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PDF-Format - Residenzen-Kommission - GWDG

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Veranstaltung auch hinsichtlich der notwendigen Relativierung der traditionellen<br />

Epochengrenze zwischen Mittel-alter und Neuzeit.<br />

4. Welche Rolle spielen mediale Entwicklungen für die fürstliche Selbst- und Fremddarstellung?<br />

Zeitgenössische wie moderne ‚Fürstenbilder‘ hängen unmittelbar von der um die<br />

Mitte des 15. Jahrhunderts langsam einsetzenden und bis weit ins 16. Jahrhundert reichenden<br />

‚Medienrevolution‘ ab, auch wenn diese sich zweifellos nicht auf alle Bereiche gleichermaßen<br />

ausgewirkt hat (vgl. oben zu Harm von Seggern). Viele Vorträge haben aber auch<br />

gezeigt, daß der mit diesem Schlagwort angedeutete Vorgang sowieso nicht auf Buchdruck<br />

und Druckgraphik reduziert werden kann. Vielmehr wurden ‚alte‘ Medien herrscherlicher<br />

und fürstlicher Repräsentation (etwa Historiographie, Wappen, Münzen) nicht nur weiter<br />

genutzt, sondern mit neuen Funktionen und Bedeutungen aufgeladen (vgl. oben beispielsweise<br />

zu Birgit Studt, Ralf-Gunnar Werlich und Sina Westphal). Neben der Umformung der<br />

Diskurse um das Idealbild des Fürsten durch den Humanismus (vgl. oben zu Oliver Auge)<br />

sind auch diskursive Kontinuitäten – vielleicht eher als immer neue ‚Renaissancen‘? – in der<br />

ritterlichen Prägung höfischer Kultur festzustellen (vgl. oben zu Heinz Krieg). Bedenkenswert<br />

ist außerdem, daß sich die ‚neuen‘ Medien zuweilen einer allzu modernen Betrachtungsweise<br />

entziehen könnten (vgl. oben zu Matthias Müller). Insgesamt zeichnete die Tagung ein<br />

differenziertes Bild der medialen Formung fürstlicher Existenz, die sich stets aus der Verbindung<br />

mit Adressaten und Rezipienten und damit aus dem Kontext unterschiedlich strukturierter<br />

‚Öffentlichkeiten‘ ergab (vgl. oben zu Harriet Rudolph).<br />

All dies sind Fragen, die im Rahmen der seit längerem ‚wiederentdeckten‘ politischen<br />

Geschichte behandelt werden und weitere Aufmerksamkeit verdienen. Die Salzauer Tagung<br />

hat dazu wichtige Bausteine geliefert. So steht zu hoffen, daß die Publikation des angekündigten<br />

Tagungsbandes nicht lange auf sich warten läßt.<br />

52<br />

Sven Rabeler, Kiel ∗<br />

Zwischen Zeremoniell und Zerstreuung – Adel am Münchener Hof<br />

München, 11. April 2008<br />

Fürstenhöfe und ihre adeligen Vertreter rücken inzwischen wieder vermehrt ins Zentrum des<br />

historischen und kunsthistorischen Interesses. Verschiedene Gruppen oder Einzelakteure an<br />

Fürstenhöfen werden ebenso in den Blick genommen wie Aspekte der Adelskultur. Ausgangspunkt<br />

des Kolloquiums war die Grundannahme, daß am Hof soziales Handeln und<br />

Kommunikation in einem starken Wechselverhältnis zueinander stehen. Der interdisziplinäre<br />

Blick war vornehmlich auf den Münchner Hof im 17. und 18. Jahrhundert gerichtet. Vorträge<br />

zu anderen Höfen ermöglichten vergleichende Perspektiven.<br />

Nach einer Begrüßung durch Ferdinand KRAMER (München) und einer inhaltlichen Einführung<br />

durch Britta KÄGLER (München) eröffnete Gritt BROSOWSKI (Göttingen) das Kolloquium<br />

mit ihrem Vortrag „Am Rande des Fürstentums: Die Witwensitze der Elisabeth von<br />

Dänemark in Braunschweig-Wolfenbüttel (1613-1626)“. Sie betonte darin, daß hochadelige<br />

Frauen in der Frühen Neuzeit einen legitimen Zugang zu Herrschaft hatten, dieses Feld der<br />

legitimen Herrschaftsausübung von Frauen mit Ende des Alten Reiches in den meisten Territorien<br />

jedoch verschwand. Der Ausschluß von Frauen des Hochadels vom politischen Handeln<br />

erweist sich damit als ein Konstrukt der Geschichtswissenschaft. Ein prinzipieller Herr-<br />

∗ Dr. Sven Rabeler, Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, Philosophische Fakultät, Historisches Seminar,<br />

Olshausenstraße 40, D-24098 Kiel.

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