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MITTEILUNGEN DER RESIDENZEN-KOMMISSION DER ...

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ich II. unter verschiedenen Aspekten“ zu behandeln, sondern auch „überblicksartige Darstellungen“<br />

zu geben (S. 15). So widmet sich Kapitel 2 unter der Überschrift „Der Körper des<br />

Herrschers und die Dinge: Materielle Kultur und persönliche Herrschaftsrepräsentation bei<br />

Heinrich II. von England“ (S. 27-56) der Bedeutung der Präsenz des Herrschers. Mit der<br />

herrscherlichen Kleidung und der königlichen Jagd werden zwei Aspekte herausgegriffen.<br />

Schröder stellt fest, daß unter Bezug auf die Vorbildhaftigkeit Karls des Großen vor allem die<br />

Funktionalität der Bekleidung, weniger die Prächtigkeit hervorgehoben wird, und dies ganz<br />

im Gegensatz zu Heinrichs Kanzler Thomas Becket und seinem Sohn Richard (I.), wofür die<br />

Autorin die sinnvolle Umschreibung der „delegierten Repräsentation“ findet. Die Jagd unterstreiche<br />

ebenso wie die Forstpolitik Heinrichs die Effizienz der durch ihn ausgeübten Herrschaft:<br />

mobil, aktiv, präsent, militärisch und körperlich leistungsfähig. Kapitel 3: „Christentum,<br />

Besitz, Freigebigkeit und Herrschaft: Anforderungen an den König und ‚fromme Gaben‘“<br />

(S. 57-76) versteht sich als Skizze, steht bei Schröder doch wie einleitend beschrieben<br />

die dem sakralen Bereich zuzuordnende Sachkultur nicht im Zentrum der Untersuchung. Sie<br />

kontrastiert Heinrichs Zuwendungen, die sie als ziel- und bedarfsorientiert definiert, mit dem<br />

zeitgenössischen Anforderungsprofil an einen Herrscher, was Großzügigkeit, Freigebigkeit<br />

und angemessenes Schenken betrifft. Das Urteil der Quellen ist allerdings uneinheitlich und<br />

Heinrich wird sowohl als freigebig als auch als unangemessen schenkend dargestellt. Sinn<br />

macht dieses Kapitel wegen des Folgekapitels, das sich mit den „Gaben Heinrichs II. an weltliche<br />

Herrscher und Höfe“ beschäftigt (S. 77-103). Nach einführenden Bemerkungen behandeln<br />

drei Abschnitte die „Gaben am eigenen Hof; Patronage, Belohnung und Bezahlung“, die<br />

„Geschenke an andere Höfe“ (Sachsen und Bayern, Friedrich I. Barbarossa, Flandern, Sizilien,<br />

Konstantinopel, Iberische Halbinsel, Skandinavien, Schottland, Irland, aber auch die<br />

Kurie) und die Rolle der „Geschenke im Rahmen der Sachkultur“. Das Spektrum der Gaben,<br />

die Heinrich verteilte bzw. verteilen ließ, weicht kaum ab von dem aus späteren Jahrhunderten<br />

und an anderen Orten bekannten Gepflogenheiten: Edelmetalle in Form von goldenen und<br />

silbernen Gefäßen und Münzen, liturgisches Gerät, Geld, Edelsteine, Stoffe, Pelze, Tiere<br />

(Pferde, Hunde, Beizvögel, Rehe und Hirsche), Bier und Wein, des weiteren Prachtzelte und<br />

Rüstungen sowie militärische Ausrüstungsgegenstände. Waffen, Menschen, Pflanzen scheinen<br />

auch hier keine Verwendung im Gabentausch gefunden zu haben. Gelegenheiten waren<br />

die Versorgung des Hofes (Bekleidung und Nahrungsmittel), der diplomatische Verkehr, die<br />

Etablierung dynastischer Verbindungen und Feste. Schön wäre es gewesen, wenn quasi als<br />

Gegenprobe Geschenke bekannt wären, die Heinrich erhalten hat. Das letzte Kapitel des<br />

ersten Teils stellt einschließlich der Bedeutung Londons für die materielle höfische Kultur<br />

„Finanzierung, Organisation und Infrastruktur der materiellen Kultur am Hof Heinrichs II.“<br />

(S. 103-140) vor. Die den zweiten Teil der Arbeit bestimmenden Kapitel befassen sich mit<br />

Rotwild, Rehen und Damwild (S. 143-173), Wein und cervisia (S. 174-204), Textilien<br />

(S. 205-243) sowie Prachtzelten (S. 244-278) und vertiefen damit die schon im ersten Teil<br />

eingeführten Bereiche der Sachkultur und deren Bedeutung für die Herrschaftsrepräsentation<br />

Heinrichs II.: „Einzelstudien, die jeweils die Leitfrage untersuchen, indem sie von einer<br />

Gruppe von Gegenständen ausgehen“ (S. 15). Die Auswahl orientiert sich an der Überlieferung<br />

und der Wahrnehmung dieser Gegenstände an anderen Höfen (S. 16). Kapitel 6 beschäftigt<br />

sich nicht allein mit dem Wild, sondern auch mit der Forstpolitik Heinrichs II. So haben<br />

Wildgeschenke wie beispielsweise an Philipp II. August oder an den Grafen von Flandern<br />

nicht nur die Funktion gehabt, „auf die zivilisatorischen, finanziellen, materiellen und infrastrukturellen<br />

Kapazitäten des Absenders, sondern auch auch auf dessen Machtstellung in<br />

seinem Herrschaftsbereich“ (S. 172) zu verweisen. Gleichzeitig habe, so Schröder, auf diese<br />

Weise aber auch die Repräsentation der logistischen Fähigkeiten gelingen können, eine erfolgreiche<br />

Forstpolitik vorgeführt und auf die entwickelte Kultur der englischen Wildparks<br />

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