VÖS-Magazin Ausgabe 1/2012 - Schweine.at
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02Z030068, P.b.b.<br />
Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015<br />
www.schweine.<strong>at</strong> <strong>Magazin</strong><br />
Fach- & Mitteilungsbl<strong>at</strong>t des Verbandes<br />
Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />
<strong>Ausgabe</strong> Österreich 1/<strong>2012</strong><br />
Sicherheit und Stabilität<br />
für die Betriebe
<strong>Magazin</strong><br />
Die Zukunft<br />
der <strong>Schweine</strong>bauern<br />
3 Inhalt<br />
Rechtssicherheit<br />
für Sauenhalter<br />
Einigung mit dem<br />
Gesundheitsminister<br />
Energiesparen<br />
im <strong>Schweine</strong>stall<br />
IMPRESSUM<br />
Praxistipp<br />
An<strong>at</strong>omie<br />
und Besamung<br />
Grenzüberschreitende<br />
Partnerschaft<br />
Die mehr als ein Jahr andauernde Diskussion<br />
um den Ferkelschutzkorb konnte Ende Dezember<br />
abgeschlossen werden ... > Seite 4<br />
Die Erleichterung nach der Ministereinigung zu<br />
einer neuen Tierhalteverordnung ist groß ...<br />
> Seite 6<br />
Nach schwierigen Verhandlungen ist schlussendlich<br />
eine Einigung mit Gesundheitsminister<br />
Stöger gelungen ... > Seite 12<br />
In <strong>Schweine</strong>stallungen wird Energie in Form<br />
von Strom und Wärme benötigt ... > Seite 18<br />
„Warmwasserfütterer“ können sich in kalten<br />
Zeiten beruhigt zurücklehnen ... > Seite 22<br />
Die an<strong>at</strong>omischen Grundlagen beim Schwein<br />
weisen gewisse Eigenheiten auf, auf die beim<br />
Besamen Bedacht genommen werden muss.<br />
> Seite 28<br />
Gegen den Trend in Europa suchte und fand<br />
die EZG Gut Streitdorf Partner nicht im Osten<br />
sondern ... in Bayern! > Seite 32<br />
Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern (<strong>VÖS</strong>), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: office@schweine.<strong>at</strong><br />
IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWW<br />
Für den Inhalt verantwortlich: Ing. Georg Mayringer, <strong>VÖS</strong>-Geschäftsführer<br />
Schwerpunkte<br />
Redaktion: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, Tel.+ Fax: 01/96 7 16 36, E-Mail: ebner@fresco.<strong>at</strong><br />
Ständige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz Strasser<br />
Anzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31<br />
Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl<br />
Titelfoto: <strong>VÖS</strong> Mit freundlicher Unterstützung von<br />
Tel: 02269/2501 Tel.: 03453/40600 Tel.: (Mast) 0732/6902 – 1329 (Ferkel) 07242/47441
Rupert Hagler<br />
<strong>VÖS</strong>-ObmannStv.<br />
Mit dem erzielten Konsens wird eine schon viel zu<br />
lang andauernde Phase der Ungewissheit beendet.<br />
Die Ferkel können weiterhin vor dem Erdrücken<br />
durch die Muttersauen geschützt werden. Darüber<br />
hinaus wurde die Bewegungsfreiheit für die Muttersauen<br />
deutlich ausgeweitet. Die <strong>Schweine</strong>bauern<br />
haben Rechtssicherheit und Investitionsschutz<br />
wiedererlangt.<br />
Der Kompromiss sieht vor, die Maximalzeit im Ferkelschutzkorb<br />
um mehr als ein Drittel, von höchstens<br />
156 Tagen jährlich auf 96 Tage, zu verkürzen.<br />
Bis 2017 werden weitreichende wissenschaftliche<br />
Untersuchungen unter Berücksichtigung von Tierschutz,<br />
Arbeitsschutz, Praktikabilität und Umsetzungsmöglichkeiten<br />
im europäischen Umfeld klären,<br />
welche Haltung den besten Ferkelschutz bietet.<br />
In Folge sollen diese wissenschaftlichen<br />
Erkenntnisse dann bis 2033 umgesetzt werden.<br />
Durch die Einigung bekommt Österreich das nach<br />
Schweden zweitstrengste Tierschutzgesetz für<br />
<strong>Schweine</strong>. Der Kompromiss zeigt, dass die <strong>Schweine</strong>bauern<br />
den Tierschutz ernst nehmen, schließlich<br />
sind die Tiere ihre Lebensgrundlage. Neben<br />
Rechtssicherheit, Investitionsschutz und Planbarkeit<br />
für die nächsten Jahre bedeutet die erzielte<br />
Einigung aber auch finanzielle Belastungen für<br />
Die Zukunft der <strong>Schweine</strong>bauern<br />
muss planbar bleiben!<br />
Die mehr als ein Jahr andauernde Diskussion um den Ferkelschutzkorb konnte Ende<br />
Dezember mit einem Kompromiss zwischen Bundesminister Berlakovich und<br />
Bundesminister Stöger abgeschlossen werden. Mit den neuen Tierschutzstandards in<br />
der Ferkelzucht, gehört Österreich zukünftig zu den europäischen Vorreitern.<br />
Gleichzeitig soll der Kompromiss aber auch die praktikable Umsetzung ermöglichen.<br />
die Bauern. Wir stehen vor einer großen Herausforderung.<br />
Um diese zu bewältigen und die Versorgung<br />
mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch weiterhin<br />
zu gewährleisten, brauchen wir deshalb das<br />
Bekenntnis der Konsumenten zu österreichischer<br />
Qualität.<br />
<strong>Schweine</strong>branche<br />
weitgehend förderunabhängig<br />
Der <strong>Schweine</strong>tag bei der diesjährigen Wintertagung<br />
h<strong>at</strong> klar gezeigt, dass die <strong>Schweine</strong>branche<br />
jene Sparte der heimischen Landwirtschaft ist, die<br />
am stärksten den Kräften des freien Marktes ausgesetzt<br />
ist. Die Preisbildung im europäischen<br />
<strong>Schweine</strong>markt erfolgt weitgehend ohne Eingriffe<br />
durch Marktinstrumente. Dies stellt Betriebsleiter<br />
und deren Familien vor die Herausforderung mit<br />
starken Erzeugerpreisschwankungen umzugehen.<br />
Österreichs <strong>Schweine</strong>halter zeigen, dass sie in diesem<br />
freien Markt bestehen können und dass es<br />
auch auf im europäischen Vergleich eher kleinen<br />
bäuerlichen Familienbetrieben möglich ist, wirtschaftlich<br />
zu arbeiten und gleichzeitig hochwertige<br />
Lebensmittel zu erzeugen, die den österreichi-<br />
schen Konsumentenerwartungen entsprechen.<br />
Neben dem enormen betrieblichen Engagement<br />
der Bauernfamilien, sind hier der Zusammenschluss<br />
in starke Erzeugergemeinschaften sowie<br />
die eigene Futtergrundlage wichtige Erfolgsfaktoren.<br />
Damit die heimischen <strong>Schweine</strong>bauern auch<br />
weiterhin im rauen Umfeld des freien EU Binnenmarktes<br />
bestehen können, müssen bei der Neugestaltung<br />
der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab<br />
2014 wesentliche Punkte berücksichtigt werden:<br />
• Die finanzielle Unterstützung der Betriebe<br />
durch eine gut dotierte Investitionsförderung<br />
muss sichergestellt werden! Die Betriebe sind<br />
laufend gefordert sich für den Wettbewerb am<br />
freien Markt zu wappnen und laufend zu<br />
modernisieren. Gerade in Österreich sind solche<br />
Investitionen häufig mit besonderen (Tierschutz-)Auflagen<br />
verbunden, wie die Diskussion<br />
um die Ferkelschutzkörbe gezeigt h<strong>at</strong>.<br />
Die wertvolle Arbeit der Erzeugergemeinschaften,<br />
insbesondere in den Bereichen Vermarktung<br />
und Qualitätssicherung, muss besonders<br />
unterstützt werden. Nur durch die gezielte<br />
Leitartikel<br />
Foto: <strong>VÖS</strong><br />
4
Bündelung von Angebot und Interessen der<br />
<strong>Schweine</strong>bauern können die kleinstrukturierten<br />
heimischen Betriebe, gegen wesentlich<br />
dominantere Marktpartner bestehen.<br />
• Die Absicherung der heimischen Qualität und<br />
Herkunft – insbesondere mit dem Flaggschiff<br />
‚AMA-Gütesiegel‘ muss weiter vorangetrieben<br />
werden. Insbesondere in den Bereichen Verarbeitungsfleisch<br />
und Gastronomie haben wir<br />
hier noch sehr großen Handlungsbedarf.<br />
• In Bezug auf Betriebsmittel und Standards darf<br />
es keine österreichischen Alleingänge geben!<br />
Diese verteuern die Produktion unnötig und<br />
können am Markt nicht erlöst werden.<br />
• In Österreich ist der bäuerliche Familienbetrieb<br />
mit eigener Futtergrundlage und sinnvoller<br />
Kreislaufwirtschaft gelebte Praxis. Sinnlose Flächenbindungen<br />
belasten gerade Veredelungsbetriebe<br />
ganz besonders, ohne ökologischen<br />
Nutzen zu bringen. Dies ist abzulehnen! Im<br />
neuen Programm muss sichergestellt werden,<br />
dass auch intensivere Betriebe in der tierischen<br />
Veredelung die Möglichkeit haben, an verschiedenen<br />
Agrarumweltmaßnahmen teilzunehmen.<br />
Nur durch die breite Teilnahme der Betriebe an<br />
ökologisch sinnvollen Maßnahmen kann ein<br />
wirklich messbarer Vorteil für unsere Umwelt<br />
erzielt werden.<br />
Nitr<strong>at</strong>richtlinie: Verschärfung auf<br />
Problembereiche beschränken!<br />
Der für die Aktualisierung des „Aktionsprogramms<br />
Nitr<strong>at</strong>“ vorliegende Entwurf entspricht<br />
nicht in allen Punkten den Vorstellungen der<br />
<strong>Schweine</strong>branche. Darin vorgesehene Verschärfungen<br />
müssen auf ein machbares Mindestmaß reduziert<br />
werden und dürfen die heimischen Veredlungsbetriebe<br />
nicht über Gebühr belasten.<br />
Da die Einhaltung des EU-Rechts auch von der EU-<br />
Kommission überwacht wird und alle EU-Sta<strong>at</strong>en<br />
dieselben Bedingungen erfüllen müssen, wird derzeit<br />
an einem neuen Nitr<strong>at</strong>-Aktionsprogramm<br />
gearbeitet. Wer gegen Vorschriften bei der Ausbringung<br />
von Wirtschaftsdüngern, wie Gülle und<br />
Jauche, oder Handelsdüngern verstößt, riskiert<br />
eine Cross-Compliance-Sanktion mit Kürzung der<br />
Direktzahlungen.<br />
Pflichtaufzeichnungen<br />
nur in bestimmten Gebieten<br />
Es gilt zu verhindern, dass künftig fast alle Viehhalter<br />
Österreichs betriebs- oder schlagbezogene<br />
Aufzeichnungen über anfallende und ausgebrachte<br />
Dünger führen müssen. Lediglich für Betriebe,<br />
mit einem N-Anfall von mehr als 90 kg N/ha aus<br />
5 Leitartikel<br />
Tierhaltung ist eine derartige Regelung denkbar.<br />
Diese Verpflichtung soll sich zudem auf Gebiete<br />
beschränken, in denen erhöhte Nitr<strong>at</strong>konzentr<strong>at</strong>ionen<br />
im Grundwasser festgestellt wurden. Wo<br />
keine Nitr<strong>at</strong>probleme vorliegen und die Trinkwassergewinnung<br />
wenig Bedeutung h<strong>at</strong>, soll weiterhin<br />
die Möglichkeit bestehen, Aufzeichnungen als<br />
freiwillige Maßnahme im Rahmen eines Umweltprogramms<br />
zu führen.<br />
Kürzere Düngezeiträume<br />
erfordern mehr Güllelager<br />
Der vorliegende Entwurf sieht eine Einschränkung<br />
der Düngezeiträume und der Düngekulturen vor.<br />
Das würde die Herbstdüngung bei Getreide, aber<br />
insbesondere nach der Maisernte auf Maisstroh,<br />
erschweren und damit wohl bei einer neuen Gruppe<br />
von Betrieben zu einem Engpass bei der Güllelagerung<br />
führen, denn Gülle wäre über den Winter<br />
hinaus bis ins Frühjahr zu lagern. Beispielsweise<br />
sieht der Entwurf vor, dass Folge- und<br />
Zwischenfrüchte bereits bis zum 15. Oktober<br />
angebaut werden müssen, um noch bis 15.<br />
November mit Stickstoff aus Gülle und Jauche etc.<br />
gedüngt werden zu dürfen. Diese Frist für den<br />
Anbau von düngungswürdigen Folge- oder<br />
Zwischenfrüchten sollte zumindest auf 31. Oktober<br />
verschoben werden. Gerade in den letzten<br />
Jahren haben milde Herbstmon<strong>at</strong>e gezeigt, dass<br />
in dieser Zeit noch eine entsprechende Kulturentwicklung<br />
st<strong>at</strong>tfindet.<br />
Ausreichende Fristen<br />
für Um- und Neubau<br />
Landwirte, die ihren Güllelagerraum z.B. aufgrund<br />
eines ‚Düngeverbots auf Maisstroh im Herbst ohne<br />
nachfolgende Winterbegrünung‘ ausbauen müssen,<br />
benötigen ausreichende Fristen, um diese<br />
Anforderungen erfüllen zu könne. Zudem ist die<br />
im Entwurf des Ministeriums geforderte Vorlage<br />
von Dichtheits<strong>at</strong>testen beim Neu- und Umbau von<br />
Güllegruben eine unnötige zusätzliche Bürokr<strong>at</strong>ie.<br />
Güllegruben sind laut den Bauordnungen der<br />
Bundesländer seit vielen Jahren mit einem entsprechenden<br />
Dichtheits<strong>at</strong>test zu errichten. Eine<br />
nachträgliche Dichtheitsprüfung wäre aufwendig<br />
und teuer.<br />
Mit dem Kompromiss in der Diskussion um den<br />
Ferkelschutzkorb konnte für die österreichischen<br />
<strong>Schweine</strong>bauern ein wichtiger Brocken zur Sicherung<br />
des Standortes Österreich bewältigt werden.<br />
Vielen Dank allen, die zu einer praktikablen<br />
Lösung beigetragen haben! Die oben angeführten<br />
Themen, wie GAP und Nitr<strong>at</strong>richtlinie zeigen, dass<br />
wir auch weiterhin gefordert sind. Wir werden uns<br />
auch künftig für vernünftige Regelungen für die<br />
heimische <strong>Schweine</strong>branche einsetzen und hoffen<br />
auf breite Unterstützung.<br />
Georg Mayringer<br />
<strong>VÖS</strong>-Geschäftsführer<br />
Wertschöpfung – Wertschätzung<br />
Die Landwirtschaft und insbesondere die<br />
<strong>Schweine</strong>branche steht in den nächsten Jahren<br />
vor großen Herausforderungen und h<strong>at</strong><br />
dabei einen breiten Spag<strong>at</strong> zu bewältigen.<br />
Auf der einen Seite müssen die Betriebe am<br />
freien Markt bestehen und dort ihr Einkommen<br />
erwirtschaften. Vielfach ist dies mit<br />
Betriebswachstum und Intensivierung verbunden.<br />
Auf der anderen Seite sind die<br />
Betriebe mit immer weniger Wertschätzung<br />
aus der Bevölkerung konfrontiert. Die Landwirtschaft<br />
soll einerseits produktiver, aber<br />
andererseits auch ökologischer werden und<br />
qualit<strong>at</strong>iv hochwertige Lebensmittel zu günstigsten<br />
Preisen produzieren!<br />
Die Diskussion um den Ferkelschutzkorb<br />
konnte letztlich im Dezember mit einem<br />
Kompromiss beendet werden. Die Diskussionen<br />
werden aber immer heftiger und kommen<br />
in immer kürzeren Abständen. Zudem<br />
werden die kritischen Themen vielfältiger.<br />
GVO-Soja, Antibiotikaeins<strong>at</strong>z, Ferkelkastr<strong>at</strong>ion,<br />
Klimaschutz … um nur ein paar Bereiche<br />
zu nennen. Dies macht klar, dass wir<br />
uns dem Dialog mit der Bevölkerung zukünftig<br />
noch intensiver widmen müssen. Österreichs<br />
(<strong>Schweine</strong>)bauern decken täglich den<br />
Tisch und haben sich mehr Wertschätzung<br />
verdient!
