)<br />

PI Fluoreszenz (650 nm LP)<br />

b)<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

2<br />

5<br />

2<br />

5<br />

0 [mJ/cm²] 19 [mJ/cm²] 38 [mJ/cm²] 76 [mJ/cm²]<br />

10 2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

1<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

4<br />

1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

2<br />

5<br />

1<br />

10 4 10 0<br />

2<br />

5<br />

3<br />

3<br />

4<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

0 [mJ/cm²] 9 [mJ/cm²] 28 [mJ/cm²] 38 [mJ/cm²]<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10 2<br />

10 3<br />

4<br />

1<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

2<br />

5<br />

2<br />

5<br />

10 2<br />

3<br />

3<br />

4<br />

1<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

4<br />

1<br />

10 4<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 2<br />

10 3<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

5<br />

2<br />

5<br />

2<br />

3<br />

10 2<br />

3<br />

4<br />

1<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 2<br />

4<br />

1<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

Abbildung 4.32: Durchflußzytometersignale <strong>von</strong> L428 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Au-<br />

Konjugaten inkubiert wurden direkt nach Bestrahlung mit BCECF/PI Färbung; a) <strong>Zellen</strong><br />

die bei 37◦C inkubiert <strong>und</strong> bestrahlt wurden, zeigen eine Anfärbung in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der Bestrahlung, bei der mit zunehmender Bestrahlung die PI Fluoreszenz zunimmt,<br />

wobei parallel die Esterasensubstratfluoreszenz abnimmt. b) <strong>Zellen</strong> die auf Eis<br />

inkubiert <strong>und</strong> bestrahlt wurden, nehmen PI auf bevor die Esterasensubstratfluoreszenz<br />

abnimmt. Zur Auswertung wurden die Signale in 5 Regionen aufgeteilt: Region<br />

1 lebend (schwache PI-, starke BCECF-Anfärbung), Region 2 tot (starke PI-, schwache<br />

BCECF-Anfärbung), 2 Zwischenzustände Region 4 (starke PI-, starke BCECF-<br />

Anfärbung) <strong>und</strong> Region 3 (PI- <strong>und</strong> BCECF-Anfärbung auf der Verbindungslinie der<br />

Schwerpunkte der Areale tot <strong>und</strong> lebend), Region 5 Probenverunreinigungen <strong>und</strong> ruhende<br />

<strong>Zellen</strong> (schwache PI-, schwache BCECF-Anfärbung).<br />

Der Zellanteil für unterschiedliche Anfärbungen wurde wie folgt in fünf Regionen<br />

aufgeteilt: Region 1 lebend (schwache PI-, starke BCECF-Anfärbung), Region<br />

2 tot (starke PI-, schwache BCECF-Anfärbung), 2 Zwischenzustände Region<br />

4 (starke PI-, starke BCECF-Anfärbung) <strong>und</strong> Region 3 (PI- <strong>und</strong> BCECF-<br />

Anfärbung auf der Verbindungslinie der Schwerpunkte der Areale tot <strong>und</strong> lebend),<br />

Region 5 Probenverunreinigungen <strong>und</strong> ruhende <strong>Zellen</strong> (schwache PI-, schwache<br />

BCECF-Anfärbung).<br />

Der Verlauf der zweiparametrischen Auftragung der Zellfluoreszenzen in Ab-<br />

10 4<br />

10 4


Ergebnisse 161<br />

hängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung unterscheidet sich für die Inkubationen auf Eis<br />

im Vergleich zu der Inkubation bei 37◦C. Im Fall der auf Eis bestrahlten <strong>Zellen</strong> nahm mit der Bestrahlung zuerst die PI<br />

Fluoreszenz zu, während die Esterasenfluoreszenz sukzessive abnahm. Im Fall<br />

der temperiert bestrahlten <strong>Zellen</strong> nahm die Esterasensubstratfluoreszenz etwa in<br />

dem Maß ab, wie die PI Fluoreszenz zunahm. Um diesen Trend zu quantifizieren,<br />

wurde der Anteil der <strong>Zellen</strong> in den Zellregionen 1-5 bestimmt.<br />

Abbildung 4.33 zeigt den Lebendanteil der L428 <strong>Zellen</strong> nach der Inkubation mit<br />

BerH2-Au <strong>und</strong> Bestrahlungen unter Zellkulturbedingungen. D.h. der Anteil an<br />

<strong>Zellen</strong>, die eine Anfärbung mit hoher Esterasensubstratfluoreszenz <strong>und</strong> ohne PI<br />

Fluoreszenz aufweisen, die den unbestrahlten Kontrollzellen entspricht. Da sich<br />

das Anfärbungsverhalten der auf Eis inkubierten <strong>und</strong> bestrahlten <strong>Zellen</strong> so weit<br />

<strong>von</strong> dem Anfärbungsverhalten der unter Zellkulturbedingungen angefärbten <strong>Zellen</strong><br />

unterscheidet, wurde die Definition des Tot- <strong>und</strong> Lebendanteils verändert.<br />

Aus diesem Gr<strong>und</strong> ist nur der Lebendanteil dargestellt, der mit dem Lebendanteil<br />

der Ergebnisse der Pilotversuche am besten übereinstimmt.


162 Ergebnisse<br />

Anteil lebender <strong>Zellen</strong> [%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

BerH2-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

L428<br />

U937<br />

BerH2-Au<br />

76 mJ/cm²<br />

BerH2-Au<br />

0 mJ/cm²<br />

ohne Au<br />

76 mJ/cm²<br />

Abbildung 4.33: Ergebnisse der Versuchsreihen zur laserinduzierten Schädigung <strong>von</strong><br />

L428 <strong>Zellen</strong> (CD30+) mit BerH2-Goldkonjugaten (anti-CD30) nach einer Inkubation<br />

<strong>und</strong> Bestrahlung bei 37◦C. Dargestellt sind die Ergebnisse <strong>von</strong> Versuchen direkt nach<br />

der Bestrahlung. Als Kontrollen wurden <strong>Zellen</strong> nicht bestrahlt bzw. nicht mit Goldkonjugaten<br />

inkubiert <strong>und</strong> wurden U937 <strong>Zellen</strong> (CD30-) mit BerH2-Au inkubiert <strong>und</strong><br />

bestrahlt.<br />

Die beobachtete Zellabtötung war wie in den vorhergehenden Experimenten selektiv.<br />

Die Effizienz des Effekts <strong>von</strong> 95% Abtötung direkt nach der Bestrahlung<br />

bei Inkubation mit dem passenden Konjugat lässt sich in diesen Experimenten<br />

besser ablesen als in den vorhergehenden, da die Zellkultur neu angesetzt wurde<br />

<strong>und</strong> der Totanteil auf 10 bis 20% in der Zellkultur reduziert werden konnte.<br />

Die zu diesen Experimenten <strong>durch</strong>geführte Vergleichsmessung bei einer Inkubation<br />

<strong>und</strong> Bestrahlung der <strong>Zellen</strong> auf Eis ist in Abbildung 4.34 dargestellt.


Ergebnisse 163<br />

Anteil lebender <strong>Zellen</strong> [%]<br />

100<br />

90<br />

80<br />

70<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

L428<br />

U937<br />

BerH2-Au<br />

58 mJ/cm²<br />

BerH2-Au<br />

58 mJ/cm²<br />

BerH2-Au<br />

0 mJ/cm²<br />

ohne Au<br />

58 mJ/cm²<br />

Abbildung 4.34: Ergebnisse der Versuchsreihen zur laserinduzierten Schädigung <strong>von</strong><br />

L428 <strong>Zellen</strong> (CD30+) mit BerH2- Goldkonjugaten (anti-CD30) nach einer Inkubation<br />

<strong>und</strong> Bestrahlung bei 0◦C. Dargestellt sind die Ergebnisse <strong>von</strong> Versuchen direkt nach<br />

der Bestrahlung. Als Kontrollen wurden <strong>Zellen</strong> nicht bestrahlt bzw. nicht mit Goldkonjugaten<br />

inkubiert. Ebenso wurden U937 <strong>Zellen</strong> (CD30-) mit BerH2-Au inkubiert<br />

<strong>und</strong> bestrahlt.<br />

Die Schädigungen sind vergleichbar zu den Ergebnissen einer Inkubation bei 37◦C. Die Schädigung der U937 Kontrollzellen ist im Vergleich zu den bei 37◦C inkubierten<br />

<strong>und</strong> bestrahlten <strong>Zellen</strong> auffällig gering.


164 Ergebnisse<br />

Im Folgenden werden die Ergebnisse als Zellanteile in den Regionen lebend, tot<br />

<strong>und</strong> in 3 Zwischenzuständen dargestellt. Die <strong>Zellen</strong>, die bei 37◦C, d.h. bei aktivem<br />

Stoffwechsel inkubiert <strong>und</strong> bestrahlt wurden, weisen eine abnehmende BCECF<br />

Färbung bei gleichzeitger Zunahme der PI Färbung mit der Bestrahlung auf. Für<br />

die hohen Bestrahlungen <strong>von</strong> 76 mJ sind alle <strong>Zellen</strong> tot.<br />

Zellanteil[%]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

lebende <strong>Zellen</strong> (Region1)<br />

tote <strong>Zellen</strong> (Region2)<br />

Zellanteil[%]<br />

60 Region 3<br />

Region 4<br />

40<br />

Region 5<br />

0<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80 0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 4.35: Anteil geschädigter <strong>Zellen</strong> in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

nach Inkubation der <strong>Zellen</strong> mit BerH2- Goldkonjugaten unter Kulturbedingungen.<br />

Bei den gekühlten <strong>Zellen</strong> ist der Großteil der <strong>Zellen</strong> in den Zwischenzuständen<br />

mit einer größeren Menge PI beladen (Region4).<br />

Zellanteil [%]<br />

80<br />

60<br />

40<br />

lebende <strong>Zellen</strong> (Region1)<br />

tote <strong>Zellen</strong> (Region2)<br />

20<br />

10<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Zellanteil[%]<br />

20<br />

60<br />

50<br />

40<br />

30<br />

20<br />

10<br />

0<br />

Region 3<br />

Region 4<br />

Region 5<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 4.36: Anteil geschädigter <strong>Zellen</strong> in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

nach Inkubation der <strong>Zellen</strong> mit BerH2- Goldkonjugaten auf Eis.<br />

Die Abnahme des Anteils der lebenden” (d.h. gegenüber der nicht bestrahlten<br />

”<br />

Kontrolle unverändert angefärbten <strong>Zellen</strong>) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

ist für die beiden Inkubationsbedingungen 0 ◦ Cbzw. 37 ◦ C nicht signifikant un-<br />

terschiedlich (Abbildung 4.35 <strong>und</strong> Abbildung 4.36).<br />

Die Ergebnisse der beiden Versuchsansätze unterscheiden sich jedoch in ihren Anteilen<br />

an <strong>Zellen</strong> in den Regionen 3, 4 <strong>und</strong> 5 in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung.


Ergebnisse 165<br />

Diese Regionen stellen ein Übergangsstadium zwischen eindeutig lebenden <strong>und</strong><br />

toten <strong>Zellen</strong> dar. In den unter Kulturbedingungen bestrahlten Proben Abbildung<br />

4.35 nimmt der Anteil der <strong>Zellen</strong> in Region 3, der Region mit gleichmäßig abnehmender<br />

Esterasenaktivität <strong>und</strong> kontinuierlich zunehmender PI Fluoreszenz,<br />

mit der Bestrahlung erst zu <strong>und</strong> ab 50 mJ/cm2 wieder ab. Bei der maximalen<br />

Bestrahlung <strong>von</strong> 76 mJ/cm2 erreicht der Wert unter 5%.<br />

Im Fall der auf Eis bestrahlten <strong>Zellen</strong> (Abbildung 4.36) nimmt zuerst die PI Fluoreszenz<br />

zu <strong>und</strong> dann sukzessive die Esterasensubstratfluoreszenz ab. Dies spiegelt<br />

sich in dem ansteigenden Anteil der <strong>Zellen</strong> in Region 4 wieder. Die Proben wurden<br />

in dieser Meßreihe nur bis zur Maximalbestrahlung <strong>von</strong> 48 mJ/cm2 bestrahlt,<br />

so dass der Schaden im Bereich subletaler Bestrahlungen besser dargestellt wurde.<br />

Der zu erwartende Abfall des Anteils der <strong>Zellen</strong> in Region 4 zu höheren<br />

Bestrahlungen analog zu dem Abfall der <strong>Zellen</strong> in Region 3 bei Bestrahlung bei<br />

37◦C wurde demnach nicht beobachtet.<br />

Das unterschiedliche Färbungsverhalten bleibt über 10 St<strong>und</strong>en erhalten, was an<br />

den überschüssigen <strong>Zellen</strong>, die 10 St<strong>und</strong>en in der Färbungslösung bei Raumtemperatur<br />

geblieben sind, zu sehen ist.


166 Ergebnisse<br />

a)<br />

b)<br />

PI Fluoreszenz (650 nm LP)<br />

PI Fluoreszenz (650 nm LP)<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

0 [mJ/cm²] 19 [mJ/cm²] 38 [mJ/cm²] 76 [mJ/cm²]<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

0 [mJ/cm²] 9 [mJ/cm²] 28 [mJ/cm²] 38 [mJ/cm²]<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10 2<br />

10 3<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 4<br />

10 3<br />

10 2<br />

0 10 1<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

10 2<br />

10 3<br />

0 10<br />

BCECF Fluoreszenz (520 nm)<br />

1<br />

Abbildung 4.37: Durchflußzytometersignale <strong>von</strong> L428 <strong>Zellen</strong>, die mit BerH2-Au-<br />

Konjugaten inkubiert wurden 10 St<strong>und</strong>en nach Bestrahlung mit BCECF/PI Färbung;<br />

a) <strong>Zellen</strong> die bei 37◦C inkubiert <strong>und</strong> bestrahlt wurden, zeigen eine Anfärbung in<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung, bei der mit zunehmender Bestrahlung die PI Fluoreszenz<br />

zunimmt, wobei parallel die Esterasenfluoreszenz abnimmt. b) <strong>Zellen</strong> die auf<br />

Eis inkubiert <strong>und</strong> bestrahlt wurden, nehmen PI auf, bevor die Esterasensubstratfluoreszenz<br />

abnimmt.<br />

Abbildung 4.37b) zeigt <strong>durch</strong>flußzytometrische Messungen <strong>von</strong> auf Eis inkubierten<br />

<strong>und</strong> bestrahlten <strong>Zellen</strong>, Abbildung 4.37a) zeigt die entsprechenden Signale<br />

<strong>von</strong> bei 37◦C inkubierten <strong>und</strong> bestrahlten <strong>Zellen</strong>.<br />

Zusammenfassend unterscheiden sich die Schädigung der <strong>Zellen</strong> nach einer Inkubation<br />

mit Nanogoldkonjugaten <strong>und</strong> Bestrahlung auf Eis bzw. unter Kulturbedingungen<br />

bei 37◦C darin, dass die Abnahme der Esterasenaktivität der auf<br />

Eis bestrahlten <strong>Zellen</strong> erst bei höheren Bestrahlungen zu beobachten ist. Die<br />

PI-Fluoreszenz nimmt bei beiden Inkubationsbedingungen in vergleichbarer Weise<br />

mit der Bestrahlung zu. Die Verteilung der <strong>Zellen</strong> auf die unterschiedlichen<br />

Anfärbungsregionen bleibt über mehrere St<strong>und</strong>en stabil.<br />

10 4<br />

10 4


Kapitel 5<br />

Modellierung der Schäden<br />

5.1 Partikeltemperaturen <strong>und</strong> -fragmentierung<br />

Für die Auswertung <strong>und</strong> Deutung der Experimente ist eine Abschätzung der<br />

während der Bestrahlung auftretenden Partikeltemperaturen erfolgt. Da eine<br />

direkte Messung nicht möglich war, wurden die erwarteten Temperaturverläufe<br />

mit der analytischen Lösung der Wärmeleitungsgleichung berechnet (siehe Abschnitt<br />

2.4). Die Temperaturrechnung beruht auf aus der Literatur entnommenen<br />

Werten für die Dichte ρ, dieWärmekapazität cp <strong>und</strong> der Wärmeleitfähigkeit K<br />

der Partikel <strong>und</strong> des Wassers. Die absorbierte Energie ∆Q pro Partikel kann<br />

<strong>durch</strong> den Absorptionskoeffizienten µa oder über den Q-Faktor angegeben werden,<br />

der das Verhältnis <strong>von</strong> optischem zu geometrischem Querschnitt der Partikel<br />

angibt. Ist der komplexe Brechungsindex gut genug bekannt, so kann die Absorption<br />

pro Partikel auch nach der Mie-Theorie berechnet werden (siehe Abschnitt<br />

2.5.1).<br />

Für die Temperaturrechnungen wurden die physikalischen Parameter der Partikel<br />

<strong>und</strong> <strong>von</strong> Wasser bei Zimmertemperatur eingesetzt. Veränderungen der physikalischen<br />

Parameter der beteiligten Materialien <strong>durch</strong> die Bestrahlung <strong>und</strong> Temperaturerhöhung<br />

wie z. B. Phasenübergänge, temperaturabhängige Veränderungen<br />

des Brechungsindex’ oder Temperaturabhängigkeiten in der Wärmeleitung wurden<br />

nicht berücksichtigt.<br />

Die Werte <strong>von</strong> cp,ρ <strong>und</strong> K der mikrometergroßen Absorber waren nicht bekannt<br />

<strong>und</strong> wurden <strong>von</strong> den Gr<strong>und</strong>materialien ausgehend abgeschätzt. Die Abschätzung<br />

167


168 Schadensmodellierung<br />

Material ρ[g/cm 3 ] cp[J/gK] K[W/Km]<br />

Wasser 1 4.19 0.561<br />

Gold 19.3 0.129 318<br />

Tabelle 5.2: Dichte, spezifische Wärmekapazität <strong>und</strong> Wärmeleitfähigkeit <strong>von</strong> Gold<br />

<strong>und</strong> Wasser.<br />

erfolgte anhand der Massenanteile, indem die cp,ρ <strong>und</strong> K den Massenanteilen<br />

nach gemittelt wurden. Für die Polystyrenpartikel, die zu 12% aus Magnetit<br />

<strong>und</strong> zu 88% aus Polystyren bestehen, ergeben sich die in der folgenden Tabelle<br />

aufgelisteten Werte. Dabei sind ρ die Dichte, cp die spezifische Wärmekapazität<br />

<strong>und</strong> K die Wärmeleitfähigkeit.<br />

Material ρ[g/cm 3 ] cp[J/gK] K[W/Km]<br />

Polystyren 0.906 1.75 0.033<br />

SiO2 2.196 0.74 0.85<br />

Magnetit 6.6 0.45 7<br />

Dynabead 1.59 0.61 0.87<br />

SikaM 2.76 0.70 1.65<br />

Tabelle 5.1: Dichte, spezifische Wärmekapazität <strong>und</strong> Wärmeleitfähigkeit der Mikropartikel<br />

<strong>und</strong> der Gr<strong>und</strong>materialien.<br />

Die Wärmeleitungseigenschaften der Silikapartikel wurden wie bei den Kunststoffpartikeln<br />

unter Benutzung der Wärmeleitfähigkeit <strong>von</strong> eisenhaltigem Glas<br />

abgeschätzt [112]. Für die Partikel, die zu 13% aus Magnetit <strong>und</strong> zu 87% aus Silikat<br />

bestehen, ergeben sich die in der vorangehenden Tabelle aufgelisteten Werte.<br />

Für Wasser <strong>und</strong> Gold wurden die in der folgenden Tabelle aufgelisteten Parameter<br />

bei der Temperaturberechnungen genutzt.<br />

Die Absorption pro Partikel lässt sich am besten als Q-Faktor angeben. Für die<br />

Rechnungen wurden die Q-Faktoren aus der folgenden Tabelle eingesetzt.<br />

In den folgenden Abschnitten wird die Temperaturverteilung <strong>und</strong> der Temperaturverlauf<br />

für Bestrahlungsexperimente mit Mikro-, Nano- <strong>und</strong> Pikosek<strong>und</strong>enlasern<br />

dargestellt.


Schadensmodellierung 169<br />

Material Q-faktor<br />

Gold 0.7<br />

PM-Partikel 0.28<br />

SM-Partikel 0.74<br />

Tabelle 5.3: Verhältnis <strong>von</strong> optischem zu geometrischem Querschnitt (Q-Faktor) der<br />

Partikel.<br />

5.1.1 Temperaturverlauf auf Mikropartikeln<br />

Zur Berechnung des Temperaturverlaufs auf den Mikropartikeln wurde mit Hilfe<br />

der Wärmeleitungsgleichung 2.4 die Lösung der Greenfunktion an der Partikeloberfläche<br />

<strong>von</strong> 2.8 µm PM-Absorbern <strong>und</strong> 8 µm SM-Absorbern berechnet. Durch<br />

Faltung mit dem normierten 15 µs Pulsverlauf des Ti:Sa wurden anschließend die<br />

Temperaturerhöhung pro mJ/cm2 Bestrahlung berechnet. Der berechnete Temperaturverlauf<br />

auf der Partikeloberfläche <strong>von</strong> 6 µm SM-Konjugaten ist in Abbildung<br />

5.1 dargestellt. Die Temperaturabschätzungen mit diesen Rechnungen nur<br />

bis zur Blasenbildungsschwelle sinnvoll. Die Rechnung für SM-Absorber zeigt den<br />

2<br />

T [K/(mJ/cm )]<br />

0.15<br />

0.125<br />

0.1<br />

0.075<br />

0.05<br />

0.025<br />

0<br />

0µm<br />

1µm<br />

2µm<br />

10 20 30 40 50<br />

t [µs]<br />

Abbildung 5.1: Temperaturverlauf auf der Absorberoberfläche <strong>von</strong> 6 µm Silika-<br />

Magnetit-Absorbern, in 1 µm <strong>und</strong> 2 µm Entfernung; Bestrahlung mit 15 µs Ti:Sa Puls.


