GEMEINDEBRIEF - der evangelischen Kirchengemeinde Gevelsberg

alles aushalten zu müssen. Es ist erlaubt,
ein Gespräch irgendwann mit einer
Einladung zu einem Glaubenskurs
oder Bibelabend, an dem gern weiter
diskutiert werden darf, zu beenden. Und
es ist auch erlaubt, nicht auf jede Frage
eine Antwort zu haben. Warum lässt
Gott zu, dass Menschen Krebs bekommen,
warum verhindert er nicht, dass jeden
Tag auf der Welt Kinder verhungern?
Solche Fragen sind Ausdruck einer
riesengroßen Verzweiflung und eine
schnelle Antwort, egal welcher Art, würde
hier sowieso keine Lösung bringen.
Vielmehr kann man versuchen, herauszufinden,
was diesen Menschen denn
nun bewegt hat, ein seelsorgerisches
Gespräch zu suchen. Wovon genau hat
er sich angesprochen gefühlt? Wenn
man das herausgefunden hat, ist es
leichter, ein Hilfsangebot zu machen.
Seelsorger sind keine Zauberer. Sie
können Probleme nicht einfach wegmachen.
Sie können Wege weisen und Angebote
machen. Seelsorge hat Grenzen.
Wir lernen, wenn ich mit einem Men-
Gesamtgemeinde
ProChrist 09
schen absolut nicht weiter komme, dann
ist das nicht der Untergang. Ich darf ihn
auch an einen Kollegen weitereichen,
ohne mich schlecht fühlen zu müssen.
Mit Gottes Hilfe
Am Ende des Nachmittags ist klar: Guter
Wille allein reicht nicht, um für seelsorgerische
Gespräche gewappnet zu sein.
Aber wie bei körperlicher Erster Hilfe gilt:
Man kann weniger falsch machen, als
man denkt. Es ist keine Geheimwissenschaft,
die man sich nicht aneignen
könnte und ein bisschen spannend wird
Seelsorge sowieso immer bleiben. Dort,
wo zwei Menschen in einer intensiven
Situation aufeinander treffen, kann man
nie genau vorhersehen, was passieren
wird. Und im Zweifelsfall ist da ja auch
immer noch Gott, der ein hütendes Auge
auf uns hat.
Julia Fiedler
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