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VÖS-Magazin Ausgabe 1/2012 - Schweine.at

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02Z030068, P.b.b.<br />

Verlagspostamt 1200 Wien, DVR-Nr.0956015<br />

www.schweine.<strong>at</strong> <strong>Magazin</strong><br />

Fach- & Mitteilungsbl<strong>at</strong>t des Verbandes<br />

Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern<br />

<strong>Ausgabe</strong> Österreich 1/<strong>2012</strong><br />

Sicherheit und Stabilität<br />

für die Betriebe


<strong>Magazin</strong><br />

Die Zukunft<br />

der <strong>Schweine</strong>bauern<br />

3 Inhalt<br />

Rechtssicherheit<br />

für Sauenhalter<br />

Einigung mit dem<br />

Gesundheitsminister<br />

Energiesparen<br />

im <strong>Schweine</strong>stall<br />

IMPRESSUM<br />

Praxistipp<br />

An<strong>at</strong>omie<br />

und Besamung<br />

Grenzüberschreitende<br />

Partnerschaft<br />

Die mehr als ein Jahr andauernde Diskussion<br />

um den Ferkelschutzkorb konnte Ende Dezember<br />

abgeschlossen werden ... > Seite 4<br />

Die Erleichterung nach der Ministereinigung zu<br />

einer neuen Tierhalteverordnung ist groß ...<br />

> Seite 6<br />

Nach schwierigen Verhandlungen ist schlussendlich<br />

eine Einigung mit Gesundheitsminister<br />

Stöger gelungen ... > Seite 12<br />

In <strong>Schweine</strong>stallungen wird Energie in Form<br />

von Strom und Wärme benötigt ... > Seite 18<br />

„Warmwasserfütterer“ können sich in kalten<br />

Zeiten beruhigt zurücklehnen ... > Seite 22<br />

Die an<strong>at</strong>omischen Grundlagen beim Schwein<br />

weisen gewisse Eigenheiten auf, auf die beim<br />

Besamen Bedacht genommen werden muss.<br />

> Seite 28<br />

Gegen den Trend in Europa suchte und fand<br />

die EZG Gut Streitdorf Partner nicht im Osten<br />

sondern ... in Bayern! > Seite 32<br />

Herausgeber u. Verleger: Verband Österreichischer <strong>Schweine</strong>bauern (<strong>VÖS</strong>), Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/33417 21 DW31, E-Mail: office@schweine.<strong>at</strong><br />

IBAN-Nr. AT 71 3200 0000 0384 2333, BIC-Nr.: RLNWATWW<br />

Für den Inhalt verantwortlich: Ing. Georg Mayringer, <strong>VÖS</strong>-Geschäftsführer<br />

Schwerpunkte<br />

Redaktion: Mag. Heinz u. Susanne Ebner GmbH, Sandwirtgasse 9/6, 1060 Wien, Tel.+ Fax: 01/96 7 16 36, E-Mail: ebner@fresco.<strong>at</strong><br />

Ständige Autoren: Dr. Peter Knapp, Dr. Johann Schlederer, DI Johann Stinglmayr, Hans Peter Bäck, Ing. Franz Strasser<br />

Anzeigen: Regina Söncksen, Dresdnerstr. 89/ 5. Stock, 1200 Wien, Tel. 01/334 17 21 DW31<br />

Druck: Leykam Druck GmbH&CoKG, Bickfordstr.21, 7201 Neudörfl<br />

Titelfoto: <strong>VÖS</strong> Mit freundlicher Unterstützung von<br />

Tel: 02269/2501 Tel.: 03453/40600 Tel.: (Mast) 0732/6902 – 1329 (Ferkel) 07242/47441


Rupert Hagler<br />

<strong>VÖS</strong>-ObmannStv.<br />

Mit dem erzielten Konsens wird eine schon viel zu<br />

lang andauernde Phase der Ungewissheit beendet.<br />

Die Ferkel können weiterhin vor dem Erdrücken<br />

durch die Muttersauen geschützt werden. Darüber<br />

hinaus wurde die Bewegungsfreiheit für die Muttersauen<br />

deutlich ausgeweitet. Die <strong>Schweine</strong>bauern<br />

haben Rechtssicherheit und Investitionsschutz<br />

wiedererlangt.<br />

Der Kompromiss sieht vor, die Maximalzeit im Ferkelschutzkorb<br />

um mehr als ein Drittel, von höchstens<br />

156 Tagen jährlich auf 96 Tage, zu verkürzen.<br />

Bis 2017 werden weitreichende wissenschaftliche<br />

Untersuchungen unter Berücksichtigung von Tierschutz,<br />

Arbeitsschutz, Praktikabilität und Umsetzungsmöglichkeiten<br />

im europäischen Umfeld klären,<br />

welche Haltung den besten Ferkelschutz bietet.<br />

In Folge sollen diese wissenschaftlichen<br />

Erkenntnisse dann bis 2033 umgesetzt werden.<br />

Durch die Einigung bekommt Österreich das nach<br />

Schweden zweitstrengste Tierschutzgesetz für<br />

<strong>Schweine</strong>. Der Kompromiss zeigt, dass die <strong>Schweine</strong>bauern<br />

den Tierschutz ernst nehmen, schließlich<br />

sind die Tiere ihre Lebensgrundlage. Neben<br />

Rechtssicherheit, Investitionsschutz und Planbarkeit<br />

für die nächsten Jahre bedeutet die erzielte<br />

Einigung aber auch finanzielle Belastungen für<br />

Die Zukunft der <strong>Schweine</strong>bauern<br />

muss planbar bleiben!<br />

Die mehr als ein Jahr andauernde Diskussion um den Ferkelschutzkorb konnte Ende<br />

Dezember mit einem Kompromiss zwischen Bundesminister Berlakovich und<br />

Bundesminister Stöger abgeschlossen werden. Mit den neuen Tierschutzstandards in<br />

der Ferkelzucht, gehört Österreich zukünftig zu den europäischen Vorreitern.<br />

Gleichzeitig soll der Kompromiss aber auch die praktikable Umsetzung ermöglichen.<br />

die Bauern. Wir stehen vor einer großen Herausforderung.<br />

Um diese zu bewältigen und die Versorgung<br />

mit heimischem <strong>Schweine</strong>fleisch weiterhin<br />

zu gewährleisten, brauchen wir deshalb das<br />

Bekenntnis der Konsumenten zu österreichischer<br />

Qualität.<br />

<strong>Schweine</strong>branche<br />

weitgehend förderunabhängig<br />

Der <strong>Schweine</strong>tag bei der diesjährigen Wintertagung<br />

h<strong>at</strong> klar gezeigt, dass die <strong>Schweine</strong>branche<br />

jene Sparte der heimischen Landwirtschaft ist, die<br />

am stärksten den Kräften des freien Marktes ausgesetzt<br />

ist. Die Preisbildung im europäischen<br />

<strong>Schweine</strong>markt erfolgt weitgehend ohne Eingriffe<br />

durch Marktinstrumente. Dies stellt Betriebsleiter<br />

und deren Familien vor die Herausforderung mit<br />

starken Erzeugerpreisschwankungen umzugehen.<br />

Österreichs <strong>Schweine</strong>halter zeigen, dass sie in diesem<br />

freien Markt bestehen können und dass es<br />

auch auf im europäischen Vergleich eher kleinen<br />

bäuerlichen Familienbetrieben möglich ist, wirtschaftlich<br />

zu arbeiten und gleichzeitig hochwertige<br />

Lebensmittel zu erzeugen, die den österreichi-<br />

schen Konsumentenerwartungen entsprechen.<br />

Neben dem enormen betrieblichen Engagement<br />

der Bauernfamilien, sind hier der Zusammenschluss<br />

in starke Erzeugergemeinschaften sowie<br />

die eigene Futtergrundlage wichtige Erfolgsfaktoren.<br />

Damit die heimischen <strong>Schweine</strong>bauern auch<br />

weiterhin im rauen Umfeld des freien EU Binnenmarktes<br />

bestehen können, müssen bei der Neugestaltung<br />

der gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ab<br />

2014 wesentliche Punkte berücksichtigt werden:<br />

• Die finanzielle Unterstützung der Betriebe<br />

durch eine gut dotierte Investitionsförderung<br />

muss sichergestellt werden! Die Betriebe sind<br />

laufend gefordert sich für den Wettbewerb am<br />

freien Markt zu wappnen und laufend zu<br />

modernisieren. Gerade in Österreich sind solche<br />

Investitionen häufig mit besonderen (Tierschutz-)Auflagen<br />

verbunden, wie die Diskussion<br />

um die Ferkelschutzkörbe gezeigt h<strong>at</strong>.<br />

Die wertvolle Arbeit der Erzeugergemeinschaften,<br />

insbesondere in den Bereichen Vermarktung<br />

und Qualitätssicherung, muss besonders<br />

unterstützt werden. Nur durch die gezielte<br />

Leitartikel<br />

Foto: <strong>VÖS</strong><br />

4


Bündelung von Angebot und Interessen der<br />

<strong>Schweine</strong>bauern können die kleinstrukturierten<br />

heimischen Betriebe, gegen wesentlich<br />

dominantere Marktpartner bestehen.<br />

• Die Absicherung der heimischen Qualität und<br />

Herkunft – insbesondere mit dem Flaggschiff<br />

‚AMA-Gütesiegel‘ muss weiter vorangetrieben<br />

werden. Insbesondere in den Bereichen Verarbeitungsfleisch<br />

und Gastronomie haben wir<br />

hier noch sehr großen Handlungsbedarf.<br />

• In Bezug auf Betriebsmittel und Standards darf<br />

es keine österreichischen Alleingänge geben!<br />

Diese verteuern die Produktion unnötig und<br />

können am Markt nicht erlöst werden.<br />

• In Österreich ist der bäuerliche Familienbetrieb<br />

mit eigener Futtergrundlage und sinnvoller<br />

Kreislaufwirtschaft gelebte Praxis. Sinnlose Flächenbindungen<br />

belasten gerade Veredelungsbetriebe<br />

ganz besonders, ohne ökologischen<br />

Nutzen zu bringen. Dies ist abzulehnen! Im<br />

neuen Programm muss sichergestellt werden,<br />

dass auch intensivere Betriebe in der tierischen<br />

Veredelung die Möglichkeit haben, an verschiedenen<br />

Agrarumweltmaßnahmen teilzunehmen.<br />

Nur durch die breite Teilnahme der Betriebe an<br />

ökologisch sinnvollen Maßnahmen kann ein<br />

wirklich messbarer Vorteil für unsere Umwelt<br />

erzielt werden.<br />

Nitr<strong>at</strong>richtlinie: Verschärfung auf<br />

Problembereiche beschränken!<br />

Der für die Aktualisierung des „Aktionsprogramms<br />

Nitr<strong>at</strong>“ vorliegende Entwurf entspricht<br />

nicht in allen Punkten den Vorstellungen der<br />

<strong>Schweine</strong>branche. Darin vorgesehene Verschärfungen<br />

müssen auf ein machbares Mindestmaß reduziert<br />

werden und dürfen die heimischen Veredlungsbetriebe<br />

nicht über Gebühr belasten.<br />

Da die Einhaltung des EU-Rechts auch von der EU-<br />

Kommission überwacht wird und alle EU-Sta<strong>at</strong>en<br />

dieselben Bedingungen erfüllen müssen, wird derzeit<br />

an einem neuen Nitr<strong>at</strong>-Aktionsprogramm<br />

gearbeitet. Wer gegen Vorschriften bei der Ausbringung<br />

von Wirtschaftsdüngern, wie Gülle und<br />

Jauche, oder Handelsdüngern verstößt, riskiert<br />

eine Cross-Compliance-Sanktion mit Kürzung der<br />

Direktzahlungen.<br />

Pflichtaufzeichnungen<br />

nur in bestimmten Gebieten<br />

Es gilt zu verhindern, dass künftig fast alle Viehhalter<br />

Österreichs betriebs- oder schlagbezogene<br />

Aufzeichnungen über anfallende und ausgebrachte<br />

Dünger führen müssen. Lediglich für Betriebe,<br />

mit einem N-Anfall von mehr als 90 kg N/ha aus<br />

5 Leitartikel<br />

Tierhaltung ist eine derartige Regelung denkbar.<br />

Diese Verpflichtung soll sich zudem auf Gebiete<br />

beschränken, in denen erhöhte Nitr<strong>at</strong>konzentr<strong>at</strong>ionen<br />

im Grundwasser festgestellt wurden. Wo<br />

keine Nitr<strong>at</strong>probleme vorliegen und die Trinkwassergewinnung<br />

wenig Bedeutung h<strong>at</strong>, soll weiterhin<br />

die Möglichkeit bestehen, Aufzeichnungen als<br />

freiwillige Maßnahme im Rahmen eines Umweltprogramms<br />

zu führen.<br />

Kürzere Düngezeiträume<br />

erfordern mehr Güllelager<br />

Der vorliegende Entwurf sieht eine Einschränkung<br />

der Düngezeiträume und der Düngekulturen vor.<br />

Das würde die Herbstdüngung bei Getreide, aber<br />

insbesondere nach der Maisernte auf Maisstroh,<br />

erschweren und damit wohl bei einer neuen Gruppe<br />

von Betrieben zu einem Engpass bei der Güllelagerung<br />

führen, denn Gülle wäre über den Winter<br />

hinaus bis ins Frühjahr zu lagern. Beispielsweise<br />

sieht der Entwurf vor, dass Folge- und<br />

Zwischenfrüchte bereits bis zum 15. Oktober<br />

angebaut werden müssen, um noch bis 15.<br />

November mit Stickstoff aus Gülle und Jauche etc.<br />

gedüngt werden zu dürfen. Diese Frist für den<br />

Anbau von düngungswürdigen Folge- oder<br />

Zwischenfrüchten sollte zumindest auf 31. Oktober<br />

verschoben werden. Gerade in den letzten<br />

Jahren haben milde Herbstmon<strong>at</strong>e gezeigt, dass<br />

in dieser Zeit noch eine entsprechende Kulturentwicklung<br />

st<strong>at</strong>tfindet.<br />

Ausreichende Fristen<br />

für Um- und Neubau<br />

Landwirte, die ihren Güllelagerraum z.B. aufgrund<br />

eines ‚Düngeverbots auf Maisstroh im Herbst ohne<br />

nachfolgende Winterbegrünung‘ ausbauen müssen,<br />

benötigen ausreichende Fristen, um diese<br />

Anforderungen erfüllen zu könne. Zudem ist die<br />

im Entwurf des Ministeriums geforderte Vorlage<br />

von Dichtheits<strong>at</strong>testen beim Neu- und Umbau von<br />

Güllegruben eine unnötige zusätzliche Bürokr<strong>at</strong>ie.<br />

Güllegruben sind laut den Bauordnungen der<br />

Bundesländer seit vielen Jahren mit einem entsprechenden<br />

Dichtheits<strong>at</strong>test zu errichten. Eine<br />

nachträgliche Dichtheitsprüfung wäre aufwendig<br />

und teuer.<br />

Mit dem Kompromiss in der Diskussion um den<br />

Ferkelschutzkorb konnte für die österreichischen<br />

<strong>Schweine</strong>bauern ein wichtiger Brocken zur Sicherung<br />

des Standortes Österreich bewältigt werden.<br />

Vielen Dank allen, die zu einer praktikablen<br />

Lösung beigetragen haben! Die oben angeführten<br />

Themen, wie GAP und Nitr<strong>at</strong>richtlinie zeigen, dass<br />

wir auch weiterhin gefordert sind. Wir werden uns<br />

auch künftig für vernünftige Regelungen für die<br />

heimische <strong>Schweine</strong>branche einsetzen und hoffen<br />

auf breite Unterstützung.<br />

Georg Mayringer<br />

<strong>VÖS</strong>-Geschäftsführer<br />

Wertschöpfung – Wertschätzung<br />

Die Landwirtschaft und insbesondere die<br />

<strong>Schweine</strong>branche steht in den nächsten Jahren<br />

vor großen Herausforderungen und h<strong>at</strong><br />

dabei einen breiten Spag<strong>at</strong> zu bewältigen.<br />

Auf der einen Seite müssen die Betriebe am<br />

freien Markt bestehen und dort ihr Einkommen<br />

erwirtschaften. Vielfach ist dies mit<br />

Betriebswachstum und Intensivierung verbunden.<br />

Auf der anderen Seite sind die<br />

Betriebe mit immer weniger Wertschätzung<br />

aus der Bevölkerung konfrontiert. Die Landwirtschaft<br />

soll einerseits produktiver, aber<br />

andererseits auch ökologischer werden und<br />

qualit<strong>at</strong>iv hochwertige Lebensmittel zu günstigsten<br />

Preisen produzieren!<br />

Die Diskussion um den Ferkelschutzkorb<br />

konnte letztlich im Dezember mit einem<br />

Kompromiss beendet werden. Die Diskussionen<br />

werden aber immer heftiger und kommen<br />

in immer kürzeren Abständen. Zudem<br />

werden die kritischen Themen vielfältiger.<br />

GVO-Soja, Antibiotikaeins<strong>at</strong>z, Ferkelkastr<strong>at</strong>ion,<br />

Klimaschutz … um nur ein paar Bereiche<br />

zu nennen. Dies macht klar, dass wir<br />

uns dem Dialog mit der Bevölkerung zukünftig<br />

noch intensiver widmen müssen. Österreichs<br />

(<strong>Schweine</strong>)bauern decken täglich den<br />

Tisch und haben sich mehr Wertschätzung<br />

verdient!


Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse<br />

Manch schlachtreife <strong>Schweine</strong>partie musste<br />

zweckentfremdet noch einen Beitrag zur Stallklimagestaltung<br />

leisten. Damit kam nie richtiger<br />

Angebotsdruck auf, was die <strong>Schweine</strong>börse<br />

im Jänner und Februar für überdurchschnittlich<br />

gute Preise nutzen konnte.<br />

Edelteile belasten Fleischmarkt<br />

N<strong>at</strong>urgemäß anders sieht dies der Fleischmarkt.<br />

Hier wird kritisiert, dass die Exporte in<br />

Drittsta<strong>at</strong>en und speziell nach Asien noch<br />

nicht auf Vorjahresniveau laufen.<br />

Gelungener Start ins<br />

<strong>Schweine</strong>jahr <strong>2012</strong><br />

Die zu Jahresbeginn übliche, als Jännerloch bekannte Preisschwäche war weniger<br />

ausgeprägt als befürchtet. Da die Feiertage um den Jahreswechsel überwiegend<br />

Wochenendtage waren, konnte man ohne Schlachtschweinerückstau in den Jänner<br />

gehen. Die wochenlange Eiseskälte im Februar h<strong>at</strong>te erheblichen Einfluss auf die<br />

Abgabebereitschaft der <strong>Schweine</strong>mäster.<br />

Dadurch wäre es, besonders bei Edelteilen,<br />

schwierig bis unmöglich gewesen, die erforderlichen<br />

Preise zu erzielen.<br />

Umgekehrt gibt es bei Verarbeitungsfleisch<br />

und Speck einen Nachfrageboom. Die Preise<br />

sind dementsprechend hoch und überschreiten<br />

mancherorts sogar Edelteilpreise. Absolut<br />

knapp war und ist auch das Altsauenfleisch.<br />

Aktuell und für das ganze Jahr überdurchschnittlich<br />

hoch eingeschätzte Ferkelpreise<br />

tragen dazu bei, dass manche Muttertiere<br />

noch einen zusätzlichen Wurf an ihre Lebensleistung<br />

anhängen müssen bzw. dürfen.<br />

Speck und Verarbeitungsfleisch boomen - durch die hohe Nachfrage überschreiten die<br />