170 Schadensmodellierung<br />

Temperaturverlauf solcher Partikel im Mikrometerbereich. Die relativ lange thermische<br />

Relaxationszeit der Partikel im Verhältnis zu den Intensitätsmodulationen<br />

des Ti:Sa Lasers glättet den Temperaturverlauf. Die Temperatur ist erst in 2 µm<br />

Entfernung <strong>von</strong> der Partikeloberfläche auf 20% abgefallen, so dass ein relativ<br />

großes Volumen <strong>durch</strong> Wärmeleitung erhitzt wird. Die Temperaturen an der<br />

Oberfläche<strong>von</strong>PM-Absorbernmit2.8µmDurchmesser sind vom prinzipiellen<br />

Verlauf her vergleichbar. Die Maximaltemperatur, die an der Oberfläche <strong>durch</strong><br />

6 µs Farbstofflaserpulse induziert wird beträgt 0.3 K/(mJ/cm2 ), in 2 µm Entferung<br />

beträgt sie 0.15 K/(mJ/cm2 ).<br />

Diese prinzipiellen Abhängigkeiten lassen sich mit Hilfe der Rechnungen gut darstellen.<br />

Bei der Berechnung der absoluten Temperaturen ergeben sich jedoch<br />

Fehler, die wie folgt abgeschätzt werden können. Die Berechnung <strong>von</strong> cP ,ρ<br />

<strong>und</strong> K über eine Mittelung nach den Massenanteilen der Gr<strong>und</strong>substanzen ist<br />

problematisch, da schon geringe Beimischungen <strong>von</strong> einer Fremdsubstanz die<br />

Wärmeleitung <strong>von</strong> Materialien stark verändern können, wenn die Beimischungen<br />

auf atomarer Ebene in die Gr<strong>und</strong>substanz eingebaut werden. Deutlich wird dies<br />

am Beispiel <strong>von</strong> Metalllegierungen bzw. Gläsern, deren thermische Leitfähigkeit<br />

als reine Gr<strong>und</strong>substanz im Vergleich zur Legierung um den Faktor 2 variieren<br />

können [112]. Im Fall <strong>von</strong> SiO2 reduziert sich die Wärmeleitfähigkeit unter Zusatz<br />

<strong>von</strong> Fe2O3 zu 20% <strong>und</strong> Na2O zu 18% <strong>von</strong> 1.5 W/Km auf 0.95 W/Km bei<br />

100◦C [112]. Außerdem variiert die Wärmeleitung in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Temperatur<br />

jeweils selbst. So verändert sich z. B. die thermische Leitfähigkeit <strong>von</strong><br />

Glas (SiO2) <strong>von</strong> -150◦C bis zu 100◦C <strong>von</strong> 0.85 W/Km auf 1.5 W/Km. Die <strong>von</strong><br />

Wasser verändert sich <strong>von</strong> 0.6 W/Km bei 20◦C auf auf 0.68 W/Km bei 150◦C <strong>und</strong> nimmt anschließend auf 0.45 bei 350◦C ab [172, 112]. Aus der abnehmenden<br />

Wärmeleitfähigkeit der Materialien <strong>und</strong> den Fehlern <strong>durch</strong> die Mittelung der Eigenschaften<br />

der Gr<strong>und</strong>substanzen lässt sich demnach ein Fehler <strong>von</strong> ca. 20% bis<br />

30% in den berechneten Temperaturen erwarten. Eine weitere problematische<br />

Größe ist der Absorptionskoeffizient der Partikel. Dieser konnte nicht gemessen<br />

werden, da die Größenverteilung <strong>und</strong> die Homogenität der Partikelbeladung mit<br />

Magnetit variierten. Allein <strong>durch</strong> die Größenverteilung der SM-Partikel, die vom<br />

Hersteller angegeben ist, würden sich Fehler in der Bestimmung des Absorptionskoeffizienten<br />

pro Partikel <strong>von</strong> 50% ergeben.


Schadensmodellierung 171<br />

5.1.2 Temperaturverlauf auf Gold-Nanopartikeln<br />

Im Gegensatz zu den Mikropartikeln sind die physikalischen Eigenschaften <strong>von</strong><br />

Gold-Nanopartikeln ausführlich untersucht worden. So ist für Gold der komplexe<br />

Brechungsindex, aus dem sowohl der Streu- als auch der Absorptionskoeffizient<br />

genau berechnet werden kann, <strong>von</strong> mehreren Gruppen in unterschiedlichen<br />

Verfahren gemessen worden [83, 112, 141, 45]. Da der Q-Faktor für Gold empfindlich<br />

vom komplexen Brechungsindex abhängt, ergeben sich aus verschiedenen<br />

Messungen für die verwendeten Partikel Q-Faktoren, die um den Faktor 2 <strong>von</strong><br />

0.7 bis 1.4 variieren. Zusätzlich ist der Q-Faktor selbst temperaturabhängig <strong>und</strong><br />

Q-Faktor<br />

1.4<br />

1.2<br />

1.0<br />

0.8<br />

0.6<br />

0.4<br />

500<br />

2<br />

4<br />

1<br />

3<br />

510 520 530 540 550<br />

Wellenlänge [nm]<br />

Abbildung 5.2: Q-Faktor für die Absorption <strong>von</strong> 15 nm Goldpartikeln nach Angaben<br />

<strong>von</strong> van der Hulst (1), Otter(2), CRC (3) <strong>und</strong> Doremus (4) [83, 141, 112, 45].<br />

nimmt für flüssiges Gold um den Faktor 4 ab [141, 102]. Ein weiterer Effekt,<br />

der die Goldabsorption besonders bei Bestrahlung mit ps-Pulsen beeinflußt, ist<br />

ein Ausbleichen der Absorptionsresonanz. Werden die Partikel mit zu hohen<br />

Intensitäten bestrahlt, können die optisch angeregten Elektronen nicht mehr relaxieren,<br />

so dass sich die Resonanzfrequenz verschiebt [91]. Entsprechend ist<br />

auch für Gold die Absorption mit einer gewissen Unsicherheit behaftet. Um eine<br />

Abschätzung der Mindesttemperaturen erstellen zu können, wurde der niedrigste


172 Schadensmodellierung<br />

Q-Faktor nach den Angaben <strong>von</strong> van der Hulst [83] für die Rechnungen zugr<strong>und</strong>egelegt.<br />

Die Veränderung der physikalischen Eigenschaften <strong>von</strong> Gold <strong>und</strong> Wasser<br />

mit der Temperatur wurden nicht berücksichtigt. Die Fehler, die hier<strong>durch</strong> entstehen,<br />

lassen sich in Teilen abschätzen. Die Abnahme der Wärmeleitung um<br />

20% bei einer Temperaturerhöhung <strong>von</strong> 300 auf 1200 K [112] spielt keine Rolle,<br />

da die Wärmeleitung nach wie vor so viel höher ist als die <strong>von</strong> Wasser, dass<br />

die Temperaturverteilung in den Goldpartikeln in guter Näherung als homogen<br />

angenommen werden kann.<br />

In den Rechnungen wurde die hohe Wärmeleitfähigkeit <strong>von</strong> Wasser bei Zimmertemperatur<br />

eingesetzt, so dass die berechnete Temperatur eine Mindesttemperatur<br />

darstellt. Die räumlichen <strong>und</strong> zeitlichen Temperaturverläufe, die man um<br />

15 nm Goldpartikel bis zu Temperaturen vom spinodalen Punkt erwarten kann,<br />

sind für eine Bestrahlung mit 35 ps Pulsen in Abbildung 5.3 dargestellt.<br />

T [K/(mJ/cm²)]<br />

100<br />

10<br />

räumliche Temperaturentwicklung zeitliche Temperaturentwicklung<br />

Wasser Wasser<br />

Protein Gold Protein<br />

nach 50 ps<br />

100 ps<br />

200 ps<br />

500 ps<br />

1000 ps<br />

0<br />

0<br />

-15 -10 -5 0 5 10 15<br />

0 500 1000<br />

a) b)<br />

Radius [nm] Zeit [ps]<br />

T [K/(mJ/cm²)]<br />

100<br />

10<br />

0nm<br />

5nm<br />

10 nm<br />

10 nm<br />

1500 2000<br />

Abbildung 5.3: a) Berechneter räumlicher Temperaturverlauf nach Bestrahlung mit<br />

35 ps Pulsen in der Schnittebene <strong>durch</strong> ein Goldpartikel <strong>und</strong> die direkte Umgebung am<br />

Ende des Laserpulses. b) Zeitlicher Temperaturverlauf in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Entfernung<br />

zur Goldoberfläche. Die Temperatur nimmt schon innerhalb der Ausdehnung<br />

einer Proteinlage stark ab <strong>und</strong> hält nur für 10 bis 15 ps an.<br />

In dieser Abbildung wird die starke Temperaturerhöhung pro eingestrahlter Be-<br />

strahlung <strong>von</strong> 100 K/( mJ/cm 2 ) deutlich. Schon mit 3 mJ/cm 2 werden Tempe-<br />

raturen an der Partikeloberfläche bis zum spinodalen Punkt <strong>von</strong> Wasser induziert.<br />

Außerdem ist der starke Temperaturgradient bemerkenswert, der um die Partikel


Schadensmodellierung 173<br />

zu erwarten ist. Die Temperaturen haben in einem Abstand <strong>von</strong> nur 15 nm (1<br />

Proteinlage) bereits um einen Faktor 10 im Vergleich zu den Maximaltemperaturen<br />

abgenommen.<br />

Unter den oben genannten Annahmen <strong>von</strong> linearer Wärmeleitung <strong>und</strong> Vernachlässigung<br />

der latenten Wärme für Schmelzen <strong>und</strong> Verdampfen ergaben sich bei<br />

den genutzten Bestrahlungsparametern, unter denen eine Enzyminaktivierung<br />

beobachtet werden konnte (54 mJ/cm2 ,35psPulslänge), Oberflächentemperaturen<br />

<strong>von</strong> 4500 K <strong>und</strong> 9000 K für die 15 nm <strong>und</strong> 80 nm Partikel. Da diese Temperaturen<br />

oberhalb der Phasenübergänge <strong>von</strong> Wasser <strong>und</strong> Gold liegen, können mit dem verwendeten<br />

einfachen thermischen Modell die bei der <strong>Inaktivierung</strong> auftretenden<br />

Temperaturen nicht mehr berechnet werden.<br />

Oberhalb vom spinodalen Punkt muss mit einer Blase um die Partikel gerechnet<br />

werden, so dass diese thermisch isoliert werden <strong>und</strong> entsprechend schneller<br />

bis zum Schmelzpunkt <strong>von</strong> Gold erhitzt werden können. Ab der Schmelztemperatur<br />

muss die latente Schmelzwärme <strong>von</strong> 63 J/g zugeführt werden, um eine<br />

weitere Temperaturerhöhung zu bewirken. Ab der Verdampfungstemperatur<br />

muss die latente Verdampfungswärme <strong>von</strong> 1.65 kJ/g aufgebracht werden, bevor<br />

die Partikel vollständig verdampft sind. Mit der spezifischen Wärmekapazität<br />

<strong>von</strong> 0.129 J/gK <strong>und</strong> einem Q-Faktor <strong>von</strong> 0.7 kann eine Maximaltemperatur abgeschätzt<br />

werden, die sich unter Vernachlässigung der Wärmeleitung oberhalb<br />

vom spinodalen Punkt ergibt. Zum Vergleich sind die Energien, die bei unverändert<br />

anhaltender Wärmeleitung aufgebracht werden müssten, in der folgenden<br />

Tabelle aufgeführt. In der Tabelle sind die Energien aufgelistet, die benötigt<br />

werden, um bis zu einer der Temperaturen bzw. einem vollständigen Aufschmelzen<br />

oder einem vollständigen verdampfen nötig sind. Analog zu den Temperaturrechnungen<br />

mit ps-Pulsen ist in Abbildung 5.4 der zeitliche Temperaturverlauf für<br />

6 ns Pulse bei Temperaturen unterhalb vom spinodalen Punkt dargestellt. In der<br />

vorhergehenden Tabelle sind ebenfalls die Energien aufgeführt, die benötigt werden,<br />

um die Partikel bis zum spinodalen Punkt <strong>von</strong> Wasser, zum Schmelzpunkt<br />

<strong>und</strong> zum Verdampfungspunkt zu heizen bzw. vollständig zu verdampfen. Die<br />

Wärmeleitung spielt bei Bestrahlung mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen im Vergleich zu<br />

den Pikosek<strong>und</strong>enpulsen eine wichtige Rolle, was an der geringeren erreichbaren<br />

Maximaltemperatur <strong>und</strong> daran, dass der Temperaturverlauf dem Laserpulsverlauf<br />

leicht folgt, zu sehen ist. Die Temperaturerhöhung im umgebenden Wasser<br />

weist wie bei einer Bestrahlung mit ps-Pulsen einen starken Temperaturgradi-


174 Schadensmodellierung<br />

Bestrahlung [mJ/cm 2 ] ps-Pulse ns-Pulse<br />

zum Erreichen Isolation ab keine Isolation Isolation ab keine Isolation<br />

<strong>von</strong> 300 ◦ C 300 ◦ C<br />

300 ◦ C 2.8 2.8 160 160<br />

1064 ◦ C 8.2 10.4 165 597<br />

∆HSchmelz. 12 14 169 600<br />

2857 ◦ C 25 32 182 1624<br />

∆HVerdampf. 115.4 123 272 1715<br />

Tabelle 5.4: Energie die für ps-Pulse bzw. ns-Pulse benötigt wird, um die 15 nm<br />

Goldpartikel bis auf 300 ◦ C, 1064 ◦ C <strong>und</strong> 2857 ◦ C zu heizen bzw. die Schmelz- <strong>und</strong> Ver-<br />

dampfungsenthalpie zuzuführen. Die Werte sind für die Annahmen angegeben, dass 1. )<br />

die Partikel ab dem spinodalen Punkt bei 300◦C vollständig isoliert werden bzw. 2. )<br />

unter der Annahme, dass die Wärmeleitung über den gesamten Temperaturbereich<br />

unverändert anhält.<br />

enten auf, der jedoch deutlich geringer ist als im Fall der ps-Pulse. So fällt die<br />

Temperatur innerhalb der ersten 10 nm nur <strong>von</strong> 1.7 K auf 0.55 K pro mJ/cm2 ab.<br />

Nach diesen Temperaturrechnungen benötigt man für Nanosek<strong>und</strong>enpulse<br />

160 mJ/cm2 , um die Partikel bis zum spinodalen Punkt zu erhitzen. Geht man<br />

für höhere Temperaturen <strong>von</strong> einer vollständigen Isolation <strong>durch</strong> eine entstehende<br />

Blase aus, so müßten die Partikel bei 165 mJ/cm2 aufgeschmolzen sein.<br />

Somit ergeben sich auch im Fall der Nanosek<strong>und</strong>enpulse für die Bestrahlungen,<br />

mit denen Proteine inaktiviert werden können, im Bereich ab 500 mJ/cm2 Temperaturen<br />

weit oberhalb vom spinodalen Punkt <strong>von</strong> Wasser.<br />

5.2 Berechnung der Proteinschäden<br />

Eine Berechnung der Proteinschäden nach dem thermischen Schadensmodell,<br />

das der Arrheniusgleichung folgt <strong>und</strong> nach einem Schwellprozeß für die Gold-<br />

Nanopartikel, wurde <strong>durch</strong>geführt, da sowohl die Laserpulsverläufe als auch die<br />

Inhomogenitäten in einem Teil der Experimente einen Einfluß auf die Abhängigkeit<br />

der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Bestrahlung haben <strong>und</strong> nicht einfach <strong>durch</strong> idealisierte<br />

Pulsverläufe <strong>und</strong> Strahlprofile genähert werden konnten. Berechnet wurden die


Schadensmodellierung 175<br />

T [K/(mJ/cm²)]<br />

1.75<br />

1.5<br />

1.25<br />

1<br />

0.75<br />

0.5<br />

0.25<br />

0nm<br />

5nm<br />

10 nm<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

Zeit [ns]<br />

Abbildung 5.4: Temperaturverlauf auf der Oberfläche <strong>von</strong> 15 nm Goldpartikeln, in<br />

5 nm <strong>und</strong> 10 nm Abstand bei Bestrahlung mit einem 6 ns Puls (532 nm). Die Temperatur<br />

nimmt innerhalb der ersten Proteinlage auf die Hälfte ab <strong>und</strong> folgt zeitlich der<br />

Laserpulsintensität.<br />

Temperaturverläufe jeweils an der Oberfläche, in 5 nm Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm<br />

Entfernung <strong>von</strong> der Partikeloberfläche, da diese Entferungen der Größenordnung<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> entsprechen.<br />

Das räumliche Strahlprofil <strong>und</strong> die Probengeometrie wurden berücksichtigt. Zur<br />

Berechnung der Bestrahlung <strong>und</strong> damit der Temperatur an jedem Ort in der<br />

Probe wurde das als Videosignal aufgenommene Strahlprofil <strong>durch</strong> eine Funktion<br />

beschrieben, so dass ein Wert für die lokale Bestrahlung an jedem Ort vorlag.<br />

Als Funktionen wurden eine Gaußfunktion, die entweder an das mit einer<br />

CCD-Kamera aufgenommene Strahlprofil gefittet wurde oder mit der aus der<br />

Messerschneidetechnik erhaltenen Halbwertsbreiten berechnet wurde bzw. eine<br />

zweidimensionale Funktion, die die Intensität des Videobilds wiedergibt, genutzt.<br />

Die Probenform wurde berücksichtigt, indem die Probenhöhe für jeden Ort als<br />

Wichtungsfaktor in die Berechnung einging.<br />

Der Abfall der normierten Enzymaktivität wurde für alle Punkte in der Probe in


176 Schadensmodellierung<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung aus dem Schadensintegral nach<br />

berechnet.<br />

caktiv<br />

c0<br />

= e −Ω(t)<br />

Ω(t) = −<br />

� ∞<br />

0<br />

k(t)dt ′<br />

(5.1)<br />

(5.2)<br />

Der Beitrag <strong>von</strong> jedem Probenpunkt, der aufgr<strong>und</strong> der Tropfenform zum Rand<br />

der Tropfen hin abnimmt, wurde wie folgt gewichtet:<br />

�<br />

G(RTropfen) = R2 Tropfen − r2 für RTropfen ≥ r (5.3)<br />

0 für RTropfen


Schadensmodellierung 177<br />

Auf diese Weise können auch Ergebnisse <strong>von</strong> Proben, die mit einem inhomogenen<br />

Strahlprofil bestrahlt wurden, mit theoretischen Vorhersagen verglichen werden.<br />

Als alternativer Schadensmechanismus wurde die <strong>Inaktivierung</strong> aufgr<strong>und</strong> einer<br />

Zerstörung der Proteine oberhalb einer bestimmten Schwellentemperatur berechnet.<br />

Mögliche Prozesse mit Schwellentemperatur, die Proteine zerstören könnten,<br />

sind die Phasenübergänge <strong>von</strong> Wasser (flüssig-gasförmig) <strong>und</strong> <strong>von</strong> Gold (festflüssig-gasförmig).<br />

Für die Berechnung wurde angenommen, dass es zu einem<br />

vollständigen Schaden nach dem Übergang kommt <strong>und</strong> vor dem Übergang kein<br />

Schaden verursacht wird. Diese Bedingung wird <strong>durch</strong> die Gewichtung<br />

Ω(x, y) =0 für Temperatur(x, y) ≤ Temperatur Phasenübergang (5.6)<br />

∞ für Temperatur(x, y) > Temperatur Phasenübergang (5.7)<br />

beschrieben. Der normierte Gesamtschaden ist unter Berücksichtigung der Tropfenform<br />

mit der Gewichtung aus Gleichung 5.3 erfolgt, so dass sich der Gesamtschaden<br />

nach Gleichung 5.5 berechnen ließ.<br />

5.2.1 Berechnung der Schäden an Nanogoldkonjugaten<br />

nach der Arrheniusgleichung<br />

Im folgenden Abschnitt wird der gemessene Verlauf der <strong>Inaktivierung</strong> mit einem<br />

berechneten Schaden nach der Arrheniusgleichung verglichen.<br />

Für α-Chymotrypsin liegen als gr<strong>und</strong>legende Messungen zur thermischen Denaturierungskinetik<br />

die Messungen <strong>von</strong> Pohl [149] <strong>und</strong> Lange [105] vor. Pohl gibt an,<br />

dass seine Werte die vollständige Entfaltung beschreiben. Die <strong>von</strong> Lange gemessenen<br />

Raten wurden keinem Entfaltungsprozess eindeutig zugeordnet. Es wurde<br />

angenommen, dass die spektroskopisch beobachteten Strukturveränderungen zu<br />

einer <strong>Inaktivierung</strong> <strong>durch</strong> fehlerhafte Rückfaltung oder Aggregation führen.<br />

Durch Extrapolation dieser Raten zu hohen Temperaturen <strong>und</strong> kurzen Zeiten<br />

erfolgte die Berechnung der thermischen Schäden <strong>von</strong> α-Chymotrypsin . Für<br />

alkalische Phosphatase wurden die Raten extrapoliert, die für die thermische<br />

Denaturierung im Zeitbereich <strong>von</strong> Sek<strong>und</strong>en in Wasserbad-Temperatursprungexperimenten<br />

gemessen wurden.


