2.3 Die wichtigsten Begriffe der VO (EG) Nr. 561/2006
2.3 Die wichtigsten Begriffe der VO (EG) Nr. 561/2006
2.3 Die wichtigsten Begriffe der VO (EG) Nr. 561/2006
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24 Kapitel 1 · Sozialrechtliche Rahmenbedingungen und Vorschriften<br />
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■<br />
Es ist sicherzustellen, dass <strong>der</strong> Fahrtschreiber<br />
sowie alle lösbaren Verbindungen<br />
<strong>der</strong> Übertragungseinrichtungen<br />
plombiert sind.<br />
vor Antritt <strong>der</strong> Fahrt mit dem Namen <strong>der</strong><br />
Fahrer sowie dem Ausgangspunkt und<br />
Datum <strong>der</strong> ersten Fahrt zu bezeichnen.<br />
Ferner ist <strong>der</strong> Stand des Wegstreckenzählers<br />
am Beginn und am Ende <strong>der</strong><br />
Fahrt o<strong>der</strong> beim Einlegen und bei <strong>der</strong><br />
Entnahme des Schaublatts vom Kraftfahrzeughalter<br />
o<strong>der</strong> dessen Beauftragten<br />
einzutragen.<br />
An<strong>der</strong>e, durch Rechtsvorschriften we<strong>der</strong><br />
gefor<strong>der</strong>te noch erlaubte Vermerke auf<br />
<strong>der</strong> Vor<strong>der</strong>seite des Schaublattes sind<br />
unzulässig.<br />
Es dürfen nur Schaublätter mit Prüfzeichen<br />
verwendet werden, die für den<br />
verwendeten Fahrtschreibertyp zugeteilt<br />
sind.<br />
<strong>Die</strong> Schaublätter sind zuständigen Personen<br />
auf Verlangen je<strong>der</strong>zeit vorzulegen.<br />
Auf je<strong>der</strong> Fahrt muss mindestens ein<br />
Ersatzschaublatt mitgeführt werden.<br />
Der Kraftfahrzeughalter hat die verwendeten<br />
Schaublätter ein Jahr lang aufzubewahren.<br />
<strong>2.3</strong> <strong>Die</strong> <strong>wichtigsten</strong> <strong>Begriffe</strong><br />
<strong>der</strong> <strong>VO</strong> (<strong>EG</strong>) <strong>Nr</strong>. <strong>561</strong>/<strong>2006</strong><br />
Den eigentlichen Regelungen über Lenk-<br />
und Ruhezeiten vorangestellt, sind in <strong>der</strong><br />
<strong>VO</strong> (<strong>EG</strong>) <strong>Nr</strong>. <strong>561</strong>/<strong>2006</strong> eine Reihe wichtiger<br />
<strong>Begriffe</strong> gesetzlich defi niert. <strong>Die</strong> <strong>wichtigsten</strong><br />
sind:<br />
Beför<strong>der</strong>ung im Straßenverkehr<br />
Jede ganz o<strong>der</strong> teilweise auf einer öffentlichen<br />
Straße durchgeführte Fahrt mit<br />
einem zur Güter- o<strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung<br />
bestimmten leeren o<strong>der</strong> beladenen<br />
Fahrzeug<br />
Fahrer<br />
Jede Person, die das Fahrzeug, sei es auch<br />
nur kurze Zeit, selbst lenkt o<strong>der</strong> sich in dem<br />
Fahrzeug befi ndet, um es gegebenenfalls<br />
lenken zu können<br />
Tageslenkzeit<br />
Summierte Gesamtlenkzeit zwischen dem<br />
Ende einer täglichen (o<strong>der</strong> wöchentlichen)<br />
Ruhezeit und dem Beginn <strong>der</strong> sich<br />
anschließenden täglichen (o<strong>der</strong> wöchentlichen)<br />
Ruhezeit<br />
Um ein Fahrzeug im Sinne <strong>der</strong> Verordnung<br />
handelt es sich nur, wenn dieses<br />
zur Güter- o<strong>der</strong> Personenbeför<strong>der</strong>ung<br />
bestimmt ist. Selbstfahrende Arbeitsmaschinen<br />
