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MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER ...

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verwiesen werden können. Bei der Distribution von Wein (Kapitel 7), der importiert werden<br />

mußte, sieht die Autorin in der Unterschiedlichkeit in der Zumessung von Wein an die Angehörigen<br />

des Hofes eine ausgeprägte sozialstratifikatorische Symptomatik. Darüberhinaus<br />

habe sich der Weinkonsum am Hof Heinrichs aber nur im Rahmen der Gastfreundschaft<br />

entfaltet und Wein fand keine Verwendung als Geschenk – ganz im Gegensatz zum französischen<br />

Hof –, wohingegen das im Herrschaftsbereich selbst hergestellte Bier auch in den außerhöfischen<br />

Geschenkverkehr gelangte. Zudem habe hier eine „ethnische Stereotypisierung“<br />

obwaltet, die den Konsum von Wein den Franzosen zuschrieb, denjenigen von Bier den Engländern.<br />

Umfangreich ist der Bereich der Textilien (Kapitel 8). Hier behandelt Schröder nicht<br />

nur die einzelnen Stoffqualitäten und deren Verwendung als Kleidungsstücke, Bezüge, Hand-<br />

und Altartücher, Decken, Wandteppichen und Tischdecken, sondern gibt neben kostümgeschichtlichen<br />

Ausführungen auch einen allgemeinen Überblick über „Prestige und Stellenwert<br />

der Textilien im Hochmittelalter“ (S. 207-210). Besonderes Augenmerk gilt der Ausstattung<br />

verschiedener Personengruppen am Hof (S. 224-239) (Haushalt, königliche Familie,<br />

Boten, Mathilde von Sachsen, Töchter des Königs von Frankreich, Gefangene am Hof). Textilien<br />

waren ganz besonders geeignet als Mittel der Distinktion und Integration, zur ostentativen<br />

Repräsentation und als Träger des Kulturtransfers. Als besonderes Textil werden Prachtzelte<br />

in einem eigenen, dem letzten Kapitel behandelt. Sie dienten der Abgrenzung und Markierung<br />

herrschaftlichen Raumes, waren vielerorts einsetzbar (als Requisit der Reiseherrschaft,<br />

bei der Jagd, auf dem Feldzug, zu festlichen Anlässen), konnten geschmückt und<br />

ausgestattet werden. Überliefert ist das Geschenk eines Prachtzeltes an Friedrich I. Barbarossa<br />

(S. 271-278). – Die vorgeführte Materialität deute nicht nur auf eine funktionierende Infrastruktur<br />

und kenntnisreiches Personal in der Beschaffung und im Transport, sondern auch auf<br />

ein hohes zivilisatorisches Niveau, wie die Autorin abschließend bemerkt. Dabei habe sich<br />

die Prachtentfaltung Heinrichs allerdings in Grenzen gehalten und sei nicht von außerordentlichem<br />

Zuschnitt gewesen. Vielmehr seien die Ausprägungen der am Hof Heinrichs II. vorherrschenden<br />

materiellen Kultur in starker Abhängigkeit von seiner (körperlichen) Präsenz<br />

und Persönlichkeit zu sehen, der die Sachkultur nutzte, um Legitimation und Effizienz seiner<br />

Herrschaft Ausdruck zu verleihen. – Beschlossen wird der Band von einem Orts-, Personen-<br />

und Sachregister. Angemerkt sei lediglich, daß ein Katalog der überlieferten Gegenstände<br />

dieser wichtigen Arbeit zur höfischen Sachkultur weiteren Wert verliehen hätte.<br />

76<br />

Jan Hirschbiegel,Kiel

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