178 Schadensmodellierung<br />

Es wurden folgende Arrheniusparameter verwendet:<br />

Ea<br />

−<br />

RateArrhenius : k = A0 · e R·T (5.8)<br />

23 1<br />

RateaP : A0 =1.85 · 10<br />

s Ea<br />

5 J<br />

=1.61 · 10 (5.9)<br />

mol<br />

39 1<br />

Ratechymo : A0 =8.28 · 10<br />

s Ea<br />

3 J<br />

= 250 · 10 (5.10)<br />

mol<br />

In Abbildung 5.6 ist die errechnete aP-Au-Restaktivität <strong>und</strong> die chymo-Au-<br />

Restaktivität in Abhängigkeit der Bestrahlung mit dem inhomogenen gaußähnlichen<br />

Strahlprofil zusammen mit den Messergebnissen dargestellt. Aufgetragen<br />

ist die Bestrahlung im Maximum des gaußähnlichen Strahlprofils.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

1Puls aP-Schaden<br />

100<br />

80<br />

berechnet<br />

80<br />

Restaktivität [%]<br />

60<br />

1 Puls aP-Goldkonjugate<br />

60<br />

1 Puls chymo-Schaden<br />

berechnet Rate Pohl<br />

1 Puls chymo-Schaden<br />

berechnet Rate Lange<br />

40 40<br />

1Puls chymo-Goldkonjugate<br />

20<br />

5nm<br />

100 Pulse aP-Goldkonjugate<br />

0nm 10nm<br />

0<br />

0 800 1600 2400 3200<br />

20<br />

0<br />

0<br />

5nm<br />

0nm 10 nm<br />

0nm<br />

800<br />

5nm<br />

1600<br />

10 nm<br />

2400 3200<br />

a) Bestrahlung [mJ/cm²] b) Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 5.6: Berechnete <strong>und</strong> gemessene Restaktivität <strong>von</strong> Gold-Konjugaten nach<br />

Bestrahlung mit 16 ns Pulsen. Die Restaktivität wurde für den Temperaturverlauf an<br />

der Oberfläche der Partikel, in 5 nm Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm Entfernung <strong>von</strong> der Partikeloberfläche<br />

berechnet. a) aP-Au-Konjugate-Probentropfen, Bestrahlung <strong>durch</strong> 1 <strong>und</strong><br />

100 Pulse; b) chymo-Au-Konjugate, Bestrahlung <strong>durch</strong> 1 Puls; ab 160 mJ/cm2 wird<br />

der spinodale Punkt im Zentrum der Probe erreicht; ab 280 mJ/cm2 wird der spinodale<br />

Punkt in der gesamten Probe aufgr<strong>und</strong> des inhomogenen gaußähnlichen Profils<br />

überschritten.<br />

Die berechneten Schäden decken sich für keines der Experimente mit den beobachteten<br />

<strong>Inaktivierung</strong>en.<br />

Ab einer Bestrahlung <strong>von</strong> 160 mJ/cm2 werden zentral Temperaturen oberhalb<br />

des spinodalen Punktes an den Partikeln induziert, so dass die Proben einen<br />

sukzessive mit der Bestrahlung größer werdenden Anteil an Partikeln enthielten,<br />

um die mit Blasenbildung gerechnet werden musste. Ab 280 mJ/cm2 muss mit<br />

Blasenbildung um alle Partikel gerechnet werden. Die <strong>Inaktivierung</strong> ist in allen


Schadensmodellierung 179<br />

Fällen erst bei Bestrahlungen um einen Faktor 2 bis 4 höher erfolgt, als dies nach<br />

den berechneten thermischen Schäden erwartet worden wäre.<br />

Die inhomogene Bestrahlung führt zu einer Abflachung der <strong>Inaktivierung</strong>skurven<br />

in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung im Vergleich zu den für ein homogenes<br />

Strahlprofil erwarteten Kurven.<br />

Die Berechnung der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> chymo-Au-Konjugaten auf der Basis der<br />

Extrapolation der Pohlschen Denaturierungsraten ist in Abbildung 5.6 b) dargestellt.<br />

Das Ergebnis entspricht dem der alkalische Phosphatase -<strong>Inaktivierung</strong>en.<br />

Der prinzipielle Verlauf ist richtig, die experimentell beobachteten Kurven verlaufen<br />

zu flach <strong>und</strong> die berechneten Bestrahlungen liegen um einen Faktor 2 zu<br />

niedrig.<br />

Da in Temperatursprungexperimenten <strong>von</strong> Lange mit einer Zeitauflösung im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich<br />

[105] Raten mit einer geringeren Steigung in Abhängigkeit<br />

<strong>von</strong> der Temperatur im Vergleich zu den Raten induzierte Raten <strong>von</strong> Tryptophan-<br />

Absorptionsänderungen für α-Chymotrypsin als <strong>von</strong> Pohl gemessen wurden, wurden<br />

diese Raten zusätzlich in den Modellrechnungen herangezogen. Die entsprechenden<br />

<strong>Inaktivierung</strong>en nach den Raten <strong>von</strong> Lange sind jeweils zusätzlich in<br />

Abbildung 5.6 dargestellt.<br />

Nach den Rechnungen kann mit diesem Strahlprofil maximal eine <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> 50% <strong>von</strong> chymo-Au Konjugaten nach den Raten <strong>von</strong> Pohl bei Temperaturen<br />

unterhalb des spinodalen Punktes, d. h. ohne Blasenbildung erwartet werden.<br />

Experimentell konnte diese <strong>Inaktivierung</strong> jedoch nicht beobachtet werden.<br />

Um die Artefakte auszuschließen, die <strong>durch</strong> das inhomogene Strahlprofil <strong>und</strong><br />

daraus folgende Blasenbildung hervorgerufen werden können, wurden chymo-Au-<br />

Konjugate mit einem homogenen Strahlprofil bestrahlt (Abbildung 5.7). Die<br />

Blasenbildung kann ab einer Bestrahlung <strong>von</strong> 160 mJ/cm2 in der gesamten Probe<br />

erwartet werden.


180 Schadensmodellierung<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0<br />

5nm<br />

0nm 10 nm<br />

400<br />

0nm 5nm<br />

Raten Lange<br />

Raten Pohl<br />

15nm Chym.- Gold<br />

Restaktivität<br />

10 nm<br />

800 1200 1600<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 5.7: Berechnete <strong>und</strong> gemessene Restaktivität <strong>von</strong> chymo-Goldkonjugaten<br />

nach Bestrahlung mit 6 ns Pulsen. Die Restaktivität wurde für den Temperaturverlauf<br />

an der Oberfläche der Partikel, in 5 nm Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm Entfernung <strong>von</strong> der<br />

Partikeloberfläche berechnet. Ab 160 mJ/cm2 wird der spinodale Punkt im Zentrum<br />

der Probe erreicht.<br />

Nach den Rechnungen kann eine vollständige <strong>Inaktivierung</strong> ab 100 mJ/cm2 <strong>und</strong><br />

einem Puls nach den Raten <strong>von</strong> Pohl erwartet werden. Eine <strong>Inaktivierung</strong> wurde<br />

jedoch erst bei Bestrahlungen ab 600 mJ/cm2 weit oberhalb des spinodalen<br />

Punktes beobachtet.<br />

Die Berechnung der thermischen Schäden <strong>durch</strong> Bestrahlung mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen<br />

nach dem Arrheniusmodell erfolgte analog zu der Berechnung der Schäden<br />

im Fall der Nanosek<strong>und</strong>en-Experimente. Abbildung 5.8 zeigt die theoretisch erwarteten<br />

Denaturierungskurven <strong>von</strong> aP-Au-Konjugaten. Die Diagramme zeigen<br />

die berechnete <strong>Inaktivierung</strong> für die Temperaturen an der Partikeloberfläche, in<br />

5 nm Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm Entfernung in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

mit jeweils 500 bzw. 10000 Pulsen. In der Berechnung der Schäden wurde das<br />

Abscannen der Proben berücksichtigt. Ab einer Bestrahlung <strong>von</strong> 3 mJ/cm2 wird<br />

die Temperatur <strong>von</strong> 300◦C der Goldpartikel am Maximum des scannenden Strahls<br />

überschritten. Ab einer Bestrahlung <strong>von</strong> 5 mJ/cm 2 wird diese Temperatur in der


Schadensmodellierung 181<br />

in der gesamten Probe überschritten. Im Fall der Phosphatase wurde 16 Felder<br />

abgescannt (siehe 3.2.5).<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0nm<br />

5nm<br />

500 Pulse<br />

10nm<br />

Restaktivität [%]<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50<br />

a) Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

b) Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0nm<br />

5nm<br />

10nm<br />

10000 Pulse<br />

Abbildung 5.8: Berechnete <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> alkalische Phosphatase -<br />

Goldkonjugaten auf der Basis eines thermischen Schadens zusammen mit den<br />

Messergebnissen unter Berücksichtigung der scannenden Bestrahlung a) 500 Pulse b)<br />

10000 Pulse. Die Restaktivität wurde für den Temperaturverlauf an der Oberfläche<br />

der Partikel, in 5 nm Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm Entfernung <strong>von</strong> der Partikeloberfläche<br />

berechnet.<br />

Bei scannender Bestrahlung <strong>von</strong> aP-Au-Konjugaten setzt die erwartete <strong>Inaktivierung</strong><br />

erst bei Bestrahlungen ein, bei denen im Zentrum des scannenden<br />

Strahls der spinodale Punkt bereits überschritten wurde. Bei der Bestrahlung<br />

<strong>von</strong> 5 mJ/cm2 , ab der in der gesamten Probe mit einer Blasenbildung zu rechnen<br />

ist, kann maximal eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> 60% erwartet werden. Eine Messung<br />

der thermischen Denaturierungskinetik ohne Blasen kann demnach nicht mit der<br />

scannenden Bestrahlung erfolgen. Die experimentell beobachteten Kurven verlaufen<br />

wesentlich flacher als die nach der Arrheniusgleichung berechneten.<br />

Der thermische Schaden nach Bestrahlung mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen wurde für<br />

α-Chymotrypsin auf der Basis der thermischen Denaturierungskonstanten <strong>von</strong><br />

Pohl berechnet. Im Unterschied zu den Experimenten mit alkalische Phosphatase<br />

wurden die Konjugate mit 64 Feldern <strong>und</strong> mit einem Strahlprofil bestrahlt,<br />

das einen um den Faktor 1.4 höheren Spitzenbestrahlungswert hatte. Eine Blasenbildung<br />

kann wiederrum ab 3 mJ/cm2 erwartet werden. Eine Blasenbildung<br />

um alle Partikel in der Probe ab 3.45 mJ/cm2 .


182 Schadensmodellierung<br />

Restaktivität [%]<br />

100 100<br />

80 80<br />

60 60<br />

10 nm 10 nm<br />

500 Pulse<br />

40 40<br />

5nm<br />

5nm<br />

Restaktivität [%]<br />

20 20<br />

10 000 Pulse<br />

0nm<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

0nm<br />

0<br />

0 10 20 30 40 50 60 70 80<br />

a) Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

b) Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 5.9: Berechnete <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> Chymotrypsin-Goldkonjugaten auf<br />

der Basis eines thermischen Schadens zusammen mit den Messergebnissen unter<br />

Berücksichtigung der scannenden Bestrahlung a) 500 Pulse b) 10000 Pulse. Die Restaktivität<br />

wurde für den Temperaturverlauf an der Oberfläche der Partikel, in 5 nm<br />

Entfernung <strong>und</strong> in 10 nm Entfernung <strong>von</strong> der Partikeloberfläche berechnet.<br />

Eine vollständige <strong>Inaktivierung</strong> unterhalb des spinodalen Punktes konnte demnach<br />

erwartet werden, wenn man die Oberflächentemperatur für den Schaden<br />

verantwortlich macht. Der Temperaturgradient um die Partikel ist jedoch so<br />

stark, dass man keine <strong>Inaktivierung</strong> unterhalb des spinodalen Punkts mehr erwarten<br />

kann, wenn das gesamte Protein (5 nm) auf Temperaturen nahe 300◦C erhitzt werden muss.<br />

Experimentell konnten <strong>Inaktivierung</strong>en erst bei Bestrahlungen beobachtet werden,<br />

die um einen Faktor 3 bis 10 höher lagen, als den Rechnungen nach zu<br />

erwarten ist. In den Rechnungen wird deutlich, dass eine <strong>Inaktivierung</strong> erst<br />

oberhalb des spinodalen Punktes erfolgt. Zusätzlich ist der Temperaturgradient<br />

innerhalb der 10 nm d. h. innerhalb der Proteine so groß, dass die Bestrahlung<br />

schon um einen Faktor 4 höher sein muss, wenn man die Proteinmitte auf die<br />

gleiche Temperatur heizen will wie die goldzugewandte Proteinseite. Der <strong>Inaktivierung</strong>sverlauf<br />

im Fall der Bestrahlung mit 10000 Pulsen ist weniger <strong>von</strong> der<br />

Bestrahlung abhängig als dass dies <strong>von</strong> der thermischen Schädigungstheorie her<br />

erwartet wird. D. h. dass trotz des extrem hohen Temperaturgradienten <strong>und</strong><br />

der hohen Temperaturen die <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> α-Chymotrypsin nicht mit einem<br />

thermischen Schaden erklärt werden kann, der mit den <strong>von</strong> Pohl beschriebenen<br />

Raten abläuft.


Schadensmodellierung 183<br />

5.2.2 Berechnung der Schäden an Nanogoldkonjugaten<br />

nach einem Schwellwertprozeß<br />

Neben einem Schaden nach der Arrheniusgleichung kann es zu einer <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>durch</strong> Phasenübergänge mit den daraus folgenden chemischen Veränderungen der<br />

Umgebung kommen. Die erwarteten Bestrahlungsabhängigkeiten unter der Annahme,<br />

dass es zu einer vollständigen Proteininaktivierung nach dem Erreichen<br />

der Schmelztemperatur <strong>von</strong> Gold kommt, ist in Abbildung 5.10 für die homogene<br />

als auch die inhomogene Bestrahlung der Goldkonjugate mit Nanosek<strong>und</strong>en-<br />

Pulsen dargestellt.<br />

Restaktivität [%]<br />

100 100<br />

80 80<br />

Restaktivität [%]<br />

60 60<br />

40 40<br />

20 20<br />

0<br />

0 800 1600 2400 3200 3800<br />

0<br />

0 160 320 480 640 800 960 1120<br />

a) Bestrahlung [mJ/cm²] b) Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 5.10: Berechnete <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> Enzym-Gold-Konjugaten <strong>durch</strong> einen<br />

Phasenübergang bei 1064◦CinAbhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung nach einem Puls zusammen<br />

mit den Ergebnissen der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> chymo-Au-Konjugaten. a) inhomogenes<br />

gaußähnliches Strahlprofil b) homogenes Strahlprofil (16 ns bzw. 6 ns-Puls; 15<br />

nm Gold; Bestrahlung in Probentropfen).<br />

Die Temperatur der Partikel, bei der einen <strong>Inaktivierung</strong> beobachtet werden kann,<br />

liegt bei Temperaturen deutlich oberhalb des spinodalen Punktes, so dass die <strong>Inaktivierung</strong><br />

nicht in direktem Zusammenhang mit Blasenbildung <strong>und</strong> einer Temperatur<br />

<strong>von</strong> ca. 300◦C stattfindet.<br />

Für das homogene Strahlprofil stimmt die gemessene <strong>Inaktivierung</strong> mit einem<br />

Schaden <strong>durch</strong> einen Phasenübergang <strong>von</strong> Gold überein. Diese Übereinstimmung<br />

in der Schwellentemperatur ist entweder zufällig oder spricht dafür,dassesnicht<br />

zu einer vollständigen Isolierung der Partikel <strong>durch</strong> Blasen kommt. Ein Indiz<br />

dafür, dass es nicht zu einer vollständigen Isolierung kommt, ist, dass in diesem<br />

Fall bei ca. 270 mJ/cm2 eine vollständige Verdampfung der Partikel zu erwarten


184 Schadensmodellierung<br />

wäre <strong>und</strong> kaum vorstellbar ist, dass <strong>durch</strong> eine vollständige Verdampfung der<br />

Partikel die Proteine nicht geschädigt werden.<br />

Der Verlauf der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>durch</strong> einen Schwellwertprozess für das gaußähnliche<br />

Strahlprofil des MBB Lasers zeigt sowohl in den Rechnungen als auch in den Experimenten<br />

einen vergleichbaren Kurvenverlauf.<br />

Betrachtet man analog zu den Rechnungen mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen den Schaden,<br />

der in Folge des Schmelzens der Goldpartikel während der Pikosek<strong>und</strong>enpuls-<br />

Bestrahlung verursacht wird, so sind die Bestrahlungen, die experimentell benötigt<br />

wurden, um ca. einen Faktor 3 höher als die berechneten Bestrahlungen, die für<br />

ein Aufheizen des Goldes auf 1064◦C an der Partikeloberfläche benötigt werden.<br />

Restaktivität [%]<br />

100<br />

80<br />

60<br />

40<br />

20<br />

0<br />

0<br />

0nm<br />

20<br />

10000 Pulse<br />

500 Pulse<br />

40 60 80 100<br />

Bestrahlung [mJ/cm²]<br />

Abbildung 5.11: Berechnete <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> Enzym-Goldkonjugaten <strong>durch</strong> die<br />

scannende Bestrahlung mit 35 ps Pulsen auf der Basis eines Schadens ab der Schwellentemperatur<br />

<strong>von</strong> 1064◦C an der Partikeloberfläche zusammen mit den Ergebnissen<br />

der scannenden Bestrahlung <strong>von</strong> chymo-Au.


Kapitel 6<br />

Diskussion<br />

6.1 Thermische Mikroeffekte<br />

Die selektive laserinduzierte <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> über selektive Absorption<br />

in Gewebe ist die Gr<strong>und</strong>lage therapeutischer Ansätzen zur selektive Therapie<br />

des retinalen Pigmentepithels (SRT) oder der selektiven Haarentfernung mit<br />

Lasern [170, 24, 159, 160, 7, 21]. Nach extrapolierten thermischen Denaturierungsraten<br />

<strong>von</strong> unterschiedlichen <strong>Proteinen</strong> <strong>und</strong> Gewebe ist es denkbar, dass es<br />

zu einer thermischen Denaturierung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> in der Umgebung <strong>von</strong> Absorbern<br />

innerhalb <strong>von</strong> Mikrosek<strong>und</strong>en kommen kann [84]. Für die Partikel kann<br />

eine Oberflächentemperatur während der Bestrahlung ohne Blasenbildung bis<br />

zum spinoidalen Punkt <strong>von</strong> Wasser erwartet werden, sofern die Partikel nicht<br />

als heterogener Nukleationskeim wirken. Durch heterogene Nukleation setzt die<br />

Blasenbildung bei mikrometergroßen Partikeln allerdings meist schon bei geringeren<br />

Temperaturen ein. Ist eine Überhitzung <strong>von</strong> Wasser bis in die Nähe des<br />

spinoidalen Punkts (ca. 270 ◦ C bis 305 ◦ C) möglich, ohne dass es zu einer Blasen-<br />

bildung kommt, so kann eine thermische <strong>Inaktivierung</strong> nach den extrapolierten<br />

Raten sogar innerhalb <strong>von</strong> Nanosek<strong>und</strong>en erwartet werden. Die Ergebnisse der<br />

Bestrahlung der Enzym-Absorberkonjugate für Bestrahlungen unterhalb der Blasenbildungsschwelle<br />

werden im folgenden Abschnitt in Hinblick auf die möglichen<br />

thermischen Mikroeffekte diskutiert. Die Bestrahlung der mikrometer- <strong>und</strong> nanometergroßen<br />

Konjugate mit Mikro-, Nano- <strong>und</strong> Pikosek<strong>und</strong>en Pulslänge <strong>und</strong><br />

die da<strong>durch</strong> induzierten Temperatursprünge an <strong>Proteinen</strong> in den drei Zeitbereichen,<br />

die sich jeweils um drei Größenordnungen unterscheiden, sollten dabei einen<br />

185


186 Diskussion<br />

Überblick über mögliche Reaktionen geben, die bei den hohen Temperaturen <strong>und</strong><br />

kurzen Zeiten ablaufen können.<br />

Das Modellsystem, bestehend aus Enzymen, die an der Oberfläche <strong>von</strong> anorganischen<br />

Partikeln immobilisiert sind, wurde für die Untersuchung der thermischen<br />

Denaturierungskinetik <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> gewählt, da die Enzyme eine einfache Aussage<br />

über die biologische Aktivität der Proteine nach der Bestrahlung erlauben.<br />

Die mit <strong>Proteinen</strong> beschichteten Partikel stellen außerdem in Hinblick auf die Effekte<br />

in <strong>Zellen</strong> eine stark vereinfachte, aber in einem zentralen Punkt vergleichbare<br />

Situation dar: Die Proteine sind an der Partikeloberfläche dicht gepackt,<br />

so dass sie mit ihren direkten Nachbarn reagieren können <strong>und</strong> liegen in einer<br />

<strong>durch</strong> die Bindung geordneten Struktur vor, die Proteinbewegungen <strong>und</strong> Reaktionen<br />

einschränkt. Dies ist in <strong>Zellen</strong> z.B. für membranständige Proteine der<br />

Fall. In einem Teil der Experimente wurde vollständig denaturiertes Protein in<br />

hoher Konzentration zu den Proben zugesetzt, um eine Aggregation der Enzyme<br />

mit Peptiden im Puffer zu bewirken. Die Situation ist nicht unbedingt mit<br />

der Situation in <strong>Zellen</strong> vergleichbar. <strong>Zellen</strong> sind zwar ebenfalls sehr dicht mit<br />

<strong>Proteinen</strong> gefüllt, diese reagieren im gefalteten Zustand jedoch nicht unbedingt<br />

mit einzelnen über eine lokale Heizung entfalteten <strong>Proteinen</strong>. Außerdem gibt es<br />

zusätzlich eine Reihe <strong>von</strong> Reparaturproteinen, die fehlgefaltete Proteine in der<br />

Zelle abbauen. Um bei thermischen Mikroeffekten nicht speziell <strong>von</strong> dem verwendeten<br />

System abhängig zu sein, war die Identifizierung <strong>von</strong> einem thermisch<br />

induzierbaren Effekt, der weitgehend unabhängig <strong>von</strong> der Proteinstruktur <strong>und</strong><br />

der Proteinumgebung ist, besonders interessant. Im Folgenden wird diskutiert,<br />

ob solch ein Effekt an dem Modellsystemen beobachtet werden konnte.<br />

Bei den Experimenten an Mikropartikeln ohne Aggregationsprotein wurden an<br />

der Oberfläche der Partikel mit Hilfe der Druckkammer Temperaturen <strong>von</strong> mindestens<br />

180◦C induziert, ohne dass eine <strong>Inaktivierung</strong> beobachtet werden konnte,<br />

obwohl dies nach den extrapolierten Raten erwartet wurde. Bei der Interpretation<br />

diese Ergebnisses stellt sich natürlich die Frage nach dem Einfluß der Konjugation<br />

auf die thermische Stabilität der Proteine.