Dr. Johann Schlederer<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />
Manch schlachtreife <strong>Schweine</strong>partie musste<br />
zweckentfremdet noch einen Beitrag zur Stallklimagestaltung<br />
leisten. Damit kam nie richtiger<br />
Angebotsdruck auf, was die <strong>Schweine</strong>börse<br />
im Jänner und Februar für überdurchschnittlich<br />
gute Preise nutzen konnte.<br />
Edelteile belasten Fleischmarkt<br />
N<strong>at</strong>urgemäß anders sieht dies der Fleischmarkt.<br />
Hier wird kritisiert, dass die Exporte in<br />
Drittsta<strong>at</strong>en und speziell nach Asien noch<br />
nicht auf Vorjahresniveau laufen.<br />
Gelungener Start ins<br />
<strong>Schweine</strong>jahr <strong>2012</strong><br />
Die zu Jahresbeginn übliche, als Jännerloch bekannte Preisschwäche war weniger<br />
ausgeprägt als befürchtet. Da die Feiertage um den Jahreswechsel überwiegend<br />
Wochenendtage waren, konnte man ohne Schlachtschweinerückstau in den Jänner<br />
gehen. Die wochenlange Eiseskälte im Februar h<strong>at</strong>te erheblichen Einfluss auf die<br />
Abgabebereitschaft der <strong>Schweine</strong>mäster.<br />
Dadurch wäre es, besonders bei Edelteilen,<br />
schwierig bis unmöglich gewesen, die erforderlichen<br />
Preise zu erzielen.<br />
Umgekehrt gibt es bei Verarbeitungsfleisch<br />
und Speck einen Nachfrageboom. Die Preise<br />
sind dementsprechend hoch und überschreiten<br />
mancherorts sogar Edelteilpreise. Absolut<br />
knapp war und ist auch das Altsauenfleisch.<br />
Aktuell und für das ganze Jahr überdurchschnittlich<br />
hoch eingeschätzte Ferkelpreise<br />
tragen dazu bei, dass manche Muttertiere<br />
noch einen zusätzlichen Wurf an ihre Lebensleistung<br />
anhängen müssen bzw. dürfen.<br />
Speck und Verarbeitungsfleisch boomen - durch die hohe Nachfrage überschreiten die<br />
Preise mancherorts sogar die Edelteilpreise.<br />
Immer häufiger Hauspreise<br />
in Deutschland<br />
Die Diskrepanz zwischen dem ausverkauften<br />
Schlachtschweinemarkt und dem schwierigen<br />
Edelteilemarkt zeigte sich wochenlang am<br />
deutschen Markt. Hier versuchten marktdominierende<br />
Schlachtunternehmen wie Vion und<br />
Tönnies mittels Hauspreisen die <strong>Schweine</strong><br />
mehrere Cent unter der amtlich empfohlenen<br />
Preisnotierung zu erstehen.<br />
Sollte es den deutschen Schlachtunternehmen<br />
gelingen, mit der günstigeren Hauspreispolitik<br />
auch die gewünschte <strong>Schweine</strong>menge zu<br />
erhalten, so wäre dies eine massive Schwächung<br />
der amtlichen Notierung in unserem<br />
Nachbarland.<br />
Erst wenn im Drittlandexport auch Edelteile<br />
wieder gefragter sind, so, wie das derzeit<br />
bereits bei Verarbeitungsfleisch und Schlachtnebenprodukten<br />
der Fall ist, ist von einer weiteren<br />
positiven Preisentwicklung auszugehen.<br />
Positiver Ausblick<br />
Der gelungene Start ins neue Jahr dürfte auch<br />
eine gute Basis für die Preisentwicklung für<br />
das ganze Jahr sein. Die Ergebnisse der<br />
<strong>Schweine</strong>zählungen in den Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />
deuten darauf hin, dass die Produktion erstmals<br />
seit unserer EU-Mitgliedschaft nicht<br />
mehr zunimmt.<br />
Während sich in den vergangenen Jahren das<br />
Plus immer zwischen 1% und 2% bewegte,<br />
könnte diesmal ein umgekehrtes Vorzeichen<br />
vor diesen Zahlen stehen. Damit stehen die<br />
angebotsseitigen Zeichen in Richtung einer<br />
günstigen Preisentwicklung.<br />
Abs<strong>at</strong>zseitig könnte auch ein nicht allzu harter<br />
Euro einen günstigen Rahmen für <strong>at</strong>traktive<br />
Exporte am Weltmarkt bieten. Als Ergebnis<br />
sollte dann ein Jahresdurchschnittsbasispreis<br />
von ca. 1,40 Euro nicht unwahrscheinlich<br />
sein.<br />
Markt<br />
6
Mit dem Rüssel in Brüssel<br />
EU legt Tierschutzstr<strong>at</strong>egieplan<br />
<strong>2012</strong> bis 2015 vor!<br />
Vorgestellt wurde der Aktionsplan erstmals am<br />
23. Jänner anlässlich des Agrarministertreffens.<br />
Ausführlich diskutiert wurde der Plan für<br />
die nächsten vier Jahre im Rahmen einer Konferenz<br />
am 29. Februar <strong>2012</strong> und 1. März <strong>2012</strong><br />
in Brüssel. Veranstalter waren die dänische<br />
R<strong>at</strong>spräsidentschaft und die europäische Kommission,<br />
die Programmgestaltung lag bei der<br />
Generaldirektion SANCO, quasi das Gesundheitsund<br />
Verbraucherschutz Ministerium der EU.<br />
Was ist geplant?<br />
Nachdem es nicht der erste Plan ist, der da<br />
vorgelegt wurde – alle vier Jahre wird ein neuer<br />
erstell, kann man vereinfacht Folgendes<br />
sagen: Es soll das umgesetzt werden, was<br />
bereits früher geplant wurde. Die Regeln sollen<br />
aber verständlicher definiert und transparenter<br />
dargestellt werden.<br />
Konkret<br />
Man braucht ergebnisorientierte Indik<strong>at</strong>oren,<br />
also messbaren Tierschutz, um Entwicklungen<br />
besser darstellen zu können.<br />
Verbesserte Transparenz für Verbraucher, alle<br />
sollen richtig verstehen, was unter Tierschutz<br />
gemeint ist und was nicht.<br />
Schaffung sogenannter europäischer Referenzzentren,<br />
das heißt: in verschiedenen<br />
Ländern sollen Einrichtungen geschaffen<br />
werden, die für vergleichbare Standards und<br />
Ber<strong>at</strong>ung zu-ständig sein sollen.<br />
Weiters soll es Initi<strong>at</strong>iven geben, die zu einer<br />
Verbesserung der Tierschutzkompetenz aller<br />
im Umgang mit Tieren befassten Personen<br />
führen.<br />
Wie sieht die europäische<br />
Bauernvertretung den Plan?<br />
COPA – Generalsekretär Pekka Pesonen, einer<br />
von 17 Rednern am ersten Tag der Konferenz<br />
kritisierte, dass es der Str<strong>at</strong>egie an Konkretem<br />
mangle. Wie z. B. können die hohen Produktionskosten<br />
besser entlang der Lebensmittel-<br />
7 Markt<br />
kette weitergegeben werden, welche EU-Erzeuger<br />
aufgrund der einzuhaltenden Tierschutzregeln<br />
entstehen? Unsere Partner aus den Nicht-<br />
EU-Sta<strong>at</strong>en haben solche Kosten nicht zu tragen.<br />
„Ich bezweifle auch, ob die Verbraucher stets<br />
bereit sein werden, einen höheren Preis für tierschutzfreundliche<br />
Produkte zu zahlen und fordere<br />
die Kommission dazu auf, dieses Thema<br />
weiter zu erforschen. Des Weiteren werden die<br />
enormen Anstrengungen und die langfristigen<br />
Investitionen, welche die EU-Bauern zur Einhaltung<br />
dieser Standards leisten müssen, nicht<br />
anerkannt.“ Bei der Aushandlung von Handelsabkommen<br />
mit Nicht-EU-Sta<strong>at</strong>en muss die EU<br />
sicher stellen, dass dort dieselben Standards<br />
gelten wie innerhalb der EU.<br />
Auch positive Aspekte<br />
Positiv beurteilt die COPA, dass sich die Str<strong>at</strong>egie<br />
auf Vereinfachung, Reduzierung der<br />
Bürokr<strong>at</strong>ie und bessere Anerkennung der<br />
hohen Tierschutzstandards durch unsere Verbraucher<br />
konzentriert. Hinsichtlich der Verwendung<br />
von Indik<strong>at</strong>oren ist Vorsicht angebracht,<br />
da diese nachwievor zu kompliziert<br />
sind und weitere Vereinfachungen brauchen.<br />
Da es um lebende Tiere geht und die Tierbiologie<br />
von Fall zu Fall anders sein kann, ist Flexibilität<br />
notwendig. Bezüglich Synergien der<br />
gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist eine weitere<br />
Vereinfachung dringend notwendig und es<br />
sollten mehrere Anreize geschaffen werden.<br />
Europäische Referenzzentren werden begrüßt,<br />
aber Zus<strong>at</strong>zkosten und Bürokr<strong>at</strong>ie sowie Überschneidungen<br />
mit bestehenden Infrastrukturen<br />
und Programmen auf EU-Ebene sind zu vermeiden.<br />
Wir wollen auch eine bessere Einbeziehung<br />
der Landwirtschaft in EU-Projekte zu<br />
angewandter Forschung, um sicher zu stellen,<br />
dass das Endergebnis auf Betriebsebene kosteneffizient<br />
umgesetzt werden kann.<br />
Wie wird Gruppenhaltung ab<br />
2013 sanktioniert?<br />
Im Hinblick auf die Umsetzung der EU Vorgabe<br />
„Gruppenhaltung 2013“ war das Refer<strong>at</strong> vom<br />
Direktor des Lebensmittel- und Veterinäramtes<br />
der Generaldirektion SANCO, Michael Scannell<br />
zum Thema: „Wie kann eine gleichförmige<br />
Umsetzung des Tierschutzes in der EU erreicht<br />
werden?“ hochinteressant.<br />
Michael Scannell, der für die EU-Tierschutzkontrollen<br />
in den Mitgliedssta<strong>at</strong>en zuständig<br />
ist und kürzlich bei einer Kontrolle in Österreich<br />
seinen Angaben nach Positives gesehen<br />
h<strong>at</strong>, merkte an, dass die EU-Kontrolleure nicht<br />
als Feinde, sondern auch als Ber<strong>at</strong>er gesehen<br />
werden sollen. Allerdings müsse es dort, wo die<br />
gemeinsamen Regeln nicht umgesetzt werden,<br />
echte Sanktionen, das heißt harte Strafen<br />
geben. Diese Strafen müssen deutlich höher<br />
ausfallen, als der Ertrag bei nicht Einhaltung.<br />
Auf meine Anfrage in der Diskussion, wie die<br />
EU bei der Umsetzung der Sauengruppenhaltung<br />
ab 2013 vorgehen werde, antwortete<br />
Direktor Scannell folgendes:<br />
„Wir bereiten uns darauf ausführlich vor. Wir<br />
checken derzeit den Umsetzungsgrad und die<br />
entsprechenden Vorbereitungen in den Mitgliedsta<strong>at</strong>en.<br />
Die Struktur in der <strong>Schweine</strong>branche<br />
ist anders als bei der Eierbranche,<br />
daher hoffen wir, dass es bei den <strong>Schweine</strong>n<br />
besser laufen wird, als bei den Legehennen. Es<br />
ist jedenfalls festzuhalten, dass diese Regelung<br />
in einem politischen Konsens mit den Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />
zustande kam. Daher würde die<br />
Glaubwürdigkeit der EU und der Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />
massiv leiden, wenn es bei der Umsetzung<br />
Mängel gebe. Demnach können Sie davon ausgehen,<br />
dass wir mit geeigneten Maßnahmen<br />
für die konsequente Umsetzung sorgen werden.<br />
Beispielsweise sind im Eierbereich zurzeit<br />
14 Mitgliedssta<strong>at</strong>en mit einem Vertragsverletzungsverfahren<br />
konfrontiert.“<br />
Ich denke, diese Botschaft ist klar, an einer<br />
raschen Umsetzung führt auch bei uns kein<br />
Weg vorbei!<br />
Dr. Johann Schlederer<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse
DI Johann Stinglmayr<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ausschuss<br />
Recht und Politik<br />
Jetzt Zukunftschancen<br />
erkennen und nutzen<br />
Das Vorgehen selbsternannter Tierschützer,<br />
selbstherrlicher Wissenschaftler und politisch<br />
motivierter Medienkampagnen haben letztes<br />
Jahr die Existenz einer gesamten Produktionssparte<br />
aufs Spiel gesetzt.<br />
An dieser Stelle gebührt dem Landwirtschaftsminister<br />
DI Niki Berlakovich ein ganz besonderer<br />
Dank. Erst sein entschiedenes Entgegentreten<br />
gegen die völlig überzogenen Forderungen<br />
in einem ersten Entwurf zur Abänderung<br />
der 1. Tierhalteverordnung und seine Ausdauer<br />
gegen die menschenverachtende Vorgehensweise<br />
der Krawallmacher des „Vereins gegen<br />
Tierfabriken“ (VGT), haben es der Branche und<br />
der Interessensvertretung ermöglicht, genügend<br />
Zeit für die Erarbeitung eines praxistauglichen<br />
Kompromisses zu gewinnen.<br />
Auch wenn uns allen ein rascheres Ergebnis<br />
lieber gewesen wäre, muss klar sein, dass sich<br />
die Inhalte zu Kompromissen nicht über Nacht<br />
ergeben, sondern mit der angebrachten Sorgfalt<br />
entwickelt gehören.<br />
Darüberhinaus benötigte es einen umfangreichen<br />
Entscheidungsfindungsprozess innerhalb<br />
der Branche, um eine breite Akzeptanz unter<br />
den betroffenen Bäuerinnen und Bauern für<br />
das Mittragen von zweifellos großen Herausforderungen<br />
zu bekommen.<br />
All jenen, die auch jetzt noch einer kompromisslosen<br />
Vorgehensweise der Landwirtschaftsseite<br />
den Vorzug geben würden, sei<br />
eines gesagt:<br />
Die Altern<strong>at</strong>ive zu der nun getroffenen politischen<br />
Einigung, wäre nur der Gang vor den<br />
Verfassungsgerichtshof gewesen.<br />
Niemand kann aus heutiger Sicht wirklich<br />
sagen, wie ein solcher Prozess ausgegangen<br />
wäre. Eines steht aber fest, es hätte mehrere<br />
Jahre gedauert, bis für die landwirtschaft-<br />
Sauenhalter haben wieder<br />
Rechtssicherheit<br />
Auch wenn die Erleichterung nach der Ministereinigung zu einer neuen Tierhalteverordnung<br />
groß ist und man sinnvollerweise so rasch als möglich zur Tagesordnung<br />
übergeht, muss uns allesamt bewusst sein, dass Österreichs <strong>Schweine</strong>fleischproduktion<br />
im Allgemeinen und die heimische Ferkelerzeugung im Speziellen nur ganz<br />
knapp am Supergau vorbeigeschrammt sind.<br />
lichen Betriebe wieder eine Rechtssicherheit<br />
in der Tierhaltung hergestellt gewesen wäre.<br />
Der völlige Stillstand, der sich im Jahr 2011 in<br />
der Branche eingestellt h<strong>at</strong>, wäre auch <strong>2012</strong><br />
und 2013 prolongiert worden.<br />
In Anbetracht der EU-weiten Umstellungsverpflichtung<br />
auf die Gruppenhaltung, die nur<br />
noch heuer erledigt werden kann, hätte ein<br />
mehrjähriges Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof<br />
mit anhaltender Rechtsunsicherheit,<br />
einen Rückgang der heimischen Sauen<br />
im Ausmaß von mindestens 30 % ergeben.<br />
Damit wäre die österreichische Ferkelerzeugung<br />
auf Dauer ramponiert gewesen.<br />
In jeder Krise<br />
liegt auch eine Chance<br />
Die Nachwehen der letzten beiden wirtschaftlich<br />
problem<strong>at</strong>ischen Jahre sind groß und die<br />
Einkommensverluste sind nicht von heute auf<br />
morgen wettzumachen. Gerade Betriebe mit<br />
einem unterdurchschnittlichen Leistungsniveau<br />
werden noch länger an der Krise zu<br />
knabbern haben. Mehr Sauenhalter als üblich<br />
haben europaweit ihre Produktion bereits eingestellt.<br />
Die Auswirkungen dieser Unternehmerentscheidungen<br />
sind nun seit Wochen spürbar. Im<br />
gesamten EU-Raum sind deutlich weniger Ferkel<br />
am Markt. Die Ferkelpreise steigen und<br />
werden sich nachhaltig auf einem deutlich<br />
höheren Niveau als zuletzt bewegen.<br />
Gruppenhaltung und<br />
Bestandsentwicklung umsetzen<br />
Vor dem Hintergrund der wiedererlangten<br />
Rechtssicherheit und der guten Marktentwicklungen<br />
stellt nun die Umstellungsverpflichtung<br />
auf Gruppenhaltung sowohl eine riesige<br />
Herausforderung als auch eine große Chance,<br />
insbesondere für unsere leistungsstarken Ferkelerzeuger<br />
dar.<br />
Wenn schon in der schlechten Phase durchgehalten<br />
wurde, dann soll doch auch die gute<br />
Phase genutzt werden.<br />
Voraussetzung dafür ist aber, dass noch heuer<br />
auf breiter Front die Gruppenhaltung umgesetzt<br />
wird und besonders auf den Betrieben<br />
mit überdurchschnittlichem Leistungsvermögen<br />
auch eine Bestandsentwicklung st<strong>at</strong>tfindet.<br />
In den letzten Wochen ist bereits eine deutliche<br />
Stimmung dazu spürbar. Die Nachfrage in<br />
der Stallbauber<strong>at</strong>ung und –planung steigt<br />
stark an. Die heimischen Stallbaufirmen verzeichnen<br />
eine erfreuliche Entwicklung bei den<br />
konkreten Abschlüssen. Steigende Warte- und<br />
Lieferzeiten im Lauf des Jahres zeichnen sich<br />
ab.<br />
Auch wenn der Handlungsbedarf bei der<br />
Umsetzung der Sauen-Gruppenhaltung noch<br />
groß ist, muss festgehalten werden, dass ca.<br />
80 % der heimischen Sauen bereits umgestellt<br />
oder in der Umstellungsphase sind.<br />
Gemeinsam sollen wir nur alles unternehmen,<br />
um viele Ferkelerzeuger noch zur Umstellung<br />
zu bewegen.<br />
Damit wird nicht nur der Fortbestand des Einzelbetriebes,<br />
sondern ganz besonders der Produktionsstandort<br />
Österreich gesichert.<br />
Inhaltliche Betrachtung der<br />
Ministerübereinkunft in Sachen<br />
Ferkelschutzkorb<br />
Die Einigung beider Minister erfolgte auf Basis<br />
eines von beiden Ministerien erarbeiteten Verordnungsentwurfes.<br />
Da sich in diesem die<br />
stets aufgestellten Grundpositionen der Landwirtschaft<br />
wiederfinden, gibt es für die Inhalte<br />
dieser Einigung eine breite Zustimmung seitens<br />
der Branche.<br />
Recht und Politik<br />
8
Diese Grundpositionen sind:<br />
• Gewährleistung des Ferkel- und<br />
Menschenschutzes<br />
• Bewahrung der Wirtschaftlichkeit und der<br />
Wettbewerbsfähigkeit<br />
• Einbindung der Praxis in die Forschung<br />
Da die Rechtskraft der neuen 1. Tierhalteverordnung<br />
erst mit der Unterzeichnung durch<br />
die beiden Minister in Kraft tritt und dies zum<br />
Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch ausstand,<br />
erfolgt die folgende Auflistung der<br />
Änderungen unter Vorbehalt.<br />
Deckzentrum<br />
Die jährliche Aufenthaltsdauer von Sauen in<br />
der Gruppenhaltung wird mit dieser neuen<br />
Verordnung von derzeit 185 Tage auf zukünftig<br />
245 Tage angehoben.<br />
Dies wird damit erreicht, dass die Sauen im<br />
Zeitraum des Absetzens und Deckens nur mehr<br />
10 Tage in Kastenständen gehalten werden<br />
dürfen. Derzeit sind ca. 35 Tage möglich. Darüberhinaus<br />
dürfen Sauen zukünftig frühestens<br />
5 Tage vor dem geplanten Abferkeln in<br />
den Ferkelschutzkörben aufgestallt werden.<br />
Derzeit sind es 7 Tage.<br />
Diese neuen Bestimmungen sind für alle<br />
Betriebe, die ab 1. Jänner 2013 im Deckbereich<br />
neu- oder umbauen einzuhalten. Für alle<br />
derzeit bestehenden oder im heurigen Jahr<br />
errichteten Deckzentren gilt eine Übergangszeit<br />
bis 1. Jänner 2033.<br />
Abferkelbucht<br />
Die derzeitigen Regelungen für die Errichtung<br />
oder das Betreiben von Abferkelbuchten bleiben<br />
bis auf weiteres bestehen. Eine Mindestfläche<br />
von 4m² ist einzuhalten und der Ferkelschutzkorb<br />
kann während der Aufenthaltsdauer<br />
der Sauen in der Abferkelbucht uneingeschränkt<br />
verwendet werden.<br />
In der neuen Tierhalteverordnung ist derzeit<br />
nur festgelegt, dass spätestens bis 1. Jänner<br />
2033 alle bestehenden Abferkelbuchten neue<br />
Normen erfüllen müssen:<br />
Die Mindestfläche wird auf 5,5m² angehoben.<br />
Der Ferkelschutzkorb ist zum Schutz der Ferkel<br />
in der kritischen Phase und zum Menschenschutz<br />
weiterhin erlaubt, die Sau muss<br />
darüberhinaus aber die Möglichkeit zur freien<br />
Bewegung vorfinden. Der Ferkelschutzkorb ist<br />
also nur mehr eingeschränkt verwendbar.<br />
Ab welchem Zeitpunkt Betriebe, die ihre<br />
Abferkelställe neu- oder umbauen, bereits<br />
nach den neuen Richtlinien investieren müssen<br />
ist derzeit nicht beschrieben, soll aber in<br />
einem Projekt zur Weiterentwicklung beste-<br />
9 Recht und Politik<br />
hender Abferkelbuchten in den nächsten Jahren<br />
erarbeitet werden.<br />
Forschungsprojekt<br />
Die neue Verordnung widmet sich ausführlich<br />
diesem Thema. Es ist von einem Projekt die<br />
Rede, das von beiden zuständigen Ministern<br />
zu initiieren ist. Beide Minister haben die Aufgabe,<br />
dieses Projekt bis 31. Dezember 2017 zu<br />
beurteilen. Folgende Evaluierungskriterien<br />
sind dabei gleichrangig zu bewerten:<br />
• Tierschutz<br />
• Dauer der kritischen Lebensphase<br />
