PDF-Format - Residenzen-Kommission - GWDG
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eligiösen Zwecken) wurden zunächst die Gründe für eine Reise, Ausfahrt etc. thematisiert.<br />
Vielfach ist jedoch kein Reisezweck in den Aufzeichnungen Preysings angegeben. Das<br />
Reisespektrum umfaßte vorrangig: Jagdausflüge, Wallfahrten, Hochzeiten, Familienbesuche,<br />
politische und militärische Gründe, Fahrten auf eigene Besitzungen sowie Fahrten zu Kurzwecken.<br />
Max IV. Emanuel reiste v.a. als Teil des Hofstaates des Kurfürsten, allerdings<br />
bleiben Art und Umfang des Reisegefolges häufig unklar, da Preysing dazu keine näheren<br />
Angaben machte. Die auf seinen Reisen als notierenswert erachteten Unternehmungen sind<br />
v.a. die Besichtigung von Schlössern, Bauten, Gärten, Kunstschätzen, Kirchen/Kathedralen<br />
und Begräbnisorten. Ebenso zeigt sich darin sein Interesse für technische Neuerungen, für<br />
Geschütze und Befestigungs-, Hafen- und Schleusenanlagen. Als Ergebnis seiner bisherigen<br />
Untersuchung hielt Stefan Pongratz den engen Zusammenhang von Alltag und Mobilität am<br />
Münchener Hof fest, der nicht zuletzt auch den Jahresablauf bei Hof formte. Betrachte man<br />
darüber hinaus den zeichenhaften Charakter der Ausfahrten, in und um München, zeige sich<br />
in der Mobilität auch das große Repräsentationsbedürfnis des Hofes.<br />
Die Diskussion kreiste u.a. um die Frage, für wen Preysing geschrieben hätte und inwieweit<br />
diese Art des Tagebuchschreibens auf die jesuitische Erziehung des Grafen zurückzuführen<br />
sei. Stefan Pongratz betonte, daß sich Preysing in eine bestimmte innerhalb der Familie<br />
verbreitete Tradition eingeschrieben hätte, daß es jedoch in München zu jener Zeit noch<br />
keine Hofkalender gegeben habe.<br />
Maria HILDEBRANDT (München) präsentierte in ihrem Vortrag zum Thema „Hofzahlamtsrechnungen,<br />
eine bisher wenig ergründete Quellengattung zur Erforschung des Münchner<br />
Hofes“ die im bayerischen Hauptstaatsarchiv befindlichen Jahresrechnungsbücher des Münchner<br />
Hofes mit den dazugehörigen Belegen. Die Jahresrechnungsbücher sind für den Zeitraum<br />
von 1551 bis 1803 erhalten und verzeichnen zunächst die Einnahmen und Ausgaben, ab<br />
1763 allerdings nur noch die Ausgaben der Hauptkasse. Zudem wurden seit 1671 in den<br />
Rechnungsbüchern Nummern eingetragen, welche direkt auf die zugehörigen Belege verweisen.<br />
An einem ausgewählten Rechnungsbuch des Jahres 1680 erläuterte Maria Hildebrandt<br />
exemplarisch Aufbau und Systematik und verwies auf die über viele Jahre gleichbleibende<br />
Reihenfolge der Rubriken sowie auf die Vielfalt und Reichhaltigkeit der Kammerausgaben<br />
der bayerischen Kurfürsten. Gerade in dieser Vielfalt lägen gleichermaßen Chancen und<br />
Schwierigkeiten im Umgang mit dieser Quellenart, akzentuierte die Referentin. Ein für die<br />
Belege der Hofzahlamtsrechnungen verfügbares Repertorium erleichtere jedoch die Quellenarbeit,<br />
so Hildebrandt, die nachdrücklich zur Entdeckung der noch in den Jahresrechnungsbüchern<br />
befindlichen Belege aufforderte.<br />
Corina BASTIAN (Bern) lenkte den Blick mit einem Beitrag über „Die Princesse des Ursins<br />
zwischen Versailles und Madrid – Kammerdame und Botschafterin (1700-1715)“ erneut auf<br />
Frauen am Hof. Dabei zeigte Bastian, wie es der Princesse als Kammerdame am Hof<br />
Philipps V. und zugleich inoffizieller Botschafterin Ludwigs XIV. gelang, dessen Einflußbereich<br />
in Madrid zu sichern und auszubauen. Das bewußte Spiel mit diesen beiden Rollen<br />
bzw. Identitäten der Princesse ermöglichte es, ihren diplomatischen Handlungsspielraum<br />
flexibler zu gestalten als es offiziellen männlichen Botschaftern möglich war. Dies konkretisierte<br />
Bastian am Status der Princesse als „Grande de España“, ihrer Lebenserfahrung, der<br />
Einbindung in Netzwerke am spanischen, aber auch am französischen Hof, ihrer Nähe zum<br />
Herrscherpaar sowie an der Informalität ihrer diplomatischen Mission. Bastian betonte wiederholt,<br />
daß die Geschlechterzugehörigkeit der Princesse mit Blick auf die Form und Grenzen<br />
ihres Einflusses nur eine untergeordnete Bedeutung zukam. Damit sieht sie die jüngsten Ergebnisse<br />
der Geschlechtergeschichte bestätigt, wonach das Geschlecht in der Frühen Neuzeit<br />
nicht die gleiche gesellschaftsstrukturierende Wirkung erreichte wie im 19. Jahrhundert. In<br />
Anlehnung an Michaela Hohkamps „Kaleidoskop-Konzept“ zur Beschreibung und Analyse<br />
historischer Situationen faßte Bastian deshalb zusammen, daß die Princesse „nicht obwohl<br />
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