(z. B. Kehrmaschinen) gemäß<br />
§ 2 <strong>Nr</strong>. 17 FZV unterliegen daher nicht<br />
den Sozialvorschriften im Straßenverkehr!<br />
Wochenlenkzeit<br />
Summierte Gesamtlenkzeit innerhalb einer<br />
Woche<br />
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<strong>EG</strong>-Sozialvorschriften 25<br />
Woche<br />
Zeitraum zwischen Montag 0.00 Uhr und<br />
Sonntag 24.00 Uhr<br />
An<strong>der</strong>e Arbeiten<br />
Sämtliche in den Bereich <strong>der</strong> Berufsausübung<br />
fallenden Tätigkeiten, die als<br />
Arbeitszeit anzusehen sind, bis auf das<br />
Lenken von Fahrzeugen, die den <strong>EG</strong>-<br />
Sozialvorschriften unterliegen. Das heißt,<br />
jegliche innerhalb o<strong>der</strong> außerhalb des Verkehrssektors<br />
erledigte Arbeit, unabhängig<br />
davon, ob für einen o<strong>der</strong> mehrere Arbeitgeber.<br />
Hierzu gehören: Be- und Entladen,<br />
Reinigung des Fahrzeugs, technische<br />
Wartung, Sicherheitskontrollen und das<br />
Ausfüllen von Beför<strong>der</strong>ungspapieren. Auch<br />
betriebliche Warte- und Bereitschaftszeiten<br />
fallen da runter, sofern ihre Dauer dem Fahrer<br />
nicht im Vorfeld bekannt ist.<br />
An<strong>der</strong>e Arbeiten müssen durch den Fahrer<br />
aufgezeichnet werden, wenn innerhalb desselben<br />
24-Stunden-Zeitraums ein den <strong>EG</strong>-<br />
Sozialvorschriften unterliegendes Fahrzeug<br />
gelenkt wird. Bei Verwendung eines Fahrzeugs<br />
mit analogem Kontrollgerät müssen<br />
diese Zeiten handschriftlich auf einem<br />
Bei <strong>der</strong> Fahrzeugreinigung handelt es sich um<br />
„an<strong>der</strong>e Arbeiten“ im Sinne <strong>der</strong> Verordnung (<strong>EG</strong>)<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>561</strong>/<strong>2006</strong> Bild VVR<br />
Schaublatt festgehalten werden. Verfügt<br />
das Fahrzeug über ein digitales Kontrollgerät,<br />
sind die entsprechenden Zeiten<br />
manuell in das Kontrollgerät einzugeben.<br />
Sofern an vollen Tagen (d. h. vollen 24-Stunden-Zeiträumen)<br />
„an<strong>der</strong>e Arbeiten“ geleistet<br />
werden, tritt an die Stelle <strong>der</strong> Nachtragungspfl<br />
icht eine Bescheinigung des<br />
Unternehmers.<br />
Beispiel: Verbringt ein Fahrer, <strong>der</strong> seine<br />
Arbeit um 8.00 Uhr aufnimmt, zunächst<br />
zwei Stunden mit Wartungsarbeiten und<br />
dem Ausfüllen von Beför<strong>der</strong>ungspapieren,<br />
bevor er die Fahrt beginnt, so hat er<br />
diese Zeiten vor Fahrtantritt nachzutragen.<br />
Führt ein Fahrer in einer bestimmten<br />
Woche am Montag und <strong>Die</strong>nstag<br />
Lagerarbeiten durch, ohne dass ein den<br />
<strong>EG</strong>-Sozialvorschriften unterliegendes<br />
Fahrzeug gelenkt wird, ist für diese Tage<br />
eine Bescheinigung des Unternehmers<br />
erfor<strong>der</strong>lich.<br />
Zu beachten ist ferner, dass unter bestimmten<br />
Voraussetzungen auch die Anfahrt mit<br />
dem Pkw zum Standort des Fahrzeugs als<br />
„an<strong>der</strong>e Arbeiten“ anzusehen und daher<br />
nachzutragen ist. <strong>Die</strong>s ist <strong>der</strong> Fall, wenn<br />
<strong>der</strong> Fahrer zu einem Fahrzeug fährt, das<br />
sich nicht am Ort <strong>der</strong> Betriebsstätte, <strong>der</strong><br />