Preise mancherorts sogar die Edelteilpreise.<br />

Immer häufiger Hauspreise<br />

in Deutschland<br />

Die Diskrepanz zwischen dem ausverkauften<br />

Schlachtschweinemarkt und dem schwierigen<br />

Edelteilemarkt zeigte sich wochenlang am<br />

deutschen Markt. Hier versuchten marktdominierende<br />

Schlachtunternehmen wie Vion und<br />

Tönnies mittels Hauspreisen die <strong>Schweine</strong><br />

mehrere Cent unter der amtlich empfohlenen<br />

Preisnotierung zu erstehen.<br />

Sollte es den deutschen Schlachtunternehmen<br />

gelingen, mit der günstigeren Hauspreispolitik<br />

auch die gewünschte <strong>Schweine</strong>menge zu<br />

erhalten, so wäre dies eine massive Schwächung<br />

der amtlichen Notierung in unserem<br />

Nachbarland.<br />

Erst wenn im Drittlandexport auch Edelteile<br />

wieder gefragter sind, so, wie das derzeit<br />

bereits bei Verarbeitungsfleisch und Schlachtnebenprodukten<br />

der Fall ist, ist von einer weiteren<br />

positiven Preisentwicklung auszugehen.<br />

Positiver Ausblick<br />

Der gelungene Start ins neue Jahr dürfte auch<br />

eine gute Basis für die Preisentwicklung für<br />

das ganze Jahr sein. Die Ergebnisse der<br />

<strong>Schweine</strong>zählungen in den Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

deuten darauf hin, dass die Produktion erstmals<br />

seit unserer EU-Mitgliedschaft nicht<br />

mehr zunimmt.<br />

Während sich in den vergangenen Jahren das<br />

Plus immer zwischen 1% und 2% bewegte,<br />

könnte diesmal ein umgekehrtes Vorzeichen<br />

vor diesen Zahlen stehen. Damit stehen die<br />

angebotsseitigen Zeichen in Richtung einer<br />

günstigen Preisentwicklung.<br />

Abs<strong>at</strong>zseitig könnte auch ein nicht allzu harter<br />

Euro einen günstigen Rahmen für <strong>at</strong>traktive<br />

Exporte am Weltmarkt bieten. Als Ergebnis<br />

sollte dann ein Jahresdurchschnittsbasispreis<br />

von ca. 1,40 Euro nicht unwahrscheinlich<br />

sein.<br />

Markt<br />

6


Mit dem Rüssel in Brüssel<br />

EU legt Tierschutzstr<strong>at</strong>egieplan<br />

<strong>2012</strong> bis 2015 vor!<br />

Vorgestellt wurde der Aktionsplan erstmals am<br />

23. Jänner anlässlich des Agrarministertreffens.<br />

Ausführlich diskutiert wurde der Plan für<br />

die nächsten vier Jahre im Rahmen einer Konferenz<br />

am 29. Februar <strong>2012</strong> und 1. März <strong>2012</strong><br />

in Brüssel. Veranstalter waren die dänische<br />

R<strong>at</strong>spräsidentschaft und die europäische Kommission,<br />

die Programmgestaltung lag bei der<br />

Generaldirektion SANCO, quasi das Gesundheitsund<br />

Verbraucherschutz Ministerium der EU.<br />

Was ist geplant?<br />

Nachdem es nicht der erste Plan ist, der da<br />

vorgelegt wurde – alle vier Jahre wird ein neuer<br />

erstell, kann man vereinfacht Folgendes<br />

sagen: Es soll das umgesetzt werden, was<br />

bereits früher geplant wurde. Die Regeln sollen<br />

aber verständlicher definiert und transparenter<br />

dargestellt werden.<br />

Konkret<br />

Man braucht ergebnisorientierte Indik<strong>at</strong>oren,<br />

also messbaren Tierschutz, um Entwicklungen<br />

besser darstellen zu können.<br />

Verbesserte Transparenz für Verbraucher, alle<br />

sollen richtig verstehen, was unter Tierschutz<br />

gemeint ist und was nicht.<br />

Schaffung sogenannter europäischer Referenzzentren,<br />

das heißt: in verschiedenen<br />

Ländern sollen Einrichtungen geschaffen<br />

werden, die für vergleichbare Standards und<br />

Ber<strong>at</strong>ung zu-ständig sein sollen.<br />

Weiters soll es Initi<strong>at</strong>iven geben, die zu einer<br />

Verbesserung der Tierschutzkompetenz aller<br />

im Umgang mit Tieren befassten Personen<br />

führen.<br />

Wie sieht die europäische<br />

Bauernvertretung den Plan?<br />

COPA – Generalsekretär Pekka Pesonen, einer<br />

von 17 Rednern am ersten Tag der Konferenz<br />

kritisierte, dass es der Str<strong>at</strong>egie an Konkretem<br />

mangle. Wie z. B. können die hohen Produktionskosten<br />

besser entlang der Lebensmittel-<br />

7 Markt<br />

kette weitergegeben werden, welche EU-Erzeuger<br />

aufgrund der einzuhaltenden Tierschutzregeln<br />

entstehen? Unsere Partner aus den Nicht-<br />

EU-Sta<strong>at</strong>en haben solche Kosten nicht zu tragen.<br />

„Ich bezweifle auch, ob die Verbraucher stets<br />

bereit sein werden, einen höheren Preis für tierschutzfreundliche<br />

Produkte zu zahlen und fordere<br />

die Kommission dazu auf, dieses Thema<br />

weiter zu erforschen. Des Weiteren werden die<br />

enormen Anstrengungen und die langfristigen<br />

Investitionen, welche die EU-Bauern zur Einhaltung<br />

dieser Standards leisten müssen, nicht<br />

anerkannt.“ Bei der Aushandlung von Handelsabkommen<br />

mit Nicht-EU-Sta<strong>at</strong>en muss die EU<br />

sicher stellen, dass dort dieselben Standards<br />

gelten wie innerhalb der EU.<br />

Auch positive Aspekte<br />

Positiv beurteilt die COPA, dass sich die Str<strong>at</strong>egie<br />

auf Vereinfachung, Reduzierung der<br />

Bürokr<strong>at</strong>ie und bessere Anerkennung der<br />

hohen Tierschutzstandards durch unsere Verbraucher<br />

konzentriert. Hinsichtlich der Verwendung<br />

von Indik<strong>at</strong>oren ist Vorsicht angebracht,<br />

da diese nachwievor zu kompliziert<br />

sind und weitere Vereinfachungen brauchen.<br />

Da es um lebende Tiere geht und die Tierbiologie<br />

von Fall zu Fall anders sein kann, ist Flexibilität<br />

notwendig. Bezüglich Synergien der<br />

gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) ist eine weitere<br />

Vereinfachung dringend notwendig und es<br />

sollten mehrere Anreize geschaffen werden.<br />

Europäische Referenzzentren werden begrüßt,<br />

aber Zus<strong>at</strong>zkosten und Bürokr<strong>at</strong>ie sowie Überschneidungen<br />

mit bestehenden Infrastrukturen<br />

und Programmen auf EU-Ebene sind zu vermeiden.<br />

Wir wollen auch eine bessere Einbeziehung<br />

der Landwirtschaft in EU-Projekte zu<br />

angewandter Forschung, um sicher zu stellen,<br />

dass das Endergebnis auf Betriebsebene kosteneffizient<br />

umgesetzt werden kann.<br />

Wie wird Gruppenhaltung ab<br />

2013 sanktioniert?<br />

Im Hinblick auf die Umsetzung der EU Vorgabe<br />

„Gruppenhaltung 2013“ war das Refer<strong>at</strong> vom<br />

Direktor des Lebensmittel- und Veterinäramtes<br />

der Generaldirektion SANCO, Michael Scannell<br />

zum Thema: „Wie kann eine gleichförmige<br />

Umsetzung des Tierschutzes in der EU erreicht<br />

werden?“ hochinteressant.<br />

Michael Scannell, der für die EU-Tierschutzkontrollen<br />

in den Mitgliedssta<strong>at</strong>en zuständig<br />

ist und kürzlich bei einer Kontrolle in Österreich<br />

seinen Angaben nach Positives gesehen<br />

h<strong>at</strong>, merkte an, dass die EU-Kontrolleure nicht<br />

als Feinde, sondern auch als Ber<strong>at</strong>er gesehen<br />

werden sollen. Allerdings müsse es dort, wo die<br />

gemeinsamen Regeln nicht umgesetzt werden,<br />

echte Sanktionen, das heißt harte Strafen<br />

geben. Diese Strafen müssen deutlich höher<br />

ausfallen, als der Ertrag bei nicht Einhaltung.<br />

Auf meine Anfrage in der Diskussion, wie die<br />

EU bei der Umsetzung der Sauengruppenhaltung<br />

ab 2013 vorgehen werde, antwortete<br />

Direktor Scannell folgendes:<br />

„Wir bereiten uns darauf ausführlich vor. Wir<br />

checken derzeit den Umsetzungsgrad und die<br />

entsprechenden Vorbereitungen in den Mitgliedsta<strong>at</strong>en.<br />

Die Struktur in der <strong>Schweine</strong>branche<br />

ist anders als bei der Eierbranche,<br />

daher hoffen wir, dass es bei den <strong>Schweine</strong>n<br />

besser laufen wird, als bei den Legehennen. Es<br />

ist jedenfalls festzuhalten, dass diese Regelung<br />

in einem politischen Konsens mit den Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

zustande kam. Daher würde die<br />

Glaubwürdigkeit der EU und der Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

massiv leiden, wenn es bei der Umsetzung<br />

Mängel gebe. Demnach können Sie davon ausgehen,<br />

dass wir mit geeigneten Maßnahmen<br />

für die konsequente Umsetzung sorgen werden.<br />

Beispielsweise sind im Eierbereich zurzeit<br />

14 Mitgliedssta<strong>at</strong>en mit einem Vertragsverletzungsverfahren<br />

konfrontiert.“<br />

Ich denke, diese Botschaft ist klar, an einer<br />

raschen Umsetzung führt auch bei uns kein<br />

Weg vorbei!<br />

Dr. Johann Schlederer<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ö-Börse


DI Johann Stinglmayr<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ausschuss<br />

Recht und Politik<br />

Jetzt Zukunftschancen<br />

erkennen und nutzen<br />

Das Vorgehen selbsternannter Tierschützer,<br />

selbstherrlicher Wissenschaftler und politisch<br />

motivierter Medienkampagnen haben letztes<br />

Jahr die Existenz einer gesamten Produktionssparte<br />

aufs Spiel gesetzt.<br />

An dieser Stelle gebührt dem Landwirtschaftsminister<br />

DI Niki Berlakovich ein ganz besonderer<br />

Dank. Erst sein entschiedenes Entgegentreten<br />

gegen die völlig überzogenen Forderungen<br />

in einem ersten Entwurf zur Abänderung<br />

der 1. Tierhalteverordnung und seine Ausdauer<br />

gegen die menschenverachtende Vorgehensweise<br />

der Krawallmacher des „Vereins gegen<br />

Tierfabriken“ (VGT), haben es der Branche und<br />

der Interessensvertretung ermöglicht, genügend<br />

Zeit für die Erarbeitung eines praxistauglichen<br />

Kompromisses zu gewinnen.<br />

Auch wenn uns allen ein rascheres Ergebnis<br />

lieber gewesen wäre, muss klar sein, dass sich<br />

die Inhalte zu Kompromissen nicht über Nacht<br />

ergeben, sondern mit der angebrachten Sorgfalt<br />

entwickelt gehören.<br />

Darüberhinaus benötigte es einen umfangreichen<br />

Entscheidungsfindungsprozess innerhalb<br />

der Branche, um eine breite Akzeptanz unter<br />

den betroffenen Bäuerinnen und Bauern für<br />

das Mittragen von zweifellos großen Herausforderungen<br />

zu bekommen.<br />

All jenen, die auch jetzt noch einer kompromisslosen<br />

Vorgehensweise der Landwirtschaftsseite<br />

den Vorzug geben würden, sei<br />

eines gesagt:<br />

Die Altern<strong>at</strong>ive zu der nun getroffenen politischen<br />

Einigung, wäre nur der Gang vor den<br />

Verfassungsgerichtshof gewesen.<br />

Niemand kann aus heutiger Sicht wirklich<br />

sagen, wie ein solcher Prozess ausgegangen<br />

wäre. Eines steht aber fest, es hätte mehrere<br />

Jahre gedauert, bis für die landwirtschaft-<br />

Sauenhalter haben wieder<br />

Rechtssicherheit<br />

Auch wenn die Erleichterung nach der Ministereinigung zu einer neuen Tierhalteverordnung<br />

groß ist und man sinnvollerweise so rasch als möglich zur Tagesordnung<br />

übergeht, muss uns allesamt bewusst sein, dass Österreichs <strong>Schweine</strong>fleischproduktion<br />

im Allgemeinen und die heimische Ferkelerzeugung im Speziellen nur ganz<br />

knapp am Supergau vorbeigeschrammt sind.<br />

lichen Betriebe wieder eine Rechtssicherheit<br />

in der Tierhaltung hergestellt gewesen wäre.<br />

Der völlige Stillstand, der sich im Jahr 2011 in<br />

der Branche eingestellt h<strong>at</strong>, wäre auch <strong>2012</strong><br />

und 2013 prolongiert worden.<br />

In Anbetracht der EU-weiten Umstellungsverpflichtung<br />

auf die Gruppenhaltung, die nur<br />

noch heuer erledigt werden kann, hätte ein<br />

mehrjähriges Verfahren vor dem Verfassungsgerichtshof<br />

mit anhaltender Rechtsunsicherheit,<br />

einen Rückgang der heimischen Sauen<br />

im Ausmaß von mindestens 30 % ergeben.<br />

Damit wäre die österreichische Ferkelerzeugung<br />

auf Dauer ramponiert gewesen.<br />

In jeder Krise<br />

liegt auch eine Chance<br />

Die Nachwehen der letzten beiden wirtschaftlich<br />

problem<strong>at</strong>ischen Jahre sind groß und die<br />

Einkommensverluste sind nicht von heute auf<br />

morgen wettzumachen. Gerade Betriebe mit<br />

einem unterdurchschnittlichen Leistungsniveau<br />

werden noch länger an der Krise zu<br />

knabbern haben. Mehr Sauenhalter als üblich<br />

haben europaweit ihre Produktion bereits eingestellt.<br />

Die Auswirkungen dieser Unternehmerentscheidungen<br />

sind nun seit Wochen spürbar. Im<br />

gesamten EU-Raum sind deutlich weniger Ferkel<br />

am Markt. Die Ferkelpreise steigen und<br />

werden sich nachhaltig auf einem deutlich<br />

höheren Niveau als zuletzt bewegen.<br />

Gruppenhaltung und<br />

Bestandsentwicklung umsetzen<br />

Vor dem Hintergrund der wiedererlangten<br />

Rechtssicherheit und der guten Marktentwicklungen<br />

stellt nun die Umstellungsverpflichtung<br />

auf Gruppenhaltung sowohl eine riesige<br />

Herausforderung als auch eine große Chance,<br />

insbesondere für unsere leistungsstarken Ferkelerzeuger<br />

dar.<br />

Wenn schon in der schlechten Phase durchgehalten<br />

wurde, dann soll doch auch die gute<br />

Phase genutzt werden.<br />

Voraussetzung dafür ist aber, dass noch heuer<br />

auf breiter Front die Gruppenhaltung umgesetzt<br />

wird und besonders auf den Betrieben<br />

mit überdurchschnittlichem Leistungsvermögen<br />

auch eine Bestandsentwicklung st<strong>at</strong>tfindet.<br />

In den letzten Wochen ist bereits eine deutliche<br />

Stimmung dazu spürbar. Die Nachfrage in<br />

der Stallbauber<strong>at</strong>ung und –planung steigt<br />

stark an. Die heimischen Stallbaufirmen verzeichnen<br />

eine erfreuliche Entwicklung bei den<br />

konkreten Abschlüssen. Steigende Warte- und<br />

Lieferzeiten im Lauf des Jahres zeichnen sich<br />

ab.<br />

Auch wenn der Handlungsbedarf bei der<br />

Umsetzung der Sauen-Gruppenhaltung noch<br />

groß ist, muss festgehalten werden, dass ca.<br />

80 % der heimischen Sauen bereits umgestellt<br />

oder in der Umstellungsphase sind.<br />

Gemeinsam sollen wir nur alles unternehmen,<br />

um viele Ferkelerzeuger noch zur Umstellung<br />

zu bewegen.<br />

Damit wird nicht nur der Fortbestand des Einzelbetriebes,<br />

sondern ganz besonders der Produktionsstandort<br />

Österreich gesichert.<br />

Inhaltliche Betrachtung der<br />

Ministerübereinkunft in Sachen<br />

Ferkelschutzkorb<br />

Die Einigung beider Minister erfolgte auf Basis<br />

eines von beiden Ministerien erarbeiteten Verordnungsentwurfes.<br />

Da sich in diesem die<br />

stets aufgestellten Grundpositionen der Landwirtschaft<br />

wiederfinden, gibt es für die Inhalte<br />

dieser Einigung eine breite Zustimmung seitens<br />

der Branche.<br />

Recht und Politik<br />

8


Diese Grundpositionen sind:<br />

• Gewährleistung des Ferkel- und<br />

Menschenschutzes<br />

• Bewahrung der Wirtschaftlichkeit und der<br />

Wettbewerbsfähigkeit<br />

• Einbindung der Praxis in die Forschung<br />

Da die Rechtskraft der neuen 1. Tierhalteverordnung<br />

erst mit der Unterzeichnung durch<br />

die beiden Minister in Kraft tritt und dies zum<br />

Zeitpunkt des Redaktionsschlusses noch ausstand,<br />

erfolgt die folgende Auflistung der<br />

Änderungen unter Vorbehalt.<br />

Deckzentrum<br />

Die jährliche Aufenthaltsdauer von Sauen in<br />

der Gruppenhaltung wird mit dieser neuen<br />

Verordnung von derzeit 185 Tage auf zukünftig<br />

245 Tage angehoben.<br />

Dies wird damit erreicht, dass die Sauen im<br />

Zeitraum des Absetzens und Deckens nur mehr<br />

10 Tage in Kastenständen gehalten werden<br />

dürfen. Derzeit sind ca. 35 Tage möglich. Darüberhinaus<br />

dürfen Sauen zukünftig frühestens<br />

5 Tage vor dem geplanten Abferkeln in<br />

den Ferkelschutzkörben aufgestallt werden.<br />

Derzeit sind es 7 Tage.<br />

Diese neuen Bestimmungen sind für alle<br />

Betriebe, die ab 1. Jänner 2013 im Deckbereich<br />

neu- oder umbauen einzuhalten. Für alle<br />

derzeit bestehenden oder im heurigen Jahr<br />

errichteten Deckzentren gilt eine Übergangszeit<br />

bis 1. Jänner 2033.<br />

Abferkelbucht<br />

Die derzeitigen Regelungen für die Errichtung<br />

oder das Betreiben von Abferkelbuchten bleiben<br />

bis auf weiteres bestehen. Eine Mindestfläche<br />

von 4m² ist einzuhalten und der Ferkelschutzkorb<br />

kann während der Aufenthaltsdauer<br />

der Sauen in der Abferkelbucht uneingeschränkt<br />

verwendet werden.<br />

In der neuen Tierhalteverordnung ist derzeit<br />

nur festgelegt, dass spätestens bis 1. Jänner<br />

2033 alle bestehenden Abferkelbuchten neue<br />

Normen erfüllen müssen:<br />

Die Mindestfläche wird auf 5,5m² angehoben.<br />

Der Ferkelschutzkorb ist zum Schutz der Ferkel<br />

in der kritischen Phase und zum Menschenschutz<br />

weiterhin erlaubt, die Sau muss<br />

darüberhinaus aber die Möglichkeit zur freien<br />

Bewegung vorfinden. Der Ferkelschutzkorb ist<br />

also nur mehr eingeschränkt verwendbar.<br />

Ab welchem Zeitpunkt Betriebe, die ihre<br />

Abferkelställe neu- oder umbauen, bereits<br />

nach den neuen Richtlinien investieren müssen<br />

ist derzeit nicht beschrieben, soll aber in<br />

einem Projekt zur Weiterentwicklung beste-<br />

9 Recht und Politik<br />

hender Abferkelbuchten in den nächsten Jahren<br />

erarbeitet werden.<br />

Forschungsprojekt<br />

Die neue Verordnung widmet sich ausführlich<br />

diesem Thema. Es ist von einem Projekt die<br />

Rede, das von beiden zuständigen Ministern<br />

zu initiieren ist. Beide Minister haben die Aufgabe,<br />

dieses Projekt bis 31. Dezember 2017 zu<br />

beurteilen. Folgende Evaluierungskriterien<br />

sind dabei gleichrangig zu bewerten:<br />

• Tierschutz<br />

• Dauer der kritischen Lebensphase<br />

der Ferkel<br />

• Arbeitstechnik und Management<br />

• Ökonomie und intern<strong>at</strong>ionaler Wettbewerb<br />

• Entwicklungen von Abferkelbuchten am<br />

EU-Binnenmarkt<br />

Zusammenfassung<br />

Die Vertreter der Landwirtschaft haben in den<br />

einjährigen Verhandlungen hart um einen praxistauglichen<br />

Kompromiss gekämpft. Nicht<br />

alles konnte erreicht werden, aber in Anbetracht<br />

der aufgestellten Forderungen der<br />

Gegenseite, kann man von einem guten und<br />

vor allem von einem umsetzbaren Ergebnis<br />

sprechen. Trotzdem muss festgehalten wer-<br />

den, dass die einzelnen Regelungen große<br />

Herausforderungen für die betroffenen Bauern<br />

darstellen.<br />

Die wichtigsten Ergebnisse<br />

aus Sicht der Landwirtschaft<br />

Lange Übergangszeiten, damit kann eine<br />

Abschreibung der bereits getätigten Investitionen<br />

umgesetzt werden.<br />

Der Ferkelschutzkorb bleibt grundsätzlich<br />

erhalten. Die Verwendung während der kritischen<br />

Zeit der Ferkel und zum Schutz der<br />

betreuenden Personen ist damit auch zukünftig<br />

gewährleistet.<br />

Bis auf weiteres kann die Abferkelbucht in<br />

gewohnter Form gebaut werden. Sinnvoll wird<br />

es aber sein, so rasch als möglich gemeinsam<br />

mit den Stallbaufirmen Systeme am Markt zu<br />

etablieren, die den Anforderungen ab<br />

1.1.2033 entsprechen. Dafür sind aber noch<br />

umfangreiche Entwicklungen notwendig.<br />

Von entscheidender Bedeutung wird es dabei<br />

sein, dass von Anfang an die Branche gemeinsam<br />

mit den betroffenen Bauern und unter<br />

Einbeziehung der Offizialber<strong>at</strong>ung und der<br />

Stallbaufirmen an der Weiterentwicklung<br />

arbeitet. Tun wir es nicht, werden es andere<br />

für uns tun.<br />

Derzeitige Regelungen für die Errichtung oder das Betreiben von Abferkelbuchten<br />

bleiben bis auf weiteres bestehen. Foto: <strong>VÖS</strong>


Hans-Peter Bäck<br />

Koordin<strong>at</strong>or Ferkelausschuss<br />

Ähnlich dem sich anbahnenden Frühling<br />

herrscht auf den Betrieben endlich wieder<br />

eine gewisse Aufbruchsstimmung.<br />

Neben der verzerrt geführten medialen Deb<strong>at</strong>te<br />

h<strong>at</strong> die schlechte Erlössitu<strong>at</strong>ion viele Bauern<br />

zur Aufgabe gezwungen und damit den<br />

vielzitierten Strukturwandel beschleunigt.<br />

Haben im Jahr 2001 noch 75.347 Betriebe<br />

<strong>Schweine</strong> gehalten, so ging diese Zahl bis zum<br />

Jahr 2011 auf 30.941 Betriebe zurück. Während<br />

die Anzahl der produzierten Mastschweine<br />

annähernd gleich blieb, gab und gibt es bei<br />

den gehaltenen Zuchtsauen starke Rückgänge<br />

(2001: ca. 340.000 Tiere / 2011: ca. 270.000<br />

Tiere).<br />

Diese Rückgänge wurden bisher zu einem<br />

Großteil durch die stark gestiegenen Leistungen<br />

kompensiert, es scheint aber so, dass hier<br />

auch ein Ende dieser Entwicklung absehbar<br />

ist. Besonders bemerkenswert ist es, dass diese<br />

Rückgänge noch vor der verpflichtenden<br />

Umstellung auf die Gruppenhaltung mit 2013<br />

st<strong>at</strong>tgefunden haben und eine weitere Prognose<br />

zur Bestandsentwicklung nur sehr vorsichtig<br />

gemacht werden kann.<br />

Heimische Ferkel gewinnen<br />

massiv an Stellenwert<br />

In Zeiten in denen das Circovirus grassierte<br />

h<strong>at</strong>ten sich Ferkel aus dem Ausland durch große<br />

Partien aus einer Herkunft einen Importanteil<br />

von 200.000 Ferkel/Jahr(2007) erkämpft.<br />

Mit letztem Jahr wurde diese Bilanz wieder<br />

ausgeglichen (siehe Grafik). Die vielfältigen<br />

Aktivitäten des <strong>VÖS</strong> und der Erzeugergemeinschaften<br />

in Richtung Absicherung der Produktion<br />

über das AMA Gütesiegel tragen nunmehr<br />

ihre Früchte.<br />

Umso wichtiger wird es werden, auch in<br />

Zukunft die Basisversorgung mit österreichischen<br />

Ferkel zu gewährleisten.<br />

Müssen wir uns an höhere<br />

Preise gewöhnen?<br />

Nach teilweise sehr bitteren Jahren haben die Entwicklungen der letzten Mon<strong>at</strong>e<br />