der Ferkel<br />
• Arbeitstechnik und Management<br />
• Ökonomie und intern<strong>at</strong>ionaler Wettbewerb<br />
• Entwicklungen von Abferkelbuchten am<br />
EU-Binnenmarkt<br />
Zusammenfassung<br />
Die Vertreter der Landwirtschaft haben in den<br />
einjährigen Verhandlungen hart um einen praxistauglichen<br />
Kompromiss gekämpft. Nicht<br />
alles konnte erreicht werden, aber in Anbetracht<br />
der aufgestellten Forderungen der<br />
Gegenseite, kann man von einem guten und<br />
vor allem von einem umsetzbaren Ergebnis<br />
sprechen. Trotzdem muss festgehalten wer-<br />
den, dass die einzelnen Regelungen große<br />
Herausforderungen für die betroffenen Bauern<br />
darstellen.<br />
Die wichtigsten Ergebnisse<br />
aus Sicht der Landwirtschaft<br />
Lange Übergangszeiten, damit kann eine<br />
Abschreibung der bereits getätigten Investitionen<br />
umgesetzt werden.<br />
Der Ferkelschutzkorb bleibt grundsätzlich<br />
erhalten. Die Verwendung während der kritischen<br />
Zeit der Ferkel und zum Schutz der<br />
betreuenden Personen ist damit auch zukünftig<br />
gewährleistet.<br />
Bis auf weiteres kann die Abferkelbucht in<br />
gewohnter Form gebaut werden. Sinnvoll wird<br />
es aber sein, so rasch als möglich gemeinsam<br />
mit den Stallbaufirmen Systeme am Markt zu<br />
etablieren, die den Anforderungen ab<br />
1.1.2033 entsprechen. Dafür sind aber noch<br />
umfangreiche Entwicklungen notwendig.<br />
Von entscheidender Bedeutung wird es dabei<br />
sein, dass von Anfang an die Branche gemeinsam<br />
mit den betroffenen Bauern und unter<br />
Einbeziehung der Offizialber<strong>at</strong>ung und der<br />
Stallbaufirmen an der Weiterentwicklung<br />
arbeitet. Tun wir es nicht, werden es andere<br />
für uns tun.<br />
Derzeitige Regelungen für die Errichtung oder das Betreiben von Abferkelbuchten<br />
bleiben bis auf weiteres bestehen. Foto: <strong>VÖS</strong>
Hans-Peter Bäck<br />
Koordin<strong>at</strong>or Ferkelausschuss<br />
Ähnlich dem sich anbahnenden Frühling<br />
herrscht auf den Betrieben endlich wieder<br />
eine gewisse Aufbruchsstimmung.<br />
Neben der verzerrt geführten medialen Deb<strong>at</strong>te<br />
h<strong>at</strong> die schlechte Erlössitu<strong>at</strong>ion viele Bauern<br />
zur Aufgabe gezwungen und damit den<br />
vielzitierten Strukturwandel beschleunigt.<br />
Haben im Jahr 2001 noch 75.347 Betriebe<br />
<strong>Schweine</strong> gehalten, so ging diese Zahl bis zum<br />
Jahr 2011 auf 30.941 Betriebe zurück. Während<br />
die Anzahl der produzierten Mastschweine<br />
annähernd gleich blieb, gab und gibt es bei<br />
den gehaltenen Zuchtsauen starke Rückgänge<br />
(2001: ca. 340.000 Tiere / 2011: ca. 270.000<br />
Tiere).<br />
Diese Rückgänge wurden bisher zu einem<br />
Großteil durch die stark gestiegenen Leistungen<br />
kompensiert, es scheint aber so, dass hier<br />
auch ein Ende dieser Entwicklung absehbar<br />
ist. Besonders bemerkenswert ist es, dass diese<br />
Rückgänge noch vor der verpflichtenden<br />
Umstellung auf die Gruppenhaltung mit 2013<br />
st<strong>at</strong>tgefunden haben und eine weitere Prognose<br />
zur Bestandsentwicklung nur sehr vorsichtig<br />
gemacht werden kann.<br />
Heimische Ferkel gewinnen<br />
massiv an Stellenwert<br />
In Zeiten in denen das Circovirus grassierte<br />
h<strong>at</strong>ten sich Ferkel aus dem Ausland durch große<br />
Partien aus einer Herkunft einen Importanteil<br />
von 200.000 Ferkel/Jahr(2007) erkämpft.<br />
Mit letztem Jahr wurde diese Bilanz wieder<br />
ausgeglichen (siehe Grafik). Die vielfältigen<br />
Aktivitäten des <strong>VÖS</strong> und der Erzeugergemeinschaften<br />
in Richtung Absicherung der Produktion<br />
über das AMA Gütesiegel tragen nunmehr<br />
ihre Früchte.<br />
Umso wichtiger wird es werden, auch in<br />
Zukunft die Basisversorgung mit österreichischen<br />
Ferkel zu gewährleisten.<br />
Müssen wir uns an höhere<br />
Preise gewöhnen?<br />
Nach teilweise sehr bitteren Jahren haben die Entwicklungen der letzten Mon<strong>at</strong>e<br />
Anlass zur Hoffnung gegeben, dass sich die Ferkelproduktion wieder in ruhigere<br />
Gewässer bewegt.<br />
Es ist zu erwarten, dass die Umstellung auf die<br />
Gruppenhaltung europaweit zu einem geringeren<br />
Ferkelaufkommen führen wird. Sehr gut<br />
kann man das schon in Deutschland erkennen<br />
wo die Versorgung der Mästerhochburgen im<br />
Norden durch Ferkel aus Dänemark und Holland<br />
nicht mehr in gewohntem Umfang möglich<br />
ist und wieder verstärkt Ferkel aus dem<br />
Süden nachgefragt werden.<br />
Die recht optimistischen Prognosen auf dem<br />
Mastschweinemarkt tragen ebenfalls ihren Teil<br />
zu guten Preisaussichten bei den Ferkeln bei.<br />
Auf dem Boden bleiben!<br />
Als Ferkelproduzent h<strong>at</strong> man durch die guten<br />
Preise jetzt endlich wieder einmal Zeit Luft zu<br />
holen und man könnte dieses Niveau als verdiente<br />
„Sonderinvestitionsförderung“ sehen.<br />
Man sollte allerdings auch bedenken, dass<br />
selbstverständlich aber noch immer die<br />
gewohnten Marktmechanismen gelten.<br />
Der derzeitige <strong>Schweine</strong>preis beruht zu einem<br />
nicht unwesentlichen Teil auf den guten<br />
Exportmöglichkeiten der EU, vor allem nach<br />
Asien und Russland. Es h<strong>at</strong> sich auch nichts<br />
daran geändert, dass die EU einen Selbstversorgungsgrad<br />
von 110% h<strong>at</strong> und vor allem<br />
Deutschland die bestimmende Komponente in<br />
der Preisbildung ist.<br />
Die Prognosen auf dem Futtermittelsektor zeigen<br />
derzeit bei einer Rekordproduktion einen<br />
ebenfalls steigenden Verbrauch – somit kann<br />
man hier von stabilen bist moder<strong>at</strong> steigenden<br />
Preisen ausgehen.<br />
In zu große Euphorie zu verfallen wäre aber<br />
auch gefährlich. Es ist klar, dass der ganze<br />
Sektor nachhaltig bessere Preise braucht um<br />
einerseits die Verluste der letzten Jahre auszugleichen<br />
andererseits aber auch die Produktion<br />
im Inland entsprechend abzusichern.<br />
Seitens des <strong>VÖS</strong> werden n<strong>at</strong>ürlich auch weiterhin<br />
alle Möglichkeiten ausgeschöpft um den<br />
<strong>Schweine</strong>produktionsstandort Österreich abzusichern.<br />
Grafik: Die Entwicklung der Ferkelimporte und -exporte in Österreich seit 2007.<br />
D<strong>at</strong>en: Bäck - bis Nov. 2011, Rest hochgerechnet<br />
Ferkelmarkt<br />
10
10 Prozent-Toleranzregelung<br />
in der <strong>Schweine</strong>haltung<br />
Für Haltungseinrichtungen bei <strong>Schweine</strong>n, die vor dem 1.1.2005 errichtet wurden und nicht den Vorgaben der<br />
1. Tierhalteverordnung 2005 entsprechen, besteht die Möglichkeit, bei bestimmten Bereichen eine 10 Prozent-<br />
Toleranzregelung in Anspruch zu nehmen.<br />
Voraussetzungen für die<br />
Inanspruchnahme der<br />
Toleranzregelung<br />
• Gemeinschaftsrechtliche Bestimmungen<br />
(EU-Vorgaben) werden nicht berührt<br />
• das Wohlbefinden der Tiere wird bei einer<br />
Abweichung nicht eingeschränkt<br />
• der erforderliche bauliche Anpassungsbedarf<br />
ist unverhältnismäßig<br />
• die Abweichung muss vor Ablauf von Übergangsfristen<br />
der Behörde gemeldet werden<br />
Meldung notwendig<br />
Die Meldung an die zuständige Bezirkshauptmannschaft<br />
(BH) ist mithilfe eines eigenen Meldeformulars<br />
durchzuführen. Es ist darauf zu<br />
achten, dass das Formular vollständig ausgefüllt<br />
und unterschrieben wird. Meldeformular und<br />
ein Merkbl<strong>at</strong>t mit detaillierten Inform<strong>at</strong>ionen<br />
sind in den Bezirksbauernkammern erhältlich.<br />
Weiters liegen sie in den Bezirkshauptmannschaften<br />
auf oder können über das Agrarnet<br />
(www.agrarnet.info) abgerufen werden. Eine<br />
Meldung an die BH kann per Fax, E-Mail, auf<br />
dem Postweg oder über die Abgabe des Meldeformulars<br />
direkt bei der BH erfolgen. Zur Dokument<strong>at</strong>ion,<br />
dass die Meldung auch t<strong>at</strong>sächlich<br />
erfolgte, empfiehlt es sich, die Fax- oder Mailbestätigung<br />
bzw. eine Kopie des unterzeichneten<br />
und abgegebenen Formulars am Betrieb aufzubewahren.<br />
Konkret kann man für folgende Bereiche in der<br />
<strong>Schweine</strong>haltung die 10 Prozent-Toleranzregelung<br />
anwenden (siehe Tabelle rechts). Der angefügte<br />
Buchstaben-Code (z.B. F1) ermöglicht ein<br />
schnelles Auffinden des konkreten Punktes in<br />
der Checkliste <strong>Schweine</strong>. Im <strong>Schweine</strong>bereich<br />
enden viele Übergangsfristen mit Ende des heurigen<br />
Jahres. Deshalb ist es für Betriebe r<strong>at</strong>sam,<br />
welche einen oder mehrere der vorhin genannten<br />
Punkte nicht einhalten, das Ansuchen zur<br />
10 Prozent-Toleranzregelung bis Jahresende<br />
<strong>2012</strong> zu stellen. Bei den übrigen Punkten könnte<br />
noch zugewartet werden, die Meldung hierfür<br />
muss dann spätestens vor dem 1.1.2020 erfolgt<br />
sein. Nur so ist sichergestellt, dass im Falle<br />
einer Tierschutzkontrolle keine Beanstandungen<br />
und Sanktionen anfallen.<br />
11 Tierschutzgesetz<br />
Manchmal gibt es noch Unklarheiten zur Sauen-<br />
Gruppenhaltung im Wartestall. Die Umsetzung<br />
der Sauen-Gruppenhaltung ist eine EU-Vorgabe<br />
und bis 1.1.2013 durchzuführen.<br />
Betonspalten: C1 - Übergangsfrist 1.1.2020<br />
Kunststoff- und Metallroste: C4 - Übergangsfrist 1.1.2020<br />
Fensterfläche: F1 - Übergangsfrist 1.1.2020<br />
Eine Toleranzregelung für die Sauen-Gruppenhaltung<br />
ist somit nicht möglich.<br />
Ing. Christian Traunwieser, LK OÖ,<br />
Ber<strong>at</strong>ungsstelle für <strong>Schweine</strong>produktion Wels<br />
Fresspl<strong>at</strong>zbreite: I9 - Übergangsfrist 1.1.2013 - Anzuwenden nur wenn bauliche Maßnahmen<br />
zur Erreichung der Mindestnorm notwendig wären (z.B. Austausch von Fresspl<strong>at</strong>zteilern)<br />
– genügt eine Verringerung der Bes<strong>at</strong>zdichte ist diese vorzunehmen.<br />
Abferkelbucht – Buchtengröße und geschlossene Bodenfläche: N3, N4 - Übergangsfrist<br />
1.1.2013<br />
Einzelstandhaltung für Sauen und Jungsauen, die nicht in Gruppen gehalten werden<br />
müssen (Deckzentrum): M1 - Übergangsfrist 1.1.2013
Werte Bäuerin, werter Bauer!<br />
Nach schwierigen Verhandlungen, begleitet von zahlreichen Protestveranstaltungen radikaler Tierschützer-<br />
Innen, ist es schlussendlich gelungen, in der Frage der Haltung von Zuchtsauen eine Einigung mit Gesundheitsminister<br />
Stöger zu erzielen.<br />
Halten wir uns noch einmal vor Augen, was<br />
gedroht h<strong>at</strong>:<br />
Das praktisch vollständige Verbot des Ferkelschutzkorbes,<br />
und das schon mit Ende 2019.<br />
Und zwar ohne praxisreife Ers<strong>at</strong>zsysteme und<br />
ohne finanzielle Abgeltung. Sie wissen alle,<br />
was das bedeutet hätte.<br />
Diesen vollkommen überzogenen Auflagen<br />
haben wir eine klare Absage erteilt!<br />
Mit dem Erhalt des Ferkelschutzkorbes haben<br />
wir die Existenz tausender bäuerlicher<br />
Betriebe gesichert. Außerdem werden damit<br />
jährlich bis zu rund 500.000 Tiere vor dem<br />
Erdrücken bewahrt.<br />
Der notwendige Schutz der LandwirtInnen<br />
bei der Arbeit und eine ausreichende Versorgung<br />
mit heimischem Qualitätsfleisch bleiben<br />
somit gewährleistet. Das sind wichtige<br />
Ergebnisse für die <strong>Schweine</strong>branche, die KonsumentInnen<br />
und für den Tierschutz in<br />
Österreich. Mit dem nun vorliegenden Verhandlungsergebnis<br />
ist der Produktionsstandort<br />
Österreich in der Zuchtsauenhaltung<br />
nachhaltig gesichert. Darüber hinaus ist wieder<br />
die Rechtssicherheit gegeben, für alle,<br />
die noch bis 2013 auf die verpflichtende<br />
Gruppenhaltung im Wartebereich umstellen<br />
müssen.<br />
Präsident NR ÖkR Jakob Auer<br />
Bauernbund Österreich<br />
Wir dürfen uns aber auf diesem Erfolg nicht<br />
ausruhen, denn die Landwirtschaft wird<br />
weiterhin stark gefordert sein: In einem Projekt<br />
mit wissenschaftlicher Begleitung aber<br />
auch auf Praxisbetrieben sollen altern<strong>at</strong>ive<br />
und ökonomische Aufstallungssysteme erforscht<br />
werden.<br />
Die Branche (<strong>VÖS</strong>), die Landwirtschaftskammern,<br />
der Bauernbund und das Landwirtschaftsministerium<br />
haben ihre Aktivitäten<br />
und die Argument<strong>at</strong>ion aufeinander abgestimmt<br />
und mit vereinten Kräften diesen<br />
Erfolg erlangt.<br />
Mit der Unterstützung vieler Mitstreiter<br />
haben wir dieses praxisgerechte Ergebnis<br />
erzielt. Danke für Ihr Vertrauen!<br />
Fakten zur Einigung<br />
bei der Haltung von Zuchtsauen<br />
Für die bestehenden, dem alten Tierschutzrecht<br />
entsprechenden Investitionen gibt es<br />
eine Bestandswahrung bis 2033. Abgesehen<br />
von den Abferkelbuchten wird der Kastenstand<br />
für die Neu- und Umbauten ab 2013<br />
nur mehr zum Decken (für maximal 10 Tage)<br />
erlaubt sein.<br />
Dipl.-Ing. Niki Berlakovich<br />
Landwirtschaftsminister<br />
Walter Lederhilger<br />
<strong>VÖS</strong> Obmann<br />
Ab 2033 soll es jedenfalls größere Abferkelbuchten<br />
(von 4 auf 5,5 Quadr<strong>at</strong>meter) und<br />
Ferkelschutzkörbe zum Öffnen geben. Bei der<br />
Einigung zwischen Landwirtschafts- und<br />
Gesundheitsministerium wurde festgelegt,<br />
gemeinsam die Forschung in Richtung verbesserte<br />
Abferkelbuchten voranzutreiben.<br />
Wie diese Systeme im Detail funktionieren<br />
können und ab welchem Zeitpunkt eine Öffnung<br />
des Ferkelschutzkorbes ohne erhöhte<br />
Verluste möglich ist, soll bis dahin wissenschaftlich<br />
untersucht und geklärt werden.<br />
Klar ist aber für uns auch, dass wir dazu Praxisbetriebe<br />
brauchen, die bereit sind, an der<br />
Entwicklung neuer Systeme mitzuarbeiten.<br />
Es ist verankert worden, dass die Wirtschaftlichkeit<br />
und die Funktionalität ebenso entscheidende<br />
Kriterien bei der Beurteilung<br />
neuer Systeme sein werden.<br />
Eine wichtige Rolle in der Umsetzung neuer<br />
Systeme wird in den nächsten Jahren die<br />
fachliche Ber<strong>at</strong>ung einnehmen: Für bestehende<br />
Betriebe gibt es ausreichend lange<br />
Übergangsfristen zur Umsetzung neuer<br />
Rechtsnormen, hier ist die Einhaltung der<br />
guten fachlichen Praxis wichtig. Für Betriebe<br />
die Um- oder Neubauten planen, ist die Inanspruchnahme<br />
von Ber<strong>at</strong>ungsangeboten in<br />
diesem Bereich empfehlenswert.<br />
Gerhard Wlodkowski<br />
Präsident LK Österreich<br />
Ministerbrief<br />
12
<strong>Schweine</strong>markt überrascht positiv<br />
Ende Januar kam es nicht nur in Süddeutschland und Österreich, sondern in der gesamten Europäischen Union<br />
zu einer spürbaren Verknappung von lebenden <strong>Schweine</strong>n. Die Notierungen zogen deutlich an. Damit waren die<br />
Preisschwächen, die sich zum Jahreswechsel abzeichneten ausgeglichen.<br />
Ein knappes <strong>Schweine</strong>angebot bei gleichzeitig<br />
guter Nachfrage zu Beginn eines Jahres ist<br />
durchaus nicht typisch. Eine derart positive<br />
Marktlage war zuletzt ausgeprägt im Jahre<br />
2001, während der BSE-Krise beobachtet worden.<br />
Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig.<br />
Bedingt durch die schwierige ökonomische<br />
Situ<strong>at</strong>ion, von der gleichermaßen<br />
Mäster und Ferkelerzeuger im Jahr 2011<br />
betroffen waren, h<strong>at</strong> in zahlreichen EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />
ein deutlicher Bestandsabbau<br />
st<strong>at</strong>tgefunden. Gerade in den schwach strukturierten<br />
Produktionsgebieten in Süd- und<br />
Osteuropa haben sich die Sauenbestände<br />
bereits deutlich verringert.<br />
Für die Verknappung des <strong>Schweine</strong>angebotes<br />
gibt es aber auch zahlreiche andere Gründe.<br />
Durch die hohen Futterkosten haben auch<br />
zahlreiche <strong>Schweine</strong>mäster das Handtuch<br />
geworfen bzw. nicht mehr so viele Ferkel<br />
nachgestallt. Auch hier droht vor dem Hintergrund<br />
der <strong>Schweine</strong>haltungsverordnung 2013<br />
ein weiterer Strukturwandel, da viele <strong>Schweine</strong>mäster<br />
nicht bereit sind, die anstehenden<br />
Investitionen beispielsweise im Hinblick auf<br />
den Austausch von Spaltenböden durchzuführen.<br />
Viele ältere Mastbetriebe werden vor dem<br />
Hintergrund der ab 2013 geltenden Haltungsvorschriften<br />
nicht mehr wirtschaftlich weitergeführt<br />
werden können. Zwar werden mancherorts<br />
noch neue Mastkapazitäten geschaffen,<br />
global betrachtet dürfte in Nordwest<br />
Europa die <strong>Schweine</strong>mastkapazität zurückge-<br />
13 <strong>Schweine</strong>markt<br />
hen. Darüber hinaus ist insbesondere in den<br />
Niederlanden das <strong>Schweine</strong>angebot deutlich<br />
zurückgefallen, weil sich viele Mäster an dem<br />
so genannten Tierwohlprogramm beteiligen.<br />
Hierdurch wird die Bes<strong>at</strong>zdichte je Quadr<strong>at</strong>meter<br />
Stallfläche reduziert, wodurch die Produktivität<br />
abgesenkt aber auch die Kosten je<br />
Kilogramm Schlachtgewicht erhöht werden.<br />
Allerdings haben viele Mäster somit auch<br />
einen kleinen Kosteneinspareffekt, weil sie<br />
die hohen Preise für die Gülleverwertung hierdurch<br />
verringern können. In Dänemark sind<br />
die <strong>Schweine</strong>preise bedingt durch bessere<br />
Exportmöglichkeiten auf einem sehr hohen<br />
Niveau. Vergleicht man die Jahresdurchschnittspreise<br />
2011 mit dem der Bundesrepublik<br />
Deutschland waren die Dänen klar im Vorteil.<br />
Seit Herbst letzten Jahres ergeben sich<br />
vor allem im baltischen und polnischen<br />
<strong>Schweine</strong>markt gute Exportmöglichkeiten für<br />
lebende Schlachtschweine aber auch Fleischund<br />
Wurstwaren.<br />
Sogar der Ferkelmarkt<br />
profitiert seit<br />
dem Jahreswechsel<br />
von guten Exportmöglichkeiten<br />
nach<br />
Osteuropa. Deshalb<br />
exportiert Dänemark<br />
so gut wie keine<br />
lebenden Schlachtschweine<br />
in die<br />
Bundesrepublik<br />
Deutschland.<br />
Grafik 1: Die Entwicklung der Schlachtschweinepreise E - P +<br />
FUMI in Deutschland. D<strong>at</strong>en: BLE, LWK Nds<br />
Die Preisdifferenzen sprechen dafür, die<br />
<strong>Schweine</strong> besser in Dänemark zu vermarkten.<br />
Zudem h<strong>at</strong> Mitte Januar der Lebendexport an<br />
Schlachtschweinen Richtung Osteuropa wieder<br />
erheblich an Bedeutung gewonnen. Schlachtunternehmen<br />
buhlen um den Rohstoff<br />
Schlachtschwein und sind ausgesprochen vorsichtig<br />
von der VEZG Notierungen mittels<br />
Hauspreisen abzuweichen.<br />
Aber auch in den Asienexport kommt<br />
Schwung. Wie das Unternehmen Tönnies meldete,<br />
ist es Anfang Januar zur Gründung eines<br />
Vermarktungsunternehmens in China gekommen.<br />
Das Unternehmen wird dort ein flächendeckendes<br />
Netz großer Zerlegebetriebe für<br />
<strong>Schweine</strong>hälften mit aufbauen. Tönnies wird<br />
dazu von Rheda Wiedenbrück aus <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
über Bremerhaven bzw. Hamburg auf<br />
den Seeweg bringen. Die Exporte sollen jährlich<br />
eine Größenordnung bis 200.000 Tonnen<br />
erreichen.
