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PDF-Format - Residenzen-Kommission - GWDG

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erneut aufgegriffen. Die dritte und vierte Sektion („Mit oder gegen den Kaiser – Alternativen<br />

fürstlicher Politik im 15. Jahrhundert“ und „Größere Macht – größere Herrschaft?“) betrafen<br />

zunächst die vorreformatorische Zeit. Jörg SCHWARZ (Freiburg) analysierte Agieren und<br />

Interessen Friedrichs des Siegreichen von der Pfalz (1425-1476) vor allem anhand des<br />

Regensburger ‚Christentages‘ von 1471. Die Politik des Wittelsbachers habe auf Konzepten<br />

zwischen Konfrontation (Konflikte mit Kaiser und Reich), Kooperation (Wirken als kaiserlicher<br />

‚Kommissar‘) und Kompensation (‚Mäzenatentum‘) beruht. Mit Albrecht Achilles von<br />

Brandenburg (1414–1486) entwarf Gabriel ZEILINGER (Kiel) ein Gegen-, in gewissem Sinne<br />

aber auch ein Spiegelbild: Konfrontation, Kooperation und legitimierende Kompensation<br />

mischten sich hier in anderer Weise, nicht nur weil der Hohenzoller sozusagen der entgegengesetzte<br />

‚Systemführer‘ war und damit Partner wie Gegner im Vergleich zum Pfälzer<br />

wechseln mußten, sondern auch weil Koalitionen, Fürsteneinung und Reichsdienst die<br />

zentralen Instrumente der Politik Albrechts darstellten. Davon ausgehend zeichnete der<br />

Referent die zeitgenössische Wahrnehmung des Markgrafen sowie seine Behandlung in der<br />

Historiographie nach, zumal in der borussischen des 19. Jahrhunderts. Ausgangspunkt des<br />

Vortrages von Oliver AUGE (Greifswald) war der Umstand, daß sowohl Herzog Magnus II.<br />

von Mecklenburg (1441-1503) als auch Herzog Bogislaw X. von Pommern (1454-1523)<br />

unmittelbar nach ihrem Tod mit dem Epitheton pater patriae bedacht wurden („Der Fürst als<br />

pater patriae – Fürstliche Selbstdarstellung im Nordosten des Reichs um 1500“). Er erklärte<br />

dies mit dem Rückgriff auf zwei Diskurse: zum einen um Ethos und Stellung des Fürsten,<br />

gegründet im höfischen Humanismus und im Römischen Recht, zum anderen um das ‚Land‘,<br />

das um 1500 im humanistischen Sinne zur patria umgedeutet worden sei und zeitgleich eine<br />

administrative, wirtschaftliche, rechtliche und kulturelle Verdichtung und Vereinheitlichung<br />

erfahren habe. Stefan LANG (Tübingen) präsentierte verschiedene Aspekte der Biographie,<br />

der Politik und der Herrschaftspraxis sowie der Deutung des württembergischen Grafen und<br />

Herzogs Eberhard im Bart (1445-1496).<br />

Die beiden abschließenden Sektionen widmeten sich markanten Erscheinungen unter den<br />

Fürsten der Reformationszeit („Eigene Wege im Reich? Reichspolitik und Reformation“ I<br />

und II). Den Anfang machte der Wettiner Friedrich der Weise (1463-1525), dessen<br />

Münzpolitik Sina WESTPHAL (Kiel) beleuchtete. Vor allem die in Nürnberg zahlreich geprägten<br />

Schau- und Kursmünzen hätten der Repräsentation des Kurfürsten gedient und konkrete<br />

politische Inhalte propagiert. Eva SCHLOTHEUBER (Münster) war es vorbehalten,<br />

während der Tagung die einzige Fürstin ausgiebiger vorzustellen: Am Beispiel der Elisabeth<br />

von Braunschweig-Calenberg (1510-1558) ging sie der Frage nach, auf welche Weise eine<br />

Frau diese Rolle habe ausfüllen können („Wenn wir dermal rechnung von unser hausshaltung<br />

fur Gott thun sollen. Die Kirchen-, Gerichts- und Verwaltungsreform der Elisabeth von<br />

Calenberg“). Dabei griff sie unter anderem auf deren Instruktionen für ihren Sohn Erich II.<br />

zurück. Andreas RÜTHER (Gießen) interpretierte das oftmals als vieldeutig und inkonsequent<br />

angesehene politische Handeln Philipps des Großmütigen von Hessen (1504-1567) unter den<br />

Aspekten „Familiensinn“, „Glaubensfrage“ und „Machtprobe“. Konstante Orientierung habe<br />

Philipp in den drei Gruppen Verwandtschaft, Fürstenstand und protestantische Bekenntnisgemeinschaft<br />

gefunden. Einem weiteren Wettiner, Moritz von Sachsen (1521-1553), wandte<br />

sich Harriet RUDOLPH (Trier) zu. Ihr Vortrag beschäftigte sich mit der Frage, welches Bild<br />

Moritz von Sachsen selbst und seine Nachfolger von diesem ersten albertinischen Kurfürsten<br />

und Hercules Saxonicus entwarfen, welche visuellen Vermittlungsstrategien dabei zur<br />

Anwendung kamen und auf welche ‚Öffentlichkeiten‘ diese jeweils ausgerichtet waren. Den<br />

Schlußpunkt setzte die Zusammenfassung von Jan HIRSCHBIEGEL (Kiel), der die<br />

exemplarischen Bilder individueller Fürsten aus der Perspektive der Hofforschung sozusagen<br />

noch einmal strukturell einfing. Unter anderem wies er auf soziale Rahmenbedingungen und<br />

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