Anlass zur Hoffnung gegeben, dass sich die Ferkelproduktion wieder in ruhigere<br />

Gewässer bewegt.<br />

Es ist zu erwarten, dass die Umstellung auf die<br />

Gruppenhaltung europaweit zu einem geringeren<br />

Ferkelaufkommen führen wird. Sehr gut<br />

kann man das schon in Deutschland erkennen<br />

wo die Versorgung der Mästerhochburgen im<br />

Norden durch Ferkel aus Dänemark und Holland<br />

nicht mehr in gewohntem Umfang möglich<br />

ist und wieder verstärkt Ferkel aus dem<br />

Süden nachgefragt werden.<br />

Die recht optimistischen Prognosen auf dem<br />

Mastschweinemarkt tragen ebenfalls ihren Teil<br />

zu guten Preisaussichten bei den Ferkeln bei.<br />

Auf dem Boden bleiben!<br />

Als Ferkelproduzent h<strong>at</strong> man durch die guten<br />

Preise jetzt endlich wieder einmal Zeit Luft zu<br />

holen und man könnte dieses Niveau als verdiente<br />

„Sonderinvestitionsförderung“ sehen.<br />

Man sollte allerdings auch bedenken, dass<br />

selbstverständlich aber noch immer die<br />

gewohnten Marktmechanismen gelten.<br />

Der derzeitige <strong>Schweine</strong>preis beruht zu einem<br />

nicht unwesentlichen Teil auf den guten<br />

Exportmöglichkeiten der EU, vor allem nach<br />

Asien und Russland. Es h<strong>at</strong> sich auch nichts<br />

daran geändert, dass die EU einen Selbstversorgungsgrad<br />

von 110% h<strong>at</strong> und vor allem<br />

Deutschland die bestimmende Komponente in<br />

der Preisbildung ist.<br />

Die Prognosen auf dem Futtermittelsektor zeigen<br />

derzeit bei einer Rekordproduktion einen<br />

ebenfalls steigenden Verbrauch – somit kann<br />

man hier von stabilen bist moder<strong>at</strong> steigenden<br />

Preisen ausgehen.<br />

In zu große Euphorie zu verfallen wäre aber<br />

auch gefährlich. Es ist klar, dass der ganze<br />

Sektor nachhaltig bessere Preise braucht um<br />

einerseits die Verluste der letzten Jahre auszugleichen<br />

andererseits aber auch die Produktion<br />

im Inland entsprechend abzusichern.<br />

Seitens des <strong>VÖS</strong> werden n<strong>at</strong>ürlich auch weiterhin<br />

alle Möglichkeiten ausgeschöpft um den<br />

<strong>Schweine</strong>produktionsstandort Österreich abzusichern.<br />

Grafik: Die Entwicklung der Ferkelimporte und -exporte in Österreich seit 2007.<br />

D<strong>at</strong>en: Bäck - bis Nov. 2011, Rest hochgerechnet<br />

Ferkelmarkt<br />

10


10 Prozent-Toleranzregelung<br />

in der <strong>Schweine</strong>haltung<br />

Für Haltungseinrichtungen bei <strong>Schweine</strong>n, die vor dem 1.1.2005 errichtet wurden und nicht den Vorgaben der<br />

1. Tierhalteverordnung 2005 entsprechen, besteht die Möglichkeit, bei bestimmten Bereichen eine 10 Prozent-<br />

Toleranzregelung in Anspruch zu nehmen.<br />

Voraussetzungen für die<br />

Inanspruchnahme der<br />

Toleranzregelung<br />

• Gemeinschaftsrechtliche Bestimmungen<br />

(EU-Vorgaben) werden nicht berührt<br />

• das Wohlbefinden der Tiere wird bei einer<br />

Abweichung nicht eingeschränkt<br />

• der erforderliche bauliche Anpassungsbedarf<br />

ist unverhältnismäßig<br />

• die Abweichung muss vor Ablauf von Übergangsfristen<br />

der Behörde gemeldet werden<br />

Meldung notwendig<br />

Die Meldung an die zuständige Bezirkshauptmannschaft<br />

(BH) ist mithilfe eines eigenen Meldeformulars<br />

durchzuführen. Es ist darauf zu<br />

achten, dass das Formular vollständig ausgefüllt<br />

und unterschrieben wird. Meldeformular und<br />

ein Merkbl<strong>at</strong>t mit detaillierten Inform<strong>at</strong>ionen<br />

sind in den Bezirksbauernkammern erhältlich.<br />

Weiters liegen sie in den Bezirkshauptmannschaften<br />

auf oder können über das Agrarnet<br />

(www.agrarnet.info) abgerufen werden. Eine<br />

Meldung an die BH kann per Fax, E-Mail, auf<br />

dem Postweg oder über die Abgabe des Meldeformulars<br />

direkt bei der BH erfolgen. Zur Dokument<strong>at</strong>ion,<br />

dass die Meldung auch t<strong>at</strong>sächlich<br />

erfolgte, empfiehlt es sich, die Fax- oder Mailbestätigung<br />

bzw. eine Kopie des unterzeichneten<br />

und abgegebenen Formulars am Betrieb aufzubewahren.<br />

Konkret kann man für folgende Bereiche in der<br />

<strong>Schweine</strong>haltung die 10 Prozent-Toleranzregelung<br />

anwenden (siehe Tabelle rechts). Der angefügte<br />

Buchstaben-Code (z.B. F1) ermöglicht ein<br />

schnelles Auffinden des konkreten Punktes in<br />

der Checkliste <strong>Schweine</strong>. Im <strong>Schweine</strong>bereich<br />

enden viele Übergangsfristen mit Ende des heurigen<br />

Jahres. Deshalb ist es für Betriebe r<strong>at</strong>sam,<br />

welche einen oder mehrere der vorhin genannten<br />

Punkte nicht einhalten, das Ansuchen zur<br />

10 Prozent-Toleranzregelung bis Jahresende<br />

<strong>2012</strong> zu stellen. Bei den übrigen Punkten könnte<br />

noch zugewartet werden, die Meldung hierfür<br />

muss dann spätestens vor dem 1.1.2020 erfolgt<br />

sein. Nur so ist sichergestellt, dass im Falle<br />

einer Tierschutzkontrolle keine Beanstandungen<br />

und Sanktionen anfallen.<br />

11 Tierschutzgesetz<br />

Manchmal gibt es noch Unklarheiten zur Sauen-<br />

Gruppenhaltung im Wartestall. Die Umsetzung<br />

der Sauen-Gruppenhaltung ist eine EU-Vorgabe<br />

und bis 1.1.2013 durchzuführen.<br />

Betonspalten: C1 - Übergangsfrist 1.1.2020<br />

Kunststoff- und Metallroste: C4 - Übergangsfrist 1.1.2020<br />

Fensterfläche: F1 - Übergangsfrist 1.1.2020<br />

Eine Toleranzregelung für die Sauen-Gruppenhaltung<br />

ist somit nicht möglich.<br />

Ing. Christian Traunwieser, LK OÖ,<br />

Ber<strong>at</strong>ungsstelle für <strong>Schweine</strong>produktion Wels<br />

Fresspl<strong>at</strong>zbreite: I9 - Übergangsfrist 1.1.2013 - Anzuwenden nur wenn bauliche Maßnahmen<br />

zur Erreichung der Mindestnorm notwendig wären (z.B. Austausch von Fresspl<strong>at</strong>zteilern)<br />

– genügt eine Verringerung der Bes<strong>at</strong>zdichte ist diese vorzunehmen.<br />

Abferkelbucht – Buchtengröße und geschlossene Bodenfläche: N3, N4 - Übergangsfrist<br />

1.1.2013<br />

Einzelstandhaltung für Sauen und Jungsauen, die nicht in Gruppen gehalten werden<br />

müssen (Deckzentrum): M1 - Übergangsfrist 1.1.2013


Werte Bäuerin, werter Bauer!<br />

Nach schwierigen Verhandlungen, begleitet von zahlreichen Protestveranstaltungen radikaler Tierschützer-<br />

Innen, ist es schlussendlich gelungen, in der Frage der Haltung von Zuchtsauen eine Einigung mit Gesundheitsminister<br />

Stöger zu erzielen.<br />

Halten wir uns noch einmal vor Augen, was<br />

gedroht h<strong>at</strong>:<br />

Das praktisch vollständige Verbot des Ferkelschutzkorbes,<br />

und das schon mit Ende 2019.<br />

Und zwar ohne praxisreife Ers<strong>at</strong>zsysteme und<br />

ohne finanzielle Abgeltung. Sie wissen alle,<br />

was das bedeutet hätte.<br />

Diesen vollkommen überzogenen Auflagen<br />

haben wir eine klare Absage erteilt!<br />

Mit dem Erhalt des Ferkelschutzkorbes haben<br />

wir die Existenz tausender bäuerlicher<br />

Betriebe gesichert. Außerdem werden damit<br />

jährlich bis zu rund 500.000 Tiere vor dem<br />

Erdrücken bewahrt.<br />

Der notwendige Schutz der LandwirtInnen<br />

bei der Arbeit und eine ausreichende Versorgung<br />

mit heimischem Qualitätsfleisch bleiben<br />

somit gewährleistet. Das sind wichtige<br />

Ergebnisse für die <strong>Schweine</strong>branche, die KonsumentInnen<br />

und für den Tierschutz in<br />

Österreich. Mit dem nun vorliegenden Verhandlungsergebnis<br />

ist der Produktionsstandort<br />

Österreich in der Zuchtsauenhaltung<br />

nachhaltig gesichert. Darüber hinaus ist wieder<br />

die Rechtssicherheit gegeben, für alle,<br />

die noch bis 2013 auf die verpflichtende<br />

Gruppenhaltung im Wartebereich umstellen<br />

müssen.<br />

Präsident NR ÖkR Jakob Auer<br />

Bauernbund Österreich<br />

Wir dürfen uns aber auf diesem Erfolg nicht<br />

ausruhen, denn die Landwirtschaft wird<br />

weiterhin stark gefordert sein: In einem Projekt<br />

mit wissenschaftlicher Begleitung aber<br />

auch auf Praxisbetrieben sollen altern<strong>at</strong>ive<br />

und ökonomische Aufstallungssysteme erforscht<br />

werden.<br />

Die Branche (<strong>VÖS</strong>), die Landwirtschaftskammern,<br />

der Bauernbund und das Landwirtschaftsministerium<br />

haben ihre Aktivitäten<br />

und die Argument<strong>at</strong>ion aufeinander abgestimmt<br />

und mit vereinten Kräften diesen<br />

Erfolg erlangt.<br />

Mit der Unterstützung vieler Mitstreiter<br />

haben wir dieses praxisgerechte Ergebnis<br />

erzielt. Danke für Ihr Vertrauen!<br />

Fakten zur Einigung<br />

bei der Haltung von Zuchtsauen<br />

Für die bestehenden, dem alten Tierschutzrecht<br />

entsprechenden Investitionen gibt es<br />

eine Bestandswahrung bis 2033. Abgesehen<br />

von den Abferkelbuchten wird der Kastenstand<br />

für die Neu- und Umbauten ab 2013<br />

nur mehr zum Decken (für maximal 10 Tage)<br />

erlaubt sein.<br />

Dipl.-Ing. Niki Berlakovich<br />

Landwirtschaftsminister<br />

Walter Lederhilger<br />

<strong>VÖS</strong> Obmann<br />

Ab 2033 soll es jedenfalls größere Abferkelbuchten<br />

(von 4 auf 5,5 Quadr<strong>at</strong>meter) und<br />

Ferkelschutzkörbe zum Öffnen geben. Bei der<br />

Einigung zwischen Landwirtschafts- und<br />

Gesundheitsministerium wurde festgelegt,<br />

gemeinsam die Forschung in Richtung verbesserte<br />

Abferkelbuchten voranzutreiben.<br />

Wie diese Systeme im Detail funktionieren<br />

können und ab welchem Zeitpunkt eine Öffnung<br />

des Ferkelschutzkorbes ohne erhöhte<br />

Verluste möglich ist, soll bis dahin wissenschaftlich<br />

untersucht und geklärt werden.<br />

Klar ist aber für uns auch, dass wir dazu Praxisbetriebe<br />

brauchen, die bereit sind, an der<br />

Entwicklung neuer Systeme mitzuarbeiten.<br />

Es ist verankert worden, dass die Wirtschaftlichkeit<br />

und die Funktionalität ebenso entscheidende<br />

Kriterien bei der Beurteilung<br />

neuer Systeme sein werden.<br />

Eine wichtige Rolle in der Umsetzung neuer<br />

Systeme wird in den nächsten Jahren die<br />

fachliche Ber<strong>at</strong>ung einnehmen: Für bestehende<br />

Betriebe gibt es ausreichend lange<br />

Übergangsfristen zur Umsetzung neuer<br />

Rechtsnormen, hier ist die Einhaltung der<br />

guten fachlichen Praxis wichtig. Für Betriebe<br />

die Um- oder Neubauten planen, ist die Inanspruchnahme<br />

von Ber<strong>at</strong>ungsangeboten in<br />

diesem Bereich empfehlenswert.<br />

Gerhard Wlodkowski<br />

Präsident LK Österreich<br />

Ministerbrief<br />

12


<strong>Schweine</strong>markt überrascht positiv<br />

Ende Januar kam es nicht nur in Süddeutschland und Österreich, sondern in der gesamten Europäischen Union<br />

zu einer spürbaren Verknappung von lebenden <strong>Schweine</strong>n. Die Notierungen zogen deutlich an. Damit waren die<br />

Preisschwächen, die sich zum Jahreswechsel abzeichneten ausgeglichen.<br />

Ein knappes <strong>Schweine</strong>angebot bei gleichzeitig<br />

guter Nachfrage zu Beginn eines Jahres ist<br />

durchaus nicht typisch. Eine derart positive<br />

Marktlage war zuletzt ausgeprägt im Jahre<br />

2001, während der BSE-Krise beobachtet worden.<br />

Die Gründe für diese Entwicklung sind vielschichtig.<br />

Bedingt durch die schwierige ökonomische<br />

Situ<strong>at</strong>ion, von der gleichermaßen<br />

Mäster und Ferkelerzeuger im Jahr 2011<br />

betroffen waren, h<strong>at</strong> in zahlreichen EU-Mitgliedssta<strong>at</strong>en<br />

ein deutlicher Bestandsabbau<br />

st<strong>at</strong>tgefunden. Gerade in den schwach strukturierten<br />

Produktionsgebieten in Süd- und<br />

Osteuropa haben sich die Sauenbestände<br />

bereits deutlich verringert.<br />

Für die Verknappung des <strong>Schweine</strong>angebotes<br />

gibt es aber auch zahlreiche andere Gründe.<br />

Durch die hohen Futterkosten haben auch<br />

zahlreiche <strong>Schweine</strong>mäster das Handtuch<br />

geworfen bzw. nicht mehr so viele Ferkel<br />

nachgestallt. Auch hier droht vor dem Hintergrund<br />

der <strong>Schweine</strong>haltungsverordnung 2013<br />

ein weiterer Strukturwandel, da viele <strong>Schweine</strong>mäster<br />

nicht bereit sind, die anstehenden<br />

Investitionen beispielsweise im Hinblick auf<br />

den Austausch von Spaltenböden durchzuführen.<br />

Viele ältere Mastbetriebe werden vor dem<br />

Hintergrund der ab 2013 geltenden Haltungsvorschriften<br />

nicht mehr wirtschaftlich weitergeführt<br />

werden können. Zwar werden mancherorts<br />

noch neue Mastkapazitäten geschaffen,<br />

global betrachtet dürfte in Nordwest<br />

Europa die <strong>Schweine</strong>mastkapazität zurückge-<br />

13 <strong>Schweine</strong>markt<br />

hen. Darüber hinaus ist insbesondere in den<br />

Niederlanden das <strong>Schweine</strong>angebot deutlich<br />

zurückgefallen, weil sich viele Mäster an dem<br />

so genannten Tierwohlprogramm beteiligen.<br />

Hierdurch wird die Bes<strong>at</strong>zdichte je Quadr<strong>at</strong>meter<br />

Stallfläche reduziert, wodurch die Produktivität<br />

abgesenkt aber auch die Kosten je<br />

Kilogramm Schlachtgewicht erhöht werden.<br />

Allerdings haben viele Mäster somit auch<br />

einen kleinen Kosteneinspareffekt, weil sie<br />

die hohen Preise für die Gülleverwertung hierdurch<br />

verringern können. In Dänemark sind<br />

die <strong>Schweine</strong>preise bedingt durch bessere<br />

Exportmöglichkeiten auf einem sehr hohen<br />

Niveau. Vergleicht man die Jahresdurchschnittspreise<br />

2011 mit dem der Bundesrepublik<br />

Deutschland waren die Dänen klar im Vorteil.<br />

Seit Herbst letzten Jahres ergeben sich<br />

vor allem im baltischen und polnischen<br />

<strong>Schweine</strong>markt gute Exportmöglichkeiten für<br />

lebende Schlachtschweine aber auch Fleischund<br />

Wurstwaren.<br />

Sogar der Ferkelmarkt<br />

profitiert seit<br />

dem Jahreswechsel<br />

von guten Exportmöglichkeiten<br />

nach<br />

Osteuropa. Deshalb<br />

exportiert Dänemark<br />

so gut wie keine<br />

lebenden Schlachtschweine<br />

in die<br />

Bundesrepublik<br />

Deutschland.<br />

Grafik 1: Die Entwicklung der Schlachtschweinepreise E - P +<br />

FUMI in Deutschland. D<strong>at</strong>en: BLE, LWK Nds<br />

Die Preisdifferenzen sprechen dafür, die<br />

<strong>Schweine</strong> besser in Dänemark zu vermarkten.<br />

Zudem h<strong>at</strong> Mitte Januar der Lebendexport an<br />

Schlachtschweinen Richtung Osteuropa wieder<br />

erheblich an Bedeutung gewonnen. Schlachtunternehmen<br />

buhlen um den Rohstoff<br />

Schlachtschwein und sind ausgesprochen vorsichtig<br />

von der VEZG Notierungen mittels<br />

Hauspreisen abzuweichen.<br />

Aber auch in den Asienexport kommt<br />

Schwung. Wie das Unternehmen Tönnies meldete,<br />

ist es Anfang Januar zur Gründung eines<br />

Vermarktungsunternehmens in China gekommen.<br />

Das Unternehmen wird dort ein flächendeckendes<br />

Netz großer Zerlegebetriebe für<br />

<strong>Schweine</strong>hälften mit aufbauen. Tönnies wird<br />

dazu von Rheda Wiedenbrück aus <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

über Bremerhaven bzw. Hamburg auf<br />

den Seeweg bringen. Die Exporte sollen jährlich<br />

eine Größenordnung bis 200.000 Tonnen<br />

erreichen.