<strong>der</strong> Fahrer normalerweise zugeordnet ist,<br />
befi ndet. In diesen Fällen gilt die Nachtragungspfl<br />
icht auch für die Rückfahrt.<br />
Fahrtunterbrechung<br />
Je<strong>der</strong> Zeitraum, <strong>der</strong> ausschließlich zur<br />
Erholung genutzt wird und in dem <strong>der</strong> Fahrer<br />
keine Lenktätigkeit und keine an<strong>der</strong>en<br />
Arbeiten ausführen darf.<br />
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26 Kapitel 1 · Sozialrechtliche Rahmenbedingungen und Vorschriften<br />
Als Fahrtunterbrechung gilt auch die im<br />
Rahmen des Mehrfahrerbetriebs im fahrenden<br />
Fahrzeug auf dem Beifahrersitz<br />
verbrachte Zeit.<br />
Ruhepause<br />
Je<strong>der</strong> ununterbrochene Zeitraum, in dem<br />
<strong>der</strong> Fahrer frei über seine Zeit verfügen<br />
kann<br />
Führt <strong>der</strong> Fahrer die Anfahrt zu einem<br />
den <strong>EG</strong>-Vorschriften unterliegenden<br />
Fahrzeug, das gelenkt werden soll, mit<br />
einem Fährschiff o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bahn durch,<br />
so gilt die Anfahrtszeit nur dann als<br />
Ruhepause o<strong>der</strong> Fahrtunterbrechung,<br />
wenn dem Fahrer eine Koje bzw. ein<br />
Platz in einem Liegewagen zur Verfügung<br />
steht.<br />
Tägliche Ruhezeit<br />
Zeitraum, in dem <strong>der</strong> Fahrer frei über seine<br />
Zeit verfügen kann. Dabei kann es sich<br />
um eine regelmäßige (11 Stunden) o<strong>der</strong><br />
reduzierte tägliche Ruhezeit (mindestens<br />
9 Stunden) handeln.<br />
Wöchentliche Ruhezeit<br />
Zeitraum, in dem <strong>der</strong> Fahrer frei über seine<br />
Zeit verfügen kann. Dabei kann es sich um<br />
eine regelmäßige (45 Stunden) o<strong>der</strong> eine<br />
reduzierte wöchentliche Ruhezeit (mindestens<br />
24 Stunden) handeln.<br />
Mehrfahrerbetrieb<br />
Mehrfahrerbetrieb ist gegeben, wenn während<br />
einer gesamten Tageslenkzeit min-<br />
Für den Mehrfahrerbetrieb gelten beson<strong>der</strong>e<br />
Vorschriften Bild Daimler AG<br />
destens 2 Fahrer auf dem Fahrzeug zum<br />
Lenken eingesetzt sind. Nur während <strong>der</strong><br />
ersten Stunde ist dabei die Anwesenheit<br />
eines an<strong>der</strong>en Fahrers nicht zwingend vorgeschrieben.<br />
Zulässige Höchstmasse (zHM)<br />
<strong>Die</strong> höchstzulässige Masse eines fahrbereiten<br />
Fahrzeugs einschließlich Nutzlast<br />
Verkehrsunternehmen<br />
Jede natürliche o<strong>der</strong> juristische Person und<br />
jede Gruppe o<strong>der</strong> Vereinigung von Personen<br />
ohne Rechtspersönlichkeit mit o<strong>der</strong><br />
ohne Erwerbszweck sowie jede eigene<br />
Rechtspersönlichkeit besitzende o<strong>der</strong> einer<br />
Behörde mit Rechtspersönlichkeit unterstehende<br />
offi zielle Stelle, die Beför<strong>der</strong>ungen<br />
im Straßenverkehr als gewerblichen<br />
Güterkraftverkehr o<strong>der</strong> im Werkverkehr<br />
vornimmt<br />
013-066_Kapitel_01.indd 26 26.08.2009 13:41:09 Uhr
<strong>EG</strong>-Sozialvorschriften 27<br />
2.4 Lenk- und Ruhezeiten sowie Fahrtunterbrechungen<br />
2.4.1 Lenkzeiten und Fahrtunterbrechungen<br />
<strong>Die</strong> tägliche und die wöchentliche Lenkzeit umfassen alle Lenkzeiten, unabhängig davon,<br />
