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08 Mit Pudelmütze auf dem Kopf erstmals in die Großstadt VON JÜRGEN PETERS WANGEROOGE – Wir sitzen auf der Terrasse der „Wooge“ in der gerade noch auszuhaltenden Mittagssonne, Friedrich-Wilhelm Petrus und ich. Der Lange, wie er auf der Insel genannt wird, ist wie ich auf Wangerooge aufgewachsen, Friedrich-Wilhelm ist vom Jahrgang 1937 und damit vier Jahre älter als ich. Wir plaudern über unsere Werdegänge. Und was der Ältere dann von sich gibt, erstaunt mich teilweise dann doch. Dass er mit seiner Frau Annelore nach seiner Rückkehr zur Insel jahrelang im Inselwesten das Lokal „Harle Hörn“ betrieben hat, dass er gelernter Tierpfleger ist, dass er Gäste über die Insel und ins Wattenmeer führte, dass er Seehunde birgt und Vögel schützt – das alles wusste ich. Wenn auch nicht so ganz genau. Dass er aber auch ausgebildeter Falkner ist und bereits seit Anfang 1980 die Interessen der Wattenjagd- Aufsicht vertritt – nein, das hatte ich bislang nicht gewusst. Doch der Reihe nach. 1954 hatte Friedrich-Wilhelm Petrus die Insel verlassen. Ihn zog es nach Stuttgart. In der Wilhelmina, dem großen Zoo der württembergischen Metropole, sollte er zum Tierpfleger ausgebildet werden. „Mit Pudelmütze auf dem Kopf und einem Köfferchen in der Hand fuhr ich los. Ich hatte vorher noch nie eine so große Stadt gesehen, ich war noch nie Straßenbahn gefahren“, bekennt er freimütig. Nach Stuttgart in die Wilhelmina war er durch Gäste gekommen, erinnert sich Petrus. Kurz nach der Währungsreform mieteten Stuttgarter Gäste bei seinen Eltern ein Zimmer, um Urlaub an der Nordsee Urlaub zu machen. Bei dieser einmaligen Urlaubsbuchung blieb es nicht, die Stuttgarter kamen noch ein paar Mal. Hier muss auch irgend wann der Gedanke an die Tierpflegerausbildung entstanden sein. Jedenfalls wurde Friedrich-Wilhelm Petrus auch in seiner neuen süddeutschen Heimat von den Stuttgartern betreut. Heimweh, nein, Heimweh hatte er nicht. Fortsetzung auf Seite 9 Friedrich-Wilhelm Petrus wird auf Wangerooge nur „der Lange“ genannt. WZ-FOTO: KNOTHE Über 770 lebende Seehunde hat Friedrich-Wilhelm Petrus in Spezialkörben von der Insel nach Norddeich in die Seehundaufzuchtstation gebracht. WZ-FOTO: KNOTHE Sonnenbänkefür Seehunde, Schlemmerbuffet fürVögel, Badewannen für Babyschollen und einmalige Naturerlebnissefür Urlaubsgäste, im Weltnaturerbe Wattenmeer erbt jeder etwas Schönes. Kaum zu glauben? - Dann auf ins Nationalpark-Haus Wangerooge und selbstüberzeugen. Ausstellung ganzjährig - außermontags geöffnet. Tolle Angebote für Gruppen. Nationalpark Wattenmeer NIEDERSACHSEN Nationalpark-Haus „Wangerooge“ Friedrich-August-Straße 18,gleich hinter dem Rosengarten Telefon 04469/8397 E-Mail: nationalparkhaus.wangerooge@t-online.de Internet: www.nationalparkhaus-wangerooge.de Bücher –Bürobedarf –Zeitschriften Schreibwaren Zedeliusstraße 45 ·26486 Nordseeheilbad Wangerooge Telefon 04469/2 51
Erholung ist eine Insel Später kam das Heimweh Fortsetzung von Seite 8 Der Wangerooger Junge stürzte sich mit großem Eifer in das Abenteuer Tierpfleger. Er erzählt von seiner Abschluss-Prüfung. „Da standen die Prüfer, und einer meinte zu einem Kollegen und mir ,Nun fangt mal ein Krokodil ein`. Mal eben so. Meine Kollege nahm eine Art Lasso, warf es dem Reptil um die große Schnauze, ich warf mich auf den schlagenden Schwanz des Tieres, wir drehten es und hatten es innerhalb weniger Minuten eingefangen“, erzählt er in seiner abgeklärten Art. Die Prüfung bestanden beide übrigens mit einer zwei plus. Petrus blieb lange im Süden. Auch nach seiner Bundeswehr- Als junger Mann verließ Friedrich-Wilhelm Petrus die Insel, um Tierpfleger in der Wilhelmina in Stuttgart zu Mit seiner Frau Annelore betrieb Friedrich-Wilhelm Petrus jahrelang das Lokal „Harle Hörn“ im Westen der Insel. WZ-FOTO: KNOTHE zeit blieb er seinem Ausbildungsbetrieb treu. Er erlernte später noch das Falkner-Handwerk. Allerdings nicht in Stuttgart. Doch irgend wann muss er werden. Doch seit mehr als 30 Jahren kümmert er sich jetzt schon um die Tierwelt auf Wangerooge. WZ-FOTO: KNOTHE doch wieder Heimweh bekommen haben. Denn seit über 30 Jahren lebt er nun schon wieder auf seiner Insel. Und es muss wohl für die Natur- und Wattenschützer ein Glücksfall gewesen sein, dass ein Mann mit dieser beruflichen Vita den Weg zurück an die Nordsee gefunden hatte. Seit dem 2. Januar 1980 vertritt er in höherem Auftrag die Interessen der Wattenjagd-Aufsicht. Das heißt, gestrandete Seehunde – ob lebend oder tot – werden von Petrus übernommen. Ebenso Schweinswale oder verölte Vögel. Zwei Seehunds-Staupen hat er auf der Insel mit erlebt. Und – darauf ist er auch ein wenig stolz – über 770 lebende Seehunde hat er mit Helfern seitdem in Spezialkörben von der Insel nach Norddeich in die Seehundaufzucht-Station geschafft. Wie gut so eine Rettungsak- Klaus Rieger Maler- und Lackierermeister 09 tion organisiert ist, zeigt Friedrich-Wilhelm Petrus an einem Schweinswal auf. Im Osten der Insel wurde ein noch lebendes Tier gemeldet. Petrus setzte sofort eine „Überlebenskette“ in Bewegung. Mit einem Fahrzeug wurde das Tier zum Flugplatz transportiert, in Harle stand bereits ein weiteres Fahrzeug, das den Wal an die holländische Grenze brachte. „Und das alles in nur vierzig Minuten“, sagt Petrus. Dort hatten holländische Kollegen das Tier weiter nach Amsterdam gebracht.„ Das Tolle ist, der Wal hat überlebt und wurde später wieder ausgewildert“, so der Mann des Naturschutzes mit merklichem Stolz auf seine Arbeit.Übrigens, auch sein drei Jahre jüngerer Bruder Harald wurde später in Stuttgart Tierpfleger und lebt inzwischen als Ruheständler auch wieder auf Wangerooge. Raum- und Fassadengestaltung –Bodenbeläge Sigma Farbmischanlage Jalousien/Rollos Elisabeth-Anna-Straße 5 26486 Nordseeheilbad Wangerooge Telefon 04469/342 ·Fax 04469/8394 E-Mail: rieger.wangerooge@t-online.de
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