Russland der WTO beigetreten<br />

Zum 01.01.<strong>2012</strong> ist Russland der Welthandelsorganis<strong>at</strong>ion<br />

WTO beigetreten. Damit verpflichtet<br />

sich Russland zur Akzeptanz intern<strong>at</strong>ionalen<br />

Standards und größerer Transparenz.<br />

Zwar haben bisherige EU-Zertifik<strong>at</strong>e übergangsweise<br />

ihre Gültigkeit, dennoch werden<br />

in den nächsten Mon<strong>at</strong>en neue Veterinärzertifik<strong>at</strong>e<br />

schrittweise ausgestellt, d. h. es bleiben<br />

de facto immer noch eine nennenswerte<br />

Anzahl an Rotfleisch- und Weißfleischbetriebe<br />

für den Export gesperrt. Insgesamt wird sich<br />

aber laut Marktbeobachtern der WTO-Beitritt<br />

günstig auf die Exportaktivitäten der Europäischen<br />

Union auswirken.<br />

Die Abs<strong>at</strong>zsitu<strong>at</strong>ion in übrige wichtige Exportmärkte<br />

zeigt sich ebenfalls positiv. Nach Südkorea<br />

darf die Bundesrepublik Deutschland<br />

seit etwa 1½ Jahren <strong>Schweine</strong>fleisch exportieren.<br />

Das Land nimmt inzwischen den 3. Pl<strong>at</strong>z<br />

bei den Exportmengen ein. Seit den Inspektionen<br />

und Bereisungen der Koreaner im<br />

Herbst 2010 haben weitere Schlacht- und Zerlegebetriebe<br />

die Marktzulassung erhalten, so<br />

dass insgesamt 30 Fleischbetriebe nach Südkorea<br />

liefern dürfen.<br />

China h<strong>at</strong> im Oktober letzten Jahres drei weitere<br />

Schlacht- und Zerlegebetriebe für die Einfuhr<br />

von frischem <strong>Schweine</strong>fleisch zugelassen.<br />

Derzeit dürfen sieben Betriebe nach China liefern,<br />

wobei die Chinesen an einer Erweiterung<br />

der Produktpalette interessiert sind. Nach<br />

letzten Meldungen h<strong>at</strong> China im Jahr 2011 die<br />

Einfuhr von <strong>Schweine</strong>fleisch um 80 bis 90 %<br />

gesteigert. Immer wieder wird in China über<br />

Ausbrüche von Tierseuchen, insbesondere der<br />

Maul- und Klauenseuche berichtet. Lediglich<br />

der japanische Markt kann auch nicht im<br />

gewohnten Umfang auf deutsches <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

zurückgreifen. Aufgrund der Furcht<br />

Japans vor klassischer <strong>Schweine</strong>pest sind<br />

immer noch vier Bundesländer für den Export<br />

von <strong>Schweine</strong>fleisch nach Japan gesperrt.<br />

Ferkelmarkt knapp versorgt<br />

Im letzten Jahr haben die Ferkeleinfuhren aus<br />

den Niederlanden und Dänemark nochmals zugenommen.<br />

Wenngleich die endgültigen Zahlen<br />

noch nicht vorliegen, gehen wir davon aus, dass<br />

deutschlandweit knapp 11 Mio. Ferkel eingeführt<br />

wurden. Erkennbar ist, dass sich das Wachstum<br />

der Ferkeleinfuhren mittlerweile verlangsamt.<br />

Dieser Trend dürfte sich in den nächsten Jahren<br />

fortsetzen. In Dänemark zeichnet sich ab, dass<br />

die Sauenhaltung bis 2015 um rund 15% zurückgeht.<br />

Prognosen über die Bestandsentwicklung<br />

in den NL gehen gar von einem Rückgang von<br />

mehr als 35% der derzeitigen Sauenbestände aus.<br />

Der deutsche Selbstversorgungsgrad für Ferkel<br />

liegt nur noch bei etwa 80%. In Nord- und Ostdeutschland<br />

findet ein weiterer Ausbau der Mastkapazitäten<br />

st<strong>at</strong>t. Damit steigt rein rechnerisch<br />

der Einfuhrbedarf an Ferkeln weiter an. Sollte es<br />

nicht zu einer Trendumkehr kommen, wird der<br />

Selbstversorgungsgrad für Ferkel in Deutschland<br />

künftig weiter unter 80% abrutschen. Somit<br />

bleibt Deutschland mittelfristig von ausländischen<br />

Einfuhren abhängig. Vergleicht man die<br />

ökonomische Situ<strong>at</strong>ion der letzten 5 Jahre zwischen<br />

Ferkelerzeugung und Mast muss eindeutig<br />

festgehalten werden, dass die <strong>Schweine</strong>mäster<br />

im Vergleich zu den Ferkelerzeugern die wesentlich<br />

höheren Renditen und stabileren Betriebsergebnisse<br />

erzielt haben. Die Faktorverwertung pro<br />

eingesetzte Arbeitsstunde war in der Mast<br />

ungleich höher als in der Ferkelproduktion.<br />

Folglich lassen sich in Deutschland in den letzten<br />

Jahren immer häufiger betriebliche Anpassungsreaktionen<br />

beobachten. Kleinstrukturierte<br />

Ferkelerzeugerbetriebe sind entweder aus dem<br />

Markt ausgeschieden oder haben, wenn die<br />

betrieblichen Voraussetzungen es zuließen, den<br />

Schritt in das geschlossene System gewagt. Zum<br />

Teil sind beispielsweise sogar in Norddeutschland<br />

Entwicklungen erkennbar, dass langjährig<br />

geführte geschlossene Systeme die Sauenhaltung<br />

abstoßen, und sich damit zum spezialisierten<br />

<strong>Schweine</strong>mastbetrieb mit der Notwendigkeit des<br />

Ferkelzukaufs umorganisieren.<br />

In Süddeutschland, wo in der Regel die Strukturen<br />

noch wesentlich schlechter sind, brechen<br />

den kleinstrukturierten Ferkelerzeugerbetrieben<br />

die Abs<strong>at</strong>zkanäle weg. Auch kleinere Mäster werden<br />

aufgrund der schwindenden Metzervermarktung<br />

aus dem Markt gedrängt. Die handwerklich<br />

arbeitenden Fleischerfachbetriebe können u. a.<br />

aufgrund der Lohnkostenunterschiede und den<br />

immer kostenträchtigeren Hygienemaßnahmen<br />

preis- und kostenmäßig mit den großen<br />

Schlachtunternehmen nicht mehr konkurrieren.<br />

Metzerbetriebe kaufen deshalb die benötigten<br />

Teilstücke lieber in den kostengünstigen Fleischzentren<br />

zu. Sollte künftig die Ebermast Einzug<br />

halten, wird sich die der Strukturwandel bei den<br />

kleinen und mittleren Ferkelerzeuger- und<br />

Mästerbetrieben von der Abs<strong>at</strong>zseite noch weiter<br />

forcieren.<br />

Regionaler Schwerpunkt der Ferkelerzeugung<br />

verschiebt sich<br />

Betrachtet man die Ergebnisse der Agrarstrukturergebnisse<br />

aus dem Mai 2010 lassen sich<br />

interessante Rückschlüsse für die weitere Zukunft<br />

des Zuchtschweinesektors ableiten. Global<br />

gesehen ist der Selbstversorgungsgrad für den<br />

bundesdeutschen Ferkelmarkt in den letzten<br />

Jahren deutlich unter 100% abgerutscht.<br />

War die Bundesrepublik Deutschland in den 80er<br />

noch Ferkelnettoexporteur, so müssen wir jetzt<br />

mittlerweile schon mehr als 20 % der benötigten<br />

Ferkel einführen. Dies ist vor allen Dingen auf<br />

ein rapides Absinken der Sauenbestände in Bayern<br />

und Baden-Württemberg zurückzuführen.<br />

Die dort ansässigen zum Teil recht kleinstrukturierten<br />

Betriebe, die häufig noch neben der Sauenhaltung<br />

weitere Betriebszweige koordinieren<br />

müssen, tun sich in der Vermarktung der Ferkel<br />

zunehmend schwerer. Häufig betreiben die<br />

Altenteiler aus einer gewissen Tradition heraus<br />

die Sauenhaltung; oder Ferkelerzeugung wird im<br />

Nebenerwerb betrieben, weil man dies beispielsweise<br />

gut mit einer Beschäftigung in der Automobilindustrie<br />

kombinieren kann.<br />

Grafik 2: Konzentr<strong>at</strong>ion des <strong>Schweine</strong>schlachtsektors in<br />

Deutschland seit 2004. D<strong>at</strong>en: LWK / ISN nach Unternehmensangaben<br />

<strong>Schweine</strong>markt<br />

14


Zukunftsträchtig ist dies allerdings nicht.<br />

Die EU-Kommission plant ab Anfang 2013 die<br />

Einleitung von Vertragsverletzungsverfahren<br />

gegen all jene Länder, die dann noch gegen einen<br />

oder mehrere Aspekte der EU-Nutztierhaltungs<br />

VO verstoßen. Dies könnte den Ausstieg aus der<br />

Ferkelerzeugung insbesondere in süd- und osteuropäischen<br />

Ländern massiv beschleunigen.<br />

Mischfutterpreise<br />

im Aufwärtstrend<br />

Der Getreidemarkt h<strong>at</strong> sich Mitte Januar unter<br />

Schwankungen in einen Aufwärtstrend begeben.<br />

In Niedersachsen beispielsweise notierte Futtergetreide<br />

Ende Januar oberhalb des Ernteeinstiegsniveaus.<br />

Auch wechselkursbedingt tendierte<br />

der Rohwarenmarkt sowohl für Proteine- und<br />

Energiekomponenten deutlich anziehend. Für alle<br />

Mischfutterarten wurden im Februar moder<strong>at</strong>e<br />

Preisanhebungen umgesetzt bzw. für März angekündigt.<br />

Kaum einer kann abschätzen, wie viel Prozent<br />

der Getreideernte sich derzeit noch in den Lagern<br />

der Landwirte befindet. Möglicherweise wird vor<br />

dem Hintergrund steigender Getreidenotierungen<br />

die Abgabebereitschaft erhöht. Dennoch kann<br />

nicht davon ausgegangen werden, dass großartige<br />

Bewegungen am Rohwarenmarkt auftreten.<br />

<strong>Schweine</strong>mäster halten sich vor dem Hintergrund<br />

der Verunsicherung allerdings mit dem Abschluss<br />

weiterer Termingeschäfte zurück. Die Futterkosten<br />

liegen in Nord-West-Deutschland um die 75<br />

Euro bei ca. 96 Kilogramm Lebensgewichtzunahme.<br />

Bei steigenden Ferkeleinstandskosten belaufen<br />

sich die Gesamtkosten zur Produktion eines<br />

96 Kilogramm Mastschweins derzeit auf mehr als<br />

170 Euro. Damit wären Erlöse von über 1,80 Euro<br />

pro Kilogramm Schlachtgewicht notwendig, um<br />

vollkostendeckend produzieren zu können.<br />

Fazit<br />

Das Jahr <strong>2012</strong> wird voraussichtlich deutlich<br />

höhere Ferkel- und Schlachtschweinerlöse<br />

bringen. Dies ist insbesondere für die Sauenhalter<br />

auch dringend notwendig, da die Ferkelpreise<br />

im letzten Jahr vielfach nicht<br />

kostendeckend waren. Die höheren Ferkeleinstandspreise<br />

werden allerdings die Margen in<br />

der <strong>Schweine</strong>mast nachhaltig schmälern, da<br />

zuletzt die <strong>Schweine</strong>mäster wieder mit deutlich<br />

steigenden Futterkosten zu rechnen h<strong>at</strong>ten.<br />

Der Bestandsabbau an der Sauenhaltung<br />

wird dazu führen, dass möglicherweise bis weit<br />

in das Jahr 2013 Ferkel knapp bleiben werden.<br />

DI Dr. Albert Hortmann-Scholten<br />

Leiter Markt- u. Qualitätssicherung<br />

LWK Niedersachsen<br />

15 <strong>Schweine</strong>markt<br />

Grafik 3: Einfuhren von Ferkeln nach Deutschland aus Dänemark und den Niederlanden<br />

in Mio. Stück. D<strong>at</strong>en: AMI<br />

Grafik 4: Stand der Umsetzung der <strong>Schweine</strong>haltungsverordnung in sauenhaltenden<br />

Betrieben. D<strong>at</strong>en: LWK NDs<br />

Grafik 5: Die Entwicklung ausgewählter Kenngrößen der Ferkelerzeugung. D<strong>at</strong>en: Verdener<br />

Berichte, BR, VEZG


AMA wirbt soviel wie nie!<br />

2011 waren die finanziellen Voraussetzungen für Marketingaktivitäten im Fleischbereich weit über der Norm.<br />

Daher konnten noch intensiver als in den Jahren zuvor gezielte Marketingmaßnahmen gesetzt werden.<br />

Ziel dieser Str<strong>at</strong>egieoffensive sind neben der<br />

Abs<strong>at</strong>zsteigerung, der Abbau von Vorurteilen<br />

und Fehlmeinungen gegenüber Fleisch, die<br />

Positionierung von Fleisch und Fleischerzeugnissen<br />

als wertvolles Lebensmittel in einer<br />

ausgewogenen Ernährung und die seriöse Vermittlung<br />

von Waren- und Küchenkunde. Dazu<br />

wurde ein Pro-Fleisch-Netzwerk ins Leben<br />

gerufen, an dem namhafte Wissenschafter,<br />

Köche und weitere Experten teilnehmen.<br />

Einige in Auftrag gegebene Studien, Dissert<strong>at</strong>ionen,<br />

Diplom- und Seminararbeiten bilden<br />

dabei die Basis für den Kommunik<strong>at</strong>ionsschwerpunkt.<br />

Printmedien<br />

Mehr als 20 ganzseitige redaktionell gestaltete<br />

Artikel (Advertorials) in Tageszeitungen<br />

und <strong>Magazin</strong>en waren prob<strong>at</strong>e Instrumente,<br />

um Botschaften zum Thema Fleisch zu kommunizieren.<br />

Die redaktionell gestalteten Beiträge<br />

dienten zur Inform<strong>at</strong>ion, zum Abbau<br />

von Vorurteilen und zur Abs<strong>at</strong>zförderung.<br />

TV<br />

In Form von P<strong>at</strong>ronanzen wurde die Zusammenarbeit<br />

mit diversen Fernsehsendern und<br />

Sendeleisten wie beispielsweise „Land & Leute“<br />

fortgesetzt. Für die Sendung Land und<br />

Leute wurden in diesem Jahr 16 Sendungsp<strong>at</strong>ronanzen<br />

übernommen.<br />

AMA-Schulprojekte<br />

Die etablierten Didaktik-Projekte „Schwein<br />

gehabt“, „Dem Steak auf der Spur“, „Die Schafe<br />

kommen“ sowie „Hendl und Truthahn“ wurden<br />

auch heuer in partnerschaftlicher<br />

Zusammenarbeit mit dem <strong>VÖS</strong>, der ARGE Rind<br />

sowie dem ÖBSZ und der ZAG laufend weiterentwickelt<br />

und mittels dafür ausgebildeter<br />

Lebensmittelber<strong>at</strong>erinnen in den Schulen und<br />

auf diversen Veranstaltungen penetriert.<br />

Infobroschüren<br />

Zahlreiche der bewährten Broschüren mussten<br />

heuer aktualisiert und neu aufgelegt werden<br />

Darüber hinaus kamen wieder neue Info- und<br />

Rezeptbroschüren auf den Markt.<br />

Kooper<strong>at</strong>ionen<br />

Durch die Kooper<strong>at</strong>ionen mit Fachmedien wie<br />

<strong>VÖS</strong>-<strong>Magazin</strong>, ARGE Rind, ZAG-Journal, ÖFZ<br />

usw. werden die jeweiligen Zielgruppen mit<br />

Neuigkeiten informiert.<br />

„Fleisch bringt´s“<br />

Um Lust auf Fleisch zu machen, das Image<br />

weiter zu verbessern und somit den Fleisch-<br />

und Fleischwarenabs<strong>at</strong>z anzukurbeln, erfolgte<br />

die konsequente Weiterentwicklung der generischen<br />

Dachkampagne „Fleisch bringt’s“.<br />

Nach dem bewährten Konzept der Übertreibung<br />

wurde nach dem Radlerspot, Rodelspot<br />

und Unispot eine weitere humorvolle<br />

Geschichte realisiert.<br />

Die Botschaft des aktuellen Werbefilms „Reifenpanne“<br />

lautet: Fleischesser haben viel<br />

Energie.<br />

Nähere Inform<strong>at</strong>ionen über die Marketingaktivitäten finden Sie in der angefügten<br />

Beilage.<br />

AMA 16


Qualitätsprogramme bei <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

setzen sich im Gastronomiegroßhandel durch!<br />

Der Wunsch der Konsumenten nach höchster heimischer Qualität steht in krassem Gegens<strong>at</strong>z zur zunehmenden<br />

Globalisierung der Fleischmärkte.<br />

Seit November 2008 versucht die EZG mit Qualitätsrindfleisch,<br />

-schweinefleisch und –lammfleisch<br />

aus Niederösterreich die Marktanteile im Gastronomiegroßhandel<br />

deutlich zu steigern und Gastwirte,<br />

Köche und Gäste mit einer Qualität´s-, Herkunftsund<br />

Regionlitätsphilosophie dafür zu sensibilisieren.<br />

Durch eine enge Zusammenarbeit von Landwirtschaft,<br />

Gastronomiegroßhandel und Lebensmitteleinzelhandel<br />

gelingt es Qualitätsfleisch aus<br />

NÖ über Marken zu vermarkten. Ziel solcher Programme<br />

(z.B. Donauland Schwein) ist es, den Konsumenten<br />

mittels Qualitätsparameter, wie Alter,<br />

Gewicht sowie Rückverfolgbarkeit bis zum Landwirten,<br />

höchste Qualität und Sicherheit zu bieten.<br />

Letztendlich soll durch die Nachfrage nach heimischen<br />

Fleisch in dem immer größer werdenden<br />

Markt des Außer Haus Verzehrs (Gastronomie,<br />

Großküchen,…) die bäuerliche Produktion auch<br />

zukünftig abgesichert werden. Kooper<strong>at</strong>ionen der<br />

EZG Gut Streitdorf mit dem Gastronomiegroßhandel<br />

entwickeln sich zunehmend zu einer Erfolgsgeschichte,<br />

wie die Markenprogramme f. Gastronomie<br />

„Alpenvorlandrind“, „Tullnerfelderschwein“ und<br />

„Donauland Rind, -Schwein, -Lamm“ zeigen.<br />

Vor fünf Jahren wurde mit der Initi<strong>at</strong>ive Genuss<br />

Region Österreich ein Startschuss für regionale,<br />

qualit<strong>at</strong>iv hochwertige Produkte aus den verschiedensten<br />

Regionen Österreichs gesetzt. Diese Idee<br />

wurde auch für die <strong>Schweine</strong>halter im Tullnerfeld<br />

und die Rinderbauern im Alpenvorland von der EZG<br />

Gut Streitdorf aufgegriffen und durch die Genuss<br />

Regionen Tullnerfelder Schwein und Alpenvorland<br />

Rind in Kooper<strong>at</strong>ion mit den Verarbeitungsbetreiben<br />

und dem Gastronomiegroßhandel umgesetzt.<br />

Zum Tullnerfelder Schwein und Alpenvorland Rind,<br />

welche als Genussregionsprodukte für Qualität und<br />

Regionalität mit nachvollziehbarer Herkunft stehen,<br />

sind auch die Marken Donauland Schwein,<br />

Donauland Rind, und Donauland Lamm ein Garant<br />

für Qualitätsfleisch aus Niederösterreich.<br />

Geboren, gemästet und<br />

geschlachtet in Österreich<br />

So wie bei Rindfleisch wird auch bei den Qualitätsfleischmarken<br />

für <strong>Schweine</strong>fleisch, dem „Tullnerfelder<br />

Schwein“ und „Donauland Schwein“, die<br />

Herkunft Österreich ausgelobt, da bei diesen regionalen<br />

Programmen die Ferkel hierzulande geboren,<br />

gemästet und geschlachtet werden. Für die Absicherung<br />

und Rückverfolgbarkeit beim Tullnerfelder<br />

17 AMA<br />

Schwein und Donauland Schwein wurde das neue<br />

freiwillige Kennzeichnungssystem „sus“ in Anlehnung<br />

an das „bos“ System eingeführt. Das <strong>Schweine</strong>kennzeichnungssystem<br />

„sus“ sichert die Herkunft<br />

und Qualität vom „Tullnerfelderschwein“ &<br />

„Donauland Schwein“ durch Angaben zu Geburt,<br />

Mast, Schlachtung und Qualität. Die Rückverfolgbarkeit<br />

wird durch die weitere Etikettierung bei der<br />

Grob- und Feinzerlegung garantiert. Die hohe<br />

Fleischqualität wird zudem durch die Einhaltung<br />

genauer Gewichts- und pH-Wert-Grenzen abgesichert.<br />

Für die korrekte Umsetzung und die Erfüllung der<br />

hohen Qualitätsansprüche beim <strong>Schweine</strong>fleisch<br />

steht den Schlachthöfen Herr Rudolf Höchtl ber<strong>at</strong>end<br />

zur Verfügung. Rückverfolgbarkeit ist für den<br />

kritischen Konsumenten von heute besonders<br />

wichtig, da immer wieder Lebensmittelskandale<br />

oder K<strong>at</strong>astrophen im Ausland Grund zur Sorge<br />

geben.<br />

„Österreich h<strong>at</strong> Vorrang“<br />

bei den Vertriebspartnern<br />

Als einer der ersten Großkunden setzt der Gastronomiegroßhändler<br />

Kastner seit ca. drei Jahren mit<br />

<strong>Schweine</strong>fleisch vom Donauland Schwein erfolgreich<br />

auf Qualität und Regionalität.<br />

Seit Juni 2009 ist beim C&C Gastronomiegroßhändler<br />

AGM in sechs Märkten in Wien, Niederösterreich<br />

und dem Burgenland das Tullnerfelder Schwein<br />

erhältlich. Der Frische-Spezialist AGM, steht voll<br />

hinter dem Konzept der Erzeugergemeinschaft,<br />

denn „Österreich“ und<br />

damit auch das „Tullnerfelder<br />

Schwein“ ist<br />

eine der str<strong>at</strong>egischen<br />

Säulen in der Sortimentsphilosophie.<br />

Weiters haben die Firmen<br />

Wiesbauer Gourmet<br />

und Höllerschmid das<br />

Tullnerfelder Schwein in<br />

ihr Sortiment aufgenommen.<br />

Mit den Gastronomieab-<br />

nehmern Kastner, AGM,<br />

Wiesbauer Gourmet und<br />

Höllerschmid werden<br />

wöchentlich ca. 900<br />

<strong>Schweine</strong> vermarktet.<br />

Marketingaktivitäten<br />

Zu den entscheidenden Argumenten für Qualitätsfleisch<br />

aus Niederösterreich zählen neben der Qualität,<br />

Regionalität, Rückverfolgbarkeit, Mengengarantie<br />

auch die Marketingaktivitäten.<br />

Zur Wiedererkennung in der Fleischvitrine klebt an<br />

jedem vakuumverpackten Teilstück ein Schmucketikett<br />

mit dem entsprechenden Logo. Zusätzlich<br />

machen Roll up´s in den Fleischabteilungen der<br />

Gastrogroßmärkte auf Qualitätsfleisch, z.B. Tullnerfelder<br />

Schwein und Alpenvorland Rind, aufmerksam.<br />

Die bereits bekannte Gastrozeitung<br />

„Mahlzeit“ erscheint vierteljährlich, wird an 6.000<br />

Gastwirte (Niederösterreich, Wien und Burgenland)<br />

versendet und vermittelt mit Beiträgen vom Landwirt<br />

bis zum Gastwirt Inform<strong>at</strong>ion rund um Qualitätsfleisch<br />

aus Niederösterreich. Ein großartiger<br />

Werbebeitrag gelingt uns ein bis zweimal pro Jahr<br />

mit Seminarbäuerinnen in den C&C Märkten. Bei<br />

diesen Seminarbäuerinneneinsätzen können Wirte<br />

und Köche <strong>Schweine</strong>fleisch aus NÖ verkosten und<br />

sich geschmacklich als auch ideologisch ein Urteil<br />

bilden. Dieses Jahr wurden erstmals Genuss- und<br />

Inform<strong>at</strong>ionsseminare für die Mitarbeiter in den<br />

Fleischabteilungen von AGM und Kastner abgehalten.<br />

Dieses Gesamtangebot an Marketingaktivitäten<br />

soll die so notwendige Nachfrage bei den Kunden<br />

erzeugen damit Fleisch aus NÖ nachgefragt<br />

und verkauft wird.<br />

Ing. Johann Nolz<br />

GF der <strong>Schweine</strong>börse und<br />

des <strong>Schweine</strong>zuchtverbandes NÖ<br />

Die Kooper<strong>at</strong>ionspartner: Dorner Alois – Landwirt, DI Thomas<br />