Russland der WTO beigetreten<br />
Zum 01.01.<strong>2012</strong> ist Russland der Welthandelsorganis<strong>at</strong>ion<br />
WTO beigetreten. Damit verpflichtet<br />
sich Russland zur Akzeptanz intern<strong>at</strong>ionalen<br />
Standards und größerer Transparenz.<br />
Zwar haben bisherige EU-Zertifik<strong>at</strong>e übergangsweise<br />
ihre Gültigkeit, dennoch werden<br />
in den nächsten Mon<strong>at</strong>en neue Veterinärzertifik<strong>at</strong>e<br />
schrittweise ausgestellt, d. h. es bleiben<br />
de facto immer noch eine nennenswerte<br />
Anzahl an Rotfleisch- und Weißfleischbetriebe<br />
für den Export gesperrt. Insgesamt wird sich<br />
aber laut Marktbeobachtern der WTO-Beitritt<br />
günstig auf die Exportaktivitäten der Europäischen<br />
Union auswirken.<br />
Die Abs<strong>at</strong>zsitu<strong>at</strong>ion in übrige wichtige Exportmärkte<br />
zeigt sich ebenfalls positiv. Nach Südkorea<br />
darf die Bundesrepublik Deutschland<br />
seit etwa 1½ Jahren <strong>Schweine</strong>fleisch exportieren.<br />
Das Land nimmt inzwischen den 3. Pl<strong>at</strong>z<br />
bei den Exportmengen ein. Seit den Inspektionen<br />
und Bereisungen der Koreaner im<br />
Herbst 2010 haben weitere Schlacht- und Zerlegebetriebe<br />
die Marktzulassung erhalten, so<br />
dass insgesamt 30 Fleischbetriebe nach Südkorea<br />
liefern dürfen.<br />
China h<strong>at</strong> im Oktober letzten Jahres drei weitere<br />
Schlacht- und Zerlegebetriebe für die Einfuhr<br />
von frischem <strong>Schweine</strong>fleisch zugelassen.<br />
Derzeit dürfen sieben Betriebe nach China liefern,<br />
wobei die Chinesen an einer Erweiterung<br />
der Produktpalette interessiert sind. Nach<br />
letzten Meldungen h<strong>at</strong> China im Jahr 2011 die<br />
Einfuhr von <strong>Schweine</strong>fleisch um 80 bis 90 %<br />
gesteigert. Immer wieder wird in China über<br />
Ausbrüche von Tierseuchen, insbesondere der<br />
Maul- und Klauenseuche berichtet. Lediglich<br />
der japanische Markt kann auch nicht im<br />
gewohnten Umfang auf deutsches <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
zurückgreifen. Aufgrund der Furcht<br />
Japans vor klassischer <strong>Schweine</strong>pest sind<br />
immer noch vier Bundesländer für den Export<br />
von <strong>Schweine</strong>fleisch nach Japan gesperrt.<br />
Ferkelmarkt knapp versorgt<br />
Im letzten Jahr haben die Ferkeleinfuhren aus<br />
den Niederlanden und Dänemark nochmals zugenommen.<br />
Wenngleich die endgültigen Zahlen<br />
noch nicht vorliegen, gehen wir davon aus, dass<br />
deutschlandweit knapp 11 Mio. Ferkel eingeführt<br />
wurden. Erkennbar ist, dass sich das Wachstum<br />
der Ferkeleinfuhren mittlerweile verlangsamt.<br />
Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren<br />
fortsetzen. In Dänemark zeichnet sich ab, dass<br />
die Sauenhaltung bis 2015 um rund 15% zurückgeht.<br />
Prognosen über die Bestandsentwicklung<br />
in den NL gehen gar von einem Rückgang von<br />
mehr als 35% der derzeitigen Sauenbestände aus.<br />
Der deutsche Selbstversorgungsgrad für Ferkel<br />
liegt nur noch bei etwa 80%. In Nord- und Ostdeutschland<br />
findet ein weiterer Ausbau der Mastkapazitäten<br />
st<strong>at</strong>t. Damit steigt rein rechnerisch<br />
der Einfuhrbedarf an Ferkeln weiter an. Sollte es<br />
nicht zu einer Trendumkehr kommen, wird der<br />
Selbstversorgungsgrad für Ferkel in Deutschland<br />
künftig weiter unter 80% abrutschen. Somit<br />
bleibt Deutschland mittelfristig von ausländischen<br />
Einfuhren abhängig. Vergleicht man die<br />
ökonomische Situ<strong>at</strong>ion der letzten 5 Jahre zwischen<br />
Ferkelerzeugung und Mast muss eindeutig<br />
festgehalten werden, dass die <strong>Schweine</strong>mäster<br />
im Vergleich zu den Ferkelerzeugern die wesentlich<br />
höheren Renditen und stabileren Betriebsergebnisse<br />
erzielt haben. Die Faktorverwertung pro<br />
eingesetzte Arbeitsstunde war in der Mast<br />
ungleich höher als in der Ferkelproduktion.<br />
Folglich lassen sich in Deutschland in den letzten<br />
Jahren immer häufiger betriebliche Anpassungsreaktionen<br />
beobachten. Kleinstrukturierte<br />
Ferkelerzeugerbetriebe sind entweder aus dem<br />
Markt ausgeschieden oder haben, wenn die<br />
betrieblichen Voraussetzungen es zuließen, den<br />
Schritt in das geschlossene System gewagt. Zum<br />
Teil sind beispielsweise sogar in Norddeutschland<br />
Entwicklungen erkennbar, dass langjährig<br />
geführte geschlossene Systeme die Sauenhaltung<br />
abstoßen, und sich damit zum spezialisierten<br />
<strong>Schweine</strong>mastbetrieb mit der Notwendigkeit des<br />
Ferkelzukaufs umorganisieren.<br />
In Süddeutschland, wo in der Regel die Strukturen<br />
noch wesentlich schlechter sind, brechen<br />
den kleinstrukturierten Ferkelerzeugerbetrieben<br />
die Abs<strong>at</strong>zkanäle weg. Auch kleinere Mäster werden<br />
aufgrund der schwindenden Metzervermarktung<br />
aus dem Markt gedrängt. Die handwerklich<br />
arbeitenden Fleischerfachbetriebe können u. a.<br />
aufgrund der Lohnkostenunterschiede und den<br />
immer kostenträchtigeren Hygienemaßnahmen<br />
preis- und kostenmäßig mit den großen<br />
Schlachtunternehmen nicht mehr konkurrieren.<br />
Metzerbetriebe kaufen deshalb die benötigten<br />
Teilstücke lieber in den kostengünstigen Fleischzentren<br />
zu. Sollte künftig die Ebermast Einzug<br />
halten, wird sich die der Strukturwandel bei den<br />
kleinen und mittleren Ferkelerzeuger- und<br />
Mästerbetrieben von der Abs<strong>at</strong>zseite noch weiter<br />
forcieren.<br />
Regionaler Schwerpunkt der Ferkelerzeugung<br />
verschiebt sich<br />
Betrachtet man die Ergebnisse der Agrarstrukturergebnisse<br />
aus dem Mai 2010 lassen sich<br />
interessante Rückschlüsse für die weitere Zukunft<br />
des Zuchtschweinesektors ableiten. Global<br />
gesehen ist der Selbstversorgungsgrad für den<br />
bundesdeutschen Ferkelmarkt in den letzten<br />
Jahren deutlich unter 100% abgerutscht.<br />
War die Bundesrepublik Deutschland in den 80er<br />
noch Ferkelnettoexporteur, so müssen wir jetzt<br />
mittlerweile schon mehr als 20 % der benötigten<br />
Ferkel einführen. Dies ist vor allen Dingen auf<br />
ein rapides Absinken der Sauenbestände in Bayern<br />
und Baden-Württemberg zurückzuführen.<br />
Die dort ansässigen zum Teil recht kleinstrukturierten<br />
Betriebe, die häufig noch neben der Sauenhaltung<br />
weitere Betriebszweige koordinieren<br />
müssen, tun sich in der Vermarktung der Ferkel<br />
zunehmend schwerer. Häufig betreiben die<br />
Altenteiler aus einer gewissen Tradition heraus<br />
die Sauenhaltung; oder Ferkelerzeugung wird im<br />
Nebenerwerb betrieben, weil man dies beispielsweise<br />
gut mit einer Beschäftigung in der Automobilindustrie<br />
kombinieren kann.<br />
Grafik 2: Konzentr<strong>at</strong>ion des <strong>Schweine</strong>schlachtsektors in<br />
Deutschland seit 2004. D<strong>at</strong>en: LWK / ISN nach Unternehmensangaben<br />
<strong>Schweine</strong>markt<br />
14
Zukunftsträchtig ist dies allerdings nicht.<br />
Die EU-Kommission plant ab Anfang 2013 die<br />
Einleitung von Vertragsverletzungsverfahren<br />
gegen all jene Länder, die dann noch gegen einen<br />
oder mehrere Aspekte der EU-Nutztierhaltungs<br />
VO verstoßen. Dies könnte den Ausstieg aus der<br />
Ferkelerzeugung insbesondere in süd- und osteuropäischen<br />
Ländern massiv beschleunigen.<br />
Mischfutterpreise<br />
im Aufwärtstrend<br />
Der Getreidemarkt h<strong>at</strong> sich Mitte Januar unter<br />
Schwankungen in einen Aufwärtstrend begeben.<br />
In Niedersachsen beispielsweise notierte Futtergetreide<br />
Ende Januar oberhalb des Ernteeinstiegsniveaus.<br />
Auch wechselkursbedingt tendierte<br />
der Rohwarenmarkt sowohl für Proteine- und<br />
Energiekomponenten deutlich anziehend. Für alle<br />
Mischfutterarten wurden im Februar moder<strong>at</strong>e<br />
Preisanhebungen umgesetzt bzw. für März angekündigt.<br />
Kaum einer kann abschätzen, wie viel Prozent<br />
der Getreideernte sich derzeit noch in den Lagern<br />
der Landwirte befindet. Möglicherweise wird vor<br />
dem Hintergrund steigender Getreidenotierungen<br />
die Abgabebereitschaft erhöht. Dennoch kann<br />
nicht davon ausgegangen werden, dass großartige<br />
Bewegungen am Rohwarenmarkt auftreten.<br />
<strong>Schweine</strong>mäster halten sich vor dem Hintergrund<br />
der Verunsicherung allerdings mit dem Abschluss<br />
weiterer Termingeschäfte zurück. Die Futterkosten<br />
liegen in Nord-West-Deutschland um die 75<br />
Euro bei ca. 96 Kilogramm Lebensgewichtzunahme.<br />
Bei steigenden Ferkeleinstandskosten belaufen<br />
sich die Gesamtkosten zur Produktion eines<br />
96 Kilogramm Mastschweins derzeit auf mehr als<br />
170 Euro. Damit wären Erlöse von über 1,80 Euro<br />
pro Kilogramm Schlachtgewicht notwendig, um<br />
vollkostendeckend produzieren zu können.<br />
Fazit<br />
Das Jahr <strong>2012</strong> wird voraussichtlich deutlich<br />
höhere Ferkel- und Schlachtschweinerlöse<br />
bringen. Dies ist insbesondere für die Sauenhalter<br />
auch dringend notwendig, da die Ferkelpreise<br />
im letzten Jahr vielfach nicht<br />
kostendeckend waren. Die höheren Ferkeleinstandspreise<br />
werden allerdings die Margen in<br />
der <strong>Schweine</strong>mast nachhaltig schmälern, da<br />
zuletzt die <strong>Schweine</strong>mäster wieder mit deutlich<br />
steigenden Futterkosten zu rechnen h<strong>at</strong>ten.<br />
Der Bestandsabbau an der Sauenhaltung<br />
wird dazu führen, dass möglicherweise bis weit<br />
in das Jahr 2013 Ferkel knapp bleiben werden.<br />
DI Dr. Albert Hortmann-Scholten<br />
Leiter Markt- u. Qualitätssicherung<br />
LWK Niedersachsen<br />
15 <strong>Schweine</strong>markt<br />
Grafik 3: Einfuhren von Ferkeln nach Deutschland aus Dänemark und den Niederlanden<br />
in Mio. Stück. D<strong>at</strong>en: AMI<br />
Grafik 4: Stand der Umsetzung der <strong>Schweine</strong>haltungsverordnung in sauenhaltenden<br />
Betrieben. D<strong>at</strong>en: LWK NDs<br />
Grafik 5: Die Entwicklung ausgewählter Kenngrößen der Ferkelerzeugung. D<strong>at</strong>en: Verdener<br />
Berichte, BR, VEZG
AMA wirbt soviel wie nie!<br />
2011 waren die finanziellen Voraussetzungen für Marketingaktivitäten im Fleischbereich weit über der Norm.<br />
Daher konnten noch intensiver als in den Jahren zuvor gezielte Marketingmaßnahmen gesetzt werden.<br />
Ziel dieser Str<strong>at</strong>egieoffensive sind neben der<br />
Abs<strong>at</strong>zsteigerung, der Abbau von Vorurteilen<br />
und Fehlmeinungen gegenüber Fleisch, die<br />
Positionierung von Fleisch und Fleischerzeugnissen<br />
als wertvolles Lebensmittel in einer<br />
ausgewogenen Ernährung und die seriöse Vermittlung<br />
von Waren- und Küchenkunde. Dazu<br />
wurde ein Pro-Fleisch-Netzwerk ins Leben<br />
gerufen, an dem namhafte Wissenschafter,<br />
Köche und weitere Experten teilnehmen.<br />
Einige in Auftrag gegebene Studien, Dissert<strong>at</strong>ionen,<br />
Diplom- und Seminararbeiten bilden<br />
dabei die Basis für den Kommunik<strong>at</strong>ionsschwerpunkt.<br />
Printmedien<br />
Mehr als 20 ganzseitige redaktionell gestaltete<br />
Artikel (Advertorials) in Tageszeitungen<br />
und <strong>Magazin</strong>en waren prob<strong>at</strong>e Instrumente,<br />
um Botschaften zum Thema Fleisch zu kommunizieren.<br />
Die redaktionell gestalteten Beiträge<br />
dienten zur Inform<strong>at</strong>ion, zum Abbau<br />
von Vorurteilen und zur Abs<strong>at</strong>zförderung.<br />
TV<br />
In Form von P<strong>at</strong>ronanzen wurde die Zusammenarbeit<br />
mit diversen Fernsehsendern und<br />
Sendeleisten wie beispielsweise „Land & Leute“<br />
fortgesetzt. Für die Sendung Land und<br />
Leute wurden in diesem Jahr 16 Sendungsp<strong>at</strong>ronanzen<br />
übernommen.<br />
AMA-Schulprojekte<br />
Die etablierten Didaktik-Projekte „Schwein<br />
gehabt“, „Dem Steak auf der Spur“, „Die Schafe<br />
kommen“ sowie „Hendl und Truthahn“ wurden<br />
auch heuer in partnerschaftlicher<br />
Zusammenarbeit mit dem <strong>VÖS</strong>, der ARGE Rind<br />
sowie dem ÖBSZ und der ZAG laufend weiterentwickelt<br />
und mittels dafür ausgebildeter<br />
Lebensmittelber<strong>at</strong>erinnen in den Schulen und<br />
auf diversen Veranstaltungen penetriert.<br />
Infobroschüren<br />
Zahlreiche der bewährten Broschüren mussten<br />
heuer aktualisiert und neu aufgelegt werden<br />
Darüber hinaus kamen wieder neue Info- und<br />
Rezeptbroschüren auf den Markt.<br />
Kooper<strong>at</strong>ionen<br />
Durch die Kooper<strong>at</strong>ionen mit Fachmedien wie<br />
<strong>VÖS</strong>-<strong>Magazin</strong>, ARGE Rind, ZAG-Journal, ÖFZ<br />
usw. werden die jeweiligen Zielgruppen mit<br />
Neuigkeiten informiert.<br />
„Fleisch bringt´s“<br />
Um Lust auf Fleisch zu machen, das Image<br />
weiter zu verbessern und somit den Fleisch-<br />
und Fleischwarenabs<strong>at</strong>z anzukurbeln, erfolgte<br />
die konsequente Weiterentwicklung der generischen<br />
Dachkampagne „Fleisch bringt’s“.<br />
Nach dem bewährten Konzept der Übertreibung<br />
wurde nach dem Radlerspot, Rodelspot<br />
und Unispot eine weitere humorvolle<br />
Geschichte realisiert.<br />
Die Botschaft des aktuellen Werbefilms „Reifenpanne“<br />
lautet: Fleischesser haben viel<br />
Energie.<br />
Nähere Inform<strong>at</strong>ionen über die Marketingaktivitäten finden Sie in der angefügten<br />
Beilage.<br />
AMA 16
Qualitätsprogramme bei <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
setzen sich im Gastronomiegroßhandel durch!<br />
Der Wunsch der Konsumenten nach höchster heimischer Qualität steht in krassem Gegens<strong>at</strong>z zur zunehmenden<br />
Globalisierung der Fleischmärkte.<br />
Seit November 2008 versucht die EZG mit Qualitätsrindfleisch,<br />
-schweinefleisch und –lammfleisch<br />
aus Niederösterreich die Marktanteile im Gastronomiegroßhandel<br />
deutlich zu steigern und Gastwirte,<br />
Köche und Gäste mit einer Qualität´s-, Herkunftsund<br />
Regionlitätsphilosophie dafür zu sensibilisieren.<br />
Durch eine enge Zusammenarbeit von Landwirtschaft,<br />
Gastronomiegroßhandel und Lebensmitteleinzelhandel<br />
gelingt es Qualitätsfleisch aus<br />
NÖ über Marken zu vermarkten. Ziel solcher Programme<br />
(z.B. Donauland Schwein) ist es, den Konsumenten<br />
mittels Qualitätsparameter, wie Alter,<br />
Gewicht sowie Rückverfolgbarkeit bis zum Landwirten,<br />
höchste Qualität und Sicherheit zu bieten.<br />
Letztendlich soll durch die Nachfrage nach heimischen<br />
Fleisch in dem immer größer werdenden<br />
Markt des Außer Haus Verzehrs (Gastronomie,<br />
Großküchen,…) die bäuerliche Produktion auch<br />
zukünftig abgesichert werden. Kooper<strong>at</strong>ionen der<br />
EZG Gut Streitdorf mit dem Gastronomiegroßhandel<br />
entwickeln sich zunehmend zu einer Erfolgsgeschichte,<br />
wie die Markenprogramme f. Gastronomie<br />
„Alpenvorlandrind“, „Tullnerfelderschwein“ und<br />
„Donauland Rind, -Schwein, -Lamm“ zeigen.<br />
Vor fünf Jahren wurde mit der Initi<strong>at</strong>ive Genuss<br />
Region Österreich ein Startschuss für regionale,<br />
qualit<strong>at</strong>iv hochwertige Produkte aus den verschiedensten<br />
Regionen Österreichs gesetzt. Diese Idee<br />
wurde auch für die <strong>Schweine</strong>halter im Tullnerfeld<br />
und die Rinderbauern im Alpenvorland von der EZG<br />
Gut Streitdorf aufgegriffen und durch die Genuss<br />
Regionen Tullnerfelder Schwein und Alpenvorland<br />
Rind in Kooper<strong>at</strong>ion mit den Verarbeitungsbetreiben<br />
und dem Gastronomiegroßhandel umgesetzt.<br />
Zum Tullnerfelder Schwein und Alpenvorland Rind,<br />
welche als Genussregionsprodukte für Qualität und<br />
Regionalität mit nachvollziehbarer Herkunft stehen,<br />
sind auch die Marken Donauland Schwein,<br />
Donauland Rind, und Donauland Lamm ein Garant<br />
für Qualitätsfleisch aus Niederösterreich.<br />
Geboren, gemästet und<br />
geschlachtet in Österreich<br />
So wie bei Rindfleisch wird auch bei den Qualitätsfleischmarken<br />
für <strong>Schweine</strong>fleisch, dem „Tullnerfelder<br />
Schwein“ und „Donauland Schwein“, die<br />
Herkunft Österreich ausgelobt, da bei diesen regionalen<br />
Programmen die Ferkel hierzulande geboren,<br />
gemästet und geschlachtet werden. Für die Absicherung<br />
und Rückverfolgbarkeit beim Tullnerfelder<br />
17 AMA<br />
Schwein und Donauland Schwein wurde das neue<br />
freiwillige Kennzeichnungssystem „sus“ in Anlehnung<br />
an das „bos“ System eingeführt. Das <strong>Schweine</strong>kennzeichnungssystem<br />
„sus“ sichert die Herkunft<br />
und Qualität vom „Tullnerfelderschwein“ &<br />
„Donauland Schwein“ durch Angaben zu Geburt,<br />
Mast, Schlachtung und Qualität. Die Rückverfolgbarkeit<br />
wird durch die weitere Etikettierung bei der<br />
Grob- und Feinzerlegung garantiert. Die hohe<br />
Fleischqualität wird zudem durch die Einhaltung<br />
genauer Gewichts- und pH-Wert-Grenzen abgesichert.<br />
Für die korrekte Umsetzung und die Erfüllung der<br />
hohen Qualitätsansprüche beim <strong>Schweine</strong>fleisch<br />
steht den Schlachthöfen Herr Rudolf Höchtl ber<strong>at</strong>end<br />
zur Verfügung. Rückverfolgbarkeit ist für den<br />
kritischen Konsumenten von heute besonders<br />
wichtig, da immer wieder Lebensmittelskandale<br />
oder K<strong>at</strong>astrophen im Ausland Grund zur Sorge<br />
geben.<br />
„Österreich h<strong>at</strong> Vorrang“<br />
bei den Vertriebspartnern<br />
Als einer der ersten Großkunden setzt der Gastronomiegroßhändler<br />
Kastner seit ca. drei Jahren mit<br />
<strong>Schweine</strong>fleisch vom Donauland Schwein erfolgreich<br />
auf Qualität und Regionalität.<br />
Seit Juni 2009 ist beim C&C Gastronomiegroßhändler<br />
AGM in sechs Märkten in Wien, Niederösterreich<br />
und dem Burgenland das Tullnerfelder Schwein<br />
erhältlich. Der Frische-Spezialist AGM, steht voll<br />
hinter dem Konzept der Erzeugergemeinschaft,<br />
denn „Österreich“ und<br />
damit auch das „Tullnerfelder<br />
Schwein“ ist<br />
eine der str<strong>at</strong>egischen<br />
Säulen in der Sortimentsphilosophie.<br />
Weiters haben die Firmen<br />
Wiesbauer Gourmet<br />
und Höllerschmid das<br />
Tullnerfelder Schwein in<br />
ihr Sortiment aufgenommen.<br />
Mit den Gastronomieab-<br />
nehmern Kastner, AGM,<br />
Wiesbauer Gourmet und<br />
Höllerschmid werden<br />
wöchentlich ca. 900<br />
<strong>Schweine</strong> vermarktet.<br />
Marketingaktivitäten<br />
Zu den entscheidenden Argumenten für Qualitätsfleisch<br />