Diskussion 187<br />

6.1.1 Einfluß der Protein-Partikel-Bindungen auf die<br />

thermische Denaturierungskinetik<br />

Einerseits kommt es <strong>durch</strong> Anheftung der Proteine an eine Oberfläche zu einer<br />

Stabilisierung in Hinblick auf eine Entfaltung [63]. Andererseits werden Reaktionsschritte<br />

innerhalb der Proteine wie Reaktionen der Untergruppen oder<br />

die Trennung einzelner Bindungen nicht unbedingt behindert. Auf diese Weise<br />

können an Oberflächen geb<strong>und</strong>ene Proteine eine andere Denaturierungskinetik<br />

als Proteine in Lösung zeigen.<br />

Es ist bekannt, dass sowohl die Bindung <strong>von</strong> α-Chymotrypsin als auch <strong>von</strong> alkalischer<br />

Phosphatase an Oberflächen einen Einfluß auf die Aktivität der Enzyme<br />

haben kann [26, 210, 203]. Durch die chemischen Schritte bei der kovalenten Koppelung<br />

der Proteine an die Mikrometerpartikel können auch die Proteine selber<br />

chemisch modifiziert oder sogar vernetzt werden. Um den Einfluß der mit der kovalente<br />

Koppelung verb<strong>und</strong>enen Veränderungen des Proteins auf seine Proteinstabilität<br />

abschätzen zu können, ist entscheidend, wie weit Enzyme in ihrer Struktur<br />

verändert werden können, ohne ihre Aktivität zu verlieren. Nach dem Schlüssel-<br />

Schloß Prinzip, das enzymatischen Reaktionen zugr<strong>und</strong>e liegt [183], müssen die<br />

Enzyme eine gewisse Labilität aufweisen, damit das Substrat in dem aktiven<br />

Zentrum des Enzyms binden kann. Dass diese Beweglichkeit sowohl ein wichtiger<br />

Bestandteil für die Funktion eines Proteins als auch für die Thermostabilität<br />

der Proteine ist, läßt sich gut damit illustrieren, dass das Temperaturoptimum<br />

<strong>und</strong> die thermische Stabilität <strong>von</strong> Enzymen identischer Funktion unterschiedlicher<br />

Lebewesen an die Umgebungstemperatur der Lebewesen angepaßt sind<br />

[108, 110, 109]. Zusätzlich korreliert die Lebensdauer der Enzyme innerhalb des<br />

Organismus mit der thermischen Stabilität [189]. Zusammenfassend ist damit ein<br />

Enzym, das chemisch soweit modifiziert ist, dass seine Stabilität stark zunimmt,<br />

auch nicht mehr aktiv. Gianfreda [63] kommt entsprechend zu dem Schluß, dass<br />

aktive immobilisierte Enzyme ein gutes Modellsystem für Enzyme in der Mikroumgebung<br />

<strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> darstellen, da Enzyme dort auch nur beschränkt frei<br />

beweglich sind. Bikerstaff [17] hat für Proteinstrukturuntersuchungen deshalb<br />

den Schluß gezogen, dass immobilisierte Enzyme, solange sie aktiv sind, gute Untersuchungen<br />

in Hinblick auf die Struktur zulassen. In der vorliegenden Arbeit<br />

wird demnach da<strong>von</strong> ausgegangen, dass die enzymatisch aktiven Proteine so weit<br />

unverändert bleiben, dass sie sich auch in Hinblick auf ihre thermische Stabilität


188 Diskussion<br />

nicht gr<strong>und</strong>sätzlich anders verhalten als ungeb<strong>und</strong>ene Enzyme.<br />

Der Einfluß der kovalenten Bindungen an die Mikropartikel auf die Enzymstabilität<br />

wurden im Gegensatz zum Einfluß der Goldkonjugation experimentell untersucht,<br />

da die Experimente an den Mikrometerpartikeln in Hinblick auf die<br />

thermischen Mikroeffekte besonders wichtig sind. Der Vergleich der Denaturierung<br />

<strong>von</strong> Enzym Mikropartikelkonjugaten mit der Denaturierung <strong>von</strong> gelöstem<br />

Enzym in Wasserbadtemperatursprungexperimenten hat keine signifikanten Unterschiede<br />

ergeben. Sowohl alkalische Phosphatase als auch α-Chymotrypsin werden<br />

<strong>durch</strong> die kovalente Koppelung nicht um mehr 5◦C, d.h. im Rahmen der<br />

Meßgenauigkeit der Enzymaktivität in ihrer <strong>Inaktivierung</strong>stemperatur bei 10 s<br />

Temperatursprüngen bzw. 100 s Temperatursprüngen verändert.<br />

Für α-Chymotrypsin wurde der Einfluß einer kovalenten Modifizierung <strong>von</strong> einer<br />

Aminogruppe des Proteins auf die thermische Stabilität im Detail <strong>von</strong> Mozhaev<br />

untersucht [131]. Entscheidend für die Veränderung der Thermostabilität ist<br />

dabei die Ladung der Seitenkette des Moleküles, mit der α-Chymotrypsin gekoppelt<br />

wird, da über die Ladungen der Gruppen die Hydrophobizität der Proteine<br />

verändert werden kann. Eine Erhöhung der Hydrophobizität führt zu einer<br />

Stabilisierung unter physiologischen Bedingungen, da sich die Proteine gegen<br />

einen höheren Zusammenhalt entfalten müssen. Für die genutzte Konjugation<br />

ohne zusätzliche Ladungen an einer hydrophilen Oberfläche erwartet man nach<br />

Mozhaev keine gr<strong>und</strong>legende Veränderung der thermischen Denaturierungskinetik.<br />

6.1.2 Temperaturen an Mikroabsorbern<br />

Die Temperatur, die an den Partikeloberflächen ohne Blasenbildung mindestens<br />

erreicht wird, ist für die Interpretation der Ergebnisse entscheidend. Diese Mindesttemperatur<br />

kann über den äußeren Druck beeinflußt werden. Eine Berechnung<br />

der Temperatur war nicht mit der nötigen Präzision möglich, da die physikalischen<br />

Parameter der Partikel nicht ausreichend genau bekannt waren. Einen<br />

Aufschluß über die erreichten Mindesttemperaturen erhält man jedoch über die<br />

Blasenbildung.<br />

Für die Magnetit beladenen Polystyren-Absorber kann nach der Temperaturabschätzung<br />

<strong>von</strong> einer Temperatur im Bereich <strong>von</strong> 100◦C ausgegangen werden,


Diskussion 189<br />

da sich innerhalb der Partikel eine mit Magnetit gesättigte Polystyren Matrix<br />

befindet, die Reste <strong>von</strong> Lösungsmittel enthalten kann, die verdampfen können.<br />

Das Polystyren selbst kann bei Temperaturen über 100◦CseineIntegrität verlieren,<br />

da der Schmelzpunkt <strong>von</strong> Polystyren bei 89◦C liegt. Die Beobachtung, dass<br />

ein Teil der Blasen Lebensdauern im Minutenbereich hatte, spricht dafür, dass es<br />

zumindest teilweise zu einer Verdampfung <strong>von</strong> organischen Substanzen kommt,<br />

die dann ein schwer lösliches Gas in den Blasen bilden. Die Temperaturen an der<br />

Oberfläche der PM-Partikel direkt unterhalb der Blasenbildungsschwelle sollten<br />

demnach im Bereich <strong>von</strong> 100◦C liegen.<br />

Die Silikatpartikel sind in Hinblick auf ihre thermische Stabilität sehr viel besser<br />

geeignet, um hohen Temperaturen zu widerstehen. Ihrem Herstellungsverfahren<br />

nach sind sie bis mindestens 800◦C stabil. Deshalb wurde eine Fragmentierung<br />

nie beobachtet. Die Blasenkinetik an SM-Partikeln verhält sich, wie es bei ausschließlicher<br />

Verdampfung <strong>von</strong> Wasser erwartet wird: die Blasen schwingen auf<br />

<strong>und</strong> kollabieren wieder mit einer charakteristischen Blasenlebensdauer.<br />

Bei 15 Mikrosek<strong>und</strong>enpulsen <strong>und</strong> den Partikel<strong>durch</strong>messern <strong>von</strong> 2 bis 8 Mikrometer<br />

ermöglicht die homogene Nukleation keine Blasenbildung unterhalb des<br />

spinoidalen Punktes. Neben der homogenen Nukleation kann auch heterogene<br />

Nukleation zu einer Blasenbildung führen. Inwieweit die Partikel als heterogener<br />

Siedekeim wirken, hängt <strong>von</strong> der Hydrophobizität der Beschichtung der Partikel<br />

ab. Dies lässt sich am Beispiel einer hydrophoben Kugel mit einem Radius<br />

<strong>von</strong> 10 µm veranschaulichen, die eher wie eine Blase entsprechender Grösse wirken<br />

sollte. Ist die Kugel vollständig hydrophil beschichtet, so verhält sie sich<br />

eher wie Wasser, d.h. heterogene Nukleation tritt erst bei höheren Temperaturen<br />

auf. Für die Partikel-Proteinkonjugate bedeutet das, dass die Beschichtung der<br />

Partikel mit den <strong>Proteinen</strong> eine entscheidende Rolle für die Wirkung der Partikel<br />

als Nukleationskeim spielt. Da die verwendeten Enzyme in ihrer aktiven<br />

Form wasserlöslich sind, verhalten sie sich eher hydrophil, solange sie nicht entfaltet<br />

oder denaturiert sind. Die Oberfläche der Silikapartikel wurde bewusst<br />

hydrophil gewählt. Man muß demnach da<strong>von</strong> ausgehen, dass die Partikel nicht<br />

als starker Nukleationskeim wirken <strong>und</strong> somit eine Überhitzung der Konjugate<br />

möglich ist. Die Beobachtung, dass die Blasen an einem SM-Partikel immer an<br />

der gleichen Stelle entstehen, spricht dafür, dass die Partikel bei entsprechend<br />

hoher Temperaturen als heterogene Siedekeime wirken. Experimente, in denen<br />

Kelly die Temperatur an der Blasenbildungsschwelle um 3 µm Graphitpartikel


190 Diskussion<br />

nach Bestrahlung mit 6 ns Pulsen bestimmt hat, haben eine Temperatur <strong>von</strong><br />

180◦C ergeben [92]. Die Temperaturen oberhalb der Blasenbildungsschwelle lassen<br />

sich mit den mathematischen Modellen, die in der Arbeit zur Berechnung<br />

der Partikeltemperatur benutzt wurden, nicht abschätzen, da <strong>durch</strong> die Blase<br />

hervorgerufenen Linsen-, Isolations- <strong>und</strong> Konvektionseffekte nicht berücksichtigt<br />

wurden.<br />

6.1.3 <strong>Inaktivierung</strong> nach dem Arrheniusmodell<br />

Im Folgenden wird diskutiert, inwieweit die Kinetik der <strong>Inaktivierung</strong> der Konjugate<br />

mit der Arrhenius-Gleichung beschrieben werden kann. Nach der Extrapolation<br />

der Denaturierungskinetik rechnet man für alkalische Phosphatase mit<br />

einer Denaturierung innerhalb <strong>von</strong> 15 µs Pulsen bei 180◦C. Für α-Chymotrypsin<br />

rechnet man für dieselbe Zeit nach den Raten <strong>von</strong> Pohl [149, 150, 151] mit einer<br />

vollständigen Entfaltung schon bei einer Temperatur <strong>von</strong> 97◦C. In der Arbeit<br />

wurde da<strong>von</strong> ausgegangen, dass diese Entfaltung einen irreversiblen Schaden zur<br />

Folge hat.<br />

Die möglichen Prozesse, die zu einer <strong>Inaktivierung</strong> eines nativen Proteins (N)<br />

führen können, sind eine Entfaltung (D), mit einer darauffolgenden fehlerhaften<br />

Rückfaltung, eine Schädigung der entfalteten Polypeptidkette <strong>durch</strong> kovalente<br />

Modifikationen (I2) odereinedirekteSchädigung des Proteins ohne vorherige<br />

Entfaltung ( I1). Die Vorgänge können <strong>durch</strong> das folgendes Diagramm beschrieben<br />

werden.<br />

N<br />

k1(T )<br />

⇀↽<br />

k2(T )<br />

D<br />

k3(T ) ↓ ↓k4(T )<br />

I1<br />

I2<br />

(6.1)<br />

Betrachtet man zuerst die Ergebnisse der Messungen mit alkalischer Phosphatase,<br />

die auf Kunstoffpartikeln (PM-Konjugate) immobilisiert war, so kann für<br />

die Partikel nur mit einer Maximaltemperatur <strong>von</strong> 100◦C um den Schmelzpunkt<br />

<strong>von</strong> Polystyren gerechnet werden, da die Partikel oberhalb der Blasenbildungsschwelle<br />

fragmentiert wurden. Mit bis zu 1000 Pulsen konnte keine wesentliche<br />

<strong>Inaktivierung</strong> der aP-PM-Konjugate beobachtet werden. Lediglich oberhalb der


Diskussion 191<br />

Blasenbildungsschwelle ist es zu einer schwachen <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> 20% gekommen.<br />

Einen starken Einfluss auf die Restaktivität nach der Bestrahlung hatte der<br />

Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein”. Mit dem Zusatz aus thermisch denaturiertem<br />

”<br />

Protein konnte eine vollständige <strong>Inaktivierung</strong> innerhalb der 1000 Pulsen unterhalb<br />

der Blasenbildungsschwelle erzielt werden. Innerhalb <strong>von</strong> 100 Pulsen wurde<br />

jedoch kein Effekt beobachtet. Der Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein hatte in den<br />

Wasserbadtemperatursprungexperimenten keinen Einfluß auf die <strong>Inaktivierung</strong>.<br />

Da die Raten der thermischen Schäden exponentiell mit der reziproken Temperatur<br />

anwachsen sollten, wurden mit den aP-SM-Konjugaten Versuche unter 10 bar<br />

Druck <strong>durch</strong>geführt. Es konnte auch in Experimenten bei 10 bar Druck, d.h. bei<br />

Temperaturen bis zu 180◦C bei Verwendung der thermisch stabilen Silika-Partikel<br />

(aP-SM-Konjugate) keine <strong>Inaktivierung</strong> beobachtet werden. Die Experimente zur<br />

Denaturierung <strong>von</strong> alkalischer Phosphatase können in einem einfachen Modell erklärt<br />

werden, wenn man eine weitgehend reversible Entfaltung annimmt, in der<br />

sich zuerst die Dimere trennen <strong>und</strong> anschliessend die Monomere entfalten. Diese<br />

Subgruppen müssten dann während der Abkühlung zu nahezu 100% renaturieren.<br />

Innerhalb <strong>von</strong> Mikrosek<strong>und</strong>en entfernen sich die getrennten Monomere nicht<br />

so weit, dass sie nicht wieder dimerisieren können. In der Gegenwart <strong>von</strong> Aggregationsprotein<br />

aggregieren die Proteinuntereinheiten mit in der Lösung befindlichen<br />

Polypeptidketten <strong>und</strong> eine Rückfaltung wird so verhindert. In den 100 s<br />

Wasserbadtemperatursprüngen ist kein Einfluß <strong>von</strong> Aggregationsprotein vorhanden,<br />

da die Monomere in 100 s ausreichend Zeit haben, um sich <strong>durch</strong> Diffusion<br />

so weit <strong>von</strong> den Ausgangseinheiten zu entfernen, dass eine Renaturierung nicht<br />

mehr möglich ist. Eine solche Abfolge bei der Denaturierung <strong>von</strong> Phosphatase,<br />

während der es zu einer Dissoziation der Dimere <strong>und</strong> zu einer darauffolgenden<br />

Modifikation der Monomere kommt, wurde <strong>von</strong> Das, Falk, Schlesinger <strong>und</strong><br />

Levinthal beobachtet [39, 55, 164, 165]. Von den Autoren wurden je nach Puffer,<br />

Temperatur <strong>und</strong> Pufferzusätzen nach Temperatursprüngen sowohl reversibel<br />

gefaltete inaktive als auch kovalent modifizierte Proteinformen beobachtet. Die<br />

wichtigsten auftretenden kovalenten Modifikationen an alkalischer Phosphatase<br />

waren dabei die Fehlbindungen <strong>von</strong> Schwefelbrückenbindungen, deren Modifikation<br />

in Sulfhydrylgruppen, die Entfernung oder Blockade der Zinkionen <strong>und</strong> die<br />

chemische Veränderung der Cysteingruppen [165].<br />

Die Experimente mit Chymotrypsin-Konjugaten geben mehr Aufschluß über die<br />

Beiträge der einzelnen Reaktionen, da aufgr<strong>und</strong> der Messungen <strong>von</strong> Pohl, Tsong


192 Diskussion<br />

<strong>und</strong> Lange da<strong>von</strong> ausgegangen werden kann, dass sich die Polypeptidkette <strong>von</strong><br />

α-Chymotrypsin innerhalb <strong>von</strong> Nanosek<strong>und</strong>en teilweise entfaltet [149, 190, 105]<br />

<strong>und</strong> damit kovalente Modifikationen zu der irreversiblen Enzymschädigung führen<br />

könnten. Finden die Aggregation oder die kovalenten Modifikationen nicht statt,<br />

so kann nach den Messungen <strong>von</strong> Pohl mit einer Renaturierung der Proteine<br />

zu einem hohen Anteil gerechnet werden. Die Messungen geben damit Aufschluß<br />

über mögliche schnelle Prozesse, die zu einer Denaturierung <strong>durch</strong> chemische Modifikation<br />

einer Polypeptidkette an Mikropartiklen innerhalb <strong>von</strong> Mikrosek<strong>und</strong>en<br />

führen.<br />

Weder mit einem Puls bis zur Blasenbildungsschwelle noch bei Bestrahlungen 3<br />

fach darüber konnte eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> chymo-SM-Konjugaten erzielt werden.<br />

Auch mit zunehmendem Druck bei 5 bar <strong>und</strong> 9 bar konnte keine <strong>Inaktivierung</strong><br />

beobachtet werden. Nach diesen Experimenten kommt es somit zu keiner<br />

irreversiblen Schädigung der Enzyme innerhalb der 15 µs Pulsdauer, obwohl man<br />

nach den extrapolierten Daten <strong>von</strong> Pohl mit einer Schädigung schon ab 97◦C rechnen kann.<br />

Selbst Aggregationsprotein, das bei alkalischer Phosphatase zu einer vollständigen<br />

<strong>Inaktivierung</strong> nach 1000 Pulsen geführt hat, hat bei sehr hoher Bestrahlung<br />

<strong>von</strong> 4 bis 10 J/cm2 <strong>und</strong> einem Druck <strong>von</strong> 9 bar zu keiner <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong><br />

α-Chymotrypsin geführt. Auch wenn die Experimente zur <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong><br />

chymo-SM-Konjugaten aufgr<strong>und</strong> der kleinsten Probenplatten mit 40% Fehler<br />

<strong>durch</strong> das Pipettieren per Hand behaftet waren, ist die schwache <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> nur 30% bei 10 J/cm2 erstaunlich, die dabei noch im Rahmen der Messfehler<br />

liegt. Erst 100 Pulse haben zu einer <strong>Inaktivierung</strong> unter diesen Bedingungen bis<br />

auf eine Restaktivität <strong>von</strong> 15% geführt. Man kann demnach einen schwachen inaktivierenden<br />