M<strong>at</strong>tes – EZG Gut Streitdorf, GF Johann Nolz – EZG Gut Streitdorf,<br />

Alfred Dachsberger – Schlachthof, Frau Klinglhuber – Gastwirtin<br />

in Krems, Manfred Höllerschmid – Kamptaler Fleischwaren


Energiesparen im <strong>Schweine</strong>stall<br />

In <strong>Schweine</strong>stallungen wird Energie in Form von Strom und Wärme benötigt. Obwohl sich die Energiekosten nur<br />

auf 2-3% der Produktionskosten belaufen, wird oft großes Augenmerk in Anbetracht der subjektiven Höhe der<br />

Jahresabrechnung von Strom und Brennstoff gelegt.<br />

Objektiv gesehen wissen die wenigsten, ob ihr<br />

Energieverbrauch normal ist. Getrennte<br />

Stromzähler und Wärmezähler vom Haushalt<br />

oder zumindest Aufzeichnungen über den<br />

jährlichen Brennstoff- und Strombedarf würden<br />

mehr Licht ins Dunkel des Energieverbrauchs<br />

bringen.<br />

Um neugebaute <strong>Schweine</strong>ställe energieeffizient<br />

zu betreiben, sollte von Anfang an effiziente<br />

Technik eingesetzt werden. Die Sanierung<br />

alter Bausubstanz und die Umsetzung<br />

einer effizienten Betriebsweise können sich<br />

auch schon kurzfristig bei bestehenden Anlagen<br />

bezahlt machen.<br />

Bei der Optimierung von Stallung ist daher<br />

eine hierarchische Vorgehensweise empfehlenswert.<br />

So werden bereits bestehende Anlagen<br />

aber auch Neubauten auf Effizienz<br />

gecheckt und Schritt um Schritt verbessert.<br />

Wärmedämmung<br />

ist einfach alles!<br />

Zwischen 60% und 90% der gesamten verbrauchten<br />

Energie in einem <strong>Schweine</strong>stall<br />

wird für die Bereitstellung von Wärme aufgewendet.<br />

Mit einer guten Wärmedämmung im<br />

<strong>Schweine</strong>stall können schlagartig die Heizkosten<br />

minimiert werden. Außerdem bleibt es im<br />

Sommer angenehm kühl, wenn es im Sommer<br />

im Dachboden extrem heiß wird. Mit einer<br />

ordentlichen Deckendämmung verbessert man<br />

in der Ferkelaufzucht und Mast die Wärmebilanz<br />

um 55% bis 90% und damit auch das<br />

Stallklima erheblich (siehe Abb. 1).<br />

So können zum Beispiel Lücken in einer<br />

unsachgemäß gedämmten Stalldecke aus<br />

Mineralwolle mit Perliten ausgefüllt werden,<br />

da ein nachträgliches Ausfüllen mit Mineralwolle<br />

nur unbefriedigend durchgeführt werden<br />

kann. Perlite rieseln mühelos in vorhandene<br />

Spalten der Dämmung und beseitigen so<br />

Kältebrücken (siehe Abb. 2).<br />

Kostengünstige Deckendämmungen werden<br />

aus Strohballen oder Schüttungen aus Sägespänen<br />

hergestellt, jedoch sind Vorschriften<br />

aus der Bauordnung zu berücksichtigen. Wird<br />

auf eine Dampfsperre vergessen, verschimmeln<br />

auf Grund von Tauwasser biologische Dämmstoffe.<br />

Bauschäden in Zusammenhang mit<br />

Schadnagern werden häufig bei Dämmstoffen<br />

mit EPS und XPS Dämmstoffen beobachtet.<br />

Eine ganzjährige Bekämpfung von R<strong>at</strong>ten und<br />

Mäusen im Stall und rund um die Hofstelle ist<br />

deshalb unerlässlich. Auch Käfer können<br />

erheblichen Lochfraß an Dämmungen verursachen<br />

(siehe Abb. 3).<br />

Erdberührte Bauteile dämmen!<br />

Aus Unkenntnis wird häufig auf eine Perimeterdämmung<br />

von erdberührten Bauteilen<br />

eines <strong>Schweine</strong>stalles vergessen.<br />

Management<br />

18


Üblicherweise wird zumindest der Sockelbereich<br />

mittels Hartschaumpl<strong>at</strong>ten gedämmt.<br />

Eine Schüttung aus zum Beispiel druckbeständigem<br />

Glasschaum-Granul<strong>at</strong> unter der Bodenpl<strong>at</strong>te<br />

wird oft aus Kostengründen nicht in<br />

Erwägung gezogen. Jedoch ist bei einem Stall<br />

mit 500 Mastschweinen oder Ferkel eine<br />

Reduktion der Heizlast um bis zu 3 kW bzw.<br />

eine Einsparung von bis zu 400 Litern Heizöl<br />

pro Jahr möglich, wenn die Transmissionswärmeverluste<br />

von 5 bzw. 15 W<strong>at</strong>t / m² über die<br />

Bodenpl<strong>at</strong>te reduziert werden. Ebenso ist eine<br />

Ersparnis beim Bau durch den Entfall des herkömmlichen<br />

Unterbaus der Bodenpl<strong>at</strong>te aus<br />

Schotter oder Kies gegeben.<br />

Richtige Planung und<br />

Ausführung der Lüftungsanlage!<br />

Zwischen 10% und 25% der gesamten verbrauchten<br />

Energie in einem <strong>Schweine</strong>stall<br />

wird üblicherweise für den Betrieb von Ventil<strong>at</strong>oren<br />

aufgewendet. Werden Zu- und Abluftanlagen<br />

falsch dimensioniert oder Zuluftöffnungen<br />

gar verengt, steigen die Druckverluste<br />

bei höherem Luftbedarf und damit auch der<br />

Stromverbrauch sehr rasch an. Werden Erdspeicher<br />

bzw. Wärmetauscher gemeinsam mit<br />

Porendecken in eine Lüftung integriert, steigen<br />

die Druckverluste sogar über 80 Pascal,<br />

sodass sich ein Axial-Ventil<strong>at</strong>or nur mehr „im<br />

eigenen Saft“ dreht ohne wirklich eine Steigerung<br />

der Luftr<strong>at</strong>e zu bewirken.Manchmal ist es<br />

sogar notwendig eine bereits bestehende Lüftungsanlage<br />

gänzlich umzubauen und dabei<br />

großzügig in der Planung vorzugehen. Für<br />

Wartungszwecke wäre es durchaus sinnvoll<br />

zum Beispiel einen Zentralkanal begehbar zu<br />

gestalten. Eine Senkung von Druckverlusten<br />

ist durch den Einbau von abgerundeten Einströmdüsen<br />

bei den Abluftöffnungen und<br />

durch den Eins<strong>at</strong>z von Diffusoren auf den<br />

Abluftkaminen möglich. Eine Abdeckung beim<br />

Abluftaustritt führt sehr rasch zu hohem<br />

Stromverbrauch auf Grund von Druckverlusten<br />

und sollte daher entfernt werden.<br />

Fenster, Türen, Decken<br />

und Kanäle abdichten!<br />

Bei mehr oder weniger großen Druckunterschieden<br />

wird Falschluft aus dem Dachraum<br />

über undichte Deckenanschlüsse und Pl<strong>at</strong>tenstöße<br />

in ein Abteil eines Stalles gezogen.<br />

Mit der Wärmebildkamera ist es möglich solche<br />

Falschluftstellen aus dem Dachraum bzw. über<br />

Türen und Fenster sowie Kanäle sowohl im<br />

Sommer als auch im Winter aufzuzeigen (siehe<br />

Abb.4). Durch vergleichende Messungen<br />

der Luftströmungen zwischen Zu- und Abluftöffnungen<br />

durch einen Lüftungsber<strong>at</strong>er wird<br />

19 Management<br />

Abb. 1: Dämmung einer Stalldecke mit Mineralwolle kann bis zu 30% der Heizkosten<br />

sparen und bleibt im Sommer angenehm kühl. Foto: Wurzer<br />

Abb. 2: Perlite rieseln in Spalten der Mineralwollauflage und beseitigen so Wärmebrücken.<br />

Foto: Wurzer<br />

Abb. 3: Kostengünstige Deckendämmungen wie z. B. Stroh oder Sägespäne können bei<br />

fehlender Dampfsperre Schimmelbildung verursachen. Foto: Wurzer


Abb. 4: Falschluft über undichte Deckenpl<strong>at</strong>ten kann mit Wärmebildaufnahmen sichtbar<br />

gemacht werden. Foto: Wurzer<br />

Abb. 5: Falschluft über undichte Abteiltür mit Markierungsrauch sichtbar gemacht.<br />

Foto: Wurzer<br />

Abb. 6: Kurzschluss über Porendecke mit Markierungsrauch sichtbar gemacht.<br />

Foto: Wurzer<br />

nicht selten ein Falschluftanteil von über 50%<br />

der geförderten Luftr<strong>at</strong>en festgestellt. Ventil<strong>at</strong>oren<br />

laufen unnötigerweise auf hohem<br />

Niveau. Eine einfache und kostengünstige<br />

Sanierung von undichten Stellen ist durch den<br />

Eins<strong>at</strong>z von PU-Schaum bzw. Dichtungsbändern<br />

oder Gummilippen möglich.<br />

Reinigung und Wartung bringt`s!<br />

Hohe Druckverluste treten auch bei wenig<br />

gewarteten Lüftungsanlagen durch Verschmutzung<br />

auf. Eine regelmäßige Reinigung<br />

der Lüftungskanäle und Rohrleitungen von<br />

Rohrspeichern und Wärmetauschern ist daher<br />

regelmäßig durchzuführen. Betrachtet man<br />

den Stall mit seiner Lüftungsanlage als<br />

Maschine zur Lebenserhaltung von Mensch<br />

und Tier, so sind wie bei jedem Auto je nach<br />

Kilometerstand gewisse Services einzuplanen.<br />

Da kann es schon einmal vorkommen, dass<br />

Repar<strong>at</strong>uren bis hin zum Austausch von Komponenten<br />

und Leitungen anstehen, damit die<br />

Fahrt weitergeht. Beim Auto wird dies als logische<br />

Sache hingenommen. Bei einer Lüftungsanlage<br />

verhält es sich im Endeffekt nicht<br />

anders. Je öfter man die Lüftungsanlage<br />

pflegt, umso besser wird sie funktionieren.<br />

Der Dank für gereinigte Leitungen und gewartete<br />

Klappen ist die Ersparnis von Stromkosten.<br />

Kurzschluss vermeiden!<br />

Bei der Zuluftführung über eine Porendecke<br />

mit Mineralwollauflage bzw. Lochdecke sollte<br />

mindestens einen Meter um die Abluftöffnung<br />

die Decke geschlossen bleiben. Ansonst strömt<br />

um die Abluftöffnung austretende Zuluft<br />

ungenutzt wieder aus dem Abteil. Dies nennt<br />

man einen Luftkurzschluss. Hohe Verluste<br />

durch ungewollte Wärmeabfuhr und hoher<br />

Stromverbrauch auf Grund uneffektiven Lüftens<br />

sind vorprogrammiert. Trotz hoher Luftr<strong>at</strong>en<br />

werden im Winter vom Lüftungsber<strong>at</strong>er<br />

schlechte Schadgaswerte gemessen. Luftkurzschlüsse<br />

können auch bei Betriebsganglüftungen<br />

auftreten, vor allem dann wenn sich der<br />

Abluftpunkt nicht genau über der Tür befindet.<br />

So wird im Sommer auf Grund hoher<br />

Zuluftgeschwindigkeiten die Zuluft regelrecht<br />

zur Abluftöffnung gedrückt. Im Abteil bleibt<br />

es trotz hoher Luftr<strong>at</strong>en zu warm (siehe<br />

Abb.6).<br />

Coandaeffekt vermeiden<br />

Um einem Coandaeffekt (Luftströmung legt<br />

sich an die Wand an) entgegenzuwirken sollte<br />

einen halben Meter entlang der Wände Zuluft-<br />

Management 20


decken geschlossen bleiben. Dies ist auch von<br />

der Abteilgröße und verbleibenden Restfläche<br />

der Decke abhängig. Der Coandaeffekt wird<br />

zusätzlich noch verstärkt, wenn die Deckenanschlüsse<br />

nicht sauber ausgeführt wurden.<br />

Durch solche Spalten strömt verstärkt Luft<br />

entlang der Wand zu Boden und zieht zusätzlich<br />

ausströmende Luft in Wandnähe mit sich.<br />

So strömt gerne auch kalte Luft in den Güllekanal,<br />

und steigt an anderer Stelle mit Schadgasen<br />

angereichert wieder empor.<br />

Minimal- und Maximalluftr<strong>at</strong>e<br />

richtig einstellen!<br />

Im Gegens<strong>at</strong>z zur Maximalluftr<strong>at</strong>e (Sommerluftr<strong>at</strong>e),<br />

die für die Wärmeabfuhr der Tiere<br />

sorgt, gewährleistet eine Minimalluftr<strong>at</strong>e<br />

(Winterluftr<strong>at</strong>e) eine ausreichende Abfuhr von<br />

Schadgasen und Wasserdampf in den Abteilen.<br />

Empfehlungen aus dem „Tiergerechtheitsstandard“<br />

für Schadgaskonzentr<strong>at</strong>ion liegen bei<br />

Kohlendioxid unter 2000 ppm und Ammoniak<br />

unter 20 ppm. Wird in einem Abteil zu wenig<br />

geheizt und gelüftet, schadet man nicht nur<br />

den Tieren sondern auch auf lange Sicht gesehen<br />

seiner eigenen Gesundheit durch schlechte<br />

Luftqualität. Der Schaden durch Leistungseinbruch<br />

und Ausfall kranker Ferkel und Mastschweine<br />

durch zu geringe Luftr<strong>at</strong>en übersteigt<br />

die Kosten für Heizenergie bei Weitem.<br />

Eine zu hohe Minimalluftr<strong>at</strong>e durch schlechte<br />

Abstimmung von Heizung und Lüftung führt<br />

zu einem unnötig hohen Wärme- und Stromverbrauch.<br />

So ist zum Beispiel eine Vorwärmung<br />

der Zuluft am Zentralgang ohne den<br />

wirklichen Bedarf in den einzelnen Abteilen<br />

zu kennen reinste Energieverschwendung. Die<br />

Dämmung von Vor- und Rücklaufleitungen<br />

einer Heizung sollte daher selbstverständlich<br />

sein. Zu hohe Maximalluftr<strong>at</strong>en im Sommer<br />

verursachen auf Dauer ebenso unnötig hohe<br />

Stromkosten.<br />

Heizung und Lüftung<br />

richtig einstellen!<br />

Mitunter ist es nötig Heizungsenergie je nach<br />

Tiergewicht und U-Wert der raumumschließenden<br />

Bauteile ausreichend zur Verfügung zu stellen.<br />

Eine autom<strong>at</strong>ische Wärmezufuhr sollte erst<br />

dann einsetzen, wenn die Solltemper<strong>at</strong>ur auf<br />

Grund der eingestellten Minimalluftr<strong>at</strong>e unterschritten<br />

wird. Eine autom<strong>at</strong>ische Absenkung<br />

der Solltemper<strong>at</strong>uren angepasst an Alter und<br />

Gewicht der Tiere trägt zusätzlich zu einem verminderten<br />

Energieverbrauch bei. Wichtig ist<br />

eine Entlüftung von Heizkörpern bzw. Ferkelnestern<br />

für deren effizienten Betrieb. Eine regelmäßige<br />

Überprüfung von Heizung und Lüftung<br />

sichert auch einen kontinuierlichen Betrieb.<br />

21 Management<br />

Offensichtliche Mängel werden durch das Phänomen<br />

der Betriebsblindheit einfach nicht<br />

behoben. Als Landwirt und Unternehmer sollte<br />

man nicht müde werden sich ständig zu verbessern<br />

und dazuzulernen. So kann die Arbeit<br />

auch interessant bleiben, wenn man etwas ausprobiert<br />

und die Grenzen einer technischen<br />

Anlage kennenlernt.<br />

Abdeckungen sparen Energie!<br />

Transparente Abdeckungen, zum Beispiel aus<br />

Plexiglas, über Ferkelnester minimieren den<br />

Heizenergiebedarf erheblich, ohne aber den<br />

gewohnten Kontrollblick auf das Liegeverhalten<br />

der Tiere zu behindern. Unter den Abdekkungen<br />

entsteht ein für die Ferkel güns-tiges<br />

Mikroklima, wodurch es möglich ist für die<br />

Zuchtsauen niedrigere Stalltemper<strong>at</strong>uren zu<br />

fahren. Sinkt z.B. in der Ferkelaufzucht die<br />

Stalltemper<strong>at</strong>ur um 1 Kelvin, wird die Wärmebilanz<br />

um 7 bis 13 % verbessert. Sodass sich<br />

der Energieverbrauch erheblich verringert<br />

(siehe Abb. 7).<br />

Der Betrieb von Ferkelnestern mit Warmwasser<br />

ist im Gegens<strong>at</strong>z zu elektrisch betriebenen<br />

Ferkelnestern energieeffizienter, da Wärme<br />

aus Strom sehr teuer ist (siehe Abb. 8).<br />

Gleiches gilt für den Eins<strong>at</strong>z von Infrarotlampen.<br />

Großflächige Abdeckungen mit integrierten<br />

Heizflächen entlang von Wänden sparen<br />

bei der Ferkelaufzucht Heizenergie und sollten<br />

bei Bedarf an die Wand rückklappbar sein.<br />

Temper<strong>at</strong>urfühler kalibrieren!<br />

Ebenso müssen die Temper<strong>at</strong>urfühler im Tierbereich<br />

regelmäßig kalibriert werden, um eine<br />

bedarfsgerechte Lüftung und Heizung gewähr-<br />

Abb. 8: Warmwasserbetriebenes Ferkelnest. Foto: <strong>VÖS</strong><br />

leisten zu können. Auf keinen Fall sollten die<br />

Fühler im Zu- oder Abluftbereich oder an der<br />

Wand hängen, da die dort gemessene Temper<strong>at</strong>uren<br />

erheblich von der Temper<strong>at</strong>ur im Tierbereich<br />

abweichen kann. Ein ständiges Aufund<br />

Abschaukeln der Stalltemper<strong>at</strong>ur in kurzen<br />

Intervallen ist die Folge. So können zum<br />

Beispiel auch unsachgemäß eingestellte Thermost<strong>at</strong>e<br />

bei Heizkanonen in kleinen Ferkelaufzuchtabteilen<br />

ständig kurzzeitig wechselnde<br />

Temper<strong>at</strong>urunterschiede von bis zu 10<br />

Kelvin verursachen.<br />

Mag. Manfred Wurzer<br />

Stallklimaber<strong>at</strong>er LK NÖ (LFI NÖ)<br />

Abb. 7: Abdeckung in der Ferkelaufzucht<br />

spart Energie. Foto: Wurzer


Ing. Franz Strasser<br />

Ber<strong>at</strong>er LK-OÖ<br />

Alle jene, die kein vorgewärmtes Wasser zur<br />

Futteraufbereitung anboten beobachteten mit<br />

Sorge eine rückläufige Fresslust und leichtes<br />

„Usteln“ bei den jüngeren Mastschweinen.<br />

Andererseits konnten sich „Warmwasserfütterer“<br />

beruhigt zurücklehnen. Sie mussten nur<br />

dafür sorgen, dass der Warmwasserboiler genügend<br />

aufgeheizt wurde.<br />

Warmes Flüssigfutter<br />

spart Futtermengen<br />

„Eiskalte“ Futtersuppe reizt die Schleimhäute<br />

in Mund, Speiseröhre und Magen und ist somit<br />

ein beträchtlicher Stressfaktor. Noch dazu<br />

trachten <strong>Schweine</strong> gierig ihren Hunger zu stillen<br />

und fressen rasch den Futterbrei. Die<br />

Praxistipp:<br />

Vorwärmung von Futtersuppe<br />

Die frostigen Temper<strong>at</strong>uren der vergangenen Woche h<strong>at</strong>ten es so in sich: Die <strong>Schweine</strong>halter<br />

h<strong>at</strong>ten Mühe ihre Ställe bei ~ 20°C zu halten. Zugleich machte die Futterbereitung<br />