aus Niederösterreich zählen neben der Qualität,<br />
Regionalität, Rückverfolgbarkeit, Mengengarantie<br />
auch die Marketingaktivitäten.<br />
Zur Wiedererkennung in der Fleischvitrine klebt an<br />
jedem vakuumverpackten Teilstück ein Schmucketikett<br />
mit dem entsprechenden Logo. Zusätzlich<br />
machen Roll up´s in den Fleischabteilungen der<br />
Gastrogroßmärkte auf Qualitätsfleisch, z.B. Tullnerfelder<br />
Schwein und Alpenvorland Rind, aufmerksam.<br />
Die bereits bekannte Gastrozeitung<br />
„Mahlzeit“ erscheint vierteljährlich, wird an 6.000<br />
Gastwirte (Niederösterreich, Wien und Burgenland)<br />
versendet und vermittelt mit Beiträgen vom Landwirt<br />
bis zum Gastwirt Inform<strong>at</strong>ion rund um Qualitätsfleisch<br />
aus Niederösterreich. Ein großartiger<br />
Werbebeitrag gelingt uns ein bis zweimal pro Jahr<br />
mit Seminarbäuerinnen in den C&C Märkten. Bei<br />
diesen Seminarbäuerinneneinsätzen können Wirte<br />
und Köche <strong>Schweine</strong>fleisch aus NÖ verkosten und<br />
sich geschmacklich als auch ideologisch ein Urteil<br />
bilden. Dieses Jahr wurden erstmals Genuss- und<br />
Inform<strong>at</strong>ionsseminare für die Mitarbeiter in den<br />
Fleischabteilungen von AGM und Kastner abgehalten.<br />
Dieses Gesamtangebot an Marketingaktivitäten<br />
soll die so notwendige Nachfrage bei den Kunden<br />
erzeugen damit Fleisch aus NÖ nachgefragt<br />
und verkauft wird.<br />
Ing. Johann Nolz<br />
GF der <strong>Schweine</strong>börse und<br />
des <strong>Schweine</strong>zuchtverbandes NÖ<br />
Die Kooper<strong>at</strong>ionspartner: Dorner Alois – Landwirt, DI Thomas<br />
M<strong>at</strong>tes – EZG Gut Streitdorf, GF Johann Nolz – EZG Gut Streitdorf,<br />
Alfred Dachsberger – Schlachthof, Frau Klinglhuber – Gastwirtin<br />
in Krems, Manfred Höllerschmid – Kamptaler Fleischwaren
Energiesparen im <strong>Schweine</strong>stall<br />
In <strong>Schweine</strong>stallungen wird Energie in Form von Strom und Wärme benötigt. Obwohl sich die Energiekosten nur<br />
auf 2-3% der Produktionskosten belaufen, wird oft großes Augenmerk in Anbetracht der subjektiven Höhe der<br />
Jahresabrechnung von Strom und Brennstoff gelegt.<br />
Objektiv gesehen wissen die wenigsten, ob ihr<br />
Energieverbrauch normal ist. Getrennte<br />
Stromzähler und Wärmezähler vom Haushalt<br />
oder zumindest Aufzeichnungen über den<br />
jährlichen Brennstoff- und Strombedarf würden<br />
mehr Licht ins Dunkel des Energieverbrauchs<br />
bringen.<br />
Um neugebaute <strong>Schweine</strong>ställe energieeffizient<br />
zu betreiben, sollte von Anfang an effiziente<br />
Technik eingesetzt werden. Die Sanierung<br />
alter Bausubstanz und die Umsetzung<br />
einer effizienten Betriebsweise können sich<br />
auch schon kurzfristig bei bestehenden Anlagen<br />
bezahlt machen.<br />
Bei der Optimierung von Stallung ist daher<br />
eine hierarchische Vorgehensweise empfehlenswert.<br />
So werden bereits bestehende Anlagen<br />
aber auch Neubauten auf Effizienz<br />
gecheckt und Schritt um Schritt verbessert.<br />
Wärmedämmung<br />
ist einfach alles!<br />
Zwischen 60% und 90% der gesamten verbrauchten<br />
Energie in einem <strong>Schweine</strong>stall<br />
wird für die Bereitstellung von Wärme aufgewendet.<br />
Mit einer guten Wärmedämmung im<br />
<strong>Schweine</strong>stall können schlagartig die Heizkosten<br />
minimiert werden. Außerdem bleibt es im<br />
Sommer angenehm kühl, wenn es im Sommer<br />
im Dachboden extrem heiß wird. Mit einer<br />
ordentlichen Deckendämmung verbessert man<br />
in der Ferkelaufzucht und Mast die Wärmebilanz<br />
um 55% bis 90% und damit auch das<br />
Stallklima erheblich (siehe Abb. 1).<br />
So können zum Beispiel Lücken in einer<br />
unsachgemäß gedämmten Stalldecke aus<br />
Mineralwolle mit Perliten ausgefüllt werden,<br />
da ein nachträgliches Ausfüllen mit Mineralwolle<br />
nur unbefriedigend durchgeführt werden<br />
kann. Perlite rieseln mühelos in vorhandene<br />
Spalten der Dämmung und beseitigen so<br />
Kältebrücken (siehe Abb. 2).<br />
Kostengünstige Deckendämmungen werden<br />
aus Strohballen oder Schüttungen aus Sägespänen<br />
hergestellt, jedoch sind Vorschriften<br />
aus der Bauordnung zu berücksichtigen. Wird<br />
auf eine Dampfsperre vergessen, verschimmeln<br />
auf Grund von Tauwasser biologische Dämmstoffe.<br />
Bauschäden in Zusammenhang mit<br />
Schadnagern werden häufig bei Dämmstoffen<br />
mit EPS und XPS Dämmstoffen beobachtet.<br />
Eine ganzjährige Bekämpfung von R<strong>at</strong>ten und<br />
Mäusen im Stall und rund um die Hofstelle ist<br />
deshalb unerlässlich. Auch Käfer können<br />
erheblichen Lochfraß an Dämmungen verursachen<br />
(siehe Abb. 3).<br />
Erdberührte Bauteile dämmen!<br />
Aus Unkenntnis wird häufig auf eine Perimeterdämmung<br />
von erdberührten Bauteilen<br />
eines <strong>Schweine</strong>stalles vergessen.<br />
Management<br />
18
Üblicherweise wird zumindest der Sockelbereich<br />
mittels Hartschaumpl<strong>at</strong>ten gedämmt.<br />
Eine Schüttung aus zum Beispiel druckbeständigem<br />
Glasschaum-Granul<strong>at</strong> unter der Bodenpl<strong>at</strong>te<br />
wird oft aus Kostengründen nicht in<br />
Erwägung gezogen. Jedoch ist bei einem Stall<br />
mit 500 Mastschweinen oder Ferkel eine<br />
Reduktion der Heizlast um bis zu 3 kW bzw.<br />
eine Einsparung von bis zu 400 Litern Heizöl<br />
pro Jahr möglich, wenn die Transmissionswärmeverluste<br />
von 5 bzw. 15 W<strong>at</strong>t / m² über die<br />
Bodenpl<strong>at</strong>te reduziert werden. Ebenso ist eine<br />
Ersparnis beim Bau durch den Entfall des herkömmlichen<br />
Unterbaus der Bodenpl<strong>at</strong>te aus<br />
Schotter oder Kies gegeben.<br />
Richtige Planung und<br />
Ausführung der Lüftungsanlage!<br />
Zwischen 10% und 25% der gesamten verbrauchten<br />
Energie in einem <strong>Schweine</strong>stall<br />
wird üblicherweise für den Betrieb von Ventil<strong>at</strong>oren<br />
aufgewendet. Werden Zu- und Abluftanlagen<br />
falsch dimensioniert oder Zuluftöffnungen<br />
gar verengt, steigen die Druckverluste<br />
bei höherem Luftbedarf und damit auch der<br />
Stromverbrauch sehr rasch an. Werden Erdspeicher<br />
bzw. Wärmetauscher gemeinsam mit<br />
Porendecken in eine Lüftung integriert, steigen<br />
die Druckverluste sogar über 80 Pascal,<br />
sodass sich ein Axial-Ventil<strong>at</strong>or nur mehr „im<br />
eigenen Saft“ dreht ohne wirklich eine Steigerung<br />
der Luftr<strong>at</strong>e zu bewirken.Manchmal ist es<br />
sogar notwendig eine bereits bestehende Lüftungsanlage<br />
gänzlich umzubauen und dabei<br />
großzügig in der Planung vorzugehen. Für<br />
Wartungszwecke wäre es durchaus sinnvoll<br />
zum Beispiel einen Zentralkanal begehbar zu<br />
gestalten. Eine Senkung von Druckverlusten<br />
ist durch den Einbau von abgerundeten Einströmdüsen<br />
bei den Abluftöffnungen und<br />
durch den Eins<strong>at</strong>z von Diffusoren auf den<br />
Abluftkaminen möglich. Eine Abdeckung beim<br />
Abluftaustritt führt sehr rasch zu hohem<br />
Stromverbrauch auf Grund von Druckverlusten<br />
und sollte daher entfernt werden.<br />
Fenster, Türen, Decken<br />
und Kanäle abdichten!<br />
Bei mehr oder weniger großen Druckunterschieden<br />
wird Falschluft aus dem Dachraum<br />
über undichte Deckenanschlüsse und Pl<strong>at</strong>tenstöße<br />
in ein Abteil eines Stalles gezogen.<br />
Mit der Wärmebildkamera ist es möglich solche<br />
Falschluftstellen aus dem Dachraum bzw. über<br />
Türen und Fenster sowie Kanäle sowohl im<br />
Sommer als auch im Winter aufzuzeigen (siehe<br />
Abb.4). Durch vergleichende Messungen<br />
der Luftströmungen zwischen Zu- und Abluftöffnungen<br />
durch einen Lüftungsber<strong>at</strong>er wird<br />
19 Management<br />
Abb. 1: Dämmung einer Stalldecke mit Mineralwolle kann bis zu 30% der Heizkosten<br />
sparen und bleibt im Sommer angenehm kühl. Foto: Wurzer<br />
Abb. 2: Perlite rieseln in Spalten der Mineralwollauflage und beseitigen so Wärmebrücken.<br />
Foto: Wurzer<br />
Abb. 3: Kostengünstige Deckendämmungen wie z. B. Stroh oder Sägespäne können bei<br />
fehlender Dampfsperre Schimmelbildung verursachen. Foto: Wurzer
Abb. 4: Falschluft über undichte Deckenpl<strong>at</strong>ten kann mit Wärmebildaufnahmen sichtbar<br />
gemacht werden. Foto: Wurzer<br />
Abb. 5: Falschluft über undichte Abteiltür mit Markierungsrauch sichtbar gemacht.<br />
Foto: Wurzer<br />
Abb. 6: Kurzschluss über Porendecke mit Markierungsrauch sichtbar gemacht.<br />
Foto: Wurzer<br />
nicht selten ein Falschluftanteil von über 50%<br />
der geförderten Luftr<strong>at</strong>en festgestellt. Ventil<strong>at</strong>oren<br />
laufen unnötigerweise auf hohem<br />
Niveau. Eine einfache und kostengünstige<br />
Sanierung von undichten Stellen ist durch den<br />
Eins<strong>at</strong>z von PU-Schaum bzw. Dichtungsbändern<br />
oder Gummilippen möglich.<br />
Reinigung und Wartung bringt`s!<br />
Hohe Druckverluste treten auch bei wenig<br />
gewarteten Lüftungsanlagen durch Verschmutzung<br />
auf. Eine regelmäßige Reinigung<br />
der Lüftungskanäle und Rohrleitungen von<br />
Rohrspeichern und Wärmetauschern ist daher<br />
regelmäßig durchzuführen. Betrachtet man<br />
den Stall mit seiner Lüftungsanlage als<br />
Maschine zur Lebenserhaltung von Mensch<br />
und Tier, so sind wie bei jedem Auto je nach<br />
Kilometerstand gewisse Services einzuplanen.<br />
Da kann es schon einmal vorkommen, dass<br />
Repar<strong>at</strong>uren bis hin zum Austausch von Komponenten<br />
und Leitungen anstehen, damit die<br />
Fahrt weitergeht. Beim Auto wird dies als logische<br />
Sache hingenommen. Bei einer Lüftungsanlage<br />
verhält es sich im Endeffekt nicht<br />
anders. Je öfter man die Lüftungsanlage<br />
pflegt, umso besser wird sie funktionieren.<br />
Der Dank für gereinigte Leitungen und gewartete<br />
Klappen ist die Ersparnis von Stromkosten.<br />
Kurzschluss vermeiden!<br />
Bei der Zuluftführung über eine Porendecke<br />
mit Mineralwollauflage bzw. Lochdecke sollte<br />
mindestens einen Meter um die Abluftöffnung<br />
die Decke geschlossen bleiben. Ansonst strömt<br />
um die Abluftöffnung austretende Zuluft<br />
ungenutzt wieder aus dem Abteil. Dies nennt<br />
man einen Luftkurzschluss. Hohe Verluste<br />
durch ungewollte Wärmeabfuhr und hoher<br />
Stromverbrauch auf Grund uneffektiven Lüftens<br />
sind vorprogrammiert. Trotz hoher Luftr<strong>at</strong>en<br />
werden im Winter vom Lüftungsber<strong>at</strong>er<br />
schlechte Schadgaswerte gemessen. Luftkurzschlüsse<br />
können auch bei Betriebsganglüftungen<br />
auftreten, vor allem dann wenn sich der<br />
Abluftpunkt nicht genau über der Tür befindet.<br />
So wird im Sommer auf Grund hoher<br />
Zuluftgeschwindigkeiten die Zuluft regelrecht<br />
zur Abluftöffnung gedrückt. Im Abteil bleibt<br />
es trotz hoher Luftr<strong>at</strong>en zu warm (siehe<br />
Abb.6).<br />
Coandaeffekt vermeiden<br />
Um einem Coandaeffekt (Luftströmung legt<br />
sich an die Wand an) entgegenzuwirken sollte<br />
einen halben Meter entlang der Wände Zuluft-<br />
Management 20
decken geschlossen bleiben. Dies ist auch von<br />
der Abteilgröße und verbleibenden Restfläche<br />
der Decke abhängig. Der Coandaeffekt wird<br />
zusätzlich noch verstärkt, wenn die Deckenanschlüsse<br />
nicht sauber ausgeführt wurden.<br />
Durch solche Spalten strömt verstärkt Luft<br />
entlang der Wand zu Boden und zieht zusätzlich<br />
ausströmende Luft in Wandnähe mit sich.<br />
So strömt gerne auch kalte Luft in den Güllekanal,<br />
und steigt an anderer Stelle mit Schadgasen<br />
angereichert wieder empor.<br />
Minimal- und Maximalluftr<strong>at</strong>e<br />
richtig einstellen!<br />
Im Gegens<strong>at</strong>z zur Maximalluftr<strong>at</strong>e (Sommerluftr<strong>at</strong>e),<br />
die für die Wärmeabfuhr der Tiere<br />
sorgt, gewährleistet eine Minimalluftr<strong>at</strong>e<br />
(Winterluftr<strong>at</strong>e) eine ausreichende Abfuhr von<br />
Schadgasen und Wasserdampf in den Abteilen.<br />
Empfehlungen aus dem „Tiergerechtheitsstandard“<br />
für Schadgaskonzentr<strong>at</strong>ion liegen bei<br />
Kohlendioxid unter 2000 ppm und Ammoniak<br />
unter 20 ppm. Wird in einem Abteil zu wenig<br />
geheizt und gelüftet, schadet man nicht nur<br />
den Tieren sondern auch auf lange Sicht gesehen<br />
seiner eigenen Gesundheit durch schlechte<br />
Luftqualität. Der Schaden durch Leistungseinbruch<br />
und Ausfall kranker Ferkel und Mastschweine<br />
durch zu geringe Luftr<strong>at</strong>en übersteigt<br />
die Kosten für Heizenergie bei Weitem.<br />
Eine zu hohe Minimalluftr<strong>at</strong>e durch schlechte<br />
Abstimmung von Heizung und Lüftung führt<br />
zu einem unnötig hohen Wärme- und Stromverbrauch.<br />
So ist zum Beispiel eine Vorwärmung<br />
der Zuluft am Zentralgang ohne den<br />
wirklichen Bedarf in den einzelnen Abteilen<br />
zu kennen reinste Energieverschwendung. Die<br />
Dämmung von Vor- und Rücklaufleitungen<br />
einer Heizung sollte daher selbstverständlich<br />
sein. Zu hohe Maximalluftr<strong>at</strong>en im Sommer<br />
verursachen auf Dauer ebenso unnötig hohe<br />
Stromkosten.<br />
Heizung und Lüftung<br />
richtig einstellen!<br />
Mitunter ist es nötig Heizungsenergie je nach<br />
Tiergewicht und U-Wert der raumumschließenden<br />
Bauteile ausreichend zur Verfügung zu stellen.<br />
Eine autom<strong>at</strong>ische Wärmezufuhr sollte erst<br />
dann einsetzen, wenn die Solltemper<strong>at</strong>ur auf<br />
Grund der eingestellten Minimalluftr<strong>at</strong>e unterschritten<br />
wird. Eine autom<strong>at</strong>ische Absenkung<br />
der Solltemper<strong>at</strong>uren angepasst an Alter und<br />
Gewicht der Tiere trägt zusätzlich zu einem verminderten<br />
Energieverbrauch bei. Wichtig ist<br />
eine Entlüftung von Heizkörpern bzw. Ferkelnestern<br />
für deren effizienten Betrieb. Eine regelmäßige<br />
Überprüfung von Heizung und Lüftung<br />
sichert auch einen kontinuierlichen Betrieb.<br />
21 Management<br />
Offensichtliche Mängel werden durch das Phänomen<br />
der Betriebsblindheit einfach nicht<br />
behoben. Als Landwirt und Unternehmer sollte<br />
man nicht müde werden sich ständig zu verbessern<br />
und dazuzulernen. So kann die Arbeit<br />
auch interessant bleiben, wenn man etwas ausprobiert<br />
und die Grenzen einer technischen<br />
Anlage kennenlernt.<br />
Abdeckungen sparen Energie!<br />
Transparente Abdeckungen, zum Beispiel aus<br />
Plexiglas, über Ferkelnester minimieren den<br />
Heizenergiebedarf erheblich, ohne aber den<br />
gewohnten Kontrollblick auf das Liegeverhalten<br />
der Tiere zu behindern. Unter den Abdekkungen<br />
entsteht ein für die Ferkel güns-tiges<br />
Mikroklima, wodurch es möglich ist für die<br />
Zuchtsauen niedrigere Stalltemper<strong>at</strong>uren zu<br />
fahren. Sinkt z.B. in der Ferkelaufzucht die<br />
Stalltemper<strong>at</strong>ur um 1 Kelvin, wird die Wärmebilanz<br />
um 7 bis 13 % verbessert. Sodass sich<br />
der Energieverbrauch erheblich verringert<br />
(siehe Abb. 7).<br />
Der Betrieb von Ferkelnestern mit Warmwasser<br />
ist im Gegens<strong>at</strong>z zu elektrisch betriebenen<br />
Ferkelnestern energieeffizienter, da Wärme<br />
aus Strom sehr teuer ist (siehe Abb. 8).<br />
Gleiches gilt für den Eins<strong>at</strong>z von Infrarotlampen.<br />
Großflächige Abdeckungen mit integrierten<br />
Heizflächen entlang von Wänden sparen<br />
bei der Ferkelaufzucht Heizenergie und sollten<br />
bei Bedarf an die Wand rückklappbar sein.<br />
Temper<strong>at</strong>urfühler kalibrieren!<br />
Ebenso müssen die Temper<strong>at</strong>urfühler im Tierbereich<br />
regelmäßig kalibriert werden, um eine<br />
bedarfsgerechte Lüftung und Heizung gewähr-<br />
Abb. 8: Warmwasserbetriebenes Ferkelnest. Foto: <strong>VÖS</strong><br />
leisten zu können. Auf keinen Fall sollten die<br />
Fühler im Zu- oder Abluftbereich oder an der<br />
Wand hängen, da die dort gemessene Temper<strong>at</strong>uren<br />
erheblich von der Temper<strong>at</strong>ur im Tierbereich<br />
abweichen kann. Ein ständiges Aufund<br />
Abschaukeln der Stalltemper<strong>at</strong>ur in kurzen<br />
Intervallen ist die Folge. So können zum<br />
Beispiel auch unsachgemäß eingestellte Thermost<strong>at</strong>e<br />
bei Heizkanonen in kleinen Ferkelaufzuchtabteilen<br />
ständig kurzzeitig wechselnde<br />
Temper<strong>at</strong>urunterschiede von bis zu 10<br />
Kelvin verursachen.<br />
Mag. Manfred Wurzer<br />
Stallklimaber<strong>at</strong>er LK NÖ (LFI NÖ)<br />
Abb. 7: Abdeckung in der Ferkelaufzucht<br />
spart Energie. Foto: Wurzer
Ing. Franz Strasser<br />
Ber<strong>at</strong>er LK-OÖ<br />
Alle jene, die kein vorgewärmtes Wasser zur<br />
Futteraufbereitung anboten beobachteten mit<br />
Sorge eine rückläufige Fresslust und leichtes<br />
„Usteln“ bei den jüngeren Mastschweinen.<br />
Andererseits konnten sich „Warmwasserfütterer“<br />
beruhigt zurücklehnen. Sie mussten nur<br />
dafür sorgen, dass der Warmwasserboiler genügend<br />
aufgeheizt wurde.<br />
Warmes Flüssigfutter<br />
spart Futtermengen<br />
„Eiskalte“ Futtersuppe reizt die Schleimhäute<br />
in Mund, Speiseröhre und Magen und ist somit<br />
ein beträchtlicher Stressfaktor. Noch dazu<br />
trachten <strong>Schweine</strong> gierig ihren Hunger zu stillen<br />
und fressen rasch den Futterbrei. Die<br />
Praxistipp:<br />
Vorwärmung von Futtersuppe<br />
Die frostigen Temper<strong>at</strong>uren der vergangenen Woche h<strong>at</strong>ten es so in sich: Die <strong>Schweine</strong>halter<br />
h<strong>at</strong>ten Mühe ihre Ställe bei ~ 20°C zu halten. Zugleich machte die Futterbereitung<br />
Probleme. So dauerte die Entnahme mit der Silofräse viel länger, da die<br />
CCM Silage gefroren war.<br />
Beeinträchtigung durch kaltes Futter ist umso<br />
dram<strong>at</strong>ischer, je jünger die <strong>Schweine</strong> sind. So<br />
h<strong>at</strong> sich eine Futtersuppevorwärmung in der<br />
Ferkelaufzucht vielfach durchgesetzt. Ebenso<br />
schätzen <strong>Schweine</strong>mäster das „warme Süppchen“<br />
beim Start ihrer Zukaufs-Ferkel. Dies ist<br />
auch verständlich denn wir Menschen freuen<br />
uns ja auch über eine warme Mahlzeit im Winter.<br />
Fachexperten aus der Tierernährung erklären<br />
uns immer wieder, dass <strong>Schweine</strong> Energie aufwenden<br />
müssen, um Flüssigfutter von 8°C auf<br />
eine Körpertemper<strong>at</strong>ur von 38°C zu bringen.<br />