ob diese im Gebiet <strong>der</strong> <strong>EG</strong>-Mitgliedstaaten o<strong>der</strong> im Hoheitsgebiet von Drittstaaten angefallen<br />
sind.<br />
<strong>Die</strong> Tageslenkzeit, also die Lenkzeit, die innerhalb eines 24-Stunden-Zeitraumes liegt,<br />
darf höchstens 9 Stunden betragen und kann zweimal pro Woche auf höchstens 10 Stunden<br />
verlängert werden. Zwischen zwei täglichen Ruhezeiten o<strong>der</strong> zwischen einer täglichen<br />
und einer wöchentlichen Ruhezeit dürfen also maximal 9 Stunden (zweimal pro Woche<br />
10 Stunden) gelenkt werden.<br />
Beispiel:<br />
Beispiel:<br />
Beispiel:<br />
4,5<br />
Stunden<br />
Lenkzeit<br />
längstens<br />
4,5 Std.<br />
Fahrtunterbrechung (rot)<br />
mind.<br />
45<br />
Min.<br />
Lenkzeit<br />
längstens<br />
4,5 Std.<br />
<strong>Die</strong> Tageslenkzeit (grün) beträgt längstens 9 Stunden<br />
45<br />
Min.<br />
4,5<br />
Stunden<br />
45<br />
Min.<br />
Zweimal in <strong>der</strong> Woche ist eine Verlängerung <strong>der</strong> Tageslenkzeit auf 10 Stunden erlaubt<br />
3<br />
Stunden<br />
15 Min. 30 Min.<br />
1,5<br />
Std.<br />
4,5<br />
Stunden<br />
Verlängerte Tageslenkzeit mit geteilten Fahrtunterbrechungen<br />
45<br />
Min.<br />
1<br />
Std.<br />
1<br />
Std.<br />
Bei <strong>der</strong> Tageslenkzeit ist auch Lenktätigkeit zu berücksichtigen, die auf Privatgelände<br />
durchgeführt wird. Lediglich wenn Fahrer stets Fahrzeuge außerhalb des öffentlichen<br />
Straßenraumes lenken, z. B. ausschließlich auf dem Werksgelände von Großunternehmen,<br />
fi nden die Sozialvorschriften im Straßenverkehr keine Anwendung.<br />
013-066_Kapitel_01.indd 27 26.08.2009 13:41:15 Uhr
28 Kapitel 1 · Sozialrechtliche Rahmenbedingungen und Vorschriften<br />
Eine Fahrtunterbrechung (Pause) muss jeweils nach spätestens 4 1 / 2 Stunden Lenkzeit<br />
eingelegt werden. Vorgeschrieben ist eine Dauer von mindestens 45 Minuten. Dabei<br />
ist eine Aufteilung <strong>der</strong> Fahrtunterbrechung in zwei Abschnitte von einmal mindestens<br />
15 Minuten, gefolgt von einmal mindestens 30 Minuten zulässig. <strong>Die</strong> Reihenfolge von<br />
zunächst 15 und dann 30 Minuten muss unbedingt eingehalten werden.<br />
Beispiel:<br />
Beispiel:<br />
1,5<br />
Stunden<br />
Lenkzeit<br />
längstens<br />
4,5 Std.<br />
Fahrtunterbrechung (rot)<br />
mind.<br />
45<br />
Min.<br />
15 Min. 30 Min.<br />
3<br />
Stunden<br />
<strong>Die</strong> Pausen dürfen in zwei Fahrtunterbrechungen eingeteilt werden<br />
<strong>Die</strong> Wochenlenkzeit (zwischen Montag 0.00 Uhr und Sonntag 24.00 Uhr) darf höchstens<br />
56 Stunden betragen. Im Zwei-Wochen-Zeitraum (Doppelwoche*), sind maximal 90 Stunden<br />
zulässig. Wenn ein Fahrer also, wie im folgenden Beispiel, in einer Woche 56 Stunden<br />
gelenkt hat, darf er in <strong>der</strong> Folgewoche nur noch 34 Stunden lenken.<br />
Beispiel:<br />
1.<br />
Woche<br />
9<br />
Std.<br />
2. Woche<br />
9<br />
Std.<br />
10<br />
Std.<br />
10<br />
Std.<br />
9<br />
Std.<br />
9<br />
Std.<br />
9<br />
Std.<br />
= 34 Stunden **<br />
6<br />
Std.<br />
10<br />
Std.<br />
<strong>Die</strong> Wochenlenkzeit beträgt maximal 56 Stunden ***<br />
= 56<br />
Stunden<br />
9<br />
Std.<br />