Effekt unter diesen Extrembedingungen beobachten, der weit hinter<br />

den erwarteten extrapolierten Raten für eine thermische Entfaltung zurückbleibt<br />

<strong>und</strong> dafür spricht, dass auch Aggregation nicht in jedem Fall zu einer schnellen<br />

irreversiblen Schädigung der Proteine führt.<br />

Nachdem in den Mikrosek<strong>und</strong>en-Temperaturerhöhungen an den Mikrometer-Konjugaten<br />

keine <strong>Inaktivierung</strong> bis 175◦C festgestellt werden konnte, ist für die Goldkonjugate<br />

<strong>und</strong> die dort beobachtete Enzyminaktivierung die Frage, inwieweit dort<br />

ein thermischer Schaden für die <strong>Inaktivierung</strong> verantwortlich sein kann. Die Temperaturen,<br />

die an nanometergroßen Goldpartikeln erwartet werden können, lassen<br />

sich bei den genutzten Bestrahlungen in zwei Bereiche unterteilen: den Bereich


Diskussion 193<br />

bis zum spinoidalen Punkt d.h. bis zu einer erwarteten Blasenbildung <strong>und</strong> den<br />

Bereich der Temperaturen darüber. Eine <strong>Inaktivierung</strong> bei Temperaturen unterhalb<br />

des spinoidalen Punktes bei ca. 300◦C konnte in keinem der Experimente<br />

mit aP-Au-Konjugaten bzw. chymo-Au-Konjugaten, die homogen mit Nanosek<strong>und</strong>enpulsen<br />

bestrahlt wurden, beobachtet werden. Das Gleiche gilt für aP-Au-<br />

Konjugate, die mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen <strong>und</strong> maximal 2.1 mJ/cm 2 (ca. 210 ◦ C)<br />

homogen mit bis zu 10000 Pulsen bestrahlt wurden <strong>und</strong> für die scannende Bestrahlung<br />

<strong>von</strong> chymo-Au-Konjugaten, bei der ebenfalls eine <strong>Inaktivierung</strong> bei<br />

Temperaturen unterhalb des spinoidalen Punkts erwartet werden konnte.<br />

Die Ergebnisse der Bestrahlungen mit ps-Pulsen sind jedoch nur schwer in Hinblick<br />

auf eine thermische Proteindenaturierung zu interpretieren, da der Temperaturgradient<br />

um die Partikel so stark ist, dass die Temperatur schon innerhalb<br />

der einen Proteinschicht um mehr als die Hälfte abfällt. Nimmt man an, dass<br />

die Temperatur an der <strong>von</strong> der Goldoberfläche abgewandten Proteinseite die nach<br />

der Extrapolation erwartete Temperatur erreichen muss, so ist die Temperatur an<br />

Innenseite der Proteinschicht bereits so hoch, dass man dort mit Blasenbildung<br />

rechnen muss.<br />

Auch für Goldkonjugate konnte somit keine thermische <strong>Inaktivierung</strong> in dem<br />

erwarteten Temperatur- <strong>und</strong> Zeitbereich gemessen werden.<br />

Zusammenfassende Diskussion thermischer Mikroeffekte<br />

Es kann in Hinblick auf eine thermische Denaturierung festgestellt werden, dass<br />

eine Extrapolation der Raten, die bei Heizdauern im Sek<strong>und</strong>enbereich <strong>und</strong> Temperaturen<br />

bis zu 100◦C beobachtet wurden, nach dem Arrheniusgesetz zu hohen<br />

Temperaturen <strong>und</strong> kurzen Zeiten nicht möglich ist.<br />

Mögliche kovalente proteininhärenten Schäden, wie die Deamidierung <strong>von</strong> Asparagin-<br />

<strong>und</strong> Glutaminsäureresten, die Cysteinoxidierung <strong>und</strong> die Thiol-katalysierten<br />

Disulfidbrückenveränderungen [11, 199, 38, 2, 197, 196, 98], die für α-<br />

Chymotrypsin beobachtet wurden [131, 178], sowie die für alkalische Phosphatase<br />

<strong>von</strong> Schlesinger beobachteten Schäden, die bei Temperaturen bis 100◦Cfür eine<br />

irreversibel thermische Schädigung der Enzyme verantwortlich sind, spielen bei<br />

den kurzen Zeiten keine entscheidende Rolle.<br />

Dies lässt sich mit den bei verschiedenen Temperaturen beobachteten Raten an


194 Diskussion<br />

einzelnen Aminosäuren erklären, die um 1 bis 3 Grössenordnungen zu langsam<br />

sind, [199, 11], um direkt für den Schaden verantwortlich sein zu können. Für<br />

große Proteine aus vielen h<strong>und</strong>ert Aminosäuren, für die die Schadenswahrscheinlichkeit<br />

entsprechend steigt, kann eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>durch</strong> Modifikationen kovalenter<br />

Bindungen jedoch nicht ausgeschlossen werden.<br />

Der Einfluss kovalenter Modifikationen, die eine thermische Stabilität <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

zu hohen Temperaturen hin begrenzen sollten, ist nach Daniel [38] auch<br />

abhängig <strong>von</strong> dem Entfaltungsgrad der Proteine, da die Reaktionspartner für die<br />

kovalenten Reaktionen <strong>durch</strong> den hydrophoben Proteinkern nicht zu den entsprechenden<br />

Gruppen gelangen können.<br />

Zusammen mit der Tatsache, dass an α-Chymotrypsin -Konjugaten keine <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>durch</strong> Aggregation mit zugesetztem Protein beobachtet werden konnte,<br />

stellt sich damit die Frage, ob die Proteine intakt bleiben, weil die Proteine zu<br />

nahezu 100% zurückfalten oder ob sie sich in den kurzen Heizzeiten gar nicht erst<br />

ausreichend entfalten, um irreversible Schäden zu unterlaufen.<br />

Die <strong>von</strong> Lange mit einer hohen Zeitauflösung gemessenen Raten [105] liegen bei<br />

den Temperaturen bis 40◦C, bei denen Pohl die Entfaltung messen konnte, höher<br />

als die Pohlschen Raten, nehmen jedoch sehr viel langsamer mit der Temperatur<br />

zu als die Pohlschen Raten. Es ist somit vorstellbar, dass die <strong>von</strong> Lange beobachteten<br />

Raten <strong>durch</strong> eine teilweise Entfaltung hervorgerufen wird, die jedoch<br />

erfolgen muss, bevor die vollständige Entfaltung erfolgen kann, so dass diese Rate<br />

die Geschwindigkeit limitiert.<br />

Vergleicht man die Rate <strong>von</strong> Lange mit weiteren Raten, die bei Chymotrypsin<br />

<strong>und</strong> ähnlichen Strukturen beobachtet wurden, so konnte Tsong [190] Absorptionsänderungen<br />

<strong>von</strong> Chymotrypsinogen bei 280 nm mit zwei unterschiedlichen<br />

exponentiellen Zeitabhängigkeiten verfolgen. Eine der Raten ist dabei deutlich<br />

höher als die <strong>von</strong> Lange beobachtete. Die zweite entspricht im Rahmen der Fehler<br />

der <strong>von</strong> Lange gemessenen Rate. Aufgr<strong>und</strong> der geringsten Stabilität <strong>von</strong> β-<br />

Haarnadelschleifen im Vergleich zu β-Faltblatt- oder α-Helixstrukturen ist die Assoziation<br />

der schnellen Raten mit der Entfaltng <strong>von</strong> äusseren β-Haarnadelschleifen<br />

denkbar. Die Rate der Entfaltung dieser Struktur wurde <strong>von</strong> Munoz [132] expe-<br />

rimentell zu 1·10 6 1/s bei 50 ◦ C bestimmt <strong>und</strong> <strong>von</strong> Pande [142] modelliert. In den<br />

Modellrechnungen kommt es bereits nach 300 ps bei 127 ◦C zu einer weitgehenden<br />

Entfaltung. Die Raten liegen damit 4 Grössenordnungen über den <strong>von</strong> Lange be-


Diskussion 195<br />

obachteten Raten. Diese schnelle Raten weisen alle eine geringere Zunahme mit<br />

der Temperatur auf als die <strong>von</strong> Pohl gemessene Rate <strong>und</strong> können die Raten zu<br />

hohen Temperaturen limitieren.<br />

Die Tatsache, dass <strong>von</strong> Tsong zwei Raten gleichzeitig beobachtet wurden <strong>und</strong><br />

alle Raten zusammen mit denen <strong>von</strong> Munoz <strong>und</strong> Pohl 8 Grössenordnungen im<br />

gleichen Temperaturbereich <strong>von</strong> 12 ◦ Cbis45 ◦ C umspannen, deutet darauf hin,<br />

dass die <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> α-Chymotrypsin ein komplexer mehrstufiger Prozess<br />

ist <strong>und</strong> vorstellbar ist, dass es lediglich zu einer Teilentfaltung kommt.<br />

Für eine komplexere Entfaltung mit Zwischenkonformationen, die nicht ausreichend<br />

schnell weiter entfalten, spricht zusätzlich, dass eine Aggregation der Proteine<br />

auf den Partikeln auch ohne Zusatz <strong>von</strong> Aggregationsprotein wahrscheinlich<br />

ist. Die Proteine auf der Oberfläche sind dicht an dicht immobilisiert <strong>und</strong> für<br />

den Fall, dass alle entfalten, kann eine Agreggation der Proteine untereinander<br />

erwartet werden.<br />

Eine Nicht-Arrheniuskinetik” der <strong>Inaktivierung</strong> mit mindestens einem Zwischen-<br />

”<br />

zustand wurde <strong>von</strong> Ahern, Klibanov, Siksnis <strong>und</strong> Mozhaev [2, 131] für einzelne<br />

Proteinstrukturen unter anderem <strong>von</strong> modifiziertem α-Chymotrypsin zu hohen<br />

Temperaturen hin für die geringe beobachtete <strong>Inaktivierung</strong> verantwortlich gemacht.<br />

Mozhaev hat Sprünge in den <strong>Inaktivierung</strong>sraten mit steigendender Temperatur<br />

für α-Chymotrypsin <strong>und</strong> deren Derivate beobachtet. Mozhaev kommt zu<br />

dem Schluss, dass für modifiziertes α-Chymotrypsin nur bedingt eine <strong>Inaktivierung</strong><br />

entsprechend der Arrheniuskinetik angenommen werden kann <strong>und</strong> erklärt<br />

diesen Sprung in der thermischen Denaturierungskinetik damit, dass das Enzym<br />

aus dem Gr<strong>und</strong>zustand parallel auf mindestens zwei Wegen mit unterschiedlichen<br />

Ratenkonstanten inaktiviert werden kann. Ein Reaktionsweg läuft dabei<br />

über einen Zwischenzustand. Kommt das Enzym in diesen Zwischenzustand,<br />

so denaturiert es nach den Untersuchungen <strong>durch</strong> kovalente Veränderungen wesentlich<br />

langsamer als aus dem nativen Zustand. Das Protein befindet sich in<br />

einer Art kinetischen Falle” , die in einem bestimmten Temperaturbereich eine<br />

”<br />

Abnahme der Denaturierungsrate mit steigender Temperatur bewirkt.<br />

Zusammenfassend können die Ergebnisse erklärt werden, indem man eine gehemmte<br />

Entfaltung der Proteine oder eine fast ideal reversible Entfaltung annimmt.<br />

Chemische Modifikationen der Proteine scheinen nicht zu einer <strong>Inaktivierung</strong><br />

zu führen. Aggregation war der einzige Mechanismus, der zu einer


196 Diskussion<br />

<strong>Inaktivierung</strong> in Mikrosek<strong>und</strong>en geführt hat.<br />

Für die Schädigung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> entspricht das dem aus der Hyperthermie bekannten<br />

Schadensmechanismus, der Aggregation <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> in <strong>Zellen</strong>, die<br />

vollständig geheizt werden [110]. Will man mikrometergrosse absorbierende Partikel<br />

in <strong>Zellen</strong> nutzen, um einen thermischen Schaden zu induzieren, so ist nach<br />

den vorliegenden Ergebnissen damit zu rechnen, dass die Proteine in der geheizten<br />

Kugelschale um die Absorber effektiv renaturieren. Zusätzlich kann ein Zellschaden<br />

bei stark lokalisierter Erhitzung wesentlich geringer ausfallen, als wenn die<br />

gesamte Zelle erhitzt wird, da nur ein sehr kleiner Anteil an <strong>Proteinen</strong> in der<br />

gesamten Zelle entfaltet, <strong>und</strong> da<strong>durch</strong> eine starke Aggregation verhindert wird.<br />

6.2 <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong><br />

<strong>durch</strong> Gold-Nanopartikel<br />

Die zweite Fragestellung der Arbeit, inwieweit Nanopartikel genutzt werden können,<br />

um selektiv Proteine zu inaktivieren <strong>und</strong> <strong>Zellen</strong> schädigen zu können, wird in<br />

dem folgenden Abschnitt diskutiert. Einen Hinweis aus den Ergebnissen auf einen<br />

proteinunabhängigen Schadensmechanismus an den Partikeln, erhält man <strong>durch</strong><br />

die auffällig ähnliche Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Bestrahlung bei aP-<br />

Au-Konjugaten <strong>und</strong> chymo-Au-Konjugaten trotz der strukturellen Unterschiede<br />

der Proteine.<br />

6.2.1 Fragmentierung <strong>und</strong> Blasenbildung<br />

Aufgr<strong>und</strong> der starken Änderung <strong>von</strong> Absorption <strong>und</strong> Wärmeleitung oberhalb des<br />

spinoidalen Punktes <strong>von</strong> Wasser (ca. 300◦C) können die bei der <strong>Inaktivierung</strong><br />

der Proteine auftretenden Temperaturen sehr schlecht abgeschätzt werden. Nach<br />

den Temperaturrechnungen ist aber zu erwarten, dass der Schmelzpunkt <strong>von</strong><br />

Gold überschritten wird. Für eine Abschätzung der erreichten Temperaturen ist<br />

deshalb die Fragmentierung der genutzten Goldpartikel ein wichtiger Anhaltspunkt.<br />

Bis zu Bestrahlungen <strong>von</strong> ca. 10 mJ/cm2 bei Pulsen mit 35 ps Pulslänge<br />

<strong>und</strong> ca. 600 mJ/cm2 bei Nanosek<strong>und</strong>enpulsen kann man nach den Temperaturrechnungen<br />

da<strong>von</strong> ausgehen, dass 15 nm Goldpartikel intakt bleiben, d.h. nicht


Diskussion 197<br />

schmelzen. Elektronenmikroskopische Untersuchungen zeigten nach Bestrahlung<br />

mit 35 ps Pulsen bis 34 mJ/cm2 noch keine Fragmentierung der 15 nm Partikel.<br />

Bei 55 mJ/cm2 wurde eine schwache Fragmentierung beobachtet. Oberhalb<br />

dieser Bestrahlungen kommt es zu einer Zerstörung der Partikel. 80 nm Partikel<br />

wurden bereits bei 54 mJ/cm2 vollständig bis auf eine Fragmentgrösse unter<br />

10 nm zerstört.<br />

Ein Vergleich der Temperaturen, die unter der Annahme einer über den gesamten<br />

Temperaturbereich unveränderten Kühlung <strong>durch</strong> Wärmeleitung bzw. einer<br />

vollständigen Isolation ab 300 ◦CinAbhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung abgeschätzt<br />

wurden, zeigt, dass die Fragmentation bei Bestrahlungen auftritt, die<br />

erwartet werden, um die Partikel bis über den Schmelzpunkt zu erwärmen, die<br />

im Fall der Pikosek<strong>und</strong>enpulse jedoch nicht ausreichen, um die Partikel zu verdampfen.<br />

Die Zerstörung <strong>von</strong> Gold- <strong>und</strong> Silberkolloiden unter Bestrahlung mit<br />

Nanosek<strong>und</strong>enpulsen bei 532 nm wurde auch <strong>von</strong> Takami <strong>und</strong> Kamat beschrieben.<br />

Unter Bestrahlung <strong>von</strong> bis zu 160 mJ/cm2 wurde eine Umwandlung <strong>von</strong><br />

Partikeln mit 50 bis 36 nm Durchmesser in 10 nm grosse Partikel beobachtet.<br />

Für hohe Konzentrationen an Gold oder für Goldcluster wurde eine Goldpartikelfusion<br />

beobachtet <strong>und</strong> für elliptische oder eckige Partikel eine Umwandlung in<br />

r<strong>und</strong>e [103, 91, 153, 185]. Die Fragmentierung <strong>von</strong> 40 bis 50 nm Partikel, die unter<br />

Bestrahlung mit 7 ns Pulsen bei 30 mJ/cm2 beginnt, führt zu kleineren Partikeln.<br />

Bei 28 mJ/cm2 konnte Takami bereits die Verformung <strong>von</strong> eckigen in r<strong>und</strong>e Goldpartikel<br />

beobachten, die bei 14 mJ/cm2 noch nicht beobachtet werden konnte.<br />

Die maximale Fragmentgrösse nimmt mit der Bestrahlung kontinuierlich ab <strong>und</strong><br />

erreicht ab 250 mJ/cm2 die Endgrösse <strong>von</strong> ca. 10 nm, die bis zu einer Bestrahlung<br />

<strong>von</strong> 900 mJ/cm2 unverändert bleibt [184]. Die aus dem Temperaturmodell der<br />

vorliegenden Arbeit berechnete Temperaturerhöhung beträgt für die Partikel die<br />

Takami in seinen Versuchen eingesetzt hat 13.5 K/(mJ/cm2 ) (36 nm Partikel)<br />

<strong>und</strong> 21 K/(mJ/cm2 ) (50 nm Partikel) bei voller Wärmeleitung. Die beim Einsetzen<br />

der Fragmentierung erwarteten Temperaturen liegen demnach über 300◦C. Der genaue Wert hängt stark <strong>von</strong> der Kühlung der Partikel ab. Bei den Temperaturabschätzungen<br />

<strong>von</strong> Takami [184] wurde angenommen, dass an der Oberfläche<br />

verdampfendes Wasser die Abkühlung der Partikel <strong>durch</strong> Wärmeleitung<br />

auf 10 6 W/cm 2 begrenzt. Stimmt diese Abschätzung, werden Temperaturen zwi-<br />

schen 10000 <strong>und</strong> 30000◦C erwartet, ohne dass die latente Wärme berücksichtigt<br />

ist. Berücksichtigt man diese, so werden Temperaturen zwischen Schmelz- <strong>und</strong>


198 Diskussion<br />

Siedepunkt <strong>von</strong> Gold erwartet. Bei den resultierenden 10 nm Partikeln würde eine<br />

Bestrahlung <strong>von</strong> 160 mJ/cm2 dagegen nur eine Temperaturerhöhung <strong>von</strong> 200 K<br />

erzeugen. Die Autoren dieser Arbeiten erklären die Veränderung der Partikelgrösse<br />

<strong>durch</strong> ein Aufschmelzen <strong>und</strong> Verdampfen des Goldes, dass zu einer Fragmentierung<br />

der Goldpartikel führt. Da aber das wahre Ausmaß der Wärmeleitung<br />

nach Entstehung der Blase, das gerade bei ns-Pulsen die Temperaturen stark beeinflusst,<br />

nicht bekannt ist, ist der Wert solcher Temperaturabschätzungen stark<br />

zu bezweifeln.<br />

Neben der hohen Temperatur können thermoelastische Effekte für die Fragmentierung<br />

verantwortlich sein. Die Stärke thermoelastischer Effekte wird <strong>durch</strong> das<br />

Verhältnis der Laserpulsdauer τL zur sogenannten akustischen Relaxationszeit<br />

τakust bestimmt. τakust ist die Zeit, die der Schall benötigt, um die erhitzte Struk-<br />

tur, hier die Goldpartikel, zu <strong>durch</strong>queren.<br />

τakust = d<br />

vSchall<br />

Die Stärke der thermoelastischen Druck- <strong>und</strong> Zugwellen wird <strong>durch</strong> den Faktor<br />

A = 1 − e− τ L<br />

τ akust<br />

τL<br />

τakust<br />

(6.2)<br />

(6.3)<br />

bestimmt [32], der im Falle des akustischen Einschlusses 1 wird. Für eine Fragmentierung<br />

können in erster Linie Zugwellenanteile, die an der Grenzfläche Gold-<br />

Wasser entstehen <strong>und</strong> in das Partikel zurücklaufen [113], verantwortlich sein. Für<br />

eine Schallgeschwindigkeit <strong>von</strong> 2000 m/s in Gold <strong>und</strong> 35 ps Pulslänge beträgt A<br />

bei 80 nm Goldkugeln mit 0.7 dreimal so viel wie bei 15 nm Partikeln. Damit<br />

könnten bei 80 nm Goldpartikeln thermoelastische Effekte bei der Fragmentierung<br />

eine Rolle spielen. Vor allem nach Aufschmelzen der Partikel kann die Zugwelle<br />

den flüssigen Goldtropfen leicht zerreißen. Der Unterschied in der Fragmentierung<br />