Schem<strong>at</strong>isch gesehen werden bei einem Temper<strong>at</strong>urunterschied<br />
von 30°C 1,44 MJ ME/ Tag<br />
verbraucht um das Futter anzuwärmen. Das<br />
entspricht über die ganze Mastdauer gesehen<br />
13 kg Trockenfutter.<br />
Welche technischen<br />
Möglichkeiten gibt es?<br />
Im Rahmen des Arbeitskreises <strong>Schweine</strong>mast<br />
wurden diese Thema diskutiert und die Teilnehmer<br />
mit Hilfe eines Fragebogens darüber<br />
befragt.<br />
Die Ergebnisse kurz zusammengefasst:<br />
• 40% der befragten Betriebe wärmen im<br />
Winter das Futter vor.<br />
• Der Boiler wird zu<br />
61% mit Hackschnitzel<br />
22 % Stückgut<br />
7 % elektrisch beheizt<br />
Fütterung 22
• Folgende Futtersuppentemper<strong>at</strong>ur wurde<br />
erreicht:<br />
6 - 11°C: 7% der Betriebe<br />
11 – 14°C: 43% der Betriebe<br />
14 – 18°C: 36% der Betriebe<br />
> 18°C: 14% der Betriebe<br />
• Durchschnittliche Boilergröße:<br />
150 – 2000l; Ø 400l<br />
• Anteil des vorgewärmten Wassers:<br />
10 – 50%<br />
• Investitionskosten:<br />
€150,- – € 2000,- Ø € 660,-<br />
• Jährlich 88 Tag in Betrieb<br />
• 1 Betrieb erreicht mit Ganzkornmais,<br />
Spotmix und Wasservorlagerungsbehälter im<br />
temperierten Technikraum: 17°C<br />
• 2 Betriebe mit Molke im isolierten Tank +<br />
Ganzkornmais erreichen eine Suppentemper<strong>at</strong>ur<br />
von 16,5°C<br />
• 90% der Befragten empfehlen eine<br />
Vorwärmung ihren Berufskollegen weiter<br />
Als Vorteile werden angegeben:<br />
• Bessere Gesundheit und Fresslust<br />
• Vor allem beim Ferkeleinstallen im Winter<br />
• Weniger Husten und Magenprobleme<br />
• Bessere Futteraufnahme vor allem der<br />
kleineren Ferkel<br />
• Kostet nicht viel und es läuft einfach besser<br />
Welche Futtersuppentemper<strong>at</strong>ur<br />
kann empfohlen werden?<br />
Anerkannte Tierärzte im <strong>Schweine</strong>bereich wie<br />
z. B. Dr. Aschenbrenner, Dr. Untersperger, Dr.<br />
Vogelmayr und Herr Dr. Schedle (Institut für<br />
Tierernährung, BOKU Wien) empfehlen folgendes:<br />
• Optimale Temper<strong>at</strong>ur: 15°C<br />
• Über 18 – 20°C Suppentemper<strong>at</strong>ur werden<br />
verstärkt mikrobiologische Prozesse in Gang<br />
gebracht, die zu einer starken Vermehrung<br />
von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen<br />
führt.<br />
23 Fütterung<br />
Abb. 1: Ein Elektroboiler heizt im Bedarfsfall Wasser für die Flüssigfütterung vor.<br />
Foto: Strasser<br />
Abb. 2: Welche Temper<strong>at</strong>ur h<strong>at</strong>te ihre Futtersuppe in der ersten Feberwoche?<br />
Foto: Strasser<br />
Abb. 3: Futtertemper<strong>at</strong>urregelung (FTR) im Technikraum der Futterkammer.<br />
Foto: Strasser
Zusammenfassung und<br />
abgeleitete Empfehlungen<br />
Die Vorwärmung von Futtersuppe stabilisiert<br />
den Gesundheitsst<strong>at</strong>us im Maststall. Es ist<br />
eine einfache und preiswerte Maßnahme,<br />
gerade dann, wenn eine Hackschnitzelheizung<br />
zum Aufheizen des Boilers zur Verfügung<br />
steht. Molke, gelagert in einem isolier-<br />
ten Tank od. ein Wasservorbehälter im Stall<br />
bzw. Futterkammer können auch für eine<br />
temperierte Suppe sorgen. 15°C Suppentemper<strong>at</strong>ur<br />
kann empfohlen werden, bei andauernder<br />
Vorwärmung bez. Futtertemper<strong>at</strong>uren<br />
von über 18° C steigt das futterhygienisches<br />
Risiko und ist abzur<strong>at</strong>en.<br />
Grafik: Funktionsweise der Futtertemper<strong>at</strong>urregelung. D<strong>at</strong>en: Strasser<br />
Abb. 4: Mischer und Einlassventil werden vom FTR angesteuert. Foto: Strasser<br />
Technische Möglichkeiten<br />
in der Praxis<br />
Auf Betrieben, bei denen die Futterkammer<br />
in der Nähe der Heizungsanlage (optimaler<br />
Weise eine Hackschnitzlheitzung) pl<strong>at</strong>ziert<br />
ist, bietet sich eine Fernwärmeleitung od.<br />
eine direkte Warmwasserzuleitung an. Es<br />
muss nur bedacht werden, dass es bei einer<br />
direkten Warmwasserleitung eine gewisse<br />
Zeit dauert, bis warmes Wasser fließt.<br />
Ist die Futterkammer zu weit vom Heizraum<br />
entfernt, bleibt nicht anderes übrig,<br />
als den Warmwasserboiler extern zu heizen.<br />
Dies kann elektrisch od. mit einer Wärmepumpe<br />
erfolgen. Dazu werden Heizschlagen<br />
im Stall od. im Güllekanal montiert. Das<br />
leicht vorgewärmte Wasser heizt mit Hilfe<br />
einer Wärmepumpe den Boiler.<br />
Die Herausforderung:<br />
konstante Futtersuppe bei<br />
wechselnder CCM Temper<strong>at</strong>ur<br />
Da CCM od. GKS je nach Außentemper<strong>at</strong>ur<br />
im Winter unterschiedlich in die Futterkammer<br />
kommt, muss der zugesetzte<br />
Warmwasseranteil variieren. Dies kann der<br />
Mäster selber vornehmen, in dem er jeweils<br />
eine Komponente Warm- und Kaltwasser<br />
anbietet und die Anteile je nach Silagetemper<strong>at</strong>ur<br />
verändert.<br />
In Oberösterreich h<strong>at</strong> ein findiger Techniker<br />
eine autom<strong>at</strong>ische Futter – Temper<strong>at</strong>ur<br />
-Regelung (FTR) entwickelt, die wie folgt<br />
funktioniert:<br />
• Wenn das Signal „Wasser einlassen“ vom<br />
Fütterungscomputer kommt, wird der<br />
motorbetriebene Mischer von der Regelung<br />
so angesteuert, das die voreingegebene<br />
Mischwassertemper<strong>at</strong>ur erreicht<br />
wird.<br />
• Futterkomponenten (CCM, Getreide,<br />
Soja, Mineralstoffe…) werden eingelassen<br />
und aufgemischt<br />
• Wenn vom Fütterungscomputer das Signal<br />
„Füttern“ kommt, speichert die<br />
Regelung den Messwert der Futtertemper<strong>at</strong>ur<br />
• Aus der Differenz „Sollwert Futtertemper<strong>at</strong>ur“<br />
und „Istwert Futtertemper<strong>at</strong>ur“<br />
errechnet die Regelung das Mischwasser,<br />
das für die nächste Fütterung notwendig<br />
ist<br />
• Die Regelung ermittelt auch die Restwärme<br />
die im Boiler verblieben ist und heizt<br />
den Boiler dementsprechend für die<br />
nächste Fütterung auf.<br />
Nach Aussagen von Bauern funktioniert<br />
diese seit Jahren störungsfei und zur vollsten<br />
Zufriedenheit.<br />
Fütterung<br />
24
Biosecurity – Tiergesundheit<br />
durch Risikominimierung<br />
Der Begriff Biosecurity umfasst eine Reihe von präventiven Maßnahmen, die das Risiko der<br />
Übertragung einer Krankheit minimieren sollen. Die folgende Zusammenfassung kann<br />
lediglich einen Auszug wichtiger Maßnahmen ansprechen und hierfür Beispiele aufzeigen,<br />
unterstreicht aber die Wichtigkeit und Bedeutung der Biosecurity.<br />
Das Ziel ist hierbei nicht nur die Einschleppung<br />
eines Krankheitserregers in den Bestand zu vermeiden,<br />
sondern auch die Ausbreitung eines<br />
bereits im Betrieb vorhandenen Erregers innerhalb<br />
der eigenen Tierpopul<strong>at</strong>ion zu reduzieren. Über<br />
eine Analyse der Risikofaktoren kann man eine<br />
Reihe verschiedener Infektionsquellen, mit unterschiedlicher<br />
Bedeutung für die Verbreitung der<br />
Erreger, definieren. Das größte Risiko geht eindeutig<br />
von infizierten <strong>Schweine</strong>n aus, die selbst<br />
nicht zwingend Krankheitssymptome zeigen müssen.<br />
Als weitere wichtige Ansteckungsquelle gelten<br />
belebte und unbelebte Vektoren. Zu den<br />
belebten Vektoren zählen Personen, die sich im<br />
Betrieb bewegen, aber auch andere Tiere wie<br />
Vögel, Fliegen oder Schadnager sowie in manchen<br />
Fällen auch Hunde und K<strong>at</strong>zen. Unbelebte Vektoren<br />
stellen Gerätschaften dar, die mit potentiell<br />
kontaminierten, im Besonderen organischen<br />
M<strong>at</strong>erialien, behaftet sein können.<br />
Als Beispiel sind kotverschmutzte Treibbretter zu<br />
nennen. N<strong>at</strong>ürlich gibt es weitere Vektoren die bei<br />
einzelnen Krankheiten von großer Bedeutung<br />
sein können. Hierzu zählen unter anderem Aerosole,<br />
kontaminiertes Sperma oder auch Wildschweine.<br />
Lage des Betriebes<br />
Je näher ein <strong>Schweine</strong>bestand dem nächsten<br />
liegt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit,<br />
dass eine Erkrankung des Nachbarbetriebes<br />
auf die eigenen Tiere übertragen wird. Neben<br />
anderen Vektoren (R<strong>at</strong>ten, Mäusen, persönliche<br />
Kontakte) sind hier besonders die Aerosole im<br />
Fokus. Viele Erreger können zumindest über eine<br />
kurze Wegstrecke mit der Luft übertragen werden.<br />
So h<strong>at</strong> man z.B. bei einer rückblickenden Analyse<br />
eines <strong>Schweine</strong>pestausbruchs in den Niederlanden<br />
(1997/ 1998) festgestellt, dass bei der Keulung<br />
betroffener Bestände der Erreger bis zu einer Entfernung<br />
von 250 m über die Luft auf andere Nachbarbetriebe<br />
übertragen wurde.<br />
Spektakuläre Zahlen finden sich insbesondere bei<br />
Erregern von Atemwegserkrankungen, die bei<br />
geeigneten Wetterverhältnissen über mehrere<br />
Kilometer infektionsfähig mit der Luft übertragen<br />
werden können. Das wurde bereits im Jahr 1985<br />
für Mycoplasma hyopneumoniae beschrieben.<br />
25 Tiergesundheit<br />
Auch für PRRSV können Wissenschaftler nachweisen,<br />
dass der Erreger mit dem Wind über knapp 10<br />
km infektionsfähig transportiert werden kann.<br />
Um sich vor infektiösen Aerosolen zu schützen<br />
wird in einzelnen schweinehaltenden Betrieben in<br />
den USA inzwischen sogar die Zuluft mit speziellen<br />
Filtern von Krankheitserregern befreit bevor<br />
sie in den Stall gelangt.<br />
Trennung Schwarz-<br />
& Weißbereich<br />
Eine solche Trennung sollte das gesamte Betriebsgelände<br />
einbeziehen und somit einen unkontrollierten<br />
Personen- und Fahrzeugverkehr verhin-<br />
dern. Gegebenenfalls kann hier eine Umzäunung<br />
des Betriebsgeländes diese Kontrolle erst möglich<br />
machen. Damit können auch einige spezifische<br />
Vektoren, wie Wildschweine, vom eigenen Bestand<br />
fern gehalten werden. Grundsätzlich gilt, dass die<br />
Anzahl der Personen und Fahrzeuge auf ein Minimum<br />
beschränkt sein sollten.<br />
Hier kann ein Besucherregister, in dem alle<br />
betriebsfremden Personen registriert werden, helfen<br />
die Übersicht zu bewahren. Kleine Maßnahmen,<br />
z.B. den Eingang in den Stall als solchen<br />
eindeutig zu kennzeichnen („<strong>Schweine</strong>bestand<br />
– für Unbefugte Betreten verboten“)<br />
oder den Eingang sogar verschlossen zu halten,<br />
helfen vor allem den Stallbereich zu<br />
Tabelle 1: Beschreibung der Ergebnisse einer Studie (Amass et al., 2002) zur mechanischen<br />
Übertragung von enterotoxischen Escherichia coli von infizierten auf empfängliche<br />
Ferkel über den Kontakt mit Personen.<br />
Tabelle 2: Beschreibung der Ergebnisse einer Studie (Otake et al., 2002) zur mechanischen<br />
Übertragung von PRRSV von infizierten auf empfängliche Ferkel über den Kontakt<br />
mit Personen.
schützen. Im Schwarzbereich eines Betriebes<br />
bewegen sich alle betriebsfremden Personen<br />
und der Fahrzeugverkehr (Tierverkehr vom<br />
und zum Hof, Futteranlieferung, Gülleabtransport,<br />
etc.) und im Weißbereich das Betriebspersonal<br />
und n<strong>at</strong>ürlich die betriebseigenen<br />
Tiere. Im Weißbereich (Produktionsbereich)<br />
gilt es die Verschleppung innerhalb des<br />
Betriebes einzuschränken. Eine genaue Planung<br />
der Betriebsabläufe, der Umtriebswege<br />
und der Luftführung sowie die Wahl gut zu<br />
reinigender Baum<strong>at</strong>erialien spielen hier eine<br />
zentrale Rolle.<br />
Transporthygiene<br />
Um bei der Anlieferung oder der Abholung<br />
von Tieren am Betrieb die Keimverschleppung<br />
zu kontrollieren sollte unbedingt eine Verladerampe<br />
vorhanden sein. Hier lässt sich eine<br />
klare Trennung in einen Schwarz- und Weißbereich<br />
fortführen und erlaubt die Reinigung<br />
und Desinfektion dieses gefährdeten Bereiches.<br />
Falls umsetzbar, wären getrennte Rampen<br />
für die Anlieferung und die Abholung von<br />
Tieren wünschenswert.<br />
Betriebshygiene<br />
Im Betriebsbereich kann man mehrere Punkte<br />
unterscheiden, die unter dem Aspekt der<br />
Betriebshygiene berücksichtigt werden. Hierunter<br />
fallen das Personal (Besucher), der Stall<br />
(evtl. Einstreu) selbst, aber auch die Tiere und<br />
das Futter bzw. Wasser.<br />
In Bezug auf Personen sollte zumindest auf<br />
betriebseigene Kleidung bestanden werden.<br />
Insbesondere die Oberbekleidung und die Stiefel<br />
sind zu wechseln.<br />
In der bereits erwähnten rückblickenden Analyse<br />
eines <strong>Schweine</strong>pestausbruchs in den<br />
Niederlanden (1997/1998) wurden Risikofaktoren<br />
für das Einschleppen der Erkrankung<br />
untersucht und festgestellt, dass hier zwei<br />
Dinge immer wieder ausschlaggebend waren:<br />
• Fremdpersonen ohne Umkleiden im Stall<br />
• TKV Fahrer mit eigenen Stiefeln<br />
Eine Umkleidemöglichkeit, am besten mit Einbahnsystem,<br />
sollte also an jedem Betrieb vorhanden<br />
sein. Hier empfiehlt es sich auch eine<br />
Waschmöglichkeit zur Verfügung zu stellen.<br />
N<strong>at</strong>ürlich gibt es zusätzliche Maßnahmen, die<br />
je nach Gesundheitsst<strong>at</strong>us der Herde, sinnvoll<br />
sein können. Hierzu zählen Hygieneschleusen<br />
mit Duschen oder auch die Anforderung an<br />
Fremdpersonen vor dem Besuch eine festgelegte<br />
„<strong>Schweine</strong>kontaktfreie“ Zeit einzuhalten.<br />
In Tabelle 1 und 2 sind die Ergebnisse von<br />
zwei Studien dargestellt, die die Übertragungsr<strong>at</strong>e<br />
nach spezifischen Maßnahmen der<br />
Personalhygiene untersucht haben. Je nach<br />
innerbetrieblicher Situ<strong>at</strong>ion können innerhalb<br />
des Tierbereiches ergänzende Schritte ergriffen<br />
werden. Desinfektionsbecken für Stiefel,<br />
die Möglichkeit der Reinigung von Stiefeln<br />
und Händen oder sogar das Wechseln von<br />
Oberbekleidung und Stiefeln zwischen den<br />
Produktionsbereichen seien hier exemplarisch<br />
genannt.<br />
Biosecurity Maßnahmen im Stallbereich sind<br />
gut bekannt und haben sich weitreichend<br />
durchgesetzt. Hierunter fällt allen voran das<br />
Rein-/Raussystem (All-in/All-out) mit einer<br />
regelmäßigen, gründlichen Reinigung und<br />
anschließender Desinfektion des Stallbereiches<br />
(Abb. 1).<br />
Alleine eine gründliche Reinigung kann die<br />
Erregermenge pro cm 2 um das 1.000fache<br />
reduzieren. Gerade bei mangelnder Reinigung<br />
– wodurch auch Desinfektionsmittel schlechter<br />
bis gar nicht mehr wirken können – steigt<br />
der allgemeine Erregerdruck stetig an und<br />
kann somit den Ausbruch einer Erkrankung<br />
bedingen. Bei zusätzlicher Desinfektion wird<br />
die Erregermenge erneut um das 1.000fache<br />
pro cm 2 reduziert. N<strong>at</strong>ürlich gibt es Bereiche<br />
im Stall die einer Reinigung und Desinfektion<br />
nur bedingt unterzogen werden können. Zum<br />
Beispiel die Unterseite der Bodenspalten, wo<br />
allerdings durch das Abfließen der Reinigungsflüssigkeit<br />
und später des Desinfektionsmittels<br />
auch ein gewisser Effekt erzielt<br />
werden kann. Des Weiteren sind hier auch Zuund<br />
Abluftkanäle zu nennen in denen sich<br />
mit der Zeit eine beachtliche Menge Staub<br />
ansammeln kann. Dieser Staub erhöht nicht<br />
nur den Strömungswiderstand, er kann auch<br />
Krankheitserreger wie z.B. Salmonella spp.,<br />
Clostridium perfringens, Rotaviren oder Streptococcus<br />
spp., enthalten. Des Weiteren sollte<br />
die Bekämpfung belebter Vektoren in die<br />
Stallhygiene einbezogen werden. Zwei Fliegen<br />
können im Mon<strong>at</strong> theoretisch über 1.000.000<br />
Nachkommen produzieren. Nicht nur das diese<br />
Fliegen rein mechanischen zur Irrit<strong>at</strong>ion<br />
der <strong>Schweine</strong> beitragen, sie können auch verschiedene<br />
Krankheiten, wie z.B. PIA, Salmonellose<br />
oder PRRS, übertragen. Auch Mäuse<br />
und R<strong>at</strong>ten gilt es zu bekämpfen.<br />
Oftmals wird die Anzahl der Tiere im Betrieb<br />
unterschätzt. Hier gilt:<br />
• ist Mäusekot sichtbar h<strong>at</strong> man bereits ca.<br />
100 Mäuse im Stall<br />
• ist auch nur eine Maus sichtbar befinden<br />
sich ca. 500 Mäuse im Stall<br />
Die Möglichkeit der Übertragung bestimmter<br />
Krankheiten durch diese Tiere steht außer<br />
Frage. Für <strong>Schweine</strong> ist dies wohl am besten<br />
für die Leptospirose bekannt. Aber auch z.B.<br />
Dysenterie und Salmonellose können durch<br />
Nager übertragen werden. Mit den Nagern sollten<br />
auch andere Tiere aus dem Stall verbannt<br />
werden. Hierzu zählen Vögel, K<strong>at</strong>zen und<br />
Hunde. So ist z.B. auch die Übertragung der<br />
Dysenterie durch Hundekot nachgewiesen.<br />
Die <strong>Schweine</strong>, als wichtigste Infektionsquelle,<br />
sollten, besonders bei Zuchtbetrieben, aus<br />
einer Herkunft mit bekanntem und passendem<br />
Gesundheitsst<strong>at</strong>us zugekauft werden.<br />
Zukaufmodalitäten, wie die Anzahl der Herkünfte<br />
oder die Frequenz des Zukaufs, gilt es<br />
hier zu berücksichtigen. Eine Quarantäne<br />
zugekaufter Tiere, in einem separ<strong>at</strong>en Stallgebäude,<br />
dient dem Schutz der eigenen Herde,<br />
kann aber auch genutzt werden die Neuankömmlinge,<br />
über Impfmaßnahmen und einzelne<br />
Kontakttiere, langsam an den Erregerst<strong>at</strong>us<br />
im Betrieb anzupassen. Kranke Tiere sollten<br />
von der Gruppe getrennt in einer Krankenbucht<br />
untergebracht werden und verendete<br />
Tiere sind umgehend aus dem Stallbereich zu<br />
entfernen. Bei einem Rein-/Raussystem im<br />
Stall, ist es oblig<strong>at</strong> die Altersklassen getrennt<br />
zu halten. Dadurch kann man Infektionsketten<br />
durchbrechen. Genau aus diesem Grund<br />
dürfen Kümmerer nicht zu den nächst Jüngeren<br />
zurückversetzt werden. Gezielte therapeutische<br />
und metaphylaktische Maßnahmen<br />
können ebenfalls dazu beitragen den Erregerdruck<br />
im Bestand zu kontrollieren. Diese, wie<br />
auch zootechnische Maßnahmen müssen<br />
unbedingt unter hygienischen Bedingungen<br />
durchgeführt werden, damit es nicht z.B.<br />
durch die Injektion selbst zu einer Krankheitsübertragung<br />
kommt.<br />
Nicht zuletzt sollten auch Hygienemaßnahmen<br />
im Bereich der Fütterung und Wasserversorgung<br />
berücksichtigt werden (Beitrag „Futter<br />
und Fütterung als Schadensursache im<br />
<strong>Schweine</strong>bestand“, Prof. J. Kamphues, <strong>VÖS</strong><br />
<strong>Magazin</strong>, <strong>Ausgabe</strong> 4/2011).<br />
Mit der Analyse der betriebseigenen Risikofaktoren<br />