= Tageslenkzeit<br />
= Tagesruhezeit<br />
* Es werden immer 2 aufeinan<strong>der</strong>folgende Wochen betrachtet. <strong>Die</strong> erste mit <strong>der</strong> zweiten Woche,<br />
die zweite mit <strong>der</strong> dritten Woche usw.<br />
** Im Anschluss an die zweite Woche ist wie<strong>der</strong> eine Woche mit 56 Stunden möglich.<br />
*** Bei zweimal 10 Stunden plus viermal 9 Stunden pro Tag<br />
013-066_Kapitel_01.indd 28 26.08.2009 13:41:24 Uhr
<strong>EG</strong>-Sozialvorschriften 29<br />
2.4.2 Tägliche und wöchentliche Ruhezeiten<br />
■ Bestimmungen über die tägliche Ruhezeit<br />
Fahrer, die nicht im Mehrfahrerbetrieb arbeiten, müssen innerhalb eines 24-Stunden-<br />
Zeitraums grundsätzlich eine regelmäßige tägliche Ruhezeit von 11 Stunden einlegen.<br />
Sind die Voraussetzungen des Mehrfahrerbetriebs erfüllt, gilt diese Bestimmung für den<br />
30-Stunden-Zeitraum, d. h. beide Fahrer zusammen dürfen maximal 19 Stunden lenken,<br />
bevor sie eine regelmäßige täg liche Ruhezeit beginnen müssen.<br />
Beispiel:<br />
vorangegangene<br />
Tagesruhezeit<br />
Arbeitszeit nachfolgende Ruhezeit<br />
mind. 11 Stunden<br />
24 Stunden<br />
Erneute tägliche Ruhezeit innerhalb von 24 Stunden<br />
Höchstens dreimal zwischen zwei wöchentlichen Ruhezeiten kann die tägliche Ruhezeit<br />
auf 9 Stunden verringert werden (reduzierte tägliche Ruhezeit). Ein Ausgleich ist nicht<br />
erfor<strong>der</strong>lich. <strong>Die</strong>s gilt sowohl, wenn ein einzelner Fahrer eingesetzt wird, als auch im<br />
Mehrfahrerbetrieb.<br />
Eine Unterbrechung <strong>der</strong> täglichen Ruhezeit von 11 Stunden (regelmäßige tägliche<br />
Ruhezeit) und 9 Stunden (reduzierte tägliche Ruhezeit) ist grundsätzlich nicht zulässig.<br />
Sofern eine Unterbrechung <strong>der</strong> täglichen Ruhezeit beabsichtigt ist, muss eine Verlängerung<br />
auf 12 Stunden vorgenommen werden. Zudem ist eine Unterbrechung <strong>der</strong> täglichen<br />
Ruhezeit nur in <strong>der</strong> Form zulässig, dass vor <strong>der</strong> Unterbrechung drei Stunden Ruhezeit und<br />
nach <strong>der</strong> Unterbrechung weitere 9 Stunden Ruhezeit eingelegt werden.<br />
Von <strong>der</strong> vorgeschriebenen Form <strong>der</strong> Unterbrechung (3 Std. – Unterbrechung – 9 Std.)<br />
abweichende Aufteilungen <strong>der</strong> täglichen Ruhezeit (z. B. 6 Std. – Unterbrechung – 7 Std.)<br />
führen stets dazu, dass keine gültige Ruhezeit gegeben ist und somit eine Ordnungswidrigkeit<br />
vorliegen kann!<br />
Beispiel:<br />
Tageslenkzeit<br />
9 Stunden<br />
+ 45 Minuten Pause<br />
Tagesruhezeit<br />
11<br />
Stunden<br />
<strong>Die</strong> regelmäßige tägliche Ruhezeit (blau) beträgt mindestens 11 Stunden<br />
folgende<br />
Tageslenkzeit<br />
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30 Kapitel 1 · Sozialrechtliche Rahmenbedingungen und Vorschriften<br />
Zwei Unterbrechungen <strong>der</strong> täglichen Ruhezeit sind nur zulässig, wenn ein Fahrzeug mit<br />
<strong>der</strong> Fähre o<strong>der</strong> <strong>der</strong> Bahn beför<strong>der</strong>t wird und dem Fahrer dort eine Koje o<strong>der</strong> ein Liegeplatz<br />
zur Verfügung steht.<br />
Zudem muss es sich um eine regelmäßige tägliche Ruhezeit handeln, und beide Unterbrechungen<br />