<strong>von</strong> 15 <strong>und</strong> 80 nm Goldpartikeln kann damit neben dem großen Unterschied<br />

im Q-Faktor auch mit dem Unterschied der thermoelastischen Eigenschaften erklärt<br />

werden. Für die 15 nm Partikel wird ein geringerer Einfluss akustischer<br />

Effekte auf die Fragmentierung erwartet.<br />

Blasenbildung um die Partikel<br />

Nach Überschreiten des spinoidalen Punktes bei ca. 300◦C <strong>durch</strong> die Oberflächentemperatur<br />

wird das Entstehen eines gasgefüllten Hohlraumes um die Partikel


Diskussion 199<br />

erwartet. Hier<strong>durch</strong> ändert sich die Umgebung der Proteine gr<strong>und</strong>legend, so dass<br />

die in Lösung auftretenden Phänomene wie Entfaltung oder chemischen Modifikation<br />

nur in veränderter Form auftreten können <strong>und</strong> zusätzlich neue Effekte<br />

erwartet werden. Die Blasenbildung um Gold-Nanopartikel wurde mit Laserpulsen<br />

der Dauer 280 ns, die weit außerhalb des akustischen Einschlusses liegt,<br />

untersucht. Es konnte für aufgereinigte 15 nm <strong>und</strong> 80 nm Partikel keine simultane<br />

Blasenbildung an allen Partikeln beobachtet werden, die ausreicht, um sich<br />

als großflächige Verdampfung im bestrahlten Gebiet zu zeigen. Die vereinzelt<br />

beobachteten Blasen scheinen mit Verdampfung um wenige in der Suspension<br />

verbliebenen Absorber-Clustern zusammenzuhängen, die bei niedrigeren Temperaturen<br />

einsetzt <strong>und</strong> größere Blasen erzeugt. Die Blasen, die an den einzelnen<br />

Partikeln ab dem spinoidalen Punkt erwartet werden können, müssen demnach<br />

wesentlich kleiner als die optische Auflösung des mikroskopischen Aufbaus <strong>von</strong><br />

ca. 1 µm sein, da sonst wegen der hohen Dichte der Partikel mit einer kompletten<br />

Blase über den gesamten bestrahlten Bereich gerechnet werden müßte. Blasen<br />

an Partikeln in einer Grösse nahe der optischen Auflösung machen sich <strong>durch</strong><br />

eine veränderte Absorption <strong>und</strong> Streuung bemerkbar. Dies wurde in Messungen<br />

zum sogenannten optical limiting”-Effekt beobachtet. Bei den Messungen<br />

”<br />

<strong>von</strong> Francois wurde eine Reduzierung der Transmission für nicht gestreutes Licht<br />

um 70% <strong>durch</strong> Blasenbildung an 200 nm Partikeln beobachtet [59]. In Untersuchungen<br />

an 15 nm Goldclustern konnte <strong>durch</strong> Bestrahlung mit 14 ns Pulsen<br />

bei 532 nm eine exponentiell mit der Bestrahlung zunehmende Reduktion der<br />

Transmission der Proben beobachtet werden, die bei 100 mJ/cm2 einsetzt <strong>und</strong><br />

sich bis 10 J/cm2 fortsetzt. Die Ergebnisse sprechen aufgr<strong>und</strong> der zu erwartenden<br />

Temperaturen <strong>von</strong> ca. 175 bis 200◦C, bei denen der Effekt einsetzt, für eine<br />

Blasenbildung <strong>und</strong> nicht für ein Schmelzen <strong>von</strong> Gold, wie es in der Arbeit <strong>von</strong><br />

Francois diskutiert wird. Pump-Probe-Experimente mit ps-Pulsen zeigten, dass<br />

die Reduktion der Transmission schon nach wenigen Nanosek<strong>und</strong>en ihr Maximum<br />

erreicht. Blasenbildung wird <strong>von</strong> den Autoren als Ursache hierfür ausgeschlossen,<br />

da aus Experimenten mit Graphitpartikeln kein Unterschied der Kinetik<br />

der Transmissionsänderung zwischen Wasser <strong>und</strong> Ethanol als Lösungsmittel<br />

gef<strong>und</strong>en wurde [49]. Dieses Argument ist nicht schlüssig, da bei den hohen<br />

Oberflächentemperaturen in diesen Experimenten nicht unbedingt zu erwarten<br />

ist, dass sich die dagegen relativ geringen Unterschiede der thermischen Eigenschaften<br />

der Lösungsmittel auf die Kinetik der Blasenentstehung auswirken. Ein


200 Diskussion<br />

weiteren Hinweis darauf, dass Blasen schon in den ersten Pikosek<strong>und</strong>en nach der<br />

Temperaturerhöhung über den spinoidalen Punkt auftreten können, erhält man<br />

aus Modellrechnungen, in denen die Temperatur <strong>und</strong> die Dampfblasenbildung<br />

an Goldoberflächen molekulardynamisch berechnet wurde [47, 46]. Nach diesen<br />

Rechnungen löst sich eine Wasserschicht aus 48 Wassermoleküllagen innerhalb<br />

<strong>von</strong> 230 ps vollständig <strong>von</strong> der Goldoberfläche ab. Die hier vorliegenden <strong>und</strong><br />

zitierten Experimente deuten somit auf eine Entstehung <strong>von</strong> Blasen mit einem<br />

Durchmesser im Nanometerbereich hin, sobald die Oberflächentemperatur den<br />

spinoidalen Punkt überschreitet.<br />

Nimmt man an, dass alle Proteine nach Entstehung einer Blase innerhalb der<br />

Blasenlebensdauer vollständig inaktiviert werden, so hängt der <strong>Inaktivierung</strong>sverlauf<br />

mit Bestrahlung nur noch <strong>von</strong> den Inhomogenitäten des Laserstrahls ab.<br />

Dann müsste eine drastische <strong>Inaktivierung</strong> für Bestrahlungen beobachtet werden,<br />

die Temperaturen im Bereich <strong>von</strong> 280 ◦ C bis 375 ◦ C zwischen dem spinoidalen <strong>und</strong><br />

dem kritischen Punkt <strong>von</strong> Wasser induzieren. Dies war nach den Temperaturberechnungen<br />

in keinem der Experimente der Fall.<br />

Auch bei Experimenten mit Mikrometerpartikeln hatte die Blasenbildung keinen<br />

inaktivierenden Einfluß auf die Proteine. Selbst bei einem Vielfachen der Blasenbildungsschwelle<br />

<strong>und</strong> Blasenlebensdauern <strong>von</strong> mehreren Mikrosek<strong>und</strong>en konnte<br />

keine <strong>Inaktivierung</strong> beobachtet werden. Zusätzlich hat die Blasenbildung die Proteine<br />

nicht <strong>von</strong> den Partikeln abgelöst. Die Blasenbildung führte somit in allen<br />

Versuchen zu keinem Verlust der Proteinaktivität.<br />

Nachdem Blasenbildung allein als Schadensmechanismus ausgeschlossen werden<br />

kann, ist die Frage, wie sich das Aufschmelzen <strong>und</strong> die Fragmentierung der Partikel<br />

auf die Aktivität der Proteine auswirkt.<br />

Der Vergleich der experimentellen Ergebnisse mit den Schadensmodellrechnungen<br />

bestätigt, dass bei Bestrahlung mit Nanosek<strong>und</strong>en-Pulsen <strong>und</strong> einem homogenen<br />

Strahlprofil nach den Berechnungen Temperaturen am oder über dem Schmelzpunkt<br />

<strong>von</strong> Gold erwartet werden. Auch im Fall der inhomogenen Bestrahlung<br />

gibt die Berechnung eines Schadens mit einer hohen Schwelle am besten den<br />

experimentell beobachteten <strong>Inaktivierung</strong>sverlauf wieder.<br />

Bei der Bestrahlung mit ps-Pulsen wurde eine Bestrahlung zur <strong>Inaktivierung</strong><br />

benötigt, die nach den Temperaturrechnungen selbst bei andauernder Wärmeleitung<br />

ab 31 mJ/cm2 zu einer Verdampfung der Partikel führen sollte. Im Widerspruch


Diskussion 201<br />

dazu wurde erst bei Bestrahlungen über 55 mJ/cm2 ein hoher Anteil der Partikel<br />

fragmentiert, so dass die Partikel eventuell erst bei Bestrahlungen über<br />

55 mJ/cm2 aufschmelzen <strong>und</strong> fragmentiert werden. Dies könnte mit den Annahmen<br />

erklärt werden, dass entweder die Blasen Laserlicht streuen, so dass die<br />

Partikel weniger geheizt werden oder die Absorption der Partikel stark abnimmt.<br />

Diese Ergebnisse deuten darauf hin, dass nicht die hohe Temperatur allein für den<br />

Schaden verantwortlich ist, sondern eventuell die strukturelle Veränderung <strong>von</strong><br />

Gold <strong>und</strong> eine Fragmentierung nötig ist, um die Proteine zu inaktivieren. Bemerkenswert<br />

dabei ist, dass nach der Bestrahlung der 15 nm Partikel bis zur Fragmentierung<br />

der Partikel keine Veränderung der elektronenmikroskopisch sichtbaren<br />

Proteinhülle erfolgt. Die Proteine werden demnach bei den Temperaturen am<br />

Goldschmelzpunkt weder verdampft noch karbonisiert. An den Fragmenten der<br />

Partikel, die bei hohen Bestrahlungen entstehen, ist ausserdem noch Protein an<br />

der Partikeloberfläche zu finden. Ob es sich dabei um Protein handelt, das sich<br />

nach der Bestrahlung wieder an die Fragmente angelagert hat, da diese chemisch<br />

derart verändert wurden, dass es wieder zu einer Bindung kommen konnte, oder<br />

ob es sich um Protein handelt, das unverändert an der Oberfläche haften blieb,<br />

kann nicht sicher festgestellt werden.<br />

Zusammenfassend wird die <strong>Inaktivierung</strong> der Konjugate <strong>durch</strong> einen Schadensmechanismus<br />

in Zusammenhang mit dem Aufschmelzen <strong>und</strong> der Fragmentierung<br />

<strong>von</strong> Gold für ns <strong>und</strong> ps Pulse am besten widergegeben. Blasenbildung führt nicht<br />

zur <strong>Inaktivierung</strong> der Proteine.<br />

6.2.2 Photochemie<br />

Die Proteine könnten auch <strong>durch</strong> photochemische oder oberflächenkatalysierte<br />

Prozesse inaktiviert werden. Für einen photochemischen Schaden kommt klassische<br />

Photochemie nach Einphotonenabsorption nicht als Mechanismus in Frage,<br />

da sowohl die <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> in Lösung im Vergleich zur <strong>Inaktivierung</strong><br />

der Protein-Absorberkonjugate zu vernachlässigen ist als auch keine lineare<br />

Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlungsenergie beobachtet werden kann. Dies wird<br />

besonders in den Experimenten unter ps Bestrahlung mit unterschiedlichen Pulszahlen<br />

deutlich. Eine Bestrahlung mit 20 mJ/cm2 <strong>und</strong> 500 Pulsen führt nicht<br />

zu dem gleichen Effekt wie eine Bestrahlung mit 10000 Pulsen <strong>und</strong> 1 mJ/cm2 .


202 Diskussion<br />

Beides ist jedoch charakteristisch für photochemische Prozesse. Zwei- oder Mehrphotonen<br />

Photochemie kann jedoch für die <strong>Inaktivierung</strong> verantwortlich sein. Die<br />

20% <strong>Inaktivierung</strong> der Enzymlösungen nach Bestrahlung mit 10000 Pulsen mit<br />

35 ps Pulslänge bei 55 mJ ohne entsprechende <strong>Inaktivierung</strong> bei Bestrahlung mit<br />

Nanosek<strong>und</strong>enpulsen könnte mit einem 2-Photonen-Prozeß erklärt werden. Eine<br />

Abschätzung zeigt, dass eine <strong>durch</strong> 2-Photonenabsorption induzierten Photochemie<br />

an den aromatischen Aminosäuren eine Rolle spielen kann. Aminosäuren<br />

zeigen bei Bestrahlung mit 254 nm eine chemische Dekomposition mit einigen<br />

Prozent Quantenausbeute ηPD [135]. Die photochemische Schädigungsrate k2Ph<br />

kann mit Hilfe des 2 Photonenabsorptionsquerschnitts: σ2Ph =10 50 cm2 s<br />

P hoton für<br />

die Bestrahlungsparameter berechnet werden [201]. Das Schadensintegral bei<br />

Bestrahlung mit nPuls Pulsen ergibt sich zu:<br />

�<br />

Ω=<br />

k2Phdt = nPulsηPDσ2Ph<br />

�<br />

E<br />

τPulsEPh<br />

� 2<br />

τPuls<br />

(6.4)<br />

Für eine Pulsbreite <strong>von</strong> τPuls =36ps, einer Bestrahlung E=54 mJ/cm 2 ,einer<br />

Quanteneffizienz der Photodekomposition <strong>von</strong> 5% <strong>und</strong> 105 Pulsen ergibt sich<br />

das Schadensintegral Ω zu 2 × 10−3 . Die Ergebnisse der Berechnung des Schadensintegrals<br />

sind in der folgenden Tabelle für die verschiedenen angewandten<br />

Bestrahlungen zusammengefaßt.<br />

τlaser Pulszahl Bestrahlung [mJ/cm 2 ] Schadensintegral<br />

6ns 1 395 9.6 ∗ 10 −8<br />

6ns 100 160 1.5 ∗ 10 −6<br />

35 ps 500 55 1.5 ∗ 10 −4<br />

35 ps 10000 28 7.5 ∗ 10 −4<br />

Tabelle 6.1: Schadensintegral <strong>durch</strong> 2-Photonenphotochemie an Aminosäuren für ps-<br />

Puls <strong>und</strong> ns-Puls Bestrahlung.<br />

Es ist ersichtlich, dass die zu berechnenden photochemischen Schäden um mehr<br />

als eine Größenordnung zu gering sind. Die Unsicherheit der Quantenausbeute<br />

ηPD <strong>und</strong> des 2 Photonenabsorptionsquerschnitts σ2Ph sowie die Anwesenheit vie-<br />

ler Aminosäuren in einem Protein kann die photochemischen Schäden dennoch<br />

erklären. So enthält alkalische Phosphatase 44 aromatische Aminosäuren (Phe,<br />

Trp, Tyr) <strong>und</strong> α-Chymotrypsin 29. ZähltmanHistidinzudenphotochemisch


Diskussion 203<br />

labilen Aminosäuren, so erhöht sich die Zahl bei alkalischer Phosphatase um 262<br />

<strong>und</strong> bei α-Chymotrypsin um 19. Aufgr<strong>und</strong> der deutlich stärkeren <strong>Inaktivierung</strong><br />

der Goldkonjugate muss jedoch ein mit der Goldoberfläche zusammenhängender<br />

Effekt für die <strong>Inaktivierung</strong> hinzukommen. Eine an einzelnen metallischen Nanostrukturen<br />

<strong>und</strong> Gold-Nanopartikeln beobachtete Feldverstärkung [192, 146, 187]<br />

könnteeineVerstärkung der in den <strong>Proteinen</strong> absorbierten Energie um ein bis<br />

zwei Größenordnungen bewirken. Eine solche Verstärkung reicht aus, um die<br />

<strong>Inaktivierung</strong>skurven der Proteine nach Pikosek<strong>und</strong>enbestrahlung über eine photochemische<br />

Denaturierung zu erklären.<br />

Eine weiterer photochemischer Mechanismus wurde in Zusammenhang mit der<br />

Bestrahlung <strong>von</strong> Gold-Nanopartikeln <strong>von</strong> Zhang [205] <strong>und</strong> McGrath vorgeschlagen.<br />

Bei Bestrahlung <strong>von</strong> 100 nm Goldpartikeln mit etlichen J/cm2 (532 nm;<br />

ns-Pulse) konnte eine Verringerung der Partikelgröße in Verbindung mit der Bildung<br />

<strong>von</strong> Au3+ Ionen nachgewiesen werden [121]. Diese wurden <strong>durch</strong> Zusatz<br />

<strong>von</strong> CN − , das das Gold als [Au (CN) 4 ] − bindet, nachgewiesen. Außerdem ver-<br />

schwand die für Goldkolloide charakteristische Absorptionsbande bei 530 nm. Angenommen<br />

wird <strong>von</strong> McGrath ein thermisch erzeugter Übergang <strong>von</strong> Elektronen<br />

aus den Partikeln ins Wasser, dem die Ablösung <strong>von</strong> Goldionen folgt. Bei hohen<br />

Temperaturen ist die Bildung <strong>von</strong> freien Elektronen vergleichbar mit der<br />

Freisetzung <strong>von</strong> thermischen Elektronen <strong>von</strong> heißen Metallen im Vakuum. Die<br />

Lebensdauer ist jedoch aufgr<strong>und</strong> der reaktiven Umgebung wesentlich kürzer <strong>und</strong><br />

kann am ehesten mit der Lebensdauer <strong>von</strong> freien Elektronen in Wasser verglichen<br />

werden, die im Bereich <strong>von</strong> 10 ps liegt [116]. Die freien Ladungsträger können<br />

eine chemische Denaturierung <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> bewirken.<br />

Die Diskussion möglicher Schadensmechanismen der stark lokalisierten Proteininaktivierung<br />

<strong>durch</strong> Gold-Nanopartikel zeigt, dass sich aus der vorliegenden Arbeit<br />

<strong>und</strong> der Literatur noch kein vollständiges Bild der physiaklisch-chemischen<br />

Prozesse <strong>und</strong> der Kinetik der beteiligten Prozesse ergibt. In den verschiedenen<br />

Zeit- <strong>und</strong> Bestrahlungsparameterbereichen kann jedoch mit einer Blasenbildung<br />

ab dem spinoidalen Punkt <strong>und</strong> einer anschließenden weiteren Erhöhung der Temperatur<br />

bis über den Schmelzpunkt <strong>von</strong> Gold gerechnet werden. Dabei kommt es<br />

auch zu einer Fragmentation der Partikel. Chemische Reaktionen wurden in Zusammenhang<br />

mit Goldpartikeln, die bei diesen Bedingungen bestrahlt wurden, in<br />

der Literatur beschrieben. Aufgr<strong>und</strong> dieser extremen Bedingungen an den Partikeloberflächen<br />

nach Bestrahlung ist eine Trennung thermischer, mechanischer


204 Diskussion<br />

<strong>und</strong> chemischer Schadensmechanismen für die Proteininaktivierung nicht mehr<br />

möglich.<br />

6.3 Selektive Schädigung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong><br />

Ziel der Zellversuche war zu zeigen, ob an <strong>Zellen</strong> mit Hilfe <strong>von</strong> Antikörper-<br />

Goldkonjugaten selektiv Schäden <strong>durch</strong> <strong>Laserbestrahlung</strong> verursacht werden können.<br />

Als erstes Ziel wurde eine selektive Abtötung <strong>von</strong> Tumorzellen gewählt, da mögliche<br />

Ziele mit medizinischer Relevanz für eine subzelluläre Schädigung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> erst<br />

noch identifiziert werden müssen. Gleichzeitig wurde erwartet, dass bei einer<br />

starken Anreicherung der Partikel an Zellrezeptoren <strong>und</strong> hohen Bestrahlungen<br />

ein letaler Effekt induziert werden kann.<br />

Für diese ersten Versuche wurde die CD30-positive Zelllinie L428 gewählt. Die<br />

<strong>Zellen</strong> tragen eine mit anderen Rezeptoren vergleichbare Menge an CD30 Rezeptoren<br />

<strong>von</strong> ca. 5 · 104 bis 3 · 105 [204, 107], so dass bei einer Sättigung der<br />

Rezeptoren mit Partikeln eine großflächige Belegung der Plasmamembran mit<br />

Partikeln erwartet werden kann. Die <strong>Zellen</strong> wurden mit Konjugaten aus BerH2<br />

(anti-CD30) <strong>und</strong> 15 nm Gold inkubiert <strong>und</strong> bestrahlt. Als Kontrollen wurden<br />

die CD30-negative Zelllinie U937, unbestrahlte <strong>und</strong> nicht inkubierte <strong>Zellen</strong> sowie<br />

mit einem weiteren Antikörperkonjugat (MIB1-Au) inkubierte <strong>Zellen</strong> untersucht.<br />

Das Antigen Ki-67 zu MIB-1 liegt nicht an der Zelloberfläche, sondern<br />

wird im Zellinneren exprimiert. Die Ergebnisse der Bestrahlungen belegen eine<br />

selektive <strong>und</strong> effektive Schädigung der L428-Proben nach Inkubation mit BerH2-<br />

Goldkonjugaten.<br />

Die Abtötung der <strong>Zellen</strong> ist mit >95% weder vollständig noch bleiben die Kontrollen<br />

vollständig verschont. Die Kontrolle der mit BerH2-Gold inkubierten<br />

U937-<strong>Zellen</strong> hat zu einer schwachen Schädigung bei den angewandten hohen Bestrahlungen<br />

geführt. Eine für eine potentielle Tumortherapie entscheidende Frage<br />

war somit, ob die 5% überlebenden L428-<strong>Zellen</strong> mit passenden Konjugaten innerhalb<br />

eines Zellzyklus sterben <strong>und</strong> ob die leicht geschädigten Kontrollen innerhalb<br />

eines Zellzyklus überleben. Nach den experimentellen Ergebnissen sind die<br />

restlichen 5% L428-<strong>Zellen</strong> innerhalb <strong>von</strong> 24 St<strong>und</strong>en vollständig gestorben. Die<br />