Probleme. So dauerte die Entnahme mit der Silofräse viel länger, da die<br />

CCM Silage gefroren war.<br />

Beeinträchtigung durch kaltes Futter ist umso<br />

dram<strong>at</strong>ischer, je jünger die <strong>Schweine</strong> sind. So<br />

h<strong>at</strong> sich eine Futtersuppevorwärmung in der<br />

Ferkelaufzucht vielfach durchgesetzt. Ebenso<br />

schätzen <strong>Schweine</strong>mäster das „warme Süppchen“<br />

beim Start ihrer Zukaufs-Ferkel. Dies ist<br />

auch verständlich denn wir Menschen freuen<br />

uns ja auch über eine warme Mahlzeit im Winter.<br />

Fachexperten aus der Tierernährung erklären<br />

uns immer wieder, dass <strong>Schweine</strong> Energie aufwenden<br />

müssen, um Flüssigfutter von 8°C auf<br />

eine Körpertemper<strong>at</strong>ur von 38°C zu bringen.<br />

Schem<strong>at</strong>isch gesehen werden bei einem Temper<strong>at</strong>urunterschied<br />

von 30°C 1,44 MJ ME/ Tag<br />

verbraucht um das Futter anzuwärmen. Das<br />

entspricht über die ganze Mastdauer gesehen<br />

13 kg Trockenfutter.<br />

Welche technischen<br />

Möglichkeiten gibt es?<br />

Im Rahmen des Arbeitskreises <strong>Schweine</strong>mast<br />

wurden diese Thema diskutiert und die Teilnehmer<br />

mit Hilfe eines Fragebogens darüber<br />

befragt.<br />

Die Ergebnisse kurz zusammengefasst:<br />

• 40% der befragten Betriebe wärmen im<br />

Winter das Futter vor.<br />

• Der Boiler wird zu<br />

61% mit Hackschnitzel<br />

22 % Stückgut<br />

7 % elektrisch beheizt<br />

Fütterung 22


• Folgende Futtersuppentemper<strong>at</strong>ur wurde<br />

erreicht:<br />

6 - 11°C: 7% der Betriebe<br />

11 – 14°C: 43% der Betriebe<br />

14 – 18°C: 36% der Betriebe<br />

> 18°C: 14% der Betriebe<br />

• Durchschnittliche Boilergröße:<br />

150 – 2000l; Ø 400l<br />

• Anteil des vorgewärmten Wassers:<br />

10 – 50%<br />

• Investitionskosten:<br />

€150,- – € 2000,- Ø € 660,-<br />

• Jährlich 88 Tag in Betrieb<br />

• 1 Betrieb erreicht mit Ganzkornmais,<br />

Spotmix und Wasservorlagerungsbehälter im<br />

temperierten Technikraum: 17°C<br />

• 2 Betriebe mit Molke im isolierten Tank +<br />

Ganzkornmais erreichen eine Suppentemper<strong>at</strong>ur<br />

von 16,5°C<br />

• 90% der Befragten empfehlen eine<br />

Vorwärmung ihren Berufskollegen weiter<br />

Als Vorteile werden angegeben:<br />

• Bessere Gesundheit und Fresslust<br />

• Vor allem beim Ferkeleinstallen im Winter<br />

• Weniger Husten und Magenprobleme<br />

• Bessere Futteraufnahme vor allem der<br />

kleineren Ferkel<br />

• Kostet nicht viel und es läuft einfach besser<br />

Welche Futtersuppentemper<strong>at</strong>ur<br />

kann empfohlen werden?<br />

Anerkannte Tierärzte im <strong>Schweine</strong>bereich wie<br />

z. B. Dr. Aschenbrenner, Dr. Untersperger, Dr.<br />

Vogelmayr und Herr Dr. Schedle (Institut für<br />

Tierernährung, BOKU Wien) empfehlen folgendes:<br />

• Optimale Temper<strong>at</strong>ur: 15°C<br />

• Über 18 – 20°C Suppentemper<strong>at</strong>ur werden<br />

verstärkt mikrobiologische Prozesse in Gang<br />

gebracht, die zu einer starken Vermehrung<br />

von Bakterien, Hefen und Schimmelpilzen<br />

führt.<br />

23 Fütterung<br />

Abb. 1: Ein Elektroboiler heizt im Bedarfsfall Wasser für die Flüssigfütterung vor.<br />

Foto: Strasser<br />

Abb. 2: Welche Temper<strong>at</strong>ur h<strong>at</strong>te ihre Futtersuppe in der ersten Feberwoche?<br />

Foto: Strasser<br />

Abb. 3: Futtertemper<strong>at</strong>urregelung (FTR) im Technikraum der Futterkammer.<br />

Foto: Strasser


Zusammenfassung und<br />

abgeleitete Empfehlungen<br />

Die Vorwärmung von Futtersuppe stabilisiert<br />

den Gesundheitsst<strong>at</strong>us im Maststall. Es ist<br />

eine einfache und preiswerte Maßnahme,<br />

gerade dann, wenn eine Hackschnitzelheizung<br />

zum Aufheizen des Boilers zur Verfügung<br />

steht. Molke, gelagert in einem isolier-<br />

ten Tank od. ein Wasservorbehälter im Stall<br />

bzw. Futterkammer können auch für eine<br />

temperierte Suppe sorgen. 15°C Suppentemper<strong>at</strong>ur<br />

kann empfohlen werden, bei andauernder<br />

Vorwärmung bez. Futtertemper<strong>at</strong>uren<br />

von über 18° C steigt das futterhygienisches<br />

Risiko und ist abzur<strong>at</strong>en.<br />

Grafik: Funktionsweise der Futtertemper<strong>at</strong>urregelung. D<strong>at</strong>en: Strasser<br />

Abb. 4: Mischer und Einlassventil werden vom FTR angesteuert. Foto: Strasser<br />

Technische Möglichkeiten<br />

in der Praxis<br />

Auf Betrieben, bei denen die Futterkammer<br />

in der Nähe der Heizungsanlage (optimaler<br />

Weise eine Hackschnitzlheitzung) pl<strong>at</strong>ziert<br />

ist, bietet sich eine Fernwärmeleitung od.<br />

eine direkte Warmwasserzuleitung an. Es<br />

muss nur bedacht werden, dass es bei einer<br />

direkten Warmwasserleitung eine gewisse<br />

Zeit dauert, bis warmes Wasser fließt.<br />

Ist die Futterkammer zu weit vom Heizraum<br />

entfernt, bleibt nicht anderes übrig,<br />

als den Warmwasserboiler extern zu heizen.<br />

Dies kann elektrisch od. mit einer Wärmepumpe<br />

erfolgen. Dazu werden Heizschlagen<br />

im Stall od. im Güllekanal montiert. Das<br />

leicht vorgewärmte Wasser heizt mit Hilfe<br />

einer Wärmepumpe den Boiler.<br />

Die Herausforderung:<br />

konstante Futtersuppe bei<br />

wechselnder CCM Temper<strong>at</strong>ur<br />

Da CCM od. GKS je nach Außentemper<strong>at</strong>ur<br />

im Winter unterschiedlich in die Futterkammer<br />

kommt, muss der zugesetzte<br />

Warmwasseranteil variieren. Dies kann der<br />

Mäster selber vornehmen, in dem er jeweils<br />

eine Komponente Warm- und Kaltwasser<br />

anbietet und die Anteile je nach Silagetemper<strong>at</strong>ur<br />

verändert.<br />

In Oberösterreich h<strong>at</strong> ein findiger Techniker<br />

eine autom<strong>at</strong>ische Futter – Temper<strong>at</strong>ur<br />

-Regelung (FTR) entwickelt, die wie folgt<br />

funktioniert:<br />

• Wenn das Signal „Wasser einlassen“ vom<br />

Fütterungscomputer kommt, wird der<br />

motorbetriebene Mischer von der Regelung<br />

so angesteuert, das die voreingegebene<br />

Mischwassertemper<strong>at</strong>ur erreicht<br />

wird.<br />

• Futterkomponenten (CCM, Getreide,<br />

Soja, Mineralstoffe…) werden eingelassen<br />

und aufgemischt<br />

• Wenn vom Fütterungscomputer das Signal<br />

„Füttern“ kommt, speichert die<br />

Regelung den Messwert der Futtertemper<strong>at</strong>ur<br />

• Aus der Differenz „Sollwert Futtertemper<strong>at</strong>ur“<br />

und „Istwert Futtertemper<strong>at</strong>ur“<br />

errechnet die Regelung das Mischwasser,<br />

das für die nächste Fütterung notwendig<br />

ist<br />

• Die Regelung ermittelt auch die Restwärme<br />

die im Boiler verblieben ist und heizt<br />

den Boiler dementsprechend für die<br />

nächste Fütterung auf.<br />

Nach Aussagen von Bauern funktioniert<br />

diese seit Jahren störungsfei und zur vollsten<br />

Zufriedenheit.<br />

Fütterung<br />

24


Biosecurity – Tiergesundheit<br />

durch Risikominimierung<br />

Der Begriff Biosecurity umfasst eine Reihe von präventiven Maßnahmen, die das Risiko der<br />

Übertragung einer Krankheit minimieren sollen. Die folgende Zusammenfassung kann<br />

lediglich einen Auszug wichtiger Maßnahmen ansprechen und hierfür Beispiele aufzeigen,<br />

unterstreicht aber die Wichtigkeit und Bedeutung der Biosecurity.<br />

Das Ziel ist hierbei nicht nur die Einschleppung<br />

eines Krankheitserregers in den Bestand zu vermeiden,<br />

sondern auch die Ausbreitung eines<br />

bereits im Betrieb vorhandenen Erregers innerhalb<br />

der eigenen Tierpopul<strong>at</strong>ion zu reduzieren. Über<br />

eine Analyse der Risikofaktoren kann man eine<br />

Reihe verschiedener Infektionsquellen, mit unterschiedlicher<br />

Bedeutung für die Verbreitung der<br />

Erreger, definieren. Das größte Risiko geht eindeutig<br />

von infizierten <strong>Schweine</strong>n aus, die selbst<br />

nicht zwingend Krankheitssymptome zeigen müssen.<br />

Als weitere wichtige Ansteckungsquelle gelten<br />

belebte und unbelebte Vektoren. Zu den<br />

belebten Vektoren zählen Personen, die sich im<br />

Betrieb bewegen, aber auch andere Tiere wie<br />

Vögel, Fliegen oder Schadnager sowie in manchen<br />

Fällen auch Hunde und K<strong>at</strong>zen. Unbelebte Vektoren<br />

stellen Gerätschaften dar, die mit potentiell<br />

kontaminierten, im Besonderen organischen<br />

M<strong>at</strong>erialien, behaftet sein können.<br />

Als Beispiel sind kotverschmutzte Treibbretter zu<br />

nennen. N<strong>at</strong>ürlich gibt es weitere Vektoren die bei<br />

einzelnen Krankheiten von großer Bedeutung<br />

sein können. Hierzu zählen unter anderem Aerosole,<br />

kontaminiertes Sperma oder auch Wildschweine.<br />

Lage des Betriebes<br />

Je näher ein <strong>Schweine</strong>bestand dem nächsten<br />

liegt, desto größer ist auch die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass eine Erkrankung des Nachbarbetriebes<br />

auf die eigenen Tiere übertragen wird. Neben<br />

anderen Vektoren (R<strong>at</strong>ten, Mäusen, persönliche<br />

Kontakte) sind hier besonders die Aerosole im<br />

Fokus. Viele Erreger können zumindest über eine<br />

kurze Wegstrecke mit der Luft übertragen werden.<br />

So h<strong>at</strong> man z.B. bei einer rückblickenden Analyse<br />

eines <strong>Schweine</strong>pestausbruchs in den Niederlanden<br />

(1997/ 1998) festgestellt, dass bei der Keulung<br />

betroffener Bestände der Erreger bis zu einer Entfernung<br />

von 250 m über die Luft auf andere Nachbarbetriebe<br />

übertragen wurde.<br />

Spektakuläre Zahlen finden sich insbesondere bei<br />

Erregern von Atemwegserkrankungen, die bei<br />

geeigneten Wetterverhältnissen über mehrere<br />

Kilometer infektionsfähig mit der Luft übertragen<br />

werden können. Das wurde bereits im Jahr 1985<br />

für Mycoplasma hyopneumoniae beschrieben.<br />

25 Tiergesundheit<br />

Auch für PRRSV können Wissenschaftler nachweisen,<br />

dass der Erreger mit dem Wind über knapp 10<br />

km infektionsfähig transportiert werden kann.<br />

Um sich vor infektiösen Aerosolen zu schützen<br />

wird in einzelnen schweinehaltenden Betrieben in<br />

den USA inzwischen sogar die Zuluft mit speziellen<br />

Filtern von Krankheitserregern befreit bevor<br />

sie in den Stall gelangt.<br />

Trennung Schwarz-<br />

& Weißbereich<br />

Eine solche Trennung sollte das gesamte Betriebsgelände<br />

einbeziehen und somit einen unkontrollierten<br />

Personen- und Fahrzeugverkehr verhin-<br />

dern. Gegebenenfalls kann hier eine Umzäunung<br />

des Betriebsgeländes diese Kontrolle erst möglich<br />

machen. Damit können auch einige spezifische<br />

Vektoren, wie Wildschweine, vom eigenen Bestand<br />

fern gehalten werden. Grundsätzlich gilt, dass die<br />

Anzahl der Personen und Fahrzeuge auf ein Minimum<br />

beschränkt sein sollten.<br />

Hier kann ein Besucherregister, in dem alle<br />

betriebsfremden Personen registriert werden, helfen<br />

die Übersicht zu bewahren. Kleine Maßnahmen,<br />

z.B. den Eingang in den Stall als solchen<br />

eindeutig zu kennzeichnen („<strong>Schweine</strong>bestand<br />

– für Unbefugte Betreten verboten“)<br />

oder den Eingang sogar verschlossen zu halten,<br />

helfen vor allem den Stallbereich zu<br />

Tabelle 1: Beschreibung der Ergebnisse einer Studie (Amass et al., 2002) zur mechanischen<br />

Übertragung von enterotoxischen Escherichia coli von infizierten auf empfängliche<br />

Ferkel über den Kontakt mit Personen.<br />

Tabelle 2: Beschreibung der Ergebnisse einer Studie (Otake et al., 2002) zur mechanischen<br />

Übertragung von PRRSV von infizierten auf empfängliche Ferkel über den Kontakt<br />

mit Personen.


schützen. Im Schwarzbereich eines Betriebes<br />

bewegen sich alle betriebsfremden Personen<br />

und der Fahrzeugverkehr (Tierverkehr vom<br />

und zum Hof, Futteranlieferung, Gülleabtransport,<br />

etc.) und im Weißbereich das Betriebspersonal<br />

und n<strong>at</strong>ürlich die betriebseigenen<br />

Tiere. Im Weißbereich (Produktionsbereich)<br />

gilt es die Verschleppung innerhalb des<br />

Betriebes einzuschränken. Eine genaue Planung<br />

der Betriebsabläufe, der Umtriebswege<br />

und der Luftführung sowie die Wahl gut zu<br />

reinigender Baum<strong>at</strong>erialien spielen hier eine<br />

zentrale Rolle.<br />

Transporthygiene<br />

Um bei der Anlieferung oder der Abholung<br />

von Tieren am Betrieb die Keimverschleppung<br />

zu kontrollieren sollte unbedingt eine Verladerampe<br />

vorhanden sein. Hier lässt sich eine<br />

klare Trennung in einen Schwarz- und Weißbereich<br />

fortführen und erlaubt die Reinigung<br />

und Desinfektion dieses gefährdeten Bereiches.<br />

Falls umsetzbar, wären getrennte Rampen<br />

für die Anlieferung und die Abholung von<br />

Tieren wünschenswert.<br />

Betriebshygiene<br />

Im Betriebsbereich kann man mehrere Punkte<br />

unterscheiden, die unter dem Aspekt der<br />

Betriebshygiene berücksichtigt werden. Hierunter<br />

fallen das Personal (Besucher), der Stall<br />

(evtl. Einstreu) selbst, aber auch die Tiere und<br />

das Futter bzw. Wasser.<br />

In Bezug auf Personen sollte zumindest auf<br />

betriebseigene Kleidung bestanden werden.<br />

Insbesondere die Oberbekleidung und die Stiefel<br />

sind zu wechseln.<br />

In der bereits erwähnten rückblickenden Analyse<br />

eines <strong>Schweine</strong>pestausbruchs in den<br />

Niederlanden (1997/1998) wurden Risikofaktoren<br />

für das Einschleppen der Erkrankung<br />

untersucht und festgestellt, dass hier zwei<br />

Dinge immer wieder ausschlaggebend waren:<br />

• Fremdpersonen ohne Umkleiden im Stall<br />

• TKV Fahrer mit eigenen Stiefeln<br />

Eine Umkleidemöglichkeit, am besten mit Einbahnsystem,<br />

sollte also an jedem Betrieb vorhanden<br />

sein. Hier empfiehlt es sich auch eine<br />

Waschmöglichkeit zur Verfügung zu stellen.<br />

N<strong>at</strong>ürlich gibt es zusätzliche Maßnahmen, die<br />

je nach Gesundheitsst<strong>at</strong>us der Herde, sinnvoll<br />

sein können. Hierzu zählen Hygieneschleusen<br />

mit Duschen oder auch die Anforderung an<br />

Fremdpersonen vor dem Besuch eine festgelegte<br />

„<strong>Schweine</strong>kontaktfreie“ Zeit einzuhalten.<br />

In Tabelle 1 und 2 sind die Ergebnisse von<br />

zwei Studien dargestellt, die die Übertragungsr<strong>at</strong>e<br />

nach spezifischen Maßnahmen der<br />

Personalhygiene untersucht haben. Je nach<br />

innerbetrieblicher Situ<strong>at</strong>ion können innerhalb<br />

des Tierbereiches ergänzende Schritte ergriffen<br />

werden. Desinfektionsbecken für Stiefel,<br />

die Möglichkeit der Reinigung von Stiefeln<br />

und Händen oder sogar das Wechseln von<br />

Oberbekleidung und Stiefeln zwischen den<br />

Produktionsbereichen seien hier exemplarisch<br />

genannt.<br />

Biosecurity Maßnahmen im Stallbereich sind<br />

gut bekannt und haben sich weitreichend<br />

durchgesetzt. Hierunter fällt allen voran das<br />

Rein-/Raussystem (All-in/All-out) mit einer<br />

regelmäßigen, gründlichen Reinigung und<br />

anschließender Desinfektion des Stallbereiches<br />

(Abb. 1).<br />

Alleine eine gründliche Reinigung kann die<br />

Erregermenge pro cm 2 um das 1.000fache<br />

reduzieren. Gerade bei mangelnder Reinigung<br />

– wodurch auch Desinfektionsmittel schlechter<br />

bis gar nicht mehr wirken können – steigt<br />

der allgemeine Erregerdruck stetig an und<br />

kann somit den Ausbruch einer Erkrankung<br />

bedingen. Bei zusätzlicher Desinfektion wird<br />

die Erregermenge erneut um das 1.000fache<br />

pro cm 2 reduziert. N<strong>at</strong>ürlich gibt es Bereiche<br />

im Stall die einer Reinigung und Desinfektion<br />

nur bedingt unterzogen werden können. Zum<br />

Beispiel die Unterseite der Bodenspalten, wo<br />

allerdings durch das Abfließen der Reinigungsflüssigkeit<br />

und später des Desinfektionsmittels<br />

auch ein gewisser Effekt erzielt<br />

werden kann. Des Weiteren sind hier auch Zuund<br />

Abluftkanäle zu nennen in denen sich<br />

mit der Zeit eine beachtliche Menge Staub<br />

ansammeln kann. Dieser Staub erhöht nicht<br />

nur den Strömungswiderstand, er kann auch<br />

Krankheitserreger wie z.B. Salmonella spp.,<br />

Clostridium perfringens, Rotaviren oder Streptococcus<br />

spp., enthalten. Des Weiteren sollte<br />

die Bekämpfung belebter Vektoren in die<br />

Stallhygiene einbezogen werden. Zwei Fliegen<br />

können im Mon<strong>at</strong> theoretisch über 1.000.000<br />

Nachkommen produzieren. Nicht nur das diese<br />

Fliegen rein mechanischen zur Irrit<strong>at</strong>ion<br />

der <strong>Schweine</strong> beitragen, sie können auch verschiedene<br />

Krankheiten, wie z.B. PIA, Salmonellose<br />

oder PRRS, übertragen. Auch Mäuse<br />

und R<strong>at</strong>ten gilt es zu bekämpfen.<br />

Oftmals wird die Anzahl der Tiere im Betrieb<br />

unterschätzt. Hier gilt:<br />

• ist Mäusekot sichtbar h<strong>at</strong> man bereits ca.<br />

100 Mäuse im Stall<br />

• ist auch nur eine Maus sichtbar befinden<br />

sich ca. 500 Mäuse im Stall<br />

Die Möglichkeit der Übertragung bestimmter<br />

Krankheiten durch diese Tiere steht außer<br />

Frage. Für <strong>Schweine</strong> ist dies wohl am besten<br />

für die Leptospirose bekannt. Aber auch z.B.<br />

Dysenterie und Salmonellose können durch<br />

Nager übertragen werden. Mit den Nagern sollten<br />

auch andere Tiere aus dem Stall verbannt<br />

werden. Hierzu zählen Vögel, K<strong>at</strong>zen und<br />

Hunde. So ist z.B. auch die Übertragung der<br />

Dysenterie durch Hundekot nachgewiesen.<br />

Die <strong>Schweine</strong>, als wichtigste Infektionsquelle,<br />

sollten, besonders bei Zuchtbetrieben, aus<br />

einer Herkunft mit bekanntem und passendem<br />

Gesundheitsst<strong>at</strong>us zugekauft werden.<br />

Zukaufmodalitäten, wie die Anzahl der Herkünfte<br />

oder die Frequenz des Zukaufs, gilt es<br />

hier zu berücksichtigen. Eine Quarantäne<br />

zugekaufter Tiere, in einem separ<strong>at</strong>en Stallgebäude,<br />

dient dem Schutz der eigenen Herde,<br />

kann aber auch genutzt werden die Neuankömmlinge,<br />

über Impfmaßnahmen und einzelne<br />

Kontakttiere, langsam an den Erregerst<strong>at</strong>us<br />

im Betrieb anzupassen. Kranke Tiere sollten<br />

von der Gruppe getrennt in einer Krankenbucht<br />

untergebracht werden und verendete<br />

Tiere sind umgehend aus dem Stallbereich zu<br />

entfernen. Bei einem Rein-/Raussystem im<br />

Stall, ist es oblig<strong>at</strong> die Altersklassen getrennt<br />

zu halten. Dadurch kann man Infektionsketten<br />

durchbrechen. Genau aus diesem Grund<br />

dürfen Kümmerer nicht zu den nächst Jüngeren<br />

zurückversetzt werden. Gezielte therapeutische<br />

und metaphylaktische Maßnahmen<br />

können ebenfalls dazu beitragen den Erregerdruck<br />

im Bestand zu kontrollieren. Diese, wie<br />

auch zootechnische Maßnahmen müssen<br />

unbedingt unter hygienischen Bedingungen<br />

durchgeführt werden, damit es nicht z.B.<br />

durch die Injektion selbst zu einer Krankheitsübertragung<br />

kommt.<br />

Nicht zuletzt sollten auch Hygienemaßnahmen<br />

im Bereich der Fütterung und Wasserversorgung<br />

berücksichtigt werden (Beitrag „Futter<br />

und Fütterung als Schadensursache im<br />

<strong>Schweine</strong>bestand“, Prof. J. Kamphues, <strong>VÖS</strong><br />

<strong>Magazin</strong>, <strong>Ausgabe</strong> 4/2011).<br />

Mit der Analyse der betriebseigenen Risikofaktoren<br />

lassen sich Maßnahmen ableiten, mit<br />

denen das Einschleppungs- und Ausbreitungsrisiko<br />

von Krankheitserregern im Betrieb<br />

minimiert werden kann. Nicht alle angesprochenen<br />

Punkte sind gleichermaßen in den<br />

Betrieben umsetzbar können aber im Einzelnen<br />

aufgegriffen und an den Betrieb angepasst<br />

umgesetzt werden.<br />

R. Langhoff, A. Ladinig, M. Ritzmann<br />

Veterinärmedizinische Universität Wien<br />

Tiergesundheit<br />

26


Öffentlichkeitsarbeit der<br />

Landwirtschaft wird immer wichtiger!<br />

Wie im Folgenden zu lesen ist, erläuterte Dr. Andreas Quiring von der Andreas Hermes Akademie (AHA) die Darstellung<br />

und Wahrnehmung der Landwirtschaft in der Öffentlichkeit an den Beispielen „Tierschutz“ und „Grüne<br />