lassen sich Maßnahmen ableiten, mit<br />
denen das Einschleppungs- und Ausbreitungsrisiko<br />
von Krankheitserregern im Betrieb<br />
minimiert werden kann. Nicht alle angesprochenen<br />
Punkte sind gleichermaßen in den<br />
Betrieben umsetzbar können aber im Einzelnen<br />
aufgegriffen und an den Betrieb angepasst<br />
umgesetzt werden.<br />
R. Langhoff, A. Ladinig, M. Ritzmann<br />
Veterinärmedizinische Universität Wien<br />
Tiergesundheit<br />
26
Öffentlichkeitsarbeit der<br />
Landwirtschaft wird immer wichtiger!<br />
Wie im Folgenden zu lesen ist, erläuterte Dr. Andreas Quiring von der Andreas Hermes Akademie (AHA) die Darstellung<br />
und Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit an den Beispielen „Tierschutz“ und „Grüne<br />
Gentechnik“ in seinem Vortrag im Rahmen der Winterfachtagung <strong>2012</strong> „Ökosoziales Forum Österreich“ am<br />
16. Feber <strong>2012</strong> in St. Pölten.<br />
Die Darstellung und Wahrnehmung der Landwirtschaft<br />
in der Öffentlichkeit ist kein neues Thema.<br />
Aber gerade die zunehmend öffentlich<br />
geführte Diskussion über die Form der Tierhaltung<br />
setzt Landwirte und Branchenvertreter vor<br />
neue Herausforderungen.<br />
Blick von außen<br />
Wichtig erscheint vor allem st<strong>at</strong>t der üblichen<br />
Binnensicht die Außenwahrnehmung in den<br />
Mittelpunkt zu rücken. Als elementarer Wertmaßstab<br />
in der öffentlichen Diskussion dominiert<br />
der Zeitgeist des „Gutmenschen“. Nicht<br />
wirtschaftlicher Erfolg oder Macht sondern Wohlverhalten<br />
durch Eins<strong>at</strong>z für Unterdrückte, N<strong>at</strong>ur<br />
und Außenseiter erzeugen die höchste Reput<strong>at</strong>ion.<br />
Kritisch betrachtet wird häufig die „Macht<br />
der Medien“. Die eigentliche Macht der Medien<br />
ist aber die Macht der Bilder. Bilder können Emotionen<br />
vermitteln. Die Bedeutung von Emotionen<br />
und die Macht der Bilder werden deutlich in<br />
der öffentlichen Diskussion der Legehennen-<br />
Käfighaltung. Nackte, hübsche junge Menschen<br />
in einem Drahtkäfig und Hühner-Plüschanzüge<br />
erzeugen Emotionen, denen sich Unbedarfte<br />
nicht entziehen können. Hinzu kommen Bilder<br />
aus Stallungen, in denen immer leidende Hühner<br />
im Drahtkäfig in Verbindung gebracht werden.<br />
Sachargumente scheitern meistens an der Wirkung<br />
der Bilder. Und hier greift die in der<br />
öffentlichen Diskussion mittlerweile eingeprägte<br />
emotionale Betrachtung und Bewertung. Jenseits<br />
der Sachfragen (Berücksichtigung von Tierwohl,<br />
Produkthygiene und Resourceneffizienz)<br />
haben Käfig-Haltungsformen in der Öffentlichkeit<br />
jegliche Akzeptanz und Vertrauen verloren.<br />
Der Handel begann die Produkte auszulisten.<br />
Auch in der mittlerweile heftigen öffentlichen<br />
Diskussion um Mastgeflügel spielt die Macht der<br />
Bilder eine entscheidende Rolle. Geflügelfleisch<br />
erfreut sich beim Konsumenten steigender<br />
Beliebtheit. Fragen der Haltungsform spielen im<br />
Verkauf keine Rolle. Verarbeitungsunternehmen<br />
reagieren auf die wachsende Nachfrage mit<br />
Expansion.<br />
Immer mehr Landwirte steigen in die Erzeugung<br />
27 Wintertagung<br />
ein. Der Betriebszweig ist wettbewerbsfähig, die<br />
Produktionsform effizient und der Markt wachsend.<br />
Bei der Genehmigung und Errichtung neuer<br />
Stallanlagen kommt es immer häufiger zu<br />
erheblichem Widerstand vor Ort. Kritikpunkte<br />
sind vor allem die große Anzahl der gehaltenen<br />
Tiere und die Intensität der Mast (=Effizienz).<br />
Bilder aus Stallungen erzeugen bei Landwirten<br />
und unbedarften Dritten völlig unterschiedliche<br />
Reaktionen und Emotionen. Z.B. wirken eine<br />
große Anzahl von Tieren und geschlossene Stallungen<br />
für Dritte bedrohlich, für Landwirte sind<br />
dies Zeichen für Schutz und Effizienz.<br />
Einstellungen und Erwartungen von Landwirten<br />
und Gegnern prallen zuweilen heftig aufeinander.<br />
Vermeintlich neue Sachverhalte werden ans<br />
Tageslicht gefördert und Neg<strong>at</strong>ivauswirkungen<br />
immer unter dem Mechanismus ... „große Anzahl<br />
und intensiv = gefährlich“ betrachtet. Die Bilder<br />
haben sich festgesetzt.<br />
Erzeuger und Verarbeiter sind in Sorge, diesen<br />
<strong>at</strong>traktiven Markt analog der Legehennenhaltung<br />
zu verlieren.<br />
Orientierungslosigkeit<br />
Marktorientierung wird dabei häufig mit Weltmarktorientierung<br />
gleichgesetzt. St<strong>at</strong>t einem<br />
Dialog mit Verbrauchern geht es meist in der<br />
Öffentlichkeitsarbeit um Verbrauchererziehung.<br />
Als Argument gegen vorschnelle Verschärfungen<br />
der Haltungsbedingungen wird gerne argumentiert,<br />
dass der Markt sich nach jeder Krise wieder<br />
erhole, weil Konsumenten letztlich doch vor<br />
allem an billigen Lebensmitteln interessiert sind.<br />
Eine genauere Analyse des Einflusses von Nutzen<br />
und Risiken auf die Kaufentscheidung zeigt aber,<br />
dass Vertrauen und Akzeptanz entscheidend<br />
sind, um bei auftretenden Verunsicherungen die<br />
Nutzenbetrachtung zu erhalten. Erst in der Krise<br />
führt das fehlende Vertrauen zu einer deutlichen<br />
Übergewichtung der Risiken und damit zum<br />
Abs<strong>at</strong>zeinbruch. Der Rückblick auf die Skandale<br />
im Lebensmittelbereich zeigen, dass die Auswirkungen<br />
vom Vertrauen auf das Produkt oder den<br />
Hersteller abhängen.<br />
Der Aufbau von Vertrauen und Akzeptanz ist<br />
damit entscheidend für eine marktorientierte<br />
Ausrichtung der Tierproduktion. Dies erfordert<br />
eine aktive Öffentlichkeitsarbeit im Sinne eines<br />
Dialogs mit der Öffentlichkeit - nicht Werbung!<br />
Vertrauen entsteht vor allem durch Transparenz,<br />
Offenheit und Dialog - und der glaubwürdigste<br />
Vertreter der Branche ist der einzelne Bauer!<br />
Die Bedeutung der Macht der Bilder wird auch deutlich in der öffentlichen Diskussion<br />
der Legehennen-Käfighaltung.
Mehr als nur graue Theorie: Die An<strong>at</strong>omie<br />
der Geschlechtsorgane bei der Sau<br />
Die weiblichen Geschlechtsorgane lassen sich in die äußeren und inneren unterteilen. Zu den nach außen sichtbaren<br />
zählt die Scham mit der Scheide, zu den inneren Geschlechtsorganen der Scheidenvorhof, der Muttermund,<br />
die Gebärmutter mit den beiden Gebärmutterhörnern, dem Eileiter und den Eierstöcken.<br />
Die weiblichen<br />
Geschlechtsorgane<br />
Das besondere am Reproduktionstrakt der Sau<br />
sind die bis zu 2 m langen Gebärmutterhörner<br />
und der derbe Gebärmutterhals mit den Pölstern,<br />
diese haben die Funktion von Verschlusskissen.<br />
Durch das Mitwirken von sehr<br />
starken Muskeln in diesem Bereich werden die<br />
Früchte vor etwaigen aufsteigenden Infektionen<br />
sehr gut geschützt. In der Abbildung 1 ist<br />
die n<strong>at</strong>ürliche Lage der Geschlechtsorgane in<br />
der Sau dargestellt.<br />
Komplexes Zusammenspiel<br />
mit weiteren Organen<br />
Die Geschlechtsorgane bestimmen allerdings<br />
nicht alleine das Fortpflanzungsgeschehen.<br />
Vielmehr sind noch die Hirnanhangsdrüse und<br />
der Hypothalamus im Gehirn wesentlich an<br />
der Steuerung beteiligt. Der Hypothalamus ist<br />
eines der wichtigsten Steuerzentren im Gehirn<br />
und beeinflusst neben der Fortpflanzung noch<br />
zahlreiche andere zentrale Funktionen des<br />
Lebens. In der Abbildung 2 sind die zentralen<br />
Abläufe dargestellt, die die Aktivitäten am<br />
Eierstock steuern unter Berücksichtigung der<br />
Einflussfaktoren. Besonders Rückkoppelungseffekte<br />
von Hormonen spielen eine zentrale<br />
Rolle beim Ablauf der Funktionen.<br />
Entwicklung der Gebärmutter<br />
beim Ferkel bis zum Belegen<br />
Die Eizellen der weiblichen Tiere werden<br />
bereits in der Embryonalphase der zukünftigen<br />
Jungsauen angelegt und werden im Laufe<br />
des Lebens nicht nachgebildet.<br />
Besonders bei Nachzuchtferkeln ist darauf zu<br />
achten, dass sie ab dem ersten Lebenstag gut<br />
versorgt werden. Die Entwicklung der Gebär-<br />
mutter wird erst in den ersten 2 Lebensmon<strong>at</strong>en<br />
abgeschlossen. Besonders in dieser Zeit<br />
kann die Ausbildung der Schleimhaut und die<br />
Größe durch Mykotoxine neg<strong>at</strong>iv beeinflusst<br />
werden.<br />
Eintritt der Pubertät<br />
Jungsauen zeigen häufig schon vor der ersten<br />
vollwertigen Brunst vorzyklische Erscheinungen<br />
wie leichte Rötung und Schwellung der<br />
Scham, häufig nach stimulierenden Maßnahmen<br />
wie z.B. Transport, Stall- oder Futterwechsel.<br />
Diese wird häufig mit der Brunst verwechselt.<br />
Diese Vorzyklen sind sehr wichtig um die<br />
Gebärmutter auf eine folgende Trächtigkeit<br />
vorzubereiten. Die früheste Belegung sollte<br />
daher immer erst ab dem 240. Tag oder mit<br />
140 kg Lebendgewicht erfolgen. Wobei das<br />
Alter immer erreicht werden sollte. Optimale<br />
Besamung 28
Wurfgröße können zudem erst ab dem 2. oder<br />
3. Zyklus erreicht werden.<br />
Welcher K<strong>at</strong>heder ist optimal?<br />
Über die Wahl des K<strong>at</strong>heders wird viel diskutiert.<br />
Die Ausführung, bzw. die Form des<br />
K<strong>at</strong>heders ist über den Erfolg weniger entscheidend<br />
als viele andere Faktoren.<br />
Als optimal haben sich die Propfenschaumstoffk<strong>at</strong>heder<br />
in den letzten Jahren herausgestellt.<br />
Sie sind einfach zu handhaben und bergen<br />
nur ein sehr geringes Verletzungsrisiko<br />
für die Sauen.<br />
Spiralk<strong>at</strong>heder sind dem Penis des Ebers nachempfunden.<br />
Sie werden meist gerne bei Jungsauen<br />
verwendet. Der entscheidende Nachteil<br />
liegt allerdings an der meist sehr harten Spitze.<br />
Zudem ist die Öffnung, wo der Samen in<br />
die Sau abgegeben wird nicht genau in der<br />
Mitte und wird daher häufiger von den Gebärmutterhalskissen<br />
verschlossen.<br />
Grundsätzlich ist die K<strong>at</strong>hederwahl eine sehr<br />
betriebsindividuelle Sache, entscheidend ist<br />
sie nur einmal zu verwenden und beim<br />
Gebrauch auf die Hygiene zu achten.<br />
Besamung –<br />
der Weg des K<strong>at</strong>heders<br />
Der K<strong>at</strong>heder kommt beim Schwein zu Beginn<br />
des Gebärmutterhalses zu liegen.<br />
Wichtig ist es, den K<strong>at</strong>heder nach sorgfältiger<br />
trockener Reinigung der Scham und Durchstoßen<br />
der Plastikhülle möglichst sauber einzuführen.<br />
Die Richtung des K<strong>at</strong>heders soll zum<br />
Rücken der Sau zeigen, denn ansonsten<br />
besteht die Gefahr, dass man sich, insbesondere<br />
mit Spiralk<strong>at</strong>heder, in die Öffnung der<br />
Harnröhre verirrt. Dies ist sehr unangenehm<br />
Abb. 1: N<strong>at</strong>ürliche Lage der Geschlechtsorgane in der Sau (nach<br />
„P<strong>at</strong>hways of Pregnancy and Parturition, Senger 2003 modifiziert<br />
von Fasching)<br />
29 Besamung<br />
für die Sauen und auch deutlich durch ihre<br />
Abwehrbewegungen zu erkennen. Die Mündung<br />
der Harnröhre in den Scheidenvorhof ist<br />
auch jener Bereich, von wo aus Infektionen<br />
aus dem Harntrakt in den Reproduktionstrakt<br />
eingeschleppt werden können. Sauen mit<br />
Harnwegsinfektionen haben ein deutlich<br />
erhöhtes Risiko umzurauschen oder kleinere<br />
Würfe zu haben.<br />
Ist man an dieser Stelle vorbei so kommt man<br />
bei weiterem Vorschieben an den Muttermund,<br />
der sich bei guter Stimul<strong>at</strong>ion sofort reflektorisch<br />
um den Kopf des K<strong>at</strong>heders schließt. Der<br />
richtige Sitz kann dann ganz einfach durch<br />
leichten Zug nach hinten festgestellt werden.<br />
Besamung – Weg des Spermas<br />
Der Samen wird in aller Regel von gut stimulierten<br />
Sauen von alleine eingezogen. Pro<br />
Besamungsdosis sollten 80 ml verwendet werden.<br />
Die Gebärmutterhörner sind beim<br />
Schwein sehr lang und nur so kann gewährleistet<br />
werden, dass der Samen dorthin kommt,<br />
wo er hin soll. Dieses Volumen garantiert<br />
zudem hohe Trächtigkeitsr<strong>at</strong>en und dementsprechend<br />
hohe Ferkelzahlen. Wie in der<br />
Abbildung 4 dargestellt erfolgt die Verteilung<br />
des Samens gleichmäßig in beide Hörner der<br />
Gebärmutter.<br />
Im Eileiter findet dann die endgültige Reifungsphase<br />
der Samenzellen, die so genannte<br />
Kapazit<strong>at</strong>ion st<strong>at</strong>t. Erst ab diesem Moment ist<br />
das Sperma auch fähig eine Eizelle zu befruchten.<br />
Die Befruchtung findet dann auch in der<br />
Ampulla des Eileiters st<strong>at</strong>t. Der Samen ist<br />
allerdings begrenzt, was die Haltbarkeit in der<br />
Sau betrifft, so dass der Abstand zwischen den<br />
Besamungen nicht länger als 14 – 16 Stunden<br />
sein sollte.<br />
Befeuchten des K<strong>at</strong>heders kann helfen,<br />
das Einführen für die Sauen angenehmer<br />
zu gestalten.<br />
Abb. 2: Hormonelle Steuerung der Eierstöcke beim Schwein.<br />
Der abgebildete Zeitraum beträgt 21 Tage.
Samenrückfluss<br />
In demselben Moment wo der Samen in den<br />
Gebärmutterhals abgegeben wird, beginnt<br />
auch der Samenrückfluss. Bereits in der Cervix<br />
werden Spermien, die nicht beweglich oder<br />
andere Defekte haben aussortiert. Nur die<br />
„privilegierten“ d.h. für eine Befruchtung<br />
geeigneten Samenzellen erreichen den Gebärmutterkörper<br />
(siehe Abb. 5).<br />
Und dort geht die Selektion mit anderen<br />
Mechanismen, wie Fresszellen etc. weiter. Am<br />
Ort der Befruchtung in der Ampulla des Eileiters<br />
kommen nur mehr ein Bruchteil der<br />
ursprünglich ca. 2 Mrd. Spermien an, die in<br />
einer normalen Samenportion verwendet werden.<br />
Dies ist ein normaler physiologischer Prozess<br />
und kein Grund zur Beunruhigung.<br />
Fazit<br />
Die an<strong>at</strong>omischen Grundlagen beim Schwein<br />
weisen im Gegens<strong>at</strong>z zu anderen Spezies<br />
gewisse Eigenheiten auf, auf die vom Landwirt<br />
beim Besamen Bedacht genommen werden<br />
muss.<br />
Sauen mit Harnwegsinfektionen stellen ein<br />
Risiko für die Herdenfruchtbarkeit dar, ebenso<br />
ist vom „Sparen von Samenportionen“ durch<br />
Aufteilen der Dosis auf zwei Sauen auf Grund<br />
des zu geringen Volumens pro Sau dringend<br />
abzur<strong>at</strong>en.<br />
Bei Ebern ist besonders auf den Spermienreifezyklus<br />
bedacht zu nehmen. Selbst Wochen<br />
nach einer Erkrankung, der Eber selbst ist<br />
bereits wieder gesund, kann die Befruchtungsfähigkeit<br />
der Samenzellen noch stark<br />
beeinträchtig sein.<br />
Dr. Bettina Fasching<br />
<strong>Schweine</strong>besamung und<br />
<strong>Schweine</strong>Ber<strong>at</strong>ung Steiermark<br />
Abb. 3: Für bestmöglichen Besamungserfolg muss beim Besamen<br />
auf die an<strong>at</strong>omischen Eigenheiten der Sau bedacht genommen<br />
werden.<br />
Abb. 5: Rückfluss und Selektion von Samenzellen im Gebärmutterhals und in der<br />
Gebärmutter (nach „P<strong>at</strong>hways of Pregnancy and Parturition, Senger 2003 modifiziert<br />
von Fasching).<br />
Abb. 4: Künstliche Besamung beim Schwein und die Samenverteilung<br />
in der Gebärmutter (nach „P<strong>at</strong>hways of Pregnancy and<br />
Parturition, Senger 2003 modifiziert von Fasching)<br />
Besamung<br />
30
Ist gentechnikfreier Sojaschrot<br />
besser verwertbar?<br />
Mit Jänner <strong>2012</strong> müssen Masthühner GVO-freien Sojaschrot erhalten. Bereits 2011 wurden die Legehennen in<br />
Österreich umgestellt. Erste Bestrebungen gibt es auch in der <strong>Schweine</strong>mast.<br />
Weltweit steigen die Flächenanteile, auf denen<br />
Sojabohnen mit gentechnisch veränderten<br />
Sorten angebaut werden. Aktuell sind 71% der<br />
Sojabohnen weltweit gentechnisch verändert,<br />
Tendenz steigend. Der GVO-Anteil in den USA<br />
liegt bei 94% bei Sojabohnen, 88% bei Mais,<br />
90% bei Baumwolle und 95% bei Zuckerrübe<br />
(siehe Tabelle 1).<br />
Nur noch Brasilien verfügt über nennenswerte<br />
Flächen, auf denen gentechnikfreie Sojabohnen<br />
angebaut werden. Aber auch hier werden<br />
diese Flächen weniger. Neben dem Aufwand<br />
für die getrennte Ernte, Lagerung und Transport<br />
und Zertifizierung ist dies der Hauptgrund<br />
für den Aufpreis von etwa 40 € pro Tonne,<br />
den gentechnikfreier Sojaschrot h<strong>at</strong> (siehe<br />
Tabelle 2).<br />
Tierleistungen und Gesundheit<br />
Zahlreiche Versuche bei vielen Tierarten ergaben,<br />
dass GVO-freier Sojaschrot keine besseren<br />
Tierleistungen ergibt als gentechnisch veränderter.<br />
Dies ist dadurch erklärbar, dass die<br />
wertbestimmenden Anteile (Gehalte an Energie,<br />
Rohprotein, Aminosäuren, Rohfaser etc.)<br />
durch die Eingriffe bei den gentechnisch veränderten<br />
Sorten nicht verändert wurden. Im<br />
Gegenteil, GVO-freier Sojaschrot lag in Feldproben<br />
in Bayern 2010 beim Rohprotein sogar<br />
schlechter als gentechnisch veränderter Sojaschrot<br />
(siehe Tabelle 3).<br />
Die schlechteren Inhaltsstoffe spiegeln sich<br />
auch in der Verdaulichkeiten wider, die in Verdauungsversuchen<br />
errechnet wurden (siehe<br />
Tabelle 4).<br />
Der Eins<strong>at</strong>z von GVO-freiem Sojaschrot bringt<br />
daher aus Sicht der Fütterung keine Vorteile.<br />
Durch die Abschaffung des Normtyps bei Sojaschrot<br />
seit 2006 ist beim Sojaschrotkauf generell<br />
besonders auf die Kennzeichnung zu achten.<br />
Klimaschutz<br />
Wer aus Gründen des Klimaschutzes auf GVO-<br />
Sojaschrot verzichten will, muss generell auf<br />
Importsoja verzichten. Der Eins<strong>at</strong>z heimischer<br />
31<br />
Fütterung<br />
Eiweißträger (Sojabohne, Sojaschrot aus Güssing,<br />
Rapsextraktionsschrot, Rapskuchen,<br />
ActiProt, Ackerbohnen, Erbsen etc.) in den<br />
jeweils für eine sinnvolle R<strong>at</strong>ionsgestaltung<br />
möglichen Anteilen, ist hier der einzig richtige<br />
Weg. Der Eins<strong>at</strong>z heimischer Eiweißaltern<strong>at</strong>iven<br />
wird von der LK Fütterungsber<strong>at</strong>ung seit<br />
Jahrzehnten unterstützt.<br />
Dipl.-Ing. Franz Tiefenthaller<br />
Fütterungsreferent LK OÖ<br />
Tabelle 1: Anbauflächenen technisch veränderter<br />
Sojabohnen weltweit in mio ha.<br />
Quelle: USDA, 2010/11<br />
Tabelle 2: Preis für Sojaschrote - Großhandelspreis, netto/t, frei Wien; Quelle: Börse für<br />
landw. Produkte Wien, Notierung vom 11.1.<strong>2012</strong><br />
Tabelle 3: Inhaltsstoffe von Sojaschroten bei 88% TM Quelle: LfL Bayern, 2010<br />
Tabelle 4: Rohnährstoffverdaulichkeiten und Energiegehalte für Mastschweine.