Schäden waren selektiv <strong>durch</strong> das spezifische Konjugat bedingt. Die Kontrollzellen<br />

haben sich in dieser Zeit nicht weiter verändert. Dass sich die Kontrollzellen


Diskussion 205<br />

nicht wieder zu einem hohen Maß regeneriert haben, kann damit erklärt werden,<br />

dass <strong>durch</strong> einen unspezifischen leichten Bestrahlungsschaden die Zellzyklusdauer<br />

verlängert wurde <strong>und</strong> darüber hinaus die Zellkulturbedingungen in den 96-Well-<br />

Platten suboptimal waren, was sich auch im hohen Anteil toter <strong>Zellen</strong> in der<br />

Zellkultur schon vor der Bestrahlung widerspiegelt.<br />

6.3.1 Schadensreichweite der Goldkonjugate<br />

Die Abhängigkeit der partikelinduzierten Schäden <strong>von</strong> der Goldkonzentration im<br />

Bestrahlungspufffer wurde qualitativ untersucht. In den ersten Experimenten<br />

wurden <strong>Zellen</strong> nach Goldkonjugatinkubation gewaschen. In weiteren Experimenten<br />

wurden <strong>Zellen</strong> im Inkubationspuffer bestrahlt. Eine nur grob mögliche<br />

Abschätzung der Konzentration der Goldpartikel über die Verluste der einzelnen<br />

Versuchsschritte ergibt ca. 5 · 105 bis 1 · 106 Partikel pro Zelle. Für Konjugate,<br />

die nicht an die <strong>Zellen</strong> binden, entspricht das einer Konzentration, bei der in der<br />

Umgebung <strong>von</strong> ca. 1 µm Schichtdicke der <strong>Zellen</strong> noch jeweils ca. 1000 Partikel<br />

vorliegen. An <strong>Zellen</strong> ohne Konjugatbindung sollte insofern <strong>durch</strong> den ausgebliebenen<br />

Waschschritt nur dann ein unspezifischer Schaden zu sehen sein, falls die<br />

Schadensreichweite ca. 100 nm im Durchmesser überschreitet.<br />

Die Experimente zur Abstandsabhängigkeit des Schadens an alkalischer Phosphatase<br />

lassen eine wesentlich höhere räumliche Selektivtät bei einer Schichtdicke einer<br />

Antikörperlage <strong>von</strong> ca. 10 nm erwarten. Ein Schaden mit dieser geringen Ausdehnung<br />

kann <strong>durch</strong> einen thermischen Schadensmechanismus bei ps-Bestrahlung<br />

erwartet werden, da der Temperaturgradient um die Partikel rechnerisch so hoch<br />

ist, dass der Schaden auf eine Proteinlage begrenzt bleiben sollte. Für photochemische<br />

Effekte oder Schäden in Zusammenhang mit dem Aufschmelzen <strong>von</strong> Gold<br />

kann erwartet werden, dass die Schadensreichweite ebenfalls im Bereich einer<br />

Proteinlage liegt, da die Diffusionslängen <strong>von</strong> Radikalen [111, 88, 167] <strong>und</strong> <strong>von</strong><br />

Elektronen [116] in proteinhaltiger Lösung im Bereich <strong>von</strong> wenigen Nanometern<br />

liegen.<br />

Kommt es zum Aufschmelzen <strong>von</strong> Gold <strong>und</strong> gleichzeitig zu einer spinodalen Dekomposition<br />

des Wassers, so kann die explosive Blase das geschmolzene Gold in<br />

dieser Region verteilen <strong>und</strong> so zu weiteren Reaktionen <strong>und</strong> Schäden führen. Da an<br />

den Goldpartikeln nach Bestrahlung jedoch noch Proteinfragmente in der Größe


206 Diskussion<br />

vollständiger Proteine zu finden waren, scheint das fragmentierte Gold nicht so<br />

reaktiv zu werden, dass es die Proteine zerstört.<br />

6.3.2 Mechanismen der Zellschäden<br />

Um der Frage weiter nachzugehen, welcher Mechanismus für den Zelltod verantwortlich<br />

ist, <strong>und</strong> welche Rolle die Plasmamembran spielt, wurde die Energieabhängigkeit<br />

der Zellschädigung für unter physiologischen Bedingungen inkubierte<br />

<strong>Zellen</strong> mit auf Eis inkubierten <strong>Zellen</strong> verglichen. Die <strong>Zellen</strong> wurden nach Inkubation<br />

nicht gewaschen. Die Partikel lagen demnach in einer Konzentration vor,<br />

dass sich ca. 1000 Partikel allein aufgr<strong>und</strong> ihrer hohen Konzentration nahe der<br />

Zelloberfläche befanden. Die Fluoreszenzverteilung der lebend-/tot-Anfärbung<br />

der <strong>Zellen</strong> (PI/BCECF) in Abhängigkeit <strong>von</strong> der Bestrahlung zeigte ein sehr unterschiedliches<br />

Bild für die Inkubation auf Eis im Vergleich zur Inkubation bei<br />

37◦C. Die auf Eis inkubierten <strong>Zellen</strong> nehmen PI auf, bevor die Esterasensubstratfluoreszenz<br />

abnimmt (Zwischenzustand 4). Der Anteil der <strong>Zellen</strong> in dieser Region<br />

nimmt bis zu der Bestrahlung <strong>von</strong> 54 mJ/cm2 zu. Ein Übergang in eindeutig<br />

tote <strong>Zellen</strong> (Region 2) wurde nicht beobachtet. Diese Ergebnisse deuten darauf<br />

hin, dass die Membran in einen porierten Zustand gebracht wird <strong>und</strong> so lange<br />

so verbleibt, dass PI noch 5 Minuten nach Bestrahlung in die Zelle diff<strong>und</strong>iert<br />

konnte. Der Schaden ist jedoch so gering, dass die sehr viel größeren Esterasen<br />

nicht austreten konnten.<br />

Die bei 37◦C inkubierten <strong>Zellen</strong> nehmen PI in dem Maße auf wie die Esterasensubstratfluoreszenz<br />

abnimmt (die <strong>Zellen</strong> wandern <strong>von</strong> Region 1 in Region 2). Dies<br />

äußert sich in der Zunahme der <strong>Zellen</strong> in Region 3, die Region 1 <strong>und</strong> 2 verbindet.<br />

Oberhalb <strong>von</strong> 40 mJ/cm2 nimmt die Anzahl der <strong>Zellen</strong> in dieser Zwischenregion<br />

wieder ab. Die gleichzeitige Zunahme der PI-Fluoreszenz <strong>und</strong> BCECF-Abnahme<br />

deutet darauf hin, dass die Membran eine Poration schnell wieder beseitigen<br />

kann, weil die <strong>von</strong> der Temperatur abhängigen Fluidität nicht beeinträchtigt ist.<br />

So sind bei 37◦C zu einem Zeitpunkt weniger Möglichkeiten für PI vorhanden als<br />

auf Eis, um <strong>durch</strong> Poren in die Zelle einzudringen.<br />

Nach den Ergebnissen reagieren <strong>Zellen</strong>, die auf Eis bestrahlt wurden, nicht so<br />

stark auf eindiff<strong>und</strong>ierende Stoffe, was neben der erniedrigten Fluidität der Plas-


Diskussion 207<br />

mamembran am reduzierten Stoffwechsel während der Bestrahlung liegen könnte.<br />

Der Stoffwechsel der Zelle ist <strong>durch</strong> die Kühlung reduziert <strong>und</strong> kann nicht auf den<br />

gesetzten Schaden reagieren.<br />

Die bei 37◦C bestrahlten <strong>Zellen</strong> können dagegen schon während der ersten Minuten<br />

auf den Plasmamembranschaden reagieren. Die mit der PI Zunahme gleichzeitige<br />

Abnahme der Esterasenaktivität könnte <strong>durch</strong> solch eine biologische Antwort<br />

erklärt werden. Diese könnte außerdem zur Auslösung <strong>von</strong> Apoptose führen,<br />

die für den vollständigen Zelltod innerhalb <strong>von</strong> 24 h verantwortlich sein könnte.<br />

Als weiterer Schadensmechanismus kommt eine Schädigung <strong>von</strong> Lysosomen in<br />

Frage, in die Konjugate eventuell unspezifisch aufgenommen werden. Bei einer<br />

Bestrahlung würden dann die Lysosomen geschädigt werden <strong>und</strong> könnten damit<br />

den Zelltod bewirken. Sind mehrere Lysosomen betroffen, so kommt es <strong>durch</strong> die<br />

pH-Veränderung zu einem Zusammenbruch des Plasmamembranpotentials <strong>und</strong><br />

<strong>durch</strong> die Ausschüttung <strong>von</strong> Verdauungsenzymen zu einem Abbau der aktiven<br />

Enzyme in der Zelle. Der Anteil der auf diese Weise getöteter <strong>Zellen</strong> sollte <strong>durch</strong><br />

Inkubation auf Eis stark reduziert sein, da die Aufnahme der Konjugate in Lysosomen<br />

<strong>durch</strong> eine quasikristalline Membran nicht mehr möglich ist.<br />

Da die auf Eis inkubierten <strong>Zellen</strong> mit 40% einen deutlich höheren Anteil porierter<br />

aber nicht eindeutig toter <strong>Zellen</strong> aufweisen, könnte ein Lysosomenschaden<br />

zumindest teilweise für den Zelltot bei Bestrahlung unter physiologischen Bedingungen<br />

verantwortlich sein. Gegen eine Lysosomembeteiligung spricht, dass<br />

sich die Abhängigkeit des Anteils ungeschädigter <strong>Zellen</strong> (Region 1) <strong>von</strong> der Bestrahlung<br />

bei den unterschiedlichen Inkubationbedingungen auch bei niedrigen<br />

Bestrahlungen nicht signifikant unterscheidet.<br />

Dies legt nahe, das der zuerst beschriebene Membranschaden für den Zellschaden<br />

verantwortlich ist <strong>und</strong> damit der Unterschied zwischen der Inkubation auf Eis<br />

<strong>und</strong> der Inkubation bei 37◦C in der Reaktion auf die Poration zu suchen ist.<br />

Einen vergleichbaren Zellmembranschaden <strong>durch</strong> Goldkonjugate konnte Lin [114,<br />

148] in Versuchen nach Bestrahlung mit 500 mJ/cm2 <strong>und</strong> 6 ns-Pulsen induzieren,<br />

in denen <strong>Zellen</strong> mit 30 nm-Goldpartikeln über den CD8-Rezeptor markiert waren.<br />

Lin geht in seinem Fall <strong>von</strong> einem Schaden <strong>durch</strong> Blasenbildung aus, der die <strong>Zellen</strong><br />

poriert. Als Indiz für die Poration wurde die Aufnahme <strong>von</strong> 10 kDA Fluorescein-<br />

Dextran nach einer Markierung <strong>und</strong> Bestrahlung <strong>von</strong> Maus-Fibroblasten mit<br />

20 nm kationischem Gold nachgewiesen, das nicht über eine Rezeptorkopplung,


208 Diskussion<br />

sondern aufgr<strong>und</strong> der Ladung unspezifisch an die Zellmembran bindet. Nach diesen<br />

Experimenten kommt Lin zu dem Schluss, dass Nanogold zur Poration <strong>von</strong><br />

Zellmembranen genutzt werden kann.<br />

Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass ein selektiver Effekt an der<br />

Plasmamembran <strong>durch</strong> die Bestrahlung der mit Goldkonjugat markierten <strong>Zellen</strong><br />

ausgelöst wird. Die experimentellen Daten deuten darauf hin, dass ein Membranschaden<br />

für den Zelltod verantwortlich ist <strong>und</strong> nicht eine Schädigung über<br />

konjugatbeladene Lysosomen. Es ist aufgr<strong>und</strong> des Anteils nicht-toter <strong>Zellen</strong> nach<br />

der Inkubation auf Eis zu vermuten, dass die Konjugate bei geeigneter Bestrahlung<br />

sowohl für eine Poration der <strong>Zellen</strong> als auch für eine selektive Schädigung<br />

bestimmter Zellrezeptoren genutzt werden können. Eine Nutzung der Konjugate<br />

zur selektiven Zerstörung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong> ist bei hohen Bestrahlungen effektiv möglich.


Kapitel 7<br />

Ausblick<br />

Zu den Schwerpunkten der Arbeit über die Nutzung <strong>von</strong> nano- bis mikrometergrossen<br />

Partikeln in der Lasermedizin <strong>und</strong> Biotechnologie, sowie zu den Beiträgen<br />

zum Verständinis der thermischen Proteindenaturierung <strong>und</strong> schließlich zu Probenbestrahlungstechniken<br />

soll in den folgenden Abschnitten ein kurzer Ausblick<br />

gegeben werden.<br />

7.1 Thermische Proteindenaturierung<br />

Die Experimente haben in Hinblick auf eine thermische Proteindenaturierung<br />

ergeben, dass es in den Modellsystemen zu keiner thermischen Denaturierung<br />

nach extrapolierten Raten bei hohen Temperaturen im Bereich <strong>von</strong> über 180◦Cin Zeiten unter Mikrosek<strong>und</strong>en kommt. Dies kann in erster Linie <strong>durch</strong> eine effektive<br />

Rückfaltung der entfalteten Enzyme oder <strong>durch</strong> eine gar nicht erst stattfindende<br />

Entfaltung erklärt werden.<br />

In zukünftigen Untersuchungen, in denen eine <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> ohne<br />

Berücksichtigung der Umgebung erreicht werden soll, sollte man sich demnach an<br />

der Kinetik <strong>von</strong> kovalenten Strukturveränderungen vor allem an Asparagin- <strong>und</strong><br />

Cysteinsäure orientieren. Für Untersuchungen der thermischen Denaturierungskinetik<br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> in <strong>Zellen</strong> oder Gewebe sollte in zukünftigen Versuchen ein<br />

Augenmerk auf die Umgebung, d.h. auf Stoffe im Puffer der untersuchten Proben<br />

gerichtet werden, die zu einer Aggregation führen. Die Umgebung sollte <strong>von</strong><br />

der Stoffzusammensetzung <strong>und</strong> der -konzentration einer zellulären Umgebung, in<br />

209


210 Ausblick<br />

der das Testprotein vorkommt, entsprechen, da Proteine <strong>durch</strong> ihre Umgebung<br />

häufig auch stabilisiert werden. Ein mögliches Modellsystem zur Untersuchung<br />

der Konzentrationseinflüsse besteht darin, Proteine in inversen Micellen zu untersuchen,<br />

in denen sie sowohl hydrophobe Grenzflächen als auch eine hohe Proteinkonzentration<br />

vorfinden. Neben der Umgebung der Proteine sollte in den<br />

Untersuchungen ein verstärktes Gewicht auf Strukturuntersuchungen nach der<br />

Denaturierung gelegt werden, d.h. auf Beantwortung der Fragen, welche Proteinstrukturen<br />

primär an der thermischen Denaturierung beteiligt sind, ob sich<br />

ein Dimer in Monomere trennt oder wo kovalente Veränderungen auftreten. Dies<br />

kann z.B. über eine einfache Massenanalyse in einer Gelektrophorese [206] erfolgen.<br />

Da sich in den Versuchen der Zeitbereich <strong>von</strong> Mikro- bis Millisek<strong>und</strong>en als besonders<br />

wichtig in Hinblick auf die thermischen Effekte herauskristallisiert hat,<br />

leistungsfähige Laser für eine homogene Bestrahlung jedoch technisch aufwendig<br />

<strong>und</strong> teuer sind, stellt sich die Frage, ob nicht dünne metallische Schichten, die<br />

als ohmscher Widerstand elektrisch geheizt werden können, für solche Untersuchungen<br />

geeignet sind. Enzyme, die an solche Schichten gekoppelt sind, können<br />

mit einem einfachen Strompulsgenerator homogen erhitzt werden. Die Heiz- <strong>und</strong><br />

Abkühldauern lassen sich wie bei Mikropartikeln bis in den Mikrosek<strong>und</strong>enbereich<br />

bringen, sofern die Schichten ausreichend dünn sind. Die Veränderungen<br />

der Proteine auf den Schichten kann über Fluoreszenztechniken oder auch über<br />

ellipsiometrische Messungen verfolgt werden. Zur Verfolgung der Entfaltung einzelner<br />

Substrukturen bietet es sich an, Techniken analog zu den sogenannten<br />

” molecular beacons “zu nutzen, so dass die Proteine derart modifiziert werden,<br />

dass sie im gefalteten Zustand einen Farbstoff enthalten, der im entfalteten Zustand<br />

fluoreszierend wird [207].<br />

7.2 Biologisch beschichtete Absorber<br />

als Mikroreaktoren<br />

Die Experimente zeigen, dass sowohl alkalische Phosphatase als auch Chymotrypsin<br />

bis deutlich über 100◦C bei Erhitzung mit Mikrosek<strong>und</strong>enpulsen stabil<br />

blieben. Dies könnte für die praktische Nutzung solcher Partikel <strong>von</strong> Bedeutung<br />

sein. Man kann danach für alle Proteine oder Biomoleküle, für die die thermische


Ausblick 211<br />

<strong>Inaktivierung</strong>skinetik zu höheren Temperaturen abflacht, Reaktionen auf Partikeloberflächen<br />

ablaufen lassen, die diffusionslimitiert sind <strong>und</strong> einen komplexen<br />

zeitlichen Temperaturverlauf erfordern. Die hohen Temperaturen induzieren Blasen,<br />

die für eine aktive Durchmischung des Mediums sorgen. Außerdem bewirken<br />

die hohen Temperaturen eine erhöhte Reaktionsrate, die Reaktionen erlaubt, die<br />

bei Zimmertemperatur nicht ablaufen. Ein Beispiel für eine mögliche Reaktion an<br />

solchen Partikeloberflächen ist eine Polymerasekettenreaktion (PCR). In den meisten<br />

herkömmlichen Aperaturen wird die PCR <strong>durch</strong> zwei Faktoren limitiert: Die<br />

geringe Geschwindigkeit der Polymerasen <strong>und</strong> die langsamen Temperatursprungzeiten<br />

aufgr<strong>und</strong> der großen Probenvolumen. Die Geschwindigkeit der Polymerasenkanninherkömmlichen<br />

PCRs nicht <strong>durch</strong> Proteinmodifikationen wesentlich<br />

verändert werden, da die Polymerasen bis zur Denaturierungs”-Temperatur der<br />

”<br />

DNA, d.h. 90◦C dauerhaft thermisch stabil sein müssen. Führt man nun eine<br />

PCR analog zu einer solid Phase PCR [140] an Mikroabsorberoberflächen <strong>durch</strong>,<br />

so können 4 Dinge kombiniert werden: 1.) Temperaturanstiegs- <strong>und</strong> Abfallszeiten<br />

im Mikrosek<strong>und</strong>enbereich, 2.) über die Laserleistung einstellbare Temperaturen<br />

an den Partikeloberflächen, 3.) keine wesentlich erhöhte Mediumstemperatur bei<br />

ausreichender Verdünnung der Partikel <strong>und</strong> 4.) eine große aktive Oberfläche pro<br />

Volumen. Die schnellen Temperaturabfallszeiten erlauben es bei allen involvierten<br />

Reaktionen an das Geschwindigkeitslimit zu gehen, so dass diese Schritte<br />

zeitlich minimiert werden können. Die über die Laserleistung wählbaren Temperaturen<br />

ermögliche nahezu beliebige zeitliche Temperaturverläufe, die an die<br />

optimalen Temperaturen für die Reaktionen angepasst werden können. Die Lokalisierung<br />

der Temperatur auf die nahe Umgebung der Absorber erlaubt den<br />

Einsatz <strong>von</strong> Polymerasen, die eine möglichst hohe Geschwindigkeit haben <strong>und</strong><br />

die nicht temperaturstabil sind. In Abbildung 7.1 ist schematisch der Ablauf<br />

einer PCR auf Partikeloberflächen dargestellt.