Gentechnik“ in seinem Vortrag im Rahmen der Winterfachtagung <strong>2012</strong> „Ökosoziales Forum Österreich“ am<br />

16. Feber <strong>2012</strong> in St. Pölten.<br />

Die Darstellung und Wahrnehmung der Landwirtschaft<br />

in der Öffentlichkeit ist kein neues Thema.<br />

Aber gerade die zunehmend öffentlich<br />

geführte Diskussion über die Form der Tierhaltung<br />

setzt Landwirte und Branchenvertreter vor<br />

neue Herausforderungen.<br />

Blick von außen<br />

Wichtig erscheint vor allem st<strong>at</strong>t der üblichen<br />

Binnensicht die Außenwahrnehmung in den<br />

Mittelpunkt zu rücken. Als elementarer Wertmaßstab<br />

in der öffentlichen Diskussion dominiert<br />

der Zeitgeist des „Gutmenschen“. Nicht<br />

wirtschaftlicher Erfolg oder Macht sondern Wohlverhalten<br />

durch Eins<strong>at</strong>z für Unterdrückte, N<strong>at</strong>ur<br />

und Außenseiter erzeugen die höchste Reput<strong>at</strong>ion.<br />

Kritisch betrachtet wird häufig die „Macht<br />

der Medien“. Die eigentliche Macht der Medien<br />

ist aber die Macht der Bilder. Bilder können Emotionen<br />

vermitteln. Die Bedeutung von Emotionen<br />

und die Macht der Bilder werden deutlich in<br />

der öffentlichen Diskussion der Legehennen-<br />

Käfighaltung. Nackte, hübsche junge Menschen<br />

in einem Drahtkäfig und Hühner-Plüschanzüge<br />

erzeugen Emotionen, denen sich Unbedarfte<br />

nicht entziehen können. Hinzu kommen Bilder<br />

aus Stallungen, in denen immer leidende Hühner<br />

im Drahtkäfig in Verbindung gebracht werden.<br />

Sachargumente scheitern meistens an der Wirkung<br />

der Bilder. Und hier greift die in der<br />

öffentlichen Diskussion mittlerweile eingeprägte<br />

emotionale Betrachtung und Bewertung. Jenseits<br />

der Sachfragen (Berücksichtigung von Tierwohl,<br />

Produkthygiene und Resourceneffizienz)<br />

haben Käfig-Haltungsformen in der Öffentlichkeit<br />

jegliche Akzeptanz und Vertrauen verloren.<br />

Der Handel begann die Produkte auszulisten.<br />

Auch in der mittlerweile heftigen öffentlichen<br />

Diskussion um Mastgeflügel spielt die Macht der<br />

Bilder eine entscheidende Rolle. Geflügelfleisch<br />

erfreut sich beim Konsumenten steigender<br />

Beliebtheit. Fragen der Haltungsform spielen im<br />

Verkauf keine Rolle. Verarbeitungsunternehmen<br />

reagieren auf die wachsende Nachfrage mit<br />

Expansion.<br />

Immer mehr Landwirte steigen in die Erzeugung<br />

27 Wintertagung<br />

ein. Der Betriebszweig ist wettbewerbsfähig, die<br />

Produktionsform effizient und der Markt wachsend.<br />

Bei der Genehmigung und Errichtung neuer<br />

Stallanlagen kommt es immer häufiger zu<br />

erheblichem Widerstand vor Ort. Kritikpunkte<br />

sind vor allem die große Anzahl der gehaltenen<br />

Tiere und die Intensität der Mast (=Effizienz).<br />

Bilder aus Stallungen erzeugen bei Landwirten<br />

und unbedarften Dritten völlig unterschiedliche<br />

Reaktionen und Emotionen. Z.B. wirken eine<br />

große Anzahl von Tieren und geschlossene Stallungen<br />

für Dritte bedrohlich, für Landwirte sind<br />

dies Zeichen für Schutz und Effizienz.<br />

Einstellungen und Erwartungen von Landwirten<br />

und Gegnern prallen zuweilen heftig aufeinander.<br />

Vermeintlich neue Sachverhalte werden ans<br />

Tageslicht gefördert und Neg<strong>at</strong>ivauswirkungen<br />

immer unter dem Mechanismus ... „große Anzahl<br />

und intensiv = gefährlich“ betrachtet. Die Bilder<br />

haben sich festgesetzt.<br />

Erzeuger und Verarbeiter sind in Sorge, diesen<br />

<strong>at</strong>traktiven Markt analog der Legehennenhaltung<br />

zu verlieren.<br />

Orientierungslosigkeit<br />

Marktorientierung wird dabei häufig mit Weltmarktorientierung<br />

gleichgesetzt. St<strong>at</strong>t einem<br />

Dialog mit Verbrauchern geht es meist in der<br />

Öffentlichkeitsarbeit um Verbrauchererziehung.<br />

Als Argument gegen vorschnelle Verschärfungen<br />

der Haltungsbedingungen wird gerne argumentiert,<br />

dass der Markt sich nach jeder Krise wieder<br />

erhole, weil Konsumenten letztlich doch vor<br />

allem an billigen Lebensmitteln interessiert sind.<br />

Eine genauere Analyse des Einflusses von Nutzen<br />

und Risiken auf die Kaufentscheidung zeigt aber,<br />

dass Vertrauen und Akzeptanz entscheidend<br />

sind, um bei auftretenden Verunsicherungen die<br />

Nutzenbetrachtung zu erhalten. Erst in der Krise<br />

führt das fehlende Vertrauen zu einer deutlichen<br />

Übergewichtung der Risiken und damit zum<br />

Abs<strong>at</strong>zeinbruch. Der Rückblick auf die Skandale<br />

im Lebensmittelbereich zeigen, dass die Auswirkungen<br />

vom Vertrauen auf das Produkt oder den<br />

Hersteller abhängen.<br />

Der Aufbau von Vertrauen und Akzeptanz ist<br />

damit entscheidend für eine marktorientierte<br />

Ausrichtung der Tierproduktion. Dies erfordert<br />

eine aktive Öffentlichkeitsarbeit im Sinne eines<br />

Dialogs mit der Öffentlichkeit - nicht Werbung!<br />

Vertrauen entsteht vor allem durch Transparenz,<br />

Offenheit und Dialog - und der glaubwürdigste<br />

Vertreter der Branche ist der einzelne Bauer!<br />

Die Bedeutung der Macht der Bilder wird auch deutlich in der öffentlichen Diskussion<br />

der Legehennen-Käfighaltung.


Mehr als nur graue Theorie: Die An<strong>at</strong>omie<br />

der Geschlechtsorgane bei der Sau<br />

Die weiblichen Geschlechtsorgane lassen sich in die äußeren und inneren unterteilen. Zu den nach außen sichtbaren<br />

zählt die Scham mit der Scheide, zu den inneren Geschlechtsorganen der Scheidenvorhof, der Muttermund,<br />

die Gebärmutter mit den beiden Gebärmutterhörnern, dem Eileiter und den Eierstöcken.<br />

Die weiblichen<br />

Geschlechtsorgane<br />

Das besondere am Reproduktionstrakt der Sau<br />

sind die bis zu 2 m langen Gebärmutterhörner<br />

und der derbe Gebärmutterhals mit den Pölstern,<br />

diese haben die Funktion von Verschlusskissen.<br />

Durch das Mitwirken von sehr<br />

starken Muskeln in diesem Bereich werden die<br />

Früchte vor etwaigen aufsteigenden Infektionen<br />

sehr gut geschützt. In der Abbildung 1 ist<br />

die n<strong>at</strong>ürliche Lage der Geschlechtsorgane in<br />

der Sau dargestellt.<br />

Komplexes Zusammenspiel<br />

mit weiteren Organen<br />

Die Geschlechtsorgane bestimmen allerdings<br />

nicht alleine das Fortpflanzungsgeschehen.<br />

Vielmehr sind noch die Hirnanhangsdrüse und<br />

der Hypothalamus im Gehirn wesentlich an<br />

der Steuerung beteiligt. Der Hypothalamus ist<br />

eines der wichtigsten Steuerzentren im Gehirn<br />

und beeinflusst neben der Fortpflanzung noch<br />

zahlreiche andere zentrale Funktionen des<br />

Lebens. In der Abbildung 2 sind die zentralen<br />

Abläufe dargestellt, die die Aktivitäten am<br />

Eierstock steuern unter Berücksichtigung der<br />

Einflussfaktoren. Besonders Rückkoppelungseffekte<br />

von Hormonen spielen eine zentrale<br />

Rolle beim Ablauf der Funktionen.<br />

Entwicklung der Gebärmutter<br />

beim Ferkel bis zum Belegen<br />

Die Eizellen der weiblichen Tiere werden<br />

bereits in der Embryonalphase der zukünftigen<br />

Jungsauen angelegt und werden im Laufe<br />

des Lebens nicht nachgebildet.<br />

Besonders bei Nachzuchtferkeln ist darauf zu<br />

achten, dass sie ab dem ersten Lebenstag gut<br />

versorgt werden. Die Entwicklung der Gebär-<br />

mutter wird erst in den ersten 2 Lebensmon<strong>at</strong>en<br />

abgeschlossen. Besonders in dieser Zeit<br />

kann die Ausbildung der Schleimhaut und die<br />

Größe durch Mykotoxine neg<strong>at</strong>iv beeinflusst<br />

werden.<br />

Eintritt der Pubertät<br />

Jungsauen zeigen häufig schon vor der ersten<br />

vollwertigen Brunst vorzyklische Erscheinungen<br />

wie leichte Rötung und Schwellung der<br />

Scham, häufig nach stimulierenden Maßnahmen<br />

wie z.B. Transport, Stall- oder Futterwechsel.<br />

Diese wird häufig mit der Brunst verwechselt.<br />

Diese Vorzyklen sind sehr wichtig um die<br />

Gebärmutter auf eine folgende Trächtigkeit<br />

vorzubereiten. Die früheste Belegung sollte<br />

daher immer erst ab dem 240. Tag oder mit<br />

140 kg Lebendgewicht erfolgen. Wobei das<br />

Alter immer erreicht werden sollte. Optimale<br />

Besamung 28


Wurfgröße können zudem erst ab dem 2. oder<br />

3. Zyklus erreicht werden.<br />

Welcher K<strong>at</strong>heder ist optimal?<br />

Über die Wahl des K<strong>at</strong>heders wird viel diskutiert.<br />

Die Ausführung, bzw. die Form des<br />

K<strong>at</strong>heders ist über den Erfolg weniger entscheidend<br />

als viele andere Faktoren.<br />

Als optimal haben sich die Propfenschaumstoffk<strong>at</strong>heder<br />

in den letzten Jahren herausgestellt.<br />

Sie sind einfach zu handhaben und bergen<br />

nur ein sehr geringes Verletzungsrisiko<br />

für die Sauen.<br />

Spiralk<strong>at</strong>heder sind dem Penis des Ebers nachempfunden.<br />

Sie werden meist gerne bei Jungsauen<br />

verwendet. Der entscheidende Nachteil<br />

liegt allerdings an der meist sehr harten Spitze.<br />

Zudem ist die Öffnung, wo der Samen in<br />

die Sau abgegeben wird nicht genau in der<br />

Mitte und wird daher häufiger von den Gebärmutterhalskissen<br />

verschlossen.<br />

Grundsätzlich ist die K<strong>at</strong>hederwahl eine sehr<br />

betriebsindividuelle Sache, entscheidend ist<br />

sie nur einmal zu verwenden und beim<br />

Gebrauch auf die Hygiene zu achten.<br />

Besamung –<br />

der Weg des K<strong>at</strong>heders<br />

Der K<strong>at</strong>heder kommt beim Schwein zu Beginn<br />

des Gebärmutterhalses zu liegen.<br />

Wichtig ist es, den K<strong>at</strong>heder nach sorgfältiger<br />

trockener Reinigung der Scham und Durchstoßen<br />

der Plastikhülle möglichst sauber einzuführen.<br />

Die Richtung des K<strong>at</strong>heders soll zum<br />

Rücken der Sau zeigen, denn ansonsten<br />

besteht die Gefahr, dass man sich, insbesondere<br />

mit Spiralk<strong>at</strong>heder, in die Öffnung der<br />

Harnröhre verirrt. Dies ist sehr unangenehm<br />

Abb. 1: N<strong>at</strong>ürliche Lage der Geschlechtsorgane in der Sau (nach<br />

„P<strong>at</strong>hways of Pregnancy and Parturition, Senger 2003 modifiziert<br />

von Fasching)<br />

29 Besamung<br />

für die Sauen und auch deutlich durch ihre<br />

Abwehrbewegungen zu erkennen. Die Mündung<br />

der Harnröhre in den Scheidenvorhof ist<br />

auch jener Bereich, von wo aus Infektionen<br />

aus dem Harntrakt in den Reproduktionstrakt<br />

eingeschleppt werden können. Sauen mit<br />

Harnwegsinfektionen haben ein deutlich<br />

erhöhtes Risiko umzurauschen oder kleinere<br />

Würfe zu haben.<br />

Ist man an dieser Stelle vorbei so kommt man<br />

bei weiterem Vorschieben an den Muttermund,<br />

der sich bei guter Stimul<strong>at</strong>ion sofort reflektorisch<br />

um den Kopf des K<strong>at</strong>heders schließt. Der<br />

richtige Sitz kann dann ganz einfach durch<br />

leichten Zug nach hinten festgestellt werden.<br />

Besamung – Weg des Spermas<br />

Der Samen wird in aller Regel von gut stimulierten<br />

Sauen von alleine eingezogen. Pro<br />

Besamungsdosis sollten 80 ml verwendet werden.<br />

Die Gebärmutterhörner sind beim<br />

Schwein sehr lang und nur so kann gewährleistet<br />

werden, dass der Samen dorthin kommt,<br />

wo er hin soll. Dieses Volumen garantiert<br />

zudem hohe Trächtigkeitsr<strong>at</strong>en und dementsprechend<br />

hohe Ferkelzahlen. Wie in der<br />

Abbildung 4 dargestellt erfolgt die Verteilung<br />

des Samens gleichmäßig in beide Hörner der<br />

Gebärmutter.<br />

Im Eileiter findet dann die endgültige Reifungsphase<br />

der Samenzellen, die so genannte<br />

Kapazit<strong>at</strong>ion st<strong>at</strong>t. Erst ab diesem Moment ist<br />

das Sperma auch fähig eine Eizelle zu befruchten.<br />

Die Befruchtung findet dann auch in der<br />

Ampulla des Eileiters st<strong>at</strong>t. Der Samen ist<br />

allerdings begrenzt, was die Haltbarkeit in der<br />

Sau betrifft, so dass der Abstand zwischen den<br />

Besamungen nicht länger als 14 – 16 Stunden<br />

sein sollte.<br />

Befeuchten des K<strong>at</strong>heders kann helfen,<br />

das Einführen für die Sauen angenehmer<br />

zu gestalten.<br />

Abb. 2: Hormonelle Steuerung der Eierstöcke beim Schwein.<br />

Der abgebildete Zeitraum beträgt 21 Tage.


Samenrückfluss<br />

In demselben Moment wo der Samen in den<br />

Gebärmutterhals abgegeben wird, beginnt<br />

auch der Samenrückfluss. Bereits in der Cervix<br />

werden Spermien, die nicht beweglich oder<br />

andere Defekte haben aussortiert. Nur die<br />

„privilegierten“ d.h. für eine Befruchtung<br />

geeigneten Samenzellen erreichen den Gebärmutterkörper<br />

(siehe Abb. 5).<br />

Und dort geht die Selektion mit anderen<br />

Mechanismen, wie Fresszellen etc. weiter. Am<br />

Ort der Befruchtung in der Ampulla des Eileiters<br />

kommen nur mehr ein Bruchteil der<br />

ursprünglich ca. 2 Mrd. Spermien an, die in<br />

einer normalen Samenportion verwendet werden.<br />

Dies ist ein normaler physiologischer Prozess<br />

und kein Grund zur Beunruhigung.<br />

Fazit<br />

Die an<strong>at</strong>omischen Grundlagen beim Schwein<br />

weisen im Gegens<strong>at</strong>z zu anderen Spezies<br />

gewisse Eigenheiten auf, auf die vom Landwirt<br />

beim Besamen Bedacht genommen werden<br />

muss.<br />

Sauen mit Harnwegsinfektionen stellen ein<br />

Risiko für die Herdenfruchtbarkeit dar, ebenso<br />

ist vom „Sparen von Samenportionen“ durch<br />

Aufteilen der Dosis auf zwei Sauen auf Grund<br />

des zu geringen Volumens pro Sau dringend<br />

abzur<strong>at</strong>en.<br />

Bei Ebern ist besonders auf den Spermienreifezyklus<br />

bedacht zu nehmen. Selbst Wochen<br />

nach einer Erkrankung, der Eber selbst ist<br />

bereits wieder gesund, kann die Befruchtungsfähigkeit<br />

der Samenzellen noch stark<br />

beeinträchtig sein.<br />

Dr. Bettina Fasching<br />

<strong>Schweine</strong>besamung und<br />

<strong>Schweine</strong>Ber<strong>at</strong>ung Steiermark<br />

Abb. 3: Für bestmöglichen Besamungserfolg muss beim Besamen<br />

auf die an<strong>at</strong>omischen Eigenheiten der Sau bedacht genommen<br />

werden.<br />

Abb. 5: Rückfluss und Selektion von Samenzellen im Gebärmutterhals und in der<br />

Gebärmutter (nach „P<strong>at</strong>hways of Pregnancy and Parturition, Senger 2003 modifiziert<br />

von Fasching).<br />

Abb. 4: Künstliche Besamung beim Schwein und die Samenverteilung<br />

in der Gebärmutter (nach „P<strong>at</strong>hways of Pregnancy and<br />

Parturition, Senger 2003 modifiziert von Fasching)<br />

Besamung<br />

30


Ist gentechnikfreier Sojaschrot<br />

besser verwertbar?<br />

Mit Jänner <strong>2012</strong> müssen Masthühner GVO-freien Sojaschrot erhalten. Bereits 2011 wurden die Legehennen in<br />

Österreich umgestellt. Erste Bestrebungen gibt es auch in der <strong>Schweine</strong>mast.<br />

Weltweit steigen die Flächenanteile, auf denen<br />

Sojabohnen mit gentechnisch veränderten<br />

Sorten angebaut werden. Aktuell sind 71% der<br />

Sojabohnen weltweit gentechnisch verändert,<br />

Tendenz steigend. Der GVO-Anteil in den USA<br />

liegt bei 94% bei Sojabohnen, 88% bei Mais,<br />

90% bei Baumwolle und 95% bei Zuckerrübe<br />

(siehe Tabelle 1).<br />

Nur noch Brasilien verfügt über nennenswerte<br />

Flächen, auf denen gentechnikfreie Sojabohnen<br />

angebaut werden. Aber auch hier werden<br />

diese Flächen weniger. Neben dem Aufwand<br />

für die getrennte Ernte, Lagerung und Transport<br />

und Zertifizierung ist dies der Hauptgrund<br />

für den Aufpreis von etwa 40 € pro Tonne,<br />

den gentechnikfreier Sojaschrot h<strong>at</strong> (siehe<br />

Tabelle 2).<br />

Tierleistungen und Gesundheit<br />

Zahlreiche Versuche bei vielen Tierarten ergaben,<br />

dass GVO-freier Sojaschrot keine besseren<br />

Tierleistungen ergibt als gentechnisch veränderter.<br />

Dies ist dadurch erklärbar, dass die<br />

wertbestimmenden Anteile (Gehalte an Energie,<br />

Rohprotein, Aminosäuren, Rohfaser etc.)<br />

durch die Eingriffe bei den gentechnisch veränderten<br />

Sorten nicht verändert wurden. Im<br />

Gegenteil, GVO-freier Sojaschrot lag in Feldproben<br />

in Bayern 2010 beim Rohprotein sogar<br />

schlechter als gentechnisch veränderter Sojaschrot<br />

(siehe Tabelle 3).<br />

Die schlechteren Inhaltsstoffe spiegeln sich<br />

auch in der Verdaulichkeiten wider, die in Verdauungsversuchen<br />

errechnet wurden (siehe<br />

Tabelle 4).<br />

Der Eins<strong>at</strong>z von GVO-freiem Sojaschrot bringt<br />

daher aus Sicht der Fütterung keine Vorteile.<br />

Durch die Abschaffung des Normtyps bei Sojaschrot<br />

seit 2006 ist beim Sojaschrotkauf generell<br />

besonders auf die Kennzeichnung zu achten.<br />

Klimaschutz<br />

Wer aus Gründen des Klimaschutzes auf GVO-<br />

Sojaschrot verzichten will, muss generell auf<br />

Importsoja verzichten. Der Eins<strong>at</strong>z heimischer<br />

31<br />

Fütterung<br />

Eiweißträger (Sojabohne, Sojaschrot aus Güssing,<br />

Rapsextraktionsschrot, Rapskuchen,<br />

ActiProt, Ackerbohnen, Erbsen etc.) in den<br />

jeweils für eine sinnvolle R<strong>at</strong>ionsgestaltung<br />

möglichen Anteilen, ist hier der einzig richtige<br />

Weg. Der Eins<strong>at</strong>z heimischer Eiweißaltern<strong>at</strong>iven<br />

wird von der LK Fütterungsber<strong>at</strong>ung seit<br />

Jahrzehnten unterstützt.<br />

Dipl.-Ing. Franz Tiefenthaller<br />

Fütterungsreferent LK OÖ<br />

Tabelle 1: Anbauflächenen technisch veränderter<br />

Sojabohnen weltweit in mio ha.<br />

Quelle: USDA, 2010/11<br />

Tabelle 2: Preis für Sojaschrote - Großhandelspreis, netto/t, frei Wien; Quelle: Börse für<br />

landw. Produkte Wien, Notierung vom 11.1.<strong>2012</strong><br />

Tabelle 3: Inhaltsstoffe von Sojaschroten bei 88% TM Quelle: LfL Bayern, 2010<br />

Tabelle 4: Rohnährstoffverdaulichkeiten und Energiegehalte für Mastschweine.