Partnerschaft über Ländergrenzen<br />
Obwohl sich die Abs<strong>at</strong>zsitu<strong>at</strong>ion am Ferkelmarkt in der Zwischenzeit radikal zum Besseren gewandelt h<strong>at</strong>,<br />
erinnert sich jeder betroffene Ferkelerzeuger mit Grauen an die k<strong>at</strong>astrophale Lage im Sommer und Herbst 2011<br />
zurück. Das extrem hohe Ferkelangebot war einfach nicht mehr zeitgerecht zu vermarkten, hohe Futterkosten<br />
und zu niedrige Schlachtschweinepreise veranlassten manche Mäster entweder gar nicht oder zeitverzögert einzustallen.<br />
Die Folge war ein wochenlanger Rückstau, verbunden mit Vermarktungsgewichten jenseits von 35 kg,<br />
die Fl<strong>at</strong>decks pl<strong>at</strong>zten aus allen Nähten und der Preis fiel in Folge weit unter 2 €/kg.<br />
Diese damals aussichtslose Situ<strong>at</strong>ion führte<br />
dazu, dass alle europäischen Ferkelvermarkter<br />
die Zuschussgebiete in Südosteuropa „bearbeiteten“<br />
und sich mit Dumpingangeboten gegenseitig<br />
übertrafen. Daher war es für die österreichischen<br />
Vermarkter sehr schwierig bis unmöglich,<br />
ihre Überschüsse dort an den Mann zu<br />
bringen. Fast schon mehr aus Verzweiflung<br />
denn aus verkaufsstr<strong>at</strong>egischen Überlegungen<br />
kam uns von der EZG Gut Streitdorf die Idee, es<br />
doch im nahegelegenen Bayern zu versuchen.<br />
Immer bestens informiert durch die modernen<br />
Medien war uns sehr wohl bewusst, dass die<br />
kleinstrukturierte Ferkelerzeugung in Süddeutschland<br />
stark zurückgedrängt wird, weil<br />
immer mehr Mäster auf Großpartien aus Dänemark<br />
oder den neuen Bundesländern zurückgreifen.<br />
Wie alles begann ...<br />
Obwohl wir in NÖ im intern<strong>at</strong>ionalen Konzert<br />
ja auch nicht wirklich zu den großen Playern<br />
gehören, die 2000-er Mastställe unbegrenzt<br />
mit Ferkeln aus einer Einheit beliefern können,<br />
machten wir (GF Gerhard Grießler und<br />
Robert Krapf) uns Anfang Juli 2011 auf den<br />
Weg in den blau-weißen Freista<strong>at</strong>.<br />
Unsere Route führte uns nach Niederbayern<br />
ins Rottal, eine sehr fruchtbare Gegend mit<br />
maisdominierter Fruchtfolge gleich nach der<br />
Sta<strong>at</strong>sgrenze. Ausgest<strong>at</strong>tet mit Adressen von<br />
potentiellen Kunden sowie mit dem nötigen<br />
Optimismus besuchten wir an diesem Tag eine<br />
Reihe von bayrischen Mastbetrieben, wobei<br />
wir durchwegs freundlich empfangen wurden<br />
und rel<strong>at</strong>iv leicht ins Gespräch kamen.<br />
Erste Analysen<br />
Zusammenfassend kann man sagen, dass die<br />
Struktur und die damit verbundenen Entwicklungen<br />
vergleichbar mit denen in Österreich<br />
sind:<br />
Die Mastbetriebe wachsen vielfach den Ferkelerzeugern<br />
davon, der Trend geht eindeutig<br />
zum Direktbezug oder zum betriebsweisen<br />
Rein-Raus System.<br />
Kleinere Ferkelerzeuger verabschieden sich<br />
von der Produktion, es ist auch ein Trend zum<br />
kombinierten System feststellbar.<br />
Daher gestalteten sich unsere Verkaufsbemühungen<br />
wie nicht anders erwartet sehr<br />
schwierig.<br />
Obwohl die österreichische ÖHYB-Genetik<br />
groß teils bekannt ist und durchaus positiv<br />
Praxisbericht 32
ewertet wurde, war sehr oft bei der Frage<br />
„Wenn ich in drei Wochen 1000 Ferkel von<br />
Euch kaufen würde – von wie vielen Betrieben<br />
kommen diese dann?“ Endst<strong>at</strong>ion.<br />
„Schwein“ gehabt ...<br />
Dass unsere Bemühungen schließlich doch<br />
von Erfolg gekrönt waren, verdanken wir<br />
Herrn Gerauer aus Pocking und letztendlich<br />
dem Umstand, einfach zur richtigen Zeit am<br />
richtigen Ort gewesen zu sein.<br />
Johann Gerauer war schon seit längerem<br />
unzufrieden mit den Leistungen in seinem<br />
500-er Maststall. Egal ob er die Ferkel von der<br />
regionalen EZG oder von einem Händler bezog<br />
– weder die Tageszunahmen noch die Verlustr<strong>at</strong>e<br />
oder der allgemeine Gesundheitszustand<br />
waren wirklich optimal.<br />
Daher überlegte er schon seit Längerem beim<br />
Ferkelbezug eine Änderung vorzunehmen und<br />
da kam ihm unser Angebot gerade recht.<br />
Er beschickt seinen Maststall alle 6 Wochen<br />
mit ca. 150 Ferkel, fährt also rel<strong>at</strong>iv extensiv,<br />
weil er mit einer geringeren Belegdichte gute<br />
Erfahrungen gemacht h<strong>at</strong>. Absolut unverrückbare<br />
Bedingung seitens des bayrischen<br />
Mästers war, dass die 150 Ferkel von einem<br />
Betrieb stammen müssen.<br />
Nach einem längeren Gespräch, in dem wir<br />
unsere EZG sowie unsere Lieferkonditionen<br />
vorstellten, waren die wesentlichen Dinge<br />
abgeklärt. Die erste Ferkellieferung erfolgte<br />
am 17.8.2011, die Ferkel stammten vom Familie<br />
Hofbauer aus Grafenberg bei Eggenburg.<br />
Bei der ersten Lieferung dachten wir nicht<br />
wirklich an eine dauerhafte Lieferbeziehung<br />
zwischen den beiden Betrieben – der Waldviertler<br />
Ferkelerzeuger erfüllte einfach zu diesem<br />
Zeitpunkt die Bedingung „150 Ferkel von<br />
einem Betrieb“.<br />
33<br />
Praxisbericht<br />
Erste Bilanz<br />
„Ich bin froh, dass ich damals diese Entscheidung<br />
getroffen habe. Seitdem läuft mein Stall<br />
wieder rund und das Mästen macht wieder<br />
Spaß“ zieht Herr Gerauer ein halbes Jahr und<br />
700 vom Betrieb Hofbauer eingestellten Ferkeln<br />
später zufrieden Bilanz.<br />
„Bis jetzt h<strong>at</strong>te ich nur 2 Ausfälle zu beklagen,<br />
vorher waren es irgendwo um die 3%. Die<br />
Tageszunahmen konnte ich von 740 auf 800 g<br />
steigern“.<br />
Das System funktioniert<br />
Gerauer erreicht weiters beachtliche 61% MFA<br />
sowie eine Futterverwertung von 1:2,8. Die<br />
Mastschweine werden auf Vollspalten gehalten<br />
und am Quertrog 2 x/Tag flüssig gefüttert. In<br />
den 150-er Abteilen werden die neuen Ferkel<br />
in 15 Boxen zu je 9 Stück eingestallt und<br />
gleich zu Beginn entwurmt, eine Einstallprophylaxe<br />
erfolgt je nach Gesundheitszustand.<br />
Im Winter werden die Abteile vor dem Einstallen<br />
mit Heizkanonen vorgewärmt. Die Futterr<strong>at</strong>ion<br />
setzt sich aus CCM, Weizen, Soja und<br />
einer Mineralstoffmischung zusammen, vereinzelt<br />
kommen abhängig von der Preissitu<strong>at</strong>ion<br />
auch Rapsschrot und Erbsen zum Eins<strong>at</strong>z.<br />
Zur Stabilisierung des Futters setzt Gerauer<br />
auf Sorbinsäure (Kaliumsorb<strong>at</strong>), zu erwähnen<br />
wäre noch, dass die Fütterung 4-phasig<br />
erfolgt. Herr Gerauer bewirtschaftet momentan<br />
42 ha auf denen 60% Mais und der Rest<br />
Weizen und Gerste angebaut wird. „Nächstes<br />
Jahr steht durch Zupacht aus dem Verwandtenkreis<br />
eine Erweiterung auf 89 ha an. Dann<br />
überlege ich auch, den jetzigen Stall in Ortslage<br />
stillzulegen und außerhalb des Dorfes<br />
einen neuen Stall mit etwa 1000 Mastplätzen<br />
zu errichten“ schildert er seine unmittelbaren<br />
Zukunftspläne.<br />
Den niederösterreichischen Part in dieser<br />
grenzüberschreitenden Kooper<strong>at</strong>ion und<br />
damit die Ferkellieferung nach Pocking übernimmt<br />
Familie Hofbauer aus Grafenberg bei<br />
Eggenburg im Waldviertel.<br />
Im September 2009 war Baubeginn für den<br />
neuen Zuchtsauenstall, indem mit 140 Sauen<br />
und 20-er Gruppen im 3 Wochenrhythmus<br />
gearbeitet wird.<br />
„Vorher hielten wir in Grafenberg in Ortslage<br />
25 Sauen. Da der Stall damals den Anforderungen<br />
für eine vernünftige Ferkelproduktion<br />
nicht mehr entsprach, wir aber unbedingt in<br />
dieser Sparte bleiben wollten, entschieden wir<br />
uns für einen Neubau außerhalb von Grafenberg“<br />
erklärt Kurt Hofbauer. Abgewickelt wurde<br />
das Projekt über den Arbeitskreis Bauen<br />
der LWK NÖ.<br />
Im März 2010 ferkelten bereits die ersten Sauen<br />
im neuen Stall ab. Die Jungsauen der Rasse<br />
LxE kommen vom ÖHYB-Vermehrungsbetrieb<br />
Winter aus Pfaffstätten, die ersten 20-er<br />
Gruppen wurden hochtragend angeliefert.<br />
„Für uns kam von Anfang an nur heimische<br />
Genetik in Frage. Nachdem wir mit dem<br />
Betrieb Winter auch schon vorher zusammenarbeiteten,<br />
war es naheliegend, diese Kooper<strong>at</strong>ion<br />
auch auf den neuen Stall auszudehnen“<br />
schildert Fam. Hofbauer.<br />
Sehen lassen können sich die biologischen<br />
Leistungen:<br />
Für das Jahr 2011 weist die Arbeitskreisauswertung<br />
des Internetsauenplaners 13,17<br />
lebendgeborene Ferkel/Wurf bei 2,33 Würfen/Sau/Jahr<br />
aus, ein Wert der auch in den<br />
produktionsintensiven <strong>Schweine</strong>hochburgen<br />
Nordeuropas nur von Spitzenbetrieben<br />
erreicht wird.<br />
Ber<strong>at</strong>er Gföller, Herr Hofbauer, Chaffeur Robert. Foto: Gföller Österreichisches Typschwein - in Bayern gemästet. Foto: Krapf
Leistungsreserven sind noch vorhanden bei<br />
den Saugferkelverlusten und den Umrauschern,<br />
im vergangenen Jahr wurden 25,6 Ferkel<br />
pro Sau und Jahr abgesetzt.<br />
Nicht spurlos vorübergegangen am Waldviertler<br />
Ferkelerzeuger ist das Jahr 2011: Neben<br />
der Preis- und Abs<strong>at</strong>zmisere sorgte die von<br />
extremen Tierschützern entfachte Diskussion<br />
um den Ferkelschutzkorb für erhebliche Verunsicherung:<br />
„Wir sind sehr froh, dass wir<br />
durch die Ende 2011 erzielte Einigung zwischen<br />
Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium<br />
für 20 Jahre Rechtssicherheit haben“.<br />
N<strong>at</strong>urgemäß nicht betroffen ist Fam. Hofbauer<br />
von der ab 1.1.2013 geltenden Gruppenhaltungsvorschrift.<br />
Diese Normen werden bereits<br />
erfüllt, die Sauen werden im Wartestall in<br />
Selbstfangkastenständen gehalten.<br />
Zukunftspläne<br />
Die unmittelbare Zukunft sieht Herr Hofbauer<br />
durchaus optimistisch:<br />
„Ich denke, wir haben fürs Erste das Gröbste<br />
hinter uns. Sinkende <strong>Schweine</strong>bestände in<br />
ganz Europa, die Gruppenhaltungsverordnung<br />
und damit verbundene Betriebsstillegungen<br />
sowie die steigende Weltbevölkerung sind<br />
Parameter, die mich eigentlich positiv stimmen.<br />
Auch mit der Kooper<strong>at</strong>ion mit meinem<br />
bayrischen Partner bin ich sehr zufrieden.<br />
Eine kleine Träne im Knopfloch erblicke ich<br />
lediglich darin, dass Herr Gerauer nicht alle<br />
3000 pro Jahr erzeugten Ferkel unseres<br />
Betriebes mästen kann“.<br />
Ein Manko, dass sich insofern bald erledigt<br />
haben könnte, wenn Gerauer seine Bauabsichten<br />
in die T<strong>at</strong> umsetzt.<br />
Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns auch<br />
bei Gerhard Oppeneder und seinem Team für<br />
die reibungslose und zuverlässige Abwicklung<br />
der Ferkeltransporte bedanken.<br />
Er ist mit den veterinär- und steuerrechtlichen<br />
Bestimmungen unseres Nachbarlandes<br />
bestens vertraut und somit ein wichtiger<br />
Mosaikstein bei dieser funktionierenden<br />
Zusammenarbeit.<br />
Abschließend wünschen wir von der EZG Gut<br />
Streitdorf beiden Betrieben alles Gute für die<br />
Zukunft und sichern weiterhin bei allen ev.<br />
auftretenden Fragen und Problemen unsere<br />
volle Unterstützung zu!<br />
EZG Gut Streitdorf<br />
Grießler/Gföller/Krapf<br />
Klauengesundheit bei Zuchtsauen<br />
Lahme Sauen stehen in immer mehr Betrieben an erster Stelle der Abgangsursachen. Intern<strong>at</strong>ional angelegte<br />
Studien zeigen, dass Klauenschäden und Lahmheit in direktem Zusammenhang stehen - rund 85% aller lahmen<br />
Sauen weisen Klauenschäden auf.<br />
Eine genaue Tierkontrolle ist wichtig, um den<br />
Ursachen so schnell wie möglich auf den Grund<br />
zu gehen und rechtzeitig Maßnahmen zu setzen.<br />
Lahmheit kann vielfältige Ursachen haben. Im<br />
Wesentlichen ist zwischen infektiös und nicht<br />
infektiös bedingten Verletzungen zu unterscheiden.<br />
Oftmals sind diese jedoch nicht direkt auseinanderzuhalten<br />
und die Frage stellt sich: „Was<br />
war zuerst?“. Auch kommen einige Verletzungen<br />
erst nach Wochen zum Vorschein, was die Ursachenfindung<br />
nicht unbedingt einfacher macht.<br />
Fakt ist, dass in den letzten Jahren eine Zunahme<br />
an Klauenverletzungen und -anomalitäten<br />
zu beobachten ist und diese ist nicht zuletzt auf<br />
geänderte Rahmenbedingungen in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />
zurückzuführen:<br />
• Produktivitätssteigerung:<br />
mehr Ferkel pro Sau und Jahr und somit<br />
auch steigender Nährstoffbedarf<br />
• geänderte Haltungsbedingungen<br />
aus tierschutzrechtlichen aber auch<br />
arbeitstechnischen Gründen<br />
- Gruppenhaltung im Tragendbereich<br />
- strohlose Haltungssysteme<br />
Gruppenzusammenstellung und Eingliederung<br />
von Sauen nach dem Absetzen heißt verstärktes<br />
Aggressionsverhalten (Rangordnungskämpfe),<br />
aber auch nicht optimale Fütterungssysteme<br />
und – techniken erhöhen das Aggressionsverhalten<br />
der Sauen und fördern somit das Verletzungsrisiko.<br />
Erfahrungen aus der Praxis bestätigen bereits<br />
eine höhere Klauenbeanspruchung bei Gruppenhaltung<br />
und strohlosen Haltungssystemen.<br />
Fütterungsmaßnahmen können schwerwiegende<br />
Haltungsmängel zwar nicht aufheben, jedoch in<br />
Phasen erhöhter Belastung unterstützend wirken.<br />
Durch eine gezielte Versorgung mit Spurenelementen<br />
kann zum Beispiel die Qualität des<br />
Klauenhorns positiv beeinflusst werden. Als kritisch<br />
ist vor allem das letzte Drittel der Trächtigkeit<br />
und die Lakt<strong>at</strong>ion anzusehen: Mehr als<br />
50% der Spurenelemente und auch Mineralstoffe<br />
werden in Föten angelegt oder gehen über die<br />
Milch „verloren“. Gerade Jungsauen mit hohen<br />
„Eins<strong>at</strong>zleistungen“ und begrenzter Futteraufnahme<br />
sind besonders anfällig. Kommen nun<br />
andere Faktoren hinzu, wie Gruppenhaltung,<br />
abgenutzte Spalten mit großen Schlitzbreiten,<br />
rutschiger, verdreckter Boden,… bietet qualit<strong>at</strong>iv<br />
schlechtes Horn wenig Schutz und das Verletzungsrisiko<br />
steigt.<br />
Die wirtschaftlichen Folgen von Fundamentund<br />
Klauenschäden dürfen nicht unterschätzt<br />
werden:<br />
• Erhöhte Remontierungsr<strong>at</strong>en<br />
• Totalausfall von hochtragenden Sauen<br />
• Erhöhte Saugferkelverluste à weniger abgesetzte<br />
Ferkel/Sau und Jahr<br />
• Und nicht zu vergessen, der erhöhte zeitliche<br />
und körperliche Aufwand durch die<br />
Zus<strong>at</strong>zbetreuung der verletzten Sauen.<br />
Im Rahmen des FitFeet-Projektes („Gesunde Beine“)<br />
h<strong>at</strong> BIOMIN den Einfluss einer gezielten<br />
Fütterungsmaßnahme auf die Klauengesundheit<br />
erhoben. Mit dem Ergebnis, dass in Abhängigkeit<br />
vom Betrieb, Klauenschäden um bis zu 55%<br />
gesenkt werden konnten und auch Verletzungen<br />
des Bewegungsappar<strong>at</strong>es und lahme Sauen deutlich<br />
verringert werden konnten.<br />
Wirtschaftliche Einbußen durch vorzeitige Sauenabgänge<br />
sind beträchtlich. Durch Fütterungsmaßnahmen<br />
ist es zwar nicht möglich Schäden<br />
des Horns auszuheilen, ABER es ist möglich die<br />
Hornneubildung mit einem gezielten Eins<strong>at</strong>z<br />
von organisch gebundenen Spurenelementen<br />
(Biomin® LocoMote) zu fördern und somit das<br />
Horn strapazierfähiger für äußere Beanspruchung<br />
zu machen.<br />
7-Punkte Plan für gesunde Klauen<br />
1. Optimierung der Stallbodenbeschaffenheit<br />
- keine scharfen Kanten, wenn nötig<br />
abschleifen der Betonkanten<br />
- Rutschsicherheit durch trockene, reine<br />
Liegeflächen<br />
2. Minimierung von Rangordnungskämpfen<br />
- Ausweichmöglichkeiten schaffen<br />
- Tier-Fresspl<strong>at</strong>zverhältnis<br />
3. Jungsaueneingliederung<br />
4. Reinigung und Desinfektion<br />
5. Krankenbuchten für verletzte Sauen<br />
6. Abgestimmte Fütterung - bei Bedarf<br />
Klauenkur mit Biomin® LocoMote<br />
7. Klauenpflege<br />
Praxisbericht 34
<strong>VÖS</strong> Obmann Walter Lederhilger konnte im Jänner seinen 50. Geburtstag feiern. Das <strong>VÖS</strong>-Team und zahlreiche Gäste gr<strong>at</strong>ulierten<br />
recht herzlich! Im Bild vlnr: Bauernbunddirektor Dr. Johannes Abentung, ObmStv. Josef Hieger, ObmStv. Alois Breisler, Obm. Walter<br />
Lederhilger, GF Georg Mayringer, Dr. Konrad Blaas (Lebensministerium), ObmStv. Rupert Hagler, DI Martin Gressl (AMA). Foto: <strong>VÖS</strong><br />
Zuchtschweine-Verkauf<br />
Oberösterreich<br />
<strong>Schweine</strong>zuchtverband OÖ<br />
Ab Hof: Tel.: 07242/27884-41<br />
oder: www.szv.<strong>at</strong><br />
35 Inform<strong>at</strong>ion<br />
Steiermark<br />
SZS.-<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />
Geschäftsstelle in Gleisdorf -<br />
Tel.: 03112/5484 oder www.szs.or.<strong>at</strong><br />
Burgenland<br />
Bgld. <strong>Schweine</strong>zucht- u. Ferkelvermarktungs<br />
GmbH. Tel.: 02617/2217<br />
Niederösterreich<br />
VNS - Mon<strong>at</strong>licher Ab-Hof-Verkaufsk<strong>at</strong>alog<br />
kann angefordert werden unter<br />
02269/2218-18 oder unter www.vns.or.<strong>at</strong><br />
Kärnten<br />
Landesverband der Kärntner <strong>Schweine</strong>züchter<br />
- Tel.: 0463/5850-1502<br />
Verkäufe ab Hof unter 0463/5850-1504