212 Ausblick<br />

vor<br />

annealing<br />

&<br />

Primer<br />

verlängerung<br />

während<br />

Laserpuls<br />

Denaturierung<br />

während des<br />

Laserpulses<br />

100°C<br />

30°C<br />

nach<br />

annealing<br />

&<br />

Primer<br />

verlängerung<br />

Abbildung 7.1: Schematische Darstellung <strong>von</strong> drei Schritten einer partikelbasierten<br />

Polymerasekettenreaktion(PCR). Das Beispiel soll illustrieren, dass Mikropartikel genutzt<br />

werden können, um schnelle Temperaturverläufe zu induzieren, die biochemische<br />

Reaktionen an den biologischen Geschwindigkeitslimits wie z.B. der Geschwindigkeit<br />

der Polymerase ermöglichen. Außerdem ist es möglich, in der direkten Umgebung der<br />

Absorber temperaturlabile Stoffe in den Prozeß einzubinden, da das Gesamtvolumen<br />

nicht erhitzt wird. So sollte es z.B. möglich sein, auf Geschwindigkeit optimierte aber<br />

nicht temperaturstabile Polymerasen für die PCR einzusetzten.<br />

7.3 Selektive Proteininaktivierung<br />

oder Zellabtötung<br />

Die Versuche mit nanometergrossen Goldkonjugaten haben gezeigt, dass eine <strong>Inaktivierung</strong><br />

<strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> mit einer räumlichen Auflösung im Nanometerbereich<br />

möglich ist. Zusätzlich haben die Experimente gezeigt, dass mit solchen Konjugaten<br />

<strong>Zellen</strong> selektiv letal geschädigt werden können <strong>und</strong> bei entsprechender<br />

Bestrahlung <strong>und</strong> Lokalisation der Konjugate gezielt die Zellmembran angegriffen<br />

werden kann. Das macht das grosse Potential der Nanopartikel deutlich. Bei<br />

Bestrahlungen, die für das umgebende Gewebe unbedenklich sind, können <strong>Zellen</strong><br />

lokal manipuliert bis abgetötet werden. Der Schlüssel für eine breite Anwendungen<br />

auch gegen intrazelluläre Proteine oder Strukturen liegt in der Selektivität,


Ausblick 213<br />

d.h. in der Beschichtung der Konjugate. Da für Konjugate mit einem Durchmesser<br />

<strong>von</strong> 10 bis 15 nm Diffusion nicht ausreicht, um sie an Ihren Zielort zu bringen,<br />

müssen biologische Stoffwechselwege genutzt werden. Hier wird der Vorteil<br />

<strong>von</strong> Nanopartikeln gegenüber Farbstoffen deutlich. Sie können wesentlich besser<br />

funktionalisiert werden, ohne dass sich die einzelnen Funktionen sterisch behindern.<br />

Diese gute Funktionalisierbarkeit wurde in letzter Zeit für verschiedenen<br />

Nanopartikel gezeigt. Quantum-Dots mit einer Peptidbeschichtung reichern sich<br />

selektiv an <strong>Zellen</strong> <strong>und</strong> intrazellulär an [27, 4, 174, 30]. Goldpartikel mit mehreren<br />

Funktionalitäten werden für Färbungen <strong>und</strong> therapeutische Anwendungen<br />

wie z.B. der Blutwäsche [71, 72, 73] oder der DNA-Färbung mit Goldpartikeln<br />

[144] untersucht.<br />

Eine mögliche Anwendung liegt in der Aufklärung <strong>von</strong> Proteinfunktionen, da<br />

sich goldnanopartikelmarkierte Proteine zu einem gewünschten Zeitpunkt, z.B.<br />

einer morphologisch feststellbaren Zellzyklusphase inaktivieren lassen. Am Medizinischen<br />

Laserzentrum Lübeck wird in Kooperation mit der Arbeitsgruppe Tumorbiologie<br />

des Forschungszentrums Borstel die Nutzung der Partikel aufgr<strong>und</strong><br />

der Ergebnisse der Arbeit weiter untersucht werden. Dabei soll die Funktion<br />

des Kernproteins Ki-67, das sich während der Zellteilung um die DNA anlagert<br />

<strong>und</strong> ein potenter Zellwachstumsmarker ist, geklärt werden. In ersten Versuchen<br />

konnte gezeigt werden, dass sich 15 nm Goldkonjugate, die mit dem Antikörper<br />

MIB-1, der gegen Ki-67 gerichtet ist, selektiv an Ki-67 in Zelllysat <strong>und</strong> auch in<br />

porierten <strong>Zellen</strong> an Ki-67 anlagern.<br />

Außer zur <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> <strong>und</strong> deren Funktionsaufklärung sollen die<br />

Partikel auf ihre Anwendbarkeit für eine Zellporation <strong>und</strong> Transfektion untersucht<br />

werden. Dafür sollen Partikelkonjugate an die Zellmembran gebracht werden <strong>und</strong><br />

Laserparameter bestimmt werden, mit denen die Plasmamembran poriert werden<br />

kann, so dass Plasmide oder andere Proteine in die <strong>Zellen</strong> eintreten können, ohne<br />

die <strong>Zellen</strong> letal zu schädigen. Vor allem die nach den theoretischen Abschätzungen<br />

erwarteten Mikroblasen mit einem Durchmesser <strong>von</strong> 50 bis 100 nm lassen auf eine<br />

effektive Poration hoffen.<br />

Die selektive Abtötung <strong>von</strong> nanopartikelmarkierten <strong>Zellen</strong> bei hohen Bestrahlungen<br />

scheint eine aussichtsreiche Methode, um zirkulierende entartete <strong>Zellen</strong> oder<br />

z.B. Bakterien abzutöten bzw. um Gewebekulturen aufzureinigen. Es ist gut<br />

vorstellbar, dass man Blut im Durchflußverfahren extrakorporal in einer Küvette<br />

bestrahlt, nachdem dem Patienten Nanopartikelkonjugate injiziert wurden, die


214 Ausblick<br />

sich selektiv an maligne <strong>Zellen</strong> anlagern. Der Hauptvorteil gegenüber dem bisher<br />

verwendeten Verfahren einer Aufreinigung über magnetische Partikel liegt in der<br />

möglichen langen Inkubationsdauer im Körper <strong>und</strong> der schnellen Aufreinigung in<br />

der Küvette.<br />

Für eine Aufklärung der Schadensmechanismen um die Gold-Nanopartikel ist eine<br />

direkte Temperaturmessung der Partikel während der Bestrahlung besonders interessant,<br />

da die unsicheren physikalischen Parameter in der Wärmeleitung <strong>und</strong><br />

die Blasenbildung eine Berechnung der Temperaturen nicht ausreichend genau<br />

zulässt. Erste Experimnete zur Messung der Temperatur über Schwarzkörperstrahlung<br />

wurden <strong>von</strong> Serbin <strong>und</strong> Takami [173, 184] <strong>durch</strong>geführt. Neben Messungen<br />

der Schwarzkörperstrahlung scheint die Messung akustischer Signale, die<br />

<strong>durch</strong> die Blasenbildung hervorgerufen werden, vielversprechend.<br />

7.4 Handhabung <strong>von</strong> Nanoliterproben<br />

Für die Bestrahlung <strong>und</strong> Auswertung der Partikelkonjugate <strong>und</strong> <strong>Zellen</strong> wurde<br />

ein Aufbau entwickelt, in dem miniaturisierte Proben auf einfachen planen<br />

Trägern bestrahlt werden können. In dem entwickelten Aufbau sind die Proben<br />

vollständig unabhängig <strong>von</strong>einander, so dass für Screeninganwendungen der Aufbau<br />

modifiziert werden kann <strong>und</strong> eine hohe Dichte an Proben mit einem geringen<br />

Material- <strong>und</strong> Kostenaufwand untersucht werden kann. Desweiteren kommt es<br />

z.T. bei bisher zur Fluoreszenzassay-Herstellung verwendeten Techniken z.B. in<br />

der Genom-Analytik zum Eintrocknen der Proben während der Herstellung <strong>von</strong><br />

Probenarealen. Dies erschwert eine quantitative Messung, da nur Fluoreszenzfarbstoffe<br />

genutzt werden können, die auch in eingetrocknetem Zustand noch<br />

auswertbar sind, wie z.B. Cy3 oder Cy5 <strong>und</strong> gleichmäßig antrocknen. Probleme,<br />

die bei der Inkubation <strong>durch</strong> Eintrocknen auftreten, die bisher <strong>durch</strong> lipidhaltige<br />

Schutzstoffe, Schutzgase [60], Betain [42] oder eine Kühlung auf nahe 0◦C verhindert werden, stellen in dem hier vorgestellten Aufbau kein Problem dar.<br />

Vielmehr kann die Reaktionstemperatur auf das Temperaturoptimum der biochemischen<br />

Reaktionen eingestellt werden, da sich das Wasserbad im thermischen<br />

Gleichgewicht mit den Proben befindet. Baut man in den Deckel des Aufbaus<br />

eine Pipettieranlage ein, die auch Teile <strong>von</strong> Proben entnehmen kann, so ist es<br />

vorstellbar, auch <strong>Zellen</strong> in den Tröpfchen über einen Zeitraum <strong>von</strong> mehr als ei-


Ausblick 215<br />

nem Tag zu kultivieren <strong>und</strong> zu untersuchen. Dies wäre vor allem für zellbasierte<br />

Analyseverfahren im Bereich Wirkstofftestung (Drug Discovery) <strong>von</strong> Interesse.


216 Ausblick


Kapitel 8<br />

Zusammenfassung<br />

In der Lasermedizin wird die selektive Absorption feiner Strukturen zur gezielten<br />

Schädigung <strong>von</strong> deren direkter Umgebung genutzt. In der vorliegenden Arbeit<br />

wurde untersucht, ob <strong>durch</strong> Bestrahlung <strong>von</strong> künstlichen absorbierenden Partikeln<br />

Schäden an <strong>Proteinen</strong>, Zellstrukturen oder <strong>Zellen</strong> induziert werden können.<br />

Ausgangspunkt der Arbeit war, dass man mit für <strong>Zellen</strong> unbedenklichen Bestrahlungen<br />

direkt um absorbierende Partikel hohe Temperaturen induzieren kann, die<br />

thermische, mechanische <strong>und</strong> chemische Schäden bewirken können.<br />

Im Fall eines rein thermischen Schadens wird eine der Arrheniusgleichung folgende<br />

Denaturierungskinetik <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> erwartet. Soll bei der Schadensinduktion<br />

eine räumlich hohe Präzision erreicht werden, ist die nutzbare Heizzeit aufgr<strong>und</strong><br />

der Wärmeleitung begrenzt. Nach Extrapolation der thermischen Denaturierungsraten<br />

bis zur thermischen Relaxationszeit <strong>von</strong> Partikeln mit zellulären bis<br />

subzellulären Ausmaßen setzt die thermische Denaturierung im Temperaturbereich<br />

<strong>von</strong> 100 bis 200◦C innerhalb <strong>von</strong> Mikro- bis Pikosek<strong>und</strong>en ein. Da<strong>von</strong><br />

ausgehend wurden zwei Fragestellungen untersucht:<br />

1. Kann die Denaturierungskinetik <strong>von</strong> <strong>Proteinen</strong> zu hohen Temperaturen <strong>und</strong><br />

kurzen Zeiten nach der Arrheniusgleichung extrapoliert werden?<br />

2. Können zelluläre Schäden <strong>durch</strong> laserbestrahlte Nanopartikel induziert werden?<br />

Die Gr<strong>und</strong>idee zur Klärung der ersten Fragestellung ist, über die Partikel Temperatursprünge<br />

an den <strong>Proteinen</strong> vom Mikro- bis in den Pikosek<strong>und</strong>enbereich zu<br />

217


218 Zusammenfassung<br />

realisieren, die Untersuchungen der Denaturierungskinetik erlauben.<br />

Als Modellsystem wurde die Bestrahlung <strong>von</strong> Enzym-Absorberkonjugaten etabliert,<br />

wobei die Enzyminaktivierung als Maß für eine Proteinschädigung diente.<br />

Die Wahl <strong>von</strong> Enzym-Goldkonjugaten mit 15 nm Partikel<strong>durch</strong>messer in Kombination<br />

mit Bestrahlungspulslängen <strong>von</strong> 35 ps <strong>und</strong> 6 ns bzw. magnetithaltigen<br />

Silikapartikeln mit > 8 µm Durchmesser in Kombination mit einer Bestrahlungspulslänge<br />

<strong>von</strong> 15 µs ermöglichte eine Untersuchung der Denaturierungsrate der<br />

Enzyme über 6 Größenordnungen in der Zeit.<br />

Eine intensive homogene Bestrahlung wurde erreicht, indem ein Aufbau zur<br />

Erstellung, Bestrahlung <strong>und</strong> Auswertung <strong>von</strong> Proben im Nanoliterbereich mit<br />

Durchmessern unterhalb <strong>von</strong> nur 500 µm entwickelt wurde.<br />

Experimentell konnte weder im Zeitbereich <strong>von</strong> Mikrosek<strong>und</strong>en bei Temperaturen<br />

bis 180◦C noch im Zeitbereich <strong>von</strong> Nano- <strong>und</strong> Pikosek<strong>und</strong>en bei Temperaturen<br />

bis 280◦C eine <strong>Inaktivierung</strong> beobachtet werden. Da die erwartete <strong>Inaktivierung</strong><br />

der Enzyme ausblieb, wurde geschlossen, dass die Denaturierungsraten der verwendeten<br />

Proteine nach der Arrheniusgleichung nicht zu hohen Temperaturen<br />

<strong>und</strong> kurzen Zeiten extrapoliert werden können.<br />

Um eine Schädigung <strong>von</strong> zellulären Strukturen <strong>durch</strong> Nanopartikel nachweisen<br />

zukönnen, wurde zur Beantwortung der zweiten Fragestellung die Bestrahlung<br />

erhöht. Hierfür wurden die Proben mit einem gaußschen Strahl abgescannt.<br />

Bei Bestrahlung mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen (35 ps) wurde eine <strong>Inaktivierung</strong> der<br />

Enzym-Goldkonjugate erzielt, die bei 10 mJ/cm2 einsetzte <strong>und</strong> kontinuierlich bis<br />

auf 70% <strong>Inaktivierung</strong> nach einer Bestrahlung mit 10 4 Pulsen bei 76 mJ/cm 2 zu-<br />

nahm. Die Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Bestrahlung <strong>von</strong> alkalischer<br />

Phosphatase <strong>und</strong> <strong>von</strong> α-Chymotrypsin war vergleichbar.<br />

Zur Identifikation eines möglichen Schadensmechanismus wurden die experimentell<br />

beobachteten Schäden mit Modellrechnungen verglichen. Ein thermischer<br />

Effekt nach den extrapolierten Raten für die thermische Denaturierung kann<br />

danach ausgeschlossen werden. Nach den Modellrechnungen <strong>und</strong> den Ergebnissen<br />

kann ein bei einer bestimmten Schwellentemperatur einsetzender Prozeß die<br />

Abhängigkeit der <strong>Inaktivierung</strong> <strong>von</strong> der Bestrahlung erklären. Die wahrscheinlichste<br />

Schwellentemperatur ist der Schmelzpunkt <strong>von</strong> Gold. Das Schmelzen der


Zusammenfassung 219<br />

Goldpartikel wird aufgr<strong>und</strong> der experimentell beobachteten Fragmentierung der<br />

Partikel vermutet.<br />

Eine Schädigung <strong>durch</strong> lineare photochemische Prozesse kann ausgeschlossen werden,<br />

da die experimentell gemessenen Schäden nicht ausschließlich <strong>von</strong> der zugeführten<br />

Energie abhängig waren. Nichtlineare photochemische Prozesse, Elektronenemission<br />

der Partikel am Schmelzpunkt <strong>und</strong> oberflächenverstärkte Mehrphotonen-Photochemie<br />

wurde an Goldpartikeln bei den in dieser Arbeit verwendeten<br />

Bestrahlungen beschrieben, ohne dass Raten für diese Prozesse bekannt<br />

sind. Daher können sie als Schadensmechnismus nicht ausgeschlossen werden.<br />

Eine Blasenbildung um die Goldpartikel <strong>und</strong> um mikrometergrosse magnetithaltige<br />

Silikapartikel führte nicht zu einer <strong>Inaktivierung</strong> der Proteine.<br />

Die Präzision des Schadens um Nanogoldpartikel wurde bestimmt, indem Antikörper<br />

als Abstandshalter zwischen alkalischer Phosphatase <strong>und</strong> dem Partikel<br />

eingebaut wurden. In diesen Experimenten konnte nachgewiesen werden, dass<br />

der Schaden auf die Proteinlage direkt auf der Partikeloberfläche begrenzt blieb.<br />

Erstmals wurden <strong>Zellen</strong> (CD30 positiv) mit Hilfe <strong>von</strong> Nanogoldkonjugaten <strong>durch</strong><br />

Bestrahlung mit Pikosek<strong>und</strong>enpulsen selektiv letal geschädigt. Dafür wurden<br />

Bestrahlungen <strong>von</strong> 10 mJ/cm 2 bis 50 mJ/cm 2 benötigt, die deutlich oberhalb<br />

der erwarteten Blasenbildungsschwelle um die Partikel lagen.<br />

Unterschiede in der Fluoreszenzanfärbung <strong>von</strong> <strong>Zellen</strong>, die bei physiologischen Bedingungen<br />

<strong>und</strong> im Vergleich dazu auf Eis mit den Nanogoldkonjugaten inkubiert<br />

<strong>und</strong> bestrahlt wurden, deuten darauf hin, dass hauptsächlich Schäden an der<br />

Plasmamembran auftreten. Eine Poration lebender <strong>Zellen</strong> erscheint bei angepasster<br />

Bestrahlung möglich.<br />

Die vorliegende Arbeit zeigt, dass <strong>Zellen</strong> <strong>und</strong> Proteine mit Hilfe <strong>von</strong> absorbierenden<br />

Partikeln laserinduziert mit hoher Präzision geschädigt werden können. Die<br />

Extrapolation <strong>von</strong> Proteindenaturierungsraten nach der Arrheniusgleichung über<br />

mehrere Grössenordnungen bis in den Nanosek<strong>und</strong>enzeitbereich ist nicht möglich.


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240<br />

.


Danksagung<br />

241<br />

Ich danke Herrn Prof. Dr. Reginald Birngruber für die Ermöglichung dieser Arbeit<br />

als auch für seine Unterstützung <strong>und</strong> den großzügigen Freiraum bei der<br />

Durchführung der Arbeit.<br />

Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Gereon Hüttmann, der mir als Betreuer<br />

stets mit Rat <strong>und</strong> Tat zur Seite stand. Sein großer Erfahrungsschatz <strong>und</strong> die<br />

stete Möglichkeit einer offenen Diskussion <strong>und</strong> sein kritisches Hinterfragen waren<br />

häufig Triebkraft für neue Ideen <strong>und</strong> Fragen, unter denen die Details der Arbeit<br />

beleuchtet wurden.<br />

Besonderer Dank gebührt Herrn Prof. Dr. Johannes Gerdes, der immer ein offenes<br />

Ohr für Diskussionen hatte <strong>und</strong> mit seinem biologischen Fachwissen den Horizont<br />

der Arbeit wesentlich erweitert hat.<br />

Allen übrigen Mitarbeitern der Arbeitsgruppe Mikroeffekte, insbesondere Jesper<br />

Serbin, Maik Frede, Björn Lange <strong>und</strong> vor allem auch Herrn Dr. Elmar Endl<br />

möchte ich für die Unterstützung <strong>und</strong> die gute Zusammenarbeit <strong>und</strong> nicht zuletzt<br />

für die gute Stimmung, die das Projekt über die gesamte Zeit getragen hat,<br />

danken.<br />

Ein weiterer Dank gebührt Herrn Dr. Michael Hoppert, der mich in die Geheimnisse<br />

der Enzym-Goldkonjugation eingewiesen hat <strong>und</strong> ohne dessen wertvolle<br />

Ratschläge <strong>und</strong> die Elektronenmikroskopie vieles im Dunkeln geblieben wäre.<br />

Allen Mitarbeitern <strong>und</strong> Kooperateuren des Medizinischen Laserzentrums Lübeck<br />

danke ich für ihre Unterstützung sowie für die angenehme <strong>und</strong> produktive Arbeitsatmosphäre.<br />

Die Arbeit wurde finanziert <strong>durch</strong> ein Stipendium des Landes Schleswig-Holstein<br />

<strong>und</strong> Projektgelder der DFG (Förderkennziffer Bi:321/3-1<strong>und</strong> Bi:321/3-2). Der<br />

Besuch internationaler Konferenzen wurde mir <strong>durch</strong> Gelder der Fazit-Stiftung<br />

ermöglicht.<br />

Meinen Eltern <strong>und</strong> Christiane Scheffer danke ich für ihre Unterstützung in jeglicher<br />

Hinsicht, <strong>durch</strong> die sie letztlich auch diese Arbeit mit getragen haben.


Benno Radt<br />

Geboren 20.05.1973 in Istanbul<br />

Familienstand ledig<br />

Nationalität Deutsch<br />

Doktorarbeit<br />

Lebenslauf<br />

1999-2002 Wissenschaftlicher Angestellter im Rahmen des DFG Forschungsprojekts<br />

„Selektive Mikroeffekte“ am Medizinischen Laserzentrum Lübeck<br />

1998-1999 Vorversuche <strong>und</strong> Beantragung des Projekts „Selektive Mikroeffekte“<br />

unter der Leitung <strong>von</strong> Dr. G. Hüttmann im Rahmen des<br />

„Promotionsstipendiums zur Förderung des wissenschaftlichen <strong>und</strong><br />

künstlerischen Nachwuchses“ des Landes Schleswig Holstein<br />

1998 Arbeit an der Veröffentlichung der Ergebnisse der Diplomarbeit in<br />

Verbindung mit weiteren Experimenten am Medizinischen Laserzentrum<br />

Lübeck<br />

Diplomarbeit<br />

1997 Experimentelle Untersuchungen zur Biomechanik <strong>und</strong> zur thermischen<br />

Denaturierung <strong>von</strong> Kornea am Medizinischen Laserzentrum Lübeck (unter<br />

der Betreuung <strong>von</strong> Prof. Dr. R. Birngruber <strong>und</strong> Prof. Dr. G. Huber)<br />

Physikstudium<br />

1993- 1998 Physikstudium an der Universität Hamburg<br />

Schwerpunkte in: Bio-, Festkörper- <strong>und</strong> Laserphysik<br />

1991- 1993 Physikgr<strong>und</strong>studium an der Technischen Hochschule Darmstadt<br />

Tätigkeiten während des Studiums<br />

1995- 1996 Tutor für Physik I an der Technischen Universität Hamburg Harburg<br />

1995 Praktikum am Institut für Biophysik <strong>und</strong> Strahlenbiologie am<br />

Universitätskrankenhaus Eppendorf, Hamburg<br />

1992-1993 Hilfsassistent am Institut für Lichttechnik; TH Darmstadt<br />

Schulausbildung<br />

1985- 1991 Deutsches Gymnasium in Istanbul mit dem<br />

Abschluss der Allgemeinen Hochschulreife<br />

Lübeck den 19.11.2002

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