Partnerschaft über Ländergrenzen<br />

Obwohl sich die Abs<strong>at</strong>zsitu<strong>at</strong>ion am Ferkelmarkt in der Zwischenzeit radikal zum Besseren gewandelt h<strong>at</strong>,<br />

erinnert sich jeder betroffene Ferkelerzeuger mit Grauen an die k<strong>at</strong>astrophale Lage im Sommer und Herbst 2011<br />

zurück. Das extrem hohe Ferkelangebot war einfach nicht mehr zeitgerecht zu vermarkten, hohe Futterkosten<br />

und zu niedrige Schlachtschweinepreise veranlassten manche Mäster entweder gar nicht oder zeitverzögert einzustallen.<br />

Die Folge war ein wochenlanger Rückstau, verbunden mit Vermarktungsgewichten jenseits von 35 kg,<br />

die Fl<strong>at</strong>decks pl<strong>at</strong>zten aus allen Nähten und der Preis fiel in Folge weit unter 2 €/kg.<br />

Diese damals aussichtslose Situ<strong>at</strong>ion führte<br />

dazu, dass alle europäischen Ferkelvermarkter<br />

die Zuschussgebiete in Südosteuropa „bearbeiteten“<br />

und sich mit Dumpingangeboten gegenseitig<br />

übertrafen. Daher war es für die österreichischen<br />

Vermarkter sehr schwierig bis unmöglich,<br />

ihre Überschüsse dort an den Mann zu<br />

bringen. Fast schon mehr aus Verzweiflung<br />

denn aus verkaufsstr<strong>at</strong>egischen Überlegungen<br />

kam uns von der EZG Gut Streitdorf die Idee, es<br />

doch im nahegelegenen Bayern zu versuchen.<br />

Immer bestens informiert durch die modernen<br />

Medien war uns sehr wohl bewusst, dass die<br />

kleinstrukturierte Ferkelerzeugung in Süddeutschland<br />

stark zurückgedrängt wird, weil<br />

immer mehr Mäster auf Großpartien aus Dänemark<br />

oder den neuen Bundesländern zurückgreifen.<br />

Wie alles begann ...<br />

Obwohl wir in NÖ im intern<strong>at</strong>ionalen Konzert<br />

ja auch nicht wirklich zu den großen Playern<br />

gehören, die 2000-er Mastställe unbegrenzt<br />

mit Ferkeln aus einer Einheit beliefern können,<br />

machten wir (GF Gerhard Grießler und<br />

Robert Krapf) uns Anfang Juli 2011 auf den<br />

Weg in den blau-weißen Freista<strong>at</strong>.<br />

Unsere Route führte uns nach Niederbayern<br />

ins Rottal, eine sehr fruchtbare Gegend mit<br />

maisdominierter Fruchtfolge gleich nach der<br />

Sta<strong>at</strong>sgrenze. Ausgest<strong>at</strong>tet mit Adressen von<br />

potentiellen Kunden sowie mit dem nötigen<br />

Optimismus besuchten wir an diesem Tag eine<br />

Reihe von bayrischen Mastbetrieben, wobei<br />

wir durchwegs freundlich empfangen wurden<br />

und rel<strong>at</strong>iv leicht ins Gespräch kamen.<br />

Erste Analysen<br />

Zusammenfassend kann man sagen, dass die<br />

Struktur und die damit verbundenen Entwicklungen<br />

vergleichbar mit denen in Österreich<br />

sind:<br />

Die Mastbetriebe wachsen vielfach den Ferkelerzeugern<br />

davon, der Trend geht eindeutig<br />

zum Direktbezug oder zum betriebsweisen<br />

Rein-Raus System.<br />

Kleinere Ferkelerzeuger verabschieden sich<br />

von der Produktion, es ist auch ein Trend zum<br />

kombinierten System feststellbar.<br />

Daher gestalteten sich unsere Verkaufsbemühungen<br />

wie nicht anders erwartet sehr<br />

schwierig.<br />

Obwohl die österreichische ÖHYB-Genetik<br />

groß teils bekannt ist und durchaus positiv<br />

Praxisbericht 32


ewertet wurde, war sehr oft bei der Frage<br />

„Wenn ich in drei Wochen 1000 Ferkel von<br />

Euch kaufen würde – von wie vielen Betrieben<br />

kommen diese dann?“ Endst<strong>at</strong>ion.<br />

„Schwein“ gehabt ...<br />

Dass unsere Bemühungen schließlich doch<br />

von Erfolg gekrönt waren, verdanken wir<br />

Herrn Gerauer aus Pocking und letztendlich<br />

dem Umstand, einfach zur richtigen Zeit am<br />

richtigen Ort gewesen zu sein.<br />

Johann Gerauer war schon seit längerem<br />

unzufrieden mit den Leistungen in seinem<br />

500-er Maststall. Egal ob er die Ferkel von der<br />

regionalen EZG oder von einem Händler bezog<br />

– weder die Tageszunahmen noch die Verlustr<strong>at</strong>e<br />

oder der allgemeine Gesundheitszustand<br />

waren wirklich optimal.<br />

Daher überlegte er schon seit Längerem beim<br />

Ferkelbezug eine Änderung vorzunehmen und<br />

da kam ihm unser Angebot gerade recht.<br />

Er beschickt seinen Maststall alle 6 Wochen<br />

mit ca. 150 Ferkel, fährt also rel<strong>at</strong>iv extensiv,<br />

weil er mit einer geringeren Belegdichte gute<br />

Erfahrungen gemacht h<strong>at</strong>. Absolut unverrückbare<br />

Bedingung seitens des bayrischen<br />

Mästers war, dass die 150 Ferkel von einem<br />

Betrieb stammen müssen.<br />

Nach einem längeren Gespräch, in dem wir<br />

unsere EZG sowie unsere Lieferkonditionen<br />

vorstellten, waren die wesentlichen Dinge<br />

abgeklärt. Die erste Ferkellieferung erfolgte<br />

am 17.8.2011, die Ferkel stammten vom Familie<br />

Hofbauer aus Grafenberg bei Eggenburg.<br />

Bei der ersten Lieferung dachten wir nicht<br />

wirklich an eine dauerhafte Lieferbeziehung<br />

zwischen den beiden Betrieben – der Waldviertler<br />

Ferkelerzeuger erfüllte einfach zu diesem<br />

Zeitpunkt die Bedingung „150 Ferkel von<br />

einem Betrieb“.<br />

33<br />

Praxisbericht<br />

Erste Bilanz<br />

„Ich bin froh, dass ich damals diese Entscheidung<br />

getroffen habe. Seitdem läuft mein Stall<br />

wieder rund und das Mästen macht wieder<br />

Spaß“ zieht Herr Gerauer ein halbes Jahr und<br />

700 vom Betrieb Hofbauer eingestellten Ferkeln<br />

später zufrieden Bilanz.<br />

„Bis jetzt h<strong>at</strong>te ich nur 2 Ausfälle zu beklagen,<br />

vorher waren es irgendwo um die 3%. Die<br />

Tageszunahmen konnte ich von 740 auf 800 g<br />

steigern“.<br />

Das System funktioniert<br />

Gerauer erreicht weiters beachtliche 61% MFA<br />

sowie eine Futterverwertung von 1:2,8. Die<br />

Mastschweine werden auf Vollspalten gehalten<br />

und am Quertrog 2 x/Tag flüssig gefüttert. In<br />

den 150-er Abteilen werden die neuen Ferkel<br />

in 15 Boxen zu je 9 Stück eingestallt und<br />

gleich zu Beginn entwurmt, eine Einstallprophylaxe<br />

erfolgt je nach Gesundheitszustand.<br />

Im Winter werden die Abteile vor dem Einstallen<br />

mit Heizkanonen vorgewärmt. Die Futterr<strong>at</strong>ion<br />

setzt sich aus CCM, Weizen, Soja und<br />

einer Mineralstoffmischung zusammen, vereinzelt<br />

kommen abhängig von der Preissitu<strong>at</strong>ion<br />

auch Rapsschrot und Erbsen zum Eins<strong>at</strong>z.<br />

Zur Stabilisierung des Futters setzt Gerauer<br />

auf Sorbinsäure (Kaliumsorb<strong>at</strong>), zu erwähnen<br />

wäre noch, dass die Fütterung 4-phasig<br />

erfolgt. Herr Gerauer bewirtschaftet momentan<br />

42 ha auf denen 60% Mais und der Rest<br />

Weizen und Gerste angebaut wird. „Nächstes<br />

Jahr steht durch Zupacht aus dem Verwandtenkreis<br />

eine Erweiterung auf 89 ha an. Dann<br />

überlege ich auch, den jetzigen Stall in Ortslage<br />

stillzulegen und außerhalb des Dorfes<br />

einen neuen Stall mit etwa 1000 Mastplätzen<br />

zu errichten“ schildert er seine unmittelbaren<br />

Zukunftspläne.<br />

Den niederösterreichischen Part in dieser<br />

grenzüberschreitenden Kooper<strong>at</strong>ion und<br />

damit die Ferkellieferung nach Pocking übernimmt<br />

Familie Hofbauer aus Grafenberg bei<br />

Eggenburg im Waldviertel.<br />

Im September 2009 war Baubeginn für den<br />

neuen Zuchtsauenstall, indem mit 140 Sauen<br />

und 20-er Gruppen im 3 Wochenrhythmus<br />

gearbeitet wird.<br />

„Vorher hielten wir in Grafenberg in Ortslage<br />

25 Sauen. Da der Stall damals den Anforderungen<br />

für eine vernünftige Ferkelproduktion<br />

nicht mehr entsprach, wir aber unbedingt in<br />

dieser Sparte bleiben wollten, entschieden wir<br />

uns für einen Neubau außerhalb von Grafenberg“<br />

erklärt Kurt Hofbauer. Abgewickelt wurde<br />

das Projekt über den Arbeitskreis Bauen<br />

der LWK NÖ.<br />

Im März 2010 ferkelten bereits die ersten Sauen<br />

im neuen Stall ab. Die Jungsauen der Rasse<br />

LxE kommen vom ÖHYB-Vermehrungsbetrieb<br />

Winter aus Pfaffstätten, die ersten 20-er<br />

Gruppen wurden hochtragend angeliefert.<br />

„Für uns kam von Anfang an nur heimische<br />

Genetik in Frage. Nachdem wir mit dem<br />

Betrieb Winter auch schon vorher zusammenarbeiteten,<br />

war es naheliegend, diese Kooper<strong>at</strong>ion<br />

auch auf den neuen Stall auszudehnen“<br />

schildert Fam. Hofbauer.<br />

Sehen lassen können sich die biologischen<br />

Leistungen:<br />

Für das Jahr 2011 weist die Arbeitskreisauswertung<br />

des Internetsauenplaners 13,17<br />

lebendgeborene Ferkel/Wurf bei 2,33 Würfen/Sau/Jahr<br />

aus, ein Wert der auch in den<br />

produktionsintensiven <strong>Schweine</strong>hochburgen<br />

Nordeuropas nur von Spitzenbetrieben<br />

erreicht wird.<br />

Ber<strong>at</strong>er Gföller, Herr Hofbauer, Chaffeur Robert. Foto: Gföller Österreichisches Typschwein - in Bayern gemästet. Foto: Krapf


Leistungsreserven sind noch vorhanden bei<br />

den Saugferkelverlusten und den Umrauschern,<br />

im vergangenen Jahr wurden 25,6 Ferkel<br />

pro Sau und Jahr abgesetzt.<br />

Nicht spurlos vorübergegangen am Waldviertler<br />

Ferkelerzeuger ist das Jahr 2011: Neben<br />

der Preis- und Abs<strong>at</strong>zmisere sorgte die von<br />

extremen Tierschützern entfachte Diskussion<br />

um den Ferkelschutzkorb für erhebliche Verunsicherung:<br />

„Wir sind sehr froh, dass wir<br />

durch die Ende 2011 erzielte Einigung zwischen<br />

Landwirtschafts- und Gesundheitsministerium<br />

für 20 Jahre Rechtssicherheit haben“.<br />

N<strong>at</strong>urgemäß nicht betroffen ist Fam. Hofbauer<br />

von der ab 1.1.2013 geltenden Gruppenhaltungsvorschrift.<br />

Diese Normen werden bereits<br />

erfüllt, die Sauen werden im Wartestall in<br />

Selbstfangkastenständen gehalten.<br />

Zukunftspläne<br />

Die unmittelbare Zukunft sieht Herr Hofbauer<br />

durchaus optimistisch:<br />

„Ich denke, wir haben fürs Erste das Gröbste<br />

hinter uns. Sinkende <strong>Schweine</strong>bestände in<br />

ganz Europa, die Gruppenhaltungsverordnung<br />

und damit verbundene Betriebsstillegungen<br />

sowie die steigende Weltbevölkerung sind<br />

Parameter, die mich eigentlich positiv stimmen.<br />

Auch mit der Kooper<strong>at</strong>ion mit meinem<br />

bayrischen Partner bin ich sehr zufrieden.<br />

Eine kleine Träne im Knopfloch erblicke ich<br />

lediglich darin, dass Herr Gerauer nicht alle<br />

3000 pro Jahr erzeugten Ferkel unseres<br />

Betriebes mästen kann“.<br />

Ein Manko, dass sich insofern bald erledigt<br />

haben könnte, wenn Gerauer seine Bauabsichten<br />

in die T<strong>at</strong> umsetzt.<br />

Bei dieser Gelegenheit möchten wir uns auch<br />

bei Gerhard Oppeneder und seinem Team für<br />

die reibungslose und zuverlässige Abwicklung<br />

der Ferkeltransporte bedanken.<br />

Er ist mit den veterinär- und steuerrechtlichen<br />

Bestimmungen unseres Nachbarlandes<br />

bestens vertraut und somit ein wichtiger<br />

Mosaikstein bei dieser funktionierenden<br />

Zusammenarbeit.<br />

Abschließend wünschen wir von der EZG Gut<br />

Streitdorf beiden Betrieben alles Gute für die<br />

Zukunft und sichern weiterhin bei allen ev.<br />

auftretenden Fragen und Problemen unsere<br />

volle Unterstützung zu!<br />

EZG Gut Streitdorf<br />

Grießler/Gföller/Krapf<br />

Klauengesundheit bei Zuchtsauen<br />

Lahme Sauen stehen in immer mehr Betrieben an erster Stelle der Abgangsursachen. Intern<strong>at</strong>ional angelegte<br />

Studien zeigen, dass Klauenschäden und Lahmheit in direktem Zusammenhang stehen - rund 85% aller lahmen<br />

Sauen weisen Klauenschäden auf.<br />

Eine genaue Tierkontrolle ist wichtig, um den<br />

Ursachen so schnell wie möglich auf den Grund<br />

zu gehen und rechtzeitig Maßnahmen zu setzen.<br />

Lahmheit kann vielfältige Ursachen haben. Im<br />

Wesentlichen ist zwischen infektiös und nicht<br />

infektiös bedingten Verletzungen zu unterscheiden.<br />

Oftmals sind diese jedoch nicht direkt auseinanderzuhalten<br />

und die Frage stellt sich: „Was<br />

war zuerst?“. Auch kommen einige Verletzungen<br />

erst nach Wochen zum Vorschein, was die Ursachenfindung<br />

nicht unbedingt einfacher macht.<br />

Fakt ist, dass in den letzten Jahren eine Zunahme<br />

an Klauenverletzungen und -anomalitäten<br />

zu beobachten ist und diese ist nicht zuletzt auf<br />

geänderte Rahmenbedingungen in der <strong>Schweine</strong>produktion<br />

zurückzuführen:<br />

• Produktivitätssteigerung:<br />

mehr Ferkel pro Sau und Jahr und somit<br />

auch steigender Nährstoffbedarf<br />

• geänderte Haltungsbedingungen<br />

aus tierschutzrechtlichen aber auch<br />

arbeitstechnischen Gründen<br />

- Gruppenhaltung im Tragendbereich<br />

- strohlose Haltungssysteme<br />

Gruppenzusammenstellung und Eingliederung<br />

von Sauen nach dem Absetzen heißt verstärktes<br />

Aggressionsverhalten (Rangordnungskämpfe),<br />

aber auch nicht optimale Fütterungssysteme<br />

und – techniken erhöhen das Aggressionsverhalten<br />

der Sauen und fördern somit das Verletzungsrisiko.<br />

Erfahrungen aus der Praxis bestätigen bereits<br />

eine höhere Klauenbeanspruchung bei Gruppenhaltung<br />

und strohlosen Haltungssystemen.<br />

Fütterungsmaßnahmen können schwerwiegende<br />

Haltungsmängel zwar nicht aufheben, jedoch in<br />

Phasen erhöhter Belastung unterstützend wirken.<br />

Durch eine gezielte Versorgung mit Spurenelementen<br />

kann zum Beispiel die Qualität des<br />

Klauenhorns positiv beeinflusst werden. Als kritisch<br />

ist vor allem das letzte Drittel der Trächtigkeit<br />

und die Lakt<strong>at</strong>ion anzusehen: Mehr als<br />

50% der Spurenelemente und auch Mineralstoffe<br />

werden in Föten angelegt oder gehen über die<br />

Milch „verloren“. Gerade Jungsauen mit hohen<br />

„Eins<strong>at</strong>zleistungen“ und begrenzter Futteraufnahme<br />

sind besonders anfällig. Kommen nun<br />

andere Faktoren hinzu, wie Gruppenhaltung,<br />

abgenutzte Spalten mit großen Schlitzbreiten,<br />

rutschiger, verdreckter Boden,… bietet qualit<strong>at</strong>iv<br />

schlechtes Horn wenig Schutz und das Verletzungsrisiko<br />

steigt.<br />

Die wirtschaftlichen Folgen von Fundamentund<br />

Klauenschäden dürfen nicht unterschätzt<br />

werden:<br />

• Erhöhte Remontierungsr<strong>at</strong>en<br />

• Totalausfall von hochtragenden Sauen<br />

• Erhöhte Saugferkelverluste à weniger abgesetzte<br />

Ferkel/Sau und Jahr<br />

• Und nicht zu vergessen, der erhöhte zeitliche<br />

und körperliche Aufwand durch die<br />

Zus<strong>at</strong>zbetreuung der verletzten Sauen.<br />

Im Rahmen des FitFeet-Projektes („Gesunde Beine“)<br />

h<strong>at</strong> BIOMIN den Einfluss einer gezielten<br />

Fütterungsmaßnahme auf die Klauengesundheit<br />

erhoben. Mit dem Ergebnis, dass in Abhängigkeit<br />

vom Betrieb, Klauenschäden um bis zu 55%<br />

gesenkt werden konnten und auch Verletzungen<br />

des Bewegungsappar<strong>at</strong>es und lahme Sauen deutlich<br />

verringert werden konnten.<br />

Wirtschaftliche Einbußen durch vorzeitige Sauenabgänge<br />

sind beträchtlich. Durch Fütterungsmaßnahmen<br />

ist es zwar nicht möglich Schäden<br />

des Horns auszuheilen, ABER es ist möglich die<br />

Hornneubildung mit einem gezielten Eins<strong>at</strong>z<br />

von organisch gebundenen Spurenelementen<br />

(Biomin® LocoMote) zu fördern und somit das<br />

Horn strapazierfähiger für äußere Beanspruchung<br />

zu machen.<br />

7-Punkte Plan für gesunde Klauen<br />

1. Optimierung der Stallbodenbeschaffenheit<br />

- keine scharfen Kanten, wenn nötig<br />

abschleifen der Betonkanten<br />

- Rutschsicherheit durch trockene, reine<br />

Liegeflächen<br />

2. Minimierung von Rangordnungskämpfen<br />

- Ausweichmöglichkeiten schaffen<br />

- Tier-Fresspl<strong>at</strong>zverhältnis<br />

3. Jungsaueneingliederung<br />

4. Reinigung und Desinfektion<br />

5. Krankenbuchten für verletzte Sauen<br />

6. Abgestimmte Fütterung - bei Bedarf<br />

Klauenkur mit Biomin® LocoMote<br />

7. Klauenpflege<br />

Praxisbericht 34


<strong>VÖS</strong> Obmann Walter Lederhilger konnte im Jänner seinen 50. Geburtstag feiern. Das <strong>VÖS</strong>-Team und zahlreiche Gäste gr<strong>at</strong>ulierten<br />

recht herzlich! Im Bild vlnr: Bauernbunddirektor Dr. Johannes Abentung, ObmStv. Josef Hieger, ObmStv. Alois Breisler, Obm. Walter<br />

Lederhilger, GF Georg Mayringer, Dr. Konrad Blaas (Lebensministerium), ObmStv. Rupert Hagler, DI Martin Gressl (AMA). Foto: <strong>VÖS</strong><br />

Zuchtschweine-Verkauf<br />

Oberösterreich<br />

<strong>Schweine</strong>zuchtverband OÖ<br />

Ab Hof: Tel.: 07242/27884-41<br />

oder: www.szv.<strong>at</strong><br />

35 Inform<strong>at</strong>ion<br />

Steiermark<br />

SZS.-<strong>Schweine</strong>Zucht Steiermark<br />

Geschäftsstelle in Gleisdorf -<br />

Tel.: 03112/5484 oder www.szs.or.<strong>at</strong><br />

Burgenland<br />

Bgld. <strong>Schweine</strong>zucht- u. Ferkelvermarktungs<br />

GmbH. Tel.: 02617/2217<br />

Niederösterreich<br />

VNS - Mon<strong>at</strong>licher Ab-Hof-Verkaufsk<strong>at</strong>alog<br />

kann angefordert werden unter<br />

02269/2218-18 oder unter www.vns.or.<strong>at</strong><br />

Kärnten<br />

Landesverband der Kärntner <strong>Schweine</strong>züchter<br />

- Tel.: 0463/5850-1502<br />

Verkäufe ab Hof unter 0463/5850-1504

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