zusammen dürfen nicht länger als eine Stunde dauern. <strong>Die</strong>se Unterbrechungen<br />
sollen dem Fahrer beispielsweise ermöglichen, das Fahrzeug an Bord <strong>der</strong> Fähre zu bringen<br />
bzw. wie<strong>der</strong> herunterzufahren.<br />
■<br />
Beispiel:<br />
1. Wochenruhezeit<br />
Zwischen 2 wöchentlichen Ruhezeiten sind höchstens 3 reduzierte tägliche Ruhezeiten erlaubt<br />
Beispiel*:<br />
4,5<br />
Std.<br />
Tageslenkzeit<br />
9<br />
Std.<br />
9<br />
Std.<br />
reduzierte Tagesruhezeit<br />
9<br />
Std.<br />
9<br />
Stunden<br />
Sofern das Fahrzeug über eine Schlafkabine verfügt, kann <strong>der</strong> Fahrer seine Ruhezeit<br />
im Fahrzeug verbringen. <strong>Die</strong>s gilt auch im Mehrfahrerbetrieb, wobei das Fahrzeug<br />
stehen muss.<br />
Bestimmungen über die wöchentliche Ruhezeit<br />
11<br />
Std.<br />
folgende<br />
Tageslenkzeit<br />
<strong>Die</strong> reduzierte tägliche Ruhezeit (blau) muss mindestens 9 Stunden betragen<br />
1<br />
Std.<br />
1. Tagesruhezeit<br />
mind. 3<br />
Std.<br />
4,5<br />
Std.<br />
2. Tagesruhezeit<br />
9<br />
Stunden<br />
11<br />
Std.<br />
2. Wochenruhezeit<br />
Innerhalb von 24 Stunden kann die tägliche Ruhezeit in 2 Teile aufgeteilt werden<br />
folgende<br />
Tageslenkzeit<br />
* Das Beispiel geht von einer Tageslenkzeit von 10 Stunden aus. Wegen <strong>der</strong> Aufteilung <strong>der</strong> Tagesruhezeit<br />
entfällt die sonst erfor<strong>der</strong>liche zweite Fahrtunterbrechung von 45 Minuten.<br />
Eine regelmäßige wöchentliche Ruhezeit (mind. 45 Stunden) o<strong>der</strong> eine reduzierte<br />
wöchentliche Ruhezeit (mind. 24 Stunden) muss spätestens nach sechs 24-Stunden-<br />
Zeiträumen, d. h. nach längstens 144 Stunden, eingelegt werden.<br />
013-066_Kapitel_01.indd 30 26.08.2009 13:41:36 Uhr
<strong>EG</strong>-Sozialvorschriften 31<br />
Dabei sind zwei reduzierte wöchentliche Ruhezeiten hintereinan<strong>der</strong> nicht zulässig. In <strong>der</strong><br />
Doppelwoche können vielmehr nur folgende Varianten gewählt werden:<br />
■ zwei regelmäßige wöchentliche Ruhezeiten von jeweils 45 Stunden o<strong>der</strong><br />
■ eine regelmäßige wöchentliche Ruhezeit von 45 Stunden und eine reduzierte wöchentliche<br />
Ruhezeit von mindestens 24 Stunden.<br />
Beispiel:<br />
1. Wochenruhezeit<br />
Dauer <strong>der</strong> Wochenruhezeit nach absolvierter Lenkwoche<br />
* Jede zweite Wochenruhezeit darf auf eine<br />
Mindestruhezeit von 24 Stunden verkürzt<br />
werden.<br />
Beispiel:<br />
1.<br />
Woche<br />
regelmäßige<br />
wöchentliche<br />
Ruhezeit<br />
mindestens<br />
45 Stunden<br />
mind. 45 Std.*<br />
2. Wochenruhezeit<br />
= Tageslenkzeit<br />
= Tagesruhezeit<br />
= Wochenruhezeit<br />
2.<br />
Woche<br />
Reduzierte Wochenruhezeit in zwei aufeinan<strong>der</strong>folgenden Wochen<br />
reduzierte<br />
wöchentliche<br />
Ruhezeit<br />
mind.<br />
24 Std.<br />
An<strong>der</strong>s als bei <strong>der</strong> reduzierten täglichen Ruhezeit ist für Reduzierungen <strong>der</strong> wöchentlichen<br />
Ruhezeit ein Ausgleich innerhalb von drei Wochen, nachdem die reduzierte wöchentliche<br />
Ruhezeit eingelegt wurde, erfor<strong>der</strong>lich. Dabei muss die Ausgleichszeit mit einer täglichen<br />
o<strong>der</strong> wöchentlichen Ruhezeit von mindestens 9 Stunden verbunden werden.<br />
reduzierte<br />
wöchentliche<br />
Ruhezeit<br />
24<br />
Std.<br />
1.<br />
Woche<br />
2.<br />
Woche<br />
Ausgleich bis zum Ende <strong>der</strong> dritten Woche<br />
Späteste Ausgleichsfrist für eine reduzierte Wochenruhezeit<br />
3.<br />
Woche<br />
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32 Kapitel 1 · Sozialrechtliche Rahmenbedingungen und Vorschriften<br />
2.5 Zuwi<strong>der</strong>handlungen<br />
und Haftung<br />
Zuwi<strong>der</strong>handlungen gegen die Sozialvorschriften<br />
im Straßenverkehr stellen grundsätzlich<br />
nicht nur Verstöße aufseiten des<br />
Fahrers dar. Regelmäßig sind zugleich Verstöße<br />
weiterer Betroffener gegeben.<br />
So sind neben dem Fahrer Verkehrsunternehmen,<br />
Verla<strong>der</strong>, Spediteure, Reiseveranstalter,<br />
Hauptauftragnehmer, Unterauftragnehmer<br />
und Fahrervermittlungsagenturen<br />
dafür verantwortlich, dass die vertraglich<br />
vereinbarten Beför<strong>der</strong>ungszeitpläne mit<br />
den gemäß <strong>der</strong> <strong>VO</strong> (<strong>EG</strong>) <strong>Nr</strong>. <strong>561</strong>/<strong>2006</strong> vorgeschriebenen<br />
Lenk- und Ruhezeiten vereinbar<br />
sind.<br />
Darüber hinaus sind bestimmte Akkordlöhne,<br />
Prämien und Zuschläge verboten.<br />
So darf keine Entlohnung des Fahrers nach<br />
<strong>der</strong> zurückgelegten Fahrtstrecke o<strong>der</strong> <strong>der</strong><br />
Menge <strong>der</strong> beför<strong>der</strong>ten Güter erfolgen,<br />
auch nicht in Form von Prämien o<strong>der</strong><br />
Zuschlägen für diese Fahrstrecken o<strong>der</strong><br />
Gütermengen. Ausgenommen sind nur<br />
Vergütungen, bei denen gewährleistet ist,<br />
dass sie die Sicherheit im Straßenverkehr<br />
nicht beeinträchtigen.<br />
Ferner sind Verkehrsunternehmen verpflichtet,<br />
die Arbeit <strong>der</strong> Fahrer so zu organi sieren,<br />
dass die Fahrer we<strong>der</strong> gegen die <strong>VO</strong> (<strong>EG</strong>)<br />
<strong>Nr</strong>. <strong>561</strong>/<strong>2006</strong> noch gegen die <strong>VO</strong> (EWG)<br />
<strong>Nr</strong>. 3821/85 verstoßen.<br />
Um dies zu gewährleisten, hat <strong>der</strong> Unternehmer<br />
die Fahrer regelmäßig entsprechend<br />
anzuweisen und zu überprüfen.<br />
Verkehrsunternehmen haften für Verstöße<br />
ihrer Fahrer auch dann, wenn <strong>der</strong> Verstoß<br />
im Hoheitsgebiet eines an<strong>der</strong>en EU-Staates<br />
o<strong>der</strong> eines Drittstaates begangen wird. D. h.<br />
im Rahmen einer Kontrolle im Ausland können<br />
auch Verstöße mitgeahndet werden,<br />
die in Deutschland begangen wurden.<br />
In Deutschland erfolgt die Ahndung von<br />
Zuwi<strong>der</strong>handlungen gegen die Sozialvorschriften<br />
im Straßenverkehr gemäß einem<br />
bundeseinheitlichen Buß- und Verwarnungsgeldkatalog,<br />
<strong>der</strong> auf <strong>der</strong> Homepage<br />
des Bundesamtes für Güterverkehr unter<br />
www.bag.bund.de in <strong>der</strong> Rubrik „Bestellungen<br />
und Downloads“ heruntergeladen<br />
werden kann.<br />
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